Parüschla aktuell - Vogelschutz Engadin

La Parüschla
Informationsbulletin Vogelschutz Engadin
www.vogelschutz-engadin.ch
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser der Parüschla
Juni 2016
Jahrgang 18, Ausgabe 2
In dieser Ausgabe
1
2
Editorial
Aus dem Vorstand
Exkursion Maienfeld
3
Fotografieren am Horst
4
Projekt Roseg
5
Ein Pazifiktaucher im Engadin
6
Il misarogn da lʼaua
7
Ornithologische Highlights
Vogelbeobachtungen
8
Was, wo, wann?
Impressum
Von Taubenzüchtern haben wir alle schon gehört. Darunter gibt es auch
Züchter von Brieftauben (die kann man irgendwo fliegen lassen und sie
finden nach Hause) oder von so genannten Hochfliegern. (Die Hochflieger
müssen sich sofort nach dem Öffnen des Schlages in weiten Spiralen zu
bedeutender Höhe hinaufschrauben und dann stundenlang, oft nur noch
als Punkte erkennbar, ihre eleganten Kreise ziehen und Schwenkungen
ausführen. Je gewandter und ausdauernder ihr Flug, desto wertvoller die
Tauben).
Endlich kommt nun ein Taubenzüchter vor Gericht, der am Tod von
Tauben jagenden Greifvögeln Schuld sein soll! Ihm wird vorgeworfen, mit
Gift präparierte, minderwertige Kamikazetauben freigelassen und so den
Tod von Habichten und Wanderfalken herbeigeführt zu haben. Den Film
auf YouTube des sterbenden Wanderfalkenweibchens in Zürich dürften
mittlerweile alle gesehen haben. Sonst geben Sie bei youtube
„Vergiftungstod eines Wanderfalken-Weibchens“ ein. Sie werden
erschüttert sein.
Das Forum Biodiversität, Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT)
gibt regelmässig die Broschüre „Hotspot“ heraus. In der letzten Ausgabe
geht es auf Seite 23 in einem Artikel des BAFU um Revitalisierungen von
Gewässern in der Schweiz. Als Titelbild wurde die Einmündung des
Beverins in den Inn gewählt. Wir haben also ein Vorzeigeobjekt in Bever!
Unter www.biodiversity.ch/hotspot können alle Ausgaben von Hotspot
heruntergeladen werden. Es lohnt sich.
Im meinem letzten Editorial habe ich mich über den Vogelmord an den
Zugvögeln beklagt. Nun möchte ich aber noch einen Blick auf die
einheimischen Katzen werfen. In der Schweiz leben etwa 1,5 Millionen
Hauskatzen. Es gibt hier keine Daten, wie viele Vögel eine Katze pro Jahr
erbeutet. Einige werden es schon sein. Und wenn wir das mit 1, 5
Millionen multiplizieren, sind wir bald einmal bei den Fangzahlen im
Mittelmeerraum. Dazu kommt, dass Katzen ganz spezialisierte Jäger auf
Eidechsen, Blindschleichen und Libellen sind. Im Engadin ist das weniger
ein Problem, im Unterland schon: Entweder Katzen oder Eidechsen im
Garten.
Wiederum war das Bartgeierpaar Albula erfolglos – und dies zum dritten
Mal. Nach sechs flügge gewordenen Jungen hatte sich Diana von Louis
getrennt und Tantermozza als Männchen gewählt. Tantermozza war
vorher schon zwei Jahre lang erfolgloser Partner andernorts. Nun wäre es
für Diana höchste Zeit, sich von Tantermozza zu trennen – aber vielleicht
können auch Bartgeier ohne Nachkommen in einer harmonischen
Partnerschaft zusammenleben?
Beachten Sie bitte die nächsten Veranstaltungen. Bis dahin grüsse ich Sie
herzlich
Jürg Cambensy
Aus dem Vorstand
Neue Mitglieder
Wir freuen uns als neue Mitglieder im Vogelschutz
Engadin Frau Brigitte Kuhn und Herr Claude Pfau,
Basel, und Frau Barbara Candrian, La Punt
Chamues-ch, willkommen zu heissen. Die aktuellste
Mitgliederliste kann bei Barbara Gut (081/826ʼ53ʼ71,
[email protected]) angefordert werden.
