1830-1945

Die Eisenbahn
Bereits 1837 wurde die Verbindung
zwischen Celle und Harburg in vier
Varianten geprüft, eine der ersten
Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen
des deutschen Eisenbahnwesens.
Die Strecke wurde 1847 zunächst
eingleisig eröffnet, der Oberbau
allerdings schon für zweigleisigen
Betrieb vorbereitet. Das zweite
Gleis wurde abschnittsweise
gelegt.
1867 Der Bereich Suderburg –
Uelzen – Bevensen und
1869 der Bereich Eschede –
Suderburg.
Karte von 1901
1850
In diesem Jahr nimmt eine ländliche Berufsschule als Fortbildungseinrichtung ihren
Betrieb auf. Diese Schule hat privaten Charakter und wird durch das von den
Schülern zu entrichtende Schulgeld finanziert. Die Schule stellte jedoch nach
Gründung der „Landwirtschaftlichen Winterschule“ in Suderburg 1854 ihren
Unterricht ein.
Chr. 218
1852
Die Gemischtwarenhandlung Drögemüller wird eröffnet
1853
Die Gemeinde Böddenstedt gibt sich ein Ortsstatut und eine Gemeindeverfassung.
Außerdem wird ein Gemeindeausschuss gebildet.
KA 13/22-1.3
Die Gemeindevorsteher oder Bürgermeister waren:
• 1906 – 1910
Heinrich Sorge # 2
• 1910 – 1914
Hermann Krüger # 7
• 1914 – 1918
Heinrich Hilmer # 11
• 1919 – 1945
Hermann Bauck # 12
• 1945
Heinrich Früchte # 7 (von der Besatzungsmacht
eingesetzt)
• 1945 – 09/1946
Adolf Frenzl # 31
• 09/1946 – 12/1948 Adolf Heuer # 24
• 12/1948 – 10/1968 Wilhelm Lindoff # 49
•
10/1968 – 06/1972 Hermann Döhrmann # 13
Gemischtwarenhandlung Drögemüller wird eröffnet.
1859
Was heutzutage immer mehr in „Mode“
kommt, hatten wir schon 1859.
Nämlich eine mautpflichtige Straße.
Es wurde ein Verein gegründet, der diesen
Weg entlang der neuen Bahnlinie von den
Hofbesitzern Cordes und Ringelmann aus
Graulingen für 117 Thaler, 7 ggr erworben
wurde. Vereinsmitglieder waren:
• 19 aus Böddenstedt
•
2 aus Holthusen
•
1 aus Gerdau
•
2 aus Bohlsen
•
7 aus Kl. Süstedt
•
6 aus Hamerstorf
•
1 aus Holxen
•
1 aus Holdenstedt
• .. Müller j. Krüger aus Oerrel (Bruder des hiesigen Müllers)
Die Kosten betragen:
- Für die Fläche
- Schlagbaum inkl. Arbeit
Summe:
110 Thaler 20 ggr
6 Thaler 11 ggr
117 Tahler 7 ggr
==============
3. Die Kosten der Anlage des Weges (die oben aufgeführten 117 Thaler, 7 ggr) sind
dergestalt aufgebracht, das auf Böddenstedt 19 Theile fallen, jeder der übrigen
Interessenten aber 1/40 der Summe zahlte. Zu dem von Böddenstedt
aufgebrachten Betrage wurde die Hälfte nachbargleich, die andere Hälfte aber
nach Achtel aufgebracht.
4. Wegen der Benutzung ist festgestellt
A, Wer den Schlagbaum aufschließt und nicht wieder zumacht, hat Strafe zu
bezahlen 16 ggr
B.
Für einen Wagen der nicht berechtigt ist beträgt die Strafe 16 ggr
C.
Für einen Fußgänger aber 8ggr
D.
Wer seinen Schlüssel verliert, hat doppelte Strafe zu bezahlen
E.
Ein jeder Interessent ist nur für sein eigenes Fuhrwerk frei, und darf seine
Waren pp. nicht durch Unberechtigte fahren lassen.
F.
Der Pfänder hat etwaige Contravenienten bei dem Ortsvorsteher in
Böddenstedt oder in Hamerstorf anzuzeigen von dem er auch das
Pfandgeld, vom Fuhrwerk 4 ggr für den Fußgänger 2 ggr erhält
G.
H.
J.
Die Strafgelder sollen zur Besserung und Erhaltung des Weges verwandt
werden.
Der Betrag für Fußgänger soll 1 ggr. betragen. Es soll von heute an
Niemand mehr in den Verein aufgenommen werden.
Die jeweiligen Vorsteher in Böddenstedt und Hamerstorf sind Vorsteher
und Rechnungsführer des Wegevereins.
Geschehen auf dem Bahnhofe zu Suderburg vor dem Amte Oldenstadt den 23.
Sept. 1859
Es erschienen heute vor dem allhier anwesenden Beamten,
( es folgen hier die Namen der anwesenden Mitglieder des Vereins)
producierten die für Benutzung des angekauften Weges längs der Eisenbahn von der
Böddenstedter Grenze bis zum Bahnhofe aufgestellten Bestimmungen und trugen
vor:
Die sämtlichen in diesen Bestimmungen namentlich aufgeführten Personen bilden
den Verein, welcher durch Ankauf des dazu benötigten Grund und Bodens von den
Hofbesitzern Cordes und Ringelmann in Graulingen den Weg längs der Eisenbahn
von der Böddenstedter Grenze bis zum Bahnhofe eigenthümlich erworben und
hätten sich wegen dessen Benutzung über diese Bestimmungen
geeinigt.
