Visite am 14.06.2016 Unsere Themen: Leishmaniose – Mücken können Parasiten übertragen Was tun bei Arthrose in den Fingergelenken? Ungewöhnlicher Therapieerfolg: Mit Phagen gegen multiresistente Keime Bluthochdruck: Wie gezielte Ernährung hilft Nagelpilz: Was hilft wirklich? Dr. Wimmer: Was verbirgt sich hinter HAb1c? Leishmaniose – Mücken können Parasiten übertragen Fieber, schmerzhafte Hautgeschwüre und gefährliche Organschäden - das sind mögliche Folgen der Parasitenkrankheit Leishmaniose. Leishmaniose kommt nicht nur in den Tropen, sondern zunehmend auch in den beliebten Urlaubsländern rund ums Mittelmeer vor. Mindestens zwei Millionen Menschen stecken sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr an. Die leichteste Form der Erkrankung befällt ausschließlich die Haut - es entstehen Geschwüre. Wenn diese abheilen, bleiben oft Narben zurück. Doch die Parasiten können auch die inneren Organe befallen. Die Infektion geschieht immer auf dem gleichen Weg: Die Parasiten nutzen die Sandmücke als Transportmittel. Sticht die Sandmücke einen mit Leishmaniose infizierten Menschen oder ein erkranktes Tier, kann sie dabei die Krankheitserreger aufnehmen. Die Leishmanien entwickeln sich in der Mücke weiter und wandern beim nächsten Stich zum nächsten Lebewesen. Nach einer Infektion erkennt das körpereigene Immunsystem die Eindringlinge. Sogenannte Fresszellen (Makrophagen) rücken aus, um die unerwünschten Parasiten zu fressen, zu verdauen und dadurch unschädlich zu machen. Zwar nehmen die Makrophagen die Leishmanien tatsächlich in ihr Zellinneres auf, doch die Parasiten schaffen es, dort zu überleben. Sie können sich sogar vermehren und nutzen den Stoffwechsel der Abwehrzellen. Die Parasiten können sich so im ganzen Körper verteilen und befallen die Organe. Bei der systemischen Leishmaniose bemerken die Betroffenen zum Beispiel Lymphknotenschwellungen. Sie leiden unter Fieberschüben, magern ab und fühlen sich geschwächt. Sie haben Blutarmut und die Blutgerinnung ist gestört. Wird die Erkrankung der inneren Organe nicht erkannt, verläuft sie meist tödlich. Bei einer Hautleishmaniose kann es zu spontanen Heilungen kommen, ohne dass ein Arzt die Wunde jemals zu Gesicht bekommt. In der Regel bedarf es aber einer Therapie mit Infusionen oder Tabletten. Manchmal muss die befallene Hautstelle operativ entfernt werden. Die systemische Leishmaniose muss mit Spezialmedikamenten behandelt werden. Dennoch können einzelne Leishmanien im Körper zurück bleiben und die Erkrankung im späteren Leben zurückkehren, insbesondere bei Menschen mit Grunderkrankungen, einem geschwächten Immunsystem und Älteren. Bei allen unklaren Krankheitssymptomen, besonders bei Veränderungen des Blutbildes oder bei Vergrößerung von Leber und Milz, sollte der Patient den Arzt auf vorangegangene Aufenthalte in südlichen Ländern oder in den Tropen und Subtropen aufmerksam machen - auch wenn diese Reisen schon längere Zeit zurückliegen. Ob Spanien, Türkei, Griechenland oder Italien - überall sind die Sandmücken zu fast 100 Prozent mit den Parasiten verseucht. Um sich in südlichen Ländern zu schützen, sollte man Mückensprays und ein Moskitonetz nutzen. Diese müssen besonders kleinmaschig sein, sonst bieten sie keinen Schutz vor der winzigen Sandmücke. Gut zu wissen: Sandmücken leben in Bodennähe bis zu 2 Metern Höhe. Eine Übernachtung im ersten Stock eines Wohnhauses bietet schon eine gewisse Sicherheit. Mit der Klimaerwärmung und der Einfuhr beispielsweise von Visite am 14.06.2016 befallenen Hunden verbreitet sich die Sandmücke und somit die Leishmaniose auch nach und nach in Deutschland. Interviewpartner im Beitrag: Univ.