Geometrische Methoden zur Analyse dynamischer Systeme

Geometrische Methoden zur Analyse dynamischer
Systeme
Markus Schöberl
[email protected]
Institut für Regelungstechnik und Prozessautomatisierung
Johannes Kepler Universität Linz
KV Ausgewählte Kapitel der Regelungstheorie 2016
M. Schöberl
(regpro - JKU )
2016
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Teil III
Bündel, Jet-Mannigfaltigkeiten und Kovariante Ableitung
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Einführung
Eine gefaserte Mannigfaltigkeit ist ein Tripel (M , f , N ), wobei M
die totale Mannigfaltigkeit, N die Basismannigfaltigkeit und f eine
surjektive Submersion ist. Für q ∈ N ist f −1 (q) die Faser über q. Wir
bezeichnen gefaserte Mannigfaltigkeiten auch in der Form f : M → N .
Nun sei π : Y → X eine gefaserte Mannigfaltigkeit mit dim(X ) = m
und dim(Y ) − dim(X ) = l, dann kann man Koordinaten adaptiert an
die Faserung einführen, nämlich (x i ) für X und (x i , y α ) für Y mit
i = 1, . . . , m und den Faserkoordinaten y α mit α = 1, . . . , l.
Ein Bündel ist nun eine gefaserte Mannigfaltigkeit, bei der alle Fasern
diffeomorph zu einer sogenannten typischen Faser sind.
Koordinatenwechsel der Form
ȳ ᾱ = ϕᾱ (x , y) , x̄ ī = φī (x )
erhalten die Faserung und damit auch die Bündelstruktur.
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Tangentialstrukturen
Wir betrachten nun π : Y → X mit den Koordinaten (x i , y α ) für Y
und (x i ) für X .
Folgende Tangentialbündel können konstruiert werden:
T (X ) mit Koordinaten (x i , ẋ i ) und Vektorfeld v i (x )∂i
T (Y ) mit Koordinaten (x i , ẋ i , y α , ẏ α ) und Vektorfeld
v i (x , y)∂i + v α (x , y)∂α
Folgende Kotangentialbündel können konstruiert werden:
T ∗ (X ) mit Koordinaten (x i , ẋi ) und Kovektorfeld ωi (x )dx i
T ∗ (Y ) mit Koordinaten (x i , x˙i , y α , ẏα ) und Kovektorfeld
ωi (x , y)dx i + ωα (x , y)dy α
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Koordinatenwechsel
Wir betrachten einen Koordinatenwechsel der Form
ȳ ᾱ = ϕᾱ (x , y) , x̄ ī = φī (x )
und somit gilt
ȳ˙ ᾱ = ∂i ϕᾱ ẋ i + ∂α ϕᾱ ẏ α , x̄˙ ī = ∂i φī ẋ i
sowie
dȳ ᾱ = ∂i ϕᾱ dx i + ∂α ϕᾱ dy α , dx̄ ī = ∂i φī dx i
Man erhält folgende wichtige Beziehungen:
∂i → ∂i φī ∂ī + ∂i ϕᾱ ∂ᾱ ,
∂α → ∂α ϕᾱ ∂ᾱ
(1)
und
dy α → ∂ᾱ ϕ̂α (dȳ ᾱ − ∂i ϕᾱ ∂ī φ̂i dx̄ ī ) , dx i = ∂ī φ̂i dx̄ ī
Anmerkung: Es gilt x i = φ̂i (x̄ ) und (∂ī φ̂i )−1 = ∂i φī ◦ φ̂, Dies folgt aus
φ ◦ φ̂ = idx̄ und der Kettenregel.
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Subbündel von T (Y ) und T ∗(Y )
Tangentialvektoren die tangential an die Fasern von π : Y → X sind,
nennt man vertikal.
Sie bilden das sogenannte vertikale Tangentialbündel V (Y ). Für
vertikale Vektoren gilt ẋ i = 0. Somit sind sie von der Form
v α (x , y)∂α
und wegen dem zweiten Ausdruck in (1) bildet das vertikale Bündel ein
Unterbündel von T (Y ). Nun gilt aber
T (Y ) = V (Y ) ⊕ H (Y )
wobei zu beachten ist, dass es keine kanonische Wahl für H (Y ) gibt
(dies zeigt der erste Ausdruck (1)). Wählt man H (Y ), dann führt das
auf einen sogenannten Zusammenhang (connection).
Eine ähnliche Überlegung kann man für T ∗ (Y ) = H ∗ (Y ) ⊕ V ∗ (Y )
anstellen, wobei hier der horizontale Anteil H ∗ (Y ) kanonisch ist.
