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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Ein Königreich der Gambe!
Marin Marais! (1)
Von Sabine Weber
Sendung:
Montag, 20. Juni 2016
Redaktion:
Ulla Zierau
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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„Musikstunde“ mit Sabine Weber
Ein Königreich der Gambe!
1. Marin Marais!
SWR 2, 20. – 24. Juni 2016, 9h05 – 10h00
Signet: SWR2 Musikstunde
Heute und diese Woche mit Sabine Weber. Herzlich Willkommen!
Titelmusik kurz
„Das Reich der Viola da gamba war von „Marais Vater“ gegründet und mächtig
aufgebaut worden ...“, Hubert Le Blanc. 1740
LC00516 ALPHA 036 Marin Marais, Aussschnitt aus Caprice ou Sonate, Sophie
Watillon, Viola da gamba, Xavier Diaz, Theorbe
Annette Otterstedt: „Wir wissen über Marais eine ganze Menge aus einem
simplen Grund. Der Mann hat fünf Bücher mit Musik veröffentlicht, das ist
einzigartig in der gesamten Literatur für die Viola da gamba!“
Wieland Kuijken: Wenn man die Gambe kennenlernen möchte, dann ist wegen
dieser ganz präzisen Notation bei den Franzosen und sicher bei Marais ganz
glücklich, dass wir solche Dokumente haben, die uns weisen, unterweisen, wie
man diese Musik spielen kann. Mit Fingersatz und Bogenstriche und alles
mögliche dazu. Das ist exzeptionell. Ich glaube Marais ist der erste, der so genau
notierte.
„Es darf mit Recht behauptet werden, dass Marin Marais die Basse de viole zu
ihrer höchsten Perfektion gebracht hat. Er ist der erste, der die ganzen
Möglichkeiten und die Schönheit dieses Instrumentes durch seine exzellenten
Musikstücke, die er für dieses Instrument schrieb, ausschöpfte..., Titon de Tillet 1732
Eine kleiner Pressespiegel mit Musik! Damit begrüßt Sie heute Sabine Weber.
Sie sparen nicht mit Lob an den Basse-de-viole-Spieler, beziehungsweise
Gambenvirtuosen Marin Marais. Zuletzt Hofkolumnist Titon de Tillet. Die in Berlin
lebende Gambenexpertin Annette Otterstedt hat ein Buch über die Viola da
gamba verfasst. Wieland Kuijken ist einer der Pioniere, die das vergessene
Instrument im heutigen Konzertleben wieder etabliert haben. Und Hubert Le
Blanc, Jurist, Musikliebhaber und Hobbygambist. Mitte des 18. Jahrhunderts hat er
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leidenschaftlich Partei für die Basse de viole ergriffen, als ihre französischen
Meister zu verblassen drohten.
Diese Woche steht die Viola da gamba im Mittelpunkt. Und wir blicken erst nach
Paris, wo sie ein Jahrhundert lang à la mode und in der höfischen Kammermusik
tonangebend war.
Zweifellos das Verdienst eines Marin Marais.
1.1
LC02829 WINTER&WINTER EDELCLASSIC 2’42
Marin Marais, L’Arabesque, Vittorio Ghielmi, Viola da gamba, Luca Pianca, Laute
Vittorio Ghielmi, Viola da gamba, begleitet von Luca Pianca auf der Erzlaute.
L’Arabesque heißt das eben gehörte Stück, ein Rondeau, in welchem Marais
seine Kunstfertigkeit in das wiederkehrende Thema investiert, in den Refrain, der
jedes Mal neu toupiert, frisch frisiert und mit extravaganten raffinierten
Verzierungen überrascht.
Als Marais dieses Stück 1717 in seinem vierten von insgesamt fünf Büchern mit
Gambenstücken veröffentlicht, ist er bereits 61 Jahre. Und auf dem Zenit seiner
Karriere angelangt. Als Gambist Ludwigs des XIV. unangefochten, darf er
allwöchentlich seine Stücke bei den jours d’appartements präsentieren. Bei jenen
Unterhaltungsveranstaltungen in den privaten königlichen Gemächern, wo sich
die Königsfamilie und das Hofvolk gesellig gibt. Aber Marais wird auch gerufen,
wenn sich diplomatisch hochrangige Besucher ansagen.
