Visite am 14.06.2016

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Unsere Themen:
Leishmaniose – Mücken können Parasiten übertragen
Was tun bei Arthrose in den Fingergelenken?
Ungewöhnlicher Therapieerfolg: Mit Phagen gegen multiresistente Keime
Bluthochdruck: Wie gezielte Ernährung hilft
Nagelpilz: Was hilft wirklich?
Dr. Wimmer: Was verbirgt sich hinter HAb1c?
Leishmaniose – Mücken können Parasiten übertragen
Fieber, schmerzhafte Hautgeschwüre und gefährliche Organschäden - das sind
mögliche Folgen der Parasitenkrankheit Leishmaniose. Leishmaniose kommt nicht
nur in den Tropen, sondern zunehmend auch in den beliebten Urlaubsländern rund
ums Mittelmeer vor. Mindestens zwei Millionen Menschen stecken sich laut
Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr an. Die leichteste Form der
Erkrankung befällt ausschließlich die Haut - es entstehen Geschwüre. Wenn diese
abheilen, bleiben oft Narben zurück. Doch die Parasiten können auch die inneren
Organe befallen. Die Infektion geschieht immer auf dem gleichen Weg: Die Parasiten
nutzen die Sandmücke als Transportmittel. Sticht die Sandmücke einen mit
Leishmaniose infizierten Menschen oder ein erkranktes Tier, kann sie dabei die
Krankheitserreger aufnehmen. Die Leishmanien entwickeln sich in der Mücke weiter
und wandern beim nächsten Stich zum nächsten Lebewesen. Nach einer Infektion
erkennt das körpereigene Immunsystem die Eindringlinge. Sogenannte Fresszellen
(Makrophagen) rücken aus, um die unerwünschten Parasiten zu fressen, zu
verdauen und dadurch unschädlich zu machen. Zwar nehmen die Makrophagen die
Leishmanien tatsächlich in ihr Zellinneres auf, doch die Parasiten schaffen es, dort zu
überleben. Sie können sich sogar vermehren und nutzen den Stoffwechsel der
Abwehrzellen. Die Parasiten können sich so im ganzen Körper verteilen und befallen
die Organe. Bei der systemischen Leishmaniose bemerken die Betroffenen zum
Beispiel Lymphknotenschwellungen. Sie leiden unter Fieberschüben, magern ab und
fühlen sich geschwächt. Sie haben Blutarmut und die Blutgerinnung ist gestört. Wird
die Erkrankung der inneren Organe nicht erkannt, verläuft sie meist tödlich.
Bei einer Hautleishmaniose kann es zu spontanen Heilungen kommen, ohne dass
ein Arzt die Wunde jemals zu Gesicht bekommt. In der Regel bedarf es aber einer
Therapie mit Infusionen oder Tabletten. Manchmal muss die befallene Hautstelle
operativ entfernt werden. Die systemische Leishmaniose muss mit
Spezialmedikamenten behandelt werden. Dennoch können einzelne Leishmanien im
Körper zurück bleiben und die Erkrankung im späteren Leben zurückkehren,
insbesondere bei Menschen mit Grunderkrankungen, einem geschwächten
Immunsystem und Älteren.
Bei allen unklaren Krankheitssymptomen, besonders bei Veränderungen des
Blutbildes oder bei Vergrößerung von Leber und Milz, sollte der Patient den Arzt auf
vorangegangene Aufenthalte in südlichen Ländern oder in den Tropen und
Subtropen aufmerksam machen - auch wenn diese Reisen schon längere Zeit
zurückliegen. Ob Spanien, Türkei, Griechenland oder Italien - überall sind die
Sandmücken zu fast 100 Prozent mit den Parasiten verseucht. Um sich in südlichen
Ländern zu schützen, sollte man Mückensprays und ein Moskitonetz nutzen. Diese
müssen besonders kleinmaschig sein, sonst bieten sie keinen Schutz vor der
winzigen Sandmücke. Gut zu wissen: Sandmücken leben in Bodennähe bis zu 2
Metern Höhe. Eine Übernachtung im ersten Stock eines Wohnhauses bietet schon
eine gewisse Sicherheit. Mit der Klimaerwärmung und der Einfuhr beispielsweise von
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befallenen Hunden verbreitet sich die Sandmücke und somit die Leishmaniose auch
nach und nach in Deutschland.