Mit der Erklärung, daß sie später noch den Hofbesitzern Chr.Cordes in Graulingen
und den Viertelhöfner Chr. Cohrs in Böddenstedt und den Achtelhöfner und Krüger
Licht in Kl. Süstedt, letzteren als Fußgänger, gegen Erlegung des Beitrags Antheils
mit in den Verein aufgenommen hätten, wollten sie nun bitten, diese·Bestimmungen
amtsseitig zu genehmigen.
Es sind darauf die Bestimmungen vorgelesen und nachdem denselben noch einige
Punkte hinzugefügt waren, in dieser Hoffnung von den sämtlichen Comparenten für
sich und die heute nicht erschienenen Theilnehmer genehmigt und als gültiges
Regulativ über den Bestand des Wege-Vereins und die über die Benutzung des
Weges getroffenen Vereinbarungen anerkannt.
Vorgelesen, genehmigt ist den Comparenten eröffnet, daß dieser Regulativ
hierdurch amtsseitig genehmigt und zur Ausführung bestätigt werde.
Amtssiegel
Beglaubigung
jA äA cÄtàÉ
1866
Im deutschen Bundeskrieg von 1866 stellte Hannover sich gegen Preußen. Bei
Langensalza streckte die hannoversche Armee — nach anfänglichem Erfolg — die
Waffen; der König floh. Preußen annektierte das gesamte Königreich, das dadurch
zur Provinz Hannover wurde.
Viele treue Niedersachsen konnten sich mit den veränderten Verhältnissen nicht
abfinden, auch die bestehenden Hungersnöte trugen ihr Teil dazu bei und so suchten
sie ihr Glück in der Fremde zu finden.
Viele fuhren mit dem Zug von Uelzen nach Bremerhaven und dann mit dem Schiff
nach Amerika. Daher stammt auch der Name der Bahnlinie von Stendal über Uelzen
nach Bremen „Amerikalinie“.
Zu den Auswanderern in die Vereinigten Staaten von Amerika gehörten:
• Christoph Wilhelm Behrens #4 mit Frau und 3 Kindern (Die Familie wohnte
bis 1869 in Böddenstedt und ist mit 3 Kindern (ohne den ältesten Sohn
(*1843) von Hamburg aus mit dem Schiff Allemannia ausgewandert, Ankunft
in Amerikas am 28.05.1869
• 1866 Christoph Riggert und Frau Catharine (verw. Stolte, geb. Müller) mit 2
Söhnen (aus 2. Ehe) aus dem Hof #8 Stolte
• Johann Heinrich Wilhelm Stolte #9 mit Frau und 4 Kindern
• Johann Heinrich Friedrich Stolte #9 mit Frau und 3 Kindern
• Familie Johann Bauck: # 12 (Quelle KB Gerdau) Die Familie wohnte 1871 in
Böddenstedt und wanderte mit 4 Kindern (Dora, H., Maria u. Wm.) von
Hamburg mit dem Schiff Silesia aus, Ankunft in Amerika am 28.03.1871, als
Geburtsdatum des Ehemannes ist in der Auswandererkartei jedoch das Geb.
Datum seines am 10.09.1827 geborenen Bruders Heinrich Christoph Bauck
angegeben.
In Amerika werden noch geboren: Elisabeth *1871, August (*1874-1948) und
Johanna *1879.
1900 lebt die Witwe zusammen mit Sohn Henry (*1858) und Sohn August
(*1874) in Lake View/Illinois, 1910 lebt die Witwe bei ihrer Tochter Lizzie verh
Hoeft in Cook/Illinois,
• Johann Heinrich Friedrich Riggert #15 mit Frau und Sohn
• Maria Louisa Riggert #15
• Johann Heinrich Christoph Heinmüller #17 und Frau mit 2 Töchtern
• Heinrich Christoph Licht # 20 mit Frau und 3 Kindern (nach dem Auszug aus
dem Tagebuch, geführet an Bord des Dampfer Hermann, Kapitän A.
Kohlmann, auf der Reise von Bremen
nach Baltimore ist Anna Christina Maria
Licht, ein Jahr alt, früher wohnhaft zu
Böddenstedt, am 24 April des Jahres
zur See unterm 49 Grad 49 Minuten
Nord Breite und 15 Grad 4 Minuten
West Länge, verstorben)
• 3 Söhne von Drögemüller #21
• Witwe des Knechtes Wilhelm Drögemüller, Maria Drögemüller geb. Müller
wanderte mit ihren 3 Kindern mit dem Ziel Petersburg/Michigan aus,
ausgewandert vermutlich von Hamburg mit dem Schiff Moravia, Ankunft in
Amerika am 06.05.1884.
• Familie Brese /Schmied) #24
•
Die Witwe des Schusters Wilhelm Dreyer #22 wandert 1869 mit 5 Kindern
(Dora 24 J., Maria 22 J., Christina 17 J., Heinrich 14 J. und Catharina 7 J.) von
Hamburg aus mit dem Schiff Allemannia aus, Ankunft in Amerika am
28.05.1869, zuerst wohnte die Familie kurz in Wisconsin (oder Chicago) dann
zogen sie weiter nach Copper Grove/Illinois und dann nach Fenton/Iowa, 1873
wurde die Witwe offiziell Vormund ihrer Kinder, 1880 lebte sie mit Sohn Henry
W. (*1854) in Fenton/Iowa,)
Sie wanderte zusammen mit Ihren Eltern Behrens #4 aus.
1869
wurde in der Schule zu
Böddenstedt ein
Schülerverzeichnis eingeführt und
bis zum Ende der Grundschule
Böddenstedt 1974 geführt.
Der 1. Eintrag war Ernst Krüger geb. 1863 und Sohn des Mühlenbesitzers # 7
Heinrich Krüger und seiner Frau Marie.
