Landwirtschaftskammer NRW Münster, 20.06.2016 Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Günter Klingenhagen Seitenzahl: 5 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Mais Nach den günstigen Wachstumsbedingungen der vergangenen Wochen haben weit entwickelte Bestände mittlerweile die Reihen geschlossen. Dabei sind deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Beständen in Abhängigkeit von Saattermin, Nährstoffversorgung und Sorte zu erkennen. Auf Standorten mit schwereren Böden sind einzelne Bestände zu finden, die im Wachstum deutlich zurück sind und auch blau‐violett zeichnen. In der Regel ist dies in schlechter Bodenstruktur und Staunässe bzw. Sauerstoffmangel im Wurzelbereich zu begründen. Oftmals sind Randbereiche im Vorgewende und an Feldeinfahrten besonders betroffen oder auch Spuren deutlich zu erkennen. Vielfach sind die Pflanzen hier schlecht bewurzelt, so dass die Bodennährstoffe nur schwer erschlossen werden können. Behandlungen mit Blattdüngern sind in der Regel teuer und wenig erfolgversprechend. Dort wo es sehr hohe Niederschläge gegeben hat und die Stickstoffdüngung u.U. knapp bemessen war, kann sofern der Mais erst ca. 30 cm Wuchshöhe zeigt, über eine N‐min‐Probe die N‐Versorgung noch einmal überprüft und gegebenenfalls nachgedüngt werden. Vor der neuen Ernte Lagerschädlingen vorbeugen Milde Winter begünstigen die Entwicklung von Lagerschädlingen. Dabei birgt Altgetreide eine besondere Gefahr. Auch wenn kein Befall zu sehen ist, können in den Körnern Eier der Lagerschädlinge abgelegt sein. Deshalb sollte altes und neues Getreide nicht gemeinsam gelagert werden. Relevante Schädlinge sind Kornkäfer, Getreideplattkäfer, Reismehlkäfer, Getreidemotte und Milben. Neben Altgetreide bieten Staubansammlungen den Schädlingen gute Unterschlupfmöglichkeiten. Entsprechend wichtig ist die Reinigung der Anlagen: Eine chemische Bekämpfung der Schädlinge in den Lagerräumen ist ebenfalls nur nach vorheriger Reinigung erfolgversprechend. Zugelassen für die Bekämpfung von Vorratsschädlingen in Leerräumen ist K‐Obiol EC 25. Es wird mit 60 ml auf 100 qm gespritzt. Je nach Oberfläche der Getreidesilos wird es in 5 – 10 l Wasser je 100 qm gelöst. Für glatte Oberflächen werden 5 l Wasser für raue Oberflächen 10 l Wasser benötigt. Kühlung: Die mit Abstand beste Möglichkeit der Schädlingskontrolle wird durch Kühlung des Getreides erreicht. Dabei gilt: Schüttkegel einebnen. Abstand der Kühlkanäle beim Flachlager: Bei Nutzung eines Kühlgerätes darf der Kanalabstand maximal so groß sein wie die Schütthöhe. Wird nur ein Belüftungsgebläse eingesetzt, sollte der Kanalabstand nicht größer als die halbe Schütthöhe sein. Luftdurchsatz: Bei einem Kühlgerät sind 10 m³ Luft pro Stunde je m³ Getreide notwendig. Bei einem Belüftungsgebläse sollten es mindestens 20 m³ Luft pro Stunde je m³ Getreide sein. Im Herbst sollte der Getreidestapel so weit wie möglich, in jedem Fall aber auf unter 15°C gekühlt werden. Mit einem Kühlgerät kann problemlos auf weniger als 10°C heruntergekühlt werden. Dadurch werden die Atmungsverluste weiter reduziert. Wichtig: je feuchter das Getreide, desto häufiger muss die Getreidetemperatur kontrolliert und bei Bedarf nachgekühlt werden! Belüftung: Optimal sind rel. Luftfeuchte < 60 % dabei sollte die Außentemperatur 5 °C unter der Temperatur der Getreidestapels liegen. Wird befallenes Getreide umgelagert kann es wie folgt behandelt werden: Behandlung mit geeigneten Spritzgeräten auf den Förderstrom. Geeignet sind z.B. Geräte zur Anwendung von Propionsäure. Zugelassen für diese Anwendung sind: 1. Actellic 50 (nicht bei Roggen, Mais oder Buchweizen): - mit 8 ml/t in mindestens 5 l Wasser/t 2. K‐Obinol EC 25 - mit 10 ml/t in 1 l Wasser/t (bis 6 Monate Schutzdauer) - mit 20 ml in 2 l Wasser /t (bis 12 Monate Schutzdauer) Kartoffeln ‐ hohes Kraut‐ und Nassfäulerisiko Durch die ergiebigen Niederschläge und die relativ warmen Temperaturen explodiert vielerorts der Krautfäulebefall. Häufig tritt Stängel‐ und Wipfelbefall auf, der nur sehr schwer bekämpfbar