Karnevalspredigt 2015 - Katholische Pfarreiengemeinschaft Simmern

Karnevalspredigt 2015
Wenn man die Welt und das ganze Durcheinander so sieht,
da kann man sich schon fragen:
Wie konnte es eigentlich dazu kommen?
Wie hat das eigentlich angefangen? War das schon immer so?
Wie war das eigentlich, als Gott Himmel und Erde schuf?
Fritzchen kommt aus dem Kommunionunterricht.
Als ihn seine Mutter fragt, was er gelernt habe, erzählt er: ''Gott ist ein Quirl!''
Mutter meint, das könne ja gar nicht sein, aber Fritzchen besteht darauf,
und man einigt sich, dass Fritzchen die Kommunionkatechetin nochmal fragt.
Eine Woche später, als Fritzchen wieder heimkommt,
fragt die Mutter: ''Na, wie ist das nun mit dem Quirl?''
Darauf Fritzchen: ''Ja, ja, Du hast ja recht, Gott ist kein Quirl, er ist ein Schöpfer –
Quirl, Schöpfer: ich wusste doch, dass es irgend was aus der Küche war!''
Quirl hin Schöpfer her, man kann wirklich staunen,
wie Gott das alles so super hingekriegt hat mit der Schöpfung,
und vor allem in so kurzer Zeit.
Wenn ich an meine Baustelle im Pfarrhaus vergangenes Jahr denke, frage ich mich: Wie hat Gott
das geschafft, die Welt so schnell in sechs Tagen zu erschaffen?
Aber er war halt nicht auf Handwerker angewiesen!
Ein besonderes Wunder der Schöpfung ist der Mann.
Die Erde war, doch ringsumher
war alles trocken, öd und leer;
als Gott gedachte, dass aus Erde
ein Mensch mit Leib und Seele werde.
Er formte einen Erdenkloß
so ungefähr einssiebzig groß,
so wie ein Töpfer sich bequem
Figuren formt aus weichem Lehm.
Und dem, was vor ihm lag im Grase,
blies Atem er in seine Nase.
Und er schaute es sich an:
Fertig war der erste Mann!
Eigentlich geht gar nicht mehr. Aber ein noch besondereres Wunder ist die Frau:
Der Mann war schon ein Meisterstück,
doch eines fehlte ihm zum Glück:
ein Lebewesen, das dem Mann
als Freund und Partner dienen kann.
Denn sprach der Herr, es ist nicht gut,
dass er allein tut, was er tut.
Gott sorgte dafür, dass Adam tief
und wie bewusstlos weiterschlief.
Drauf ohne Schmerz und aufmerksam
er eine Rippe ihm entnahm,
worauf dann schön und elegant,
ein zweiter Mensch bald vor ihm stand.
Und er staunte: Ei, da schau!
Fertig ist die erste Frau!
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Aber auch nicht ganz unbesonders sind die Tiere. So soll Adam gesagt haben:
Ein Glück, zu sehn das Licht der Sonne!
Und Vogelzwitschern – welche Wonne!
Aber wo die Vögel zwitschern, da ist die Katze meist nicht weit. So auch im Paradies.
Gott hat sie bei der Schöpfung ja bekanntlich mit Krallen versehen.
Zum Bäume hochzuklettern, v.a. aber zum Testen von Tapeten und Polstern,
was die meisten leider nicht bestehen.
Aber dafür hat die Katze keinen Daumen, und das ist fatal,
denn nur mit Krallen kann sie keine Dose öffnen.
Und welche Katze will schon nur vom Mäusefangen leben.
Aber zum Dosenöffnen hat Gott ja den Menschen geschaffen, wie klug.
Sieht die erste Katze im Paradies,
wie Adam da sitzt und genüsslich ein Schinkenbrötchen verzehrt.
Die Katze seufzt: „Als unser aller Schöpfer, der liebevolle Gottkater,
seine Geschöpfe in solche mit Daumen und ohne Daumen einteilte,
da bestimmte er zugleich
in den Speisungsvorschriften des Vierten der Fünf Bücher Mauses,
dass der Daumeneigner dem Daumenlosen zu helfen habe,
andernfalls der Herr sich ergrimmen würde,
da ist die Rede von einer Schreuheckenplage.
