La Parüschla Informationsbulletin Vogelschutz Engadin www.vogelschutz-engadin.ch Editorial Liebe Leserinnen und Leser der Parüschla Juni 2016 Jahrgang 18, Ausgabe 2 In dieser Ausgabe 1 2 Editorial Aus dem Vorstand Exkursion Maienfeld 3 Fotografieren am Horst 4 Projekt Roseg 5 Ein Pazifiktaucher im Engadin 6 Il misarogn da lʼaua 7 Ornithologische Highlights Vogelbeobachtungen 8 Was, wo, wann? Impressum Von Taubenzüchtern haben wir alle schon gehört. Darunter gibt es auch Züchter von Brieftauben (die kann man irgendwo fliegen lassen und sie finden nach Hause) oder von so genannten Hochfliegern. (Die Hochflieger müssen sich sofort nach dem Öffnen des Schlages in weiten Spiralen zu bedeutender Höhe hinaufschrauben und dann stundenlang, oft nur noch als Punkte erkennbar, ihre eleganten Kreise ziehen und Schwenkungen ausführen. Je gewandter und ausdauernder ihr Flug, desto wertvoller die Tauben). Endlich kommt nun ein Taubenzüchter vor Gericht, der am Tod von Tauben jagenden Greifvögeln Schuld sein soll! Ihm wird vorgeworfen, mit Gift präparierte, minderwertige Kamikazetauben freigelassen und so den Tod von Habichten und Wanderfalken herbeigeführt zu haben. Den Film auf YouTube des sterbenden Wanderfalkenweibchens in Zürich dürften mittlerweile alle gesehen haben. Sonst geben Sie bei youtube „Vergiftungstod eines Wanderfalken-Weibchens“ ein. Sie werden erschüttert sein. Das Forum Biodiversität, Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) gibt regelmässig die Broschüre „Hotspot“ heraus. In der letzten Ausgabe geht es auf Seite 23 in einem Artikel des BAFU um Revitalisierungen von Gewässern in der Schweiz. Als Titelbild wurde die Einmündung des Beverins in den Inn gewählt. Wir haben also ein Vorzeigeobjekt in Bever! Unter www.biodiversity.ch/hotspot können alle Ausgaben von Hotspot heruntergeladen werden. Es lohnt sich. Im meinem letzten Editorial habe ich mich über den Vogelmord an den Zugvögeln beklagt. Nun möchte ich aber noch einen Blick auf die einheimischen Katzen werfen. In der Schweiz leben etwa 1,5 Millionen Hauskatzen. Es gibt hier keine Daten, wie viele Vögel eine Katze pro Jahr erbeutet. Einige werden es schon sein. Und wenn wir das mit 1, 5 Millionen multiplizieren, sind wir bald einmal bei den Fangzahlen im Mittelmeerraum. Dazu kommt, dass Katzen ganz spezialisierte Jäger auf Eidechsen, Blindschleichen und Libellen sind. Im Engadin ist das weniger ein Problem, im Unterland schon: Entweder Katzen oder Eidechsen im Garten. Wiederum war das Bartgeierpaar Albula erfolglos – und dies zum dritten Mal. Nach sechs flügge gewordenen Jungen hatte sich Diana von Louis getrennt und Tantermozza als Männchen gewählt. Tantermozza war vorher schon zwei Jahre lang erfolgloser Partner andernorts. Nun wäre es für Diana höchste Zeit, sich von Tantermozza zu trennen – aber vielleicht können auch Bartgeier ohne Nachkommen in einer harmonischen Partnerschaft zusammenleben? Beachten Sie bitte die nächsten Veranstaltungen. Bis dahin grüsse ich Sie herzlich Jürg Cambensy Aus dem Vorstand Neue Mitglieder Wir freuen uns als neue Mitglieder im Vogelschutz Engadin Frau Brigitte Kuhn und Herr Claude Pfau, Basel, und Frau Barbara Candrian, La Punt Chamues-ch, willkommen zu heissen. Die aktuellste Mitgliederliste kann bei Barbara Gut (081/826ʼ53ʼ71, [email protected]) angefordert werden. Morgenexkursionen 2016 Wir staunten, als wir uns an der ersten Exkursion bei der Ochsenbrücke trafen. Kein einziger Vogel zwitscherte, nur