Interviewpartner im Beitrag:
Univ.-Prof. Dr. med. Esther von Stebut-Borschitz
Oberärztin der Hautklinik der Universitätsmedizin
Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz
E-Mail: [email protected]
Internet: www.hautklinik-mainz.de
Dr. Hinrich Sudeck
PD Dr. Joachim Clos
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg
Tel. (040) 42 81 80, Fax (040) 42 81 84 00
Internet: www.bni-hamburg.de
Weitere Informationen:
Robert Koch Institut
Nordufer 20, 13353 Berlin
Internet: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/L/Leishmaniose/Leishmaniose.html?nn=2386228
Was tun bei Arthrose in den Fingergelenken?
In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an einer Arthrose. Etwa zwei
Drittel der über 65-jährigen sind davon betroffen. Durch eine voranschreitende
Zerstörung des Knorpelgewebes kommt es zu schmerzhaften
Bewegungseinschränkungen und Verformungen der Gelenke. Normalerweise
überzieht elastischer Knorpel die Gelenkflächen. Er dient als Polster und
"Stoßdämpfer" und schützt die schmerzempfindliche Knochenhaut. Der
Gelenkknorpel besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Er hat keine Blutgefäße. Die
Versorgung mit Nährstoffen findet ausschließlich über die Gelenkflüssigkeit statt. Der
regelmäßige Wechsel von Be- und Entlastung sorgt dafür, dass die Nährstoffe im
Gelenk verteilt werden und gut in den Knorpel eindringen können. Daher ist
regelmäßige Bewegung Voraussetzung für einen gesunden Knorpel. Bei der
Arthrose nutzt sich der Gelenkknorpel mit der Zeit ab. Die Zellen sterben ab, so dass
die Knorpelschicht mit der Zeit immer dünner wird. Schließlich beeinträchtigt die
beschädigte Knorpeloberfläche die Gleitfunktion des Gelenkes. Risse in der
Knorpeloberfläche und abgeriebene Knorpelteilchen reizen die Gelenkinnenhaut und
führen so zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen. Die typischen Symptome sind
Anlauf- und belastungsabhängige Schmerze, steife und "knirschende" Gelenke
sowie zunehmenden Gelenkverformungen. Obwohl zunehmendes Alter als
Risikofaktor für die Arthrose gilt, sind nicht nur alte Menschen von dem
schmerzhaften Gelenkverschleiß betroffen. Bei der Entstehung der Erkrankungen
spielen zahlreiche andere Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich werden zwei
verschiedene Formen der Arthrose unterschieden. Die primäre Arthrose wird auf ein
minderwertiges Knorpelgewebe zurückgeführt. Die Ursachen dafür sind eine erbliche
Veranlagung oder Durchblutungsstörungen bei hormonellen Fehlfunktionen. Die
sekundäre Arthrose entsteht durch mechanische Überbelastung beispielsweise bei
angeborenen Fehlstellungen oder als Komplikationen nach Knochenbrüchen mit
Gelenkbeteiligung und entzündlichen Veränderungen. Sie kann aber auch Folge sein
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von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Diabetes. Am häufigsten sind die Knieund Hüftgelenke von arthrotischen Veränderungen betroffen. Prinzipiell können sich
die Veränderungen aber an jedem Gelenk entwickeln. Etwa zwanzig bis 30 Prozent
aller Frauen und drei bis vier Prozent aller Männer leiden an einer Arthrose der
Hand- und Fingergelenke. Dabei sind insbesondere die kleinen Endgelenke der
Finger betroffen. Sie unterliegen einer viel größeren Belastung als oft angenommen.
