GRETA Juni 2016

greta
stadtrundbrief der Münchner grünen
DIE EFFIZIENZREVOLUTION
GRÜNE PERSPEKTIVEN
AUF DATEN
DAS „RICHTIGE LEBEN“ IST
OFFLINE. UND ONLINE.
DIGITALISIERUNG VERÄNDERT
GESELLSCHAFT UND KULTUR
DIGITALE GESELLSCHAFT
Juni 2016
ALLERWEIL
ONLINE
DIGITALE GESELLSCHAFT
1
Foto: Andreas Gregor
INHALT
JUNI 2016
ALLERWEIL
ONLINE
Allerweil online: Wir sind immer
erreichbar und haben das Wissen der
Welt in der Hosentasche. Ziemlich cool
und etwas beängstigend. Wir stecken
bis über beide Ohren in der Digitalisierung - was machen wir draus?
DIGITALE GESELLSCHAFT
10
Wie digital ist München?
16
Stadtrat Florian Roth im Gespräch
über digitale Bürger*innenbeteiligung, elektronische Verwaltung
und neue Wege für die Demokratie
Von Thorsten Siefarth
13
Machtübernahme?
Unrealistisch!
Digitalisierung – Chance
für Gründer*innen
Crowdfunding und eine
andere Kultur des Scheiterns
können helfen
Von Heidi Schiller und Udo Philipp
15
Das „richtige Leben“ ist
offline. Und online.
Digitalisierung verändert
Gesellschaft und Kultur
Von Gudrun Lux und
Alexander König
2
3 Editorial
Grüne Perspektiven auf Daten
Von Dieter Janecek
4 Mein Münchenbild
6 Einladung zur
Stadtversammlung
17
Echte Roboter sind
keine Übermenschen
Von Sebastian Weisenburger
14
Die Effizienzrevolution
TTIP: Eine Gefahr für die
Freiheit im Netz
Datenschutz als
„unnötiges Handelshemmnis“?
Von Katrin Habenschaden
18
Nachgefragt
Katharina Schulze
Warum bist du gegen
Vorratsdatenspeicherung zur
Verbrechensbekämpfung?
Thomas Rose
Wozu braucht‘s
eigentlich Freifunk?
Thorsten Siefarth
Ist das Internet neutral und diskriminierungsfrei - und bleibt das so?
7 Hier schreibt
der Vorstand
20 Masterplan für Geflüchete,
Bericht aus dem Stadtrat
24 Grüne Jugend
26 Aus den Ortsverbänden
28 5 Fragen an …
Carmen Dullinger-Oßwald und
Mark Lafogler
29 Personalia
30 Meldungen
32 Grüner Terminkalender
GRETA 06.2016
EDITORIAL
Alles digital im
21. Jahrhundert?
V
eränderungen machen vielen Menschen erstmal Angst und rufen Skepsis
hervor. Das gilt manchmal schon für ganz kleine Neuerungen. Zweifelsohne
bringt die Digitalisierung krasse Veränderungen mit sich und stellt uns vor
einige Herausforderungen. In diesem Heft haben wir versucht, den ein oder
anderen Aspekt genauer unter die Lupe zu nehmen. Alexander König und Gudrun Lux
aus dem Stadtvorstand haben gemeinsam über den kulturellen Wandel nachgedacht
und gehen der Frage nach, ob die Digitalisierung eher eine Gefahr oder eine Chance für
die Gesellschaft ist (S. 15). Dieter Janecek wirft auf den Seiten 16 und 17 einen grünen
Blick auf Daten und Thorsten Siefarth, der sich im Arbeitskreis Digitales der Münchner
Grünen als einer der Sprecher*innen engagiert, hat sich mit unserem Fraktionsvorsitzenden Florian Roth (Mitglied der städtischen IT-Kommission) über E-Administration
und E-Partizipation unterhalten. Wer sich jetzt fragt, was es damit auf sich hat, findet
die ein oder andere Antwort im großen GRETA-Interview dieses Heftes (S. 10-12).
Veränderungen gibt es auch im Stadtbüro: Hannah Rogosch hat sich in Mutterschutz
und Elternzeit verabschiedet, neu im Team ist Sandra Henoch. Sandra ist gelernte
Journalistin und bringt einige Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit mit. Kein Wunder,
dass wir sie direkt für die Redaktion der GRETA gewinnen wollten - und auch konnten.
Sie hat beispielsweise für die Redaktion die Einführung in das Schwerpunktthema (S. 9)
verfasst. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit im großen Team. Hannah
wünschen wir alles erdenklich Gute!
In dieser GRETA hat die Grüne Jugend München (GJM) erstmals zwei Seiten gebucht.
Diese Seiten werden redaktionell von der GJ verantwortet, die GRETA ersetzt damit
eine eigene Mitgliederzeitschrift der GJ. (Analog dazu hat die Stadtratsfraktion bisher
ebenfalls zwei, in diesem Heft erstmals vier Seiten gebucht.) Ihr erkennt diese Anzeigenseiten daran, dass auf den Doppelseiten jeweils ein eigenes Mini-Impressum steht
und sie grün umrandet sind.
Wir wünschen Euch viele gute Ideen und viel Spaß mit GRETA!
Für die Redaktion
Andreas Gregor, Sandra Henoch, Gudrun Lux, Thorsten Siefarth, Claude Unterleitner
P.S.: Ihr erreicht uns jetzt auch unter [email protected]
DIGITALE GESELLSCHAFT
3
MEIN MÜNCHENBILD
Frühsommerfluss
Von Andreas Gregor
mit
machen!
Was ist Dein
Münchenbild? Schick es
uns mit kurzer Beschreibung an greta@
gruene-muenchen.de
Danke!
4
GRETA 06.2016
München hatte einst unzählige Stadtbäche; vor einem halben Jahrhundert
verschwanden sie fast alle unter der Erde
oder wurden gar trockengelegt. Die Isar,
unser Fluss, ist geblieben. Sie ist kein
breiter Strom wie die Donau und wer
mal an Rhein oder Rio Grande gelebt hat,
wird die Isar als Bächlein belächeln. Doch
wenn im Frühsommer die Sonne Fluss
und Herz wärmt, dann liegt auf unserer
kleinen Isar ein großer Zauber.
DIGITALE GESELLSCHAFT
5
Veranstaltungen
Juli 2016
Ladies Lunch: Frauen
und Arbeit
Modelle für mehr Gerechtigkeit
—M
ittwoch, 13.07.2016,
17.00 – 21.00 Uhr
— Der Pschorr, Viktualienmarkt 15,
Theresiensaal
— Eintritt frei!
Die Berufstätigkeit von Frauen und Männern unterscheidet sich nach wie vor deutlich. Frauen unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und stellen den
Großteil der geringfügig Beschäftigten. In Führungspositionen und auf Vollzeitstellen dominieren nach
wie vor Männer.
— Welche Arbeitszeitmodelle und Arbeitsformen
sorgen für mehr Gerechtigkeit für alle?
Welche Chancen bieten Selbstständigkeit, die
sogenannte „Kleine Vollzeit“ oder Lebensarbeitszeitkonten?
Im Anschluss laden wir Sie herzlich ein, bei einem
Glas Sekt und einem kleinen Buffet mit den anderen
Teilnehmerinnen ins Gespräch zu kommen und Ihr
Netzwerk zu erweitern.
Mit:
Dr. Verena Di Pasquale
Stellvertretende Vorsitzende des
Deutschen Gewerkschaftsbunds Bayern
Dr. Sina Brübach-Schlickum
Gründerin und Geschäftsführerin des
Combinat 56 – Coworking Space,
München
Begrüßung:
Sigi Hagl (Landesvorsitzende Bündnis 90/
DIE GRÜNEN in Bayern)
Moderation:
Silke Rapp
Die Veranstaltung wendet sich
ausschließlich an Frauen.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Petra Kelly Stiftung, Reichenbachstraße 3a, 80469 München, Tel: 089/ 24 2 67 30
[email protected], www.petrakellystiftung.de
EINLADUNG
Stadtversammlung
MITTWOCH, 29. JUNI 2016
19 UHR
Wir laden ein zur Stadtversammlung vor der Sommerpause. Beginn ist um
19 Uhr im Kolpinghaus St. Theresia (Neuhausen/Gern), Hanebergstraße 8,
Ende gegen 22 Uhr. Wir wählen drei Kassenprüfer*innen sowie Delegierte
für die Landesversammlung am 15./16. Oktober in Schweinfurt sowie für die
Bezirks- und Regionalversammlung am 8. Oktober in Unterschleißheim.
Die genaue Tagesordnung findet Ihr rechtzeitig auf unserer Internetseite.
Euer Stadtvorstand
6
GRETA 06.2016
HIER SCHREIBT DER VORSTAND
München im Sommer:
bunt und grün!
Von Beppo Brem
Liebe Freundinnen,
liebe Freunde!
Er ist da, der Sommer! Hell, bunt und grün! Und während sich die
Partner der GroKo im Rathaus immer weniger grün sind, zeigen
die Münchner Grünen, wie es aussehen soll, das grüne München.
Die digitale Welt ist das Thema dieses Heftes. Da erlauben
wir uns doch gerne den Hinweis, dass wir Grüne uns bereits seit
sehr langem mit den Chancen und Nebenwirkungen der Digitalisierung befasst haben. In München hat sich dazu sogar ein
höchst aktiver Arbeitskreis Digital etabliert, der Euch – wie übrigens alle anderen AKs – zur Beteiligung und Mitarbeit einlädt.
„Politik 4.0“ meint auch die Möglichkeit für E-Government,
für mehr Transparenz der Entscheidungen in Verwaltung und Politik, mehr Beteiligung der Bürger*innen. Monatelang haben wir
uns in unseren Ortsverbänden und Bezirksausschussfraktionen,
in der Stadtratsfraktion und im Stadtverband für den Bürger- beziehungsweise Beteiligungshaushalt engagiert. Mit mehr Beteiligung der Münchner*innen an den Entscheidungen in der Stadt
wollen wir die Demokratie stärken – wichtiger denn je in diesen
Zeiten! Was die Stadtkämmerei stattdessen vorschlägt, spricht
Bände über das Misstrauen von Verwaltung und Rathausmehrheit gegenüber echter Mitsprache und Mitgestaltung.
Bürgerbeteiligung verlangt aber auch, dass man den Willen
der Bürger*innen ernst nimmt und nicht immer aufs Neue Ideen
ausheckt, wie man den Bürgerentscheid gegen die 3. Startbahn
aushebeln kann. Mit uns Grünen koa Dritte!
Zu unserer Grünen DNA gehört, dass es uns nicht egal ist,
welcher Strom aus der Steckdose kommt. Deshalb sind wir auch
in diesem Sommer wieder auf der großen Bühne für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz vertreten: Am grünen Stand beim
Corso Leopold/Streelife am 11./12. Juni widmen wir uns diesmal
vor allem dem Kampf gegen Plastikmüll.
München ist eine sichere Stadt. Das war einer der Gründe,
warum wir uns auf der letzten Stadtversammlung gegen eine
sogenannte „Sicherheitswacht“ ausgesprochen haben. Da streiten wir doch lieber für eine demokratische Kontrolle der Polizei
– zum Beispiel am 4. Juni beim 1. Polizeikongress der Grünen im
Landtag.