ist. Sobald ein Spritzfenster ohne Regen in Sicht ist, muss mit systemischen (Ridomil, Proxanil, Infinito, Epok, Fantic) oder lokalsystemischen Produkten (bevorzugt cymoxanilhaltig wie z.B. Tanos, Proxanil, Zetanil, Curzate, Carial Flex) in Kombination mit Sporiziden (Ranman Top, Shirlan, Banjo/Carneol, Nando, Terminus) in vollen Aufwandmengen behandelt werden. Stoppspritzungen, wenn möglich, in kurzen Abständen von 3 bis 4 Tagen mehrfach durchführen. Bei diesem hohen Gefährdungspotential können die systemischen Fungizide auch mehrmals hintereinander eingesetzt werden. Resistenzvermeidungsstrategien müssen in diesem Jahr in den Hintergrund rücken, jetzt muss gerettet werden was zu retten ist. Krautfäuleblattbefall: Typisch sind die schokoladenbraunen Flecken auf der Blattoberseite (Foto links) und der weiße Sporenrasen auf der Blattunterseite (Foto rechts) In diesem Jahr tritt häufig Wipfel‐ (Foto links) und Stängelbefall (Foto rechts) auf, Ursache latent infiziertes Pflanzgut. Die nasse Witterung führte zum Hochwachsen des Erregers im Stängel. Bitte auch in die Bestände schauen, damit ein Befall frühzeitig festgestellt wird. Ein zusätzliches Problem: die durch Krautfäule geschädigten Blätter werden von Botrytis überwachsen. (Fotos: Benker) Ein weiteres großes Problem ist die ebenfalls zurzeit explodierende Schwarzbeinigkeit durch die Nassfäuleerreger. Hier ist guter Rat teuer. Durch die vielerorts vorherrschende Staunässe faulen die Stauden reihenweise weg. Von der Empfehlung Kupferpräparate einzusetzen, sollte keine Wunder erwartet werden. In einem einjährigen Kammerversuch konnte die Schwarzbeinigkeit nach 3maliger Applikation von Funguran progress mit 2 kg/ha um durchschnittlich 26 % reduziert werden. Also eine gewisse Reduzierung ist sicherlich möglich, ein Stoppen des Befalls aber nicht. Kupfer wirkt nicht systemisch, kann also nicht den Nassfäuleerreger im Stängel oder in der Knolle erreichen. Bei größeren Befallsnestern mit Schwarzbeinigkeit durch Nassfäulen ist ein Abtöten des Befallsnestes mit Reglone sinnvoll, um zumindest die oberirdische Sporenausbreitung zu reduzieren. (Fotos: Benker) Zuckerrüben ‐ Bakterielle Blattflecken nicht bekämpfbar Nach Starkregenereignissen, wie z.B. die häufigen heftigen Gewitter, besteht die Gefahr, bakterielle Blattflecken (Pseudomonas syringae) mit pilzlichen Blattflecken, wie Cercospora zu verwechseln. Bakterien sind nicht bekämpfbar, aber auch nicht bekämpfungswürdig, da sich der Schaden normalerweise schnell auswächst. Auch Alternariaflecken treten dieses Jahr früh auf. Eine sichere Diagnose kann letztlich nur mit einer Lupe erfolgen, bei der die durch Pilze verursachten Schäden an ihren Sporen und Konidien zu erkennen sind. Bakterielle Blattflecken (Fotos C. Heinrichs) Cercospora Blattflecken Auf den Beobachtungsflächen des Pflanzenschutzdienstes werden nur sehr wenige kleine Blattlauskolonien gefunden. Sie sind auf keinen Fall bekämpfungswürdig. Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 50 % befallenen Pflanzen nach Reihenschluss. Mais ‐ Maiszünslerflug beobachten Der Maiszünsler überwintert als Larve in den Maisstoppeln. Ab Mitte Mai verpuppen sie sich und nach etwa 3‐4 Wochen schlüpfen die Falter. Diese fliegen anschließend zu Eiablage in die Maisbestände. Unsere Schlupftrichter zur Überwachung des Flughöhepunktes sind schon in Betrieb. Der optimale Bekämpfungstermin liegt um den Flughöhepunkt, die ersten fliegenden Falter können erfahrungsgemäß außer Acht gelassen werden. Maisstoppeln sind ein ideales Überwinterungsquartier für Maiszünslerlarven (Foto Dr. A. Dissemond) Geschützt im Stängel verpuppen sich die Larven ab Mitte Mai (Foto H. Sonderfeld‐Labey) Ab Ende Mai wurden die Stoppeln in Schlupftrichter gelegt Die schlüpfenden Falter fliegen zum Licht und werden in (Foto: Dr. A. Dissemond) den aufgesteckten Dosen gefangen (Foto: H. Sonderfeld‐ Labey) Die Zahlen aus den Schlupftrichtern werden im Internet unter www.isip.de Entscheidungshilfen > Mais > Maiszünsler regelmäßig aktualisiert.
© Copyright 2024 ExpyDoc