Call for Paper für den interdisziplinären Workshop Das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit im Kontext von Sexarbeit: historische, politische, soziale, rechtliche Kontinuitäten und Widersprüche 10. bis 13. November 2016 in Zürich Aktuelle internationale Entwicklungen im Feld der Sexarbeit, wie die Diskussionen um das Prostitutiertenschutzgesetz in Deutschland, die Installation von sogenannten Sexboxen in der Schweiz, und die nicht endenden Diskussionen um die Abschaffung der Zwangsuntersuchungen für Sexarbeiter_innen in Österreich, werfen u. a. Fragen nach der Bestimmung des Verhältnisses von Privatheit und Öffentlichkeit auf.Gerade im Bereich der Sexarbeit können Fragen um dieses Verhältnis bereichernde Erkenntnisse bringen, da Sexualität allgemein eher als privat verstanden wird, Arbeit jedoch als öffentlich. Doch beim genaueren Betrachten von Arbeitsverhältnissen wird schnell klar, dass reproduktive Tätigkeiten, Sorge- und Pflegearbeit oft nicht öffentlich sind. Die Trennungen sind also nicht so leicht aufrechtzuerhalten. Was ist ein öffentlicher Ort, was ein privater? Ein Bordell, ein Straßenstrich, eine Table-Dance-Bar? Inwiefern werden an Orten der Sexarbeit Formen von Privatheit hergestellt? Oder: Was ist privat, was intim, was öffentlich; sind diese Definitionen historisch gewachsen und wer bestimmt sie? Mithin ist die Unterscheidung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit historisch unmittelbar mit der Frage nach geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung wie auch mit politischer Partizipation verbunden. Die Trennung zwischen Privatem und Öffentlichem ist weniger kohärent als vielmehr kontingent, ambivalent und widersprüchlich. Prostitution befindet sich an der Schnittstelle von Privatheit und Öffentlichkeit und lässt sich entsprechend weder der einen noch der anderen Sphäre eindeutig zuordnen. Die Bestimmung von Öffentlichkeit und Privatheit erweist sich in dem Forschungsfeld Sexarbeit somit als ein zentrales Problem. Daher möchte der Workshop u.a. folgende Fragen aus einer interdisziplinären Perspektive (erziehungswissenschaftlich, soziologisch, rechtswissenschaftlich, sozialphilosophisch, historisch, geschlechtertheoretisch, etc.) ausloten und gemeinsam diskutieren: - - - - Inwiefern wird Prostitution und werden Orte der Prostitution als öffentlich und/oder als privat definiert? Wie wird das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit in diesem Feld aus den unterschiedlichen disziplinären Herangehensweisen bestimmt? Welche divergenten Lebens- und Arbeitsentwürfe lassen sich mit den Figuren von Privatheit und Öffentlichkeit rekonstruieren? Welchen Einfluss hat die Sexarbeit einer Person auf ihr Privatleben, wie wirkt das Privatleben auf die Arbeit? Ist die_r Kund_in der_s Sexarbeiter_in privat oder öffentlich? Inwiefern standen historisch betrachtet Sexarbeiter_innen im Lichte der Öffentlichkeit wohingegen Kund_innen Anonymität und damit der Schutz ihrer Privatsphäre zugesprochen wurde? Welche Brüche und Kontinuitäten lassen sich zum gegenwärtigen Diskurs aufzeigen? Inwiefern wird durch staatliche Regulierungen (Präventionsangebote; Prostitutiertenschutzgesetz etc.) und Verbote der Ausübung von Sexarbeit und/oder des 1 Freierverbotes auf die Privatsphäre der Akteur_innen zugegriffen? Wie zeigen sich diese Zugriffe empirisch? Wie weit dürfen staatliche Regulierungen von Sexarbeit gehen? Weitere Perspektiven und Fragen innerhalb des Workshops sind selbstverständlich willkommen. Der Workshop möchte dazu beitragen, neue Impulse für die Erforschung von Sexarbeit zu liefern und die Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler_innen, die sich mit Prostitution befassen, zu fördern. Der Workshop richtet sich an fortgeschrittene Studierende, Promovierende sowie Post-Docs aller Fachrichtungen, die sich mit dem Thema>>Sexarbeit<<befassen. Es sollender interdisziplinäre Austauschin einem niedrigschwelligen Rahmen gefördert und methodische Herausforderungen im Kontext der Sexarbeitsforschung diskutiert werden. Eine Teilnahme an dem Workshop ist in zwei Formen möglich: Als Referierende und als Teilnehmende.Alle sind dazu aufgerufen, sich aktiv an der Gestaltung des Workshops zu beteiligen,besonders die Referierenden,indem sie eigene aktuelle Forschungsprojekte vorstellen und/oder Datenmaterial zur gemeinsamen Interpretation einbringen.Dabei kann sich der Fokus des Workshops sowohl auf konzeptionelle und methodische Fragen als auch auf individuelle und disziplinspezifische Herangehensweisen richten. Außerdem besteht sowohl Raum für eine Auseinandersetzung überForschungsthemen, die bisher nicht bearbeitet wurden, als auch füretablierte Forschungsfragen, denen eine neue Perspektive gegeben werdensoll. Anmeldeformalitäten und weitere Informationen Anmeldung als Referierende Die Teilnahme als Referierende setzt sich aus der Vorstellung der eigenen Forschungsarbeit und damit einhergehenden Fragen sowie deren Diskussion zusammen. Der zeitliche Rahmen für die Vorstellung wird von den Teilnehmenden selbst bestimmt, sollte sich jedoch in dem Rahmen von 25 bis 40 Minuten bewegen. Anschließend wird ausreichend Zeit für eine Diskussion sein. Abstracts für Projektpräsentationen im Umfang von maximal 2.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) können bis einschließlich 31. August 2016 unter folgendem Link eingereicht werden: https://docs.google.com/forms/d/1vSEWlBSGd7PodvqSZKKIyz0O6QjBM7vo eotgqMnLtJo/viewform?usp=send_form Die Auswahl der Vorträge wird bis zum 15. September 2016 getroffen. Es werden bis zu 8 Referierende eingeladen. 2 Anmeldung als Teilnehmende Die Anmeldung zurTeilnahme wirdnach der Programmsetzung Mitte September 2016 möglich. Es besteht eine Begrenzung der Teilnehmendenzahl auf 20 Personen. Der Workshop findet vom 10. November 2016 (ab 13 Uhr) bis 13.November 2016 (ca. 15 Uhr) an der Universität Zürich statt und wird durch den Graduate Campus der UZH unterstützt. Es wird eine Teilnehmendengebühr von 25,00CHF erhoben. Die Reise-, Übernachtungskosten werden nicht erstattet und müssen von den Teilnehmenden selbst getragen werden. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten können auf Anfrage empfohlen werden. Kontakt: [email protected] Organisation: Giovanna Gilges (Bochum) Mareen Heying (Bochum/Bologna) Marlen Löffler (Frankfurt am Main) Rebecca Mörgen (Zürich) Claudia Vorheyer (Zürich) 3
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