Morgenexkursionen 2016
Wir staunten, als wir uns an der ersten Exkursion bei
der Ochsenbrücke trafen. Kein einziger Vogel
zwitscherte, nur gerade die Wasservögel hörten und
sahen wir. Doch bald konnten wir einem Wendehals
zuhören,
und
der
Morgen
war
gerettet.
Schlussendlich konnten wir dann doch noch 25 Arten
auf unsere Liste schreiben. Auch am 13. April war es
nicht so kalt, immerhin plus 2° so dauerte die
Exkursion ein bisschen länger. Das hat sich gelohnt.
Neben dem Krickenten Pärchen, dem wir lange auf
dem Gravatschaweiher beim Gründeln zusehen
konnten, sahen wir noch einen Trauerschnäpper. Bei
den nächsten Exkursionen war es dann deutlich
kälter. Bei Schneegestöber fanden sich nur gerade
zwei Personen ein. Trotzdem konnten 17 Arten
beobachtet werden.
Ein trauriger Anblick bot uns am 4. Mai beim
Gravatschaweiher.
Zwei
Rauchschwalben,
aufgepustet wie kleine Bällchen, waren fast am
Erfrieren. In dem Zustand mussten sie noch etwas
ausharren, denn die Sonne versteckte sich hinter
einer grossen Wolke.
Vorankündigung Bergvogelexkursion und Exkursion Schmetterlinge
Am Samstag, 25.6.2016 findet auf Furtschellas eine
Bergvogelexkursion statt. Wir wandern von der
Bergstation über Marmoré nach Sils. Wer im Gebirge
überleben und erfolgreich sein will, muss sich einige
Tricks einfallen lassen; während der Exkursion
werden Sie erfahren, wie Pflanzen und Tiere,
insbesondere Vögel, im Gebirge überleben können.
Bitte Picknick mitnehmen.
Am
Dienstag,
12.7.2016
nimmt
Angelika
Abderhalden Sie mit auf Entdeckungsreise in die
Welt der Schmetterlinge. Die theoretische Einführung
und anschliessende Exkursion dauern bis ca. 15
Uhr, bitte Picknick mitnehmen.
Exkursion „Wald und Rebgebiet von Maienfeld“
Silvana Signorell
Am Sonntag 7. Mai trafen sich sieben Mitglieder in
St. Moritz, um an der Exkursion nach Maienfeld
teilzunehmen. Aufgeteilt auf 2 Privatautos fuhren die
einen über den Julier, die andern durch den Veraina
Tunnel zum Treffpunkt beim Heidibrunnen in
Maienfeld, wo Rena Maria noch zu uns gestossen
war.
Ein toller Empfang wurde uns geboten. Nicht nur
Stefi Linder, Präsident des Vogelschutzes Landquart,
begrüsste uns herzlich, auch ein Gartenrotschwanz
mit seinem wunderschönen Gesang, hiess uns
willkommen. Nach einer kurzen Einführung über
Maienfeld und Umgebung, starteten wir zu unserer
Exkursion. Durch einen schönen Mischwald, wo wir
verschiedenen Vögeln zuhören konnten, erreichten
wir die Allmend. Sofort zeigte uns Stefi das
Schwarzkehlchen-Paar,
einen
Neuntöter
und
Steinschmätzer.
Lange
konnten
wir
das
Turmfalkenweibchen auf der Buche beobachten.
Ein paar Schritte weiter, schon bei den ersten
Rebbergen angelangt, standen wir alle bockstill und
Da scheinen hungrige Schnäbel gestopft werden zu müssen.
Foto: S. Linder.
2
hörten einer Zaunammer zu. Stefi konnte sie dann
auch sehen und uns durch das Fernrohr zeigen,
bevor sie in den nächsten Baum flog. Unser erstes
Highlight.
