Rundbrief - Steyler Missionsschwestern

MaZ – Rundbrief Nr. 16
der Steyler Missionsschwestern
Pfingsten 2016
Bunt, bunt, Bund sind alle meine ….
Liebe MaZlerInnen, liebe MaZ-Eltern,
liebe FreundInnen und Interessierte!
Und schon wieder ist Pfingsten – ein Höhepunkt in Steyl und auch ein
Höhepunkt in der MaZ-Vorbereitung. Dieses Jahr treffen wir uns
gemeinsam zum Feiern, Singen, Tanzen, Beten, Diskutieren, Zuhören
und miteinander Austauschen zum Thema: „Bunt, bunt, Bund sind
alle meine …..“ – wir wollen uns anstecken lassen vom Heiligen Geist
– die Fülle und Vielfalt unserer Welt betrachten, die
Herausforderungen, die sie auch mit sich bringt, und uns neu auf den
Bund Gottes mit uns einlassen, Kraft und Vertrauen schöpfen.
Es hat nun schon Tradition, dass an diesem wichtigen Fest die
MissionarInnen auf Zeit in ihren Einsatz ausgesendet werden. In
diesem Jahr haben sich vierzehn junge mutige Frauen aus
Deutschland und Österreich entschieden, diesen Weg zu gehen und
ein Jahr ihres Lebens in einer anderen, neuen und fremden Kultur zu
verbringen, die Buntheit und Vielfalt in anderen Nationen zu
entdecken. Sie bereiten sich seit Januar auf diesen Dienst des
Mitlebens, Mitbetens und Mitarbeitens vor.
Paul Darmstadt, gerade MaZ in Misiones/Argentinien, beschreibt in
seinem Artikel die Buntheit seines Einsatzes und lässt uns eintauchen
in diese ferne Welt. Mit zurückgekehrten MaZ haben wir uns dieses
Jahr im Frühjahr intensiv mit Argumentation und Kommunikation
auseinandergesetzt und bunt–wild diskutiert. Am Schluss des
Rundbriefes ist unser Beitrag in dem Buch „Einfach ohne“ der
Kommunität der Naunystraße von Christian Herwartz zu lesen.
„Bunt, bunt, Bund – sind alle meine …“ wir wünschen Ihnen, dass Sie
immer wieder neu die Buntheit und Fülle des Lebens erfahren
können und die Kraft und das Vertrauen aus der Bundeszusage
Gottes spüren.
In diesem Sinne ein fröhliches Pfingstfest!
Das MaZ-Team
Bunt, bunt, Bund sind alle meine …
(MaZ-Bericht aus Argentinien)
Vor einem Jahr an Pfingsten wurde ich, Paul Darmstadt, in Steyl als MaZ
nach Argentinien gesendet. Das Projekt, in das man mich gesendet hat, in
dem ich mit Sr. Berta SSpS arbeite und gleichzeitig lebe, ist ein Heim für
Alte und Behinderte, die entweder sehr arm sind oder sogar ganz
verlassen auf der Straße gefunden wurden.
Wer das Altersheim besucht, kann so ziemlich alle Farben von Blau über
Rot bis Grün, Gelb und Pink an den Wänden im Heim oder an kleinen
Häuschen im Garten sehen. Die wahre Farbe, das wirklich tiefe Bunt
geben allerdings die 30 Omis und Opis und der Junge mit Down-Syndrom
Jose. Alle sind so verschieden, leiden unter unterschiedlichen
Krankheiten, kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen, und selbst die
Alterssparte dürfte zwischen ungefähr 25 und 99 Jahren liegen. Von
einem Ehepaar, das sich täglich um sich kümmert, obwohl die Dame keine
Beine hat und ihr Mann seit einem Schlaganfall nicht mehr richtig
sprechen kann, über den schon genannten Jose, von dem man weder
seine Herkunft noch sein Alter noch seinen
wahren Namen kennt, bis hin zur 98jährigen „Abuela Juliana“, die täglich in aller
Seelenruhe in ihrem roten Sessel sitzt und
nach ihrem Geld, Fleisch und anderen
Dingen schreit, die sie gerne hätte, dabei
aber vergisst, dass sie weder Geld noch
Zähne zum Kauen hat. Zudem gibt es noch
die „kleine Maria“, die schon seit der
Gründung des Altersheims hier lebt und das
Herz, aber gleichzeitig auch das Baby des
Heims ist, da man sich um sie kümmern
muss wie um ein kleines Kind.