Der letzte Eintrag mit der lfd. Nr. 1192 ist Matthias Lilje # 3, eingeschult am
01.08.1971.
1870
Der Hof Nr. 17 wird vermutlich ab 1870 nicht mehr bewirtschaftet, da der bisherige
Besitzer Christoph Heinmüller nach Amerika ausgewandert ist.
1876
Der Homöopathische Verein zu Böddenstedt gibt sich am 01.08 sein Statut, daß
jedoch am 01.11. neu gefasst wird.
In § 1 des Statuts heißt es: „In Krankheitsfällen bei Menschen und Haustieren sich
gegenseitig durch die Anwendung der homöopathischen Heilmethode zu
unterstützen und zu helfen.“
Der Verein zählt am 25.08. 141 Mitglieder, die aus Böddenstedt, Gerdau,
Hamerstorf, Hösseringen, Bohlsen, Bahnsen, Holtusen, Bargfeld und Hansen
stammen.
Der Verein besteht bis 1905.
KA 13/22 – 26.1
1877
Der jetztige Besitzer des Hofes (Hars) #17 Heinrich Böttcher aus Melzingen verkauft
den Hof samt Ländereien an Böddenstedter.
• Heinrich Drögemüller #21 10 Morgen
• Friedrich Schulenburg #19 den nördlichen Teil der Hofkoppel mit den
darauf befindlichen Gebäuden, 10 Morgen Land im Brüggfeld, 10
Morgen Land im Moor, Wiese im Allerkamp.
• Heinrich Krüger #7 den südlichen Teil der Hofkoppel, vermutl. Die
Koppel 213 (im Brügg Feld)
• Heinrich Sorge #5 eine Wiese (Manskoppwiesen)
• Heinrich Stolte #8 5 Morgen Land
• Heinrich Heuer # 24, 15 Morgen Land (im Moor)
• Heinrich Drögemüller #26 10 Morgen Land im Moor
• Heinrich Böttcher (jetzt Brammer) 5 Morgen Land und die Wiese am
Stahlbach
• Heinrich Behrens #30 5 Morgen Land
1879
Auf dem Flurstück „Feuerkamp“ werden auf einer Fläche von etwa 140 m² 13 Urnen
gefunden, die jedoch beim Ausgraben zerbrechen.
Schon früher wurden auf dem Krähenberg (oder Hoheberg) Urnen mit
Knochensplittern gefunden.
S Chr. 5
1880
Am 28.11., dem 1. Adventssonntag gründete der Gerdauer Pastor Carl Johannes
Baustaedt, den aus 21 Mitgliedern bestehenden Posaunenchor BöddenstedtBarnsen.
Chorleiter: 1880 – 1903 Heinrich Heuer.
H Chr.
1881
2. März Der Antrag vom 21.02. zur Errichtung eines Schießstandes wird dem
Gastwirt Stolte am heutigen Tag genehmigt.
KA 13/22 – 23.1
1887
Endlich war das „Butter selber machen“ vorbei.
Nachdem die Molkerei Uelzen 1886 gegründet
wurde, sammelte der Milchkutscher die Milch in
Kannen ein und fuhr sie täglich (auch
samstags und sonntags) zur Molkerei nach
Uelzen und brachte die bestellte Magermilch,
Buttermilch und Butter wieder mit zurück.
1886 waren laut Chronik Oestmann 163 Rinder
in Böddenstedt, wieviel davon Milchkühe waren ist nicht bekannt.
Foto: PAZ
Nach der Eröffnung der Molkerei in Suderburg 1895 wurde die Milch dorthin geliefert.
Milchkutscher waren
• 1887 – 1896 Adolf Stolte # 18
• 1896 – ca. 1935 Heinrich Hinrichs # 32 (jetzt Benthin) laut Zeugenaussage
hatte er auf dem Rückweg (Gasthaus Dehrmann Sdbg. und Deneke hier im
Ort „gedankt“ und war manchmal betrunken und hatte dadurch die Kannen,
die nummeriert waren, öfters mal verwechselt.
Da die Pferde den Weg kannten, gingen sie von allein den Weg ab und die
Bauern mussten sich die Kannen selber runternehmen, während der
Milchkutscher bei Denekes eine „Pause“ machte.
• 1935 – 1970 Hermann Hilmer # 6
1970 wurde die Molkerei in Suderburg geschlossen.
1887/88
Ein sehr kalter Winter. Das Tauwetter setzt erst am 24.03. ein.
S Chr. 22
1891
Heinrich Cohrs verkauft sein Haus und Hof # 3 über
einem Makler aus Hannover und errichtet für sich eine
Abbauerstelle am Bohlser Weg # 33.
Die Hofstelle # 3 kauft Johann Gade und der verkauft
sie 1912 an Heinrich Lilje.
Nördlich der Hofstelle entsteht das Abbauerhaus # 32
(Hinrichs, jetzt Benthien).
Im Süden baut Hermann Deneke aus Gerdau 1912 die
Back- und Gaststube # 50.
1892
24. April Adolf Stolte # 18 betreibt eine
Kornbranntwein-Brennerei mit Hefeproduktion
KA 13/22 – 12.1
1894
Am 01.05. erhielt Böddenstedt eine Posthilfsstelle bei Drögemüllers.
H Chr.
Der am 01.04. begonnene Bau der neuen Schule wird im Herbst fertiggestellt. Am
01.11. wird die Schule durch Pastor Prelle eingeweiht.
24. Juli Der Regierungspräsident zu Lüneburg genehmigt heute die Einrichtung einer
Volksbibliothek. Der Bestand beträgt rund 50 Bücher. Die Bibliothek untersteht dem
Lehrer Heinrich Heuer.
1900
14. Dezember Die Scheune von Baucken brennt nieder.
1901 Kartenausschnitt von Böddenstedt
H Chr.
