Teil 22 Das große Treffen Seiten 24/25 MONTAG, 13. JUNI 2016 NRW 112 Blick ins Entwicklungslabor Tim Cook muss bei Apple so einiges renovieren. Weit vorne: die Spracherkennung Siri Internet, Seiten 26/27 1 EURO Mann erschießt 50 Menschen in US-Nachtklub NACHRICHTEN Nicht lustig! POLITIK „Euer Europa ist nicht unser Europa“ Irre Fans und üble Krawalle überschatten den Auftakt der Fußball-EM in Frankreich. Ein Mann muss reanimiert werden, Dutzende werden verletzt. Was ein rauschendes Fest werden sollte, entwickelt sich zur lebensgefährlichen Hooligan-Party. England und Russland droht der Ausschluss Seiten 2/3 Claudia Roth wünscht sich ein Signal gegen Rechts und möchte den Papst besuchen dürfen, ohne dass sich jemand wundert. Interview auf Seite 4 KULTUR Die Mauer in den Augen der Grenzer DDR-Grenzsoldaten haben vor 50 Jahren die Mauer von Osten fotografiert. Die bedrückenden Bilder in körnigem Schwarz-Weiß sind erstmals zu sehen. Seite 8 WISSEN Das Welterbe ist gefährdet Der Klimawandel greift in bedrohlichem Ausmaß die wertvollsten Stätten der Menschheit an. Nicht nur in der Dritten Welt, auch in Europa. Seite 28 IM INTERNET Tweets des Tages Awful to wake up to the news of such unimaginable violence. My heart extends to the victims families. ELIJAH WOOD Sehen wir es positiv. Der Sohn hat sich erstmals selbst eingecremt. Und zukünftig benutzt er dafür bestimmt auch nicht mehr den Prittstift. MARLENEHELLENE Treffpunkt für Fans facebook.com/weltkompakt Twittern, was uns bewegt twitter.com/weltkompakt E-Mail an die Redaktion [email protected] Abo & mehr www.welt-kompakt.de/abo Digitale Angebote Tel. 0800 / 95 15 00 0 [email protected] Kundenservice: 0800 / 53 73 78 3 iApps 36 DPA/ GUILLAUME HORCAJUELO News rund um die Uhr www.welt.de © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Polizei unteruscht Terror- Verbindung eim schwersten Mordanschlag durch einen Einzeltäter in der Geschichte der USA sind in Orlando (Florida) 50 Menschen ums Leben gekommen und 53 verletzt worden. Sie sind teils noch in Lebensgefahr. Der Angreifer, nach übereinstimmenden Medienberichten der 29jährige Omar Mateen, betrat mit einem Schnellfeuergewehr und einer Handfeuerwaffe gegen zwei Uhr am Sonntagmorgen den von Homosexuellen frequentierten Klub „Pulse“, in dem sich zu diesem Zeitpunkt etwa 320 Menschen befanden, und eröffnete das Feuer. Das Motiv des Täters war zunächst unklar. Die Ermittler untersuchen auch einen terroristischen Hintergrund. Zwei Fernsehsender berichteten, er habe sich vor der Tat be der Notrufnummer 911 zum Islamischen Staat bekannt. Bestätigt wurde dies jedoch nicht. Der Schütze wurde etwa drei Stunden nach Beginn der Tragödie in einem Feuergefecht mit Polizisten getötet. Er hatte der Polizei zufolge zuvor zahlreiche Geiseln genommen. Omar Mateen war ein im Staat New York geborener Sohn afghanischer Einwanderer. Er hatte zuletzt in Port St. Lucie gelebt, das liegt etwa 170 Kilometer südöstlich von Orlando. Der Vater des mutmaßlichen Täters sagte dem Sender MSNBC, er glaube nicht an ein religiöses Motiv. Er berichtete, sein Sohn sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hatten. Offenbar war Mateen auch gewalttätig. Seine geschiedene Frau berichtete der „Washington Post“ über ständige Schläge und Missbrauch. In Orlando und dem County wurde der Ausnahmezustand erklärt. Die Polizei suchte die Gegend um das Lokal nach Bomben ab. B Letzte Seite WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT Fußball als Vorwand Brutale Ausschreitungen von Hooligans in Marseilles Hafen und Stadion überschatten den Auftakt der EM D er Schrecken hat die Europameisterschaft fest umklammert. Blaulicht, Tränengas und Wasserwerfer schrieben am Wochenende die Schlagzeilen im Süden Frankreichs – keine Dribblings, Tricks und schönen Tore. Rohe Gewalt herrschte im Kneipenviertel im alten Hafen von Marseille. Die Partie zwischen England und Russland, von den Organisatoren im Vorfeld als Hochsicherheitsspiel eingestuft, von Experten als fußballerischer Leckerbissen, war geprägt von einer nie da gewesenen Brutalität unter den Anhängern. VON LUTZ WÖCKENER AUS MARSEILLE Wer die Volksfeststimmung im Stadion erleben durfte, mag das Grauen, das am Donnerstag und Freitag begann und am späten Samstagnachmittag seinen traurigen Höhepunkt fand, nicht glauben. Die Mannschaften trennten sich 1:1, der Verlierer an diesem zweiten EM-Tag aber war der Fußball. Jagdszenen und Straßenschlachten Tausender Hooligans in Marseille. 1600 Polizisten bekamen die Situation in den engen Gassen der Altstadt nicht in den Griff, zu unübersichtlich war die Lage. Hatte die Polizei einen Brandherd gelöscht, brach an einer anderen Ecke ein neuer aus. Händler wurden gebeten, Türen und Terrassen zu schließen. Der Boden war bald mit Dosen und Glasscherben übersät, später an zahlreichen Stellen auch mit Blut. Zehn Menschen wurden zunächst festgenommen (darunter ein Deutscher), mindestens 35 Menschen verletzt. Vier davon schwer, wie der Polizeipräfekt von Marseille, Laurent Nuñez, sagte. Einer so schwer, dass er auf offener Straße wiederbelebt werden musste. Eine Gruppe russischer Hooligans hatte ihn zu Boden gerissen, ge- schlagen und getreten. Ein junger Mann mit weißem Shirt und blauem Hut, so zeigten es Videoaufnahmen, war dabei besonders brutal. Er trat den hilflosen Engländer noch, als der sich nicht mehr bewegte. Und zwar direkt auf den Kopf. Erst das Tränengas der Polizei ließ ihn davoneilen. Stunden später setzte sich die unfassbare Gewalt im Stadion fort: Die Stimmung war zunächst prächtig. Fans beider Lager sangen, tanzten, feuerten ihre Teams an. Gegen Ende der Partie gibt es wieder Ausschreitungen. Während der schwer verletzte und reanimierte Engländer im Krankenhaus in Lebensgefahr schwebte, trat der junge russische Hooligan offenbar erneut zu, wie TV-Aufnahmen zeigten. Nur das Shirt hatte er noch gewechselt. Vielleicht hatte er Blutflecken daran. Die Eintrittskarten sind personifiziert. Der Polizei sollte es gelingen, den Mann ausfindig zu machen. Er zählt nun zu den meist gesuchten „Fans“ dieser kontinentalen Titelkämpfe, die am Freitag so fröhlich mit der Eröffnung in Paris begonnen hatten. In Marseille dagegen setzte die Polizei bei den Krawallen am alten Hafen wie auch an den beiden Vortagen immer wieder Tränengas ein, um die Hooligans auseinanderzutreiben. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Anhänger beider Teams mit großer Brutalität mit Stühlen, Metallstangen und anderen Gegenständen aufeinander losgingen. Bereits am Donnerstag und Freitag war es mehrfach zu Zusammenstößen mit englischen Fans in Marseille gekommen (wie die „Welt“ berichtete). Die Polizei setzte auch dabei jeweils Tränengas ein. Kevin Miles, Chef der ANZEIGE Leonardo Hotels leonardo-hotels.de Deutsche Randalierer in Lille Vor dem deutschen Auftaktspiel bei der Fußball-Europameisterschaft gegen die Ukraine ist es am Sonntag zu Ausschreitungen im Stadtzentrum von Lille gekommen. Mehr als 50 deutsche Hooligans griffen dabei gegen 17.30 Uhr in der Nähe des Bahnhofs ukrainische Fans an. Das bestätigte Volker Goll, stellvertretender Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS). „Die französische Polizei hat sehr spät eingegriffen“, sagte Goll. Die KOS begleitet die deutschen Fans in Frankreich. Die deutsche Polizeidelegation, die mit acht szenekundigen Beamten vor Ort ist, gab an, dass die Situation nicht ansatzweise mit den jüngsten Ausschreitungen in Marseille vergleichbar sei. Dort hatten in den vergangenen Tagen immer wieder russische und englische Hooligans für Jagdszenen gesorgt, ein Engländer schwebt nach den Vorfällen in Lebensgefahr. In Lille flogen am Sonntag nach Augenzeugenberichten vor den Straßencafés Flaschen, Stühle und Rauchbomben. Auch rechtsradikale Parolen sollen skandiert worden sein, zudem wurde eine Reichskriegsflagge gezeigt. Angeblich befinden sich rund 150 polizeibekannte Gewalttäter aus Deutschland in Lille. englischen Fanvereinigung, sagte am Samstag dem englischen Sender Sky Sport News, es gehe um eine Minderheit der Fans. „Die große Mehrheit hat eine großartige Zeit, sie sind laut, haben eine Party und genießen das tolle Wetter.“ Miles sieht englische Fans auch als Opfer von Attacken. „Es waren Gruppen von Einheimischen und Gruppen von Russen, die hierherkommen und die Gewalt gestartet haben“, sagte Miles. Einige Engländer hätten sich verteidigt. Auch Alkohol spiele dabei eine Rolle. „Es gibt englische Fans, die deutlich zu viel getrunken haben und nicht wissen, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen.“ Randale englischer Fans hatte es ebenfalls in Marseille während der Weltmeisterschaft 1998 gegeben. Damals hatten sich zumeist betrunkene Anhänger der Three Lions über zwei Tage heftige Auseinandersetzungen mit einheimischen Jugendlichen und tunesischen Fans geliefert. Dutzende Menschen wurden verletzt. Die neuerlichen Ausschreitungen 18 Jahre nach dem Weltturnier, bei dem deutsche Hooligans in Lens den Gendarmen Daniel Nivel so brutal niedergeschlagen hatten, dass dieser bis heute behindert ist, sorgten für Entsetzen und Fassungslosigkeit. „EuroHooligan-Schande. Russische Schläger attackieren englische Fans nach dem 1:1 in Marseille auf der Tribüne“, schrieb die „Sun“ gestern. „Die Fans der Three Lions klettern verzweifelt über die Zäune, um den russischen Hooligans zu entkommen. Doch vor dem Stadion geht der Ärger weiter. Auch Frauen und Kinder sollen angegriffen worden sein, als sich die Russen ihren Weg bahnten.“ Betroffen war offenbar auch die Ehefrau des englischen Nationalstürmers Jamie Vardy. Der „Telegraph“ zeigte ein Bild, wie Rebekah Vardy mit einem Kleidungsstück vor dem Gesicht vor den Auseinandersetzungen flüchtet. „Das gehört zu den schlimmsten Erfahrungen überhaupt bei einem Auswärtsspiel! Unbegründet mit Tränengas eingenebelt, eingesperrt und wie Tiere behandelt! Schockierend!“, twitterte Rebekah Vardy, 33, hinterher. MONTAG, 13. JUNI 2016 AFP/ JEAN CHRISTOPHE MAGNENET 2 THEMA DES TAGES Organisatoren haben die Hooligans fahrlässig unterschätzt er Schock beim EM-Gastgeber saß tief. In großen Lettern schrie die Titelseite der „L’Équipe“, Frankreichs großer Sporttageszeitung und in diesen Tagen so etwas wie das Zentralorgan des Turniers: „Die Schande!“ D VON SIMON PAUSCH Abgebildet sind die Hooliganschlachten in den Straßen von Marseille sowie im Stade Vélodrome, wo es nach der Partie zwischen Russland und England zu einem Blocksturm gekommen war. Die Bilanz des Schreckens: mehr als 30 Verletzte. Viel war im Vorfeld des Turniers über die Gefahr durch terroristische Anschläge diskutiert worden, die Erhöhung des Sicherheitsetats auf 24 Millionen Euro diente vor allem dazu, die Stadien vor Selbstmordattentätern zu schützen. Das Risiko von Hooliganausschreitungen wurde dabei offenbar massiv unterschätzt. „Die Gefahr durch Hooligans ist bei diesem Turnier sekundär verglichen mit der Terrorbedrohung. Wir dürfen sie nicht vernachlässigen, aber das ist nicht das, wovor wir uns am meisten fürchten“, hatte OK-Chef Jacques Lambert im Dezember gesagt: „Wir können nicht die Wege der Fans zwischen den einzelnen Spielen verfolgen.“ Am Samstagabend saß er auf der Ehrentribüne und wurde Zeuge der schlimmsten Ausschreitungen bei einem Turnier seit vielen Jahren. Seine Worte müssen Lambert wie Hohn vorkommen. Wenige Stunden nach dem Schlusspfiff der Partie, deren Begleitumstände die spanische Sportzeitung „AS“ auf ihrer Titelseite als „Die Rückkehr der Barbarei“ bezeichnete, kündigte die Ue- fa ein Disziplinarverfahren gegen den russischen und englischen Verband an. Der Vorwurf: störende Zwischenfälle auf der Tribüne, rassistisches Verhalten und der Einsatz von Pyrotechnik. Laut Statuten sind die Landesverbände, die vom Exekutivkomitee der Uefa am Sonntag verwarnt wurden, für das Verhalten ihrer Fans verantwortlich und können entsprechend haftbar gemacht werden. Die Skala der Sanktionen reicht dabei von Geldstrafen über einen Punktabzug in der nächsten Qualifikationsrunde bis hin zu einer Zuschaueraussperrung. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Sogar ein Turnierausschluss ist möglich, gilt allerdings als sehr unwahrscheinlich. Am Dienstag, 14. Juni, soll ein Urteil fallen. Witali Mutko, Russlands Sportminister, der die Partie ebenfalls im Stadion verfolgt hatte, kritisierte anschließend die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen: „Es gab keine Barrieren, keine Netze. Solche Spiele müssen gut organisiert und die Fanlager getrennt werden.“ Der englische Verband verurteilte die Szenen scharf und rief die Behörden auf, die Übeltäter schnell zu identifizieren. Schon beim vergangenen EM- WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT THEMA DES TAGES 3 MONTAG, 13. JUNI 2016 „Wir können nicht alle Störer in Deutschland festsetzen" Experte Jürgen Lankes über die Ausschreitungen in Marseille und Probleme bei der Überwachung elbst Jürgen Lankes saß fassungslos vor dem Fernseher, als er die Ausschreitungen in Frankreich sah, auch wenn er sich mit Fanrandalen auskennt. Der Polizeidirektor ist Leiter der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), dort werden sämtliche Daten über Hooligans und andere Fußballstörer gesammelt und ausgewertet. Auch in Frankreich sind seine Männer im Einsatz. S VON LARS WALLRODT AP DPA/ DANIEL DAL ZENNARO REUTERS/ EDDIE KEOGH Randale mitten in Marseille: Englische Hooligans prügeln sich auf den Straßen mit russischen Fans. Flaschen fliegen durch die Luft (oben), dutzende Fans werden schwer verletzt (links). Die Polizei versucht mit einem massiven Aufgebot die Lage in den Griff zu bekommen (unten Mitte) – ein Polizist reanimiert einen Fan (unten rechts). Auf der Tribüne im Stadion geht die Prügelei weiter. Nach dem Mann mit dem blauen Hut (rechtes Foto, Mitte) wird gefahndet Turnier in Polen und der Ukraine war der russische Verband zu einer Geldstrafe in Höhe von 30.000 Euro verdonnert worden, nachdem Anhänger den dunkelhäutigen Tschechen Theodor Gebre Selassie mit rassistischen Rufen beleidigt hatten. Beim gleichen Turnier war es beim Vorrundenspiel zwischen Polen und Russland zu Auseinandersetzungen im Stadion von Warschau gekommen. Der russische Verband musste anschließend 120.000 Euro Geldstrafe zahlen, anfangs hatte die Uefa sogar einen Punktabzug gefordert. Auch bei den französischen Behörden läuft die Aufarbeitung der Ereignisse der vergangenen drei Tage. Antoine Boutonnet, Chef der nationalen Anti-HooliganKommission, war – etwas überraschend – zufrieden mit der Arbeit ANZEIGE EM 2016 – online tippen & gewinnen! leonardo-hotels.de der Sicherheitskräfte in Marseille. „Hätten sie nicht so viele proaktive Maßnahmen ergriffen, vor allem gegen Fans mit Stadionverbot, wäre die Lage extrem kompliziert geworden. Von einem Versagen kann keine Rede sein.“ Nur einmal sei es ihnen nicht gelungen, die beiden Gruppen voneinander zu separieren: „Als dann 300 russische Hooligans auf die Engländer losgestürmt sind, haben die Sicherheitskräfte sofort eingegriffen.“ Mit Blick auf künftige Turniere forderte der Franzose eine länderübergreifende Kooperation und einheitliche Regelungen. wurde fast nur über die Terrorgefahr gesprochen, aber – anders als bei vorherigen Turnieren – kaum über Hooligans. Ein Fehler? JÜRGEN LANKES: Das Terrorthema hat medial sicher viele andere Themen überlagert. Allerdings sind wir seit über einem Jahr mit den französischen Sicherheitsbehörden und unserem europäischen Netzwerk dabei, diese EM vorzubereiten. Das Thema „Fußballstörer“, wozu wir ja nicht nur Hooligans zählen, wurde schon sehr intensiv vorbereitet. Da gab es keine Vernachlässigung, aber wir versuchen natürlich, es im Vorfeld nicht medial groß aufzubereiten. Damit haben wir erst kurz vor der EM begonnen. In Marseille fielen englische und russische Hooligans ein. Arbeiten dort die Behörden auch so gewissenhaft wie in Deutschland? Aus meiner Sicht bereiten sich auch die anderen Länder professionell vor. Auch wir können ja nicht verhindern, dass deutsche Fußballstörer in Frankreich einreisen. Es ist schwer einzuschätzen, wie groß der Kern der Störer in Marseille wirklich war. Oft reicht ja ein kleiner Personenkreis aus, der die anderen anstachelt. Darum unterscheiden wir in Deutschland ja zwischen der Kategorie A, den harmlosen Fans, der Kategorie B, bei denen es situativ abhängig ist, ob sie Aber kaum hat die sich an Störungen beEM begonnen, kam teiligen. Da spielen es in Marseille zu gruppendynamische schweren Ausschrei- Jürgen Lankes Prozesse eine Rolle, tungen … oft in Verbindung mit Aus persönlicher Sicht finde ich Alkohol. Zur Kategorie C zählen das natürlich erschreckend. Die wir Fans, für die AusschreitunBilder von dort zeigen ja in der gen im Mittelpunkt ihres HanTat eine enthemmte Gewaltbe- delns stehen. reitschaft, die einen nur schockieren kann. Als Polizeibeamter Aber in Marseille schienen es allerdings weiß ich, dass sich Ri- mehrere Hundert Fans zu sein, siken für so etwas immer nur die sich prügelten. einschränken, aber nie ganz aus- Natürlich gab es größere grupschalten lassen. Im europäi- pendynamische Auseinandersetschen Raum können wir uns ja zungen. Von Deutschland aus ist relativ frei bewegen, darum sind es aber schwer einzuschätzen, Reisebewegungen von Störern wie viele Gewalttäter tatsächlich schwer zu kontrollieren. Alle Be- aktiv waren. Zu sehen war ja zuteiligten dürften nun noch stär- mindest, dass es eine massive ker sensibilisiert sein für die Polizeipräsenz gegeben hat. Problematik. Haben Sie Informationen daSind die fehlenden Grenzkon- rüber, ob deutsche Kategorietrollen innerhalb der EU nach- C-Täter sich in Frankreich aufhalten? teilig für Ihre Arbeit? Nein, das ist europäische Reali- Das können wir nicht ausschlietät, die begrüßenswert ist. Unse- ßen, und es ist zu erwarten, dass re Arbeit beginnt ja auch schon deutsche Störer nach Frankreich deutlich vor einem Grenzüber- reisen und an Spielorten auftauchen. Wir können ja nicht alle tritt eines Störers. bekannten Störer in DeutschWie können deutsche Hooligans land festsetzen. Darum sind wir davon abgehalten werden, in präsent vor Ort, identifizieren Frankreich Randale zu machen? diese Störer und behalten sie – Es gibt da eine Vielzahl von poli- gemeinsam mit den französizeilichen Präventivmaßnahmen, schen Kollegen – im Blick. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DW/ GUILLAUME HORCAJUELO DPA/ DANIEL DAL ZENNARO DIE WELT: Vor dem EM-Start so wurden in Einzelfällen Meldeauflagen und Ausreiseverbote verhängt. Zudem weisen wir uns bekannte Störer schon im Vorfeld darauf hin, dass wir sie im Blick haben werden, wenn sie sich nach Frankreich bewegen. Über 600 Personen haben wir dazu persönlich aufgesucht. Wir sind auch mit einer eigenen Delegation vor Ort. Dort unterstützen wir die französischen Kollegen, indem wir ihnen zum einen deutsches Fanverhalten erklären und zum anderen sie davon in Kenntnis setzen, wenn wir Störer identifizieren und diese im Blick behalten. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 POLITIK CSU-GENERALSEKRETÄR „Besser ein Patriot als ein Idiot“ Die Grüne Jugend Rheinland-Pfalz ist mit einer Kampagne gegen das Tragen von Deutschlandfahnen zur EM auf heftige Kritik gestoßen. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagte der „Bild am Sonntag“, die Unterstützung „unserer Jungs mit den Nationalfarben gehört zum Sommermärchen und ist gesunder Patriotismus“. „An die grünen Kritiker sage ich ganz klar: Besser ein Patriot als ein Idiot.“ Auch von Grünen-Politikern kam Kritik. FLÜCHTLINGE Altmaier fordert Verständnis Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) wirbt in der Flüchtlingsfrage für mehr Geduld mit den europäischen Nachbarn. Man sei zwar bei der „Lastenverteilung innerhalb Europas nicht so schnell vorangekommen wie gewünscht“, sagte er bei einer Veranstaltung der „Zeit“ in Hamburg. Es habe aus seiner Sicht jedoch keinen Sinn, andere Länder dazu zwingen zu wollen, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. BUNDESWEHR Munitionskiste in Mali aufgetaucht Bei einem Linienflug von Soldaten in das Einsatzgebiet im westafrikanischen Mali ist der Bundeswehr eine Kiste mit scharfer Munition abhandengekommen. Nach mehreren Tagen tauchte die Box mit 880 Pistolenpatronen in der Lagerhalle von Air France Cargo in der malischen Hauptstadt Bamako wieder auf. undestagsvizepräsidentin Claudia Roth ist Kuratoriumsmitglied in der Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes. Zum Spiel Deutschland gegen Polen reist die Grünen-Politikerin zur EM nach Frankreich. B VON CLAUDIA KADE DIE WELT: Frau Roth, jetzt fie- bert Deutschland mit der Nationalelf mit. Gefühlt funktioniert dann die Integrationsgesellschaft. Aber kann sie dadurch tatsächlich vorankommen? CLAUDIA ROTH: Natürlich. Die Nationalmannschaft ist ein Spiegelbild unseres Deutschlands 2016. Wir haben Spieler mit Wurzeln in den Niederlanden, in Russland, Ghana, Albanien, Spanien, Polen, Tunesien, Türkei, Elfenbeinküste und im Senegal. Das ist heute Deutschland. Es ist ein Reichtum, dass unsere Mannschaft so bunt ist. Und Fußball zeigt: In der Mannschaft kommt es allein aufs Zusammenspiel an, alle sind gleich wichtig und wertvoll. Das spüren die Menschen. Deshalb kann die EM deutlich machen, warum in unserer Einwanderungsgesellschaft die Rechtspopulisten und Vorvorgestrigen auf der falschen Seite stehen. Ist die EM damit auch ein politisches Ereignis? Diese Europameisterschaft ist hochpolitisch. Denn wir müssen uns in Europa wie in Deutschland die Frage stellen, wie wir unser multireligiöses Zusammenleben gestalten wollen. Wir erleben rechtsextreme Bewegungen, die dieses Deutschland und dieses Europa nicht anerkennen und in nationalstaatliche Abschottung zurückdrängen wollen. Diesen Gruppierungen und Parteien, die es ja überall in Europa gibt, können wir jetzt zeigen: Das Europa, das ihr wollt, ist nicht unser Europa, und es ist auch kein reales Europa. Die Nationalmannschaft wird als Modell für Integration präsentiert. Ist das mehr als nur Wunschdenken? Es werden leider immer noch Unterschiede gemacht, wenn wir uns die öffentliche Wahrneh- DPA/ ALEXANDER HEINL KOMPAKT Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) ist Kuratoriumsmitglied in der Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes. Zum Spiel Deutschland gegen Polen reist die Grünen-Politikerin zur EM nach Frankreich „Reist Philipp Lahm zum Papst, gilt das als normal“ Claudia Roth wünscht sich bei der EM ein Signal gegen Rechtspopulisten. Bei den Rechtspopulisten der AfD zieht die Bundestagsvizepräsidentin Vergleiche mit der NPD mung der Spieler anschauen. Als Mesut Özil Fotos von seiner Pilgerreise nach Mekka veröffentlichte, gab es unsägliche Sprüche von all jenen, die Muslime praktisch ausbürgern wollen und behaupten, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Für den gläubigen Muslim Özil kam wenig Unterstützung. Auf der anderen Seite gilt es als völlig normal, wenn Manuel Neuer und Philipp Lahm zum Papst reisen. Fußball ist natürlich kein Ersatz für Politik. Und die hat die Aufgabe, die Vielfalt in unserem Land als eine Errungenschaft zu präsentieren, die uns bereichert und nicht bedroht. Was muss konkret passieren? Die Politik muss die Integration aktiv voranbringen, und zwar nicht nur durch Infrastruktur wie genügend Plätze in Kitas, Schulen und Ausbildungsbetrieben. Es geht um Beteiligungsrechte, und dazu gehört für mich auch demokratische Teilhabe. Das Wahlrecht ist das Grundnahrungsmittel in einer Demokratie. Wir brauchen endlich das kommunale Wahlrecht auch für Bürger, die nicht die Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedslandes haben. Wenn wir nicht endlich ein kommunales Wahlrecht für Ausländer aus Ländern außerhalb der EU schaffen, bricht die Wahlbevölkerung auseinander. Die integrative Kraft des Sports wird oft beschworen. Dabei sind Sportler mit ausländischen Wurzeln vor allem im Fußball und im Kampfsport zu sehen. Etwa beim Handball, Hockey oder Rudern sind wir noch lange nicht so weit. Der Fußball drängt viele andere Sportarten an den Rand, was Geld und Aufmerksamkeit angeht. Die Vereine anderer Sportarten müssen sich konsequent öffnen und aktiv Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte ansprechen. Hilfreich sind Vorbilder, die junge Mädchen und Jungen begeistern können. Gerade für Mädchen aus konservativen muslimischen Familien können erfolgreiche Sportlerinnen als Vorbilder Türen öffnen. Da ist noch sehr viel zu tun. In Frankreich wird darüber diskutiert, ob die Aufstellung für TERMIN DES TAGES Debatte über Nordafrika-Flüchtlinge: Die Grünen nion und SPD nachvollziehen. Badenmachen Druck Württembergs Innenauf die Grünen, minister Thomas im Bundesrat der EinStrobl (CDU) forderte stufung von Tunesien, Ministerpräsident Marokko und Algerien Winfried Kretschmann als sichere Herkunfts(Grüne) auf, der Verstaaten zuzustimmen. schärfung zuzustimSPD-Chef Sigmar Ga- Grünen-Politiker men und sich an eine briel sagte, er hoffe, Anton Hofreiter entsprechende Vereindass die Länderkambarung in den Koalitimer das Gesetz am kommenden onsverhandlungen zu halten. Freitag billigen werde. Eine Blo- Grünen-Politiker geben dem Vorckade der Grünen könne er nicht haben dagegen keine Chancen. U DPA/ MAURIZIO GAMBARINI Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft stellt um 11.00 Uhr in Berlin seine PrognosStudie zur Zukunft der Rentenversicherung vor. In dem Papier geht es unter anderem darum, wie sich das Rentenniveau und die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung auch über 2030 hinaus entwickeln werden. Das Beratungsinstitut Prognos ist ein alteingesessenes Wirtschaftsforschungsunternehmen. Union und SPD sind bei der Abstimmung im Bundesrat auf die Stimmen von mindestens drei der zehn Länder angewiesen, in denen die Grünen an der Regierung beteiligt sind. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte dem Bayerischen Rundfunk: „Im Moment deutet alles darauf hin, dass die große Mehrheit unserer Länder dem nicht zustimmen wird.