[ SPECIAL ] ZELLCHEMING/ PAPIERERZEUGUNG 06 Nr. 2016 www.apr.de AKTUELLE PAPIER-RUNDSCHAU CROSSMEDIA-INFORMATION FÜR ENTSCHEIDER DER PAPIERWIRTSCHAFT ANZEIGE Fit für die Zukunft (S. 36) Interviews auf der drupa Altpapier – Weltrohstoff im Wandel Durchbruch bei der Analyse von Füllstoffen T EC H N I K Anzeige y ||| QUELLE: SÖDR A r ||| T it e ls t o Das Werk von Södra in Värö Värö-Werkleiter Jonas Eriksson [ T I T E L S T ORY ] SÖDRA CELL: FIT FÜR DIE ZUKUNFT Als Södra Cell, schwedischer Produzent von Marktzellstoff, vor einigen Jahren seine Zukunftsvision bis 2020 präsentierte, gründete er seine Strategie auf fünf Säulen: organisches Wachstum, Produkte, kontinuierliche Verbesserungen, Qualität sowie Verantwortung und Lernbereitschaft. M it Hilfe der größten Investition in der 80-jährigen Geschichte des Unternehmens und mit Verbesserungen in allen drei Zellstoffwerken ist Södra jetzt dabei, dieses Wachstum zu realisieren. Das Unternehmen hat erkannt, dass es mit seinen Kunden wachsen, für seine Waldbesitzer Werte schaffen und seine Stellung auf dem expandierenden globalen Markt für Langfaserzellstoff ausbauen muss, um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Löwenanteil der 550-Mio.-EuroInvestition entfällt auf die Kapazitätserweiterung in Värö von jetzt 425.000 auf künftig 700.000 t Zellstoff im Jahr. Mit einer fast komplett neu errichteten Produktionslinie wird das Werk zum weltweit effizientesten und modernsten seiner Art. Parallel durchläuft der Standort Mörrum ein abgestuftes Investitionsprogramm mit den Schwerpunkten Qualitätssteigerung, Verbesserung der Energieeffizienz und Kapazitätserweiterung auf 500.000 jato (von denen rund 200.000 t auf Textilzellstoff entfallen). Södra Cell Mörrum erwirbt sich zunehmend ein Renommee als Anbieter von Spezialzellstoffen mit einem sehr hohen Wert für die Kunden. Mönsterås, das größte Werk des Unternehmens, gehört bereits heute zu den größten und effizientesten Langfaserzellstoffwerken der Welt. 36 Die Unternehmensstrategie von Södra basiert nach Södra Cell-CEO Gunilla Saltin auf wertschöpfenden Beziehungen und einem langfristigen Konzept, das bereits im Wald ansetzt. Die ungewöhnliche Struktur des Unternehmens lässt nur eine solche langfristige Planung zu: Denn die Södra-Gruppe befindet sich im Besitz von rund 50.000 Waldbesitzern in Südschweden, die in ihrer Gesamtheit den größten privaten Landeigentümer der Region bilden. Aufgabe von Södra Cell, dem Geschäftsbereich für Marktzellstoff, ist es, den Wert der Wälder für seine Eigner zu erhöhen, indem aus den bereitgestellten Fasern werthaltige Produkte erzeugt werden, die das Interesse der Käufer finden. Neben Papierzellstoff spielt hier seit einigen Jahren Textilzellstoff sowie in zunehmendem Umfang grüne Energie eine entscheidende Rolle. Der Zeitpunkt der Erweiterung ist nicht zufällig gewählt. Gunilla Saltin erklärt: „Der Werkleiter von Värö hatte schon seit geraumer Zeit entsprechende Pläne in der Schublade, aber wir mussten zuerst die für die Kapazitätserweiterung erforderliche Faserversorgung sicherstellen. Mit der Schließung mehrerer Papierfabriken in der Region sowie des Södra-Werkes im norwegischen Tofte ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen. Das Faserangebot ist hoch, und so können wir jetzt aus diesen Fasern das Beste machen – das ist eine gute Nachricht für uns und unsere Eigentümer.