1901
27. September Vom heutigen Tage datiert die Polizeiverordnung, die das
Feuerlöschwesen regelt. Diese Verordnung macht die Gründung einer freiwilligen
Feuerwehr in Böddenstedt erforderlich.
KA 13/22 – 14.1
1902
Der Schweinestall beim Gemeindehaus ist abgebrannt.
1903
H Chr.
(Foto: Bauck)
1. Juli: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Böddenstedt, die sich ihre Satzung gibt
und die am 18.07. vom Landrat genehmigt wird. Ebenso wurde eine
Handdruckspritze gekauft
KA 13/22 – 14.1
1. Brandmeister Christoph Cohrs #14 (mitte, links, vorne)
1905
August: Der öffentliche Telefonanschluß wird hergestellt.
September: Der Bahnhofsweg und zwar vom Hamerstorfer Weg bis zum Bahnhof
Suderburg wird gepfastert.
H Chr.
1907
15. August: Ein Unwetter geht auf Böddenstedt nieder. Die nur 15 Minuten
anhaltenden Hagel- und Regenschauer, sowie ein Sturm entwurzel Bäume,
vernichten den Hafer und werfen Roggenstiegen nieder.
S Chr. 34
1908
8. September: In der Nacht brennt der Schweinestall des Stolten’schen
Häuslinghauses nieder.
H Chr.
1910 wurde in Uelzen das Städtische Elektrizitätswerk
gegründet. Da mehr Strom erzeugt als verbraucht
wurde, entschied sich das Werk die umliegenden Orte
anzusprechen. Auf Kosten des Werkes wurden
Transformatoren und Leitungen verlegt.
Die Kosten für Installation, Zähler, Lampen und
dergleichen hatte jeder Abnehmer selbst zu tragen.
1912 wurden die Arbeiten vom Werk aufgenommen,
so dass wir 1913 schon die Annehmlichkeiten des
elektrischen Stromes kennen lernen und auch
schätzen.
(Foto: Löbert)
(Chr. Oestmann)
1919 zahlte Heinrich Cohrs # 14 305 Mark (1012,6 €) für den Hausanschluss. Für die
Installation von 12 Brennstellen, einschl. Schalter, Lampen, Kabel und Glühbirnen
zahlte er nochmals 664 Mark (2204,48 €). (Umrechnung 1 RM = 3,32 €)
1914
Im November treffen aus Ostpreußen mehrere Familien ein, die vor den Russen
geflohen sind. Es sind 6 Erwachsene und 10 Kinder. Von den Kindern werden 5 in
Böddenstedt eingeschult.
H Chr.
1919 kaufte Wilhelm Stolte die an sein Grundstück angrenzende
Feuerkuhle in einer Größe von 45 m² für 100 Mark.
1921
29. August: Das Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges wird eingeweiht. Die
Galvanoplatte enthält die Namen von 12 Gefallenen.
H Chr.
1926
4. November: Es gründen 32 Einwohner den „Turn- und Schießklub Böddenstedt und
Umgebung“
H Chr.
Einführung der Schutzimpfung gegen Keuchhusten. Der Impftag wurde
datumsmäßig im Schülerverzeichnis festgehalten
1927
16. Juli: Gründungsversammlung des Radfahrervereins „Borussia“
KA 13
Schadensfeuer in der Mühle.
Einführung der Schutzimpfung gegen Tuberkulose und Tetanus. Der Impftag wurde
datumsmäßig im Schülerverzeichnis festgehalten
1929
Die Posthilfsstelle wurde in eine
Poststelle II umgewandelt. Ab jetzt
kam täglich das bekannte gelbe Auto
Postauto.
Die Post wurde ab nun täglich zum
Empfänger gebracht und die Post
konnte täglich zur Poststelle bei
Heinrich Drögemüller gebracht werden.
(Chr. Oest)
(Foto: Google)
Seit dem Jahre 1930 haben sich fast alle Familien mit einem Rundfunkgerät
versehen, um die neusten Ereignisse des In- und Auslandes, Wettervoraussichten,
Vorträge, Musik usw. zu hören. Ein Apparat kostet je nach Einrichtung 60,-- M bis
mehrere hundert Mark. Die Rundfunkgebühr beträgt monatlich 2,-- M und wird von
der Post eingezogen.
1931
19. Juni: Gegen 10.30 Uhr
beobachten alle Schulkinder am
Hamerstorfer Bahnübergang die
Durchfahrt des „Schienenzeppelin“
(Chr. Oest)
(Foto: Google)
1933
13. Februar: Das Wohnhaus des Schmiedemeisters Bielefeld brennt nieder.
24. September: Schießstand und Sportplatz am Krähenberg werden in Nutzung
genommen.
H Chr.
1937
3. September: Der Oberpräsident in Hannover verleiht der
Gemeinde Böddenstedt das Recht zur Führung eines
Gemeindewappens.
Es ist schräglinks geteilt und stellt und
stellt auf der linken oberen Hälfte ein
halb springendes rotes Einhorn, mit
hautfarbenen Horn im silbernen Felde und auf der rechten
unteren Hälfte das grüne Feld des Dorfes dar.
(Chr. Oest)
1938
Der 1. Traktor in Böddenstedt,
gekauft von Friedrich
Schulenburg #19
• Typ Hannomag B 38
• Baujahr 1936
• 45 PS
• Hubraum 5160 ccm
Das Kennzeichen „IS“ steht für
Preußen, Provinz Hannover
1939
Im März begann die Fima Haniel und Lueg
AG, Düsseldorf, mit einer Bohrung auf dem
Döhrmann’schen Koppel am Gerdauer
Weg. Die Bohrung wurde bis zu einer Tiefe
von 918 m getrieben, aber fündig wurde
man nicht. Das Bohrloch ließ folgende
Erdschichten erkennen.