-Prof. Dr. med. Esther von Stebut-Borschitz Oberärztin der Hautklinik der Universitätsmedizin Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz E-Mail: [email protected] Internet: www.hautklinik-mainz.de Dr. Hinrich Sudeck PD Dr. Joachim Clos Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg Tel. (040) 42 81 80, Fax (040) 42 81 84 00 Internet: www.bni-hamburg.de Weitere Informationen: Robert Koch Institut Nordufer 20, 13353 Berlin Internet: www.rki.de/DE/Content/InfAZ/L/Leishmaniose/Leishmaniose.html?nn=2386228 Was tun bei Arthrose in den Fingergelenken? In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen an einer Arthrose. Etwa zwei Drittel der über 65-jährigen sind davon betroffen. Durch eine voranschreitende Zerstörung des Knorpelgewebes kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen und Verformungen der Gelenke. Normalerweise überzieht elastischer Knorpel die Gelenkflächen. Er dient als Polster und "Stoßdämpfer" und schützt die schmerzempfindliche Knochenhaut. Der Gelenkknorpel besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Er hat keine Blutgefäße. Die Versorgung mit Nährstoffen findet ausschließlich über die Gelenkflüssigkeit statt. Der regelmäßige Wechsel von Be- und Entlastung sorgt dafür, dass die Nährstoffe im Gelenk verteilt werden und gut in den Knorpel eindringen können. Daher ist regelmäßige Bewegung Voraussetzung für einen gesunden Knorpel. Bei der Arthrose nutzt sich der Gelenkknorpel mit der Zeit ab. Die Zellen sterben ab, so dass die Knorpelschicht mit der Zeit immer dünner wird. Schließlich beeinträchtigt die beschädigte Knorpeloberfläche die Gleitfunktion des Gelenkes. Risse in der Knorpeloberfläche und abgeriebene Knorpelteilchen reizen die Gelenkinnenhaut und führen so zu schmerzhaften Entzündungsreaktionen. Die typischen Symptome sind Anlauf- und belastungsabhängige Schmerze, steife und "knirschende" Gelenke sowie zunehmenden Gelenkverformungen. Obwohl zunehmendes Alter als Risikofaktor für die Arthrose gilt, sind nicht nur alte Menschen von dem schmerzhaften Gelenkverschleiß betroffen. Bei der Entstehung der Erkrankungen spielen zahlreiche andere Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich werden zwei verschiedene Formen der Arthrose unterschieden. Die primäre Arthrose wird auf ein minderwertiges Knorpelgewebe zurückgeführt. Die Ursachen dafür sind eine erbliche Veranlagung oder Durchblutungsstörungen bei hormonellen Fehlfunktionen. Die sekundäre Arthrose entsteht durch mechanische Überbelastung beispielsweise bei angeborenen Fehlstellungen oder als Komplikationen nach Knochenbrüchen mit Gelenkbeteiligung und entzündlichen Veränderungen. Sie kann aber auch Folge sein Visite am 14.06.2016 von Stoffwechselerkrankungen wie Gicht und Diabetes. Am häufigsten sind die Knieund Hüftgelenke von arthrotischen Veränderungen betroffen. Prinzipiell können sich die Veränderungen aber an jedem Gelenk entwickeln. Etwa zwanzig bis 30 Prozent aller Frauen und drei bis vier Prozent aller Männer leiden an einer Arthrose der Hand- und Fingergelenke. Dabei sind insbesondere die kleinen Endgelenke der Finger betroffen. Sie unterliegen einer viel größeren Belastung als oft angenommen. Die Druckbelastung die hier pro Quadratmillimeter auf den Gelenkknorpel einwirkt, ist etwa genauso hoch wie im Hüft- oder Kniegelenk. Dabei ist die Knorpelschicht in den Fingergelenken jedoch dünner. Die Verschleißerscheinungen beginnen meistens am Zeige- und Mittelfinger. Typischerweise bilden sich dort kleine Knötchen und Gelenkverformungen. Alltägliche Bewegungen und Tätigkeiten, wie Schreiben, das Zuknöpfen von Blusen und Jacken, das Drehen des Türschlüssels oder das Aufheben von Geldmünzen sind dann mit plötzlichen, stechenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verbunden. Die Verschleißerscheinungen können auch im Daumengrundgelenk oder im Bereich der Handwurzelgelenke auftreten. Eine Heilung der Arthrose ist nicht möglich. Daher stehen bei der Therapie die Schmerzlinderung, die Erhaltung und Erhöhung der Beweglichkeit sowie die Verzögerung des Fortschreitens der Erkrankung im Vordergrund. Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente sollten wegen ihrer Nebenwirkung nur kurzfristig eingesetzt werden. Auch sie können die Erkrankung nicht aufhalten, lindern aber die Beschwerden. Im Rahmen physikalischer Therapien kommen Wärmeanwendungen zum Einsatz. Warme Moor- oder Paraffinbäder fördern den Stoffwechsel, lösen verkrampfte Muskulatur, lindern Schmerzen und erhöhen die Beweglichkeit der Gelenke. Bei akuten Entzündungszuständen wirken dagegen Eispackungen entzündungshemmend und schmerzlindernd. Muskeldehnungen und Fingerübungen erhöhen die Beweglichkeit der Finger und sorgen für einen Austausch der Gelenkflüssigkeit, so dass Entzündungsstoffe abtransportiert werden. Linderung bringen auch sogenannte Traktions- und Kompressions-Behandlungen, bei denen die Gelenke durch Zug entlastet werden. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit der Arthrose ist die Blutegel-Therapie. Während der Behandlung saugen die Blutegel nicht nur Blut, sondern geben ihren Speichel (Salvia) in die Wunde ab. Er enthält zwischen 30 und 100 entzündungsund gerinnungshemmende sowie schmerzstillende Substanzen. Etwa 30 Minuten saugt der Egel, bevor er von allein abfällt. Schlägt die Therapie an, tritt der Effekt sofort ein und hält über Monate an. Warum die Blutegeltherapie so gut wirkt, ist noch unklar. Wissenschaftliche Studien belegen aber die Wirksamkeit dieser Methode. Die Kosten für die Behandlung liegen bei etwa 100 bis 200 Euro. Sie werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Wirkung von Knorpelaufbauprodukten oder speziellen Nahrungsergänzungsmitteln ist dagegen umstritten und wissenschaftlich nicht belegt. Empfohlen wird eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung: Omega-3-Fettsäuren in Fisch und pflanzlichen Ölen haben eine entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut für den Ernährungsplan bei Arthrose. Ungünstig sind dagegen Fleisch und Wurstwaren sowie tierische Fette. Sie führen dazu, dass sich im Körper die entzündungsfördernde Arachnidonsäure bildet. Eine fleischarme Mischkost mit viel Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen versorgt den Knorpel mit allen notwendigen Nährstoffen und führt nebenbei auch zu einer Normalisierung des Körpergewichts, sodass die Gelenke weniger belastet werden. Visite am 14.06.2016 Interviewpartner im Studio und Beitrag: Dr. Ingo Arnold Chefarzt der Klinik für Orthopädie und operative Rheumatologie Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen St.-Pauli-Deich 24, 28199 Bremen Tel: (0421) 55 99 501, Fax: (0421) 55 99 509 E-Mail: [email protected] Internet: www.roteskreuzkrankenhaus.de/kliniken/ortho/, Interviewpartner im Beitrag: Iris Mellentin und Julia Schmidt Ergotherapie Wieters Bramfelder Dorfplatz 15, 22179 Hamburg Tel. (040) 63 94 05 80 E-Mail: [email protected] Internet: www.ergotherapie-wieters.de, Dörte Schönfeld, Heilpraktikerin Praxis für Schmerztherapie Bismarckstraße 2, 20259 Hamburg Tel: (040) 4111 91 60 E-Mail: [email protected] Internet: www.akupunkturinhamburg.de Weitere Informationen: Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. Postfach 11 05 51, 60040 Frankfurt/Main Tel. (06831) 94 66 77 (Mo-Fr 8-12 und 12:30-16 Uhr), Fax: (06831) 94 66 78 E-Mail: [email protected] Ratgeber: Andreas Michalsen/Manfred Roth: Blutegeltherapie. 