gerade die Wasservögel hörten und sahen wir. Doch bald konnten wir einem Wendehals zuhören, und der Morgen war gerettet. Schlussendlich konnten wir dann doch noch 25 Arten auf unsere Liste schreiben. Auch am 13. April war es nicht so kalt, immerhin plus 2° so dauerte die Exkursion ein bisschen länger. Das hat sich gelohnt. Neben dem Krickenten Pärchen, dem wir lange auf dem Gravatschaweiher beim Gründeln zusehen konnten, sahen wir noch einen Trauerschnäpper. Bei den nächsten Exkursionen war es dann deutlich kälter. Bei Schneegestöber fanden sich nur gerade zwei Personen ein. Trotzdem konnten 17 Arten beobachtet werden. Ein trauriger Anblick bot uns am 4. Mai beim Gravatschaweiher. Zwei Rauchschwalben, aufgepustet wie kleine Bällchen, waren fast am Erfrieren. In dem Zustand mussten sie noch etwas ausharren, denn die Sonne versteckte sich hinter einer grossen Wolke. Vorankündigung Bergvogelexkursion und Exkursion Schmetterlinge Am Samstag, 25.6.2016 findet auf Furtschellas eine Bergvogelexkursion statt. Wir wandern von der Bergstation über Marmoré nach Sils. Wer im Gebirge überleben und erfolgreich sein will, muss sich einige Tricks einfallen lassen; während der Exkursion werden Sie erfahren, wie Pflanzen und Tiere, insbesondere Vögel, im Gebirge überleben können. Bitte Picknick mitnehmen. Am Dienstag, 12.7.2016 nimmt Angelika Abderhalden Sie mit auf Entdeckungsreise in die Welt der Schmetterlinge. Die theoretische Einführung und anschliessende Exkursion dauern bis ca. 15 Uhr, bitte Picknick mitnehmen. Exkursion „Wald und Rebgebiet von Maienfeld“ Silvana Signorell Am Sonntag 7. Mai trafen sich sieben Mitglieder in St. Moritz, um an der Exkursion nach Maienfeld teilzunehmen. Aufgeteilt auf 2 Privatautos fuhren die einen über den Julier, die andern durch den Veraina Tunnel zum Treffpunkt beim Heidibrunnen in Maienfeld, wo Rena Maria noch zu uns gestossen war. Ein toller Empfang wurde uns geboten. Nicht nur Stefi Linder, Präsident des Vogelschutzes Landquart, begrüsste uns herzlich, auch ein Gartenrotschwanz mit seinem wunderschönen Gesang, hiess uns willkommen. Nach einer kurzen Einführung über Maienfeld und Umgebung, starteten wir zu unserer Exkursion. Durch einen schönen Mischwald, wo wir verschiedenen Vögeln zuhören konnten, erreichten wir die Allmend. Sofort zeigte uns Stefi das Schwarzkehlchen-Paar, einen Neuntöter und Steinschmätzer. Lange konnten wir das Turmfalkenweibchen auf der Buche beobachten. Ein paar Schritte weiter, schon bei den ersten Rebbergen angelangt, standen wir alle bockstill und Da scheinen hungrige Schnäbel gestopft werden zu müssen. Foto: S. Linder. 2 hörten einer Zaunammer zu. Stefi konnte sie dann auch sehen und uns durch das Fernrohr zeigen, bevor sie in den nächsten Baum flog. Unser erstes Highlight. Während wir durch die Rebberge wanderten, erklärte uns Stefi das Artenförderungsprojekt Wendehals. Die Nistkästen wurden teils von Feldsperlingen besetzt. Durch einen wunderschönen Eichenwald, voller singender Gartenrotschwänze, ging es zurück zum Heidibrunnen, wo wir bei herrlichem Sonnenschein unser Picknick einnahmen. Zum Dessert gab es eine besondere Beobachtung: Blaumeisen, die in einer alten Spechthöhle ihre Jungen fütterten. Nur gerade einen halben Meter unter der Blaumeisenhöhle nistete ein Star. Auch er war am Füttern. Stefi wollte uns unbedingt noch einen Wendehals zeigen. Und tatsächlich, in einem Gestrüpp, nicht weit von uns, sass der Vogel auf einem kleinen Ast. Ein