Nicht lustig! - BookLan Store

Teil 22
Das große Treffen
Seiten 24/25
MONTAG, 13. JUNI 2016
NRW
112
Blick ins Entwicklungslabor
Tim Cook muss bei Apple so einiges renovieren.
Weit vorne: die Spracherkennung Siri Internet, Seiten 26/27
1 EURO
Mann erschießt
50 Menschen in
US-Nachtklub
NACHRICHTEN
Nicht lustig!
POLITIK
„Euer Europa ist
nicht unser Europa“
Irre Fans und üble Krawalle überschatten den Auftakt
der Fußball-EM in Frankreich. Ein Mann muss
reanimiert werden, Dutzende werden verletzt.
Was ein rauschendes Fest werden sollte, entwickelt
sich zur lebensgefährlichen Hooligan-Party. England
und Russland droht der Ausschluss Seiten 2/3
Claudia Roth wünscht sich ein
Signal gegen Rechts und möchte
den Papst besuchen dürfen, ohne
dass sich jemand wundert.
Interview auf Seite 4
KULTUR
Die Mauer in den
Augen der Grenzer
DDR-Grenzsoldaten haben vor
50 Jahren die Mauer von Osten
fotografiert. Die bedrückenden
Bilder in körnigem Schwarz-Weiß
sind erstmals zu sehen. Seite 8
WISSEN
Das Welterbe
ist gefährdet
Der Klimawandel greift in bedrohlichem Ausmaß die wertvollsten Stätten der Menschheit
an. Nicht nur in der Dritten
Welt, auch in Europa. Seite 28
IM INTERNET
Tweets des Tages
Awful to wake up to the news of
such unimaginable violence. My heart
extends to the victims families.
ELIJAH WOOD
Sehen wir es positiv. Der Sohn hat
sich erstmals selbst eingecremt. Und
zukünftig benutzt er dafür bestimmt
auch nicht mehr den Prittstift.
MARLENEHELLENE
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Polizei unteruscht
Terror- Verbindung
eim schwersten Mordanschlag durch einen
Einzeltäter in der Geschichte der USA sind in Orlando (Florida) 50 Menschen
ums Leben gekommen und 53
verletzt worden. Sie sind teils
noch in Lebensgefahr. Der Angreifer, nach übereinstimmenden Medienberichten der 29jährige Omar Mateen, betrat
mit einem Schnellfeuergewehr und einer Handfeuerwaffe gegen zwei Uhr am
Sonntagmorgen den von Homosexuellen frequentierten
Klub „Pulse“, in dem sich zu
diesem Zeitpunkt etwa 320
Menschen befanden, und eröffnete das Feuer.
Das Motiv des Täters war
zunächst unklar. Die Ermittler
untersuchen auch einen terroristischen Hintergrund. Zwei
Fernsehsender berichteten, er
habe sich vor der Tat be der
Notrufnummer 911 zum Islamischen Staat bekannt. Bestätigt wurde dies jedoch nicht.
Der Schütze wurde etwa drei
Stunden nach Beginn der Tragödie in einem Feuergefecht
mit Polizisten getötet. Er hatte
der Polizei zufolge zuvor zahlreiche Geiseln genommen.
Omar Mateen war ein im
Staat New York geborener
Sohn afghanischer Einwanderer. Er hatte zuletzt in Port St.
Lucie gelebt, das liegt etwa 170
Kilometer südöstlich von Orlando. Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht
an ein religiöses Motiv. Er berichtete, sein Sohn sei einmal
extrem ärgerlich geworden,
als sich zwei Männer in der
Öffentlichkeit geküsst hatten.
Offenbar war Mateen auch gewalttätig. Seine geschiedene
Frau berichtete der „Washington Post“ über ständige Schläge und Missbrauch.
In Orlando und dem
County wurde der Ausnahmezustand erklärt. Die Polizei suchte die Gegend um
das Lokal nach Bomben ab.
B
Letzte Seite
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
DIE WELT KOMPAKT
Fußball als Vorwand
Brutale Ausschreitungen von Hooligans in Marseilles Hafen
und Stadion überschatten den Auftakt der EM
D
er Schrecken hat
die
Europameisterschaft fest umklammert.
Blaulicht,
Tränengas
und Wasserwerfer schrieben am
Wochenende die Schlagzeilen im
Süden Frankreichs – keine Dribblings, Tricks und schönen Tore.
Rohe Gewalt herrschte im Kneipenviertel im alten Hafen von
Marseille. Die Partie zwischen
England und Russland, von den
Organisatoren im Vorfeld als
Hochsicherheitsspiel eingestuft,
von Experten als fußballerischer
Leckerbissen, war geprägt von einer nie da gewesenen Brutalität
unter den Anhängern.
VON LUTZ WÖCKENER
AUS MARSEILLE
Wer die Volksfeststimmung im
Stadion erleben durfte, mag das
Grauen, das am Donnerstag und
Freitag begann und am späten
Samstagnachmittag seinen traurigen Höhepunkt fand, nicht
glauben.
Die
Mannschaften
trennten sich 1:1, der Verlierer an
diesem zweiten EM-Tag aber war
der Fußball. Jagdszenen und Straßenschlachten Tausender Hooligans in Marseille. 1600 Polizisten
bekamen die Situation in den engen Gassen der Altstadt nicht in
den Griff, zu unübersichtlich war
die Lage. Hatte die Polizei einen
Brandherd gelöscht, brach an einer anderen Ecke ein neuer aus.
Händler wurden gebeten, Türen
und Terrassen zu schließen. Der
Boden war bald mit Dosen und
Glasscherben übersät, später an
zahlreichen Stellen auch mit Blut.
Zehn Menschen wurden zunächst
festgenommen (darunter ein
Deutscher), mindestens 35 Menschen verletzt. Vier davon schwer,
wie der Polizeipräfekt von Marseille, Laurent Nuñez, sagte. Einer
so schwer, dass er auf offener Straße wiederbelebt werden musste.
Eine Gruppe russischer Hooligans
hatte ihn zu Boden gerissen, ge-
schlagen und getreten. Ein junger
Mann mit weißem Shirt und blauem Hut, so zeigten es Videoaufnahmen, war dabei besonders brutal. Er trat den hilflosen Engländer
noch, als der sich nicht mehr bewegte. Und zwar direkt auf den
Kopf. Erst das Tränengas der Polizei ließ ihn davoneilen.
Stunden später setzte sich die
unfassbare Gewalt im Stadion
fort: Die Stimmung war zunächst
prächtig. Fans beider Lager sangen, tanzten, feuerten ihre Teams
an. Gegen Ende der Partie gibt es
wieder Ausschreitungen. Während der schwer verletzte und reanimierte Engländer im Krankenhaus in Lebensgefahr schwebte,
trat der junge russische Hooligan
offenbar erneut zu, wie TV-Aufnahmen zeigten. Nur das Shirt
hatte er noch gewechselt. Vielleicht hatte er Blutflecken daran.
Die Eintrittskarten sind personifiziert. Der Polizei sollte es gelingen, den Mann ausfindig zu
machen. Er zählt nun zu den
meist gesuchten „Fans“ dieser
kontinentalen Titelkämpfe, die
am Freitag so fröhlich mit der Eröffnung in Paris begonnen hatten. In Marseille dagegen setzte
die Polizei bei den Krawallen am
alten Hafen wie auch an den beiden Vortagen immer wieder Tränengas ein, um die Hooligans
auseinanderzutreiben. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Anhänger beider Teams mit großer
Brutalität mit Stühlen, Metallstangen und anderen Gegenständen aufeinander losgingen.
Bereits am Donnerstag und
Freitag war es mehrfach zu Zusammenstößen mit englischen
Fans in Marseille gekommen (wie
die „Welt“ berichtete). Die Polizei setzte auch dabei jeweils Tränengas ein. Kevin Miles, Chef der
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Deutsche Randalierer in Lille
Vor dem deutschen Auftaktspiel bei der Fußball-Europameisterschaft gegen die
Ukraine ist es am Sonntag zu
Ausschreitungen im Stadtzentrum von Lille gekommen.
Mehr als 50 deutsche Hooligans griffen dabei gegen
17.30 Uhr in der Nähe des
Bahnhofs ukrainische Fans
an. Das bestätigte Volker
Goll, stellvertretender Leiter
der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS). „Die französische Polizei hat sehr spät
eingegriffen“, sagte Goll. Die
KOS begleitet die deutschen
Fans in Frankreich. Die deutsche Polizeidelegation, die mit
acht szenekundigen Beamten
vor Ort ist, gab an, dass die
Situation nicht ansatzweise
mit den jüngsten Ausschreitungen in Marseille vergleichbar sei. Dort hatten in den
vergangenen Tagen immer
wieder russische und englische Hooligans für Jagdszenen gesorgt, ein Engländer
schwebt nach den Vorfällen in
Lebensgefahr.
In Lille flogen am Sonntag
nach Augenzeugenberichten
vor den Straßencafés Flaschen, Stühle und Rauchbomben. Auch rechtsradikale
Parolen sollen skandiert worden sein, zudem wurde eine
Reichskriegsflagge gezeigt.
Angeblich befinden sich rund
150 polizeibekannte Gewalttäter aus Deutschland in Lille.
englischen Fanvereinigung, sagte
am Samstag dem englischen Sender Sky Sport News, es gehe um
eine Minderheit der Fans. „Die
große Mehrheit hat eine großartige Zeit, sie sind laut, haben eine
Party und genießen das tolle Wetter.“ Miles sieht englische Fans
auch als Opfer von Attacken. „Es
waren Gruppen von Einheimischen und Gruppen von Russen,
die hierherkommen und die Gewalt gestartet haben“, sagte Miles. Einige Engländer hätten sich
verteidigt. Auch Alkohol spiele
dabei eine Rolle. „Es gibt englische Fans, die deutlich zu viel getrunken haben und nicht wissen,
wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen.“
Randale englischer Fans hatte
es ebenfalls in Marseille während
der Weltmeisterschaft 1998 gegeben. Damals hatten sich zumeist
betrunkene Anhänger der Three
Lions über zwei Tage heftige Auseinandersetzungen mit einheimischen Jugendlichen und tunesischen Fans geliefert. Dutzende
Menschen wurden verletzt.
Die neuerlichen Ausschreitungen 18 Jahre nach dem Weltturnier, bei dem deutsche Hooligans
in Lens den Gendarmen Daniel
Nivel so brutal niedergeschlagen
hatten, dass dieser bis heute behindert ist, sorgten für Entsetzen
und Fassungslosigkeit. „EuroHooligan-Schande.
Russische
Schläger attackieren englische
Fans nach dem 1:1 in Marseille auf
der Tribüne“, schrieb die „Sun“
gestern. „Die Fans der Three Lions
klettern verzweifelt über die Zäune, um den russischen Hooligans
zu entkommen. Doch vor dem Stadion geht der Ärger weiter. Auch
Frauen und Kinder sollen angegriffen worden sein, als sich die
Russen ihren Weg bahnten.“
Betroffen war offenbar auch
die Ehefrau des englischen Nationalstürmers Jamie Vardy. Der
„Telegraph“ zeigte ein Bild, wie
Rebekah Vardy mit einem Kleidungsstück vor dem Gesicht vor
den
Auseinandersetzungen
flüchtet. „Das gehört zu den
schlimmsten Erfahrungen überhaupt bei einem Auswärtsspiel!
Unbegründet mit Tränengas
eingenebelt, eingesperrt und
wie Tiere behandelt! Schockierend!“, twitterte Rebekah Vardy,
33, hinterher.
MONTAG, 13. JUNI 2016
AFP/ JEAN CHRISTOPHE MAGNENET
2 THEMA DES TAGES
Organisatoren haben die Hooligans fahrlässig unterschätzt
er Schock beim EM-Gastgeber saß tief. In großen
Lettern schrie die Titelseite der „L’Équipe“, Frankreichs
großer Sporttageszeitung und in
diesen Tagen so etwas wie das
Zentralorgan des Turniers: „Die
Schande!“
D
VON SIMON PAUSCH
Abgebildet sind die Hooliganschlachten in den Straßen von
Marseille sowie im Stade Vélodrome, wo es nach der Partie zwischen Russland und England zu
einem Blocksturm gekommen
war. Die Bilanz des Schreckens:
mehr als 30 Verletzte. Viel war im
Vorfeld des Turniers über die Gefahr durch terroristische Anschläge diskutiert worden, die Erhöhung des Sicherheitsetats auf
24 Millionen Euro diente vor allem dazu, die Stadien vor Selbstmordattentätern zu schützen.
Das Risiko von Hooliganausschreitungen wurde dabei offenbar massiv unterschätzt. „Die Gefahr durch Hooligans ist bei diesem Turnier sekundär verglichen
mit der Terrorbedrohung. Wir
dürfen sie nicht vernachlässigen,
aber das ist nicht das, wovor wir
uns am meisten fürchten“, hatte
OK-Chef Jacques Lambert im Dezember gesagt: „Wir können
nicht die Wege der Fans zwischen
den einzelnen Spielen verfolgen.“
Am Samstagabend saß er auf der
Ehrentribüne und wurde Zeuge
der schlimmsten Ausschreitungen bei einem Turnier seit vielen
Jahren. Seine Worte müssen
Lambert wie Hohn vorkommen.
Wenige Stunden nach dem
Schlusspfiff der Partie, deren Begleitumstände
die
spanische
Sportzeitung „AS“ auf ihrer Titelseite als „Die Rückkehr der Barbarei“ bezeichnete, kündigte die Ue-
fa ein Disziplinarverfahren gegen
den russischen und englischen
Verband an. Der Vorwurf: störende Zwischenfälle auf der Tribüne,
rassistisches Verhalten und der
Einsatz von Pyrotechnik. Laut
Statuten sind die Landesverbände,
die vom Exekutivkomitee der Uefa
am Sonntag verwarnt wurden, für
das Verhalten ihrer Fans verantwortlich und können entsprechend haftbar gemacht werden.
Die Skala der Sanktionen
reicht dabei von Geldstrafen über
einen Punktabzug in der nächsten Qualifikationsrunde bis hin
zu einer Zuschaueraussperrung.
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Sogar ein Turnierausschluss ist
möglich, gilt allerdings als sehr
unwahrscheinlich. Am Dienstag,
14. Juni, soll ein Urteil fallen. Witali Mutko, Russlands Sportminister, der die Partie ebenfalls im
Stadion verfolgt hatte, kritisierte
anschließend die mangelhaften
Sicherheitsvorkehrungen:
„Es
gab keine Barrieren, keine Netze.
Solche Spiele müssen gut organisiert und die Fanlager getrennt
werden.“ Der englische Verband
verurteilte die Szenen scharf und
rief die Behörden auf, die Übeltäter schnell zu identifizieren.
Schon beim vergangenen EM-
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
DIE WELT KOMPAKT
THEMA DES TAGES 3
MONTAG, 13. JUNI 2016
„Wir können nicht alle Störer
in Deutschland festsetzen"
Experte Jürgen Lankes über die Ausschreitungen
in Marseille und Probleme bei der Überwachung
elbst Jürgen Lankes saß
fassungslos vor dem
Fernseher, als er die Ausschreitungen in Frankreich sah,
auch wenn er sich mit Fanrandalen auskennt. Der Polizeidirektor ist Leiter der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze
(ZIS), dort werden sämtliche
Daten über Hooligans und andere Fußballstörer gesammelt und
ausgewertet. Auch in Frankreich
sind seine Männer im Einsatz.
S
VON LARS WALLRODT
AP
DPA/ DANIEL DAL ZENNARO
REUTERS/ EDDIE KEOGH
Randale mitten in Marseille:
Englische Hooligans prügeln
sich auf den Straßen mit
russischen Fans. Flaschen
fliegen durch die Luft (oben),
dutzende Fans werden
schwer verletzt (links). Die
Polizei versucht mit einem
massiven Aufgebot die Lage
in den Griff zu bekommen
(unten Mitte) – ein Polizist
reanimiert einen Fan (unten
rechts). Auf der Tribüne im
Stadion geht die Prügelei
weiter. Nach dem Mann mit
dem blauen Hut (rechtes
Foto, Mitte) wird gefahndet
Turnier in Polen und der Ukraine
war der russische Verband zu einer Geldstrafe in Höhe von
30.000 Euro verdonnert worden,
nachdem Anhänger den dunkelhäutigen Tschechen Theodor Gebre Selassie mit rassistischen Rufen beleidigt hatten. Beim gleichen Turnier war es beim Vorrundenspiel zwischen Polen und
Russland zu Auseinandersetzungen im Stadion von Warschau gekommen. Der russische Verband
musste anschließend 120.000 Euro Geldstrafe zahlen, anfangs hatte die Uefa sogar einen Punktabzug gefordert.
Auch bei den französischen Behörden läuft die Aufarbeitung der
Ereignisse der vergangenen drei
Tage. Antoine Boutonnet, Chef
der nationalen Anti-HooliganKommission, war – etwas überraschend – zufrieden mit der Arbeit
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der Sicherheitskräfte in Marseille. „Hätten sie nicht so viele
proaktive Maßnahmen ergriffen,
vor allem gegen Fans mit Stadionverbot, wäre die Lage extrem
kompliziert geworden. Von einem
Versagen kann keine Rede sein.“
Nur einmal sei es ihnen nicht
gelungen, die beiden Gruppen
voneinander zu separieren: „Als
dann 300 russische Hooligans auf
die Engländer losgestürmt sind,
haben die Sicherheitskräfte sofort
eingegriffen.“ Mit Blick auf künftige Turniere forderte der Franzose
eine länderübergreifende Kooperation und einheitliche Regelungen.
wurde fast nur über die Terrorgefahr gesprochen, aber – anders als bei vorherigen Turnieren – kaum über Hooligans.
Ein Fehler?
JÜRGEN LANKES: Das Terrorthema hat medial sicher viele andere Themen überlagert. Allerdings sind wir seit über einem
Jahr mit den französischen Sicherheitsbehörden und unserem
europäischen Netzwerk dabei,
diese EM vorzubereiten. Das
Thema „Fußballstörer“, wozu
wir ja nicht nur Hooligans zählen, wurde schon sehr intensiv
vorbereitet. Da gab es keine Vernachlässigung, aber wir versuchen natürlich, es im
Vorfeld nicht medial
groß aufzubereiten.
Damit haben wir erst
kurz vor der EM begonnen.
In Marseille fielen englische
und russische Hooligans ein.
Arbeiten dort die Behörden
auch so gewissenhaft wie in
Deutschland?
Aus meiner Sicht bereiten sich
auch die anderen Länder professionell vor. Auch wir können
ja nicht verhindern, dass deutsche Fußballstörer in Frankreich einreisen. Es ist schwer
einzuschätzen, wie groß der
Kern der Störer in Marseille
wirklich war. Oft reicht ja ein
kleiner Personenkreis aus, der
die anderen anstachelt. Darum
unterscheiden wir in
Deutschland ja zwischen der Kategorie
A, den harmlosen
Fans, der Kategorie B,
bei denen es situativ
abhängig ist, ob sie
Aber kaum hat die
sich an Störungen beEM begonnen, kam
teiligen. Da spielen
es in Marseille zu
gruppendynamische
schweren Ausschrei- Jürgen Lankes
Prozesse eine Rolle,
tungen …
oft in Verbindung mit
Aus persönlicher Sicht finde ich Alkohol. Zur Kategorie C zählen
das natürlich erschreckend. Die wir Fans, für die AusschreitunBilder von dort zeigen ja in der gen im Mittelpunkt ihres HanTat eine enthemmte Gewaltbe- delns stehen.
reitschaft, die einen nur schockieren kann. Als Polizeibeamter Aber in Marseille schienen es
allerdings weiß ich, dass sich Ri- mehrere Hundert Fans zu sein,
siken für so etwas immer nur die sich prügelten.
einschränken, aber nie ganz aus- Natürlich gab es größere grupschalten lassen. Im europäi- pendynamische Auseinandersetschen Raum können wir uns ja zungen. Von Deutschland aus ist
relativ frei bewegen, darum sind es aber schwer einzuschätzen,
Reisebewegungen von Störern wie viele Gewalttäter tatsächlich
schwer zu kontrollieren. Alle Be- aktiv waren. Zu sehen war ja zuteiligten dürften nun noch stär- mindest, dass es eine massive
ker sensibilisiert sein für die Polizeipräsenz gegeben hat.
Problematik.
Haben Sie Informationen daSind die fehlenden Grenzkon- rüber, ob deutsche Kategorietrollen innerhalb der EU nach- C-Täter sich in Frankreich aufhalten?
teilig für Ihre Arbeit?
Nein, das ist europäische Reali- Das können wir nicht ausschlietät, die begrüßenswert ist. Unse- ßen, und es ist zu erwarten, dass
re Arbeit beginnt ja auch schon deutsche Störer nach Frankreich
deutlich vor einem Grenzüber- reisen und an Spielorten auftauchen. Wir können ja nicht alle
tritt eines Störers.
bekannten Störer in DeutschWie können deutsche Hooligans land festsetzen. Darum sind wir
davon abgehalten werden, in präsent vor Ort, identifizieren
Frankreich Randale zu machen? diese Störer und behalten sie –
Es gibt da eine Vielzahl von poli- gemeinsam mit den französizeilichen Präventivmaßnahmen, schen Kollegen – im Blick.
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DW/ GUILLAUME HORCAJUELO
DPA/ DANIEL DAL ZENNARO
DIE WELT: Vor dem EM-Start
so wurden in Einzelfällen Meldeauflagen und Ausreiseverbote
verhängt. Zudem weisen wir uns
bekannte Störer schon im Vorfeld darauf hin, dass wir sie im
Blick haben werden, wenn sie
sich nach Frankreich bewegen.
Über 600 Personen haben wir
dazu persönlich aufgesucht. Wir
sind auch mit einer eigenen Delegation vor Ort. Dort unterstützen wir die französischen Kollegen, indem wir ihnen zum einen
deutsches Fanverhalten erklären
und zum anderen sie davon in
Kenntnis setzen, wenn wir Störer identifizieren und diese im
Blick behalten.
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
POLITIK
CSU-GENERALSEKRETÄR
„Besser ein Patriot
als ein Idiot“
Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz ist mit einer Kampagne gegen das Tragen von
Deutschlandfahnen zur EM
auf heftige Kritik gestoßen.
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte der „Bild
am Sonntag“, die Unterstützung „unserer Jungs mit den
Nationalfarben gehört zum
Sommermärchen und ist
gesunder Patriotismus“. „An
die grünen Kritiker sage ich
ganz klar: Besser ein Patriot
als ein Idiot.“ Auch von Grünen-Politikern kam Kritik.
FLÜCHTLINGE
Altmaier fordert
Verständnis
Kanzleramtsminister Peter
Altmaier (CDU) wirbt in der
Flüchtlingsfrage für mehr
Geduld mit den europäischen Nachbarn. Man sei
zwar bei der „Lastenverteilung innerhalb Europas
nicht so schnell vorangekommen wie gewünscht“,
sagte er bei einer Veranstaltung der „Zeit“ in Hamburg.
Es habe aus seiner Sicht
jedoch keinen Sinn, andere
Länder dazu zwingen zu
wollen, mehr Flüchtlinge
aufzunehmen.
BUNDESWEHR
Munitionskiste in
Mali aufgetaucht
Bei einem Linienflug von
Soldaten in das Einsatzgebiet im westafrikanischen
Mali ist der Bundeswehr
eine Kiste mit scharfer Munition abhandengekommen.
Nach mehreren Tagen tauchte die Box mit 880 Pistolenpatronen in der Lagerhalle
von Air France Cargo in der
malischen Hauptstadt Bamako wieder auf.
undestagsvizepräsidentin Claudia Roth ist Kuratoriumsmitglied
in
der Kulturstiftung des
Deutschen Fußball-Bundes. Zum
Spiel Deutschland gegen Polen
reist die Grünen-Politikerin zur
EM nach Frankreich.
B
VON CLAUDIA KADE
DIE WELT: Frau Roth, jetzt fie-
bert Deutschland mit der Nationalelf mit. Gefühlt funktioniert
dann die Integrationsgesellschaft. Aber kann sie dadurch
tatsächlich vorankommen?
CLAUDIA ROTH: Natürlich. Die
Nationalmannschaft ist ein Spiegelbild unseres Deutschlands
2016. Wir haben Spieler mit Wurzeln in den Niederlanden, in
Russland, Ghana, Albanien, Spanien, Polen, Tunesien, Türkei, Elfenbeinküste und im Senegal. Das
ist heute Deutschland. Es ist ein
Reichtum, dass unsere Mannschaft so bunt ist. Und Fußball
zeigt: In der Mannschaft kommt
es allein aufs Zusammenspiel an,
alle sind gleich wichtig und wertvoll. Das spüren die Menschen.
Deshalb kann die EM deutlich machen, warum in unserer Einwanderungsgesellschaft die Rechtspopulisten und Vorvorgestrigen auf
der falschen Seite stehen.
Ist die EM damit auch ein politisches Ereignis?
Diese Europameisterschaft ist
hochpolitisch. Denn wir müssen
uns in Europa wie in Deutschland
die Frage stellen, wie wir unser
multireligiöses Zusammenleben
gestalten wollen. Wir erleben
rechtsextreme Bewegungen, die
dieses Deutschland und dieses
Europa nicht anerkennen und in
nationalstaatliche Abschottung
zurückdrängen wollen. Diesen
Gruppierungen und Parteien, die
es ja überall in Europa gibt, können wir jetzt zeigen: Das Europa,
das ihr wollt, ist nicht unser Europa, und es ist auch kein reales
Europa.
Die Nationalmannschaft wird
als Modell für Integration präsentiert. Ist das mehr als nur
Wunschdenken?
Es werden leider immer noch Unterschiede gemacht, wenn wir
uns die öffentliche Wahrneh-
DPA/ ALEXANDER HEINL
KOMPAKT
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) ist Kuratoriumsmitglied in der Kulturstiftung des Deutschen
Fußball-Bundes. Zum Spiel Deutschland gegen Polen reist die Grünen-Politikerin zur EM nach Frankreich
„Reist Philipp Lahm zum
Papst, gilt das als normal“
Claudia Roth wünscht sich bei der EM ein Signal gegen
Rechtspopulisten. Bei den Rechtspopulisten der AfD zieht
die Bundestagsvizepräsidentin Vergleiche mit der NPD
mung der Spieler anschauen. Als
Mesut Özil Fotos von seiner Pilgerreise nach Mekka veröffentlichte, gab es unsägliche Sprüche
von all jenen, die Muslime praktisch ausbürgern wollen und behaupten, der Islam gehöre nicht
zu Deutschland. Für den gläubigen Muslim Özil kam wenig Unterstützung. Auf der anderen Seite gilt es als völlig normal, wenn
Manuel Neuer und Philipp Lahm
zum Papst reisen. Fußball ist natürlich kein Ersatz für Politik.
Und die hat die Aufgabe, die Vielfalt in unserem Land als eine Errungenschaft zu präsentieren, die
uns bereichert und nicht bedroht.
Was muss konkret passieren?
Die Politik muss die Integration
aktiv voranbringen, und zwar
nicht nur durch Infrastruktur wie
genügend Plätze in Kitas, Schulen
und Ausbildungsbetrieben. Es
geht um Beteiligungsrechte, und
dazu gehört für mich auch demokratische Teilhabe. Das Wahlrecht ist das Grundnahrungsmittel in einer Demokratie. Wir
brauchen endlich das kommunale
Wahlrecht auch für Bürger, die
nicht die Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedslandes haben.
Wenn wir nicht endlich ein kommunales Wahlrecht für Ausländer
aus Ländern außerhalb der EU
schaffen, bricht die Wahlbevölkerung auseinander.
Die integrative Kraft des Sports
wird oft beschworen. Dabei
sind Sportler mit ausländischen
Wurzeln vor allem im Fußball
und im Kampfsport zu sehen.
Etwa beim Handball, Hockey
oder Rudern sind wir noch lange nicht so weit.
Der Fußball drängt viele andere
Sportarten an den Rand, was
Geld und Aufmerksamkeit angeht. Die Vereine anderer Sportarten müssen sich konsequent
öffnen und aktiv Jugendliche mit
Zuwanderungsgeschichte ansprechen. Hilfreich sind Vorbilder, die
junge Mädchen und Jungen begeistern können. Gerade für Mädchen aus konservativen muslimischen Familien können erfolgreiche Sportlerinnen als Vorbilder
Türen öffnen. Da ist noch sehr
viel zu tun.
In Frankreich wird darüber diskutiert, ob die Aufstellung für
TERMIN DES TAGES
Debatte über Nordafrika-Flüchtlinge: Die Grünen
nion und SPD
nachvollziehen. Badenmachen Druck
Württembergs Innenauf die Grünen,
minister
Thomas
im Bundesrat der EinStrobl (CDU) forderte
stufung von Tunesien,
Ministerpräsident
Marokko und Algerien
Winfried Kretschmann
als sichere Herkunfts(Grüne) auf, der Verstaaten zuzustimmen.
schärfung
zuzustimSPD-Chef Sigmar Ga- Grünen-Politiker
men und sich an eine
briel sagte, er hoffe, Anton Hofreiter
entsprechende Vereindass die Länderkambarung in den Koalitimer das Gesetz am kommenden onsverhandlungen zu halten.
Freitag billigen werde. Eine Blo- Grünen-Politiker geben dem Vorckade der Grünen könne er nicht haben dagegen keine Chancen.
U
DPA/ MAURIZIO GAMBARINI
Der Gesamtverband der
Deutschen Versicherungswirtschaft stellt um 11.00
Uhr in Berlin seine PrognosStudie zur Zukunft der Rentenversicherung vor. In dem
Papier geht es unter anderem darum, wie sich das
Rentenniveau und die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung auch über
2030 hinaus entwickeln
werden. Das Beratungsinstitut Prognos ist ein alteingesessenes Wirtschaftsforschungsunternehmen.
Union und SPD sind bei der
Abstimmung im Bundesrat auf
die Stimmen von mindestens drei
der zehn Länder angewiesen, in
denen die Grünen an der Regierung beteiligt sind. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte
dem Bayerischen Rundfunk: „Im
Moment deutet alles darauf hin,
dass die große Mehrheit unserer
Länder dem nicht zustimmen
wird.“ Ähnliche Äußerungen sind
in diesen Tagen auch von anderen
Grünen in Bund und Ländern zu
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hören. Die Partei führt an, dass es
in den drei Maghrebstaaten weiter Menschenrechtsverletzungen
gibt, die auch die Regierung nicht
bestritten hat.
Ziel des Gesetzes, über das am
Freitag der Bundesrat abstimmen soll, ist es, die Asylverfahren
von Menschen aus den drei nordafrikanischen Staaten zu beschleunigen und abgelehnte Bewerber aus diesen Ländern
schneller abschieben zu können.
Der Bundestag hatte Mitte Mai
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
die EM unter dem Eindruck des
rechtsextremen Front National
zu Stande gekommen ist. Fürchten Sie ähnliche Entwicklungen
hierzulande durch das Erstarken der Rechtspopulisten?
Diese Gefahr sehe ich. Die Herkunft der Spieler wird politisiert.
Die AfD versucht das mit Vehemenz, genau wie früher die NPD.
Alexander Gauland und Frauke
Petry von der AfD schwimmen
hier im Fahrwasser der NPD.
Aber die große Mehrheit der
Menschen ist in Sachen Integrationsbereitschaft viel weiter als
kleinmütige Realitätsverweigerer
in der Politik. Diese 80 Prozent
der Bevölkerung bekommen von
uns jedoch oftmals ein viel zu geringes Gewicht. Was die Diskussion in Frankreich angeht: Ich glaube nicht, dass die Nationalmannschaft dort nach Hautfarbe aufgestellt wurde. Das französische
Team ist ähnlich bunt wie 1998.
Amnesty International prangert
in einem aktuellen Bericht an,
dass Minderheiten in Deutschland zu wenig vor Hasskriminalität geschützt werden. Teilen
Sie diese Kritik?
Wir erleben eine Entgrenzung
von Hass, Gewalt und Gewaltfantasien, die sich vor allem über
die sozialen Netzwerke verbreiten. Aber es kommt auch immer
öfter zu Gewalttaten, gegen Geflüchtete etwa. Das ist eine Gefahr für unser Land. Da müssen
die Staatsanwaltschaften ganz genau hinschauen. Ich stelle fest,
dass sich an vielen Stellen Angst
breitmacht. Juden haben Angst,
dass sie beim Betreten einer Synagoge gesehen werden, Muslime
sorgen sich auf dem Weg zur Moschee. Diese Menschen fürchten,
durch Ausgrenzung de facto ausgebürgert zu werden.
betreibt, in unser Land hineinzutragen. Das ist sehr gefährlich für
den inneren Frieden in unserem
Land. Wenn Erdogan dann auch
noch Bluttests zur Ermittlung
der türkischen Herkunft unserer
Parlamentskollegen verlangt, ist
das nichts anderes als staatspräsidentieller Rassismus. Ich bin sehr
froh, dass Bundestagspräsident
Lammert klare Worte dazu gefunden hat.