So, als der Kurfürst von Bayern im November 1709 in Versailles empfangen wird,
worüber der Marquis de Sourches in seinem Tagebuch berichtet:
„12. November 1709. Am Abend liess man den berühmten Gambenspieler hören.
Und er bereitete eine ungemeine Freude durch sein Spiel. Er spielt, wie nur einer
spielen kann, der mehr wie alle anderen die Wissenschaft der Marai’schen Kunst
beherrscht, und ihre Delikatessen kennt! Er ist ja selbst Marais! Und nach dem
Souper wollte die Gesellschaft ihn nochmals hören.“
1.2
EIGENPROD WDR3 Länge: 3'13; 1'00
Prélude, Bourrasque, aus dem 2ième livre de pièces de violes, Wieland Kuijken,
Viola da gamba, Konrad Junghänel, Theorbe
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Wieland Kuijken, Viola da gamba, begleitet von Konrad Junghänel auf der
Theorbe mit Prélude und Bourrasque von Marin Marais. Ende der 1960er greift der
Belgier Kuijken, ausgebildet auf dem modernen Cello, zur Viola da gamba. Er
beginnt sich für ihre Literatur zu interessieren, erforscht ihre Spielweise und
entdeckt ihr Repertoire für den Konzertsaal wieder. Auch das Repertoire von
Marin Marais. Ein Umweg führt zum Ziel. Auf einer Konzertreise, im kanadischen
Montréal, bekommt Kuijken einen Mikrofilm vom 1. und 2. Buch von Marais in die
Hand gespielt. Von einem Gambenfan und Pionier namens Jacques Simar, der
um sich Gambenliebhaber geschart hat.
Mit viel Geld, wie Wieland Kuijken mir erzählt hat, und einem großen Faible für
das aus dem Konzertleben verschwundene Instrument. Zurück in Brüssel weiß
Wieland Kuijken, wonach er suchen muss. Und findet heraus, dass in der dortigen
königlichen Bibliothek auch das 3., 4. und sogar das 5. Buch von Marais zu finden
sind!
Und dann setzt Kuijken schnell Maßstäbe. Die eben gehörte Aufnahme entstand
1978. Als Lehrer an den Konservatorien in Brüssel und Den Haag hat er bis zu
seiner Pensionierung 2004 sein Wissen und Können weitergegeben und
zusammen mit seinen Brüdern Sigiswald und Barthold Kuijken die holländischbelgische Alte Musikszene geprägt. Mit einem besonderen Augenmerk auf dem
französischen Repertoire. Und der Basse de viole, wie die Gambe in Frankreich
heißt.
1.3
EIGENPROD WDR3 Länge: 5'04
Ballet en rondeau aus dem 2ième livre de pièces de violes, Wieland Kuijken, Viola
da gamba, Konrad Junghänel, Theorbe
Wieland Kuijken, Viola da gamba, und Konrad Junghänel, Theorbe, mit dem
Ballet en rondeau aus dem zweiten Buch von Marin Marais. Aufgenommen im
September 1978.
Die SWR2 Musikstunde beschäftigt sich heute mit dem französischen
Jahrhundertgambisten Marin Marais, der am 31. Mai 1656, also vor 360 Jahren in
Paris geboren wurde.
Um 1700 war das keine Frage: Marin Marais war der berühmteste Gambist am
Hofe Ludwigs XIV. Ein Blick in seinen Werkkatalog zeigt, dass Marais sich nicht nur
mit rund 600 Gambenstücken ein Denkmal gesetzt hat. Er hat auch vier Opern
hinterlassen!
5
1990 hat der WDR in Koproduktion mit Radio France für die Weltersteinspielung
von Marais Tragédie en musique Alcyone gesorgt. Auf CD beim Label ERATO
erschienen. Da geht es um Irrungen und Wirrungen in der altgriechischen
Mythologie.
