Link_Lehrstellenforum ebnet Wege

Montag, 20. Juni 2016
Nr. 141/AZ 9001 St. Gallen
R e g i o n a l t e i l f ü r d a s g a n z e To g g e n b u r g u n d a m t l i c h e s P u b l i k a t i o n s o r g a n der Gemeinden Ebnat-Kappel, Nesslau, Wattwil und Wildhaus-Alt St. Johann
Aufbau für
Schwingfest
hat begonnen
WATTWIL. Unter der tatkräftigen
Leitung von Bauchef Urs Abderhalden hat der Aufbau für das
Nordostschweizer Schwingfest
(NOS) auf dem Wattwiler Grüenau-Areal begonnen.
In einem Kraftakt bauten 50
Helfer des Schwingklubs und des
Turnvereins Wattwil am Samstag
die vom Schwägalp-Bergfest
stammenden Tribünen für den
25./26. Juni auf, ohne trotz der
Bilder: Urs Huwyler
Die Tribünen stehen.
schwierigen Bodenverhältnisse
Landschaden zu hinterlassen.
«Wir
haben
unabhängig
des Mehraufwands zusätzliche
Massnahmen getroffen, um den
Boden zu schonen», führte der
gelernte Zimmermann Urs Abderhalden aus. OK-Mitglied und
Schulratspräsident Norbert Stieger lobte nach einem Augenschein denn auch die fachmännisch durchgeführten Arbeiten.
In den nächsten Tagen folgt
der Aufbau des Festzelts und der
gesamten Infrastruktur. «Wir
sind im Zeitplan und werden be-
Lehrstellenforum ebnet Wege
Das zweite Lehrstellenforum Toggenburg im BWZT Wattwil mit 70 Lehrbetrieben hat viele interessierte Jugendliche
und ihre Eltern angezogen. Gut besucht waren auch die Podien mit zusätzlichen Informationen und Tips.
CECILIA HESS-LOMBRISER
WATTWIL. Kurz bevor das Lehr-
Eltern
Wichtigste
Bezugspersonen
stellenforum Toggenburg am
Samstag öffnete, herrschte bei
den Ausstellenden gespannte Erwartung. Da und dort wurden
letzte Prospekte ausgelegt, Ausstellungsstücke zurechtgerückt,
sogar Häppchen hergebracht,
wo es um Berufe im Bereich
Ernährung ging. Die Tischmesse
war in erster Linie auf den Dialog
ausgerichtet. Ausbildnerinnen
und Ausbildner und Lernende
beantworteten Fragen, erklärten, zeigten Beispiele, fragten
ihrerseits. Es war eine gute Gelegenheit, Schwellen abzubauen
und ins Gespräch zu kommen.
Genügend Lehrstellen
Die Berufswahl ist eine Herausforderung für die Jugendlichen. Die gute Nachricht des
Tages: Der Lehrstellenmarkt hat
sich entspannt. Es hat mehr
Lehrstellen als Bewerber. In der
Aula, in den Gängen, in der
Turnhalle und in einzelnen Räumen waren die Aussteller verteilt. Den ganzen Samstagmorgen zirkulierten Jugendliche in
Gruppen oder mit ihren Eltern
durch die dichten Reihen. Eine
Mutter lud ihren Sohn ein, die
Broschüre durchzulesen und anzukreuzen, welche Berufe er sich
ansehen möchte. «Nein, ich
habe mich nicht auf diesen Anlass vorbereitet und ich habe
auch noch keine konkrete Vorstellung», sagte der Schüler der
ersten Oberstufenklasse. Sein
Berufswahlprozess beginnt erst
so richtig. Ein anderes MutterSohn-Paar hatte eine andere
Strategie. «Er weiss genau, was er
will, jetzt wollen wir zu den entsprechenden Firmen und erfahren, wie er sich bewerben soll»,
sagte die Mutter und der Sohn
Bild: Cecilia Hess-Lombriser
Immer mehr Frauen drängen in den Malerberuf. Eine Malerin informiert die Schülerin.
nickte mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Er hat bereits in
verschiedenen Betrieben geschnuppert. Es gab Eltern, die
ihre Begeisterung über das Lehrstellenforum im Gespräch mit
anderen ausdrückten. Ein Elternpaar fand die Angebote «bubenlastig». Ein Punkt, der wiederum zur Diskussion führte,
wie weit der Geschlechterunterschied bei Berufen noch herausgehoben werden soll.