Wie muss die Kanzlerin reagieren?
Angela Merkel hat lediglich erklärt, sie halte Erdogans Verhalten für nicht nachvollziehbar. Das
ist wirklich zu wenig. Frau Merkel
muss aufpassen, dass ihre Abhängigkeit vom Autokraten Erdogan
beim Versuch, den Flüchtlingszuzug nach Europa zu begrenzen,
nicht ihren Kompass für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit vollkommen außer Kraft
setzt. Das laute Schweigen muss
aufhören, von der Kanzlerin müssen deutliche Worte kommen.
Das würde ich mir übrigens
auch von einigen der türkischen
Verbände hier wünschen, die ja
vorgeben, die Interessen der
Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland zu vertreten.
Für das friedliche Zusammenleben hier tragen auch sie eine Verantwortung.
Das Flüchtlingsabkommen mit
der Türkei ist für Merkels politische Zukunft überlebenswichtig ...
Dann muss Merkel den Deal mit
Erdogan aufgeben, und die Europäische Union muss endlich solidarisch die Verantwortung für die
Geflüchteten übernehmen. Das
ist besser, als schmutzige Deals
einzugehen und jetzt auch noch
zu überlegen, ähnliche Abkommen mit Ländern Nordafrikas abApropos Bedrohung: Der türki- zuschließen. Angela Merkel muss
sche Präsident Erdogan erhöht sich aus der Abhängigkeit von Ertäglich den Druck auf türkisch- dogan befreien.
stämmige Abgeordnete, nachdem der Bundestag die Resolu- Ist es überhaupt noch sinnvoll,
tion zum Völkermord an Arme- die EU-Beitrittsverhandlungen
niern verabschiedet hat. Wie mit der Türkei fortzusetzen?
ernst nehmen Sie das?
Gerade jetzt müssten die Kapitel
Erdogan greift mit seinen Atta- zu Justiz, Innenpolitik und zu
cken auf einzelne Abgeordnete Freiheitsrechten verhandelt werdas gesamte Parlament an und den. All das muss jetzt sofort auf
damit das Herz unserer Demo- den Tisch, wenn wir die Türkei
kratie. Sein Vorgehen ist unsäg- nicht komplett abdriften lassen
lich und völlig inakzeptabel. Er wollen. Stattdessen wird derzeit
versucht, die Polarisierung und über Wirtschaftsthemen gesprodie Spaltung, die er in der Türkei chen. Das ist völlig falsch.
stellen sich stur
zugestimmt. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer griff die
Grünen scharf an. „Wenn die
Grünen nicht für die Einstufung
von Marokko, Tunesien und Algerien als sichere Herkunftsstaaten stimmen, dann machen sie
sich zum Gehilfen für massenhaften Asylmissbrauch“, sagte er
der „Passauer Neuen Presse“.
Der „Spiegel“ berichtete wiederum aus den rot-grünen Regierungen, diese hätten ihrerseits
lange auf ein Gesprächsangebot
POLITIK 5
MONTAG, 13. JUNI 2016
von Kanzleramtschef Peter Altmaier gewartet, das jedoch nicht
gekommen sei. „Es ist zu spät, sie
haben es echt vergeigt“, zitiert
das Magazin einen nicht näher
genannten Verhandlungsführer
der Grünen.
Im vergangenen Jahr kamen
26.000 Personen aus den drei
Ländern in die Bundesrepublik.
Von Januar bis Mai 2016 waren es
5272 – davon 2523 aus Marokko,
2370 aus Algerien und 379 aus
Tunesien.
n einem Rechtsstaat, sagt Angela Merkel, müsse es „Freiräume geben“. Die Bundeskanzlerin spricht vor 300 Forschungsstudenten in einem großen Hörsaal der Universität der
Chinesischen Akademie der
Wissenschaften in Peking. Sie
lässt offen, wie solche Freiräume
beschaffen sein müssten. Denn
jeder hier weiß, dass China alle
Freiräume immer mehr einengt.
I
VON JOHNNY ERLING
AUS PEKING
Merkel wägt ihre Worte ab –
aber so, dass jeder den impliziten Inhalt versteht. Die CDUChefin trägt einen rot-schwarzen Talar, die Tracht für ihre gerade frisch verliehene Ehrendoktorwürde der Universität Nanking. Die Einrichtung in der ostchinesischen Metropole, die
Merkel 2007 besucht hat, wird
seit 1998 von einem deutsch-chinesischen Institut für Rechtswissenschaften und der Universität Göttingen betrieben. Rektor Ding Zhongli erklärt in Peking: Merkel werde die Ehrung
wegen ihrer Verdienste um die
Beziehungen zwischen China
und Deutschland zuteil, wegen
ihrer unermüdlichen Versuche
zu Konfliktlösungen für den
Weltfrieden. Und – das ist bemerkenswert – auch wegen ihrer
„pragmatischen China-Politik“.
Es ist Merkels neunter ChinaAufenthalt. Gleich nach der Ankunft in Peking ist sie zur Universität gefahren, wo die akademische Auszeichnung den Auftakt ihres dreitägigen Besuchs
bildet. Bei der Visite wird sie von
ihrer halben Regierungsmannschaft begleitet. Es ist das vierte
gemeinsame Treffen der Regierungskabinette von Deutschland
und China seit 2011.
Merkel hat gelernt, ihre Probleme mit der Volksrepublik zu
formulieren, ohne den Adressaten direkt zu nennen. Merkel
spricht also durch die Blume. Sie
nennt als Kern der Rechtsstaatlichkeit, dass die „Stärke des
Rechts gilt, nicht aber das Recht
des Stärkeren“.
Die Kanzlerin nutzt das akademische Vorspiel, um den Rahmen für die am Montag beginnenden Gespräche abzustecken.
Differenzen halte sie für überbrückbar. Merkel spricht viele
davon an, etwa die Spannungen
im Ost- und Südchinesischen
Meer. Es gelte, zu einem vertrauensvollen Verhaltenskodex
zu kommen. „Die Aufrechterhaltung der Stabilität“ liege
im Interesse aller Länder. Merkel weiß natürlich, dass Pekings
Führung es hasst, wenn sich Europa einmischt. Die Kanzlerin
sagt nur, sie wolle „pragmatische Lösungen anstreben, dort,
wo unterschiedliche Ansichten
bestehen“.
Sie spricht auch Chinas am 1.
Januar 2017 in Kraft tretendes
Gesetz zur stärkeren Kontrolle
ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGO) an: Künftig sollen sie statt im Zivilministerium bei der politischen Poli-
Merkel
beschwört
Freiräume
Zum Auftakt ihres
China-Besuchs übt
die Bundeskanzlerin
subtile Kritik an
mangelnder
Rechtsstaatlichkeit
DPA/ RAINER JENSEN
DIE WELT KOMPAKT
Angela Merkel im Gespräch
mit Li Keqiang in Peking
zei registriert und unter deren
Kontrolle gestellt werden. Auch
hier wählt Merkel zurückhaltende Worte, in denen aber der Appell zur Nachbesserung mitschwingt: „Das neue NGO-Gesetz sollte es möglich machen,
dass zivilgesellschaftliche Organisationen unsere Zusammenarbeit bereichern können.“
Bei Fragen nach fairer Wirtschaft, Preisdumping bei Stahl
oder den Streit über Chinas
Marktwirtschaftsstatus – alles
Punkte, bei denen sich die Deutschen von Peking über den Tisch
gezogen fühlen – fordert sie
ebenfalls einen „verlässlichen
Rechtsrahmen: Niemand hat etwas von Handelskriegen.“ Eine
Studentin sagt der „Welt“ nach
Merkels Vortrag: „Sie hat sehr
gut meine Gefühle getroffen.“
Der Unterschied zur Dankesrede, die einst Bundespräsident
Johannes Rau gehalten hatte, als
er 2003 die Ehrendoktorwürde
von der Universität Nanking erhielt, ist gewaltig.
Rau sprach damals offen über
das „Rechtsstaatsprinzip“ und
nahm kein Blatt vor den Mund:
Deutschland werde sich in der
Frage der Menschenrechte immer wieder einmischen. „Schon
wegen seiner eigenen leidvollen
Geschichte.“ Für Deutschland
könne es „keine Kompromisse
und kein Relativieren geben“,
wenn es um „fundamentale
Rechte einer Person, um Leben
und Freiheit, um Schutz vor Folter, willkürlichem Freiheitsentzug und vor Diskriminierung
geht“, konstatierte Rau.
Doch es waren eben auch andere Zeiten. Damals gab es noch
keine
deutsch-chinesischen
Kommissionen, in denen die zu-
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ständigen Minister die Probleme
einzeln adressieren können.
Auch deshalb steckte Merkel mit
ihrer Rede nur den programmatischen Rahmen ab.
Auffallend freundlich hatte
Peking zuvor um die Kanzlerin
geworben. Ihr Besuch war schon
eine Woche zuvor gemeldet worden. Die „Volkszeitung“ begrüßte sie am Sonntag mit einem langen Porträt und einem vorteilhaften Bild aus jüngeren Jahren.
Tageszeitungen wie die „Beijing
News“ erschienen jeweils mit einer ganzen Seite zum Besuch.
Die Kanzlerin ist auch deshalb
willkommen, weil sie 2017 Gastgeberin des G-20-Gipfels in
Deutschland sein wird. In diesem Jahr wird China zum ersten
Mal überhaupt das Treffen ausrichten – im September in
Hangzhou. China sieht in der
Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer eine Chance, weltpolitisch stärker
den Ton angeben zu können. Daher möchte sich die Pekinger
Führung mit Berlin auf eine gemeinsame Agenda verständigen.
Im bilateralen Gepäck hat
Merkel 110 Langzeitvereinbarungen aus dem Aktionsplan der
deutsch-chinesischen Kabinettsrunde 2014. Vor allem geht es um
die Zusammenarbeit in Hochtechnologiebereichen. Wie zwischen der deutschen „Industrie
4.0“ und Pekings Antwort darauf, der Strategie „China 2025“.
Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen Peking und Berlin wirtschaftlich
vieles im Argen liegt. Während
zum Beispiel die deutschen und
europäischen Märkte chinesischen Investoren offenstehen –
sie übernehmen Häfen, Airports
und Wasserwerke ebenso wie
Fußballvereine oder Banken –,
sind solche Aufkäufe Ausländern
in China verboten.
Der deutsche Botschafter in
Peking, Michael Clauss, hat dafür in einem Meinungsbeitrag
für die Hongkonger Zeitung
„South China Morning Post“
den Begriff „Aittac“ geprägt: eine Abkürzung für die drei neuen
großen Asymmetrien in den Bereichen Investitionen, Technologietransfer und Wettbewerb.
Clauss stellte diese Punkte so
dar: Behörden und Gesetze
schützten chinesische Firmen
vor dem Aufkauf durch ausländische Investoren. Beim Technologietransfer würden europäische
Unternehmen in China über
neue Sicherheitsgesetze gezwungen, Verschlüsselungen für
ihre Software offenzulegen.
Oder sie müssten als Preis für
den Zugang zu Chinas Markt
Teile ihrer Technologie transferieren. Im Wettbewerb, wenn es
um strategisch wichtige Übernahmen geht, können chinesische Unternehmen mit ihren
„Kriegskassen“ alle Konkurrenten schlagen, schrieb Clauss.
Grund: Staatsbanken griffen ihnen unter die Arme.
Der Ruf nach gleichen Rahmenbedingungen wird somit
zum Leitthema des deutsch-chinesischen Gipfeltreffens.
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
6 POLITIK
KOMPAKT
DIE WELT KOMPAKT
Schäuble warnt Briten
BANGLADESCH
5300 Festnahmen
nach Anschlägen
Nach einer Serie islamistischer Anschläge in Bangladesch gehen die Sicherheitskräfte massiv gegen
Extremisten und Kriminelle
vor. „Wir werden tun, was
immer nötig ist, um das
Morden zu beenden“, sagte
Premierministerin Scheich
Hasina. Am Wochenende gab
es mehr als 5300 Festnahmen. 85 der Festgenommenen sollen Verbindungen
zu islamistischen Untergrundgruppen haben.
Bundesfinanzminister greift zur Guerilla-Taktik und sagt:
Stimmen sie gegen die EU, sind sie raus aus dem Binnenmarkt
as die Spitzen
der
europäischen Institutionen den Briten aus Angst vor deren Reaktion nicht zu sagen wagen, das
hat ihnen jetzt der deutsche Finanzminister erklärt. „In ist in,
out ist out“, betonte Wolfgang
Schäuble im Gespräch mit dem
„Spiegel“. Stimme das Königreich am 23. Juni für den Austritt, dann sei auch der Zugang
zum EU-Binnenmarkt passé.
W
VON STEFANIE BOLZEN
ÖSTERREICH
UKRAINE
Krim bekommt
Russen-Denkmal
Ein russischer Soldat in
Kampfausrüstung erinnert
als Bronzestatue künftig auf
der Krim an die Einverleibung der Halbinsel durch
Moskau im März 2014. Die
kremltreue Führung der
Schwarzmeer-Region enthüllte die Figur im Zentrum
von Simferopol. Der Kreml
hatte lange bestritten, dass
russische Einheiten an der
Annexion der Krim beteiligt
waren. Das Gebiet gehört
völkerrechtlich zur Ukraine.
SACK REIS
Die spanische Zeitung „El
País“ hat einen lange Zeit
gesuchten, mutmaßlich
rechtsextremen Terrorverdächtigen in einem Armenviertel Brasiliens aufgespürt.
Der 72-jährige José de las
Heras Hurtado arbeite heute
als Koch in einem Restaurant
einer Favela des Küstenorts
Guaraja. „Sie sind die Ersten,
die bis hierher gelangt sind.
Wie haben Sie mich gefunden?“, fragte er überrascht
den Journalisten, der ihn
aufgespürt hatte.
GETTY IMAGES/ TC
Österreichs Innenminister
Wolfgang Sobotka (ÖVP)
kann sich einen Abriss des
Geburtshauses von Adolf
Hitler vorstellen. „Für mich
wäre ein Schleifen die sauberste Lösung“, sagte der
Innenminister im ORF. Hitlers Geburtshaus in Braunau
ist in Privatbesitz. Die Regierung prüft eine Enteignung. Das Ministerium
will verhindern, dass das
Haus zu einer Pilger- oder
Gedenkstätte für Menschen
mit nationalsozialistischem
Gedankengut wird.
AUS LONDON
Ein Kommentar, mit dem er
sozusagen ins britische Wespennest sticht. Denn was Großbritannien vor allem und beinahe einzig vom Gemeinschaftsprojekt Europa will, das
ist ein Markt von 500 Millionen
Konsumenten, mit dem es sich
schrankenlos handeln lässt. Die
klare Ansage aus dem größten
Mitgliedstaat, dass eine Mehrheit für den Brexit alles auf Null
stellt, ist für Außenstehende
nichts als reine Logik.
In der heftig polarisierten
Stimmung in Großbritannien
zehn Tage vor dem EU-Referendum – ein Durchschnitt aller Umfragen sagt weiter ein
Kopf-an-Kopf-Rennen voraus –
gießt Schäuble aber damit etwas mehr Öl ins Brexit-Feuer.
„Deutsche EU-Drohung an
Großbritannien“, titelt die konservative Zeitung „The Times“,
die das Referendum trotz ihrer
prinzipiell Brüssel-kritischen
Haltung bisher moderat begleitet hat. „Die Euro-Zone ist von
Großbritannien abhängig. Wir
sind die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, während viele
Euro-Staaten wegen des Versagens der gemeinsamen Währung in einem desperaten Zustand sind“, zitiert das Blatt einen Vertreter der „Leave“-
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble findet deutliche Worte
Kampagne. Den Briten nach einem Austritt „künstliche Hürden aufzustellen, würde ihnen
zuallererst selbst schaden“.
Sich des Konfliktpotenzials
deutscher Ratschläge bewusst,
nahm Premierminister David
Cameron in der „The Andrew
Marr Show“ den Ball nicht auf,
den Schäuble ihm zugespielt
hatte. „Die Wahrheit ist: Die
Europäer werden uns niemals
einen besseren Deal geben,
wenn wir draußen sind, als den,
den wir drinnen bekommen“,
gab der Konservative nur zu.
Dabei ist es eben jene politische Guerilla-Taktik, auf der
der Erfolg der Brexit-Leute beruht, angeführt von Londons
Ex-Bürgermeister Boris Johnson, den weder Argumente sei-
ner Gegner noch eigene Aussagen aus der Vergangenheit, die
im krassen Gegensatz zu seinen
heutigen „Überzeugungen“ stehen, beeindrucken. So tourt
Johnson seit Wochen fröhlich
mit einem Bus durch die Lande,
auf dem in großen Lettern
steht: „Wir schicken der EU jede Woche 350 Millionen Pfund.
Stecken wir das Geld lieber in
unser Gesundheitssystem.“
Dass die Zahl von umgerechnet 450 Millionen Euro jeder
Grundlage entbehrt, ficht die
EU-Gegner nicht an, sie führen
sie stur weiter ins Feld. Sie lassen sich auch besseren Wissens
nicht belehren, dass eine Mitgliedschaft der Türkei in keinster Weise unmittelbar vor der
Tür steht und „Großbritannien
sich nicht dagegen wird wehren
können“ – obwohl London, wie
jede andere Hauptstadt, ein Veto hat. Wichtig ist nur, was
beim Wähler hängen bleibt. Ob
es stimmt oder nicht.
Obwohl vom Populismus der
Brexit-Anhänger weit entfernt,
könnten Londons EU-Partner
auf den letzten Metern nun
auch zur Guerilla-Taktik greifen, indem sie den Briten
schlichtweg die Konsequenzen
ihres Votums vor Augen führen. „Wir bereiten uns auf alle
möglichen Szenarien vor, um
die Gefahren einzudämmen“,
warnt Finanzminister Schäuble, dem wegen seiner als unnachgiebig empfundenen Griechenlandpolitik im Königreich
ein Ruf vorauseilt. Der Prozess
der Trennung würde dauern,
prophezeit der CDU-Politiker.
„Ihm würden lange Verhandlungen vorausgehen.“ Was zwischen den Zeilen heißt: Es wird
eine schmutzige Scheidung.
Das schon mal als Fingerzeig
für eventuelle Nachahmer.
Alle Demoskopen wissen,
dass die noch unentschiedenen
Wähler grundsätzlich zum Status Quo tendieren. Vor allem
dann, wenn die Alternative eine
unsichere Zukunft bedeutet.
Camerons Beharren auf den
Nachteilen, die ein Brexit hätte,
empfinden viele Briten als
Angstmacherei. Der „Leave“Kampagne dient es als beliebte
Vorlage, der Premier rede das
eigene Land klein.
Dass Schäubles sachlicher
Hinweis, wie die EU-Partner
am Plan B arbeiten, als Provokation aufgenommen wird, ist
erwartbar. Möglicherweise verhelfen diese Signale am Ende
aber zu dem vom Kontinent erhofften Ergebnis: dass die Briten bleiben. Denn eine sachliche Einordnung der Brexit-Folgen könnte bei den naturgemäß
pragmatischen
Briten,
die
längst genervt sind von der polemischen Debatte zu Hause,
auf fruchtbaren Boden treffen.
Die äußerst unbeliebte EUKommission enthält sich aller
Ansagen und hat ihren Beamten
sogar das Benutzen des Begriffs
Brexit untersagt.
Er ist wieder da – dieses Mal in Italien
Die Zeitung „Il Giornale“ hat ihrer Samstagsausgabe Adolf Hitlers „Mein Kampf“ beigelegt
ines ist sicher: Mit Hitler
kann man stets gut provozieren.
Mutmaßlich
um Provokation geht es der
Mailänder Tageszeitung „Il
Giornale“, die einem Großteil
ihrer Samstagsauflage zwei Bücher beigelegt hat: William Shirers Klassiker „Aufstieg und
Fall des Dritten Reiches“ – und
Adolf Hitlers „Mein Kampf“.
E
den Präsidenten der Jüdischen
Gemeinschaft Italiens, ist die
Verbreitung „unanständig“.
Die Beilage von ganzen Büchern ist bei italienischen Zei-
VON SVEN FELIX KELLERHOFF
Ministerpräsident
Matteo
Renzi nannte die Aktion „abscheulich“; für Renzo Gattegna,
AP
Abriss von Hitlers
Geburtshaus geplant
MONTAG, 13. JUNI 2016
Die Zeitung „Il Giornale“ mit
„Mein Kampf“ als Beilage
tungen üblich. „Il Giornale“
startet mit Hitler eine achtbändige Folge günstiger Ausgaben
älterer Werke über die Geschichte des Dritten Reiches.
Man darf vermuten, dass es vor
allem um den Tabubruch geht,
als erstes Medium weltweit
„Mein Kampf“ zu verbreiten.
Juristisch ist gegen die Hitler-Ausgabe von „Il Giornale“
nichts einzuwenden: Zum 31.
Dezember 2015 sind alle Urheberrechte weltweit ausgelaufen. Seither kann man mit Hitlers Texten machen, was man
will. Erst kürzlich hatte ein
© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung
mehrfach vorbestrafter Rechtsextremist namens Adrian Preißinger angekündigt, eine unkommentierte deutsche Ausgabe zu veröffentlichen – als „wissenschaftlichen Quellentext“.
Allerdings kann man die von
Preißinger angekündigte Version ebenso wie Treves’ italienische Übersetzung schon seit
Jahren im Internet herunterladen. Um mehr Information
über das bis heute mit Abstand
bestverkaufte
Buch
eines
deutschsprachigen Autors kann
es also weder hierzulande noch
„Il Giornale“ in Italien gehen.
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
KULTUR
DIE WELT KOMPAKT
MONTAG, 13. JUNI 2016
SEITE 8
BARCH, DVH 58, REKONSTRUKTION UND INTERPRETATION ARWED MESSMER (2)
KOMPAKT
STAATSOPER
Bericht beleuchtet
Berliner Bauskandal
Der Bauskandal an der Berliner
Staatsoper geht nach einem
Parlamentsbericht auf politischen Druck und unzureichende Planung zurück. Jahrelange
Verzögerungen und ausufernde
Kosten hingen unter anderem
mit dem Wunsch des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Klaus
Wowereit zusammen, den Bau
unbedingt im Jahr 2013 zu beenden. Dafür habe es aber nicht
die nötige Planungszeit gegeben und dazu Unstimmigkeiten
zwischen der Kultur- und der
Bauverwaltung, heißt es in dem
Bericht des Untersuchungsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses.
Berliner Mauer, Wollankstraße, 1966
D
KUNSTPROJEKT
Französin malt jeden
Freitag in Boston
AP/ MICHAEL DWYER
Aurélie Galois (Foto) hat sich
ihrer neuen Heimatstadt Boston mit ungewöhnlichen Mitteln genähert: mit Leinwand,
Pinsel und Farbe. Die Pariser
Künstlerin zeichnete ein Jahr
lang jeden Freitag das Gesicht
eines Menschen, den sie bis dahin nicht kannte. Unter dem Titel „Friday Face“ (Freitags-Gesicht) ist die Sammlung nun in
einer Ausstellung im French
Cultural Center Boston zu sehen. Jedes der 52 Bilder wird
von ergreifenden Notizen begleitet, die Galois über die Porträtierten verfasst hat.
LITERATUR
Gerhard Roth
ausgezeichnet
Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth hat am Sonntag den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur erhalten. Der 73-Jährige
werde besonders für den großen Schlussmonolog seiner
„Orkus“-Reihe ausgezeichnet,
teilte die Jury mit. Die mit insgesamt 15.000 Euro dotierte
Auszeichnung wird alle zwei
Jahre von der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg gestiftet und
von der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft verliehen.
Frühere Preisträger waren Peter Rühmkorf, Walter Kempowski und Juli Zeh.
ie Mauer ist weg. Da,
wo sie einmal stand,
sind heute Straßen,
Häuser und Spazierwege. Sie wurde, als sie 1989
plötzlich offen war, von Mauerspechten abgetragen, in zertifizierten Bröckchen vor dem Brandenburger Tor verkauft, ganze
Segmente ließ die Stadt in alle
Welt liefern, und wer die einseitig besprühten und bepinselten
Betondenkmäler
wiedersehen
will, muss nach Los Angeles zum
DDR-Museum fahren oder Helmut Kohl in Oggersheim besuchen. In Berlin stehen die letzten
Reste zum Gedenken noch an der
Bernauer und Bornholmer Straße. Und noch an der East Side
Gallery, einer der Großbaustellen
an der Spree, wo sich Gentrifizierungsgegner mit den Investoren
darum streiten, ob die Mauer
weg kann.
VON MICHAEL PILZ
Es ist so normal geworden,
dass die Mauer in und um Berlin
nicht mehr im Weg steht und nur
noch als Mahnmarke im Boden
eingelassen ist, wie sie einem,
der mit ihr aufgewachsen war,
normal vorkam, als sie noch da
war. Nun erinnert eine Ausstellung im Haus am Kleistpark an
den Wahnsinn. Fünf Jahre, nachdem die DDR im Sommer 1961
den Berliner Westen eingehegt
und über Nacht sein eigenes Volk
eingesperrt hatte, wurden Grenzer mit der Kamera zur Baustelle
geschickt, um die gesamten 164
164 Kilometer in
Schwarz-Weiß
Vor 50 Jahren fotografierten DDR-Grenzer die gesamte
Berliner Mauer. Nun sind die Bilder erstmals zu sehen
Kilometer Grenze zu fotografieren. So sind Abertausende von
Amateuraufnahmen in SchwarzWeiß entstanden. Karge Bilder
ohne jeden künstlerischen Anspruch aus dem Kalten Krieg.
Nach 50 Jahren sind sie nun zu
sehen in der Ausstellung zur „Inventarisierung der Macht – Die
Berliner Mauer aus anderer
Sicht“ und dem zweibändigen
Buch dazu, das mehr wiegt als ein
Hohlblockstein. Herausgegeben
wird das Buch vom Fotografen
Arwed Messmer, der die Aufnahmen zu Panoramen montiert hat,
und von Annett Gröschner. Die
Autorin kam in Ost-Berlin zur
Welt, als der Fotografiebefehl erlassen wurde, 1964. Nach dem
Mauerfall entdeckte sie im Militärischen Archiv in Potsdam die
Kartons mit den gerollten Negativen, heute ruhen die Dokumente im Bundesarchiv in Koblenz
als Bildbestand „DHV 58 Bild
Stadtkommandeur der Hauptstadt der DDR Berlin“. Aber jetzt
gibt es ja das Buch, alles braucht
seine Zeit. Auch die Berliner
Mauer wurde nicht an einem Tag
erbaut. Im Frühjahr 1966 sieht sie
noch nicht aus wie die berühmt
gewordene Berliner Mauer, die in
Büchern und Museen sonst zu
sehen ist. Auf freien Feldern stehen Stacheldrahtzäune, der spätere Transitübergang Dreilinden
ist eine von Baggern aufgewühlte
Sandwüste. In Pankow an der
Wollankstraße ist die S-BahnBrücke zwar schon zugemauert,
dafür hat ein Junge seinen Roller
noch am Wachhaus parken und
dem Grenzposten Gesellschaft
leisten dürfen.
Wie bei jeder guten deutsche
Inventur wird alles aufgelistet
und geordnet, daran halten sich
auch die Herausgeber des Buches. In die Kategorie „Wachtürme“ fallen die abenteuerlichsten
Konstruktionen: Da sind Hochsitze und Baumhäuser gezimmert und Datschen und Schuppen gemauert worden. „Erdlöcher“ heißen die Pionierarbeiten
für die Stellungen und Unter-
stände, in die sich geschicktere
Rekruten eigenhändig Fenster
eingebaut haben. Dokumentiert
wird auch, was Zivilisten sich zur
Flucht einfallen ließen, Leitern
aller Art, möblierte Tunnel und
gepanzerte Planierraupen. Von
jeder registrierten Flucht ist eine
militärtaktische Skizze mit ausführlichem Bericht vorhanden.
Inventarisiert sind auch die
Grenzer und die Wachhunde.
Erst die Hunde: Jede der Karteien liest sich wie eine Tragödie. Es
sind Tiere, die den Hundezüchterstandards nicht genügen, weil
sie krank sind oder krumm, sie
strangulieren sich an ihren Ketten, sie verenden in der Sonne
oder werden auf der Flucht erschossen. Ihre Namen sind so
prätentiös und proletarisch wie
das Land, das sie zu hüten haben:
Ackbar vom Grenzerhof und
Bummi von den Meißner Schwertern, Satan und Odin, Struppi
und Krümel. Ihren Wachablösungen ging es später nicht mehr so
schlecht wie ihnen in den Sechzi-
Berliner Mauer, Brandenburger Tor, 1966
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
DIE WELT KOMPAKT
KULTUR 9
MONTAG, 13. JUNI 2016
So könnte es mit Jesus
und Mel Gibson weitergehen
Der große australische Filmemacher und
Antisemit plant „The Passion of the Christ II“
el Gibson will ein Sequel zu seinem Splattermovie „The Passion
of the Christ“ drehen. Das ist nur
konsequent. Denn nach christlicher Auffassung war die Kreuzigung nur das Prequel. Das eigentliche Ereignis war die Auferstehung. Und die biblische Geschichte gibt der Special-EffectsIndustrie jede Menge Stoff.
Die Auferstehung selbst natürlich, Blitz und Donner und rollende Grabsteine. Und dann, wie
der Auferstandene völlig entmaterialisiert durch Wände geht einerseits,
andererseits
sich
schnell wieder materialisiert, damit Thomas der Zweifler seine
Hand in die klaffende Wunde in
dessen Seite legen kann: George
Lucas meets David Cronenberg.
M
menerde holen wollten oder auf
der Suche nach der Straßenbahn
wären. Oder die jungen Männer
sitzen in ihrem Trabant und sagen, man solle sie, wenn sie weiterfahren, ruhig erschießen.
Manche sagen: „Hier gehe ich vor
die Hunde.“ Alles, was man im
Buch liest und auf den Bildern
sieht, hat weniger zu tun mit der
Berliner Mauer aus den Aufarbeitungsakten, den Geschichtslek-
Man erkennt
die berühmte
Banalität des
Bösen besser als
jemals zuvor
tionen und den Reiseführern.
Man sieht ein „Bauwerk als endlos erscheinende Sperre gegen
die eigene Bevölkerung“, wie Annett Gröschner schreibt. Man erkennt die berühmte Banalität des
Bösen besser als jemals zuvor,
wenn es wieder einmal um die
Berliner Mauer ging. Sie wirkt
dadurch nicht harmloser, sondern noch schrecklicher.
Man kann auch, weshalb es im
Buch nach 50 Jahren sogar noch
einmal eine Besprechung der
„Zwei Ansichten“ von Uwe Johnson gibt, den Mauerbau als Weltliteratur nachlesen. Im Roman
ist es der Pressefotograf Herr B.
aus dem Berliner Westen, der die
Bilder macht: „Kam er einmal,
wenn ein Flüchtling im Grenzkanal schon erschossen war, ein
Flüchtling schon vom Dach zu
Tode gestürzt, fotografierte er
die verbliebene Zuschauermenge, die im Wasser stochernden
Soldaten auf den Wachbooten
oder die Löcher im Dach, die der
Tote bei seinem Sturz gerissen
hatte, konnte das verkaufen und
auch noch die Wolke der Tränengasbombe, die die Horde der Fotografen von der Szene zurücktrieb. Oft hatte er das Gefühl zu
leben wie in einem Film.“
Die Fotos von der anderen Seite zeigen einfach nur die Mauer
selbst, im Baufortschritt von
1966. Die Sperren an der Kriegsbrache vom Potsdamer Platz, die
Leere vor dem Reichstag, die
Zäune und Gräben in den Wiesen
und Wäldern von Staaken und
Finkenkrug, die Grenze an der
Glienicker Brücke in Potsdam.