Diese so hilflos scheinenden Menschen und
mich verbindet ein ganz besonderes Verhältnis, das schwer in Worte zu
fassen ist. Das, was ich ihnen in Pflege und Begleitung schenke, geben sie
mir um ein Vielfaches in ihrem Lächeln und ihrer Freude oder manchmal
auch einfach nur in einem witzigen Blick oder Spruch, der nur bei ihnen so
witzig ist und mich auf wundersame Weise tief glücklich machen kann,
zurück. Dieser „liebende Bund“ macht Orte wie dieses Heim so bunt.
An Pfingsten feiern wir aber nicht nur den neuen
Bund zwischen Gott und Menschen und die
Aussendung der neuen MaZ, sondern vor allem auch
die Erscheinung des Hl. Geistes. Mir scheint es so, als
ob sich der Hl. Geist einen ganz besonderen Ort
ausgesucht hat, um sich in allen Farben in den Herzen
der Menschen zu entfalten: Nämlich genau hier, in
den Herzen der „Ungewollten“, „Alleingelassenen“
und „ewigen Außenseitern und scheinbaren
Verlierern des Lebens“ – den Bewohnern des
Altersheims „Hogar Don Vicente“.
Paul Darmstadt, MaZ 2015/2016
Josè im Hogar
Ich bin ja kein …., aber …..
Multiplikatorenschulung in Mönchengladbach
Anfang März war es wieder soweit: ca. 25 zurückgekehrte MaZ trafen sich
im TaK zur Multischulung. Dieses Jahr ging es rund ums Diskutieren und
Argumentieren. Am ersten Abend, nach dem ersten Kennenlernen,
arbeiteten wir uns in verschiedene Themen ein: TTIP, Waffen- und
Rüstungsexporte und Flüchtlingsfrage. Somit hatten wir genug Stoff und
Hintergrundwissen für den darauffolgenden Tag. Am Samstag arbeitete
Herr
Katz
mit
uns
theoretisch und praktisch.
Wir übten in Rollenspielen
verschiedene
Argumentationstechniken
ein und lernten viel über
Türöffner
und
gute
Kommunikationszugänge.
Aber dass es auch Grenzen
gibt und Situationen, in
denen es nicht sinnvoll ist, noch weiter zu diskutieren. Der gemeinsame
Gottesdienst und das gemütliche Zusammensitzen und Ratschen in der
Kiga-Lounge machten das Wochenende so richtig mazig. Mit dieser Kraft
und Energie ging es wieder in den Alltag.
Der neue MaZ-Jahrgang 2016
14 junge Frauen haben sich Anfang dieses Jahres
entschieden, für ein Jahr als MissionarIn auf Zeit in den
unterschiedlichsten Ländern mitzuleben, mitzubeten und
mitzuarbeiten.
Wir entsenden dieses Jahr nach:
Argentinien
Annalena Seidel und Marina Schamberger
Bolivien
Judith Lesmeister, Vanessa Freemann, Lisa Werling,
Janina Jäger und Hannah Rabl
Brasilien
Elisabeth Ritzka
Chile
Veronica Neuss
USA
Miriam Henkel
Philippinen
Josefine Wittenburg, Ina-Marie Kröll, Veronika
Ludwig und Verena Ehrt
Aus dem Buch von Christian Herwartz –
Einfach ohne
Am 16. April 2016 wurde das dritte Buch
gesammelter Geschichten und Werke der
Kommunität und Wohngemeinschaft Naunystraße
veröffentlicht – mit dem Titel „Einfach ohne“. Viele
Menschen haben dort ihre Erfahrungen und
Begegnungen aufgeschrieben – unter anderem
durften auch wir einen Artikel für das Buch liefern:
Mit – Ohne
Als wir dieses Jahr in der Karwoche wieder zusammen mit den künftigen
MissionarInnen auf Zeit zur Vorbereitung in Berlin waren, erzählte
Christian Sr. Bettina und mir von dem Vorhaben eines neuen Buches mit
dem Titel: „Einfach ohne“. Und er fragte uns, ob wir nicht auch einen
Beitrag liefern wollen. Ich dachte längere Zeit über diesen Titel nach und
inwieweit dieser in Zusammenhang mit uns – mit dem Programm
MaZ/MissionarInnen auf Zeit – steht und worin ich eine Verbindung sehe.