Während wir durch die Rebberge wanderten, erklärte
uns Stefi das Artenförderungsprojekt Wendehals. Die
Nistkästen wurden teils von Feldsperlingen besetzt.
Durch einen wunderschönen Eichenwald, voller
singender Gartenrotschwänze, ging es zurück zum
Heidibrunnen, wo wir bei herrlichem Sonnenschein
unser Picknick einnahmen. Zum Dessert gab es eine
besondere Beobachtung: Blaumeisen, die in einer
alten Spechthöhle ihre Jungen fütterten. Nur gerade
einen halben Meter unter der Blaumeisenhöhle
nistete ein Star. Auch er war am Füttern.
Stefi wollte uns unbedingt noch einen Wendehals
zeigen. Und tatsächlich, in einem Gestrüpp, nicht
weit von uns, sass der Vogel auf einem kleinen Ast.
Ein wunderschöner Anblick! Unser zweites Highlight!
Für viele war das sicher ein „Flaschenvogel“. Leider
zeigte sich der Wiedehopf nicht.
Auf der Terrasse vom Hotel Luziensteig genossen
wir bei Coupe und Kaffe noch den warmen
Foto: S. Linder.
Frühlingstag, bevor wir mit vielen schönen
Eindrücken und einem herzlichsten Dank an Stefi
nach Hause fuhren.
Fotografieren am Horst – heikel und zunehmend problematisch
David Jenny
Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie ist es
heute relativ
einfach geworden, gute bis
hervorragende Fotos von wildlebenden Tieren zu
machen. Weil Vögel an ihren Brutplatz gebunden
sind, ist es für Fotografen verlockend, in deren Nähe
auf fütternde Altvögel zu warten oder gar brütende
Altvögel und/oder Junge im Nest zu fotografieren.
Steinadler verletzlich gegenüber Einflüssen, welche
den Bruterfolg zusätzlich einschränken und solchen,
welche die Sterblichkeit zusätzlich erhöhen. Bei den
negativen Einflüssen auf den Bruterfolg stehen heute
die Störungen des Brutgeschäfts an erster Stelle.
Zwar ist die Population insgesamt vorderhand nicht
gefährdet,
regional
wird
aber
eine
vitale
Bestandsentwicklung
eingeschränkt
oder
gar
verunmöglicht.
Solches Verhalten ist problematisch, denn Brutvögel
reagieren höchst sensibel auf Störungen am
Brutplatz. Es besteht immer das Risiko, dass die
Vögel ihre Brut abbrechen. Die Vogelwarte
betrachtet mit Sorge, dass die Zahl der Fälle, wo
Brutplatzfotografie zu Problemen oder gar zu
Brutabbrüchen führte, in den letzten Jahren
zugenommen hat. Zu den am stärksten betroffenen
Vogelarten gehören neben dem Steinadler auch der
Bartgeier und der Uhu.
Zunehmende
Tendenz
störungsbedingter
Brutabbrüche
Der Einfluss brutgefährdender, anthropogener
Einflüsse auf den Bruterfolg des Steinadlers ist nicht
leicht zu erfassen. Die Zahl dokumentierter
störungsbedingter Brutabbrüche ist aber regional so
hoch geworden, dass die Nachwuchsrate nachhaltig
negativ beeinflusst wird. Im Wallis wurden 2014
nachweislich drei Steinadlerbruten störungsbedingt
aufgegeben. Ein Adlerpaar brütet seit 2008 erfolglos,
weil regelmässig Störungen am Horst stattfinden.
Diese
Störungen
erfolgten
vorwiegend
im
Zusammenhang mit Horstfotografie. Insgesamt wird
der Anteil der durch Horstfotografie bedingten
Brutabbrüche an der Zahl aller Brutabbrüche im
westlichen Wallis auf 60–80 % geschätzt.
Eine solche Störung des Brutgeschäfts wird
gelegentlich geahndet: So kam es 2014 zu einer
behördlichen Verzeigung eines Fotografen, welcher
eine Kamera im besetzten Horst platziert hatte.