Was sich herauskristallisierte:
Die Berufswahl ist individuell
und letztlich muss jeder und
jede zukünftige Lernende seinen
oder ihren Weg finden. Unterstützung gibt es genügend,
beispielsweise durch die Berufsund Laufbahnberatung Toggenburg. Was jedoch vor allem auch
an den drei Podien betont wur-
de: «Der Lehrstellensuchende
oder der Schnupperkandidat
muss selber anrufen und sein
Bewerbungsschreiben
selber
aufsetzen. Alles andere kommt
bei Lehrbetrieben nicht gut an.»
Und genau dies ist einer der
Knackpunkte, wie von Ausbildnern zu erfahren war. «Die Oberstufenschülerinnen und -schüler
sind teilweise schüchtern und
ungeübt im Umgang mit Erwachsenen und wir wissen das.»
Aus diesem Grund werden auch
Schreibfehler akzeptiert und da
und dort führen Lernende die
Schnuppernden in den Beruf
ein, weil der Altersunterschied
weniger gross und die Hemmung
zu fragen, kleiner ist. «Wir sind
auch nur Menschen», sagte eine
Verantwortliche beim Podium
«Rund ums Bewerben» und
machte damit bewusst, dass
Ängste fehl am Platz sind.
«Zeugnisse sind variabel»
Was an den Podien auch herauskam: Es gibt Erwartungen an
die Jugendlichen, wenn sie sich
bewerben und wenn sie zum
Schnuppern kommen. Dazu gehören nebst Pünktlichkeit, angepasster Kleidung und Benehmen
vor allem das Interesse und die
Neugier am Beruf. «Sie sollen
letztlich spüren, was der Beruf
für sie heisst, oder auch merken,
dass es nicht der richtige ist.»
Wie weiter zu erfahren war, sitzt
vielen die Befürchtung im Nacken, dass vor allem die Noten
bei einer Bewerbung zählen.
«Zeugnisse sind variabel», sagte
ein Ausbildner. Die Persönlichkeit des Jugendlichen zähle
Eines der drei Podien am
Lehrstellenforum richtete sich
an die Eltern. «Sie spielen die
wichtigste Rolle beim Berufswahlprozess», sagte Berufsund Laufbahnberaterin Ingrid
Hagen. Die Motivation sei der
Motor. Wenn er stottere, sei
das Umfeld, an erster Stelle
die Eltern, gefragt. Sie sollten
ermutigen und unterstützen.
Die Jugendlichen müssten
Fähigkeiten und Bedürfnisse
dem Ziel anpassen, sich genügend Informationen holen
und sich auch mal durchbeissen. Das Bildungssystem sei
durchlässig. Es stünden viele
Optionen offen, auch nach
der Erstausbildung. (hlo)
mehr. Diese zeige sich einerseits
im Begleitschreiben und andererseits beim Schnuppern. Auch
die Angst, zu spät zu sein, wurde
widerlegt. Auch jetzt noch würden Lehrverträge für den Sommer abgeschlossen. Bei der zweiten Auflage des Lehrstellenforums Toggenburg, getragen von
den Arbeitgeber- und Gewerbevereinigungen, der Berufs- und
Laufbahnberatung, dem BWZ,
den
Schulgemeinden
und
toggenburg.ch, wurde etwas
Wichtiges erreicht: Die Menschen hinter Firmennamen haben ein Gesicht bekommen und
es wurde spürbar, dass der persönliche Kontakt das A und O bei
der Berufswahl ist. Bereits jetzt
steht fest, dass es auch nächstes
Jahr ein Lehrstellenforum geben
wird.
Platz für Schwingfans.
reits am Samstag für das BuebeSchwingen bereit sein», ist der
Bauchef überzeugt und freut
sich über die erfreulichen Wetterprognosen. Bei den Speakern
dürften sich im speziellen Turm
königliche Gefühle einstellen.
Aufgebaut wurde ihr Reich mit
OK-Präsident Jörg Abderhalden
und Nöldi Forrer, der nicht wegen des speziellen Trainings verletzungsbedingt auf die Teilnahme am Schwarzsee-Bergfest verzichten musste. (uhu)
Vier Lenker
geben Ausweis ab
Am Freitag hat die
Kantonspolizei St. Gallen den
Durchgangsverkehr über den Ricken einer Geschwindigkeitskontrolle unterzogen. Zwischen
15.00 und 17.15 Uhr wurden bei
der Messstelle Hinterer Hummelwald 13 Übertretungen der
Höchstgeschwindigkeit festgestellt.
Vier Fahrer mussten ihren
Ausweis auf der Stelle abgeben. Sie fuhren alle mit einer
Geschwindigkeit
von
über
120 Stundenkilometern. (kapo)
RICKEN.
www.toggenburgertagblatt.ch
Neugierig und interessiert sein
Jugendliche tauchen bei der Berufswahl zum erstenmal in die Erwachsenenwelt ein. Cécile Ziegler, Leiterin Berufs- und
Laufbahnberatung Toggenburg, sagt am Rande des Lehrstellenforums, wie sie Unterstützung bekommen.
