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22.06.2016
„Wir gedenken der Opfer und verneigen uns vor ihnen“
Überfall auf Sowjetunion vor 75 Jahren – Tillich spricht bei
Gedenkveranstaltung im Berliner Dom
Berlin (22. Juni 2016) – Der Präsident des Bundesrates und sächsische
Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat an den deutschen Überfall auf die
Sowjetunion vor 75 Jahren erinnert.
„Der Zweite Weltkrieg war ein Vernichtungskrieg, der über Europa und die
Welt unermessliches Leid brachte“, sagte Tillich am Mittwoch bei einer
Gedenkveranstaltung im Berliner Dom. „Dieser Krieg ging von Deutschland
aus. Mit dem Angriff auf die Sowjetunion heute vor 75 Jahren begann ein
weiteres dunkles Kapitel, das Millionen Menschen den Tod brachte.“
Tillich verwies darauf, dass die Völker der Sowjetunion im Kampf gegen das
nationalsozialistische Deutschland die größte Zahl an Opfern zu beklagen
hatten. „Die Erinnerung an den Krieg und an den Holocaust macht uns auch
heute noch fassungslos. Wir gedenken der Opfer und verneigen uns vor
ihnen.“
Der Bundesratspräsident mahnte zugleich, die Erinnerung wachzuhalten
und kommenden Generationen zu vermitteln. „Deutschland muss sich
seiner historischen Verantwortung immer wieder stellen. Es darf keinen
Raum geben für Relativierung, für selektive Erinnerung oder für eine
politische Instrumentalisierung dieser Zeit. Es kann und darf keinen
´Schluss-Strich´ geben. Wir dürfen Rechtsextremen keinen Spielraum geben,
die Geschichte für ihre Zwecke umzudeuten und zu missbrauchen. Auch
dürfen wir Demokratie niemals als eine Selbstverständlichkeit betrachten,
sondern als einen Wert, den es zu verteidigen gilt.“
Tillich nannte es eine besondere und bewahrenswerte Errungenschaft,
dass Deutschland und Russland nach allem, was geschehen ist, den Weg
zur Versöhnung eingeschlagen haben. Dabei erinnerte er auch an den
„Vertrag über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit“ Seite 1 von 2
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den ersten internationalen Vertrag, den das wiedervereinigte Deutschland
geschlossen hatte und der am 9. November 1990 von Helmut Kohl und
Michail Gorbatschow unterzeichnet worden war. “Der Geist dieses Vertrages
– und vor allem unsere gemeinsame Verantwortung für die Erhaltung des
Friedens – sollen uns auch in Zukunft leiten.“
Der Bundesratspräsident betonte, heute könnten wir uns glücklich
schätzen, dass von der Mitte Europas keine Kriege mehr ausgingen. In dem
Zusammenhang erinnerte er an die Wiedervereinigung Deutschlands, die
ohne die damalige Sowjetunion nicht denkbar gewesen wäre und machte
deutlich, dass Europa ohne Russland nicht denkbar sei. Tillich: „Deshalb
ist es wichtig, dass wir immer wieder aufeinander zugehen und im Dialog
bleiben. Wir waren selbst im Kalten Krieg miteinander nicht sprachlos und
sollten deshalb heute erst recht das offene und verbindende Gespräch
suchen.“
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