“ Ähnliche Äußerungen sind in diesen Tagen auch von anderen Grünen in Bund und Ländern zu © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung hören. Die Partei führt an, dass es in den drei Maghrebstaaten weiter Menschenrechtsverletzungen gibt, die auch die Regierung nicht bestritten hat. Ziel des Gesetzes, über das am Freitag der Bundesrat abstimmen soll, ist es, die Asylverfahren von Menschen aus den drei nordafrikanischen Staaten zu beschleunigen und abgelehnte Bewerber aus diesen Ländern schneller abschieben zu können. Der Bundestag hatte Mitte Mai WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 die EM unter dem Eindruck des rechtsextremen Front National zu Stande gekommen ist. Fürchten Sie ähnliche Entwicklungen hierzulande durch das Erstarken der Rechtspopulisten? Diese Gefahr sehe ich. Die Herkunft der Spieler wird politisiert. Die AfD versucht das mit Vehemenz, genau wie früher die NPD. Alexander Gauland und Frauke Petry von der AfD schwimmen hier im Fahrwasser der NPD. Aber die große Mehrheit der Menschen ist in Sachen Integrationsbereitschaft viel weiter als kleinmütige Realitätsverweigerer in der Politik. Diese 80 Prozent der Bevölkerung bekommen von uns jedoch oftmals ein viel zu geringes Gewicht. Was die Diskussion in Frankreich angeht: Ich glaube nicht, dass die Nationalmannschaft dort nach Hautfarbe aufgestellt wurde. Das französische Team ist ähnlich bunt wie 1998. Amnesty International prangert in einem aktuellen Bericht an, dass Minderheiten in Deutschland zu wenig vor Hasskriminalität geschützt werden. Teilen Sie diese Kritik? Wir erleben eine Entgrenzung von Hass, Gewalt und Gewaltfantasien, die sich vor allem über die sozialen Netzwerke verbreiten. Aber es kommt auch immer öfter zu Gewalttaten, gegen Geflüchtete etwa. Das ist eine Gefahr für unser Land. Da müssen die Staatsanwaltschaften ganz genau hinschauen. Ich stelle fest, dass sich an vielen Stellen Angst breitmacht. Juden haben Angst, dass sie beim Betreten einer Synagoge gesehen werden, Muslime sorgen sich auf dem Weg zur Moschee. Diese Menschen fürchten, durch Ausgrenzung de facto ausgebürgert zu werden. betreibt, in unser Land hineinzutragen. Das ist sehr gefährlich für den inneren Frieden in unserem Land. Wenn Erdogan dann auch noch Bluttests zur Ermittlung der türkischen Herkunft unserer Parlamentskollegen verlangt, ist das nichts anderes als staatspräsidentieller Rassismus. Ich bin sehr froh, dass Bundestagspräsident Lammert klare Worte dazu gefunden hat. Wie muss die Kanzlerin reagieren? Angela Merkel hat lediglich erklärt, sie halte Erdogans Verhalten für nicht nachvollziehbar. Das ist wirklich zu wenig. Frau Merkel muss aufpassen, dass ihre Abhängigkeit vom Autokraten Erdogan beim Versuch, den Flüchtlingszuzug nach Europa zu begrenzen, nicht ihren Kompass für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit vollkommen außer Kraft setzt. Das laute Schweigen muss aufhören, von der Kanzlerin müssen deutliche Worte kommen. Das würde ich mir übrigens auch von einigen der türkischen Verbände hier wünschen, die ja vorgeben, die Interessen der Menschen mit türkischen Wurzeln in Deutschland zu vertreten. Für das friedliche Zusammenleben hier tragen auch sie eine Verantwortung. Das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei ist für Merkels politische Zukunft überlebenswichtig ... Dann muss Merkel den Deal mit Erdogan aufgeben, und die Europäische Union muss endlich solidarisch die Verantwortung für die Geflüchteten übernehmen. Das ist besser, als schmutzige Deals einzugehen und jetzt auch noch zu überlegen, ähnliche Abkommen mit Ländern Nordafrikas abApropos Bedrohung: Der türki- zuschließen. Angela Merkel muss sche Präsident Erdogan erhöht sich aus der Abhängigkeit von Ertäglich den Druck auf türkisch- dogan befreien. stämmige Abgeordnete, nachdem der Bundestag die Resolu- Ist es überhaupt noch sinnvoll, tion zum Völkermord an Arme- die EU-Beitrittsverhandlungen niern verabschiedet hat. Wie mit der Türkei fortzusetzen? ernst nehmen Sie das? Gerade jetzt müssten die Kapitel Erdogan greift mit seinen Atta- zu Justiz, Innenpolitik und zu cken auf einzelne Abgeordnete Freiheitsrechten verhandelt werdas gesamte Parlament an und den. All das muss jetzt sofort auf damit das Herz unserer Demo- den Tisch, wenn wir die Türkei kratie. Sein Vorgehen ist unsäg- nicht komplett abdriften lassen lich und völlig inakzeptabel. Er wollen. Stattdessen wird derzeit versucht, die Polarisierung und über Wirtschaftsthemen gesprodie Spaltung, die er in der Türkei chen. Das ist völlig falsch. stellen sich stur zugestimmt. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer griff die Grünen scharf an. „Wenn die Grünen nicht für die Einstufung von Marokko, Tunesien und Algerien als sichere Herkunftsstaaten stimmen, dann machen sie sich zum Gehilfen für massenhaften Asylmissbrauch“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Der „Spiegel“ berichtete wiederum aus den rot-grünen Regierungen, diese hätten ihrerseits lange auf ein Gesprächsangebot POLITIK 5 MONTAG, 13. JUNI 2016 von Kanzleramtschef Peter Altmaier gewartet, das jedoch nicht gekommen sei. „Es ist zu spät, sie haben es echt vergeigt“, zitiert das Magazin einen nicht näher genannten Verhandlungsführer der Grünen. Im vergangenen Jahr kamen 26.000 Personen aus den drei Ländern in die Bundesrepublik. Von Januar bis Mai 2016 waren es 5272 – davon 2523 aus Marokko, 2370 aus Algerien und 379 aus Tunesien. n einem Rechtsstaat, sagt Angela Merkel, müsse es „Freiräume geben“. Die Bundeskanzlerin spricht vor 300 Forschungsstudenten in einem großen Hörsaal der Universität der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Sie lässt offen, wie solche Freiräume beschaffen sein müssten. Denn jeder hier weiß, dass China alle Freiräume immer mehr einengt. I VON JOHNNY ERLING AUS PEKING Merkel wägt ihre Worte ab – aber so, dass jeder den impliziten Inhalt versteht. Die CDUChefin trägt einen rot-schwarzen Talar, die Tracht für ihre gerade frisch verliehene Ehrendoktorwürde der Universität Nanking. Die Einrichtung in der ostchinesischen Metropole, die Merkel 2007 besucht hat, wird seit 1998 von einem deutsch-chinesischen Institut für Rechtswissenschaften und der Universität Göttingen betrieben. Rektor Ding Zhongli erklärt in Peking: Merkel werde die Ehrung wegen ihrer Verdienste um die Beziehungen zwischen China und Deutschland zuteil, wegen ihrer unermüdlichen Versuche zu Konfliktlösungen für den Weltfrieden. Und – das ist bemerkenswert – auch wegen ihrer „pragmatischen China-Politik“. Es ist Merkels neunter ChinaAufenthalt. Gleich nach der Ankunft in Peking ist sie zur Universität gefahren, wo die akademische Auszeichnung den Auftakt ihres dreitägigen Besuchs bildet. Bei der Visite wird sie von ihrer halben Regierungsmannschaft begleitet. Es ist das vierte gemeinsame Treffen der Regierungskabinette von Deutschland und China seit 2011. Merkel hat gelernt, ihre Probleme mit der Volksrepublik zu formulieren, ohne den Adressaten direkt zu nennen. Merkel spricht also durch die Blume. Sie nennt als Kern der Rechtsstaatlichkeit, dass die „Stärke des Rechts gilt, nicht aber das Recht des Stärkeren“. Die Kanzlerin nutzt das akademische Vorspiel, um den Rahmen für die am Montag beginnenden Gespräche abzustecken. Differenzen halte sie für überbrückbar. Merkel spricht viele davon an, etwa die Spannungen im Ost- und Südchinesischen Meer. Es gelte, zu einem vertrauensvollen Verhaltenskodex zu kommen. „Die Aufrechterhaltung der Stabilität“ liege im Interesse aller Länder. Merkel weiß natürlich, dass Pekings Führung es hasst, wenn sich Europa einmischt. Die Kanzlerin sagt nur, sie wolle „pragmatische Lösungen anstreben, dort, wo unterschiedliche Ansichten bestehen“. Sie spricht auch Chinas am 1. Januar 2017 in Kraft tretendes Gesetz zur stärkeren Kontrolle ausländischer Nichtregierungsorganisationen (NGO) an: Künftig sollen sie statt im Zivilministerium bei der politischen Poli- Merkel beschwört Freiräume Zum Auftakt ihres China-Besuchs übt die Bundeskanzlerin subtile Kritik an mangelnder Rechtsstaatlichkeit DPA/ RAINER JENSEN DIE WELT KOMPAKT Angela Merkel im Gespräch mit Li Keqiang in Peking zei registriert und unter deren Kontrolle gestellt werden. Auch hier wählt Merkel zurückhaltende Worte, in denen aber der Appell zur Nachbesserung mitschwingt: „Das neue NGO-Gesetz sollte es möglich machen, dass zivilgesellschaftliche Organisationen unsere Zusammenarbeit bereichern können.“ Bei Fragen nach fairer Wirtschaft, Preisdumping bei Stahl oder den Streit über Chinas Marktwirtschaftsstatus – alles Punkte, bei denen sich die Deutschen von Peking über den Tisch gezogen fühlen – fordert sie ebenfalls einen „verlässlichen Rechtsrahmen: Niemand hat etwas von Handelskriegen.“ Eine Studentin sagt der „Welt“ nach Merkels Vortrag: „Sie hat sehr gut meine Gefühle getroffen.“ Der Unterschied zur Dankesrede, die einst Bundespräsident Johannes Rau gehalten hatte, als er 2003 die Ehrendoktorwürde von der Universität Nanking erhielt, ist gewaltig. Rau sprach damals offen über das „Rechtsstaatsprinzip“ und nahm kein Blatt vor den Mund: Deutschland werde sich in der Frage der Menschenrechte immer wieder einmischen. „Schon wegen seiner eigenen leidvollen Geschichte.“ Für Deutschland könne es „keine Kompromisse und kein Relativieren geben“, wenn es um „fundamentale Rechte einer Person, um Leben und Freiheit, um Schutz vor Folter, willkürlichem Freiheitsentzug und vor Diskriminierung geht“, konstatierte Rau. Doch es waren eben auch andere Zeiten. Damals gab es noch keine deutsch-chinesischen Kommissionen, in denen die zu- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung ständigen Minister die Probleme einzeln adressieren können. Auch deshalb steckte Merkel mit ihrer Rede nur den programmatischen Rahmen ab. Auffallend freundlich hatte Peking zuvor um die Kanzlerin geworben. Ihr Besuch war schon eine Woche zuvor gemeldet worden. Die „Volkszeitung“ begrüßte sie am Sonntag mit einem langen Porträt und einem vorteilhaften Bild aus jüngeren Jahren. Tageszeitungen wie die „Beijing News“ erschienen jeweils mit einer ganzen Seite zum Besuch. Die Kanzlerin ist auch deshalb willkommen, weil sie 2017 Gastgeberin des G-20-Gipfels in Deutschland sein wird. In diesem Jahr wird China zum ersten Mal überhaupt das Treffen ausrichten – im September in Hangzhou. China sieht in der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer eine Chance, weltpolitisch stärker den Ton angeben zu können. Daher möchte sich die Pekinger Führung mit Berlin auf eine gemeinsame Agenda verständigen. Im bilateralen Gepäck hat Merkel 110 Langzeitvereinbarungen aus dem Aktionsplan der deutsch-chinesischen Kabinettsrunde 2014. Vor allem geht es um die Zusammenarbeit in Hochtechnologiebereichen. Wie zwischen der deutschen „Industrie 4.0“ und Pekings Antwort darauf, der Strategie „China 2025“. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen Peking und Berlin wirtschaftlich vieles im Argen liegt. Während zum Beispiel die deutschen und europäischen Märkte chinesischen Investoren offenstehen – sie übernehmen Häfen, Airports und Wasserwerke ebenso wie Fußballvereine oder Banken –, sind solche Aufkäufe Ausländern in China verboten. Der deutsche Botschafter in Peking, Michael Clauss, hat dafür in einem Meinungsbeitrag für die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“ den Begriff „Aittac“ geprägt: eine Abkürzung für die drei neuen großen Asymmetrien in den Bereichen Investitionen, Technologietransfer und Wettbewerb. Clauss stellte diese Punkte so dar: Behörden und Gesetze schützten chinesische Firmen vor dem Aufkauf durch ausländische Investoren. Beim Technologietransfer würden europäische Unternehmen in China über neue Sicherheitsgesetze gezwungen, Verschlüsselungen für ihre Software offenzulegen. Oder sie müssten als Preis für den Zugang zu Chinas Markt Teile ihrer Technologie transferieren. Im Wettbewerb, wenn es um strategisch wichtige Übernahmen geht, können chinesische Unternehmen mit ihren „Kriegskassen“ alle Konkurrenten schlagen, schrieb Clauss. Grund: Staatsbanken griffen ihnen unter die Arme. Der Ruf nach gleichen Rahmenbedingungen wird somit zum Leitthema des deutsch-chinesischen Gipfeltreffens. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 6 POLITIK KOMPAKT DIE WELT KOMPAKT Schäuble warnt Briten BANGLADESCH 5300 Festnahmen nach Anschlägen Nach einer Serie islamistischer Anschläge in Bangladesch gehen die Sicherheitskräfte massiv gegen Extremisten und Kriminelle vor. „Wir werden tun, was immer nötig ist, um das Morden zu beenden“, sagte Premierministerin Scheich Hasina. Am Wochenende gab es mehr als 5300 Festnahmen. 85 der Festgenommenen sollen Verbindungen zu islamistischen Untergrundgruppen haben. Bundesfinanzminister greift zur Guerilla-Taktik und sagt: Stimmen sie gegen die EU, sind sie raus aus dem Binnenmarkt as die Spitzen der europäischen Institutionen den Briten aus Angst vor deren Reaktion nicht zu sagen wagen, das hat ihnen jetzt der deutsche Finanzminister erklärt. „In ist in, out ist out“, betonte Wolfgang Schäuble im Gespräch mit dem „Spiegel“. Stimme das Königreich am 23. Juni für den Austritt, dann sei auch der Zugang zum EU-Binnenmarkt passé. W VON STEFANIE BOLZEN ÖSTERREICH UKRAINE Krim bekommt Russen-Denkmal Ein russischer Soldat in Kampfausrüstung erinnert als Bronzestatue künftig auf der Krim an die Einverleibung der Halbinsel durch Moskau im März 2014. Die kremltreue Führung der Schwarzmeer-Region enthüllte die Figur im Zentrum von Simferopol. Der Kreml hatte lange bestritten, dass russische Einheiten an der Annexion der Krim beteiligt waren. Das Gebiet gehört völkerrechtlich zur Ukraine. SACK REIS Die spanische Zeitung „El País“ hat einen lange Zeit gesuchten, mutmaßlich rechtsextremen Terrorverdächtigen in einem Armenviertel Brasiliens aufgespürt. Der 72-jährige José de las Heras Hurtado arbeite heute als Koch in einem Restaurant einer Favela des Küstenorts Guaraja. „Sie sind die Ersten, die bis hierher gelangt sind. Wie haben Sie mich gefunden?“, fragte er überrascht den Journalisten, der ihn aufgespürt hatte. GETTY IMAGES/ TC Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) kann sich einen Abriss des Geburtshauses von Adolf Hitler vorstellen. „Für mich wäre ein Schleifen die sauberste Lösung“, sagte der Innenminister im ORF. Hitlers Geburtshaus in Braunau ist in Privatbesitz. Die Regierung prüft eine Enteignung. Das Ministerium will verhindern, dass das Haus zu einer Pilger- oder Gedenkstätte für Menschen mit nationalsozialistischem Gedankengut wird. AUS LONDON Ein Kommentar, mit dem er sozusagen ins britische Wespennest sticht. Denn was Großbritannien vor allem und beinahe einzig vom Gemeinschaftsprojekt Europa will, das ist ein Markt von 500 Millionen Konsumenten, mit dem es sich schrankenlos handeln lässt. Die klare Ansage aus dem größten Mitgliedstaat, dass eine Mehrheit für den Brexit alles auf Null stellt, ist für Außenstehende nichts als reine Logik. In der heftig polarisierten Stimmung in Großbritannien zehn Tage vor dem EU-Referendum – ein Durchschnitt aller Umfragen sagt weiter ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus – gießt Schäuble aber damit etwas mehr Öl ins Brexit-Feuer. „Deutsche EU-Drohung an Großbritannien“, titelt die konservative Zeitung „The Times“, die das Referendum trotz ihrer prinzipiell Brüssel-kritischen Haltung bisher moderat begleitet hat. „Die Euro-Zone ist von Großbritannien abhängig. Wir sind die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, während viele Euro-Staaten wegen des Versagens der gemeinsamen Währung in einem desperaten Zustand sind“, zitiert das Blatt einen Vertreter der „Leave“- Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble findet deutliche Worte Kampagne. Den Briten nach einem Austritt „künstliche Hürden aufzustellen, würde ihnen zuallererst selbst schaden“. Sich des Konfliktpotenzials deutscher Ratschläge bewusst, nahm Premierminister David Cameron in der „The Andrew Marr Show“ den Ball nicht auf, den Schäuble ihm zugespielt hatte. „Die Wahrheit ist: Die Europäer werden uns niemals einen besseren Deal geben, wenn wir draußen sind, als den, den wir drinnen bekommen“, gab der Konservative nur zu. Dabei ist es eben jene politische Guerilla-Taktik, auf der der Erfolg der Brexit-Leute beruht, angeführt von Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson, den weder Argumente sei- ner Gegner noch eigene Aussagen aus der Vergangenheit, die im krassen Gegensatz zu seinen heutigen „Überzeugungen“ stehen, beeindrucken. So tourt Johnson seit Wochen fröhlich mit einem Bus durch die Lande, auf dem in großen Lettern steht: „Wir schicken der EU jede Woche 350 Millionen Pfund. Stecken wir das Geld lieber in unser Gesundheitssystem.“ Dass die Zahl von umgerechnet 450 Millionen Euro jeder Grundlage entbehrt, ficht die EU-Gegner nicht an, sie führen sie stur weiter ins Feld. Sie lassen sich auch besseren Wissens nicht belehren, dass eine Mitgliedschaft der Türkei in keinster Weise unmittelbar vor der Tür steht und „Großbritannien sich nicht dagegen wird wehren können“ – obwohl London, wie jede andere Hauptstadt, ein Veto hat. Wichtig ist nur, was beim Wähler hängen bleibt. Ob es stimmt oder nicht. Obwohl vom Populismus der Brexit-Anhänger weit entfernt, könnten Londons EU-Partner auf den letzten Metern nun auch zur Guerilla-Taktik greifen, indem sie den Briten schlichtweg die Konsequenzen ihres Votums vor Augen führen. „Wir bereiten uns auf alle möglichen Szenarien vor, um die Gefahren einzudämmen“, warnt Finanzminister Schäuble, dem wegen seiner als unnachgiebig empfundenen Griechenlandpolitik im Königreich ein Ruf vorauseilt. Der Prozess der Trennung würde dauern, prophezeit der CDU-Politiker. „Ihm würden lange Verhandlungen vorausgehen.“ Was zwischen den Zeilen heißt: Es wird eine schmutzige Scheidung. Das schon mal als Fingerzeig für eventuelle Nachahmer. Alle Demoskopen wissen, dass die noch unentschiedenen Wähler grundsätzlich zum Status Quo tendieren. Vor allem dann, wenn die Alternative eine unsichere Zukunft bedeutet. Camerons Beharren auf den Nachteilen, die ein Brexit hätte, empfinden viele Briten als Angstmacherei. Der „Leave“Kampagne dient es als beliebte Vorlage, der Premier rede das eigene Land klein. Dass Schäubles sachlicher Hinweis, wie die EU-Partner am Plan B arbeiten, als Provokation aufgenommen wird, ist erwartbar. Möglicherweise verhelfen diese Signale am Ende aber zu dem vom Kontinent erhofften Ergebnis: dass die Briten bleiben. Denn eine sachliche Einordnung der Brexit-Folgen könnte bei den naturgemäß pragmatischen Briten, die längst genervt sind von der polemischen Debatte zu Hause, auf fruchtbaren Boden treffen. Die äußerst unbeliebte EUKommission enthält sich aller Ansagen und hat ihren Beamten sogar das Benutzen des Begriffs Brexit untersagt. Er ist wieder da – dieses Mal in Italien Die Zeitung „Il Giornale“ hat ihrer Samstagsausgabe Adolf Hitlers „Mein Kampf“ beigelegt ines ist sicher: Mit Hitler kann man stets gut provozieren. Mutmaßlich um Provokation geht es der Mailänder Tageszeitung „Il Giornale“, die einem Großteil ihrer Samstagsauflage zwei Bücher beigelegt hat: William Shirers Klassiker „Aufstieg und Fall des Dritten Reiches“ – und Adolf Hitlers „Mein Kampf“. E den Präsidenten der Jüdischen Gemeinschaft Italiens, ist die Verbreitung „unanständig“. Die Beilage von ganzen Büchern ist bei italienischen Zei- VON SVEN FELIX KELLERHOFF Ministerpräsident Matteo Renzi nannte die Aktion „abscheulich“; für Renzo Gattegna, AP Abriss von Hitlers Geburtshaus geplant MONTAG, 13. JUNI 2016 Die Zeitung „Il Giornale“ mit „Mein Kampf“ als Beilage tungen üblich. „Il Giornale“ startet mit Hitler eine achtbändige Folge günstiger Ausgaben älterer Werke über die Geschichte des Dritten Reiches. Man darf vermuten, dass es vor allem um den Tabubruch geht, als erstes Medium weltweit „Mein Kampf“ zu verbreiten. Juristisch ist gegen die Hitler-Ausgabe von „Il Giornale“ nichts einzuwenden: Zum 31. Dezember 2015 sind alle Urheberrechte weltweit ausgelaufen. Seither kann man mit Hitlers Texten machen, was man will. Erst kürzlich hatte ein © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung mehrfach vorbestrafter Rechtsextremist namens Adrian Preißinger angekündigt, eine unkommentierte deutsche Ausgabe zu veröffentlichen – als „wissenschaftlichen Quellentext“. Allerdings kann man die von Preißinger angekündigte Version ebenso wie Treves’ italienische Übersetzung schon seit Jahren im Internet herunterladen. Um mehr Information über das bis heute mit Abstand bestverkaufte Buch eines deutschsprachigen Autors kann es also weder hierzulande noch „Il Giornale“ in Italien gehen. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 NEU: MIT 0,99 %-FINANZIERUNG¹⁾, ²⁾ BIS ZU 3.600 € Finanzierungsbeispiel¹⁾, ²⁾ berechnet auf einer jährlichen Fahrleistung von 10.000 km für einen Golf ALLSTAR BlueMotion Technology 1,2 l TSI mit 63 kW (85 PS), 5-Gang 21.600,00 € Anzahlung 6.365,06 € Nettodarlehensbetrag 15.234,94 € Sollzinssatz (gebunden) p. a. 0,99 % Effektiver Jahreszins 0,99 % Laufzeit 48 Monate Schlussrate 9.044,86 € Gesamtbetrag 14.048,86 € Kraftstoffverbrauch in l/100 km kombiniert/innerorts/außerorts 4,9/6,1/4,2 CO2-Emissionen in g/km 113 Effizienzklasse B 48 monatliche Finanzierungsraten à 139,00 € Der Golf ALLSTAR. 1) Ein Angebot der Volkswagen Bank GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig, beim teilnehmenden Volkswagen Partner. Für Privatkunden und gewerbliche Einzelabnehmer mit Ausnahme von Sonderkunden (Bonität vorausgesetzt). Für Laufzeiten von 12 bis 48 Monaten. 2) Alternativ können Sie das ALLSTAR Modell anstatt mit attraktiver Finanzierung auch mit der kostenlosen Dienstleistung „WartungPlus“ erwerben. Dies ist ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Die Dienstleistung ist ohne Mehrkosten abschließbar bis zu einer Laufzeit von 36 Monaten und bis zu einer jährlichen Laufleistung von 30.000 km. Sie beinhaltet Wartungs- & Inspektionsarbeiten nach Herstellervorgabe, wesentliche Verschleißreparaturen (z. B. Ersatz Bremsscheiben und Bremsbeläge, Wischerblätter und Glühlampen) sowie Gebühren für Hauptuntersuchung und Ersatzmobilität. Bitte wenden Sie sich für weitere Informationen an Ihren teilnehmenden Volkswagen Partner. 3) Über die Einzelheiten zur Garantie informiert Sie Ihr teilnehmender Volkswagen Partner gern. 4) Maximaler Preisvorteil von bis zu 3.600 € am Beispiel des Sondermodells Golf ALLSTAR in Verbindung mit dem optionalen „ALLSTAR Plus“-Paket gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers für einen vergleichbar ausgestatteten Golf Trendline. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 KULTUR DIE WELT KOMPAKT MONTAG, 13. JUNI 2016 SEITE 8 BARCH, DVH 58, REKONSTRUKTION UND INTERPRETATION ARWED MESSMER (2) KOMPAKT STAATSOPER Bericht beleuchtet Berliner Bauskandal Der Bauskandal an der Berliner Staatsoper geht nach einem Parlamentsbericht auf politischen Druck und unzureichende Planung zurück. Jahrelange Verzögerungen und ausufernde Kosten hingen unter anderem mit dem Wunsch des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Klaus Wowereit zusammen, den Bau unbedingt im Jahr 2013 zu beenden. Dafür habe es aber nicht die nötige Planungszeit gegeben und dazu Unstimmigkeiten zwischen der Kultur- und der Bauverwaltung, heißt es in dem Bericht des Untersuchungsausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses. Berliner Mauer, Wollankstraße, 1966 D KUNSTPROJEKT Französin malt jeden Freitag in Boston AP/ MICHAEL DWYER Aurélie Galois (Foto) hat sich ihrer neuen Heimatstadt Boston mit ungewöhnlichen Mitteln genähert: mit Leinwand, Pinsel und Farbe. Die Pariser Künstlerin zeichnete ein Jahr lang jeden Freitag das Gesicht eines Menschen, den sie bis dahin nicht kannte. Unter dem Titel „Friday Face“ (Freitags-Gesicht) ist die Sammlung nun in einer Ausstellung im French Cultural Center Boston zu sehen. Jedes der 52 Bilder wird von ergreifenden Notizen begleitet, die Galois über die Porträtierten verfasst hat. LITERATUR Gerhard Roth ausgezeichnet Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth hat am Sonntag den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur erhalten. Der 73-Jährige werde besonders für den großen Schlussmonolog seiner „Orkus“-Reihe ausgezeichnet, teilte die Jury mit. Die mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre von der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg gestiftet und von der Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft verliehen. Frühere Preisträger waren Peter Rühmkorf, Walter Kempowski und Juli Zeh. ie Mauer ist weg. Da, wo sie einmal stand, sind heute Straßen, Häuser und Spazierwege. Sie wurde, als sie 1989 plötzlich offen war, von Mauerspechten abgetragen, in zertifizierten Bröckchen vor dem Brandenburger Tor verkauft, ganze Segmente ließ die Stadt in alle Welt liefern, und wer die einseitig besprühten und bepinselten Betondenkmäler wiedersehen will, muss nach Los Angeles zum DDR-Museum fahren oder Helmut Kohl in Oggersheim besuchen. In Berlin stehen die letzten Reste zum Gedenken noch an der Bernauer und Bornholmer Straße. Und noch an der East Side Gallery, einer der Großbaustellen an der Spree, wo sich Gentrifizierungsgegner mit den Investoren darum streiten, ob die Mauer weg kann. VON MICHAEL PILZ Es ist so normal geworden, dass die Mauer in und um Berlin nicht mehr im Weg steht und nur noch als Mahnmarke im Boden eingelassen ist, wie sie einem, der mit ihr aufgewachsen war, normal vorkam, als sie noch da war. Nun erinnert eine Ausstellung im Haus am Kleistpark an den Wahnsinn. Fünf Jahre, nachdem die DDR im Sommer 1961 den Berliner Westen eingehegt und über Nacht sein eigenes Volk eingesperrt hatte, wurden Grenzer mit der Kamera zur Baustelle geschickt, um die gesamten 164 164 Kilometer in Schwarz-Weiß Vor 50 Jahren fotografierten DDR-Grenzer die gesamte Berliner Mauer. Nun sind die Bilder erstmals zu sehen Kilometer Grenze zu fotografieren. So sind Abertausende von Amateuraufnahmen in SchwarzWeiß entstanden. Karge Bilder ohne jeden künstlerischen Anspruch aus dem Kalten Krieg. Nach 50 Jahren sind sie nun zu sehen in der Ausstellung zur „Inventarisierung der Macht – Die Berliner Mauer aus anderer Sicht“ und dem zweibändigen Buch dazu, das mehr wiegt als ein Hohlblockstein. Herausgegeben wird das Buch vom Fotografen Arwed Messmer, der die Aufnahmen zu Panoramen montiert hat, und von Annett Gröschner. Die Autorin kam in Ost-Berlin zur Welt, als der Fotografiebefehl erlassen wurde, 1964. Nach dem Mauerfall entdeckte sie im Militärischen Archiv in Potsdam die Kartons mit den gerollten Negativen, heute ruhen die Dokumente im Bundesarchiv in Koblenz als Bildbestand „DHV 58 Bild Stadtkommandeur der Hauptstadt der DDR Berlin“. Aber jetzt gibt es ja das Buch, alles braucht seine Zeit. Auch die Berliner Mauer wurde nicht an einem Tag erbaut. Im Frühjahr 1966 sieht sie noch nicht aus wie die berühmt gewordene Berliner Mauer, die in Büchern und Museen sonst zu sehen ist. Auf freien Feldern stehen Stacheldrahtzäune, der spätere Transitübergang Dreilinden ist eine von Baggern aufgewühlte Sandwüste. In Pankow an der Wollankstraße ist die S-BahnBrücke zwar schon zugemauert, dafür hat ein Junge seinen Roller noch am Wachhaus parken und dem Grenzposten Gesellschaft leisten dürfen. Wie bei jeder guten deutsche Inventur wird alles aufgelistet und geordnet, daran halten sich auch die Herausgeber des Buches. In die Kategorie „Wachtürme“ fallen die abenteuerlichsten Konstruktionen: Da sind Hochsitze und Baumhäuser gezimmert und Datschen und Schuppen gemauert worden. „Erdlöcher“ heißen die Pionierarbeiten für die Stellungen und Unter- stände, in die sich geschicktere Rekruten eigenhändig Fenster eingebaut haben. Dokumentiert wird auch, was Zivilisten sich zur Flucht einfallen ließen, Leitern aller Art, möblierte Tunnel und gepanzerte Planierraupen. Von jeder registrierten Flucht ist eine militärtaktische Skizze mit ausführlichem Bericht vorhanden. Inventarisiert sind auch die Grenzer und die Wachhunde. Erst die Hunde: Jede der Karteien liest sich wie eine Tragödie. Es sind Tiere, die den Hundezüchterstandards nicht genügen, weil sie krank sind oder krumm, sie strangulieren sich an ihren Ketten, sie verenden in der Sonne oder werden auf der Flucht erschossen. Ihre Namen sind so prätentiös und proletarisch wie das Land, das sie zu hüten haben: Ackbar vom Grenzerhof und Bummi von den Meißner Schwertern, Satan und Odin, Struppi und Krümel. Ihren Wachablösungen ging es später nicht mehr so schlecht wie ihnen in den Sechzi- Berliner Mauer, Brandenburger Tor, 1966 © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT KULTUR 9 MONTAG, 13. JUNI 2016 So könnte es mit Jesus und Mel Gibson weitergehen Der große australische Filmemacher und Antisemit plant „The Passion of the Christ II“ el Gibson will ein Sequel zu seinem Splattermovie „The Passion of the Christ“ drehen. Das ist nur konsequent. Denn nach christlicher Auffassung war die Kreuzigung nur das Prequel. Das eigentliche Ereignis war die Auferstehung. Und die biblische Geschichte gibt der Special-EffectsIndustrie jede Menge Stoff. Die Auferstehung selbst natürlich, Blitz und Donner und rollende Grabsteine. Und dann, wie der Auferstandene völlig entmaterialisiert durch Wände geht einerseits, andererseits sich schnell wieder materialisiert, damit Thomas der Zweifler seine Hand in die klaffende Wunde in dessen Seite legen kann: George Lucas meets David Cronenberg. M menerde holen wollten oder auf der Suche nach der Straßenbahn wären. Oder die jungen Männer sitzen in ihrem Trabant und sagen, man solle sie, wenn sie weiterfahren, ruhig erschießen. Manche sagen: „Hier gehe ich vor die Hunde.