Unser Motto bei MaZ ist das „Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten“.
Mitleben mit den Menschen einer anderen Kultur, mit dabei sein, Alltag
teilen, gemeinsam Feste feiern, sich begegnen, einander näher und tiefer
kennen lernen, aber auch Langeweile und Abgeschiedenheit aushalten –
das, was die Lebensrealität der Menschen vor Ort in dem jeweiligen
Einsatzland ist.
Im Mitleben den Glauben teilen, den eigenen Glauben vertiefen, vielleicht
auch erst so wirklich entdecken und andere Formen und Ausdrucksweisen
kennen lernen – Glaubenserfahrungen machen dürfen. Und im
Mitarbeiten die eigenen Fähigkeiten,
Talente, den eigenen Körper, die
Wissenskraft einbringen, mithelfen
im Projekt, in der Pfarrgemeinde, im
Kindergarten, im Internat, im
Krankenhaus – je nachdem, was zu
dem jeweiligen Aufgabenfeld gehört.
Manchmal gilt es auch Unterstützung
zu sein, Verantwortung zu übernehmen, auch mal nicht so angenehme
oder langweilige Arbeiten zu verrichten und das zu machen, was
gebraucht und gefordert wird, und dabei neue Fähigkeiten und Talente an
sich selbst zu entdecken, ganz viel zu lernen von der jeweiligen anderen
Kultur, Gemeinschaft zu erleben, auch an seine eigenen Grenzen zu
gehen – einfach mit dabei zu sein.
Und obwohl es bei MaZ so viel um dieses „mit“ geht und dieses „mit“
auch viel von unserer Haltung, wie wir den Menschen dort begegnen
wollen, ausdrückt – passt es doch sehr gut zum Titel „Einfach ohne“. Die
jungen MaZlerinnen versuchen, ohne vorgefertigte Meinungen, sondern
mit einer offenen, lernenden Haltung den Menschen vor Ort zu
begegnen; sie leben ein Jahr ohne ihre Familie, ohne ihre bestehenden
sozialen Netze in Deutschland und ohne liebgewonnene Gewohnheiten
wie z. B. der selbstverständliche Gebrauch von W-LAN, Waschmaschine
..., sondern einfach ohne all diese Dinge – um ganz im „Mit-Dasein“ vor
Ort, im Lernen und Miterleben sein zu können. Denn ohne diesen
Verzicht und ohne die Bereitschaft, sich auf dieses Andere einzulassen –
ist ein Dienst als MissionarIn auf Zeit nicht möglich.
Diese erste Erfahrung des „Einfach ohne“ machen wir bereits in Berlin,
wenn Christian mit uns am Gründonnerstag eine Ausreiseübung macht
und uns auf die Straße schickt: ein Tag ohne Handy, Geld, Freunde bzw.
Mit-MaZ, sondern alleine – auf der Suche nach den besonderen Orten,
den heiligen Orten – den Orten, die mich herausfordern. Ein Tag der
Straßenexerzitien. Es fällt den jungen Menschen oft gar nicht leicht, ohne
die gewohnten Sicherheiten loszuziehen, ohne Ziel und Plan, ohne Handy
und vor allem auch alleine. Und dennoch ist es jedes Mal wieder neu und
besonders und faszinierend, mit wie viel Eindrücken, Begegnungen und
Reichtum sie zurückkehren. Sie wachsen über sich selbst hinaus in den
Begegnungen, gehen über ihre eigenen
Grenzen und Mauern der Vorurteile und
gesellschaftlichen Konventionen hinaus,
um dann mit diesen gemachten
Erfahrungen reich beschenkt zu werden.