Der sofortige Ausstieg aus Gundremmingen, der „Gundrexit“
und der Einsatz für ein echtes Integrationsgesetz waren Schwerpunkte des ersten Kleinen Parteitags, dessen Gastgeber*in wir
waren. Atomausstieg, Kohleausstieg und Energiewende bleiben
unsere Themen auch in der Stadt. Freut Euch schon jetzt auf
eine kompetent besetzte öffentliche Veranstaltung dazu im Juli.
DIGITALE GESELLSCHAFT
Raus auf Straßen und
Plätze! Wir sehen uns,
zum Beispiel beim
Corso Leopold und
beim CSD.
Die Rechte und die Freiheit von Minderheiten sind wieder
zunehmend bedroht von „besorgten Eltern“, Rechtspopulist*innen, Radikalen – aber auch von der Gleichgültigkeit regierender
Parteien. Macht also mit, wenn wir Grüne am 9. Juli beim Christopher-Street-Day in München Regenbogen-Flagge zeigen und
Zeichen setzen mit einem provokanten, politischen Auftritt!
Ihr seht: Das Motto des bunten, grünen Frühsommers ist
„Raus auf die Straße und auf die Plätze!“ Als Stadtverband bieten
wir Euch viele Möglichkeiten zum Mitmachen, Mitdiskutieren
und Mitentscheiden. Was uns als Vorstand wirklich freut, sind
die vielfältigen, mit viel Herzblut, Köpfchen und Energie organisierten Veranstaltungen und gar Veranstaltungsreihen unserer
Ortsverbände und unserer Mandatsträger*innen auf allen
Ebenen. Das zeigt uns: Auch „Politik 4.0“ bleibt doch ganz und
gar von Menschen und Persönlichkeiten getrieben. Und das ist
gut so!
Euer Stadtvorstand
Heidi, Beppo, Wolfgang, Katrin, Gudrun und Alexander
Der Vorstand
der Münchner Grünen
Wolfgang Leitner, Gudrun Lux, Alexander
König, Katrin Habenschaden, Heidi Schiller, Hermann „Beppo“ Brem (v.l.)
7
ALLERWEIL
ONLINE
SCHWERPUNKT
SCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
8
GRETA 06.2016
Die Zukunft ist digital,
vernetzt und hochtechnisiert - daran besteht kaum
ein Zweifel. Einverstanden
ist mit dieser Entwicklung
jedoch längst nicht jede*r,
denn vielen geht sie zu
schnell oder zu weit. Andere können den nächsten
Schritt auf dem Weg in die
technisierte Zukunft hingegen gar nicht abwarten.
D
ie Digitalisierung kann Türen
öffnen und der Demokratie neue
Wege schaffen. Für Stadtrat
Florian Roth steht fest: München
muss hier dringend aufholen. Während
sich Bürger*innen in Hamburg eine
enorme Menge an Informationen über
die Angelegenheiten in der Stadt aus dem
Netz holen können, müssen Münchner*innen bei Behörden häufig noch
immer als Bitsteller*innen auftreten. Sebastian Weisenburger hat sich in seinem
Bericht einem ganz anderen Phänomen
gewidmet: Den Robotern. Er glaubt nicht
an eine Machtübernahme durch Science-Fiction-Maschinen. Auseinandersetzen sollte sich die Politik dennoch mit den
künstlichen Helfern, die es bereits gibt;
damit aus harmlosen Roboter-Touristenführern keine heimlichen Überwachungskameras werden. Apropos Helfer, auch
Gründer*innen beschäftigen sich mit der
Digitalisierung, Hilfe für ihre Geschäftsideen bleibt jedoch leider allzu häufig aus.
Deshalb fordern Heidi Schiller und Udo
Philipp mehr Crowdfunding und Venture
Capital Fonds. Natürlich darf auch eine
entscheidende Frage nicht fehlen: Wo
bleibt bei all dem der Datenschutz? In
unserem Schwerpunkt haben wir einige
Aspekte rund um die Digitalisierung
beleuchtet – vollständig ist er wie immer
nicht. Wohin die technische Entwicklung
gehen wird, steht in den Sternen. Die
Diskussionen rund um das Thema werden
auch in Zukunft nicht abreißen.
SCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
DIGITALE GESELLSCHAFT
9
Fotos: Andreas Gregor
WIE
DIGITAL
IST
MÜNCHEN?
Stadtrat Florian Roth im Gespräch
über digitale Bürger*innenbeteiligung,
elektronische Verwaltung und neue
Wege für die Demokratie.
Von Thorsten Siefarth
Die Digitalisierung kann helfen, den Service für die Bürger*innen zu verbessern und deren Beteiligung zu stärken. Was haben
andere deutsche Großstädte, was München nicht hat?
Es gibt Großstädte, die das Medium Internet deutlich intensiver
nutzen als München. Sowohl im Sinne von Transparenz, als auch
wenn es darum geht, sich zu beteiligen. In Hamburg gibt es zum
Beispiel ein sogenanntes Transparenzportal. Die gehen damit
über die bloße Informationsfreiheit deutlich hinaus.
Aber wir in München haben doch auch Informationsfreiheit.
Der Stadtrat hat dazu schließlich eine entsprechende Satzung
verabschiedet!
Das Problem ist, dass man die Verwaltung immer noch dazu
drängen muss, Informationen rauszurücken. Dazu ein Beispiel: In
einer Münchner Schule mussten Schüler*innen vorübergehend
in Containern untergebracht werden. Dann kam ein Gerücht
auf, dass von diesen Containern irgendwelche giftigen Dämpfe
ausgehen. Die Schulverwaltung ist dem nachgegangen und hat
ein Gutachten erstellen lassen. Als der Vater eines betroffenen
10
GRETA 06.2016
Kindes dieses dann einsehen wollte, hat ihm die Schulverwaltung erklärt, das Gutachten sei so kompliziert geschrieben, das
verstehe er nicht. Er könne ja mal vorbeikommen, man würde
es ihm gerne erklären. Aber zusenden würde man das Gutachten nicht. Dazu habe ich dann eine Anfrage gestellt und darauf
hingewiesen, dass das Gutachten unter die Informationsfreiheitssatzung fällt. Schließlich habe ich als Antwort erhalten, der
Vater habe das Gutachten schließlich bekommen. Das zeigt: Es
ist immer noch ziemlich zäh, wenn es darum geht, von der Stadtverwaltung Informationen zu erhalten.
Inwiefern geht man in Hamburg weiter?
Bei der Informationsfreiheit geht es darum, bestimmte Daten
wie Verträge, Statistiken oder Gutachten zu bekommen. Aber
eben nur auf Nachfrage. Und das kann, wie eben geschildert,
eine ziemlich anstrengende Angelegenheit sein. Das Internet ist
jedoch ein Medium, das es ermöglicht, einen anderen Weg zu
gehen. In Hamburg stellen die zuständigen Stellen von sich aus
auf ihrem Transparenzportal eine enorme Menge an Informationen zur Verfügung. Da müssen die Bürger*innen also nicht als
Bittsteller*innen auftreten. Ich habe gerade gestern da nochmal
nachgeschaut. Mittlerweile wurden auf dem Hamburger Transparenzportal in der Rubrik „Gutachten und Studien“ insgesamt
250 Dokumente eingestellt.
Aber was fangen die Bürger*innen mit so viel Informationen an?
Liest das überhaupt jemand?
Darauf kommt es gar nicht an! Vielmehr geht es um Folgendes:
Ich kann mich als Bürger*in nur dann beteiligen, wenn ich von
etwas weiß. Eine wichtige Voraussetzung von Demokratie ist
also ein öffentlicher Zugang zu relevanten Informationen. Ein
Weiteres kommt hinzu: Wenn die Informationen digital verarbeitet werden, können bestimmte Leute spannende Apps daraus
basteln. Eine echte Win-Win-Situation. Einerseits machen die
Leute das gerne. Und andererseits spart die Stadt eine Menge
Geld. Ein Beispiel ist www.muenchen-transparent.de, was der
Tobias Hößl, einer von uns Münchner Grünen, gemacht hat.
Wenn wir beantragen, dass die Stadt München so etwas in
Auftrag geben soll, dann geht das zuerst einmal nicht. Und wenn
dann doch, dann in drei Jahren. Und wenn es schließlich fertig
ist, dann hat es Millionenbeträge gekostet.
Kommen wir von der Zugänglichmachung von Informationen zu
den Beteiligungsmöglichkeiten: Wie sieht es denn aktuell für
Münchner*innen aus, das städtische Leben mitzugestalten?
Vielleicht auch hier ein kleines Beispiel: Es gibt in manchen
Städten Apps, die nennen sich „Fix my street“ oder ähnlich. Über
diese Apps können Bürger*innen die Stadtverwaltung über das
Internet auf Missstände im Öffentlichen Raum hinweisen. Über
eine solche App können Bürger*innen beispielsweise darauf
hinweisen, dass ein Radlweg nicht geräumt ist oder wo er aus
irgendeinem Grund gefährlich ist. Dazu sendet man die GPS-Daten, lädt ein Foto hoch, fügt eine Anmerkung an und das war’s
dann.
Hört sich sehr gut an. Warum haben wir so etwas nicht in München?
Haben wir. An sich. Wir haben das 2013 im Stadtrat beantragt.
Was ist aber rausgekommen? Es gibt für München eine App mit
ungefähr zwanzig Services. Da gibt es gerade mal zwei Buttons
für Meldungen. Bei dem einen geht es um Spielplätze, bei dem
SCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
DIGITALE GESELLSCHAFT
„Die Daten sollen
laufen, nicht die
Menschen!“
anderen um Laternen. Aber es handelt sich um keine richtige
eigene App und außerdem findet man sie kaum.
Warum haben wir kein besseres Angebot?
Der IT-Bereich sagt, eine bessere App ginge technisch in Ordnung. Die Stadtverwaltung aber hat Angst vor zu viel Arbeit. Die
sagen, wir können maximal zwei Bereiche bearbeiten. Wenn
hingegen auch noch in anderen Bereichen Meldungen kommen
würden, dann müssten wir denen ja nachgehen. Und darauf sei
man leider nicht vorbereitet.
Ein anderes Thema bei der Bürgerbeteiligung sind Online-Petitionen. Geht wenigstens in dem Bereich was voran?
Auf den ersten Blick schon. Da haben wir kurz vor der Wahl noch
durchgesetzt, dass die Stadt den Auftrag bekommt, sich um
die Online-Petitionen zu kümmern. Als es dann zur Umsetzung
kam, haben sich CSU und SPD auf folgendes Modell geeinigt:
Ein Quorum gibt es nicht. Jede Petition zählt gleich. Jeder und
jede kann Rederecht zu seiner oder ihrer Petition beantragen.
