direkt - SPZ Sozial-Psychologisches Zentrum

Sozial-Psychologisches
Zentrum V.o.G.
Tätigkeitsbericht
2015
Mit Rückblick:
40 Jahre SPZ
TÄTIGKEITSBERICHT SPZ 2015: INHALTSVERZEICHNIS
KAPITEL 1: DER ZUGANG ZUM SPZ
5
Beratungsangebot, Öffnungszeiten, Erstgespräch, Kostenbeteiligung
5
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
9
1 Was geschieht in einer Beratung oder Psychotherapie?
9
2 Klienten und Anfragen: die Zahlen 2015
11
3 Gesprächskonstellationen: Einzelberatung, Paarberatung,
21
Eltern- und Familienberatung, Kindertherapie, Gruppenangebote
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
25
1 Fachliche Qualifizierung und Teamarbeit
25
2 Zusammenarbeit im Netzwerk der Dienste
33
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
37
1 Aktuelle Themen in Beratung und Gesellschaft
37
2 40 Jahre SPZ: ein Rückblick aus verschiedenen Blickwinkeln
45
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
53
1 Verwaltungsräte und langfristige Arbeitsgruppen
53
2 Projekte im Netzwerk der Dienste
61
3 Öffentlichkeitsarbeit und Kontakte 2015
67
KAPITEL 6: ORGANISATION
69
1 Die V.o.G. und die Generalversammlung
69
2 Das Personal
72
WILLKOMMEN
3
2015 war für das SPZ ein schwieriges Jahr.
Aus gesundheitlichen Gründen konnte Dr. Lohmann seine Aufgabe als Ärztlicher Direktor
nicht wahrnehmen, und eine intensive Suche nach einem Facharzt für einen
Vertretungsvertrag blieb ohne Erfolg. Glück im Unglück brachte Frau Dr. Labisch-Ziesmann:
Seit 2014 arbeitet sie im Rahmen eines Honorarvertrags im SPZ Eupen und übernahm hier
vollständig die fachärztliche Betreuung der Klienten und die fachliche Beratung des Teams.
Für das St. Vither Team konnte bisher keine Lösung gefunden werden, manche Klienten
wurden an Fachärzte in anderen Einrichtungen weiter vermittelt. Die Suche nach einer
Vertretung geht weiter, 2016 werden einige Stunden durch eine zusätzliche Fachärztin
übernommen.
Der Verwaltungsrat und das Team des SPZ danken Herrn Dr. Roland Lohmann für seinen
langjährigen zuverlässigen Einsatz und wünschen ihm eine bestmögliche Gesundheit.
Unser Dank gilt Frau Dr. Ursula Labisch-Ziesmann für ihren Einsatz als Fachärztin und ihre
Verfügbarkeit für die Klienten und das Team des SPZ.
Die finanzielle Situation war seit dem zweiten Halbjahr 2014 angespannt und erforderte
Lösungen. Nach dem Ende des europäischen Projekts zur Betreuung von Asylbewerbern
konnte die damit verbundene Halbzeit-Psychologenstelle 2015 nicht weiter finanziert werden.
Unvorhersehbare Mindereinnahmen (u.a. aus der Beteiligung an diesem europäischen
Projekt) und Mehrausgaben (u.a. für die Informatik) führten dazu, dass eine weitere
Halbzeitstelle eingespart werden musste. Diese Stelle hatte der Verwaltungsrat vor 6 Jahren
außerhalb des üblichen Personalkaders zusätzlich geschaffen, um den wachsenden Druck
der Anfragen abzufedern. Ihre Einsparung hat direkte Auswirkungen auf die Warteliste und
auf die Anzahl Dienstleistungen. Auch wenn das Team überbrückende Lösungen für Klienten
in dringenden Notlagen erarbeitet hat, lässt sich der Verlust von so vielen Arbeitsstunden
nicht ausgleichen. Unser Dank gilt Frau Aline Deruisseau für ihre kompetente Arbeit während
6 Jahren in diesen beiden Aufgabenbereichen.
Neben den Sparmaßnahmen hat das Präsidium des SPZ intensive Verhandlungen mit der
Deutschsprachigen Gemeinschaft geführt. Der zuständige Minister, Herr Antoniadis, sagte
hierbei die Übernahme der Verluste von 2014 und eine Beteiligung der DG an der
Erneuerung der Informatik zu; das SPZ dankt für diese Unterstützung in einer Notlage. Eine
wichtige Neuerung im Dienstleistungsvertrag ist die Möglichkeit ab 2016, die Vertragslage
von Fachärzten flexibler und damit attraktiver handhaben zu können.
Für die Stabilisierung der Finanzlage in der Zukunft stehen weitere Verhandlungen an. Es
wurde eine Anpassung der Tarifordnung des SPZ von 2010 vereinbart. Die Beratung von
Personen und Familien mit niedrigem Einkommen bleibt unverändert zugänglich, besser
verdienende Klienten zahlen einen höheren Beitrag, der auf Grund des öffentlichen Auftrags
des SPZ immer noch weit unter den Tarifen von Privatpraxen liegt.
Neben diesen strukturellen Herausforderungen hat das SPZ 2015 seine ganz normale Arbeit
geleistet, wie sie in diesem Tätigkeitsbericht vorgestellt wird:
•
Das Kapitel zur Statistik zeigt auf, wie die 1709 Personen, die 2015 im SPZ betreut
wurden, sich verteilen: nach Alter, Geschlecht, Gemeinden, auf welche Arten von
Anfragen und von Dienstleistungen.
•
Das Kapitel „Aktuelle Herausforderungen“ zeigt auf, wie aktuelle Themen und Probleme
bei den Klienten die aktuellen gesellschaftlichen Situationen widerspiegeln: Migration und
Trauma, Überforderung und Depression, Reizüberflutung und Suchtgefahren,
Bindungsstörungen
und
problematische
Trennungen
enthalten
täglich
Herausforderungen, die die Menschen mit ihrer unterschiedlichen psychischen
Verfassung und ihren unterschiedlichen sozialen Ressourcen unterschiedlich bewältigen
können. Das SPZ folgt den Entwicklungen durch kontinuierliche Fortbildung in
therapeutischen Verfahren und die Entwicklung von neuen Angeboten, z.B. neuen
Gruppen zu den Themen „Depression“, „Umgang mit Schmerz“, „Trauer bei Jugendlichen“
oder zusätzlichen Kindergruppen.
•
Das Kapitel „Themenarbeit im Netzwerk der Dienste“ zeigt auf, wie sich das SPZ an
Projekten, Arbeitsgruppen und Strukturen im Netzwerk der Gesundheits- und
Sozialeinrichtungen beteiligt. Aus der Beratungsarbeit heraus ergeben sich gemeinsame
Themen mit anderen Einrichtungen und Dienstleistern, zu denen gemeinsam neue
Lösungen erarbeitet werden: z.B. im Begleitausschuss für Jugendhilfe, in den Netzwerken
„Süd“ und „Nord“, im Verwaltungsrat des Begleiteten Wohnens und in allen anderen
Gremien, die in Kapitel 4 beschrieben werden. Auch der Psychiatrieverband steht mit den
landesweiten Reformen der Erwachsenen- und der Kinder- und Jugendpsychiatrie vor
arbeitsintensiven Herausforderungen. Zur Netzwerkarbeit gehört auch die Beteiligung an
Initiativen der Deutschsprachigen Gemeinschaft: Erhebungen und Fragebögen,
Anhörungen, Foren (z.B. zur Armutsbekämpfung, Case- und Caremanagement, AG
Kodex,...).
•
Das Kapitel „Organisation“ stellt die Generalversammlung, den Verwaltungsrat und die
Geschäftsführung vor und nennt die Schwerpunkte ihrer Arbeit 2015. Im September 2015
wählte der Verwaltungsrat den bisherigen Vizepräsidenten, Ulrich Deller, zum
Präsidenten; neuer Vizepräsident wurde Gerd Schmitz. Das SPZ dankt Frau Irene
Kalbusch für ihre Arbeit als Präsidentin 2013-2015.
2016 wird für das SPZ ein besonderes Jahr.
Im Juli 2016 wird das SPZ 40 Jahre alt. Nach intensiven Vorbereitungen im Jahr 2015 findet
im Jubiläumsjahr 2016 am 19. Mai im Triangel eine Fachtagung zum aktuellen Thema
„Kinder psychisch kranker Eltern“ mit der renommierten Referentin Ines Andre-Lägel statt.
Am 25. November wird ein festlicher Empfang die Gelegenheit geben, gemeinsam mit den
Verantwortungsträgern aus Politik und Gesellschaft, mit Verwaltungsrat und Mitarbeitern
einen Rückblick und Ausblick zu halten. Das Team hat den Anlass genutzt, um
Erfahrungswerte aus 4 Jahrzehnten Arbeit im eigenen Haus und Mitarbeit in den Netzwerken
der Versorgung zusammen zu tragen. Dabei wurde die Entwicklung von Anfragen, Themen
und Problemen, Methoden und Strukturen zurückverfolgt. Bis heute arbeiten im SPZ
Kolleginnen und Kollegen, die in 4 unterschiedlichen Jahrzehnten zum Team hinzu gestoßen
sind. Aus der Konfrontation ihrer verschiedenen Blickwinkel heraus entstand zugleich ein
Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen. Das Resultat findet sich in Kapitel 3.
Auf der Titelseite erinnern das alte Logo von 1982 und das neuere von 2000 an die
Entwicklung des SPZ innerhalb von 40 Jahren.
Eine anregende Lektüre wünschen
U. DELLER,
Präsident
E. KRINGS,
Geschäftsführer
A. NAHL,
Teamkoordinator
Informationen über das SPZ für die Öffentlichkeit und Klienten sind auf der Website
www.spz.be zugänglich, in Kurzfassung auch durch Faltblätter in mehreren Sprachen.
KAPITEL 1: DER ZUGANG ZUM SPZ
5
1 DAS BERATUNGSANGEBOT
Das Sozial-Psychologische Zentrum ist eine Beratungsstelle für Erwachsene, Kinder und
Jugendliche, Paare, Eltern und Familien, die in schwierige psychische oder psychosoziale
Lebenslagen geraten sind oder schwierige Lebensphasen durchlaufen.
Auslöser oder Ursachen dieser Schwierigkeiten können sein:
•
Überforderung durch Belastungen,
•
traumatische Ereignisse,
•
Entwicklungsphasen,
•
Beziehungsschwierigkeiten in Partnerschaft und Familie,
•
Probleme der sozialen Integration,
•
Spätfolgen von Ereignissen aus der Lebens- und Familiengeschichte,
•
psychische Probleme,
•
psychiatrische Erkrankungen,
•
...
Die im SPZ angebotene Hilfe erfolgt vor allem durch das Gespräch und umfasst je nach
Problemlage verschiedene, sich ergänzende Vorgehensweisen: psychosoziale Beratung,
Psychotherapie, ambulante psychiatrische Betreuung.
Allgemeines Ziel ist, mit Hilfe von Beratung und Therapie einen Prozess der Veränderung bei den
Klienten anzustoßen und zu begleiten.
Einen Prozess, der das Leiden verringern und das Gleichgewicht stärken will durch
•
Veränderungen im Denken und Gefühlsleben,
•
Veränderungen von Verhaltensweisen,
•
Veränderungen in den Beziehungen und in der sozialen Einbindung,
•
Stärkung der psychischen Gesundheit.
Dies im Rahmen einer respektvollen Zusammenarbeit, bei der Klienten/innen und
Therapeuten/innen gemeinsam Ziele vereinbaren und schrittweise bearbeiten. Wichtigstes
Werkzeug ist dabei das Gespräch, das mit Hilfe unterschiedlicher Techniken eine „heilsame“
Wirkung entfalten kann.
Die Mitarbeiter/innen sind in verschiedenen Fachbereichen ausgebildet.
Alle Mitarbeiter/innen sind dem Berufsgeheimnis verpflichtet.
Zuständigkeit: Das SPZ ist zuständig für
•
alle Einwohner/innen der Deutschsprachigen Gemeinschaft
•
und für die deutschsprachige Bevölkerung in den wallonischen Nachbargemeinden.
KAPITEL 1: DER ZUGANG ZUM SPZ
6
2 ÖFFNUNGSZEITEN
Sekretariate
SPZ Eupen:
Frau L. Weinberg und Frau V. Wolter
Montag bis Freitag
9:00 bis 12:00 Uhr
Montag bis Donnerstag
14:00 bis 17:00 Uhr
SPZ St. Vith: Frau V. Arens-Heinen
Montag bis Donnerstag
Montag
Mittwoch
9:00 bis 12:00 Uhr
13:00 bis 17:00 Uhr
13:00 bis 16:00 Uhr
Termine für Beratungsgespräche nach dem Erstgespräch finden auf Vereinbarung statt, auch
außerhalb der Öffnungszeiten der Sekretariate (Montag bis Freitag).
3 KONTAKTAUFNAHME UND ERSTGESPRÄCH
Klienten/innen mit einer Neuanfrage kommen auf folgende Weise zu einem ersten Gespräch:
•
Im SPZ St. Vith fragen sie telefonisch einen Termin für ein Erstgespräch an:
Vennbahnstraße 4/6, im Dienstleistungszentrum im Triangel, Tel. 080-22 76 18.
•
Im SPZ Eupen kommen sie ohne vorherige Anmeldung in die freie Sprechstunde:
dienstags 16:30 bis 17:30 Uhr,
freitags
9:00 bis 10:00 Uhr.
Vervierser Straße 14, 2. Etage, Tel. 087-59 80 59.
Im Erstgespräch stellen der Klient oder die Klientin einer Fachperson ihre „Anfrage“ vor, d.h. die
Probleme, Anliegen und Erwartungen. Die Fachperson nimmt die Anfrage entgegen, stellt Fragen
über Vorgeschichte, Hintergründe und Zusammenhänge. Fachperson und Klient/Klientin machen
sich gemeinsam ein erstes Bild der Situation und der erwarteten Hilfe.
Manchmal reicht auch ein Erstgespräch als Orientierungshilfe, so dass keine weitere Beratung
folgt. Bei manchen Anfragen zeigt sich im Erstgespräch, dass das SPZ nicht zuständig ist – hier
dient das Erstgespräch der Überweisung an einen anderen, zuständigen Dienst und der
Information darüber, welche Hilfe dort zu finden sein wird.
Wenn nach dem Erstgespräch weitere Beratung im SPZ gewünscht wird, erfolgt diese durch eine
Fachperson, die im betreffenden Beratungsbereich ausgebildet ist (z.B. Suchtbereich, Erziehung
und Kindertherapie, Paarberatung, Traumatherapie,...): entweder durch die Fachperson, die
bereits das Erstgespräch geführt hat, oder durch eine andere, die im Rahmen der wöchentlichen
Mitarbeiterbesprechung bezeichnet wird. Diese Fachperson bleibt dann fester Ansprechpartner für
den Klienten/die Klientin.
Bei manchen Problemlagen können mehrere Fachpersonen zusammenarbeiten.
Die Auswahl des Beratungs- und Therapieverfahrens erfolgt durch das therapeutische Team des
SPZ in Abstimmung mit dem ärztlichen Direktor passend zur individuellen Lage der Klienten/innen.
KAPITEL 1: DER ZUGANG ZUM SPZ
7
4 KOSTENBETEILIGUNG
Das SPZ ist als Beratungsstelle für mentale Gesundheit anerkannt und wird durch die öffentliche
Hand im Rahmen eines Geschäftsführungsvertrags bezuschusst. Die Deutschsprachige
Gemeinschaft trägt den Hauptanteil der Lohn- und Funktionskosten. Die 9 Gemeinden, die die
Deutschsprachige Gemeinschaft bilden, beteiligen sich proportional zu ihrem Bevölkerungsanteil
an den Funktionskosten des SPZ.
Dadurch kann die Eigenbeteiligung der Klienten an ihren Beratungs- und Therapiestunden
begrenzt und an ihre jeweilige Einkommenslage angepasst werden. Die Berechnung erfolgt
anhand einer Einkommenstabelle mit aktualisiertem Index.
Die Eigenbeteiligung der Klienten/innen:
Bis Ende 2015 war die Tarifordnung von 2010 gültig:
•
•
•
•
Normaltarif: 14 € pro Gespräch.
Für Haushalte mit einem kleinen bis mittleren Einkommen: ermäßigte Tarife von 4,50 €
oder 9,50 € pro Gespräch.
Sozialtarif für Sozialhilfeempfänger/innen und für Personen ohne Einkommen oder mit
geringem Einkommen: 1,50 € pro Gespräch.
Tarif für Klienten, die außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft wohnen: 14 € pro
Gespräch. Ermäßigte Tarife werden nicht gewährt, da sich die betreffenden Gemeinden
nicht an den Kosten des SPZ beteiligen.
Im September 2015 verabschiedete der Verwaltungsrat eine neue Tarifordnung, gültig ab
01.01.2016:
•
Normaltarif: 15 Euro pro Gespräch.
•
Ermäßigte Tarife: 5 oder 10 Euro pro Gespräch.
•
Sozialtarif: 2 Euro pro Gespräch.
•
Tarif für Personen und Haushalte mit hohem Einkommen: 20 Euro pro Gespräch.
•
Tarif für Klienten, die außerhalb der Deutschsprachigen Gemeinschaft wohnen: je nach
Einkommen entweder 15 € oder 20 € pro Gespräch. Ermäßigte Tarife werden nicht
gewährt, da sich die betreffenden Gemeinden nicht an den Kosten des SPZ beteiligen.
Der individuelle Tarif von Klienten kann angepasst werden, wenn sich ihre Einkommenssituation
verändert. Die Berechnung erfolgt anhand einer Tabelle.
Manche Krankenkassen erstatten eine jährliche Anzahl von Terminen bei Psychologen. Klienten
des SPZ können hierfür eine Quittung oder Bescheinigung der Dienstleistungen des SPZ erhalten.
Verpasste, nicht abgemeldete Termine sind kostenpflichtig in Höhe des Tarifs, den der Klient
üblicherweise für seine Termine bezahlt.
Die Konsultationen beim Facharzt für Psychiatrie und beim Facharzt für Kinder- und
Jugendpsychiatrie sind entsprechend den gesetzlichen LIKIV-Tarifen zu zahlen und werden
größtenteils über die Krankenkassen erstattet. Entsprechend dem Versicherungsstatus des
Klienten erstatten die Krankenkassen entweder einen Normaltarif oder einen erhöhten Tarif.
KAPITEL 1: DER ZUGANG ZUM SPZ
8
5 WARTEZEITEN UND IHRE ÜBERBRÜCKUNG
Erstgespräche sind ohne Wartezeiten möglich. Hier kann auch sofort geklärt werden,
•
ob das SPZ für die Anfrage zuständig ist oder ob sich eine Anfrage bei einer anderen
Einrichtung empfiehlt;
•
ob die Wartezeit im SPZ für Untersuchungen (z.B. bei einem Facharzt oder in einem
anderen Zentrum) oder Abklärungen (z.B. mit der Schule, mit anderen Betreuungsdiensten)
genutzt werden kann, um für den Start der Beratung im SPZ alle notwendigen
Informationen zur Verfügung zu haben.
Beratung nach dem Erstgespräch: Zu manchen Zeiten gehen so viele neue Anfragen ein, dass
Wartelisten geführt werden müssen.
•
Im SPZ St. Vith vorübergehend für einige Wochen.
•
Im SPZ Eupen mussten in den letzten Jahren sowohl im Kinder- und Familienbereich als
auch im Erwachsenenbereich ständig Wartelisten geführt werden. 2015 betrug die
durchschnittliche Wartezeit nach dem Erstgespräch im Erwachsenenbereich durchgehend
12-14 Wochen. Im Kinder- und Jugendbereich beginnen Eltern- und Familiengespräche
einige Wochen nach dem Erstgespräch, für Diagnostik und Einzeltherapie von Kindern
beträgt die Wartezeit 3 bis 4 Monate. Die Einsparung einer Psychologenstelle seit März
2016 hat Auswirkungen auf die Warteliste.
Im Kinder- und Jugendbereich hat die Übernahme der Beratung Priorität, wenn die Anfrage im
Rahmen eines Vertrags der Familie mit dem Jugendhilfedienst oder im Rahmen eines Urteils des
Jugendgerichts bzw. einer Anfrage des Jugendgerichtsdienstes erfolgt. Dies wird durch einen
ministeriellen Erlass vorgegeben und kann zeitweilig dazu führen, dass andere Anfragen länger
warten.
Bei dringenden Situationen, je nach Art der Dringlichkeit, bieten die Mitarbeiter/innen
Überbrückungstermine während der Wartezeit an, so weit ihre Terminkalender es erlauben.
Bis zum Start einer Beratung bleibt der Berater/die Beraterin, der/die das Erstgespräch geführt hat,
Ansprechpartner für den Klienten/die Klientin, leistet gegebenenfalls auch Unterstützung bei Krisen
oder begleitet die Überweisung an andere Fachdienste, in Situation von akuter Gefährdung auch
an Kliniken.
Die Aufnahme in eine der beiden Psychodramagruppen kann meist sofort nach dem Erstgespräch
erfolgen und dazu beitragen, die Wartezeit auf Einzelgespräche zu überbrücken. Das SPZ
erarbeitet seit 2015 thematische Gruppenangebote, z.B. zum Thema Depression, die während der
Wartezeit eine erste Orientierung zu Verständnis und Selbstmanagement der Problemsituationen
geben wollen.
Im Kinderbereich können Eltern eine „Weitmaschige Elternberatung“ (W.E.B.) im Abstand von 4
bis 6 Wochen nutzen: die Elterngespräche dienen der Erziehungsberatung für die aktuelle
Situation und der Vorbereitung der künftigen Kindertherapie, bis ein Platz für das Kind frei
geworden ist.
Für Klienten, die statt des Wartens freischaffende Therapeuten/innen konsultieren wollen, steht
eine Adressenliste zur Verfügung; diese wird regelmäßig durch die SPZ-Mitarbeiter/innen
aktualisiert.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
9
1 WAS GESCHIEHT IN EINER BERATUNG ODER PSYCHOTHERAPIE?
Anlass für eine Beratung oder Therapie ist das Empfinden eines persönlichen Leidensdrucks, der
viele Auslöser und Ursachen haben kann, z.B.
•
die persönliche seelische Verfassung in bestimmten Lebensabschnitten,
•
schwierige Lebensumstände, Veränderungen und Ereignisse,
•
Spätfolgen der eigenen Lebens- und Familiengeschichte,
•
Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen,
•
eine psychiatrische Erkrankung, bei sich selbst oder bei einem Familienmitglied,
•
...
Der oder die Betroffene(n) möchte(n) an dieser Situation etwas verändern und dazu die Hilfe
ausgebildeter Fachkräfte in Anspruch nehmen.
In den ersten Gesprächen geht es darum, gemeinsam ein Bild der Situation des Klienten zu
erstellen: Der Therapeut begleitet den Klienten darin, sein Anliegen an die Beratung zu
beschreiben und markante Elemente seiner Lebenssituation, seiner Lebensgeschichte, seiner
Interessen und Stärken, seiner Belastungen usw. zu nennen. Hauptsächliches Werkzeug von
Beratung und Therapie ist das Gespräch in einem vertrauensvollen Rahmen, der durch das
Berufsgeheimnis geschützt ist. Gemeinsam werden Ziele festgelegt und Vereinbarungen über das
Vorgehen getroffen, z.B. zur Häufigkeit der Gespräche, und ob andere Personen darin einbezogen
werden.
Ein Beispiel
Herr M. hat in letzter Zeit immer größere Schwierigkeiten, morgens aus dem Bett zu kommen. Er
fühlt sich lustlos, geht kaum noch ans Telefon, liegt häufig auf dem Sofa und starrt an die Decke.
Am Arbeitsplatz kann er sich nicht konzentrieren, er ist oft müde, nachts schläft er trotz
Schlafmitteln schlecht. Aufgaben, die ihm früher leicht von der Hand gingen, scheinen
unüberwindbar. Der Kontakt zu anderen Menschen und seine bisherigen Hobbys werden ihm zu
anstrengend. Er ist oft in trauriger Stimmung.
Herr M. wurde von seiner Hausärztin an das SPZ überwiesen. Beim dritten Anlauf gelang es ihm,
in die Sprechstunde zu kommen und seine Depression zu beschreiben. Dabei kamen auch
verschiedene Enttäuschungen zur Sprache, die ihn zunehmend „müde“ machen: verpasste
Chancen in Beruf und Partnerschaft, alte Schuldgefühle, ungerechte Behandlung im
Bekanntenkreis, Einsamkeit. Besorgt stellt er fest, dass manche Ängste in letzter Zeit stärker
geworden sind, z.B. beim Autofahren.
Nach dem Erstgespräch bot das Team des SPZ Herrn M. Termine bei der Psychiaterin und
regelmäßige Therapiegespräche bei einem Psychotherapeuten an:
Nach einem ausführlichen Gespräch über seine Beschwerden und seine Lebenssituation schlägt
die Psychiaterin Herrn M. eine unterstützende Behandlung mit einem Antidepressivum vor. Es
brauche einige Wochen Zeit um zu wirken. Sie überprüft auch das Medikament für den Schlaf. Sie
besprechen die möglichen Wirkungen und Nebenwirkungen und einigen sich darauf, einen
Versuch mit dem Antidepressivum zu starten.
In den Therapiegesprächen setzt Herr M. sich mit der Hilfe des Therapeuten mit den alten und
neuen Verletzungen auseinander, die sich im Laufe seines Lebens angesammelt haben. Einige
Wochen lang sieht alles noch schwärzer aus, alte Verletzungen aus seiner Jugend drängen sich
wieder auf. Das setzt Emotionen frei: Trauer, Enttäuschung, Hilflosigkeit, aber auch eine
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
10
unbändige Wut, die lange verdrängt war. Dabei erkennt er auch nach und nach, welche Hürden er
in seinem Leben schon gemeistert hat, welche Erfahrungswerte in ihm schlummern, welche
Erinnerungen ihn jenseits der Trauer mit Dankbarkeit erfüllen. Er erkennt auch, welche Menschen
ihm guttun und welche ihn ausnutzen, welche Beschäftigungen ihn aufbauen und welche ihn
entmutigen. In den Gesprächen beschließt er, kleine Schritte in neue Richtungen zu wagen:
Kontakte zu meiden, die ihn belasten, unsinnige Pflichten abzustellen und kleine angenehme
Dinge zu tun, die er schon immer tun wollte. In kleinen Schritten findet er sein Selbstvertrauen
zurück, erobert er sich Stück für Stück seine Lebensfreude zurück, nimmt er vorsichtig wieder
Kontakt zu Menschen auf, die ihm guttun.
In den Beratungsgesprächen wird Herrn M. bewusst, dass es ihm bestimmten Personen
gegenüber schwerfällt, Nein zu sagen, selbst wenn er sich vornimmt, nicht nachzugeben. Er einigt
sich mit dem Therapeuten darauf, einen Versuch in der Psychodrama-Gruppe zu wagen: Unter
Anleitung von zwei erfahrenen Therapeuten lässt er sich in der Gruppe nach und nach auf
Rollenspiele ein. Er bemerkt, dass es anderen Teilnehmern ähnlich wie ihm ergeht. Er lernt zu
verstehen, was Personen bei ihm auslösen, denen er Nein sagen will, aber nicht kann. Im
Rollenspiel trainiert er neue Verhaltensweisen, traut sich, anderen deutlicher eine Grenze zu
setzen.
Herr M. kommt seit einem Jahr zum SPZ. Er ist nicht mehr der geworden, der er vorher war: Er hat
einen Weg zurückgelegt, der schmerzhaft war, das hat ihn nachdenklicher gemacht, aber auch
dankbarer... und achtsamer im Umgang mit sich selbst und seinen Bedürfnissen.
Einige Beispiele für Ziele von Beratung und Psychotherapie
Ausgehend von dem Leiden der Person, des Paares oder der Familie formulieren Klienten/innen
und Therapeuten/innen gemeinsam realistische Ziele ihrer Zusammenarbeit. Daraus ergibt sich
eine unterschiedliche Dauer der Arbeit. Die persönlichen Anfragen, die die Klienten/innen auf ihre
Weise äußern, verweisen einerseits auf schwierige Ereignisse, Beziehungslagen,
Lebensumstände oder auch auf Erkrankungen; andererseits verweisen sie auf die allgemeinen
Herausforderungen, vor die der Lebenszyklus jeden einzelnen Menschen stellt. Beispiele:
•
Den Umgang mit negativen Erfahrungen lernen, z.B.:
– mit belastenden Situationen und Ereignissen besser umgehen,
– psychische Verletzungen verarbeiten,
– mit körperlichen und psychiatrischen Erkrankungen besser leben,
– Ängste abbauen oder besser ertragen,
– zerstörerische Lebensgewohnheiten erkennen und schrittweise ablegen,
– destruktive Beziehungsmuster verstehen und verändern,
– Abhängigkeiten erkennen, verstehen und lösen,
– Hintergründe aus der Lebens- und Familiengeschichte verstehen,
– einengende Verhaltensmuster verstehen und verändern,
•
Positive Erfahrungen entwickeln lernen, z.B.:
– Wünsche und Vorstellungen entdecken und umsetzen,
– Dinge anders sehen,
– Versöhnung mit sich und anderen finden,
– neue Erfahrungen wagen und nutzen, Kreativität entwickeln,
– heilsame Lebensgewohnheiten entdecken und schrittweise einüben,
– konstruktive Beziehungsmuster erkennen, nutzen und ausbauen,
– zufriedenstellende Wege im Zusammenleben finden,
– neue Kontakte aufbauen,
– bewusster und achtsamer leben,
– Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken...
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
11
2 KLIENTEN UND ANFRAGEN 2015
Zum Thema „Anfragen“
Die Anfrage ist der Anlass, das Problem, mit dem die Klienten Hilfe suchen. Sie kommen entweder
auf eigene Initiative oder auf Empfehlung von Dritten (Familienangehörige und Bekannte, Ärzte,
Kliniken, Sozialdienste, Schulen, ...), einige im Rahmen einer Auflage durch die Justizbehörden.
•
•
•
Manche haben eine Anfrage für ein persönliches Problem (z.B. Ängste, Depression).
Andere stellen fest, dass sich manche Probleme, z.B. Konflikte in der Partnerschaft, im
Familienleben oder in der Erziehung, ständig wiederholen, und sie suchen nach Auswegen.
Andere machen sich Sorgen um Angehörige, die z.B. unter einer psychiatrischen
Erkrankung oder einer Suchterkrankung leiden.