Man sieht, was die Menschen sahen, wenn sie aus der DDR über
die Mauer schauten: Schöne Bauwerke und Baustellen für eine
neue Welt, sie blickten auf die
Bungalows von Zehlendorf, die
hellen Hochhäuser des Märkischen Viertels und die Martinimoderne von Frohnau. Davor
wurde dagegen angebaut, bis
1989, um das Provisorium, das so
provisorisch wie das Land dazu
war, wieder abzureißen.
T Annett Gröschner/Arwed
Messmer: „Inventarisierung der
Macht“. Hatje Cantz, 1328 S.,
98 Euro; Ausstellung im Haus
am Kleistpark, Berlin, bis 21. 8.
VON ALAN POSENER
Und dann Christi Himmelfahrt vom Olivenberg aus, geradewegs nach oben, wie eine
menschliche Rakete, der die Jünger „lange nachsehen“. Dazu absurde Verwechslungsszenen wie
jene, wo die beiden Jünger nach
Emmaus laufen und sich ein Dritter zu ihnen gesellt, in dem sie
aber ihren geliebten Rabbi gar
nicht erkennen – erst als der
mysteriöse Fremde wieder weg
ist, fällt ihnen ein, wer es gewesen sein muss.
Zum Schreien komisch, wenn
man es genau nimmt. Und das
Schöne ist: Mel Gibson nimmt ja
alles genau, wortwörtlich, eins
zu eins. Der ist nicht wie so manche evangelischen Pfarrer, die
meinen, man habe es hier mit
Gleichnissen oder Übersetzungsfehlern, fehlbarem Menschenwort zu tun, und was es
dergleichen Ausflüchte mehr
gibt für Ungereimtheiten, Unwahrscheinlichkeiten und offensichtlichen Blödsinn. Und auf
seinen Antisemitismus muss Mel
Gibson auch nicht verzichten: In
der Bibel steht, die Juden hätten
PHILIPPE ANTONELLO/ CONSTANTIN/ PICTURE ALLIANCE/ DPA
gern. „Auch wurden nach und
nach die Seilanlagen durch die
sogenannte Hundefreilaufanlage
83 ersetzt, in der sich die Hunde
frei in Grenzen bewegen konnten“, schreibt Annett Gröschner:
„Das klingt fast wie eine Metapher auf die späte DDR.“
Die Soldaten haben auf den
Bildern graue Balken vor den Augen. In ihrem Essay „542 Tage.
Legende vom braven Soldaten“
erzählt Annett Gröschner, wie
die Wehrpflicht in der DDR wegen der Mauer eingeführt wurde,
wie Grenzer aus den Tiefen der
Provinz und aus Fabrik- und
Landarbeitern rekrutiert wurden, und wie sie sich die Zeit vertrieben, gegen Vorschriften verstießen und dafür bestraft wurden: „Wie die Grenzanlagen nie
genügten, genügte auch der
Grenzsoldat nie.“
Es ist ein Krieg einer Generation gegen sich selbst, der jugendliche Knecht der DDR erschießt
den Jugendlichen, der kein
Knecht der DDR mehr sein will.
„Hatte es ein Flüchtling geschafft, alle Sperren zu überwinden, stand er am Ende nur noch
der Mauer und dem Postenpaar
gegenüber. Das musste entscheiden, ob – und wenn ja, wohin – es
schoss.
Misstrauen,
Angst,
Stumpfsinn, Sadismus und Fehler, selten wirkliche politische
Überzeugung führten zu den
Schüssen auf Flüchtlinge.“ Wenn
sie nicht schießen, sondern festnehmen, bekommen sie, so steht
es in den Protokollen, entweder
zu hören, dass die jungen Zivilisten sich verlaufen hätten, Blu-
das üble Gerücht aufgebracht,
Jesus sei nicht auferstanden,
sondern von den Jüngern heimlich nachts aus dem Grab weggebracht worden, die dann behauptet hätten, den Gekreuzigten gesehen zu haben, wie er durch
Wände ging, nach Emmaus wanderte, gen Himmel auffuhr und
so weiter. Nein, aber auch.
Dann wären die ersten Christen einfach Scharlatane gewesen,
wie so mancher andere Religionsgründer, den wir hier nicht
nennen wollen, weil es sonst eine
Fatwa oder Ärger mit den Mormonen geben könnte. Typisch jüdisch, so etwas wider besseres
Wissen zu behaupten.
Wenn „The Resurrection of
the Christ“ abgedreht ist, möchten wir Mel Gibson zum Abschluss der Trilogie dringend die
Apostelgeschichte ans Herz legen, wo er persönlich den Paulus
spielen könnte: epileptische Anfälle, Steinigungen und BeinaheSteinigungen,
Verhaftungen,
Schiffbrüche – und vor allem:
ständige Anfechtungen vonseiten der halsstarrigen Juden, bis
der Missverstandene schließlich
selbst in Rom, als Zentrum des
damaligen Showgeschäfts dem
heutigen Hollywood gleichzusetzen, den Märtyrertod erleidet:
Eigentlich wirkt die Lebensgeschichte des Heidenapostels wie
eine Präfiguration der Passion
Mel Gibsons.
Oder wie wäre es gleich mit
einer Serie? „The Triumph of the
Christ“: Wie Jesus persönlich
Seine Kirche zum Sieg über alle
Feinde führt, bis sie schließlich
Ende des 19. Jahrhunderts dank
der himmlischen Heerscharen
der europäischen Kolonialmächte den ganzen Erdball beherrscht und alle anderen Religionen auf die Plätze verweist.
Auf die letzte Staffel verzichtet
Mel Gibson vermutlich, man
könnte sie von den Coen-Brüdern drehen lassen: „The Relativization of the Christ“.
Szene aus dem ersten, sehr erfolgreichen Jesus-Film von Mel Gibson
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
SPORT
PA/ DPA/CLAUDIO BRESCIANI
Zlatan Ibrahimovic (Foto)
sieht dem ersten EM-Spiel in
seiner Wahlheimat Frankreich mit enormem Selbstbewusstsein entgegen. „Ich
fühle mich mental stark und
habe das Gefühl, dass ich
von Jahr zu Jahr besser werde, sagte der Kapitän der
Die Übertragung der EM hat
dem ZDF auch am zweiten
Turniertag gute Quoten
beschert. Den Bestwert erzielte das Zweite mit dem
Spiel am Samstagabend
zwischen England und Russland, das 12,35 Millionen
Zuschauer verfolgten. Auch
die Partien Wales gegen
Slowakei mit 7,58 Millionen
Zusehern (Marktanteil 40,5
Prozent) sowie Albanien
gegen die Schweiz mit 5,23
Millionen Zuschauern
(Marktanteil 21,9 Prozent)
erzielten gute Reichweiten.
Zoll erwischt
Trikot-Fälscher
Kurz vor dem Vorrundenspiel der Spanier gegen
Tschechien (Heute, 15.00
Uhr) hat der französische
Zoll gefälschte Trikots von
Mitfavorit Spanien konfisziert. Die Beamten entdeckten 1200 Trikots mit
Hosen in den rot-blauen
Farben der spanischen
Mannschaft. In einem aus
Großbritannien kommenden
spanischen Lastwagen waren
die Fälschungen zwischen
Produkten aus China versteckt. Schätzwert laut Zoll:
150.000 Euro.
SEITE 10
FAMILIENARCHIV LEWANDOWSKI / RIVA-VERLAG; AFP/ LOIC VENANCE
Ibrahimovic strotzt
vor Selbstvertrauen
Starke Quoten
für das ZDF
er Streich mit den Bananenschalen endet auf
der Polizei-Wache. Robert Lewandowski
und seine Freunde haben Langeweile, und da entdecken
Siegerpose:
sie diesen Streifenwagen.
Lewandowski im
Sie greifen sich Obst und
DeutschlandJoghurtbecher
und
Trikot. Hier hat er
schmeißen alles auf das
gerade einen 1500
Fahrzeug. Die Kinder
Meter-Lauf
sind total albern, lagewonnen*
chen, wilde Jungs
eben. Der Ordnungshüter findet
die Aktion gar nicht
witzig. Er lädt sie vor –
und der kleine Robert
Lewandowski entschuldigt sich auf
der Dienststelle. „Als Kind habe ich
viele solche Sachen angestellt, da
macht man eben manchmal Dummheiten. So ist das in kleinen Orten,
in denen es nichts zu tun gibt“, erinnert sich der polnische Nationalstürmer.
Der Weltklasseprofi ist in Leszno
aufgewachsen, ein Ort am Waldrand, rund 30 Kilometer westlich
von Warschau. Im Winter lecken
hier Elche das Salz von den Straßen. Lewandowski hat keine Ausbildung bei einem großen Verein genossen. Anders als seine Klubkollegen Thomas Müller und Jérôme
Boateng vom FC Bayern, auf die der
27-Jährige im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Deutschland am
Donnerstag trifft (21 Uhr, ZDF und
Liveticker auf Welt.de). Und doch
hat es Lewandowski zu einem der
besten Stürmer der Welt gebracht.
Zum Kapitän seiner Nationalelf.
Aufgestiegen zum Schlüsselspieler
seiner Nation. In seiner Heimat sagen sie: „Unser Robert ist der beste
Fußballer, den wir je hatten! Und je
haben werden.“ Und das, obwohl er
mit 18 Jahren gerade mal in der dritten Liga spielte.
Wie hat es dieser Bananenschalen werfende Frechdachs aus der
polnischen Provinz zum Weltstar
gebracht?
Judoka, beide arbeiten als SportlehSeinen Eltern ist schon vor sei- rer. Robert betreibt als Kind beide
ner Geburt klar, dass ihr Sohn Sportarten, was ihm noch heute in
Sportler wird. Ihre Tochter Milena Sachen Körperbeherrschung und
ist ein geplantes Kind, Robert nicht. Koordination zugutekommt. Ihr
Milena ist drei, als ihr Bruder zur Sport vereinnahmt die Eltern, MileWelt kommt. Die Freude über den na kommt oft mit ins Trainingslaerneuten Nachwuchs in der Familie ger. Robert hilft seinen Eltern ebenist riesig. Mutter Iwona spielt da- so gern. „Ein Schmusekind“ sei ihr
mals Volleyball, Vater Krzysztof ist Robert gewesen, so die Mutter.
MONTAG, 13. JUNI 2016
D
EM-KOMPAKT
schwedischen Nationalmannschaft vor der Partie
gegen Irland heute (18.00
Uhr/ARD) in Saint-Denis.
„Der größte Druck lastet auf
meinen Schultern, und ich
will den Druck so gut es geht
vom Team nehmen“, sagte
der 34-Jährige. Über seine
eigene Zukunft verriet Ibrahimovic weiterhin nichts.
Ein Wechsel von Paris SaintGermain zu Manchester
United steht wohl unmittelbar bevor.
DIE WELT KOMPAKT
in mühsamer Sieg über
Turnier-Neuling Nordirland hat Polen schon vor
dem Duell mit Deutschland beste
Chancen auf den Einzug in die
K.o.-Phase beschert. Zum 1:0
(0:0)-Erfolg in Nizza traf allerdings nicht Bayern-Torjäger Robert Lewandowski, sondern Angriffspartner Arkadiusz Milik von
Ajax Amsterdam (51. Minute).
Polen ist am Donnerstag in
Saint-Denis bei Paris zweiter
deutscher EM-Vorrundengegner,
am Dienstag kommender Woche
trifft die DFB-Auswahl im Pariser
Prinzenpark auf die unbequemen, aber nach vorne harmlosen
Nordiren.
E
Eines Tages sagt Lewandowski
senior, der selbst Fußball gespielt
hat, zu seinem Sohn: „Du bist zu
schade für Judo!“ Robert beginnt
also mit Geländelauf, er trägt dabei
auch das Deutschland-Trikot, das
ihm jemand geschenkt hat. Wer, das
weiß Robert Lewandowski gar nicht
mehr. In diesem Trikot gewinnt er
ein Rennen über 1500 Meter – von
Lewandowskis Partner
wird zum Matchwinner
Polen gewinnt das Duell der deutschen
Gruppengegner mit 1:0 gegen Nordirland
Der frühere polnische Mittelfeldstar und jetzige Verbandschef Zbigniew Boniek hatte vor
dem Spiel erklärt: „Jeder weiß,
dass unsere Mannschaft eine explosive Mischung sein kann. Wir
wollen gut spielen und diese
Gruppe überstehen. Das ist unsere Aufgabe“. Doch der Favorit aus
Polen tat sich eine Halbzeit lang
sehr schwer.
Nordirland, der nominell
schwächste Kontrahent in der
Gruppe C, war mit einer FünferKette vor dem Tor und noch drei
defensiven Akteuren davor ausschließlich auf Torverhinderung
aus. Gegen diesen Riegel fanden
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da an liebt er das Shirt. Nach einer
Zeit fasst er einen Entschluss: „Papa, ich will nicht mehr laufen. Ich
will nur noch Fußball spielen.“ Der
achtjährige Junge tritt seinem ersten Verein bei: Partyzant Leszno.
Dieser Sport ist jetzt alles für ihn.
Er trainiert im Garten der Familie,
nimmt sich auf Video auf, um seine
Schwächen zu analysieren. Er stellt
die Weiß-Roten kaum eine Lücke, zumal Ideen und Tempo
fehlten.
Bis zum ersten Schuss auf das
Tor durch Milik dauerte es fast
eine halbe Stunde. Der wesentlich gefährlichere Partner des
bestens abgeschirmten Lewandowski besaß kurz darauf die erste große Chance, verlor nach Vorarbeit durch den Dortmunder
Lukasz Piszczek aber die Balance
und schoss aus wenigen Metern
über das Tor (31.).
Nationaltrainer Adam Nawalka berief für den verletzten Kamil Grosicki (Stade Rennes)
Youngster Bartosz Kapustka auf
der linken Seite in die Startfor-
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
EM 2016 11
MONTAG, 13. JUNI 2016
Pruszkow, der Klub zahlt für ihn
gerade einmal 5000 Zloty, weniger
als 1300 Euro. Lewandowski
schießt sich zum Torschützenkönig und steigt mit dem Klub in Liga zwei auf, wird dort erneut Torschützenkönig. In dieser Zeit lernt
er seine heutige Ehefrau Anna, Karate-Kämpferin und Fitness-Unternehmerin, kennen sowie seinen
Berater Cezary Kucharski. Als der
44-jährige Ex-Profi den jungen
Stürmer das erste Mal in einer
Sporthalle dribbeln sieht, denkt er:
Das ist, als würde Michael Jordan
in der polnischen Basketballliga
spielen.
Zwei Jahre später unterschreibt
Lewandowski bei Lech Posen, der
Erstligaklub zahlt für ihn mehr als
450.000 Euro – und Lewandowskis Gehalt vervierfacht sich.
Zum Topstürmer schwingt er sich
2011 auf. Nach einem Jahr als Ersatzspieler bei Borussia Dortmund
profitiert er von einer Verletzung
seines Konkurrenten Lucas Barrios. Der Rest ist Fußball-Geschichte: Zwei Mal Deutscher
Meister mit Dortmund, mit 22
Treffern bester polnischer Torschütze der Bundesliga seit Jan
Furtok, Torschützenkönig, vier
Tore in der Champions League gegen Real Madrid. Wechsel zu den
Bayern, fünf Tore in neun Minuten
gegen den VfL Wolfsburg, vier Rekorde im Guinness-Buch, wieder
Double-Gewinner.
Robert Lewandowski widmet
seine Tore dem verstorbenen Vater. Gegen Deutschland wird er
auch für ihn spielen. Nach dem
Spiel gegen Müller und Co. können sich die polnischen Spieler in
der Kabine an Getränken und
Snacks bedienen, es gibt auch Bananen. Nimmt sich Lewandowski
eine, wird die Schale diesmal im
Müll landen. So viel Spaß die Aktion mit dem Polizeiwagen ihm damals auch bereitet hat. In Polen,
wo für den kleinen Robert Lewandowski einmal alles begonnen hat,
mit einem deutschen Dress.
Der zähe
Aufsteiger
Robert Lewandowski ist einer der wenigen
Superstars des Turniers. Polens Kapitän
musste auf seinem Weg viel Leid ertragen
mation. Der 19-Jährige besaß die
andere gute Gelegenheit der ersten Hälfte, Torhüter Michael
McGovern konnte den Schuss
noch über die Latte lenken (39.).
Von den spielerisch enttäuschenden Nordiren – immerhin
Sieger ihrer EM-Qualifikationsgruppe – kam offensiv gar nichts.
Der nach Leistenbeschwerden fit
gewordene Torjäger Kyle Lafferty nahm praktisch nicht am Spiel
teil, weil er keine Zuspiele
erhielt.
Der langjährige Dortmunder
Profi Jakub Blaszczykowski leitete schließlich über die starke
rechte Seite, wo er mit seinem
einstigen Partner Piszczek gut
19 trotzdem nicht – die Trainer
setzen auf die kräftigeren Spieler.
2005 stirbt sein Vater. Lewandowski bereitet sich gerade auf
sein Abitur vor, schreibt an diesem
Tag eine Klassenarbeit. Als er nach
dem Training nach Hause kommt,
warten seine Mutter und seine
Schwester auf ihn. Beim Reinkommen sagt er: „Papa? Ich habe es gewusst.“ Lewandowski senior hat
an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße, Krebs und Depressionen gelitten, er stirbt an einem
Schlaganfall. Sein Robert ist noch
nicht einmal volljährig. „Er hat das
in sich hineingefressen, er ist
überhaupt sehr introvertiert. Aber
zum Glück hatte er kaum Zeit zum
Nachdenken: Schule, Training,
ständig erschöpft“, erzählt Mutter
Iwona. Robert kümmert sich nun
neben Schule und Fußball intensiv
um sie und Schwester Milena. Das
Taschengeld spart er für Fußballschuhe, den Umgang mit Geld hat
ihm seine Oma beigebracht.
Er spielt jetzt für Delta Warschau, in der vierten Liga, wechselt dann in die Reserve von Legia
Warschau. Im Sommer 2006 ist
der deutsche Nationalmannschafts-Kapitän Bastian Schweinsteiger, auf den Lewandowski am
Donnerstag trifft, bereits ein Star,
hat eine EM und Champions League gespielt. Lewandowski hingegen ist noch nicht einmal Nationalspieler, eine Sekretärin bei Legia sagt ihm, dass der Klub nicht
mehr mit ihm plant. Obwohl er eigens auf die Abendschule gewechselt ist, um kein Vormittagstraining zu verpassen. Der enttäuschte Lewandowski wechselt zu Znicz
* Foto aus dem Buch von
Wojciech Zawiola: Robert Lewandowski – Meine
wahre
Geschichte. Riva-Verlag,
237 Seiten.
AFP/ VALERY HACHE
Kokusia, die Boxerhündin der Familie, ins Tor und übt mit dem Tier
Elfmeter. Als er wegen einer Verletzung nicht schießen kann, geht er in
den Wald und läuft mit der Hündin
um die Wette. Die ersten zwei Rennen gewinnt Kokusia, das dritte Lewandowski. Beim Zieleinlauf wirft
er die Hände in die Luft und ruft
seiner Mutter zu: „Ich bin bereit!“
Ihr Sohn ist so hoch veranlagt,
dass er mit zwei Jahre älteren Jungs
zusammen spielt. Er ist körperlich
zierlicher als sie, dafür aber schneller. Er schwärmt nicht für einen bestimmten Klub. Es sind Spieler, die
ihn faszinieren. Italiens Regisseur
Roberto Baggio so sehr, dass sich
Lewandowski einen Zopf wie sein
Idol
wachsen
lässt.
Später
schwärmt er für Alessandro Del
Piero und Thierry Henry. Wie sie
will er Profifußballer werden – das
ist bereits zu diesem Zeitpunkt
mehr als ein Traum für ihn. Es ist
sein Ziel. Seine Obsession.
Lewandowski besucht Spiele von
Legia Warschau und saugt alles auf,
beobachtet sogar das Warmlaufen
der Spieler hochkonzentriert. Werden seine meist sehr guten Schulnoten schlechter, droht die Mutter
mit Trainingsverbot. Ihr Robert
steigert sich dann umgehend.
Er macht auch mal Unsinn,
„leiht“ sich als Minderjähriger das
Auto der Eltern und legt ein Kissen auf den Fahrersitz, um richtig
ans Lenkrad zu kommen. Er färbt
sich die Haare mal blond, mal rot.
Doch vor Spielen ist Lewandowski
enorm diszipliniert, geht nicht
wie seine Freunde feiern. Für die
polnischen Auswahlmannschaften
spielt er im Alter zwischen 14 und
Der Moment der Erlösung: Arkadiusz Milik trifft zum 1:0 für Polen
harmonierte,
die Führung ein. Seinen
Rückpass nahm der einst
bei Bayer Leverkusen und
auch in Augsburg aktive Milik
auf und traf aus 14 Metern flach
per Linksschuss. Blaszczykowski
hätte dann selbst erhöhen können, schoss aber am langen Eck
vorbei (68.).
Die nun mutigeren Nordiren
sorgten drei Minuten später erstmals für Gefahr, Polens Torwart
Wojciech Szczesny rettete im
Herauslaufen gegen Conor Washington (71.). Der zuvor eingewechselte Grosicki (81.) und Milik (82.) hätten auf der Gegenseite noch erhöhen können.
Zwei Fäuste für ein
Hallelulja: Luka
Modric erzielt das
Tor des Tages beim
Sieg der Kroaten
REUTERS/ CHRISTIAN HARTMANN
DIE WELT KOMPAKT
Der ganz besondere
Moment des Luka Modric
Der Starspieler führt Kroatien zum 1:0 im
Auftaktspiel – die Türkei enttäuscht
er kleine „König“ Luka
Modric hat Kroatien im
Pariser Prinzenpark einen perfekten Einstand in die
EM beschert. Mit einem Volleyschuss aus 20 Metern führte
der Star-Regisseur von Real
Madrid seine Mannschaft zum
1:0 (1:0) gegen die Türkei. „Wir
hätten noch zwei, drei Tore
mehr erzielen können“, merkte
der frühere Schalker Ivan Rakitic im ZDF daher kritisch an.
„Aber das ist die EM. Da ist es
nicht so einfach. Wir genießen
diesen Sieg.“
Im Prinzenpark hatten die
Kroaten 1998 Platz drei bei der
WM in Frankreich erkämpft,
das Stadion im Südwesten von
Paris soll nun Ausgangspunkt
einer neuen Erfolgsgeschichte
werden. In der Gruppe B, in der
heute noch Titelverteidiger
Spanien und die Tschechen
spielen, haben sie sich mit ihrem vierten Sieg im fünften
EM-Auftaktspiel eine gute Ausgangsposition für das Erreichen
der K.-o.-Runde geschaffen.
Die Türken enttäuschten und
waren
enttäuscht. „Unser Torwart
konnte
beim
Schuss
von
Modric
den Ball
leider
nicht
sehen. Wenn
man in so einem Moment das Tor kassiert,
ist das natürlich bitter“, sagte
Hakan Calhanoglu von Bayer
Leverkusen.
Das Resultat spiegelte die
klare Überlegenheit der Kroaten, bei denen die BundesligaProfis Tin Jedvaj (Leverkusen)
und Andrej Kramaric (Hoffenheim) zunächst nur auf der
Bank saßen, nicht wieder. Kapitän Dario Srna traf mit einem
Freistoß die Latte des türki-
D
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schen Tores (52.), wie auch Ivan
Perisic (72.) per Kopf. Eine
Handvoll weiterer Großchancen blieb ungenutzt.
Von Beginn an ging es auf
dem Rasen hart zur Sache.
Kroatiens Rechtsverteidiger Vedran Corluka musste ab der 32.
Minute mit einem Turban weiterspielen. Nach einem Zweikampf mit Cenk Tosun war er
blutüberströmt vom Feld gegangen, bei der Rückkehr entschuldigte sich der Türke brav.
Fußball gespielt wurde auch,
hauptsächlich von den Kroaten.
Sie dominierten das Spiel, arbeiteten sich bis zur Grundlinie
durch, schlugen Flanken – doch
ertragreich war das lange nicht.
Auch nicht ein Volleyschuss von
Milan Badelj, einst beim Hamburger SV beschäftigt, in der 28.
Minute. Wenn die Kroaten zum
Abschluss kamen, war es zum
Verzweifeln: Srna (54.), Marcelo Brozovic (61.) und der frühere Wolfsburger Perisic (72.) vergaben aus besten Positionen.
Die Türken, mit dem unauffälligen Calhanoglu, hielten mit
Kampf dagegen. Starstürmer
Arda Turan (FC Barcelona) war
glücklos. Wie aus dem Nichts
bekamen sie jedoch trotzdem
ihre Riesenchance durch Ozan
Tufan: Der Mittelfeldspieler
von Fenerbahce Istanbul scheiterte aus kurzer Distanz an Danijel Subasic im kroatischen
Tor, der den Ball vor der Linie
zu fassen bekam (29.).
Der Führungstreffer von Modric war überfällig, er war ein
kleines Kunstwerk, aber auch
begünstigt durch die Türken:
Der wuselige Regisseur nahm
einen missglückten Befreiungsschlag von Selcuk Inan 20 Meter vor dem Tor volley, er traf
zauberhaft, Torhüter Volkan
Babacan sah schlecht aus.
Mit der Einwechslung ihres
Supertalents Emre Mor, künftig
Borussia Dortmund, bemühten
sich die Türken intensiver um
den Ausgleich. Vergeblich.
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
12 EM 2016
DIE WELT KOMPAKT
D
Die Topverdiener der
Nationalmannschaft
as Mädchen wackelt
strahlend auf Papa zu
und entscheidet damit über ein Vermögen. Stephen Curry vom NBAKlub Golden State Warriors ist
mit der beste Basketball-Spieler
der Welt. Die größten Firmen
wollen mit ihm werben, und der
Superstar kann sich nicht entscheiden.
Die Nationalspieler sind zu Marken geworden. Wer die größten Werbeeinnahmen hat, wessen
Vermarktungspotenzial gut oder weniger gut ist. Warum Toni Kroos hinterherhinkt. Und
warum die sozialen Medien wie Twitter, Instagram oder Facebook beinahe alles entscheiden
VON JULIEN WOLFF, LARS WALLRODT
UND LARS GARTENSCHLÄGER
AUS EVIAN
Zahlreiche der deutschen Fußball-Nationalspieler sind CurryFans, Mats Hummels verfolgt besonders intensiv die NBA, während der Vorbereitung auf die
EM-Gruppenspiele in ihrem
Quartier in Evian informieren
sich die Kicker via Apps über die
Neuigkeiten der US-Liga. Ihrem
Nachwuchs bürden die Kicker allerdings nicht so viel Verantwortung wie Curry auf. Sie entschei-
quasi gar nicht in Spots oder auf
Plakaten von eigenen Sponsoren
auf, nur für die Firmen, die mit
der gesamten Mannschaft bzw.
dem DFB werben. Obwohl Kroos
mit Real Madrid gerade zum
zweiten Mal die Champions League gewonnen hat und wie Müller
in der Nationalelf zu den Leistungsträgern zählt. Lukas Podolski hat weiterhin viele Sponsoren,
wenngleich er in der deutschen
den mit ihren Beratern über Ausrüster und Sponsoren. Und fahren in Sachen Werbung und Vermarktung ganz unterschiedliche
Strategien.
Während der Europameisterschaft in Frankreich sind einige
als Markenbotschafter im deutschen Fernsehen und auf Plakaten in den Innenstädten omnipräsent, zum Beispiel Thomas Müller. Toni Kroos hingegen taucht
Auswahl längst keine so wichtige
Rolle spielt wie Kroos. Wie ist das
zu erklären?
Die auf den Sportmarkt spezialisierte Strategieberatung Repucom hat das Vermarktungspotenzial der deutschen EM-Spieler
bewertet. Sie benutzt dafür einen
Glaubwürdige
Werbeträger: Bastian
Schweinsteiger,
Manuel Neuer,
Thomas Müller und
Toni Kroos (v. l.)
DPA/ ADIDAS
Also stellt er seiner einjährigen
Tochter Riley Schuhe von Adidas,
Nike und Under Armour hin. Riley nimmt den Nike-Schuh und
schmeißt ihn über die Schulter.
Dasselbe mit dem Adidas. Den
von Under Armour bringt die
Kleine ihrem Vater. Entscheidung
getroffen. Curry unterschreibt
bei dem Ausrüster bis 2024, erhält
viele Millionen pro Jahr plus Anteile an der Firma.
MONTAG, 13. JUNI 2016
SPIELPLAN EM 2016
GRUPPE A
Fr., 10.6. 21 Uhr
Frankreich
GRUPPE B
Paris, St. Denis
Rumänien
2 : 1
Sa., 11.6. 15 Uhr
Albanien
Lens
0 : 1
Mi., 15.6. 18 Uhr
Rumänien
Schweiz
:
Paris, Parc des
Princes
Schweiz
:
Albanien
Mi., 15.6. 21 Uhr
Frankreich
Marseille
So., 19.6. 21 Uhr
Schweiz
Lille
Frankreich
:
So., 19.6. 21 Uhr
Rumänien
Lyon
Albanien
:
S
1. Frankreich
2. Schweiz
3. Rumänien
4. Albanien
1
1
1
1
T
P
2:1
1:0
1:2
0:1
3
3
0
0
Sa., 11.6. 18 Uhr
Bordeaux
So., 12.6. 18 Uhr
Wales
Slowakei
Polen
Marseille
So., 12.6. 21 Uhr
Russland
Deutschland
2 : 1
Sa., 11.6. 21 Uhr
England
1
:
1
Mi., 15.6. 15 Uhr
Russland
Lille
Slowakei
:
Do., 16.6. 15 Uhr
England
Lens
Wales
:
Mo., 20.6. 21 Uhr
Slowakei
Deutschland
Di., 21.6. 18 Uhr
Wales
T
P
3
1
1
0
Ukraine
:
Nordirland
Lyon
Paris, St. Denis
Polen
:
18 Uhr
Ukraine
2:1
1:1
1:1
1:2
:
Do., 16.6. 21 Uhr
England
:
1
1
1
1
Ukraine
Toulouse
S
1. Wales
2. England
Russland
4. Slowakei
Lille
Do., 16.6. 18 Uhr
Di., 21.6
:
GRUPPE D
Nizza
Nordirland
1 : 0
St. Etienne
Mo., 20.6. 21 Uhr
Russland
FRANKREICH
GRUPPE C
Nordirland
Marseille
:
Polen
:
Paris, Parc des
Princes
Deutschland
S
1. Polen
2. Ukraine
2. Deutschland
4. Nordirland
1
0
0
1
T
P
1:0
0:0
0:0
0:1
3
0
0
0
So., 12.6. 15 Uhr
Türkei
0 :
GRUPPE E
Paris, Parc des
Princes
Kroatien
Mo., 13.6. 18 Uhr
Toulouse
Mo., 13.6. 21 Uhr
1
Mo., 13.6. 15 Uhr
Spanien
:
Belgien
St. Etienne
Fr., 17.6. 15 Uhr
Kroatien
:
Fr., 17.6. 21 Uhr
Spanien
Nizza
Türkei
:
Di., 21.6. 21 Uhr
Kroatien
Bordeaux
Spanien
:
Di., 21.6. 21 Uhr
Tschechien
Lens
Türkei
:
S
1. Kroatien
2. Spanien
Tschechien
4. Türkei
1
0
0
1
T
P
1:0
0:0
0:0
0:1
3
0
0
0
Italien
Schweden
Lyon
:
Italien
:
Schweden
Toulouse
Sa., 18.6 15 Uhr
Belgien
GRUPPE F
Paris, St. Denis
:
Tschechien
Fr., 17.6. 18 Uhr
Tschechien
Irland
Bordeaux
Irland
:
Mi., 22.6. 21 Uhr
Italien
Lille
:
Mi., 22.6. 21 Uhr
Schweden
0
0
0
0
Österreich
Portugal
Island
0
0
0
0
Marseille
:
Ungarn
:
Paris, Parc des
Princes
Österreich
Sa., 18.6. 21 Uhr
Portugal
Mi., 22.6. 18 Uhr
Ungarn
P
Island
Sa., 18.6. 18 Uhr
Mo., 22.6. 18 Uhr
T
Ungarn
St. Etienne
:
Nizza
0:0
0:0
0:0
0:0
Bordeaux
:
Di., 14.6. 21 Uhr
Irland
Belgien
:
S
1. Schweden
Italien
Belgien
Irland
Di., 14.6. 18 Uhr
Lyon
Portugal
:
Island
Paris, St. Denis
Österreich
:
S
1. Ungarn
Portugal
Island
Österreich
0
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
DIE WELT KOMPAKT
Index, der sich unter anderem
aus den Faktoren Identifikation,
Werbewirkung, Sympathie, Einfluss und Vertrauen zusammensetzt und die Meinung von 1,6
Milliarden Menschen repräsentiert. Kapitän Bastian Schweinsteiger führt die Rangliste an
(85,25), gefolgt von Müller
(84,88) und Lukas Podolski
(84,82). Obwohl Kroos sportlich
so erfolgreich ist, schafft der Madrid-Star es hier mit einem Wert
von 72,50 nicht einmal unter die
ersten zehn. Auch bei den Werbeeinnahmen liegt Schweinsteiger
weit vor ihm: Repucom schätzt
diese auf rund drei Millionen Euro, Thomas Müller kommt inzwischen sogar auf rund vier Millionen Euro. Der Publikumsliebling
hat Schweinsteiger mit der Unterzeichnung neuer Verträge in
der jüngeren Vergangenheit überholt, beim Training in Evian jubeln Müller auch die Franzosen
zu. Kroos kommt in Sachen Werbeeinnahmen lediglich auf gut eine Million Euro.