Die Druckbelastung die hier pro Quadratmillimeter auf den Gelenkknorpel einwirkt, ist
etwa genauso hoch wie im Hüft- oder Kniegelenk. Dabei ist die Knorpelschicht in den
Fingergelenken jedoch dünner. Die Verschleißerscheinungen beginnen meistens am
Zeige- und Mittelfinger. Typischerweise bilden sich dort kleine Knötchen und
Gelenkverformungen. Alltägliche Bewegungen und Tätigkeiten, wie Schreiben, das
Zuknöpfen von Blusen und Jacken, das Drehen des Türschlüssels oder das
Aufheben von Geldmünzen sind dann mit plötzlichen, stechenden Schmerzen und
Bewegungseinschränkungen verbunden. Die Verschleißerscheinungen können auch
im Daumengrundgelenk oder im Bereich der Handwurzelgelenke auftreten. Eine
Heilung der Arthrose ist nicht möglich. Daher stehen bei der Therapie die
Schmerzlinderung, die Erhaltung und Erhöhung der Beweglichkeit sowie die
Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung im Vordergrund. Schmerzmittel und
entzündungshemmende Medikamente sollten wegen ihrer Nebenwirkung nur
kurzfristig eingesetzt werden. Auch sie können die Erkrankung nicht aufhalten,
lindern aber die Beschwerden. Im Rahmen physikalischer Therapien kommen
Wärmeanwendungen zum Einsatz. Warme Moor- oder Paraffinbäder fördern den
Stoffwechsel, lösen verkrampfte Muskulatur, lindern Schmerzen und erhöhen die
Beweglichkeit der Gelenke. Bei akuten Entzündungszuständen wirken dagegen
Eispackungen entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Muskeldehnungen und Fingerübungen erhöhen die Beweglichkeit der Finger und
sorgen für einen Austausch der Gelenkflüssigkeit, so dass Entzündungsstoffe
abtransportiert werden. Linderung bringen auch sogenannte Traktions- und
Kompressions-Behandlungen, bei denen die Gelenke durch Zug entlastet werden.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit der Arthrose ist die Blutegel-Therapie.
Während der Behandlung saugen die Blutegel nicht nur Blut, sondern geben ihren
Speichel (Salvia) in die Wunde ab. Er enthält zwischen 30 und 100 entzündungsund gerinnungshemmende sowie schmerzstillende Substanzen. Etwa 30 Minuten
saugt der Egel, bevor er von allein abfällt. Schlägt die Therapie an, tritt der Effekt
sofort ein und hält über Monate an. Warum die Blutegeltherapie so gut wirkt, ist noch
unklar. Wissenschaftliche Studien belegen aber die Wirksamkeit dieser Methode. Die
Kosten für die Behandlung liegen bei etwa 100 bis 200 Euro. Sie werden in der
Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Die Wirkung von Knorpelaufbauprodukten oder speziellen
Nahrungsergänzungsmitteln ist dagegen umstritten und wissenschaftlich nicht belegt.
Empfohlen wird eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung:
Omega-3-Fettsäuren in Fisch und pflanzlichen Ölen haben eine
entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut für den Ernährungsplan
bei Arthrose. Ungünstig sind dagegen Fleisch und Wurstwaren sowie tierische Fette.
Sie führen dazu, dass sich im Körper die entzündungsfördernde Arachnidonsäure
bildet. Eine fleischarme Mischkost mit viel Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen
versorgt den Knorpel mit allen notwendigen Nährstoffen und führt nebenbei auch zu
einer Normalisierung des Körpergewichts, sodass die Gelenke weniger belastet
werden.
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Interviewpartner im Studio und Beitrag:
Dr. Ingo Arnold
Chefarzt der Klinik für Orthopädie und operative Rheumatologie
Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen
St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen
Tel: (0421) 55 99 501, Fax: (0421) 55 99 509
E-Mail: [email protected]
Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de/kliniken/ortho/,
Interviewpartner im Beitrag:
Iris Mellentin und Julia Schmidt
Ergotherapie Wieters
Bramfelder Dorfplatz 15, 22179 Hamburg
Tel. (040) 63 94 05 80
E-Mail: [email protected]
Internet: www.ergotherapie-wieters.de,
Dörte Schönfeld, Heilpraktikerin
Praxis für Schmerztherapie
Bismarckstraße 2, 20259 Hamburg
Tel: (040) 4111 91 60
E-Mail: [email protected]
Internet: www.akupunkturinhamburg.de
Weitere Informationen:
Deutsche Arthrose-Hilfe e. V.