Daraus ergibt sich:
•
Manche Klienten stellen im Laufe der Beratungszeit mehrere Anfragen zu unterschiedlichen
Problembereichen (z.B. Beratung für ein persönliches Problem, Erziehungsberatung und
psychologische Betreuung für ihr Kind).
•
Andere kommen nach Abschluss einer Beratung (z.B. zu einem Suchtproblem) später mit
einer anderen Frage wieder (z.B. Erziehungsfragen).
•
Zwei Personen eines Paares können eine gemeinsame Anfrage stellen (z.B. zum Umgang
mit Konflikten).
•
Mehrere Personen einer Familie können zu einer gemeinsamen Anfrage gehören (z.B.
Umgang mit den Folgen der Trennung der Eltern beim Kind), mit der das SPZ je nach
Situation in unterschiedlichen Konstellationen arbeitet (z.B. Einzelgespräche,
Elterngespräche, Gespräche mit dem Kind und je einem Elternteil, Familiengespräche
wenn möglich, Gespräche mit Geschwistern, Kindergruppe,...).
Das Beratungsangebot richtet sich an
•
•
•
Erwachsene, Kinder und Jugendliche,
Einzelpersonen, Paare, Eltern und Familien,
Klienten und Angehörige.
Das SPZ bietet somit Beratung, Psychotherapie und ambulante psychiatrische Behandlung bei
psychischen Problemen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, z.B.:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Belastung und Überforderung,
Ängste und Depression,
Schwierigkeiten bei der sozialen Integration,
Trauer und Verlusterfahrungen,
Anpassungsschwierigkeiten in neuen Lebensabschnitten,
Verhaltensstörungen,
Erziehungsschwierigkeiten,
Fragen zu Drogenkonsum, Abhängigkeit und Suchtverhalten,
psychiatrische Erkrankung,
Familienkonflikte,
Trennung oder Entfremdung in der Partnerschaft,
sexuelle Schwierigkeiten,
Gewalterfahrung und andere Traumata,
...
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
12
2.1 Anzahl Klienten und Anfragen
2015 suchten 1.709 Personen eine Beratung im SPZ auf: 1.088 in Eupen und 621 in St. Vith.
Beratungsanfragen können mehrere Personen einer gleichen Familie betreffen. So verteilen sich
die 1.709 Personen auf 1.360 Beratungsanfragen, 887 in Eupen und 473 in St. Vith.
Im Lauf von 2015 konsultierten demnach 11 Personen mehr das SPZ als 2014. Die Anzahl der
Anfragen ist im Vergleich zum Vorjahr um 30 Einheiten gesunken.
Während im SPZ St. Vith die Anzahl Klienten (+ 27 Personen) und Anfragen (+ 13 Anfragen) im
Vergleich zum Vorjahr steigen, sind in Eupen die Anzahl Klienten (- 16 Personen) und Anfragen
(- 43 Einheiten) gesunken.
728 Anfragen (54 %) sind Neuanfragen des Jahres 2015; die anderen 45 % sind Anfragen aus den
vorhergehenden Jahren, deren Beratung 2015 weitergeführt wurde. Dieser Proporz ist seit
mehreren Jahren relativ konstant.
Entwicklung Kienten und Anfragen
2000
1741
1800
1600
1366
1440
1537
1400
1200
1000
1685
1448
1283
1004
1695
1765
1353
1854
1415
1823
1438
1803
1442
1725
1763
1417
1406
1698
1709
1390
1360
1251
1083
Klienten
Anfragen
837
800
600
400
200
0
1999
2001
2003
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Grafik 1
Das Team versucht diese Situation möglichst gut aufzufangen, indem es einerseits die besonders
akuten Situationen von Klienten berücksichtigt und anderseits Übergangslösungen anbietet: ein
zweites Erstgespräch, einen Überbrückungstermin. Die Situation bleibt dennoch für die Klienten
und für die SPZ-Mitarbeiter/innen unbefriedigend.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
13
2.2 Alter und Geschlechterverteilung
41 % der Klienten sind männlich, 59 % weiblich.
Die Altersklassen verteilen sich wie folgt:
Altersklasse
Klienten 2015
Klienten 2014
Anzahl
%
Anzahl
%
0 bis 6
24
1,4
31
1,8
7 bis 12
138
8,1
104
6,1
13 bis 18
147
8,6
170
10
19 bis 25
194
11,4
188
11,1
26 bis 35
284
16,6
317
18,7
36 bis 45
385
22,5
379
22,3
46 bis 60
444
26
419
24,7
über 60
93
5,4
90
5,3
Tabelle 1
500
26%
450
400
23%
350
300
17%
250
11%
200
150
8%
9%
5%
100
50
1%
0
Klienten
Grafik 2
Zirka 19 % der Klienten (309 Personen) des Jahres 2015 sind minderjährig, 81 % erwachsen. Im
Vergleich zum Vorjahr nimmt die Gruppen der Minderjährigen, und hier insbesondere der 7 bis
12jährigen, leicht zu.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
14
Proporz Anfragen/Klienten
1200
63%
74%
1000
800
37%
ERW-Bereich
KEF-Bereich
600
400
26%
200
0
Anfragen
Klienten
Grafik 3
74,2 % der Anfragen betrafen Erwachsene (Grafik: „ERW“), 25,8 % betrafen den Kinder-,
Erziehungs- und Familienbereich (Grafik: „KEF“).
62,7 % der Klienten kamen zum SPZ für persönliche Erwachsenenthemen, 37,3 % der Klienten
kamen für Erziehungs- und Familienthemen. Das bedeutet einen leichten Anstieg der Anfragen für
Kinder und Erziehungsthemen im Vergleich zum Vorjahr.
2.3 Wohnort der Klienten
2015
Anzahl
Klienten
Prozentsatz der
Gesamtklientel
Proporz zur
Gesamtbevölkerung der
Gemeinde
89
5,2
1,61%
Büllingen
115
6,72
2,08%
Burg Reuland
101
5,9
2,55%
Amel
Bütgenbach
84
4,91
1,49%
Eupen
565
33,07
2,95%
Kelmis
149
8,71
1,36%
Lontzen
86
5,03
1,52%
Raeren
183
10,7
1,73%
St. Vith
207
12,11
2,16%
andere
130
7,6
Tabelle 2
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
15
Die Klienten stammen aus allen Gemeinden in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (zwischen
1,3 und 3 % der Bevölkerung jeder Gemeinde). Das SPZ ist als Beratungsstelle allen
Bewohnern/innen der DG zugänglich.
Das Beratungsangebot des SPZ kann auch von den Deutschsprachigen genutzt werden, die in
einer französischsprachigen Nachbargemeinde wohnen und dort keine Beratung in ihrer
Muttersprache finden. 6,9 % der SPZ-Klienten wohnen in den umliegenden französischsprachigen
Gemeinden, hauptsächlich in Bleyberg, Baelen/Membach, Weismes, Welkenraedt und Malmedy.
Einige (0,7 %) haben ihren Wohnsitz in Luxemburg (6) oder in Deutschland (6). Meist handelt es
sich dabei um Familienmitglieder von Klienten, die in die Beratung einbezogen werden, z.B. bei
getrennt lebenden Eltern.
2.4 Nationalität der Klienten
Die weitaus größte Gruppe bilden die Belgier/innen mit 82 % der Gesamtklientel, gefolgt von
Westeuropäern aus den Nachbarländern: deutsche (152), niederländische (16) und
luxemburgische (8) Staatsbürger/innen.
Die Herkunftsländer der Klienten haben sich in den letzten Jahren vervielfacht. Deshalb scheint es
uns sinnvoll, eine Rubrik mit entsprechenden Zahlen in den Tätigkeitsbericht aufzunehmen.
Die Kategorien in der untenstehenden Tabelle mögen etwas willkürlich erscheinen. Sie geben aber
ein relativ gutes Bild der wichtigsten Herkunftsländer wieder.
Bei den Klienten/innen aus osteuropäischen, afrikanischen und asiatischen Ländern handelt es
sich meist um Flüchtlinge.
Nationalitäten 2015
Belgien
1401
Andere westeuropäische Länder
185
Ehemalige jugoslawische Staaten
15
Andere ehemalige Ostblock-Staaten
36
Asien – inklusive Türkei, ohne Russland
45
Afrikanischer Kontinent
Amerika
25
2
Tabelle 3
Aus den Empfangszentren des Roten Kreuzes stellten 17 Asylbewerber eine Anfrage auf Beratung
im SPZ: 6 Personen aus Manderfeld und 11 aus Eupen. Es haben insgesamt 96 Beratungs- oder
Therapiegespräche mit Bewohnern der beiden Zentren stattgefunden.
Bei 17 Klienten/innen erfolgte die Beratung mit Hilfe eines Übersetzers, weil die Betroffenen (noch)
nicht in der Lage sind, sich auf Deutsch, Französisch, Englisch oder Niederländisch, (4 Sprachen,
die durch Mitarbeiter/innen des SPZ beherrscht werden) auszudrücken oder die Terminkapazitäten
der russischsprachigen SPZ-Mitarbeiterin überschritten.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
16
Die meisten Übersetzungen wurden 2015 für Arabisch und Russisch angefragt, dahinter folgten die
Sprache Farsi für Iraner und die Sprachen Dari und Paschtun für Afghanen.
Serbokroatisch/Bosnisch wurde nicht mehr angefragt, die Klienten aus diesem Sprachraum führten
ihre Gespräche auf Deutsch oder Französisch. Das SPZ arbeitet hauptsächlich mit der sozialen
Übersetzungsagentur „SETIS“ aus Lüttich zusammen. SETIS schult seine Übersetzer und bietet
den Übersetzungsdienst zu einem sozial verträglichen Preis an (2015: 9 € pro Stunde +
Anreisekosten des Übersetzers). Das SPZ übernimmt nicht die Kosten für die Übersetzer. In
manchen Situationen zahlen die Klienten das selbst, in anderen übernimmt das ÖSHZ. Bei den
Klienten aus den Asylbewerberzentren werden diese Kosten mit den Zentren abgerechnet.
2.5 Tarife und Einkommenskategorien
Da die Tarife für Beratungen entsprechend dem Einkommen der Klienten gestaffelt sind, gibt der
nun folgende Überblick ein grobes Bild der Einkommenssituation der SPZ-Klientel wieder.
Tarife
Klienten
2015
Proporz
14 € = Normaltarif pro Termin
751
44 %
9,5 € ermäßigter Tarif
213
12,50%
4,50 € ermäßigter Tarif
306
18 %
1,5 € bei Einkommen in Höhe 383
des Eingliederungseinkommens
22,50%
Tabelle 4
Hinzu kommen 3% der Klienten, die entweder ausschließlich Patienten beim Psychiater sind – dort
wird der Krankenkassentarif berechnet, oder Klienten aus den Asylbewerberzentren (diese
Konsultationen werden direkt mit den Häusern abgerechnet).
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Prozentsatz der Klienten, die die beiden niedrigsten Tarife zahlen,
wieder um 1,5 % gestiegen.
Man kann davon ausgehen, dass 40 % der SPZ-Klienten über ein kleines bis sehr kleines
Einkommen verfügen.
2.6 Lebenssituation der Klienten
41 % der Erwachsenen leben in einer Familie, die aus zwei Partnern und einem oder mehreren
Kindern besteht. Das ist die weitaus stärkste Gruppe. Die zweitstärkste Gruppe machen die
Alleinstehenden aus mit 20 %, gefolgt von Alleinerziehenden mit 15 % und Paaren ohne Kinder mit
14 %.
Von den Kindern, die im SPZ beraten werden, leben 43 % bei ihren beiden Eltern, 39,5 % bei
einem Elternteil und 9% alternierend bei beiden Elternteilen. Bis 2013 stellten die Kinder, die bei
beiden Eltern leben, die stärkste Gruppe der Kinder im SPZ dar; seit letztem Jahr ändert sich das.
In diesem Jahr machen die Minderjährigen, die nicht mit ihren beiden Eltern in einer Familie leben,
57 % der Kinder im SPZ aus.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
Lebenssituation
17
Erwachsene
Kinder/Jgl.
Klienten 2015
2015
Allein ohne Kinder
285
4
Allein mit Kindern
212
3
Im Paar mit Kindern
494
6
Im Paar ohne Kinder
196
3
Bei Eltern
80
132
Alternierend bei beiden
Elternteilen
2
27
Bei 1 Elternteil
54
122
In Pflegefamilie
0
6
In Adoptivfamilie
0
1
Einrichtung oder WG
42
10
Sonstiges
26
4
Tabelle 5
2.7 Überweisung an das SPZ
Proporz KLIENTEN / VERMITTLER
Andere
177
Schulbereich
80
C.D.S.
1
Jugendhilfe
88
Staatsanwaltschaf
7
Polizei
5
Bewährungskommission
7
Gericht
29
Jugendgericht
17
Arzt/Klinik
254
Opferbetreuung
41
SPZ
28
Privates Umfeld
167
Persönlich
808
0
Grafik 4
100
200
300
400
500
600
700
800
900
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
18
47% aller Klienten/innen kommen aus eigener Initiative zum SPZ, d.h. ohne direkte Überweisung
durch einen anderen Dienst. Ca. 10 % kommen auf Empfehlung ihres privaten Umfelds.
15 % der Klienten/innen werden von Ärzten und Kliniken überwiesen.
6 % der Klienten sind zur Beratung im SPZ verpflichtet. Sie kommen im Rahmen eines Vertrages
mit
den
Jugendhilfediensten
oder
einer
Auflage
der
Justizbehörden
(Richter,
Bewährungskommission und „Comité de défense sociale“).
2,4% der Klienten kommen auf Vermittlung der Dienste für Opferbetreuung.
Anfragen, die über den Jugendhilfedienst, das Jugendgericht und die Opferbetreuung zum SPZ
kommen, werden prioritär behandelt, d.h. möglichst ohne Wartezeiten.
2.8 Gründe der Anfragen
2015
Erwachsenenbereich Kinder u. Erziehung
Anfragen
1009
74,00%
351
26,00%
Klienten
1071
62,50%
638
37,50%
Tabelle 6
Bei den Anfragen unterscheidet das SPZ zwischen 2 Arbeitsbereichen:
•
im Erwachsenenbereich geht es um Erwachsenenthemen. 2015 waren das 74 % der
Anfragen.
•
Im Erziehungs- und Familienbereich geht es um Fragen, die Kinder oder Jugendliche oder
Erziehungsfragen betreffen. 2015 waren das 26 % der Anfragen.
Die Aufteilung der Klienten auf diese beiden Arbeitsbereiche (62,5 % im Erwachsenen- und 37,5 %
im Erziehungs-/Familienbereich) macht deutlich, dass meist mehrere Personen in die Beratungen
einbezogen sind, wenn sie Minderjährige betreffen: 37,5 % der Personen, die 2015 das SPZ
aufsuchten, gehören zu den 26 % der Anfragen aus dem Erziehungs- und Familienbereich.
Im Erwachsenenbereich wurden folgende Schwierigkeiten am häufigsten genannt:
Störungen im Gefühlsbereich, z.B. Depression, Ängste, Aggressivität, ... (30,6 %),
Probleme einer Lebensphase, z.B. Neuorientierung im Beruf, erwachsene Kinder verlassen
das Haus, junge Erwachsene beim Start in die Eigenständigkeit, ... (16,5 %),
•
Beziehungsstörungen in der Familie (10,7 %),
•
Probleme in der Partnerschaft (10 %),
•
Sucht, Abhängigkeit (7,8 %),
•
Arbeit, Schule (5,7 %),
•
psychiatrische Störung ( 5,3 %)
•
Störung in den Grundbedürfnissen - Essen, Schlafen, Sicherheit (3,9 %)
•
Gewalt (3,6 %),
(Mehrfachnennungen sind möglich).
•
•
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
19
Hier gibt es nur wenig Verschiebungen im Vergleich zu den Vorjahren.
Bei der Suchtthematik steht Alkohol mit 40 % der betroffenen Klienten an erster Stelle, gefolgt von
illegalen Substanzen (33 %), Polytoxikomanie (15 %) und Medikamenten (6 %).
Im Vergleich zu den beiden letzten Jahren fiel die Polytoxikomanie etwas zurück (von 20 % auf 15
%), dafür nehmen die Alkoholabhängigkeit (+ 3 %) und der Konsum von illegalen Substanzen (+ 5
%) zu.
Im Bereich „Familie, Erziehung, Kinder“ wurden folgende Problembereiche am häufigsten als
Anlass für die Anfrage im SPZ genannt:
•
•
•
Beziehungsstörungen in der Familie (14,9 %),
Belastungen und Störungen bei Kindern und Jugendlichen (27 %), aufgeteilt in
- Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern (48 %),
- Entwicklungsstörungen (21 %),
- Probleme in der Schule (11 %),
- Trauer (6 %);
- psychische Krankheit (5 %).
Bei 30 % der Anfragen im Erziehungsbereich lagen die Schwierigkeiten eher bei den Eltern:
- allgemeine Erziehungsschwierigkeiten (37,8 %),
- problematische Trennungssituationen (37,3 %),
- Vernachlässigung der Kinder (4,4 %).
Chronische Konflikte zwischen getrennten Eltern sind weiterhin ein häufiger Grund der
Beratungsanfrage für Kinder. Das Leben zwischen sich dauernd streitenden Eltern, die zeitweise
nicht mehr in der Lage sind, auf die Bedürfnisse der Kinder zu achten, macht Kinder unglücklich
und krank.
6 % der 1.709 Klienten, die 2015 das SPZ konsultierten, waren von Justizbehörden zur Beratung
verpflichtet.
15,5 % der Klienten im Kinder- und Erziehungsbereich kamen über die Jugendhilfe-Instanzen zum
SPZ (Vertrag mit dem Jugendhilfedienst im Rahmen einer freiwilligen Arbeit oder Urteil des
Jugendgerichtes). Vier Fünftel der Jugendhilfe-Anfragen im SPZ betreffen Familien aus den 4
nördlichen Gemeinden der DG.
2.9 Stand der Beratung Ende 2015
Stand der
Beratung
Klienten
2015
dauert an
1222
71,50%
abgeschlossen
275
16,00%
Abbruch
105
6,1 0%
Weitervermittlung
27
1,6 0%
Nur Erstkontakt
80
4,70%
Tabelle 7
%
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
20
71,5 % der Klienten des Jahres 2015 führen ihre Beratung 2016 fort.
Mit 16 % der Klienten wurde die Beratung 2015 abgeschlossen.
6,1 % der Klienten haben die Beratung abgebrochen.
4,7 % der Klienten kamen nur zu einem Erstgespräch ins SPZ.
1,6 % der Klienten wurden sofort an eine andere Stelle weitervermittelt.
2.10 Indirekte Dienstleistungen
Im SPZ unterscheiden wir zwischen direkten und indirekten Dienstleistungen.
Von direkten Dienstleistungen reden wir, wenn der Berater oder die Beraterin einen direkten
Kontakt zu Klienten hat. Es geht dabei um Diagnose-, Beratungs-, Therapie-, Behandlungs- und
Koordinationsgespräche.
Indirekte Dienstleistung bedeutet für uns jede Dienstleistung, die in einem direkten Bezug zu
Klienten steht, wo diese selbst aber nicht anwesend waren. Z. Bsp. Berichte, Kontakte mit einer
Schule, oder ähnliches.
Charakteristisch für die Arbeit in einer Beratungsstelle ist die relativ hohe Anzahl der indirekten
Dienstleistungen: Für viele Beratungen sind Absprachen zwischen Teamkollegen/innen oder mit
anderen Dienstleistern (z.B. Ärzte), Telefonate mit anderen Beteiligten und Berichte für
unterschiedliche Instanzen notwendig (14,5 % aller Dienstleistungen).
Dies immer unter Berücksichtigung der beruflichen Schweigepflicht. Das bedeutet, dass die
Klienten/innen diese Kontakte erlauben und ihren Inhalten zustimmen.
Die Klienten werden so weit wie möglich in Koordinationsgespräche mit anderen Dienststellen
einbezogen: entweder durch direkte Teilnahme von Klienten/innen an Koordinationsgesprächen
(bei Anfragen für Kinder nehmen die Eltern als deren Vertreter teil), oder durch gemeinsame
Vorbereitung und Nachbesprechung im Rahmen der Gespräche im SPZ. 2015 haben 241
Koordinationsgespräche in Anwesenheit der Klienten und 85 ohne Klienten stattgefunden.
Zusätzlich gab es 122 Kontakte mit Dritten (z.B. ein guter Bekannter, eine auswärtige
Bezugsperson).
Es gehört zur spezifischen Aufgabe von Beratungsstellen, diese Koordination zu gewährleisten.
Sie ist besonders häufig erforderlich bei Klienten mit psychiatrischen Erkrankungen und in
Familiensituationen: Absprachen mit anderen Diensten, mit Schulen, mit Kinderärzten oder Kinderund Jugendpsychiatern sind fester Bestandteil der Arbeit im Erziehungsbereich des SPZ.
2.11 Dienstleistungen insgesamt
2014 haben im SPZ 11.002 Dienstleistungen stattgefunden:
•
9.611 direkte Dienstleistungen,
•
1.391 indirekte Dienstleistungen.
Die Gesamtanzahl der Dienstleistungen ist im Vergleich zu 2014 gesunken: minus 245 direkte und
minus 109 indirekte Dienstleistungen.
Anfang 2015 wurde aus Finanzgründen das Stundenkapital im SPZ um eine Vollzeitstelle
Psychologe gekürzt (siehe Kapitel Personal). Dass die Anzahl der Dienstleistungen nach dem
Wegfall dieser Stunden nicht noch stärker gesunken ist, hat mit dem glücklichen Umstand zu tun,
dass 2015 drei junge diplomierte Psychologinnen ehrenamtlich während mehrerer Monate im SPZ
mitgearbeitet haben. Für die jungen ehrenamtlichen Kolleginnen war das eine Gelegenheit, ihre
Praxiserfahrung auszuweiten und dabei von erfahrenen Kollegen begleitet zu werden.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
21
3 GESPRÄCHSANGEBOTE: KLIENTEN UND IHR UMFELD
Die Art der Anfrage, die Problematik der Klienten/innen und ihre Einbindung in ihr familiäres und
soziales Umfeld haben eine Auswirkung auf die Vorgehensweise, die das SPZ anbietet:
•
•
•
•
•
Bei den Einen sollte die Therapie ohne Einbeziehung des Umfeldes stattfinden.
Bei den Anderen helfen Angehörige dabei, das Problem zu verstehen, und unterstützen
Fortschritte in der Therapie. In manchen Familien entstehen die Lösungen durch die
gemeinsame Arbeit mit mehreren Familienmitgliedern.
Bei noch Anderen ist eine Kombination von „teils getrennt, teils gemeinsam“ notwendig.
In manchen Situationen kann es hilfreich sein, mehrere Personen aus verschiedenen
Familien, die Ähnliches erleben, zu Gruppengesprächen zusammen zu bringen.
In manchen Situationen ist es hilfreich, Klienten/innen bei Kontakten zu Organisationen und
Dienstleistern zu begleiten, mit deren Hilfe sie ihre soziale Integration verbessern können.
Das interdisziplinäre Team ermöglicht eine Kombination von Angeboten und die Zusammenarbeit
mehrerer Fachpersonen für verschiedene Aspekte der Anfrage, z.B.
•
•
•
•
•
•
Traumatherapie und medikamentöse Behandlung,
Kindertherapie und Elternberatung,
Einzel- und Paarberatung,
Einzel- und Gruppentherapie,
psychologische Beratung und Sozialarbeit,
Suchtberatung und Begleitung von Angehörigen.
3.1 Einzelgespräche
68 % aller Dienstleistungen waren Einzelgespräche mit Erwachsenen, Kindern oder Jugendlichen:
7.536 Einzelberatungen, 744 psychiatrische Konsultationen und 77 Einzelsitzungen mit
Anwendung von Testverfahren (zur Klärung der Diagnose). Bei vielen erwachsenen Klienten
werden psychiatrische Abklärung und Behandlung parallel zu Beratung und/oder Psychotherapie
eingesetzt. Die Konsultationen beim Psychiater stellen 2015 insgesamt 9% aller Einzelgespräche
dar. Die kurzen Wege bei den Absprachen zwischen Psychiater und Therapeut/Berater sind ein
Vorteil des pluridisziplinären Teams im SPZ.
3.2 Paargespräche
Bei 4 % der Anfragen fanden Paarberatungen statt: insgesamt 159 Paargespräche.
Je nach Situation kann die Beratungsanfrage eines Paares unterschiedlich bearbeitet werden:
•
Bei starker Belastung der Partner durch ihre jeweilige Lebensgeschichte in den
Herkunftsfamilien kann das SPZ jedem Partner eine Einzelberatung bei unterschiedlichen
Therapeuten anbieten. Nach getrennter Bearbeitung der persönlicheren Themen können
gemeinsame Gespräche zu viert (die beiden Partner und ihre Therapeuten) stattfinden und
sich mehr mit dem aktuellen Miteinander der Partner befassen.
•
Bei anderen Paaren findet die Arbeit in umgekehrter Reihenfolge statt: Zuerst werden die
Kommunikationsmuster bearbeitet, mit denen die Partner sich den Umgang miteinander
erschweren, bevor jeder sich mehr seiner persönlichen Lebensgeschichte zuwendet.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
•
22
Bei noch anderen Paaren finden ausschließlich gemeinsame Gespräche bei einem
gemeinsamen Therapeuten statt, wenn es z.B. um gemeinsame Anstrengungen um eine
bessere Kommunikation oder die Bewältigung einer gemeinsamen Belastung geht.
3.3 Eltern- und Familienberatung
Bei 20 % der Anfragen fanden Gespräche mit mehreren Familienmitgliedern statt:
•
224 Elterngespräche, d. h. Gespräche mit jeweils 2 Elternteilen,
•
476 Familienberatungen, d. h. Gespräche mit Eltern oder einem Elternteil und einem oder
mehreren Kindern, manchmal auch Gespräche mit Geschwistern oder Großeltern.
3.4 Gruppensitzungen
Es wurden Gruppen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche unter Anleitung bzw. Mitarbeit von
SPZ-Mitarbeitern/innen angeboten. Insgesamt fanden 147 Gruppensitzungen statt:
Zwei Psychodrama-Gruppen für Erwachsene im SPZ Eupen:
Das Angebot besteht seit vielen Jahren und arbeitet mit therapeutischen Rollenspielen nach der
Methode des Psychodramas. Ziel ist, dass die Teilnehmer/innen ihre Muster des Denkens, Fühlens
und Handelns in der Gruppe erkennen und schrittweise neue Wege ausprobieren, auch mit Hilfe
von Rollentausch und Einüben neuer Verhaltensweisen. Nach einer ersten „Schnupperstunde“
entscheidet jeder Klient selbst, wie lange er an der Gruppe teilnimmt. Die Psychodramagruppen
bleiben ein vielseitiges und therapeutisch reiches Angebot. Insbesondere werden hier das
Selbstverständnis und die Spontaneität in der Kommunikation gefördert, und es entsteht ein Raum
der Klärung und Weiterentwicklung in allen Arten von Beziehungsproblemen.
Beide Gruppen fanden 2015 wöchentlich in der Erwachsenenbildungsstätte „Die Eiche“ statt, wo
sie über ausreichend Platz und Möglichkeiten für die Inszenierungen verfügen.
In beiden Gruppen gab es starke Schwankungen der Teilnehmerzahlen.
•
•
Die „Montagsgruppe“ (E. Homburg und I. Kohl) von 16:30 bis 18:30 Uhr:
Über das Jahr 2015 verteilt nahmen 12 Personen in unterschiedlicher Zusammensetzung
an den 28 Gruppensitzungen teil; die Anwesenheiten lagen im Schnitt bei 4 Personen pro
Sitzung.
Die „Donnerstagsgruppe“ (E. Homburg und B. Stepien) von 18:30 bis 21:00 Uhr:
Über das Jahr 2015 verteilt nahmen 11 Personen in unterschiedlicher Zusammensetzung
an den 26 Gruppensitzungen teil; die Anwesenheiten lagen im Schnitt bei 5 Personen pro
Sitzung.
Die beiden Gruppenangebote für Psychodrama werden 2016 fortgesetzt.
Der Einstieg in ein Gruppenangebot ist meistens sofort möglich; er kann somit auch den Beginn
einer therapeutischen Arbeit ermöglichen, während Klienten für eine Einzelberatung noch auf der
Warteliste stehen.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
23
Die Kindergruppen im SPZ Eupen
Für manche Kinder ist ein therapeutisches Gruppenangebot eine sinnvolle Ergänzung zu
Einzeltherapie und Familienberatung, für andere kann eine Gruppe das wichtigste therapeutische
Werkzeug werden: Manche Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Kindern brauchen ein
konkretes Handlungsfeld, in dem die Schwierigkeiten beobachtet und neue Verhaltensweisen
entwickelt werden können. Das gilt sowohl für Schwierigkeiten auf Grund hoher Ängstlichkeit, als
auch für die Folgen dominanten Verhaltens, und in einer Gruppe können Kinder, die mit solch
unterschiedlichen Haltungen kommen, schrittweise voneinander lernen.
B. Guffens und H. Simon bieten eine Gruppe für Kinder zwischen 8 und 11 Jahren, Jungen und
Mädchen, an. Die Sitzungen finden im 14-Tages-Rhythmus mittwochs von 14 bis 15.30 Uhr im SPZ
Eupen statt, mit Unterbrechungen während der Schulferien.
In der Folge der großen Nachfrage wurde das Angebot ab Herbst 2015 verdoppelt und in eine
Gruppe für die jüngeren und eine Gruppe für die älteren Kinder aufgeteilt.
Ziele sind die Steigerung des Selbstbewusstseins und die Förderung der sozialen Kompetenzen,
darunter insbesondere der Konfliktfähigkeit.
Meist haben die teilnehmenden Kinder und ihre Eltern vorab im Rahmen einer Einzelanfrage
Kontakt zum SPZ. Neue Mitglieder nehmen zuerst an einer Schnupperstunde teil und entscheiden
dann, ob sie sich zur Teilnahme an einer Halbjahresstaffel verpflichten.
Der Ablauf der Gruppensitzungen folgt einem festen Muster:
•
Begrüßung und eine kurze Runde zur aktuellen Befindlichkeit eines/einer jeden;
•
Bearbeitung von Themen aus dem Leben der Kinder oder aus vorigen Gruppenstunden,
auf spielerische, künstlerische oder erzählende Art, die auf Lösungen ausgerichtet ist;
•
handwerkliche Tätigkeiten geben die Gelegenheit, Durchhaltevermögen, Genauigkeit,
Frustrationstoleranz und viele andere Fähigkeiten zu trainieren.