168 S.; Haug (2012), € 39,95 Ungewöhnlicher Therapieerfolg: Mit Phagen gegen multiresistente Keime Immer mehr Bakterien werden resistent gegen Antibiotika, die Jahre lang gut gewirkt haben. Im Kampf gegen solche multiresistenten Keime setzen Ärzte in den früheren Ostblockstaaten schon lange erfolgreich auf Viren, sogenannte Bakteriophagen. Phagen zerstören Bakterien: Es sind Viren, die auf ein bestimmtes Bakterium spezialisiert sind. Trifft ein Phage auf „sein“ Bakterium, heftet er sich an dessen Zellwand und injiziert seine DNS. Auf Befehl der Phagen-DNS produzieren die Bakterienzellen neue Phagen. Schließlich sind so viele dieser speziellen Viren im Bakterium, dass es platzt und die neuen Phagen freisetzt. Die wiederum greifen andere Bakterien an – bis schließlich alle Bakterien zerstört sind. Dann verschwinden auch die Viren, denn sie haben keinen Wirt mehr. Phagen tummeln sich überall, wo Bakterien sind: in der Umwelt, auf unserem Körper und vor allem in Abwässern. Um die Phagen zu isolieren, wird das Wasser gefiltert. Anschließend werden sie vermehrt und ihre Wirksamkeit gegen Bakterien erprobt. Um diese Viren auch als Medikament zu nutzen, müssen sie in Studien getestet werden. Da es viele multiresistente Bakterien gibt und jeder Phage nur gegen ein bestimmtes Bakterium wirkt, sind viele teure und aufwendige Studien erforderlich. Das Leibniz-Institut in Visite am 14.06.2016 Braunschweig hat die größte Phagensammlung in Deutschland zusammengetragen. Über 450 verschiedene Phagen lagern dort zu Forschungszwecken. In Deutschland wird die Phagentherapie bisher nur in Ausnahmefällen eingesetzt – als individueller Heilversuch, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben. Die Patienten tragen dabei die Kosten und der Arzt das Risiko, nicht zugelassene Medikamente einzusetzen. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Burkhard Wippermann Chefarzt der Klinik für Unfall- und orthopädische Chirurgie, Endoprothetikzentrum Klinikum Hildesheim Senator-Braun-Allee 33, 31135 Hildesheim Tel. (05121) 894 22 02, Fax (05121) 894 22 05 E-Mail: [email protected] Internet: www.helios-kliniken.de/klinik/hildesheim/fachabteilungen/klinik-fuer-unfallund-orthopaedische-chirurgie.html Dr. Christine Rohde, Mikrobiologin Dr. Johannes Wittmann, Mikrobiologe Leibniz Institut DSMZ, Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH Inhoffenstraße 7b, 38124 Braunschweig Tel. (0531) 26 16 0 E-Mail: [email protected] Internet: www.dsmz.de Dr. Jens Krannich Facharzt für Orthopädie Arnoldiplatz 12 99867 Gotha Weitere Informationen: Leibniz-Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH Inhoffenstraße 7B, 38124 Braunschweig Tel. (0531) 261 60 Internet: www.dsmz.de Bluthochdruck: Wie gezielte Ernährung hilft Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit. In Deutschland leiden etwa 44 Prozent der Frauen und etwas mehr als die Hälfte der Männer an einem zu hohen Blutdruck. Obwohl er keine Schmerzen und auch sonst keine Beschwerden verursacht, führt er unbehandelt zu schweren Schäden an den Blutgefäßen. Die Folgen sind Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden. Die Ursachen für die Entwicklung eines Bluthochdrucks sind bis heute nicht abschließend geklärt. Der Blutdruck wird durch komplexe Mechanismen reguliert. Dabei spielen Wechselwirkungen von biochemische Botenstoffen, Blutgefäßen und des Nervensystem eine entscheidende Rolle. Durch