Postfach 11 05 51, 60040 Frankfurt/Main
Tel. (06831) 94 66 77 (Mo-Fr 8-12 und 12:30-16 Uhr), Fax: (06831) 94 66 78
E-Mail: [email protected]
Ratgeber:
Andreas Michalsen/Manfred Roth: Blutegeltherapie. 168 S.; Haug (2012), € 39,95
Ungewöhnlicher Therapieerfolg: Mit Phagen gegen multiresistente Keime
Immer mehr Bakterien werden resistent gegen Antibiotika, die Jahre lang gut gewirkt
haben. Im Kampf gegen solche multiresistenten Keime setzen Ärzte in den früheren
Ostblockstaaten schon lange erfolgreich auf Viren, sogenannte Bakteriophagen.
Phagen zerstören Bakterien: Es sind Viren, die auf ein bestimmtes Bakterium
spezialisiert sind. Trifft ein Phage auf „sein“ Bakterium, heftet er sich an dessen
Zellwand und injiziert seine DNS. Auf Befehl der Phagen-DNS produzieren die
Bakterienzellen neue Phagen. Schließlich sind so viele dieser speziellen Viren im
Bakterium, dass es platzt und die neuen Phagen freisetzt. Die wiederum greifen
andere Bakterien an – bis schließlich alle Bakterien zerstört sind. Dann verschwinden
auch die Viren, denn sie haben keinen Wirt mehr. Phagen tummeln sich überall, wo
Bakterien sind: in der Umwelt, auf unserem Körper und vor allem in Abwässern. Um
die Phagen zu isolieren, wird das Wasser gefiltert. Anschließend werden sie
vermehrt und ihre Wirksamkeit gegen Bakterien erprobt. Um diese Viren auch als
Medikament zu nutzen, müssen sie in Studien getestet werden. Da es viele
multiresistente Bakterien gibt und jeder Phage nur gegen ein bestimmtes Bakterium
wirkt, sind viele teure und aufwendige Studien erforderlich. Das Leibniz-Institut in
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Braunschweig hat die größte Phagensammlung in Deutschland zusammengetragen.
Über 450 verschiedene Phagen lagern dort zu Forschungszwecken. In Deutschland
wird die Phagentherapie bisher nur in Ausnahmefällen eingesetzt – als individueller
Heilversuch, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben. Die Patienten tragen
dabei die Kosten und der Arzt das Risiko, nicht zugelassene Medikamente
einzusetzen.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Burkhard Wippermann
Chefarzt der Klinik für Unfall- und orthopädische Chirurgie, Endoprothetikzentrum
Klinikum Hildesheim
Senator-Braun-Allee 33, 31135 Hildesheim
Tel. (05121) 894 22 02, Fax (05121) 894 22 05
E-Mail: [email protected]
Internet: www.helios-kliniken.de/klinik/hildesheim/fachabteilungen/klinik-fuer-unfallund-orthopaedische-chirurgie.html
Dr. Christine Rohde, Mikrobiologin
Dr. Johannes Wittmann, Mikrobiologe
Leibniz Institut DSMZ, Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Inhoffenstraße 7b, 38124 Braunschweig
Tel. (0531) 26 16 0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.dsmz.de
Dr. Jens Krannich
Facharzt für Orthopädie
Arnoldiplatz 12
99867 Gotha
Weitere Informationen:
Leibniz-Institut DSMZ
Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
Inhoffenstraße 7B, 38124 Braunschweig
Tel. (0531) 261 60
Internet: www.dsmz.de
Bluthochdruck: Wie gezielte Ernährung hilft
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. In Deutschland leiden etwa 44 Prozent der
Frauen und etwas mehr als die Hälfte der Männer an einem zu hohen Blutdruck.