Bis 5 m
Sand
5 – 280 m graublauer Ton
280 – 410 m Anhydrit (das härteste
Gestein)
410 – 500 m weißer Salzstock
500 – 720 m Anhydrit
720 – 918 m zweiter Salzstock
(schmutziggrau bis gelb)
(Chr. Oest)
(Foto Döhrmann)
1945
Am 22. Februar kamen Alma Luhmann, geb. Licht und ihre Schwester Ella bei einem
Luftangriff in Uelzen ums Leben.
4. April: Beim Kartoffelpflanzen kommen gegen 10 Uhr durch den Abwurf von
Sprengbomben eines feindlichen amerikanischen Luftgeschwaders
H Chr.
• Elfriede und Eva Cohrs
• Hedwig Flöther und Tochter Elisabeth
• Charlotte Maxwitat und der
• Frz. Kriegsgefangene Roger Gaultier
ums Leben.
Der Hoferbe Johannes Cohrs #14 verliert bei dem Luftangriff den linken Arm und 2
Finger der rechten Hand.
Adolf Roland wird so schwer verwundet, dass er am 19.04.45 seinen Verletzungen
im Krankenhaus Uelzen erliegt.
14. April: Die englischen Truppen besetzen Böddenstedt.
H Chr.
Das 3. Reich von 1933-1945
Ein damals 11 Jahre alter Böddenstedter Junge berichtet.
1933 nach Hitlers Machtübernahme trat ich als „Pimpf“ in das Jungvolk ein. Ältere Jungs,
Jungschaftsführer, Fahnenführer u.s.w übernahmen den Dienstablauf.
Es war eine kleine vormilitärische Ausbildung in Spielarten wie Geländespiele, politischer
Unterricht, Luftgewehrschießen.
Ostern 1936 nach der Konfirmation wurde ich von
der Hitlerjugend übernommen. Als Bauernsohn
hatte ich ein Reitpferd und war in der Reiter-HJ. Ich
wurde in der alten Kaserne in Uelzen ausgebildet.
Bei Reiterturnieren nahm ich an Jagdspringen teil,
holte erste und zweite Preise.
(Scharnhorst Kaserne Uelzen)
ab 1933 SA Sportschule Uelzen
1939 begann der Krieg mit Polen. Polen wurde in
wenigen Tagen überrannt. Es war eine ganz andere
Zeit als heute.
Nationalstolz und unserer Führer hatten es uns
angetan. (Genauso wie 1914 sich die Jugend für den
Kaiser geopfert hat.)
So hatte ich wie alle gesunden und wehrfähigen
Jungen Angst, daß der Krieg ohne uns vorbeisein
könnte. Auch ich meldete mich freiwillig.
Januar 1940 wurde ich zum R.A.D.
(Reichsarbeitsdienst) eingezogen. Ich war in
Flensburg stationiert. Wieder Ausbildungs/Arbeitszeitführen morgens oder nachts je nach Befehl mit dem Bus nach Harrislee (Grenze Dänemark)
zum Flugplatz und hängten dort Bomben unter die Flugzeuge- „Bomben gegen England“
August 1940 kam ich dann „endlich“ zur Wehrmacht, zur schweren Artillerie-Mot. nach
Braunschweig. 3 Monate war die Rekrutenzeit, hauptsächlich infanteristische Ausbildung,
äußerst hart, oftmals waren wir nur noch Lehmklumpen bei dem schweren Tonboden. Nach
Dienstschluss, den es in Wirklichkeit gar nicht gab, sagten wir „Heute hat uns wieder das
Wasser im Arsch gekocht“.
Alles war notwendig für den eigenen Schutz und Härte für Geist und Körper für die
weltweiten Einsätze der deutschen Soldaten. Ich machte den Führerschein Klasse 2.
Es folgte die artilleristische Ausbildung. 15cm Haubitzen mit Kettenzugmaschinen. Es war
klasse für uns Jungs. Scharfschießen auf dem Truppenübungsplatz.
Mit dem Abschlußzeugnis „Mittlere Reife“ wurde ich der Richtschütze – Rechner für die
Schießdaten, es mußte alles mit Logarithmentafeln errechnet werden (ohne Fehler, sonst
ging der Schuß/Granate daneben. Computer gab es überhaupt noch nicht. Weihnachten war
ich einsatzfähig.
Januar 1941 wurde ich zur 295 (hannoversche) Division nach Polen in Marsch gesetzt. Wir
lagen wenige km vor der russischen Grenze. An einen Krieg gegen Russland haben wir nicht
geglaubt, obwohl Krieg geübt wurde.
Am 22. Juni war es bitterer Ernst. Von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer war es ein
„Donnern und Blitzen“ einmalig bis heute in der Kriegsgeschichte. Nach wenigen Stunden
wurde immer wieder Stellungswechsel befohlen. Immer hinter der russischen Armee
hinterher und Granaten ca. 60-70 kg ins Rohr und schießen. Am Fluß Przelnysl/Lemberg
hier war ein deutscher Flieger gekreuzigt (es gab böses Blut) weiter Zlozow/Tarnopol, hier
waren die ersten Partisanen aufgehängt, aus Rache. Nach der Genfer Konvention dürfen
Zivilisten nie auf Soldaten schießen. Jede Kriegsmacht spricht hier das Todesurteil.
Jetzt lag die weite Ukraine vor uns bis Kiew.
Die Russen hatten totes Vieh in die Brunnen geworfen, das Wasser war vergiftet, viele
Soldaten kriegten die Ruhr, auch ich, schrecklich 4 Wochen Lazarett, einige Tage Urlaub,
dann ging es ab nach Leningrad zum „Arsch der Welt“ Ladogasee/Wolchow/Peterhof.