Verkalkungen der Blutgefäße, lässt ihre Elastizität nach, die Gefäßwände werden steifer und der Druck in den Gefäßen steigt. Begünstigt wird die Entwicklung eines Bluthochdruckes vor allem durch Erbanlagen sowie durch zu Visite am 14.06.2016 wenig Bewegung, ungesunde Ernährung, Übergewicht und Stress. Ein Bluthochdruck liegt dann vor, wenn die an unterschiedlichen Tagen beim Arzt gemessenen Werte bei 140 zu 90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder darüber liegen. Es müssen nicht beide Werte erhöht sein. Am häufigsten ist der obere Wert erhöht. Wichtig ist, an beiden Armen zu messen. Die Therapie erfolgt mithilfe blutdrucksenkender Medikamente. Die Basis der Hochdruck-Therapie ist aber immer Umstellung der Lebensgewohnheiten: schon mit einer ausgewogenen Ernährung, Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie regelmäßiger Bewegung, einem regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus und regelmäßigen Entspannungsphasen können erhöhte Blutdruckwerte dauerhaft und effektiv gesenkt werden, die Medikamente wirken besser. Gut untersucht ist die Wirkung von Gewichtsreduktion: Pro verlorenem Kilogramm Körpergewicht sinkt der obere Blutdruckwert um etwa einen mmHg. Auch eine vegetarische oder fleischarme Vollkorn-Ernährung wirkt sich günstig auf den Blutdruck aus. Denn vor allem rotes Fleisch, Wurst, Käse und Butter enthalten gesättigte Fettsäuren, die als Risikofaktor für die Entwicklung eines Bluthochdrucks gelten. Omega-3-Fettsäuren in Leinöl und Leinsamen, Walnüssen, Raps-, Soja- und Weizenkeimöl sowie die einfach ungesättigten Fettsäuren in Olivenöl senken den Blutdruck. Ein halber Liter Rote-Bete-Saft täglich senkt einen erhöhten Blutdruck um bis zu zehn Millimeter Quecksilbersäule. Rote Bete enthält Nitrate, die die Blutgefäße erweitern und so den Blutdruck senken. Zwei bis drei Tassen grüner Tee pro Tag können den Blutdruck um drei bis fünf mmHg reduzieren. Ein halber Liter Tee aus zehn Gramm Hibiskusblüten täglich kann den Blutdruck ebenfalls innerhalb von vier Wochen reduzieren. Anstelle von Süßigkeiten empfehlen Experten den Verzehr von Nüssen oder dunkler Schokolade. Schon sechs bis zehn Gramm dunkle Schokolade (Kakaoanteil mindestens 70 Prozent) pro Tag können den Blutdruck senken. Immer wieder wird auch die Beschränkung der Kochsalzzufuhr diskutiert. Tatsächlich sind etliche Hypertoniker sogenannte Kochsalz-Responder. Das bedeutet, dass sie bereits auf geringe Salzmengen mit einem Anstieg des Blutdrucks reagieren. Sie sollten die Aufnahme von Kochsalz reduzieren. Durchschnittlich werden heute zehn bis 15 Gramm Kochsalz am Tag aufgenommen. Bei Patienten mit Bluthochdruck sollte die Kochsalzaufnahme auf sechs Gramm pro Tag reduziert werden. Salz kann eingespart werden, wenn Fertigprodukte, Pökelware und Fischmarinaden gemieden werden. Wurstwaren und Käse sollten sparsam konsumiert werden. Beim Kochen sollte möglichst auf Salz verzichtet werden und dafür Gewürze wie zum Beispiel Gelbwurz, Ingwer, Koriander sowie Kreuz- oder Schwarzkümmel verwendet werden. Die Mittelmeerküche mit viel Obst und Gemüse, fettarmen Milchprodukten und wenig rotem Fleisch, dafür aber mehr Fisch, senkt nachweislich über lange Zeit einen erhöhten Blutdruck. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. med. Joachim Schrader Chefarzt der Medizinischen Klinik und ärztlicher Direktor St.