Ein Coaching für Impostoren

4. Internationaler Coaching-Kongress
Coaching meets Research
Wirkung, Qualität und Evaluation im Coaching
14./15. Juni 2016, Olten, Schweiz
www.coaching-meets-research.ch
Themenlab "Wirkung", 14. Juni 2016
Ein Coaching für Impostoren
Theoriebasierte Konstruktion und Evaluation
© Kolarik
Prof. Dr. Eva
Traut-Mattausch
Mirjam Neureiter
Bezug zum Themenstrang "Wirkung"
In der Forschungsarbeit wurde ein speziell für das Impostor-Phänomen entwickelte Intervention in
Form eines Coachings evaluiert. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen eines Feldexperiments die
Wirksamkeit des Coachings, einer Trainingsgruppe und einer Kontrollgruppe gegenübergestellt.
Projekt-Angaben
Coaching wird verstanden als ein lösungsorientierter Prozess, der die Selbstreflexion der Klient/innen fördert, um sie bei der Zielerreichung und persönlichen Entwicklung zu unterstützen und zu
fördern. In dem wissenschaftlichen Fachbeitrag soll die Frage aufgegriffen werden, inwieweit gerade
diese Form der Intervention hilfreich ist, um Impostor-Gefühle zu verringern. Impostor-Gefühle
umfassen die unrealistische Angst vor negativen Bewertungen und das Aufdecken eigener Fehler
bei Personen, die besonders gute Leistungen erbringen und daher von ihrem Umfeld als Leistungsträger/-innen bewertet werden. Impostoren leben in der Angst als „Scharlatane“ von ihrem Umfeld
entlarvt zu werden, schreiben sich selbst wenig Kompetenzen und Fähigkeiten zu und erleben die
Ursachen ihrer besonderen Leistungen im Zufall oder ihrem besonderen sozialen Geschick. Die
evaluierte Coaching-Intervention für dieses Phänomen wurde anhand theoretischer Überlegungen
zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Impostor-Gefühlen entwickelt. In insgesamt drei
Sitzungen im Umfang von jeweils zwei Stunden wurde an folgenden Themen gearbeitet - 1. Sitzung:
Identifikation spezifischer Karriereziele, 2. Sitzung: Identifikation eigener Fähigkeiten und Stärken
und 3. Sitzung: Identifikation des inneren Teams, Angst vor negativer Bewertung und Veränderung
eines negativer Attributionsstils. Um die Wirksamkeit des Coachings zu überprüfen wurden im
Rahmen eines Feldexperiments 103 Mitarbeiter/-innen randomisiert einer von drei Versuchsbedingungen zugeteilt (Coaching, Training, Kontrollgruppe). Die Wirksamkeit der Interventionen wurde
anhand von standardisierten Fragebögen anhand mehrere Messzeitpunkte überprüft: vor der
Intervention, während der Intervention, nach der Intervention und follow-up-Messung nach fünf
Wochen. Es zeigte sich, dass das Coaching die Impostor-Gefühle am besten reduzieren konnte im
Vergleich zum Training sowie im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Intervention. Dieser Effekt
konnte anhand der vermuteten Wirkmechanismen im Rahmen von Mediationsanalysen aufgeklärt
werden. Die Studie ist durchgeführt und die Ergebnisse ausgewertet. Aktuell wird eine Publikation in
einem peer-review-Journal vorbereitet. Dieser Artikel wird zum Zeitpunkt des Kongresses „under
review“, bestenfalls bereits „accepted“ sein. Die Ergebnisse dieser Studien können aufzeigen, dass
Coachings als spezifische Interventionsform für ein Phänomen (wie z.B. das Impostor-Phänomen)
theoriegeleitet konzipiert und auch evaluiert werden sollte. Nur so können wirksame Interventionen
für die Praxis bereitgestellt werden.
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4. Internationaler Coaching-Kongress
Coaching meets Research
Wirkung, Qualität und Evaluation im Coaching
14./15. Juni 2016, Olten, Schweiz
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Ausführung zum Inhalt des Beitrages
In dem Beitrag wird die theoriegeleitete Entwicklung eines Coachings vorgestellt, das wirksam
Impostor-Gefühle reduzieren soll. Impostor-Gefühle umfassen die unrealistische Angst vor negativen
Bewertungen und das Aufdecken eigener Fehler bei Personen, die besonders gute Leistungen
erbringen und daher von ihrem Umfeld als Leistungsträger/-innen bewertet werden. Das spezifisch
für Impostoren entwickelte Coaching basierte auf theoretischen Überlegungen zur Entstehung und
Aufrechterhaltung von Impostor-Gefühlen. Es wurde im Rahmen eines randomisierten Feldexperiments evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Coaching-Intervention die Impostor-Gefühle am
besten reduzieren konnte im Vergleich zu einer Trainings-Intervention bzw. einer Kontrollgruppe
ohne Intervention. Diese positive Wirkung konnte anhand der vermuteten Wirkmechanismen aufgeklärt werden. Im Vortrag wird die theoriegeleitete Entwicklung und Evaluation des Coachings vorgestellt, was die Voraussetzung für die Bereitstellung einer wirksamen Intervention in der Praxis
darstellt.
Literatur
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Clans, P. R., & Imes, S. (1978). The impostor phenomenon in high achieving women. Psychotherapy: Theory, Research, & Practice, 15, 241-247.
Greif, S. (2008). Coaching und ergebnisorientierte Selbstreflexion. Theorie, Forschung und Praxis des Einzel- und Gruppencoachings. Gottingen, Germany: Hogrefe.
Jöstl, G., Bergsmann, E., Lüftenegger, M., Schober, B., & Spiel, C. (2012). When will they blow
my cover? The impostor phenomenon among Autrian doctoral students. Zeitschrift für
Psychologie, 220, 109-120.
Vergauwe, J., Wille, B., Feys, M., De Fruyt, F., & Anseel, F. (2014). Fear of being exposed: The
trait-relatedness of the impostor phenomenon and it relevance in the work context. Journal of
Business and Psychology, 30, 1-17.
Angaben zu den Personen
Univ.-Prof. Dr. Eva Traut-Mattausch, Universität Salzburg, Leiterin der Abteilung Wirtschafts- und
Organisationspsychologie, Leiterin des Universitätslehrgangs Supervision, Coaching und Mediation,
http://www.uni-salzburg.at/psy/people/traut-mattausch, [email protected]
MSc Mirjam Neureiter, Universität Salzburg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin,
Forschungsschwerpunkt Impostor Phänomen, http://www.uni-salzburg.at/psy/people/neureiter,
[email protected]
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