Das Problem ist aber: Ob ein einzelner Streithansel die Petition
eingebracht hat oder ob es viele Unterstützer*innen gibt, das
macht keinen Unterschied. Damit werden sämtliche Petitionen
entwertet, insbesondere solche, die von einer breiten Masse an
Unterstützer*innen getragen werden. Außerdem nimmt sowieso
keiner von den Petenten sein Rederecht wahr. Und schließlich
wird die Petition in irgendeinem Ausschuss in irgendeiner Vorlage kurz und schmerzlos mit einem Sätzchen abgehandelt. CSU
und SPD haben die Online-Petition regelrecht entwertet.
Bisher haben wir von E-Partizipation gesprochen. Reden wir
jetzt von E-Administration. Was könnte man in München in
diesem Bereich besser machen?
In München hinken wir leider aber auch bei der E-Administration
hinterher. Ein Beispiel: Die katastrophal langen Wartezeiten beim
Kreisverwaltungsreferat. Wenn wir da die Möglichkeiten hätten,
die An- und Ummeldung online zu erledigen, dann wäre das
Problem deutlich entschärft. Die meisten Bürger*innen würden lieber mit drei Klicks etwas beantragen, als sich an langen
Schlangen anzustellen. Unser Motto: Die Daten sollen laufen,
nicht die Menschen!
Hinzu kommt: Wenn man die E-Administration ausbaut, bedeutet das ein enormes Einsparpotenzial. Das belegen etliche
Studien. Für München reden wir da über Beträge im dreistelligen
Millionenbereich. Das wäre also einmal mehr eine Win-Win-Situation: Einerseits wird es für die Bürger*innen einfacher und
andererseits spart die Stadt mächtig Geld.
Die Österreicher, insbesondere Wien, sind uns bei der E-Administration ordentlich voraus. Dort muss man kein Kindergeld
mehr beantragen. Wenn das Kind geboren ist, so wird das von
11
dem Krankenhaus an die zuständigen Behörden gemeldet.
Schließlich fließt das Kindergeld, ohne dass man einen langen
Antrag ausgefüllt hätte. Da muss man sich in puncto Datenschutz keine Sorgen machen. Dass man ein Kind bekommt, ist
keine ganz so geheime Information. Darüber dürfen sich die die
zuständigen Stellen ruhig austauschen.
Das hört sich zwar gut an. Aber bei mehr Automatisierung droht
immer auch der Abbau von Arbeitsplätzen. Vernichtet E-Administration also Beschäftigungsmöglichkeiten?
Auf den ersten Blick klingt das tatsächlich nach Rationalisierung
und die Leute werden entlassen. Aber München hat das umgekehrte Problem. München als wachsende Stadt mit wachsenden
Ansprüchen der Bürger*innen findet gar nicht ausreichendes
Personal, um dem gerecht zu werden. Bei verstärkter E-Adminis-
„Die Regel muss
sein: Alles sollte
online passieren
können.“
tration würde man das aber hinbekommen – mit dem gleichen
Personal.
Gibt es in München eigentlich eine Koordinierungsstelle für die
Digitalisierung?
Also es gibt im Bereich der IT einen städtischen Dienstleister im
Eigenbetrieb sowie dezentrale IT in den Referaten. Außerdem
hat die Stadt eine strategische Stelle. Diese sollte eigentlich das
Thema E-Government voranbringen. Nur leider ist das nicht
Chefsache in der Stadt. Die strategische Stelle gibt lediglich
Anregungen. Sie ist dann darauf angewiesen, dass die Referate
mitmachen. In anderen Städten gibt es dazu ein eigenes Referat.
Manchmal sogar mit eigenen Durchgriffsrechten. Häufig ist das
Thema E-Government jedenfalls höher aufgehängt als hier.
Was haben denn die Grünen den während ihrer Regierungszeit
dafür getan, E-Government zur Chefsache zu machen?
Leider hatten wir damals nicht wirklich die Instrumente in der
Hand. Die Ideen und Vorschläge hatten wir schon. Wir haben
auch etliche Anträge gestellt. Aber da war der Tanker SPD leider
zu träge. Wir hätten einen etwas affineren Oberbürgermeister
gebraucht. Das ganze Thema Digitalisierung hat Herr Ude an die
damals zweite Bürgermeistern Frau Strobl abgegeben. Und die
hatte mit Digitalisierung wenig bis nichts am Hut.
Denken wir mal in die Zukunft: Was sind die drei vorrangigsten
Projekte für das E-Government in München?
In der Regel musst Du heute zu einer Behörde laufen, um an
Informationen zu kommen oder um die städtischen Dienste in
Anspruch zu nehmen. Aber es muss umgekehrt sein. Die Regel
muss sein: Alles sollte online passieren können. Nur wo es
beispielsweise um Beratung und Betreuung geht, mag es Aus-
12
nahmen geben. Oder wo ein Bundesgesetz dagegensteht. Wir
müssen also das alte Regel-Ausnahme-Verhältnis umkehren.
Das zweite ist, das man auf eine ganz andere Art und Weise mit
der digitalen Community kooperieren sollte. Nicht so als hoheitliche Verwaltung, die großzügig sagt, ihr bekommt mal diese oder
jene Daten und dann können wir mal was zusammen machen.
Sondern das Ganze muss auf Augenhöhe passieren.
Und schließlich brauchen wir im Bereich der Transparenz eine
ganz andere Kultur. Wir müssen Vorreiter sein, wenn es darum
geht, Daten zur Verfügung zu stellen. Es gibt genug Studien zu
„Open Data“. Die haben alle ergeben, dass hinter einem Mehr an
Transparenz auch ein ganz großer volkswirtschaftlicher Nutzen
steckt. Für uns in München bedeutet das: Hier liegen von der
Stadt erhobene Daten unbekannt herum und die Gesellschaft
und Wirtschaft könnte sie bestens gebrauchen und nutzen.
Daten, deren Erhebung übrigens von den Steuerzahler*innen
bereits bezahlt wurde.
Zum Schluss, Florian, haben wir noch drei Satzanfänge für Dich.
Wir bitten Dich, diese zu vervollständigen. Los geht’s:
Unser Ziel beim E-Government sollte sein …
… dass man bei der Stadt fast alles online erledigen kann.
Die Digitalisierung städtischer Prozesse in München …
… ist eine riesige Chance für die Münchner*innen und auch für
den Stadthaushalt.
Ein kostenfreier Internetzugang …
… ist Bürgerrecht!
Lieber Florian, vielen Dank für das Gespräch!
Florian Roth
Florian Roth, 49, ist Vorsitzender der grün-rosa
Fraktion im Münchner Stadtrat. Bei den Grünen
ist er seit 1994, unter anderem war er sechs Jahre
lang Stadtvorsitzender. Er ist im Finanz- und
Kulturausschuss. Seine besondere Leidenschaft gilt
den Themen Bürgerbeteiligung und Transparanz.
Seit er 2008 erstmals in den Stadtrat gewählt wurde, gehört Florian der IT-Kommission der Stadt an.
„Klingt langweilig, ist aber hochspannend und sehr
politisch“, sagt er, denn: „Dort werden die Weichen
für eine moderne, bürgerfreundliche Verwaltung
und digitale Demokratie gestellt.“
GRETA 06.2016
Machtübernahme?
Unrealistisch!
ECHTE ROBOTER SIND KEINE ÜBERMENSCHEN. SIE SIND HILFE
IM ALLTAG, STELLEN DIE POLITIK ABER AUCH VOR PROBLEME
Von Sebastian Weisenburger
SCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
DIGITALE GESELLSCHAFT
Foto: ECHORD++
W
as, wenn die Roboter die
Macht übernehmen? Auf
diese Frage spielt ein Artikel
aus der SZ vom 25. Februar
2016 an, in dem sich ein sogenanntes
Exoskelett selbstständig macht. Bei
einem Exoskelett handelt es sich um
einen Roboteranzug, der Menschen darin
unterstützt, schwere Lasten zu heben.
Natürlich hat diese Maschine in etwa die
gleiche Chance, die Macht über seine/n
Träger/in zu übernehmen, wie eine rostige
Schreibmaschine. Woher kommt dieses
selbst in Qualitätsmedien verbreitete Bild
von den machtgierigen Robotern?
„Das Bild, das die meisten Menschen
von Robotern haben, ist extrem stark
von Science-Fiction geprägt,“ sagt die
Psychologin und Technikforscherin Laura
Voss, die an der Technischen Universität München die Beziehung zwischen
Mensch und Roboter erforscht. „Wenn
ein Laie ‚Roboter‘ hört, denkt er meist
an eine Maschine, wie man sie aus dem
Kino kennt,“ so Voss weiter. R2-D2, C3PO,
Terminator und Co. bestimmen also so
stark unser Denken, dass wir übersehen,
welche Art von Robotern tatsächlich in
Zukunft Wirklichkeit werden könnte. In
der Industrie sind Maschinen bereits seit
längerem in der Lage, Autoteile zusammenschweißen. Bei Robotern, die uns im
Alltag unterstützen, ist hingegen in der
Entwicklung noch viel Luft nach oben.
Zu Hause sind automatische Staubsauger und Rasenmäher am Werk, in den
Städten könnten Roboter die Funktionen
von Touristenführern, automatischen
Mülltrennern und Kanalinspektoren
übernehmen; im Seniorenheim sind
Pflegeroboter denkbar. Bis diese Roboter
wirklich auf den Markt kommen, wird es
aber noch eine Weile dauern, meint Voss,
denn im Moment seien sie noch sehr
unflexibel und die Umwelt muss stark an
sie angepasst werden, damit sie richtig
funktionieren. Als Beispiel nennt Voss
einen Roboter, der ein Weißbier einschenken kann. Dieser ist von einem Einsatz im
Biergarten noch weit entfernt, denn, so
Voss, „er kommt nur mit einer Sorte Glas
und einer bestimmten Flasche zurecht,
mit Spezi wäre er schon überfordert“.
An die baldige Machtübernahme
durch Roboter glaubt die Wissenschaftlerin ohnehin nicht. Sie werden in vielen
Bereichen Aufgaben von Menschen
übernehmen. Dies wird langfristig
durchaus auch problematische Auswirkungen haben, zum Beispiel auf dem
Arbeitsmarkt. Es bedeutet aber nicht
automatisch, dass Maschinen uns beherrschen werden. „Staubsaugerroboter zum
Beispiel erleichtern zwar die Hausarbeit,
aber das bedeutet nicht, dass man nichts
mehr tun muss. Man muss die Wohnung
passend für sie vorbereiten, indem man
Türschwellen überbrückt oder herumliegende Gegenstände aufhebt“, erklärt
Voss. Neben der Technik, die sich noch
stark weiterentwickeln muss, sieht die
Wissenschaftlerin auch die Politik in der
Pflicht. Es gebe noch viele offene Fragen,
zum Beispiel, wer für durch autonome
Maschinen verursachte Unfälle haftet.
Dieses Problem ist bei selbstfahrenden
Autos schon jetzt aktuell. Auch über die
Privatsphäre müsse man sich Gedanken
machen, gerade wenn verhindert werden
soll, dass harmlose Roboter-Touristenführer*innen heimlich zu fahrenden Überwachungskameras werden.
Ganz wichtig findet Voss dabei,
dass die Entscheider*innen erstens ein
realistisches Bild davon haben, was die
Technik kann, und sich zweitens bewusst
machen, dass der technische Wandel
extrem schnell ist. Deshalb können die
Regeln von heute schon morgen nicht
mehr sinnvoll sein.
