hr1-Zuspruch, Freitag, 24. Juni 2016 Pia Arnold-Rammé, Katholische Kirche Frankfurt Es gibt nur ein Rudi Völler “Es gibt nur ein Rudi Völler” - so sangen wir während der WM 2002. Die Deutschen waren wider Erwarten gegen Brasilien Vizeweltmeister geworden. Und alle priesen Rudi Völler, den Trainer, der die Mannschaft erst zwei Jahre zuvor in ziemlich desolaten Zustand übernommen hatte. Und sie dann zu einem solchen Erfolg geführt hat. Doch nur zwei Jahre später, 2004, bei der Europameisterschaft in Portugal: Da schied Deutschland schon in der Vorrunde aus. Und genau heute vor 12 Jahren trat er deshalb als Bundestrainer zurück. Vorbei war's mit dem einmaligen Rudi Völler. Ja, so schnell kann es gehen. Nur vier Jahre war er Bundestrainer. Aber wenn der Erfolg ausbleibt, dann ist das eben so, ein hartes Geschäft. Immerhin hat er selbst die Konsequenzen gezogen. Und ich denke, das spricht für ihn und könnte manchem als Beispiel dienen. Wie viel einfacher ist es, bei Misserfolg die Verantwortung, die Schuld bei anderen zu suchen? Das kann ich jeden Tag bei Wirtschaftsbossen oder Politikern beobachten. Viele kleben regelrecht an ihren Sesseln und können sich nicht eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht haben, dass sie die Verantwortung für Misswirtschaft und falsche Entscheidungen übernehmen müssen. Das ist ja auch gar nicht so einfach. Ich will ja nicht meinen Job verlieren, ich will Macht und Einfluss behalten, ich will nicht als Versager dastehen. Dabei muss es ja nicht immer um so grundsätzliche Fragen gehen. Das fängt ja auf der Arbeit oder zuhause auch schon bei kleineren Dingen an: Kann ich zugeben, dass ich einen Fehler gemacht habe? Dass ich etwas vergessen habe, dass ich etwas falsch geschrieben, gerechnet, geplant habe? Ich finde es nicht immer leicht zu sagen: oh das tut mir leid, da habe ich was falsch gemacht. Dabei kann es wirklich jedem passieren. Es geht dann einfacher, so finde ich, wenn ich sehe, dass andere auch nicht perfekt sind, dass sie auch was falsch machen und dazu stehen können. Dann komme ich mir nicht alleine als Versagerin vor. Unperfekte helfen mir, mein eigenes Unperfekt-sein besser zugeben und ertragen zu können. Und vielleicht ist das ja auch der Grund, warum Rudi Völler bis heute ziemlich beliebt ist – trotz des Misserfolgs bei der EM 2004.
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