•
Zum Abschluss eine strukturierte Rückmeldungsrunde und Verabschiedung.
Um eine gute Arbeit zu gewährleisten, soll die Gruppengröße 7 Kinder nicht übersteigen.
Insgesamt nahmen 6 Kinder an jeder Gruppe teil, von Januar bis Dezember fanden 21
Gruppensitzungen statt.
Das Angebot wird 2016 fortgeführt. Die Nachfrage nimmt weiter zu.
Die Gruppen wurden angeleitet durch H. Simon, im ersten Halbjahr jeweils zusammen mit B.
Guffens oder den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen E. Posch und V. Orban, im zweiten Halbjahr mit
der Praktikantin K. Schröder oder der Mitarbeiterin A. Weigend.
Die Gruppe für Jugendliche im SPZ Eupen
Aufgrund zunehmender Anfragen von Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren hatten B. Stepien
und H. Simon 2014 ein Konzept für eine Gruppe erarbeitet. Ziel ist Entlastung und Unterstützung
für junge Jugendliche, die in ihrer Familien- und Lebenssituation einer chronischen Belastung
ausgesetzt sind und Schwierigkeiten mit ihrer sozialen Integration haben. Durch Ressourcenorientierte Arbeit sollen sie Unterstützung bei der Entfaltung ihrer Potenziale finden. Durch gezielte
Übungen sollen z.B. Selbstvertrauen, die Fähigkeit zu Abgrenzung und Konfliktfähigkeit gestärkt
werden.
Insgesamt nahmen 9 Jugendliche an der Gruppe teil, von Januar bis Oktober fanden 13 Sitzungen
statt. Die Gruppe wurde angeleitet durch H. Simon und B. Stepien. Eine Fortführung ist 2016
möglich, wenn eine ausreichende Nachfrage besteht.
KAPITEL 2: BERATUNG UND THERAPIE
24
Gesprächsgruppe für trauernde Jugendliche im SPZ St. Vith
Kinder und Jugendliche, die Leid erleben, aber trauern dürfen und dabei Begleitung erfahren,
gehen oft gestärkt aus dieser Situation hervor.
In der Folge einer Anregung aus dem Schulmilieu hatten A. Thomé (Freies PMS-Zentrum in St.
Vith) und P. Kohnen (SPZ St. Vith) 2011 ein Konzept für eine Gruppe für Jugendliche entwickelt,
die einen Angehörigen verloren haben. Eine erste Staffel hatte 2012 statt gefunden, 2013 und 2014
fanden sich nicht genügend Teilnehmer. Ziel der Gruppe ist es, Jugendlichen, die ein
Familienmitglied oder einen Freund verloren haben, eine Möglichkeit zum Austausch über Gefühle
und Gedanken und zur Trauerverarbeitung zu geben.
Auf Anregung einiger Eltern und Lehrer wurde das Gruppenprogramm „Leben ohne dich“ im
September 2015 wieder angeboten. In der Folge nahmen 5 Jugendliche an der Gruppe zur
Trauerverarbeitung teil. 2015 fanden 3 Sitzungen statt, weitere wurden bis zum Ende des
Schuljahres 2015-16 vereinbart. Die Gruppe wird angeleitet durch P. Kohnen und A. Thomé
(Kaleido DG). Die erarbeiteten Materialien sind auch in der Einzelberatung hilfreich.
Gruppenprojekte als Angebote für die Zukunft:
In manchen Bereichen stehen Konzepte und Erfahrungen aus vorigen Gruppenangeboten zur
Verfügung, die bei einer ausreichenden Anzahl Anfragen wieder organisiert werden können. In
anderen Bereichen werden Konzepte für neue Gruppenangebote entwickelt, die auf neue
Bedarfslagen antworten wollen, sobald genügend Anfragen eingehen. Dabei gewinnt der Aspekt
„Psychoedukation“ an Bedeutung: Fachpersonal hilft Klienten (oder auch Angehörigen), ihre
Krankheit oder Problematik und die erforderliche Behandlung besser zu verstehen und einen
selbstverantwortlichen Umgang einzuüben.
•
Projekt einer Gruppe für Klienten mit depressiver Problematik
Depressive Phasen, Symptome und Erkrankungen oder ein Burnout-Syndrom bilden häufig
den Anlass zu Anfragen im SPZ. Die Psychologische Einzelberatung, ggf. mit ärztlicher
Behandlung beim Facharzt, kann durch Psychoedukation eine gute Ergänzung finden:
Aufklärung über Depression, ihre Ursachen, ihren Verlauf, das Annehmen des eigenen
Befindens und das Erlernen von Strategien für einen selbstverantwortlichen Umgang, auch
in der Beziehung zu Angehörigen, leisten wichtige Beiträge zum Heilungsprozess. 2015
erarbeiteten I. Rauw und die Praktikantin K. Schröder ein Gruppenprogramm hierzu, das
2016 angeboten wird.
•
Projekt einer Gruppe für Klienten mit chronischer Schmerzproblematik
Die Häufigkeit von Schmerzproblematiken bei Klienten hat das SPZ-Team dazu veranlasst,
ein Gruppenprogramm in 5 Sitzungen zu erarbeiten. Zum Programm gehören
"Psychoedukation" für ein besseres Verstehen der Problematik und ihren Umgang, und
Vermittlung von Techniken des Selbstmanagements und imaginativen Verfahren. Das
Projekt erhielt den Namen "Blickwinkel", um zu verdeutlichen, dass eine Verlagerung des
Fokus von Schmerz auf Entspannung als "anderem Blickwinkel" gefördert werden soll. Die
erste Durchführung wurde für Februar-März 2016 mit 6 Teilnehmern/innen vorgesehen. D.
Dinant und I. Kohl erarbeiteten hierzu in 2 Versammmlungen das Konzept und die
Methoden.
•
Projekt eines Gruppenangebotes für Eltern zum Thema „virtuelle Welten“
In Gesprächen mit Eltern, Jugendlichen und Familien nimmt das Thema „Computer und
Online-Sein“ einen zunehmenden Platz ein. Das Suchtberatungsteam (A. Kessel, L.
Kohnen, P. Kohnen, I. Rauw, O. Threinen) hat anhand einer Vorlage der Kölner Suchthilfe
ein Gruppenangebot erarbeitet. Unter dem Titel „Sind Sie auch „on(line)“ mit ihrem Kind“
können Elternabende für den Umgang mit virtuellen Welten angeboten werden. Das
Angebot wurde 2015 bekannt gemacht, wegen mangelnder Teilnehmerzahl jedoch noch
nicht durchgeführt. Die Materialien sind auch in der Einzelberatung hilfreich.
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
25
1 FACHLICHE QUALIFIZIERUNG UND TEAMARBEIT
Um die Beratungsarbeit auf dem aktuellen Stand zu halten, greift das SPZ auf Werkzeuge zurück,
die im psychosozialen Bereich üblich sind:
1.1 Das interdisziplinäre Team
Die unterschiedlichen Fachrichtungen der Grundausbildungen ergänzen sich in einem interdisziplinären Team bestehend aus Psychiatern, Psychologen und Sozialarbeitern. Die Sekretariate
gewährleisten den Empfang und die logistischen Voraussetzungen für Beratung und Therapie.
Jedes Team (Eupen, St. Vith) versammelt sich wöchentlich unter der Leitung des ärztlichen
Direktors für die Absprachen zur therapeutischen Arbeit: Das therapeutische Team ist die Zentrale
für alle gemeinsamen therapeutischen Entscheidungen zu Beginn und während der Behandlung,
bei Therapeutenwechsel, bei Weitervermittlung an andere Einrichtungen usw.
Im Laufe des Jahres 2015 wurden 728 neue Anfragen in die Teamversammlungen eingebracht.
1.2 Therapeutische Ausbildungen
Ergänzend zu ihrer Grundausbildung haben die Mitarbeiter/innen in ihrem jeweiligen Fachbereich
Ausbildungen in verschiedenen Methoden der Beratung und Psychotherapie absolviert, z.B. in
klientenzentrierter Gesprächsführung, in systemischer Paar- und Familientherapie, in
Kindertherapie, in Hypnosetherapie, in der EMDR-Methode und anderen Methoden zur
Behandlung von Traumata, in Verhaltenstherapie, in Achtsamkeitstraining, in Gruppentherapie
nach der Methode des Psychodrama...
Die Geschäftsordnung des SPZ sieht die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung des
Arbeitgebers an einer therapeutischen Zusatzausbildung für neue Mitarbeitern/innen vor; diese
verpflichten sich im Gegenzug zu einem mehrjährigen Arbeitsverhältnis.
Bei manchen neuen Mitarbeitern/innen erfolgt die therapeutische Ausbildung praxisbegleitend zu
ihrem Einstieg in die Arbeit im SPZ. Manche langjährigen Mitarbeiter/innen nehmen entsprechend
der Entwicklung des Therapiebedarfs im SPZ erneut an Zusatzausbildungen teil.
Im Jahr 2015 absolvierte Zusatzausbildungen:
•
•
•
•
•
•
Systemische Beratung und Therapie am Systemischen Institut Euregio in Eschweiler (Frau
L. Kohnen).
EMDR am EMDR-Institut Deutschland in Herdecke (Frau A. Kessel).
Kurzzeit-Traumatherapie an der Ecole de Thérapie Brève du Trauma in Namür (H. Simon).
Systemische Therapie und Familientherapie am Centre Chapelle-aux-Champs CEDORES
in Brüssel (Frau E. Lampertz und Frau S. Trost).
Kognitive Verhaltenstherapie an den Universitäten Brüssel und Mons (Frau J. Kohn).
NLP (Neurolinguistisches Programmieren) für Therapeuten am Institut „NLP in Aachen“
(Frau I. Kohl).
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
26
1.3 Intervision
Intervision ist die kollegiale, gegenseitige Beratung unter Therapeuten zu Fragen betreffend
Diagnose, Methodik, Umgang mit Schwierigkeiten. Es erfolgen auch Absprachen zur
Vorgehensweise in Fallsituationen, an denen mehrere Therapeuten/innen beteiligt sind.
Intervision mit den Fachkollegen/innen aus dem jeweiligen Beratungsbereich findet
SPZ-intern in folgenden Bereichen statt:
•
„Arbeit mit erwachsenen Einzelpersonen und Paaren“ in Eupen (2015: 6 Mitarbeiter/innen
und die Praktikantinnen, 8 Versammlungen).
•
„Suchtberatung“: die 5 Mitarbeiterinnen des Suchtbereichs in Eupen und St. Vith (2015: 5
Versammlungen).
•
„Erziehung und Familie, Kindertherapie und Elternberatung“:
- ein Intervisionsteam in Eupen zur Koordination der Arbeit mit Kindern und Familien (9
Mitarbeiter/innen und 3 Praktikantinnen in teils wechselnder Besetzung, 17
Versammlungen).
- Intervisionsbesprechungen in St. Vith bei Bedarf.
- Besprechungen zwischen Mitarbeiter/innen der Teams Eupen und St. Vith bei der
gegenseitigen Übernahme von Anfragen, z.B. nach Umzug von Klienten.
•
„Systemiker-Peergroup“ aus SPZ Eupen und St. Vith, Tageskliniken, Netzwerkkoordination
(6 Versammlungen, 6 SPZ-Mitarbeiter/innen).
Intervision
findet
auch
institutionsübergreifend
mit
Ausbildungsoder
Berufskollegen/innen statt: als Erfahrungsaustausch unter Therapeuten mit gleicher
Zusatzausbildung, die in unterschiedlichen Einrichtungen arbeiten. Inhaltlich geht es um Austausch
über neue therapeutische Methoden und Konzepte, besuchte Weiterbildungen, Fachliteratur und
Forschungsergebnisse. Wenn Beispiele aus der Fallarbeit zitiert werden, werden diese so
anonymisiert, dass eine Identifizierung der Betroffenen nicht möglich ist, und es muss ein
unmittelbarer Bezug zur Fragestellung der Intervision gegeben sein.
2015 nahmen eine SPZ-Mitarbeiter/innen teil an institutionsübergreifenden Intervisionen von
Verhaltenstherapeuten/innen teil.
Bei vielen therapeutischen Ausbildungen gehört Intervision zum Programm, auch eine Zeit lang
nach Abschluss der Ausbildung.
1.4 Die Teamversammlung Eupen-St. Vith
In gemeinsamen Teamversammlungen legen die beiden Dienststellen Eupen und St. Vith den Kurs
des SPZ für die Organisation und die fachliche Ausrichtung ihrer Arbeit fest, um den aktuellen
Anforderungen zu begegnen und die Mitarbeit des SPZ in Projekten mit anderen Partnern zu
planen. 2015 fanden 3 Versammlungen statt (26.01., 18.05., 05.10.). Bei manchen Themen zur
inneren Struktur und Organisation nimmt der Geschäftsführer an der Versammlung teil.
Die Themen 2015:
•
Begrüßung und Einführung der neuen Mitarbeiter/innen.
•
Öffentlichkeitsarbeit:
- Themen für die Aktualisierung der Website.
- Tätigkeitsbericht 2014: Nachbesprechung. Tätigkeitsbericht 2015: Themensammlung.
- 40jähriges Bestehen des SPZ: Rückmeldung der Planungsgruppe und neue Aufträge.
•
Projekte und Netzwerkarbeit:
- Beteiligung an der AG Kodex von Kabinett und Ministerium.
- Entwicklungen in der AG Case- und Care-Management in der DG.
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
•
•
•
27
- Gesetzliche Rahmenbedingungen für die Therapie von Sexualstraftätern.
- Die Reformen in der psychiatrischen Versorgung von Erwachsenen und Minderjährigen.
- Teilnahme an aktuellen Veranstaltungen im Netzwerk.
Qualitätsmanagement und innere Organisation:
- Verbesserung der Erreichbarkeit des SPZ.
- Aktuelle Entwicklungen der statistischen Erfassung der Arbeit.
- Zwischenbilanz der Arbeit des Teamkoordinators.
- Suche nach einem Psychiater in Vertretungsvertrag.
Erneuerung des Geschäftsführungsvertrags: Rückmeldung aus dem Begleitausschuss und
Überprüfung der inhaltlichen Darstellung der Arbeit des SPZ nach 4 Jahren.
Planung des jährlichen Betriebsausflugs.
Für die Erstellung der Tagesordnung, die Moderation und die inhaltliche Vorbereitung sind jeweils 2
Mitarbeiter/innen in wechselnder Kombination zuständig.
1.5 Ständige Fortbildung
Durch die Teilnahme an Kongressen, Studientagen, Seminaren und Lehrgängen halten die
Mitarbeiter/innen sich zu neuen Themen und zu aktuellen Methoden von Beratung und Therapie
auf dem Laufenden. Alle Mitarbeiter/innen verfügen über ein jährliches Budget und ein
Stundenkapital für Fortbildung und Supervision, proportional zu ihrer Vollzeit- oder
Teilzeitanstellung.
Eine Gemeinsame Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen fördert den gemeinsamen Umgang
mit neuen Konzepten und Methoden, gewonnene Erkenntnisse fließen in den kollegialen
Austausch ein.
Die Themen 2015:
•
Jugend:
„Trauer bei Jugendlichen“. Vorstellung des Leitfadens der Arbeitsgruppe „Trauer“, Eupen,
11.03. (1 Mitarbeiter).
•
Familien und Bindung:
° „Je suis né quelque part, laissez-moi ce repère – La parentalité partielle: des parents à
part entière“. Studientag von Familles Plurielles, Louvain-la-Neuve, 19.03., Referenten: J.
Barudy, G. Ausloos, V. Despret, S. Cirillo (2 Mitarbeiterinnen).
° „Rückkehrprozesse von Pflegekindern in ihre Herkunftsfamilie“. Studientag des
Pflegefamiliendienstes der DG, Eupen, 26.03., Referent: D. Schäfer (2 Mitarbeiterinnen).
° „Je vous aime tous le deux“. Vortrag von Open Ado, Lüttich, 21.04. (1 Mitarbeiterin).
° „L'enfant en deuil: quelle place pour mes mots, mes gestes, mes silences,...“. Studientag
von Open Ado, Bierset, 07.05., Referenten: B. Feroumont, A. Javaux (2 Mitarbeiterinnen).
° „Beaux-parents: les pères-fouettards et les marâtres vous saluent bien“. Studientag von
Open Ado, Lüttich, 01.06. (2 Mitarbeiterinnen).
° „L'embarras du choix. Conflit de loyauté et relation d'aide.“ Kongress von Parole
d'enfants, Lüttich, 04. + 05.06., Referenten: J.-P. Mugnier, F. Van Leuven u.a. (3
Mitarbeiterinnen).
° „Être parent, un métier difficile“. Vortrag von Parole d'enfants, Ougrée, 20.10. (2
Mitarbeiterinnen).
° „L'enfant parentifié“; Vortrag von Parole d'enfants, Saint Nicolas, 03.12. (2
Mitarbeiterinnen).
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
28
•
Behinderung und psychische Krankheit:
„Wenn wir an unsere Grenzen kommen. Behinderung und psychische Krankheit“.
Workshop der Dienststelle für Personen mit Behinderung, Elsenborn, 09. und 10.04.,
Referent: T. Hammer (1 Mitarbeiterin).
•
Schule:
Zur
Einführung
von
niederschwelliger
Förderung
in
Regelgrundschulen.
Informationsveranstaltung des Kabinetts Minister H. Mollers, Eupen, 02.07., Referenten: N.
Reip und die AG Niederschwellige Förderung (1 Mitarbeiterin).
•
Senioren:
° „Personnes âgées et pratiques de santé mentale ambulatoires: rencontres à géométrie
variable“. Studientag des Crésam, Namür, 28.04., Referenten: N. Rigaux, G. Squelard, P.
Cornelis u. a. (5 Mitarbeiter/innen).
° „Gerontopsychiatrie – häufige Krankheitsbilder“. Workshop von Eudomos und
Psychiatrieverband zur Einführung in die Geontopsychiatrie und zur Thematik „Depression
im Alter“. Referentin: Dr. L. Leyendecker. Der Workshop fand mit gleichem Programm im
Oktober in Eupen und St. Vith statt, 3 Mitarbeiter/innen nahmen teil (01.10., 16.10., 29.10.).
•
Sucht:
° „Alkoholismus, eine Familienkrankheit“. Vortragsveranstaltung der AA und Alanon aus
dem Süden der DG, Weywertz, 18.03., Referenten: Dr. A. Wieczorek und Mitglieder der AA
und Alanon-Gruppe (2 Mitarbeiterinnen).
° „Ausklinken und Abschalten: Cannabiskonsum. Normalfall in unserer Leistungsgesellschaft?“. Vortragsveranstaltung der Suchthilfe Aachen, Aachen, 25.11., Referenten:
H.-J. Hallmann, P. Schlimpen, G. Angenendt (4 Mitarbeiterinnen).
•
Selbstmanagement:
° „Persönlichkeitsentwicklung und Stressbewältigung durch Praxis der Achtsamkeit“.
Vortrag der COK, Eupen, 28.10., Referentin Dr. Laschet (1 Mitarbeiterin).
° „Klopfenakupressurtechniken – effektive Selbsthilfe bei emotionalen Belastungen“.
Vortrag der V.o.G. „Die Eiche“, Eupen, 16.04., Referent: J.M. Stein (1 Mitarbeiterin).
Werkzeuge für die Beratungsarbeit 2015:
•
Ethik in der Psychotherapie:
„Würde und Mitgefühl als Grundhaltung in der Therapie“. Vortragsveranstaltung der Klinik
St. Josef zum 25jährigen Bestehen der Psychiatrie-Abteilung, St. Vith, 04.09. Referent: Dr.
P. Abilgaard sowie Workshops (beide Teams des SPZ nahmen teil).
•
Psychotherapie für Kinder:
„L'approche sensorimotrice en psychothérapie d'enfants et adolescents“. Workshop von
Parole d'enfants, Lüttich, 28. und 29.9., Referenten: E. Perez und P. Ogden (1
Mitarbeiterin).
•
Burnout-Prävention in helfenden Berufen:
„La gestion du stress ou comment agir concrètement et efficacement pour se préserver du
burn-out au travail“. Workshop von Formapef, Grivegnée, 18.05.,19.05. und 08.06.,
Referent: C. Pierson (1 Mitarbeiterin).
•
Therapeutische Arbeit mit Sexualstraftätern:
„La sexualité entre liberté et contrainte. Quelle responsabilité pour les professionnels?“.
Ausbildungsmodul der Unité de Psychopathologie Légale, Namür, 19. und 20.01. (1
Mitarbeiter).
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
29
•
Traumatherapie:
° Brainspotting, ein neues Regulationsmodell für den psychotherapeutischen Prozess,
insbesondere bei der Traumaverarbeitung. Workshop des Berliner Instituts für
Traumatherapie, Hamburg, 26. und 27.06., Referent: O. Schubbe (1 Mitarbeiter).
•
Hypnosetherapie:
20. Weltkongress Hypnose zum Thema „Racines et avenir de la conscience“, Paris, 27.
bis 29.08. (1 Mitarbeiter).
•
Umgang mit sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen:
Vorstellung des Leitfadens der Arbeitsgruppe Leuchtturm, Eupen, 27.01., Referentin: N.
Cormann und Mitglieder der Arbeitsgruppe (3 Mitarbeiter/innen).
1.6 Supervision der Mitarbeiter/innen
In der Supervision nutzen die Therapeuten/innen die Hilfe einer außenstehenden Fachperson: Im
Gespräch über schwierige Situationen aus der Beratungsarbeit entwickeln sich neue Impulse und
Perspektiven für die weitere Vorgehensweise. Damit überprüfen sie auch ständig die Qualität ihrer
therapeutischen Arbeit. Die Besprechung von Situationen aus der Fallarbeit erfolgt nach den
Regeln der beruflichen Schweigepflicht, d.h. ohne Nennung von Namen und von erkennbaren
Merkmalen, und mit einer gezielten Fragestellung für die weitere Arbeit.
•
Bei den therapeutischen Ausbildungen gehört Supervision zum Ausbildungsprogramm, bei
manchen auch eine Zeit lang nach Abschluss der Ausbildung.
•
Mehrere Mitarbeiter/innen
Fachpersonen teil.
•
Eine dienstübergreifende Gruppensupervision wurde als gemeinsame Initiative von
Mitgliedern des Netzwerk Süd eingerichtet und 2015 fortgesetzt. Eine Mitarbeiterin vertritt
das SPZ im Netzwerk Süd.
•
Gruppensupervision zur systemischen Arbeit mit Familien, Eltern, Kindern, Jugendlichen:
Die gemeinsame Supervision von Therapeuten/innen und Praktikantinnen des SPZ Eupen
und St. Vith mit einem außenstehenden Supervisor hat sich fest etabliert und wurde 2015
fortgesetzt (3 Sitzungen in teils wechselnder Besetzung, insgesamt 9 Mitarbeiter/innen).
Die Supervision bietet den SPZ-Kollegen/innen zugleich ein gutes Forum für den
Austausch über ihre therapeutischen Konzepte und Methoden, die sie anhand ihrer
unterschiedlichen Ausbildungen einsetzen. In manchen komplexen Familiensituationen
führt die Supervision dazu, dass ein Kollege/eine Kollegin in die Beratungsarbeit mit
einsteigt. In anderen Situationen ermöglicht sie Kollegen/innen, ihre Zusammenarbeit zu
überprüfen.
•
Zwischen Supervision und Intervision steht die fachliche Begleitung durch Kollegen/innen:
Im Rahmen regelmäßiger Besprechungen mit „Referenz-Kollegen/innen“ finden neue oder
junge Mitarbeiter/innen Antworten auf ihre Fragen zur Fallarbeit, zu therapeutischem
Vorgehen, zu Arbeitsabläufen im SPZ und in der Zusammenarbeit mit anderen Diensten,...
Drei Kolleginnen nutzten 2015 das interne Supervisionsangebot von Frau A. Nols.
nehmen
an
Einzelsupervisionen
bei
außenstehenden
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
30
1.7 Ausbildungs-Praktika im SPZ
Die Beteiligung an der Ausbildung von Fachkräften im Bereich der mentalen Gesundheit gehört
entsprechend dem Kgl. Erlass zu den Aufgaben des SPZ.
Für die Ausbildung zum Sozialarbeiter, Sozialpädagogen oder Psychologen bietet ein Praktikum im
SPZ vielseitige Erfahrungen und Begegnungen, z.B.
•
Einblicke in die konkrete Ausübung des Berufs,
•
fachliche Anleitung und Erfahrungen im Einüben von selbständiger Gesprächsführung,
•
Austausch mit Kollegen und Beteiligung an der Teamarbeit,
•
fachliche Informationen zur Arbeit im Bereich der mentalen Gesundheit, insbesondere zu
Methoden von Diagnostik und Therapien,
•
Teilnahme an therapeutischen Gruppen als Beobachter und Assistent,
•
Supervisionen und Intervisionen mit SPZ-Kollegen,
•
Teilnahme an themenbezogenen Arbeitsgruppen,
•
Informationen über das Netzwerk und die Versorgungslage in der DG, Teilnahme an
Kontakten mit Akteuren aus den professionellen Netzwerken.
Umgekehrt tragen Praktikanten/innen nach ihrer Einarbeitungszeit zur Entlastung des Teams bei:
Sie übernehmen viele Erstgespräche und die damit verbundenen Berichte, sie bringen ihre Ideen
in die therapeutischen Gruppenstunden ein, sie leisten Recherche-Arbeit z.B. zu diagnostischen
Materialien,...
Das SPZ hat pro Dienststelle einen Praktikumsplatz für Studentinnen/innen der Psychologie oder
der Sozialarbeit. 2015 hat im SPZ Eupen Frau Katharina Schröder ein Praktikum der Sozialarbeit
unter der Anleitung von I. Kohl absolviert.
Praktikanten/innen haben regelmäßige Lagebesprechungen und Supervision mit ihren
Praktikumsleitern/innen des SPZ: Fragen zu Arbeitsweisen und Abläufen im SPZ, zu Erstgespräch
und Beratungsarbeit, zu Fachwissen und seiner Anwendung,...
Es gibt im SPZ auch die Möglichkeit für Sozialarbeiter oder Psychologen mit abgeschlossener
Grundausbildung, im Rahmen von ehrenamtlichen Praktika ihre berufliche Praxis zu erweitern, z.B.
für ihre therapeutische Zusatzausbildung: Während einer vereinbarten Zeitspanne (z.B. 6 Monate)
leisten sie Erstgespräche, übernehmen diagnostische und therapeutische Aufgaben und beteiligen
sich an der Arbeit im Netzwerk der Dienste. Sie werden von Teamkollegen/innen fachlich beraten.
2015 haben im SPZ 3 Psychologinnen in diesem Status mitgearbeitet:
•
Frau Verena Orban absolvierte zunächst ein Praktikum im SPZ Eupen, dann im SPZ St.
Vith.
•
Frau Eva Posch kam eigens aus Wien nach Eupen zu einem viermonatigen Praktikum im
Rahmen ihrer Zusatzausbildung zur Gesundheits- und klinischen Psychologin.
•
Frau Alicia Weigend begann im SPZ Eupen als Praktikantin im Rahmen ihrer
therapeutischen Zusatzausbildung und übernahm anschließend die Vertretung einer
Kollegin.
1.8 Arbeitsgruppe „Statistik und Informatik“
Das System "TIM" wurde 2005 eingeführt und seither kontinuierlich weiterentwickelt. Gemeinsam
mit außenstehenden Informatikexperten, im Dialog mit der Direktion und anhand der
Rückmeldungen über den Bedarf des Teams arbeitet D. Dinant am Ausbau des Systems, das
folgende Daten erfasst und auswertet:
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
•
•
•
•
•
31
für den Tätigkeitsbericht die jährliche statistische Erhebung und Auswertung: Anzahl
Klienten und Anfragen, demografisches Profil, Arten von Anfragen, Dienstleistungen in den
einzelnen Beratungsbereichen, Gesamtanzahl der Dienstleistungen (s. Kapitel 2 dieses
Tätigkeitsberichts),
die Anzahl Teilnehmer und Dienstleistungen in einzelnen Projekten, z.B. Gruppenangebote,
statistische Erhebungen zur kontinuierlichen Überprüfung der Qualitätssicherung,
Buchführung und Fakturation der Dienstleistungen.
Hierzu gehört auch das Löschen von Daten entsprechend den ethischen Vorgaben.
D. Dinant und F. Franzen stehen den Mitarbeitern/innen für die Lösung von Problemen und für die
Einführung in neue Rubriken der Statistik zur Verfügung, H. Simon für technische Fragen und
Problemlösung im Umgang mit der Informatik.
Schwerpunkte 2015:
•
Erstellung eines Rasters für die statistische Erfassung der Zusammenarbeit mit anderen
Diensten bei gemeinsamen Klienten.
•
Aktualisierung des Handbuchs für den Gebrauch des Programms.
•
Anleitung für neue Kollegen/innen.
1.9 Qualitätssicherung
Entsprechend den Vorgaben des Geschäftsführungsvertrags 2006-2009 wurde im SPZ ein
Prozess der Qualitätssicherung eingerichtet. Der Prozess, der alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
aktiv einbezogen hat, wurde 2009 abgeschlossen. Da Qualität kein Standard ist, der ein für allemal
erreicht ist, wurde gleichzeitig eine Prozedur der ständigen Qualitätssicherung im SPZ festgelegt.
Die Projektleiterin, F. Franzen, ist seither interne Verantwortliche für das Qualitätsmanagement und
die Aktualisierung des Qualitätshandbuchs.
2015 wurden einige, durch die Qualitätssicherung erarbeitete Themen und Prozesse fortgeführt,
aktualisiert und bei Bedarf angepasst.
•
Das Qualitätshandbuch beschreibt Zuständigkeiten und Abläufe in der Arbeit des SPZ und
dient den Mitarbeitern/innen zur Orientierung. Insbesondere neuen Mitarbeitern/innen
erleichtert es die Einarbeitung durch schriftlich festgelegte Richtlinien. F. Franzen leitet das
Handbuch an neue Mitarbeiter/innen und Praktikanten/innen weiter und holt ihre
Rückmeldungen darüber ein, welche Inhalte bei welchen Fragen hilfreich und welche
Ergänzungen zu empfehlen sind. Das Qualitätshandbuch ist ein dynamisches Instrument.
Die Einrichtung entwickelt sich, es kommen neue Themen hinzu, neue Standards werden
festgelegt, und das interne Handbuch wird entsprechend aktualisiert. Die letzte
Aktualisierung fand im Juli 2015 statt.