Sebastian
Weisenburger
ehem. Stadtvorsitzender
Macht PR für das Forschungsprojekt ECHORD++ der TUM
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Digitalisierung –
Chance für Gründer*innen
CROWDFUNDING UND EINE ANDERE KULTUR DES
SCHEITERNS KÖNNEN BEIM GRÜNDEN HELFEN
Von Heidi Schiller und Udo Philipp
G
arage statt Fabrik, Kreativität
statt Kapital: Wer heute ein
Unternehmen gründen möchte,
kann das schon mit Laptop und
Internetzugang tun. Taugt meine Geschäftsidee? Ein paar Stunden in Internetforen, auf Crowdfunding-Plattformen
oder gezielte Social-Media-Abfragen
geben schnell eine erste Orientierung.
Google & Co. helfen bei der Marktanalyse,
Online-Werbung gibt’s auch fürs kleine
Budget. Und so manch findige Gründung
stößt den vermeintlichen Marktriesen
vom Thron.
Dennoch - auch in der digitalen Welt
geht es nicht ganz ohne Geld. Bankkredite
können für junge Unternehmen immer
noch eine Hürde sein, und Entwicklungshilfen für Unternehmensideen
wie Venture Capital Fonds sind rar in
Deutschland. Während in Ländern wie
Israel, Schweden oder den USA ein Vielfaches an Venture Capital in ein Vielfaches
an jungen Unternehmen investiert wird,
gelten in Deutschland family&friends als
wichtigste Finanzierungsquelle. Führen
wir eine Luxusdebatte? Deutschland
geht’s doch gut?! Oder sind wir dabei, den
Anschluss zu verpassen? Wir können es
uns nicht leisten, dass neue, erfolgreiche
Unternehmen nur in anderen Ländern
gegründet werden und zum Beispiel
die Automobilindustrie von morgen in
Kalifornien zu Hause ist. Und wir dürfen
auch nicht um die Dinosaurier des 20.
Jahrhunderts Schutzzäune ziehen. Sonst
bekommen wir auch in 50 Jahren noch
unseren Strom aus den Kohlekraft¬werken von EON und nicht von jungen Energiegenossenschaften.
Wir wollen nicht in einer verkrusteten Gesellschaft leben. Bei uns wird
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Vermögen über Generationen vererbt
und konzentriert sich in Familiendynastien. Das unterscheidet Deutschland von
anderen Industrienationen: Bill Gates,
Steve Jobs und Mark Zuckerberg haben
ihre Milliarden selbst erarbeitet. Junge
Unternehmer wirken entscheidend daran
mit, die Ungleichheit von Vermögen
auszuhebeln – hier sind wir trauriger
Spitzenreiter: Dem reichsten Prozent der
Bevölkerung in Deutschland gehören ein
Drittel aller Vermögen und dem reichsten
Promille noch unfassbare 22 Prozent. Wir
wollen daher die Rahmenbedingungen für
Gründer*innen in Deutschland verbessern. Dazu gehört ein deutlich größeres
Angebot an Venture Capital. Das ist einer
der Gründe für die von uns geplante
Reform der Riesterrente. Momentan
versauert unsere private Altersvorsorge in
teuren Lebensversicherungen. Wir wollen
als Alternative dazu einen kostengünstigen Bürgerfonds ins Leben rufen, der
auch in unternehmerisches Eigenkapital
investieren kann.
Wir sollten auch die Chancen der
Digitalisierung für die Finanzierung von
Gründer*innen nutzen. Insbesondere
für die lokale Wirtschaft sind Crowdfunding-Plattformen hoch interessant,
stecken aber noch in den Kinderschuhen.
Das Potenzial für Produktentwicklungen, Markttests und ähnliches durch die
zukünftigen Kunden wird gerade erst entdeckt. Wir müssen aber auch Regulierung
grundsätzlich entschlacken: Meist extrem
komplex und nur mit viel juristischer Beratung überhaupt zu verstehen, ersticken
kleine Unternehmen im Regulierungsdschungel und neue Unternehmen können
gar nicht erst gegründet werden. Wir
wollen daher einfache aber harte Regeln,
die auch große Betriebe einhalten müssen
und die kleine und junge Unternehmen
leben lassen.
Noch ein Wort zur Gründungskultur
in Deutschland. Heute gilt es als großer
Makel, wenn man sich selbständig macht
und scheitert. Das müssen wir ändern.
Denn zu gründen, heißt auch, den Mut
zum Scheitern zu haben. Wir müssen
schon in der Schule anfangen, unseren
Kindern beizubringen, dass Mut zum
Ausprobieren eine Qualität ist, und Fehler
eine Chance bedeuten, aus ihnen zu
lernen.
Lasst uns diese Einstellung auf Twitter
& Co. in die digitale Welt tragen, für mehr
mutige Gründungen bei uns!
Heidi Schiller
Vorsitzende Grüne München
Unternehmerin im Bereich
Energie und Nachhaltigkeit
OV Westend/Laim
Udo Philipp
stv. Sprecher BAG WiFi
Aufsichtsrat einer
Nachhaltigkeitsbank
OV Schwabing
GRETA 06.2016
Das „richtige Leben“
ist offline.
Und online.
DIGITALISIERUNG VERÄNDERT GESELLSCHAFT
UND KULTUR
Von Gudrun Lux und Alexander König
W
ählscheibe“ steht längst nicht
mehr im Duden. Viele Kleinkinder bedienen mühelos
ein iPad, noch bevor sie sich
die Schuhe binden können. Während wir
in den 90ern noch die Telefonnummern
von Oma und der Kindergartenfreundin
auswendig konnten, wissen wir heute
oft nicht mal mehr unsere eigene. Vor
„Digitaler Demenz“ warnen manche und
verweisen auf die vermeintlich schlimmen
Folgen der „neuen Medien“.
Die Klage, dass die junge Generation
irgendwie verdorben sei und neumodische Trends, denen sie folgt, irgendwie
schaden, ist vermutlich so alt wie die
Menschheit. Und heute also: Diese Handys! Dieses Internet! Früher war es das
Fernsehen. Und einige können sich sicher
auch noch erinnern, dass Rockmusik mal
schädlich war. Doch schon immer haben
neue Medien Menschen und Kulturen
verändert. Schrift und Alphabetisierung
waren vielerorts das Ende großartiger
mündlicher Überlieferungstraditionen.
Und der Buchdruck: Die kostbaren, in
teilweise jahrelange Arbeit kalligrafierten Bibeln des Mittelalters wurden von
schnöder Massenware verdrängt.
Heute, heißt es, seien die Menschen durch die digitale Kommunikation
unzuverlässiger und unverbindlicher als
früher. Wir verabreden uns nur noch vage
via WhatsApp oder nehmen zwar eine
Einladung bei Facebook an, tauchen aber
nie auf. Ach und stressiger ist das Leben
durch diese ganze digitale KommuniSCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
DIGITALE GESELLSCHAFT
kation ja sowieso geworden! Angeblich
war früher tatsächlich Feierabend, wenn
Feierabend war – und heute werden noch
im Bett dienstliche E-Mails gelesen und
beantwortet. Ach, seufzt so manche*r,
was war die Welt schön, als wir uns
noch nicht mit Software und dauernder
Erreichbarkeit rumschlagen mussten!
Die Chancen, die uns die Digitalisierung bietet, lassen den romantisch-konservativen Wunsch nach dem
Vor-Digitalen dann doch auch gar nicht
so wünschenswert erscheinen. Ein paar
Beispiele: Das Smartphone hilft uns,
schnell den Weg in einer unbekannten
Stadt zu finden. Heute Abend ein Bier mit
dem besten Freund ist drin – auch wenn
wir noch nicht genau wissen, wann wir
Feierabend machen können und auch
wenn Opa und Oma 250 Kilometer entfernt wohnen, können sie doch die ersten
Schritte des Nachwuchses live miterleben. Vieles geht einfacher und spontaner,
manches trägt zu mehr Sicherheit bei
– wie schön, dass wir fast alle fast immer
von fast überall per Handy Hilfe rufen
können, wenn es nötig ist.
Für nicht wenige Menschen sind
digitale Hilfsmittel großartige Türöffner:
Schwer krank war die Mutter einer Freundin. Sie konnte sich nicht mehr bewegen,
nicht mehr sprechen, nicht mehr mitteilen, ALS hielt sie im eigenen Körper
gefangen. Wie wunderbar, dass sie in
den Monaten vor ihrem Tod mit minimalen Augenbewegungen Texte in einen
Computer eingeben konnte. Wie rührend
und wertvoll, dass sie so wieder kommunizierte, als Schwerkranke zumindest in
Ansätzen selbstbestimmt leben konnte!
Wir sind überzeugt: Die Chancen der
digitalen Gesellschaft können wir nutzen,
um Menschen ein Mehr an Lebensqualität zu ermöglichen. Wie wir die digitale
Gesellschaft gestalten, bleibt aber in
unserer Hand – und wir bestimmen, ob
die neuen Möglichkeiten individuell, gesamtgesellschaftlich, aber auch politisch
Chance oder Gefahr sind (hier nur zwei
Stichworte: Bürgerbeteiligung, Überwachung).
Wer allerdings meint, nur weil sich
Medien ändern, sei dies ein grundsätzlicher Verfall und eine Entmenschlichung
von Kommunikation, der sei daran erinnert, dass sich so mancher früher in der
U-Bahn hinter seiner Zeitung versteckte,
der heute ins Smartphone guckt. Selbst
wenn gerade mechanische Schreibmaschinen oder alte Analogkameras bei
Menschen unter 20 wieder hip sind – wir
werden nicht mehr in eine vor-digitale
Welt zurückkehren.
Es gibt kein „real life“, das nur offline
stattfindet – die digitale, multimediale
Welt, das Leben online, sind Teil des „real
life“, des wahren, tatsächlichen Lebens.
Es geht nicht darum, das Digitale zu
verbannen – sondern einen vernünftigen
Umgang damit zu finden.
Gudrun Lux
Beisitzerin im Stadtvorstand
Vorsitzende OV Zentral
Politikwissenschaftlierin
Autorin, Journalistin
Alexander König
Beisitzer im Stadtvorstand
Fraktionsvorsitzender BA 9
Politikwissenschaftler
wissenschaftlicher Mitarbeiter
15
Die Effizienzrevolution
GRÜNE PERSPEKTIVEN AUF DATEN
Von Dieter Janecek
D
aten sind der Rohstoff der
Zukunft – zumindest wenn man
verschiedenen Veröffentlichungen rund um den Themenkomplex Digitalisierung, Industrie 4.0, Big
Data et cetera Glauben schenken will.
Nicht jedes Szenario der Digitalisierung
von Wirtschaft und Gesellschaft mag aus
heutiger Sicht plausibel erscheinen, wahrscheinlich ist aber: Die Digitalisierung und
die Rolle, die Daten spielen, werden unser
Leben stärker umkrempeln, als wir uns
das bis vor kurzem vorstellen konnten.