-Josefs-Hospital Cloppenburg Europäisches Kompetenzzentrum Bluthochdruck Krankenhausstraße 13, 49661 Cloppenburg Tel. (04471) 16 29 51, Fax: (04471) 16 2970 E-Mail: [email protected] Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Andreas Michalsen Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin Visite am 14.06.2016 Königstraße 63, 14109 Berlin E-Mail: [email protected] Internet: www.naturheilkunde.immanuel.de Weitere Informationen: Deutsche Herzstiftung e.V. Ratgeber: Bluthochdruck heute (3 Euro in Briefmarken beilegen) unter: www.herzstiftung.de/bluthochdruck.html Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main Tel. (069) 955 12 80, Fax: (069) 955 12 83 13 E-Mail: [email protected] Internet: www.herzstiftung.de Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL, Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg Tel. (06221) 58 85 50, Fax: (06221) 588 55 25 Herz-Kreislauf-Telefon: (06221) 58 85 55 E-Mail: [email protected] Internet: www.hochdruckliga.de Dr. Wimmer: Was verbirgt sich hinter HAb1c? HbA1c bedeutet Hämoglobin A1c und ist ein Langzeitblutzuckerwert. Der Hausarzt oder Diabetologe bestimmt diesen Wert im Blut, wenn der Verdacht auf eine Zuckerkrankheit besteht oder um den Erfolg einer Diabetesbehandlung zu überprüfen. Während die einfache Zuckerbestimmung im Blut, der Glukose-Wert immer nur eine Momentaufnahme sein kann, umfasst der HbA1c die Gesamtsituation während der letzten 3 Monate. Dr. Wimmer vergleicht das mit der Geschwindigkeitsbegrenzung beim Autofahren. Jeder Autofahrer kennt das Dilemma: Die Zeit ist knapp, man würde aber gerne pünktlich ankommen. Dieses eine Mal fährt man etwas schneller – und wird prompt geblitzt. Auch beim Blutzucker ist eine einmalige Entgleisung nicht so dramatisch. Anders ist es, wenn man beim Verzehr von Süßigkeiten, Kuchen und Limo stets Vollgas gibt. Wie bei Menschen, die immer zu schnell fahren, als würden die Beschränkungen nicht für sie zählen. Diese Kollegen sind in Flensburg bereits namentlich bekannt. Hier ist die Sache nicht mit einem Bußgeld aus der Welt geschafft: Die Punkte werden sie nicht mehr so schnell los. Es droht Fahrverbot. Auch der Körper merkt sich, wenn man jeden Tag Ausnahmen macht, indem immer kleine überschüssige Zuckerteilchen am Hämoglobin (Hb) der roten Blutkörperchen haften bleiben. Beim Gesunden sind ca. fünf Prozent der Hämoglobinmoleküle verzuckert. Liegt der Wert deutlich über 6,5 Prozent, ist ein Diabetes wahrscheinlich. Für die Therapie legen Arzt und Patient zusammen einen individuellen Zielwert fest, je nach Alter, Lebenssituation und Folgeerkrankungen. Meist wird dabei ein HbA1c unter 7,5 Prozent angestrebt. Drehort im Beitrag: Visite am 14.06.2016 HAW Hamburg Fakultät Design, Medien und Information Finkenau 35, 22081 Hamburg Tel. (040) 428 75 76 09 E-Mail: [email protected] Internet: www.haw-hamburg.de/dmi.html Weitere Informationen: Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen Dr. Johannes gibt Auskunft: Internet: www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-Krankheiten-imVideoglossar,doktorjohannes100.html Nagelpilz: Was hilft wirklich? Zehn Millionen Deutsche leiden Schätzungen zufolge unter Nagelpilz. Männer sind davon etwas häufiger betroffen als Frauen. Erstes Alarmzeichen ist eine gelbliche Verfärbung an der Seite des Nagels. Der Pilz ernährt sich von Keratin, der Substanz, aus der unsere Nägel bestehen. Die meisten Betroffenen infizieren sich im Schwimmbad. Dort ist es warm und feucht – in solch einer Umgebung fühlen sich Pilze besonders wohl. Aus diesem Grund haben auch Sportler oft mit Nagelpilz zu kämpfen. Denn auch verschwitze Sportschuhe bieten dem Pilz genau das richtiger Milieu. Je schlechter die Durchblutung der Füße, desto eher schaffte es der Pilz, in den Nagel vorzudringen. Und hat man sich erst einmal einen Nagelpilz eingefangen, wird man ihn ohne die