Die Zerkariendermatitis Biologie, Klinik, Bekämpfungsversuche Von Prof. Peter Kimmig, Universität Hohenheim, Fg Parasitologie In Naturgewässern der gemäßigten Breiten kommt bei Wasservögeln, insbesonders Enten, eine Wurminfektion vor, die wegen gewisser Parallelen zur menschlichen Bilharziose, einer tropischen Parasitenerkrankung, auch als Entenbilharziose bezeichnet wird. Dabei finden sich in den Darmgefäßen der Vögel die geschlechtsreifen Parasiten; sie geben Eier ab, die mit dem Vogelkot ins Wasser gelangen. Hier schlüpfen daraus die sogenannten Mirazidien oder Wimperlarven, die nun in die Zwischenwirte, verschiedene einheimische Wasserschnecken-Arten eindringen. In diesen entwickelt sich ein zweiter Larventyp, die sogenannten Zerkarien oder Gabelschwanzlarven, die zu Tausenden von den Schnecken abgegeben werden. Normalerweise dringen die Zerkarien wieder in die entsprechenden Wasservögel ein, wo sie binnen zwei Wochen zu geschlechtsreifen Würmern heranwachsen, womit der Zyklus aufs Neue beginnt. Die Gabelschwanzlarven können versehentlich aber auch in den Menschen eindringen; die führen bei diesem jedoch nicht zu einer eigentlichen Wurminfektion, vielmehr treten hier starke Abwehrreaktionen auf, die unter dem Bild der sogenannnten Zerkarien- oder Badedermatitis zur Abtötung der Larven führen. Das unangenehmste Symptom dieser entzündlichen Hautreaktion ist ein Juckreiz, der schon wenige Minuten nach Eindringen der Zerkarien beginnt, in extremer Form etwa 3 Tage anhält, um dann im Verlauf von 10 Tagen allmählich abzuklingen. Sichtbare Hautreaktionen entwickeln sich erst einige Stunden Stunden später, in Form von entzündlichen Papeln, die etwa 1-2 cm Durchmesser und 0,5 cm Höhe erreichen können. Bei zarter Haut sind die Papeln kleiner, von zum Teil flohstichartigem Aussehen. Darüber hinaus kann es auch zur Bildung wasserklarer Bläschen kommen. Bei Einzelpapeln kann eine Unterschiedung von Insekten- und Milbenstichen schwierig sein. Bei stärkerem Befall wird die Begrenzung der Hauterscheinungen auf die wassernenetzten Körperteil meist deutlich werden. Eine Blutuntersuchung auf eine Zerkariendermatitis ist möglich, jedoch erst 3 – 7 Tage nach Infektion sinnvoll. Die Zerkariendermatitis ist aus parasitologischer Sicht eine völlig harmlose Erscheinung. Sei heilt stets ab, ohne Schäden zu hinterlassen. Beim Aufkratzen der Haut infolge des starken Juckreiszes kann es allerdings zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen. Bei starker Ausprägung der Badedermatitis ist daher ein Arztbesuch zur Behandlung des Juckreizes zu empfehlen. 1 Das Auftreten von Badedermatitiden hat nichts mit der Wasserqualität zu tun, sondern ist ein völlig natürliches biologisches Phänomen. Aus diesem Grunde existieren bisher auch keine umweltverträglichen Verfahren zur Bekämpfung dieser Parasitose. Dies müsste durch eine Unterbrechung des Infektionskreislaufes geschehen. Prinzipiell wäre dies durch Maßnahmen gegen Enten (Endwirte), gegen die jeweiligen Wasserschnecken (Zwischenwirte) sowie gegen Parasitenstadien – Zerkarien und Adultwürmer – denkbar. Chemische Bekämpfung von Schnecken und Parasitenstadien sind nur in der Teichwirtschaft gebräuchlich. Maßnahmen gegen Zerkarien und eine Chemotherapie der Enten mit Praziquantel, die bei Oberflächengewässern denkbar wären, sind über das Laborversuchsstadium bisher nicht hinausgekommen. 2
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