Auf politischer Ebene sind wir doppelt
gefordert: Zum einen müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden,
dass (nicht personenbezogene) Daten
sinnvoll genutzt werden können, zum
anderen müssen wir – gerade mit Blick
auf die Datensammelwut von NSA bis
zu Internetgiganten wie Facebook und
Google – das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung gewährleisten.
Effizienzrevolution
durch Daten
Unsere grüne Vision von Digitalisierung: Daten können uns helfen, unsere
Verkehrsströme, unser Energiesystem
und die Industrieproduktion zu revolutionieren. In einer nicht allzu fernen Zukunft
werden (elektrisch angetriebene) Fahrzeuge nicht mehr im Stau stehen, nicht mehr
sinnlos bei der Parkplatzsuche durch
Innenstädte kurven, sondern bringen uns
autonom gesteuert – Stichwort Google
Car – schnell und effizient von A nach B.
Der Öffentliche Nahverkehr, Car Sharing
und Leihrad bilden eine effiziente, vernetzte Mobilitätskette, die nur dank der
Digitalisierung und einer datenbasierten
Steuerung möglich wird.
Ebenso vernetzt ist die Zukunft der
Energieversorgung: intelligente Strom-
16
zähler und Stromsysteme sorgen dafür,
dass Stromverbraucher*innen flexibel
auf Angebot und Nachfrage reagieren.
Beispiel Kühlschrank: einige Stunden
Kühlbetrieb am Tag reichen bei modernen Geräten völlig aus, und gekühlt
wird nur, wenn ausreichend günstiger
Strom zur Verfügung steht. Meteorologische Daten, die in Zukunft dank neuer
Satellitensysteme noch deutlich genauer
werden dürften, kombiniert mit aktuellen
Verbrauchsdaten und Nachfrageprognosen ermöglichen ein höchst effizientes
Energiesystem basierend auf erneuerbaren Energien. Daten spielen auch
hier die zentrale Rolle. Ähnlich effizient
lassen sich – auch mit Hilfe von aktuellen
Wetterdaten und -prognosen – andere
Systeme und Infrastrukturen steuern, von
der Landwirtschaft bis zur Bewässerung
städtischer Grünanlagen.
cen unseren Wohlstand sichern können.
Die (industrienahe) Global e-Sustainability
Initiative rechnet damit, dass allein bis
2020 rund 9,1 Gigatonnen CO2 bzw. rund
16 Prozent der globalen Emissionen dank
moderner Informations- und Kommunikationstechnologie eingespart werden
könnten (GeSI SMARTer2020) .
Offene Daten –
eine Frage von Demokratie
und Transparenz
Daten sind nicht nur ein wichtiger
Rohstoff für eine Effizienzrevolution, der
Zugang zu Daten ist im 21. Jahrhundert
vielleicht die zentrale Frage von Teilhabe,
Transparenz und Demokratie. Das 2006
verabschiedete Informationsfreiheitsgesetz war bereits ein erster Schritt zu
mehr Transparenz bei Daten. Das Gesetz
Open Data als Chance
für die Demokratie
Und in der intelligenten Fabrik –
Stichwort Industrie 4.0 – lassen sich
Energie- und Materialverbrauch reduzieren. Auch dank Techniken wie dem
3D-Druck, die passgenaue Produktion
von Industriegütern auch in kleiner Stückzahl und vor Ort ermöglichen. Ohne eine
Vielzahl von Sensoren, die kontinuierlich
Daten über den Produktionsprozess
liefern, ist die intelligente Fabrik nicht
denkbar.
Digitalisierung und die richtigen Daten
ermöglichen eine Effizienzrevolution und
können so einen Beitrag leisten, dass wir
in Zukunft mit deutlich weniger Ressour-
schreibt das Recht auf Zugang zu Informationen gegenüber Behörden fest, auch
wenn zahlreiche Ausnahmen bestehen.
Der nächste, konsequente Schritt wäre
eine Open Data-Verpflichtung für alle
staatlichen Ebenen: Behörden und Verwaltungen sollten verpflichtet werden,
amtliche Dokumente und andere Informationen nicht erst auf Anfrage, sondern
automatisch zu veröffentlichen. Rohdaten
in maschinenlesbarer, technikneutraler
und lizenzfreier Form stünden dann möglichst zeitnah zur Verfügung.
Gerade kleine Unternehmen,
nicht-kommerzielle Initiativen und
GRETA 06.2016
Daten nutzen, ohne
die informationelle
Selbstbestimmung
aufs Spiel zu setzen
Wissenschaftler*innen profitieren, wenn
Daten zugänglich sind und nicht alle
Daten bei den Internetgiganten – Google, Facebook, Amazon und Co. – monopolisiert sind. Open Data fördert den
Wettbewerb in der Digitalwirtschaft und
leistet einen Beitrag, dass die dominanten
Wirtschaftsakteur*innen des digitalen
Zeitalters nicht noch mächtiger werden.
Recht auf informationelle
Selbstbestimmung wahren
Das gesellschaftliche, wissenschaftliche,
ökologische Potential durch Nutzung
und Weiterverwertung von Daten ist
enorm, die Gefahren dabei dürfen aber
nicht kleingeredet werden. Nicht nur der
NSA-Abhörskandal und die Geschäftspraktiken von Facebook, Google und Co.
erinnern an orwellsche Dystopien totaler
Überwachung. Informationelle Selbstbestimmung ist ein – vom Bundesverfassungsgericht mehrfach bestätigtes
– Grundrecht und kann nicht zur Disposition gestellt werden. Und die Segnungen des Datenzeitalters werden sich nur
sinnvoll nutzen lassen, wenn mit Big Data
und Internetzeitalter keine totale Überwachung aller Lebensbereiche entsteht.
Die Herausforderung, für die es keine
einfache Antwort gibt: wie können wir
SCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
DIGITALE GESELLSCHAFT
gleichzeitig das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung effektiv durchsetzen
und die Nutzung von Daten ermöglichen.
Theoretisch ist die Grenze einfach zu
ziehen: personenbezogene Daten müssen
geschützt und sicher sein. Punkt! In der
Praxis stellen sich spannende wie heikle
Fragen: bei Verkehrs- und Bewegungsdaten zum Beispiel lassen sich sinnvolle
Schlüsse für die Verkehrssteuerung ziehen, aber natürlich sind Bewegungsdaten
von Menschen auch sensible Informationen über die Person. Entscheidend ist hier
beispielsweise die Frage: Lassen sich die
Bewegungsdaten ausreichend anonymisieren. Angesichts der rasanten technischen – und sozialen – Entwicklung im
Bereich Digitalisierung und Datenverarbeitung müssen wir uns diesen Fragen
stellen.
Dieter Janecek
Bundestagsabgeordneter
Mitglied im Digitalausschuss,
Wirtschaftspolitischer
Sprecher der Fraktion
17
Foto: dotpolka, octopus, CC BY-NC-ND 2.0 via flickr.com
TTIP: Eine Gefahr für die
Freiheit im Netz
DATENSCHUTZ ALS „UNNÖTIGES HANDELSHEMMNIS“?
Von Katrin Habenschaden
D
er konsolidierte Verhandlungstext
des Freihandelsabkommen TTIP
ist Anfang Mai geleakt worden
– gegen den Willen der Verhandlungspartner*innen. Erstmals eröffnet
sich nun die Chance, das 800 Millionen
Menschen betreffende Abkommen zu
bewerten.
Bei TTIP geht es um ein Abkommen
zwischen den zwei größten Wirtschaftsmächten der Welt, um rund 40 Prozent
des gesamten Welthandels . Daher kann
die Bedeutung von TTIP nicht überschätzt
werden, wie nun auch die veröffentlichten Dokumente zeigen. Demnach sind
auch die schlimmsten Befürchtungen
keine Erfindungen von Globalisierungsgegner*innen. Sie haben Substanz. Und
zwar nicht nur, wenn es um das immer
wieder ins Licht gezerrte Chlorhühnchen,
längst Sinnbild für das unterschiedliche
Verständnis von Verbraucherschutz, geht.
Sondern es geht auch um unseren Umgang mit Daten, dem Schutz der Daten,
unserer Privatspäre im Netz.
Fast vierzig internationale Nichtregierungsorganisationen aus dem
digitalen Bereich forderten bereits 2013
alle Bestimmungen bezüglich Patenten,
Urheberrechten oder anderen Formen des
sogenannten „geistigen Eigentums“ aus
dem Freihandelsabkommen auszuklammern.
18
Der jetzt veröffentlichte Text enthält
einige Punkte mit netzpolitischem Bezug.
Hier nur ein paar Beispiele:
So sollen, auf Wunsch der USA,
die nationalen Telekommunikationsregulierungsbehörden mit mehr Macht
ausgestattet werden. Unter anderem
um Regulierungen aufzuheben oder zu
änderen. Und das dann ohne jegliche
demokratische Rechenschaftspflicht.
Oder Artikel 48, der in einer ersten Interpretation die Vertraulichkeit von Daten
als Handelshindernis erklären möchte.
Ebenso könnte es, nach Artikel X.7, auch
dem gesamten EU-Datenschutz gehen.
Auch er könnte als „unnötiges Handelshindernis“ interpretiert werden Insgesamt
stehen also Datenschutz und Privatsphäre im Netz auf dem Prüfstand.
Ebenso strittig ist übrigens auch
noch die Frage, wie leicht Regierungen
verschlüsselte Kommunikation mitlesen
dürfen. Europäische Regierungen wollen
das Thema nicht in TTIP sehen und lieber
weiter national regeln. Wohl auch, weil
sie um ihre Überwachungsmöglichkeiten fürchten. Dabei bedeuten staatliche
Eingriffe bei Verschlüsselung ein Risiko
für die Bürgerinnen und Bürger.
Die nun aufgedeckten TTIP-Leaks
machen deutlich, dass die USA und die
EU in zahlreichen Punkten, nicht nur in
der Netzpolitik, weit auseinander liegen
und die Amerikaner Zugeständnisse auch
da verlangen, wo die EU-Verantwortlichen Prinzipientreue gelobt haben. Für
die Verhandlungen bedeuten die jüngsten
öffentlichen Diskussionen hoffentlich
neuen Schwung und zukünftig mehr
Transparenz. Für uns Grüne bleibt der
Widerstand gegen das Abkommen in seiner jetzigen Form bestehen. Und wir sind
damit nicht alleine. In Europa schwindet
genauso wie in den Vereinigten Staaten
die Zustimmung für das Freihandelsabkommen rapide, wie aktuelle Proteste und
Umfrageergebnisse zeigen.
Übrigens: Andere netzpolitisch
relevante Punkte verstecken sich auch
in TiSA, dem sogenannten „Dienstleistungsabkommen“, das Verkehr, Finanzen
und die öffentliche Daseinsvorsorge
liberalisieren soll. Auch hier ist von Seiten
der kritischen Politik höchste Alarmstufe
geboten.
Katrin
Habenschaden
stv. Fraktionsvors. Stadtrat
Beisitzerin im Stadtvorstand
Dipl.-Betriebswirtin
GRETA 06.2016
NACHGEFRAGT
Katharina Schulze, MdL,
innenpolit. Sprecherin:
Warum bist du gegen Vorratsdatenspeicherung zur
Verbrechensbekämpfung?