•
Der Umgang mit der Warteliste ist – besonders für das SPZ Eupen – eine ständige
Herausforderung. Das Eupener Team lancierte deshalb 2015 eine thematische Supervision
mit Frau Kilian-Hütten (17.09.) und eine interne Auswertung (22.10.). Dabei wurden die
Kriterien für Beratungen in Dringlichkeitssituationen angepasst und die Rolle des Teams bei
der Terminvergabe in diesen Situationen verstärkt. Es wurde eine Übersicht erstellt, welche
Vorarbeiten während der Wartezeit geleistet werden (z.B. Koordinationskontakte mit
anderen behandelnden Einrichtungen, das Einholen von Berichten, die Überweisung in
fachärztliche Untersuchungen). Es entstanden Projekte für Gruppenangebote, die den
Leidensdruck von Klienten während des Wartezeit abfedern sollen, z.B. eine fachlich
angeleitet Gesprächsgruppe über den Umgang mit Depression. Die Arbeit an dem Thema
wird 2016 fortgesetzt.
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
32
1.11 SPZ-interne thematische Arbeitsgruppen
AG 40jähriges Bestehen des SPZ
Das SPZ wurde im Juli 1976 eröffnet und feiert somit im Jahr 2016 sein 40jähriges Bestehen. Eine
interne Arbeitsgruppe befasst sich seit Herbst 2014 mit der Planung der Jubiläumsveranstaltungen.
Sie legte der Geschäftsführung und dem Verwaltungsrat ein Konzept für zwei Veranstaltungen vor:
•
•
•
Eine Fachtagung findet am 19. Mai 2016 im Triangel in St. Vith statt: Frau Ines Andre-Lägel
wird einen Weiterbildungstag zum Thema "Kinder psychisch kranker Eltern" gestalten. Es
geht darum, die Situation, die Belastungen und Bedürfnisse, die Risikofaktoren und
schützenden Einflüsse bei Kindern zu verstehen, die psychischen Erkankungen ihrer Eltern
ausgesetzt sind. Es geht auch darum, das Thema kindgerecht mit ihnen zu besprechen
und sie in ihrer emotionalen Lage zu begleiten.
Ein Empfang für Vertreter aus Politik und Gesellschaft, für Kollegen/innen aus den
Einrichtungen und für aktuelle und ehemalige Mitarbeiter/innen findet am 25. November
2016 im Alten Schlachthof statt. Hierbei werden rückblickend auch einige Schwerpunkte
aus 40 Jahren Entwicklung des SPZ angesprochen werden.
Das 40jährige Bestehen des SPZ im Jahr 2016 soll auch genutzt werden, die allgemeine
Öffentlichkeit und die Fachöffentlichkeit verstärkt über die Arbeit des SPZ und seinen Platz
im Netzwerk der Dienste in der DG zu informieren.
Das Organisationskomitee besteht aus B. Guffens, F. Franzen, A. Kessel, J. Kohn, P. Kohnen, A.
Nols, H. Simon, O. Threinen, L. Weinberg und V. Wolter (2015: 4 Versammlungen).
AG Neue Gruppenprojekte
Wenn individuelle Anfragen zu einem Thema sich häufen, prüft das Team des SPZ, ob hierzu ein
Gruppenangebot entwickelt werden kann. 2015 entstanden aus der gemeinsamen Analyse heraus
zwei neue Gruppenprogramme, die nach einer Erarbeitungsphase ab 2016 angeboten werden:
•
eine Psychedukationsgruppe zum Thema Depression,
•
eine Gruppe für Klienten mit chronischer Schmerzproblematik.
AG "Mobiles Team für Senioren"
Die psychiatrische und sozial-psychologische Versorgung von Senioren ist vielfach nur sehr
rudimentär, auch in der DG. Es fehlt ein aufsuchendes Team für die Pflege der mentalen
Gesundheit, das mit Hausärzten und Heimpflegediensten oder Altenheimen zusammenarbeitet
und manchen Senioren diese Dienstleistungen erstmalig zugänglich machen kann.
Anhand einer Bedarfsanalyse des Psychiatrieverbandes und in Zusammenarbeit mit seiner
Koordinatorin hat eine Arbeitsgruppe des SPZ 2012-13 ein Konzept und Projekt für ein Mobiles
sozial-psychologisches Team für Senioren in der DG erarbeitet. Auf Anfrage von Altenheimen,
Heimpflegediensten oder Hausärzten soll ein Mobiles Team künftig die oben beschriebenen
Aufgaben in der Arbeit mit Senioren und Angehörigen und in der Zusammenarbeit mit den anderen
Fachkräften gewährleisten.
Ein solches Team kann jedoch nicht mit den vorhandenen personellen und finanziellen Mitteln des
SPZ geschaffen werden: Das SPZ studiert laufend Projektaufrufe, um sich bewerben zu können,
bisher passte das Projekt jedoch nicht in die Raster der Projektaufrufe.
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
33
2 ZUSAMMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
Die Situation der Dienste in der DG ist auf Grund der geringen Größe eine besondere: Wo es in
den anderen Gemeinschaften mehrere Anbieter im gleichen Bereich gibt (z.B. mehrere "Centres
de Santé Mentale" in einer größeren Stadt), gibt es in der DG jeweils einen Dienst pro Bereich. Wo
es in den anderen Gemeinschaften unterschiedlich spezialisierte Dienste gibt, sind die speziellen
Zielgruppen in der DG oftmals zu klein, um spezialisierte Einrichtungen zu eröffnen.
Somit müssen Dienste in der DG einerseits "allgemein" genug sein, um auf die Vielfalt der
Anfragen eingehen zu können, und andererseits "spezialisiert" genug sein, um bestimmte
Zielgruppen zu betreuen.
Dienste in der DG arbeiten seit jeher "vernetzt":
•
damit ihre Angebote sich innerhalb der DG ergänzen. Z.B. in der Zusammenarbeit
zwischen den Tageskliniken (für Erwachsene und Jugendliche) der Klinik St. Josef und dem
SPZ: die Therapieziele der jeweiligen Betreuung in Tagesklinik und SPZ werden
gemeinsam und mit der Beteiligung der Klienten festgelegt, die Resultate gemeinsam
ausgewertet.
•
Damit sie an spezialisierte Einrichtungen außerhalb der DG gezielt überweisen können
(z.B. an Suchtkliniken, psychosomatische Kliniken, kinder- und jugendpsychiatrische
Einrichtungen, spezialisierte Selbsthilfegruppen,...).
•
Die Überschaubarkeit der DG und die eingespielte Zusammenarbeit von Diensten und
ihren Mitarbeitern/innen sind hierbei hilfreich.
2.1 Zuständigkeiten klären
•
•
•
•
•
•
Absprachen zwischen Diensten: Beispiele für Themen
Ziele der Behandlung für die Entwicklung und das Wohlergehen des Klienten vereinbaren,
die Zuständigkeiten der beteiligten Dienste, Ärzte und Therapeuten bei der Betreuung des
Klienten klären und die Aufgaben eines jeden vereinbaren,
Übergänge zwischen den Behandlungsformen und den beteiligten Einrichtungen schaffen,
sich Rückmeldungen über die Entwicklung des Klienten und seiner Situation geben,
die Klienten in die weiteren Behandlungsempfehlungen einbeziehen,
Empfehlungen für die soziale Integration geben, z.B. in Beruf und Freizeit.
Schweigepflicht:
Entsprechend der Gesetzgebung zur beruflichen Schweigepflicht dürfen die SPZ-Mitarbeiter/innen
einer anderen Privat- oder Fachperson nur mit dem Wissen und dem Einverständnis der
Klienten/innen eine Auskunft erteilen. Die Auskunft muss der Behandlung nützen und darf nur
Bereiche betreffen, die durch eine solche Besprechung im Interesse der Klienten/innen verbessert
werden können.
Entsprechend dem Grundsatz der Transparenz sind die Klienten/innen in die Absprachen
einbezogen, entweder durch direkte Teilnahme an Versammlungen oder durch indirekte,
gemeinsame Vor- und Nachbereitung der Versammlung mit ihrem Therapeuten. 2014 haben 292
Koordinationsgespräche stattgefunden: 244 fanden in Anwesenheit der Klienten statt, 48 ohne
Klienten, aber nach gemeinsamer Vorbereitung und mit Rückmeldung über die Ergebnisse.
Ausnahmen können bei Aufträgen der Justizbehörden auftreten, wenn Therapeuten auch ohne das
Einverständnis des Klienten der Behörde Auskunft geben müssen, ob der Klient die Auflagen
erfüllt, und ob eine Fortsetzung der Maßnahmen sinnvoll ist oder nicht. Auch hier gilt das Prinzip
der Transparenz: Die Klienten sollen wissen, welche Informationen ihr Therapeut der Behörde gibt.
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
34
2.2 Konzertierungspartner
Die Situation vieler Klienten und Familien erfordert Absprachen mit sehr unterschiedlichen
Akteuren, z.B.:
•
mit anderen, an der Behandlung beteiligten Kliniken, Einrichtungen, Ärzten und Sozialdiensten,
•
mit an der sozialen und beruflichen Eingliederung beteiligten Diensten,
•
mit Aufnahmestrukturen für eine angepasste Wohnsituation von Klienten,
•
mit Kostenträgern für die Finanzierung von spezialisierten Behandlungen oder Wohnstrukturen,
•
mit Angehörigen oder Personen aus dem Lebensumfeld der Klienten,
•
mit überweisenden Behörden (Jugendhilfe, Justiz, Dienste für Opferbetreuung,...),
•
bei Kindern und Jugendlichen, mit Schulen, PMS-Zentren, Diensten für die Förderung von
Entwicklung und anderen spezialisierten Diensten.
2.3 Kinder- und jugendpsychiatrische Konsultation im SPZ
Die psychosozialen Dienste, die in der DG mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, haben einen
Bedarf an fachärztlicher Orientierung durch Kinder- und Jugendpsychiater. Dies zu Fragen wie:
•
Liegt eine psychiatrische Erkrankung vor?
•
Braucht ein Kind oder ein Jugendlicher Medikamente?
•
Ab wann ist eine stationäre Therapie notwendig?
•
Wo gibt es spezialisierte Angebote für spezielle Problemlagen?
Antworten können eingeholt werden
•
auf indirektem Weg: durch fachärztlichen Rat im Rahmen von Supervisionsterminen, bei
denen ein Facharzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie die Situation gemeinsam mit den
Mitarbeitern/innen eines oder mehrerer Dienste analysiert (ohne Nennung des Namens des
Klienten);
•
auf direktem Weg: durch fachärztliche Untersuchung des Kindes nach Überweisung eines
Dienstes, mit Empfehlungen an das Netzwerk der Dienste für die weitere Betreuung.
Dem Mangel an Fachärzten der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der DG wird seit mehreren
Jahren mit einem besonderen Abkommen begegnet: Im Rahmen eines Vertrages mit dem
Ministerium der DG steht den Diensten in der DG zwei Mal im Monat eine Kinder- und
Jugendpsychiaterin für fachärztlichen Rat zur Verfügung. Bei Bedarf kann sie eine fachärztliche
Konsultation für das Kind und seine Eltern anbieten und, wenn die Eltern einverstanden sind, den
überweisenden Dienst darin einbeziehen. Bei Bedarf nach stationärer Aufnahme vermittelt sie an
Kliniken, insbesondere an das Klinikum in Aachen, wo die DG zwei reservierte Plätze in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie hat.
Im Auftrag des Ministeriums hat das SPZ diese „Sprechstunden für Fachpersonal“ seit Beginn im
SPZ Eupen organisiert, und das Angebot hat 2015 weiterhin bestanden. Fachärztliche Beratung
und Konsultation werden durch Frau Dr. Birgit Fiedler gewährleistet.
Für Auskünfte und Terminplanung ist das Sekretariat des SPZ zuständig.
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
35
2.4 Allgemeine Konzertierungsversammlungen 2015
Manche Besprechungen zwischen Diensten sind unabhängig von konkreten, gemeinsamen
Fallsituationen und dienen allgemeineren Zielen in der Netzwerkarbeit:
•
gegenseitige Vorstellung des Betreuungsangebots und Klärung der Zuständigkeiten,
•
gegenseitige Kenntnisnahme von Aufnahme- und Ausschlusskriterien für die Betreuung,
•
Wege zur gegenseitigen Überweisung von Klienten,
•
Vereinbarungen über die Zusammenarbeit und Wege der Kommunikation, ggf. Klärung von
in der Arbeit aufgetretenen Missverständnissen,
•
Austausch zu allgemeineren Themen der Beratungsarbeit,
•
Querverbindungen zwischen Vorbeugung und Therapie,
•
Teilnahme an Projekten im Versorgungsnetz.
2015 betraf dies insbesondere:
•
Die Zusammenarbeit mit dem Mobilen Team der Alexianer-Klinik Henri-Chapelle: Besuch
von SPZ-Mitarbeitern/innen in Henri-Chapelle, gegenseitige Vorstellung der
Zuständigkeiten und Arbeitsweisen, Klärung der Möglichkeiten der Zusammenarbeit
(03.06., F. Franzen, A. Kessel, I. Kohl, A. Nahl).
•
Die Zusammenarbeit mit der Abteilung für Patienten mit chronischen Schmerzen der Klinik
CHPLT, Verviers: Information über das therapeutische Angebot der Abteilung. Klärung der
Möglichkeiten gegenseitiger Überweisung von Klienten (04.12., D. Dinant, A. Nols).
•
Die Zusammenarbeit mit der AA und Alanon-Gruppe des Südens der DG: In der Folge
einer Vortragsveranstaltung fand eine Versammlung im SPZ St. Vith statt, bei der die
Möglichkeiten zur Zusammenarbeit besprochen wurden (08.06., A. Kessel, L. Kohnen, P.
Kohnen).
•
Die Zusammenarbeit mit Fachkliniken für Suchtherapie: Besuch der Fachklinik Dormagen,
ein Zentrum für Verhaltensmedizin für Patienten mit Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, mit integrativer Sucht- und Traumatherapie (20.10., A. Kessel, L. Kohnen, P.
Kohnen, I. Rauw, O. Threinen).
•
Die Zusammenarbeit mit dem Justizhaus Eupen: Wege der Zusammenarbeit und der
Kommunikation in der Arbeit mit Klienten, die eine Therapie-Auflage erfüllen (16.06., A.
Kessel, L. Kohnen, P. Kohnen).
•
Die Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfedienst der DG:
° Jährliche Bilanz- und Koordinationsversammlung zur Evaluierung und Anpassung der
konkreten Zusammenarbeit (Eupen, 25.02., D. Dinant, B. Guffens, P. Kohnen).
° Klärung grundsätzlicher Fragen mit Frau V. Schmitz: Erwartungen und Zuständigkeiten
auf beiden Seiten, Überprüfung der Kommunikationswege, Umgang mit Schwierigkeiten
und Unterbrechungen in der Betreuung (mehrere Mitarbeiter/innen, 17.06.).
•
Den Erfahrungsaustausch mit Diensten zum Thema „Schulabwesenheiten“:
Erfahrungsaustausch, auf Initiative der Tagesklinik für Jugendliche, über Profile von
Situationen, in denen Schulabwesenheit die psychische und soziale Entwicklung des
Jugendlichen gefährdet. Beschreibung von Arbeitsstrategien für den Umgang mit solchen
Situationen (22.10., Vertreter des SPZ: D. Dinant).
KAPITEL 3: WERKZEUGE FÜR DIE BERATUNGSARBEIT
36
•
Die Zusammenarbeit mit den Psychologen/innen des Arbeitsamts: Austausch über die
Arbeit eines jeden und die Möglichkeiten von Zusammenarbeit im Dienst der angepassten
beruflichen Wiedereingliederung von Personen mit psychischen Belastungen, die eine
solche Zusammenarbeit wünschen (23.04., Vertreterinnen des SPZ: I. Kohl, A. Nols).
•
Die Zusammenarbeit mit Polizeidiensten bei Suizidgefahr: Informationsversammlung mit
Frau M.-T. Kessler (Dienst für Opferbetreuung der föderalen Polizei) über die Rechtslage
und vorgesehene Vorgehensweise, Klärung des Umgang mit künftigen Situationen
(Gesamtes Team Eupen, 03.12.).
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
37
1 AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN UND DIE RAHMENBEDINGUNGEN
VON BERATUNG
1.1 Aktuelle Themen in Beratung und Gesellschaft
Die Anfragen der Klienten und ihrer Familien zeigen auf, in welchen Lebensbereichen die
Menschen leiden. Viele Gründe sind daran beteiligt: Belastungen und Ereignisse, die persönliche
Lebens- und Familiengeschichte, der Gesundheitszustand und Lebensgewohnheiten, die
Beziehungen und die soziale Einbindung, innere und äußere Konflikte, die Abschnitte im
Lebenszyklus...
Persönliche Faktoren stehen in Wechselwirkung mit gesellschaftlichen Faktoren, die das Leiden
verstärken: Stress und Überforderung oder Arbeitslosigkeit und Ausschluss, Reizüberflutung und
Konsumdruck, Einsamkeit und das Gefühl von Sinnlosigkeit, Ellenbogenmentalität und
Überlebenskampf im beruflichen Umfeld, Werbung und Verharmlosung von Suchtverhalten,
Verunsicherung und der Verlust von Bezugspunkten, Angst vor der Entwicklung des
Weltgeschehens und seine Auswirkungen auf das Lebensumfeld, Teuerung und Zunahme von
Armut,...
Auch die Umkehrung gilt: Das gesellschaftliche Umfeld bietet Möglichkeiten, mit denen die
persönliche Entwicklung der Klienten und ihrer Familien gefördert werden können. Ein Netzwerk
von Diensten bietet Programme zur Stärkung von Personen, die durch persönliche Belastungen
aus ihren Zusammenhängen heraus gefallen sind. Programme, die auf ein menschliches Maß
zugeschnitten sind und die den Umgang mit der Problematik und die Selbstheilungskräfte bei den
Klienten unterstützen: z.B. Gruppenangebote und Selbsthilfe, soziale Treffpunkte, begleitetes
Wohnen, Coaching für den Wiedereinstieg und angepasste Beschäftigung, Ehrenamt, häusliche
Hilfen, Erziehungsberatung zu Hause,...
Therapeutische Arbeit nutzt die Wechselwirkung zwischen der psychologischen Arbeit an den
persönlichen Belastungen und Ressourcen der Klienten und den gesellschaftlichen Angeboten zur
Integration in ein positives Umfeld.
Diese Wechselwirkung zwischen der persönlichen Lebenssituation von Klienten und Auswirkungen
ihres gesellschaftlichen Umfelds werden jedes Jahr deutlich, wenn die Teamversammlung des
SPZ Rückblick auf die Themen des vergangenen Jahres hält. Für 2015 nannten die
Mitarbeiter/innen des SPZ folgende Themen, von denen manche durch die Statistik 2015 bestätigt
werden, andere eher gehäufte Erfahrungswerte aus der Beratungsarbeit wiedergeben:
1. Depression, Burnout, Ängste, Schmerzen...
Rund ein Drittel der Anfragen von Erwachsenen im SPZ betrifft depressive Symptome,
Erschöpfung, Überforderung, Burnout. Der Schwerpunkt liegt dabei je nach Person unterschiedlich
stark auf Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, Traurigkeit und Stimmungsschwankungen, Rückzug,
Gereiztheit und Aggressivität, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit,...
Gemeinsam ist ihnen eine Situation, der sie mit ihren bisherigen Ressourcen nicht mehr
gewachsen sind.
Bei manchen Klienten kommen Ängste oder eine gesteigerte allgemeine Ängstlichkeit hinzu.
Bei manchen Klienten kommt eine chronische Schmerzproblematik hinzu, häufig in einer
Wechselwirkung: Depression verstärkt Schmerzen oder kann sich in Form von Schmerzen äußern,
und Schmerzen können depressiv machen.
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
38
Die Ursachen und Hintergründe sind bei jedem Menschen individuell unterschiedlich. Es gilt,
gemeinsam mit den Klienten herauszuarbeiten, welche Anteile ihrer Lebenssituation, ihres
Beziehungs- und Familienlebens, ihrer Tätigkeiten und sozialen Kontakte, ihrer Gesundheit und
Lebensgewohnheiten, ihrer Lebensgeschichte an dieser Phase der Verletzlichkeit beteiligt sind,
z.B. Trauer, Sorgen um ein Familienmitglied, Existenzängste, Überforderung oder Unterforderung,
Einsamkeit, Konflikte, das Gefühl von Sinnlosigkeit,...
Bei manchen depressiven Erscheinungsformen ist die diagnostische Abklärung von Depression
und die Prüfung des Bedarfs nach antidepressiver Medikation durch den Facharzt erforderlich und
zur Unterstützung des psychotherapeutischen Prozesses hilfreich. Je nach Schweregrad einer
depressiven Erkrankung kann mit Hilfe des Facharztes eine Überweisung an eine tagesklinische
oder stationäre Behandlung erfolgen, wenn der Klient dies auch als hilfreich ansieht.
So, wie man nicht sagen kann "Die Depression kommt von diesem Problem", so gibt es auch
keinen direkten Weg, der die Depression heilen würde, wenn man nur das entsprechende Problem
lösen könnte. Der Weg ist eher verschlungen, persönlich, mit gemischten Gefühlen verbunden, er
braucht Zeit und führt mit Hilfe der Beratung zu Erkenntnissen; von der Erkenntnis zur
Veränderung von Gewohnheiten oder zur Verwirklichung von neuen Zielen braucht es wieder Zeit
und die Entwicklung von Entschlossenheit.
Die Arbeitsweise des SPZ ist "Ressourcen orientiert": Genau so wichtig wie die Anerkennung des
Leidens der Person ist die Erforschung ihrer Stärken, Talente, Erfahrungswerte. Ein Ziel des
therapeutischen Prozesses ist die Förderung von Selbstmanagement bei den Klienten, das sie
auch nach Abschluss der Beratung im SPZ weiter anwenden können.
Hierzu setzt das SPZ verstärkt Psychoedukation ein: Therapeuten vermitteln Wissen über
Krankheitsbilder und ihre unterschiedlichen Formen und bieten Training für den aktiven Umgang
mit Symptomen an. Dabei fördern sie die Achtsamkeit der Klienten für die Kompetenz, die die
Klienten häufig schon nutzen, wenn auch noch ungewusst oder ungezielt, und sie vermitteln
Techniken des Selbstmanagements. Dies sowohl im Rahmen von Einzelgesprächen als auch in
Gruppen.
2015 hat das SPZ zwei neue Gruppenangebote für Psychoedukation entwickelt, die 2016
angeboten werden (s. Seite 24):
•
eine Gruppe für den Umgang mit Depression, an der auch neue Klienten teilnehmen
können, die für eine Einzelberatung noch auf der Warteliste stehen;
•
eine Gruppe für Klienten mit einer Schmerzproblematik, ergänzend zu einer laufenden oder
abgeschlossenen Einzelberatung.
Wenn Klienten in den Gesprächen Projekte für ihre berufliche und soziale Wiedereingliederung
entwickeln, vermitteln die SPZ-Mitarbeiter/innen den Kontakt zu den zuständigen Diensten.
Wenn eine angepasste Beschäftigung, darunter auch ein Ehrenamt, dem Leistungsvermögen und
den Ressourcen der Person entspricht, hat Beschäftigung auch einen therapeutischen Wert für
das Selbstwertgefühl und die soziale Integration.
2. Trauma
Die Folgen von traumatischen Erlebnissen können Menschen dauerhaft belasten und in ihren
physischen, psychischen, beruflichen und sozialen Kompetenzen erheblich einschränken.
Posttraumatische Belastungsstörungen können in der Folge von Ereignissen entstehen, in denen
die Person sich einem überdimensionalen Stress ausgesetzt sieht und von einer Angst um das
eigene Leben überflutet wird, die sie mit ihren üblichen Strategien nicht mehr bewältigen kann, z.B.
bei Unfällen, als Opfer einer Gewalttat, in Kriegsgebieten... Die psychische Wirkung der Ereignisse
hängt auch von den Reaktionsmustern der Person ab. Wenn die enorme emotionale "Überflutung"
in der Zeit nach dem traumatischen Ereignis nicht "abreagiert" und "eingeordnet" werden kann,
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
39
kann sich eine Belastungsstörung entwickeln, manchmal über Jahre, z.B. in Form von chronischer
Antriebslosigkeit, körperlichen Schmerzen, Unruhe und Schlafstörungen. Das ursprüngliche
Trauma kann in Alpträumen wiederkehren oder als "Flashbacks", wenn eine aktuelle Situation
durch ein Bild, ein Geräusch, ein Gefühl an das Trauma erinnert (Z.B. ein Hubschrauber oder ein
Feuerwerk oder ein ratternder Rolladen,...).
Die psychotherapeutische Behandlung von Klienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen
hat in den letzten 10 Jahren eine Vielfalt an zuverlässigen Methoden entwickelt, die entsprechend
dem Befinden der Klienten ausgewählt und gemeinsam mit ihm umgesetzt werden können. Einige
Mitarbeiter/innen des SPZ haben sich auf diese Behandlungen spezialisiert und halten sich durch
Fortbildung auf dem Laufenden.
Traumatische Situationen können jeden treffen. In den Anfragen im SPZ werden Unfälle genannt
oder Notfallsituationen von Angehörigen, plötzliche Todesfälle,... Andere Klienten werden durch die
Dienste für Opferbetreuung der Polizei als Opfer oder Zeugen von Gewalttaten überwiesen.
Traumatische Situationen haben viele Personen erlebt, die als Flüchtlinge nach Belgien kommen:
Krieg, Verfolgung und Folter, sexuelle Gewalt, chronische Bedrohung, Verschleppung von
Angehörigen. Tief greifende psychische Verletzungen verursachen eine Vielzahl an körperlichen
und psychischen Symptomen, die auch die soziale Integration erschweren (z.B. durch
Konzentrationsstörungen im Sprachkurs). Die Folgen von posttraumatischen Belastungsstörungen
belasten auch die Angehörigen schwer und können zu einer Rollenumkehrung in der Erziehung
führen: "Parentifizierte" Kinder übernehmen Verantwortung für die Familie, ihre eigenen kindlichen
Bedürfnisse nach Geborgenheit bei den Eltern bleiben unerfüllt. Die Auswirkungen werden oft erst
im Erwachsenenalter sichtbar.
Die Lebensverhältnisse mancher Migranten verursachen zusätzliche Belastungen: Das jahrelange
unsichere Aufenthaltsrecht im Wirrwarr von Asylantrag, Ablehnung, Einspruchsverfahren, Duldung,
drohender Abschiebung, Regularisierung usw. verursacht zusätzliche Traumatisierung,
hervorgerufen durch die belgische Asylpolitik.
Bei den Klienten aus Asien und Afrika sind die meisten aktuelle oder ehemalige Bewohner der
Empfangszentren für Asylbewerber.
Das SPZ arbeitet seit vielen Jahren mit Flüchtlingen. Einige Mitarbeiter/innen haben sich im
Bereich "Interkulturalität, Kulturschock, interkulturelles Konfliktmanagement" weitergebildet.
•
•
•
•
Ein SPZ-Mitarbeiter hat über 10 Jahre lang im 14tägigen Rhythmus eine psychologische
Erstversorgung im Asylbewerberzentrum in Manderfeld angeboten. Das Angebot wurde
eingestellt, seitdem die Nachfrage nach Terminen durch die verkürzte Aufenthaltsdauer im
Zentrum nachließ. Derzeit hat die Zahl der Anfragen wieder zugenommen. Diese kommen
aus den beiden Zentren Manderfeld und Elsenborn. Neben dem Angebot für Asylsuchende,
das gut genutzt wird, bietet das SPZ auch ein Supervisionsangebot für Mitarbeiter der
Zentren an, das helfen soll, Anfragen von Bewohnern vor Ort schon aufzufangen.
Bewohner des Asylbewerberzentrums in Eupen können psychologische Beratung im SPZ
Eupen anfragen. Auch hier ist häufig nur ein Erstgespräch möglich, bevor der Klient das
Aufnahmezentrum verlässt. In der Folge der föderalen Asylpolitik ist die Zahl der
Asylbewerber rückläufig. Meist kann nur eine kurze Orientierung erfolgen, wo im
Hintergrund ein großer Therapiebedarf erkennbar ist.
Manche Klienten sind anerkannte Flüchtinge, andere kommen über Familienzusammenführung nach Belgien. Andere haben die belgische Nationalität erhalten, manche
von ihnen sind jedoch psychisch noch nicht "in Belgien angekommen".
Bei Personen mit abgelehnten Asylanträgen bedroht das Leben als "Papierlose" die
Existenz in allen Bereichen, und Beratung kann hier nur etwas Unterstützung beim
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
•
40
Umgang mit Angst und Resignation anbieten.
Im SPZ Eupen gibt es seit Jahren eine zuverlässige Zusammenarbeit mit dem wallonischen
Übersetzerdienst Setis, wenn für die Verständigung mit Klienten Dolmetscher erforderlich
sind. Dies ist mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden und kann nur
stattfinden, wenn der Klient selbst oder eine andere Instanz die Kosten übernehmen. Das
SPZ hat hierfür kein eigenes Budget.
Das SPZ beteiligt sich auf struktureller Ebene an der Entwicklung von Integrationsförderung in der
DG:
•
•
•
Im März endete ein europäisches Projekt zur Integrationsförderung bei Flüchtlingen, in dem
das SPZ seit 2009 mit Info Asyl des Roten Kreuzes (heute Info Integration) und dem Dienst
für Erstempfang der Stadt Eupen zusammen gearbeitet hatte. Zu den Ergebnissen siehe S.
64.
Das SPZ hat sich 2013 der AG Integration des RESI (Rat für Entwicklungszusammenarbeit,
Solidarität und Integration) angeschlossen und an der Erstellung eines Konzeptvorschlags
für die Förderung von Integration mitgearbeitet, der seit März 2014 vorliegt und in das
Regionale Entwicklungskonzept der DG aufgenommen wurde. Die Arbeitsgruppe verfolgt
seither die Umsetzung der Empfehlungen und steht im Dialog mit der neuen "Arbeitsgruppe
Integrationsparcours" im Ministerium. Die AG befasst sich auch mit der Frage, wie
Fremdenfeindlichkeit begegnet und das Zusammenleben der Kulturen gefördert werden
kann.