richtige Behandlung nie wieder los. Je früher er erkannt wird, desto besser – denn sonst frisst sich der Pilz immer weiter in den Nagel hinein und zerstört ihn. In der Apotheke gibt es zahlreiche rezeptfreie Mittel, um den Nagelpilz lokal zu bekämpfen. Aber was taugen sie? Die bekannteste Behandlung wird mit Lacken, die ein- bis zweimal pro Woche aufgetragen werden, durchgeführt. Sie sind nur bei einem oberflächlichen, geringen Pilzbefall zu empfehlen, weil sie nicht sehr tief in den Nagel eindringen. Eine gute Option für Betroffene mit sehr dicken Nägeln sind Harnstoffcremes. Diese lösen den befallenen Nagel auf. Danach kann der pilztötende Lack besser wirken. Ein weiteres Produkt sind wasserlösliche Lacke. Sie müssen täglich neu aufgetragen werden – und beim nächsten Duschen werden sie wieder abgewaschen. Dieses Produkt ist für die meisten Patienten geeignet, weil es besonders tief in den Nagel eindringt. Entscheidend für den Erfolg ist das richtige Auftragen des Lackes: Zunächst den Nagel ein bisschen aufrauen und dann die Tinktur aufpinseln - vor allem auch seitlich an den Nagelrändern und unter dem Nagel. Egal welches Mittel aus der Apotheke angewendet wird – die äußerliche Behandlung der Nägel ist zeitaufwendig und teuer. Die Mittel kosten ohne Rezept bis zu 30 Euro. Harnstoffcreme und wasserlösliche Lacke können allerdings auch vom Hautarzt verschrieben werden. Ist der Befall schon stark oder sind mehrere Nägel befallen, wird man den Pilz nicht mehr durch Lacke oder Salben los. Tabletten (Terbinafin) müssen dann den Pilz von innen bekämpfen. Zwischen sechs und zwölf Monate kann diese Behandlung dauern. Das Problem: Die Tabletten haben starke Nebenwirkungen - zum Beispiel verursachen sie erhöhte Leberwerte. Eine neue Behandlungsmethode wird mit einem speziellen Laser durchgeführt, der durch zielgenaue Hitzewirkung den Pilz in der Nagelplatte abtöten soll. Noch befindet sich dieses Verfahren in der Testphase – zeigt aber recht vielversprechende Ergebnisse. Allerdings müssen die Behandlungskosten beim Lasern selbst gezahlt werden: Eine Sitzung kostet 100 bis 150 Euro – und in der Regel benötigt man zur Heilung Visite am 14.06.2016 mehrere Sitzungen. Bei Verdacht auf Nagelpilz sollte man einen Arzt aufsuchen. Nur dieser kann feststellen, ob es sich bei Veränderungen überhaupt um Nagelpilz handelt. Es gibt zum Beispiel auch verschiedene Ekzeme und die Schuppenflechte, die ähnliche Veränderungen bewirken. Eine Nagelprobe zeigt, um welchen Pilz es sich handelt. Dafür wird im Labor eine Kultur angelegt – das Ergebnis kommt nach vier bis sechs Wochen. Wie kann man sich schützen? Die Füße nach dem Duschen am besten kurz trockenföhnen, Handtücher und Duschvorleger regelmäßig wechseln und bei 60 Grad waschen, um die Pilze abzutöten. Außerdem die Schuhe regelmäßig lüften und ab und zu desinfizieren. Im Schwimmbad sollte man Badelatschen tragen. Interviewpartnerinnen im Beitrag: Dr. Melanie Hartmann, Fachärztin für Dermatologie, Phlebologie DermoCosmetic Center Hamburg Poststraße 2, 20354 Hamburg Tel. (040) 328 07 88 30 Internet: www.dermocosmetic-center-hamburg.de Patrizia Wagner, Fußpflegerin Urban Spa Winterhuder Marktplatz 1, 22299 Hamburg Tel. (040) 57 00 97 57 Internet: www.urban-spa.de Ratgeber: Regina Lindlbauer, Astrid Bauer: Gesund & Schön von Kopf bis Fuß. Alles über Haut, Haare und Nägel. 207 S.; Verlagshaus der Ärzte (2008); € 19,90 Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise. Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 415 60 Fax (040) 41 56 74 59 Internet: www.ndr.de/visite
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