Am 30. November 1941 Sommerkleidung 40° minus, Dez.41 -Jan.42 50° minus, immer die
gleiche Kleidung, kaum zu Essen, Wohnung = Schneelöcher und Bunker. Russenhäuser
kamen uns trotz Läuse und Wanzen wie Villen vor. Täglich beschossen wir Leningrad, immer
bedauerten wir die Einwohner, es war eben Krieg. Bei einem Angriff am Ludogasee bediente
ich eine 2cm Schnellfeuerwaffe.
Es hieß „Angriff“ ich sprang auf, die 2cm Waffe ziemlich schwer, der Russe ca. 150m
entfernt schoß mit Utzis, schon hatte ich eine Kugel durch meinen Brotbeutel mit 4
Eierhandgranaten und eine tiefe Wunde Lende+Rückgrat . Meine Kameraden stürmten
weiter, nahmen auch die 2cm Waffe mit, die Kugeln zischten, ich konnte mich nicht mehr
bewegen. Zur Hilfe kamen 2 Sturmgeschütze, nach einigen Stunden war der Russe
geschlagen, er hinterließ Tote, Verwundete und viele Waffen und Material.
Als mein Kugelschock vorbei war, hörte ich es wimmern. Ca. 20m von mir lag ein Kamerad
tot und ein zweiter mit abgeschossenem Bein. Von dem Toten nahm ich Uniformstücke,
hiermit habe ich das Bein abgebunden und den Kameraden trotz meiner Rückenverletzung
ca. 3km bis zum Gefechtsstand geschleppt.
Hier wurden wir versorgt, ich habe gebetet und Gott gedankt, daß die Eierhandgranaten
nicht gezündet haben und mein Rückgrat noch ganz war. Mein Schutzengel hat mich nie
verlassen. Nun einige Wochen Lazarett in Krußnowudeis (30 km von Leningrad). Von dort
hatte ich die Nase echt voll. Es wurden freiwillige gesucht für die Sturmgeschütze.
Ausbildung – 3 Wochen Schweinfurt, Panzerfahrschule und K:O:B:Lehrgang, dieses hieß 4
Monate weg von der Front. Ich hatte Glück, kam nach Schweinfurt – 14 Tage Urlaub –
Lehrgänge – am Wochenend durften wir nach Hause fahren (D-Zug) ich zu meiner
Verlobten.
Die Monate verliefen schnell, dann ging es ab Ridely, Odessa, Don, Kaukasus. Hatte sich
das kurze Glück gelohnt?
Unsere Brigade „Sturmpanzer ran an den Feind“ haben schwerste Abwehrkämpfe
überstanden. Wenn der Russe einen Panzer von uns abschoß, mußten im Verhältnis 10
russische Panzer daran glauben.
So ging es 1943-1944 immer weiter zurück. Januar 1945 holte der Russe zum Großangriff
aus, von der Ostsee bis zum Süden.
Meine Brigade 210 mit ca. 50 Panzer am großen Weichselbogen (Polen) gelegen war nach 3
Tagen bei herrlichem Frostwetter von 300 T34 Panzern eingekesselt. Bei der Aktion hatte ich
ein KFZ 15, Funk-Gefechtswagen, wir, mein bester Kamerad Bodo aus Hamburg, mußten an
den Ortsausgängen stehenden Sturmgeschützen Meldungen überbringen (Funk war
ausgefallen). Überall brannten ausgefallene russische Panzer, wir hatten seit 1942 die
Hohlhaftladung, 7,5 cm lang und die berühmte 8,8 cm bis 1000m jeder Schuß ein Treffer.
Noch hatten wir keine Verluste, die Übermacht war viel zu groß.
Es kam Befehl vom Kommandeur Richtung Westen auszubrechen. Der Russe wich durch
den massiven Angriff auf einen Punkt zurück. Bodo in ich fuhren zwischen den Panzern mit
unseren Gefechtswagen, 20m neben mir bekam ein guter Kamerad, Karl Deckert auf seinen
Panzer einen Volltreffer, alle vier Kameraden tot. Unsere Panzer gingen alle verloren,
ebenfalls die Besatzungen.
Überlebt hat der Troß, dieser lag 25km zurück, denn Bodo und ich haben unbeschadet
Likmannstadt (Lodz) erreicht, ein Berliner lebt heute noch aus dieser Hölle. Nun kamen die
Oderkämpfe, der Russe hatte aus Flüchtlingstrecks deutsche Frauen auf seine Panzer
gebunden und die Kameraden mußten schießen.
So kam im Mai 1945 das Ende. Ich bekam noch einen Lungendurchschuß 1 cm am Herzen
vorbei, das Blut spritzte wie eine Fontaine, nur mit Gottes Beistand habe und konnte ich alles
überstehen.
Alles ist ein Wahnsinn gewesen!!
Das Ende des 2. Weltkriegs und die Nachkriegszeit beschrieb Lehrer Oestmann in seiner
Chronik sehr treffend:
Am 14. April rollten die ersten feindlichen Panzer von Unterlüß kommend in unser Dorf. Die
weiße Fahne wurde gehisst und das Dorf vom Bürgermeister Bauck übergeben. Das war
klüglich gehandelt; denn sonst hätte die Bevölkerung und das Dorf schwer leiden müssen.
Unser Dorf wurde sofort von der feindlichen Truppe (Engländer) besetzt. Kommandos gingen
von Haus zu Haus und forschten nach Waffen, Feldstechern und Photoapparaten. Für die
Verheimlichung von Waffen wurde die Todesstrafe angedroht.