“ Nach dem vorübergehenden Stillstand des Werkes Värö für die abschließenden Installationsarbeiten wird es darum gehen, die Wiederinbetriebnahme für die Kunden so reibungslos und störungsfrei wie möglich zu gestalten. Die offizielle Eröffnung im Beisein Seiner Majestät König Carl XVI. von Schweden wird im September stattfinden. Werkleiter Jonas Eriksson freut sich besonders darüber, dass der Tagesbetrieb unter den umfangreichen Umbauarbeiten kaum gelitten hat. Bei den Planungen hatte ein Hauptaugenmerk auf der Gewährleistung des Normalbetriebs – mit Ausnahme der kurzen abschließenden Umstellungsphase – gelegen. Bis zu 2800 Menschen waren zwischenzeitlich auf der Baustelle beschäftigt, die zentrale Rolle hat nach Eriksson die ständige Belegschaft gespielt. „Es bedarf einer sehr guten inneren Einstellung, um ein derartiges Projekt erfolgreich zu meistern. Wir haben sorgfältig darauf geachtet, dass keine Trennung zwischen altem und neuem Team entsteht – jeder Mitarbeiter arbeitete früher oder später für beide Produktionsstraßen, die bestehende sowie die neu zu Nr. 06/2016 AKTUELLE PAPIER-RUNDSCHAU | www.apr.de T EC H N I K Anzeige errichtende, so dass jeder eine persönliche Beziehung zum Ganzen entwickeln konnte. Das ist uns sehr wichtig. Unsere Mitarbeiter haben in diesem Parallelbetrieb eine fantastische Arbeit geleistet.“ Ein Blick voraus Der Umbau in Värö ist so umfassend, dass praktisch eine komplett neue Produktionslinie entsteht (siehe Kasten). Entscheidend für die Durchführbarkeit eines solchen Projekts ist die Werktradition des vorausschauenden Denkens: Mehrere entscheidende Teile der bestehenden Anlage wurden von vornherein für größere Kapazitäten ausgelegt, um auch einmal Erweiterungen wie die heutige zu ermöglichen. Genau diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Erweiterung gegenüber einer kompletten Neuinstallation deutlich kostengünstiger ausfällt. Die Verdampfungsanlage z.B., bereits 2009 installiert, hat genügend Kapazität, um den Zuwachs von 550 auf 900 t/h zu bewältigen. Der Rückgewinnungsboiler von 2002 wurde mit einer erweiterbaren Wand ausgestattet, durch die ein drittes Rauchgasrohr installiert und die Kapazität des Wärmetauschers erhöht werden konnte. Die ScreeningAnlage wurde bereits ein Jahr vor Projektbeginn verlegt, was nun die Installationsarbeiten erleichtert. Ein zusätzlicher Vorteil für Värö ist die unmittelbare Nachbarschaft zum größten Sägewerk des Unternehmens (und Schwedens). Diese ermöglicht z.B. eine Kooperation von Säge- und Zellstoffwerk in den Bereichen Wartung und Logistik. Die Hackschnitzel aus dem Sägewerk landen direkt im Zellstoffwerk. Dort wiederum wird Rinde getrocknet und an Fernwärmeunternehmen verkauft, während das Sägemehl teils zu Pellets verarbeitet und verkauft, teils zur Befeuerung der Kaustizierungsanlage verwendet wird. Im Gegenzug bezieht das Sägewerk Wasserdampf und Elektrizität aus dem Zellstoffwerk. Das sind extrem gute Synergien, so betont Eriksson, die Värö besonders energieeffizient machen. Und angesichts einer Produktionssteigerung im Bereich grüner Energie von 900 auf 1600 GWh ist Effizienz wichtig. Eriksson weiß die räumliche Nähe zur Faserquelle sehr zu schätzen. „Wenn wir über die Größe unserer Hackschnitzel sprechen müssen, können wir das www.apr.de | AKTUELLE PAPIER-RUNDSCHAU Nr. 06/2016 beim Mittagessen tun“, sagt er. „Auch wenn wir zum selben Unternehmen wie unsere Lieferanten gehören, heißt das nicht, dass wir nicht anspruchsvoll sind. Im Gegenteil: Wir investieren in modernste Holzverarbeitungsanlagen, um absolute Spitzenleistungen in Konsistenz und Qualität garantieren zu können.