Obwohl er keine Schmerzen und auch sonst keine Beschwerden verursacht, führt er
unbehandelt zu schweren Schäden an den Blutgefäßen. Die Folgen sind Herzinfarkt,
Schlaganfall und Nierenschäden. Die Ursachen für die Entwicklung eines
Bluthochdrucks sind bis heute nicht abschließend geklärt. Der Blutdruck wird durch
komplexe Mechanismen reguliert. Dabei spielen Wechselwirkungen von
biochemische Botenstoffen, Blutgefäßen und des Nervensystem eine entscheidende
Rolle. Durch Verkalkungen der Blutgefäße, lässt ihre Elastizität nach, die
Gefäßwände werden steifer und der Druck in den Gefäßen steigt. Begünstigt wird die
Entwicklung eines Bluthochdruckes vor allem durch Erbanlagen sowie durch zu
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wenig Bewegung, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Stress. Ein
Bluthochdruck liegt dann vor, wenn die an unterschiedlichen Tagen beim Arzt
gemessenen Werte bei 140 zu 90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder darüber
liegen. Es müssen nicht beide Werte erhöht sein. Am häufigsten ist der obere Wert
erhöht. Wichtig ist, an beiden Armen zu messen. Die Therapie erfolgt mithilfe
blutdrucksenkender Medikamente. Die Basis der Hochdruck-Therapie ist aber immer
Umstellung der Lebensgewohnheiten: schon mit einer ausgewogenen Ernährung,
Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie regelmäßiger Bewegung, einem regelmäßigen
Tag-Nacht-Rhythmus und regelmäßigen Entspannungsphasen können erhöhte
Blutdruckwerte dauerhaft und effektiv gesenkt werden, die Medikamente wirken
besser. Gut untersucht ist die Wirkung von Gewichtsreduktion: Pro verlorenem
Kilogramm Körpergewicht sinkt der obere Blutdruckwert um etwa einen mmHg. Auch
eine vegetarische oder fleischarme Vollkorn-Ernährung wirkt sich günstig auf den
Blutdruck aus. Denn vor allem rotes Fleisch, Wurst, Käse und Butter enthalten
gesättigte Fettsäuren, die als Risikofaktor für die Entwicklung eines Bluthochdrucks
gelten. Omega-3-Fettsäuren in Leinöl und Leinsamen, Walnüssen, Raps-, Soja- und
Weizenkeimöl sowie die einfach ungesättigten Fettsäuren in Olivenöl senken den
Blutdruck. Ein halber Liter Rote-Bete-Saft täglich senkt einen erhöhten Blutdruck um
bis zu zehn Millimeter Quecksilbersäule. Rote Bete enthält Nitrate, die die Blutgefäße
erweitern und so den Blutdruck senken. Zwei bis drei Tassen grüner Tee pro Tag
können den Blutdruck um drei bis fünf mmHg reduzieren. Ein halber Liter Tee aus
zehn Gramm Hibiskusblüten täglich kann den Blutdruck ebenfalls innerhalb von vier
Wochen reduzieren. Anstelle von Süßigkeiten empfehlen Experten den Verzehr von
Nüssen oder dunkler Schokolade. Schon sechs bis zehn Gramm dunkle Schokolade
(Kakaoanteil mindestens 70 Prozent) pro Tag können den Blutdruck senken. Immer
wieder wird auch die Beschränkung der Kochsalzzufuhr diskutiert. Tatsächlich sind
etliche Hypertoniker sogenannte Kochsalz-Responder. Das bedeutet, dass sie
bereits auf geringe Salzmengen mit einem Anstieg des Blutdrucks reagieren. Sie
sollten die Aufnahme von Kochsalz reduzieren. Durchschnittlich werden heute zehn
bis 15 Gramm Kochsalz am Tag aufgenommen. Bei Patienten mit Bluthochdruck
sollte die Kochsalzaufnahme auf sechs Gramm pro Tag reduziert werden. Salz kann
eingespart werden, wenn Fertigprodukte, Pökelware und Fischmarinaden gemieden
werden. Wurstwaren und Käse sollten sparsam konsumiert werden. Beim Kochen
sollte möglichst auf Salz verzichtet werden und dafür Gewürze wie zum Beispiel
Gelbwurz, Ingwer, Koriander sowie Kreuz- oder Schwarzkümmel verwendet werden.
Die Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse, fettarmen Milchprodukten und wenig
rotem Fleisch, dafür aber mehr Fisch, senkt nachweislich über lange Zeit einen
erhöhten Blutdruck.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. med. Joachim Schrader
Chefarzt der Medizinischen Klinik und ärztlicher Direktor St.-Josefs-Hospital
Cloppenburg
Europäisches Kompetenzzentrum Bluthochdruck
Krankenhausstraße 13, 49661 Cloppenburg
Tel. (04471) 16 29 51, Fax: (04471) 16 2970
E-Mail: [email protected]
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Andreas Michalsen
Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin
Visite am 14.06.2016
Königstraße 63, 14109 Berlin
E-Mail: [email protected]
Internet: www.naturheilkunde.immanuel.de
Weitere Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Ratgeber: Bluthochdruck heute (3 Euro in Briefmarken beilegen)
unter: www.herzstiftung.de/bluthochdruck.html
Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main
Tel. (069) 955 12 80, Fax: (069) 955 12 83 13
E-Mail: [email protected]
Internet: www.herzstiftung.de
Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL, Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und
Prävention
Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg
Tel. (06221) 58 85 50, Fax: (06221) 588 55 25
Herz-Kreislauf-Telefon: (06221) 58 85 55
E-Mail: [email protected]
Internet: www.hochdruckliga.de
Dr. Wimmer: Was verbirgt sich hinter HAb1c?