Für 2016 ist eine Anhörung des SPZ zum Thema "Integration und mentale
Gesundheitspflege" bei der Arbeitsgruppe Integrationsparcours vorgesehen. Das SPZ hat
Vorschläge für die Aufnahme eines Unterrichtsmoduls zum Thema "mentale Gesundheit" in
die künftigen Integrationskurse. Hierbei können Methoden aus der Psychoedukation
eingesetzt werden. Die Inhalte können ggf. auch für die Sensibilisierung von Multiplikatoren
verwendet werden.
Gut zu wissen: Das SPZ erstellt keine Gutachten für einen Antrag auf Bleiberecht aus
medizinischen Gründen. Die Richtlinien der föderalen Behörden für die Ausstellung und Annahme
solcher Berichte fordern eine verbindliche Erklärung des Therapeuten, dass der Patient im
Herkunftsland keine geeigneten Behandlungsmöglichkeiten vorfindet. Die damit verbundene
Recherchearbeit in den Herkunftsländern ist für Therapeuten nicht zu leisten. Die Erfahrung zeigt
auch, dass die Behörden psychische Erkrankungen nicht mehr für eine Regularisierung aus
medizinischen Gründen berücksichtigen.
3. Konflikthafte Trennungen und Auswirkungen auf die Kinder
In der Entwicklung der Gesellschaft fallen Partnerschaft und Elternschaft nicht mehr automatisch
zusammen. Die Lebenssituationen von Kindern sind heute komplex: Leben bei einem Elternteil mit
Besuchen beim anderen oder alternierende Beherbergung bei beiden, zwei Lebenswelten mit
unterschiedlichen Erwachsenen und Geschwistern aus verschiedenen Paarbeziehungen, oder
Ortswechsel in der Folge neuer Partnerschaft eines Elternteils...
In der Statistik 2015 des SPZ ist die Anzahl der Kinder, die bei einem Elternteil leben, erstmalig
etwas größer als die Anzahl Kinder, die bei ihren beiden Elternteilen aufwachsen.
Die Anfragen auf Hilfe sind vielfältig:
•
Manche Eltern fragen psychologische Begleitung für Kinder an, die Trauer über die
Veränderungen erleben und Hilfe bei der Umstellung auf die neue Situation brauchen.
Hierbei gilt es auch, den Eltern die psychischen Bedürfnisse der Kinder näher zu bringen
und ggf. Kompromisse anzustoßen, die den Kindern die Kontinuität ihrer Bindungen
ermöglichen.
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
•
•
41
Manche Eltern fragen Rat für die "Steuerung" der neuen Beziehungslagen, wie sie für die
Kinder im Kontakt zu den neuen Partnern von Vater oder Mutter und zu deren Kindern
entstehen, z.B. für den Umgang mit Eifersucht oder Ablehnung. Manche Konflikte können
auch auf Loyalitätskonflikte bei den Kindern oder auf ungelöste Konflikte zwischen den ExPartnern hinweisen.
In anderen Situationen belasten konflikthaft verlaufende Trennungen und Scheidungen die
Kinder derart, dass sie Traumatisierungen erleben. Die Unversöhnlichkeit mancher ExPartner trübt ihren elterlichen Blick auf die Bindungsbedürfnisse des Kindes: sein
Bedürfnis, mit beiden Eltern einen liebevollen und Sicherheit vermittelnden Umgang zu
haben; sein Bedürfnis, dass Eltern vernünftig miteinander reden und die Angelegenheiten
des Kindes kindgerecht und gemeinsam regeln. Die erste Arbeit des Therapeuten besteht
oft darin, Eltern für die Bedürfnisse des Kindes zu sensibilisieren, bevor therapeutische
Arbeit erst sinnvoll werden kann. In Situationen extremer Unversöhnlichkeit leistet
psychologische Arbeit mit dem Kind Schadensbegrenzung zur Stärkung seines
psychischen Gleichgewichts; die Einbeziehung des Jugendhilfedienstes kann ein
notwendiger Schritt für das Kindeswohl sein. Therapeuten stellen die Zunahme von
depressiven Symptomen und von selbstverletztendem Verhalten bei Kindern und
Jugendlichen fest, die in solchen chronischen Konfliktsituationen aufwachsen.
Therapeuten müssen die gesetzlichen Regelungen kennen, nach denen sie mit einem Kind
arbeiten dürfen oder nicht: Bei geteiltem Sorgerecht ist das Einverständnis beider Eltern für eine
psychologische Betreuung des Kindes erforderlich, und beide haben Anrecht auf eine
Rückmeldung des Therapeuten über seine Arbeit mit ihrem Kind. Wenn Eltern es nicht ertragen,
an einem gemeinsamen Gespräch über ihr Kind teilzunehmen, finden die Elterngespräche einzeln
mit jedem Elternteil statt.
Verweigert ein Elternteil sein Einverständnis, darf das SPZ nicht mit dem Kind arbeiten und muss
sich auf eine Beratung für den anfragenden Elternteil beschränken.
Die Arbeit mit Kindern in o.g. Situationen von Zerstrittenheit der Eltern ist aufwendiger an Zeit und
Koordination und kann sich über Jahre erstrecken. Sie fällt in das Spektrum der Dienstleistungen,
die eine Einrichtung mit öffentlichem Auftrag im Dienst des Kindeswohls leisten soll.
Gut zu wissen:
•
Manche Elternteile fragen im SPZ ein psychologisches Gutachten für ein Kind an, das sie
bei Gericht - gegen den anderen Elternteil - für die Regelung von Sorgerecht oder
Besuchsregelung einbringen wollen. Das SPZ geht auf solche Anfragen nicht ein: Eine
Fachperson kann in einer Fallsituation nicht Therapeut und Gutachter zugleich sein, und
die erste Aufgabe des SPZ ist es, ein Therapieangebot für alle Bevölkerungsgruppen zu
gewährleisten. In manchen Situationen empfiehlt das SPZ den streitenden Parteien und
ihren Anwälten, bei Gericht die Bezeichnung eines außenstehenden Gutachters zu
beantragen, der ein neutrales psychologisches Gutachten des Kindes und seiner Situation
erstellen kann.
•
Das SPZ ist kein Dienst für Mediation (also für Vermittlung und Streitschlichtung zwischen
Eltern betreffend die Angelegenheiten ihrer Kinder). Das SPZ ist aber offen, wenn Eltern im
Rahmen der Beratung einvernehmliche Lösungen finden und diese mit Hilfe des Beraters
festlegen wollen.
4. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
Folgende Themen sind in der Beratungsarbeit 2015 häufiger aufgetreten:
•
In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat das Thema "Mobbing", häufig auf dem
Schulhof oder auf dem Schulweg, aber auch in Freizeitanlagen, deutlich zugenommen:
Eltern von "Opfern" fragen Beratung für sich und ihr Kind an, Eltern von "Tätern" kommen
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
42
auf Empfehlung der Schule. Manche Ursachen können auf individueller Ebene mit dem
Kind und seinen Eltern bearbeitet werden, z.B. Ängstlichkeit bei den "Opfern",
Einfühlungsvermögen und Frustrationstoleranz bei den "Tätern", Selbstwertgefühl und
soziale Kompetenz bei beiden. Bei Bedarf kann auch soziales Kompetenztraining mit Hilfe
einer Gruppe erfolgen.
•
Die Fragen: "Wie geht es den Kindern der Patienten mit psychischer Erkrankung, welche
altersgerechten Erklärungen, welche Hilfen brauchen sie?" haben zunehmend Eingang in
die Beratungsarbeit gefunden. Das SPZ hat das Thema deshalb in den Mittelpunkt seines
Studientages zum 40jährigen Bestehen gerückt und mit Frau Ines Andre-Lagel eine
renommierte Referentin gefunden.
•
Im Bereich "Sucht- und Suchtgefährdung, insbesondere bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen" beteiligen SPZ-Mitarbeiter/innen sich an Tagungen und Arbeitsgruppen, die
die Bedarfslage nach Betreuung und Vorbeugung in der DG klären. Das Team der
Suchttherapeuten im SPZ hat sich eingehend mit "Online-Sein" und den damit
verbundenen Suchtgefahren befasst und Materialien für die Elternberatung
zusammengestellt, die auf Abruf bereit stehen.
•
Aus den Einzelberatungen und Gruppenstunden heraus stellen Therapeuten fest, dass
manche Kinder einen hohen Bedarf nach kreativer Tätigkeit haben, diesen aber nirgendwo
ausleben: aus Mangel an Gelegenheiten, aus Gründen der Mobilität usw. Es wird aber
auch festgestellt, dass es keine allgemeine "Werkstatt für Kinder" gibt, z.B. für
Holzarbeiten. Bei manchen bietet sich der Rückgriff auf elektronische Medien als leicht
zugänglicher "Ersatz" an, der sich dann so verselbständigt, dass er Suchtmechanismen
auslöst. In manchen Beratungssituationen stellen Therapeuten fest, dass Kinder nur wenig
Therapie, dafür aber mehr Möglichkeiten brauchen, positive Erfahrungen mit sinnvollem
Tun, Aneignung von Fertigkeiten und sozialem Miteinander brauchen. Manche Kinder, die
auf Grund ihres Verhaltens schwieriger integrierbar in Jugendgruppen sind, brauchen hier
"Zwischenlösungen", wie sie in den Gruppen des SPZ angeboten werden. Der Bedarf ist
zeitweilig höher als die verfügbaren Kapazitäten, selbst nach einer Verdoppelung der
Anzahl Gruppenplätze im Jahr 2015.
•
Die Thematik setzt sich bei jungen Erwachsenen fort: Therapeuten begegnen einer
wachsenden Anzahl junger Erwachsener, die nur wenig positive Erfahrungen mit
erfüllenden Tätigkeiten und Kontakten gemacht haben und aktuell machen können. Sie
haben oft wenig familiäre, emotionale, berufliche und soziale Ressourcen erhalten und
aufbauen können. Viele leben ohne Orientierung, ohne Projekt und Perspektive und
überleben als "chronisch unterstützte Personen". Manche pendeln zwischen ÖSHZ und
Arbeitsamt und haben Vorschalt- und Integrationsmaßnahmen durchlaufen. Die häufige
Kombination von Schulabbruch, Suchtmittelkonsum und Resignation mag einen Teil ihrer
Ursachen in der Lebens- und Familiengeschichte haben, sie ist aber mit ausschließlich
psychologischer Betreuung nicht zu überwinden. Wie bei jedem Menschen, aber noch
eindringlicher, stellt sich die Frage: Wo bieten sich passende Möglichkeiten, seinen eigenen
Wert in konkretem Tun zu erfahren, und wieviel ist die Gesellschaft bereit, in Angebote für
Menschen zu investieren, die sich schon lange verloren haben? Projekte, die die kreativen
Anteile stimulieren und entwickeln helfen, bieten manchmal erste positive Erfahrungen auf
einem langen Weg. Betreuer/innen, die in solchen Projekten mit jungen Erwachsenen
arbeiten, überweisen häufiger an das SPZ.
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
•
43
Das SPZ arbeitet auf mehreren Ebenen im Netzwerk des Jugendbereichs mit:
- als Mitglied des "Begleitausschusses Jugendhilfe", der alle 2 Jahre das Jugendhilfeforum
ausrichtet und Nachfolgeprojekte begleitet;
- bei der Einführung eines Case- und Care-Managements für die Arbeit mit Familien mit
Mehrfachbelastung in der DG;
- in den Arbeitsgruppen des Psychiatrieverbandes: AG Kinder- und Jugendpsychiatrie, AG
Verhaltensauffälligkeiten;
- in der Arbeitsgruppe "Trauer bei Kindern und Jugendlichen" des Palliativpflegeverbandes;
- in der Arbeitsgruppe "AG Kodex", die die Möglichkeiten und Grenzen der
Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Therapeuten im Rahmen der Gesetzgebung zum
Berufsgeheimnis analysiert und Vorschläge erarbeitet;
- in der Arbeitsgruppe "Leuchtturm", die fachliche Wege für den Umgang mit Situationen
von vermuteter oder erwiesender sexueller Gewalt an Kindern aufzeigt;
- bei der "Aktionsforschung Armut, Prekarität und soziale Verwundbarkeit", die die
Universität Mons im Auftrag der Regierung der DG durchführt;
- im Gesundheitsbeirat der DG.
5. Senioren
Die Anzahl Senioren in der Bevölkerung steigt stetig und liegt derzeit bei 18%. In der DG gibt es
einen höheren Anteil an Senioren als in der Wallonie, und die demographische Prognose erwartet,
dass bis 2040 mehr als 27% der Bevölkerung in der DG über 65 Jahre alt sein werden, davon
3.300 Personen, die 85 Jahre und älter sein werden. Auch in der Klientel des SPZ steigt der Anteil
an Senioren, entspricht mit seinen 5% aber noch nicht dem Proporz in der Bevölkerung.
•
•
•
Die Bereitschaft, professionelle Hilfe für die Bewältigung schwieriger Lebens- und
Beziehungslagen anzufragen, nimmt zu, insbesondere bei den “jüngeren” Senioren.
Manche haben bereits auch in jüngeren Jahren Beratung in Anspruch genommen. Bei
anderen treten die Schwierigkeiten erstmals im Seniorenalter auf, z.B. manche depressiven
Erkrankungen, und die Sorge ihrer erwachsenen Kinder führt zu einer Anfrage im SPZ.
Manche Anfragen von Senioren betreffen auch ihre Familienmitglieder: Sorge um ein
erwachsenes Kind mit Suchtproblemen oder psychiatrischer Erkrankung, oder Anfrage für
ein Enkelkind, um das sie sich weitgehend kümmern. Manche Großeltern sind auch
Pflegefamilie für ihre Enkel.
Andere Anfragen von Senioren betreffen das Leben in Partnerschaft: Sorge um einen
Partner, der an Depression oder beginnender Demenz leidet, oder häufige Konflikte mit
einem Partner, dessen Leben nach der Pensionierung nicht mehr ausgefüllt ist. Oder die
Trauer über den Verlust des Partners, manchmal auch durch Trennung nach einer
jahrzehntelangen Ehe.
Manche Senioren brauchen psychologische Betreuung, können selbst aber nicht mehr eine
Beratungsstelle aufsuchen. Das SPZ hat für die Zukunft ein Projekt "Mobiles Team für Senioren"
entwickelt, das aufsuchende psychologische Begleitung zu Hause oder in Altenheimen leisten soll.
Hierzu fehlt jedoch bisher die Finanzierung der zusätzlichen Personalkosten, die für ein solches
Mobiles Team erforderlich sind: Das SPZ kann den mit aufsuchender Arbeit verbundenen Zeit- und
Arbeitsaufwand nicht mit seinem jetzigen Personalbestand leisten, da die Wartelisten dann noch
länger würden.
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
44
1.2 Beratung und Therapie: Zuständigkeiten und Grenzen
Therapeuten/innen müssen die vorhandenen, begrenzten, durch die öffentliche Hand finanzierten
Ressourcen so wirksam und sozial gerecht wie möglich einsetzen.
Deshalb prüfen sie bei jeder Anfrage und bei jedem Auftrag, ob die Voraussetzungen für Beratung
oder Therapie erfüllt sind oder erarbeitet werden können:
•
Die Person (bzw. das Paar oder die Familie), mit der die Beratungsarbeit stattfinden soll,
muss eine eigene Erwartung an die Beratung haben oder im Laufe der ersten Gespräche
entwickeln. Es muss eine Einigung darüber entstehen, woran gearbeitet werden soll (z.B.
Emotionen, Verhalten, Beziehungen,...), und woran künftige Veränderungen bemerkt
werden können. Wenn es einen außenstehenden "Auftraggeber für die Beratung" gibt, sind
auch Vereinbarungen zwischen Therapeut, Klient und Auftraggeber darüber notwendig,
welche Rückmeldungen an den Auftraggeber erfolgen sollen, und welche persönlichen
Inhalte vertraulich bleiben sollen. Wenn eine Beratung im Rahmen einer Auflage der
Justizbehörden oder einer Jugendhilfemaßnahme stattfindet, gibt das SPZ dem
Auftraggeber immer eine Rückmeldung darüber, ob der Klient seine Termine einhält oder
nicht. Für die Inhalte dieser Gespräche gelten die Regeln des Berufsgeheimnisses.
•
Die Vereinbarung mit den Klienten über die Ziele der Beratung muss realistisch sein oder
bleiben, d.h. zu ihrem tatsächlichen Entwicklungspotenzial passen. Manchmal gilt es,
übersteigerte Erwartungen an Psychotherapie als Allheilmittel zur Überwindung aller
Einschränkungen zu dämpfen. Das gilt auch bei Aufträgen von Dritten: Eine
„Psychotherapie“ im Auftrag Dritter kann Klienten helfen, ein persönliches Wohlbefinden zu
entwickeln, sie verändert nicht unbedingt das Verhalten des Klienten im gewünschten Sinn
des Auftraggebers.
•
Die therapeutische Arbeit braucht zuverlässige Rahmenbedingungen. Dazu gehört, in
intensiven Phasen der Therapie, die Regelmäßigkeit von Terminen. Die Statistik des SPZ
zeigt eine relativ hohe Zahl von Terminen, die nicht stattfinden, weil Klienten sie absagen
oder ohne Absage verpassen. Das SPZ muss deshalb Regeln, auch restriktiver Art,
auferlegen, um mit seinen Ressourcen zu haushalten: Die Klienten müssen verpasste
Termine bezahlen, und bei gehäufter Unzuverlässigkeit in der Einhaltung von Terminen
kann das Team beschließen, die Beratung zu beenden und den Therapieplatz an die
nächste Person auf der Warteliste zu vergeben.
•
Das Problem und die Anfrage müssen in den Bereich von Beratung und Therapie fallen.
Therapeutische Gespräche helfen, Abstand vom unmittelbaren Geschehen des Alltags zu
nehmen:
Reaktionsmuster
analysieren,
Emotionen
und
Gedanken
ordnen,
Zusammenhänge erkennen, Vorsätze fassen, Ressourcen mobilisieren,...
Im Gegensatz dazu erfordert die Begleitung mancher Personen eher ein konkretes
Coaching in der Problemsituation selbst: bei der Strukturierung des Alltags und des
sozialen Lebens, im Umgang mit Konflikten und Emotionen, mit Verhaltensweisen und
Regeln, mit Selbstwahrnehmung und Fremdbestimmung,... Solche Coaching-Aufgaben
erfordern aufsuchende Arbeit, wie andere Dienste, z.B. Mobile Teams, sie leisten. Das SPZ
kann den Kontakt zu diesen Diensten herstellen und mit ihnen und dem Klienten einen
Hilfeplan vereinbaren, in dem jeder eine Aufgabe übernimmt.
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
45
2 40 JAHRE SPZ: EIN RÜCKBLICK AUS VERSCHIEDENEN BLICKWINKELN
Die Mitarbeiter/innen des SPZ sind zu unterschiedlichen Zeiten zu den Teams Eupen und St. Vith
hinzu gestoßen. Einige waren schon bei der Eröffnung des SPZ Eupen (1976) oder des SPZ St.
Vith (1978) dabei, andere sind seit 30, 20 oder 10 Jahren dabei, manche seit einigen Jahren. Aus
dieser bunten Mischung von Erfahrungen entstehen unterschiedliche Blickwinkel zu den Fragen:
„Wie wird die Arbeit in den unterschiedlichen Jahrzehnten erlebt? Was hat sich verändert? Gibt es
Konstanten, die zu allen Zeiten wirksam geblieben sind?“
In einem gemeinsamen Rückblick haben die Mitarbeiter/innen einige Schwerpunkte
herausgearbeitet, die zwar einzeln beschrieben werden, aber ständig miteinander verbunden sind.
Teamarbeit
Auf die Frage an die Mitarbeiter/innen: „Was schätzt Du am meisten an der Arbeit im SPZ?“ lauten
die häufigsten Antworten heute: „das kollegiale Arbeitsklima“, „das eigenverantwortliche
therapeutische Arbeiten und die Unterstützung durch ein professionelles Team.“
Kollegiales Arbeitsklima und Teamgeist waren schon den Gründern wichtig und haben die meisten
der 40 Jahre geprägt.
Zur Einbindung des einzelnen in ein Fachteam stand im ersten Tätigkeitsbericht (1976): „Der Klient
wird nicht von einem zum anderen geschickt, sondern eher vom gesamten Team getragen, von
dem einer die Kontakte ausführt.“
Das stimmt bis heute, allerdings mit einer Verschiebung des Blickwinkels: Das Team ist weiterhin
die Basis für den therapeutischen Hilfeplan jedes Klienten, für Veränderungen und Ergänzungen
des individuellen Hilfeangebotes, für die fachliche Unterstützung der Mitarbeiter/innen. Insofern hat
das Team auch heute eine „tragende Rolle“, es trägt aber nicht den Klienten, sondern die fachliche
Arbeit seiner Mitglieder: In der beraterischen bzw. therapeutischen Situation arbeitet jeder
Mitarbeiter meist „allein“ und handelt selbstverantwortlich entsprechend den fachlichen und
deontologischen Standards seiner Berufsgruppe und seiner therapeutischen Ausbildung. Dabei ist
es hilfreich, jederzeit den Rückhalt des Teams nutzen zu können: Es besteht eine positive
Wechselwirkung zwischen dem Vertrauen des Teams und dem Engagement des einzelnen für eine
Arbeit, in der die persönlichen und fachlichen Ressourcen die wichtigsten Werkzeuge sind.
Offenheit unter Kollegen/innen hilft, schwierige Phasen oder Blockaden in therapeutischen
Prozessen zu analysieren und zu überwinden; in manchen Situationen ist es hilfreich, zu zweit zu
arbeiten. Entsprechend dem Königlichen Erlass liegt die fachliche Leitung des Teams und die
Aufsicht über die Arbeit der Therapeuten in den Händen des Psychiaters; die Ärzte des SPZ
haben diese Funktion auch stets auf kollegiale Weise ausgeführt.
Nach einer kurzen Zeit in der Gründungsphase, in der „alle für alles zuständig waren“, hat über die
therapeutischen Zusatzausbildungen schon bald eine Differenzierung und Spezialisierung
innerhalb des Teams eingesetzt. Die unterschiedlichen Anfragen der Klienten in verschiedenen
Themen- und Problembereichen haben die Mitarbeiter/innen dazu motiviert, unterschiedliche
Ausbildungen zu absolvieren: z.B. Suchttherapie, klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie,
Familientherapie, Paarberatung, Selbsterfahrung und Gruppentherapie, Kindertherapie,
sozialpsychiatrische Integrationsbegleitung,....
Diese Spezialisierung wird ständig fortgesetzt. Verhaltenstherapie, hypnotherapeutische Verfahren
und Traumatherapie kamen hinzu, und im Familienbereich entwickelte sich die systemische
Sichtweise in den letzten 15 Jahren zu einer gemeinsamen Sprache. Das Team des SPZ hat die
unterschiedlichen Ausbildungen nie als „Konkurrenz zwischen Schulen“ erlebt, sondern als
gegenseitige Ergänzung.
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
46
Psychotherapie, Selbstheilungskräfte, soziale Integration
Mit den neueren therapeutischen Methoden kann die Arbeit der Therapeuten bei Bedarf „aktiver“
werden, und das Team kann bei der Auswahl des Verfahrens aus einem breiten Repertoire
schöpfen. Es gilt zwar weiterhin die Grundhaltung des „aktiven Zuhörens“, wie sie den
psychotherapeutischen Beruf seit einem Jahrhundert prägt, im Sinne von „Zuhören, Verstehen,
Spiegeln, Verzicht auf Einmischung“ usw. Sie kann aber bei Bedarf ergänzt werden: z.B. durch
Psychoedukation als Information über psychische Störungen und Vorschläge für den Umgang mit
ihren Folgen, durch Training von Achtsamkeit und Selbstmanagement, durch Übungen von
Selbstwirksamkeit in Gruppenstunden. Die Selbstheilungskräfte des Klienten, seine
Erfahrungswerte und Kompetenzen bleiben im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Auch der therapeutische Wert von sinngebender Beschäftigung und erfüllenden sozialen
Kontakten wird in der Beratung genutzt: Bei Bedarf helfen Therapeuten, den Kontakt zu
entsprechenden Einrichtungen, Treffpunkten und Vereinen herzustellen. Die Wechselwirkung
zwischen psychischen und sozialen Faktoren und die Nutzung des einen zur Förderung des
anderen erhält seit jeher die Aufmerksamkeit des Teams.
Die Wertschätzung der Kompetenz von Klienten ist seit 1976 offenkundig: Das erste Team des
SPZ wählte absichtlich den Begriff „Klienten“ für die Personen, die Hilfe anfragen. Damit berief
man sich auf die Ethik der klientenzentrierten Gesprächstherapie und wollte bewusst das Bild
eines aktiven Gesprächspartners stärken. Der Begriff „Klient“ wird bis heute im SPZ verwendet.
Die Förderung von Kompetenzen, an der Schnittstelle zwischen Beratungs- und Präventionsarbeit,
zieht sich seit Beginn als roter Faden durch die Projekte des SPZ: Gruppenangebote für
Selbsterfahrung während 40 Jahren, Kommunikationstraining für Lehrer und Elterntraining Anfang
der 80er Jahre,... Der Aufbau einer weit reichenden Suchtprävention führte zur Gründung der
„Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung und Lebensbewältigung“ (ASL) als einer
eigenständigen Organisation. Beispiele aus der jüngeren Geschichte des SPZ sind: die
Entwicklung von Kindergruppen zur Förderung von sozialen Kompetenzen (seit 1993),
Gruppenangebote für Jugendliche, Psychoedukation und die Förderung von Selbstmanagement.
Der Verwaltungsrat des SPZ als Arbeitgeber hat die fachlichen Anforderungen in den 40 Jahren
stets mit getragen: durch Beteiligung an Ausbildungskosten, durch Gewährung von Arbeitszeit und
eines Budgets für Fortbildung und Supervision der Mitarbeiter/innen.
Zum geschichtlichen Hintergrund: Aufbruch in Ostbelgien
Anfang der 70er Jahre machten engagierte Personen aus der Jugendarbeit und Jugendseelsorge
die Erfahrung, dass die Anzahl Jugendlicher und junger Erwachsener mit psychischen Problemen,
Drogenproblematik und Obdachlosigkeit zunahm. Hilfe erfolgte so gut wie möglich im Rahmen von
persönlichem Engagement, in puncto professioneller Versorgung war Ostbelgien jedoch eine
Wüste: keine psychiatrische Praxis, keine spezialisierte Beratungsstelle für mentale Gesundheit
oder Drogenberatung, keine Aufnahmestrukturen. Der Zugang zu Behandlungen in Deutschland
war oft schwierig, die Behandlung in deutscher Sprache bei stationärer Aufnahme in einer Klinik in
Belgien nicht garantiert. Für die Jugendhilfe war Verviers zuständig, seit 1974 mit einem
zweisprachigen Mitarbeiter, der Jugendgerichtsdienst hatte ausschließlich französischsprachiges
Personal. Die Öffentlichen Unterstützungskommissionen mussten mit wenig Personal auskommen,
bis die Gesetzgebung zur Schaffung von Öffentlichen Sozialhilfezentren 1976 neue Möglichkeiten
für die Sozialarbeit eröffnete.
In dieser Situation reifte bei den o.g. Akteuren der Jugendarbeit und Jugendseelsorge ein Konzept
für die Schaffung einer professionellen Beratungsstelle. Der Jugendseelsorger Ernst Servais
wusste ostbelgische Politiker aller Couleur und aller Ebenen von der Notwendigkeit einer eigenen
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
47
Beratungsstelle für „Ostbelgien“ zu überzeugen: Psychologische Beratung und sozialpädagogische
Begleitung müssen zugänglich gemacht werden und in der Sprache des Klienten erfolgen.
Die intensive Unterstützung durch ostbelgische Politiker hat die Gründung des SPZ 1976 möglich
gemacht. Dies entsprach dem Zeitgeist: Verschiedene politische, gesellschaftliche und kulturelle
Gruppierungen hatten seit den 50er Jahren kulturelle Autonomie für die deutschsprachigen Belgier
eingefordert. Ein „Rat der deutschen Kulturgemeinschaft“ war 1973 eingesetzt worden. Sozial und
politisch Tätige hatten Einrichtungen und Dienste für die deutschsprachige Bevölkerung
geschaffen, z.B. die „Sonderschule“ in Elsenborn (1969), den Sendebetrieb des BHF (1965, ab
1977 BRF), die Unabhängige Vereinigung für Invaliden und Behinderte (1973),...
Ein neuer Königlicher Erlass (März 1975) ermöglichte die Schaffung von „Zentren für geistige
Gesundheit“ und
ihre Finanzierung durch die nationalen Behörden. Das Konzept eines
interdisziplinären Teams für ambulante psychologische und psychiatrische Betreuung wird hierin
gesetzlich festgelegt. Für die Schaffung einer Beratungsstelle für Ostbelgien musste zunächst eine
Ausnahmegenehmigung unter Berufung auf die besondere sprachliche Situation erwirkt werden,
um für ein Einzugsgebiet von 65.000 Einwohnern anstelle der gesetzlich erforderlichen 200.000
Einwohner zuständig sein zu dürfen.
Die Trägerschaft des neuen Zentrums „Beratung und Lebenshilfe - Sozial-Psychologisches
Zentrum Ostbelgien G.o.E.“ übernahmen die Gründergemeinden Eupen, Kelmis und St. Vith, die 6
weiteren kamen später hinzu. Die Finanzierung erfolgte über das Nationale
Gesundheitsministerium; die 9 Gemeinden leisten bis heute einen zusätzlichen Beitrag,
proportional zu ihrer Anzahl Einwohner.
Nach intensiver Vorarbeit mit der Unterstützung von Politikern und Verwaltungen zog das SPZ am
1. Juli 1976 in den ehemaligen Bauernhof Schnellewindgasse 2 ein, der bald danach Eigentum der
Stadt Eupen wurde.
Die Gründungsmitglieder des Teams schmunzeln bis heute über manche Gegebenheiten der
Anfangsphase: eine Außentoilette, Ölöfen, die mit Kannen befüllt wurden,... oder die
Barauszahlung der Gehälter. Mit vereinten Kräften richteten das Team und der Eupener Bauhof
das Haus ein. Erste Klienten suchten Beratung, die Mitarbeiter pendelten anfangs zwischen
Beraten, über ihre Arbeit Informieren, Anstreichen und Möbel organisieren. Bis Herbst 1979 hatte
die Stadt Eupen die Standards für eine angemessene Infrastruktur erfüllt (Zentralheizung, sanitäre
Anlagen) und drei zusätzliche Beratungsräume im Dachboden eingerichtet.