Lars Stegelmann ist Vermarktungsexperte bei Repucom und
erklärt: „Aus dem jungen wilden
‚Schweini‘ bei der Heim-WM
2006 ist ein gereifter Spieler geworden, der seine Teams zu Titeln führen kann.“ Dieses Image
würden sich Schweinsteigers
Werbepartner zunutze machen.
Die EM ist insbesondere für die
Ausrüster eines der wichtigsten
Ereignisse des Geschäftsjahres.
2014 setzte Adidas vor allem aufgrund der WM zwei Milliarden
Euro um – allein mit Fußballprodukten. Und will hier weiter
wachsen. Sogar im Mediencenter
in Evian wirbt die Firma mit großen Pappaufstellern und ausgestellten Schuhen.
Stärkster Konkurrent ist Nike.
Die US-Firma setzt darauf, früh
kommende Stars unter Vertrag zu
nehmen. Zuletzt unterschrieben
mit Schalkes Leroy Sane und Bayerns Joshua Kimmich gleich zwei
junge EM-Teilnehmer Einzelausrüsterverträge bei dem Konzern.
Davon abgesehen haben die Neulinge in der Nationalelf (noch)
EM 2016 13
MONTAG, 13. JUNI 2016
keine großen Werbepartner. Sane
hat laut der Studie von Repucom
besonders viele weibliche Fans,
und auch Kimmich wird nach der
EM wohl öfter in Kampagnen zu
sehen sein. Stegelmann: „Um sich
von anderen Spielern abzugrenzen und für Werbepartner interessant zu sein, müssen noch unverwechselbare Charakterzüge
dazukommen. Ein Thomas Müller beispielsweise ist durch sein
bodenständiges Auftreten ein
Testimonial, das sich von anderen
Spielern abhebt.“
Vor allem Julian Draxler traut
Repucom durch die EM einen
großen Sprung zu. Der Schalker,
der auf der linken Seite den verletzten Marco Reus vertreten
könnte, hat in Sachen Kaufentscheidungen laut Studie Einfluss auf 71 Prozent der 16- bis 24Jährigen. Bislang habe Draxler
ausschließlich Ausrüster Adidas
als Sponsor. Stegelmann: „Sollte
er im Turnier sportlich herausstechen, wird er weitere Sponsorenverträge abschließen können.“
Draxler hat gut 1,8 Millionen Follower bei Facebook und Instagram. Ein entscheidender Faktor.
Die sozialen Medien sind der
größte Multiplikator für die
Werbekampagnen mit Spielern.
Eine Studie von Twitter widmet
sich der Frage, wem die Menschen mehr vertrauen: Ihren
Freunden oder „Influencern“ bei
Twitter, YouTube und Co., also
zum Beispiel Fußball-Stars? Ergebnis: 56 Prozent den Freunden, die Influencer erreichen
beinahe 50 Prozent.
An die unglaublichen Zahlen ihrer europäischen Konkurrenz
kommen die deutschen Nationalspieler zwar (noch) nicht ran, ein
Tweet des portugiesischen Superstars Cristiano Ronaldo ist laut einer Studie rund eine Viertelmillion Euro wert. Doch Mesut Özil
kommt immerhin auf 45.000 Euro. Schweinsteiger postete pünktlich zum Start der EM ein AdidasVideo, in dem Fallschirmspringer
ihm, Özil, Müller, Neuer und Mats
Hummels neue Fußball-Schuhe
bringen. Das Austesten von
Selbstdarstellung gehört
im Milliardengeschäft
Fußball längst dazu.
Gerade die Weltmeister haben globales Potenzial – und versuchen
es auszuschöpfen.
Jonas Hector hat keinen SocialMedia-Auftritt – als einziger Nationalspieler. Sich selbst darzustellen, das passe nicht zu ihm,
sagt der Außenverteidiger vom 1.
FC Köln. Sein Kollege Kroos ist
nur in Sachen Werbung kaum aktiv. Experte Stegelmann erklärt:
„Manche Sportler wären für gewisse Produkte nicht glaubwürdig
und authentisch genug. Es gibt allerdings auch Fußballer, die sich
noch nicht mit ihrer Vermarktung beschäftigt haben oder
diese gar nicht anstreben.“
Kroos nimmt sich hier offensichtlich bewusst zurück. Obwohl er sich von
Volker Struth beraten
lässt, der bis vor Kurzem
auch Mario Götze vertrat.
Götze hat zahlreiche Sponsoren. Ihm wurden seine vielen Kampagnen zuletzt
oft negativ ausgelegt,
sein zuletzt umgestaltetes Logo ebenso.
Das Hamburger
Marktforschungsinstitut Dr. Grieger &
Cie. wollte wissen:
Welcher der Nationalspieler hat noch am meisten
Werbepotenzial?
Ergebnis:
Kroos. Mit 10,3 Millionen Fans
bei Facebook, sieben Millionen
bei Instagram und 3,8 bei Twitter
sei er ein „Outperformer“, habe
sich also überdurchschnittlich
gut entwickelt. Für Kroos könnte
eine internationale Kampagne
den nächsten Schritt bedeuten.
Weltmeister Thomas Müller
gilt bei Branchenkennern als
Vorbild in Sachen Werbung. Er
habe Sponsoren gewählt, die zu
ihm passen, sagt Stegelmann.
„Die Identifikation mit Thomas
Müller ist für die Fans hoch.
Entscheidend ist, dass er konstant auf hohem Niveau spielt.
Er tritt sehr bodenständig und
glaubwürdig auf, dazu kommt
seine sympathische und humorvolle Art. Er könnte der sympathische Nachbar von nebenan
sein.“ Nicht zu Müller würde
die luxuriöse Glamour-Welt
passen, also Produkte wie teure
Uhren oder Oberklasseautos.
Ein Spieler sollte sich für eine
Werbebotschaft nicht verbiegen lassen, so Stegelmann. Firmen raten Werbeexperten, auch
die Familie, Freunde, die Partnerin und den Berater des Spielers zu analysieren, um zu sehen, ob er perfekt zum Unternehmen passt.
Riley Curry und ihr Papa haben seit Kurzem übrigens sogar
eigene Emojis auf den sozialen
Plattformen. Auch bei den bereits extrem vermarkteten EMFußballern gibt es also noch viel
Steigerungspotenzial.
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Danke!
Klinsmann erreicht mit den
USA das Viertelfinale
Der Gastgeber schlägt Paraguay mit 1:0 – und
verschafft dem deutschen Trainer etwas Ruhe
as Team von Gastgeber
USA hat bei der Copa
America seinem deutschen Trainer Jürgen Klinsmann
den Job gerettet und mit einem
1:0 (1:0) gegen Paraguay das Viertelfinale erreicht. Die US-Boys
zogen durch ihren zweiten Vorrundensieg trotz längerer Unterzahl in der Gruppe A sogar noch
an Kolumbien vorbei, das nach
seinen beiden Auftaktsiegen
Costa Rica unerwartet mit 2:3
(1:2) unterlag. Die 51.041 Zuschauer in Philadelphia konnten zwar
früh die US-Führung durch Clint
Dempsey (27.) bejubeln. Doch
D
Verteidiger DeAndre Yedlin
brachte die Platzherren durch
seinen Platzverweis nach zwei
Gelben Karten binnen einer Minute (48.) nochmals in Not. Bester Mann war US-Innenverteidiger John Brooks von Bundesligist
Hertha BSC Berlin, über den
Klinsmann nach Abpfiff sagte:
„Mit so einer Leistung schaut
ganz Europa auf ihn.“ Im Viertelfinale treffen die USA und Kolumbien in Überkreuzduellen auf
die beiden Besten der Gruppe B,
in der am Sonntag auch Rekordweltmeister Brasilien gegen Peru
um das Weiterkommen kämpfen.
Nach ihren großartigen Erfolgen in der Euroleague haben die
Brose Baskets die Playoffs mit 9:0 Siegen abgeschlossen und
seit 2005 zum 8. Mal die Deutsche Basketballmeisterschaft
nach Bamberg geholt.
Wir bedanken uns bei den Spielern, dem Trainer- und
Betreuerstab, unseren Sponsoren und den Fans von Freak City.
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14 SPORT
DIE WELT KOMPAKT
D
RAD
Trauer um Legende
Rudi Altig
Rudi Altig ist am Samstag nach
kurzer, schwerer Krankheit im
Alter von 79 Jahren verstorben. Der gebürtige Mannheimer war einer der größten
deutschen Sportstars der 60er
Jahre. Bei der Tour de France
gewann er acht Etappen. Größter Erfolg war der WM-Titel
1966 im Straßenrennen auf
dem Nürburgring. Im selben
Jahr wurde Altig zu Deutschlands Sportler des Jahres
gekürt.
LEICHTATHLETIK
Harting gewinnt bei
seinem Comeback
DPA/ MARIUS BECKER
Diskuswurf-Olympiasieger
Robert Harting (Foto) hat auf
seiner Comeback-Tour den
ersten Sieg gefeiert. Er gewann
im südniederländischen Leiden
mit 65,37 Metern. Der Berliner
hat erst Anfang Juni nach 21monatiger Wettkampfpause
sein Comeback gegeben.
HOCKEY
Deutsche Frauen
Zweite in Hamburg
Die deutschen Damen haben
das Vier-Länder-Turnier in
Hamburg auf dem zweiten
Platz beendet. Die Gastgeberinnen verloren am Sonntag
ihr drittes und letztes Spiel mit
0:2 (0:2) gegen Turniersieger
Argentinien. Maria Granatto
(2. Minute) brachte den
Panamerika-Meister nach 90
Sekunden in Führung, Gabriela
Aguirre erhöhte auf 2:0 (5.).
avid De Gea galt
schon immer als besonders cooler Kandidat. Bekannt ist etwa,
dass er sich während
Premier-League-SpieDavid De Gea
len mit seinem Verkönnte seinen
ein
Manchester
Stammplatz im
United in der
Zuge der angebHalbzeitpause
lichen Affäre noch
gern mal nach
an Iker Casillas
den Ergebnissen
verlieren
aus Spanien erkundigt. Oder die
Anekdote
darüber, wie er die
Nachricht aufnahm, dass der
angestrebte
Transfer zu Real
Madrid
vorigen
Sommer an einem Fristversäumnis scheiterte. Er saß zuhause auf
dem Sofa, seine Eltern waren zu
Besuch, und als an den Fakten
kein Zweifel mehr bestand, da erhob er sich ohne merkliche Regung und ging zu Bett.
REUTERS/ VINCENT KESSLER
KOMPAKT
VON FLORIAN HAUPT
Die Kunde der letzten Tage aus
dem hermetisch abgeriegelten
spanischen Quartier fügt sich insofern ins Bild: Der Keeper, dem
Beteiligung an der Vergewaltigung
einer Frau vorgeworfen wird, habe über das Wochenende ganz
normal trainiert und ganz normal
geschlafen, heißt es. Und wahrscheinlich wird dieser „Torwart
aus Eis“ („El País“) trotz der Berichte über eine mindestens unappetitliche, womöglich strafrechtliche relevante Beziehung zu dem
inhaftierten Pornoproduzenten
„Torbe“ zum EM-Auftakt gegen
Tschechien auch ganz normal halten – wenn ihn Nationaltrainer
Vicente Del Bosque heute wirklich aufbietet.
Das allerdings wollte der Coach
auch gestern am Spielort Toulouse nicht zusichern. „Die endgültige Entscheidung fällt am
Spieltag“, erklärte Del Bosque.
Unabhängig von den neuesten
Entwicklungen ringt er seit Monaten mit der Frage, ob er weiter
wie in der EM-Qualifikation auf
den mit Spanien seit acht Spielen
unbezwungenen Altmeister Iker
Casillas, 35, setzen soll – oder wegen der deutlich besserer Klubsaison des zehn Jahre jüngeren De
Gea einen historischen Wechsel
Hat De Gea
wirklich ein
reines Gewissen?
Die angebliche Sex-Affäre um den
Torwart von Manchester United
belastet das spanische Team vor dem
EM-Auftakt heute gegen Tschechien
MONTAG, 13. JUNI 2016
vornimmt: es wäre das erste Turnier seit 16 Jahren, das Casillas
nicht als Stammkeeper beginnt.
Weder der Trainer noch die vor
ihm zum Pressetermin geschickten Veteranen Andrés Iniesta und
Sergio Ramos machten gestern
einen wirklich lockeren Eindruck.
Ausgerechnet die bis zur WM 2014
jahrelang nicht nur sportlich dominante, sondern auch moralisch
stets vorbildliche „selección“ hat
einen Skandal am Hals. Sie tut
sich sehr schwer im Umgang damit. Auch wenn alle De Gea öffentlich ihre Loyalität versichern
– mancher der älteren Spieler soll
alles andere als glücklich darüber
sein, dass die nachrückende Generation das Image der Mannschaft verändert.
Nach Presseberichten hat eine
Zeugin ausgesagt, dass De Gea im
Jahr 2012 ein Treffen in einem
Madrider Hotel arrangiert habe,
bei dem sie von zwei Fußballern
gegen ihren Willen zu sexuellen
Handlungen gezwungen worden
sei. Die Behörden sollen das Mädchen als glaubhaft einstufen.
Aus einem in der spanischen
Presse veröffentlichten Whatsapp-Verkehr zwischen ihr und De
Gea scheint zudem hervorzugehen, dass dieser sich öfter als
Kuppler zwischen Spieler– und
Eskortwelt betätigte. Der Torwart
nannte die Behauptungen am
Freitag „Lügen und Unwahrheiten.“ Fragen nach „Torbe“, der die
Zeugin offenbar erpresste, wich er
aus. Ob De Gea und seinem angeblich als einer der beiden im
Hotel anwesenden Fußballer
identifizierten
Berufskollegen
Iker Munian ein Verfahren droht,
werden Richter und Staatsanwaltschaft in den nächsten Wochen
entscheiden. Spanien fragt sich:
Hat De Gea wirklich ein reines
Gewissen? Oder ist er einfach nur
unverschämt abgezockt?
Del Bosque: „Sind nicht so vermessen zu sagen, dass wir hier gewinnen"
Für Spaniens Nationaltrainer
Vicente del Bosque ist der
dritte EM-Titel hintereinander „das Ziel, aber keine
Verpflichtung“. Der 65 Jahre
alte Erfolgscoach könnte sich
durch das ganz große Portal
von der internationalen Bühne verabschieden, auch wenn
sein Abgang noch nicht offiziell ist. „Wir sind nicht so
vermessen zu sagen, dass wir
hier gewinnen“, sagt er.
Bundestrainer Joachim Löw
zählt die Iberer weiter zu den
Topfavoriten in Frankreich.
„Die Spanier sind nach wie
vor auf dem allerhöchsten
Niveau, auch wenn sie 2014
bei der WM als Titelverteidiger früh ausgeschieden
sind.“ Das hohe Niveau des
spanischen Fußballs zeige
sich auch an den Erfolgen
der Klubteams. Zuletzt gewann Real Madrid die Champions League.
Bamberg bleibt Deutschlands Basketball-Hochburg
Die Franken krönen sich im Finale gegen Ulm zum Deutschen Meister – es ist die sechste Meisterschaft seit 2010
ndrea
Trinchieri
umarmte jeden einzelnen Spieler, dann sorgte
der Trainer der Brose Baskets
Bamberg auf dem Spielfeld
höchstpersönlich für die erste
Champagnerdusche.
Im
Schnelldurchgang hat das Team
des Italieners seinen achten
Meistertitel geholt, nach dem
92:65 (38:37) im dritten Finalspiel der Basketball-Bundesliga
gegen ratiopharm Ulm ging die
best-of-five-Serie mit 3:0 an
Bamberg. Darius Miller wurde
als wertvollster Spieler (MVP)
der Finals ausgezeichnet: „Wir
BONGARTS/ GETTY IMAGES
A
Der Jubelschrei von Bambergs
Kapitän Bradley Wanamaker
sind Meister geworden, das ist
das Wichtigste“, sagte Miller
bei telekombasketball.de.
Bamberg, das seinen Titel
souverän verteidigte, blieb in
der Meisterrunde als dritter
Bundesligist nach Bayer Leverkusen (1992, 1994) und Alba
Berlin (1998, 2002) ohne Niederlage. Die Brose Baskets haben zudem in ihrer fast makellosen Bundesliga-Saison nicht
ein Spiel zu Hause verloren.
Brad Wanamaker (19 Punkte)
und Miller (19) waren die besten Werfer der Bamberger.
Die Franken krönten, abgesehen vom Pokal-Aus gegen die
Bayern im Halbfinale, eine nahezu perfekte Saison. Das Viertelfinale in der Euroleague wurde nur ganz knapp verpasst, national dominierte das Team.
Nur drei Niederlagen gab es in
der gesamten Saison – viel besser geht nicht. Die tapfer kämpfenden Ulmer warten nach ihrer dritten Teilnahme dagegen
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weiter auf den ersten Sieg in einem Finalspiel. „Ich werde lieber wieder Zweiter, als dass ich
nicht in die Position komme,
das Finale zu verlieren. Diese
Mannschaft ist Wahnsinn. Aber
es war einfach nicht genug“,
sagte Günther.
Seriensieger Bamberg hat
unterstrichen, wer die Nummer
eins in Deutschland ist. Abgesehen vom Triumph der Bayern
2014 sind die Brose Baskets seit
2010 immer Meister geworden.
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DIE WELT KOMPAKT
FORUM 15
MONTAG, 13. JUNI 2016
LEITARTIKEL
KOMMENTAR
Amerikas
gute Seiten
Bei allen Nachteilen und Katastrophen: Es ist ein
Land voller Eigensinn, Liebe und Humor, was nicht
zuletzt die Trauerfeier für Muhammad Ali zeigt.
Hillary Clinton könnte einiges von ihr lernen
merika! Bei der Beerdigung
eines seiner größten Söhne
feierte sich das Land selbst.
„Wir alle haben eine Ali-Geschichte“, sagte Ex-Präsident Bill Clinton. Ali habe „unser aller Leben etwas
besser gemacht, als es vor ihm war“,
sagte der Komiker Billy Crystal. Und wen
feierten sie, begleitet von Imamen und
Rabbinern, Schamanen, christlichen,
hinduistischen und buddhistischen Geistlichen? Einen ehemaligen Boxer, Wehrdienstverweigerer, Islamisten, Revolutionär: Muhammad Ali. Und wie feierten sie
ihn? Mit Anekdoten, Witzen, Tränen und
Lachen. Es war eine muslimische Trauerfeier, denn Ali war, wie Clinton sagte,
„ein Mann des Glaubens“. Aber es war
eine Trauerfeier unter dem Zeichen der
Stars and Stripes und der olympischen
Ringe. Über seinen „großen Bruder“ Ali
sagte Billy Crystal, er habe „die religiöse
Freiheit für alle erstritten“; mit seiner
Abwendung vom rassistischen, antisemitischen und separatistischen Islam
seiner Jugend habe er „Brücken, nicht
Mauern errichtet“.
Das hatte Recep Tayyip Erdogan nicht
verstanden, der die Feier zur Selbstinszenierung nutzen und zugleich islamisieren wollte und – da ihm die anwesenden muslimischen Geistlichen das nicht
gestatteten – beleidigt abreiste. Wie klein
wirkte Erdogan! Wie kleinlich wirken
aber auch Diskussionen hierzulande über
die Frage, ob der Islam zu Deutschland
gehöre; eine Frage, auf die keine Antwort
richtig sein kann. Wenn ein jüdischer
Schauspieler Ali feiert, weil er „uns alle
erregt, geärgert, durcheinandergebracht“
hat, wenn ein christlicher Ex-Präsident
ihn lobt, weil er „beschlossen hat, seine
eigene Lebensgeschichte zu schreiben“ –
dann artikulieren sie, was Amerika groß
macht: der Glaube, dass es auf das Individuum ankommt, nicht auf das Kollektiv.
Diese amerikanische Zivilreligion hat
alle Religionen, die mit ihr in Berührung
kamen, verändert. Schon 1899 verurteilte
Papst Leo XIII. die Häresie des „Amerikanismus“ – der unter amerikanischen
Katholiken grassierende Glaube, dass sich
der Mensch in dieser neuen Welt selbst
vervollkommnen könne. Jüdische Einwanderer aus den rückständigsten
Schtetl-Gemeinden Osteuropas wurden
mittels Hollywood und der Popmusik zu
Propheten des amerikanischen Traums
von Fortschritt und Glück. Und auch der
Islam wandelte sich beispielhaft in der
Person Alis von einer Religion der Absonderung und der Überheblichkeit, wie
A
ǑǑ
ALAN POSENER
Keine Thatcher
hätte versucht,
ihre Affinität zur
Macht zu
verheimlichen;
eben deshalb
war sie als Frau
erfolgreich
ihn wohl auch Erdogan versteht, zu einer
Religion des Engagements und der Versöhnung, sodass der von Parkinson gezeichnete Ex-Boxer, um noch einmal
Clinton zu zitieren, „zum universellen
Kämpfer für unser gemeinsames Menschentum“ wurde.
Was sich tief im einstmals „umnachteten“ Süden feierte, war das Amerika, das
Europa als Vorbild dienen kann: das Amerika des Individualismus und des Aufstiegs, der Religionsfreiheit und der Toleranz, des Glaubens an den Menschen und
seine Möglichkeiten. Es tat gut angesichts
der Meldungen aus Amerika und Europa
über die Wiederkehr der kollektiven
Intoleranz und Wut zur Linken wie zur
Rechten. Wie lässt Friedrich Schiller
seinen Wallenstein sagen, der eine Art
Amerikaner ist mit seiner Armee aus aller
Herren Länder und seinem Glauben an
sich selbst: „Nicht, was lebendig, kraftvoll
sich verkündigt,/ Ist das gefährlich
Furchtbare./ Das ganz Gemeine ist‘s, das
Ewiggestrige,/ Was immer war und immer
wiederkehrt/ Und morgen gilt, weil’s
heute hat gegolten!“
Und die Männer
machen weiter
Das „ganz Gemeine“ greift mit Donald
Trump nach dem Weißen Haus. Unmittelbar vor der Begräbnisfeier für Muhammad Ali, dem Trump, wäre Ali nicht
amerikanischer, sondern etwa deutscher
Staatsbürger, als Muslim die Einreise in
die USA verweigern würde – unmittelbar
vor diesem Stelldichein des besseren
Amerika hatte sich Hillary Clinton die
Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten durch ihren Sieg
bei den Vorwahlen in Kalifornien gesichert – und damit die historische Möglichkeit, als erste Frau das wichtigste Amt
zu besetzen, das die freie Welt zu vergeben hat.
Man muss Trump dankbar sein, weil
durch seine Kandidatur Herz und Hirn
einem gleichermaßen sagen, wer im November gewinnen soll. 2008 schlug das
Herz für Barack Obama, das Hirn sagte
einem aber, dass John McCain oder aber
Hillary Clinton die bessere Wahl gewesen
wäre; ein Urteil, das nach acht Jahren
nicht revidiert zu werden braucht. Clinton hat sich schwergetan, den Linkspopulisten Bernie Sanders zu besiegen,
und der Sieg gegen Trump wird auch
nicht leicht sein. Das liegt nicht nur an
der Wut, die Amerikas Mittelklasse nach
der Krise erfasst hat. Es liegt auch an
Clintons Persönlichkeit. Ihr fehlt nämlich
das, was in Arthur Millers „Tod eines
Handlungsreisenden“ als wichtigste Eigenschaft eines Amerikaners beschrieben
wird, der Erfolg haben will, und was ihr
Mann Bill im Übermaß besitzt: „likeability“. Man muss populär sein, gemocht
werden; die Menschen müssen spüren,
dass man sie mag.
Und das trifft auf Hillary Clinton nicht
zu. Sie ist intelligent, erfahren, rhetorisch
begabt, kaltblütig, kontrolliert und effizient – alles unentbehrliche Eigenschaften für eine Oberkommandierende, von
denen Trump nur wenige besitzt. Aber
man mag sie nicht. Und merkwürdigerweise sind es gerade junge Frauen, die sie
nicht mögen. Für sie erscheint Clinton
wie eine Frau von gestern, die aus den
Kämpfen von gestern um Gleichberechtigung und Anerkennung stammt, von
denen die selbstbewussten jungen Frauen
von heute profitieren. Noch haben sie
nicht gelernt, auf wie wankendem Boden
diese Rechte und diese Anerkennung
stehen, wie auch die Fortschritte, die Ali
für Afroamerikaner mit erkämpft hat –
wie jeder Fortschritt immer und überall.
Alles an Hillary Clinton stößt diese jungen Frauen ab – vor allem ihr Stil, vielmehr ihre absichtsvoll kultivierte Stillosigkeit, die sie „likeable“ machen soll.
Deshalb rät die britisch-amerikanische
Erfolgsjournalistin Tina Brown mit Verweis auf Maggie Thatcher der Präsidentschaftskandidatin, jetzt ihre „inner bitch“
herauszulassen: Junge Powerfrauen würden die Powerfrau Clinton bewundern,
die als Außenministerin mit Khaki-Hosenanzug und Sonnenbrille aus einem
Militärflugzeug stieg. Weder Thatcher
noch Benazir Bhutto oder Golda Meir
hätten versucht, ihre Affinität zur Macht
zu verheimlichen oder mit angeblich
weiblichen Eigenschaften zu punkten;
eben deshalb waren sie als Frauen erfolgreich. Zweifellos wird Hillary Clinton ihre
„inner bitch“ brauchen, wenn sie mit
Donald Trump in den Ring steigt. Es geht
zwar gegen das „ganz Gemeine“, aber
ohne Gemeinheit wird es nicht zu besiegen sein.
ine Frau, dicke Brüste,
platinblonde Haare,
benommen, wehrlos,
liegt auf einem Sofa. Sie hat Sex
mit zwei Männern, oder besser
gesagt: Zwei Männer haben Sex
mit ihr. Mehrfach sagt die Frau
„Hör auf“. Die Männer, Pardis
F. und Sebastian C., machen
trotzdem weiter. Wir kennen
das Szenario recht genau, weil
die beiden Männer Filmchen
davon gedreht haben, die im
Internet zu sehen sind. Was da
auf dem Sofa passiert ist, daran
gibt es also keinen Zweifel.
Man kann sehr schnell auf die
Idee kommen, das Ganze eine
Vergewaltigung zu nennen. Das
sagt die Frau selber so.
Ihr Name ist Gina-Lisa Lohfink. Sie ist aus dem Fernsehen
recht bekannt, aber das tut hier
nichts zur Sache. Genauso
wenig, dass es viele Fotos gibt,
auf denen sie ihre Brüste Richtung Kamera streckt, durch
ihre platinblonden Haare
streicht oder einen sehr kurzen
Rock trägt – obwohl darüber
viel mehr geredet wird als über
die mutmaßliche Vergewaltigung. Das Einzige, was etwas
zur Sache tut, ist: Die Frau hat
„Nein“ gesagt.
Wir schreiben das Jahr 2016
und müssen uns allen Ernstes
die Frage stellen, was dieses
„Nein“, das „Nein“ einer Frau
zum Sex, wert ist. Das deutsche
Recht sagt: wenig. Das „Nein“
der Frau reicht nicht aus, um
die mutmaßliche Vergewaltigung strafbar zu machen –
dafür hätte sie sich körperlich
wehren müssen, und das ist in
den Videos nicht zu sehen.
Stattdessen soll sie wegen mutmaßlicher Falschaussage 24.000
Euro zahlen. Das Opfer wird
zur Täterin gemacht. Sie wird
öffentlich bloßgestellt, immer
wieder wird von ihren Brüsten
geredet und von ihren kurzen
Röcken. Als ob die Schuld daran
seien, dass zwei Männer sich
entschlossen haben, eine Frau
zu vergewaltigen, zu demütigen, Machtfantasien an ihr
auszuleben und das Ganze zu
Dokumentationszwecken zu
veröffentlichen. Das ist ein
bekanntes Muster, man nennt
das „rape culture“. Was das
bedeutet, zeigt sich an amerikanischen Universitäten genauso wie in den arabischen
Golfstaaten. Gesellschaften
bringen Frauen bei, dass sie
sich vor sexuellen Übergriffen
zu schützen haben. Und wenn
sie das nicht schaffen – selbst
schuld. Und die Männer machen einfach weiter.
[email protected]
[email protected]
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EVA MARIE KOGEL
E
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16 BILDER
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MONTAG, 13. JUNI 2016
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DIE WELT KOMPAKT
MONTAG, 13. JUNI 2016
FORUM 17
Mein Lehrer,
der Superheld
REUTERS/ EDGARD GARRIDO (9)
Einen kurzen Abschiedskuss für die
Mutter und dann schnell in die
Bahn, um es noch pünktlich zur
Uni zu schaffen. Ein ganz normaler
Tag im Leben des Moises Vazquez
(26) und vieler anderer junger
Menschen. Nur das Moises einen
etwas ungewöhnlichen Kleidungsstil bevorzugt: Er verlässt das Haus
nur noch verkleidet als ComicHeld. Als Spiderman, um genau zu
sein. Inzwischen nennen ihn die
Menschen nur noch „Spider-Moy“.
Regelmäßig posiert der Lehrassistent für Informatik an der Universität von Mexiko für Fotos, wird
auf der Straße angesprochen, ist zu
einer kleinen Berühmtheit geworden. Seine Studenten haben sich
bereits an ihren Dozenten im Superhelden-Kostüm gewöhnt. An
seinem Unterrichtsstil hätte sich
trotz Verwandlung nichts geändert.
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18 ESSAY
DIE WELT KOMPAKT
MONTAG, 13. JUNI 2016
iel ist in den vergangenen Monaten darüber
diskutiert
worden, ob es sich
bei der AfD um eine
Partei
mit
demokratischem
Selbstverständnis handelt. Spätestens seit Alexander Gaulands
Einlassungen rund um den deutschen Fußball lässt sich behaupten, dass ein Teil der Parteispitze
kein Interesse hat, ein solches
Selbstverständnis öffentlich an
den Tag zu legen. Es ist also ein
guter Zeitpunkt zu analysieren,
wie es um das Bewusstsein führender AfD-Repräsentanten bestellt ist. Nach dem Soziologen
Max Weber ist Politik „ein starkes
langsames Bohren von harten
Brettern mit Leidenschaft und
Augenmaß zugleich“ – also das
mühsame Ringen um Kompromisse, von denen alle wissen, dass
sie vorläufig sind.
V
VON PHILIP CASSIER
Selbstverständlich ist dies keine erschöpfende Definition, doch
grundsätzlich bedeutet Politik
das Vorhandensein eines Raums –
Polis –, in dem Argumente frei
ausgetauscht und verhandelt werden können. Und in bestimmten
Fällen kann selbst eine „radikale“,
nicht durch Kompromisse getrübte Lösung die richtige sein.
Ein Beispiel wäre hier Winston
Churchills prinzipielle Ablehnung
jeglicher Verhandlungen mit Nazideutschland. Allerdings lag dieser Abkehr vom Kompromiss die
Ausnahmesituation
zugrunde,
sich in einem Krieg zu befinden,
der mehr als 60 Millionen Menschen das Leben kosten sollte.
Die heutigen Vertreter radikaler Positionen müssen demzufolge immer allumfassende Aussagen treffen, um die Ausnahmesituation herzustellen. Frauke Petrys Bemerkung im Interview mit
der „Welt am Sonntag“, die
„Grundgesetzwidrigkeit des Islam“ sei eine „Tatsache“, ist ein
gutes Beispiel. Die Pauschalität
der Behauptung macht jegliche
Analyse von Details unmöglich.