HbA1c bedeutet Hämoglobin A1c und ist ein Langzeitblutzuckerwert. Der Hausarzt
oder Diabetologe bestimmt diesen Wert im Blut, wenn der Verdacht auf eine
Zuckerkrankheit besteht oder um den Erfolg einer Diabetesbehandlung zu
überprüfen. Während die einfache Zuckerbestimmung im Blut, der Glukose-Wert
immer nur eine Momentaufnahme sein kann, umfasst der HbA1c die Gesamtsituation
während der letzten 3 Monate. Dr. Wimmer vergleicht das mit der
Geschwindigkeitsbegrenzung beim Autofahren. Jeder Autofahrer kennt das Dilemma:
Die Zeit ist knapp, man würde aber gerne pünktlich ankommen. Dieses eine Mal fährt
man etwas schneller – und wird prompt geblitzt. Auch beim Blutzucker ist eine
einmalige Entgleisung nicht so dramatisch. Anders ist es, wenn man beim Verzehr
von Süßigkeiten, Kuchen und Limo stets Vollgas gibt. Wie bei Menschen, die immer
zu schnell fahren, als würden die Beschränkungen nicht für sie zählen. Diese
Kollegen sind in Flensburg bereits namentlich bekannt. Hier ist die Sache nicht mit
einem Bußgeld aus der Welt geschafft: Die Punkte werden sie nicht mehr so schnell
los. Es droht Fahrverbot. Auch der Körper merkt sich, wenn man jeden Tag
Ausnahmen macht, indem immer kleine überschüssige Zuckerteilchen am
Hämoglobin (Hb) der roten Blutkörperchen haften bleiben. Beim Gesunden sind ca.
fünf Prozent der Hämoglobinmoleküle verzuckert. Liegt der Wert deutlich über 6,5
Prozent, ist ein Diabetes wahrscheinlich. Für die Therapie legen Arzt und Patient
zusammen einen individuellen Zielwert fest, je nach Alter, Lebenssituation und
Folgeerkrankungen. Meist wird dabei ein HbA1c unter 7,5 Prozent angestrebt.
Drehort im Beitrag:
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HAW Hamburg
Fakultät Design, Medien und Information
Finkenau 35, 22081 Hamburg
Tel. (040) 428 75 76 09
E-Mail: [email protected]
Internet: www.haw-hamburg.de/dmi.html
Weitere Informationen:
Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen
Dr. Johannes gibt Auskunft:
Internet: www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-Krankheiten-imVideoglossar,doktorjohannes100.html
Nagelpilz: Was hilft wirklich?