Aber reden wir nicht von Strafen, reden wir lieber davon, wie man sie vermeidet.
Da lesen wir: So ein Daumeneigner ein Schinkenbrötchen isset
und sich ein Daumenloser einstellt, ihm beim Mahle Gesellschaft zu leisten,
so soll dem Daumeneigner nur der Schinken zustehen,
welcher vom Brötchen bedecket wird.
Den Schinken aber, welcher nicht vom Brötchen bedecket wird,
sondern aus ihm herausraget, soll er nicht essen,
sondern, so ein Daumenloser vor ihm sitzet, ihn fragen, ob der gewillt sei,
den nicht bedeckten Schinken, welcher ihm zustehet ...
Aber halt! Genug der heiligen Worte! Adam!
Wir reden hier über Religion, derweil das Brötchen in deiner Hand immer kleiner wird
und deine Schuld mir gegenüber immer größer.
Lass mich deine klare Frage daher mit einer ebenso klaren Antwort belohnen:
Ja! Ich will den mir zustehenden Schinken.
Reiß ihn ab, Adam, wirf ihn her, damit es dir wohlergehe
und du lange Dosen öffnen kannst auf Erden!“ (nach R. Gernhardt)
Wie wäre das eigentlich gewesen, wenn Gott die Welt nicht als Garten
sondern als Urwald geschaffen hätte?
Dann hätte es sicher auch einen Papagei im Paradies gegeben.
Ich liebe Papageien, obwohl sie gar nicht immer so lieb sind.
Zu Tünnes z.B. kam ein Handwerker.
Tünnes sagt: Ich bin nicht da, aber ich lege Ihnen den Schlüssel unter die Fußmatte.
Aber passen Sie auf!
Drinnen ist mein Hund, der Pluto. Der sieht gefährlich aus, macht aber nichts.
Aber da ist auch mein Papagei. Mit dem dürfen Sie auf gar keinen Fall reden!
So geht es auch.
Pluto sieht furchterregend aus, liegt aber ganz brav und wedelt mit dem Schwanz.
Aber der Papagei fängt sofort an, den Handwerker wüste zu beschimpfen:
„Du elender Faulenzer! Du jämmerlicher Schlappschwanz,“
das sind noch die mildesten Ausdücke. Und es hat gar kein Ende.
Er hört einfach nicht auf.Bis es dem Handwerker zu bunt wird:
„Halt endlich dein Maul,“ brüllt er den Papagei an.
Der schaut auf den Hund und krächzt: „Pluto, fass!“
Ja, es ist mit den Tieren wahrlich nicht immer paradiesisch.
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Aber lassen wir die Katzen und die Papageien.
Viel häufiger wird in der Bibel ja über die Schafe gesprochen.
Neulich kam eine Frau zu mir und sagte:
„Herr Pastor, das muss ich mal sagen.
Sie predigen immer so herzergreifend über den Guten Hirten
und das geschorene Schaf.“
Aber nein, sage ich, liebe Frau, das ist doch das verlorene Schaf.
Egal, sagt sie, färbt das mit den Schafen nicht auf Dauer ab?
Da antworte ich ihr aber klar und deutlich:
Näääää.
So ähnlich hat es angefangen
mit Menschen, Katzen, Schafen, Schlangen,
Als Gott der Herr mit lautem Ruf
Mensch, Tiere und die Welt erschuf.
Wir sehen: Es war von Anfang an ein ziemliches Durcheinander,
und Gott hat bis heute alle Hände voll zu tun, Ordnung in dieses Chaos zu bringen.
Das mag uns trösten, wenn auch bei uns heute vieles drunter und drüber geht
im Kleinen wie im Großen.
Wie schon der Engländer (und meine Hausfrau) sagt:
It’s a small world, but not, if you have to clean it.
Es ist eine kleine Welt, nur nicht wenn man sie in Ordnung halten muss. Helau!
© Pastor Lutz Schultz
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