Nicht bestimmte Gruppierungen
innerhalb der Religionsgemeinschaft betätigen sich aus Petrys
Sicht terroristisch oder legen ihre
heilige Schrift auf eine Art aus,
die im Konflikt mit deutschem
Recht steht. Dagegen könnte man
vorgehen; nein, die Religion in
Gänze – und damit, so wird es nahegelegt, jeder, der zu ihr gehört –
steht im Widerspruch zur Verfassung. Petry hat in dem besagten
Gespräch hinzugefügt, diejenigen
„Muslime, die sich gut integriert
haben“, seien „nicht einverstanden mit manchen intoleranten
und zur Gewalt aufrufenden Aussagen, die im Koran stehen“.
Eine merkwürdige Relativierung, denn Muslim ist, wer zum
Islam gehört. Die Totalität der
Behauptung hat für Petry einen
weiteren Vorteil: Sie führt zu
weitreichenden Schlussfolgerungen, die die AfD-Chefin selbst
nicht aussprechen muss. „Was
macht man mit einer grundgesetzwidrigen Organisation?“, lautet die Frage, die Petry gleich mit-
Die Rhetorik der Radikalen
Pauschale Behauptungen, gebrochene Tabus: Ist das, was die AfD
betreibt, noch Politik? Über die Sprachstrategien der neuen Rechten
liefert. Die Antwort wäre: Man
verbietet sie, bevor sie die Verfassung zerstören kann, den Kern
des Staatswesens. Wie das praktisch in einem Land passieren
soll, in dem Religionsfreiheit
herrscht, bleibt der Fantasie des
Lesers überlassen.
Allerdings wäre es dem Grundgesetz gegenüber fahrlässig, hier
zimperlich vorzugehen, so viel
dürfte klar sein – obwohl auch
grundgesetzwidrige Organisationen im demokratischen Rechtsstaat Meinungs- und Koalitionsfreiheit genießen, es sei denn, sie
stellen eine akute Gefahr für die
Verfassungs- und Rechtsordnung
dar wie durch Anwendung von
Gewalt. Die Wirksamkeit jeder
Aussage lässt sich weiter steigern,
wenn sie als Tabubruch inszeniert wird. Wieder darf es nicht
um konkret nachvollziehbare
Vorgänge gehen wie darum, dass
Regierungspolitiker gern Beschönigungsfloskeln benutzen, wenn
es darangeht, Fehler einzugestehen. Das Tabu muss ebenfalls
umfassend sein: Eine übergroße
Mehrheit, so ist die rhetorische
Strategie, hat entschieden, jeden
mundtot zu machen, der es wagt
zu sagen, der Islam sei verfassungswidrig oder eine politische
Gruppierung verseuche das Land.
Raffinierte
Antidemokraten
konstruieren daraus noch den
Vorwurf, die Mehrheit sei totalitär und damit ohne jede Moral,
weil sie ja Positionen unterdrückt, die ihr nicht passen. Die
Tatsache, dass sie ihre Behauptungen überall loswerden können, ist ihnen der Beweis, selbst
mutig gegen eine Öffentlichkeit
anzutreten, die besessen davon
ist, die Hohepriester der unbequemen Wahrheit zu vernichten.
Exakt diese Klaviatur bediente
Alexander Gauland virtuos. Und
mehr: Zunächst gelang es ihm, bei
seinem Publikum den Eindruck
zu erwecken, von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ in eine Falle gelockt worden zu sein, als es um den deutschen Innenverteidiger Jérôme
Boateng ging. Weil die Kollegen
beim Streit um die Autorisierung
eine schwache Figur abgaben, ließ
sich daraus in Rekordtempo ein
pars pro toto zimmern: Wenn
selbst die „FAS“ nicht mehr seriös arbeitet, was muss dann erst
bei den anderen los sein?
Es bleibt rätselhaft, warum
Gauland diesen sicheren Sieg
noch aus der Hand gab, indem er
je nach Tagesform behauptete,
nicht von Herrn Boateng geredet
zu haben, oder den Namen nicht
selbst benutzt oder nicht gewusst
zu haben, dass Herr Boateng
„schwarz“ ist. Immerhin hat er
erreicht, dass Boatengs Name
nun während der EM mit dem
Fall verbunden bleiben wird und
Frauke Petry feststellen konnte,
der Spieler sei „ein Klasse-Fußballer und zu Recht ein Teil der
deutschen Nationalmannschaft“;
eine Bemerkung, die auf die
Staatsbürgerschaft gemünzt unnötig ist – und zu der Frau Petry,
was das Sportliche betrifft, die
Qualifikation fehlt. Der Eindruck
aber, Frau Petry könne über
Herrn Boateng urteilen, der ist in
der Welt. Noch interessanter ist,
was Gauland nach dem Gespräch
mit der „FAS“ sonst von sich gab.
Selten ist die Rhetorik eines Hohepriesters der Wahrheit, dessen
Gedanken eine Epoche nicht etwa beschreiben, sondern selbst
Epoche machen sollen, so konsequent vorgeführt worden wie von
diesem Mann. Er, der arglos den
Medien in die Falle ging – ja, er ist
naiv, das sind Deutsche nun einmal, deswegen spielen auch Europa und die ganze Welt ihr böses
Spiel mit uns –, er durfte nun
nach Willen der totalitären Gutmenschen nicht einmal noch das
„Heimatgefühl“ empfinden, das
er sich im Anbetracht der „Politik
der Überflutung“ durch „kulturund raumfremde Menschen“ bewahrt hatte. Was allgemein gilt,
das gilt beim Fußball im Speziellen, denn die deutsche Nationalmannschaft ist ja „schon lange
nicht mehr deutsch im klassischen Sinne“.
In diesem Konvolut sind nun
alle rhetorischen Figuren auf die
Spitze getrieben, die hier vorgeführt wurden. Am bedeutendsten
erscheint, dass es Gauland durch
den Rückzugsort des „Gefühls“
gelingt, alle analytischen Bemühungen auszuhebeln. Einem Gefühl zu widersprechen, das tun
nur herzlose Zeitgenossen: Da
kann man einen zeitweise ungeregelten Zuzug von Flüchtlingen
schnell zur „Überflutung“ machen, in der alle „klassischen
Deutschen“ ersaufen werden;
und „klassische Deutsche“, das
müssen wohl die „Väter und
Großväter“ sein, von denen wir
das Land „ererbt“ haben. Wie
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suggestiv diese Worte sind, zeigt,
dass Gauland unmöglich die
Trümmerwüste gemeint haben
kann, die Deutschland zu Zeiten
der Väter und Großväter zwischenzeitlich war. Die Rede ist
hier von jenen Jahren, in denen
das Beste, worauf Deutsche hoffen konnten, war, von Amerikanern, Briten oder Franzosen bescheinigt zu bekommen, nicht zu
denjenigen gehört zu haben, die
einen Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatten und einen Massenmord an den Juden gleich mit.
Ansonsten scheint es sich bei
Gauland um einen Verfechter der
deutschen Teilung zu handeln:
Wenn er beim Deutschland der
Väter und Großväter nicht ein im
Weltkrieg kollabierendes Kaiserreich oder den Nationalsozialismus gemeint hat, bleibt nur noch
die Zeit übrig, in der ein Teil des
Landes mehr oder weniger Befehlsempfänger Moskaus war. Es
wäre kein Wunder bei der Faszination einiger Teile seiner Partei
für Wladimir Putins Russland.
Es wird häufig darauf hingewiesen, dass zu viel Aufmerksamkeit den Antidemokraten nur
mehr Zulauf bescheren könnte.
Es gibt sicher Gründe, das so zu
sehen. Der Konter der AfD liegt
auf der Hand: Die Systempresse
unterdrückt durch ihr Schweigen
ihre Meinungen, weil sie Angst
hat. Dem gilt es entgegenzutreten. Deswegen: Wer die AfD-Leute beim Wort nimmt, dem wird
klar, dass mit ihnen kein demokratischer Staat zu machen ist.
Höchstens ein Staatsstreich und
ein Bürgerkrieg.
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
WIRTSCHAFT
Biertrinker in Deutschland
kaufen einer Studie zufolge
immer häufiger Bügelflaschen. Der Marktanteil dieser
Flaschen beim Bierverkauf in
Supermärkten und Getränkemärkten sei seit 2014 von 5,2
Prozent auf 5,9 Prozent gestiegen, heißt es in einer Analyse der Marktforschungsfirma Nielsen. Große Discounter wie Aldi und Lidl
sind nicht inbegriffen. Als
Grund nennt Nielsen den
Trend zu regionalen Marken
und Bierspezialitäten, die
häufig mit den Keramik- oder
Kunststoffteilen verschlossen sind. Vor allem regional
geprägte Brauereien setzen
auf die in der Abfüllung teureren Bügelflaschen.
Die Bügelflaschen waren
einst stark vertreten auf dem
deutschen Biermarkt, vor allem in Süddeutschland. Dann
wurden sie durch Kronkorken-Flaschen zur Nische.
Kronkorkenflaschen sind bei
der Reinigung und der Wiederbefüllung von Pfandflaschen billiger – solche Flaschenanlagen brauchen für
Bügelbehältnisse zwei- bis
drei Mal so lange. Hinzu
kommt, dass Flaschen mit
den Kunststoff- oder Keramikverschlüssen ebenfalls bis
zu drei Mal so viel kosten wie
konventionelle Bierflaschen.
Für die Stuttgarter Brauerei Dinkelacker-SchwabenBräu haben sich Bügelflaschen inzwischen zum Umsatztreiber entwickelt. Sowohl 2015 wie auch in den ersten fünf Monaten 2016 sei der
Absatz der Bügelbiere im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum um etwa 5 Prozent gestiegen, sagt Vertriebschef Bernhard Schwarz.
Bei Kronkorkenflaschen liege
man hingegen nur etwa bei
etwa null Prozent. Insgesamt
kommt dadurch ein ZweiProzent-Wachstum
beim
Bierabsatz raus.
Heizöl-Preise aktuell
Preise in Euro je 100 Liter bei Kauf
von 3000 Litern einschließlich
19 Prozent Mehrwertsteuer
Stadt
Diese Woche Vorwoche
Berlin
55,80-57,90 55,10-57,70
Hamburg
57,90-59,85 54,75-59,45
Hannover
57,85-63,30 57,85-60,55
Düsseldorf
52,85-60,55 53,90-56,90
Frankfurt/M. 56,95-59,95 56,35-57,95
Karlsruhe
53,35-57,45 53,70-57,45
Stuttgart
54,20-58,30 55,15-58,30
München
53,45-55,80 52,25-55,35
Rostock
53,25-59,50 53,20-57,15
Leipzig
53,80-59,60 53,80-56,90
Bei höherer Abnahmemenge
sind Preisnachlässe möglich.
Quelle: Energie Informationsdienst
E
igentlich sind die
Wintermonate
mit
viel Regen und Kälte
die Zeit, in der sich
die Krankschreibungen bei der
Post besonders häufen. Jetzt
ist es Juni, ein Monat mit sonnigem Wetter und dennoch offensichtlich keine gute Zeit für
Briefboten und Paketzusteller.
Denn nach Informationen aus
den Gewerkschaften liegt der
Krankenstand der Post bei den
Zustellern im bundesweiten
Durchschnitt zurzeit bei mehr
als zwölf Prozent.
VON BIRGER NICOLAI
Langzeitkranke sind darin
noch gar nicht berücksichtigt.
Vor allem Rückenbeschwerden
und Gelenkprobleme, etwa mit
den Knien, sollen den Mitarbeitern zu schaffen machen. Das
wiederum soll mit den höheren
Gewichten der einzelnen Sendungen und den steigenden
Mengen pro Zusteller zusammenhängen. Immerhin gilt eine
Sendung von bis zu 31,5 Kilogramm hierzulande immer
noch als Paket.
„Bei der Post werden zu wenige neue Mitarbeiter eingestellt“, sagte Volker Geyer, der
Bundesvorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft
DPVKOM, der „Welt“. Bei einem hohen Krankenstand fehle
dann das Personal, um die Ausfälle abzufedern. „Viele Briefund Paketzusteller der Post
sind körperlich überlastet, sie
können einfach nicht mehr“,
sagte Geyer. Auch die bei der
Post noch stärker vertretene
Gewerkschaft Ver.di berichtet
von auffallend hohen Ausfallzahlen und bestätigt die Daten
der DPVKOM. In einzelnen Regionen, wie etwa in Lübeck,
sind nach den Informationen
derzeit sogar 16 Prozent der Zustellmitarbeiter krankgeschrieben. Ein Ver.di-Funktionär
spricht von „selbst gemachtem
Leid“, weil der Post-Konzern
durch überzogenes Sparen zu
wenige Mitarbeiter habe.
Die Post selbst hält die von
der DPVKOM genannte Zahl
„für zu hoch gegriffen“, nennt
aber für die Postzustellung
auch keinen anderen Krankenstand. „Die Krankenstandsentwicklung bei der DPDHL
Group in Deutschland läuft
entlang
der
gesamtgesellschaftlichen Trendkurve“, so
ein Konzernsprecher. Gemeint
ist damit allerdings der gesamte Konzern mit rund 250.000
Beschäftigten. Die Gewerkschaften beziehen sich bei ihren Zahlen dagegen auf die
rund 80.000 Zusteller in
Deutschland.
Eine Ursache des Problems
ist auch das vergleichsweise
hohe Alter der Belegschaft. Im
Durchschnitt sind die Beschäftigten 46,3 Jahre alt. Zum Vergleich: Im Jahr 1998 lag das
Durchschnittsalter noch bei
INA FASSBENDER/ REUTERS
Biertrinker
greifen zur
Bügelflasche
MONTAG, 13. JUNI 2016
Der Korb ist voll, der Postbote fehlt: Gewerkschaften warnen,
dass die hohe Belastung der Zusteller zu vielen Ausfällen führt
Jeder achte
Briefträger
ist krank
Schwere Pakete machen die Arbeit
zum Knochenjob. Die Gewerkschaft
DPVKOM fordert eine Verjüngung
des Personals. Doch die Post will
lieber eine Mini-Zulage streichen
exakt 40 Jahren. „Die notwendige Verjüngung des Personals
findet bei der Post nicht statt“,
sagte Geyer der „Welt“. Nach
Meinung des Gewerkschafters
besteht hier dringender Handlungsbedarf. „Nach unseren
Schätzungen müsste die Post
mindestens 5000 Zusteller einstellen, damit die Arbeit rei-
Eingestellt wird nur bei der Tochter Delivery
Der Post-Konzern stellt
derzeit lediglich in der Paketzustellung bei der neuen
Tochter Delivery Mitarbeiter ein. Im Januar 2015 hatte die Post 49 Regionalgesellschaften mit diesem
Namen gegründet. Hier
gelten niedrigere Löhne als
bei der Muttergesellschaft.
Bei Delivery werden Paketboten nämlich zu den Bedingungen des Logistiktarifvertrags beschäftigt. Sie
erhalten rund 20 Prozent
weniger Lohn als ihre Kollegen, die nach dem PostHaustarif bezahlt werden.
Die Post begründet den
Umbau vor allem mit der
Kombination aus wachsender Konkurrenz und dem
andauernden Boom im
Online-Handel. Dieser erfordere nach Einschätzung
der Post bis zu 25.000 neue
Jobs in der Paketzustellung
bis zum Jahr 2025.
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SEITE 19
bungslos zu schaffen ist“, sagte
Geyer. Eine Entlastung für ältere Beschäftigte ist bei der Post
in absehbarer Zukunft jedoch
nicht geplant.
Die Gewerkschaft fordert
zudem Zeitzuschläge für ältere
Postzusteller. „Wer älter als 50
Jahre ist, kann die körperlich
anstrengende Arbeit nicht in
dem gleichen Tempo erledigen
wie ein jüngerer Kollege. Das
sollte eigentlich auch der Deutschen Post einleuchten“, sagte
Geyer. Der Konzern stellt derzeit lediglich in der Paketzustellung bei der neuen Tochtergesellschaft Delivery Mitarbeiter ein. Für sie gelten hier allerdings niedrigere Löhne als bei
der Muttergesellschaft.
Die Konsequenzen des Krankenstands sehen die Postkunden beim täglichen Blick in ihre
Briefkästen: Sie bleiben immer
öfter einmal leer. „Wenn ein
Zusteller
krankheitsbedingt
nicht arbeiten kann und keine
Vertretung für ihn da ist, bleibt
seine Post liegen“, sagte Geyer.
Sollte ein Kollege die Sendungen mitnehmen, schaffe der es
dann kaum, die Post in seinem
eigenen Bezirk zuzustellen.
Der Mangel an Zustellern erschwert es der Post, auf Ausfälle zu reagieren, ohne dabei an
anderer Stelle neue Probleme
zu verursachen.
Gesetzlich gezwungen ist die
Post dazu, an sechs Tagen in
der Woche Briefe und Pakete
zuzustellen. Die Post-Mitarbeiter arbeiten 38,5 Stunden in der
Woche, sie dürfen aber durch
Vereinbarungen mit den Betriebsräten die tägliche Arbeitszeit auf bis zu zehn Stunden und 45 Minuten erhöhen.
Wenig motivierend für die
Post-Mitarbeiter dürfte auch
diese Aktion des Managements
sein: Ende Mai ging die Anweisung des Geschäftsbereiches
Brief der Post an die Niederlassungen, dass die sogenannte
Springerzulage von 1,53 Euro
am Tag zum Stichtag 1. Juli gestrichen wird. Das Schreiben
liegt der „Welt“ vor. Betroffen
sind rund 6000 Brief- und Paketzusteller, die täglich in einem anderen Zustellbezirk eingesetzt werden und dort ihre
Kollegen vertreten. Eingeführt
wurde diese Zulage 1991. Nach
Berechnungen der Gewerkschaft macht sie derzeit zwischen zwei und 2,5 Millionen
Euro im Jahr aus.
Dass diese Maßnahme möglicherweise unnötigen Konfliktstoff birgt, scheint man in letzter Minute auch noch in den
Führungsetagen der Post gemerkt zu haben. Unmittelbar
bevor die heikle Nachricht zu
Wochenbeginn an die schwarzen Bretter gehängt werden
sollte, hat Uwe Brinks, der Produktionschef der Post, das Vorhaben seiner Abteilungsleiter
zurückgezogen. Die Zulage von
1,53 Euro wird nun also doch
vorerst weitergezahlt.
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
20 WIRTSCHAFT
DIE WELT KOMPAKT
MONTAG, 13. JUNI 2016
So kassieren Deutschlands
Beamte nach Feierabend ab
pitzenbeamte in Bundesministerien verfügen
über Herrschaftswissen.
Sie sind oft die Meister ihres
Fachs, sind mit jedem Paragrafen vertraut und immer auf
dem neuesten Reformstand.
Das macht sie zu gefragten Rednern auf Fachkongressen. Veranstalter locken Fachbeamte
mit vierstelligen Honoraren.
S
VON MARTIN GREIVE
Viele Beamte haben solche
Angebote im vergangenen Jahr
angenommen.
Rund
1100
Staatsdiener aus Bundesministerien und Kanzleramt haben
über Vorträge ihre Beamtenbezüge aufgebessert. Dies geht
aus einer Antwort der Bundes-
,,
So etwas darf
ein Minister in
seinem Haus
nicht zulassen
Gerhard Schick ,
Grünen-Politiker
regierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor. Besonders gefragt sind die Beamten
des Bundesfinanzministeriums.
Laut der Antwort der Bundesregierung haben durchschnittlich 35 Beamte des Finanzministeriums von 2011 bis 2015 mit
Vorträgen rund 215.000 Euro
verdient. Im Schnitt haben sie
dafür 1137,40 Euro erhalten, bei
einem Zeitaufwand von durchschnittlich 10,2 Stunden.
Über von ihnen geschriebene
Artikel kam noch mehr Geld zusammen, rund 230.000 Euro.
Am lukrativsten ist es für Beamte, Gesetze zu kommentieren. Über diese Dienste verdienten sie mehr als 330.000
Euro, die maximale Vergütung
eines Finanzbeamten für solche
Dienste lag bei 17.600 Euro.
Über eine nebenbei betriebene
Herausgeberschaft strichen die
Beamten zwischen 2011 und
2015 rund 164.000 Euro ein. Für
„Diskussionen“ haben Beamte
des Bundesfinanzministeriums
in den Jahren 2011 bis 2015 insgesamt 37.134 Euro erhalten.
Der Spitzenreiter im Bundesfinanzministerium kam 2015 auf
einen Nebenverdienst von insgesamt rund 40.000 Euro.
Grünen-Politiker
Gerhard
Schick sieht in den Nebentätigkeiten ein doppeltes Problem.
Er erwarte, dass sich die Beamten auf ihren Dienst konzentrieren. „Wer sich 21 Wochen
lang einer Nebentätigkeit widmet, der muss jedenfalls sehr
genau darlegen, wie das mit der
gesetzlichen Forderung nach
vollem persönlichen Einsatz
vereinbar ist.“ Für noch ein
größeres Problem hält der Grüne die Gefahr möglicher Interessenskonflikte. Wenn einige
Beamte mit Vorträgen, Aufsätzen oder Gesetzeskommentaren so viel Geld verdienten,
„dann muss jedem klar sein,
dass es da eine Komponente der
Beeinflussung gibt. So etwas
darf ein Minister in seinem
Haus nicht zulassen“, so
Schick. Er fordert gesetzliche
Änderungen. „Dass ausgerechnet Vorträge von der Genehmigungspflicht
ausgenommen
sind, ist ein rechtlicher Anachronismus, den es dringend zu
beheben gilt.“ Schicks Fraktionskollegin Lisa Paus begrüßte,
dass das Bundesfinanzministerium anstrebe, Vorträge und
Seminare als Dienstgeschäft zu
definieren. „Dann würde sie zur
regulären Tätigkeit gehören
und nicht extra als Nebentätigkeit entlohnt werden.“
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Amtsgericht Bernau bei Berlin
Aufgebot
In dem Aufgebotsverfahren der Margit Eveline Warzecha, geboren am 12.09.1945,
verstorben am 06.01.2008, vertreten durch den Nachlassinsolvenzverwalter:
Rechtsanwalt Falk Eppert, Vietmannsdorfer Straße 23, 17268 Templin – Antragsteller –
wegen Aufgebot
hat das Amtsgericht Bernau bei Berlin am 07.06.2016 beschlossen:
Rechtsanwalt Falk Eppert hat den Antrag auf Kraftloserklärung einer abhanden
gekommenen Urkunde bei Gericht eingereicht.
Es handelt sich um den Grundschuldbrief, Gruppe 02, Briefnummer 14149968, über
die im Grundbuch des Amtsgerichts Bernau bei Berlin, Gemarkung Lindenberg,
Blatt 594, in Abteilung III Nr. 4 eingetragene Grundschuld zu 178.952,16 EUR mit
18 % Zinsen jährlich.
Eingetragene Berechtigte: Margit Warzecha, geb. Martins, geboren am 12.09.1945.
Der Inhaber des Grundschuldbriefs wird aufgefordert, seine Rechte spätestens bis
zu dem 31.08.2016 vor dem Amtsgericht Bernau bei Berlin, Breitscheidstraße 50,
16321 Bernau bei Berlin, Az.: 34 UR II 3/15 anzumelden und die Urkunde vorzulegen,
da ansonsten die Kraftloserklärung des Briefes erfolgen wird.
Ruhnow, Rechtspfleger
AFP/ JOHN MACDOUGALL
1100 Staatsdiener bessern ihr Gehalt mit
Vorträgen auf. Ein Ressort ist am fleißigsten
Forscher der TU Dresden bestimmen mit Infrarot-Spektroskopie das Geschlecht von Küken im Ei
Schluss mit dem
Kükenschreddern
2020 hört der größte US-Eiererzeuger dank deutscher Technik
mit dem Töten auf. Doch Unternehmen hierzulande zögern
as
Schreddern
männlicher Küken
unmittelbar
nach
dem
Schlüpfen
sorgt immer wieder für Proteste aufgebrachter Tierschützer.
In den USA hat sich die Geflügelwirtschaft nun auf ein Ende
des umstrittenen Verfahrens
festlegen lassen. Spätestens im
Jahr 2020 werde es abgeschafft,
erklärten der mit Abstand größte Eiererzeuger Amerikas, United Egg Producers, und die
Tierschutz-Organisation The
Humane League (THL).
D
VON MICHAEL GASSMANN
Da die Kooperative 95 Prozent
des
amerikanischen
Markts versorgt, kommt die Einigung einer Abschaffung der
massenhaften Kükentötungen
in Amerika gleich. „Das Kükenschreddern wird in den USA
bald eine Sache der Vergangenheit sein“, sagte THL-Chef David Coman-Hidy.
Schon 2014 hatte sich der Lebensmittelkonzern Unilever in
den USA verpflichtet, bei seinen Eierlieferanten auf eine
möglichst rasche Beendigung
der Tötungen zu dringen. Unilever kauft in den USA jährlich
350 Millionen Eier ein, unter
anderem für Speiseeis seiner
Marke Ben & Jerry’s oder für
Hellman’s Mayonnaise.
In Deutschland bietet sich
ein anderes Bild. Erst Ende Mai
hatte das Oberverwaltungsgericht Münster die Methode als
gesetzeskonform abgesegnet.
Das Keulen diene der „Versor-
gung der Bevölkerung mit Eiern
und Fleisch“. Es sei deshalb mit
dem Tierschutzgesetz vereinbar, welches das Töten von Tieren aus vernünftigem Grund
zulasse. Zwar gibt es auch in
Deutschland Bemühungen, das
maschinelle Schlachten durch
Schreddern oder das ebenfalls
übliche Vergasen der Jungtiere
mit Kohlenmonoxid zu beenden. Eine verbindliche Selbstverpflichtung allerdings mit einer konkreten zeitlichen Frist
ist hierzulande nicht in Sicht.
Dabei steht eine neue Technologie vor der Einführung,
durch die das Massentöten in
den Brütereien abgeschafft
werden könnte. Das humane
Verfahren wird in Deutschland
entwickelt. Auch die Vereinbarung zwischen United Egg Producers und THL setzt darauf.
Wissenschaftler des Forschungsverbunds Leipzig/Dresden haben eine Methode entwickelt, das Geschlecht der Tiere
noch im Ei zu bestimmen. Das
erfolgt mithilfe von InfrarotSpektroskopie während der
Frühphase der Bebrütung. Eier
mit männlichen Küken könnten
dann aussortiert und zum Beispiel für die Herstellung von
Tierfutter verwendet werden.
Das Forschungsprojekt in
Sachsen soll Ende dieses Jahres
abgeschlossen werden. Die Entwicklung von Maschinen, die
Millionen von Eiern schnell
und kostengünstig entsprechend der Anforderungen der
Brütereien analysieren und sortieren können, ist jedoch noch
nicht beendet. Bisher werden
© Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung
weibliche und männliche Jungtiere von Hand getrennt.
In Deutschland macht Bundeslandwirtschaftsminister
Christian
Schmidt
(CSU)
Druck. Sein Ziel sei ein Ende
des Kükenschredderns im Jahr
2017, erklärte er im vergangenen Sommer. Damals überreichte er in Leipzig Schecks
über insgesamt fast 1,2 Millionen Euro, um die Forschungsarbeiten zu beschleunigen.
Die deutsche Geflügelwirtschaft hält den Plan jedoch für
unrealistisch.
„Die
Geschlechtsbestimmung im Ei
funktioniert, sie ist aber noch
nicht praxistauglich“, sagte ein
Sprecher des Zentralverbands
der deutschen Geflügelwirtschaft in Berlin. Dies werde voraussichtlich erst in zwei bis
vier Jahren der Fall sein.
Bis zur Umstellung auf die
neue Technik werden in
Deutschland weiterhin jährlich
rund 50 Millionen männliche
Küken in den ersten Stunden
nach dem Schlüpfen getötet,
täglich mehr als 135.000. Da sie
weder Eier legen können noch
schnell genug Fleisch ansetzen,
sind sie für die Züchter kommerziell wertlos.
Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hält dennoch
nichts von einem Verbot. Er
schließt sich in seinen Argumenten der Geflügelwirtschaft
an. Eine Untersagung in
Deutschland werde danach lediglich zu einer Verlagerung der
Produktion ins Ausland führen,
solange keine technische Alternative verfügbar sei.
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
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RENAULT TALISMAN GRANDTOUR
Auf die Details kommt es an
Der Renault Talisman Grandtour im Überblick
> Design: stillvolle Persönlichkeit und unverwechselbare Eleganz
> Fahrspaß: individualisierbares MULTI-SENSE System und
dynamische Allradlenkung 4CONTROL2
> Komfort: gehobene Verarbeitung und innovative Technologien
> Einstiegspreis: ab 28.950,– Euro3
1
Es gibt sie, die Liebe auf den ersten Blick.
Deswegen ist es schön, wenn das Design
eines Wagens rundherum überzeugt – so
wie beim Renault Talisman Grandtour, der
sowohl außen als auch innen mit viel Liebe
zum Detail ausgestattet wurde.
Seine markante Frontpartie, seine attraktive Seitenlinie und seine kraftvollen Schultern verleihen ihm eine Persönlichkeit, die
Selbstbewusstsein und Stilsicherheit in
jeder Situation ausstrahlt. Wie die CoupéLimousine weist auch der Renault Talisman
Grandtour dynamische Proportionen, ein
lang gezogenes Proil und eine hohe Gürtellinie auf. Die Dachlinie wird durch einen
Heckspoiler verlängert, und die Neigung
des Heckfensters betont die Dynamik. All
das wird ermöglicht, ohne Kompromisse
beim Kofferraumvolumen zu machen.
Zur Ausstattung außen gehört unter anderem noch, dass sich an den Fenstern
Chrom-Einfassungen beinden und sowohl die Türgriffe als auch die Außenspiegel in der Wagenfarbe lackiert sind.
Hinzu kommt, dass der LED-Blinker bei
den Außenspiegeln integriert wurde und
sie elektrisch anklapp- und einstellbar sind.
Schon an diesem Beispiel ist zu sehen, wie
das Design hier mit der Funktionalität auf
eine einzigartige Weise vereint wird.
Dieses Prinzip, dass das Beste aus beiden
Welten im Renault Talisman Grandtour
vereint wird, setzt sich selbstverständlich auch im Inneren des Kombis fort.
Damit der Fahrer zum Beispiel die innovative Technik möglichst optimal im Griff
hat, wurde die Mittelkonsole mit viel
Sinn für Ergonomie gestaltet. Handwerk-
liche Sorgfalt prägt dabei jedes Detail.
Das klare Design sorgt dafür, dass jede Fahrt
angenehm ist und zum komfortablen Vergnügen wird. Wie der Schalthebelknauf ist
auch das Lenkrad, das natürlich problemlos längs- und höhenverstellbar ist, in Leder
gefasst.
Der Renault Talisman Grandtour hat eindeutig Charakter. Alles ist an ihm dafür gemacht,
um mit Leichtigkeit schön zu sein.
EINE KLASSE FÜR SICH
DER FEINE UNTERSCHIED
FAHRZEUG MIT CHARAKTER
Charismatisches Außendesign
Zeitloses Interieur
Stilvolle Persönlichkeit
Der Renault Talisman Grandtour hat das Zeug zum Verführer. Seine
breite Front sorgt für eine starke Präsenz auf der Straße und strahlt
selbstbewusst Kraft und Leistung aus. Der große Kühlergrill mit
den feinen Chrom-Elementen unterstreicht dabei noch sein markantes Auftreten. Dieser Wagen repräsentiert eine Klasse für sich.
Die handwerklich perfekte Verarbeitung der hochwertigen Materialien und die durchdachte Ergonomie vermitteln das gute
Gefühl des gehobenen Lebensstils. Dieses Gefühl wird noch
durch Details im Design wie die Ziernähte in der Verkleidung4
des Instrumententrägers ganz natürlich verstärkt.
Das richtige Auftreten ist eine Frage des Stils. Vom Renault
Talisman Grandtour wird sie mit viel Liebe zum Detail beantwortet. Seine Persönlichkeit wird u. a. durch edle 19-Zoll-Räder2,
die charakteristischen seitlichen Luftauslässe und seine am Tag
und in der Nacht leuchtende Lichtsignatur unterstrichen.
Renault Talisman Grandtour ENERGY dCi 110: Gesamtverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert (l/100 km): 4,2 / 3,5 / 3,7; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 98. Renault Talisman
Grandtour: Gesamtverbrauch kombiniert (l / 100 km): 6,0–3,7; CO2-Emissionen kombiniert (g / km): 135–98 (Werte nach Messverfahren VO [EG] 715 / 2007).