Steinadler haben sich im Alpenraum vom früheren
Aderlass durch direkte Verfolgung gut erholt und
befinden
sich
heute
im
Bereich
ihrer
Sättigungsgrenze. In der Schweiz leben momentan
rund 340 Steinadlerpaare. Konkurrenzeffekte sorgen
heute für eine gedrosselte Nachwuchsrate, welche
sich zudem von Region zu Region unterscheidet. Im
Engadin zieht ein Paar im Schnitt jährlich knapp 0,4
Jungvögel auf, im westlichen Wallis sind es nur
gerade 0,2. Die von Natur aus geringe Häufigkeit der
Adler und deren tiefe Produktivität machen den
3
Es bleibt festzuhalten, dass Störung durch
Horstfotografie in den wenigsten Fällen absichtlich
erfolgt. In der Regel sind sich die betreffenden
Fotografen ihres Einflusses auf das Brutgeschäft
nicht bewusst und reagieren positiv, wenn man sie
auf ihr Fehlverhalten hinweist.
Nach dem Schlüpfen und bis ins Nestlingsalter von
2–3 Wochen bleibt die Störungsanfälligkeit sehr
hoch. Den kleinen Jungvögeln muss Wärme in Form
von Hudern zugeführt werden, und sie müssen
Bissen um Bissen von den Altvögeln gefüttert
werden. In dieser Phase sind die Nestlinge im Horst
an ihrem weissen Dunenkleid erkennbar.
Ab Juni, mit dem Heranwachsen der Jungvögel, geht
die Störungsanfälligkeit zurück.
Gesetzliche Grundlagen
Gemäss dem Bundesgesetz über die Jagd und den
Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel wird mit
Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe
bestraft, wer vorsätzlich und ohne Berechtigung Eier
oder Jungvögel geschützter Arten ausnimmt oder
das Brutgeschäft der Vögel stört (Art. 17, Abs. 1, Bst.
b JSG; Stand 1.1.2014).
Störungen am Brutplatz müssen durch zuständige
Aufsichtsorgane geahndet oder zumindest verzeigt
werden. Hinweise auf solche Vergehen können
Fotostrecken von Naturfotografen im Internet bieten.
Einzuhaltende Distanzen
Folgende Faustregel hilft: Eine Distanz von
mindestens 350 m zum besetzten Horst gilt während
der Bebrütungs- und frühen Nestlingsphase als
Minimum.
Ein Aufenthalt in geringerer Distanz führt meist zum
Wegfliegen des Brutvogels, was den Bruterfolg
massiv gefährdet.
Ab Juni sind kurzfristige Annäherungen von maximal
15
min
möglich.
Wichtig
ist
aber
ein
anschliessendes, konsequentes Zurückziehen, damit
Altvögel rasch wieder zum Horst zurückkehren
können.
Nervöses Herumschauen der Altvögel, meist mit
Blickrichtung zum Fotografen, weist auf eine Störung
hin. Zu beachten gilt, dass Steinadler eine achtmal
bessere Auflösung in der Netzhaut haben, als wir
Menschen. Ein Beobachter, der sich versteckt
glaubt, wird von Steinadlern fast immer gesehen.
Unterstützung durch die Atlas-Mitarbeiter
Die Vogelwarte bittet alle Bearbeiter von
Atlasquadraten in dieser Sache um Unterstützung
und Mitarbeit. Diese umfasst folgende Punkte:
1. Hohe Diskretion bezüglich besetzten Horsten
2. Keine Annäherung an besetzte Horste während
der Bebrütungs- und frühen Nestlingsphase
(siehe unten)
3. Bei Anwesenheit von Fotografen, installierten
Kameras, Klettergerät etc. in unmittelbarer
Horstnähe: Kontaktierung des zuständigen
Wildhüters und der Vogelwarte
Ausnahmen
Das Fotografieren aus geringerer Distanz bedingt
eine professionelle Planung und Durchführung. In
jedem Fall ist dafür mit der Wildhut und den lokalen
Steinadlerspezialisten Kontakt aufzunehmen. Die
Vogelwarte
vermittelt
gerne
entsprechende
Adressen. Grundsätzlich sollten Horstaufnahmen nur
dann durchgeführt werden, wenn die Aufnahmen
schliesslich dem Schutz und Wohlergehen der
Vogelart dienlich sind.