“ Alles, was man im Buch liest und auf den Bildern sieht, hat weniger zu tun mit der Berliner Mauer aus den Aufarbeitungsakten, den Geschichtslek- Man erkennt die berühmte Banalität des Bösen besser als jemals zuvor tionen und den Reiseführern. Man sieht ein „Bauwerk als endlos erscheinende Sperre gegen die eigene Bevölkerung“, wie Annett Gröschner schreibt. Man erkennt die berühmte Banalität des Bösen besser als jemals zuvor, wenn es wieder einmal um die Berliner Mauer ging. Sie wirkt dadurch nicht harmloser, sondern noch schrecklicher. Man kann auch, weshalb es im Buch nach 50 Jahren sogar noch einmal eine Besprechung der „Zwei Ansichten“ von Uwe Johnson gibt, den Mauerbau als Weltliteratur nachlesen. Im Roman ist es der Pressefotograf Herr B. aus dem Berliner Westen, der die Bilder macht: „Kam er einmal, wenn ein Flüchtling im Grenzkanal schon erschossen war, ein Flüchtling schon vom Dach zu Tode gestürzt, fotografierte er die verbliebene Zuschauermenge, die im Wasser stochernden Soldaten auf den Wachbooten oder die Löcher im Dach, die der Tote bei seinem Sturz gerissen hatte, konnte das verkaufen und auch noch die Wolke der Tränengasbombe, die die Horde der Fotografen von der Szene zurücktrieb. Oft hatte er das Gefühl zu leben wie in einem Film.“ Die Fotos von der anderen Seite zeigen einfach nur die Mauer selbst, im Baufortschritt von 1966. Die Sperren an der Kriegsbrache vom Potsdamer Platz, die Leere vor dem Reichstag, die Zäune und Gräben in den Wiesen und Wäldern von Staaken und Finkenkrug, die Grenze an der Glienicker Brücke in Potsdam. Man sieht, was die Menschen sahen, wenn sie aus der DDR über die Mauer schauten: Schöne Bauwerke und Baustellen für eine neue Welt, sie blickten auf die Bungalows von Zehlendorf, die hellen Hochhäuser des Märkischen Viertels und die Martinimoderne von Frohnau. Davor wurde dagegen angebaut, bis 1989, um das Provisorium, das so provisorisch wie das Land dazu war, wieder abzureißen. T Annett Gröschner/Arwed Messmer: „Inventarisierung der Macht“. Hatje Cantz, 1328 S., 98 Euro; Ausstellung im Haus am Kleistpark, Berlin, bis 21. 8. VON ALAN POSENER Und dann Christi Himmelfahrt vom Olivenberg aus, geradewegs nach oben, wie eine menschliche Rakete, der die Jünger „lange nachsehen“. Dazu absurde Verwechslungsszenen wie jene, wo die beiden Jünger nach Emmaus laufen und sich ein Dritter zu ihnen gesellt, in dem sie aber ihren geliebten Rabbi gar nicht erkennen – erst als der mysteriöse Fremde wieder weg ist, fällt ihnen ein, wer es gewesen sein muss. Zum Schreien komisch, wenn man es genau nimmt. Und das Schöne ist: Mel Gibson nimmt ja alles genau, wortwörtlich, eins zu eins. Der ist nicht wie so manche evangelischen Pfarrer, die meinen, man habe es hier mit Gleichnissen oder Übersetzungsfehlern, fehlbarem Menschenwort zu tun, und was es dergleichen Ausflüchte mehr gibt für Ungereimtheiten, Unwahrscheinlichkeiten und offensichtlichen Blödsinn. Und auf seinen Antisemitismus muss Mel Gibson auch nicht verzichten: In der Bibel steht, die Juden hätten PHILIPPE ANTONELLO/ CONSTANTIN/ PICTURE ALLIANCE/ DPA gern. „Auch wurden nach und nach die Seilanlagen durch die sogenannte Hundefreilaufanlage 83 ersetzt, in der sich die Hunde frei in Grenzen bewegen konnten“, schreibt Annett Gröschner: „Das klingt fast wie eine Metapher auf die späte DDR.“ Die Soldaten haben auf den Bildern graue Balken vor den Augen. In ihrem Essay „542 Tage. Legende vom braven Soldaten“ erzählt Annett Gröschner, wie die Wehrpflicht in der DDR wegen der Mauer eingeführt wurde, wie Grenzer aus den Tiefen der Provinz und aus Fabrik- und Landarbeitern rekrutiert wurden, und wie sie sich die Zeit vertrieben, gegen Vorschriften verstießen und dafür bestraft wurden: „Wie die Grenzanlagen nie genügten, genügte auch der Grenzsoldat nie.“ Es ist ein Krieg einer Generation gegen sich selbst, der jugendliche Knecht der DDR erschießt den Jugendlichen, der kein Knecht der DDR mehr sein will. „Hatte es ein Flüchtling geschafft, alle Sperren zu überwinden, stand er am Ende nur noch der Mauer und dem Postenpaar gegenüber. Das musste entscheiden, ob – und wenn ja, wohin – es schoss. Misstrauen, Angst, Stumpfsinn, Sadismus und Fehler, selten wirkliche politische Überzeugung führten zu den Schüssen auf Flüchtlinge.“ Wenn sie nicht schießen, sondern festnehmen, bekommen sie, so steht es in den Protokollen, entweder zu hören, dass die jungen Zivilisten sich verlaufen hätten, Blu- das üble Gerücht aufgebracht, Jesus sei nicht auferstanden, sondern von den Jüngern heimlich nachts aus dem Grab weggebracht worden, die dann behauptet hätten, den Gekreuzigten gesehen zu haben, wie er durch Wände ging, nach Emmaus wanderte, gen Himmel auffuhr und so weiter. Nein, aber auch. Dann wären die ersten Christen einfach Scharlatane gewesen, wie so mancher andere Religionsgründer, den wir hier nicht nennen wollen, weil es sonst eine Fatwa oder Ärger mit den Mormonen geben könnte. Typisch jüdisch, so etwas wider besseres Wissen zu behaupten. Wenn „The Resurrection of the Christ“ abgedreht ist, möchten wir Mel Gibson zum Abschluss der Trilogie dringend die Apostelgeschichte ans Herz legen, wo er persönlich den Paulus spielen könnte: epileptische Anfälle, Steinigungen und BeinaheSteinigungen, Verhaftungen, Schiffbrüche – und vor allem: ständige Anfechtungen vonseiten der halsstarrigen Juden, bis der Missverstandene schließlich selbst in Rom, als Zentrum des damaligen Showgeschäfts dem heutigen Hollywood gleichzusetzen, den Märtyrertod erleidet: Eigentlich wirkt die Lebensgeschichte des Heidenapostels wie eine Präfiguration der Passion Mel Gibsons. Oder wie wäre es gleich mit einer Serie? „The Triumph of the Christ“: Wie Jesus persönlich Seine Kirche zum Sieg über alle Feinde führt, bis sie schließlich Ende des 19. Jahrhunderts dank der himmlischen Heerscharen der europäischen Kolonialmächte den ganzen Erdball beherrscht und alle anderen Religionen auf die Plätze verweist. Auf die letzte Staffel verzichtet Mel Gibson vermutlich, man könnte sie von den Coen-Brüdern drehen lassen: „The Relativization of the Christ“. Szene aus dem ersten, sehr erfolgreichen Jesus-Film von Mel Gibson © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 SPORT PA/ DPA/CLAUDIO BRESCIANI Zlatan Ibrahimovic (Foto) sieht dem ersten EM-Spiel in seiner Wahlheimat Frankreich mit enormem Selbstbewusstsein entgegen. „Ich fühle mich mental stark und habe das Gefühl, dass ich von Jahr zu Jahr besser werde, sagte der Kapitän der Die Übertragung der EM hat dem ZDF auch am zweiten Turniertag gute Quoten beschert. Den Bestwert erzielte das Zweite mit dem Spiel am Samstagabend zwischen England und Russland, das 12,35 Millionen Zuschauer verfolgten. Auch die Partien Wales gegen Slowakei mit 7,58 Millionen Zusehern (Marktanteil 40,5 Prozent) sowie Albanien gegen die Schweiz mit 5,23 Millionen Zuschauern (Marktanteil 21,9 Prozent) erzielten gute Reichweiten. Zoll erwischt Trikot-Fälscher Kurz vor dem Vorrundenspiel der Spanier gegen Tschechien (Heute, 15.00 Uhr) hat der französische Zoll gefälschte Trikots von Mitfavorit Spanien konfisziert. Die Beamten entdeckten 1200 Trikots mit Hosen in den rot-blauen Farben der spanischen Mannschaft. In einem aus Großbritannien kommenden spanischen Lastwagen waren die Fälschungen zwischen Produkten aus China versteckt. Schätzwert laut Zoll: 150.000 Euro. SEITE 10 FAMILIENARCHIV LEWANDOWSKI / RIVA-VERLAG; AFP/ LOIC VENANCE Ibrahimovic strotzt vor Selbstvertrauen Starke Quoten für das ZDF er Streich mit den Bananenschalen endet auf der Polizei-Wache. Robert Lewandowski und seine Freunde haben Langeweile, und da entdecken Siegerpose: sie diesen Streifenwagen. Lewandowski im Sie greifen sich Obst und DeutschlandJoghurtbecher und Trikot. Hier hat er schmeißen alles auf das gerade einen 1500 Fahrzeug. Die Kinder Meter-Lauf sind total albern, lagewonnen* chen, wilde Jungs eben. Der Ordnungshüter findet die Aktion gar nicht witzig. Er lädt sie vor – und der kleine Robert Lewandowski entschuldigt sich auf der Dienststelle. „Als Kind habe ich viele solche Sachen angestellt, da macht man eben manchmal Dummheiten. So ist das in kleinen Orten, in denen es nichts zu tun gibt“, erinnert sich der polnische Nationalstürmer. Der Weltklasseprofi ist in Leszno aufgewachsen, ein Ort am Waldrand, rund 30 Kilometer westlich von Warschau. Im Winter lecken hier Elche das Salz von den Straßen. Lewandowski hat keine Ausbildung bei einem großen Verein genossen. Anders als seine Klubkollegen Thomas Müller und Jérôme Boateng vom FC Bayern, auf die der 27-Jährige im zweiten EM-Gruppenspiel gegen Deutschland am Donnerstag trifft (21 Uhr, ZDF und Liveticker auf Welt.de). Und doch hat es Lewandowski zu einem der besten Stürmer der Welt gebracht. Zum Kapitän seiner Nationalelf. Aufgestiegen zum Schlüsselspieler seiner Nation. In seiner Heimat sagen sie: „Unser Robert ist der beste Fußballer, den wir je hatten! Und je haben werden.“ Und das, obwohl er mit 18 Jahren gerade mal in der dritten Liga spielte. Wie hat es dieser Bananenschalen werfende Frechdachs aus der polnischen Provinz zum Weltstar gebracht? Judoka, beide arbeiten als SportlehSeinen Eltern ist schon vor sei- rer. Robert betreibt als Kind beide ner Geburt klar, dass ihr Sohn Sportarten, was ihm noch heute in Sportler wird. Ihre Tochter Milena Sachen Körperbeherrschung und ist ein geplantes Kind, Robert nicht. Koordination zugutekommt. Ihr Milena ist drei, als ihr Bruder zur Sport vereinnahmt die Eltern, MileWelt kommt. Die Freude über den na kommt oft mit ins Trainingslaerneuten Nachwuchs in der Familie ger. Robert hilft seinen Eltern ebenist riesig. Mutter Iwona spielt da- so gern. „Ein Schmusekind“ sei ihr mals Volleyball, Vater Krzysztof ist Robert gewesen, so die Mutter. MONTAG, 13. JUNI 2016 D EM-KOMPAKT schwedischen Nationalmannschaft vor der Partie gegen Irland heute (18.00 Uhr/ARD) in Saint-Denis. „Der größte Druck lastet auf meinen Schultern, und ich will den Druck so gut es geht vom Team nehmen“, sagte der 34-Jährige. Über seine eigene Zukunft verriet Ibrahimovic weiterhin nichts. Ein Wechsel von Paris SaintGermain zu Manchester United steht wohl unmittelbar bevor. DIE WELT KOMPAKT in mühsamer Sieg über Turnier-Neuling Nordirland hat Polen schon vor dem Duell mit Deutschland beste Chancen auf den Einzug in die K.o.-Phase beschert. Zum 1:0 (0:0)-Erfolg in Nizza traf allerdings nicht Bayern-Torjäger Robert Lewandowski, sondern Angriffspartner Arkadiusz Milik von Ajax Amsterdam (51. Minute). Polen ist am Donnerstag in Saint-Denis bei Paris zweiter deutscher EM-Vorrundengegner, am Dienstag kommender Woche trifft die DFB-Auswahl im Pariser Prinzenpark auf die unbequemen, aber nach vorne harmlosen Nordiren. E Eines Tages sagt Lewandowski senior, der selbst Fußball gespielt hat, zu seinem Sohn: „Du bist zu schade für Judo!“ Robert beginnt also mit Geländelauf, er trägt dabei auch das Deutschland-Trikot, das ihm jemand geschenkt hat. Wer, das weiß Robert Lewandowski gar nicht mehr. In diesem Trikot gewinnt er ein Rennen über 1500 Meter – von Lewandowskis Partner wird zum Matchwinner Polen gewinnt das Duell der deutschen Gruppengegner mit 1:0 gegen Nordirland Der frühere polnische Mittelfeldstar und jetzige Verbandschef Zbigniew Boniek hatte vor dem Spiel erklärt: „Jeder weiß, dass unsere Mannschaft eine explosive Mischung sein kann. Wir wollen gut spielen und diese Gruppe überstehen. Das ist unsere Aufgabe“. Doch der Favorit aus Polen tat sich eine Halbzeit lang sehr schwer. Nordirland, der nominell schwächste Kontrahent in der Gruppe C, war mit einer FünferKette vor dem Tor und noch drei defensiven Akteuren davor ausschließlich auf Torverhinderung aus. Gegen diesen Riegel fanden © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung da an liebt er das Shirt. Nach einer Zeit fasst er einen Entschluss: „Papa, ich will nicht mehr laufen. Ich will nur noch Fußball spielen.“ Der achtjährige Junge tritt seinem ersten Verein bei: Partyzant Leszno. Dieser Sport ist jetzt alles für ihn. Er trainiert im Garten der Familie, nimmt sich auf Video auf, um seine Schwächen zu analysieren. Er stellt die Weiß-Roten kaum eine Lücke, zumal Ideen und Tempo fehlten. Bis zum ersten Schuss auf das Tor durch Milik dauerte es fast eine halbe Stunde. Der wesentlich gefährlichere Partner des bestens abgeschirmten Lewandowski besaß kurz darauf die erste große Chance, verlor nach Vorarbeit durch den Dortmunder Lukasz Piszczek aber die Balance und schoss aus wenigen Metern über das Tor (31.). Nationaltrainer Adam Nawalka berief für den verletzten Kamil Grosicki (Stade Rennes) Youngster Bartosz Kapustka auf der linken Seite in die Startfor- WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 EM 2016 11 MONTAG, 13. JUNI 2016 Pruszkow, der Klub zahlt für ihn gerade einmal 5000 Zloty, weniger als 1300 Euro. Lewandowski schießt sich zum Torschützenkönig und steigt mit dem Klub in Liga zwei auf, wird dort erneut Torschützenkönig. In dieser Zeit lernt er seine heutige Ehefrau Anna, Karate-Kämpferin und Fitness-Unternehmerin, kennen sowie seinen Berater Cezary Kucharski. Als der 44-jährige Ex-Profi den jungen Stürmer das erste Mal in einer Sporthalle dribbeln sieht, denkt er: Das ist, als würde Michael Jordan in der polnischen Basketballliga spielen. Zwei Jahre später unterschreibt Lewandowski bei Lech Posen, der Erstligaklub zahlt für ihn mehr als 450.000 Euro – und Lewandowskis Gehalt vervierfacht sich. Zum Topstürmer schwingt er sich 2011 auf. Nach einem Jahr als Ersatzspieler bei Borussia Dortmund profitiert er von einer Verletzung seines Konkurrenten Lucas Barrios. Der Rest ist Fußball-Geschichte: Zwei Mal Deutscher Meister mit Dortmund, mit 22 Treffern bester polnischer Torschütze der Bundesliga seit Jan Furtok, Torschützenkönig, vier Tore in der Champions League gegen Real Madrid. Wechsel zu den Bayern, fünf Tore in neun Minuten gegen den VfL Wolfsburg, vier Rekorde im Guinness-Buch, wieder Double-Gewinner. Robert Lewandowski widmet seine Tore dem verstorbenen Vater. Gegen Deutschland wird er auch für ihn spielen. Nach dem Spiel gegen Müller und Co. können sich die polnischen Spieler in der Kabine an Getränken und Snacks bedienen, es gibt auch Bananen. Nimmt sich Lewandowski eine, wird die Schale diesmal im Müll landen. So viel Spaß die Aktion mit dem Polizeiwagen ihm damals auch bereitet hat. In Polen, wo für den kleinen Robert Lewandowski einmal alles begonnen hat, mit einem deutschen Dress. Der zähe Aufsteiger Robert Lewandowski ist einer der wenigen Superstars des Turniers. Polens Kapitän musste auf seinem Weg viel Leid ertragen mation. Der 19-Jährige besaß die andere gute Gelegenheit der ersten Hälfte, Torhüter Michael McGovern konnte den Schuss noch über die Latte lenken (39.). Von den spielerisch enttäuschenden Nordiren – immerhin Sieger ihrer EM-Qualifikationsgruppe – kam offensiv gar nichts. Der nach Leistenbeschwerden fit gewordene Torjäger Kyle Lafferty nahm praktisch nicht am Spiel teil, weil er keine Zuspiele erhielt. Der langjährige Dortmunder Profi Jakub Blaszczykowski leitete schließlich über die starke rechte Seite, wo er mit seinem einstigen Partner Piszczek gut 19 trotzdem nicht – die Trainer setzen auf die kräftigeren Spieler. 2005 stirbt sein Vater. Lewandowski bereitet sich gerade auf sein Abitur vor, schreibt an diesem Tag eine Klassenarbeit. Als er nach dem Training nach Hause kommt, warten seine Mutter und seine Schwester auf ihn. Beim Reinkommen sagt er: „Papa? Ich habe es gewusst.“ Lewandowski senior hat an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße, Krebs und Depressionen gelitten, er stirbt an einem Schlaganfall. Sein Robert ist noch nicht einmal volljährig. „Er hat das in sich hineingefressen, er ist überhaupt sehr introvertiert. Aber zum Glück hatte er kaum Zeit zum Nachdenken: Schule, Training, ständig erschöpft“, erzählt Mutter Iwona. Robert kümmert sich nun neben Schule und Fußball intensiv um sie und Schwester Milena. Das Taschengeld spart er für Fußballschuhe, den Umgang mit Geld hat ihm seine Oma beigebracht. Er spielt jetzt für Delta Warschau, in der vierten Liga, wechselt dann in die Reserve von Legia Warschau. Im Sommer 2006 ist der deutsche Nationalmannschafts-Kapitän Bastian Schweinsteiger, auf den Lewandowski am Donnerstag trifft, bereits ein Star, hat eine EM und Champions League gespielt. Lewandowski hingegen ist noch nicht einmal Nationalspieler, eine Sekretärin bei Legia sagt ihm, dass der Klub nicht mehr mit ihm plant. Obwohl er eigens auf die Abendschule gewechselt ist, um kein Vormittagstraining zu verpassen. Der enttäuschte Lewandowski wechselt zu Znicz * Foto aus dem Buch von Wojciech Zawiola: Robert Lewandowski – Meine wahre Geschichte. Riva-Verlag, 237 Seiten. AFP/ VALERY HACHE Kokusia, die Boxerhündin der Familie, ins Tor und übt mit dem Tier Elfmeter. Als er wegen einer Verletzung nicht schießen kann, geht er in den Wald und läuft mit der Hündin um die Wette. Die ersten zwei Rennen gewinnt Kokusia, das dritte Lewandowski. Beim Zieleinlauf wirft er die Hände in die Luft und ruft seiner Mutter zu: „Ich bin bereit!“ Ihr Sohn ist so hoch veranlagt, dass er mit zwei Jahre älteren Jungs zusammen spielt. Er ist körperlich zierlicher als sie, dafür aber schneller. Er schwärmt nicht für einen bestimmten Klub. Es sind Spieler, die ihn faszinieren. Italiens Regisseur Roberto Baggio so sehr, dass sich Lewandowski einen Zopf wie sein Idol wachsen lässt. Später schwärmt er für Alessandro Del Piero und Thierry Henry. Wie sie will er Profifußballer werden – das ist bereits zu diesem Zeitpunkt mehr als ein Traum für ihn. Es ist sein Ziel. Seine Obsession. Lewandowski besucht Spiele von Legia Warschau und saugt alles auf, beobachtet sogar das Warmlaufen der Spieler hochkonzentriert. Werden seine meist sehr guten Schulnoten schlechter, droht die Mutter mit Trainingsverbot. Ihr Robert steigert sich dann umgehend. Er macht auch mal Unsinn, „leiht“ sich als Minderjähriger das Auto der Eltern und legt ein Kissen auf den Fahrersitz, um richtig ans Lenkrad zu kommen. Er färbt sich die Haare mal blond, mal rot. Doch vor Spielen ist Lewandowski enorm diszipliniert, geht nicht wie seine Freunde feiern. Für die polnischen Auswahlmannschaften spielt er im Alter zwischen 14 und Der Moment der Erlösung: Arkadiusz Milik trifft zum 1:0 für Polen harmonierte, die Führung ein. Seinen Rückpass nahm der einst bei Bayer Leverkusen und auch in Augsburg aktive Milik auf und traf aus 14 Metern flach per Linksschuss. Blaszczykowski hätte dann selbst erhöhen können, schoss aber am langen Eck vorbei (68.). Die nun mutigeren Nordiren sorgten drei Minuten später erstmals für Gefahr, Polens Torwart Wojciech Szczesny rettete im Herauslaufen gegen Conor Washington (71.). Der zuvor eingewechselte Grosicki (81.) und Milik (82.) hätten auf der Gegenseite noch erhöhen können. Zwei Fäuste für ein Hallelulja: Luka Modric erzielt das Tor des Tages beim Sieg der Kroaten REUTERS/ CHRISTIAN HARTMANN DIE WELT KOMPAKT Der ganz besondere Moment des Luka Modric Der Starspieler führt Kroatien zum 1:0 im Auftaktspiel – die Türkei enttäuscht er kleine „König“ Luka Modric hat Kroatien im Pariser Prinzenpark einen perfekten Einstand in die EM beschert. Mit einem Volleyschuss aus 20 Metern führte der Star-Regisseur von Real Madrid seine Mannschaft zum 1:0 (1:0) gegen die Türkei. „Wir hätten noch zwei, drei Tore mehr erzielen können“, merkte der frühere Schalker Ivan Rakitic im ZDF daher kritisch an. „Aber das ist die EM. Da ist es nicht so einfach. Wir genießen diesen Sieg.“ Im Prinzenpark hatten die Kroaten 1998 Platz drei bei der WM in Frankreich erkämpft, das Stadion im Südwesten von Paris soll nun Ausgangspunkt einer neuen Erfolgsgeschichte werden. In der Gruppe B, in der heute noch Titelverteidiger Spanien und die Tschechen spielen, haben sie sich mit ihrem vierten Sieg im fünften EM-Auftaktspiel eine gute Ausgangsposition für das Erreichen der K.-o.-Runde geschaffen. Die Türken enttäuschten und waren enttäuscht. „Unser Torwart konnte beim Schuss von Modric den Ball leider nicht sehen. Wenn man in so einem Moment das Tor kassiert, ist das natürlich bitter“, sagte Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen. Das Resultat spiegelte die klare Überlegenheit der Kroaten, bei denen die BundesligaProfis Tin Jedvaj (Leverkusen) und Andrej Kramaric (Hoffenheim) zunächst nur auf der Bank saßen, nicht wieder. Kapitän Dario Srna traf mit einem Freistoß die Latte des türki- D © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung schen Tores (52.), wie auch Ivan Perisic (72.) per Kopf. Eine Handvoll weiterer Großchancen blieb ungenutzt. Von Beginn an ging es auf dem Rasen hart zur Sache. Kroatiens Rechtsverteidiger Vedran Corluka musste ab der 32. Minute mit einem Turban weiterspielen. Nach einem Zweikampf mit Cenk Tosun war er blutüberströmt vom Feld gegangen, bei der Rückkehr entschuldigte sich der Türke brav. Fußball gespielt wurde auch, hauptsächlich von den Kroaten. Sie dominierten das Spiel, arbeiteten sich bis zur Grundlinie durch, schlugen Flanken – doch ertragreich war das lange nicht. Auch nicht ein Volleyschuss von Milan Badelj, einst beim Hamburger SV beschäftigt, in der 28. Minute. Wenn die Kroaten zum Abschluss kamen, war es zum Verzweifeln: Srna (54.), Marcelo Brozovic (61.) und der frühere Wolfsburger Perisic (72.) vergaben aus besten Positionen. Die Türken, mit dem unauffälligen Calhanoglu, hielten mit Kampf dagegen. Starstürmer Arda Turan (FC Barcelona) war glücklos. Wie aus dem Nichts bekamen sie jedoch trotzdem ihre Riesenchance durch Ozan Tufan: Der Mittelfeldspieler von Fenerbahce Istanbul scheiterte aus kurzer Distanz an Danijel Subasic im kroatischen Tor, der den Ball vor der Linie zu fassen bekam (29.). Der Führungstreffer von Modric war überfällig, er war ein kleines Kunstwerk, aber auch begünstigt durch die Türken: Der wuselige Regisseur nahm einen missglückten Befreiungsschlag von Selcuk Inan 20 Meter vor dem Tor volley, er traf zauberhaft, Torhüter Volkan Babacan sah schlecht aus. Mit der Einwechslung ihres Supertalents Emre Mor, künftig Borussia Dortmund, bemühten sich die Türken intensiver um den Ausgleich. Vergeblich. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 12 EM 2016 DIE WELT KOMPAKT D Die Topverdiener der Nationalmannschaft as Mädchen wackelt strahlend auf Papa zu und entscheidet damit über ein Vermögen. Stephen Curry vom NBAKlub Golden State Warriors ist mit der beste Basketball-Spieler der Welt. Die größten Firmen wollen mit ihm werben, und der Superstar kann sich nicht entscheiden. Die Nationalspieler sind zu Marken geworden. Wer die größten Werbeeinnahmen hat, wessen Vermarktungspotenzial gut oder weniger gut ist. Warum Toni Kroos hinterherhinkt. Und warum die sozialen Medien wie Twitter, Instagram oder Facebook beinahe alles entscheiden VON JULIEN WOLFF, LARS WALLRODT UND LARS GARTENSCHLÄGER AUS EVIAN Zahlreiche der deutschen Fußball-Nationalspieler sind CurryFans, Mats Hummels verfolgt besonders intensiv die NBA, während der Vorbereitung auf die EM-Gruppenspiele in ihrem Quartier in Evian informieren sich die Kicker via Apps über die Neuigkeiten der US-Liga. Ihrem Nachwuchs bürden die Kicker allerdings nicht so viel Verantwortung wie Curry auf. Sie entschei- quasi gar nicht in Spots oder auf Plakaten von eigenen Sponsoren auf, nur für die Firmen, die mit der gesamten Mannschaft bzw. dem DFB werben. Obwohl Kroos mit Real Madrid gerade zum zweiten Mal die Champions League gewonnen hat und wie Müller in der Nationalelf zu den Leistungsträgern zählt. Lukas Podolski hat weiterhin viele Sponsoren, wenngleich er in der deutschen den mit ihren Beratern über Ausrüster und Sponsoren. Und fahren in Sachen Werbung und Vermarktung ganz unterschiedliche Strategien. Während der Europameisterschaft in Frankreich sind einige als Markenbotschafter im deutschen Fernsehen und auf Plakaten in den Innenstädten omnipräsent, zum Beispiel Thomas Müller. Toni Kroos hingegen taucht Auswahl längst keine so wichtige Rolle spielt wie Kroos. Wie ist das zu erklären? Die auf den Sportmarkt spezialisierte Strategieberatung Repucom hat das Vermarktungspotenzial der deutschen EM-Spieler bewertet. Sie benutzt dafür einen Glaubwürdige Werbeträger: Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Thomas Müller und Toni Kroos (v. l.) DPA/ ADIDAS Also stellt er seiner einjährigen Tochter Riley Schuhe von Adidas, Nike und Under Armour hin. Riley nimmt den Nike-Schuh und schmeißt ihn über die Schulter. Dasselbe mit dem Adidas. Den von Under Armour bringt die Kleine ihrem Vater. Entscheidung getroffen. Curry unterschreibt bei dem Ausrüster bis 2024, erhält viele Millionen pro Jahr plus Anteile an der Firma. MONTAG, 13. JUNI 2016 SPIELPLAN EM 2016 GRUPPE A Fr., 10.6. 21 Uhr Frankreich GRUPPE B Paris, St. Denis Rumänien 2 : 1 Sa., 11.6. 15 Uhr Albanien Lens 0 : 1 Mi., 15.6. 18 Uhr Rumänien Schweiz : Paris, Parc des Princes Schweiz : Albanien Mi., 15.6. 21 Uhr Frankreich Marseille So., 19.6. 21 Uhr Schweiz Lille Frankreich : So., 19.6. 21 Uhr Rumänien Lyon Albanien : S 1. Frankreich 2. Schweiz 3. Rumänien 4. Albanien 1 1 1 1 T P 2:1 1:0 1:2 0:1 3 3 0 0 Sa., 11.6. 18 Uhr Bordeaux So., 12.6. 18 Uhr Wales Slowakei Polen Marseille So., 12.6. 21 Uhr Russland Deutschland 2 : 1 Sa., 11.6. 21 Uhr England 1 : 1 Mi., 15.6. 15 Uhr Russland Lille Slowakei : Do., 16.6. 15 Uhr England Lens Wales : Mo., 20.6. 21 Uhr Slowakei Deutschland Di., 21.6. 18 Uhr Wales T P 3 1 1 0 Ukraine : Nordirland Lyon Paris, St. Denis Polen : 18 Uhr Ukraine 2:1 1:1 1:1 1:2 : Do., 16.6. 21 Uhr England : 1 1 1 1 Ukraine Toulouse S 1. Wales 2. England Russland 4. Slowakei Lille Do., 16.6. 18 Uhr Di., 21.6 : GRUPPE D Nizza Nordirland 1 : 0 St. Etienne Mo., 20.6. 21 Uhr Russland FRANKREICH GRUPPE C Nordirland Marseille : Polen : Paris, Parc des Princes Deutschland S 1. Polen 2. Ukraine 2. Deutschland 4. Nordirland 1 0 0 1 T P 1:0 0:0 0:0 0:1 3 0 0 0 So., 12.6. 15 Uhr Türkei 0 : GRUPPE E Paris, Parc des Princes Kroatien Mo., 13.6. 18 Uhr Toulouse Mo., 13.6. 21 Uhr 1 Mo., 13.6. 15 Uhr Spanien : Belgien St. Etienne Fr., 17.6. 15 Uhr Kroatien : Fr., 17.6. 21 Uhr Spanien Nizza Türkei : Di., 21.6. 21 Uhr Kroatien Bordeaux Spanien : Di., 21.6. 21 Uhr Tschechien Lens Türkei : S 1. Kroatien 2. Spanien Tschechien 4. Türkei 1 0 0 1 T P 1:0 0:0 0:0 0:1 3 0 0 0 Italien Schweden Lyon : Italien : Schweden Toulouse Sa., 18.6 15 Uhr Belgien GRUPPE F Paris, St. Denis : Tschechien Fr., 17.6. 18 Uhr Tschechien Irland Bordeaux Irland : Mi., 22.6. 21 Uhr Italien Lille : Mi., 22.6. 21 Uhr Schweden 0 0 0 0 Österreich Portugal Island 0 0 0 0 Marseille : Ungarn : Paris, Parc des Princes Österreich Sa., 18.6. 21 Uhr Portugal Mi., 22.6. 