1)
3 Jahre Renault Neuwagengarantie und 2 Jahre Renault Plus Garantie (Anschlussgarantie nach der Neuwagengarantie) gem. Vertragsbedingungen für 60 Monate bzw. 100.000 km ab Erstzulassung; 2) Serienmäßig oder optional (gegen Aufpreis), verfügbar ab Ausstattungsniveau Intens; 3) UPE zzgl. Überführung für einen Renault Talisman Grandtour Life ENERGY dCi 110; 4) Serienmäßig ab Ausstattungsniveau Intens;
Renault Deutschland AG, Postfach, 50319 Brühl
DER RENAULT TALISMAN IST WELT-KLASSE.
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22 WIRTSCHAFT
DIE WELT KOMPAKT
MONTAG, 13. JUNI 2016
KOMPAKT
Pariser Platz in Berlin: Eis schmilzt
in der Sommerhitze, die Preise für
die kalte Erfrischung jedoch nicht
PROMI-BLOG
„Gawker“ muss
versteigert werden
Ein Rechtsstreit mit dem
Wrestler Hulk Hogan ist dem
US-Onlinedienst „Gawker“
zum Verhängnis geworden. Der
Promi-Klatsch-Blog beantragte
Gläubigerschutz und wird
vermutlich Ende Juli versteigert. „Gawker“ war im März zu
einer Schadensersatzzahlung
in Höhe von 140 Millionen
Dollar an Hogan verurteilt
worden, nachdem die Webseite
ein Sex-Video von ihm veröffentlicht hatte.
Unternehmer klagt
gegen Medienbericht
PA/ DPA/ URSULA DÜREN
Tourismusunternehmer Vural
Öger (Foto) will juristisch
gegen „Spiegel Online“ vorgehen. „Über mich werden
Unwahrheiten und Unterstellungen verbreitet, diese Unverschämtheit lasse ich nicht zu“,
sagte Öger der „Welt am Sonntag“. Gegenstand der Veröffentlichung ist eine Klage
seines ehemaligen Geschäftspartners Sun Express auf Zahlung von 15 Millionen Euro.
Dabei geht es um angebliche
Provisionsverpflichtungen.
Öger selbst hat ebenfalls eine
Klage eingereicht, und zwar
gegen Sun Express und auf
Schadenersatz in ebensolcher
Höhe. Öger bestreitet die Darstellung, er habe Vermögen
beiseite geschafft, um es vor
dem Zugriff des Gerichts zu
schützen.
GRIECHENLAND
Streik in Piräus
ärgert Touristen
Ein seit knapp drei Wochen
andauernder Streik der griechischen Hafenarbeiter bringt
Kreuzfahrt-Touristen viel Ärger. In Piräus legten am Samstag sieben Schiffe an. Rund
15.000 Touristen, die ihre
Kreuzfahrt in diesem größten
griechischen Hafen beendeten
oder starteten, mussten selbst
ihre Koffer über weite Strecken
tragen. „Diese Strapazen für
die Touristen werden Konsequenzen für die Branche mit
sich bringen“, warnte Michalis
Nomikos, Leiter einer der
größten Reiseagenturen Griechenlands, in einem Gespräch
mit dem Radiosender der Stadt
Athen.
GREGOR FISCHER/ DPA / PICTURE ALLIANCE/ FIS LRE
VURAL ÖGER
So teuer wird der
Fußball-Sommer
Verbraucher haben vorm Anpfiff Bier, Chips und Grillfleisch
gebunkert. Doch beim Einkauf haben sie auch positive
Überraschungen erlebt. Wie sich die Preise entwickelt haben
ußball-EM und Spitzenwetter: Bei solchen Aussichten frohlockt der auf
Sommerprodukte spezialisierte Einzelhandel: Eiscreme
und Erfrischungsgetränke, Bier,
Chips und Grillgut gehen dann
besser weg als geschnitten Brot.
F
VON DANIEL WETZEL
Doch nutzt der Handel die
Nachfragespitze aus, um entsprechend Spitzenpreise zu berechnen? Immerhin hielt sich auch
jahrelang das ungute Gefühl, dass
Benzin immer genau zu Beginn
der Ferienzeit teurer wird. Dasselbe könnte jetzt auf Fußballbier
und Eis im Freibad zutreffen. Wir
haben uns in den entsprechenden
Branchen umgehört. Lehre Nummer eins: Über Preise spricht niemand gerne. Beim Branchenriesen „Intersnack“ hält man sich
über die Preisentwicklung von
„Chio-Chips“ ebenso bedeckt wie
bei Krombacher über den Flaschenpreis der größten deutschen
Bier-Einzelmarke. Die Angst der
Hersteller: Jede Preisprognose
könnte vom Bundeskartellamt als
Versuch einer wettbewerbswidrigen Absprache gewertet werden.
Und auf den Ärger kann man gut
verzichten.
Lehre Nummer zwei: Bei den
Rohstoffpreisen gibt es deutlich
mehr Transparenz. Und die immerhin liefern in dieser Saison
kaum Grund für steigende Endverbraucherpreise. Hier kommt
die Übersicht.
Bier bleibt billig: Die Bierpreise werden den Spaß an der FußballEuropameisterschaft nicht trüben.
Zwar blieb die Hopfen-Ernte im
vergangenen
Jahr
aufgrund
schlechten Wetters unterdurchschnittlich, doch die Rohstoffpreise
haben ohnehin nur wenig Einfluss
auf den Endverbraucherpreis, heißt
es beim Deutschen Brauer-Bund.
Entscheidend für den Bierpreis ist
immer noch der harte Wettbewerb
der großen Handels- und Supermarktketten, über die immerhin 80
Prozent des Bierabsatzes läuft.
Biertrinker, die nicht um jeden
Preis an ihrer Stammmarke festhalten, kommen also weiterhin günstig durch den Sommer.
,,
Süßwaren und
Knabberartikel
sind hierzulande
nach wie vor
am günstigsten
Solveig Schneider,
Bundesverband der Deutschen
Süßwarenindustrie (BDSI)
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Hohe Rohstoffkosten verteuern Chips & Co.: „Im europäischen Vergleich kann man Süßwaren und Knabberartikel hierzulande nach wie vor am günstigsten einkaufen“, sagt Solveig Schneider
vom Bundesverband der Deutschen
Süßwarenindustrie“ (BDSI) in
Bonn. Allerdings leidet die Süßwaren- und Knabber-Branche unter
den Kostensteigerungen ihrer Vorlieferanten. Weil zum Beispiel die
Nachfrage nach Haselnüssen weltweit zunimmt, stieg der Einkaufspreis für ein Kilo Kerne im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent auf
12,40 Euro. Auch das Kilo Mandeln
verteuerte sich ähnlich stark, weil
Kalifornien, die wichtigste Anbauregion weltweit, unter einer dramatischen Wasserknappheit leidet.
„Die stark gestiegenen Rohstoffpreise und Löhne können zu
Preissteigerungen führen, die tendenziell an den Verbraucher weitergegeben werden müssen“, sagt
BDSI-Sprecherin
Schneider.
Letztlich entscheide sich die
Preisfrage jedoch im Wettbewerb
des Handels. Dort könnten in diesem Jahr zum Beispiel Kartoffelchips teurer werden – die Lage am
Rohstoffmarkt würde den Herstellern zumindest dafür einen
Grund geben. So sind Kartoffeln
nach der Super-Ernte 2014 und
dem darauf folgenden Preisverfall
inzwischen wieder deutlich teurer
geworden. Bei der „Agarmarkt Informations-Gesellschaft“ (AMI)
hat man zumindest im Mai bei
festkochenden Frühkartoffeln der
neuen Ernte Preise von 1,24 Euro
pro Kilo registriert – ein Preissprung von immerhin 13 Prozent
gegenüber dem Vorjahr.
Preis für Grillgut uneinheitlich: Die Antennen der AMI-
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DIE WELT KOMPAKT
Marktbeobachter haben auch die
Möglichkeit einer Trendwende
bei Grillgut ausgemacht: Seit
Mitte April steigen die Preise für
Schweinefleisch wieder. Ein Kilo
Schlachtgewicht der Handelsklasse E schlage inzwischen mit
1,45 Euro zu Buche – dasselbe
kostete in der 15. Kalenderwoche
noch 1,30 Euro. Doch die Preisentwicklung ist uneinheitlich.
Das marinierte Schweineschnitzel, ein Klassiker deutscher
Grillkultur, ist im Jahresvergleich um 3,5 Prozent billiger geworden und kostet im Schnitt
noch 6,42 Euro. Hähnchenschnitzel sind im Jahresverlauf
hingegen um fast zehn Prozent
teurer geworden – der Kunde
muss heute im Schnitt 8,27 Euro
für das Kilo berappen.
Nicht spekulieren wollen die
Agar-Informatiker über die Gründe für solche Art Preisveränderungen. War es wetterbedingt und
der späte Beginn der Grillsaison
in diesem Jahr? Veränderte Absatzbedingungen im Export? Auch
hier gilt jedoch: Was der Endverbraucher zahlt, ist am stärksten
abhängig von den Wettbewerbsbedingungen des Handels vor Ort.
Eis bleibt vergleichsweise
billig: Die Vanillepreise haben
sich in Deutschland zu Beginn dieses Jahres verdreifacht. Schuld
waren Missernten in Madagaskar
WIRTSCHAFT 23
MONTAG, 13. JUNI 2016
und der schwache Euro, erklärt
Rainer Goertz vom Aachener Gewürzkontor „VanilleImport“: „Seit
der Dollar so viel wert ist, kaufen
die großen Lebensmittelriesen am
Markt alles auf, und das trägt zur
Verknappung bei.“ Die Kugel Eis
in der Waffel wird deshalb aber
wohl nicht teurer, glaubt Annelisa
Carnio, Sprecherin von „Uniteis“,
der traditionsreichen Union italienischer Speiseeishersteller in
Deutschland. Denn handwerklich
hergestelltes Speiseeis habe einen
Mindestanteil von 70 Prozent
Milch und Sahne. Diese Rohstoffe
sind – freilich zum Leidwesen der
deutschen Bauern – sogar deutlich
billiger geworden.
Eine Kugel Eis mit einem Gewicht zwischen 90 bis 110 Gramm
koste je nach Standort der Eisdiele also weiterhin so zwischen 70
Cent und 1,70 Euro. Zwar könnten
einzelne Edel-Eisdielen in ausgesuchter Lage auch mal mehr verlangen. Dennoch sei handwerklich
hergestelltes Eis in der Regel immer noch billiger als industriell
hergestelltes Eis für unterwegs,
sagt
die
Uniteis-Sprecherin.
Günstiger als in vielen südeuropäischen Ländern sei die Leckerei
ohnehin: In Städten wie Barcelona
oder dem EM-Austragungsort Paris würden zum Teil schon Preise
von bis zu drei Euro pro Kugel
Eiscreme aufgerufen.
Arbeitszeit, Steuer, Vertrag: Darauf müssen Schüler beim Ferienjob achten
Ab welchem Alter dürfen Schüler arbeiten?
Kinderarbeit ist unter Auflagen
frühestens ab 13 Jahren erlaubt, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erklärt: Wenn Eltern zustimmen,
darf täglich bis zu zwei Stunden gearbeitet werden – im
familieneigenen Landwirtschaftsbetrieb bis zu drei Stunden. Erlaubt sind aber nur
„leichte“ Tätigkeiten wie Zeitungen austragen oder Gartenarbeit. Zudem darf die Arbeitszeit nur zwischen acht und 18
Uhr liegen.
Welche Tätigkeiten dürfen
Schüler verrichten?
Wer zwischen 15 und 17 ist, gilt
als Jugendlicher und muss mit
weniger Einschränkungen rechen. Schwere körperliche oder
gefährliche Arbeit, etwa mit
Chemikalien, ist auch für Jugendliche tabu. Gleiches gilt für
sogenannte Akkordarbeit, bei
welcher der Lohn direkt vom
Arbeitstempo abhängt.
Wie lange dürfen Schüler arbeiten?
Grundsätzlich gilt: in allen
Ferien zusammen nicht länger
als vier Wochen im Jahr. Pro
Tag dürfen Schüler nicht mehr
als acht Stunden, in der Woche
nicht mehr als 40 Stunden
arbeiten. Meist muss die Arbeit
zwischen sechs und 20 Uhr
erledigt werden. Ausnahmen:
Jugendliche ab 16 Jahren, die
im Gastgewerbe bis 22 Uhr und
in Mehrschicht-Betrieben bis 23
Uhr arbeiten dürfen. Abgesehen von Veranstaltungen
dürfen Schüler außerdem nicht
am Wochenende arbeiten.
Wie lange müssen die Pausen
sein?
Die Ruhepausen für Jugendliche sind im Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt. Schüler,
die zwischen viereinhalb und
sechs Stunden pro Tag arbeiten, haben Anspruch auf
mindestens 30 Minuten Pause.
Liegt die Arbeitszeit darüber,
sind es 60 Minuten.
Bekommen Schüler Mindestlohn?
Nicht, wenn sie unter 18 sind.
Für erwachsene Ferienjobber
gilt aber der Mindestlohn von
8,50 Euro pro Stunde.
Sind die Jobs steuerpflichtig?
Ja, sofern Schüler über 900
Euro brutto im Monat verdient haben – auch wenn sie
insgesamt nur einen Monat
gearbeitet haben. Normalerweise können sich die Schüler ihre Steuern aber wieder
vom Finanzamt zurückholen,
da sie aufs Jahr gerechnet
die Summe für das steuerfreie Existenzminimum nicht
überschreiten. Aus diesem
Grund brauchen die Arbeitgeber auch eine Lohnsteuerkarte.
Ist ein Arbeitsvertrag nötig?
„Auf jeden Fall sollte jede
Schülerin und jeder Schüler
nur mit einem schriftlichen
Vertrag in der Hand den Ferienjob beginnen“, rät DGBBundesjugendsekretär Florian
Haggenmiller. Darin sollten
die Aufgaben, Arbeitszeiten
und die Entlohnung klar definiert werden. Halten sich
Arbeitgeber nicht an die Verträge, sollten sich Schüler
zusammen mit ihren Eltern an
das örtliche Gewerbeaufsichtsamt oder Ämter für
Arbeitsschutz wenden.
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HIER ENTSTEHT
DAS PROJEKT
Schaffen wir das? ist eine
Entwicklung der Axel Springer
Akademie, die als fortschrittlichste Journalistenschule im
deutschsprachigen Raum gilt.
Bis zu 40 Talente lernen hier
jedes Jahr zeitgemäßen
Crossmedia-Journalismus von
Grund auf. Für ihre DigitalProjekte wurde die Akademie,
die auch ein Entwicklungslabor
und Think Tank des Verlags ist,
vielfach ausgezeichnet: darunter mit dem Grimme Online
Award („beispielhaft für publizistische Qualität im Netz"),
dem CeBIT-Appstar und dem
European NewspaperOnlineAward, den sie – zum dritten Mal in Folge in der
journalistischen KonzeptKategorie – gerade für die
Website „Je reste Charlie“
gewann. Die Jury urteilt: „Ein
Stück Vorzeige–Journalismus:
Die Themenauswahl hoch
relevant, die Recherche fundiert, die Umsetzung innovativ. Mehr kann durchdachter
Digitaljournalismus heute
kaum erreichen.“
Mehr Infos unter:
www.axel-springer-akademie.de
Teil 22 der Serie:
„Schaffen wir das?“
versammelt zur
Halbzeit die Menschen
hinter dem
Langzeit-Projekt – und
blickt mit ihnen auf die
nächsten Monate
or einem Jahr täuschte
sich Hamza Mahfood.
Positiv gestimmt brach
er aus Syrien in Richtung Europa auf, freute sich auf
sein neues Leben. Der Atheist
identifizierte sich mit westlichen
Werten. Was er nicht ahnte: Dass
er mehr als zwei Monate und
acht Bootsfahrten brauchen würde, um nach Deutschland zu gelangen, wo er ein Jahr später als
„Optimist“, als einer der Protagonisten des Multimediaprojekts
„Schaffen wir das?“, am runden
Tisch im Axel-Springer-Haus in
Berlin sitzen würde, um über die
Flüchtlingskrise zu diskutieren.
V
VON MORITZ MARTHALER
Es sind die verschiedensten
Schicksale, die über „Schaffen
wir das?“ zusammengefunden
haben: Zehn Personen, die von
dem Thema betroffen waren,
hatten die Journalisten von
Team 18 der Axel Springer Akademie sorgsam ausgewählt –
Flüchtlinge, Helfer, Behördenmitarbeiter. Seit einem halben
Jahr werden die zehn von den
Journalisten immer wieder interviewt, besucht, begleitet. Am
Wochenende kamen erstmals alle in Berlin zusammen – nicht
um zurückzublicken, sondern
nach vorne zu schauen auf die
nächsten Monate dieses auf 365
Tage angelegten Langzeit-Projekts.
Die erste Begegnung in Berlin
beginnt zaghaft, es treffen Welten
aufeinander, wenn etwa der
stramme Welcome-Manager Detlef Wagner die schüchterne Mutter Rana Salib begrüßt oder die
Zwischenstopp
auf einer
langen Reise
überschwängliche
Super-Oma
Anneline Kleeberg den verdutzten Syrer Ibrahim Qalla herzt. Ein
Rundgang durch das Reichstagsgebäude ist die vielleicht ideale
Einstimmung auf eine fruchtbare
Diskussion. Hier, unter dem
Schriftzug „Dem deutschen Volke“, im Herzen der Demokratie,
wo die Abgeordneten dieses Landes tagen, das mit der täglichen
Ankunft Tausender Flüchtlinge
vor einem Jahr eine der größten
Migrationsbewegungen
seiner
modernen Geschichte erlebte.
„Die Situation veränderte sich
von Tag zu Tag“, erinnert sich
Maik Mackewitz, Bürgermeister
von Calden (Hessen), der sich um
eine der größten Unterkünfte in
seiner Region kümmert, später im
Verlagshaus Axel Springer während der Gruppendiskussion. Man
sitzt jetzt näher beieinander, Konfrontation ist erlaubt, ja erwünscht. Dabei sind die Positionen auf interessante Art verteilt,
keineswegs nach dem Schema:
hier die Flüchtlinge – dort die Helfer. Auf beiden Seiten, das wird
schnell deutlich, leiden viele unter
einer schwerfälligen Bürokratie –
von Flüchtlingen ist Geduld, von
Behörden Organisation, von Helfern Improvisation gefragt.
In diesen drei Gruppen wird
erörtert, was bisher gut, was
schlecht lief und vor allem: was
noch zu tun bleibt. „Natürlich
hat sich seit vergangenem
Herbst, wo viele überfordert waren, einiges gebessert“, sagt etwa
die Ärztin Renate Schüssler.
„Aber: Ich behandle manche Patienten noch immer in Turnhal-
Schaffen wir das,
Gregor Gysi?
„Wir schaffen das
nur, wenn wir eine
vernünftige Integration in das Leben, in die Arbeitswelt
organisieren
und auch die Grundrechte nach Artikel 1 bis
20 des Grundgesetzes ausreichend vermitteln.“
Gregor Gysi,
Linken-Politiker
DPA/ MICHAEL KAPPELER
PAUL KNECHT
Hunderttausende Flüchtlinge
suchen Schutz in Deutschland
– eine Mammutaufgabe für
Städte und Gemeinden. In
einem 365-Tage-Langzeitprojekt begleiten junge Journalisten der Axel Springer Akademie ein Jahr lang zehn Menschen aus der Mitte der Krise:
Flüchtlinge, Bürgermeister,
Krisenmanager, die Ärztin und
den Polizisten, Nachbarn von
nebenan. Jeder von ihnen steht
stellvertretend für die größten
Herausforderungen der Flüchtlingskrise, und doch hat jeder
seine ganz eigenen Ziele, Hoffnungen und Ängste. Gemeinsam mit ihnen wollen die Reporter die alles entscheidende
Frage klären: Schaffen wir das?
Und Antworten finden, die
unser Land verändern werden.
PAUL KNECHT
Das Digital-Projekt
www.schaffenwirdas.de
MONTAG, 13. JUNI 2016
Jede Woche fragen wir Menschen aus dem
öffentlichen Leben: Schaffen wir das?
Anneline Kleeberg weiß, wo es lang gehen muss
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
DIE WELT KOMPAKT
25
MONTAG, 13. JUNI 2016
„Auf dem Arbeitsmarkt sehe
ich vor allem Chancen“
PAUL KNECHT
Der Integrationsbeauftragte Berlins, Andreas
Germershausen, spricht über Flüchtlingspolitik
ndreas Germershausen,
ist der Integrationsbeauftragter des Berliner Senats. Auch er kam zum HalbzeitTreffen der Reporter und Hauptpersonen von „Schaffen wir das“.
Im Interview erzählt er, warum
Eigeninitiative von Flüchtlingen
so wichtig ist und äußert sich zu
Kritik an der Flüchtlingspolitik
der Hauptstadt.
A
„Optimist“ Hamza Mahfood (l.) freut sich auf das
Treffen mit dem gesamten Schaffen-wir-das-Team
(unten). Zum Programm gehört auch eine Diskussion
(oben), hier mit „Lageso-Lotse“ Detlef Wagner und
„Bürgermeister“ Maik Mackewitz (hinten)
VON MORITZ MARTHALER UND
IBRAHIM NABER
Die nächste Generation im Blick: Die
„junge Mutter“ Rana Salib mit Sohn Mark
sie mitunter als das Effizienteste
in der Krise.
Integration lässt sich nicht bewältigen, Integration ist ein Prozess, und in diesem Falle muss
man sich auf Jahre, eigentlich
Jahrzehnte hinaus damit beschäftigen. Natürlich scheint dabei nicht immer die Sonne, wie
später bei der unbeschwerten
Schifffahrt auf der Spree, wo die
Diskussion auch informell weitergeht und wo Integration, respektive die dafür nötige Konfrontation, ungezwungen entsteht.
Abends dann setzen sich die
jungen Journalisten und ihre
Protagonisten – wie Flüchtlinge,
Helfer und Behördenmitarbeiter
im Journalisten-Deutsch genannt werden – noch einmal gemeinsam an einen Tisch, man
fragt noch einmal „Hamza, was
denkst du dazu?“ und „Frau Kleeberg, was meinen Sie dazu?“. Die
Protagonisten von „Schaffen wir
das?“ haben mit ihrer Bereitschaft, sich über so lange Zeit begleiten zu lassen, nicht nur das
Projekt möglich gemacht. Sie
sind jetzt auch Teil eines Prozesses von gesellschaftspolitischer
Relevanz, der so eigentlich auch
auf höherer Ebene viel öfter
stattfinden sollte. Deswegen war
der Tag kein Abschied, er stand
stellvertretend für ein „Luft holen“, für weitere Monate – und
für mehr Diskussionen unter
dem Konsens „SO schaffen wir
das“, den Super-Oma Anneline
Kleeberg (siehe unten) in ihrer
Abschlussrede so prägnant auf
den Punkt brachte.
DIE WEBSITE
Alle zehn Protagonisten unter
schaffenwirdas.de
Halbzeit bei „Schaffen wir das?“.
Wie fällt die Zwischenbilanz in
der Flüchtlingsfrage des Berliner
Senats aus?
ANDREAS
GERMERSHAUSEN:
Fehlt dafür noch Personal?
Es ist tatsächlich so, dass in vielen Sektoren, wo es vor kurzem
noch Arbeitslosigkeit gab, jetzt
eine große Nachfrage besteht. Ich
sehe da aber vor allem Chancen.
Welche?
Die Verwaltungen stellen sich
neu auf, der Senat ist sich bewusst, dass er auch neues Personal einstellen muss und weiß,
dass wir mehr Wohnraum schaffen müssen. Genau das kann
man nutzen, um die
sowieso
benötigte
Modernisierung der
Stadt voranzutreiben.
Wir haben inzwischen gute
Strukturen
aufgebaut. In jeder Unterkunft haben wir sogenannte Integrationslotsen, sie begleiten
Flüchtlinge auf die
Ämter und unterstützen dort beide Seiten.
Aber viele Politiker
Für alle Flüchtlinge
trauen Berlin diesen
bieten wir Sprachkurse über die Volks- Andreas
Kraftakt nicht zu.
Wir hatten besondere
hochschule an, da ist Germershausen
Schwierigkeiten mit
Berlin Spitze. Und
wir haben Willkommensklassen der Verwaltung, das ist bekannt.
für 20.000 Menschen geschaf- Die Prozesse sind aber beschleufen. Das ist ein wichtiger Schritt nigt worden, bald nimmt das
für die Integration in eine Stadt- Landesamt für Flüchtlinge seinen Betrieb auf. Häufig wird auf
gesellschaft.
dem Rücken der Flüchtlinge neWas würden Sie derzeit als gative Politik gegen Berlin betrieben – zu Unrecht, wie ich finde.
größte Baustelle bezeichnen?
Ich glaube die Verwaltungsprozesse sind verbessert worden. Welche Erwartungen darf man
Aber jetzt geht es darum, dass denn an die Neubürger stellen?
auch die Asylverfahren über das Viele Flüchtlinge wollen selbst
Bundesamt für Migration und aktiv werden, aber die UnterFlüchtlinge beschleunigt werden, bringung ganz zu Beginn
weil dann klar ist, wer langfristig schränkt die Bewegungsfreiheit
hier integriert wird und Zugang etwas ein. Ich bin sehr stark dazu Bildung und Arbeitsmarkt be- für, zur Partizipation an der Gekommt. Da steht noch eine große sellschaft aufzurufen und dafür
Herausforderung für uns alle an. auch Möglichkeiten zu bieten.
PAUL KNECHT
len, ohne Privatsphäre.“ Größter
Gegner der Helfer ist ein altbekanntes Phänomen: „Ich helfe
besser als du“, Futterneid gibt es
auch in der Flüchtlingshilfe. So
erzählt Krisenmanager Peter Geese, wie er sich eine Einrichtung
in Leipzig anschauen wollte, um
mehr Erkenntnisse im Umgang
mit dem Fastenmonat Ramadan
zu gewinnen – und abgewiesen
wurde. Keiner will sich entbehrlich machen, für die Behörden ist
es vor allem eine Herausforderung, die zahlreich angebotene
Hilfe zu koordinieren.
Andreas Germershausen, Beauftragter für Integration und
Migration des Berliner Senats,
kann davon berichten (siehe Interview). Für die Flüchtlinge bedeutet das, dass sich zwar intensiv um sie gekümmert wird – die
Mühlen der Bürokratie aber mahlen deswegen nicht schneller. Auf
ihre Deutschkenntnisse sind Rana Salib, Ibrahim Qalla und Hamza Mahfood aber allesamt stolz,
Sprachvermittlung bezeichnen
PAUL KNECHT
PAUL KNECHT
DIE WELT: Herr Germershausen,
Dauert es nach wie vor viel zu
lange, bis ein Asylbewerber Bescheid bekommt?
Ja, aber die Verfahren haben sich
schon verbessert. Wichtig ist,
dass wir schon während der Verfahren begleiten. Schule, Kita,
diese Angebote laufen alle schon
vom ersten Tag an.
Die bewegenden Worte der „Super-Oma“ beim Halbzeit-Treffen
M
oin seggt man bei uns op
Nordstrand – morgens,
middags un abends. Un
so segg ik „moin” to jüm un freu mi,
dat ik bi disse Axel-Springer-Akademie-Aktion: „Schaffen wir das?“
dorbi bin.
Ich habe das Gefühl, dass ihr
mich nicht so richtig versteht. So
geht es auch unseren Neubürgen,
wenn sie aus Eritrea, Syrien und
Afghanistan zu uns kommen. Ich
habe Plattdeutsch gesprochen –
so spricht man auf Nordstrand.
Ich kann aber auch meine erste
Fremdsprache benutzen. Hochdeutsch habe ich gelernt, als ich
zur Schule kam. Also Moin sagt
man bei uns morgens, mittags und
abends. Und so sage ich Moin zu Ihnen, zu euch, und freue mich, heute
in Berlin dabei sein zu dürfen, bei
der Axel-Springer-Akademie-Aktion: Schaffen wir das!
Die Reporter wollten erst gar
nicht nach Nordstrand. Sie wollten auf eine Hallig. Das ist eine
kleine, wenig geschützte Insel,
die bei Sturmfluten überschwemmt werden kann. Es gab
aber noch gar keine Flüchtlinge
auf Hallig Hooge und Langeneß.
So hat eine Frau aus dem Gemeinderat mich vorgeschlagen.
Da kommt ein Anruf von einem
wildfremden Mann. Ich habe
mich erst heftig gewehrt – einige
Gespräche waren nötig, um
mich zu überreden. Es hat mir
aber viel Spaß gemacht mit diesen beiden sehr netten, lieben,
jungen Reportern zu arbeiten.
,,
Wir heißen die
Flüchtlinge
willkommen und
begegnen ihnen auf
Augenhöhe
Anneline Kleeberg , Helferin
Aber was „www” bedeutet, habe
ich vorher nicht gewusst. Ich
konnte zwar auf meinem Klapprechner E-Mails schreiben und
hab’ auch schon mal gegoogelt,
aber was „www” bedeutet, wusste ich nicht. Als dann auf einem
Neujahrsempfang die Bürgermeisterin sich bei der „Superoma“ bedankt hat – nur ich habe
in dem Moment begriffen, was
das bedeutet – bin ich zu ihr hingegangen und habe sie gefragt:
„Segg mal Ute, woher weets du
dat?“ Und ein paar Tage später
wurde ich bei Edeka mit: „Moin,
Super-Oma” begrüßt. Ich hatte
gedacht: Nur derjenige kann
mich sehen, dem ich die www-
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Adresse gegeben habe. Nun weiß
ich es besser.
Schade ist, dass sich manche
Flüchtlinge nicht mehr filmen lassen wollen. Ganz schöne Videos
wären entstanden bei der Wattwanderung letzte Woche oder bei
dem Besuch auf der Hamburger
Hallig. Leider nichts zu machen.
Aber ich mach’ meine Arbeit
weiter. Wir heißen die Flüchtlinge willkommen und begegnen ihnen auf Augenhöhe. Wichtig ist
mit ihnen zu sprechen, zur Not
auch mit Händen und Füßen. Sie
nicht mit Materiellem zuzuschütten, Zeit für sie zu haben,
ihnen die neue Welt zu zeigen. So
schaffen wir das!
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26 INTERNET
DIE WELT KOMPAKT
B
SPIELZEUG – DER GAMETIPP
E3 is coming
VON
iese Woche ist
Jahre in der Zukunft
SIMON BERG
die wichtigste
hat die Menschheit die
Woche
der
Erde
weitestgehend
Gaming-Welt, die Zeit
sich selbst überlassen,
der Electronic Enterund nur noch wenige,
tainment Expo, der E3,
infrastrukturell in die
in Los Angeles. Sie läuSteinzeit
zurückgetet quasi inoffiziell das
worfene
StammesGeschäftsjahr
der
gruppen teilen sich ihBranche ein, alle wichtigen ren Lebensraum mit HighVeröffentlichungen des Jahres Tech-Maschinendinosauriern.
und natürlich die spielerischen Ziel des Spiels ist es, die GeVisionen der Publisher und heiminsse der Techno-Tiere zu
Entwickler für die Folgejahre ergründen. Es ist quasi eine
bekommen hier ihre Bühne.
Auseinandersetzung mit dem
2015 war ein verrücktes Einfluss des Menschen auf seiSpielejahr, selten wurden so ne Umwelt und umgekehrt.
D
The Legend of
Zelda: Nintendo
spielt in diesem
Jahr mit einem
neuen „Zelda“ die
ganz
sichere
Nummer.
2014
überraschten die
Japaner mit einem
„Open
World-3D-Zelda“
die Zocker-Jünger, nur um dann 2015 mit einem dünnen Line-Up zu enttäuschen. In diesem Jahr ist
„Zelda“ zurück und zwar zu
100 Prozent. Nintendo wird
dem neuen Abenteuer um Link
am 14. Juni einen ganztägigen
Livestream gönnen und für alle Besucher spielbar auf der
Ausstellungsfläche zur Verfügung stellen. Fun fact: Neben
„Zelda“ gibt es keinen weiteren spielbaren Nintendo-Titel
auf der Messe.
REUTERS/ MARIO ANZUONI
viele sehnsüchtig erwartete Titel vorgeführt. Gerade Sony
lieferte eine inzwischen legendäre Pressekonferenz ab, aus
der Fanboys weinend in die Kalifornische Sonne stolperten.