“ Das Werk in Värö wird künftig vermehrt Durchforstungsholz von den Södra-Mitgliedern beziehen. Dieses Holz ist besonders wichtig für die Herstellung von hochwertigem Zellstoff für die Hygieneindustrie, bei dem es auf Zugfestigkeit und Weichheit zugleich ankommt. Auf die im Premiumsegment erzielten Fortschritte ist Södra besonders stolz. „Wir kommen jetzt sehr dicht an die Qualität von kanadischem Langfaserzellstoff heran“, erklärt Gunilla Saltin, „und das ist eine echte Errungenschaft in Anbetracht unserer ganz anderen Ausgangsbasis. Die kanadischen Fasern sind länger und haben dünnere Wände, was ihnen einen Startvorteil verschafft. Aber wir wollen noch mehr. Wir wollen noch genauer verstehen, was der Kunde von unserem Zellstoff erwartet. Worin besteht für ihn die wichtigste Wertschöpfung? Gegenwärtig bemühen wir uns, den Kontakt zum Kunden weiter zu intensivieren, um seine Erwartungen jetzt und in Zukunft auch wirklich erfüllen können. In diesem Sinne entwickeln wir uns zunehmend vom Produkthersteller zum Serviceanbieter, der seinen Kunden anstelle von Standardware maßgeschneiderte Lösungen liefern kann. Unser Motto lautet: Was immer Sie sich wünschen – wir realisieren es.“ Bestandteil dieser stärker zielgerichteten Initiative wird ein neues Serviceangebot namens Pulp+ sein, das an die Stelle der PulpServices tritt und von dem sich Södra in vielerlei Hinsicht eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden verspricht. Unter anderem soll der Bereich Forschung und Entwicklung stärker in die Zusammenarbeit eingebunden werden, und auch für diese Aufgabe ist Värö bestens aufgestellt. Zwischen dem Werk und der auf demselben Gelände untergebrachten Innovationsabteilung findet ein reger Austausch statt. „Das ist das Gesicht der Zukunft“, resümiert Jonas Eriksson. „Wir sind sehr flexibel und stets daran i nter essier t , neue Betätigungsfelder und Innovationen zu entwickeln – auch mit Blick auf neue Kunden, vorrangig aber für unsere bestehende Kundenbasis. Wir setzen auf eine langfristige Zukunft und hoffen, dass unsere Kunden diesen Weg mit uns gemeinsam gehen.“ | Im Sack verpackte Pellets Viel mehr als ein Facelifting Das Werk wurde fast komplett umgebaut und gehört nun zu den weltweit modernsten seiner Art. Hackschnitzelwerk • Zusätzliche Entrindungsanlage • Neue Screening-Anlage • Neues Hackschnitzellager Kocheranlage und Zellstoffwerk • Neue Kocheranlage mit kontinuierlichem Kocher • Umrüstung der Zellstofflinie • ECF- und TCF-Bleiche Turbine/Kühlturm • Erweiterter Sodarückgewinnungskessel • Ergänzung und Erweiterung der Verdampfungsanlage • Zusätzliche Turbine mit Kondensatorstufe • Neuer Kühlturm Trocknung • Umrüstung der Trockenanlage Kaustifizierung • Neue Kaustizierungsanlage (im Rahmen eines früheren Projekts eingerichtet, Inbetriebnahme im Frühjahr 2014) • Neuer Weißlaugenfilter Logistik • Erweiterung von Holzplatz und Lager flächen auf dem Werkgelände • Erweiterung der Transportkapazitäten via • Straße und Schiene Nachhaltigkeit • Neue biologische Abwasseraufbereitungsanlage • Abwasserfilterung • Lärmschutzmaßnahmen • Rauchgasreinigung 37 We Coming soon You
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