18 Uhr Ungarn P Island Sa., 18.6. 18 Uhr Mo., 22.6. 18 Uhr T Ungarn St. Etienne : Nizza 0:0 0:0 0:0 0:0 Bordeaux : Di., 14.6. 21 Uhr Irland Belgien : S 1. Schweden Italien Belgien Irland Di., 14.6. 18 Uhr Lyon Portugal : Island Paris, St. Denis Österreich : S 1. Ungarn Portugal Island Österreich 0 0 0 0 T P 0:0 0:0 0:0 0:0 0 0 0 0 STAND: 11.06.2016, 23:00 UHR © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT Index, der sich unter anderem aus den Faktoren Identifikation, Werbewirkung, Sympathie, Einfluss und Vertrauen zusammensetzt und die Meinung von 1,6 Milliarden Menschen repräsentiert. Kapitän Bastian Schweinsteiger führt die Rangliste an (85,25), gefolgt von Müller (84,88) und Lukas Podolski (84,82). Obwohl Kroos sportlich so erfolgreich ist, schafft der Madrid-Star es hier mit einem Wert von 72,50 nicht einmal unter die ersten zehn. Auch bei den Werbeeinnahmen liegt Schweinsteiger weit vor ihm: Repucom schätzt diese auf rund drei Millionen Euro, Thomas Müller kommt inzwischen sogar auf rund vier Millionen Euro. Der Publikumsliebling hat Schweinsteiger mit der Unterzeichnung neuer Verträge in der jüngeren Vergangenheit überholt, beim Training in Evian jubeln Müller auch die Franzosen zu. Kroos kommt in Sachen Werbeeinnahmen lediglich auf gut eine Million Euro. Lars Stegelmann ist Vermarktungsexperte bei Repucom und erklärt: „Aus dem jungen wilden ‚Schweini‘ bei der Heim-WM 2006 ist ein gereifter Spieler geworden, der seine Teams zu Titeln führen kann.“ Dieses Image würden sich Schweinsteigers Werbepartner zunutze machen. Die EM ist insbesondere für die Ausrüster eines der wichtigsten Ereignisse des Geschäftsjahres. 2014 setzte Adidas vor allem aufgrund der WM zwei Milliarden Euro um – allein mit Fußballprodukten. Und will hier weiter wachsen. Sogar im Mediencenter in Evian wirbt die Firma mit großen Pappaufstellern und ausgestellten Schuhen. Stärkster Konkurrent ist Nike. Die US-Firma setzt darauf, früh kommende Stars unter Vertrag zu nehmen. Zuletzt unterschrieben mit Schalkes Leroy Sane und Bayerns Joshua Kimmich gleich zwei junge EM-Teilnehmer Einzelausrüsterverträge bei dem Konzern. Davon abgesehen haben die Neulinge in der Nationalelf (noch) EM 2016 13 MONTAG, 13. JUNI 2016 keine großen Werbepartner. Sane hat laut der Studie von Repucom besonders viele weibliche Fans, und auch Kimmich wird nach der EM wohl öfter in Kampagnen zu sehen sein. Stegelmann: „Um sich von anderen Spielern abzugrenzen und für Werbepartner interessant zu sein, müssen noch unverwechselbare Charakterzüge dazukommen. Ein Thomas Müller beispielsweise ist durch sein bodenständiges Auftreten ein Testimonial, das sich von anderen Spielern abhebt.“ Vor allem Julian Draxler traut Repucom durch die EM einen großen Sprung zu. Der Schalker, der auf der linken Seite den verletzten Marco Reus vertreten könnte, hat in Sachen Kaufentscheidungen laut Studie Einfluss auf 71 Prozent der 16- bis 24Jährigen. Bislang habe Draxler ausschließlich Ausrüster Adidas als Sponsor. Stegelmann: „Sollte er im Turnier sportlich herausstechen, wird er weitere Sponsorenverträge abschließen können.“ Draxler hat gut 1,8 Millionen Follower bei Facebook und Instagram. Ein entscheidender Faktor. Die sozialen Medien sind der größte Multiplikator für die Werbekampagnen mit Spielern. Eine Studie von Twitter widmet sich der Frage, wem die Menschen mehr vertrauen: Ihren Freunden oder „Influencern“ bei Twitter, YouTube und Co., also zum Beispiel Fußball-Stars? Ergebnis: 56 Prozent den Freunden, die Influencer erreichen beinahe 50 Prozent. An die unglaublichen Zahlen ihrer europäischen Konkurrenz kommen die deutschen Nationalspieler zwar (noch) nicht ran, ein Tweet des portugiesischen Superstars Cristiano Ronaldo ist laut einer Studie rund eine Viertelmillion Euro wert. Doch Mesut Özil kommt immerhin auf 45.000 Euro. Schweinsteiger postete pünktlich zum Start der EM ein AdidasVideo, in dem Fallschirmspringer ihm, Özil, Müller, Neuer und Mats Hummels neue Fußball-Schuhe bringen. Das Austesten von Selbstdarstellung gehört im Milliardengeschäft Fußball längst dazu. Gerade die Weltmeister haben globales Potenzial – und versuchen es auszuschöpfen. Jonas Hector hat keinen SocialMedia-Auftritt – als einziger Nationalspieler. Sich selbst darzustellen, das passe nicht zu ihm, sagt der Außenverteidiger vom 1. FC Köln. Sein Kollege Kroos ist nur in Sachen Werbung kaum aktiv. Experte Stegelmann erklärt: „Manche Sportler wären für gewisse Produkte nicht glaubwürdig und authentisch genug. Es gibt allerdings auch Fußballer, die sich noch nicht mit ihrer Vermarktung beschäftigt haben oder diese gar nicht anstreben.“ Kroos nimmt sich hier offensichtlich bewusst zurück. Obwohl er sich von Volker Struth beraten lässt, der bis vor Kurzem auch Mario Götze vertrat. Götze hat zahlreiche Sponsoren. Ihm wurden seine vielen Kampagnen zuletzt oft negativ ausgelegt, sein zuletzt umgestaltetes Logo ebenso. Das Hamburger Marktforschungsinstitut Dr. Grieger & Cie. wollte wissen: Welcher der Nationalspieler hat noch am meisten Werbepotenzial? Ergebnis: Kroos. Mit 10,3 Millionen Fans bei Facebook, sieben Millionen bei Instagram und 3,8 bei Twitter sei er ein „Outperformer“, habe sich also überdurchschnittlich gut entwickelt. Für Kroos könnte eine internationale Kampagne den nächsten Schritt bedeuten. Weltmeister Thomas Müller gilt bei Branchenkennern als Vorbild in Sachen Werbung. Er habe Sponsoren gewählt, die zu ihm passen, sagt Stegelmann. „Die Identifikation mit Thomas Müller ist für die Fans hoch. Entscheidend ist, dass er konstant auf hohem Niveau spielt. Er tritt sehr bodenständig und glaubwürdig auf, dazu kommt seine sympathische und humorvolle Art. Er könnte der sympathische Nachbar von nebenan sein.“ Nicht zu Müller würde die luxuriöse Glamour-Welt passen, also Produkte wie teure Uhren oder Oberklasseautos. Ein Spieler sollte sich für eine Werbebotschaft nicht verbiegen lassen, so Stegelmann. Firmen raten Werbeexperten, auch die Familie, Freunde, die Partnerin und den Berater des Spielers zu analysieren, um zu sehen, ob er perfekt zum Unternehmen passt. Riley Curry und ihr Papa haben seit Kurzem übrigens sogar eigene Emojis auf den sozialen Plattformen. Auch bei den bereits extrem vermarkteten EMFußballern gibt es also noch viel Steigerungspotenzial. ANZEIGE Danke! Klinsmann erreicht mit den USA das Viertelfinale Der Gastgeber schlägt Paraguay mit 1:0 – und verschafft dem deutschen Trainer etwas Ruhe as Team von Gastgeber USA hat bei der Copa America seinem deutschen Trainer Jürgen Klinsmann den Job gerettet und mit einem 1:0 (1:0) gegen Paraguay das Viertelfinale erreicht. Die US-Boys zogen durch ihren zweiten Vorrundensieg trotz längerer Unterzahl in der Gruppe A sogar noch an Kolumbien vorbei, das nach seinen beiden Auftaktsiegen Costa Rica unerwartet mit 2:3 (1:2) unterlag. Die 51.041 Zuschauer in Philadelphia konnten zwar früh die US-Führung durch Clint Dempsey (27.) bejubeln. Doch D Verteidiger DeAndre Yedlin brachte die Platzherren durch seinen Platzverweis nach zwei Gelben Karten binnen einer Minute (48.) nochmals in Not. Bester Mann war US-Innenverteidiger John Brooks von Bundesligist Hertha BSC Berlin, über den Klinsmann nach Abpfiff sagte: „Mit so einer Leistung schaut ganz Europa auf ihn.“ Im Viertelfinale treffen die USA und Kolumbien in Überkreuzduellen auf die beiden Besten der Gruppe B, in der am Sonntag auch Rekordweltmeister Brasilien gegen Peru um das Weiterkommen kämpfen. Nach ihren großartigen Erfolgen in der Euroleague haben die Brose Baskets die Playoffs mit 9:0 Siegen abgeschlossen und seit 2005 zum 8. Mal die Deutsche Basketballmeisterschaft nach Bamberg geholt. Wir bedanken uns bei den Spielern, dem Trainer- und Betreuerstab, unseren Sponsoren und den Fans von Freak City. Brose Fahrzeugteile – Join the winning team! brosebaskets.com brose-karriere.com © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 14 SPORT DIE WELT KOMPAKT D RAD Trauer um Legende Rudi Altig Rudi Altig ist am Samstag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren verstorben. Der gebürtige Mannheimer war einer der größten deutschen Sportstars der 60er Jahre. Bei der Tour de France gewann er acht Etappen. Größter Erfolg war der WM-Titel 1966 im Straßenrennen auf dem Nürburgring. Im selben Jahr wurde Altig zu Deutschlands Sportler des Jahres gekürt. LEICHTATHLETIK Harting gewinnt bei seinem Comeback DPA/ MARIUS BECKER Diskuswurf-Olympiasieger Robert Harting (Foto) hat auf seiner Comeback-Tour den ersten Sieg gefeiert. Er gewann im südniederländischen Leiden mit 65,37 Metern. Der Berliner hat erst Anfang Juni nach 21monatiger Wettkampfpause sein Comeback gegeben. HOCKEY Deutsche Frauen Zweite in Hamburg Die deutschen Damen haben das Vier-Länder-Turnier in Hamburg auf dem zweiten Platz beendet. Die Gastgeberinnen verloren am Sonntag ihr drittes und letztes Spiel mit 0:2 (0:2) gegen Turniersieger Argentinien. Maria Granatto (2. Minute) brachte den Panamerika-Meister nach 90 Sekunden in Führung, Gabriela Aguirre erhöhte auf 2:0 (5.). avid De Gea galt schon immer als besonders cooler Kandidat. Bekannt ist etwa, dass er sich während Premier-League-SpieDavid De Gea len mit seinem Verkönnte seinen ein Manchester Stammplatz im United in der Zuge der angebHalbzeitpause lichen Affäre noch gern mal nach an Iker Casillas den Ergebnissen verlieren aus Spanien erkundigt. Oder die Anekdote darüber, wie er die Nachricht aufnahm, dass der angestrebte Transfer zu Real Madrid vorigen Sommer an einem Fristversäumnis scheiterte. Er saß zuhause auf dem Sofa, seine Eltern waren zu Besuch, und als an den Fakten kein Zweifel mehr bestand, da erhob er sich ohne merkliche Regung und ging zu Bett. REUTERS/ VINCENT KESSLER KOMPAKT VON FLORIAN HAUPT Die Kunde der letzten Tage aus dem hermetisch abgeriegelten spanischen Quartier fügt sich insofern ins Bild: Der Keeper, dem Beteiligung an der Vergewaltigung einer Frau vorgeworfen wird, habe über das Wochenende ganz normal trainiert und ganz normal geschlafen, heißt es. Und wahrscheinlich wird dieser „Torwart aus Eis“ („El País“) trotz der Berichte über eine mindestens unappetitliche, womöglich strafrechtliche relevante Beziehung zu dem inhaftierten Pornoproduzenten „Torbe“ zum EM-Auftakt gegen Tschechien auch ganz normal halten – wenn ihn Nationaltrainer Vicente Del Bosque heute wirklich aufbietet. Das allerdings wollte der Coach auch gestern am Spielort Toulouse nicht zusichern. „Die endgültige Entscheidung fällt am Spieltag“, erklärte Del Bosque. Unabhängig von den neuesten Entwicklungen ringt er seit Monaten mit der Frage, ob er weiter wie in der EM-Qualifikation auf den mit Spanien seit acht Spielen unbezwungenen Altmeister Iker Casillas, 35, setzen soll – oder wegen der deutlich besserer Klubsaison des zehn Jahre jüngeren De Gea einen historischen Wechsel Hat De Gea wirklich ein reines Gewissen? Die angebliche Sex-Affäre um den Torwart von Manchester United belastet das spanische Team vor dem EM-Auftakt heute gegen Tschechien MONTAG, 13. JUNI 2016 vornimmt: es wäre das erste Turnier seit 16 Jahren, das Casillas nicht als Stammkeeper beginnt. Weder der Trainer noch die vor ihm zum Pressetermin geschickten Veteranen Andrés Iniesta und Sergio Ramos machten gestern einen wirklich lockeren Eindruck. Ausgerechnet die bis zur WM 2014 jahrelang nicht nur sportlich dominante, sondern auch moralisch stets vorbildliche „selección“ hat einen Skandal am Hals. Sie tut sich sehr schwer im Umgang damit. Auch wenn alle De Gea öffentlich ihre Loyalität versichern – mancher der älteren Spieler soll alles andere als glücklich darüber sein, dass die nachrückende Generation das Image der Mannschaft verändert. Nach Presseberichten hat eine Zeugin ausgesagt, dass De Gea im Jahr 2012 ein Treffen in einem Madrider Hotel arrangiert habe, bei dem sie von zwei Fußballern gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen worden sei. Die Behörden sollen das Mädchen als glaubhaft einstufen. Aus einem in der spanischen Presse veröffentlichten Whatsapp-Verkehr zwischen ihr und De Gea scheint zudem hervorzugehen, dass dieser sich öfter als Kuppler zwischen Spieler– und Eskortwelt betätigte. Der Torwart nannte die Behauptungen am Freitag „Lügen und Unwahrheiten.“ Fragen nach „Torbe“, der die Zeugin offenbar erpresste, wich er aus. Ob De Gea und seinem angeblich als einer der beiden im Hotel anwesenden Fußballer identifizierten Berufskollegen Iker Munian ein Verfahren droht, werden Richter und Staatsanwaltschaft in den nächsten Wochen entscheiden. Spanien fragt sich: Hat De Gea wirklich ein reines Gewissen? Oder ist er einfach nur unverschämt abgezockt? Del Bosque: „Sind nicht so vermessen zu sagen, dass wir hier gewinnen" Für Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque ist der dritte EM-Titel hintereinander „das Ziel, aber keine Verpflichtung“. Der 65 Jahre alte Erfolgscoach könnte sich durch das ganz große Portal von der internationalen Bühne verabschieden, auch wenn sein Abgang noch nicht offiziell ist. „Wir sind nicht so vermessen zu sagen, dass wir hier gewinnen“, sagt er. Bundestrainer Joachim Löw zählt die Iberer weiter zu den Topfavoriten in Frankreich. „Die Spanier sind nach wie vor auf dem allerhöchsten Niveau, auch wenn sie 2014 bei der WM als Titelverteidiger früh ausgeschieden sind.“ Das hohe Niveau des spanischen Fußballs zeige sich auch an den Erfolgen der Klubteams. Zuletzt gewann Real Madrid die Champions League. Bamberg bleibt Deutschlands Basketball-Hochburg Die Franken krönen sich im Finale gegen Ulm zum Deutschen Meister – es ist die sechste Meisterschaft seit 2010 ndrea Trinchieri umarmte jeden einzelnen Spieler, dann sorgte der Trainer der Brose Baskets Bamberg auf dem Spielfeld höchstpersönlich für die erste Champagnerdusche. Im Schnelldurchgang hat das Team des Italieners seinen achten Meistertitel geholt, nach dem 92:65 (38:37) im dritten Finalspiel der Basketball-Bundesliga gegen ratiopharm Ulm ging die best-of-five-Serie mit 3:0 an Bamberg. Darius Miller wurde als wertvollster Spieler (MVP) der Finals ausgezeichnet: „Wir BONGARTS/ GETTY IMAGES A Der Jubelschrei von Bambergs Kapitän Bradley Wanamaker sind Meister geworden, das ist das Wichtigste“, sagte Miller bei telekombasketball.de. Bamberg, das seinen Titel souverän verteidigte, blieb in der Meisterrunde als dritter Bundesligist nach Bayer Leverkusen (1992, 1994) und Alba Berlin (1998, 2002) ohne Niederlage. Die Brose Baskets haben zudem in ihrer fast makellosen Bundesliga-Saison nicht ein Spiel zu Hause verloren. Brad Wanamaker (19 Punkte) und Miller (19) waren die besten Werfer der Bamberger. Die Franken krönten, abgesehen vom Pokal-Aus gegen die Bayern im Halbfinale, eine nahezu perfekte Saison. Das Viertelfinale in der Euroleague wurde nur ganz knapp verpasst, national dominierte das Team. Nur drei Niederlagen gab es in der gesamten Saison – viel besser geht nicht. Die tapfer kämpfenden Ulmer warten nach ihrer dritten Teilnahme dagegen © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung weiter auf den ersten Sieg in einem Finalspiel. „Ich werde lieber wieder Zweiter, als dass ich nicht in die Position komme, das Finale zu verlieren. Diese Mannschaft ist Wahnsinn. Aber es war einfach nicht genug“, sagte Günther. Seriensieger Bamberg hat unterstrichen, wer die Nummer eins in Deutschland ist. Abgesehen vom Triumph der Bayern 2014 sind die Brose Baskets seit 2010 immer Meister geworden. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT FORUM 15 MONTAG, 13. JUNI 2016 LEITARTIKEL KOMMENTAR Amerikas gute Seiten Bei allen Nachteilen und Katastrophen: Es ist ein Land voller Eigensinn, Liebe und Humor, was nicht zuletzt die Trauerfeier für Muhammad Ali zeigt. Hillary Clinton könnte einiges von ihr lernen merika! Bei der Beerdigung eines seiner größten Söhne feierte sich das Land selbst. „Wir alle haben eine Ali-Geschichte“, sagte Ex-Präsident Bill Clinton. Ali habe „unser aller Leben etwas besser gemacht, als es vor ihm war“, sagte der Komiker Billy Crystal. Und wen feierten sie, begleitet von Imamen und Rabbinern, Schamanen, christlichen, hinduistischen und buddhistischen Geistlichen? Einen ehemaligen Boxer, Wehrdienstverweigerer, Islamisten, Revolutionär: Muhammad Ali. Und wie feierten sie ihn? Mit Anekdoten, Witzen, Tränen und Lachen. Es war eine muslimische Trauerfeier, denn Ali war, wie Clinton sagte, „ein Mann des Glaubens“. Aber es war eine Trauerfeier unter dem Zeichen der Stars and Stripes und der olympischen Ringe. Über seinen „großen Bruder“ Ali sagte Billy Crystal, er habe „die religiöse Freiheit für alle erstritten“; mit seiner Abwendung vom rassistischen, antisemitischen und separatistischen Islam seiner Jugend habe er „Brücken, nicht Mauern errichtet“. Das hatte Recep Tayyip Erdogan nicht verstanden, der die Feier zur Selbstinszenierung nutzen und zugleich islamisieren wollte und – da ihm die anwesenden muslimischen Geistlichen das nicht gestatteten – beleidigt abreiste. Wie klein wirkte Erdogan! Wie kleinlich wirken aber auch Diskussionen hierzulande über die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre; eine Frage, auf die keine Antwort richtig sein kann. Wenn ein jüdischer Schauspieler Ali feiert, weil er „uns alle erregt, geärgert, durcheinandergebracht“ hat, wenn ein christlicher Ex-Präsident ihn lobt, weil er „beschlossen hat, seine eigene Lebensgeschichte zu schreiben“ – dann artikulieren sie, was Amerika groß macht: der Glaube, dass es auf das Individuum ankommt, nicht auf das Kollektiv. Diese amerikanische Zivilreligion hat alle Religionen, die mit ihr in Berührung kamen, verändert. Schon 1899 verurteilte Papst Leo XIII. die Häresie des „Amerikanismus“ – der unter amerikanischen Katholiken grassierende Glaube, dass sich der Mensch in dieser neuen Welt selbst vervollkommnen könne. Jüdische Einwanderer aus den rückständigsten Schtetl-Gemeinden Osteuropas wurden mittels Hollywood und der Popmusik zu Propheten des amerikanischen Traums von Fortschritt und Glück. Und auch der Islam wandelte sich beispielhaft in der Person Alis von einer Religion der Absonderung und der Überheblichkeit, wie A ǑǑ ALAN POSENER Keine Thatcher hätte versucht, ihre Affinität zur Macht zu verheimlichen; eben deshalb war sie als Frau erfolgreich ihn wohl auch Erdogan versteht, zu einer Religion des Engagements und der Versöhnung, sodass der von Parkinson gezeichnete Ex-Boxer, um noch einmal Clinton zu zitieren, „zum universellen Kämpfer für unser gemeinsames Menschentum“ wurde. Was sich tief im einstmals „umnachteten“ Süden feierte, war das Amerika, das Europa als Vorbild dienen kann: das Amerika des Individualismus und des Aufstiegs, der Religionsfreiheit und der Toleranz, des Glaubens an den Menschen und seine Möglichkeiten. Es tat gut angesichts der Meldungen aus Amerika und Europa über die Wiederkehr der kollektiven Intoleranz und Wut zur Linken wie zur Rechten. Wie lässt Friedrich Schiller seinen Wallenstein sagen, der eine Art Amerikaner ist mit seiner Armee aus aller Herren Länder und seinem Glauben an sich selbst: „Nicht, was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,/ Ist das gefährlich Furchtbare./ Das ganz Gemeine ist‘s, das Ewiggestrige,/ Was immer war und immer wiederkehrt/ Und morgen gilt, weil’s heute hat gegolten!“ Und die Männer machen weiter Das „ganz Gemeine“ greift mit Donald Trump nach dem Weißen Haus. Unmittelbar vor der Begräbnisfeier für Muhammad Ali, dem Trump, wäre Ali nicht amerikanischer, sondern etwa deutscher Staatsbürger, als Muslim die Einreise in die USA verweigern würde – unmittelbar vor diesem Stelldichein des besseren Amerika hatte sich Hillary Clinton die Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten durch ihren Sieg bei den Vorwahlen in Kalifornien gesichert – und damit die historische Möglichkeit, als erste Frau das wichtigste Amt zu besetzen, das die freie Welt zu vergeben hat. Man muss Trump dankbar sein, weil durch seine Kandidatur Herz und Hirn einem gleichermaßen sagen, wer im November gewinnen soll. 2008 schlug das Herz für Barack Obama, das Hirn sagte einem aber, dass John McCain oder aber Hillary Clinton die bessere Wahl gewesen wäre; ein Urteil, das nach acht Jahren nicht revidiert zu werden braucht. Clinton hat sich schwergetan, den Linkspopulisten Bernie Sanders zu besiegen, und der Sieg gegen Trump wird auch nicht leicht sein. Das liegt nicht nur an der Wut, die Amerikas Mittelklasse nach der Krise erfasst hat. Es liegt auch an Clintons Persönlichkeit. Ihr fehlt nämlich das, was in Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ als wichtigste Eigenschaft eines Amerikaners beschrieben wird, der Erfolg haben will, und was ihr Mann Bill im Übermaß besitzt: „likeability“. Man muss populär sein, gemocht werden; die Menschen müssen spüren, dass man sie mag. Und das trifft auf Hillary Clinton nicht zu. Sie ist intelligent, erfahren, rhetorisch begabt, kaltblütig, kontrolliert und effizient – alles unentbehrliche Eigenschaften für eine Oberkommandierende, von denen Trump nur wenige besitzt. Aber man mag sie nicht. Und merkwürdigerweise sind es gerade junge Frauen, die sie nicht mögen. Für sie erscheint Clinton wie eine Frau von gestern, die aus den Kämpfen von gestern um Gleichberechtigung und Anerkennung stammt, von denen die selbstbewussten jungen Frauen von heute profitieren. Noch haben sie nicht gelernt, auf wie wankendem Boden diese Rechte und diese Anerkennung stehen, wie auch die Fortschritte, die Ali für Afroamerikaner mit erkämpft hat – wie jeder Fortschritt immer und überall. Alles an Hillary Clinton stößt diese jungen Frauen ab – vor allem ihr Stil, vielmehr ihre absichtsvoll kultivierte Stillosigkeit, die sie „likeable“ machen soll. Deshalb rät die britisch-amerikanische Erfolgsjournalistin Tina Brown mit Verweis auf Maggie Thatcher der Präsidentschaftskandidatin, jetzt ihre „inner bitch“ herauszulassen: Junge Powerfrauen würden die Powerfrau Clinton bewundern, die als Außenministerin mit Khaki-Hosenanzug und Sonnenbrille aus einem Militärflugzeug stieg. Weder Thatcher noch Benazir Bhutto oder Golda Meir hätten versucht, ihre Affinität zur Macht zu verheimlichen oder mit angeblich weiblichen Eigenschaften zu punkten; eben deshalb waren sie als Frauen erfolgreich. Zweifellos wird Hillary Clinton ihre „inner bitch“ brauchen, wenn sie mit Donald Trump in den Ring steigt. Es geht zwar gegen das „ganz Gemeine“, aber ohne Gemeinheit wird es nicht zu besiegen sein. ine Frau, dicke Brüste, platinblonde Haare, benommen, wehrlos, liegt auf einem Sofa. Sie hat Sex mit zwei Männern, oder besser gesagt: Zwei Männer haben Sex mit ihr. Mehrfach sagt die Frau „Hör auf“. Die Männer, Pardis F. und Sebastian C., machen trotzdem weiter. Wir kennen das Szenario recht genau, weil die beiden Männer Filmchen davon gedreht haben, die im Internet zu sehen sind. Was da auf dem Sofa passiert ist, daran gibt es also keinen Zweifel. Man kann sehr schnell auf die Idee kommen, das Ganze eine Vergewaltigung zu nennen. Das sagt die Frau selber so. Ihr Name ist Gina-Lisa Lohfink. Sie ist aus dem Fernsehen recht bekannt, aber das tut hier nichts zur Sache. Genauso wenig, dass es viele Fotos gibt, auf denen sie ihre Brüste Richtung Kamera streckt, durch ihre platinblonden Haare streicht oder einen sehr kurzen Rock trägt – obwohl darüber viel mehr geredet wird als über die mutmaßliche Vergewaltigung. Das Einzige, was etwas zur Sache tut, ist: Die Frau hat „Nein“ gesagt. Wir schreiben das Jahr 2016 und müssen uns allen Ernstes die Frage stellen, was dieses „Nein“, das „Nein“ einer Frau zum Sex, wert ist. Das deutsche Recht sagt: wenig. Das „Nein“ der Frau reicht nicht aus, um die mutmaßliche Vergewaltigung strafbar zu machen – dafür hätte sie sich körperlich wehren müssen, und das ist in den Videos nicht zu sehen. Stattdessen soll sie wegen mutmaßlicher Falschaussage 24.000 Euro zahlen. Das Opfer wird zur Täterin gemacht. Sie wird öffentlich bloßgestellt, immer wieder wird von ihren Brüsten geredet und von ihren kurzen Röcken. Als ob die Schuld daran seien, dass zwei Männer sich entschlossen haben, eine Frau zu vergewaltigen, zu demütigen, Machtfantasien an ihr auszuleben und das Ganze zu Dokumentationszwecken zu veröffentlichen. Das ist ein bekanntes Muster, man nennt das „rape culture“. Was das bedeutet, zeigt sich an amerikanischen Universitäten genauso wie in den arabischen Golfstaaten. Gesellschaften bringen Frauen bei, dass sie sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen haben. Und wenn sie das nicht schaffen – selbst schuld. Und die Männer machen einfach weiter. [email protected] [email protected] © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung EVA MARIE KOGEL E WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 16 BILDER DIE WELT KOMPAKT © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung MONTAG, 13. JUNI 2016 WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT MONTAG, 13. JUNI 2016 FORUM 17 Mein Lehrer, der Superheld REUTERS/ EDGARD GARRIDO (9) Einen kurzen Abschiedskuss für die Mutter und dann schnell in die Bahn, um es noch pünktlich zur Uni zu schaffen. Ein ganz normaler Tag im Leben des Moises Vazquez (26) und vieler anderer junger Menschen. Nur das Moises einen etwas ungewöhnlichen Kleidungsstil bevorzugt: Er verlässt das Haus nur noch verkleidet als ComicHeld. Als Spiderman, um genau zu sein. Inzwischen nennen ihn die Menschen nur noch „Spider-Moy“. Regelmäßig posiert der Lehrassistent für Informatik an der Universität von Mexiko für Fotos, wird auf der Straße angesprochen, ist zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Seine Studenten haben sich bereits an ihren Dozenten im Superhelden-Kostüm gewöhnt. An seinem Unterrichtsstil hätte sich trotz Verwandlung nichts geändert. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 18 ESSAY DIE WELT KOMPAKT MONTAG, 13. JUNI 2016 iel ist in den vergangenen Monaten darüber diskutiert worden, ob es sich bei der AfD um eine Partei mit demokratischem Selbstverständnis handelt. Spätestens seit Alexander Gaulands Einlassungen rund um den deutschen Fußball lässt sich behaupten, dass ein Teil der Parteispitze kein Interesse hat, ein solches Selbstverständnis öffentlich an den Tag zu legen. Es ist also ein guter Zeitpunkt zu analysieren, wie es um das Bewusstsein führender AfD-Repräsentanten bestellt ist. Nach dem Soziologen Max Weber ist Politik „ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“ – also das mühsame Ringen um Kompromisse, von denen alle wissen, dass sie vorläufig sind. V VON PHILIP CASSIER Selbstverständlich ist dies keine erschöpfende Definition, doch grundsätzlich bedeutet Politik das Vorhandensein eines Raums – Polis –, in dem Argumente frei ausgetauscht und verhandelt werden können. Und in bestimmten Fällen kann selbst eine „radikale“, nicht durch Kompromisse getrübte Lösung die richtige sein. Ein Beispiel wäre hier Winston Churchills prinzipielle Ablehnung jeglicher Verhandlungen mit Nazideutschland. Allerdings lag dieser Abkehr vom Kompromiss die Ausnahmesituation zugrunde, sich in einem Krieg zu befinden, der mehr als 60 Millionen Menschen das Leben kosten sollte. Die heutigen Vertreter radikaler Positionen müssen demzufolge immer allumfassende Aussagen treffen, um die Ausnahmesituation herzustellen. Frauke Petrys Bemerkung im Interview mit der „Welt am Sonntag“, die „Grundgesetzwidrigkeit des Islam“ sei eine „Tatsache“, ist ein gutes Beispiel. Die Pauschalität der Behauptung macht jegliche Analyse von Details unmöglich. Nicht bestimmte Gruppierungen innerhalb der Religionsgemeinschaft betätigen sich aus Petrys Sicht terroristisch oder legen ihre heilige Schrift auf eine Art aus, die im Konflikt mit deutschem Recht steht. Dagegen könnte man vorgehen; nein, die Religion in Gänze – und damit, so wird es nahegelegt, jeder, der zu ihr gehört – steht im Widerspruch zur Verfassung. Petry hat in dem besagten Gespräch hinzugefügt, diejenigen „Muslime, die sich gut integriert haben“, seien „nicht einverstanden mit manchen intoleranten und zur Gewalt aufrufenden Aussagen, die im Koran stehen“. Eine merkwürdige Relativierung, denn Muslim ist, wer zum Islam gehört. Die Totalität der Behauptung hat für Petry einen weiteren Vorteil: Sie führt zu weitreichenden Schlussfolgerungen, die die AfD-Chefin selbst nicht aussprechen muss. „Was macht man mit einer grundgesetzwidrigen Organisation?