Es wird schwierig, also schwierig für die großen sechs um Sony, Microsoft und Nintendo
auf Hardwareseite und Electronic Arts, Ubisoft und Activision auf Softwareseite, in diesem Jahr an das Spektakel anzuküpfen. Es gibt aber zwei
Spiele, die in diesem Jahr (wieder) für den ein oder anderen
Aufreger sorgen werden, die
ich kurz vorstellen möchte.
Horizon Zero Dawn: Der
Überraschungshit aus dem
vergangenen Jahr. Völlig unerwartet stellte Spieleentwickler
Guerrila Games mit „Horizon“
einen für die Playstation 4 exklusiven Titel vor und sicherte
sich mit einer weiblichen Titelheldin, einem abgefahrenen
postapokalyptischen Dinosetting und einer interaktiven offenen Welt die Aufmerksamkeit der Gamesmedien. „Horizon Zero Dawn“ geht so: 1.000
MONTAG, 13. JUNI 2016
DER MOBILE VIDEO-TIPP
Mit Staubsaugern an einem
140 Meter hohen Bürogebäude
hochklettern - auf diese absurde Idee ist ein Technikunternehmen gekommen. Ziel
ist es, die Saugkraft eines
neuen Staubsaugers zu demonstrieren. bit.ly/1PmEZXO
itte, lass Siri schlau
werden. Wenn AppleChef Tim Cook im Bill
Graham Civic Auditorium zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC in San
Francisco auf die Bühne tritt,
könnte er dem digitalen Assistenten Siri neues Leben einhauchen.
VON THOMAS HEUZEROTH
Nachdem Apple im Oktober 2011 Siri zusammen
mit dem iPhone 4S vorstellte, waren die Hoffnungen groß, dass hier eine
Revolution ihren Anfang
nehmen würde. Knapp fünf
Jahre später ist das Ergebnis eher ernüchternd.
Da ist es kaum verwunderlich, dass Apple seinem digitalen Assistenten einen neuen
Schubs geben will. Sollten sich
die Gerüchte bestätigen, wird
Apple Siri endlich den Entwicklern öffnen.
Bislang hatten nur wenige
Partner Zugang zu Siri, der Musikerkennungsdienst
Shazam
gehörte dazu. Doch schon ein
Sprachbefehl, doch bitte einen
Song von Spotify zu streamen,
lief ins Leere. Haben Entwickler
endlich Zugriff auf Siri, dürfte
der Assistent deutlich hilfreicher werden. Nutzer könnten
auf Zuruf ein Taxi oder eine Pizza bestellen.
Traditionell geht es bei Apples
Entwicklerkonferenz hauptsächlich um Software und Dienste.
Das heißt jedoch nicht, dass
nicht auch neue Geräte vorgestellt werden. Vor drei Jahren
zeigte der Konzern dort seinen
Zylinder-Rechner Mac Pro.
Im Unterschied zu den Produktpräsentationen sind vor diesem WWDC erstaunlich wenig
Informationen durchgesickert.
In jedem Fall wird es um die
nächste Version des mobilen Betriebssystems iOS 10 für iPhones
und iPads gehen.
Über Siris Öffnung hatte bereits im vergangenen Monat die
Website „The Informatione“ berichtet. Auch der Mitteilungsdienst iMessage könnte aufgepeppt werden. Spekulationen zufolge könnte er künftig sogar auf
Android-Smartphones laufen.
Bislang können sich nur Apple-Nutzer über iMessage untereinander austauschen. Warum das
so ist, bleibt unklar. Der Konkurrent WhatsApp ist längst auf al-
Das
goldene
Mikrofon: Siri
soll dem angeschlagenen US-Konzern Apple
aus der Krise helfen
AP/ PAUL SAKUMA< MONTAGE WELT/ THOMAS GRÖSCHKE
Sorgt Siri
wieder für
goldene
Zeiten?
Zum Auftakt seiner Entwicklerkonferenz
gibt Apple heute in San Francisco einen
Einblick in die Zukunft seiner Geräte.
Einige der Neuerungen sind auch bitter
nötig – zum Beispiel für den Sprachdienst
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
len Plattformen verfügbar und
erfolgreicher als iMessage. Vielleicht bekommt iMessage sogar
eine Bezahlfunktion, die bislang nicht existierte.
Die Konkurrenten Facebook mit seinem Messenger und Google mit dem
jüngst
präsentierten
Allo
machen
ihre
Dienste mit Chatbots
attraktiver. Sie erledigen das Buchen
von
Flugtickets
oder bestellen Lebensmittel.
Eine Überarbeitung könnte auch
Apple Music vertragen. Kritiker finden
den Dienst nach wie
vor noch zu unübersichtlich. Der Musikstreamingdienst, der
vor einem Jahr vorgestellt worden ist, soll
zwischen 13 Millionen und
15 Millionen Nutzer haben.
Berichten zufolge könnte
Apple mit iOS 10 auch seine
iCloud Ende-zu-Ende verschlüsseln. Damit wären Backups nur
für die jeweiligen Nutzer zugänglich. Bislang konnte auch Apple
auf diese Sicherungskopien im
Netz zugreifen, die in einigen
Fällen an die Strafverfolgungsbehörden weiter gegeben wurden.
Mit großer Wahrscheinlichkeit
hat Apple auch einige Neuigkeiten für das vernetzte Zuhause im
Gepäck. Die Dienste-Plattform
dafür heißt HomeKit und dürfte
zum ersten Mal auch eine eigene
App bekommen, in der sich beispielsweise für entsprechend ausgerüstete Wohnungen Regeln
festlegen lassen wie: Lösche das
Licht, wenn ich das Haus verlasse.
Welche
Änderungen
die
nächste Version des ComputerBetriebssystems OS X bringen
wird, ist noch unklar. Voraussichtlich wird Apple das System
in macOS umbenennen, so passt
es in eine Reihe mit den Systemen iOS, tvOS und watchOS.
Zum ersten Mal dürften sich
mit der nächsten macOS Version
Siri und der Mac treffen. Bislang
war Siri nämlich nicht auf den
Computer verfügbar. Gut möglich auch, dass Apple mit einem
eigenen Siri-Lautsprecher den
Vorstoß von Amazon mit seinem
Echo-Lautsprecher und Google
mit dem Home-Lautsprecher
kontert, die ebenfalls Befehle
entgegennehmen und Antworten
auf Fragen geben.
Apple wird auch auf watchOS
und tvOS zu sprechen kommen.
Neue Funktionen für die Apple
Watch und Apple TV sind jedoch
im Vorfeld der Entwicklerkonferenz nicht bekannt geworden.
Ob es in San Francisco neue
Hardware zu sehen gibt, ist aber
ungewiss. Beobachter schließen
neue iPhones oder iPads aus, dafür behält sich Apple eigene Präsentationen vor. Hier geht es voraussichtlich im Herbst mit der
Einführung des iPhone 7 weiter.
Doch könnte es neue Macs geben, fast die gesamte Mac-Produktpalette ist in die Jahre gekommen. Das neue Macbook Pro
soll eine OLED-Touch-Leiste bekommen, wo bisher die Funktionstasten waren. Dort lassen
sich dann vom Kontext abhängige Funktionen ausführen. Auch
das MacBook Air könnte eine Erneuerung erfahren. Ob dies jedoch auf dem WWDC geschieht,
ist unklar.
Wohl um die Entwicklerkonferenz nicht zu überfrachten, hat
Apple schon verraten, was der
Konzern mit seinem AppStore
vorhat, in dem inzwischen zwei
Millionen Anwendungen zur
Auswahl stehen.
Künftig können alle Apps – also auch Spiele – als Abonnement
angeboten werden, die sich automatisch verlängern. Bislang war
das nur für bestimmte Dienste
wie Nachrichtenangebote und
Apps wie Netflix möglich.
Für solche Abos verlangt Apple von den Entwicklern ab dem
zweiten Jahr nur noch eine Umsatzbeteiligung von 15 Prozent.
Bislang ist es doppelt so viel. Insgesamt kommt der iPhone-Konzern seinen Entwicklern ein
Stück entgegen. Sie können künftig auch flexibler ihre Preise festlegen und beispielsweise von Bestands- und Neukunden unterschiedliche Gebühren verlangen.
Entwickler müssen künftig
auch nicht mehr so lange warten,
bis ihre Anwendungen geprüft
sind. Die Hälfte aller Apps soll
binnen 24 Stunden zugelassen
werden, 90 Prozent binnen zwei
Tagen. Bislang warteten die Entwickler häufig eine Woche und
länger, bis ihre Anwendungen im
AppStore auftauchten.
Zum ersten Mal will Apple im
AppStore auf Suchseiten BannerWerbung zeigen, vorerst nur in
den USA. Entwickler könne diesen Platz im Auktionsverfahren
ersteigern und dort beispielsweise für ihre Spiele werben.
Mobilfunknetz der Telekom
gestört: Datenbank-Problem
Massiver Ausfall bei der Deutschen Telekom: Das Mobilfunknetz war am Samstagvormittag
bundesweit gestört. Telefonieren
oder Surfen über Handy war
nicht mehr möglich, Notrufe
funktionierten aber noch. Am
späteren Vormittag bekam die
Telekom das Problem nach eigenen Angaben in den Griff.
INTERNET 27
MONTAG, 13. JUNI 2016
Ursache war ein Problem mit
der zentralen Datenbank: Der
Datenbankfehler führte dazu,
dass die SIM-Karten in den
Handys nicht mehr darauf überprüft werden konnten, ob sie gültig sind und welchem Abrechnungskonto sie zuzuordnen sind.
Die Störung betraf auch Kunden,
die im Ausland unterwegs waren.
Virtual Reality
zum Selbermachen
Kompakt-App
Story des Tages
Auch Amateurfilmer können mit Samsungs
Gear-360-Kamera – fast – in 4K-Qualität drehen
etzt soll alles ganz einfach
sein. Die kugelrunde Kamera – nicht viel größer als
ein Ei – nimmt 360°-Videos auf,
die jeder User einfach von seinem Handy aus teilen kann. So
weit konnte das auch die Theta-360°-Kamera von Mitbewerber Ricoh. Doch Samsung legt die
Latte höher.
se Zusammenfügen der beiden
Bilder betrifft, bin ich jedoch
nicht zufrieden, man sieht, wo
die Aufnahmen aufeinandertreffen, an Licht und Farben.
Wo die sogenannten Stitch-Linien verlaufen, sieht man auch
bei meinem Gang einmal um die
Kamera herum. Dieser unschöne
Effekt war jedoch zu erwarten
beim Abstand von etwa einem
VON MARTIN HELLER
Meter. Mit Problemen im Nahbereich an den Grenzen der einzelDie Gear 360 bietet zum Preis nen Bilder kämpfen alle Kameravon 349 Euro eine Video-Auflö- hersteller, um diesen Parallax-Efsung von beinahe 4K. Der Mitbe- fekt zu vermeiden, müsste ich
werber liefert nur Full HD. Da meine Motive anders planen. Um
die Auflösung bei 360°-Videos die Kamera herumzulaufen, das
immer auf das gesamte Rundum- sollte also vermeiden, wer das
Bild gerechnet wird und der Zu- perfekte Bild möchte.
schauer davon immer nur einen
Im zweiten Kameratest will
Bildausschnitt sieht, ist eine ho- ich sehen, wie die Kamera mit
he Auflösung bei solchen Filmen weniger Licht, mit Kunstlicht inentscheidend.
Zwei nerhalb von Räumen, umgeht.
CMOS-15MP-Extremweitwinkel- Dieser Test überzeugt, die KameLinsen nehmen jeweils 195 Grad ra kommt auch hier gut klar. Da
auf. Durch die Überlappung der die Beleuchtung gleichmäßig ist,
beiden Bilder soll ein nahtloses sieht man die Stitch-Linie dies360°-Videobild entstehen.
mal nicht. Der Raum ist gut abgeUnser Test beginnt bei strah- bildet. Nur wenn der Journalislendem Sonnenschein am ehe- tenschüler auf dem Drehstuhl
maligen Flughafen Berlin-Tem- nach vorne rollt, sieht man die
pelhof. Ich möchte die Bildquali- Schnittkante der beiden Bilder
tät – später auch in Samsungs auf seinem Gesicht. Auch das wäVR-Brille Gear VR – beurteilen re durch eine sorgfältige Planung
und herausfinden, ob man die der Aufnahme zu vermeiden.
Naht der Bilder wirklich nicht
Die ersten beiden Videobilder
sieht. Zunächst erfreulich: Ganz sind von einem leichten Stativ
einfach lässt sich das Livebild der aufgenommen. Jetzt will ich aber
testen, wie die Kamera mit Bewegung
umgeht, befestige
sie an einer Art Selfie-Stick und gehe
ein Stück. Da ich die
Kamera einigermaßen ruhig trage, ist
das Ergebnis akzeptabel. Der Ton ist
trotz des Windes in
Ordnung. Einen Mikrofoneingang gibt
es nicht.
Welche ist die Bessere? Eine Gopro-Cam (l.) und
Bei
Personen
eine Samsung Gear 360 mit Fischauge-Objektiv
oder Gegenständen in der Nähe
Kamera auf dem Smartphone der Kamera sind die Bilder gut,
kontrollieren, von dort kann ich im Bereich bis zu fünf Meter. Je
auch auslösen und Einstellungen weiter entfernt, desto mehr fällt
verändern. Und: Ich kann das der Unterschied zu professionelMaterial nach der Aufnahme di- leren Lösungen auf. Beim Einsatz
rekt auf mein Handy laden und es von sechs Gopro-Kameras, die in
von unterwegs teilen – ein Sam- alle Richtungen filmen, sind auch
sung-Smartphone (Note 5, Ga- entferntere Elemente im Bild
laxy S6 oder S7) ist dafür jedoch noch sehr scharf. Der Workflow
notwendig, mit Apples iPhone ist dann jedoch aufwendiger und
beispielsweise ist die Kamera bis- der Preis deutlich höher.
lang nicht kompatibel. Das ErWas mir als Nutzer von Applegebnis: Mit Licht und Schatten Geräten nicht gefällt: Auf einem
auf Gebäuden und Gesicht geht Mac kann ich die Aufnahmen
die Kamera souverän um. Ich ha- nicht ohne Weiteres bearbeiten.
be mich etwa einen Meter von Für PC-Nutzer bietet Samsung
der Kamera entfernt aufgestellt, die Software „Gear 360 Action
spreche in die Kamera und bin Director“ an, ein Schnittprogut zu sehen.
gramm. Erst eine mit der SoftwaIm Nahbereich ist die Bildqua- re bearbeitete MP4-Datei kann
lität gut, die weiter entfernten ich dann auf dem Mac mit „Final
Häuserfronten wirken dagegen Cut X“ beispielsweise weiteretwas matschig. Was das nahtlo- schneiden. Das ist umständlich.
J
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MARTIN HELLER
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28 WISSEN
ANGKOR WAT
Fund von
Siedlungsresten
Archäologen haben riesige
mittelalterliche Siedlungsreste in der Nähe der Tempelanlage Angkor Wat in
Kambodscha entdeckt. Mit
der Dokumentation deutlich
komplexerer urbaner Strukturen, von aufwendigen
Wassermanagementsystemen und sogar Umgehungsstraßen müsse ein Teil der
Khmer-Geschichte womöglich neu geschrieben werden, schreiben sie im „Journal of Archaeological Science“. Sie fanden keine Anhaltspunkte für die Theorie,
dass die Hochkultur nach
einer Invasion aus dem heutigen Thailand mit einer
Massenmigration Richtung
Süden zu Ende ging.
BRASILIEN
Zika-Erkrankungen
stark gesunken
Die Zahl der Zika-Ansteckungen in Brasilien sind
nach Angaben des Gesundheitsministers Ricardo Baros
wenige Monate vor den
Olympischen Spielen in Rio
de Janeiro stark zurückgegangen. Von Februar bis
Mai haben sich die Fälle um
87 Prozent verringert. Das
Risiko für Sportler und Publikum bei den Spielen im
August sei minimal. Das
geringere Erkrankungsniveau sei auf das kühle
Wetter und die massive
Moskito-Bekämpfung zurückzuführen.
125. GEBURTSTAG
Vatikan: Papst
würdigt Sternwarte
Papst Franziskus hat die
vatikanische Sternwarte zu
ihrem 125-jährigen Bestehen
gewürdigt. Seit ihrer Gründung 1891 habe sie gezeigt,
dass die Kirche „echte und
fundierte Wissenschaft“
begrüße, sagte er im Vatikan.
GÜRTLERS
GESAMMELTE GRÜTZE
Der größte Wahlkreis der
Welt heißt Nunavut und
liegt in Kanada. Er umfasst
das Gebiet von der HudsonBay bis zu den Queen-Elisabeth Islands kurz vor dem
Nordpol. Mit einer Grundfläche von knapp 2,1 Millionen Quadratkilometern ist
er etwa sechsmal so groß
wie Deutschland – hat aber
nur etwa 17.000 Wahlberechtigte.
MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE
er Klimawandel entwickelt sich zu einem der größten Risikofaktoren, denen
die natürlichen und kulturellen
Schätze der Erde ausgesetzt
sind. Es geht um das Welterbe.
Viele Stätten, die von der
Unesco mit diesem Titel ausgezeichnet wurden, sind in Gefahr. Zu diesem Ergebnis
kommt ein Bericht der Organisation, an dem Wissenschaftler
aus den USA mitgearbeitet haben. Die Stätten müssen dringend besser geschützt werden,
fordern die Autoren. Vor den
Folgen der Erderwärmung –
aber auch vor den Gefahren des
Massentourismus.
Touristen
fördern und
schaden den
Welterbestätten
der Unesco
gleichermaßen
VON MICHEL DE MUELENARE
Für den Bericht haben die Forscher den Zustand von 31 Welterbestätten in 29 Ländern untersucht, die den Folgen der Klimaveränderungen ausgesetzt sind.
Dem Anstieg der Temperaturen
und des Meeresspiegels, dem
Schmelzen der Gletscher, häufigeren und heftigeren Unwettern.
Der Bericht ergänzt damit eine Studie aus dem Jahr 2014, die
130 Stätten auflistete, die allein
durch das Ansteigen der Weltmeere in Gefahr geraten. Auf
der Liste stehen die ElephantaHöhlen in der Nähe von Mumbai, der Mont-Saint-Michel und
seine Bucht in der Normandie
und die archäologische Stätte
von Karthago in Tunesien.
In dem neuen Bericht haben
die Forscher die Bedrohungen
genauer analysiert. Die Welterbestätten leiden nicht nur unter
steigenden Temperaturen und
Touristenmassen. Auch Bürgerkriege, Terrorismus, die Abholzung von Wäldern, die Verstädterung und Fragmentierung der
natürlichen Lebensräume setzen ihnen zu. Die Experten nennen als Beispiele den Hafen von
Cartagena in Kolumbien, die
acht Naturschutzgebiete in der
Region Cape Floral in Südafrika
und den Nationalpark von Shiretoko auf der japanischen Insel
Hokkaido. Sogar die Megalithen
von Stonehenge sind in Gefahr,
ebenso wie die Freiheitsstatue,
der Yellowstone-Park, die Wüste von Wadi Rum in Jordanien
und die Reisterrassen von Banaue auf den Philippinen.
Auf der Osterinsel bedroht
die Küstenerosion, die durch
den steigenden Meeresspiegel
verstärkt wird, bereits einige
der Moai, der riesigen Statuen
der polynesischen Ureinwohner. Viele dieser Stätten sind beliebte Sehenswürdigkeiten –
und der damit verbundene Tourismus ist ein ebenso großer Segen wie ein Fluch. Der Tourismus trägt mit neun Prozent
zum weltweiten Wirtschaftswachstum bei, gleichzeitig reisen die Touristen mit Flugzeugen oder Autos an, mit den damit verbundenen CO2-Emissionen, die wiederum auf den Klimawandel wirken.
Inzwischen könnte „der Klimawandel dafür sorgen, dass ei-
MONTAG, 13. JUNI 2016
ten Welterbestätten in Gefahr:
die Stadt Venedig.
Die Stadt, die auf 118 Inseln
errichtet
und
auf
dem
Schwemmland einer Lagune
aufgebaut wurde, gehört laut
Unesco zu den am stärksten bedrohten Stätten. Seit Ende des
19. Jahrhunderts ist das Meer
bei Venedig um 30 Zentimeter
D
DE AGOSTINI/ GETTY IMAGES/ DEA / W. BUSS
KOMPAKT
DIE WELT KOMPAKT
Venedig gehört zu den meistgefährdeten Welterbestätten
Versandet,
versunken,
erstickt
Der Klimawandel greift das Welterbe an
– und zwar in äußerst bedrohlichem
Ausmaß. Auf der Alarmliste der Unesco
ist Europa nicht ausgenommen
nige Stätten ihren Status als
Weltkulturerbe wieder verlieren,“ sagt Adam Markham, einer
der Verfasser des Berichts. Für
die Erhaltung der am stärksten
gefährdeten Stätten sei es dringend notwendig, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, insistiert die Unesco. Ebenso wichtig: Nicht mehr ganz so
viele Besucher in die Gebiete zu
lassen, könnte einen doppelten
Nutzen bringen. Natürliche
Standorte wie Wälder oder Nationalparks könnten besser geschützt werden. Weil die Wälder wichtige Sauerstoffquellen
sind, könnte das zur Verbesserung des Klimas beitragen.
Für einen besseren Schutz
müssen die Gebiete besser verwaltet
werden.
Manche
Schutzgebiete müssten vergrößert werden, um sie besser vor
extremen Wetterlagen oder
Überschwemmungen zu schützen. Das kostet Geld. Zugleich
würden Einnahmen wegfallen,
wenn weniger Touristen kommen. Die Übersäuerung der
Ozeane, verursacht durch die
steigende CO2-Konzentration
im Wasser, bedroht die Korallenriffe und Lagunen im Pazifik, vor allem in den Gewässern Australiens und Neukaledoniens. Mehr als die Hälfte aller Korallenriffe der Welt sind
bereits angegriffen. 2030 dürften es bereits über 70 Prozent
sein, selbst wenn die Treibhausgas-Emission
erheblich
verringert wird. Mehr als 275
Millionen Menschen leben in
93 Ländern in der Nähe dieser
Riffe. In 23 Ländern sind sie
wichtige Ziele für Touristen
aus aller Welt – und eine wichtige Einkommensquelle für die
Einheimischen. Weltweit werden durch den „Tourismus der
Korallenriffe“ schätzungsweise 11,5 Millionen Dollar umgesetzt. Doch in Palau, auf der
Insel Komodo, in Australien
und in Neukaledonien sind die
Riffe akut bedroht. Nicht
durch die Übersäuerung der
Meere, sondern durch ihr Ansteigen ist eine der bekanntes-
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gestiegen. Um zwölf Zentimeter, weil der Untergrund der
Stadt nach dem Abpumpen unterirdischen Wassers herabgesunken ist. Der restliche Anstieg
geht auf die Erderwärmung zurück. Hunderte Monumente
und Gebäude sind bereits
schwer beschädigt. Etwa die
Kirche San Polo, die Kathedrale
San Marco und die Statuen der
Kathedrale Santa Maria Gloriosa dei Frari.
Und während mehr und mehr
Venezianer die Stadt verlassen,
wird der Ansturm der Touristen
immer heftiger: zehn Millionen
Übernachtungen pro Jahr, mindestens die doppelte Anzahl von
Tagesbesuchern.
Dazu
die
Kreuzfahrtschiffe, im Jahr 2011
kamen neunmal so viele wie
1990. Eine im Bau befindliche
Flutschutzwehr mit 78 beweglichen Barrieren soll 2017 fertiggestellt werden, sie wird jedoch
weder den Anstieg des Meeresspiegels noch den immer höheren Salzgehalt der Lagune verhindern können.
Das Archipel von Galapagos
in Ecuador besteht aus einundzwanzig Inseln und mehr als
hundert kleinen Felseninseln.
Es ist eine ganz eigene Welt, mit
einer Reihe von Tierarten, die es
nirgendwo sonst gibt. Diese Artenvielfalt gerät aufgrund einer
ständig zunehmenden Präsenz
der Menschen immer mehr in
Gefahr. Die lokale Bevölkerung
ist von 4000 auf 25.000 Personen angewachsen, eine Folge
des Tourismus, der sich hier rasant entwickelt hat: 205.000 Besucher kommen im Jahr, davon
66.000 per Kreuzfahrtschiff.
Und der Klimawandel hat hier
ebenfalls Spuren hinterlassen:
Wenn das Wetterphänomen El
Niño besonders stark auftritt,
gerät die Nahrungskette der Leguane, Seelöwen, Riesenschildkröten und Pinguine aus dem
Gleichgewicht.
In Kooperation mit „Le Soir“.
Übersetzt aus dem Französischen
WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
DIE WELT KOMPAKT
RÄTSEL 29
MONTAG, 13. JUNI 2016
HOROSKOP
WIDDER (21.03.–20.04.)
Unbewältigte Differenzen können in
die Krise führen. Kehren Sie mögliche
Frustquellen bloß nicht unter den Teppich. Sie beißen auf Granit, wenn Sie
im Umgang mit Vorgesetzten nicht diplomatisch handeln. Bleiben Sie notfalls in der Defensive.
STIER (21.04.–20.05.)
Ein unversöhnlicher Gegner will Ihnen
die Hand reichen. Anstatt es nur zur
Kenntnis zu nehmen, sollten Sie darauf
eingehen! Tun Sie mehr für Ihren Körper. Ihre Kondition könnte weitaus besser sein. Vermeiden Sie eine zu eintönige Lebensweise.
ZWILLINGE (21.05.–21.06.)
Sie besitzen eine fast magische Anziehungskraft, die jeden zu Höchstleistungen animiert. Das fühlt sich an wie
im Paradies. Gegenwärtig können Sie
Ihre Schaffensfreude durch faires Miteinander noch weiter steigern. Einzelgänge im Job sind out.
SUDOKU UND KREUZWORTRÄTSEL
VON STEFAN HEINE
Auflösung der letzten Rätsel:
KREBS (22.06.–22.07.)
Heute ist ein guter Tag für sportliche
Aktivitäten, auch wenn die kosmischen
Einflüsse Sie in keine Sportskanone
verzaubern. Betrachten Sie Ihr Leben
heute mal ganz rational! Sie werden
dann feststellen, dass viele Probleme
viel leichter zu lösen sind.
LÖWE (23.07.–23.08.)
Tolle Ideen werden an Sie herangetragen. Nur Sie können diese in die Tat
umsetzen. Lassen Sie heute Ihre Träume wahr werden. Der Herzensbereich
stimmt. Eine berauschende Liebe versüßt Ihnen den Tag. Leidenschaft und
Genuss sind die Krönung.
JUNGFRAU (24.08.–23.09.)
Was ist los? Sie haben in Ihrem Job
schon einige Krisenklippen bewältigt.
Machen Sie sich jetzt keine unnötigen
Sorgen. Gehen Sie weniger leichtfertig
mit Ihren Kräften um, sonst fühlen Sie
sich nach dem Mittagessen völlig ausgelaugt und müde.
Jede Ziffer von eins bis neun wird in jeder Spalte, jeder Zeile und in jedem 3x3-Feld genau einmal eingetragen. Das linke
Sudoku ist von mittlerer Schwierigkeit, das Rätsel rechts daneben etwas leichter. Mehr Sudoku-Rätsel auf welt.de/sudoku
WAAGE (24.09.–23.10.)
Bringen Sie wieder etwas Abwechslung
in den Beziehungsalltag. Wie wäre es
mit einem kleinen Ausflug nach Feierabend? Mit Frohsinn und Leichtigkeit
kommen Sie auch in schwierigen Situationen gut über die Runden. Behalten
Sie Ihre Stimmung bei.
SKORPION (24.10.–22.11.)
Die Sterne geben Ihnen das beste
Kraftfutter. Nutzen Sie den planetarischen Energiestrom, um etwas für
sich zu tun. Der Einsatz in Ihrem Job
macht sich bezahlt. Ein gutes Geschäft
sichert für einige Zeit die Zukunft und
lässt Ruhe einkehren.
SCHÜTZE (23.11.–21.12.)
Auffällig sind Ihre leicht überstrapazierten Nerven. Es kocht und brodelt in
Ihnen. Gehen Sie raus, frische Luft atmen! Wenn Sie das angestrebte Ziel erreichen wollen, müssen Sie viel Einsatz
zeigen. Die Sterne geben dafür genügend Oberwasser.
STEINBOCK (22.12.–20.01.)
Schrauben Sie Ihre Ansprüche im Job
nicht zu hoch. Sie könnten sich übernehmen. Achten Sie mehr auf Ihre
Geldausgaben. Gemeinsame Interessen
vertiefen Ihre Beziehung. Aber in den
Morgenstunden sollten Sie Ihr Temperament etwas besser zügeln.
WASSERMANN (21.01.–19.02.)
Gesundheitlich sind Sie gefährdet. Es
fehlt der nötige Optimismus, um die
Störungsanfälligkeit spielerisch zu
überwinden. Trotz und Eigensinn können jetzt enorme Liebestöter werden.
Lenken Sie rechtzeitig ein, damit der
Feierabend schön wird.
FISCHE (20.02.–20.03.)
Beruflich hält sich Ihr Ehrgeiz in Grenzen. Wollen Sie sich mit dem begnügen,
was Sie bisher erreicht haben? – Wach
bleiben! Eine Aussprache wäre ratsam,
um das Seelenklima zwischen Ihnen
und Ihrem Partner wieder harmonischer zu gestalten.
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
30 TV-PROGRAMM
DIE WELT KOMPAKT
MONTAG, 13. JUNI 2016
ARD
ZDF
RTL
SAT.1
PRO 7
VOX
5.30 ¥ g Morgenmagazin 9.00 ¥
Tagesschau 9.05 ¥ Rote Rosen
9.55 Sturm der Liebe Telenovela
10.45 ¥ g Gefragt – Gejagt 11.35
¥ g Seehund, Puma & Co. (1)
12.00 ¥ Tagesschau 12.15 ¥ g
ARD-Buffet Zuschauerfragen zum
Thema: Müsli – so wird’s richtig
gut! 13.00 ¥ g Mittagsmagazin
14.00 ¥ Tagesschau
14.05 ¥ g UEFA EURO 2016
Frankreich Aktuelle
Berichte, Hintergründe
und Interviews
15.00 ¥ g Fußball: EM Aus dem
Stadium de Toulouse, Toulouse. Vorrunde, Gruppe
D: Spanien – Tschechien
18.00 Fußball: EM Aus dem Stade
de France, Saint-Denis bei
Paris. Vorrunde, Gruppe
E: Irland – Schweden
20.00 ¥ Tagesschau
20.15 ¥ g Fußball: EM Aus dem
Stade de Lyon, Lyon. Vorrunde, Gruppe E: Belgien –
Italien. Moderation: Matthias Opdenhövel. Kommentar: Steffen Simon
23.30 ¥ Beckmanns Sportschule
aus Malente. UEFA EURO
2016 Frankreich. Moderation: Reinhold Beckmann
0.15 ¥ g Nachtmagazin
0.35 ¥ Kommissar Wallander:
Die Brandmauer TV-Krimi
(GB/S/USA/D 2008)
2.10 Fußball: EM Aus dem Stade
de Lyon, Lyon. Vorrunde,
Gruppe E: Belgien – Italien
3.50 H ¥ Triangle – Die Jagd
nach dem Goldschatz
Actionthriller (CHN/HK
2007) Mit Louis Koo, Simon
Yam, Sun Hong Lei. Regie:
Ringo Lam, Johnnie To
5.30 ¥ g Morgenmagazin 9.00
g heute Xpress 9.05 g Volle
Kanne Top-Thema – Mietwagen im
Ausland 10.30 ¥ g Die Rosenheim-Cops Krimi-Serie 11.15 ¥ g
SOKO Wismar Krimi-Serie 12.00
g heute 12.10 g drehscheibe
13.00 ¥ g Mittagsmagazin
14.00 g heute – in Deutschland
14.15 Die Küchenschlacht
15.00 ¥ g heute Xpress
15.05 ¥ g Bares für Rares
16.00 ¥ g heute – in Europa
16.10 ¥ g SOKO Wien
17.00 ¥ g heute
17.10 ¥ g hallo deutschland
17.45 ¥ g Leute heute
18.05 ¥ g SOKO 5113
19.00 ¥ g heute/Wetter
19.25 ¥ Spritzen, Salben, Pillen
Die Versprechen der
Kosmetikindustrie
20.15 ¥ Mord am Höllengrund
Kriminalfilm (D 2014) Mit
Katharina Wackernagel,
Eva Mattes, Aglaia Szyszkowitz. Regie: Maris Pfeiffer
21.45 ¥ g heute-journal
22.00 ¥ g Ein starkes Team:
Am Abgrund TV-Krimi (D
2011) Mit Maja Maranow.