wunderschöner Anblick! Unser zweites Highlight! Für viele war das sicher ein „Flaschenvogel“. Leider zeigte sich der Wiedehopf nicht. Auf der Terrasse vom Hotel Luziensteig genossen wir bei Coupe und Kaffe noch den warmen Foto: S. Linder. Frühlingstag, bevor wir mit vielen schönen Eindrücken und einem herzlichsten Dank an Stefi nach Hause fuhren. Fotografieren am Horst – heikel und zunehmend problematisch David Jenny Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie ist es heute relativ einfach geworden, gute bis hervorragende Fotos von wildlebenden Tieren zu machen. Weil Vögel an ihren Brutplatz gebunden sind, ist es für Fotografen verlockend, in deren Nähe auf fütternde Altvögel zu warten oder gar brütende Altvögel und/oder Junge im Nest zu fotografieren. Steinadler verletzlich gegenüber Einflüssen, welche den Bruterfolg zusätzlich einschränken und solchen, welche die Sterblichkeit zusätzlich erhöhen. Bei den negativen Einflüssen auf den Bruterfolg stehen heute die Störungen des Brutgeschäfts an erster Stelle. Zwar ist die Population insgesamt vorderhand nicht gefährdet, regional wird aber eine vitale Bestandsentwicklung eingeschränkt oder gar verunmöglicht. Solches Verhalten ist problematisch, denn Brutvögel reagieren höchst sensibel auf Störungen am Brutplatz. Es besteht immer das Risiko, dass die Vögel ihre Brut abbrechen. Die Vogelwarte betrachtet mit Sorge, dass die Zahl der Fälle, wo Brutplatzfotografie zu Problemen oder gar zu Brutabbrüchen führte, in den letzten Jahren zugenommen hat. Zu den am stärksten betroffenen Vogelarten gehören neben dem Steinadler auch der Bartgeier und der Uhu. Zunehmende Tendenz störungsbedingter Brutabbrüche Der Einfluss brutgefährdender, anthropogener Einflüsse auf den Bruterfolg des Steinadlers ist nicht leicht zu erfassen. Die Zahl dokumentierter störungsbedingter Brutabbrüche ist aber regional so hoch geworden, dass die Nachwuchsrate nachhaltig negativ beeinflusst wird. Im Wallis wurden 2014 nachweislich drei Steinadlerbruten störungsbedingt aufgegeben. Ein Adlerpaar brütet seit 2008 erfolglos, weil regelmässig Störungen am Horst stattfinden. Diese Störungen erfolgten vorwiegend im Zusammenhang mit Horstfotografie. Insgesamt wird der Anteil der durch Horstfotografie bedingten Brutabbrüche an der Zahl aller Brutabbrüche im westlichen Wallis auf 60–80 % geschätzt. Eine solche Störung des Brutgeschäfts wird gelegentlich geahndet: So kam es 2014 zu einer behördlichen Verzeigung eines Fotografen, welcher eine Kamera im besetzten Horst platziert hatte. Steinadler haben sich im Alpenraum vom früheren Aderlass durch direkte Verfolgung gut erholt und befinden sich heute im Bereich ihrer Sättigungsgrenze. In der Schweiz leben momentan rund 340 Steinadlerpaare. Konkurrenzeffekte sorgen heute für eine gedrosselte Nachwuchsrate, welche sich zudem von Region zu Region unterscheidet. Im Engadin zieht ein Paar im Schnitt jährlich knapp 0,4 Jungvögel auf, im westlichen Wallis sind es nur gerade 0,2. Die von Natur aus geringe Häufigkeit der Adler und deren tiefe Produktivität machen den 3 Es bleibt festzuhalten, dass Störung durch Horstfotografie in den wenigsten Fällen absichtlich erfolgt. In der Regel sind sich die betreffenden Fotografen ihres Einflusses auf das Brutgeschäft nicht bewusst und reagieren positiv, wenn man sie auf ihr Fehlverhalten hinweist. Nach dem Schlüpfen und bis ins Nestlingsalter von 2–3 Wochen bleibt die Störungsanfälligkeit sehr hoch. Den kleinen