“, lautet die Frage, die Petry gleich mit- Die Rhetorik der Radikalen Pauschale Behauptungen, gebrochene Tabus: Ist das, was die AfD betreibt, noch Politik? Über die Sprachstrategien der neuen Rechten liefert. Die Antwort wäre: Man verbietet sie, bevor sie die Verfassung zerstören kann, den Kern des Staatswesens. Wie das praktisch in einem Land passieren soll, in dem Religionsfreiheit herrscht, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Allerdings wäre es dem Grundgesetz gegenüber fahrlässig, hier zimperlich vorzugehen, so viel dürfte klar sein – obwohl auch grundgesetzwidrige Organisationen im demokratischen Rechtsstaat Meinungs- und Koalitionsfreiheit genießen, es sei denn, sie stellen eine akute Gefahr für die Verfassungs- und Rechtsordnung dar wie durch Anwendung von Gewalt. Die Wirksamkeit jeder Aussage lässt sich weiter steigern, wenn sie als Tabubruch inszeniert wird. Wieder darf es nicht um konkret nachvollziehbare Vorgänge gehen wie darum, dass Regierungspolitiker gern Beschönigungsfloskeln benutzen, wenn es darangeht, Fehler einzugestehen. Das Tabu muss ebenfalls umfassend sein: Eine übergroße Mehrheit, so ist die rhetorische Strategie, hat entschieden, jeden mundtot zu machen, der es wagt zu sagen, der Islam sei verfassungswidrig oder eine politische Gruppierung verseuche das Land. Raffinierte Antidemokraten konstruieren daraus noch den Vorwurf, die Mehrheit sei totalitär und damit ohne jede Moral, weil sie ja Positionen unterdrückt, die ihr nicht passen. Die Tatsache, dass sie ihre Behauptungen überall loswerden können, ist ihnen der Beweis, selbst mutig gegen eine Öffentlichkeit anzutreten, die besessen davon ist, die Hohepriester der unbequemen Wahrheit zu vernichten. Exakt diese Klaviatur bediente Alexander Gauland virtuos. Und mehr: Zunächst gelang es ihm, bei seinem Publikum den Eindruck zu erwecken, von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ in eine Falle gelockt worden zu sein, als es um den deutschen Innenverteidiger Jérôme Boateng ging. Weil die Kollegen beim Streit um die Autorisierung eine schwache Figur abgaben, ließ sich daraus in Rekordtempo ein pars pro toto zimmern: Wenn selbst die „FAS“ nicht mehr seriös arbeitet, was muss dann erst bei den anderen los sein? Es bleibt rätselhaft, warum Gauland diesen sicheren Sieg noch aus der Hand gab, indem er je nach Tagesform behauptete, nicht von Herrn Boateng geredet zu haben, oder den Namen nicht selbst benutzt oder nicht gewusst zu haben, dass Herr Boateng „schwarz“ ist. Immerhin hat er erreicht, dass Boatengs Name nun während der EM mit dem Fall verbunden bleiben wird und Frauke Petry feststellen konnte, der Spieler sei „ein Klasse-Fußballer und zu Recht ein Teil der deutschen Nationalmannschaft“; eine Bemerkung, die auf die Staatsbürgerschaft gemünzt unnötig ist – und zu der Frau Petry, was das Sportliche betrifft, die Qualifikation fehlt. Der Eindruck aber, Frau Petry könne über Herrn Boateng urteilen, der ist in der Welt. Noch interessanter ist, was Gauland nach dem Gespräch mit der „FAS“ sonst von sich gab. Selten ist die Rhetorik eines Hohepriesters der Wahrheit, dessen Gedanken eine Epoche nicht etwa beschreiben, sondern selbst Epoche machen sollen, so konsequent vorgeführt worden wie von diesem Mann. Er, der arglos den Medien in die Falle ging – ja, er ist naiv, das sind Deutsche nun einmal, deswegen spielen auch Europa und die ganze Welt ihr böses Spiel mit uns –, er durfte nun nach Willen der totalitären Gutmenschen nicht einmal noch das „Heimatgefühl“ empfinden, das er sich im Anbetracht der „Politik der Überflutung“ durch „kulturund raumfremde Menschen“ bewahrt hatte. Was allgemein gilt, das gilt beim Fußball im Speziellen, denn die deutsche Nationalmannschaft ist ja „schon lange nicht mehr deutsch im klassischen Sinne“. In diesem Konvolut sind nun alle rhetorischen Figuren auf die Spitze getrieben, die hier vorgeführt wurden. Am bedeutendsten erscheint, dass es Gauland durch den Rückzugsort des „Gefühls“ gelingt, alle analytischen Bemühungen auszuhebeln. Einem Gefühl zu widersprechen, das tun nur herzlose Zeitgenossen: Da kann man einen zeitweise ungeregelten Zuzug von Flüchtlingen schnell zur „Überflutung“ machen, in der alle „klassischen Deutschen“ ersaufen werden; und „klassische Deutsche“, das müssen wohl die „Väter und Großväter“ sein, von denen wir das Land „ererbt“ haben. Wie © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung suggestiv diese Worte sind, zeigt, dass Gauland unmöglich die Trümmerwüste gemeint haben kann, die Deutschland zu Zeiten der Väter und Großväter zwischenzeitlich war. Die Rede ist hier von jenen Jahren, in denen das Beste, worauf Deutsche hoffen konnten, war, von Amerikanern, Briten oder Franzosen bescheinigt zu bekommen, nicht zu denjenigen gehört zu haben, die einen Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatten und einen Massenmord an den Juden gleich mit. Ansonsten scheint es sich bei Gauland um einen Verfechter der deutschen Teilung zu handeln: Wenn er beim Deutschland der Väter und Großväter nicht ein im Weltkrieg kollabierendes Kaiserreich oder den Nationalsozialismus gemeint hat, bleibt nur noch die Zeit übrig, in der ein Teil des Landes mehr oder weniger Befehlsempfänger Moskaus war. Es wäre kein Wunder bei der Faszination einiger Teile seiner Partei für Wladimir Putins Russland. Es wird häufig darauf hingewiesen, dass zu viel Aufmerksamkeit den Antidemokraten nur mehr Zulauf bescheren könnte. Es gibt sicher Gründe, das so zu sehen. Der Konter der AfD liegt auf der Hand: Die Systempresse unterdrückt durch ihr Schweigen ihre Meinungen, weil sie Angst hat. Dem gilt es entgegenzutreten. Deswegen: Wer die AfD-Leute beim Wort nimmt, dem wird klar, dass mit ihnen kein demokratischer Staat zu machen ist. Höchstens ein Staatsstreich und ein Bürgerkrieg. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 WIRTSCHAFT Biertrinker in Deutschland kaufen einer Studie zufolge immer häufiger Bügelflaschen. Der Marktanteil dieser Flaschen beim Bierverkauf in Supermärkten und Getränkemärkten sei seit 2014 von 5,2 Prozent auf 5,9 Prozent gestiegen, heißt es in einer Analyse der Marktforschungsfirma Nielsen. Große Discounter wie Aldi und Lidl sind nicht inbegriffen. Als Grund nennt Nielsen den Trend zu regionalen Marken und Bierspezialitäten, die häufig mit den Keramik- oder Kunststoffteilen verschlossen sind. Vor allem regional geprägte Brauereien setzen auf die in der Abfüllung teureren Bügelflaschen. Die Bügelflaschen waren einst stark vertreten auf dem deutschen Biermarkt, vor allem in Süddeutschland. Dann wurden sie durch Kronkorken-Flaschen zur Nische. Kronkorkenflaschen sind bei der Reinigung und der Wiederbefüllung von Pfandflaschen billiger – solche Flaschenanlagen brauchen für Bügelbehältnisse zwei- bis drei Mal so lange. Hinzu kommt, dass Flaschen mit den Kunststoff- oder Keramikverschlüssen ebenfalls bis zu drei Mal so viel kosten wie konventionelle Bierflaschen. Für die Stuttgarter Brauerei Dinkelacker-SchwabenBräu haben sich Bügelflaschen inzwischen zum Umsatztreiber entwickelt. Sowohl 2015 wie auch in den ersten fünf Monaten 2016 sei der Absatz der Bügelbiere im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum um etwa 5 Prozent gestiegen, sagt Vertriebschef Bernhard Schwarz. Bei Kronkorkenflaschen liege man hingegen nur etwa bei etwa null Prozent. Insgesamt kommt dadurch ein ZweiProzent-Wachstum beim Bierabsatz raus. Heizöl-Preise aktuell Preise in Euro je 100 Liter bei Kauf von 3000 Litern einschließlich 19 Prozent Mehrwertsteuer Stadt Diese Woche Vorwoche Berlin 55,80-57,90 55,10-57,70 Hamburg 57,90-59,85 54,75-59,45 Hannover 57,85-63,30 57,85-60,55 Düsseldorf 52,85-60,55 53,90-56,90 Frankfurt/M. 56,95-59,95 56,35-57,95 Karlsruhe 53,35-57,45 53,70-57,45 Stuttgart 54,20-58,30 55,15-58,30 München 53,45-55,80 52,25-55,35 Rostock 53,25-59,50 53,20-57,15 Leipzig 53,80-59,60 53,80-56,90 Bei höherer Abnahmemenge sind Preisnachlässe möglich. Quelle: Energie Informationsdienst E igentlich sind die Wintermonate mit viel Regen und Kälte die Zeit, in der sich die Krankschreibungen bei der Post besonders häufen. Jetzt ist es Juni, ein Monat mit sonnigem Wetter und dennoch offensichtlich keine gute Zeit für Briefboten und Paketzusteller. Denn nach Informationen aus den Gewerkschaften liegt der Krankenstand der Post bei den Zustellern im bundesweiten Durchschnitt zurzeit bei mehr als zwölf Prozent. VON BIRGER NICOLAI Langzeitkranke sind darin noch gar nicht berücksichtigt. Vor allem Rückenbeschwerden und Gelenkprobleme, etwa mit den Knien, sollen den Mitarbeitern zu schaffen machen. Das wiederum soll mit den höheren Gewichten der einzelnen Sendungen und den steigenden Mengen pro Zusteller zusammenhängen. Immerhin gilt eine Sendung von bis zu 31,5 Kilogramm hierzulande immer noch als Paket. „Bei der Post werden zu wenige neue Mitarbeiter eingestellt“, sagte Volker Geyer, der Bundesvorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPVKOM, der „Welt“. Bei einem hohen Krankenstand fehle dann das Personal, um die Ausfälle abzufedern. „Viele Briefund Paketzusteller der Post sind körperlich überlastet, sie können einfach nicht mehr“, sagte Geyer. Auch die bei der Post noch stärker vertretene Gewerkschaft Ver.di berichtet von auffallend hohen Ausfallzahlen und bestätigt die Daten der DPVKOM. In einzelnen Regionen, wie etwa in Lübeck, sind nach den Informationen derzeit sogar 16 Prozent der Zustellmitarbeiter krankgeschrieben. Ein Ver.di-Funktionär spricht von „selbst gemachtem Leid“, weil der Post-Konzern durch überzogenes Sparen zu wenige Mitarbeiter habe. Die Post selbst hält die von der DPVKOM genannte Zahl „für zu hoch gegriffen“, nennt aber für die Postzustellung auch keinen anderen Krankenstand. „Die Krankenstandsentwicklung bei der DPDHL Group in Deutschland läuft entlang der gesamtgesellschaftlichen Trendkurve“, so ein Konzernsprecher. Gemeint ist damit allerdings der gesamte Konzern mit rund 250.000 Beschäftigten. Die Gewerkschaften beziehen sich bei ihren Zahlen dagegen auf die rund 80.000 Zusteller in Deutschland. Eine Ursache des Problems ist auch das vergleichsweise hohe Alter der Belegschaft. Im Durchschnitt sind die Beschäftigten 46,3 Jahre alt. Zum Vergleich: Im Jahr 1998 lag das Durchschnittsalter noch bei INA FASSBENDER/ REUTERS Biertrinker greifen zur Bügelflasche MONTAG, 13. JUNI 2016 Der Korb ist voll, der Postbote fehlt: Gewerkschaften warnen, dass die hohe Belastung der Zusteller zu vielen Ausfällen führt Jeder achte Briefträger ist krank Schwere Pakete machen die Arbeit zum Knochenjob. Die Gewerkschaft DPVKOM fordert eine Verjüngung des Personals. Doch die Post will lieber eine Mini-Zulage streichen exakt 40 Jahren. „Die notwendige Verjüngung des Personals findet bei der Post nicht statt“, sagte Geyer der „Welt“. Nach Meinung des Gewerkschafters besteht hier dringender Handlungsbedarf. „Nach unseren Schätzungen müsste die Post mindestens 5000 Zusteller einstellen, damit die Arbeit rei- Eingestellt wird nur bei der Tochter Delivery Der Post-Konzern stellt derzeit lediglich in der Paketzustellung bei der neuen Tochter Delivery Mitarbeiter ein. Im Januar 2015 hatte die Post 49 Regionalgesellschaften mit diesem Namen gegründet. Hier gelten niedrigere Löhne als bei der Muttergesellschaft. Bei Delivery werden Paketboten nämlich zu den Bedingungen des Logistiktarifvertrags beschäftigt. Sie erhalten rund 20 Prozent weniger Lohn als ihre Kollegen, die nach dem PostHaustarif bezahlt werden. Die Post begründet den Umbau vor allem mit der Kombination aus wachsender Konkurrenz und dem andauernden Boom im Online-Handel. Dieser erfordere nach Einschätzung der Post bis zu 25.000 neue Jobs in der Paketzustellung bis zum Jahr 2025. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung SEITE 19 bungslos zu schaffen ist“, sagte Geyer. Eine Entlastung für ältere Beschäftigte ist bei der Post in absehbarer Zukunft jedoch nicht geplant. Die Gewerkschaft fordert zudem Zeitzuschläge für ältere Postzusteller. „Wer älter als 50 Jahre ist, kann die körperlich anstrengende Arbeit nicht in dem gleichen Tempo erledigen wie ein jüngerer Kollege. Das sollte eigentlich auch der Deutschen Post einleuchten“, sagte Geyer. Der Konzern stellt derzeit lediglich in der Paketzustellung bei der neuen Tochtergesellschaft Delivery Mitarbeiter ein. Für sie gelten hier allerdings niedrigere Löhne als bei der Muttergesellschaft. Die Konsequenzen des Krankenstands sehen die Postkunden beim täglichen Blick in ihre Briefkästen: Sie bleiben immer öfter einmal leer. „Wenn ein Zusteller krankheitsbedingt nicht arbeiten kann und keine Vertretung für ihn da ist, bleibt seine Post liegen“, sagte Geyer. Sollte ein Kollege die Sendungen mitnehmen, schaffe der es dann kaum, die Post in seinem eigenen Bezirk zuzustellen. Der Mangel an Zustellern erschwert es der Post, auf Ausfälle zu reagieren, ohne dabei an anderer Stelle neue Probleme zu verursachen. Gesetzlich gezwungen ist die Post dazu, an sechs Tagen in der Woche Briefe und Pakete zuzustellen. Die Post-Mitarbeiter arbeiten 38,5 Stunden in der Woche, sie dürfen aber durch Vereinbarungen mit den Betriebsräten die tägliche Arbeitszeit auf bis zu zehn Stunden und 45 Minuten erhöhen. Wenig motivierend für die Post-Mitarbeiter dürfte auch diese Aktion des Managements sein: Ende Mai ging die Anweisung des Geschäftsbereiches Brief der Post an die Niederlassungen, dass die sogenannte Springerzulage von 1,53 Euro am Tag zum Stichtag 1. Juli gestrichen wird. Das Schreiben liegt der „Welt“ vor. Betroffen sind rund 6000 Brief- und Paketzusteller, die täglich in einem anderen Zustellbezirk eingesetzt werden und dort ihre Kollegen vertreten. Eingeführt wurde diese Zulage 1991. Nach Berechnungen der Gewerkschaft macht sie derzeit zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro im Jahr aus. Dass diese Maßnahme möglicherweise unnötigen Konfliktstoff birgt, scheint man in letzter Minute auch noch in den Führungsetagen der Post gemerkt zu haben. Unmittelbar bevor die heikle Nachricht zu Wochenbeginn an die schwarzen Bretter gehängt werden sollte, hat Uwe Brinks, der Produktionschef der Post, das Vorhaben seiner Abteilungsleiter zurückgezogen. Die Zulage von 1,53 Euro wird nun also doch vorerst weitergezahlt. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 20 WIRTSCHAFT DIE WELT KOMPAKT MONTAG, 13. JUNI 2016 So kassieren Deutschlands Beamte nach Feierabend ab pitzenbeamte in Bundesministerien verfügen über Herrschaftswissen. Sie sind oft die Meister ihres Fachs, sind mit jedem Paragrafen vertraut und immer auf dem neuesten Reformstand. Das macht sie zu gefragten Rednern auf Fachkongressen. Veranstalter locken Fachbeamte mit vierstelligen Honoraren. S VON MARTIN GREIVE Viele Beamte haben solche Angebote im vergangenen Jahr angenommen. Rund 1100 Staatsdiener aus Bundesministerien und Kanzleramt haben über Vorträge ihre Beamtenbezüge aufgebessert. Dies geht aus einer Antwort der Bundes- ,, So etwas darf ein Minister in seinem Haus nicht zulassen Gerhard Schick , Grünen-Politiker regierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor. Besonders gefragt sind die Beamten des Bundesfinanzministeriums. Laut der Antwort der Bundesregierung haben durchschnittlich 35 Beamte des Finanzministeriums von 2011 bis 2015 mit Vorträgen rund 215.000 Euro verdient. Im Schnitt haben sie dafür 1137,40 Euro erhalten, bei einem Zeitaufwand von durchschnittlich 10,2 Stunden. Über von ihnen geschriebene Artikel kam noch mehr Geld zusammen, rund 230.000 Euro. Am lukrativsten ist es für Beamte, Gesetze zu kommentieren. Über diese Dienste verdienten sie mehr als 330.000 Euro, die maximale Vergütung eines Finanzbeamten für solche Dienste lag bei 17.600 Euro. Über eine nebenbei betriebene Herausgeberschaft strichen die Beamten zwischen 2011 und 2015 rund 164.000 Euro ein. Für „Diskussionen“ haben Beamte des Bundesfinanzministeriums in den Jahren 2011 bis 2015 insgesamt 37.134 Euro erhalten. Der Spitzenreiter im Bundesfinanzministerium kam 2015 auf einen Nebenverdienst von insgesamt rund 40.000 Euro. Grünen-Politiker Gerhard Schick sieht in den Nebentätigkeiten ein doppeltes Problem. Er erwarte, dass sich die Beamten auf ihren Dienst konzentrieren. „Wer sich 21 Wochen lang einer Nebentätigkeit widmet, der muss jedenfalls sehr genau darlegen, wie das mit der gesetzlichen Forderung nach vollem persönlichen Einsatz vereinbar ist.“ Für noch ein größeres Problem hält der Grüne die Gefahr möglicher Interessenskonflikte. Wenn einige Beamte mit Vorträgen, Aufsätzen oder Gesetzeskommentaren so viel Geld verdienten, „dann muss jedem klar sein, dass es da eine Komponente der Beeinflussung gibt. So etwas darf ein Minister in seinem Haus nicht zulassen“, so Schick. Er fordert gesetzliche Änderungen. „Dass ausgerechnet Vorträge von der Genehmigungspflicht ausgenommen sind, ist ein rechtlicher Anachronismus, den es dringend zu beheben gilt.“ Schicks Fraktionskollegin Lisa Paus begrüßte, dass das Bundesfinanzministerium anstrebe, Vorträge und Seminare als Dienstgeschäft zu definieren. „Dann würde sie zur regulären Tätigkeit gehören und nicht extra als Nebentätigkeit entlohnt werden.“ ANZEIGE Amtsgericht Bernau bei Berlin Aufgebot In dem Aufgebotsverfahren der Margit Eveline Warzecha, geboren am 12.09.1945, verstorben am 06.01.2008, vertreten durch den Nachlassinsolvenzverwalter: Rechtsanwalt Falk Eppert, Vietmannsdorfer Straße 23, 17268 Templin – Antragsteller – wegen Aufgebot hat das Amtsgericht Bernau bei Berlin am 07.06.2016 beschlossen: Rechtsanwalt Falk Eppert hat den Antrag auf Kraftloserklärung einer abhanden gekommenen Urkunde bei Gericht eingereicht. Es handelt sich um den Grundschuldbrief, Gruppe 02, Briefnummer 14149968, über die im Grundbuch des Amtsgerichts Bernau bei Berlin, Gemarkung Lindenberg, Blatt 594, in Abteilung III Nr. 4 eingetragene Grundschuld zu 178.952,16 EUR mit 18 % Zinsen jährlich. Eingetragene Berechtigte: Margit Warzecha, geb. Martins, geboren am 12.09.1945. Der Inhaber des Grundschuldbriefs wird aufgefordert, seine Rechte spätestens bis zu dem 31.08.2016 vor dem Amtsgericht Bernau bei Berlin, Breitscheidstraße 50, 16321 Bernau bei Berlin, Az.: 34 UR II 3/15 anzumelden und die Urkunde vorzulegen, da ansonsten die Kraftloserklärung des Briefes erfolgen wird. Ruhnow, Rechtspfleger AFP/ JOHN MACDOUGALL 1100 Staatsdiener bessern ihr Gehalt mit Vorträgen auf. Ein Ressort ist am fleißigsten Forscher der TU Dresden bestimmen mit Infrarot-Spektroskopie das Geschlecht von Küken im Ei Schluss mit dem Kükenschreddern 2020 hört der größte US-Eiererzeuger dank deutscher Technik mit dem Töten auf. Doch Unternehmen hierzulande zögern as Schreddern männlicher Küken unmittelbar nach dem Schlüpfen sorgt immer wieder für Proteste aufgebrachter Tierschützer. In den USA hat sich die Geflügelwirtschaft nun auf ein Ende des umstrittenen Verfahrens festlegen lassen. Spätestens im Jahr 2020 werde es abgeschafft, erklärten der mit Abstand größte Eiererzeuger Amerikas, United Egg Producers, und die Tierschutz-Organisation The Humane League (THL). D VON MICHAEL GASSMANN Da die Kooperative 95 Prozent des amerikanischen Markts versorgt, kommt die Einigung einer Abschaffung der massenhaften Kükentötungen in Amerika gleich. „Das Kükenschreddern wird in den USA bald eine Sache der Vergangenheit sein“, sagte THL-Chef David Coman-Hidy. Schon 2014 hatte sich der Lebensmittelkonzern Unilever in den USA verpflichtet, bei seinen Eierlieferanten auf eine möglichst rasche Beendigung der Tötungen zu dringen. Unilever kauft in den USA jährlich 350 Millionen Eier ein, unter anderem für Speiseeis seiner Marke Ben & Jerry’s oder für Hellman’s Mayonnaise. In Deutschland bietet sich ein anderes Bild. Erst Ende Mai hatte das Oberverwaltungsgericht Münster die Methode als gesetzeskonform abgesegnet. Das Keulen diene der „Versor- gung der Bevölkerung mit Eiern und Fleisch“. Es sei deshalb mit dem Tierschutzgesetz vereinbar, welches das Töten von Tieren aus vernünftigem Grund zulasse. Zwar gibt es auch in Deutschland Bemühungen, das maschinelle Schlachten durch Schreddern oder das ebenfalls übliche Vergasen der Jungtiere mit Kohlenmonoxid zu beenden. Eine verbindliche Selbstverpflichtung allerdings mit einer konkreten zeitlichen Frist ist hierzulande nicht in Sicht. Dabei steht eine neue Technologie vor der Einführung, durch die das Massentöten in den Brütereien abgeschafft werden könnte. Das humane Verfahren wird in Deutschland entwickelt. Auch die Vereinbarung zwischen United Egg Producers und THL setzt darauf. Wissenschaftler des Forschungsverbunds Leipzig/Dresden haben eine Methode entwickelt, das Geschlecht der Tiere noch im Ei zu bestimmen. Das erfolgt mithilfe von InfrarotSpektroskopie während der Frühphase der Bebrütung. Eier mit männlichen Küken könnten dann aussortiert und zum Beispiel für die Herstellung von Tierfutter verwendet werden. Das Forschungsprojekt in Sachsen soll Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Die Entwicklung von Maschinen, die Millionen von Eiern schnell und kostengünstig entsprechend der Anforderungen der Brütereien analysieren und sortieren können, ist jedoch noch nicht beendet. Bisher werden © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung weibliche und männliche Jungtiere von Hand getrennt. In Deutschland macht Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Druck. Sein Ziel sei ein Ende des Kükenschredderns im Jahr 2017, erklärte er im vergangenen Sommer. Damals überreichte er in Leipzig Schecks über insgesamt fast 1,2 Millionen Euro, um die Forschungsarbeiten zu beschleunigen. Die deutsche Geflügelwirtschaft hält den Plan jedoch für unrealistisch. „Die Geschlechtsbestimmung im Ei funktioniert, sie ist aber noch nicht praxistauglich“, sagte ein Sprecher des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft in Berlin. Dies werde voraussichtlich erst in zwei bis vier Jahren der Fall sein. Bis zur Umstellung auf die neue Technik werden in Deutschland weiterhin jährlich rund 50 Millionen männliche Küken in den ersten Stunden nach dem Schlüpfen getötet, täglich mehr als 135.000. Da sie weder Eier legen können noch schnell genug Fleisch ansetzen, sind sie für die Züchter kommerziell wertlos. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hält dennoch nichts von einem Verbot. Er schließt sich in seinen Argumenten der Geflügelwirtschaft an. Eine Untersagung in Deutschland werde danach lediglich zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland führen, solange keine technische Alternative verfügbar sei. WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 ANZEIGE RENAULT TALISMAN GRANDTOUR Auf die Details kommt es an Der Renault Talisman Grandtour im Überblick > Design: stillvolle Persönlichkeit und unverwechselbare Eleganz > Fahrspaß: individualisierbares MULTI-SENSE System und dynamische Allradlenkung 4CONTROL2 > Komfort: gehobene Verarbeitung und innovative Technologien > Einstiegspreis: ab 28.950,– Euro3 1 Es gibt sie, die Liebe auf den ersten Blick. Deswegen ist es schön, wenn das Design eines Wagens rundherum überzeugt – so wie beim Renault Talisman Grandtour, der sowohl außen als auch innen mit viel Liebe zum Detail ausgestattet wurde. Seine markante Frontpartie, seine attraktive Seitenlinie und seine kraftvollen Schultern verleihen ihm eine Persönlichkeit, die Selbstbewusstsein und Stilsicherheit in jeder Situation ausstrahlt. Wie die CoupéLimousine weist auch der Renault Talisman Grandtour dynamische Proportionen, ein lang gezogenes Proil und eine hohe Gürtellinie auf. Die Dachlinie wird durch einen Heckspoiler verlängert, und die Neigung des Heckfensters betont die Dynamik. All das wird ermöglicht, ohne Kompromisse beim Kofferraumvolumen zu machen. Zur Ausstattung außen gehört unter anderem noch, dass sich an den Fenstern Chrom-Einfassungen beinden und sowohl die Türgriffe als auch die Außenspiegel in der Wagenfarbe lackiert sind. Hinzu kommt, dass der LED-Blinker bei den Außenspiegeln integriert wurde und sie elektrisch anklapp- und einstellbar sind. Schon an diesem Beispiel ist zu sehen, wie das Design hier mit der Funktionalität auf eine einzigartige Weise vereint wird. Dieses Prinzip, dass das Beste aus beiden Welten im Renault Talisman Grandtour vereint wird, setzt sich selbstverständlich auch im Inneren des Kombis fort. Damit der Fahrer zum Beispiel die innovative Technik möglichst optimal im Griff hat, wurde die Mittelkonsole mit viel Sinn für Ergonomie gestaltet. Handwerk- liche Sorgfalt prägt dabei jedes Detail. Das klare Design sorgt dafür, dass jede Fahrt angenehm ist und zum komfortablen Vergnügen wird. Wie der Schalthebelknauf ist auch das Lenkrad, das natürlich problemlos längs- und höhenverstellbar ist, in Leder gefasst. Der Renault Talisman Grandtour hat eindeutig Charakter. Alles ist an ihm dafür gemacht, um mit Leichtigkeit schön zu sein. EINE KLASSE FÜR SICH DER FEINE UNTERSCHIED FAHRZEUG MIT CHARAKTER Charismatisches Außendesign Zeitloses Interieur Stilvolle Persönlichkeit Der Renault Talisman Grandtour hat das Zeug zum Verführer. Seine breite Front sorgt für eine starke Präsenz auf der Straße und strahlt selbstbewusst Kraft und Leistung aus. Der große Kühlergrill mit den feinen Chrom-Elementen unterstreicht dabei noch sein markantes Auftreten. Dieser Wagen repräsentiert eine Klasse für sich. Die handwerklich perfekte Verarbeitung der hochwertigen Materialien und die durchdachte Ergonomie vermitteln das gute Gefühl des gehobenen Lebensstils. Dieses Gefühl wird noch durch Details im Design wie die Ziernähte in der Verkleidung4 des Instrumententrägers ganz natürlich verstärkt. Das richtige Auftreten ist eine Frage des Stils. Vom Renault Talisman Grandtour wird sie mit viel Liebe zum Detail beantwortet. Seine Persönlichkeit wird u. a. durch edle 19-Zoll-Räder2, die charakteristischen seitlichen Luftauslässe und seine am Tag und in der Nacht leuchtende Lichtsignatur unterstrichen. Renault Talisman Grandtour ENERGY dCi 110: Gesamtverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert (l/100 km): 4,2 / 3,5 / 3,7; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 98. Renault Talisman Grandtour: Gesamtverbrauch kombiniert (l / 100 km): 6,0–3,7; CO2-Emissionen kombiniert (g / km): 135–98 (Werte nach Messverfahren VO [EG] 715 / 2007). 