Regie: Alexander Adolph
23.30 g heute Xpress
23.35 H ¥ g Spy Game – Der
finale Countdown Thriller
(D/USA/J/F 2001) Mit
Robert Redford, Brad Pitt
1.30 H ¥ g Das System –
Alles verstehen heißt alles
verzeihen Drama (D 2011)
Mit Jacob Matschenz, Bernhard Schütz, Jürgen Holtz
2.55 ¥ g SOKO 5113 KrimiSerie. Die Maßnahme (Wh.)
3.40 ¥ Spritzen, Salben, Pillen
4.25 ¥ g SOKO Wien (Wh.)
5.15 g Der Blaulicht-Report 6.00
g Guten Morgen Deutschland
Magazin. Moderation: Jennifer
Knäble, Bernd Fuchs 8.30 g Gute
Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 g
Unter uns 9.30 g Betrugsfälle
Doku-Soap 10.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf DokuSoap 11.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf Doku-Soap
12.00 g Punkt 12 Das RTL-Mittagsjournal. Mod.: Katja Burkard
14.00 g Der Blaulicht-Report
16.00 g Verdachtsfälle
17.00 g Betrugsfälle Doku-Soap
17.30 g Unter uns Soap
18.00 g Explosiv – Das Magazin
18.30 Exclusiv: Das Star-Magazin
18.45 g RTL aktuell
19.05 g Alles was zählt Soap
19.40 g Gute Zeiten,
schlechte Zeiten Soap
20.15 g Rach, der Restauranttester „Eis-Heidi” in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern). Mit Christian Rach
21.15 g Rach, der Restauranttester „La Petite France” in
Freising. Mit Christian Rach
22.15 Extra – Das RTL Magazin
Mod.: Birgit Schrowange
23.30 30 Minuten Deutschland
Leben wie im Paradies? –
Deutsche Auswanderer in
Thailand (1/3). Neu
0.00 g Nachtjournal
0.30 g 10 vor 11
0.55 g CSI: Den Tätern auf
der Spur Krimi-Serie
Ein tödlicher Irrtum
1.50 g CSI: Den Tätern auf
der Spur Krimi-Serie
Ein harter Schlag
2.40 g CSI: Den Tätern auf
der Spur Krimi-Serie
Bis auf die Knochen
5.30 g Sat.1-Frühstücksfernsehen Magazin 10.00 g Auf Streife – Die Spezialisten 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 g
Richter Alexander Hold 13.00
Richter Alexander Hold
14.00 Auf Streife Reportagereihe
15.00 g Auf Streife – Die
Spezialisten Reportage
16.00 Auf Streife Reportagereihe
17.00 Mein dunkles Geheimnis
Geschützte Liebe. Ein Streit
unter Nachbarn oder Kollegen oder eine Affäre – es
gibt Dinge, die man lieber
für sich behalten möchte.
17.30 g Schicksale - und
plötzlich ist alles anders
18.00 g Auf Streife – Die
Spezialisten Reportage
19.00 g Fahndung Deutschland
19.55 Sat.1 Nachrichten
20.15 g Detective Laura
Diamond Krimi-Serie. Laura
und die Biker-Bar. Mit Debra Messing. Laura nimmt es
sehr persönlich, als die Leiche ihres erklärten Lieblingswirtes aus dem Hafenbecken gezogen wird.
21.15 g Detective Laura
Diamond Krimi-Serie
Laura und der Sexskandal
22.10 g Elementary Krimi-Serie
Injektion für die Ewigkeit
23.00 g Navy CIS Krimi-Serie
23.55 g Navy CIS Krimi-Serie
0.55 g Detective Laura Diamond Krimi-Serie. Laura
und die Biker-Bar (Wh.)
1.50 g Detective Laura Diamond Krimi-Serie. Laura
und der Sexskandal (Wh.)
2.35 g Elementary (Wh.)
3.15 g Navy CIS (Wh.)
3.55 g Navy CIS (Wh.)
5.50 Cougar Town Comedy-Serie
6.35 H Der Prinz und ich – Königliche Flitterwochen Romantikkomödie (USA 2008) Mit Kam Heskin
8.25 H Meine erfundene Frau
Komödie (USA 2011) Mit Adam
Sandler 10.40 Mike & Molly Comedy-Serie 11.35 How I Met Your
Mother Comedy-Serie 12.25 Two
and a Half Men Comedy-Serie
14.15 g 2 Broke Girls
15.10 g The Big Bang Theory
Comedy-Serie. Der Seuchensessel / Probewohnen
bei Muttern / Such dir eine
Inderin! / Ab nach Baikonur!
17.00 g taff Putzfails
18.00 Newstime
18.10 Die Simpsons Trick-Serie
Mörder, Zombies und Musik / Der Teufel trägt Nada
19.05 Galileo Fleisch ohne Tier
20.15 g The Big Bang Theory
Comedy-Serie. Der Kampf
der Bienenköniginnen /
Der Wolowitz-Koeffizient /
Der Nordpol-Plan. Mit Johnny Galecki. Eine neue Mieterin, die hübsche Blondine
Alicia, zieht ins Haus. Leonard, Howard und Raj
sind ihr sofort verfallen.
21.35 g The Big Bang Theory
Serie. Die Grillenwette / Sex
oder Pralinen / Der Mann,
der seine Omi liebte
22.55 g The Big Bang Theory
Serie. Football für Nerds
23.20 g The Big Bang Theory
Serie. Howards Phasen
23.45 g Family Guy Zeichentrick-Serie. Yug Ylimaf
0.15 Futurama ZeichentrickSerie. Zehn Sekunden
0.40 g The Big Bang Theory
Comedy-Serie (Wh.)
5.15 g CSI: NY Krimi-Serie 6.50 g
Verklag mich doch! Doku-Soap
10.50 g vox nachrichten 10.55
Mein himmlisches Hotel 11.55 g
Shopping Queen 13.00 g 4
Hochzeiten und eine Traumreise
14.00 g Mein Kind, dein Kind –
Wie erziehst du denn?
15.00 g Shopping Queen
Motto in Würzburg: So
rockt der Sommer! Finde
den perfekten FestivalLook! Tag 1: Jasmin
16.00 g 4 Hochzeiten und eine
Traumreise Tag 1:
Arlette aus Raeren (B)
17.00 Mein himmlisches Hotel
Tag 1: Zum Kurfürsten
Bernkastel-Kues, Mosel
18.00 mieten, kaufen, wohnen
19.00 g Das perfekte Dinner
Tag 1: Hardy/Namibia
20.00 g Prominent!
20.15 g Arrow Action-Serie.
Späte Reue / Seelenjagd. Mit
Stephen Amell. Im Kampf
gegen Damien Darhk taucht
eine neue Bande auf, die
willkürlich Drogenlieferungen in Star City überfällt.
22.10 g Arrow Action-Serie.
Wahre Größe / Unter Brüdern. Mit Stephen Amell.
Felicity ist außer sich, als sie
erfährt, dass Ray doch noch
lebt und von Damien Darhk
gefangengehalten wird.
0.00 g vox nachrichten
0.15 Medical Detectives
Sterben und sterben lassen
1.15 Medical Detectives
Freund oder Feind
1.55 Medical Detectives
Mord zum Dessert
2.45 Medical Detectives
Mörderisches Spiel
KABEL 1
TIPPS DES TAGES
8.45 Navy CIS 9.30 The Mentalist
10.20 Castle 11.15 g Without a
Trace 12.10 Numb3rs 13.00 Cold
Case 14.00 g Navy CIS 14.55 g
The Mentalist 15.50 News 16.00
g Castle 16.50 g Abenteuer Leben täglich 17.55 g Mein Lokal,
Dein Lokal – Spezial 18.55 g
Achtung Kontrolle! Einsatz für
die Ordnungshüter 20.15 H g
Aeon Flux Sci-Fi-Film (USA 2005)
Mit Charlize Theron 22.00 H g
The Spirit Actionfilm (USA 2008)
0.05 Steven Seagal: Out for a Kill
Actionfilm (USA 2003) 1.50 Late
News 2.00 Fußball: Copa América
Mord am Höllengrund
Aeon Flux
ZDF | 20.15 Nachdem ihr Sohn Ilya
allein nach Italien gereist ist, findet
seine Mutter Sabine (Katharina
Wackernagel) die Leiche seiner
Freundin Cora. Sie vermutet, dass
ihr Sohn seine Freundin tötete.
Kabel 1 | 20.15 Die Killerin Aeon Flux
(Charlize Theron) soll im 25. Jahrhundert für eine Widerstandsgruppe den Diktator der letzten Erdstadt beseitigen. Sie erkennt, dass
sie auf der falschen Seite steht..
ARTE
ZDF NEO
RTL 2
13.55 H g Wie der Wind sich
hebt Animationsfilm (J 2013) 16.00
g Wie das Land, so der Mensch
16.25 g Unterwegs auf dem
Nordseeküstenradweg 17.10 g
X:enius (Wh.) 17.40 g Unsere
Ozeane (1/4) 18.25 g Australiens
schönste Küstenstraße 19.10
ARTE Journal 19.30 ¥ g Tierisch
abgehoben (1/3). Neu 20.15 H g
Heute bin ich blond Tragikomödie
(D/B 2013) 22.05 H g Der Tag der
Krähen Animationsfilm (F/B/LUX/
CDN 2012) 23.35 g Poetik des
Gehirns Dokumentarfilm (F 2015)
0.40 g Poesie der Fäden
6.05 g Akte M – Geheimsache
Museum 7.35 Lanz kocht 8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.20 g Bares für Rares 11.00 ¥ Die Rettungsflieger 12.30 Küstenwache
13.55 g Ein Fall für zwei 15.55 ¥
Die Rettungsflieger 17.25 g Columbo: Alter schützt vor Morden
nicht TV-Krimi (USA 1977) 18.35 g
Bares für Rares 20.15 ¥ Inspector Barnaby: Unter Oldtimern
TV-Krimi (GB 2011) Mit Neil Dudgeon 21.45 ¥ g Inspector Barnaby:
Mr. Bingham ist nicht zu sprechen TV-Krimi (GB 2011) 23.15 The
Interceptor 1.00 Orphan Black
10.55 g Family Stories 11.55 g
Trau Dich! 4 Anträge und 1
Traumkleid (1) 12.55 g Köln
50667 13.55 g Berlin – Tag &
Nacht 14.55 g Hilf mir! 16.00 g
All About Love (1) 17.00 g Die
Straßencops – Jugend im Visier
(1) 18.00 g Köln 50667 19.00 g
Berlin – Tag & Nacht 20.00 g
News 20.15 Daniela Katzenberger – Mit Lucas im Babyglück
(2/8) Doku-Soap 21.15 g Daniela
Katzenberger – Mit Lucas im Babyglück 22.15 g Die Reimanns –
Ein außergewöhnliches Leben
0.20 Privatdetektive im Einsatz
MDR
TELE5
3 SAT
12.30 ¥ g Der Schwarzwaldhof
Drama (D 2008) 14.00 ¥ g MDR
um zwei 15.00 ¥ g LexiTV –
Wissen für alle 16.00 ¥ g MDR
um vier 17.45 ¥ g MDR aktuell/
Wetter 18.10 ¥ g Brisant 18.54
¥ Unser Sandmännchen 19.00
MDR Regional 19.30 ¥ g MDR
aktuell 19.50 ¥ g Mach dich ran!
20.15 ¥ Polizeiruf 110: Barbarossas Rache TV-Krimi (D 2004) Mit
Jaecki Schwarz 21.45 MDR aktuell
22.05 Fakt ist ...! 23.05 ¥ g Akte
Ex 23.55 H ¥ g Gejagt – Auf Leben und Tod Abenteuerfilm (NZ/
GB 2010) 1.35 g Kino Royal
6.24 Dauerwerbesendung 7.25
Joyce Meyer 7.54 Dauerwerbesendung 14.05 Star Trek – Deep
Space Nine 15.05 Star Trek – Das
nächste Jahrhundert 16.05 Star
Trek – Raumschiff Voyager 18.05
Star Trek – Deep Space Nine
19.00 Star Trek – Das nächste
Jahrhundert 20.05 Höggschde
Konzentration 20.15 H Breaking
News Actionfilm (HK/CHN 2004)
Free-TV-Premiere 22.00 H Drug
War Actionfilm (CHN/HK 2012)
Free-TV-Premiere 0.10 H Dschingis Khan – Sturm über Asien Historienfilm (MON/RUS/USA 2009)
13.00 ¥ g ZIB 13.15 g Scheidung – einsame Väter 14.05 unterwegs 14.50 g Potsdam, da
will ich hin! 15.20 g Reiseziel
15.30 ¥ g Traumziel Seychellen
16.15 Auf der Datumsgrenze
durch die Südsee 17.45 g ZDFHistory 18.30 g nano 19.00 ¥ g
heute 19.20 g Kulturzeit 20.00 ¥
g Tagesschau 20.15 g Der
Äquator – Breitengrad der Extreme (1/5) Party, Untergang und Seelöwen 20.55 g Der Äquator –
Breitengrad der Extreme 23.45 H
Durst Fantasyfilm (COR 2009)
1.55 ¥ Willkommen Österreich
5.35 g Die X-Akten:
Begegnungen der
dritten Art Süßes, sonst
gibt’s Saures / Die Wolke
12.45 Börse am Mittag
13.00 N24 Nachrichten
13.05 g Sci Fi Science
14.05 g Top Gear USA
15.20 N24 Cassini
16.05 g Gefährliches
Universum Asteroiden
17.05 g Stephen Hawking:
Geheimnisse des
Universums Außerirdische
18.15 Börse am Abend
18.25 N24 Cassini
WDR
NDR
RBB
BR
SWR
HR
20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥
g In aller Freundschaft – Die
jungen Ärzte Drama-Serie 21.00 ¥
g In aller Freundschaft – Die
jungen Ärzte 21.45 ¥ g WDR aktuell 22.10 ¥ g Hier und heute
20.15 Ein Abend für Hans-Joachim Kulenkampff – Der Kuli der
Nation 21.45 NDR//aktuell 22.00
Gefragt – Gejagt 22.45 „Rudis Tagesshow” extra 23.20 g Das
Beste aus „Verstehen Sie Spaß?”
20.15 Tatort: Der vierte Mann TVKrimi (D 2004) 21.45 rbb aktuell
22.15 Polizeiruf 110: Der Mann im
Baum TV-Krimi (DDR 1988) 23.40
Hauptstadtrevier 0.25 Tatort: Der
vierte Mann TV-Krimi (D 2004)
20.15 ¥ Gernstls Zeitreisen 21.00
¥ Lebenslinien 21.45 Rundschau
Magazin 22.00 Irgendwie und Sowieso 22.50 Ois Chicago sowieso
23.35 Klassik am Odeonsplatz
2011 1.10 Rundschau Nacht
20.15 Die Landärztin: Vergissmeinnicht Heimatfilm (D 2013)
21.45 Landesschau aktuell 22.00
Sag die Wahrheit 22.30 Meister
des Alltags 23.00 Die Quiz-Helden – Wer kennt den Südwesten?
20.15 ¥ g Wunderschön! 21.45
Deutschlands schönste Urlaubsziele 22.30 hessenschau kompakt
22.45 Herrliches Hessen 23.15
Hecht und Haie 0.05 H Kalter
Schweiß Gangsterfilm (I/F 1970)
19.10 g Welt der Wunder
20.05 g Die gefährlichsten
Flugzeuglandungen Doku
21.05 Der Mega-Airport –
Flughafen Frankfurt/Main
22.05 Black Box Terror an Bord
23.05 Die 9/11-Verschwörung? –
Was wirklich geschah
0.00 g Black Ops
13.05 Sie sind die stärkste Kraft
im Universum: Schwarze Löcher
PHOENIX
6.45 Tod in der Tiefe – Die größten U-Boot-Katastrophen 7.30
Die schönsten Naturparadiese
im Südwesten 9.00 Vor Ort 9.10
Bon(n)jour 9.30 Thema 12.00 Vor
Ort 12.15 Le Rendez-Vous 13.00
Thema 14.15 Vor Ort 14.45 Thema 16.00 ZDF-History 17.30 Vor
Ort 18.00 NaturNah 18.30 Die
schönsten Naturparadiese im
Südwesten (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Uli Hoeneß – Der Patriarch Dokumentarfilm (D 2015)
21.45 Hitlers Vorkosterin 22.15
Unter den Linden 23.00 Der Tag
0.00 Unter den Linden (Wh.)
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Flughafen der Superlative
„Der Mega-Airport – Flughafen Frankfurt/Main“
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
MENSCHEN & MEDIEN 31
MONTAG, 13. JUNI 2016
Eine „weiße Prinzessin“
erobert Nigeria
Wie eine Stewardess zum Shootingstar Nollywoods wurde
D
ie Wege zum Filmruhm sind erstaunlich, besonders in
Nigerias Filmbranche „Nollywood“. Die britische
Stewardess Claire Edun stellte
im Oktober 2015 ein Video auf
Facebook, in dem sie fließend
auf Pidgin-Englisch plaudert.
Der harte Dialekt dominiert auf
Nigerias Straßen. Die 31 Jahre
alte Edun hatte ihn im Süden
Londons gelernt, in einer Gegend mit vielen Afrikanern, wo
sie lange mit ihrem nigerianischen Mann Richard gelebt hatte. Ein Freund markierte den
Regisseur Lancelot Imasuen in
den Kommentaren des Videos –
ein Skype-Telefonat später hatte die blonde Edun, Künstlername Oyinbo Princess („die weiße
Prinzessin“), ihre erste Nollywood-Hauptrolle.
VON CHRISTIAN PUTSCH
PR PRINCESS OBINYO
AUS KAPSTADT
So ganz begreifen kann Edun
die vergangenen Monate noch
immer nicht. Sie hat seit ihrer
Kindheit Schauspielerfahrung,
spielte in Kurzfilmen. In England verdiente sie sich mit Comedy-Auftritten ein Zubrot, zumeist vor Angehörigen der afrikanischen Diaspora. Lagos
kannte sie gut, auch hier trat sie
schon in Comedy-Klubs auf.
Sie hat die 13-Millionen-Metropole über 100 Mal besucht,
dafür extra Flugrouten mit anderen Flugbegleitern getauscht.
Aber dort über den roten Teppich laufen, wie vor einigen Tagen geschehen? „Ich muss mich
immer wieder kneifen“, sagt
Edun, „das ist ein wenig wie im
Traum, es fühlt sich nicht nach
Realität an.“
In Nigeria ist sie nach der
Premiere des Spielfilms „ATM“
vor einigen Wochen einer der
wenigen weißen Stars. Ihre Facebook-Seite hat 37.000 Likes,
ihr Instagram-Account stolze
32.000 Abonnenten. Selbst in
England ist sie im Supermarkt
von Fans schon um Fotos gebeten worden.
Nollywood ist mit über 2000
neuen Filmen im Jahr die
zweigrößte Filmbranche der
Welt nach Indiens Bollywood.
Claire Edun will jetzt von England nach Nigeria ziehen
Auch gemessen am Umsatz gehört Nigeria inzwischen zu den
größten Filmmärkten weltweit.
Die „Welt“ hat Eduns Regisseur Imasuen vor einigen Jahren an einem hektischen Drehtag begleitet. Er ist einer der
fleißigsten in Nollywood, annähernd 100 Filme mit überwiegend schmalem Budget hat er
lautstark dirigiert. Oft bleiben
nur wenige Wochen für die Refinanzierung, dann gibt es zu
viele Raubkopien auf dem
Markt, um die DVDs noch gewinnbringend zu verkaufen.
Imasuen und sein Team sind
Meister der Improvisation –
sein Produzent bot unserem
Autor nach der Recherche einen Job als Kameramann an.
Und auch Edun erlebte die
schwierigen Drehbedingungen
in Lagos. „Es gab einen mehrere Tage langen Stromausfall“,
erzählt sie, „wir mussten auf
Generatoren
zurückgreifen,
aber selbst das Benzin ist knapp
und teuer.“ Auch die manchmal
fehlende Beleuchtung stoppte
die innerhalb weniger Wochen
abgeschlossenen Dreharbeiten
nicht. „Nigerianer finden immer einen Weg“, sagt Edun,
„und ich konnte mich präsentieren, wie ich wirklich bin.“
Lebhaft, herzlich, wild gestikulierend. Und ein wenig laut.
Ihr Film gehört derzeit zu
den erfolgreichsten Komödien
in Nigeria, wo zuletzt die in den
80er-Jahren erloschene Kinokultur wiederbelebt wurde. Die
„Oyinbo Princess“ spielt eine
Engländerin, die sich über das
Internet in einen Mann verliebt
und nach Nigeria reist. Dieser
will sie aber nur deshalb heiraten, um für sich und seine
heimliche Partnerin einen Weg
nach England zu finden. Der
Plan scheitert, weil die Britin in
Nigeria bleiben will.
Mit der Realität habe die Geschichte so gar nichts zu tun,
betont Edun. Die meisten nega-
tiven Klischees zu Nigeria seien
falsch, das Land sei so viel mehr
als Boko-Haram-Terrorismus
und die neulich von Englands
Premierminister David Cameron gebrandmarkte „Korruption von fantastischer Dimension“. Davon muss sie manchmal
auch die eigenen Eltern in der
beschaulichen Kleinstadt Winchester überzeugen, die keinerlei Afrika-Bezug haben und vor
Eduns Nigeria-Reisen besorgt
die Reisewarnungen des Außenministeriums durchstöbern.
Die weiße Prinzessin, deren
verwackelte Handyvideos auf
Youtube tausendfach angeklickt werden, lässt sich jedoch
nicht aufhalten. „Lagos ist wie
ein zweites Zuhause für mich,
wenn man mal von einigen der
schlechtesten Autofahrer der
Welt absieht. Selbst die ärmsten Leute sind unglaublich gastfreundlich und freundlich“,
sagt Edun, die mit ihrer Rolle
gegen die vorurteilsbehaftete
Wahrnehmung des mit 180 Millionen Menschen einwohnerstärksten Landes Afrikas ankämpfen will.
„Wenn wir etwas von dieser
Einstellung lernen würden, wäre die Welt ein besserer Ort.“
Sie ist fast nigerianischer als ihr
nigerianischer Mann, der darauf besteht, ausschließlich formelles Englisch mit ihr zu sprechen und lieber Pizza als afrikanische Gerichte mag.
Reich ist Edun bislang nicht
geworden, aber sie habe „ein
anständiges Honorar für die
erste Rolle“ bekommen, sagt
sie. Finanziell kann Nollywood
nicht mit Bollywood oder gar
Hollywood mithalten, wenngleich die Topstars durchaus luxuriös leben können und es zuletzt auch dank staatlicher Förderung eine Reihe von hochwertigen Produktionen gab.
Edun möchte schon bald von
ihrem
aktuellen
Wohnort
Portsmouth im Süden Englands
nach Lagos ziehen und „eine
Brücke zwischen Schwarz und
Weiß“ sein. Sie hat ihre Nische
gefunden und ist zuversichtlich, dass nach den Dutzenden
Interviews der vergangenen
Wochen schon bald die nächsten Angebote kommen werden.
Neben ihrer Film- und Comedy-Karriere will sie auch den
Bau eines Waisenheims vorantreiben. Von all dem muss sie
allerdings noch ihren Mann
überzeugen. Einen Umzug
kann er sich bisher noch nicht
vorstellen. „Kein Problem“,
sagt Edun und lacht, „ich kann
ziemlich dickköpfig sein.“
Zippert
zappt
S
PD-Chef Gabriel hat
nach
mehrstündigem
Nachdenken, unterbrochen von nur einer kurzen Kaffeepause, die Leitlinien für den
Wahlkampf 2017 formuliert und
ins Deutsche übersetzen lassen.
Hauptanliegen der SPD ist demnach die musikalische Frühund Späterziehung der Deutschen. Gabriel fordert einen
„Dreiklang sozialer Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Modernisierung und Stärkung unserer
Demokratie“. Das dürfte eine
ambitionierte
Komposition
werden, die man nicht bei Dieter Bohlen bestellen kann. Aber
es kann nicht schaden, wenn
das deutsche Volk mal wieder
Quintenzirkel, Mundorgel und
Stimmgabel zur Hand nimmt,
um für diesen Dreiklang zu
üben. Am Ende werden Chöre
im ganzen Land den Dreiklang
zum Besten geben, und Gabriel
dirigiert das Ganze. Das ist endlich ein Programm, das die Massen begeistern und die Wahlkabinen füllen wird. Die SPD kann
sich berechtigte Hoffnungen auf
die absolute Mehrheit machen,
denn der Vorsitzende hat das
absolute Gehör für die Stimmung im Volke. Bald auch in Ihrem Fernseher: „The Socialdemocratic Voice of Germany“
oder „Sing, mein Sozi, sing!“.
LEUTE VON WELT
GETTY IMAGES/ M. MUMBY/ INDIGO
DIE WELT KOMPAKT
„We want Charlotte“
Die Queen (90) hat das Spektakel schon oft gesehen, für
ihre Urenkelin Charlotte (1) ist
es das erste Mal. Als die Flugzeuge der Royal Air Force am
Ende der Parade zum runden
Geburtstag der Queen über
den Buckingham-Palast donnern, richten sich die Blicke
auf die Tochter von William
(33) und Kate (34). Die Leute
wollen die Jüngste sehen. „We
want Charlotte“, ruft einer.
Der Wunsch wird erfüllt. Charlotte hält sich ein Ohr zu, es ist
ein bisschen laut.
IMPRESSUM
Verleger Axel Springer (1985 †)
Herausgeber und Chefredakteur:
Stefan Aust
Stellvertreter des Chefredakteurs:
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WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408
32 PANORAMA
DIE WELT KOMPAKT
osie Feba war zum
ersten Mal mit ihrer
Freundin im populären Homosexuellennachtklub „Pulse“ in Orlando,
als plötzlich Schüsse fielen.
„Sie sagte mir, jemand schießt.
Alle warfen sich auf den Boden“, berichtete Feba dem „Orlando Sentinel“. „Ich habe ihr
erst gesagt, ich glaube, das ist
nicht echt, ich dachte, es sei
Teil der Musik, bis ich das Feuer
sah, das aus ihren Waffen kam.“
Heftiges Unwetter
in Frankfurt
Straßen werden zu Seen,
Autos bleiben liegen, Keller
sind überflutet: In Frankfurt
herrschte gestern nach einem ungewöhnlich starken
Regenschauer in einigen
Vierteln zeitweise „Land
unter“. Allein die Berufsfeuerwehr rückte nach Angaben eines Sprechers rund
350 Mal aus. Menschen wurden nicht verletzt.
Längster Leberkäse
der Welt gebacken
Ulmer Metzger haben den
längsten Leberkäse der Welt
gebacken. Dieser wurde am
Ende so lang wie das Ulmer
Münster hoch ist – der
Kirchturm ragt 161,53 Meter
in den Himmel. Ein Vermessungstechniker der Stadt
Ulm bestätigte den Rekord.
ITALIEN
Drei Tote bei
Gebäudeeinsturz
Beim Einsturz eines Gebäudes in Mailand sind drei
Menschen ums Leben gekommen, zwei weitere wurden verletzt. Die Feuerwehr
vermutet ein Gasleck als
Ursache. Nach Angaben der
Nachrichtenagentur Ansa
waren die drei Opfer ein
Paar und eine Mutter von
zwei Mädchen. Die beiden
Kinder haben überlebt.
LOTTO
Die Zahlen
Lotto: 6 - 13 - 21 - 27 - 38 - 45
Superzahl: 5
Spiel 77: 6153024
Super 6: 304016
(Alle Angaben ohne Gewähr)
VON CLEMENS WERGIN
AUS WASHINGTON
Der Klub postete gegen zwei
Uhr nachts eine verzweifelte
Helfer vor dem Nachtklub in Florida. Der Täter war mit einem Sturmgewehr bewaffnet
Meldung auf der eigenen Facebookseite: „Alle raus hier und
hört nicht auf zu rennen.“ Sonntagmorgen hatte es erst geheißen, 20 Menschen seien getötet
worden, darunter der Attentäter.
Am späten Vormittag musste
Bürgermeister Buddy Dyer dann
mit einer furchtbaren
Ein Blutbad schockt Amerika. Der Tatort: ein Klub in Orlando
Nachricht an die
GEORGIA
Öffentlichkeit geUSA
hen: Mehr als
Jacksonville
FLORIDA
doppelt so viele
ein konstantes Bum, dem Verdächtigen, und er wur- fentlichen Teil des Clubs und
Orlando
Atlantik
starben, Dutzende
Bum Bum“ erzählt de noch am Ort getötet“, sagt dem Bereich für Mitarbeiter
Golf
Tampa
von Mexiko
wurden
verletzt,
der 53-Jährige dem Mina. Der Täter habe eine eingerissen und so die Flucht
Fort Lauderdale
viele davon befinund
ein über den Hinterausgang er„Orlando
Sentinel“. Handfeuerwaffe
Miami
den sich in kritiAntonetti war im hin- Sturmgewehr vom Typ AR-15 möglicht.
100 km
schem Zustand. Es ist
Der Täter war nach übereinteren Teil des Nacht- bei sich gehabt. Und dazu noch
die verheerendste Schießeclubs, als plötzlich Schüsse etwas am Körper, „das ver- stimmenden Medienberichten
rei in der Geschichte Amerikas.
fielen. Er rannte hinaus und dächtig ist“, so Mina. Mögli- US-Bürger. Er heiße Omar MaDas FBI untersucht das At- verlor seinen Bruder aus den cherweise handelte es sich um teen, sei 29 Jahre alt, stammt
tentat als Terrorakt. Wenn sich Augen, der auf Krücken lief eine mit Sprengstoff gefüllte aus Afghanistan und lebte zudie Vermutung erhärtet, wäre und langsamer war. „Die Poli- Weste. Neun Polizisten waren letzt in Florida. Bisher gibt es
es der größte radikalislamische zei sagt mir, dass er in Sicher- am Sturm auf den Nachtklub keine gesicherten Erkenntnisse
beteiligt, einer davon wurde darüber, ob die Tat politisch
Anschlag in Amerika seit den heit ist“, so Antonetti.
Kurz nach drei Uhr nachts durch Schüsse des Attentäters oder religiös motiviert war oder
Angriffen von 9/11 auf New
York und Washington. Dabei traf dann das Swat-Team ein, verletzt, ein Kevlar-Helm ret- es sich um ein Verbrechen aus
scheint ein beherztes Eingrei- inmitten von Berichten, dass tete ihm das Leben. Mehr als Schwulenhass handelte.
fen der Polizei einen noch grö- der Attentäter Geiseln im Klub 30 Menschen, die sich noch im
ßeren Blutzoll verhindert zu genommen hatte. „Wir wurden Klub befanden, konnten gerethaben. „Ein Offizier arbeitete von Leuten kontaktiert, die in tet werden. Als der Albtraum
im ‚Pulse‘ und reagierte, nach- den Toiletten und verwundet gegen zwei Uhr nachts begondem die Schüsse abgefeuert waren“, erzählt John Mina. nen hatte, sollen sich etwa 300
wurden“, berichtet Polizeichef „Wir haben dann beschlossen, Menschen im Klub aufgehalten
John Mina. „Er lieferte sich ei- reinzugehen.“ Etwa um 5 Uhr haben. Es war schon spät und
ne Schießerei mit dem Ver- morgens pflügte das Swat- „alle tranken noch einen letzdächtigen.“
Besucher
des Team mit einem gepanzerten ten Schluck“, als die ersten
Klubs bestätigen das. „Es wa- Fahrzeug durch den Klub und Schüsse fielen, berichtet Besuren so viele Schüsse, mindes- warf Blendgranaten, um den cher Rob Rick. Ein Türsteher
tens 40“ sagt Javer Antonetti. Attentäter abzulenken. „Es hat dann geistesgegenwärtig Freunde und Angehörige der
„Ich sah zwei Typen und es war kam zu einer Schießerei mit eine Wand zwischen dem öf- Opfer in Orlando
„Alle raus hier und hört
nicht auf zu rennen“
REUTERS/ STEVE NESIUS
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Gewitter. Nur gelegentlich lockert es ein wenig auf,
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MONTAG, 13. JUNI 2016