Jungvögeln muss Wärme in Form von Hudern zugeführt werden, und sie müssen Bissen um Bissen von den Altvögeln gefüttert werden. In dieser Phase sind die Nestlinge im Horst an ihrem weissen Dunenkleid erkennbar. Ab Juni, mit dem Heranwachsen der Jungvögel, geht die Störungsanfälligkeit zurück. Gesetzliche Grundlagen Gemäss dem Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft, wer vorsätzlich und ohne Berechtigung Eier oder Jungvögel geschützter Arten ausnimmt oder das Brutgeschäft der Vögel stört (Art. 17, Abs. 1, Bst. b JSG; Stand 1.1.2014). Störungen am Brutplatz müssen durch zuständige Aufsichtsorgane geahndet oder zumindest verzeigt werden. Hinweise auf solche Vergehen können Fotostrecken von Naturfotografen im Internet bieten. Einzuhaltende Distanzen Folgende Faustregel hilft: Eine Distanz von mindestens 350 m zum besetzten Horst gilt während der Bebrütungs- und frühen Nestlingsphase als Minimum. Ein Aufenthalt in geringerer Distanz führt meist zum Wegfliegen des Brutvogels, was den Bruterfolg massiv gefährdet. Ab Juni sind kurzfristige Annäherungen von maximal 15 min möglich. Wichtig ist aber ein anschliessendes, konsequentes Zurückziehen, damit Altvögel rasch wieder zum Horst zurückkehren können. Nervöses Herumschauen der Altvögel, meist mit Blickrichtung zum Fotografen, weist auf eine Störung hin. Zu beachten gilt, dass Steinadler eine achtmal bessere Auflösung in der Netzhaut haben, als wir Menschen. Ein Beobachter, der sich versteckt glaubt, wird von Steinadlern fast immer gesehen. Unterstützung durch die Atlas-Mitarbeiter Die Vogelwarte bittet alle Bearbeiter von Atlasquadraten in dieser Sache um Unterstützung und Mitarbeit. Diese umfasst folgende Punkte: 1. Hohe Diskretion bezüglich besetzten Horsten 2. Keine Annäherung an besetzte Horste während der Bebrütungs- und frühen Nestlingsphase (siehe unten) 3. Bei Anwesenheit von Fotografen, installierten Kameras, Klettergerät etc. in unmittelbarer Horstnähe: Kontaktierung des zuständigen Wildhüters und der Vogelwarte Ausnahmen Das Fotografieren aus geringerer Distanz bedingt eine professionelle Planung und Durchführung. In jedem Fall ist dafür mit der Wildhut und den lokalen Steinadlerspezialisten Kontakt aufzunehmen. Die Vogelwarte vermittelt gerne entsprechende Adressen. Grundsätzlich sollten Horstaufnahmen nur dann durchgeführt werden, wenn die Aufnahmen schliesslich dem Schutz und Wohlergehen der Vogelart dienlich sind. Kritische Perioden im Brutgeschäft des Steinadlers Steinadler brüten ab Ende März während 42 Tagen. In dieser Phase sind Steinadlerbruten extrem störungsanfällig, denn das Gelege muss permanent bebrütet werden. Brutunterbrechungen von mehr als einer Stunde sind in der Regel höchst problematisch. Projekt Roseg, Futterstelle Dimlej und Taiswald Padruot und Silvana Signorell Ohne Schneeschaufeln zu müssen konnten wir letzten Winter unsere Futterstelle in Dimlej am 6. Dezember 2015 aufhängen. Überraschenderweise wurde von Anfang an kräftig gefüttert und die Leute spendeten mit lockerer Hand. Die Gäste und Einheimischen gingen eher spazieren als Skifahren und Langlaufen. So kamen bis Ende Jahr bereits schon Fr. 380,- ein. Fast Fr. 120.