Eine ähnliche Entwicklung fand in St. Vith statt: nachdem ein SPZ-Mitarbeiter zunächst
wöchentliche Sprechstunden im St. Vither Gesundheitszentrum abgehalten hatte, wurde 1978 eine
Zweigstelle des SPZ in der Rodter Straße eröffnet, die eine abenteuerliche Infrastruktur
beinhaltete. 1980 konnte das SPZ St. Vith in ein angemessenes Haus in der Wiesenbachstraße
ziehen.
Damit waren in beiden Häusern gute Arbeitsbedingungen gegeben.
In der Folge der Staatsreform und der damit verbundenen Übertragung von Zuständigkeiten des
Nationalstaates (der in Föderalstaat umbenannt wurde) an die Regionen und Gemeinschaften
wurde 1984 die Deutschsprachige Gemeinschaft für das SPZ zuständig. Bis dahin waren die
Behörden in Brüssel „weit weg gewesen“, der Kontakt beschränkte sich auf eine Inspektion alle
paar Jahre. Die Nähe zu den Behörden in Eupen wurde anders spürbar. Dies in Form von
kürzeren Wegen der Kommunikation, von direkten Kontakten beim Aufbau neuer Projekte und
Dienstleistungen, von Arbeitsgruppen in direkter Zusammenarbeit mit dem Ministerium,... Aber
auch bei den Auswirkungen der jeweiligen Finanzlage der Gemeinschaft: Einsparung von
Arbeitsplätzen in der Folge von Sparmaßnahmen, bei der Refinanzierung der Gemeinschaft später
dann eine Aufwertung der Gehälter, noch später die Geschäftsführungsverträge als Grundlage für
die Finanzplanung des SPZ.
Der Verwaltungsrat hat bei der Gründung des SPZ unterstützt, dass ein „Teammodell“ nicht nur für
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
48
die Beratungsarbeit mit Klienten, sondern auch für die interne Organisation des SPZ während 20
Jahren funktionierte. Ein Teamsprecher, der jeweils für 2 Jahre gewählt wurde, vertrat die Anliegen
des Teams vor dem Verwaltungsrat und vor externen Instanzen. Die Selbstverwaltung wurde 1997
mit der Bezeichnung eines externen Geschäftsführers und der Ernennung des ärztlichen Leiters
des Teams zum Direktor des SPZ beendet. Die Teammitglieder wählten eine Personalvertretung
und traten mehrheitlich einer Gewerkschaft bei.
In der weiteren Entwicklung bestätigte sich seither: Auch in einem hierarchisch strukturierten
Organisationsmodell ist kollegiale Zusammenarbeit zwischen den Instanzen für die Qualität der
therapeutischen Arbeit unverzichtbar, damit gute Rahmenbedingungen für die Betreuung der
Klienten geschaffen und unterhalten werden. An Standards hierzu wurde auch bei der Einführung
eines Qualitätsmanagements (2006-2009) gearbeitet.
Teil eines Netzwerks
Die Schaffung von „Zentren für geistige Gesundheit“ im Jahr 1975 entsprach dem Zeitgeist des
gesellschaftlichen Aufbruchs und der Reformmodelle in der psychiatrischen Versorgung: Stationäre
Aufnahme in psychiatrischen Kliniken sollte verringert oder verkürzt und zielgerichteter eingesetzt
werden, ambulante Betreuung im Lebensumfeld als Alternative geschaffen werden. Die neuen
ambulanten Zentren sollten zur Verringerung von stationären Aufnahmen beitragen.
Bei seiner Gründung schlossen das SPZ und die Klinik der Alexianerbrüder in Henri-Chapelle
einen Kooperationsvertrag ab, und die Klinik stellte den ersten Psychiater, damit das SPZ
gesetzeskonform starten konnte. Daraus entwickelte sich eine bis heute zuverlässige
Zusammenarbeit in der Betreuung gemeinsamer Klienten, die sehr bald noch dadurch verstärkt
wurde, dass jeweils zwei Mitarbeiter des SPZ auch in der Klinik gearbeitet haben und noch
arbeiten. Im SPZ St. Vith wurde eine vorrangige Zusammenarbeit mit der Klinik Lierneux
aufgebaut, lange bevor die DG eigene Klinikbetten bekam.
Die Vielfalt an Problemlagen erfordert ein differenziertes Angebot: Beratung und Orientierung,
Testverfahren und Diagnostik, Psychotherapie, Sozialarbeit und Begleitung von sozialer
Integration, fachärztliche Behandlung,... Unterschiedliche Dienstleister haben unterschiedliche
Angebote, die sich zum Wohl der Klienten gut ergänzen können, wenn sie koordiniert zusammen
arbeiten.
Zusammenarbeit zwischen Diensten im Interesse der gemeinsamen Klienten hat in Ostbelgien
eine lange Tradition - die Überschaubarkeit der Dienste und die kurzen Wege zwischen ihnen
erleichtern das. Mit Hilfe von kreativer Zusammenarbeit werden bis heute manche individuellen
Mangelsituationen überbrückt, für die es (noch) keine spezialisierte Anlaufstelle gibt. Das SPZ war
von Anfang an Teil dieses Netzwerkes, gemeinsam mit den anderen Akteuren wurden und werden
individuelle Hilfepläne für die Betreuung des Klienten vereinbart, die Beiträge eines jeden
festgelegt und mit dem Klienten abgesprochen, die Ergebnisse gemeinsam ausgewertet. Beim
Studientag zum 10jährigen Bestehen des SPZ am 5. November 1986 stand eine Zwischenbilanz
mit den Netzwerkpartnern auf dem Programm: „Die gesellschaftliche Rolle des SozialPsychologischen Zentrums im sozialen Versorgungsnetz“. Dem SPZ wurden später Aufgaben
übertragen, für die es in den anderen Gemeinschaften eigene Einrichtungen gibt, z.B. für die
Therapie von Sexualstraftätern oder die Opferbetreuung.
Über die Arbeit mit den Klienten hinaus war und ist immer auch ein regelmäßiger allgemeiner
Austausch zwischen den Diensten über die Entwicklung ihrer Angebote und über die Wege der
gemeinsamen Kommunikation hilfreich. Der Tätigkeitsbericht des SPZ zeigt in jedem Jahr auf, mit
welchen Netzwerkpartnern die Wege der Zusammenarbeit überprüft wurden. Aus
Gemeinsamkeiten bei fachlichen Themen und Fragen entsteht auch eine dienstübergreifende
Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen (aktuell z.B. Netzwerk Süd und Netzwerk Nord,
Trauerbewältigung bei Kindern,...) oder in Projekten des Ministeriums (aktuell z.B. Case- und
Care-Management, Beirat für Gesundheit,...).
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
49
In der Arbeit der „vorhandenen Dienste“ zeigte sich in den 80er Jahren, dass sich die ursprüngliche
Absicht des Gesetzgebers, die Krankenhausaufnahmen mit Hilfe der ambulanten Zentren deutlich
zu verringern, nicht im erwarteten Maße erfüllte. Rückmeldungen der Fachdienste und der
Angehörigenvereinigungen wie Similes zeigten auf, dass Klienten mit psychiatrischer Erkrankung,
schwerer
psychischer
Belastung
oder
zusätzlicher
Suchtproblematik
verschiedene
Übergangsstrukturen zwischen stationärer und ambulanter Betreuung brauchen: aufsuchende
Betreuung zu Hause, Krisenintervention, Betreutes Wohnen, Tageskliniken, Tagesstätten,
stationäre Kurzeitaufenthalte mit begleiteter Rückkehr in das Lebensumfeld, sozialpädagogische
Begleitung bei der Integration in angepasste Beschäftigung und soziale Einbindung,...
Auf dem Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft gab es von all diesen Betreuungsformen bis
1990... keine einzige! Wenn es solche Angebote woanders gab, waren sie nicht in deutscher
Sprache zugänglich. Die wenigen vorhandenen Dienste in Ostbelgien erstellten regelmäßig eine
Bestandsaufnahme des Bedarfs und der herrschenden Mangelsituation in den verschiedenen
Bereichen, und sie erarbeiteten Konzepte für neue Angebote. So haben Akteure in Ostbelgien,
darunter das SPZ, 1984 erstmals den Bedarf nach betreuten Wohnformen definiert und ein
Konzept erarbeitet.
Die Politik auf Ebene der INAMI, des Nationalen Krankenhausrates und der Interministeriellen
Konferenzen setzte seit Ende der 80er Jahre Reformen in Gang, die langfristig auch die
Versorgungslage für die deutschsprachige Bevölkerung erheblich verbessert haben. Manche
Klinikbetten im Langzeitaufenthalt wurden geschlossen, andere Formen der Betreuung finanziert
und bisher unterversorgte Regionen ausgestattet.
In der psychiatrischen Versorgung der DG entstanden dadurch innerhalb von 20 Jahren: die
psychiatrische Abteilung in der Klinik St. Josef (1990) und das Begleitete Wohnen (1990), der
psychiatrische Begleitdienst und der Dienst für Aktivation (2000), das psychiatrische Pflegeheim
(2011). Das SPZ engagierte sich beim Aufbau des Begleiteten Wohnens und seiner Pilotprojekte
„Begleitdienst“ und „Aktivation“, bei der fachlichen Beratung ihrer Mitarbeiter/innen, in
Verwaltungsrat und Präsidentenamt.
Die Reform führte auch zur Gründung der „Plates-formes de concertation en Santé Mentale“ als
Dachverbände der im psychiatrischen Bereich tätigen Dienste einer Region. In der DG bildete sich
dieser Dachverband 1998 unter dem Namen „Psychiatrieverband“. Das SPZ ist seit der Gründung
des Verbandes aktives Mitglied, beteiligt sich an den Arbeitsgruppen und Projekten und übernimmt
Vorstandsämter. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit heraus entwickelte das SPZ 2013 ein
Konzept für ein Mobiles Team zur Betreuung von Senioren; hierzu fehlen bisher jedoch die
Finanzierungsmöglichkeiten.
Im Bereich der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung blieb die DG noch viel länger
deutlich unterversorgt. Das SPZ führte die psychologische Betreuung von Kindern,
Erziehungsberatung
und
Familientherapie
1982
ein
und
erhielt
hierfür
einige
Personalerweiterungen. Eine gute Zusammenarbeit mit Diensten wie den PMS-Zentren (heute
Kaleido-DG) oder den Kinderwohnhäusern (heute Zentrum Mosaik), wenn die Behandlung von
Kindern es erfordert, hat eine lange Tradition. 1997 kam das Kindertherapiezentrum „KITZ“ im
Netzwerk hinzu. Die Zusammenarbeit mit dem Jugendschutzkomitee und späteren
Jugendhilfedienst wurde schrittweise aufgebaut und intensivierte sich seit der Übernahme der
Zuständigkeit für Jugendhilfe- und Jugendgerichtsdienst durch die DG (1984) und der Schaffung
des Gerichtsbezirks Eupen (1988). Das SPZ übernimmt die psychologische Betreuung von
Kindern, Jugendlichen und ihren Familien im Auftrag dieser Instanzen; gemeinsam wurde eine für
die Familien transparente Vorgehensweise von Zusammenarbeit und Abgrenzung zwischen den
Diensten erarbeitet. Auf struktureller Ebene gehört das SPZ zu den Einrichtungen, die per Dekret
im Jugendhilferat bzw. im Nachfolgegremium „Begleitausschuss Jugendhilfe“ vertreten sind. Das
gleiche gilt für den Verwaltungsrat der Telefonhilfe 108.
Auch auf struktureller Ebene entstand ab 1986 eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem
Jugendhilfebereich und den Diensten für psychologische Kinder- und Familienbegleitung, zu
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
50
denen das SPZ gehört: In der „Arbeitsgruppe zur Vorbeugung von Kindesmisshandlung“ (AVK)
entwickelte man ab 1988 gemeinsam Materialien und Projekte für die Vorbeugung, organisierte
Fortbildungen und Supervision, bot Beratung und Orientierung für Kollegen anderer Dienste an.
Als im Herbst 1996 die „Affaire Dutroux“ das Land erschütterte, wurden die Orientierungs- und
Vorbeugungsangebote in der DG ausgebaut: Die AVK spezialisierte sich auf die Beratung von
Fachkollegen und benannte sich deshalb in „Arbeitsgruppe zur Vernetzung von Kinderschutz“ um,
das Kürzel AVK bekam dadurch eine andere Bedeutung. Gleichzeitig beteiligten ihre Mitglieder
sich am Aufbau einer neuen Arbeitsgruppe für allgemeine Vorbeugung und Sensibilisierung der
Öffentlichkeit („Berufsübergreifende Vorbeugung von Kindesmisshandlung“, BVK), mit einem
größeren Kreis von Diensten aus vielen Bereichen.
In den 14 Jahren fruchtbarer Zusammenarbeit wurden in der AVK Standards für den Umgang mit
Situationen von Gewalt gegen Kinder erarbeitet und zwischen den Diensten etabliert – und dies
ohne spezialisierte Einrichtung wie „S.O.S. Enfants-Familles“ in der Wallonie, sondern durch
Vernetzung der in der DG vorhandenen Ressourcen. Die Arbeitsgruppe löste sich 2003 auf und
legte einen Abschlussbericht vor. Der Umgang mit dieser Problematik muss immer wieder
aufgefrischt werden. Aktuell erfolgt dies erneut in der „Arbeitsgruppe Leuchtturm“, die hierzu 2015
einen Leitfaden vorgestellt hat.
Vernetzung allein kann manche Mangelsituationen der Versorgung dennoch nicht ausgleichen. In
der DG fehlte über Jahre der gesicherte Zugang zu kinderpsychiatrischer Konsultation, ambulanter
Behandlung und stationärer Aufnahme. Der Psychiatrieverband gründete hierzu 2004 eine
Arbeitsgruppe mit allen betroffenen Akteuren, und 3 Lösungsvorschläge zeichneten sich ab: einen
Kinder- und Jugendpsychiater als Berater für die Dienste in der DG gewinnen, Klinikplätze im
Aachener Klinikum für Klienten aus der DG reservieren und eine Netzwerkkoordination schaffen,
die in der Art eines „psychologischen Reisebüros“ passende Lösungen für den individuellen
Betreuungsbedarf von Klienten sucht. Die Behörden der DG engagierten in der Folge einen
Kinder- und Jugendpsychiater für das fachärztliche Coaching und beauftragten das SPZ mit der
Organisation seiner Sprechstunden (2006), ab 2008 konnten Dienste auch mit Klienten zur
fachärztlichen Beratung kommen. Die DG handelte die Reservierung von 2 Klinikplätzen in Aachen
ab 2007 und die Schaffung einer Tagesklinik für Jugendliche in Eupen aus. Mit der Unterstützung
des Netzwerks der Dienste reichte das SPZ ein Pilotprojekt ein, das von den föderalen Behörden
bewilligt wurde: Die „Vermittlungsstelle“ funktionierte 2007-08 im SPZ als „psychologisches
Reisebüro“ bei der Suche nach geeigneten Behandlungsplätzen in schwierigen Situationen. Seine
Erfahrungswerte flossen in die künftige Netzwerkkoordination ein, die 2011 an der Klinik St. Josef
zusammen mit einem Mobilen Team (2012) angesiedelt wurde.
Bis in der DG alle gesetzlichen Anforderungen in konkrete Dienstleistungsangebote umgesetzt
waren, häufig auch mit Sonderregelungen, waren auf föderaler Ebene schon wieder neue
Reformen im Gang. Seit 2011 will die Reform „Psy 107“ weitere Krankenhausbetten in ambulante
Betreuung von Erwachsenen durch Mobile Teams umwandeln und eine große Vernetzung in der
Zusammenarbeit aller Dienstleister fördern. Im Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie soll pro
Provinz ein globales Netzwerk der Dienstleister entstehen, das mit Hilfe von Mobilen Teams
möglichst viel psychologische Betreuung im Lebensumfeld leisten und auch Akteure wie die
Dienste für Kleinkinder, PMS-Zentren und das Schulwesen, Jugendhilfe und den Bereich
„Personen mit Behinderung“ einbeziehen soll. Für die DG ergibt sich bei beiden aktuellen
Reformprojekten wieder eine besondere Situation, und die vorhandenen Dienste, darunter auch
das SPZ, sind in die Planungen eingebunden, um für die Berücksichtigung der besonderen
Situation von Klienten in der DG einzutreten.
Psyche im Wandel der Gesellschaft?
Ursprünglich für die ambulante Betreuung von Klienten mit psychiatrischer Erkrankung, schwerer
psychischer Belastung oder Suchtproblematik geschaffen, haben die „Zentren für geistige
Gesundheit“ durch ihre Arbeit seit 1975 eine neue Klientel entdeckt und erreicht, deren Bedarf
nach Hilfe bis dahin nicht bekannt war oder nicht beantwortet werden konnte: Menschen „wie du
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
51
und ich“, ohne psychiatrische Erkrankung, aber mit Schwierigkeiten und Belastungen, die so
vielfältig wie das Leben sind, vom Kleinkind bis zum Senior. Menschen mit Schwierigkeiten in
Partnerschaft und Familie, in der Erziehung, in der Schule oder am Arbeitsplatz und in den
sozialen Kontakten, oder beim Eintritt in eine neue Lebensphase. Oder Menschen mit persönlichen
Schwierigkeiten wie Ängsten oder depressiven Phasen, Aggressivität, mit Spätfolgen von
traumatischen Erfahrungen, mit gesundheitlichen Problemen in der Folge von Überforderung, oder
mit Suchtgefährdung bei der Suche nach Selbstheilung im Konsum von Substanzen usw.
Von Anfang an wurde das psychische Leiden der Klienten im SPZ aus einem dreifachen
Blickwinkel gesehen: als individuelles Leiden in einer persönlichen Lebenslage und mit einer
persönlichen Lebensgeschichte, als sichtbares Anzeichen belastender Beziehungen zwischen
Menschen in Familie, Paar oder sozialem Umfeld, und als Auswirkung gesellschaftlicher Faktoren,
die das Leben des einzelnen und seiner Familie erschweren. Wenn ein gleiches Leiden immer
mehr Menschen erfasst, muss auch die Frage gestellt werden, welche Lebensbedingungen in der
Gesellschaft hieran beteiligt sind. Beratung kann diese Bedingungen nicht verändern, aber es
kann in der Beratung Entlastung für Klienten bringen, wenn Zusammenhänge angesprochen
werden, die über ihr persönliches Empfinden von Schuld oder Versagen hinausgehen. So z.B.
Zusammenhänge zwischen Mobbing und dem Versagen des Umfelds, oder zwischen Burnout und
unerfüllbaren Anforderungen, oder zwischen Suchtverhalten und dem Wunsch, dazu zu gehören.
Beratung begleitet Klienten in manchen Situationen dabei, ein krank machendes Umfeld zu
verlassen und sich im Rahmen ihrer Ressourcen neu zu orientieren.
In seiner Organisationsform, in seinen therapeutischen Methoden und in seiner Einbindung in ein
weit verzweigtes Netzwerk ist das SPZ heute ein anderes als 1976. In seiner interdisziplinären
Teamarbeit im Dienst der Klienten und in seinem Arbeitsklima hat es sich bis heute viel vom Geist
der Gründerzeit bewahrt.
Das gesellschaftliche Umfeld der Klienten ist heute in vieler Hinsicht ein anderes als 1976.
1976 war die große Mehrheit der erwachsenen Klienten in ihrer Lebensgeschichte von einer
homogenen Gesellschaft geprägt: eine Gesellschaft von Einheimischen mit ähnlichen, mehrheitlich
konservativen Regeln und Werten, einer engen Sexualmoral, aufgewachsen mit einem autoritären
Führungsstil, selbst in den demokratischen Institutionen. Politik, Kirche und die einzige Zeitung
hatten lange Zeit die Maßstäbe gesetzt. Für den einzelnen war der Gewinn Sicherheit, der Preis
Schuldgefühle und Angst vor Ausschluss.
Gleichzeitig machten die Auswirkungen von „Mai '68“ sich mit Verspätung bemerkbar: Die
persönliche, kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Regeln entwickelte sich, der Wert
des einzelnen und seiner Bedürfnisse in seiner Beziehung zur Gesellschaft nahm zu, autoritäre
Führungsstile wurden hinterfragt, die verfügbaren Medien transportierten Bilder von neuen,
provozierenden Formen des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens, der Kunst, der
Sexualität, der Erziehung...
Wie alle anderen Mitglieder der Gesellschaft suchten die Klienten des SPZ ihren persönlichen Weg
zwischen beiden gesellschaftlichen Modellen, und Beratung wurde oft bei Erwachsenen zur
„Begleitung auf dem Weg zu einer persönlichen Befreiung“, in der sie die neuen gesellschaftlichen
Freiheiten erst nutzen lernen und alte Zwänge ablegen mussten, um ihre psychischen Potenziale
zu entfalten. Jugendliche übten mit der ihnen eigenen Radikalität den Ausbruch aus dem
vorgegebenen Rahmen, und Beratung verstand sich hier oft als „Anker, der die Verbindung
aufrecht erhält“.
In der weiteren Entwicklung der Gesellschaft, auch der ostbelgischen, haben sich die o.g.
„alternativen“ Formen allmählich als gleichwertig zu den bisherigen etabliert, legitimiert durch neue
föderale Gesetze. All dies äußert sich auch in den Beratungsgesprächen. Z.B. trat an die Stelle der
einheitlichen Familienform eine Vielfalt, darunter gleichgeschlechtliche Ehen und ihr Recht auf
Adoption. In der Statistik 2015 des SPZ gibt es mehr Kinder, die in anderen Familienformen leben
als in einer Familie mit beiden leiblichen Eltern. In manchen Gemeinden entwickelt sich durch
KAPITEL 4: ERFAHRUNGSWERTE
52
Zuzug, z.T. von Menschen mit „fremdem“ Hintergrund, eine heterogene Gesellschaft, die hohe
Anforderungen an die Förderung eines Zusammenhalts stellt. Neue Bürger bringen als Klienten
des SPZ neue Formen des Leidens und des therapeutischen Bedarfs mit. Und selbst in den Orten
mit weiterhin homogener Bevölkerungsstruktur hat die globalisierte Gesellschaft über die Medien
und das Internet Einzug gehalten: Per Mausklick sind „Welten“ erreichbar, die 1976 noch
unvorstellbar waren, je nach Gebrauch zum Nutzen des einzelnen oder zu seiner Gefährdung.
1976 musste der einzelne sich oft von einer „Enge“ befreien lernen, bei manchen bleibt das auch
heute der Fall, z.B. im Umgang mit manchen familiären Bindungen. 2016 muss der einzelne aber
auch den Umgang mit einer „Überflutung“ lernen: Wo der Markt das Maß aller Dinge ist und rund
um die Uhr verkauft, was sich verkaufen lässt, ist Reizüberflutung eine tägliche Herausforderung;
wo Trends und „Fun“ an die Stelle von Werten treten, sind manche von Haltlosigkeit bedroht.
Beratung ist in den letzten Jahren bei einer zunehmenden Anzahl Klienten zur „Begleitung bei der
Strukturierung der Vielfalt“, zur „Begleitung bei der Selbsterziehung“ geworden, verbunden mit der
Frage der Werte für das eigene Leben.
Sind die Menschen heute anders als 1976?
Die gesellschaftlichen Entwicklungen mögen die Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Handeln
verändern, damit sie den sich wandelnden Herausforderungen begegnen können. Vielleicht ist das
aber nur eine „Oberfläche“? Zu allen Zeiten haben Menschen sich ihr Umfeld zu eigen machen
müssen, Neues verarbeiten und Neues schaffen müssen, mitmachen und sich wehren müssen.
In 4 Jahrzehnten Beratungsarbeit wird auch erkennbar, dass jenseits der gesellschaftlichen
„Oberflächen“ Bedürfnisse zur Sprache kommen, die in ihren Ansprüchen „zeitlos“ bleiben, auch
wenn sie aktuelle Angebote der Gesellschaft nutzen, um sich zu äußern. Psychische Bedürfnisse
wie das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, Stimulation und Entspannung, Wissbegierde und die
Freude an der Entwicklung von Fähigkeiten, erfüllende Tätigkeiten und Kreativität,...
Zwischenmenschliche Bedürfnisse wie zuverlässige Bindungen an vertraute Personen, Intimität
und Sexualität, Lieben und Beschützen, gemeinsames Tun, Geben und Bekommen, geteilte
Begeisterung, Zugehörigkeit und Anerkennung. Auch der Lebenszyklus von Wachsen, Werden und
Vergehen ist zeitlos und stellt jeden Menschen vor die Herausforderung, Veränderung, Abschied
und Neuorientierung bewältigen zu müssen.
Vor diesem allgemein menschlichen Hintergrund besteht die Arbeit des SPZ zu weiten Teilen darin,
gemeinsam mit dem Klienten nach seinen „echten Bedürfnissen“ zu suchen: Inwieweit weist sein
Leiden auf unerfüllte Bedürfnisse hin? Oder auf fremdbestimmte Ziele, die er unbemerkt im Auftrag
anderer erfolglos zu erfüllen sucht, manchmal seit Generationen? Oder auf Überlastung, die ihm
den Zugang zu seinen Bedürfnissen verwehrt? Oder auf „unechte Bedürfnisse“, zu denen er
Zuflucht sucht, und die sich in ihren Anforderungen verselbständigt haben? Wenn er seine „echten
Bedürfnisse“ besser wahrnehmen kann, welche Ressourcen kann er dann mobilisieren, um sie
mehr zu verwirklichen, um Hindernisse auf dem Weg dahin zu überwinden? Wie kann er auch bei
unwiederbringlichen Verlusten und Einschränkungen einen Teil Erfüllung finden oder wiederfinden?
Und, als soziale Komponente von Bedürfnissen: Wo kann er seine Ressourcen gesellschaftlich
einbringen und Anerkennung zurück bekommen? Welchen Weg findet er zwischen seinen
Bedürfnissen und seiner Verantwortung als Partner, Elternteil, Familienmitglied, Arbeitnehmer,
ehrenamtlicher Helfer usw.?
Und damit führt die Arbeit am persönlichen Leiden und an der mentalen Gesundheit zur Frage der
persönlichen Identität, der persönlichen Ziele, des Miteinanders mit den anderen und der
Ausübung von Verantwortung. Dieser „Kern“ der Arbeit bleibt zu allen Zeiten gültig und von
gesellschaftlichen Stimulationen unabhängig.
Die Statistik zeigt, dass jährlich 1.700 Personen Hilfe bei diesem Weg anfragen. Wir halten es für
unverzichtbar, dass diese Arbeit für alle zugänglich und leicht erreichbar bleibt.
P.S. Selbstverständlich gelten alle Aussagen in diesem Text gleichwertig für Männer und Frauen. Die
männliche Form wurde aus Gründen der Lesbarkeit für manche Passagen gewählt.
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
53
1 VERWALTUNGSRÄTE UND LANGFRISTIGE ARBEITSGRUPPEN
Das SPZ beteiligt sich an Arbeitsgruppen, Räten und Netzwerken von Fachkollegen und
Einrichtungen. Diese arbeiten an der kontinuierlichen Förderung von Zusammenarbeit und an der
Entwicklung neuer Konzepte und Projekte für den Umgang mit neuen Problemfeldern und
Behandlungsbedürfnissen. Die Mitgliedschaft des SPZ in diesen Gremien ist meist gesetzlich
festgeschrieben, so in den folgenden Gremien 1 bis 9. Die Themen und Projekte 2014:
1.1 Beirat für Gesundheitsförderung
Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich und das Ministerium der DG
•
beraten die Regierung in Fragen der Gesundheitsförderung. Dies aus eigener Initiative
oder auf Anfrage der Regierung, wenn sie dem Beirat Vorentwürfe von Dekreten und
Erlassen im Bereich der Gesundheitsförderung zur Begutachtung vorlegt;
•
arbeiten Vorschläge zur Umsetzung des Konzeptes für Gesundheitsförderung aus und
nehmen eine Bindegliedfunktion zwischen den Akteuren wahr. Der Austausch im Beirat mit
den jeweiligen Akteuren im Gesundheitsbereich trägt dazu bei, dass der Informationsfluss
zwischen den Organisationen gefördert wird, und dass ihre Aktionen eine breitere
Bekanntheit und Zustimmung erhalten.
Die Mitgliedseinrichtungen sind: Arbeitsgemeinschaft für Suchtvorbeugung (ASL), Kaleido,
Krankenpflegevereinigung (KPVDB), Krankenkassen, Patienten Rat und Treff, SPZ,
Verbraucherschutzzentrale, Mitarbeiter des Ministeriums.
Die großen Themenschwerpunkte bestimmen das Programm über mehrere Jahre:
•
Ernährung, Bewegung, mentale Gesundheit,
•
Ausarbeitung des „Programms für Ernährung und Bewegung“ (PEB),
•
Arbeitsgruppe „Kinder psychisch kranker Eltern“,
•
Herausforderungen und Chancen der 6. Staatsreform im Hinblick auf eine künftige Vision
von Prävention und nachhaltige Projekte hierzu.
Der Beirat hat 2015 beschlossen, den Themenschwerpunkt „Übergewicht“ bis 2017 vorrangig zu
behandeln und dabei insbesondere auf die drei Aspekte „Ernährung“, „Bewegung“ und „seelische
Gesundheit“ einzugehen. In einem Gutachten zu Händen des Gesundheitsministers formuliert der
Beirat Empfehlungen für die Prävention. Das Thema bildet ab 2016 den Schwerpunkt der Arbeit
des Beirates.
Vertreterin des SPZ ist A. Nols, stellvertretendes Mitglied ist O. Threinen. (2015: 4 Versammlungen
des Beirats, 4 Versammlung der Arbeitsgruppe „Schwerpunkte“).
1.2 Telefonhilfe 108
Die Telefonhilfe 108 leistet telefonische Begleitung für Menschen, die aus Notsituationen oder
Einsamkeit heraus akut einen Ansprechpartner brauchen. Der Telefondienst wird durch
Ehrenamtliche versehen, die die Unterstützung einer hauptamtlichen Leiterin erhalten. Den
Verwaltungsrat und die Generalversammlung bilden Vertreter der Dienststelle für Personen mit
Behinderung, Eudomos, Vivias und des SPZ. Das SPZ wird durch K.-D. Klauser vertreten, der seit
2013 Schriftführer ist. 2015 fanden 4 Versammlungen des Verwaltungsrates und eine
Generalversammlung statt. Die Einstellung einer Nachfolgerin der bisherigen Leiterin erforderte
zusätzliche Termine für Bewerbungsgespräche und Absprachen mit dem Vorstand. Für 2016 steht
die Begleitung der neuen Leiterin während der Einarbeitungsphase an.