Kritische Perioden im Brutgeschäft des
Steinadlers
Steinadler brüten ab Ende März während 42 Tagen.
In dieser Phase sind Steinadlerbruten extrem
störungsanfällig, denn das Gelege muss permanent
bebrütet werden. Brutunterbrechungen von mehr als
einer Stunde sind in der Regel höchst problematisch.
Projekt Roseg, Futterstelle Dimlej und Taiswald
Padruot und Silvana Signorell
Ohne Schneeschaufeln zu müssen konnten wir
letzten Winter unsere Futterstelle in Dimlej am 6.
Dezember 2015 aufhängen. Überraschenderweise
wurde von Anfang an kräftig gefüttert und die Leute
spendeten mit lockerer Hand. Die Gäste und
Einheimischen gingen eher spazieren als Skifahren
und Langlaufen. So kamen bis Ende Jahr bereits
schon Fr. 380,- ein. Fast Fr. 120.- mehr als im
Schnitt der letzten Jahre.
Aufgefüllt wurden 1800 kleine Säckli mit Vogelfutter
für die Handfütterung und etwa 300 grosse Säckli.
Da Ostern so früh war, fütterten die Passanten ab
Anfang April praktisch nicht mehr. Für den
Sommerruhestand haben wir den Kasten am 23.
April geholt. Schlussendlich gab es Einnahmen von
Fr. 1761.25
Ab Weihnachten gingen Padruot und ich einmal die
Woche nach Pontresina zur Futterstelle im Taiswald.
Es ist schon das vierte Jahr, dass wir jeweils am
Donnerstag den Gästen und Einheimischen auf ihre
Fragen über unsere einheimischen Vögel Antwort
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geben. Wie uns scheint, wird dieses Angebot immer
beliebter. Es gibt Tage da kommen ganze Familien,
vom Kleinkind bis zu den Grosseltern extra bis zur
Futterstelle, um das Handfüttern zu erleben. Da
haben auch wir grosse Freude. Andere unterbrechen
ihren Spaziergang ins Val Roseg bei der Futterstelle,
und sind dann begeistert, wenn auf ihrer Hand eine
Tannenmeise landet und das Nüsschen aus der
Hand pickt. Padruots Spezialität: mit ganzen
Erdnüssli lockt man die Tannenhäher. Ein Spektakel
für Gross und Klein. Es gibt natürlich auch
Wanderer, die sehen die Vögel gar nicht, weil sie
gerade am Handy mit der Kollegin schwatzen.
Zwei Kilo und 857 Gramm Münz und 5 Zehnernoten
haben wir auf die Bank gebracht.
Ein Pazifiktaucher im Engadin
Jürg Cambensy
Seit Sonntag dem 13.12.2015 hielt sich ein
Pazifiktaucher auf dem noch nicht zugefrorenen
Silvaplanersee auf. Ich hatte ihn in der Nähe des
Beach Clubs entdeckt – aber eben nicht als solchen
erkannt. Stern- und Prachttaucher sind hier schon
selten genug zu sehen, aber ein Pazifiktaucher ist
nicht einmal im Vogelbestimmungsbuch zu finden.
Zwei Tage später aber berichtete Niels Peter
Ammitzboell, der schon zweimal auf Kamtschatka
war, dass er den Vogel auch gesehen habe und ihn
als Pazifiktaucher (Gavia pacifica) identifiziert habe
und ein Protokoll an die SAK (Schweizerische
Avifaunistische Kommission) einreichen werde.
Diese Fachleute entscheiden jeweils, ob eine
Beobachtung akzeptiert wird – oder eben nicht. Und
sie sind äusserst zurückhaltend, denn immerhin ist
es ein Erstnachweis dieser Art für die Schweiz.