1) 3 Jahre Renault Neuwagengarantie und 2 Jahre Renault Plus Garantie (Anschlussgarantie nach der Neuwagengarantie) gem. Vertragsbedingungen für 60 Monate bzw. 100.000 km ab Erstzulassung; 2) Serienmäßig oder optional (gegen Aufpreis), verfügbar ab Ausstattungsniveau Intens; 3) UPE zzgl. Überführung für einen Renault Talisman Grandtour Life ENERGY dCi 110; 4) Serienmäßig ab Ausstattungsniveau Intens; Renault Deutschland AG, Postfach, 50319 Brühl DER RENAULT TALISMAN IST WELT-KLASSE. MEHR INFORMATIONEN UNTER WWW.WELT.DE/WELT-KLASSE © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 22 WIRTSCHAFT DIE WELT KOMPAKT MONTAG, 13. JUNI 2016 KOMPAKT Pariser Platz in Berlin: Eis schmilzt in der Sommerhitze, die Preise für die kalte Erfrischung jedoch nicht PROMI-BLOG „Gawker“ muss versteigert werden Ein Rechtsstreit mit dem Wrestler Hulk Hogan ist dem US-Onlinedienst „Gawker“ zum Verhängnis geworden. Der Promi-Klatsch-Blog beantragte Gläubigerschutz und wird vermutlich Ende Juli versteigert. „Gawker“ war im März zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 140 Millionen Dollar an Hogan verurteilt worden, nachdem die Webseite ein Sex-Video von ihm veröffentlicht hatte. Unternehmer klagt gegen Medienbericht PA/ DPA/ URSULA DÜREN Tourismusunternehmer Vural Öger (Foto) will juristisch gegen „Spiegel Online“ vorgehen. „Über mich werden Unwahrheiten und Unterstellungen verbreitet, diese Unverschämtheit lasse ich nicht zu“, sagte Öger der „Welt am Sonntag“. Gegenstand der Veröffentlichung ist eine Klage seines ehemaligen Geschäftspartners Sun Express auf Zahlung von 15 Millionen Euro. Dabei geht es um angebliche Provisionsverpflichtungen. Öger selbst hat ebenfalls eine Klage eingereicht, und zwar gegen Sun Express und auf Schadenersatz in ebensolcher Höhe. Öger bestreitet die Darstellung, er habe Vermögen beiseite geschafft, um es vor dem Zugriff des Gerichts zu schützen. GRIECHENLAND Streik in Piräus ärgert Touristen Ein seit knapp drei Wochen andauernder Streik der griechischen Hafenarbeiter bringt Kreuzfahrt-Touristen viel Ärger. In Piräus legten am Samstag sieben Schiffe an. Rund 15.000 Touristen, die ihre Kreuzfahrt in diesem größten griechischen Hafen beendeten oder starteten, mussten selbst ihre Koffer über weite Strecken tragen. „Diese Strapazen für die Touristen werden Konsequenzen für die Branche mit sich bringen“, warnte Michalis Nomikos, Leiter einer der größten Reiseagenturen Griechenlands, in einem Gespräch mit dem Radiosender der Stadt Athen. GREGOR FISCHER/ DPA / PICTURE ALLIANCE/ FIS LRE VURAL ÖGER So teuer wird der Fußball-Sommer Verbraucher haben vorm Anpfiff Bier, Chips und Grillfleisch gebunkert. Doch beim Einkauf haben sie auch positive Überraschungen erlebt. Wie sich die Preise entwickelt haben ußball-EM und Spitzenwetter: Bei solchen Aussichten frohlockt der auf Sommerprodukte spezialisierte Einzelhandel: Eiscreme und Erfrischungsgetränke, Bier, Chips und Grillgut gehen dann besser weg als geschnitten Brot. F VON DANIEL WETZEL Doch nutzt der Handel die Nachfragespitze aus, um entsprechend Spitzenpreise zu berechnen? Immerhin hielt sich auch jahrelang das ungute Gefühl, dass Benzin immer genau zu Beginn der Ferienzeit teurer wird. Dasselbe könnte jetzt auf Fußballbier und Eis im Freibad zutreffen. Wir haben uns in den entsprechenden Branchen umgehört. Lehre Nummer eins: Über Preise spricht niemand gerne. Beim Branchenriesen „Intersnack“ hält man sich über die Preisentwicklung von „Chio-Chips“ ebenso bedeckt wie bei Krombacher über den Flaschenpreis der größten deutschen Bier-Einzelmarke. Die Angst der Hersteller: Jede Preisprognose könnte vom Bundeskartellamt als Versuch einer wettbewerbswidrigen Absprache gewertet werden. Und auf den Ärger kann man gut verzichten. Lehre Nummer zwei: Bei den Rohstoffpreisen gibt es deutlich mehr Transparenz. Und die immerhin liefern in dieser Saison kaum Grund für steigende Endverbraucherpreise. Hier kommt die Übersicht. Bier bleibt billig: Die Bierpreise werden den Spaß an der FußballEuropameisterschaft nicht trüben. Zwar blieb die Hopfen-Ernte im vergangenen Jahr aufgrund schlechten Wetters unterdurchschnittlich, doch die Rohstoffpreise haben ohnehin nur wenig Einfluss auf den Endverbraucherpreis, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund. Entscheidend für den Bierpreis ist immer noch der harte Wettbewerb der großen Handels- und Supermarktketten, über die immerhin 80 Prozent des Bierabsatzes läuft. Biertrinker, die nicht um jeden Preis an ihrer Stammmarke festhalten, kommen also weiterhin günstig durch den Sommer. ,, Süßwaren und Knabberartikel sind hierzulande nach wie vor am günstigsten Solveig Schneider, Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Hohe Rohstoffkosten verteuern Chips & Co.: „Im europäischen Vergleich kann man Süßwaren und Knabberartikel hierzulande nach wie vor am günstigsten einkaufen“, sagt Solveig Schneider vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie“ (BDSI) in Bonn. Allerdings leidet die Süßwaren- und Knabber-Branche unter den Kostensteigerungen ihrer Vorlieferanten. Weil zum Beispiel die Nachfrage nach Haselnüssen weltweit zunimmt, stieg der Einkaufspreis für ein Kilo Kerne im vergangenen Jahr um fast 50 Prozent auf 12,40 Euro. Auch das Kilo Mandeln verteuerte sich ähnlich stark, weil Kalifornien, die wichtigste Anbauregion weltweit, unter einer dramatischen Wasserknappheit leidet. „Die stark gestiegenen Rohstoffpreise und Löhne können zu Preissteigerungen führen, die tendenziell an den Verbraucher weitergegeben werden müssen“, sagt BDSI-Sprecherin Schneider. Letztlich entscheide sich die Preisfrage jedoch im Wettbewerb des Handels. Dort könnten in diesem Jahr zum Beispiel Kartoffelchips teurer werden – die Lage am Rohstoffmarkt würde den Herstellern zumindest dafür einen Grund geben. So sind Kartoffeln nach der Super-Ernte 2014 und dem darauf folgenden Preisverfall inzwischen wieder deutlich teurer geworden. Bei der „Agarmarkt Informations-Gesellschaft“ (AMI) hat man zumindest im Mai bei festkochenden Frühkartoffeln der neuen Ernte Preise von 1,24 Euro pro Kilo registriert – ein Preissprung von immerhin 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Preis für Grillgut uneinheitlich: Die Antennen der AMI- WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT Marktbeobachter haben auch die Möglichkeit einer Trendwende bei Grillgut ausgemacht: Seit Mitte April steigen die Preise für Schweinefleisch wieder. Ein Kilo Schlachtgewicht der Handelsklasse E schlage inzwischen mit 1,45 Euro zu Buche – dasselbe kostete in der 15. Kalenderwoche noch 1,30 Euro. Doch die Preisentwicklung ist uneinheitlich. Das marinierte Schweineschnitzel, ein Klassiker deutscher Grillkultur, ist im Jahresvergleich um 3,5 Prozent billiger geworden und kostet im Schnitt noch 6,42 Euro. Hähnchenschnitzel sind im Jahresverlauf hingegen um fast zehn Prozent teurer geworden – der Kunde muss heute im Schnitt 8,27 Euro für das Kilo berappen. Nicht spekulieren wollen die Agar-Informatiker über die Gründe für solche Art Preisveränderungen. War es wetterbedingt und der späte Beginn der Grillsaison in diesem Jahr? Veränderte Absatzbedingungen im Export? Auch hier gilt jedoch: Was der Endverbraucher zahlt, ist am stärksten abhängig von den Wettbewerbsbedingungen des Handels vor Ort. Eis bleibt vergleichsweise billig: Die Vanillepreise haben sich in Deutschland zu Beginn dieses Jahres verdreifacht. Schuld waren Missernten in Madagaskar WIRTSCHAFT 23 MONTAG, 13. JUNI 2016 und der schwache Euro, erklärt Rainer Goertz vom Aachener Gewürzkontor „VanilleImport“: „Seit der Dollar so viel wert ist, kaufen die großen Lebensmittelriesen am Markt alles auf, und das trägt zur Verknappung bei.“ Die Kugel Eis in der Waffel wird deshalb aber wohl nicht teurer, glaubt Annelisa Carnio, Sprecherin von „Uniteis“, der traditionsreichen Union italienischer Speiseeishersteller in Deutschland. Denn handwerklich hergestelltes Speiseeis habe einen Mindestanteil von 70 Prozent Milch und Sahne. Diese Rohstoffe sind – freilich zum Leidwesen der deutschen Bauern – sogar deutlich billiger geworden. Eine Kugel Eis mit einem Gewicht zwischen 90 bis 110 Gramm koste je nach Standort der Eisdiele also weiterhin so zwischen 70 Cent und 1,70 Euro. Zwar könnten einzelne Edel-Eisdielen in ausgesuchter Lage auch mal mehr verlangen. Dennoch sei handwerklich hergestelltes Eis in der Regel immer noch billiger als industriell hergestelltes Eis für unterwegs, sagt die Uniteis-Sprecherin. Günstiger als in vielen südeuropäischen Ländern sei die Leckerei ohnehin: In Städten wie Barcelona oder dem EM-Austragungsort Paris würden zum Teil schon Preise von bis zu drei Euro pro Kugel Eiscreme aufgerufen. Arbeitszeit, Steuer, Vertrag: Darauf müssen Schüler beim Ferienjob achten Ab welchem Alter dürfen Schüler arbeiten? Kinderarbeit ist unter Auflagen frühestens ab 13 Jahren erlaubt, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erklärt: Wenn Eltern zustimmen, darf täglich bis zu zwei Stunden gearbeitet werden – im familieneigenen Landwirtschaftsbetrieb bis zu drei Stunden. Erlaubt sind aber nur „leichte“ Tätigkeiten wie Zeitungen austragen oder Gartenarbeit. Zudem darf die Arbeitszeit nur zwischen acht und 18 Uhr liegen. Welche Tätigkeiten dürfen Schüler verrichten? Wer zwischen 15 und 17 ist, gilt als Jugendlicher und muss mit weniger Einschränkungen rechen. Schwere körperliche oder gefährliche Arbeit, etwa mit Chemikalien, ist auch für Jugendliche tabu. Gleiches gilt für sogenannte Akkordarbeit, bei welcher der Lohn direkt vom Arbeitstempo abhängt. Wie lange dürfen Schüler arbeiten? Grundsätzlich gilt: in allen Ferien zusammen nicht länger als vier Wochen im Jahr. Pro Tag dürfen Schüler nicht mehr als acht Stunden, in der Woche nicht mehr als 40 Stunden arbeiten. Meist muss die Arbeit zwischen sechs und 20 Uhr erledigt werden. Ausnahmen: Jugendliche ab 16 Jahren, die im Gastgewerbe bis 22 Uhr und in Mehrschicht-Betrieben bis 23 Uhr arbeiten dürfen. Abgesehen von Veranstaltungen dürfen Schüler außerdem nicht am Wochenende arbeiten. Wie lange müssen die Pausen sein? Die Ruhepausen für Jugendliche sind im Jugendarbeitsschutzgesetz geregelt. Schüler, die zwischen viereinhalb und sechs Stunden pro Tag arbeiten, haben Anspruch auf mindestens 30 Minuten Pause. Liegt die Arbeitszeit darüber, sind es 60 Minuten. Bekommen Schüler Mindestlohn? Nicht, wenn sie unter 18 sind. Für erwachsene Ferienjobber gilt aber der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Sind die Jobs steuerpflichtig? Ja, sofern Schüler über 900 Euro brutto im Monat verdient haben – auch wenn sie insgesamt nur einen Monat gearbeitet haben. Normalerweise können sich die Schüler ihre Steuern aber wieder vom Finanzamt zurückholen, da sie aufs Jahr gerechnet die Summe für das steuerfreie Existenzminimum nicht überschreiten. Aus diesem Grund brauchen die Arbeitgeber auch eine Lohnsteuerkarte. Ist ein Arbeitsvertrag nötig? „Auf jeden Fall sollte jede Schülerin und jeder Schüler nur mit einem schriftlichen Vertrag in der Hand den Ferienjob beginnen“, rät DGBBundesjugendsekretär Florian Haggenmiller. Darin sollten die Aufgaben, Arbeitszeiten und die Entlohnung klar definiert werden. Halten sich Arbeitgeber nicht an die Verträge, sollten sich Schüler zusammen mit ihren Eltern an das örtliche Gewerbeaufsichtsamt oder Ämter für Arbeitsschutz wenden. ANZEIGE DIESEN SONNTAG IN PS WELT Das Auto- und Lifestyle-Magazin. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 24 DIE WELT KOMPAKT /schaffenwirdas (Facebook) @schaffenwirdas (Twitter) @schaffen_wir_das (Instagram) 0176 357 357 69 (WhatsApp) Nummer abspeichern. Nachricht mit „Anmeldung“ über die App schicken. Immer informiert sein. HIER ENTSTEHT DAS PROJEKT Schaffen wir das? ist eine Entwicklung der Axel Springer Akademie, die als fortschrittlichste Journalistenschule im deutschsprachigen Raum gilt. Bis zu 40 Talente lernen hier jedes Jahr zeitgemäßen Crossmedia-Journalismus von Grund auf. Für ihre DigitalProjekte wurde die Akademie, die auch ein Entwicklungslabor und Think Tank des Verlags ist, vielfach ausgezeichnet: darunter mit dem Grimme Online Award („beispielhaft für publizistische Qualität im Netz"), dem CeBIT-Appstar und dem European NewspaperOnlineAward, den sie – zum dritten Mal in Folge in der journalistischen KonzeptKategorie – gerade für die Website „Je reste Charlie“ gewann. Die Jury urteilt: „Ein Stück Vorzeige–Journalismus: Die Themenauswahl hoch relevant, die Recherche fundiert, die Umsetzung innovativ. Mehr kann durchdachter Digitaljournalismus heute kaum erreichen.“ Mehr Infos unter: www.axel-springer-akademie.de Teil 22 der Serie: „Schaffen wir das?“ versammelt zur Halbzeit die Menschen hinter dem Langzeit-Projekt – und blickt mit ihnen auf die nächsten Monate or einem Jahr täuschte sich Hamza Mahfood. Positiv gestimmt brach er aus Syrien in Richtung Europa auf, freute sich auf sein neues Leben. Der Atheist identifizierte sich mit westlichen Werten. Was er nicht ahnte: Dass er mehr als zwei Monate und acht Bootsfahrten brauchen würde, um nach Deutschland zu gelangen, wo er ein Jahr später als „Optimist“, als einer der Protagonisten des Multimediaprojekts „Schaffen wir das?“, am runden Tisch im Axel-Springer-Haus in Berlin sitzen würde, um über die Flüchtlingskrise zu diskutieren. V VON MORITZ MARTHALER Es sind die verschiedensten Schicksale, die über „Schaffen wir das?“ zusammengefunden haben: Zehn Personen, die von dem Thema betroffen waren, hatten die Journalisten von Team 18 der Axel Springer Akademie sorgsam ausgewählt – Flüchtlinge, Helfer, Behördenmitarbeiter. Seit einem halben Jahr werden die zehn von den Journalisten immer wieder interviewt, besucht, begleitet. Am Wochenende kamen erstmals alle in Berlin zusammen – nicht um zurückzublicken, sondern nach vorne zu schauen auf die nächsten Monate dieses auf 365 Tage angelegten Langzeit-Projekts. Die erste Begegnung in Berlin beginnt zaghaft, es treffen Welten aufeinander, wenn etwa der stramme Welcome-Manager Detlef Wagner die schüchterne Mutter Rana Salib begrüßt oder die Zwischenstopp auf einer langen Reise überschwängliche Super-Oma Anneline Kleeberg den verdutzten Syrer Ibrahim Qalla herzt. Ein Rundgang durch das Reichstagsgebäude ist die vielleicht ideale Einstimmung auf eine fruchtbare Diskussion. Hier, unter dem Schriftzug „Dem deutschen Volke“, im Herzen der Demokratie, wo die Abgeordneten dieses Landes tagen, das mit der täglichen Ankunft Tausender Flüchtlinge vor einem Jahr eine der größten Migrationsbewegungen seiner modernen Geschichte erlebte. „Die Situation veränderte sich von Tag zu Tag“, erinnert sich Maik Mackewitz, Bürgermeister von Calden (Hessen), der sich um eine der größten Unterkünfte in seiner Region kümmert, später im Verlagshaus Axel Springer während der Gruppendiskussion. Man sitzt jetzt näher beieinander, Konfrontation ist erlaubt, ja erwünscht. Dabei sind die Positionen auf interessante Art verteilt, keineswegs nach dem Schema: hier die Flüchtlinge – dort die Helfer. Auf beiden Seiten, das wird schnell deutlich, leiden viele unter einer schwerfälligen Bürokratie – von Flüchtlingen ist Geduld, von Behörden Organisation, von Helfern Improvisation gefragt. In diesen drei Gruppen wird erörtert, was bisher gut, was schlecht lief und vor allem: was noch zu tun bleibt. „Natürlich hat sich seit vergangenem Herbst, wo viele überfordert waren, einiges gebessert“, sagt etwa die Ärztin Renate Schüssler. „Aber: Ich behandle manche Patienten noch immer in Turnhal- Schaffen wir das, Gregor Gysi? „Wir schaffen das nur, wenn wir eine vernünftige Integration in das Leben, in die Arbeitswelt organisieren und auch die Grundrechte nach Artikel 1 bis 20 des Grundgesetzes ausreichend vermitteln.“ Gregor Gysi, Linken-Politiker DPA/ MICHAEL KAPPELER PAUL KNECHT Hunderttausende Flüchtlinge suchen Schutz in Deutschland – eine Mammutaufgabe für Städte und Gemeinden. In einem 365-Tage-Langzeitprojekt begleiten junge Journalisten der Axel Springer Akademie ein Jahr lang zehn Menschen aus der Mitte der Krise: Flüchtlinge, Bürgermeister, Krisenmanager, die Ärztin und den Polizisten, Nachbarn von nebenan. Jeder von ihnen steht stellvertretend für die größten Herausforderungen der Flüchtlingskrise, und doch hat jeder seine ganz eigenen Ziele, Hoffnungen und Ängste. Gemeinsam mit ihnen wollen die Reporter die alles entscheidende Frage klären: Schaffen wir das? Und Antworten finden, die unser Land verändern werden. PAUL KNECHT Das Digital-Projekt www.schaffenwirdas.de MONTAG, 13. JUNI 2016 Jede Woche fragen wir Menschen aus dem öffentlichen Leben: Schaffen wir das? Anneline Kleeberg weiß, wo es lang gehen muss © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT 25 MONTAG, 13. JUNI 2016 „Auf dem Arbeitsmarkt sehe ich vor allem Chancen“ PAUL KNECHT Der Integrationsbeauftragte Berlins, Andreas Germershausen, spricht über Flüchtlingspolitik ndreas Germershausen, ist der Integrationsbeauftragter des Berliner Senats. Auch er kam zum HalbzeitTreffen der Reporter und Hauptpersonen von „Schaffen wir das“. Im Interview erzählt er, warum Eigeninitiative von Flüchtlingen so wichtig ist und äußert sich zu Kritik an der Flüchtlingspolitik der Hauptstadt. A „Optimist“ Hamza Mahfood (l.) freut sich auf das Treffen mit dem gesamten Schaffen-wir-das-Team (unten). Zum Programm gehört auch eine Diskussion (oben), hier mit „Lageso-Lotse“ Detlef Wagner und „Bürgermeister“ Maik Mackewitz (hinten) VON MORITZ MARTHALER UND IBRAHIM NABER Die nächste Generation im Blick: Die „junge Mutter“ Rana Salib mit Sohn Mark sie mitunter als das Effizienteste in der Krise. Integration lässt sich nicht bewältigen, Integration ist ein Prozess, und in diesem Falle muss man sich auf Jahre, eigentlich Jahrzehnte hinaus damit beschäftigen. Natürlich scheint dabei nicht immer die Sonne, wie später bei der unbeschwerten Schifffahrt auf der Spree, wo die Diskussion auch informell weitergeht und wo Integration, respektive die dafür nötige Konfrontation, ungezwungen entsteht. Abends dann setzen sich die jungen Journalisten und ihre Protagonisten – wie Flüchtlinge, Helfer und Behördenmitarbeiter im Journalisten-Deutsch genannt werden – noch einmal gemeinsam an einen Tisch, man fragt noch einmal „Hamza, was denkst du dazu?“ und „Frau Kleeberg, was meinen Sie dazu?“. Die Protagonisten von „Schaffen wir das?“ haben mit ihrer Bereitschaft, sich über so lange Zeit begleiten zu lassen, nicht nur das Projekt möglich gemacht. Sie sind jetzt auch Teil eines Prozesses von gesellschaftspolitischer Relevanz, der so eigentlich auch auf höherer Ebene viel öfter stattfinden sollte. Deswegen war der Tag kein Abschied, er stand stellvertretend für ein „Luft holen“, für weitere Monate – und für mehr Diskussionen unter dem Konsens „SO schaffen wir das“, den Super-Oma Anneline Kleeberg (siehe unten) in ihrer Abschlussrede so prägnant auf den Punkt brachte. DIE WEBSITE Alle zehn Protagonisten unter schaffenwirdas.de Halbzeit bei „Schaffen wir das?“. Wie fällt die Zwischenbilanz in der Flüchtlingsfrage des Berliner Senats aus? ANDREAS GERMERSHAUSEN: Fehlt dafür noch Personal? Es ist tatsächlich so, dass in vielen Sektoren, wo es vor kurzem noch Arbeitslosigkeit gab, jetzt eine große Nachfrage besteht. Ich sehe da aber vor allem Chancen. Welche? Die Verwaltungen stellen sich neu auf, der Senat ist sich bewusst, dass er auch neues Personal einstellen muss und weiß, dass wir mehr Wohnraum schaffen müssen. Genau das kann man nutzen, um die sowieso benötigte Modernisierung der Stadt voranzutreiben. Wir haben inzwischen gute Strukturen aufgebaut. In jeder Unterkunft haben wir sogenannte Integrationslotsen, sie begleiten Flüchtlinge auf die Ämter und unterstützen dort beide Seiten. Aber viele Politiker Für alle Flüchtlinge trauen Berlin diesen bieten wir Sprachkurse über die Volks- Andreas Kraftakt nicht zu. Wir hatten besondere hochschule an, da ist Germershausen Schwierigkeiten mit Berlin Spitze. Und wir haben Willkommensklassen der Verwaltung, das ist bekannt. für 20.000 Menschen geschaf- Die Prozesse sind aber beschleufen. Das ist ein wichtiger Schritt nigt worden, bald nimmt das für die Integration in eine Stadt- Landesamt für Flüchtlinge seinen Betrieb auf. Häufig wird auf gesellschaft. dem Rücken der Flüchtlinge neWas würden Sie derzeit als gative Politik gegen Berlin betrieben – zu Unrecht, wie ich finde. größte Baustelle bezeichnen? Ich glaube die Verwaltungsprozesse sind verbessert worden. Welche Erwartungen darf man Aber jetzt geht es darum, dass denn an die Neubürger stellen? auch die Asylverfahren über das Viele Flüchtlinge wollen selbst Bundesamt für Migration und aktiv werden, aber die UnterFlüchtlinge beschleunigt werden, bringung ganz zu Beginn weil dann klar ist, wer langfristig schränkt die Bewegungsfreiheit hier integriert wird und Zugang etwas ein. Ich bin sehr stark dazu Bildung und Arbeitsmarkt be- für, zur Partizipation an der Gekommt. Da steht noch eine große sellschaft aufzurufen und dafür Herausforderung für uns alle an. auch Möglichkeiten zu bieten. PAUL KNECHT len, ohne Privatsphäre.“ Größter Gegner der Helfer ist ein altbekanntes Phänomen: „Ich helfe besser als du“, Futterneid gibt es auch in der Flüchtlingshilfe. So erzählt Krisenmanager Peter Geese, wie er sich eine Einrichtung in Leipzig anschauen wollte, um mehr Erkenntnisse im Umgang mit dem Fastenmonat Ramadan zu gewinnen – und abgewiesen wurde. Keiner will sich entbehrlich machen, für die Behörden ist es vor allem eine Herausforderung, die zahlreich angebotene Hilfe zu koordinieren. Andreas Germershausen, Beauftragter für Integration und Migration des Berliner Senats, kann davon berichten (siehe Interview). Für die Flüchtlinge bedeutet das, dass sich zwar intensiv um sie gekümmert wird – die Mühlen der Bürokratie aber mahlen deswegen nicht schneller. Auf ihre Deutschkenntnisse sind Rana Salib, Ibrahim Qalla und Hamza Mahfood aber allesamt stolz, Sprachvermittlung bezeichnen PAUL KNECHT PAUL KNECHT DIE WELT: Herr Germershausen, Dauert es nach wie vor viel zu lange, bis ein Asylbewerber Bescheid bekommt? Ja, aber die Verfahren haben sich schon verbessert. Wichtig ist, dass wir schon während der Verfahren begleiten. Schule, Kita, diese Angebote laufen alle schon vom ersten Tag an. Die bewegenden Worte der „Super-Oma“ beim Halbzeit-Treffen M oin seggt man bei uns op Nordstrand – morgens, middags un abends. Un so segg ik „moin” to jüm un freu mi, dat ik bi disse Axel-Springer-Akademie-Aktion: „Schaffen wir das?“ dorbi bin. Ich habe das Gefühl, dass ihr mich nicht so richtig versteht. So geht es auch unseren Neubürgen, wenn sie aus Eritrea, Syrien und Afghanistan zu uns kommen. Ich habe Plattdeutsch gesprochen – so spricht man auf Nordstrand. Ich kann aber auch meine erste Fremdsprache benutzen. Hochdeutsch habe ich gelernt, als ich zur Schule kam. Also Moin sagt man bei uns morgens, mittags und abends. Und so sage ich Moin zu Ihnen, zu euch, und freue mich, heute in Berlin dabei sein zu dürfen, bei der Axel-Springer-Akademie-Aktion: Schaffen wir das! Die Reporter wollten erst gar nicht nach Nordstrand. Sie wollten auf eine Hallig. Das ist eine kleine, wenig geschützte Insel, die bei Sturmfluten überschwemmt werden kann. Es gab aber noch gar keine Flüchtlinge auf Hallig Hooge und Langeneß. So hat eine Frau aus dem Gemeinderat mich vorgeschlagen. Da kommt ein Anruf von einem wildfremden Mann. Ich habe mich erst heftig gewehrt – einige Gespräche waren nötig, um mich zu überreden. Es hat mir aber viel Spaß gemacht mit diesen beiden sehr netten, lieben, jungen Reportern zu arbeiten. ,, Wir heißen die Flüchtlinge willkommen und begegnen ihnen auf Augenhöhe Anneline Kleeberg , Helferin Aber was „www” bedeutet, habe ich vorher nicht gewusst. Ich konnte zwar auf meinem Klapprechner E-Mails schreiben und hab’ auch schon mal gegoogelt, aber was „www” bedeutet, wusste ich nicht. Als dann auf einem Neujahrsempfang die Bürgermeisterin sich bei der „Superoma“ bedankt hat – nur ich habe in dem Moment begriffen, was das bedeutet – bin ich zu ihr hingegangen und habe sie gefragt: „Segg mal Ute, woher weets du dat?“ Und ein paar Tage später wurde ich bei Edeka mit: „Moin, Super-Oma” begrüßt. Ich hatte gedacht: Nur derjenige kann mich sehen, dem ich die www- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Adresse gegeben habe. Nun weiß ich es besser. Schade ist, dass sich manche Flüchtlinge nicht mehr filmen lassen wollen. Ganz schöne Videos wären entstanden bei der Wattwanderung letzte Woche oder bei dem Besuch auf der Hamburger Hallig. Leider nichts zu machen. Aber ich mach’ meine Arbeit weiter. Wir heißen die Flüchtlinge willkommen und begegnen ihnen auf Augenhöhe. Wichtig ist mit ihnen zu sprechen, zur Not auch mit Händen und Füßen. Sie nicht mit Materiellem zuzuschütten, Zeit für sie zu haben, ihnen die neue Welt zu zeigen. So schaffen wir das! WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 26 INTERNET DIE WELT KOMPAKT B SPIELZEUG – DER GAMETIPP E3 is coming VON iese Woche ist Jahre in der Zukunft SIMON BERG die wichtigste hat die Menschheit die Woche der Erde weitestgehend Gaming-Welt, die Zeit sich selbst überlassen, der Electronic Enterund nur noch wenige, tainment Expo, der E3, infrastrukturell in die in Los Angeles. Sie läuSteinzeit zurückgetet quasi inoffiziell das worfene StammesGeschäftsjahr der gruppen teilen sich ihBranche ein, alle wichtigen ren Lebensraum mit HighVeröffentlichungen des Jahres Tech-Maschinendinosauriern. und natürlich die spielerischen Ziel des Spiels ist es, die GeVisionen der Publisher und heiminsse der Techno-Tiere zu Entwickler für die Folgejahre ergründen. Es ist quasi eine bekommen hier ihre Bühne. Auseinandersetzung mit dem 2015 war ein verrücktes Einfluss des Menschen auf seiSpielejahr, selten wurden so ne Umwelt und umgekehrt. D The Legend of Zelda: Nintendo spielt in diesem Jahr mit einem neuen „Zelda“ die ganz sichere Nummer. 2014 überraschten die Japaner mit einem „Open World-3D-Zelda“ die Zocker-Jünger, nur um dann 2015 mit einem dünnen Line-Up zu enttäuschen. In diesem Jahr ist „Zelda“ zurück und zwar zu 100 Prozent. Nintendo wird dem neuen Abenteuer um Link am 14. Juni einen ganztägigen Livestream gönnen und für alle Besucher spielbar auf der Ausstellungsfläche zur Verfügung stellen. Fun fact: Neben „Zelda“ gibt es keinen weiteren spielbaren Nintendo-Titel auf der Messe. REUTERS/ MARIO ANZUONI viele sehnsüchtig erwartete Titel vorgeführt. Gerade Sony lieferte eine inzwischen legendäre Pressekonferenz ab, aus der Fanboys weinend in die Kalifornische Sonne stolperten. Es wird schwierig, also schwierig für die großen sechs um Sony, Microsoft und Nintendo auf Hardwareseite und Electronic Arts, Ubisoft und Activision auf Softwareseite, in diesem Jahr an das Spektakel anzuküpfen. Es gibt aber zwei Spiele, die in diesem Jahr (wieder) für den ein oder anderen Aufreger sorgen werden, die ich kurz vorstellen möchte. Horizon Zero Dawn: Der Überraschungshit aus dem vergangenen Jahr. Völlig unerwartet stellte Spieleentwickler Guerrila Games mit „Horizon“ einen für die Playstation 4 exklusiven Titel vor und sicherte sich mit einer weiblichen Titelheldin, einem abgefahrenen postapokalyptischen Dinosetting und einer interaktiven offenen Welt die Aufmerksamkeit der Gamesmedien. „Horizon Zero Dawn“ geht so: 1.000 MONTAG, 13. JUNI 2016 DER MOBILE VIDEO-TIPP Mit Staubsaugern an einem 140 Meter hohen Bürogebäude hochklettern - auf diese absurde Idee ist ein Technikunternehmen gekommen. Ziel ist es, die Saugkraft eines neuen Staubsaugers zu demonstrieren. bit.ly/1PmEZXO itte, lass Siri schlau werden. Wenn AppleChef Tim Cook im Bill Graham Civic Auditorium zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco auf die Bühne tritt, könnte er dem digitalen Assistenten Siri neues Leben einhauchen. VON THOMAS HEUZEROTH Nachdem Apple im Oktober 2011 Siri zusammen mit dem iPhone 4S vorstellte, waren die Hoffnungen groß, dass hier eine Revolution ihren Anfang nehmen würde. Knapp fünf Jahre später ist das Ergebnis eher ernüchternd. Da ist es kaum verwunderlich, dass Apple seinem digitalen Assistenten einen neuen Schubs geben will. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, wird Apple Siri endlich den Entwicklern öffnen. Bislang hatten nur wenige Partner Zugang zu Siri, der Musikerkennungsdienst Shazam gehörte dazu. Doch schon ein Sprachbefehl, doch bitte einen Song von Spotify zu streamen, lief ins Leere. Haben Entwickler endlich Zugriff auf Siri, dürfte der Assistent deutlich hilfreicher werden. Nutzer könnten auf Zuruf ein Taxi oder eine Pizza bestellen. Traditionell geht es bei Apples Entwicklerkonferenz hauptsächlich um Software und Dienste. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch neue Geräte vorgestellt werden. Vor drei Jahren zeigte der Konzern dort seinen Zylinder-Rechner Mac Pro. Im Unterschied zu den Produktpräsentationen sind vor diesem WWDC erstaunlich wenig Informationen durchgesickert. In jedem Fall wird es um die nächste Version des mobilen Betriebssystems iOS 10 für iPhones und iPads gehen. Über Siris Öffnung hatte bereits im vergangenen Monat die Website „The Informatione“ berichtet. Auch der Mitteilungsdienst iMessage könnte aufgepeppt werden. Spekulationen zufolge könnte er künftig sogar auf Android-Smartphones laufen. Bislang können sich nur Apple-Nutzer über iMessage untereinander austauschen. Warum das so ist, bleibt unklar. Der Konkurrent WhatsApp ist längst auf al- Das goldene Mikrofon: Siri soll dem angeschlagenen US-Konzern Apple aus der Krise helfen AP/ PAUL SAKUMA< MONTAGE WELT/ THOMAS GRÖSCHKE Sorgt Siri wieder für goldene Zeiten? Zum Auftakt seiner Entwicklerkonferenz gibt Apple heute in San Francisco einen Einblick in die Zukunft seiner Geräte. Einige der Neuerungen sind auch bitter nötig – zum Beispiel für den Sprachdienst ANZEIGE KI1605-D01-WK01SZ/ KI1605-D03-WK01SZ Jetzt 4 Wochen lesen + Tchibo Cafissimo gratis! Gratis zur Wahl Testen Sie DIE WELT Kompakt und WELT AM SONNTAG Kompakt 4 Wochen für nur 19,90 € mtl. und wählen Sie Ihre Tchibo Cafissimo Picco in rot oder weiß. TIPP: WELT DIGITAL Komplett gleich mitbestellen! Bestellen Sie zusätzlich DIE WELT Online, Smartphone- und Tablet-App zum Vorteilspreis von nur 23,89 € insgesamt. Gleich bestellen! 0800/588 97 60 www.welt-kompakt.de/kaffee © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 len Plattformen verfügbar und erfolgreicher als iMessage. Vielleicht bekommt iMessage sogar eine Bezahlfunktion, die bislang nicht existierte. Die Konkurrenten Facebook mit seinem Messenger und Google mit dem jüngst präsentierten Allo machen ihre Dienste mit Chatbots attraktiver. Sie erledigen das Buchen von Flugtickets oder bestellen Lebensmittel. Eine Überarbeitung könnte auch Apple Music vertragen. Kritiker finden den Dienst nach wie vor noch zu unübersichtlich. Der Musikstreamingdienst, der vor einem Jahr vorgestellt worden ist, soll zwischen 13 Millionen und 15 Millionen Nutzer haben. Berichten zufolge könnte Apple mit iOS 10 auch seine iCloud Ende-zu-Ende verschlüsseln. Damit wären Backups nur für die jeweiligen Nutzer zugänglich. Bislang konnte auch Apple auf diese Sicherungskopien im Netz zugreifen, die in einigen Fällen an die Strafverfolgungsbehörden weiter gegeben wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Apple auch einige Neuigkeiten für das vernetzte Zuhause im Gepäck. Die Dienste-Plattform dafür heißt HomeKit und dürfte zum ersten Mal auch eine eigene App bekommen, in der sich beispielsweise für entsprechend ausgerüstete Wohnungen Regeln festlegen lassen wie: Lösche das Licht, wenn ich das Haus verlasse. Welche Änderungen die nächste Version des ComputerBetriebssystems OS X bringen wird, ist noch unklar. Voraussichtlich wird Apple das System in macOS umbenennen, so passt es in eine Reihe mit den Systemen iOS, tvOS und watchOS. Zum ersten Mal dürften sich mit der nächsten macOS Version Siri und der Mac treffen. Bislang war Siri nämlich nicht auf den Computer verfügbar. Gut möglich auch, dass Apple mit einem eigenen Siri-Lautsprecher den Vorstoß von Amazon mit seinem Echo-Lautsprecher und Google mit dem Home-Lautsprecher kontert, die ebenfalls Befehle entgegennehmen und Antworten auf Fragen geben. Apple wird auch auf watchOS und tvOS zu sprechen kommen. Neue Funktionen für die Apple Watch und Apple TV sind jedoch im Vorfeld der Entwicklerkonferenz nicht bekannt geworden. Ob es in San Francisco neue Hardware zu sehen gibt, ist aber ungewiss. Beobachter schließen neue iPhones oder iPads aus, dafür behält sich Apple eigene Präsentationen vor. Hier geht es voraussichtlich im Herbst mit der Einführung des iPhone 7 weiter. Doch könnte es neue Macs geben, fast die gesamte Mac-Produktpalette ist in die Jahre gekommen. Das neue Macbook Pro soll eine OLED-Touch-Leiste bekommen, wo bisher die Funktionstasten waren. Dort lassen sich dann vom Kontext abhängige Funktionen ausführen. Auch das MacBook Air könnte eine Erneuerung erfahren. Ob dies jedoch auf dem WWDC geschieht, ist unklar. Wohl um die Entwicklerkonferenz nicht zu überfrachten, hat Apple schon verraten, was der Konzern mit seinem AppStore vorhat, in dem inzwischen zwei Millionen Anwendungen zur Auswahl stehen. Künftig können alle Apps – also auch Spiele – als Abonnement angeboten werden, die sich automatisch verlängern. Bislang war das nur für bestimmte Dienste wie Nachrichtenangebote und Apps wie Netflix möglich. Für solche Abos verlangt Apple von den Entwicklern ab dem zweiten Jahr nur noch eine Umsatzbeteiligung von 15 Prozent. Bislang ist es doppelt so viel. Insgesamt kommt der iPhone-Konzern seinen Entwicklern ein Stück entgegen. Sie können künftig auch flexibler ihre Preise festlegen und beispielsweise von Bestands- und Neukunden unterschiedliche Gebühren verlangen. Entwickler müssen künftig auch nicht mehr so lange warten, bis ihre Anwendungen geprüft sind. Die Hälfte aller Apps soll binnen 24 Stunden zugelassen werden, 90 Prozent binnen zwei Tagen. Bislang warteten die Entwickler häufig eine Woche und länger, bis ihre Anwendungen im AppStore auftauchten. Zum ersten Mal will Apple im AppStore auf Suchseiten BannerWerbung zeigen, vorerst nur in den USA. Entwickler könne diesen Platz im Auktionsverfahren ersteigern und dort beispielsweise für ihre Spiele werben. Mobilfunknetz der Telekom gestört: Datenbank-Problem Massiver Ausfall bei der Deutschen Telekom: Das Mobilfunknetz war am Samstagvormittag bundesweit gestört. Telefonieren oder Surfen über Handy war nicht mehr möglich, Notrufe funktionierten aber noch. Am späteren Vormittag bekam die Telekom das Problem nach eigenen Angaben in den Griff. INTERNET 27 MONTAG, 13. JUNI 2016 Ursache war ein Problem mit der zentralen Datenbank: Der Datenbankfehler führte dazu, dass die SIM-Karten in den Handys nicht mehr darauf überprüft werden konnten, ob sie gültig sind und welchem Abrechnungskonto sie zuzuordnen sind. Die Störung betraf auch Kunden, die im Ausland unterwegs waren. Virtual Reality zum Selbermachen Kompakt-App Story des Tages Auch Amateurfilmer können mit Samsungs Gear-360-Kamera – fast – in 4K-Qualität drehen etzt soll alles ganz einfach sein. Die kugelrunde Kamera – nicht viel größer als ein Ei – nimmt 360°-Videos auf, die jeder User einfach von seinem Handy aus teilen kann. So weit konnte das auch die Theta-360°-Kamera von Mitbewerber Ricoh. Doch Samsung legt die Latte höher. se Zusammenfügen der beiden Bilder betrifft, bin ich jedoch nicht zufrieden, man sieht, wo die Aufnahmen aufeinandertreffen, an Licht und Farben. Wo die sogenannten Stitch-Linien verlaufen, sieht man auch bei meinem Gang einmal um die Kamera herum. Dieser unschöne Effekt war jedoch zu erwarten beim Abstand von etwa einem VON MARTIN HELLER Meter. Mit Problemen im Nahbereich an den Grenzen der einzelDie Gear 360 bietet zum Preis nen Bilder kämpfen alle Kameravon 349 Euro eine Video-Auflö- hersteller, um diesen Parallax-Efsung von beinahe 4K. Der Mitbe- fekt zu vermeiden, müsste ich werber liefert nur Full HD. Da meine Motive anders planen. Um die Auflösung bei 360°-Videos die Kamera herumzulaufen, das immer auf das gesamte Rundum- sollte also vermeiden, wer das Bild gerechnet wird und der Zu- perfekte Bild möchte. schauer davon immer nur einen Im zweiten Kameratest will Bildausschnitt sieht, ist eine ho- ich sehen, wie die Kamera mit he Auflösung bei solchen Filmen weniger Licht, mit Kunstlicht inentscheidend. Zwei nerhalb von Räumen, umgeht. CMOS-15MP-Extremweitwinkel- Dieser Test überzeugt, die KameLinsen nehmen jeweils 195 Grad ra kommt auch hier gut klar. Da auf. Durch die Überlappung der die Beleuchtung gleichmäßig ist, beiden Bilder soll ein nahtloses sieht man die Stitch-Linie dies360°-Videobild entstehen. mal nicht. Der Raum ist gut abgeUnser Test beginnt bei strah- bildet. Nur wenn der Journalislendem Sonnenschein am ehe- tenschüler auf dem Drehstuhl maligen Flughafen Berlin-Tem- nach vorne rollt, sieht man die pelhof. Ich möchte die Bildquali- Schnittkante der beiden Bilder tät – später auch in Samsungs auf seinem Gesicht. Auch das wäVR-Brille Gear VR – beurteilen re durch eine sorgfältige Planung und herausfinden, ob man die der Aufnahme zu vermeiden. Naht der Bilder wirklich nicht Die ersten beiden Videobilder sieht. Zunächst erfreulich: Ganz sind von einem leichten Stativ einfach lässt sich das Livebild der aufgenommen. Jetzt will ich aber testen, wie die Kamera mit Bewegung umgeht, befestige sie an einer Art Selfie-Stick und gehe ein Stück. Da ich die Kamera einigermaßen ruhig trage, ist das Ergebnis akzeptabel. Der Ton ist trotz des Windes in Ordnung. Einen Mikrofoneingang gibt es nicht. Welche ist die Bessere? Eine Gopro-Cam (l.) und Bei Personen eine Samsung Gear 360 mit Fischauge-Objektiv oder Gegenständen in der Nähe Kamera auf dem Smartphone der Kamera sind die Bilder gut, kontrollieren, von dort kann ich im Bereich bis zu fünf Meter. Je auch auslösen und Einstellungen weiter entfernt, desto mehr fällt verändern. Und: Ich kann das der Unterschied zu professionelMaterial nach der Aufnahme di- leren Lösungen auf. Beim Einsatz rekt auf mein Handy laden und es von sechs Gopro-Kameras, die in von unterwegs teilen – ein Sam- alle Richtungen filmen, sind auch sung-Smartphone (Note 5, Ga- entferntere Elemente im Bild laxy S6 oder S7) ist dafür jedoch noch sehr scharf. Der Workflow notwendig, mit Apples iPhone ist dann jedoch aufwendiger und beispielsweise ist die Kamera bis- der Preis deutlich höher. lang nicht kompatibel. Das ErWas mir als Nutzer von Applegebnis: Mit Licht und Schatten Geräten nicht gefällt: Auf einem auf Gebäuden und Gesicht geht Mac kann ich die Aufnahmen die Kamera souverän um. Ich ha- nicht ohne Weiteres bearbeiten. be mich etwa einen Meter von Für PC-Nutzer bietet Samsung der Kamera entfernt aufgestellt, die Software „Gear 360 Action spreche in die Kamera und bin Director“ an, ein Schnittprogut zu sehen. gramm. Erst eine mit der SoftwaIm Nahbereich ist die Bildqua- re bearbeitete MP4-Datei kann lität gut, die weiter entfernten ich dann auf dem Mac mit „Final Häuserfronten wirken dagegen Cut X“ beispielsweise weiteretwas matschig. Was das nahtlo- schneiden. Das ist umständlich. J © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung MARTIN HELLER DIE WELT KOMPAKT Unsere News-App können Sie hier herunterladen: http://kompakt.welt.de WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 28 WISSEN ANGKOR WAT Fund von Siedlungsresten Archäologen haben riesige mittelalterliche Siedlungsreste in der Nähe der Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha entdeckt. Mit der Dokumentation deutlich komplexerer urbaner Strukturen, von aufwendigen Wassermanagementsystemen und sogar Umgehungsstraßen müsse ein Teil der Khmer-Geschichte womöglich neu geschrieben werden, schreiben sie im „Journal of Archaeological Science“. Sie fanden keine Anhaltspunkte für die Theorie, dass die Hochkultur nach einer Invasion aus dem heutigen Thailand mit einer Massenmigration Richtung Süden zu Ende ging. BRASILIEN Zika-Erkrankungen stark gesunken Die Zahl der Zika-Ansteckungen in Brasilien sind nach Angaben des Gesundheitsministers Ricardo Baros wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro stark zurückgegangen. Von Februar bis Mai haben sich die Fälle um 87 Prozent verringert. Das Risiko für Sportler und Publikum bei den Spielen im August sei minimal. Das geringere Erkrankungsniveau sei auf das kühle Wetter und die massive Moskito-Bekämpfung zurückzuführen. 125. GEBURTSTAG Vatikan: Papst würdigt Sternwarte Papst Franziskus hat die vatikanische Sternwarte zu ihrem 125-jährigen Bestehen gewürdigt. Seit ihrer Gründung 1891 habe sie gezeigt, dass die Kirche „echte und fundierte Wissenschaft“ begrüße, sagte er im Vatikan. GÜRTLERS GESAMMELTE GRÜTZE Der größte Wahlkreis der Welt heißt Nunavut und liegt in Kanada. Er umfasst das Gebiet von der HudsonBay bis zu den Queen-Elisabeth Islands kurz vor dem Nordpol. Mit einer Grundfläche von knapp 2,1 Millionen Quadratkilometern ist er etwa sechsmal so groß wie Deutschland – hat aber nur etwa 17.000 Wahlberechtigte. MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE er Klimawandel entwickelt sich zu einem der größten Risikofaktoren, denen die natürlichen und kulturellen Schätze der Erde ausgesetzt sind. Es geht um das Welterbe. Viele Stätten, die von der Unesco mit diesem Titel ausgezeichnet wurden, sind in Gefahr. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Organisation, an dem Wissenschaftler aus den USA mitgearbeitet haben. Die Stätten müssen dringend besser geschützt werden, fordern die Autoren. Vor den Folgen der Erderwärmung – aber auch vor den Gefahren des Massentourismus. Touristen fördern und schaden den Welterbestätten der Unesco gleichermaßen VON MICHEL DE MUELENARE Für den Bericht haben die Forscher den Zustand von 31 Welterbestätten in 29 Ländern untersucht, die den Folgen der Klimaveränderungen ausgesetzt sind. Dem Anstieg der Temperaturen und des Meeresspiegels, dem Schmelzen der Gletscher, häufigeren und heftigeren Unwettern. Der Bericht ergänzt damit eine Studie aus dem Jahr 2014, die 130 Stätten auflistete, die allein durch das Ansteigen der Weltmeere in Gefahr geraten. Auf der Liste stehen die ElephantaHöhlen in der Nähe von Mumbai, der Mont-Saint-Michel und seine Bucht in der Normandie und die archäologische Stätte von Karthago in Tunesien. In dem neuen Bericht haben die Forscher die Bedrohungen genauer analysiert. Die Welterbestätten leiden nicht nur unter steigenden Temperaturen und Touristenmassen. Auch Bürgerkriege, Terrorismus, die Abholzung von Wäldern, die Verstädterung und Fragmentierung der natürlichen Lebensräume setzen ihnen zu. Die Experten nennen als Beispiele den Hafen von Cartagena in Kolumbien, die acht Naturschutzgebiete in der Region Cape Floral in Südafrika und den Nationalpark von Shiretoko auf der japanischen Insel Hokkaido. Sogar die Megalithen von Stonehenge sind in Gefahr, ebenso wie die Freiheitsstatue, der Yellowstone-Park, die Wüste von Wadi Rum in Jordanien und die Reisterrassen von Banaue auf den Philippinen. Auf der Osterinsel bedroht die Küstenerosion, die durch den steigenden Meeresspiegel verstärkt wird, bereits einige der Moai, der riesigen Statuen der polynesischen Ureinwohner. Viele dieser Stätten sind beliebte Sehenswürdigkeiten – und der damit verbundene Tourismus ist ein ebenso großer Segen wie ein Fluch. Der Tourismus trägt mit neun Prozent zum weltweiten Wirtschaftswachstum bei, gleichzeitig reisen die Touristen mit Flugzeugen oder Autos an, mit den damit verbundenen CO2-Emissionen, die wiederum auf den Klimawandel wirken. Inzwischen könnte „der Klimawandel dafür sorgen, dass ei- MONTAG, 13. JUNI 2016 ten Welterbestätten in Gefahr: die Stadt Venedig. Die Stadt, die auf 118 Inseln errichtet und auf dem Schwemmland einer Lagune aufgebaut wurde, gehört laut Unesco zu den am stärksten bedrohten Stätten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist das Meer bei Venedig um 30 Zentimeter D DE AGOSTINI/ GETTY IMAGES/ DEA / W. BUSS KOMPAKT DIE WELT KOMPAKT Venedig gehört zu den meistgefährdeten Welterbestätten Versandet, versunken, erstickt Der Klimawandel greift das Welterbe an – und zwar in äußerst bedrohlichem Ausmaß. Auf der Alarmliste der Unesco ist Europa nicht ausgenommen nige Stätten ihren Status als Weltkulturerbe wieder verlieren,“ sagt Adam Markham, einer der Verfasser des Berichts. Für die Erhaltung der am stärksten gefährdeten Stätten sei es dringend notwendig, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, insistiert die Unesco. Ebenso wichtig: Nicht mehr ganz so viele Besucher in die Gebiete zu lassen, könnte einen doppelten Nutzen bringen. Natürliche Standorte wie Wälder oder Nationalparks könnten besser geschützt werden. Weil die Wälder wichtige Sauerstoffquellen sind, könnte das zur Verbesserung des Klimas beitragen. Für einen besseren Schutz müssen die Gebiete besser verwaltet werden. Manche Schutzgebiete müssten vergrößert werden, um sie besser vor extremen Wetterlagen oder Überschwemmungen zu schützen. Das kostet Geld. Zugleich würden Einnahmen wegfallen, wenn weniger Touristen kommen. Die Übersäuerung der Ozeane, verursacht durch die steigende CO2-Konzentration im Wasser, bedroht die Korallenriffe und Lagunen im Pazifik, vor allem in den Gewässern Australiens und Neukaledoniens. Mehr als die Hälfte aller Korallenriffe der Welt sind bereits angegriffen. 2030 dürften es bereits über 70 Prozent sein, selbst wenn die Treibhausgas-Emission erheblich verringert wird. Mehr als 275 Millionen Menschen leben in 93 Ländern in der Nähe dieser Riffe. In 23 Ländern sind sie wichtige Ziele für Touristen aus aller Welt – und eine wichtige Einkommensquelle für die Einheimischen. Weltweit werden durch den „Tourismus der Korallenriffe“ schätzungsweise 11,5 Millionen Dollar umgesetzt. Doch in Palau, auf der Insel Komodo, in Australien und in Neukaledonien sind die Riffe akut bedroht. Nicht durch die Übersäuerung der Meere, sondern durch ihr Ansteigen ist eine der bekanntes- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung gestiegen. Um zwölf Zentimeter, weil der Untergrund der Stadt nach dem Abpumpen unterirdischen Wassers herabgesunken ist. Der restliche Anstieg geht auf die Erderwärmung zurück. Hunderte Monumente und Gebäude sind bereits schwer beschädigt. Etwa die Kirche San Polo, die Kathedrale San Marco und die Statuen der Kathedrale Santa Maria Gloriosa dei Frari. Und während mehr und mehr Venezianer die Stadt verlassen, wird der Ansturm der Touristen immer heftiger: zehn Millionen Übernachtungen pro Jahr, mindestens die doppelte Anzahl von Tagesbesuchern. Dazu die Kreuzfahrtschiffe, im Jahr 2011 kamen neunmal so viele wie 1990. Eine im Bau befindliche Flutschutzwehr mit 78 beweglichen Barrieren soll 2017 fertiggestellt werden, sie wird jedoch weder den Anstieg des Meeresspiegels noch den immer höheren Salzgehalt der Lagune verhindern können. Das Archipel von Galapagos in Ecuador besteht aus einundzwanzig Inseln und mehr als hundert kleinen Felseninseln. Es ist eine ganz eigene Welt, mit einer Reihe von Tierarten, die es nirgendwo sonst gibt. Diese Artenvielfalt gerät aufgrund einer ständig zunehmenden Präsenz der Menschen immer mehr in Gefahr. Die lokale Bevölkerung ist von 4000 auf 25.000 Personen angewachsen, eine Folge des Tourismus, der sich hier rasant entwickelt hat: 205.000 Besucher kommen im Jahr, davon 66.000 per Kreuzfahrtschiff. Und der Klimawandel hat hier ebenfalls Spuren hinterlassen: Wenn das Wetterphänomen El Niño besonders stark auftritt, gerät die Nahrungskette der Leguane, Seelöwen, Riesenschildkröten und Pinguine aus dem Gleichgewicht. In Kooperation mit „Le Soir“. Übersetzt aus dem Französischen WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DIE WELT KOMPAKT RÄTSEL 29 MONTAG, 13. JUNI 2016 HOROSKOP WIDDER (21.03.–20.04.) Unbewältigte Differenzen können in die Krise führen. Kehren Sie mögliche Frustquellen bloß nicht unter den Teppich. Sie beißen auf Granit, wenn Sie im Umgang mit Vorgesetzten nicht diplomatisch handeln. Bleiben Sie notfalls in der Defensive. STIER (21.04.–20.05.) Ein unversöhnlicher Gegner will Ihnen die Hand reichen. Anstatt es nur zur Kenntnis zu nehmen, sollten Sie darauf eingehen! Tun Sie mehr für Ihren Körper. Ihre Kondition könnte weitaus besser sein. Vermeiden Sie eine zu eintönige Lebensweise. ZWILLINGE (21.05.–21.06.) Sie besitzen eine fast magische Anziehungskraft, die jeden zu Höchstleistungen animiert. Das fühlt sich an wie im Paradies. Gegenwärtig können Sie Ihre Schaffensfreude durch faires Miteinander noch weiter steigern. Einzelgänge im Job sind out. SUDOKU UND KREUZWORTRÄTSEL VON STEFAN HEINE Auflösung der letzten Rätsel: KREBS (22.06.–22.07.) Heute ist ein guter Tag für sportliche Aktivitäten, auch wenn die kosmischen Einflüsse Sie in keine Sportskanone verzaubern. Betrachten Sie Ihr Leben heute mal ganz rational! Sie werden dann feststellen, dass viele Probleme viel leichter zu lösen sind. LÖWE (23.07.–23.08.) Tolle Ideen werden an Sie herangetragen. Nur Sie können diese in die Tat umsetzen. Lassen Sie heute Ihre Träume wahr werden. Der Herzensbereich stimmt. Eine berauschende Liebe versüßt Ihnen den Tag. Leidenschaft und Genuss sind die Krönung. JUNGFRAU (24.08.–23.09.) Was ist los? Sie haben in Ihrem Job schon einige Krisenklippen bewältigt. Machen Sie sich jetzt keine unnötigen Sorgen. Gehen Sie weniger leichtfertig mit Ihren Kräften um, sonst fühlen Sie sich nach dem Mittagessen völlig ausgelaugt und müde. Jede Ziffer von eins bis neun wird in jeder Spalte, jeder Zeile und in jedem 3x3-Feld genau einmal eingetragen. Das linke Sudoku ist von mittlerer Schwierigkeit, das Rätsel rechts daneben etwas leichter. Mehr Sudoku-Rätsel auf welt.de/sudoku WAAGE (24.09.–23.10.) Bringen Sie wieder etwas Abwechslung in den Beziehungsalltag. Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug nach Feierabend? Mit Frohsinn und Leichtigkeit kommen Sie auch in schwierigen Situationen gut über die Runden. Behalten Sie Ihre Stimmung bei. SKORPION (24.10.–22.11.) Die Sterne geben Ihnen das beste Kraftfutter. Nutzen Sie den planetarischen Energiestrom, um etwas für sich zu tun. Der Einsatz in Ihrem Job macht sich bezahlt. Ein gutes Geschäft sichert für einige Zeit die Zukunft und lässt Ruhe einkehren. SCHÜTZE (23.11.–21.12.) Auffällig sind Ihre leicht überstrapazierten Nerven. Es kocht und brodelt in Ihnen. Gehen Sie raus, frische Luft atmen! Wenn Sie das angestrebte Ziel erreichen wollen, müssen Sie viel Einsatz zeigen. Die Sterne geben dafür genügend Oberwasser. STEINBOCK (22.12.–20.01.) Schrauben Sie Ihre Ansprüche im Job nicht zu hoch. Sie könnten sich übernehmen. Achten Sie mehr auf Ihre Geldausgaben. Gemeinsame Interessen vertiefen Ihre Beziehung. Aber in den Morgenstunden sollten Sie Ihr Temperament etwas besser zügeln. WASSERMANN (21.01.–19.02.) Gesundheitlich sind Sie gefährdet. Es fehlt der nötige Optimismus, um die Störungsanfälligkeit spielerisch zu überwinden. Trotz und Eigensinn können jetzt enorme Liebestöter werden. Lenken Sie rechtzeitig ein, damit der Feierabend schön wird. FISCHE (20.02.–20.03.) Beruflich hält sich Ihr Ehrgeiz in Grenzen. Wollen Sie sich mit dem begnügen, was Sie bisher erreicht haben? – Wach bleiben! Eine Aussprache wäre ratsam, um das Seelenklima zwischen Ihnen und Ihrem Partner wieder harmonischer zu gestalten. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 30 TV-PROGRAMM DIE WELT KOMPAKT MONTAG, 13. JUNI 2016 ARD ZDF RTL SAT.1 PRO 7 VOX 5.30 ¥ g Morgenmagazin 9.00 ¥ Tagesschau 9.05 ¥ Rote Rosen 9.55 Sturm der Liebe Telenovela 10.45 ¥ g Gefragt – Gejagt 11.35 ¥ g Seehund, Puma & Co. (1) 12.00 ¥ Tagesschau 12.15 ¥ g ARD-Buffet Zuschauerfragen zum Thema: Müsli – so wird’s richtig gut! 13.00 ¥ g Mittagsmagazin 14.00 ¥ Tagesschau 14.05 ¥ g UEFA EURO 2016 Frankreich Aktuelle Berichte, Hintergründe und Interviews 15.00 ¥ g Fußball: EM Aus dem Stadium de Toulouse, Toulouse. Vorrunde, Gruppe D: Spanien – Tschechien 18.00 Fußball: EM Aus dem Stade de France, Saint-Denis bei Paris. Vorrunde, Gruppe E: Irland – Schweden 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 ¥ g Fußball: EM Aus dem Stade de Lyon, Lyon. Vorrunde, Gruppe E: Belgien – Italien. Moderation: Matthias Opdenhövel. Kommentar: Steffen Simon 23.30 ¥ Beckmanns Sportschule aus Malente. UEFA EURO 2016 Frankreich. Moderation: Reinhold Beckmann 0.15 ¥ g Nachtmagazin 0.35 ¥ Kommissar Wallander: Die Brandmauer TV-Krimi (GB/S/USA/D 2008) 2.10 Fußball: EM Aus dem Stade de Lyon, Lyon. Vorrunde, Gruppe E: Belgien – Italien 3.50 H ¥ Triangle – Die Jagd nach dem Goldschatz Actionthriller (CHN/HK 2007) Mit Louis Koo, Simon Yam, Sun Hong Lei. Regie: Ringo Lam, Johnnie To 5.30 ¥ g Morgenmagazin 9.00 g heute Xpress 9.05 g Volle Kanne Top-Thema – Mietwagen im Ausland 10.30 ¥ g Die Rosenheim-Cops Krimi-Serie 11.15 ¥ g SOKO Wismar Krimi-Serie 12.00 g heute 12.10 g drehscheibe 13.00 ¥ g Mittagsmagazin 14.00 g heute – in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 ¥ g heute Xpress 15.05 ¥ g Bares für Rares 16.00 ¥ g heute – in Europa 16.10 ¥ g SOKO Wien 17.00 ¥ g heute 17.10 ¥ g hallo deutschland 17.45 ¥ g Leute heute 18.05 ¥ g SOKO 5113 19.00 ¥ g heute/Wetter 19.25 ¥ Spritzen, Salben, Pillen Die Versprechen der Kosmetikindustrie 20.15 ¥ Mord am Höllengrund Kriminalfilm (D 2014) Mit Katharina Wackernagel, Eva Mattes, Aglaia Szyszkowitz. Regie: Maris Pfeiffer 21.45 ¥ g heute-journal 22.00 ¥ g Ein starkes Team: Am Abgrund TV-Krimi (D 2011) Mit Maja Maranow. Regie: Alexander Adolph 23.30 g heute Xpress 23.35 H ¥ g Spy Game – Der finale Countdown Thriller (D/USA/J/F 2001) Mit Robert Redford, Brad Pitt 1.30 H ¥ g Das System – Alles verstehen heißt alles verzeihen Drama (D 2011) Mit Jacob Matschenz, Bernhard Schütz, Jürgen Holtz 2.55 ¥ g SOKO 5113 KrimiSerie. Die Maßnahme (Wh.) 3.40 ¥ Spritzen, Salben, Pillen 4.25 ¥ g SOKO Wien (Wh.) 5.15 g Der Blaulicht-Report 6.00 g Guten Morgen Deutschland Magazin. Moderation: Jennifer Knäble, Bernd Fuchs 8.30 g Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 g Unter uns 9.30 g Betrugsfälle Doku-Soap 10.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf DokuSoap 11.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf Doku-Soap 12.00 g Punkt 12 Das RTL-Mittagsjournal. Mod.: Katja Burkard 14.00 g Der Blaulicht-Report 16.00 g Verdachtsfälle 17.00 g Betrugsfälle Doku-Soap 17.30 g Unter uns Soap 18.00 g Explosiv – Das Magazin 18.30 Exclusiv: Das Star-Magazin 18.45 g RTL aktuell 19.05 g Alles was zählt Soap 19.40 g Gute Zeiten, schlechte Zeiten Soap 20.15 g Rach, der Restauranttester „Eis-Heidi” in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern). Mit Christian Rach 21.15 g Rach, der Restauranttester „La Petite France” in Freising. Mit Christian Rach 22.15 Extra – Das RTL Magazin Mod.: Birgit Schrowange 23.30 30 Minuten Deutschland Leben wie im Paradies? – Deutsche Auswanderer in Thailand (1/3). Neu 0.00 g Nachtjournal 0.30 g 10 vor 11 0.55 g CSI: Den Tätern auf der Spur Krimi-Serie Ein tödlicher Irrtum 1.50 g CSI: Den Tätern auf der Spur Krimi-Serie Ein harter Schlag 2.40 g CSI: Den Tätern auf der Spur Krimi-Serie Bis auf die Knochen 5.30 g Sat.1-Frühstücksfernsehen Magazin 10.00 g Auf Streife – Die Spezialisten 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 g Richter Alexander Hold 13.00 Richter Alexander Hold 14.00 Auf Streife Reportagereihe 15.00 g Auf Streife – Die Spezialisten Reportage 16.00 Auf Streife Reportagereihe 17.00 Mein dunkles Geheimnis Geschützte Liebe. Ein Streit unter Nachbarn oder Kollegen oder eine Affäre – es gibt Dinge, die man lieber für sich behalten möchte. 