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
54
1.3 REITOX - Europäisches Informationsnetzwerk für Drogen und Sucht
Seit 2006 hat das SPZ die Aufgabe der Datensammlung für die Deutschsprachige Gemeinschaft
im Bereich Drogen und steht hierzu im Austausch mit den Ministerien (föderal und DG).
Diese Aufgabe beinhaltet:
•
Mitarbeit beim Verfassen des nationalen Drogenberichtes.
•
Das Aufzeigen der Hilfeangebote und der Zusammenarbeit in der DG.
•
Das Frühwarnsystem (Early Warning System) betreffend neue Drogen. Das SPZ ist die
Verteilerstelle, um diese Informationen in der DG weiterzuleiten.
•
Datensammlung über ambulante und stationäre Behandlung von Suchtkranken.
Das für die Datensammlung in Belgien zuständige Wissenschaftliche Institut für Volksgesundheit
(WIV-ISP) und das SPZ erneuerten 2015 ihre Vereinbarung als gegenseitige Ansprechpartner zu
Fragen der Datenerhebung im Suchtbereich.
SPZ-Mitarbeiter: H. Simon (Sekretariat der Datensammlung).
1.4 Begleitetes Wohnen Ostbelgien
Aufgabe der V.o.G. Begleitetes Wohnen ist, Personen, die eine psychiatrische Erkrankung haben
oder hatten, bei ihrer Wiedereingliederung zu begleiten durch
•
Aufnahme und Betreuung in Wohngemeinschaften,
•
Unterstützung im Alltag und in ihrer Lebensgestaltung,
•
Förderung ihrer sozialen Integration.
Hierzu unterhält die V.o.G.
•
4 begleitete Wohngemeinschaften: 3 in Eupen, 1 in St. Vith,
•
einen Psychiatrischen Begleitdienst für Heimpflege nach einem stationären Aufenthalt,
•
einen Aktivationsdienst für Beschäftigung und soziale Integration.
Das SPZ ist an allen Phasen der Entwicklung des Dienstes beteiligt gewesen: bei der Gründung im
Jahr 1990, im Verwaltungsrat und Vorstand der V.o.G., bei der Planung und Eröffnung neuer
Wohngemeinschaften, bei der Projektentwicklung von Begleitdienst und Aktivationsdienst im Jahr
2000, in der fachlichen Begleitung des Personals.
E. Homburg ist langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates und übernahm im Mai das Amt des
Präsidenten. Eine steigende Nachfrage nach den Dienstleistungen geht einher mit Veränderungen
in Struktur und Personalkader und erfordert zusätzliche Termine. 2015 waren dies:
•
Verwaltungsrat und Generalversammlung (5 Versammlungen),
•
Organisationsberatungen durch eine außenstehende Fachkraft (3 Versammlungen),
•
Klärung von organisatorischen Fragen des Sekretariats und der Buchhaltung,
•
Einstellungsgespräche mit neuen Mitarbeiterinnen,
•
Vereinbarung eines neuen Erbpachtvertrags mit der Stadt Eupen (3 Termine),
•
2 Besprechungen mit einem Architekten zu baulichen Fragen des Hauses Nispert,
•
Beteiligung an der laufenden Geschäftsführung,
•
Besprechung mit dem Kabinett des zuständigen Ministers.
Als therapeutischer Berater des Eupener Begleitteams nimmt E. Homburg an der wöchentlichen
Versammlung mit den Wohnbegleiterinnen teil, zu den Themen: Betreuungsbedarf von Klienten,
Entwicklung der Wohngemeinschaften, Verwaltung, Unterhalt der Infrastrukturen (2015: Teilnahme
an 21 Teamversammlungen). Auf Anfrage der Mitarbeiterinnen führt er in besonderen Situationen
Gespräche mit Bewohnern.
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
55
1.5 Spezialisiertes Team für die Therapie von Sexualstraftätern
Entsprechend den gesetzlichen Regelungen ist das Spezialisierte Team für die Therapie von
Sexualstraftätern der Dachorganisation UPPL (Unité de Psychopathologie Légale, Tournai)
angeschlossen. Das ursprüngliche spezialisierte Team muss auf Grund erfolgter oder anstehender
Pensionierungen erneuert werden. H. Simon arbeitet sich derzeit in die Thematik ein und nimmt an
den vorgesehenen Fortbildungen teil.
In der Beratungsarbeit ist eine Zunahme der Anzahl junger Straftäter festzustellen.
1.6 Begleitausschuss der Jugendhilfe und Jugendhilfeforum
Seit Bestehen von Jugendhilfegremien hat das SPZ in den jeweiligen Strukturen mitgearbeitet,
deren Form und Aufgaben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert haben: zunächst im
Jugendschutzkomitee, danach im Jugendhilferat, und in der Folge des Erlasses vom 03.06.2010
im Begleitausschuss der Jugendhilfe. Dieser hat entsprechend dem Dekret folgende Aufgaben:
•
Organisation eines Jugendhilfeforums zur Jugendhilfeplanung und Prävention, alle 2 Jahre,
mit allen betroffenen Akteuren, und Information an die Regierung über die Ergebnisse.
•
Kontinuierliche Ermittlung des Bedarfs an Hilfeleistungen und Analyse zur Deckung dieses
Bedarfs.
•
Förderung von Initiativen, die dem Bedarf entsprechen.
•
Prüfung dieser Initiativen auf ihre Wirksamkeit.
Vertreter des SPZ ist D. Dinant.
Um Terminüberschneidungen mit anderen Veranstaltungen im Sozial- und Gesundheitsbereich zu
vermeiden, wurde das für Herbst 2015 vorgesehene Jugendhilfeforum auf Herbst 2016 verlegt.
2015 stand ganz im Zeichen der Vorbereitung: Auswertung der Ergebnisse des Forums 2013
(„Fokus auf Plus – der wertschätzende Blick als Fundament der Jugendhilfe“), Analyse aktueller
Entwicklungen, Festlegung des Themas, Organisation (2015: 5 Versammlungen).
1.7 Lokaler Rat der Opferbetreuung: Psychosoziales Team
Thema der Versammlungen ist die Zusammenarbeit der Dienste und Behörden in der
Opferbetreuung, insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den Auftraggebern (Dienste für
Opferbetreuung der Polizei und der Staatsanwaltschaft) und den Betreuungsdiensten, die die
Beratung und Therapie gewährleisten (Jugendhilfedienst, Prisma, SPZ). D. Dinant vertritt das SPZ
in diesem Gremium (2015: 2 Versammlungen).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
56
1.8 Psychiatrieverband der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Der Psychiatrieverband ist der Dachverband der psychiatrischen und sozial-psychologischen
Einrichtungen und Dienste in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Entsprechend der föderalen
Gesetzgebung von 1990 ist er Bindeglied zwischen den Behandlungseinrichtungen und den
Behörden. Es gibt 13 Verbände in Belgien, davon einen für die DG, der 1998 gegründet wurde.
Die Finanzierung des Verbandes erfolgte bisher seitens der föderalen Behörden, in der Folge der
6. Staatsreform erfolgt sie seit 2015 durch die DG.
Ziel seiner Arbeit ist die ständige Verbesserung der psychiatrischen Versorgungslage in der DG
durch
•
Feststellung von Bedarfslagen in der psychiatrischen Versorgung,
•
Konzertierung zwischen den Partnern und im Netzwerk der Einrichtungen,
•
Gutachten für die politischen Entscheidungsträger,
•
Entwicklung neuer Projekte,
•
Beteiligung an den Reformprojekten der psychiatrischen Versorgung in Belgien,
•
Gewährleistung eines Mediationsangebotes im Rahmen der Rechte von Patienten.
Die Mitglieder:
•
Klinik St. Josef,
•
Begleitetes Wohnen Ostbelgien mit Psychiatrischem Begleitdienst und Aktivationsdienst,
•
SPZ,
•
Psychiatrische Klinik der Alexianer Henri-Chapelle mit beratender Stimme,
•
Kindertherapiezentrum (KITZ),
•
Oikos,
•
St. Nikolaus-Hospital Eupen,
•
Psychiatrisches Pflegewohnheim Haus Vitus,
•
das Ministerium der DG mit beratender Stimme.
Verwaltungsrat und Vorstand:
•
2015 hat der Verwaltungsrat der V.o.G. 7 Mal getagt, die Generalversammlung 2 Mal.
•
Vertreter des SPZ im Verwaltungsrat 2015: A. Nahl.
•
Die Mitgliedseinrichtungen des Verbandes wechseln sich bei der Übernahme von
Vorstandsämtern ab und leisten dort die Geschäftsführung. A. Nahl übt 2014-16 weiterhin
das Amt des Präsidenten aus.
Die hauptamtliche Koordinatorenstelle des Psychiatrieverbandes:
•
Der Psychiatrieverband verfügt über eine Halbzeitstelle für die Koordinationsarbeit. Die
hauptamtliche Koordinatorin (Frau Martine Engels)
arbeitet dem Vorstand und
Verwaltungsrat zu, leistet logistische Unterstützung für die Arbeitsgruppen, vertritt den
Verband bei manchen Versammlungen und aktualisiert die Website.
•
Psychiatrieverband und SPZ haben vereinbart, das Büro des Koordinators in räumlicher
Nähe zum amtierenden Präsidenten anzusiedeln. Das Büro verblieb somit 2015 weiterhin
im SPZ Eupen. Das SPZ gewährleistet die Arbeitgeberfunktion gegen Erstattung der
Kosten durch den Verband.
•
Zu den Aufgaben des Präsidenten gehört die Begleitung der Arbeit, die die hauptamtliche
Koordinatorin in den Arbeitsgruppen und bei der Entwicklung von Projekten leistet. 2015
gehörten dazu:
- die Aktualisierung der Website des Verbandes,
- die Organisation von Fortbildungsveranstaltungen,
- die Kenntnisnahme der Vorgaben zur Reform der Kinder- und Jugendpsychiatrie,
- die Organisation eines Austauschs von Akteuren in der DG, die mit Patienten aus der
Forensischen Psychiatrie arbeiten (23.02.),
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
57
- eine Besprechung mit den Forschern der Aktionsforschung Armut (28.05.),
- Textbeiträge zur Tagesordnung der AG kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung,
- Textbeiträge zum Tätigkeitsbericht.
Arbeitsgruppen des Verbandes, an denen das SPZ sich 2015 beteiligte:
•
•
•
•
Arbeitsgruppe „Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in der DG“:
bei einer jährlichen Versammlung der Dienste erfolgt eine Bestandsaufnahme zur aktuellen
Versorgungslage: neue Angebote, Ausbau der Vernetzung, Feststellung von Lücken in der
Versorgung. Die Tagesordnung der Versammlung vom 18.06.2015:
- Reformprojekt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Belgien und die Situation in der DG,
- Vorstellung eines Projekts der wallonischen Mediatoren zum Thema „Mediation im Kinderund Jugendbereich“.
(Vertreter des SPZ 2015: H. Simon, A. Nahl).
Arbeitsgruppe „Verhaltensauffälligkeiten bei Jugendlichen“:
Mitglieder: Jugendhilfedienst, Kaleido, Courage, Oikos, TZU, Mobiles Team, SPZ.
- Bestandsaufnahme der Problemlage, der Angebote und Maßnahmen,
- Erarbeitung von Vorschlägen und Lösungen,
- Informationsaustausch zwischen betroffenen Diensten,
- Planung einer Fortbildungsveranstaltung in ca. jährlichem Rhythmus. Für 2016 hat die
AG eine Veranstaltung mit Frau B. Ollefs zum Thema „Elterncoaching“ organisiert.
Vertreter des SPZ in der Arbeitsgruppe ist H. Simon (2015: 4 Versammlungen).
„Groupe de travail pédopsychiatrie“:
eine monatliche Arbeitsgruppe des Psychiatrieverbandes Lüttich zur Versorgungslage der
Kinder- und Jugendpsychiatrie und zu neuen Projekten in der Provinz Lüttich. Seit der
Einführung der Reform der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung ist die
Arbeitsgruppe der zentrale Ort des Austauschs zwischen den Diensten: Vorstellung der
Entwicklung der Projekte, Rückmeldung der Akteure. In der AG werden auch Einrichtungen
aus der Wallonie vorgestellt, an deren Beratungsangebot sich Einrichtungen aus der DG
inspirieren können. (A. Nahl, 2015 Teilnahme an 4 Versammlungen).
„AG Gerontopsychiatrie“:
Anhand einer Bedarfsanalyse hatten Mitglieder des Psychiatrieverbandes und
Mitarbeiter/innen ein Konzept für ein Mobiles Team entwickelt, das aufsuchende
psychologische Betreuung bei Senioren und fachliches Coaching zu Themen der mentalen
Gesundheit für Pflegepersonal leisten soll. Während der Psychiatrieverband in
Zusammenarbeit mit Eudomos bereits Fortbildungsveranstaltungen für Pflegepersonal
organisiert, liegt das Projekt des Mobilen Teams solange auf Eis, bis eine Möglichkeit zur
Finanzierung von zusätzlichem Personal gefunden wird. Auch 2015 haben sich noch keine
Aussichten auf ein Finanzierungsmodell ergeben.
Außenkontakte 2015
•
•
Die 8 Verbände aus der Wallonie, Brüssel und der DG treffen sich in der „Inter PlatesFormes Wallonie-Bruxelles-DG“ zu einem Erfahrungsaustausch. 2015 betraf dies die
landesweiten Reformprojekte in der Erachsenenpsychiatrie (Psy 107) und in der kinderund jugendpsychiatrischen Versorgung. Unterschiedliche Ausgangslagen in den einzelnen
Provinzen (Bevölkerungsdichte, vorhandene Betreuungsstrukturen und Anzahl Betten in
den Kliniken) führen zu unterschiedlichen Bedingungen bei der Umsetzung der Reformen.
(2015: Teilnahme von A. Nahl an 5 Versammlungen).
Vertretung des Verbandes bei der Vorstellung des ersten Berichts der Aktionsforschung
Armut (Eupen, 23.01., A. Nahl).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
58
Reformprojekt der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung
Mit einer gemeinsamen Erklärung hat die Konferenz der belgischen Gesundheitsminister (der
föderalen Regierung, der Regionen und Gemeinschaften) 2012 eine Reform der kinder- und
jugendpsychiatrischen Versorgung angestoßen. Eine nationale Arbeitsgruppe erstellte in der
Folge einen Leitfaden mit den Grundsätzen und Methoden der Reform, der 2015 in Kraft trat.
Hauptziel ist eine stärkere Vernetzung der Arbeit aller Beteiligten, sowohl innerhalb der
mentalen Gesundheitspflege, als auch in ihrer Zusammenarbeit mit dem Schulwesen, dem
Kleinkindbereich, dem Behindertenbereich, dem Jugendhilfebereich, den Diensten für soziale
Integration usw. Außerdem soll eine stärkere Einbeziehung der Klienten bzw. der Eltern in die
Betreuungspläne erfolgen.
Hierzu erfolgen seit 2015 Projektaufrufe zu Netzwerkkoordination, Mobilen Teams, Projekten
für die Langzeitbetreuung usw. Einzugsgebiet der Projekte ist jeweils die Provinz, in der sie
angesiedelt sind. In der DG ist die Anwendung der Reform schwieriger als anderswo: Der
Bedarf nach Verbesserung der Vernetzung ist in der überschaubaren DG weitaus geringer als
in den großen Provinzen, und der in der DG dringendste Bedarf nach Vermittlung in stationäre
Aufnahme (in Deutschland oder der Wallonie, ja nach Sprache des Jugendlichen) wird durch
die Reformprojekte nicht abgedeckt. Für die DG müssen eigene Lösungen erarbeitet und mit
den föderalen Behörden ausgehandelt werden. 2015 nahm A. Nahl im Auftrag des SPZ an
folgenden Terminen des Psychiatrieverbandes zum Reformprojekt teil:
•
•
•
•
•
interne Besprechungen von Akteuren der DG und dem Psychiatrieverband zum Studium
der Dokumente und zur Erarbeitung eines spezifischen Konzeptvorschlags für die DG (5
Versammlungen sowie Textbeiträge).
Ein Bilanzgespräch der Behörden mit der Tagesklinik für Jugendliche, darunter mit Ausblick
auf die Reform und die Rolle von Netzwerkkoordination der Klinik und Koordinatorin des
Verbandes (01.04.).
Die Vorstellung des Projekts „Réalism“ betreffend die Provinz Lüttich ohne DG (08.09.).
Korrespondenz mit föderalen Behörden zur spezifischen Situation in der DG.
Besprechung zwischen Herrn Minister Antoniadis, Psychiatrieverband, Kabinett und
Ministerium (16.11.) über die spezifische Bedarfslage in der DG.
Mehr zum Psychiatrieverband und zu seinem Tätigkeitsbericht: www.psychiatrieverband.be
1.9 Psychiatrie-Reform: Pilotprojekte Psy 107,
Netzwerk Ost für mentale Gesundheit
Die Reform der Erwachsenenpsychiatrie in Belgien:
In einer gemeinsamen Absichtserklärung hatten die belgischen Gesundheitsminister 2002 eine
Reform der psychiatrischen Versorgung beschlossen. Eine Arbeitsgruppe wurde beauftragt, hierzu
ein Modell zu erstellen, und diese legte 2010 einen Leitfaden vor. Die Reform heißt „Psy 107“, weil
sie sich auf Artikel 107 bezieht, der die Finanzierung von Krankenhäusern gesetzlich regelt.
•
•
Ziel der Reform ist, ein differenziertes und vernetztes Versorgungsangebot aufzubauen,
das den unterschiedlichen Bedürfnissen der psychiatrischen Patienten in ihren
unterschiedlichen Lebenslagen so gut wie möglich Rechnung trägt: leicht zugängliche
Pflege, geeignete Wohnformen, angepasste Beschäftigung. Patienten sollen möglichst in
ihrem Lebensumfeld verbleiben, dort nach einem individuell zugeschnittenem Hilfeplan
betreut werden und Unterstützung bei ihrer sozialen Eingliederung finden. Es soll weniger
stationäre Aufnahmen geben, und wenn, dann kürzere, mit begleiteter Rückkehr in das
Lebensumfeld und mit häuslicher Pflege.
Im Rahmen von mehrjährigen Pilot-Projekten können Kliniken einen Teil ihrer
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
•
•
59
Langzeitbetten in ambulante Betreuungsformen umwandeln (z.B. in Mobile Teams) und in
ein Netzwerk von Partnern der ambulanten Versorgung einbringen. Für die Begleitung beim
Aufbau des Netzwerkes finanzieren die föderalen Behörden einen Koordinator.
Die neuen Netzwerke der Versorgung sollen für Einzugsgebiete von mindestens 250.000
Einwohnern zuständig sein. Die verschiedenen Arten von Einrichtungen in diesem
Einzugsgebiet sollen ihre Arbeit und ihre Angebote so aufeinander abstimmen, dass sie
sich gegenseitig ergänzen. Die Vereinigungen der Hausärzte werden in die Reform
einbezogen. In 5 verschiedenen Arbeitsgruppen erarbeiten 5 Gruppen von Einrichtungen
ein Konzept für ein vernetztes Pflegeangebot. Ein übergeordnetes „Netzwerkkomitee“ führt
alle Teilaspekte zu einem geordneten Ganzen für das Einzugsgebiet zusammen.
Es gibt 19 Projekte, die ca. 2/3 des belgischen Territoriums abdecken. Für das fehlende
Drittel sollen zusätzliche Projekte gefördert werden.
Réseau de Santé Mentale de l'Est – Netzwerk Ost für mentale Gesundheit:
Auf Initiative der Klinik Henri-Chapelle und mit Beteiligung der Klinik Lierneux gibt es seit 2011 ein
Psy 107-Projekt für den Bezirk Verviers.
•
•
•
Alleinstellungsmerkmal ist, dass hier 3 sehr unterschiedliche Einzugsgebiete in ein Projekt
gefasst werden, um die Zuständigkeit für 250.000 Einwohner zu erreichen: der städtische
Raum von Verviers, der ländliche Raum von Lierneux und der teils kleinstädtische, teils
ländliche Raum der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit 27% der Einwohner des Bezirks.
Es gibt bereits natürlich gewachsene Arbeitsbeziehungen zwischen den Teilgebieten und
ihren Einrichtungen, über die Sprachengrenze hinweg: stationäre Aufnahme von Patienten
aus der DG in den Kliniken Henri-Chapelle und Lierneux, von Patienten aus dem Raum
Malmedy-Stavelot in St. Vith, Beratung und Betreuung in der DG von deutschsprachigen
Klienten aus den wallonischen Nachbargemeinden, usw. Die Herausforderungen für den
Aufbau eines gemeinsamen Netzwerks sind hoch: Es gibt unterschiedliche
Sprachbedürfnisse, unterschiedliche Ausgangslagen im Bereich Mobilität, und es gibt eine
Zusammenarbeit mit Einrichtungen, die dem Projekt nicht angehören (z.B. deutsche
Kliniken für Patienten aus der DG).
Gemeinsam mit anderen Einrichtungen aus der DG ist das SPZ Partner im Projekt 107 des
Bezirks Verviers. A. Nahl vertritt das SPZ im Begleitausschuss (2015: 5 Versammlungen).
Vorrangige Themen waren dort:
- Ergebnisse einer wissenschaftlichen Begleitstudie.
- Nahtstellen zwischen Reform der Erwachsenen- und der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
- Pflegekreisläufe für die Wiedereingliederung von Forensik-Patienten.
- Modell eines Betreuungsplans für die koordinierte Zusammenarbeit der Betreuer aus den
verschiedenen Bereichen („plan d'accompagnement individuel“).
- Rückmeldungen aus den Arbeitsgruppen.
- Vorgaben und Evaluierung des Projekts seitens der Aufsichtsbehören.
•
Jede Einrichtung, die Partner im Projekt ist, nimmt entsprechend ihrem Handlungsfeld an
einer der 5 Arbeitsgruppen teil. Seit 2014 vertritt D. Dinant das SPZ in der Arbeitsgruppe
„Groupe fonction n° 1“. Die Einrichtungen, die ambulante Beratung, Diagnostik und
Therapie gewährleisten, bearbeiteten in 9 Versammlungen vorrangig folgende Themen:
- Raster zur Vorstellung der Einrichtungen,
- Erstellung einer Liste von Psychiatern.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Betreuung von Patienten und Nutzung des
Betreuungsplans.
- Der Platz der ambulanten Betreuung im Gesamtkonzept der Betreuung.
- Die Einbeziehung von Patienten und ihren Angehörigen.
Das SPZ wird sich auch 2016 als Partner an Netzwerkkomitee und Arbeitsgruppe Nr. 1 beteiligen.
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
60
1.10 Netzwerk Süd
In dieser Arbeitsgruppe analysieren Mitarbeiter/innen der sozialen Einrichtungen im Süden der DG
das soziale Netz in den Bereichen „Wohnen, Arbeit, Mobilität“. Schwerpunkt ist die Förderung
gesellschaftlicher Integration von Jugendlichen und Erwachsenen unter besonderer
Berücksichtigung des Themas „Armut“.
Das Netzwerk
•
fördert die Zusammenarbeit, Koordination und Vernetzung von Diensten,
•
bietet den Akteuren des Sozialbereichs einen Ort für Austausch und Supervision und zum
Starten gemeinsamer Initiativen,
•
erarbeitet Projektvorschläge und Lösungen zur Schließung von Versorgungslücken,
•
sucht den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern,
•
sensibilisiert die Bevölkerung für verschiedene soziale Themen.
Die Versammlungen finden im Patchwork St. Vith statt (2015: 2 Versammlungen). Vertreterin des
SPZ im Netzwerk Süd ist L. Kohnen.
1.11 Netzwerk Nord
Nach dem Modell des Netzwerks Süd hatte sich beim Jugendhilfeforum 2011 eine Arbeitsgruppe
„Netzwerk Nord“ gegründet. Ziel ist der fachliche und bereichsübergreifende Austausch zwischen
den Diensten des Nordens der DG über ihre Angebote und ihre Zusammenarbeit, zu aktuellen
Themen und zu Veranstaltungen. 2012 hatte das SPZ seine Arbeit dort vorgestellt, 2013 wurde es
Mitglied. Themen 2015:
•
•
•
•
aktuelle Informationen zur Arbeit und zu den Projekten der Dienste,
Klärung von Möglichkeiten der Zusammenarbeit an gemeinsamen Themen,
Austausch über die Flüchtlingsthematik und das Thema Integration,
Austausch mit Herrn Minister Antoniadis über Erfahrungen im Sozialbereich.
Für das SPZ nehmen I. Rauw und O. Threinen am Netzwerk Nord teil (2015: 4 Versammlungen).
1.12 Verwaltungsrat Kaleido-DG
Nach der Fusion der früheren PMS- und Gesundheitszentren und des Dienstes für Kind und
Familie zu „Kaleido – Dienst für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ wurde
ein neuer Verwaltungsrat eingesetzt, dem das SPZ als stellvertretendes Mitglied angehört (H.
Simon).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
61
2 PROJEKTE IM NETZWERK DER DIENSTE
Manche aktuellen Themen und Projekte führen zu einer zeitweiligen Zusammenarbeit mit anderen
Einrichtungen und Gremien im Rahmen gemeinsamer Projekte. 2015 waren dies die Themen:
2.1 Arbeitsgruppe Leuchtturm
Thema der Arbeitsgruppe ist der fachliche Umgang mit Situationen, in denen sexuelle Gewalt an
Kindern und Jugendlichen vermutet oder festgestellt wird.
Mitgliedseinrichtungen sind: Jugendhilfedienst, Kaleido-DG, Kindertherapiezentrum KITZ, Zentrum
Mosaik, Opferbeistand der Polizei, Teilzeitunterricht Eupen, Zentrum für Förderpädagogik, Prisma,
Praxis Siebenstern, SPZ.
•
•
•
•
Die AG sammelt fachliche Informationen und nimmt an Weiterbildungen teil.
Sie beobachtet aktuelle Entwicklungen und kann hierzu Projekte entwickeln.
Sie leistet Sensibilisierungsarbeit.
Sie bietet Beratung für andere Fachkräfte an und informiert über
Vorgehensweisen und zu ergreifende Maßnahmen.
fachliche
Das SPZ ist seit 2014 Mitglied der Arbeitsgruppe. Seine Vertreterin ist B. Guffens. Die Tätigkeiten
im Rahmen von 4 Terminen waren 2015:
•
•
•
Vorstellung eines Leitfadens für Fachkräfte zum Umgang mit Situationen von sexueller
Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Austausch mit der Direktorin des ASBL Kaléidos Lüttich, Frau Samira Bourhaba.
Erarbeitung eines Leitfadens für Lehrer und eines Faltblatts für Animatoren und
Tagesmütter in 2 Untergruppen, die in regelmäßigem Austausch stehen.
2.2 Therapeutisches Angebot für Kinder
Weite Teile der Entwicklungsförderung und psychotherapeutischen Arbeit mit Kindern und der
Erziehungsberatung mit ihren Eltern werden in der DG durch die Frühhilfe, das
Kindertherapiezentrum KITZ und das SPZ geleistet. Jede dieser 3 Einrichtungen hat spezifische
Zuständigkeiten (z.B. das Alter der Kinder, die Art ihrer Problematik, das Behandlungsangebot und
seine Aufnahmebedingungen...).
In der Folge der 6. Staatsreform ist die DG jetzt auch für das KITZ und damit für alle 3
Einrichtungen zuständig. Dies verstärkt die Möglichkeiten zu Vereinbarungen für ein vernetztes
Arbeiten mit der Unterstützung der gleichen Aufsichtsbehörde. Vertreter der 3 Einrichtungen haben
2014 begonnen und 2015 weiter daran gearbeitet, das jeweilige Profil ihrer Zuständigkeiten,
Zielgruppen und therapeutischen Angebote anhand eines gemeinsamen Rasters zu erstellen. Ziel
ist, die gegenseitige Ergänzung ihrer bereits bestehenden Angebote sichtbarer zu machen und
ihre Zusammenarbeit auszubauen. Im gleichen Prozess werden auch Lücken in der Versorgung
spezifischer Zielgruppen deutlich, zu denen für die Zukunft gemeinsam mit der DG Lösungen
erarbeitet werden müssen.
2015 wurde auch ein Dokument zu den deontologischen Grundsätzen der Arbeit verfasst.
Die Ergebnisse des Austauschs zwischen den Diensten werden innerhalb des SPZ weiter
bearbeitet.
Vertreter des SPZ in der fachlichen Arbeitsgruppe ist D. Dinant (2015: 3 Versammlungen).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
62
2.3 Arbeitsgruppe Kodex
Beim Jugendhilfeforum 2011 war festgestellt worden, dass es in der Kommunikation zwischen
therapeutischen Diensten und dem Schulbereich beim Thema „Berufsgeheimnis“ zu
Missverständnissen oder Konflikten kommen kann. Das liegt auch an der Asymmetrie der
Situation: Therapeutische Dienste sind an die strikten Vorgaben der Gesetzgebung zur beruflichen
Schweigepflicht und an den deontologischen Kodex ihrer Berufsgruppen gebunden, während
Lehrer eine Diskretionspflicht mit anderen gesetzlichen Grundlagen haben. Ein „geteiltes
Berufsgeheimnis“ kann im strengen Sinne nur zwischen therapeutischen Einrichtungen gelten.
Andererseits ist eine gute Zusammenarbeit zwischen beiden Bereichen für die Entwicklung von
Kindern und Jugendlichen oft hilfreich.
Zur Klärung dieser Asymmetrie hatten A. Nahl (SPZ) und S. Klöcker (Provinziales PMS-Zentrum)
anhand unterschiedlicher Quellen einen Text erarbeitet und in einer „Arbeitsgruppe
Berufsgeheimnis“ mit Vertretern der verschiedenen Berufszweige ergänzt (für das SPZ: D. Dinant).
Im Juni 2013 legte die Arbeitsgruppe ein Dokument mit folgenden Inhalten vor:
•
Begriffsbestimmung von „Berufsgeheimnis“, „Diskretionspflicht“ und „geteiltem Berufsgeheimnis“ anhand einer Analyse der gesetzlichen Grundlagen,
•
Klärung der Notwendigkeiten von Zusammenarbeit,
•
Handlungsempfehlungen für einen transparenten Umgang mit der Asymmetrie,
•
Handlungsempfehlungen für Informations- und Sensibilisierungsarbeit bei den
verschiedenen Berufszweigen.
