Brief an die Bundestierärztekammer e. V. in Bonn

Brief an die Bundestierärztekammer e. V. in Bonn
Sehr geehrte Doktoren,
Ich heisse Mònica Planas, bin Tierärztin seit 1997, und wohne und
arbeite in der Naehe von Barcelona.
Ich habe immer Kontakt gehabt mit deutschen Menschen die hier leben und
arbeiten, sowie mit vielen Freunden und Kollegen die überall in
Deutschland wohnen. Meine deutschen Bekannten und Freunde sind meistens
Hundebesitzer und Dank Ihnen erfahre ich wie man die Haustiere in
Deutschland artgerecht haelt und wieviel muss man hier von Ihrem Volk
lernen. Wir traeumen dass unser Land wird irgendwann zivilisiert wie
Deutschland.
Aber in den lezten Monate habe ich mehrfach Emails und Berichte bekommen
von Hundebesitzern deren Hunde Leishmaniose positiv sind. Ich schreibe
Ihnen wegen diesen Fällen :
In den letzten Monaten, erfahren wir oft, dass deutsche Tierärzte den
Besitzern von Leishmaniose infizierten Hunden eine Euthanasie anraten,
auch wenn der Hund klinisch gesund ist. Auch deutsche Labore haben in
ihren Berichten solche Empfehlungen gegeben, und zwar nur anhand der
Ergebnisse, und ohne den Hund gesehen oder untersucht zu haben. In
einigen Fällen fragen die verzweilfelten Besitzer Tierärzte aus dem
Süden was sie tun sollten. Wir Tieraerzte hier beschaeftigen uns jeden
Tag mit diesen Parasitosen und haben so umfassende Erfahrung in der
Behandlung sammeln koennen.
Wir müssen aber mit tiefer Betroffenheit auch Faelle erleben, in denen
in Deutschland der Hund ohne objektivem Grund euthanasiert wurde, nur
aufgrund eines positiven serologisches Tests. Fuer uns, die wir taeglich
mit dieser Krankheit umgehen und unsere Klienten betreuen, ist dies sehr
schmerzhaft und unverstaendlich.Wir erfahren bestuerzt von immer mehr
solcher Fälle, deswegen wage ich Ihnen zu schreiben und Sie zu bitten
etwas zu tun um diese Vorfaelle im Kreis der Tieraerzteschaft
anzusprechen, sie ueber Leishmaniose zu informieren, und ueber die
vielfaeltigen Behandlungsmoeglichkeiten aufzuklaeren.
Ich verstehe, dass die sogenannten Mittelmeerkrankheiten kein "Muss" für
deutsche Tierärzte sind, aber im Fall wo ein Tier positiv diagnostiziert
wird und ein Tierarzt kann oder will die Behandlung nicht leiten, darf
die erste angebotene Option nicht die Euthanasie sein. Der TA müsste den
Besitzer zu einer anderen Klinik schicken wo man die notwendigen
Therapien kennt und durchfuehrt.
Wir sehen keinerlei Notwendigkeit fuer eine Euthanasie solange es
Möglichkeiten gibt um das Tier richtig zu behandeln und asymptomatisch
zu kriegen. Hunde mit Leishmaniose haben in der Regel eine genauso gute
Lebensqualitaet wie andere Hunde die nicht Leishmaniose positiv sind.
Der Erhalt des Lebens eines Tieres und die Schaffung von Lebensqualitaet
fuer Tier und Besitzer sollte immer wichtigstes Ziel der tieraerztlichen
Arbeit sein. Immer mehr Menschen reisen mit ihren Tieren in suedliche
Laender. Und immer mehr Hunde werden aus dem Ausland adoptiert. Umso
wichtiger ist es, dass der Tierarzt sich in den Dienst seiner Kunden
stellen kann und ihnen mit dem richtigen Wissen und den adaequaten
Massnahmen helfen kann.
Ich würde mich freuen wenn Sie sich organisieren und einige Symposia
oder Konferenzen machen, für das Wohl ihrer Profession ebenso wie fuer
das Wohl ihrer Patienten und Kunden.
Mit respektvollen Grüsse,
Mònica Planas
Tierärztin B-2565
Sehr geehrte Frau Kollegin Planas,
für Ihre Nachricht bedanken wir uns. Die Leishmaniose, bzw. insgesamt die Zunahme von früher
"exotischen" Krankheiten in Deutschland, ist seit Jahren Thema von zahlreichen
Fortbildungsveranstaltungen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Es kann eigentlich keinen
praktizierenden Tierarzt mehr geben, der von dieser Problematik noch nicht erfahren hat. Die
Diagnose und Therapie dieser Erkrankung ist natürlich nicht ganz einfach. Berücksichtigen muss man
dabei natürlich auch, dass nicht jeder Tierbesitzer bereit ist, eine aufwendige Therapie durchzuführen.
Ich kann Ihnen versichern, dass die Sensibilisierung für dieses Thema in hohem Maße vorhanden ist.
Wir werden noch einmal prüfen, ob es weiteren Bedarf für Fortbildungsveranstaltungen gibt, die wir
gegebenenfalls selbst anbieten könnten.
Ihnen noch einmal vielen Dank für Ihre Anregung und
mit freundlichen Grüßen
Dr. Ute Tietjen
Bundestierärztekammer e. V.
Oxfordstr. 10
53111 Bonn
Tel.: 02 28/7 25 46-0
Fax: 02 28/7 25 46-66
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bundestieraerztekammer.de