Bald waren Dutzende von Ornithologen – auch von
weit her, z.B. aus Grossbritannien oder Polen – ins
Engadin gereist und haben den Vogel beobachtet
und fotografiert. So war der Vogel immer leicht zu
entdecken: Man musste nur schauen, wo etwa
zwanzig Fernrohre am Ufer standen. Die Art ist
Brutvogel an der nördlichsten Pazifikküste der USA,
Alaskas und Nordostasiens. Beobachtungen in
Europa sind an einer Hand abzuzählen und
stammen aus dem Süden Grossbritanniens, von den
Kanalinseln und aus Spanien. Und nun eben die
Erstbeobachtung in der Schweiz und in Mitteleuropa
aus dem Engadin!
Leider hat der Vogel nicht überlebt. Am 26.12.15
wurde er auf dem Wasser treibend entdeckt. Tot –
wahrscheinlich verhungert. Mittlerweile ist auch
sicher, dass es sich wirklich um einen Pazifiktaucher
gehandelt hat. Ein Stückchen Muskelgewebe wurde
nämlich genetisch untersucht und mit bekannten
Proben dieser und anderer Seetaucherarten
verglichen. Somit besteht kein Zweifel mehr an der
Artzugehörigkeit dieses Vogels und die Sensation ist
perfekt.
(Korrekterweise muss angefügt werden, dass man
die DNA der Mitochondrien untersucht hat. Das sind
Zellbestandteile, die ausschliesslich über die Mütter
vererbt werden. Somit kann man genau genommen
nur sagen, dass die Mutter des untersuchten Vogels
ein Pazifiktaucher war. Aber die Wahrscheinlichkeit,
dass es sich um einen Mischling handelt, ist doch
extrem gering.)
Der Pazifiktaucher auf dem Silvaplanersee. Foto: D. Jenny.
Der Pazifiktaucher lockt viele Naturfotografen, Ornithologen
und andere Naturinteressierte ins Oberengadin. Foto: D.
Jenny.
5
Il misarogn da lʼaua, la bes-cha da lʼon 2016
Alfons Clalüna
La Pro Natura ha declerà il misarogn da lʼaua
(Wasserspitzmaus) sco la bes-cha da lʼon 2016. Na
uschè cuntschaint es el derasà in tuot la Svizra,
impustüt illas valladas alpinas, dal fuond da la val fin
al cunfin dal god. In Engiadina èʼl gnü observà perfin
in ünʼotezza da 2300 m. Cun sia lungezza dal corp
da 10 cm e la cua lunga appategnaʼl proʼls plü
gronds da sia spezcha in Svizra.
da magliainsects rumpa il misarogn da lʼaua la
squaglia düra da chitin dals scarafags. Insembel cun
las otras spezchas da misarogns appartegna eir el
proʼls unics mamifers da tössi.
Üna vita da cuorta dürada
Misarogns da lʼaua sun eremits chiʼs chattan
unicamaing dürant lur multiplicaziun in marz ed
avrigl. In lur tanna a la riva, plümatschada cun erba e
müs-chel, naschan trais voutas lʼon 4 fin 8 pitschens.
Els sun orbs e nüds e paisan güsta 1gram. Sco tuot
ils mamifers vegnan els lattantats e chürats dürant
quatter eivnas. Lura bandunan els lur let e dvaintan
independents. Lur vita es cuorta e nu düra daplü co
18 mais. Lʼota intensità da multiplicaziun
cumpensescha lur mortalità. Misarogns sun il butin
da püfs ed oters utschels da rapina, da müstailas e
da vuolps, giats nu maglian misarogns, siand cha lur
savur aigna nu tils plascha. Mo il plü grond inimi dal
misarogn da lʼaua es lʼuman chi desdrüa seis
intschess da viver. Flüms vegnan chanalists, las
rivas surfabrichadas, auals miss in condots suot
terra, tössis sco pesticids da lʼagricultura dannagian
lʼaua, la terra e lur nudrittüra.