Thomas Rose,
Online-Referent des
grünen Landesverbands:
Wozu braucht‘s eigentlich
Freifunk?
Thorsten Siefarth,
Sprecher AK Digitales:
Ist das Internet neutral
und diskriminierungsfrei
- und bleibt das so?
B
F
A
loß weil man etwas kann, heißt
das nicht, dass man es machen sollte. Die massenhafte
und anlasslose Protokollierung
von Verbindungsdaten und die daraus
resultierende permanente Überwachung
ist massiver Eingriff in Privatsphäre und
Meinungsfreiheit. Damit stehen die
Bürgerinnen und Bürger unter Generalverdacht – ohne Grund!
Die Vorratsdatenspeicherung ist vom
Bundesverfassungsgericht bis zum Europäischen Gerichtshof durchgefallen, aufgrund der klaren Verletzung der Grundrechte und der Unverhältnismäßigkeit.
Flächendeckende Überwachung verhindert weder Anschläge noch senkt sie die
Kriminalitätsraten nachhaltig. Frankreich
etwa hat die Vorratsdatenspeicherung
und trotzdem gab es die schrecklichen
Anschläge von Paris 2015.
Die GroKo hat erneut den Holzweg
des falschen Sicherheitsdenkens eingeschlagen und die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt. Die CSU-Regierung in Bayern ist gerade dabei, diese
Daten auch dem Verfassungsschutz
zugänglich zu machen. Und das, obwohl
es das sogenannte Trennungsgebot zwischen Polizei und Geheimdienst gibt. Der
Verfassungsschutz ist keine Gefahrenabwehrbehörde, darum darf er erst recht
nicht auf die Vorratsdaten zugreifen!
Ich sage ganz klar: Meine Daten gehören mir – und sonst niemanden! Die Vorratsdatenspeicherung gehört gestoppt!
SCHWERPUNKT
DIGITALE GESELLSCHAFT
DIGITALE GESELLSCHAFT
reifunk bedeutet kostenloser Internetzugang für alle. Der Zugang
ist nicht nur frei von Gebühren,
er ist auch frei von Registrierung
und Überwachung. Das „frei“ in Freifunk
ist also gleichermaßen ein „frei“ wie in
Freiheit und ein „frei“ wie in Freibier.
Diese Kombination macht es für Grüne
besonders interessant, denn mit Freifunk
können Menschen unabhängig von ihrem
Geldbeutel das Internet anonym nutzen,
die höchste Form des Datenschutzes.
Denn da, wo keine personenbezogenen
Daten anfallen, können sie weder von
Geheimdiensten noch von Kriminellen
missbraucht werden.
Freifunk wird bundesweit getragen
von Freiwilligen, die ihren Internetzugang um einen Anschluss für Freifunk
erweitern. Wer ohnehin einen Breitbandanschluss mit zum Beispiel 20 MBit/s
hat, kann problemlos einen Teil davon
der Allgemeinheit zur Verfügung stellen,
ohne einen Geschwindigkeitsverlust zu
bemerken. Alles, was man braucht, ist
ein Router für circa 20 Euro. Laufende
Kosten fallen nur für das bisschen Strom
an, den der zusätzliche Router verbraucht.
Das W-LAN heißt muenchen.freifunk.net
und hat kein Passwort. Jeder, der sich in
der Nähe befindet, kann das Smartphone
oder den Laptop damit verbinden und
ins Internet gehen. Im Stadtbüro und im
Stimmkreisbüro von Katharina Schulze
und Dieter Janecek stehen bereits Freifunkrouter.
uf den ersten Blick sind alle
Daten, die durch das Internet sausen, gleich. Vor allem
die Netzbetreiber aber wollen
bestimmte Datenpakete mit Vorrechten
ausstatten. Das soll Datenstaus vermeiden. Einige Daten bekommen Vorfahrt,
andere müssen warten. Außerdem soll
eine Regulierung bezwecken, dass wichtige Daten schnell an ihr Ziel kommen (zum
Beispiel Daten in der Telemedizin).
Das Problem: Wer Daten zukünftig
möglichst schnell senden oder empfangen will, der muss für dieses Vorrecht
zahlen. Konkret: Wer sich datenhungrige
Videos runterladen will, der benötigt dazu
einen schnellen Internetzugang. Was
aber, wenn der Internetprovider diesen
einschränkt und nur zahlungskräftigen
Kunden ruckelfreie Videos garantiert?
Letztlich ist das eine Diskriminierung
beim Internetzugang. Das kann auch
(kleine) Unternehmen treffen, die sich
eine schnelle Anbindung ans Internet
nicht leisten können.
Auf EU-Ebene wurde 2015 eine
Verordnung verabschiedet, die eigentlich
Netzneutralität garantieren wollte. Sie
räumt aber bestimmten „Spezialdiensten“
im Netz Vorrechte ein. Nur ein winziger
Spielraum bleibt den Nationalstaaten bei
der Definition, was solche „Spezialdienste“ sind. Nunmehr gilt: Daten sind nicht
mehr gleich. Damit dürfte der diskriminierungsfreie Zugang zum Internet
Geschichte sein.
19
MASTERPLAN FÜR GEFLÜCHTETE IN MÜNCHEN
Als im vergangenen Sommer die Zahl der
ankommenden Geflüchteten in München
stark anstieg, zeigten die Stadt und ihre
Bürger*innen großes Engagement – ein
eindrucksvolles Zeichen der Humanität
vor den Augen der Weltöffentlichkeit.
Doch von der Notfallversorgung muss
die Münchner Flüchtlingspolitik jetzt auf
langfristige Perspektiven umschalten, um
eine gute Integration der Geflüchteten zu
gewährleisten. Allein aus der Fluchtbewegung 2015 werden nach den Prognosen
der Stadtverwaltung 15.000 Menschen
in München bleiben. Für sie müssen
Wohnungen, Schulen, Zugang zu Ausbildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung
geschaffen werden.
In München gibt es bereits ein hervorragendes Netz an Hilfsangeboten, von denen viele auf grün-rosa Initiative hin geschaffen wurden. Das breite Angebot an
Bildungsmöglichkeiten der „Schlau-Schule“ hat deutschlandweit Vorbildcharakter.
Auch die medizinische Versorgung durch
die „Refudocs“ in der Bayernkaserne ist
in dieser Form etwas Besonderes. Doch
nach wie vor gibt es auch in München
viele Defizite, und die steigende Zahl der
Geflüchteten stellt uns vor neue Herausforderungen. Die grün-rosa Fraktion hat
daher einen „Masterplan für Geflüchtete“
erarbeitet, der die wichtigsten Bedarfe
und Herausforderungen der Flüchtlingspolitik benennt.
Menschenwürdige Unterbringung und Versorgung
Gemeinschaftsunterkünfte in Form von
Leichtbauhallen und Großraumbüros
dürfen nur Notlösungen sein, aus der
Geflüchtete schnellstmöglich wieder ausziehen. Dazu sind so schnell wie möglich
feste Bauten (zum Beispiel Modulbauweise oder Holzbauweise) zu planen und
zu verwirklichen. Integrative Wohnprojekte wie in der Kistlerhofstraße (junge
Geflüchtete und Student*innen) sind
20
Foto: Rebecca Kilian-Mason
Von Gülseren Demirel
beispielhaft für eine erfolgreiche Planung.
Das Konzept der Gemeinschaftsunterkünfte ist an sich nicht integrationsfördernd. Hier ist die Staatsregierung
gefragt, die private Wohnsitznahme zu
erleichtern, um den Unterbringungsdruck
zu mindern und Integration zu fördern.
und finanziert werden, um Geflüchteten
den Zugang zu wichtigen Informationen
in ihrer Muttersprache zu geben.
Gesundheitsversorgung
verbessern
Besonders wichtig für die Integration ist
natürlich eine schnelle Einbindung in das
Bildungssystem, vor allem der Spracherwerb. Allen Geflüchteten in München,
unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus
oder ihrer Anerkennungsperspektive,
muss Zugang zu Deutschkursen ermöglicht werden. Die Schulen brauchen
zusätzliches Personal für Beratung und
Schulsozialarbeit. In Kitas und Übergangsklassen sind ausreichend Plätze zu
schaffen. Außerdem sind an Gymnasien
und Realschulen Übergangsklassen notwendig, um geflüchtete Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten und Vorbildung
zu beschulen. Vor allem weiterführende
Schulen müssen die Sprachressourcen
der Schüler*innen besser anerkennen,
zum Beispiel indem Arabisch als Zweitsprache angeboten und anerkannt wird.
Die Stadt muss außerdem Informationen bieten für die Auseinandersetzung
mit Themen wie Grundrechte und Pflichten, Rechtssystem und Gleichstellung,
um es den Geflüchteten zu erleichtern, im
Alltag reibungslos zurechtzukommen, und
das gegenseitige Verständnis zu fördern.
Geflüchteten muss gleichberechtigter Zugang zur Gesundheitsversorgung gewährt
werden. Schon bei der Erstregistrierung
muss zusätzlich zur Standarduntersuchung auch ein Clearing auf besonderen
Schutzbedarf und psychische Belastungen eingeführt werden, denn viele Geflüchtete leiden unter schweren Traumata. Besonders im Bereich der ambulanten
Behandlung psychisch Kranker und der
Versorgung von behinderten Kindern und
Erwachsenen sind daher die Angebote zu
erweitern.
Die interkulturelle Öffnung und Schulung des medizinischen Personals bleibt
eine wichtige Aufgabe, um eine gute
Verständigung und erfolgreiche Behandlung gewährleisten zu können. Außerdem
benötigen Ärzt*innen und Kliniken einen
ausreichenden Zugang zu Sprachvermittler*innen.
Die Veranstaltungen zur Gesundheitsprävention müssen wieder aufgenommen
Intensive Förderung
von Bildung
GRETA 06.2016
Zugang zu Arbeit
und Ausbildung
Rascher Zugang zum Arbeitsmarkt und
eine schnelle Prüfung und Anerkennung
von ausländischen Abschlüssen sind
essentiell für eine gelungene Integration.
Im Rahmen des Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms
„MBQ“ muss die Stadt in Kooperation mit
der Arbeitsagentur und den Kammern
Qualifizierungsangebote für Geflüchtete
schaffen. Die Staatsregierung ist aufgefordert, jungen Geflüchteten während
der Berufsausbildung und einer anschließenden zweijährigen Berufsphase
ein sicheres Bleiberecht zu garantieren.
Mentor*innen sollten Unternehmen und
Geflüchtete bei formalen und behördlichen Schwierigkeiten unterstützen, die
Unternehmen häufig überfordern. Daher
sind auch Informationsveranstaltungen
zum Asyl- und Arbeitsrecht speziell für
interessierte Unternehmen erforderlich.
Besserer Schutz von
Mädchen und Frauen
Insbesondere Frauen und Mädchen haben
häufig einen besonderen Schutzbedarf
und brauchen spezielle Unterstützung.