- mehr als im Schnitt der letzten Jahre. Aufgefüllt wurden 1800 kleine Säckli mit Vogelfutter für die Handfütterung und etwa 300 grosse Säckli. Da Ostern so früh war, fütterten die Passanten ab Anfang April praktisch nicht mehr. Für den Sommerruhestand haben wir den Kasten am 23. April geholt. Schlussendlich gab es Einnahmen von Fr. 1761.25 Ab Weihnachten gingen Padruot und ich einmal die Woche nach Pontresina zur Futterstelle im Taiswald. Es ist schon das vierte Jahr, dass wir jeweils am Donnerstag den Gästen und Einheimischen auf ihre Fragen über unsere einheimischen Vögel Antwort 4 geben. Wie uns scheint, wird dieses Angebot immer beliebter. Es gibt Tage da kommen ganze Familien, vom Kleinkind bis zu den Grosseltern extra bis zur Futterstelle, um das Handfüttern zu erleben. Da haben auch wir grosse Freude. Andere unterbrechen ihren Spaziergang ins Val Roseg bei der Futterstelle, und sind dann begeistert, wenn auf ihrer Hand eine Tannenmeise landet und das Nüsschen aus der Hand pickt. Padruots Spezialität: mit ganzen Erdnüssli lockt man die Tannenhäher. Ein Spektakel für Gross und Klein. Es gibt natürlich auch Wanderer, die sehen die Vögel gar nicht, weil sie gerade am Handy mit der Kollegin schwatzen. Zwei Kilo und 857 Gramm Münz und 5 Zehnernoten haben wir auf die Bank gebracht. Ein Pazifiktaucher im Engadin Jürg Cambensy Seit Sonntag dem 13.12.2015 hielt sich ein Pazifiktaucher auf dem noch nicht zugefrorenen Silvaplanersee auf. Ich hatte ihn in der Nähe des Beach Clubs entdeckt – aber eben nicht als solchen erkannt. Stern- und Prachttaucher sind hier schon selten genug zu sehen, aber ein Pazifiktaucher ist nicht einmal im Vogelbestimmungsbuch zu finden. Zwei Tage später aber berichtete Niels Peter Ammitzboell, der schon zweimal auf Kamtschatka war, dass er den Vogel auch gesehen habe und ihn als Pazifiktaucher (Gavia pacifica) identifiziert habe und ein Protokoll an die SAK (Schweizerische Avifaunistische Kommission) einreichen werde. Diese Fachleute entscheiden jeweils, ob eine Beobachtung akzeptiert wird – oder eben nicht. Und sie sind äusserst zurückhaltend, denn immerhin ist es ein Erstnachweis dieser Art für die Schweiz. Bald waren Dutzende von Ornithologen – auch von weit her, z.B. aus Grossbritannien oder Polen – ins Engadin gereist und haben den Vogel beobachtet und fotografiert. So war der Vogel immer leicht zu entdecken: Man musste nur schauen, wo etwa zwanzig Fernrohre am Ufer standen. Die Art ist Brutvogel an der nördlichsten Pazifikküste der USA, Alaskas und Nordostasiens. Beobachtungen in Europa sind an einer Hand abzuzählen und stammen aus dem Süden Grossbritanniens, von den Kanalinseln und aus Spanien. Und nun eben die Erstbeobachtung in der Schweiz und in Mitteleuropa aus dem Engadin! Leider hat der Vogel nicht überlebt. Am 26.12.15 wurde er auf dem Wasser treibend entdeckt. Tot – wahrscheinlich verhungert. Mittlerweile ist auch sicher, dass es sich wirklich um einen Pazifiktaucher gehandelt hat. Ein Stückchen Muskelgewebe wurde nämlich genetisch untersucht und mit bekannten Proben dieser und anderer Seetaucherarten verglichen. Somit besteht kein Zweifel mehr an der Artzugehörigkeit dieses Vogels und die Sensation ist perfekt. (Korrekterweise muss angefügt werden, dass man die DNA der Mitochondrien untersucht hat. Das sind Zellbestandteile, die ausschliesslich über die Mütter vererbt werden. Somit kann man genau genommen nur sagen, dass die Mutter des untersuchten Vogels ein Pazifiktaucher war. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Mischling handelt, ist doch extrem gering.) Der Pazifiktaucher auf dem Silvaplanersee. Foto: D. Jenny. Der Pazifiktaucher lockt viele Naturfotografen, Ornithologen und andere Naturinteressierte ins Oberengadin. Foto: D. Jenny. 