Üna mür chi nun es üna mür
Adonta chaʼl misarogn da lʼaua es sumgliaint ad üna
mür e vain nomnà in tudais-ch „Wasserspitzmaus“,
nun es el paraint cun las mürs sco bes-chas
rusignantas. El appartegna proʼl uorden zoologic dals
magliainsects sco la rizza e la talpa. Da culur plü schüra es sia rain, il vainter plü cler, ils pails dal corp
spess nu laschan penetrar lʼaua. Il corp da lʼexellent
nodader es adattà a la vita in lʼaua. Ils peis sun
munits cun saidlas düras chi servan sco rembels in
lʼaua, cun sia cua lunga e düra tegna lʼequiliber e dà
la direcziun al corp.
Ün nodader mamifer da tössi
Lʼintschess da viver da quist pitschen mamifer es
lʼaua e las rivas natüralas, bain structuradas da
flüms, auals, lais e puozs. La mêra part da seis
butin spordscha lʼaua. Cun seis gnif lungaint cun
palpaders sdouvlaʼl il fuond da lʼaua in tschercha da
larvas, insects, lindornas e sajettölas. Il butin vain
paralisà cun ün tössi in sia saliva, per lʼuman però
na privlus. Cun sia daintadüra resistenta ed agüzza
Il misarogn da lʼaua vala sco bes-cha periclittada e
figürescha illa „glista cotschna“. Cun lʼacziun da til
tscherner sco la bes-cha da lʼon 2016 appellescha
la Pro Natura da mantegner nossas auas e rivas sco
intschess da viver per bes-chas e plantas.
Il misarogn da lʼaua, ün nodader excellent e da tössi.
In tschercha da butin in lʼaua.
6
Auswahl ornithologischer Highlights im Engadin und in den Südtälern
ornitho.ch: seltene und sehr seltene Arten, ID-Bulletin Nr. 284, Periode vom 17.11.2015 und 1.3.2016
Jürg Cambensy
Weissstorch: 5-6 Ind. am 19.5.16 bei Bever im
Schneetreiben. (G. und O. Zanetti. Th. Wehrli. St.
Luzi)
Foto: Elsi Dettli.
Bienenfresser: 1 Ind. am 14.5.16 in Bever (Th.
Wehrli). 1 Ind. am 19.5.16 in Ardez (Anonymus durch
E. Kuen).
Foto: Otto Zanetti.
Schwarzstorch: 1 Ind. (juv.) vom 7.-10.5.16 in
Samedan beim Flugplatz (C. Irniger, Th. Wehrli, D.
Jenny, B. Steigmeier). Es ist nicht völlig
aussergewöhnlich, dass Störche durch das Engadin
ziehen. Dass sie hier eine Rast machen aber schon.
Foto: Thomas Wehrli. Bienenfresser von Katze gebracht.
Foto: David Jenny.
Rotkehlchen: 1 Ind. am 29.12.15 ob Zuoz auf 1980
m (B. Steigmeier). Höchste Winterbeobachtung in
der Datenbank.
Halsbandschnäpper: 1 Ind. am 8.4. in Zernez (H.
Gehler).
Weisssterniges Blaukehlchen: 1 Ind. am 27.3. in
Samedan (Th. Wehrli).
Schnatterente: 1 Ind. am 13.12.15 bei Samedan (C.
Müller).
Kornweihe: 1 adultes Männchen am 18.11.15
oberhalb Ftan auf 2230 m (C. Florineth). Höchste
Winterbeobachtung in der Datenbank, vielleicht
durch Schneemangel begünstigt.
Wiesenweihe: 1 Ind. am 7.5.16 in Ramosch (M.
Roost). 1 Weibchen adult am 16.5.16 in Sent (N.
Pua).
Kiebitz: 11 verschiedene Beobachtungen, darunter
2 Ind. am 27.2.16 auf 2000 m im Avers (E. Dettli, S.
Jäger). 25 Ind. am 7.3.16 auf der Flugpiste Samedan
(R. Parli durch Th. Wehrli).