Generell sollte es für alle alleinstehenden
Frauen in Erstaufnahmen und Gemeinschaftsunterkünften die Möglichkeit
geben, ohne Männer untergebracht zu
werden, um so größtmöglichen Schutz zu
gewährleisten und eine erneute Traumatisierung zu vermeiden.
Die Einrichtung einer reinen Frauenunterkunft (siehe Foto) ist sehr zu
begrüßen. Es bedarf aber noch weiterer
Unterkünfte dieser Art, möglichst in kleinen Einheiten. Wohnprojekte, in denen
traumatisierten Frauen eine besondere
Betreuung angeboten wird, wie das
Wohnprojekt der IMMA, müssen stark
ausgebaut werden.
Flüchtlingsfrauen haben in Fällen von
häuslicher Gewalt nicht die Möglichkeit,
sich dem Täter räumlich zu entziehen. Es
ist dringend notwendig, die Frauenhäuser
auch für Flüchtlingsfrauen zu öffnen und
mehr Plätze zu schaffen.
Unterstützung von
geflüchteten LGBT*I
LGBT*I ist die Abkürzung für Lesben,
Schwule (englisch gay), Transgender
(* steht für die Vielfalt von Transgender-Identitäten) und Intersexuelle.
Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Identität aus ihrem Herkunftsland
fliehen mussten, sind gleich zu Beginn
des Asylverfahrens über entsprechende
Beratungsangebote zu informieren. Die
entsprechenden Beratungsstellen (Sub,
Letra) müssen aufgestockt werden, um
dem gestiegenen Bedarf gerecht zu
werden.
Die erlebten repressiven Strukturen
im Heimatland und die ablehnende Haltung innerhalb der Flüchtlingscommunity
führen häufig zu einem „Geheimhalten“
der sexuellen Identität. Dies verstärkt
die psychische Belastung und gefährdet
den Verlauf des Asylverfahrens. Daher
hat diese Personengruppe einen erhöhten Beratungs- und Betreuungsbedarf.
LGBT*I müssen außerdem geschützt
untergebracht werden, da sie innerhalb
der Unterkünfte häufig starker Diskriminierung und Gefährdung ausgesetzt sind.
Ehrenamt unterstützen
Ehrenamtliche spielen eine wichtige Rolle
in der Unterstützung und Betreuung
der Geflüchteten. Sie dürfen bei ihren
wichtigen Aufgaben nicht alleine gelassen
werden und brauchen professionelle
Anleitung und Koordinierung (kostenfreie
Schulungen, professionelle Anleitung, Supervision). Es bedarf außerdem entsprechender Anerkennung der ehrenamtlichen
Arbeit und unbürokratischer Entschädigung für anfallende Kosten. Dafür sollte
die Stadt finanzielle Mittel bereitstellen.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schützen
Minderjährige Flüchtlinge dürfen nicht
automatisch als „begleitet“ gelten, nur
weil sie in Begleitung eines volljährigen
Verwandten sind. Die Regierung von
Oberbayern muss alle Minderjährigen, die
ohne Eltern einreisen, dem Jugendamt
melden. Das Jugendamt ist dann verpflichtet, in jedem Fall die Tauglichkeit der
oder des Verwandten als Betreuungsperson zu überprüfen. Bei Bedarf ist der oder
die Minderjährige in Obhut zu nehmen
oder in Unterstützungsangebote einzubinden. Der Bestand des Familienverbandes soll bei Tauglichkeit natürlich Vorrang
haben.
Bei der Altersfestlegung darf es keine
Vorselektierung durch Regierungsbeamte
geben. Im Zweifelsfall muss ein persönliches Gespräch mit dem Jugendamt stattfinden. Fokus darf hierbei keinesfalls nur
die Feststellung des Alters sein, sondern
vielmehr eine Eruierung des Hilfsbedarfs.
BILDUNG FÜR
GEFLÜCHTETE
Veranstaltung mit Gülseren Demirel
sowie Vertreter*innen des Bildungsund Sozialreferats, des Kultusministeriums und von Bildungsangeboten auf
Einladung des AK Migration der
Stadtratsfraktion.
Montag, 25. Juli, 18.30 bis 21 Uhr
EineWeltHaus, Schwanthalerstraße 80
Bitte anmelden unter Tel. 23392620 oder
[email protected]
21
BERICHT AUS DEM STADTRAT
Von Markus Viellvoye
Zwei Jahre nach Beginn der Amtsperiode haben sich die Vorsitzenden der
Stadtratsfaktion Die Grünen – rosa liste
turnusmäßig zur Wiederwahl gestellt.
Gülseren Demirel und Dr. Florian Roth
wurden mit großen Mehrheiten in ihren
Ämtern bestätigt. Es gab keine Gegenkandidaturen.
Eine Veränderung gab es bei der
Stellvertretung des Fraktionsvorsitzes.
Sabine Krieger bewarb sich nicht erneut
um dieses Amt. Die Fraktion beschloss,
die Zahl der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden auf zwei zu erhöhen.
Gewählt wurden Katrin Habenschaden
und Dominik Krause, beide ebenfalls ohne
Gegenkandidat*innen.
Schluss mit den faktischen
Zutrittsverboten für
Rollstuhlfahrer*innen
Immer wieder kommt es vor, dass Rollstuhlfahrer*innen der Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen verwehrt wird,
wenn Sie nicht in Begleitung einer zusätzlichen erwachsenen Person erscheinen. Selbst in städtischen Einrichtungen
gibt es für sie keine Garantie für einen
ungehinderten Zugang. Diese Erfahrung
musste Rollifahrer und Grünen-Stadtrat
Oswald Utz Ende vergangenen Jahres
machen. Als er mit seiner dreijährigen
Tochter ein Kinder-Musical im Gasteig
besuchen wollte, wurde ihm zunächst
der Kauf eines Tickets verwehrt, weil in
seinem Schwerbehindertenausweis ein
„B“ (steht für Begleitperson) eingetragen
ist, was ihn aus Brandschutzgründen angeblich zur Mitnahme einer Begleitperson
verpflichte.
Zwar wurde ihm der Besuch der
Veranstaltung nach Medienberichten
22
Foto: Markus Viellvoye
Turnusmäßige Wahlen in
der Fraktion - Vorstand
jetzt vierköpfig
Der neugewählte Fraktionsvorstand: Dominik Krause (stv.), Gülseren Demirel und Florian Roth
(beide Fraktionsvorsitzende), Katrin Habenschaden (stv.; v.l.)
über den Vorgang ermöglicht, „doch
das“, so Utz, „geschah ‚auf dem kurzen
Dienstweg‘“. Grundsätzlich hat sich für die
Rollifahrer nichts geändert: Einer schiebt
die Verantwortung auf den nächsten,
und am Ende bleibt alles, wie es ist. In
Sonntagsreden ist gerne und ausgiebig
von der großen gemeinsamen Aufgabe
der Inklusion die Rede. Da kann es nicht
angehen, Menschen mit Behinderungen
bei so elementaren Dingen wie dem einfachen Besuch einer Kulturveranstaltung
Steine in den Weg zu legen.
Es ist daher Zeit für einen Grundsatzbeschluss: Rollstuhlfahrern ist in sämtliche städtische Einrichtungen auch ohne
Begleitpersonen Zugang zu gewährleisten
– auch, wenn im Schwerbehindertenausweis das Merkzeichen „B“ für Begleitpersonen eingetragen ist. Denn dieses
„B“ – das ist durch die Rechtsprechung
eindeutig geklärt – bedeutet das Recht
zur Mitnahme einer Begleitperson, nicht
die Notwendigkeit. Auch der Brandschutz
kann kein Grund dafür sein, Menschen
mit Behinderungen den Zutritt zu verwehren, das geht aus einer Stellungnah-
me der Obersten Baubehörde klar hervor.
Letztlich ist dies eine Frage des Willens
und der Bereitschaft, ein wenig mehr
Personal einzusetzen.
Tempo 50 am Mittleren
Ring durchsetzen gegen Lärm und Dreck
In Anbetracht der Hilflosigkeit, mit der
die Stadtverwaltung der Lärm- und
Schadstoffbelastung am Mittleren Ringen
gegenübersteht, hat Stadtrat Herbert
Tempo drosseln,
Lebensqualität
erhöhen am
Mittleren Ring
GRETA 06.2016
Danner gefordert, auf dem gesamten
Ring Tempo 50 einzuführen und dieses
Tempolimit flächendeckend und dauerhaft zu überwachen.
Laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung bewegt sich die Geschwindigkeit auf
dem Mittleren Ring ohne Kontrolle etwa
20 Kilometer pro Stunde über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Und das
bedeutet auch, dass die Lärmbelastung
für die Anwohner*innen in der Realität
deutlich höher ist als in den Berechnungen, die auf der Grundannahme basieren,
dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit
auch eingehalten wird.
Herbert Danner: „Lärm, Feinstaub und
Stickoxide machen krank und erhöhen
signifikant das Herzinfarkt-Risiko. Besonders die Anwohner des Mittleren Rings
sind erheblichen Gesundheitsgefahren
ausgesetzt. Sie haben einen Anspruch
darauf, dass die Stadt wenigstens den gesetzlichen Rahmen ausschöpft, um sie vor
schädlichen Emissionen zu schützen. Dies
geschieht gegenwärtig nicht, die ungenügende Kontrollpraxis ist eine zusätzliche
Gesundheitsgefahr für die Anwohner.
Wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung
durchgehend und dauerhaft auf dem gesamten Mittleren Ring durgesetzt würde,
könnte zum Beispiel die wahrgenommene
Lärmbelastung einzelner Kraftfahrzeuge in den Nachtstunden um mehr als
6 Dezibel reduziert werden – dies wäre
eine schnell realisierbare und spürbare
Verbesserung.“
Was ist wichtiger –
Lehrerparkplätze oder
Pausenhof?
Stadträtin Sabine Krieger hat sich mit
einer Anfrage in den Streit um die Lehrer-Parkplätze der Schule an der Implerstraße eingeschaltet. Dort steht der
Platzbedarf der Kinder auf dem durch einen notwendigen Containerbau beengten
Pausenhof gegen zehn Lehrerparkplätze,
deren angebliche Notwendigkeit vom
Bildungsreferat kompromisslos verteidigt
wird.
Sabine Krieger: „Es erinnert an die
absurden Planungen einer ‚autogerechten
Stadt‘, wenn allen Ernstes das Recht der
Lehrer und Lehrerinnen auf einen Parkplatz höher gewichtet wird als das Recht
der Kinder auf ein bisschen abgeschirmten Freiraum in der Pause – und das nur
eine Gehminute von einer sehr gut angeschlossenen U-Bahn-Station entfernt.
