Rebschutzhinweis Nr. 12 vom 29.06.2016

Rebschutzdienst Bad Mergentheim
Mitteilung Nummer 12 vom 29. Juni 2016
Allgemeine Situation
Mit den heißen Temperaturen zum Ende der letzten Woche ist die Blüte in den meisten Lagen durchgerauscht
und die Beeren haben nun bereits kräftig an Größe und Volumen zugelegt. In späteren Lagen und Frostlagen
ist ebenfalls ein großer Blütefortschritt zu erkennen und das Stadium abgehende Blüte ist weitestgehend
erreicht. Überwiegend haben sich die Gescheine gut geputzt, die Verrieselungen bewegen sich bei den
meisten Sorten auf einem normalen Niveau. Allerdings kann es bis zwei Wochen nach der abgehenden Blüte
zu weiteren Verrieselungen kommen, die abschließende Beurteilung steht also aus.
Am Wochenende gab es verbreitet Niederschläge im Bereich von 15 – 50 L/m², auch in dieser Woche muss
noch mit einzelnen Schauern bei gemäßigten Temperaturen gerechnet werden. Dadurch bleibt die Lage im
Hinblick auf Peronospora weiterhin angespannt.
Durch das schnelle Beerenwachstum sollte der Spritzabstand nicht zu weit gezogen werden und liegt je nach
Befallsdruck bei etwa 8 – 10 Tagen. Besonders bei prognostizierten Gewitterniederschlägen sollten die
Behandlungen immer vor den möglichen Infektionsereignissen erfolgen. Wenn möglich sollte ein
regelmäßiger Gassenwechsel erfolgen, in stark befallenen Anlagen sollte nochmals jede Gasse behandelt
werden um Spritzschatten weitestgehend auszuschließen.
Peronospora
Von annährend gesunden Beständen bis hin zu beinahe Totalausfällen ist gemarkungsweise alles zu finden.
Schneeweiße Pilzrasen an Blättern und Gescheinen, aber auch nur vereinzelte, ausgetrocknete, ältere
Ölflecken zeigen die derzeit unterschiedliche Situation. Die Inkubationszeit für die lokal heftigen Infektionen
von Freitag und Samstag läuft noch, hier könnten neue Ölflecken ab Freitag dann vermehrt in der oberen
Laubwand und an den Geiztrieben sichtbar werden. Befallsfreie ältere Blätter haben inzwischen durch den
häufigen Einsatz von Pflanzenschutzmittel einen guten Schutz. Jetzt gilt es vor allem den Neuzuwachs im
Bereich der Geiztriebe und die schnell wachsenden Beeren zu schützen. Besonders in Anlagen mit vielen
sporulierten Ölflecken können auch bereits bei Taunässe neue Infektionen auf die nun jungen Beeren
erfolgen.
Aufgrund der Wirkungssicherheit sind in Anlagen mit Befall tiefenwirksame Präparate nochmals zu
bevorzugen. Da Präparate mit der Wirkstoffklasse „C“ in vielen Betrieben bereits mehrfach im Einsatz waren,
bieten sich als Alternative beispielsweise auch Mildicut, Electis oder Sanvino an. Empfehlenswert durch die
gute Wirkung auf die jungen Trauben sind unter Beachtung des Resistenzmanagements die tiefenwirksamen
Mittel Orvego (kurativ) oder Enervin (protektiv). Kurativprodukte kommen in erster Linie dann zum Einsatz,
wenn unmittelbar nach einem Infektionsereignis gespritzt wird.
Besonders bei stärkerem Befall sollte weiterhin Veriphos (bis 4 L/ha) zugesetzt werden. Spritzungen mit
reinen Kontaktmitteln sind nach wie vor zu riskant und gegebenenfalls nur dort vertretbar, wo geringer Befall
vorliegt. Es ist auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten! Aus Resistenzgründen
sollten tiefenwirksame Mittel pro Saison max. dreimal insgesamt und Mittel aus der gleichen Wirkstoffgruppe
nicht zweimal nacheinander eingesetzt werden.
Oidium
Die kurzen Spritzintervalle haben dem Pilz seither wenig Angriffsfläche geboten. Durch die trockenere
Witterung verbessern sich nun auch die Bedingungen für Oidium, zudem befinden sich die Reben in einer
hoch empfindlichen Phase. Es wird daher (auch in hagel- und frostgeschädigten Lagen) der ausschließliche
Einsatz von potenten Wirkstoffen empfohlen. Sofern nicht bei der letzten Behandlung bereits eingesetzt, wird
bevorzugt Luna Experience (nur einmaliger Einsatz bis BBCH 73) empfohlen. Alternativ bieten sich unter
Roland Zipf
Weinbauberatung
Hohenlohekreis / Main-Tauber-Kreis
Landwirtschaftsamt Bad Mergentheim
Wachbacher Straße 52
97980 Bad Mergentheim
Tel.: 07931 / 4827 - 6332
Mobil: 0171 / 762 32 78
Mail: [email protected]
Berücksichtigung des Wirkstoffgruppenwechsels beispielsweise auch Behandlungen mit Collis, Vivando,
Talendo oder Dynali an.
Botrytis
Rechtzeitig vor Traubenschluss wird der Einsatz eines Spezialbotrytismittels empfohlen. Ganz besonders
wichtig ist dies bei allen zur Kompaktheit neigenden Rebsorten. Ansonsten stellen vorbeugende Maßnahmen
die beste Möglichkeit der Fäulnisvermeidung dar: Keine Nachblütedüngung, keine Bodenbearbeitung sowie
lockere und luftige Traubenzone (bei Rotwein- mehr als bei Weißweinsorten).
Stiellähme
Bei Rebsorten, die leicht zu Magnesium-Mangelsymptomen neigen oder in Anlagen, die aufgrund der Nässe
schon Blattsymptome zeigen, bietet sich bei anstehenden Behandlungen der Zusatz von magnesiumhaltigen
Blattdüngern wie z.B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium an.
Weinbauliche Maßnahmen
Handentblätterungen (2-3 Blätter von der Triebbasis) auf der sonnenabgewandten Seite sind nach Ende der
Blüte plan- und durchführbar. Dies ist eine wichtige phytosanitäre Maßnahme zur Gesunderhaltung und
Abhärtung, gleichzeitig wird die Anlagerung der Pflanzenschutzmittel verbessert. In diesem Arbeitsgang
können in der Traubenzone befindliche Geiztriebe entfernt werden, um Verdichtungen zu vermeiden.
Mit der maschinellen Entblätterung kann nun in Abhängigkeit von der Technik ebenfalls begonnen werden. Je
früher der Entblätterungstermin gewählt wird, umso geringer ist die Gefahr von Sonnenbrand und umso
lockerer werden die Trauben.
Der Gipfeltermin sollte soweit wie möglich nach hinten geschoben werden, um das Geiztriebwachstum nicht
zusätzlich anzuregen.
Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in den meisten Anlagen der 3 bis 3,5 fache Basisaufwand erforderlich.
Nur in stark hagelgeschädigten Anlagen ohne Traubenansatz kann die Aufwandmenge weiterhin reduziert
werden.
Sonstige Hinweise
-
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum
Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer
gelangen
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am 06. Juli.
Roland Zipf
Weinbauberatung
Hohenlohekreis / Main-Tauber-Kreis
Landwirtschaftsamt Bad Mergentheim
Wachbacher Straße 52
97980 Bad Mergentheim
Tel.: 07931 / 4827 - 6332
Mobil: 0171 / 762 32 78
Mail: [email protected]