Ergebnisse aus dem Themenforum 1: Zum Engagieren motivieren – wie die Gewinnung von Förderern gelingt In diesem Workshop ging es darum, das Augenmerk auf aktuelle Herausforderungen im Bereich der Gewinnung von Förderern und deren langfristige Bindung zu richten. Vorrangiges Ziel war es, mit der Darstellung von Praxisbeispielen konkrete Lern- und Diskussionsmöglichkeiten anzubieten und die Teilnehmer in einem offenen Austausch selbst zu Wort kommen zu lassen. Auf diese Weise sollten ganz konkrete Anregungen und Empfehlungen für den Ausbau eigener Fundraisingaktivitäten vermittelt werden. Themenpaten : Dr. Frank Frieß, Referatsleiter Fundraising TUM, München Dagmar Minnich, Deutschland-Stipendium und Fundraising HTW Berlin Dr. Alexander Tiefenbacher, Leiter Servicezentrum Deutschlandstipendium, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Moderation: Susanne Blumenthal, ModConsulting München Für das Themenforum 1 hatten sich ca. 80 Teilnehmer angemeldet. Im Schwerpunkt waren es Vertreter der Hochschulen, vor allem die Verantwortlichen für Fundraising, Kooperationspartner anderer Stiftungen und Initiativen sowie einige Förderer. Zum Einstieg präsentierten die drei Themenpaten aktuelle Forschungsergebnisse, persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse aus intensiver Fundraisingarbeit im Sinne eines Best Practice. Es wurden unterschiedliche Zugänge zu den Themen gewählt, was die Vorträge anschaulich machte und für die große Teilnehmergruppe inspirierend war. Zunächst stellte Dr. Tiefenbacher kompakt die Resultate der Evaluation vor, die im Zeitraum zwischen dem 1.1.2014 und 31.12.2015 durchgeführt worden war. Kondensiert auf die wesentlichen Daten, wurden zum Teil erstaunliche Ergebnisse präsentiert. Beispielsweise, dass 32 % der privaten Mittelgeber für das Deutschlandstipendium damit zum ersten Mal überhaupt für ein gesellschaftliches Engagement gewonnenen wurden! In der sich anschließenden Debatte wurde das hinterfragt und Dr. Tiefenbacher konnte aufzeigen, dass ein solches Instrument wie das Deutschlandstipendium nicht nur vordergründig Spenden generiert, sondern weitergehend in eine Gesellschaft hineinwirkt. Man könnte fast davon sprechen, dass es „demokratisierend“ wirkt. Im späteren Verlauf des Themenforums setzte Dr. Frieß aus München hier noch nach und bezeichnete das Deutschlandstipendium als „Erziehung zur Philanthropie“. Von Seiten einiger Vertreter privater Hochschulen wurde mit Interesse die Empfehlung der Evaluation zu mehr Einbindung der privaten Hochschulen aufgegriffen. Skeptisch wurde gefragt, inwieweit denn von Seiten der Spender hier überhaupt Interesse vorhanden sein kann, von Bedürftigkeit könne man ja wohl nicht ausgehen. Dr. Tiefenbacher verdeutlichte an dieser Stelle, dass die finanzielle Unterstützung nicht im Vordergrund stehen muss. Die Würdigung der Leistung der Studierenden und die ideellen Förderungsmöglichkeiten mögen für viele wesentlicher sein und damit auch für Studierende an privaten Hochschulen attraktiv. So bedeutsam die Ergebnisse der Evaluation für die weitere Förderung des Deutschlandstipendiums auch sind, Dr. Tiefenbacher betonte die Notwendigkeit der individuellen Profilierung jeder Hochschule in ihrer spezifischen Fundraisingarbeit. Dagmar Minnich gab dazu eine Darstellung, mit welch vielfältigen Initiativen Spender geworben werden können. Sie zeigte, wie gedankt und gewürdigt wird, wie Stipendiaten Kontakt und Dialog mit den Förderern nahegebracht werden, wie sie darin unterstützt werden können und wie mit gutem Netzwerk zusätzliche Gelder und Förderung von Unternehmen akquiriert werden. Sie schilderte auch, wie eine Vernetzung von Hochschulen gelingt, z. B., dass sich in Berlin 6 Hochschulen miteinander verbinden, gemeinsam agieren, Gelder auftun und sogar Studiengänge verknüpfen. Es wurde seitens der Teilnehmer gefragt, wie eine solche Vielfalt von Initiativen und Groß-Events von einer Hochschule geleistet werden könne, und die Antwort war klar. Gute Fundraisingarbeit benötigt einen engen Draht zur Hochschulleitung. Der persönliche Einsatz sei unerlässlich, eine strukturelle Anbindung der Fundraiser bei der Hochschulleitung sei sehr zu empfehlen. Dr. Frieß als dritter Themenpate zeigte den Spannungsbogen der Fundraisingarbeit in pointierter Weise auf. Zwei Geschichten wurden erzählt – echte Geschichten, wie sie beim Spendeneinwerben passieren. Eine feine Erfolgsgeschichte und auch eine, die nicht zum Erfolg führte. Die Abhängigkeiten von Unwägbarem und der hohe Stellenwert des persönlichen Engagements wurden deutlich. Als grundlegende Maßgabe stellte Dr. Frieß die entscheidende Bedeutung von DANKE heraus. Der Dank an den Spender dürfe nicht übersehen werden. Aus Dankbarkeit entstehe Großzügigkeit und daraus erwachse Nachhaltigkeit. Er warnte davor, die Danksagung direkt mit der Bitte um eine Neu-Spende zu verknüpfen. Beide Gesten müssten unabhängig und getrennt voneinander gehalten werden. Zum Zweiten zeigte Dr. Frieß den besonderen Nutzen des Deutschlandstipendiums für Unternehmen auf, die in ihrem Engagement nach sehr viel mehr als dem unmittelbaren Vorteil fragen. Das Deutschlandstipendium ist konzipiert als ein dialogorientiertes Instrument, das auf Kontakt, Austausch und langfristigen Beziehungsaufbau ausgerichtet ist. Dadurch kann es Erkenntnismöglichkeiten gerade für Unternehmen schaffen, die diese auf andere Weise so nicht erzielen können. Dr. Frieß führte aus, die neue Mitarbeitergeneration, die sogenannte Z-Generation, ist anspruchsvoll und schwierig in ihren Werten zu erfassen. Es gilt, sie zu verstehen und zu erkennen, wie sie zu gewinnen und zu halten ist. Das Deutschlandstipendium ermöglicht es, den Dialog mit Nachwuchskräften zu finden und Feedback aus besonderer Perspektive zu erhalten. Damit ist das Deutschlandstipendium ein sehr modernes Instrument. Der Ansatz von Dr. Frieß, eine Geschichte einzubringen, die auch mal nicht zum Erfolg führte, war die Initialzündung für einen lebendigen Austausch, bei dem sich ein Großteil der Teilnehmer einbrachte und intensiv beteiligte. Zentral war die Frage „Was mach‘ ich wenn ...“ – z. B. wenn es Einwände von potentiellen Spendern gibt. Oder: an welche Interessen der Förderer lässt sich appellieren? Woran gilt es, sich zu orientieren? Wie lassen sich Spenden bei Unternehmen einwerben, wenn der eigene Studiengang nicht direkt als Recruitingbasis dienen kann? An wendet man sich, wenn man Pflegekräfte oder Sportwissenschaftler ausbildet? Breitgefächert wurde aus der Praxis der einzelnen Hochschulen gefragt und ebenso breit und praxisorientiert wurde im Teilnehmerkreis geantwortet, wurden hilfreiche Empfehlungen und Erfahrungen ausgetauscht. Auch unterschiedliche Formate in den Ansprachen von potenziellen Spendern wurden erfahrungsorientiert diskutiert. Wie, mit welchen Fragen und Sätzen spricht man noch unbekannte Unternehmen an? Wie fragt man sich zum Zuständigen durch? Wie wird ein Gespräch verabredet und mit welchen Worten stellt man die entscheidende Frage nach der Spende? Das Themenforum 1 in seiner Zielsetzung, durch den direkten Austausch mit anderen Hochschulen Anregungen und Empfehlungen zu geben, schloss die Arbeit ab mit spontanen Geschichten zu ganz besonderen Erfahrungen und unerwarteten Spendenerfolgen. Geschichten, wie ein Seniorenstudent zum Förderer wurde oder wie die besondere Höflichkeit bei der Betreuung eines Alumni unerwartet ein neues Stipendium generierte, wie vier Religionslehrer sich eine Stipendiatenförderung teilen oder wie das Interesse an der Förderung junger Leute sich im Engagement für den CVJM zeigt und auf das Deutschlandstipendium ausgeweitet werden konnte. Die angeregte Debatte und der handlungsorientierte Erfahrungsaustausch unter den Fundraisern zeigte, dass das Interesse und auch die eigene Begeisterung für das Deutschlandstipendium an den Hochschulen ungebrochen ist und weiter wächst. Anfängliche Skepsis ist jetzt dem Zupacken, Ausprobieren und dem Interesse am Austausch der verschiedenen Wege gewichen. Man schätzt den Kontakt zu anderen Hochschulen, um Umsetzungsfragen konkret diskutieren zu können. Zum Ende des Forums zeigte sich das wachsende Selbstbewusstsein zum Deutschlandstipendium in der Äußerung einer Teilnehmerin, die meinte: „Mit dem Deutschlandstipendium brauchen wir uns nicht verstecken, damit haben wir etwas in der Hand, das von hohem Nutzen für den Spender ist!“ Dieses gewachsene Selbstbewusstsein steckte offensichtlich an. Es gab Teilnehmerstimmen im Hinausgehen wie …“ ich war mir unsicher, ob das was für uns ist – jetzt ist klar, dass wir das auch machen müssen!“
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