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Zusammenhang I
Ein Zusammenhang auf π : Y → X ist nun eine Abbildung
Γ : Y × T (X ) → T (Y ). Diese Abbildung kann man auch durch den
Tensor
Γ = dx i ⊗ (∂i + Γαi ∂α )
beschreiben, mit Γαi ∈ C ∞ (Y ) den Komponenten des Zusammenhang.
Nun gilt
v = v i ∂i + v α ∂α = v i (∂i + Γαi ∂α ) + (v α − Γαi v i )∂α
wobei der horizontale Teil aus v ⌋Γ folgt.
Des weiteren erhält man
ω = ωi dx i + ωα dy α = (ωi + ωα Γαi )dx i + ωα (dy α − Γαi dx i )
wobei hier ein ebenfalls mit Γ bezeichneter Tensor
Γ = (dy α − Γαi dx i ) ⊗ ∂α Verwendung findet und aus Γ⌋ω der Anteil aus
V ∗ (Y ) (vertikal) folgt.
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Zusammenhang II
Transformationsverhalten von
Γ = dx i ⊗ (∂i + Γαi ∂α )
bezüglich
ȳ ᾱ = ϕᾱ (x , y) , x̄ ī = φī (x )
Wie bereits gezeigt gilt:
∂i → ∂i φī ∂ī + ∂i ϕᾱ ∂ᾱ ,
∂α → ∂α ϕᾱ ∂ᾱ , dx i = ∂ī φ̂i dx̄ ī
und somit
Γ = ∂ī φ̂i dx̄ ī ⊗ (∂i φī ∂ī + ∂i ϕᾱ ∂ᾱ + Γαi ∂α ϕᾱ ∂ᾱ )
bzw.
Γ = dx̄ ī ⊗ (∂ī + ∂ī φ̂i ∂i ϕᾱ + Γαi ∂α ϕᾱ ∂ᾱ )
Daraus folgt ein affines Transformationsgesetz der Form
Γ̄ᾱī = ∂ī φ̂i ∂i ϕᾱ + Γαi ∂α ϕᾱ
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Jet-Mannigfaltigkeit I
Ein Schnitt eines Bündels π : Y → X ist nun eine Abbildung
σ : X → Y , sodass π ◦ σ = idX gilt also
σ : (x i ) → (x i , σ α (x ))
Wir betrachten nun zwei Schnitte σ und ρ. Wenn für ein x ∈ X
σ(x ) = ρ(x ) , ∂i σ(x ) = ∂i ρ(x )
gilt, es stimmen also die Funktionswerte und die ersten partiellen
Ableitungen überein, nennt man die Schnitte 1−äquivalent und
bezeichnet die Äquivalenzklasse mit jx1 (σ).
Die erste Jet-Mannigfaltigkeit J 1 (Y ) gewinnt man nun aus
J 1 (Y ) = ∪ jx1 (σ)
x ∈X
wobei die adaptierten Koordinaten zu (x i , y α , yiα ) folgen.
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Jet-Mannigfaltigkeit II
Man gewinnt nun folgende gefaserte Mannigfaltigkeiten (Bündel)
π01 : J 1 (Y ) → Y , π 1 : J 1 (Y ) → X
Betrachten wir einen Koordinatenwechsel der Form
ȳ ᾱ = ϕᾱ (x , y) , x̄ ī = φī (x )
so gilt für die Jet-Variablen (Ableitungvariablen) yiα
ȳīᾱ = (∂i ϕᾱ + ∂α ϕᾱ yiα )∂ī φ̂i
Dieses Transformationsverhalten ist affin!
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Kovariante Ableitung
Das kovariante Differential ist definiert als
DΓ = (yiα − Γαi )dx i ⊗ ∂α
und die kovariante Ableitung eines Schnitts s : X → Y folgt zu
∇Γ (s) = (∂i s α − Γαi ◦ s)dx i ⊗ ∂α
Die kovariante Ableitung in Richtung eines Vektorfelds v ∈ T (X )
ergibt sich zu
v ⌋∇Γ (s) = v i (∂i s α − Γαi ◦ s)∂α
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Ein erstes triviales Beispiel
Wir betrachten ein Bündel π : Y → X mit Koordinate x für X und
x , y für Y . Also dim(X ) = 1 und dim(Y ) = 2. Der Zusammenhang sei
trivial, also
Γ = dx ⊗ ∂x
die Koeffizienten des Zusammenhangs sind 0. Des weiteren betrachten
wir einen Schnitt y = σ(x ) = 7, also eine konstante Funktion.
Der Koordinatenwechsel
ȳ = y + 3x , x̄ = x
führt zu
ȳ = σ̄(x̄ ) = 7 + 3x̄
Γ̄ = dx̄ ⊗ (∂x̄ + 3∂ȳ )
Die partiellen Ableitungen ∂x σ = 0 und ∂x̄ σ̄ = 3 stimmen nicht
überein, aber die kovarianten tun es!
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