Und sie entdecken ihr eigenes Land neu:
sie entdecken, dass es Armut, soziale
Ausgrenzung, Ausbeutung, Ungerechtigkeit nicht nur in den Ländern des
Südens gibt – wo es sie hinzieht, sondern dass dies auch hierzulande
anzutreffen ist, wenn man dafür sensibilisiert ist, die Augen aufmacht und
sich damit auseinander setzt. Und wir erfahren gemeinsam, in dem wir
unterschiedliche Projekte besuchen bzw. engagierte Menschen kennen
lernen, dass es Initiativen und Menschen gibt, die versuchen, Antworten
auf Not und Ausgrenzung zu finden und zu leben. Für mich ist diese Karund Osterwoche in Berlin, die Begegnungen mit den engagierten
Menschen an den unterschiedlichsten Orten, die sich aus ihrem Glauben
heraus für die Menschen am Rande einsetzen und oftmals ganz neue,
andere Wege gehen, immer wieder aufrüttelnd, intensiv, bewegend und
beeindruckend. Auch wenn ich „nur“ als Begleiterin dabei bin und die
Gruppe im Austausch begleite, so sind es die Geschichten der Menschen,
die Lebenswege – oftmals die brüchigen und die daraus erwachsene
Stärke, die mich berühren und mir Kraft und Energie geben. So wie die
Osterbotschaft nicht am Karfreitag stehen bleibt, so gehen wir in dieser
Karwoche mit den MaZlerinnen auch auf Ostern zu und erleben trotz der
schweren, aussichtslos erscheinenden und ohnmächtig machenden
Situationen österliche Aufbrüche und Auferstehungserfahrungen – in
Gemeinschaft, im „mit“-„ohne“.
Magdalena Beier
UMZUG – Neue Kommunität in Frankfurt
Ende April ist Sr. Bettina nach Frankfurt umgezogen. Dort beginnen
Schwester Maria, Christine, Adelajda
Anneliese und Bettina mit einer
neuen Kommunität.
Der Schwerpunkt neben der sozialpastoralen Arbeit mit der geplanten
Frittenbude “Schwe-Pom” wird vor
allem Jugendpastoral und MaZ sein.
Sie werden tolle Angebote machen,
und wie Ihr Euch vorstellen könnt,
treffen Reichtum und knallharte Armut hier in der Kapitalmetropole besonders
aufeinander. Folgende Angebote sind geplant:
Draußen und Drinnen
gestalten und innehalten!
Herzliche Einladung zur Einweihung
und Gestaltung des neuen
RAUMES in Frankfurt in Verbindung
mit Straßenexerzitien und einem
Einweihungsfest vom Fr. 24. – So.
26. Juni 2016 in Frankfurt.
Beginn 15.00 Uhr/ Ende nach dem Mittagessen
 Auf nackten Sohlen – Kapitalmetropole
und Armut vom 29. - 31. Juli 2016 in
Frankfurt
 Mein Herz ist bereit, o Gott – Mitfeier der
zeitlichen Profess der Junioratsschwestern
vom 12. - 14. August 2016 in Frankfurt
Unsere Angebote findet Ihr auf unserer Homepage unter dem Titel „Gerufen ins Leben!“
Unsere Adresse: Ziegelhüttenweg 149, 60598 Frankfurt, Tel.: 069-69714900 / [email protected]
Termine
Blockseminar vom 13.07. - 24.07.2016 in Steyl
Stadtranderholung für Flüchtlingskinder vom 01.08. - 05.08.2016 in
Mönchengladbach
Rückkehrerseminar I vom 21.09.2016 - 25.09.2016 in Steyl
Rückkehreraktion (offen für alle zurückgekehrten MaZ):01.12. – 04.12.16 in
Frankfurt
Orientierungsseminar vom 24.11. - 27.11.2016 in Laupheim und vom
05.01. - 08.01.2017 in Steyl
Infos bei Sr. Bettina und Magdalena Beier
Ihr seid jederzeit herzlich willkommen, bei den Seminaren mitzumachen
und mitzuarbeiten.
Verantwortliche für den Rundbrief:
Magdalena Beier
Weitere Informationen:
www.steyler-missionarinnen.de
Facebook: Steylerinnen MaZ