Dieses Dokument
•
fand auch Eingang in die Arbeit der Arbeitsgruppe Case- und Caremanagement, in der
ähnliche Fragen beantwortet werden müssen;
•
war am 27.01.2014 dem damaligen Minister für Unterrichtswesen, Herrn Paasch, und
Vertretern des Ministeriums der DG vorgestellt worden. Eine zusätzliche Aktualität bekam
das Dokument der Arbeitsgruppe dadurch, dass das neue Dekret zu den Aufgaben des
Zentrums Kaleido die Möglichkeit vorsieht, Lehrer unter bestimmten Bedingungen in das
Berufsgeheimnis einzubeziehen.
Auf Grund dieses Bezugs zum Kaleido-Dekret der DG hatten Mitarbeiterinnen aus Kabinett und
Ministerium 2014 angekündigt, dass zur vollständigen Umsetzung des „Kaleido-Dekrets“ eine
Fortsetzung der Arbeiten am Thema „Berufsgeheimnis und Diskretionspflicht“ notwendig ist. Die
Mitglieder der früheren Arbeitsgruppe wurden gebeten, sich einer neuen „Arbeitsgruppe Kodex“
anzuschließen und ihre bisherige Arbeit dort mit einzubringen. Auf Einladung von Herrn Minister
Mollers startete die AG am 04.12.2015 (Vertreter des SPZ: A. Nahl).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
63
2.4 Trauer bei Kindern und Jugendlichen
Manche Kinder und Jugendliche sind mit dem Tod eines nahen Angehörigen oder Freundes
konfrontiert. Jeder Trauerprozess verläuft anders, Begleitmaßnahmen können hilfreich sein. Um
Hilfen für Kinder und Jugendliche zu erarbeiten, mit denen sie bei Trauerprozessen unterstützt
werden können, besteht auf Initiative des Palliativpflegeverbandes eine Arbeitsgruppe, an der sich
Kaleido, die Kliniken St. Josef und St. Nikolaus, das Jugendbüro, der Palliativpflegeverband und
das SPZ beteiligen.
•
•
•
Seit 2007 hat die Arbeitsgruppe folgende Initiativen lanciert: Erstellung eines „fliegenden
Koffers“ für Kinder mit Materialien für den Umgang mit Trauer und dem Thema „Tod“
(2007), eine europäische Schulung von Multiplikatoren aus der Jugendarbeit (2011),
Weiterbildung für Jugendheimleiter (2012).
2012 wurde eine interaktive Ausstellung zum Thema „Tod“ erarbeitet, die sich insbesondere
an Jugendliche, aber auch an die Öffentlichkeit allgemein richtete. 2013 wurde die
Ausstellung „Leblos“ erstmalig im Kulturzentrum Triangel in St. Vith vorgestellt. Sie war
auch im März 2015 für die Schulen des Nordens der DG im Kolpinghaus Eupen zugänglich.
Die Arbeitsgruppe hat Mitarbeiter/innen des Jugendbüros für die Führung durch die
Ausstellung geschult.
Die Gruppe plant derzeit, Werkzeuge für die Sensibilisierung von erwachsenen
Multiplikatoren (darunter Lehrkräfte, Jugendgruppen- und Jugendtreffleiter) für den
Umgang mit dem Thema „Sterben, Tod, Trauer im Erleben von Jugendlichen“ zu
erarbeiten.
Das SPZ ist seit Gründung der Arbeitsgruppe beteiligt und dort seit 2012 durch Frau P. Kohnen
vertreten (2015: 6 Versammlungen der Arbeitsgruppe und 3 Termine für die Beteiligung an der
Ausstellung).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
64
2.5 Abschluss des Europäischen Projekts (F.E.R.)
für die koordinierte Betreuung von Asylbewerbern
Zu Beginn der 2000er-Jahre nahm die Anzahl Anfragen von Asylbewerbern und Migranten mit
unterschiedlichem Aufenthaltsstatus im SPZ und bei anderen Dienstleistern deutlich zu.
Spezifische therapeutische Methoden,
insbesondere bei schweren Traumastörungen, und
angepasste Rahmenbedingungen, z.B. die Arbeit mit Dolmetschern, wurden erforderlich.
Die Projekte 2009 bis 2014
Da passte es gut, dass der Europäische Flüchtlingsfonds (FER) Projekte für die Betreuung von
Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen unterstützte. Das SPZ beteiligte sich an einem
gemeinsamen Projekt mit dem Infoasyl des Roten Kreuzes und der Stadt Eupen: Erstempfang
und Orientierung für die Integration (Stadt Eupen), Beratung zu Fragen des Asyl- und
Aufenthaltsrechts (Infoasyl), psychologische Betreuung (SPZ). Infoasyl übernahm die Koordination
und fungierte als Referenzzentrum für das Netzwerk der Dienste. Das Projekt wurde seitens des
Europäischen Flüchtlingsfonds von Anfang 2009 bis Ende 2014 unterstützt und erhielt
Kofinanzierung durch die Deutschsprachige Gemeinschaft und die Stadt Eupen.
Ziel war, gemeinsam die Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen zu fördern, indem jeder
Partner spezifische Aufgaben erfüllte und in ein gemeinsames Netzwerk der Versorgung
einbrachte. Ein Netzwerk, in das weitere Partner einbezogen wurden. Das SPZ hat seine
spezifischen Kenntnisse zur Psychologie und Betreuung von Menschen mit Flüchtlingshintergrund,
mit traumatischen Erlebnissen und mit Integrationsschwierigkeiten weiter entwickelt und in das
Projekt eingebracht:
•
•
•
•
•
•
•
bei der psychologischen, psychiatrischen oder psychotherapeutischen Betreuung von
Migranten aller Altersstufen,
mit therapeutischen Gruppenangeboten,
mit Supervisionen für Fachpersonal von Einrichtungen,
mit der Organisation von Weiterbildungen für Therapeuten,
mit einer Arbeitsgruppe für Therapeuten,
mit der Erstellung von Dokumenten,
mit der Mitarbeit an einem Konzeptvorschlag für die Integrationsförderung in der DG.
Mit Hilfe der europäischen Kofinanzierung richtete das SPZ 2009 eine zusätzliche Halbzeitstelle
ein: Frau A. Deruisseau übernahm die Koordination und alle organisatorischen Aspekte des
Projekts und beteiligte sich an der therapeutischen Arbeit mit den Migranten, die durch das
gesamte Team gewährleistet wurde.
Trotz intensiver Suche nach neuen Finanzquellen konnte das Projekt nach dem Ende der FERUnterstützung nicht fortgesetzt werden. Eine kurze Verlängerung mit Hilfe eines Restbudgets
ermöglichte noch, dass Frau A. Deruisseau Anfang 2015 einen ausführlichen Abschlussbericht zur
Arbeit des SPZ im Rahmen des FER-Projekts verfassen konnte. Ihre Arbeitsstelle konnte danach
jedoch nicht weiter finanziert werden.
Was bleibt 2015 und darüber hinaus?
Das FER-Projekt hat viele wertvolle Erfahrungen ermöglicht und bleibende Spuren hinterlassen:
•
Die psychotherapeutische Arbeit mit Migranten wurde um spezialisierte Aspekte erweitert:
zusätzliche Methoden der Traumatherapie und der Gruppenangebote, Erfahrung in der
Arbeit mit Dolmetschern, Einbeziehung von interkulturellen Aspekten und von
Auswirkungen des Kulturschocks. Im Kontakt zu Ausbildern und zu Migranten mit
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
65
langjähriger Integrationserfahrung entwickelte sich auch ein breiteres Verständnis der
Kulturen und ihrer Auswirkungen auf die therapeutische Arbeit.
•
Im Netzwerk der Dienstleister entstanden Verbindungen, die weiterhin für die
Zusammenarbeit hilfreich sind. Die AG Migration wird weiter geführt: Mitarbeiter aus
unterschiedlichen Einrichtungen (TZU, Netzwerkkoordination, KITZ, Kaleido, SPZ) treffen
sich zu einem Erfahrungsaustausch über die Rahmenbedingungen und Methoden in der
Arbeit mit Migranten (2015: 3 Versammlungen, Vertreter des SPZ ist H. Simon).
•
Die AG Integration des RESI (Rat für Entwicklungszusammenarbeit, Solidarität und
Integration in der DG) hatte einen Vorschlag für ein Integrationskonzept für die DG
erarbeitet und im März 2014 vorgestellt (s. „www.resi.be“). Das SPZ hatte Beiträge zum
Thema „mentale Gesundheitspflege“ eingebracht. Der Konzeptvorschlag wurde seitens der
Regierung zu weiten Teilen in das Regionale Entwicklungskonzept aufgenommen und dient
in vieler Hinsicht als Vorlage. Die Arbeitsgruppe besteht weiter: Sie verfolgt die Entwicklung
der Umsetzung des Konzeptvorschlags, unterhält den Dialog mit den Akteuren und tauscht
ihre aktuellen Erfahrungen in den unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern aus. Das SPZ nahm
2015 an 2 Versammlungen teil (H. Simon, I. Rauw).
•
Eine durch A. Deruisseau erstellte Datenbank enthält Informationen über Fachliteratur.
•
Faltblätter informieren über die Arbeit des SPZ: Neben der deutschen und französischen
Fassung stehen sie seit dem FER-Projekt auch auf Russisch, Serbokroatisch, Türkisch und
Arabisch zur Verfügung; Migranten melden zurück, dass Faltblätter in ihrer Muttersprache
ihnen helfen, die Arbeit des SPZ besser zu verstehen.
•
Der Abschlussbericht „Therapeutische Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund.
Erfahrungsbericht“, verfasst durch Frau A. Deruisseau, bleibt ein reichhaltiges Dokument.
Es leistet einen Beitrag zur Qualitätssicherung und dient als Inspirationsquelle für die
weitere Arbeit, auch bei Veröffentlichungen und Vorträgen.
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
66
2.6 Case- und Care-Management in der DG
Das Netzwerk der Dienste in der DG arbeitet mit vielen Familien mit Mehrfachbelastungen, die
eine
Kombination
von
Problematiken
wie
soziale
Benachteiligung
und Armut,
Gesundheitsprobleme, Bildungs- und Arbeitsmarktferne, Entwicklungs- und Erziehungsprobleme
bewältigen müssen. Die Arbeit mit diesen Familien erfordert ein hohes Maß an Koordination
zwischen den Dienstleistern, und die DG hat hierzu die Einführung eines Systems für Case- und
Caremanagement angestoßen: 25 Dienste, die in der DG mit Familien mit Mehrfachbelastung
arbeiten, haben 2012 an einer intensiven Weiterbildung teilgenommen, die Methoden der
Koordination in der Einzelsituation (Case-Management) und im Netzwerk (Care-Management)
vermittelte. Als Dienstleister im Netzwerk hat das SPZ an den Weiterbildungen im Case-und CareManagement teilgenommen.
Eine Steuerungsgruppe begleitet den Schulungsprozess und die Verknüpfung zwischen Case- und
Care-Management. Für das SPZ nimmt F. Franzen an der dienstübergreifenden Steuerungsgruppe
teil (2015: 1 Versammlung). Das Pilotprojekt lief 2014 aus. 2015 wurde in der Steuerungsgruppe
überlegt, ob und wie dieses Case-Management Konzept in Zukunft strukturell in den DG-Diensten
angesiedelt werden soll.
F. Franzen ist für den Informationsfluss zwischen der Steuerungsgruppe und dem SPZ-Team
zuständig. Die SPZ-interne Kommunikation über den Stand der Dinge erfolgt sowohl bei der
gemeinsamen Teamversammlung Eupen-St. Vith als auch bei aktuellen Anlässen in den einzelnen
lokalen Teams.
2.7 Aktionsforschung Armut, Prekarität und soziale Verwundbarkeit
Im Auftrag der Regierung der DG untersucht ein Forscherteam der Universität Mons die Lage in
der DG im Bereich Armut und Prekarität. Die Ergebnisse fließen in Berichte ein, in denen anhand
der Bestandsaufnahme ein Wegweiser mit künftigen Handlungsempfehlungen formuliert werden.
Ein Bericht zur Phase 1 der Untersuchung wurde im Oktober 2014 vorgelegt und am 23.01.2015
im Ministerium der DG zwischen den Forschern und den Akteuren diskutiert (Teilnahme für das
SPZ: O. Threinen).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
67
3 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT & KONTAKTE 2015
Öffentlichkeitsarbeit dient der Bekanntmachung des Angebotes des SPZ in der Öffentlichkeit und
im Netzwerk der Dienste, sowie der Information und Sensibilisierung zu aktuellen Themen und
Problembereichen. Dies in Form von
•
Beteiligung an öffentlichen oder fachlichen Veranstaltungen (Vorstellung des SPZ, Referate
zu fachlichen Themen, Beteiligung an Podien oder Radiosendungen...);
•
Informationsversammlungen mit Kollegen/innen anderer Einrichtungen;
•
eigenen Veröffentlichungen oder Beiträgen zu Verzeichnissen von Diensten.
3.1 Die Website des SPZ
Seit Dezember 2008 hat das SPZ eine eigene Website unter der Adresse www.spz.be.
H. Simon ist für die Wartung und Aktualisierung der Website zuständig. 2015 erfolgte eine
Aktualisierung und Neu-Strukturierung der Website, die die Handhabung vereinfacht und die
Verständlichkeit der Inhalte verbessert (Textbeiträge: H. Simon, A. Nahl).
Die Themen:
•
Willkommen und Vorstellung des SPZ (auf Deutsch, Französisch, Niederländisch).
•
Zugang und Öffnungszeiten, geografische Lage, Tarife.
•
Unsere Arbeit: Erstgespräch, Beratung und Therapie.
•
Unsere Teams in Eupen und St. Vith.
•
Unser Leitbild und Qualitätsmanagement.
•
Arbeitsgruppen und Projekte.
•
Downloads, darunter der aktuelle Tätigkeitsbericht und Faltblätter in mehreren Sprachen.
•
Links zu anderen Einrichtungen und Informationsquellen.
Rückmeldungen zeigen, dass die Website häufig konsultiert wird, und eine zunehmende Anzahl
Neuanfragen findet über sie den Weg zum Erstgespräch.
3.2 Vorstellung des SPZ und fachlicher Themen
•
•
•
„Computerspiele und ihr Suchtpotenzial“. Im Rahmen der Projektwoche der Pater Damian
Schule hielt ein SPZ-Mitarbeiter 2 Vorträge mit Fragerunde in 2 Schulklassen und verwies
dabei auch auf das Beratungsangebot des SPZ (Eupen, 06.05., H. Simon).
„Virtuelle Welten und Online Spiele“. Vortragsveranstaltung auf Einladung des Elternrates
der Bischöflichen Schule St. Vith. Nach einem Vortrag von J. Hilgers (JIZ St. Vith) haben
zwei Mitarbeiterinnen des SPZ das Beratungsangebot vorgestellt und auf das Angebot von
3 Workshops zum Umgang mit virtuellen Welten und neuen Medien hingewiesen. Für die
Workshops fanden sich in der Folge nicht genügend Teilnehmer (St. Vith, 21.10. L. Kohnen,
P. Kohnen).
Vortrag und Austausch mit Sozialarbeiterinnen und Direktion des ÖSHZ Raeren zum
Umgang mit Suchtkranken und psychisch kranken Klienten, auf Anfrage des ÖSHZ.
(Raeren, 23.06., O. Threinen und I. Rauw).
KAPITEL 5: THEMENARBEIT IM NETZWERK DER DIENSTE
68
3.3 Vertretung des SPZ und Kontakte
•
•
•
•
Klinik „La Citadelle“ in Lüttich: Einweihung der kinder- und jugendpsychiatrischen Station
nach Umbau (D. Dinant, 05.03.).
Soziale Integration und Alltagshilfe (SIA): Einweihung des neuen Hauses und Austausch
über Möglichkeiten der Zusammenarbeit (23.06., F. Franzen, A. Nols).
Sozial-Pädagogisches Zentrum Mosaik in Eupen: Einweihung der neuen
Trainingswohnungen (28.08., B. Guffens).
Wohnraum für Alle, in St. Vith: Vorträge und kreative Beiträge zum 20jährigen Bestehen
des Dienstes. (01.10., L. Kohnen).
3.4 Dokumente
•
O. Threinen aktualisiert jährlich eine Liste von Kliniken mit Schwerpunkt auf Behandlung
von Suchtkranken, zur Orientierung der Therapeuten/innen: Kontaktadressen, Ziel- und
Altersgruppen, Konzepte, Behandlungsdauer,...
•
Die Vorstellung des SPZ im Vademekum des Psychiatrieverbandes wird regelmäßig
aktualisiert: Beratungsangebote und Zuständigkeiten, Zugang, praktische Modalitäten.
•
Eine 2014 aktualisierte Neuauflage des SPZ-Flyers mit Vorstellung der Arbeit und
Kontaktdaten ist weiterhin in mehreren Sprachen erhältlich.
•
In der Folge der Beteiligung des SPZ an der Arbeitsgruppe zur Suizidvorbeugung auf
Ebene der Provinz Lüttich, "Un pas dans l´impasse", wurde das SPZ in das Verzeichnis der
Dienstleister auf der Website der Initiatoren aufgenommen.
•
Eine Kurzinformation zum SPZ findet sich im Verzeichnis "Le Guide Social" bei den Zentren
für mentale Gesundheitspflege.
KAPITEL 6: ORGANISATION
69
1 DIE GESETZLICHEN GRUNDLAGEN
Aufbau und Aufgaben des SPZ werden geregelt durch den Königlichen Erlass vom 20. März 1975
über die Anerkennung der Dienste für geistige Gesundheit und die Zuschussvergabe zu ihren
Gunsten. Ergänzende Grundlagen sind Erlasse der Regierung der DG, die Statuten und die
Geschäftsordnung der V.o.G., die Arbeitsordnung des SPZ, der Geschäftsführungsvertrag mit der
Regierung der DG (2010-14, wurde für das Jahr 2015 abgeändert und verlängert).
2 DER TRÄGER
Das SPZ besteht seit 1976. Es ist eine Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht (Nr. 891076,
Gerichtsbezirk Eupen) und hat je eine Dienststelle in Eupen und St. Vith. Das SPZ wird von der
Regierung der DG und den 9 deutschsprachigen Gemeinden bezuschusst. Träger des SPZ ist die
V.o.G. „SOZIAL-PSYCHOLOGISCHES ZENTRUM“.
Die Generalversammlung bilden Vertreter/innen aller 9 Gemeinden und Sozialhilfezentren der DG.
Die Generalversammlung des SPZ wird alle 6 Jahre neu zusammengesetzt, jeweils in der Folge
der Gemeinderatswahlen und der Wahlen der Sozialhilferäte. Das Mandat seiner Mitglieder dauert
6 Jahre. Die Einsetzung des aktuellen Verwaltungsrates erfolgte am 3. Juni 2013.
Die Sitzungen 2015: ordentliche Generalversammlung am 20.04., außerordentliche Generalversammlung am 14.12., Verwaltungsrat am 26.01, 15.06. und 21.09.
Der Leistungsauftrag des SPZ wird jeweils in einem mehrjährigen Geschäftsführungsvertrag mit
der DG verbindlich beschrieben. Die Konzertierung zwischen der Regierung der DG und dem SPZ
erfolgt im Rahmen eines Begleitausschusses.
Die Vertretung des Personals in Generalversammlung und Verwaltungsrat erfolgte 2015 weiterhin
durch Frau E. Vomberg-Franssen, stellvertretender Delegierter war Herr K.-D. Klauser.
3 DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG
Für die Geschäftsführung im Auftrag des Verwaltungsrates ist der Geschäftsführungsausschuss
zuständig. Ursprünglich bestand der Ausschuss aus dem Geschäftsführer (Herr E. Krings), dem
ärztlichen Direktor (Dr. R. Lohmann) und der Sachbearbeiterin Gremien (Frau V. Wolter).
Seit Ende 2014 ist ein Personalmitglied (A. Nahl) mit der Aufgabe eines Teamkoordinators betraut
und nimmt in Vertretung für den erkrankten ärztlichen Direktor an den Sitzungen des
Geschäftsführungsausschusses und des Verwaltungsrates teil, um den Kommunikationsfluss zu
fachlichen Fragen zwischen den therapeutischen Teams, der Geschäftsführung und dem Träger zu
unterstützen.
Präsident und Vize-Präsident der V.o.G. nehmen bei Bedarf an den Sitzungen des
Geschäftsführungsausschusses teil. Mitarbeiter/innen, die für bestimmte Themen im Team
zuständig sind (z.B. Statistik und Informatik, Vertretung in Gremien, neue Projekte), können am
Geschäftsführungsausschuss teilnehmen. Der Ausschuss tagt wöchentlich.
KAPITEL 6: ORGANISATION
70
4 AKTUELLE THEMEN ZUR ORGANISATION DES SPZ 2015
Folgende Themen bildeten in Generalversammlung und Verwaltungsrat die Schwerpunkte des
Jahres 2015:
•
Konzertierung mit Regierung und Ministerium der DG im Rahmen des Begleitausschusses
zur Erneuerung des Geschäftsführungsvertrags. Verabschiedung eines Dienstleistungsvertrags für 2016.
•
Konsolidierung der Finanzlage 2015 und 2016. Anpassung der Tarifordnung.
•
Erneuerung der Informatik.
•
Personalangelegenheiten: Einstellungen, Vertretungen, Bewilligung von Zusatzausbildungen, ehrenamtliche Praktika im Rahmen von therapeutischen Ausbildungen.
•
Initiativen zur Besetzung von Psychiaterstunden.
•
Das Ende des FER-Projekts und seine Auswirkungen auf das Angebot des SPZ und seinen
Mitarbeiterstab.
•
Zur Vernetzung der Arbeit zwischen SPZ, Kindertherapiezentrum und Frühhilfe.
•
40 Jahre SPZ.
•
Neubesetzung der Ämter des Präsidenten und Vize-Präsidenten.
•
Vorstellung aktueller Themen durch Personalmitglieder:
Statistik und Tätigkeitsbericht 2014: D. Dinant und A. Nahl (20.04.15).
5 DIE MITGLIEDER DER GENERALVERSAMMLUNG
Die Generalversammlung wurde am 03.06.2013 eingesetzt, mit einem Mandat für die Dauer von 6
Jahren:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Frau ARIMONT-BEELDENS Hilde
Herr BAUMGARTEN Werner
Herr BODEM Rolf
Frau BONGARTZ-PALM Martina
Frau BRÜLS Martha
Herr DELLER Ulrich, Vizepräsident bis zum 21.09.2015, ab da Präsident
Frau DENIS Monique
Frau DONIS Anne
Frau DUPONT Mélanie
Frau ESFAHLANI-EHLERT Heike
Herr FRANZEN Daniel
Frau GENTGES-BARTH Véronique
Frau HEINEN-CURNEL Nicole
Herr JAEGERS Lambert
Frau KALBUSCH-MERTES Irene, Präsidentin bis zum 21.09.2015
Frau KOHNEN-BERENS Pia
Herr KRINGS Elmar, Geschäftsführer
Frau KROTT-SCHMITZ Irmgard
Frau MALMENDIER-OHN Irmgard
Frau MERTENS-LAMPERTZ Iris
Herr MICHELS Willy
Frau NIESSEN Claudia
Herr OHN Mathieu
Frau PARENT-FALKENSTEIN Helga
KAPITEL 6: ORGANISATION
•
•
•
•
71
Herr SCHMITZ Gerd, Vizepräsident seit dem 14.12.2015
Frau STOFFELS-LENZ Celestine
Herr STROUGMAYER Marcel
Herr WIESEN Helmuth
Die Vertreterin der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft
•
Frau PAQUET Sarah
Das Kollegium der Kommissare 2015
•
Herr HEINEN Patrick
•
Herr JAKUBOWSKI Jean-Marie
Die Personalmitglieder
•
Herr NAHL Achim, Teamkoordinator in Vertretung für Herrn Dr. LOHMANN Roland,
ärztlicher Direktor
•
Frau WOLTER Vera, Sachbearbeiterin Gremien
Die Vertreter des Personals 2015
•
Frau FRANSSEN-VOMBERG Edith, Delegierte des Personals
•
Herr KLAUSER Klaus-Dieter, Delegierter des Personals
KAPITEL 6: ORGANISATION
6 DAS PERSONAL
6.1 Das SPZ Eupen 2015
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
CLOOT-NOLS Alexandra - Psychologin - 19 St./Woche
DERUISSEAU Aline - Psychologin - 38 St./Woche
DINANT Daniel - Psychologe - 38 St./Woche
ENGELS Martine - Erzieherin - 19 St./Woche (Koordinatorin Psychiatrieverband)
FRANSSEN-VOMBERG Edith - Sozialarbeiterin - 19 St./Woche
GUFFENS Barbara - Psychologin - 26,6 St./Woche
HOMBURG Elmar - Psychologe - 19 St./Woche
KOHL Ilona - Sozialarbeiterin - 19 St./Woche
KRZYSKOW-STEPIEN Beata - Psychologin - 19 St./Woche
Dr. med. LABISCH-ZIESMANN Ursula - Psychiaterin-Psychotherapeutin - 10 St./Woche
LAMPERTZ Eva - Psychologin - 9,5 St./Woche
Dr. med. LOHMANN Roland - Psychiater-Psychotherapeut - 9,5 St./Woche
NAHL Achim - Psychologe - 30,4 St./Woche
NAHL-FRANZEN Franziska - Sozialarbeiterin - 19 St./Woche
RAUW-KONWERSKA Iwona - Sozialarbeiterin - 22,8 St./Woche
SIMON Harry - Sozialarbeiter - 38 St./Woche
THIELEN-THREINEN Odette - Sozialarbeiterin - 15,2 St./Woche
WEIGEND Alicia - Psychologin - 11 St./Woche
WEINBERG Lydia – Sachbearbeiterin Finanzen - 28,5 St./Woche
WOLTER Vera – Sachbearbeiterin Gremien - 38 St./Woche
VANDENSTEEN Michael - Raumpfleger - 10 St./Woche
6.2 Das SPZ St. Vith 2015
•
•
•
•
•
•
•
•
•
ARENS-HEINEN Vera – Sachbearbeiterin Personal - 19 St./Woche
BACKES-KOHNEN Petra - Sozialarbeiterin - 19 St./Woche
KESSEL Annelinde - Psychologin - 26,6 St./Woche
KLAUSER Klaus-Dieter - Psychologe - 30,4 St./Woche
KOHN Jennifer - Psychologin - 19 St./Woche
Dr. med. LOHMANN Roland - Psychiater-Psychotherapeut - 9,5 St./Woche
TROST Stéphanie - Psychologin - 19 St./Woche
VLIEGEN-KOHNEN Linda - Sozialarbeiterin - 19 St./Woche
WELING Claudia - Psychologin - 19 St./Woche
72
KAPITEL 6: ORGANISATION
73
6.3 Personalveränderungen 2015
Die Vertretung von Personalmitgliedern aus unterschiedlichen Gründen (Elternurlaub,
Abwesenheit aus gesundheitlichen Gründen, Zeitkredit, Reduzierung der Arbeitszeit,
Arbeitszeitreduzierung von über 50jährigen Arbeitnehmern,...) und für unterschiedliche Teilzeiten
erfolgte im Jahr 2015 durch folgende Mitarbeiter/innen:
•
•
•
•
Frau B. GUFFENS für Herrn A. NAHL (7,6 Stunden).
Frau B. GUFFENS für Frau F. NAHL-FRANZEN (19 Stunden).
Frau A. KESSEL für Herrn K.-D. KLAUSER (7,6 Stunden).
Frau J. KOHN für Frau C. WELING (19 Stunden).
Dr. R. Lohmann ist seit dem 01.12.2014 aus gesundheitlichen Gründen abwesend. Eine Vertretung
für die Stelle des Psychiaters in Eupen und St. Vith und Ärztlichen Direktors des SPZ konnte trotz
zahlreicher Kontaktaufnahmen 2015 nicht gefunden werden.
Die fachärztliche Arbeit mit den Klienten und die fachärztliche Beratung des Teams wurden 2015
durch Frau Dr. U. Labisch-Ziesmann im Rahmen eines Honorarvertrags gewährleistet.
Kurzzeitige Vertretungen:
•
Frau A. WEIGEND für Frau B. GUFFENS (11 Stunden ab 01.10.15).
•
Frau P. KOHNEN für Frau B. GUFFENS (8 Stunden ab 01.10.15).
•
Frau A. NOLS für Frau B. GUFFENS (7,6 Stunden ab 01.10.2015).
Dienstaustritte:
•
Frau C. Weling kündigte nach Beurlaubung seit 2013. Frau J. Kohn hatte ihre Vertretung
gewährleistet und wurde 2015 definitiv eingestellt.
•
Frau A. Deruisseau verließ das SPZ zum Ende des FER-Projekts Ende Februar 2015 und
in der Folge der Einsparung einer Psychologen-Halbzeitstelle.
Praktika und Ehrenamt:
•
Frau Verena ORBAN übte vom 16.12.2014 bis zum 30.06.2015 eine ehrenamtliche
Tätigkeit als Psychologin im SPZ Eupen unter der Anleitung von A. NAHL aus, und vom
01.09.2015 bis zum 31.01.2016 im SPZ St. Vith unter der Anleitung von K.-D. Klauser.
•
Frau Eva POSCH absolvierte vom 24.02.2015 bis zum 23.07.2015 im Rahmen ihrer
Zusatzausbildung ein ehrenamtliches Praktikum unter der Anleitung von A. NAHL.
•
Frau Alicia WEIGEND übte vom 01.07.2015 bis zum 15.09.2015 eine ehrenamtliche
Tätigkeit als Psychologin im SPZ Eupen unter der Anleitung von D. DINANT aus.
•
Frau Eva MICHELS absolvierte im Rahmen des Studiums der Sozialarbeit vom 15.09.2014
bis zum 16.01.2015 ein Praktikum im SPZ Eupen unter der Anleitung von Frau B.
GUFFENS.
•
Frau Katharina SCHRÖDER absolvierte vom 15.09.2015 bis zum 15.12.2015 im Rahmen
des Studiums der Sozialarbeit ein Praktikum im SPZ Eupen unter der Anleitung von Frau I.
KOHL.
SOZIAL-PSYCHOLOGISCHES ZENTRUM V.o.G.
Gegründet 1976
TÄTIGKEITSBERICHT
2015
Vervierser Str. 14
4700 EUPEN
Vennbahnstr. 4/6
4780 ST. VITH
Tel. 087/59 80 59
Fax 087/59 80 60
Tel. 080/22 76 18
Fax 080/22 96 50
[email protected]
[email protected]
Der Tätigkeitsbericht 2015 befindet sich als Download auf der Website:
www.spz.be