17.30 g Schicksale - und plötzlich ist alles anders 18.00 g Auf Streife – Die Spezialisten Reportage 19.00 g Fahndung Deutschland 19.55 Sat.1 Nachrichten 20.15 g Detective Laura Diamond Krimi-Serie. Laura und die Biker-Bar. Mit Debra Messing. Laura nimmt es sehr persönlich, als die Leiche ihres erklärten Lieblingswirtes aus dem Hafenbecken gezogen wird. 21.15 g Detective Laura Diamond Krimi-Serie Laura und der Sexskandal 22.10 g Elementary Krimi-Serie Injektion für die Ewigkeit 23.00 g Navy CIS Krimi-Serie 23.55 g Navy CIS Krimi-Serie 0.55 g Detective Laura Diamond Krimi-Serie. Laura und die Biker-Bar (Wh.) 1.50 g Detective Laura Diamond Krimi-Serie. Laura und der Sexskandal (Wh.) 2.35 g Elementary (Wh.) 3.15 g Navy CIS (Wh.) 3.55 g Navy CIS (Wh.) 5.50 Cougar Town Comedy-Serie 6.35 H Der Prinz und ich – Königliche Flitterwochen Romantikkomödie (USA 2008) Mit Kam Heskin 8.25 H Meine erfundene Frau Komödie (USA 2011) Mit Adam Sandler 10.40 Mike & Molly Comedy-Serie 11.35 How I Met Your Mother Comedy-Serie 12.25 Two and a Half Men Comedy-Serie 14.15 g 2 Broke Girls 15.10 g The Big Bang Theory Comedy-Serie. Der Seuchensessel / Probewohnen bei Muttern / Such dir eine Inderin! / Ab nach Baikonur! 17.00 g taff Putzfails 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons Trick-Serie Mörder, Zombies und Musik / Der Teufel trägt Nada 19.05 Galileo Fleisch ohne Tier 20.15 g The Big Bang Theory Comedy-Serie. Der Kampf der Bienenköniginnen / Der Wolowitz-Koeffizient / Der Nordpol-Plan. Mit Johnny Galecki. Eine neue Mieterin, die hübsche Blondine Alicia, zieht ins Haus. Leonard, Howard und Raj sind ihr sofort verfallen. 21.35 g The Big Bang Theory Serie. Die Grillenwette / Sex oder Pralinen / Der Mann, der seine Omi liebte 22.55 g The Big Bang Theory Serie. Football für Nerds 23.20 g The Big Bang Theory Serie. Howards Phasen 23.45 g Family Guy Zeichentrick-Serie. Yug Ylimaf 0.15 Futurama ZeichentrickSerie. Zehn Sekunden 0.40 g The Big Bang Theory Comedy-Serie (Wh.) 5.15 g CSI: NY Krimi-Serie 6.50 g Verklag mich doch! Doku-Soap 10.50 g vox nachrichten 10.55 Mein himmlisches Hotel 11.55 g Shopping Queen 13.00 g 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 g Mein Kind, dein Kind – Wie erziehst du denn? 15.00 g Shopping Queen Motto in Würzburg: So rockt der Sommer! Finde den perfekten FestivalLook! Tag 1: Jasmin 16.00 g 4 Hochzeiten und eine Traumreise Tag 1: Arlette aus Raeren (B) 17.00 Mein himmlisches Hotel Tag 1: Zum Kurfürsten Bernkastel-Kues, Mosel 18.00 mieten, kaufen, wohnen 19.00 g Das perfekte Dinner Tag 1: Hardy/Namibia 20.00 g Prominent! 20.15 g Arrow Action-Serie. Späte Reue / Seelenjagd. Mit Stephen Amell. Im Kampf gegen Damien Darhk taucht eine neue Bande auf, die willkürlich Drogenlieferungen in Star City überfällt. 22.10 g Arrow Action-Serie. Wahre Größe / Unter Brüdern. Mit Stephen Amell. Felicity ist außer sich, als sie erfährt, dass Ray doch noch lebt und von Damien Darhk gefangengehalten wird. 0.00 g vox nachrichten 0.15 Medical Detectives Sterben und sterben lassen 1.15 Medical Detectives Freund oder Feind 1.55 Medical Detectives Mord zum Dessert 2.45 Medical Detectives Mörderisches Spiel KABEL 1 TIPPS DES TAGES 8.45 Navy CIS 9.30 The Mentalist 10.20 Castle 11.15 g Without a Trace 12.10 Numb3rs 13.00 Cold Case 14.00 g Navy CIS 14.55 g The Mentalist 15.50 News 16.00 g Castle 16.50 g Abenteuer Leben täglich 17.55 g Mein Lokal, Dein Lokal – Spezial 18.55 g Achtung Kontrolle! Einsatz für die Ordnungshüter 20.15 H g Aeon Flux Sci-Fi-Film (USA 2005) Mit Charlize Theron 22.00 H g The Spirit Actionfilm (USA 2008) 0.05 Steven Seagal: Out for a Kill Actionfilm (USA 2003) 1.50 Late News 2.00 Fußball: Copa América Mord am Höllengrund Aeon Flux ZDF | 20.15 Nachdem ihr Sohn Ilya allein nach Italien gereist ist, findet seine Mutter Sabine (Katharina Wackernagel) die Leiche seiner Freundin Cora. Sie vermutet, dass ihr Sohn seine Freundin tötete. Kabel 1 | 20.15 Die Killerin Aeon Flux (Charlize Theron) soll im 25. Jahrhundert für eine Widerstandsgruppe den Diktator der letzten Erdstadt beseitigen. Sie erkennt, dass sie auf der falschen Seite steht.. ARTE ZDF NEO RTL 2 13.55 H g Wie der Wind sich hebt Animationsfilm (J 2013) 16.00 g Wie das Land, so der Mensch 16.25 g Unterwegs auf dem Nordseeküstenradweg 17.10 g X:enius (Wh.) 17.40 g Unsere Ozeane (1/4) 18.25 g Australiens schönste Küstenstraße 19.10 ARTE Journal 19.30 ¥ g Tierisch abgehoben (1/3). Neu 20.15 H g Heute bin ich blond Tragikomödie (D/B 2013) 22.05 H g Der Tag der Krähen Animationsfilm (F/B/LUX/ CDN 2012) 23.35 g Poetik des Gehirns Dokumentarfilm (F 2015) 0.40 g Poesie der Fäden 6.05 g Akte M – Geheimsache Museum 7.35 Lanz kocht 8.40 Lafer! Lichter! Lecker! 9.20 g Bares für Rares 11.00 ¥ Die Rettungsflieger 12.30 Küstenwache 13.55 g Ein Fall für zwei 15.55 ¥ Die Rettungsflieger 17.25 g Columbo: Alter schützt vor Morden nicht TV-Krimi (USA 1977) 18.35 g Bares für Rares 20.15 ¥ Inspector Barnaby: Unter Oldtimern TV-Krimi (GB 2011) Mit Neil Dudgeon 21.45 ¥ g Inspector Barnaby: Mr. Bingham ist nicht zu sprechen TV-Krimi (GB 2011) 23.15 The Interceptor 1.00 Orphan Black 10.55 g Family Stories 11.55 g Trau Dich! 4 Anträge und 1 Traumkleid (1) 12.55 g Köln 50667 13.55 g Berlin – Tag & Nacht 14.55 g Hilf mir! 16.00 g All About Love (1) 17.00 g Die Straßencops – Jugend im Visier (1) 18.00 g Köln 50667 19.00 g Berlin – Tag & Nacht 20.00 g News 20.15 Daniela Katzenberger – Mit Lucas im Babyglück (2/8) Doku-Soap 21.15 g Daniela Katzenberger – Mit Lucas im Babyglück 22.15 g Die Reimanns – Ein außergewöhnliches Leben 0.20 Privatdetektive im Einsatz MDR TELE5 3 SAT 12.30 ¥ g Der Schwarzwaldhof Drama (D 2008) 14.00 ¥ g MDR um zwei 15.00 ¥ g LexiTV – Wissen für alle 16.00 ¥ g MDR um vier 17.45 ¥ g MDR aktuell/ Wetter 18.10 ¥ g Brisant 18.54 ¥ Unser Sandmännchen 19.00 MDR Regional 19.30 ¥ g MDR aktuell 19.50 ¥ g Mach dich ran! 20.15 ¥ Polizeiruf 110: Barbarossas Rache TV-Krimi (D 2004) Mit Jaecki Schwarz 21.45 MDR aktuell 22.05 Fakt ist ...! 23.05 ¥ g Akte Ex 23.55 H ¥ g Gejagt – Auf Leben und Tod Abenteuerfilm (NZ/ GB 2010) 1.35 g Kino Royal 6.24 Dauerwerbesendung 7.25 Joyce Meyer 7.54 Dauerwerbesendung 14.05 Star Trek – Deep Space Nine 15.05 Star Trek – Das nächste Jahrhundert 16.05 Star Trek – Raumschiff Voyager 18.05 Star Trek – Deep Space Nine 19.00 Star Trek – Das nächste Jahrhundert 20.05 Höggschde Konzentration 20.15 H Breaking News Actionfilm (HK/CHN 2004) Free-TV-Premiere 22.00 H Drug War Actionfilm (CHN/HK 2012) Free-TV-Premiere 0.10 H Dschingis Khan – Sturm über Asien Historienfilm (MON/RUS/USA 2009) 13.00 ¥ g ZIB 13.15 g Scheidung – einsame Väter 14.05 unterwegs 14.50 g Potsdam, da will ich hin! 15.20 g Reiseziel 15.30 ¥ g Traumziel Seychellen 16.15 Auf der Datumsgrenze durch die Südsee 17.45 g ZDFHistory 18.30 g nano 19.00 ¥ g heute 19.20 g Kulturzeit 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 g Der Äquator – Breitengrad der Extreme (1/5) Party, Untergang und Seelöwen 20.55 g Der Äquator – Breitengrad der Extreme 23.45 H Durst Fantasyfilm (COR 2009) 1.55 ¥ Willkommen Österreich 5.35 g Die X-Akten: Begegnungen der dritten Art Süßes, sonst gibt’s Saures / Die Wolke 12.45 Börse am Mittag 13.00 N24 Nachrichten 13.05 g Sci Fi Science 14.05 g Top Gear USA 15.20 N24 Cassini 16.05 g Gefährliches Universum Asteroiden 17.05 g Stephen Hawking: Geheimnisse des Universums Außerirdische 18.15 Börse am Abend 18.25 N24 Cassini WDR NDR RBB BR SWR HR 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 ¥ g In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte Drama-Serie 21.00 ¥ g In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte 21.45 ¥ g WDR aktuell 22.10 ¥ g Hier und heute 20.15 Ein Abend für Hans-Joachim Kulenkampff – Der Kuli der Nation 21.45 NDR//aktuell 22.00 Gefragt – Gejagt 22.45 „Rudis Tagesshow” extra 23.20 g Das Beste aus „Verstehen Sie Spaß?” 20.15 Tatort: Der vierte Mann TVKrimi (D 2004) 21.45 rbb aktuell 22.15 Polizeiruf 110: Der Mann im Baum TV-Krimi (DDR 1988) 23.40 Hauptstadtrevier 0.25 Tatort: Der vierte Mann TV-Krimi (D 2004) 20.15 ¥ Gernstls Zeitreisen 21.00 ¥ Lebenslinien 21.45 Rundschau Magazin 22.00 Irgendwie und Sowieso 22.50 Ois Chicago sowieso 23.35 Klassik am Odeonsplatz 2011 1.10 Rundschau Nacht 20.15 Die Landärztin: Vergissmeinnicht Heimatfilm (D 2013) 21.45 Landesschau aktuell 22.00 Sag die Wahrheit 22.30 Meister des Alltags 23.00 Die Quiz-Helden – Wer kennt den Südwesten? 20.15 ¥ g Wunderschön! 21.45 Deutschlands schönste Urlaubsziele 22.30 hessenschau kompakt 22.45 Herrliches Hessen 23.15 Hecht und Haie 0.05 H Kalter Schweiß Gangsterfilm (I/F 1970) 19.10 g Welt der Wunder 20.05 g Die gefährlichsten Flugzeuglandungen Doku 21.05 Der Mega-Airport – Flughafen Frankfurt/Main 22.05 Black Box Terror an Bord 23.05 Die 9/11-Verschwörung? – Was wirklich geschah 0.00 g Black Ops 13.05 Sie sind die stärkste Kraft im Universum: Schwarze Löcher PHOENIX 6.45 Tod in der Tiefe – Die größten U-Boot-Katastrophen 7.30 Die schönsten Naturparadiese im Südwesten 9.00 Vor Ort 9.10 Bon(n)jour 9.30 Thema 12.00 Vor Ort 12.15 Le Rendez-Vous 13.00 Thema 14.15 Vor Ort 14.45 Thema 16.00 ZDF-History 17.30 Vor Ort 18.00 NaturNah 18.30 Die schönsten Naturparadiese im Südwesten (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Uli Hoeneß – Der Patriarch Dokumentarfilm (D 2015) 21.45 Hitlers Vorkosterin 22.15 Unter den Linden 23.00 Der Tag 0.00 Unter den Linden (Wh.) ANZEIGE Heute um 21.05 Uhr Flughafen der Superlative „Der Mega-Airport – Flughafen Frankfurt/Main“ FOTO: © N24 © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 MENSCHEN & MEDIEN 31 MONTAG, 13. JUNI 2016 Eine „weiße Prinzessin“ erobert Nigeria Wie eine Stewardess zum Shootingstar Nollywoods wurde D ie Wege zum Filmruhm sind erstaunlich, besonders in Nigerias Filmbranche „Nollywood“. Die britische Stewardess Claire Edun stellte im Oktober 2015 ein Video auf Facebook, in dem sie fließend auf Pidgin-Englisch plaudert. Der harte Dialekt dominiert auf Nigerias Straßen. Die 31 Jahre alte Edun hatte ihn im Süden Londons gelernt, in einer Gegend mit vielen Afrikanern, wo sie lange mit ihrem nigerianischen Mann Richard gelebt hatte. Ein Freund markierte den Regisseur Lancelot Imasuen in den Kommentaren des Videos – ein Skype-Telefonat später hatte die blonde Edun, Künstlername Oyinbo Princess („die weiße Prinzessin“), ihre erste Nollywood-Hauptrolle. VON CHRISTIAN PUTSCH PR PRINCESS OBINYO AUS KAPSTADT So ganz begreifen kann Edun die vergangenen Monate noch immer nicht. Sie hat seit ihrer Kindheit Schauspielerfahrung, spielte in Kurzfilmen. In England verdiente sie sich mit Comedy-Auftritten ein Zubrot, zumeist vor Angehörigen der afrikanischen Diaspora. Lagos kannte sie gut, auch hier trat sie schon in Comedy-Klubs auf. Sie hat die 13-Millionen-Metropole über 100 Mal besucht, dafür extra Flugrouten mit anderen Flugbegleitern getauscht. Aber dort über den roten Teppich laufen, wie vor einigen Tagen geschehen? „Ich muss mich immer wieder kneifen“, sagt Edun, „das ist ein wenig wie im Traum, es fühlt sich nicht nach Realität an.“ In Nigeria ist sie nach der Premiere des Spielfilms „ATM“ vor einigen Wochen einer der wenigen weißen Stars. Ihre Facebook-Seite hat 37.000 Likes, ihr Instagram-Account stolze 32.000 Abonnenten. Selbst in England ist sie im Supermarkt von Fans schon um Fotos gebeten worden. Nollywood ist mit über 2000 neuen Filmen im Jahr die zweigrößte Filmbranche der Welt nach Indiens Bollywood. Claire Edun will jetzt von England nach Nigeria ziehen Auch gemessen am Umsatz gehört Nigeria inzwischen zu den größten Filmmärkten weltweit. Die „Welt“ hat Eduns Regisseur Imasuen vor einigen Jahren an einem hektischen Drehtag begleitet. Er ist einer der fleißigsten in Nollywood, annähernd 100 Filme mit überwiegend schmalem Budget hat er lautstark dirigiert. Oft bleiben nur wenige Wochen für die Refinanzierung, dann gibt es zu viele Raubkopien auf dem Markt, um die DVDs noch gewinnbringend zu verkaufen. Imasuen und sein Team sind Meister der Improvisation – sein Produzent bot unserem Autor nach der Recherche einen Job als Kameramann an. Und auch Edun erlebte die schwierigen Drehbedingungen in Lagos. „Es gab einen mehrere Tage langen Stromausfall“, erzählt sie, „wir mussten auf Generatoren zurückgreifen, aber selbst das Benzin ist knapp und teuer.“ Auch die manchmal fehlende Beleuchtung stoppte die innerhalb weniger Wochen abgeschlossenen Dreharbeiten nicht. „Nigerianer finden immer einen Weg“, sagt Edun, „und ich konnte mich präsentieren, wie ich wirklich bin.“ Lebhaft, herzlich, wild gestikulierend. Und ein wenig laut. Ihr Film gehört derzeit zu den erfolgreichsten Komödien in Nigeria, wo zuletzt die in den 80er-Jahren erloschene Kinokultur wiederbelebt wurde. Die „Oyinbo Princess“ spielt eine Engländerin, die sich über das Internet in einen Mann verliebt und nach Nigeria reist. Dieser will sie aber nur deshalb heiraten, um für sich und seine heimliche Partnerin einen Weg nach England zu finden. Der Plan scheitert, weil die Britin in Nigeria bleiben will. Mit der Realität habe die Geschichte so gar nichts zu tun, betont Edun. Die meisten nega- tiven Klischees zu Nigeria seien falsch, das Land sei so viel mehr als Boko-Haram-Terrorismus und die neulich von Englands Premierminister David Cameron gebrandmarkte „Korruption von fantastischer Dimension“. Davon muss sie manchmal auch die eigenen Eltern in der beschaulichen Kleinstadt Winchester überzeugen, die keinerlei Afrika-Bezug haben und vor Eduns Nigeria-Reisen besorgt die Reisewarnungen des Außenministeriums durchstöbern. Die weiße Prinzessin, deren verwackelte Handyvideos auf Youtube tausendfach angeklickt werden, lässt sich jedoch nicht aufhalten. „Lagos ist wie ein zweites Zuhause für mich, wenn man mal von einigen der schlechtesten Autofahrer der Welt absieht. Selbst die ärmsten Leute sind unglaublich gastfreundlich und freundlich“, sagt Edun, die mit ihrer Rolle gegen die vorurteilsbehaftete Wahrnehmung des mit 180 Millionen Menschen einwohnerstärksten Landes Afrikas ankämpfen will. „Wenn wir etwas von dieser Einstellung lernen würden, wäre die Welt ein besserer Ort.“ Sie ist fast nigerianischer als ihr nigerianischer Mann, der darauf besteht, ausschließlich formelles Englisch mit ihr zu sprechen und lieber Pizza als afrikanische Gerichte mag. Reich ist Edun bislang nicht geworden, aber sie habe „ein anständiges Honorar für die erste Rolle“ bekommen, sagt sie. Finanziell kann Nollywood nicht mit Bollywood oder gar Hollywood mithalten, wenngleich die Topstars durchaus luxuriös leben können und es zuletzt auch dank staatlicher Förderung eine Reihe von hochwertigen Produktionen gab. Edun möchte schon bald von ihrem aktuellen Wohnort Portsmouth im Süden Englands nach Lagos ziehen und „eine Brücke zwischen Schwarz und Weiß“ sein. Sie hat ihre Nische gefunden und ist zuversichtlich, dass nach den Dutzenden Interviews der vergangenen Wochen schon bald die nächsten Angebote kommen werden. Neben ihrer Film- und Comedy-Karriere will sie auch den Bau eines Waisenheims vorantreiben. Von all dem muss sie allerdings noch ihren Mann überzeugen. Einen Umzug kann er sich bisher noch nicht vorstellen. „Kein Problem“, sagt Edun und lacht, „ich kann ziemlich dickköpfig sein.“ Zippert zappt S PD-Chef Gabriel hat nach mehrstündigem Nachdenken, unterbrochen von nur einer kurzen Kaffeepause, die Leitlinien für den Wahlkampf 2017 formuliert und ins Deutsche übersetzen lassen. Hauptanliegen der SPD ist demnach die musikalische Frühund Späterziehung der Deutschen. Gabriel fordert einen „Dreiklang sozialer Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Modernisierung und Stärkung unserer Demokratie“. Das dürfte eine ambitionierte Komposition werden, die man nicht bei Dieter Bohlen bestellen kann. Aber es kann nicht schaden, wenn das deutsche Volk mal wieder Quintenzirkel, Mundorgel und Stimmgabel zur Hand nimmt, um für diesen Dreiklang zu üben. Am Ende werden Chöre im ganzen Land den Dreiklang zum Besten geben, und Gabriel dirigiert das Ganze. Das ist endlich ein Programm, das die Massen begeistern und die Wahlkabinen füllen wird. Die SPD kann sich berechtigte Hoffnungen auf die absolute Mehrheit machen, denn der Vorsitzende hat das absolute Gehör für die Stimmung im Volke. Bald auch in Ihrem Fernseher: „The Socialdemocratic Voice of Germany“ oder „Sing, mein Sozi, sing!“. LEUTE VON WELT GETTY IMAGES/ M. MUMBY/ INDIGO DIE WELT KOMPAKT „We want Charlotte“ Die Queen (90) hat das Spektakel schon oft gesehen, für ihre Urenkelin Charlotte (1) ist es das erste Mal. Als die Flugzeuge der Royal Air Force am Ende der Parade zum runden Geburtstag der Queen über den Buckingham-Palast donnern, richten sich die Blicke auf die Tochter von William (33) und Kate (34). Die Leute wollen die Jüngste sehen. „We want Charlotte“, ruft einer. Der Wunsch wird erfüllt. Charlotte hält sich ein Ohr zu, es ist ein bisschen laut. IMPRESSUM Verleger Axel Springer (1985 †) Herausgeber und Chefredakteur: Stefan Aust Stellvertreter des Chefredakteurs: Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz Stellvertretende Chefredakteure: Beat Balzli, Oliver Michalsky, Dr. Marius Schneider (Geschäftsführender Redakteur) Leitender Redakteur: Matthias Leonhard Stellv.: Henning Kruse; Christian Gaertner, Philip Jürgens, Lars Winckler Redaktionsleiter Digital: Stefan Frommann Politik: Marcus Heithecker, Dr. Jacques Schuster, Lars Schroeder Stv. Claudia Kade Deutschland Hintergrund: Wolfgang Büscher, Claus Christian Malzahn Außenpolitik: Dr. Sascha Lehnartz, Stv. Silke Mülherr Wirtschaft: Thomas Exner, Olaf Gersemann Kultur, Magazin: Philipp Haibach Sport: Stefan Frommann Menschen & Medien/Leben/Wissen: Wolfgang Scheida, Heike Vowinkel Regionalredaktion Hamburg: Jörn Lauterbach Layout und Produktion: Ronny Wahliß, Gesa Vollborn Foto: Stefan A. Runne Grafik: Karin Sturm Nachrichtenchef Digital: Falk Schneider Managing Editor Digitalteam: Sebastian Lange, Stv. Caroli- ne Turzer Social Media: Niddal Salah-Eldin Video: Martin Heller Die WELT-Gruppe kooperiert mit „El País“ (Spanien), „La Repubblica“ (Italien), „Le Figaro“ (Frankreich), „Le Soir“ (Belgien), „Tages-Anzeiger“ und „Tribune de Genève“ (beide Schweiz) Sonderthemen: Astrid Gmeinski-Walter Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Seite 1: Matthias Leonhard Deutschland: Thomas Exner Ausland: Thomas Exner Forum: Andrea Seibel Wirtschaft/Finanzen: Thomas Exner Sport: Volker Zeitler Internet: Matthias Leonhard Wissen: Thomas Exner Kultur/ Lifestyle: Philipp Haibach Panorama: Thomas Exner Alle: c/o WeltN24 GmbH, 10888 Berlin DIE WELT KOMPAKT erscheint in Kooperation mit der Axel Springer Akademie. Leitung: Marc Thomas Spahl (www.axel-springer-akademie.de) Hamburg: Claudia Sewig, Axel-SpringerPlatz 1, 20355 Hamburg Anzeigen: Silvana Kara, WeltN24 GmbH, 10888 Berlin WeltN24 GmbH: Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten Rossmann; Mitglied der Geschäftsführung: Christian Fuhrhop General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleiter: Silvana Kara Handel: Peter M. Müller. Es gilt die Preisliste der WELT-Gruppe Nr. 94, gültig ab 1. Januar 2016. Alle Rechte vorbehalten. Die Rechte für die Nutzung von Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über die PMG Presse-Monitor GmbH, Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de. Verlag: WeltN24 GmbH Druck: Axel Springer SE, Berlin beide: 10888 Berlin, © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Axel-Springer-Straße 65. Tel.: 030/25910, 20350. Der Preis für das Abonnement beträgt monatlich 18,90 € und kann zum Monatsende beendet werden. Abbestellungen müssen dem Verlag schriftlich sieben Tage vor Monatsende vorliegen. Rechtshinweis: Alle Inhalte (Text- und Bildmaterial) werden Internetnutzern ausschließlich zum privaten, eigenen Gebrauch zur Verfügung gestellt, jede darüberhinausgehende Nutzung ist unzulässig. Für die Inhalte fremder, verlinkter Internetangebote wird keine Verantwortung übernommen.Digitale Angebote erreichen Sie unter: Tel. +800 / 95 15 00 0 E-Mail: [email protected] WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 32 PANORAMA DIE WELT KOMPAKT osie Feba war zum ersten Mal mit ihrer Freundin im populären Homosexuellennachtklub „Pulse“ in Orlando, als plötzlich Schüsse fielen. „Sie sagte mir, jemand schießt. Alle warfen sich auf den Boden“, berichtete Feba dem „Orlando Sentinel“. „Ich habe ihr erst gesagt, ich glaube, das ist nicht echt, ich dachte, es sei Teil der Musik, bis ich das Feuer sah, das aus ihren Waffen kam.“ Heftiges Unwetter in Frankfurt Straßen werden zu Seen, Autos bleiben liegen, Keller sind überflutet: In Frankfurt herrschte gestern nach einem ungewöhnlich starken Regenschauer in einigen Vierteln zeitweise „Land unter“. Allein die Berufsfeuerwehr rückte nach Angaben eines Sprechers rund 350 Mal aus. Menschen wurden nicht verletzt. Längster Leberkäse der Welt gebacken Ulmer Metzger haben den längsten Leberkäse der Welt gebacken. Dieser wurde am Ende so lang wie das Ulmer Münster hoch ist – der Kirchturm ragt 161,53 Meter in den Himmel. Ein Vermessungstechniker der Stadt Ulm bestätigte den Rekord. ITALIEN Drei Tote bei Gebäudeeinsturz Beim Einsturz eines Gebäudes in Mailand sind drei Menschen ums Leben gekommen, zwei weitere wurden verletzt. Die Feuerwehr vermutet ein Gasleck als Ursache. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa waren die drei Opfer ein Paar und eine Mutter von zwei Mädchen. Die beiden Kinder haben überlebt. LOTTO Die Zahlen Lotto: 6 - 13 - 21 - 27 - 38 - 45 Superzahl: 5 Spiel 77: 6153024 Super 6: 304016 (Alle Angaben ohne Gewähr) VON CLEMENS WERGIN AUS WASHINGTON Der Klub postete gegen zwei Uhr nachts eine verzweifelte Helfer vor dem Nachtklub in Florida. Der Täter war mit einem Sturmgewehr bewaffnet Meldung auf der eigenen Facebookseite: „Alle raus hier und hört nicht auf zu rennen.“ Sonntagmorgen hatte es erst geheißen, 20 Menschen seien getötet worden, darunter der Attentäter. Am späten Vormittag musste Bürgermeister Buddy Dyer dann mit einer furchtbaren Ein Blutbad schockt Amerika. Der Tatort: ein Klub in Orlando Nachricht an die GEORGIA Öffentlichkeit geUSA hen: Mehr als Jacksonville FLORIDA doppelt so viele ein konstantes Bum, dem Verdächtigen, und er wur- fentlichen Teil des Clubs und Orlando Atlantik starben, Dutzende Bum Bum“ erzählt de noch am Ort getötet“, sagt dem Bereich für Mitarbeiter Golf Tampa von Mexiko wurden verletzt, der 53-Jährige dem Mina. Der Täter habe eine eingerissen und so die Flucht Fort Lauderdale viele davon befinund ein über den Hinterausgang er„Orlando Sentinel“. Handfeuerwaffe Miami den sich in kritiAntonetti war im hin- Sturmgewehr vom Typ AR-15 möglicht. 100 km schem Zustand. Es ist Der Täter war nach übereinteren Teil des Nacht- bei sich gehabt. Und dazu noch die verheerendste Schießeclubs, als plötzlich Schüsse etwas am Körper, „das ver- stimmenden Medienberichten rei in der Geschichte Amerikas. fielen. Er rannte hinaus und dächtig ist“, so Mina. Mögli- US-Bürger. Er heiße Omar MaDas FBI untersucht das At- verlor seinen Bruder aus den cherweise handelte es sich um teen, sei 29 Jahre alt, stammt tentat als Terrorakt. Wenn sich Augen, der auf Krücken lief eine mit Sprengstoff gefüllte aus Afghanistan und lebte zudie Vermutung erhärtet, wäre und langsamer war. „Die Poli- Weste. Neun Polizisten waren letzt in Florida. Bisher gibt es es der größte radikalislamische zei sagt mir, dass er in Sicher- am Sturm auf den Nachtklub keine gesicherten Erkenntnisse beteiligt, einer davon wurde darüber, ob die Tat politisch Anschlag in Amerika seit den heit ist“, so Antonetti. Kurz nach drei Uhr nachts durch Schüsse des Attentäters oder religiös motiviert war oder Angriffen von 9/11 auf New York und Washington. Dabei traf dann das Swat-Team ein, verletzt, ein Kevlar-Helm ret- es sich um ein Verbrechen aus scheint ein beherztes Eingrei- inmitten von Berichten, dass tete ihm das Leben. Mehr als Schwulenhass handelte. fen der Polizei einen noch grö- der Attentäter Geiseln im Klub 30 Menschen, die sich noch im ßeren Blutzoll verhindert zu genommen hatte. „Wir wurden Klub befanden, konnten gerethaben. „Ein Offizier arbeitete von Leuten kontaktiert, die in tet werden. Als der Albtraum im ‚Pulse‘ und reagierte, nach- den Toiletten und verwundet gegen zwei Uhr nachts begondem die Schüsse abgefeuert waren“, erzählt John Mina. nen hatte, sollen sich etwa 300 wurden“, berichtet Polizeichef „Wir haben dann beschlossen, Menschen im Klub aufgehalten John Mina. „Er lieferte sich ei- reinzugehen.“ Etwa um 5 Uhr haben. Es war schon spät und ne Schießerei mit dem Ver- morgens pflügte das Swat- „alle tranken noch einen letzdächtigen.“ Besucher des Team mit einem gepanzerten ten Schluck“, als die ersten Klubs bestätigen das. „Es wa- Fahrzeug durch den Klub und Schüsse fielen, berichtet Besuren so viele Schüsse, mindes- warf Blendgranaten, um den cher Rob Rick. Ein Türsteher tens 40“ sagt Javer Antonetti. Attentäter abzulenken. „Es hat dann geistesgegenwärtig Freunde und Angehörige der „Ich sah zwei Typen und es war kam zu einer Schießerei mit eine Wand zwischen dem öf- Opfer in Orlando „Alle raus hier und hört nicht auf zu rennen“ REUTERS/ STEVE NESIUS DEUTSCHLAND ANZEIGE DEUTSCHLAND HEUTE Reykjavik Weitere Regengüsse und Gewitter 18 Kiel 18 Bremen Rostock 18 19 12 Düsseldorf Leipzig 19 13 Kassel 19 13 19 13 Frankfurt Saarbrücken 19 12 20 14 Nürnberg 20 Friedrichshafen 17 12 19 13 Dresden 17 11 18 4 10 19 Mittwoch Norden 11 20 Mitte 12 19 Süden 12 20 Donnerstag Stuttgart 11 20 13 4 19 13 Süden Berlin Hannover 19 19 14 13 Münster Köln 12 Mitte Hamburg 13 19 13 19 13 Norden 5 17 13 München 17 12 Norden 11 Mitte 12 20 Süden 11 20 19 * Ausgewählte Flüge, Buchung LH.com, Reisen: Mai 2016 bis September 2016, begrenztes Sitzplatzangebot. Dienstag 4 Oslo 13 Die neue Woche startet verbreitet wechselhaft. Aus dichten Wolken fällt immer wieder zum Teil kräftiger Regen. Im Tagesverlauf entladen sich vereinzelt Gewitter. Nur gelegentlich lockert es ein wenig auf, und die Sonne kommt hervor. -9 bis -5 Mein Plan: kein Plan. Dublin 18 17 17 Helsinki 20 Stockholm Kopenhagen 17 20 London 17 Brüssel Paris 17 Zürich 17 Bordeaux Nizza 24 Barcelona Rom Palma 19 25 Malaga 30 Madrid Lissabon 31 25 Hin & Zurück ab 129 €* Kiew H T 20 20 32 26 Algier 31 Las Palmas Hoch/Tief Warmfront Kaltfront 18 22 Budapest Zagreb 22 19 26 21 Economy Light Tarif Moskau 18 24 Warschau Berlin 22 Wien 20 Genf 15 St. Petersburg Riga 18 21 Tunis Okklusion Istanbul 29 28 Athen Warmluft Kaltluft WELTWETTER -4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35 Amsterdam Antalya Barcelona Buenos Aires Djerba Genf Hongkong Innsbruck 18° Schauer 28° heiter 26° Schauer 15° wolkig 30° heiter 19° Regen 29° Gewitter 18° Regen © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Kairo Kapstadt Kreta Los Angeles Mailand Malta Miami New York 41° sonnig 18° Regen 29° wolkig 22° wolkig 26° Gewitter 27° wolkig 33° Schauer 25° heiter Palermo 24° wolkig Peking 32° Schauer Prag 20° Gewitter Rio de Janeiro 21° heiter Salzburg 19° Schauer Sydney 18° heiter Tel Aviv 39° sonnig Tokio 20° Regen WELT KOMPAKT -2016-06-13-sil-16 7239421b3df97ef021ea01eb5dfcb408 DPA/ UNIVISION FLORIDA CENTRAL, HAN R KOMPAKT Emden MONTAG, 13. JUNI 2016
© Copyright 2024 ExpyDoc