Ganz bestürzt waren mehrere Hausbesitzer als sie den Befehl erhielten, sogleich mit ihren
Angehörigen und Dienstboten das Haus zu räumen, weil die Soldaten dort einquartiert
werden sollten. Kein Raum oder Schrank durfte verschlossen werden. Wahre Nächstenliebe
zeigte sich nun von der besten Seite; denn die so arg Betroffenen wurden von den verschont
gebliebenen Hausbesitzern herzlich aufgenommen. Einer trug des andern Last.
Sofort beim Einzug der feindlichen Truppe gingen die französischen Kriegsgefangenen
dieser mit "Hurra!" entgegen, sie waren ja frei und konnten frohen Herzens in ihre Heimat
fahren. Polen und andere fremdländische Zivilarbeiter blieben noch hier. Von ihrer
Arbeitspflicht wurden sie entbunden, konnten aber Verpflegung beanspruchen. Sie fühlten
sich von da an als die Herren und wurden ein Schrecken der Einwohner.
Aus den Kleider- und Wäscheschränken nahmen sie, was ihnen gefiel, Keller und
Speisekammern wurden nach Fleisch und Fett untersucht, wie toll waren sie hinter den
Spirituosen her, Fährräder und dergI. ließen sie auch nicht stehen. Wir waren dagegen
machtlos, weil wir bei der Besatzungstruppe keinen Beistand fanden.
Endlich kam doch die Zeit, daß die Engländer diese Quälgeister nach dem Sammellager
Belsen/Bergen, welches unter dem Schutz der drei Besatzungsmöchte der Westzonen
stand, abschob, was wir von Herzen begrüßten. In dem Lager genossen viele Juden, Polen,
Letten, Tschechert, Jugoslawen, Holländer usw. Asylrecht. Sie erhielten dauernd v6n der
"Unrra" = internationale Hilfsorganisation, in reichem Maße Lebensmittel und Sachen, die in
den Geschäften nicht zu haben waren.
Verbrecherbanden aus diesem Lager gingen trotzdem auf Raub aus, staheln Vieh auf der
Weide, entwendeten Schweine und Federvieh aus verschlossenen Ställen und
Eingeschlachtetes aus den Kellern und Speisekammern. Unseren hiesigen Besitzern haben
sie innerhalb eines Jahres 3 Kühe von der Weide und 14 fette Schweine aus den Ställen
gestohlen. Diese Sachen wurden von ihnen verschoben. Regelrechte Tausch- und
Schiebergeschäfte machten sie außerdem mit Anzugstoffen, Kaffee, Kakao, Schokolade,
Zigaretten, die sonst nicht feil geboten wurden.
Der "Schwarze Markt" nahm von hieraus seinen Ausgang. In den Städten meldete sich der
Hunger. Es fehlte namentlich an den wichtigsten Nahrungsmitteln, Brot und Kartoffeln. Die
Städter glaubten, auf dem Lande sei noch alles reichlich vorhanden, und sie machten sich in
Scharen auf, um sie bei den Bauern zu kaufen. Dabei soll es vorgekommen sein, daß der
eine oder andere Besitzer von Nahrungsmitteln gesagt habe: Nein, für Geld gebe ich es nicht
her, aber was erhalte ich als Gegenware?
So haben wohl einige Städter kaum entbehrliche Kleidungs- und Wäschesachen gegen
Nahrungsmittel eintauschen müssen, um nur das Leben notdürftig fristen zu können. Es kam
aber bald die Zeit, in der auch der Landmann knapp abzubeißen hatte; denn die
Besatzungsmacht gestattete nur 1050 Kalorien pro Person und den Tag.
Das war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.
Normalerweise verbraucht jede Person täglich 2000 Wärmeeinheiten und mehr. Diejenigen
allerdings, die in Amerika oder Ausland Verwandte hatten, waren glücklicher daran, denn
diese ließen ihnen Pakete mit Kleidungsstücken, Kaffee, Kakao und dergleichen zukommen.
Auch die kirchlichen Hilfsverbände erhielten aus Amerika "Carepakete" (Liebespakete), die
an Bedürftige verteilt wurden.
Textilien, Lederwaren, Eisenwaren und dergl. stiegen im Preise so hoch, daß der gemeine
Mann sie nicht mehr kaufen konnte. Auf dem "Schwarzen Markt" oder "Hintenherum" war
natürlich noch manches zu haben, wer Eier, Butter und Speck anbot.
Weil zuviel Zahlungsmittel im Umlauf seien, so meinte man, müsse das Geld entwertet
werden. Am 20 Juni 1948 kam die Entwertung.
Die gesamten Bargelder, Spar- und Bankguthaben und Lebensversicherungsgelder verfielen
der Abwertung im Verhältnis 10:1. Die fleißigen Sparer waren wieder einmal die
Leidtragenden. Jetzt wird nicht mehr gespart, so pflegten viele zu sagen.
Ein Trost, Preise blieben bestehen, Löhne, Gehälter und Renten auch.
Trostlos war der Bahnverkehr nach Beendigung der Feindseligkeiten für die Bevölkerung.
Anfänglich fuhren nur Güterzüge mit Holz, Kohlen und Schrott. Wer von der bürgerlichen
Bevölkerung aus Notreisen mußte, dem blieb es nicht erspart, oben auf dem beladenen,
offenen Wagen Platz zu nehmen, obwohl er hier dem Wind und Wetter erbarmungslos
ausgesetzt war.
Als man später wieder Personenzüge einsetzte, war das Reisen mit der Bahn beinahe noch
gefährlicher.
Die Abteile waren derartig überfüllt, daß buchstäblich kein Mensch oder Gepäckstück
hineingepfropft werden konnte. Auf den Wagendächern lagen und saßen die Menschen,
zwischen den Wagen, auf Puffern standen sie, dicht gedrängt saßen sie auf den Trittbrettern.