Zehn Millionen Deutsche leiden Schätzungen zufolge unter Nagelpilz. Männer sind
davon etwas häufiger betroffen als Frauen. Erstes Alarmzeichen ist eine gelbliche
Verfärbung an der Seite des Nagels. Der Pilz ernährt sich von Keratin, der Substanz,
aus der unsere Nägel bestehen. Die meisten Betroffenen infizieren sich im
Schwimmbad. Dort ist es warm und feucht – in solch einer Umgebung fühlen sich
Pilze besonders wohl. Aus diesem Grund haben auch Sportler oft mit Nagelpilz zu
kämpfen. Denn auch verschwitze Sportschuhe bieten dem Pilz genau das richtiger
Milieu. Je schlechter die Durchblutung der Füße, desto eher schaffte es der Pilz, in
den Nagel vorzudringen. Und hat man sich erst einmal einen Nagelpilz eingefangen,
wird man ihn ohne die richtige Behandlung nie wieder los. Je früher er erkannt wird,
desto besser – denn sonst frisst sich der Pilz immer weiter in den Nagel hinein und
zerstört ihn. In der Apotheke gibt es zahlreiche rezeptfreie Mittel, um den Nagelpilz
lokal zu bekämpfen. Aber was taugen sie? Die bekannteste Behandlung wird mit
Lacken, die ein- bis zweimal pro Woche aufgetragen werden, durchgeführt. Sie sind
nur bei einem oberflächlichen, geringen Pilzbefall zu empfehlen, weil sie nicht sehr
tief in den Nagel eindringen. Eine gute Option für Betroffene mit sehr dicken Nägeln
sind Harnstoffcremes. Diese lösen den befallenen Nagel auf. Danach kann der
pilztötende Lack besser wirken. Ein weiteres Produkt sind wasserlösliche Lacke. Sie
müssen täglich neu aufgetragen werden – und beim nächsten Duschen werden sie
wieder abgewaschen. Dieses Produkt ist für die meisten Patienten geeignet, weil es
besonders tief in den Nagel eindringt. Entscheidend für den Erfolg ist das richtige
Auftragen des Lackes: Zunächst den Nagel ein bisschen aufrauen und dann die
Tinktur aufpinseln - vor allem auch seitlich an den Nagelrändern und unter dem
Nagel. Egal welches Mittel aus der Apotheke angewendet wird – die äußerliche
Behandlung der Nägel ist zeitaufwendig und teuer. Die Mittel kosten ohne Rezept bis
zu 30 Euro. Harnstoffcreme und wasserlösliche Lacke können allerdings auch vom
Hautarzt verschrieben werden. Ist der Befall schon stark oder sind mehrere Nägel
befallen, wird man den Pilz nicht mehr durch Lacke oder Salben los. Tabletten
(Terbinafin) müssen dann den Pilz von innen bekämpfen. Zwischen sechs und zwölf
Monate kann diese Behandlung dauern. Das Problem: Die Tabletten haben starke
Nebenwirkungen - zum Beispiel verursachen sie erhöhte Leberwerte. Eine neue
Behandlungsmethode wird mit einem speziellen Laser durchgeführt, der durch
zielgenaue Hitzewirkung den Pilz in der Nagelplatte abtöten soll. Noch befindet sich
dieses Verfahren in der Testphase – zeigt aber recht vielversprechende Ergebnisse.
Allerdings müssen die Behandlungskosten beim Lasern selbst gezahlt werden: Eine
Sitzung kostet 100 bis 150 Euro – und in der Regel benötigt man zur Heilung
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mehrere Sitzungen. Bei Verdacht auf Nagelpilz sollte man einen Arzt aufsuchen. Nur
dieser kann feststellen, ob es sich bei Veränderungen überhaupt um Nagelpilz
handelt. Es gibt zum Beispiel auch verschiedene Ekzeme und die Schuppenflechte,
die ähnliche Veränderungen bewirken. Eine Nagelprobe zeigt, um welchen Pilz es
sich handelt. Dafür wird im Labor eine Kultur angelegt – das Ergebnis kommt nach
vier bis sechs Wochen.
Wie kann man sich schützen? Die Füße nach dem Duschen am besten kurz
trockenföhnen, Handtücher und Duschvorleger regelmäßig wechseln und bei 60
Grad waschen, um die Pilze abzutöten. Außerdem die Schuhe regelmäßig lüften und
ab und zu desinfizieren. Im Schwimmbad sollte man Badelatschen tragen.
Interviewpartnerinnen im Beitrag:
Dr. Melanie Hartmann, Fachärztin für Dermatologie, Phlebologie
DermoCosmetic Center Hamburg
Poststraße 2, 20354 Hamburg
Tel. (040) 328 07 88 30
Internet: www.dermocosmetic-center-hamburg.de
Patrizia Wagner, Fußpflegerin
Urban Spa
Winterhuder Marktplatz 1, 22299 Hamburg
Tel. (040) 57 00 97 57
Internet: www.urban-spa.de
Ratgeber:
Regina Lindlbauer, Astrid Bauer: Gesund & Schön von Kopf bis Fuß.
Alles über Haut, Haare und Nägel.
207 S.; Verlagshaus der Ärzte (2008); € 19,90
Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der
angegebenen Adressen und Buchhinweise.
Impressum:
NDR Fernsehen
Redaktion Medizin
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg
Tel. (040) 415 60
Fax (040) 41 56 74 59
Internet: www.ndr.de/visite