5 Il misarogn da lʼaua, la bes-cha da lʼon 2016 Alfons Clalüna La Pro Natura ha declerà il misarogn da lʼaua (Wasserspitzmaus) sco la bes-cha da lʼon 2016. Na uschè cuntschaint es el derasà in tuot la Svizra, impustüt illas valladas alpinas, dal fuond da la val fin al cunfin dal god. In Engiadina èʼl gnü observà perfin in ünʼotezza da 2300 m. Cun sia lungezza dal corp da 10 cm e la cua lunga appategnaʼl proʼls plü gronds da sia spezcha in Svizra. da magliainsects rumpa il misarogn da lʼaua la squaglia düra da chitin dals scarafags. Insembel cun las otras spezchas da misarogns appartegna eir el proʼls unics mamifers da tössi. Üna vita da cuorta dürada Misarogns da lʼaua sun eremits chiʼs chattan unicamaing dürant lur multiplicaziun in marz ed avrigl. In lur tanna a la riva, plümatschada cun erba e müs-chel, naschan trais voutas lʼon 4 fin 8 pitschens. Els sun orbs e nüds e paisan güsta 1gram. Sco tuot ils mamifers vegnan els lattantats e chürats dürant quatter eivnas. Lura bandunan els lur let e dvaintan independents. Lur vita es cuorta e nu düra daplü co 18 mais. Lʼota intensità da multiplicaziun cumpensescha lur mortalità. Misarogns sun il butin da püfs ed oters utschels da rapina, da müstailas e da vuolps, giats nu maglian misarogns, siand cha lur savur aigna nu tils plascha. Mo il plü grond inimi dal misarogn da lʼaua es lʼuman chi desdrüa seis intschess da viver. Flüms vegnan chanalists, las rivas surfabrichadas, auals miss in condots suot terra, tössis sco pesticids da lʼagricultura dannagian lʼaua, la terra e lur nudrittüra. Üna mür chi nun es üna mür Adonta chaʼl misarogn da lʼaua es sumgliaint ad üna mür e vain nomnà in tudais-ch „Wasserspitzmaus“, nun es el paraint cun las mürs sco bes-chas rusignantas. El appartegna proʼl uorden zoologic dals magliainsects sco la rizza e la talpa. Da culur plü schüra es sia rain, il vainter plü cler, ils pails dal corp spess nu laschan penetrar lʼaua. Il corp da lʼexellent nodader es adattà a la vita in lʼaua. Ils peis sun munits cun saidlas düras chi servan sco rembels in lʼaua, cun sia cua lunga e düra tegna lʼequiliber e dà la direcziun al corp. Ün nodader mamifer da tössi Lʼintschess da viver da quist pitschen mamifer es lʼaua e las rivas natüralas, bain structuradas da flüms, auals, lais e puozs. La mêra part da seis butin spordscha lʼaua. Cun seis gnif lungaint cun palpaders sdouvlaʼl il fuond da lʼaua in tschercha da larvas, insects, lindornas e sajettölas. Il butin vain paralisà cun ün tössi in sia saliva, per lʼuman però na privlus. Cun sia daintadüra resistenta ed agüzza Il misarogn da lʼaua vala sco bes-cha periclittada e figürescha illa „glista cotschna“. Cun lʼacziun da til tscherner sco la bes-cha da lʼon 2016 appellescha la Pro Natura da mantegner nossas auas e rivas sco intschess da viver per bes-chas e plantas. Il misarogn da lʼaua, ün nodader excellent e da tössi. In tschercha da butin in lʼaua. 6 Auswahl ornithologischer Highlights im Engadin und in den Südtälern ornitho.ch: seltene und sehr seltene Arten, ID-Bulletin Nr. 284, Periode vom 17.11.2015 und 1.3.2016 Jürg Cambensy Weissstorch: 5-6 Ind. am 19.5.16 bei Bever im Schneetreiben. (G. und O. Zanetti. Th. Wehrli. St. Luzi) Foto: Elsi Dettli. Bienenfresser: 1 Ind. am 14.5.16 in Bever (Th. Wehrli). 1 Ind. am 19.5.16 in Ardez (Anonymus durch E. Kuen). Foto: Otto Zanetti. Schwarzstorch: 1 Ind. (juv.) vom 7.