Wir hören in den Prolog hinein, in welchem vorschriftsmäßig aber erst einmal der
Sonnenkönig gepriesen wird: Menuett 1 und 2. Dann der Auftritt der Schäfer, die
Apoll herbeirufen, damit sie ihren strahlenden Gott vor Beginn der 5 Akte
belobigen. Das Lob an Apoll gilt natürlich Ludwig. – Marais' Arbeitgeber – Denn
der Lichtgott wird als die mythologische Inkarnation von Ludwig dem Vierzehnten
verstanden. Die glänzende Rolle des Apoll übernimmt gleich Jean-Paul
Fouchécourt. Sophie Boulin verkörpert die liebliche Schäferin, die für ihr
arkadisches Volk das Wort führt. Die Musiciens du Louvre leitet Mark Minkowski.
1.4
LC00200 ERATO WE817-ZB Längen: 1’46; 1’26; 4’46
Marin Marais, Auszug aus dem Prolog Alcyone, Sophie Boulin, Sopran, Jean-Paul
Fouchécourt, Tenor, Ein Solistenchor, Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski
LTG
Pompös geendet: Der Prolog aus der Oper Alcyone von Marin Marais.
Die Uraufführung sorgt im Februar 1706 in Paris für Furore. Das Publikum staunt
über Kontrabässe, die das erste Mal in einer Oper den Bass verstärkten.
Kontrabässe sind ja das einzige Gambeninstrument, das noch heute in
Orchestern spielt. Und die haben in Marais' Oper in einer unerhört neuen
Sturmszene für Wirbel gesorgt.
Hofkolumnist Titon de Tillet hat diesen Sturm in seinem Parnasse françois 1732
festgehalten:
Man kommt nicht umhin, noch ein Wort über den Sturm in dieser Oper zu sagen,
der von allen Kennern überaus gelobt wird, und der eine so wunderbare Wirkung
erzielt. Marais lässt den Bass seines Sturms nicht nur von den Fagotten und den
üblichen Bassgeigen ausführen, sondern gleichzeitig von schwach gespannten
Trommeln, die ununterbrochen dröhnen, ein dumpfes und unheilkündendes
Geräusch hervorbringen, das zusammen mit den hohen und durchdringenden,
auf der höchsten Saite der Geigen erzeugten Tönen und mit den Oboen den
ganzen Zorn eines aufgewühlten Meeres und eines entfesselten Sturms, der brüllt
und pfeift, spürbar macht, eben ein wirkliches und wahrhaftes Ungewitter!
6
1.5
LC00200 ERATO WE817-ZB Länge: 2’48
Marin Marais, Sturmszene aus Alcyone, Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski
LTG
Eine Sturmmusik. Im Salle du Palais Royal in der Rue Saint Honoré hat Marin Marais
mit dieser Sturmszene drei Minuten lang die Wände wackeln lassen. In seiner
Tragédie en musique Alcyone. Am 18. Februar 1706 bei der Uraufführung. Wir
hörten sie in der Weltersteinspielung mit den Musiciens du Louvre unter Marc
Minkowski.
Marais hat mit dieser Sturmmusik den Prototyp für alle folgenden Opernstürme
geschaffen. Und sie kommen sofort in Mode durch Komponisten wie André
Campra, Louis-Nicolas Clérambault oder Jean-Philippe Rameau.
Marin Marais als Entwickler von Opernstandards! Wer hätte das von einem
Komponisten gedacht, der eigentlich nur mit einem zart näselnden Instrument,
der Viola da gamba, in Verbindung gebracht wird.
Aber auch singend ist Marin Marais in Erscheinung getreten.
Mit folgender Musik ist er wahrscheinlich das erste Mal öffentlich aufgetreten. 13
Jahre alt und seit drei Jahren im Knabenchor von Saint-Germain-l’Auxerrois in
Paris.