Man war starr, das Haar sträubte sich und die Stimme versagte, wenn man solches sah.
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Unsere Gefallenen
----------------Landw. Arbeiter Erwin Fenzl
Zimmermann Wilhelm Warnecke
Hoferbe
Hermann Riggert
Hoferbe
Heinrich Cohrs
Kaufmann
Hermann Cohrs
Tischler
Martin Hachmeister
Maurer
Heini Claßen
Zimmermann Heinrich Luhmann
Arbeiter
Wilhelm Brockmann
Müller
Willi Wesche
Bäckermeister Walter Puck
Haussohn
Hans Heinr. Schulenburg
Arbeiter
August Drögemüller
Arbeiter
Adolf Hesebeck
Arbeiter
Erich Licht
Hoferbe
Ernst August Kröger
Hoferbe
Walter Lindloff
Hofbesitzer Adolf Stolte
Haussohn
Wilhelm Cohrs
Stellmacher Johannes Drögemüller
(31)
(53)
(15)
(14)
(51)
(43)
(18)
(47)
(61)
( 7)
(50)
(19)
(17)
(40)
(44)
(10)
(20)
( 9)
(23)
(21)
12.8.41
27.3.42
16.4.42
5.5.42
23.6.42
28.12.42
19.2.43
7.9.43
27.1.44
21.3.44
25.4.44
3.7.44
19.8.44
12.11.44
12.11.44
4.2.45
12.3.45
3.45
13.5.45
21.10.45
in
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in
in
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in
in
in
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in
in
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
Torgau
Rußland
Rußland
Frankreich
Rußland
Rußland
Jugoslavien
Steinau/Schl.
Stettin
Jägersdorf
Berlin
Rußland
(19)
(17)
(50)
(62)
(18 )
( 5)
19.1.43
1.44
1.45
5.3.45
9.3.45
1.44
Rußland
Stalingrad
Crossen/Oder
Westpreußen
Heuerswerder
Vermißte
1
2
3
4
5
6
-------Hoferbe
Friedrich Schulenburg
Schmied
Walter Drögemüller
Tischler
Helmut Lehmann
Schneidermstr. Johannes Licht
Pächter
Heinrich Meier
Landw. Arb. Wilhelm Feyer
In Gefangenschaft waren
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Maurer
Wilhelm Lilje
Hofbesitzer Wilhelm Niemann
Haussohn
Karl-Heinz Alpers
Hoferbe
Hermann Hilmer
Hofbesitzer Harry Bauck
Hofbesitzer Adolf Riggert
Weichensteller Wilhelm Cohrs
Arbeiter
Wilhelm Wiswe
Bahnarbeiter Walter Wiswe
Maurer
Albert Schröder
Maurer
Walter Cohrs
Tischler
Ernst Munstermann
Maurer
Wilhelm Cohrs
Maurer
Walter Cohrs
Zimmermann Erich Schröder
( 3)
( 4)
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( 6)
(12)
(15)
(23)
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(18)
(33)
(46)
(51)
(51)
(56)
13.2.45 - 09.09.45
08.3.44 - 15.11.49
04.45 -18.12.47
13.3.45 - 03.11.45
18.9.44 - 21.12.47
01.9.44 - 15.8.45
19.5.45 - 08.12.46
04.9.44 - 02.1.46
08.5.45 – 01.9.45
04.6.44 - 01.11.47
26.6.44 - 04.4.49
03.43 - 01.12.45
08.5.45 - 10.11.45
14.9.44 - 31.5.48
04.6.45 - 29.11.46
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
England
Rußland
Jugoslav.
amer.Fr.
amer.Fr.
Amerika
Rußland
Rußland
Rußland
Rußland
amer.Gef.
Die übrigen Kriegsteilnehmer:
1
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5
6
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8
9
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38
39
Arbeiter
Mühlenbesitzer
Schlosser
Tischlermeister
Elektriker
Arbeiter
Hofbesitzer
Haussohn
Arbeiter
Buchhalter
Klempnermeister
Hofbesitzer
Arbeiter
Hofbesitzer
Maurer
Arbeiter
Haussohn
Arbeiter
Schmiedemeister
Bauunternehmer
Maurer
Abbauer
Arbeiter
Wiesenbauer
Rektor
Maurer
Abbauer
Abbauer
Maurer
Maurer
Abbauer
Zimmermann
Maurer
Arbeiter Wilhelm
Schlosser
Maurer
Arbeiter
Heinrich Böhme
Heinrich Früchte
Johannes Wesche
Hermann Stolte
Albert Stolte
Hermann Schröder
Hermann Hilmer
Klaus-Günter Hilmer
Hermann Helmke
Walter Marquardt
Harry Heyer
Adolf Schulze
Herbert Hahn
Wilhelm Stolte
Wilhelm Schröder
Hugo Claßen
Walter Drögemüller
Helmut Seemann
Otto Hartig
Adolf Philipp
Walter Philipp
Wilhelm Cohrs
Wilfried Cohrs
Wilhelm Benthien
Heini Cohrs
Willi Licht
Hermann Drögemüller
Hans-Heinr. Hachmeister
Gustav Ripke
Hermann Brammer
Adolf Niemann
Hermann Bockelmann
Hermann Böttcher
Wilhelm Riggert
Ernst Warnecke
Drögemüller
Heini Dehrmann
Willi Stöckmann
Wilhelm Lucht
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(63)
Gesamtzahlen der Kriegsteilnehmer:
• Gefallene
20
• Vermisste
6
• In Gefangenschaft 15
• Zurückgekehrte
39
Gesamt
80
===
Das waren 80 Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Das Dorf war leer von
tatkräftigen Leuten.