CECILIA HESS-LOMBRISER
Mit welchen Vorbereitungen sind
die Jugendlichen idealerweise ans
Lehrstellenforum gekommen?
Cécile Ziegler: Die Broschüre
zum Lehrstellenforum mit dem
Programm und allen Ausstellern
ist vorgängig an die ersten und
zweiten Klassen der Oberstufe
abgegeben worden. Teilweise
haben die Lehrpersonen das
Thema auf diesen Anlass hin
aufgenommen und die Jugendlichen konnten sich darauf vorbereiten, welche Berufe sie anschauen wollen. Ideal ist, wenn
auch zu Hause darüber gesprochen wurde. Der Anlass bietet
eine gute Möglichkeit, die Vielfalt der Lehrberufe im Toggenburg kennen zu lernen.
Wie können Kinder und Jugendliche heute ein Bild von einem Beruf bekommen? Es gibt Berufe, die
nicht so leicht nachvollziehbar
sind wie Bäcker oder Zimmermann.
Ziegler: Es stimmt, viele Berufe
sind im Alltag nicht mehr sichtbar. Es gibt die Möglichkeit, sich
bei uns im Berufs- und Informationszentrum BIZ und auf spezifischen Internetseiten zu informieren. Wir bieten auch individuelle Beratung an. Auch hier
am Lehrstellenforum können
neue Berufe entdeckt werden.
Während des Berufswahlunterrichts gibt es die Tagespraktika,
Betriebsbesichtigungen, den Besuch der OBA in St. Gallen. Erst
wenn sich Jugendliche über einen Beruf informiert haben, ist
es sinnvoll, zu schnuppern.
Zu welchem Zeitpunkt kommen
Jugendliche in die Berufsberatung?
Ziegler: In der zweiten Oberstufe
kommen die Schülerinnen und
Schüler klassenweise ins BIZ, es
gibt einen Elternabend und wir
sind regelmässig in den Schulhäusern präsent für Kurzgespräche. Die persönliche Beratung ist
individuell und nicht alle brau-
chen sie. Wir unterstützen gerne,
wo es nötig ist.
Wie helfen Sie konkret, wenn ein
Jugendlicher keine Ahnung hat, in
welche Richtung er sich bewegen
soll?
Ziegler: Der Kontakt im Schulhaus ist niederschwellig und
dort kann die Berufsberaterin
auch einladen, in die persönliche Beratung zu kommen. Wir
haben verschiedene Hilfsmittel,
um den Interessen auf die Spur
Bild: Cecilia Hess-Lombriser
Cécile Ziegler
Leiterin Berufs- und Laufbahnberatung Toggenburg
zu kommen. Der Dialog ist dabei
wichtig. Wir verbinden dann die
Interessen mit entsprechenden
Berufen und versuchen zusammen mit den Jugendlichen,
realistische Berufsideen zu erarbeiten. Danach sollen diese in
Tagespraktika und Schnupperlehren überprüft werden. Man
muss den Beruf wirklich erleben,
riechen und fühlen können.
Ist Ihnen bekannt, wie viele Schulabgänger im Toggenburg eine Lehrstelle finden?
Ziegler: Der grösste Teil der
Drittklassoberstufenschüler hat
eine Anschlusslösung gefunden.
Das Amt für Berufsbildung wird
die Zahlen in den nächsten Tagen kommunizieren.
Wie können Eltern ihre Kinder bei
der Berufsfindung unterstützen?
Ziegler: Die Eltern haben den
grössten Einfluss auf die Berufswahl. Es ist hilfreich, wenn sie
Interesse zeigen, ihre Kinder bei
konkreten Schritten unterstützen und je nach Situation zum
Dranbleiben motivieren und
aufmuntern.
Welche Einstellung braucht es von
den Jugendlichen, um die Herausforderung Berufswahl zu meistern?
Ziegler: Sie sollen neugierig und
interessiert sein. Die Berufswahl
ist eine Art Detektivarbeit. Offenheit, sich verschiedene Berufe anzuschauen, hilft dabei
herauszufinden, was ihnen liegt
und was nicht. Wichtig ist, den
Mut nicht zu verlieren, wenn die
Suche etwas länger dauert. Sie
sollen positiv an die Sache herangehen können, ohne Druck
und Angst; so sind die Antennen
offen. Die Berufswahl ist auch
eine grosse Chance. Nie sonst
hat man so viele Möglichkeiten,
einen Einblick in die Berufswelt
zu bekommen. Es ist toll, dass
die Betriebe dafür ihre Türen öffnen. Schnuppertage anzubieten
bedeutet immer auch Aufwand.