Steuerliche Fallstricke für Mieterstrommodelle

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Beitrag Trinavis GmbH & Co. KG
Steuerliche Fallstricke für Mieterstrommodelle
Ein wichtiger Baustein der Energiewende ist der Ausbau der regenerativen Stromerzeugung. Hierzu leistet
die Immobilienwirtschaft durch Einsatz von PV- oder KWK-Anlagen im
Gebäudebereich einen wesentlichen
Beitrag. Im Rahmen dieser dezentralen Stromerzeugung etablieren sich
zunehmend Mieterstromprojekte, bei
Solveig Wickinger
denen Strom innerhalb des GebäuSteuerberaterin,
Partner,
des ohne Nutzung des Netzes der
Trinavis GmbH & Co. KG
allgemeinen Versorgung an Mieter
geliefert wird. Mieterstromprojekte werden dabei leider häufig aufgrund negativer steuerlicher Auswirkungen gehemmt.
Um der Tätigkeit eines vermögensverwaltenden Immobilienvermieters einen gewerbesteuerpflichtigen Charakter zu geben, müssen besondere Umstände hinzutreten.
Ebenso genießen Immobilienvermieter in einer per se zwar
gewerblichen Rechtsform, aber mit ausschließlich vermögensverwaltender Tätigkeit ein Kürzungsprivileg, so dass
auch hier ohne Hinzutreten besonderer Umstände keine
Gewerbesteuerbelastung eintritt. Bei Mieterstromprojekten
stellt sich nun die Frage, unter welchen Umständen der
Betrieb einer PV- oder KWK-Anlage und die anschließende Stromlieferung an die Mieter zur Gewerbesteuerpflicht führen. Die Finanzverwaltung legt dabei den Begriff
der Vermögensverwaltung grundsätzlich weit aus, sieht
aber die Lieferung von Strom und Wärme an die Mieter
bisher als schädliche Tätigkeit ‎an mit der Folge einer Gewerbesteuerbelastung auch auf die Vermietungsgewinne.
Infolge der steuerrechtlichen Konsequenzen sind
Mieterstromprojekte derzeit für Immobilienvermieter nur
durch die Gründung von Tochterunternehmen, die Anlagenbetrieb und Stromverkauf an die Mieter übernehmen,
wirtschaftlich tragbar. Dabei kann es sich anbieten, eine
Kooperation mit einem Energieversorgungsunternehmen
einzugehen. Es darf aber nicht übersehen werden, dass
die erforderlichen gesellschaftsrechtlichen Konstruktionen weitere Kosten mit sich bringen, und es gilt, diese in
einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung des Projekts zu berücksichtigen.
www.trinavis-crowehorwath.com
Beitrag Biogas e.V.
Biogas für die Energiewende sichern
Bei der Energiewende sprechen wir meist von Wind- und
Solaranlagen. Welche Rolle spielt Biogas?
Biogas ist der verlässliche Part im Konzert der regenerativen Energien. Während Windräder und Solaranlagen
bei entsprechenden Witterungsbedingungen kurzfristig
sehr viel Strom erzeugen, sind Biogasanlagen zuverlässig
immer da, wenn sie gebraucht werden.
Allerdings ist Strom aus Biogas auch teurer – können wir
uns das überhaupt leisten?
Die Kilowattstunde Strom lässt sich in einer Biogasanlage tatsächlich nicht so günstig erzeugen wie beispielsweise in einer Solaranlage. Aber Biogasanlagen reduzieren auch Kosten: Eine Studie des Fraunhofer-Instituts
IWES kommt zu dem Ergebnis, dass die Biogasnutzung im
Jahr 2035 zu Einsparungen von jährlich 500 Mio. Euro im
Vergleich zu einer Grundlaststromproduktion führen wird.
Je mehr fluktuierender Wind- und Solarstrom im Netz ist,
desto wertvoller wird flexibler Biogasstrom.
(MW), die im Jahr rund 32 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugen. Würden
all diese Anlagen flexibel laufen, würde sich die installierte Leistung auf
fast 8.000 MW erhöhen – und damit
15 Prozent der von regelbaren Kraftwerken abzudeckenden Nachfrage –
der „Residuallast“ – bedienen.
Welche Bedeutung haben Biogasanlagen für die Wirtschaftskraft in der
Region?
Biogasanlagen stehen in der Regel im ländlichen Raum
und stärken die regionale Wertschöpfung. Sowohl der
Bau als auch der Betrieb der Anlagen werden durch Handwerksbetriebe vor Ort sowie kleine und mittelständische
Unternehmen realisiert. Das Umsatzvolumen der Biogasbranche lag im Jahr 2015 bei rund 9 Mrd. Euro. Das stärkt
den Mittelstand – und macht uns unabhängig von Energieimporten aus unsicheren Ländern.
Von welchen Kapazitäten und Potenzialen sprechen wir da?
Der gesamte Biogasanlagenpark umfasst knapp 9.000
Anlagen mit einer Leistung von über 4.000 Megawatt
Dr. Claudius
da Costa Gomez
Hauptgeschäftsführer,
Fachverband Biogas e.V.
www.biogas.org