-10.5.16 in Samedan beim Flugplatz (C. Irniger, Th. Wehrli, D. Jenny, B. Steigmeier). Es ist nicht völlig aussergewöhnlich, dass Störche durch das Engadin ziehen. Dass sie hier eine Rast machen aber schon. Foto: Thomas Wehrli. Bienenfresser von Katze gebracht. Foto: David Jenny. Rotkehlchen: 1 Ind. am 29.12.15 ob Zuoz auf 1980 m (B. Steigmeier). Höchste Winterbeobachtung in der Datenbank. Halsbandschnäpper: 1 Ind. am 8.4. in Zernez (H. Gehler). Weisssterniges Blaukehlchen: 1 Ind. am 27.3. in Samedan (Th. Wehrli). Schnatterente: 1 Ind. am 13.12.15 bei Samedan (C. Müller). Kornweihe: 1 adultes Männchen am 18.11.15 oberhalb Ftan auf 2230 m (C. Florineth). Höchste Winterbeobachtung in der Datenbank, vielleicht durch Schneemangel begünstigt. Wiesenweihe: 1 Ind. am 7.5.16 in Ramosch (M. Roost). 1 Weibchen adult am 16.5.16 in Sent (N. Pua). Kiebitz: 11 verschiedene Beobachtungen, darunter 2 Ind. am 27.2.16 auf 2000 m im Avers (E. Dettli, S. Jäger). 25 Ind. am 7.3.16 auf der Flugpiste Samedan (R. Parli durch Th. Wehrli). Foto: Thomas Wehrli. 7 Schwanzmeise: Mehrere Winterbeobachtungen aus Hochlagen in der Schweiz. So 8 Ind. am 31.1.16 oberhalb Pontresina (C. Müller). Die Art war offenbar recht häufig. Ein Teil der Vögel war weissköpfig oder besass höchstens einen schwachen Anflug von Grau am Kopf. Alpenkrähe: 1 Ind. unter Alpendohlen am 21.1.16 in Sent (Anonymus durch D. Eichhorn). Foto: Thomas Wehrli. Herzlichen Dank an alle Melderinnen und Melder. Unten eine Auswahl von Beobachtungen (15.1. bis 15.5.2016) aus unserer homepage: Spiessente 1 26.1.2016 Innbogen I. Inderst Zippammer 3 13.2.2016 Zuoz C. Bazzell Mauerläufer 1 15.2.2016 Susch Famlilie Bulfoni Amsel 1 19.2.2016 Surlej A.R. Morf Gartenbaumläufer 1 20.2.2016 Samedan H. Mathis Sperlingskauz 1 14.3.2016 Cinuos-chel A.R. Morf Gänsesäger 2 6.4.2016 Inn, La Punt A.R. Morf Wiedehopf 1 6.4.2016 Tarasp S. Ammann Wiedehopf 1 7.4.2016 Samedan C. Strebel Wiedehopf 1 7.4.2016 Silvaplana R. und B. Roth Mehlschwalbe 1 8.4.2016 Tarasp S. Ammann Trauerschnäpper 1 14.4.2016 Samedan C. Roner Schwarzmilan 1 4.5.2016 Silserebene L. Kästner Silberreiher 1 5.5.2016 Lej Giazöl L. Kästner Bruchwasserläufer 1 5.5.2016 Capolago Maloja L. Kästner Neuntöter 1 7.5.2016 S-chanf B. Steigmeier Schwarzstorch 1 8.5.2016 Samedan A. Clalüna Bartgeier 1 9.5.2016 Samedan A. Clalüna Wendehals 1 15.5.2016 Celerina A. Bisaz Beobachtungen können direkt auf unserer homepage www. vogelschutz-engadin.ch oder ornitho.ch gemeldet werden. Meldungen und Berichte nimmt gerne entgegen: Silvana Signorell, Via dal Bagn 24, 7500 St. Moritz, 081/833'10'41 M singend!!! M und W erste Rückkehrer? M M Rufe Was, wo, wann? Sa 25. Juni 2016 Bergvogelexkursion Leitung: Natalina Signorell Treffpunkt: 8.15 Uhr Furtschellas Bahn Information: Silvana Signorell, 081/833ʼ10ʼ41, [email protected] Di 12. Juli 2016 Schmetterlingsexkursion Impressum Leitung: Angelika Abderhalden Treffpunkt: 9.05 Vnà Jalmèr bei der Postautohaltestelle, Dauer ca. 6 h. Information und Anmeldung: [email protected] Angelika Abderhalden, Vogelschutz Engadin Silvana Signorell Via dal Bagn 24, 7500 St. Moritz 081/833ʼ10ʼ41 La Parüschla erscheint dreimal jährlich Redaktion Jürg Cambensy, Natalina Signorell, Silvana Signorell Redaktionsschluss La Parüschla 3/2016: 15.9.2016 079/670ʼ26ʼ23, Sa 1. und So 2. Oktober 2016 Zugvogelbeobachtungen Birdwatch auf dem Malojapass, Treffpunkt: 9.00 Uhr beim Hotel Kulm in Maloja Information und Anmeldung: [email protected] Silvana Signorell, 081/833ʼ10ʼ41, 8
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