Foto: Thomas Wehrli.
7
Schwanzmeise: Mehrere Winterbeobachtungen aus
Hochlagen in der Schweiz. So 8 Ind. am 31.1.16
oberhalb Pontresina (C. Müller). Die Art war offenbar
recht häufig. Ein Teil der Vögel war weissköpfig oder
besass höchstens einen schwachen Anflug von Grau
am Kopf.
Alpenkrähe: 1 Ind. unter Alpendohlen am 21.1.16 in
Sent (Anonymus durch D. Eichhorn).
Foto: Thomas Wehrli.
Herzlichen Dank an alle Melderinnen und Melder. Unten eine Auswahl von Beobachtungen (15.1. bis 15.5.2016) aus unserer homepage:
Spiessente
1
26.1.2016
Innbogen
I. Inderst
Zippammer
3
13.2.2016
Zuoz
C. Bazzell
Mauerläufer
1
15.2.2016
Susch
Famlilie Bulfoni
Amsel
1
19.2.2016
Surlej
A.R. Morf
Gartenbaumläufer
1
20.2.2016
Samedan
H. Mathis
Sperlingskauz
1
14.3.2016
Cinuos-chel
A.R. Morf
Gänsesäger
2
6.4.2016
Inn, La Punt
A.R. Morf
Wiedehopf
1
6.4.2016
Tarasp
S. Ammann
Wiedehopf
1
7.4.2016
Samedan
C. Strebel
Wiedehopf
1
7.4.2016
Silvaplana
R. und B. Roth
Mehlschwalbe
1
8.4.2016
Tarasp
S. Ammann
Trauerschnäpper
1
14.4.2016
Samedan
C. Roner
Schwarzmilan
1
4.5.2016
Silserebene
L. Kästner
Silberreiher
1
5.5.2016
Lej Giazöl
L. Kästner
Bruchwasserläufer
1
5.5.2016
Capolago Maloja
L. Kästner
Neuntöter
1
7.5.2016
S-chanf
B. Steigmeier
Schwarzstorch
1
8.5.2016
Samedan
A. Clalüna
Bartgeier
1
9.5.2016
Samedan
A. Clalüna
Wendehals
1
15.5.2016
Celerina
A. Bisaz
Beobachtungen können direkt auf unserer homepage www. vogelschutz-engadin.ch oder ornitho.ch gemeldet werden.
Meldungen und Berichte nimmt gerne entgegen: Silvana Signorell, Via dal Bagn 24, 7500 St. Moritz, 081/833'10'41
M
singend!!!
M und W
erste Rückkehrer?
M
M
Rufe
Was, wo, wann?
Sa 25. Juni 2016
Bergvogelexkursion
Leitung: Natalina Signorell
Treffpunkt: 8.15 Uhr Furtschellas Bahn
Information: Silvana Signorell, 081/833ʼ10ʼ41, [email protected]
Di 12. Juli 2016
Schmetterlingsexkursion
Impressum
Leitung: Angelika Abderhalden
Treffpunkt: 9.05 Vnà Jalmèr bei der Postautohaltestelle, Dauer ca. 6 h.
Information und Anmeldung:
[email protected]
Angelika
Abderhalden,
Vogelschutz Engadin
Silvana Signorell
Via dal Bagn 24, 7500 St. Moritz
081/833ʼ10ʼ41
La Parüschla
erscheint dreimal jährlich
Redaktion
Jürg Cambensy, Natalina Signorell,
Silvana Signorell
Redaktionsschluss
La Parüschla 3/2016: 15.9.2016
079/670ʼ26ʼ23,
Sa 1. und So 2. Oktober 2016
Zugvogelbeobachtungen
Birdwatch
auf
dem
Malojapass,
Treffpunkt: 9.00 Uhr beim Hotel Kulm in Maloja
Information und
Anmeldung:
[email protected]
Silvana
Signorell,
081/833ʼ10ʼ41,
8