Kommunikation Kanton Bern Staatskanzlei Anlass Medienkonferenz der Juradelegation des Regierungsrates (JDR) Thema Gemeindeabstimmung in Moutier – Regierungsrätliche Juradelegation nutzt Inkrafttreten des Gesetzes für Standortbestimmung Datum Freitag, 17. Juni 2016 Referent Regierungsrat Christoph Neuhaus, Mitglied der Juradelegation des Regierungsrates (JDR) Werte Kollegen, Sehr geehrte Damen und Herren Erlauben Sie mir, dass ich meine Ausführungen teilweise auf Französisch, teilweise auf Deutsch mache. Für mich ist die Zweisprachigkeit des Kantons Bern eine Bereicherung. Sie fordert mich heraus. Die Mehrsprachigkeit ist heute mehr ein Vorteil als eine Barriere. Nachdem Philippe Perrenoud einen geschichtlichen und politischen Überblick zur Jurafrage gemacht hat und Bernhard Pulver im Anschluss die Bedeutung der Zweisprachigkeit ins Zentrum seiner Überlegungen stellen wird, möchte ich Ihnen heute die Verbundenheit des Kantons Bern mit der Stadt Moutier anhand einiger Fakten erläutern. Moutier war seit der Schaffung des heutigen Kantons Teil von Bern – und ist als grösster Ort im Berner Jura von besonderer Bedeutung für den Kanton. Die fruchtbare und solide Beziehung zeigt sich auch in Zahlen, denn in über 200 Jahren ist auch auf der organisatorischen und administrativen Ebene eine enge Beziehung zwischen Moutier und dem Kanton Bern gewachsen. Dies äussert sich insbesondere in der Tatsache, dass mehrere wichtige Dienste der dezentralen Verwaltung des Kantons für den Berner Jura in Moutier beheimatet sind. Wegen seiner Zentrumsfunktion ist in Moutier eine grössere Anzahl qualifizierter Arbeitsplätze angesiedelt. Als guter Arbeitgeber trägt der Kanton Bern auch zum Wohlstand von Moutier und der Umgebung bei. Aktuelle Zahlen belegen, dass die Stadt Moutier von dieser Situation profitiert. Über 300 Kantonsangestellte teilen sich in Moutier rund 250 kantonale Stellen. Zwei Drittel dieser Leute arbeiten in klassischen Bereichen der dezentralen Verwaltung: Beim Betreibungs- und Konkursamt, auf der Steuerverwaltung, in der Justiz sowie bei der Kantonspolizei. Ein weiteres Drittel der Angestellten ist im Schulbereich tätig. Wenn man den Fächer weiter öffnet, dann müsste man auch noch jene über 300 Stellen dazu rechnen, die das Regionalspital von Moutier anbietet. Alles in allem stehen in Moutier Diese Mediendokumentation ist auch online: www.be.ch/medienmitteilungen Medienkonferenz der Juradelegation des Regierungsrates (JDR) vom Freitag, 17. Juni 2016 rund 550 Stellen direkt oder indirekt im Zusammenhang mit dem Kanton Bern. Dies bei weniger als 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Auch in anderen Bereichen gibt es eine enge Beziehung zwischen dem Kanton Bern und der Stadt Moutier. Ich denke da zum Beispiel an den innerkantonalen Finanzausgleich. Zwei Beispiele: Über diesen Finanzausgleich hat Moutier im Jahr 2015 Zuschüsse im Umfang von über 2,5 Millionen Franken erhalten. Auch die Kulturinstitutionen von Moutier unterstützt der Kanton Bern mir Geld. Letztes Jahr belief sich der Betrag, welcher der Bernjurassische Rat an Moutier überwies, auf mehr als 500‘000 Franken. Auf dem Gemeindegebiet von Moutier besitzt der Kanton heute sieben Gebäude, unter anderem das Berufsbildungszentrum, ein Gerichtsgebäude sowie das Gebäude des Amtes für Wasser und Abfall. Dazu kommt, dass Moutier, wie alle anderen bernischen Gemeinden auch, über eine grosse Organisationsautonomie verfügt. Man könnte die Liste über das, was den Kanton mit Moutier und Moutier mit dem Kanton Bern nach gemeinsamen 200 Jahren verbindet, beliebig verlängern. Sollte sich die Bevölkerung von Moutier für einen Wechsel zum Kanton Jura entscheiden, wird in einem ersten Schritt in Frage gestellt, was mit den immateriellen Gütern geschieht. Selbstverständlich würde der Kanton das Seine beitragen, um eine Lösung zu finden, aber letztlich müsste die Stadt Moutier Alternativen finden, und das wäre mit Sicherheit nicht einfach. Auch über die rein materiellen Aspekte hinaus gibt es enge Beziehungen zwischen Moutier und dem Kanton Bern. Sollte sich Moutier für einen Wechsel entscheiden, dann würde das die Region aufwühlen. Es entstände ein Loch in der Landkarte zwischen Perrefitte und Eschert sowie zwischen Court und Roche. In meiner Funktion als Gemeindedirektor würde ich es lieber vermeiden, dass die Region geografisch zerstückelt und damit geschwächt wird. Zusammen kann die Region die künftigen Herausforderungen besser meistern. Noch ein Wort zum Ablauf der anstehenden Abstimmung. Nachdem die Konsultativabstimmung vor zweieinhalb Jahren in sehr geordneten Bahnen über die Bühne ging, wird der Regierungsrat in enger Absprache mit den Gemeinden und den Bundesbehörden sicherstellen, dass dies in Moutier auch im Juni 2017 der Fall sein wird. Ein reibungslos verlaufender Urnengang wird den Weg des Dialogs, den wir seit Mitte der neunziger Jahre beschreiten, bestätigen. So viele territoriale Differenzen werden heute in der Welt leider mit Waffen ausgetragen. Wir wollen auch nach dieser Abstimmung stolz darauf sein, dass Behörden und direkt Betroffene die Jurafrage in friedlicher Art der Zusammenarbeit gelöst haben. Um dies sicherzustellen, sollten ein paar wenige Regeln, die sich kürzlich im Berner Jura bewährt haben, einen Urnengang ohne Nebengeräusche ermöglichen. Die Staatskanzlei steht in Kontakt mit den Behörden von Moutier, um die Modalitäten für die Abstimmung gemeinsam zu definieren. Wir hoffen sehr, dass die Abstimmung vom 18 Juni 2017 reibungslos abläuft. Es ist definitiv an der Zeit, dass die Jurafrage – oder vielmehr die Moutier-Frage, wie Philippe Perrenoud vorgängig gesagt hat – endgültig gelöst wird. 2/2
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