1.6
LC00200-ERATO 2292-45607-2 Länge: 2'04
Eustache Du Caurroy, Agnus Dei aus der Missa pro Defunctis, Ensemble Vocale
Sagitarrius, Ensemble la Fenice, Michel Laplénie LTG
Das Ensemble Vocale Sagitarrius und das Ensemble la Fenice unter der Leitung
von Michel Laplénie. Mit dem Agnus Dei aus einer Totenmesse von Eustache Du
Caurroy. Das war ein Kantor an der Saint-Germain-l'Auxerrois - in Paris. Die
Institution Saint-Germain-l’Auxerrois hat in enger Beziehung zum Königshaus
gestanden und ist über Generationen hinweg für den musikalischen Staatsakt der
Totenmesse verantwortlich gewesen.
Der Knabenchor der Kantorei ist so etwas wie der Thomanerchor in Leipzig
gewesen. Bereits Jean-Baptiste Lully, Marais' späterer Mentor und Förderer oder
7
Michel De Lalande haben hier ihre ersten musikalischen Weihen als Chorknaben
erhalten.
Und einfach ist es nicht gewesen, hier aufgenommen zu werden.
Für den einfachen Schuhmachersohn Marais hat wohl Onkel Louis Marais das
Vitamin-B geliefert. Just zu dem Zeitpunkt, als der junge Marin Marais
aufgenommen wird, ist er in der Gemeinde von Saint-Germain-l’Auxerrois
nämlich als Vikar tätig. So kommt ein einfacher Handwerkersohn nicht nur in den
Genuss von Latein, Grammatik und Solfège-Unterricht. Marin Marais erhält
Kompositionsunterricht und beginnt wohl dort auch mit dem Gambenspiel. Es
gibt zwar kein Zeugnis darüber. Aber wo sonst soll er sich perfektioniert haben?
Denn:aAls Marais mit 16 Jahren Saint-Germain-l’Auxerrois verlässt, ist er im
Gambenspiel so weit, dass er von Sieur de Sainte-Colombe als Schüler
angenommen wird.
Sainte-Colombe ist zu diesem Zeitpunkt in Paris die Autorität auf der Gambe.
Marin Marais ehrt ihn später mit einem Tombeau, einem klingenden Grabstein.
Oder einer Trauermusik. Zu finden in Marais' zweitem Buch von 1701. Dieses
Tombeau ist ein Anhaltspunkt für den Todeszeitpunkt des großen SainteColombe. Denn viel ist von diesem mysteriösen Gambenspieler nicht bekannt.
Sainte-Colombe wird die Erfindung der siebten und tiefsten Basssaite auf der
Gambe nachgesagt. Und er hat 67 Konzerte für zwei Gamben hinterlassen. Das
Manuskript mit den 64 Concerts à deux violes esgales ist übrigens erst in den
1960ern im Nachlass des Pianisten Alfred Cortot in Lausanne entdeckt worden.
Wahrscheinlich handelt es sich um pädagogisches Repertoire, Konzerte, die
Sainte-Colombe mit seinen Schülern im gemeinsamen Spiel studiert hat. Der
Lehrer spielt die untere, der Schüler die obere Stimme. In der folgenden
Aufnahme ist keiner Lehrer oder Schüler des anderen. Und doch haben sie sich
gegenseitig inspiriert. Wieland Kuijken und Jordi Savall.
1.7
LC04543-ASTREE AS10 Länge: 1’36; 1’42; 4’45
Sieur de Sainte-Colombe, Le Raporté, La belle, Chaconne raporté aus Concert à
deux violes esgales Nr. 48 Le Raporté, Wieland Kuijken, Jordi Savall, Viole da
gamba
Ein Ausschnitt aus dem Concert à deux violes esgales Le Raporté, das Konzert Nr.
48 für zwei Gamben von Sieur de Sainte-Colombe. Ausgeklungen mit einer
Chaconne. Zwei große Gambenpioniere der Hier und Jetztzeit: Wieland Kuijken
und Jordi Savall haben gespielt und weitere Konzerte Sainte-Colombes 1978
aufgenommen. Die Schallplatte bekommt vier Jahre später ein gewisser Pascal
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Quignard in die Hände. Und inspiriert ihn zu einem Drehbuch. Der Film Tous les
matins du monde kommt unter dem Titel Die siebte Saite 1992 auch in die
deutschen Kinos. Das filmische Gambenepos macht Marin Marais und seinen
Gambenlehrer Sainte-Colombe tatsächlich zu Leinwandberühmtheiten. Eine
Anekdote vom Marais-Biografen Titon de Tillet steht im Zentrum. Sainte-Colombe,
so berichtet Tillet, habe Marais als Schüler zwar angenommen, sich aber nach
wenigen Monaten geweigert, ihm weiterhin Unterricht zu erteilen. Wohl, so
vermutet Tillet, weil er ihm nichts mehr habe beibringen können. Aber Marais will
weiter vom Meister profitieren. Er belauscht Sainte-Colombe heimlich, wenn er
sich zum Üben in ein Gartenhaus zurückzieht.
Der Wahrheitsgehalt von Titon de Tillets Gartenhausgeschichte ist zu bezweifeln.
Was den Tatsachen entspricht ist, dass Marais in rasant kurzer Zeit auf der Gambe
sozusagen perfekt ist. Bereits 1675 - mit 19 Jahren - wird er in die renommierte
Académie Royale aufgenommen und dort von Jean-Baptiste Lully gefördert.
1705 ist er Chef d’orchestre. Das heißt, er darf mit einem kleinen Stock durch die
Luft wibeln oder aber mit einem großen auf den Boden schlagen, damit Sänger,
Chor und Orchester im Takt bleiben. Aber vor allem komponiert er für die Viola
da gamba. Fünf Bücher gibt Marais zwischen 1686 und 1725 über einen Zeitraum
von fast 40 Jahren heraus. An die 600 Préludes, Tanzsätze und Charakterstücke zu
Suiten geordnet. „Das erste Buch“, so der belgische Gambist Wieland Kuijken sei
„noch dem 17. Jahrhundert verhaftet, dunkel und mysteriös...“ Das zweite Buch
sei schon „etwas aufgeklärter“. Aber die Melodienbildung noch immer
undeutlich. Ebenso wie die harmonischen Fortschreitungen. „Dann wird Marais
immer klarer und deutlicher. Er schreibt immer weniger Töne. Und am Ende bleibt
nur noch Parfüm übrig. Geruch. Aber so raffiniert. Raffinierter und raffinierter. Das
ist eigentlich das Ende des französischen Stils“. Soweit Wieland Kuijken. Und wir
hören jetzt in das raffiniert duftende 5. und letzte Buch hinein:
Prélude, Fantaisie und Le jeu du volant. Es spielt Wieland Kuijken begleitet von
Kaori Uemura und Robert Kohnen.
1.8
LC06413 ACCORD ACC78744D Länge: 2’18; 0’46, 1'45
Marin Marais, Prélude, Fantaisie, le jeu du volant g-moll aus dem 5ième livre,
Wieland Kuijken, Kaori Uemura, Viola da gamba, Robert Kohnen, Cembalo
Gambentöne wie Parfüm! Zuletzt verflogen in Le jeu du volant - Das waren drei
Stücke von Marin Marais aus dessen 5ième livre de pièces de viole von 1725.
9
Wieland Kuijken, Viola da gamba, wurde begleitet von Kaori Uemura, ContinuoGambe und Robert Kohnen am Cembalo.
Nach Marais ist vor Marais. Morgen muss Marin Marais sein Reich verteidigen. Wie
er angegriffen wird und mit welchen Mitteln er sich zur Wehr setzt, erfahren Sie
dann. Außerdem: das französische Reich der Viola da gamba nimmt
Beziehungen auf zu orientalischen Reichen und exotischen Gambentypen.
Morgen zur gleichen Zeit in der SWR2 Musikstunde.
Ich bin Sabine Weber und freue mich, Sie wieder zu begrüßen.