Ich appelliere an das Bildungsreferat, sich
nicht hinter der Bayerischen Bauordnung
Platz zum
Spielen,
statt zum
Parken!
zu verschanzen, sondern nach Lösungen zugunsten der Kinder zu suchen. Im
Übrigen muss eine Bauordnung, die einen
derart autofixierten Unsinn vorschreibt,
dringend reformiert werden.“
München soll sich Bündnis
europäischer Kommunen
gegen TTIP anschließen
Die Enthüllungen von Greenpeace über
Vertragsinhalte des transatlantischen
Handels- und Investitionsabkommens
TTIP haben die Kritiker*innen des Abkommens in ihrer Haltung bestätigt. Die
Stadtratsfraktion hat das Thema nun auf
die Tagesordnung des Stadtrats gesetzt
und beantragt, dass die Stadt die Deklaration von Barcelona unterzeichnet, die im
April 2016 während einer Konferenz in
der katalanischen Hauptstadt von Vertreter*innen von über 40 europäischen
Kommunen verabschiedet wurde – darunter Großstädte wie Köln, Wien, Brüssel
und Madrid.
Die Erklärung fordert, die Verhandlungen TTIP und TiSA (Handels- und
Dienstleistungsabkommen) so lange
auszusetzen, bis den Anliegen von lokalen
und regionalen Gebietskörperschaften
Rechnung getragen worden ist. Das Wirtschaftshandelsabkommen mit Kanada
(CETA) soll vom Europäischen Parlament
und den nationalen Regierungen der EU
aus denselben Gründen nicht ratifiziert
werden.
Stadtrat Hep Monatzeder: „TTIP und
die beiden anderen Verträge drohen die
europäischen Kommunen stark in ihrer
Kernaufgabe zu behindern, nämlich
Menschen durch den Einsatz öffentlicher Mittel in der Daseinsvorsorge zu
unterstützen: Wohnen, Gesundheit,
Umwelt, soziale Dienste, Bildung, lokale
wirtschaftliche Entwicklung oder Ernährungssicherheit. Die Stadt München sollte
eindeutig gegen TTIP Stellung nehmen
und sich dem Aufruf vieler anderer europäischer Kommunen anschließen.“
Stadträtin Lydia Dietrich: „Diese
Abkommen gefährden demokratische
Prinzipien, indem sie die öffentliche
Entscheidungsfreiheit einschränken. Dies
hätte tiefgreifende Auswirkungen auf die
kommunale Selbstverwaltung – besonders die vorgesehen privaten Streitschlichtungsverfahren sowie Änderungen bei
der Regelung öffentlicher Dienstleistungen und des öffentlichen Beschaffungswesens. München muss seine Stimme
erheben und dem Bündnis europäischer
Kommunen gegen TTIP beitreten, bevor
es zu spät ist!“
IMPRESSUM
Herausgegeben von der Stadtratsfraktion
Bündnis 90/Die Grünen – rosa liste
gruene-fraktion-muenchen.de
23
EINE ALTERNATIVE
ZUR AFD
Laut DeutschlandTrend von Infratest
Dimap würden der AfD 15 Prozent der
Wähler*innen ihre Stimme geben und sie
zur drittstärksten Kraft im Bundestag machen. Zu Recht macht diese Entwicklung
vielen, die für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft stehen, Angst.
Mir graust es bei der Vorstellung, die AfD
könnte – als parteipolitischer Arm einer
erstarkenden rechten Bewegung – im
Bundestag in dieser Stärke vertreten sein.
Noch mehr fürchte ich eine dauerhafte
Zerstörung des gesellschaftlichen Klimas
und eine Abkehr vom Konsens einer immer offener werdenden Gesellschaft.
Aber so recht wissen wir nicht, wie
wir uns dem entgegenstellen sollen. Und
dabei ist eine Unsicherheit entstanden
zwischen dem Argumentieren, dem
Ignorieren, dem Boykottieren und dem
Durch-den-Kakao-Ziehen.
Der Großteil
wählt die AfD
aus Verdruss
Die US-Präsidentschaftskandidatin
Hillary Rodham Clinton hat in Bezug auf
ihren Konkurrenten Donald Trump gesagt:
„Wenn man einmal das Extreme normalisiert hat, öffnet man die Tür für noch
Schlimmeres.“ Das Phänomen Trump ist
in manchen Aspekten sicherlich auf das
Erstarken der AfD übertragbar – und
die ehemalige Außenministerin Clinton
sagt völlig zu Recht: Wir dürfen es nicht
normalisieren! Wir müssen die Rechtspo-
24
Foto: Marcel Rohrlack
VON MARCEL ROHRLACK
30 Jahre nach Tschernobyl, 5 Jahre nach Fukushima: Mit unserer Fallout-Aktion am Marienplatz
haben wir für einen schnelleren Atomausstieg in Deutschland und der Welt demonstriert.
pulisten und -extremisten als genau diese
benennen und dürfen sie nicht zu einer
vermeintlich normalen, akzeptierten Partei stilisieren. Wir dürfen sie deshalb nicht
meiden – vielmehr müssen wir ihre Menschenfeindlichkeit entlarven, benennen
und durch Proteste und klare Stellungnahmen aller von CSU bis zur Linkspartei
deutlich machen: Ihr seid nicht Teil des
demokratischen Konsens‘!
Aber der Rechtspopulismus ist nicht
nur diese Partei: Es sind ihre Ideen, die,
wenn sie salonfähig werden, Tür und Tor
für Schlimmeres öffnen. Die Strategie
einer asymmetrischen Demobilisierung
durch die Übernahme ihrer Ansichten und
Denkmuster – „Obergrenze“, „kriminelle
Asylbewerber abschieben“ – wird nicht
aufgehen, sondern trägt erst zur langfristigen Etablierung der Petrys, Gaulands
und Höckes bei.
Nachwahluntersuchungen haben
gezeigt: Der Großteil wählt die Rechtspo-
pulisten aus Verdruss. Sie fühlen sich von
den „Altparteien“ nicht wahrgenommen
und sie als dumm zu verhöhnen ist elitär
und kontraproduktiv, genauso wie man
keinen überzeugt demokratisch zu wählen, indem man ihnen ihre „Alternative“
madig redet.
Vielmehr müssen die demokratischen
Parteien ihre eigenen Geschichten wieder
in den Vordergrund rücken, allen Menschen und vor allem den sozial bgehängten eine Perspektive in ihren Programmen aufzeigen und sich nicht in Berlin
verschanzen, als würde sich das Problem
schon irgendwann von alleine auflösen.
Denn das wird es nicht.
Politik muss praktischer werden, auf
die Straße gehen und mit den Menschen
sprechen. Wir müssen immer wieder für
die demokratischen aufklärerischen Werte werben; das ist oft anstrengend und
schwierig – aber wofür machen wir denn
sonst Politik?
GRETA 06.2016
TERMINE
21.06. 19h MV (Stadtbüro)
30.06. 19h Stammtisch
21.07. 19h MV (Stadtbüro)
Foto: Florian Schönemann
Alle Termine unter Vorbehalt.
DIE FESTUNG EUROPA AM
BRENNERPASS BEKÄMPFEN
VON FLORIAN KOTTHOFF
Europa zerbricht aktuell an der Politik
seiner Mitglieder. Egoismus und Kleinstaaterei prägen das Bild des politischen
Handels und führen reihenweise zu
Grenzschließungen.
Deshalb ist es schön zu sehen, dass
auch die Idee eines vereinten Europas
lebt. Wie beispielsweise Anfang April am
Brennerpass an der Grenze zwischen Österreich und Italien. Dort demonstrierten
über 1000 Menschen aus Italien, Österreich, Deutschland und weiteren Ländern
für offene Grenzen und überschritten
gemeinsam und ohne das zeigen von
Ausweisen den Grenzposten – mit dabei:
Die Grüne Jugend München.
„Die Festungspolitik Europas ist
bereits schlimm genug. Wir als Bürger
Europas sind verantwortlich für jeden
Menschen, der sein Leben im Mittelmeer
oder am Grenzzaun Europas verliert“,
meint Tomke Schöningh, „Wir Bürger
Europas tragen die Verantwortung für das
Handeln von Frontex, der europäischen
Grenzschutzagentur. Nun aber wollen
viele Staaten auch noch ihre Grenzen
innerhalb Europas dicht machen – das
vervielfacht nur das Leid jedes Asylsuchenden.“
Besonders fällt auf, dass unter den
Demonstranten viele Jugendliche und
junge Erwachsene sind. Tomke Schöningh
führt das auf den Grund zurück, dass
Grenzschließungen weder eine zukunftsfähige noch nachhaltige Form der Außenpolitik sind. „Nur ein weltoffenes Europa
ist den Aufgaben der Globalisierung
überhaupt gewachsen. Gleiches gilt für
unsere Gesellschaft – nur eine tolerante
und weltoffene Gesellschaft ist in Zeiten
einer globalisierten Welt überlebensfähig.
Rechtspopulistische Parteien, die nun die
Wiedereinführung von Grenzkontrollen
fordern richten einen immensen Schaden
Die Idee des
vereinten
Europa lebt!
an – vor allem für uns Jugendliche, vor allem für die nachfolgenden Generationen.“
Für uns von der Grünen Jugend gilt
deshalb: Wir lassen uns weder unsere Zukunft noch unser vereintes Europa kaputt
machen. Dafür gehen wir auf die Straße.
IMPRESSUM
Herausgegeben von der
Grünen Jugend München gjm.de
25
AUS DEN ORTSVERBÄNDEN
OV Bogenhausen
Radeln auf den Spuren des
Hachinger Bachs
Auf den Spuren des Hachinger Bachs
radeln die Bogenhausener Grünen mit
interessierten Bürger*innen am Sonntag,
18. September, von der südöstlichen bis
zur nordöstlichen Stadtgrenze. Die Fahrt
führt uns von Perlach bis zum Stadtbezirk
Bogenhausen. Die Tour dauert einfach
etwa drei bis vier Stunden. Treffpunkt ist
der Bahnhof Perlach (S 7 nicht barrierefrei); die Rückfahrt ist möglich mit der S8
(nicht barrierefrei). Die Abfahrtszeit wird
in der nächsten GRETA bekannt gegeben.
Weitere Informationen sind erhältlich
unter: [email protected].
Paula Sippl
OV Schwabing
Hunde dürfen in der Heide
weiterhin frei laufen
Am 8. April hat die Regierung von
Oberbayern aufgrund einer Vorlage des
Stadtrates eine „Verordnung über das Naturschutzgebiet Südliche Fröttmaninger
Heide“ erlassen. Leider entspricht diese
Verordnung nicht unseren Vorstellungen.
Nachdem zunächst eine Verordnung
erarbeitet wurde, mit der wir Grünen,
die Umweltverbände und der zuständige
Bezirksausschuss 12 als Kompromiss der
verschiedenen Interessen leben konnten,
ist die rot-schwarze Rathausmehrheit
nun vor einigen Hundehalter*innen
eingeknickt. Sie sehen in der Verordnung
ihre Freiheitsrechte, nämlich überall Gassi
gehen zu können, eingeschränkt.
Für die Heide mit ihrer einzigartigen
Pflanzenwelt und seltenen Tierarten,
darunter vielen bodenbrütenden Vögeln,
können frei laufende Hunde das ökologische Aus bedeuten, wie die Entwicklung
der Panzerwiese bereits gezeigt hat.
Trotzdem hat die Stadtratsmehrheit
gegen den Protest von uns Grünen, des
BUND Naturschutz und anderer Verbände
sowie des BA einer aufgeweichten Verordnung zugestimmt, in der Hunde in der
Heide überall freien Zugang haben. Natürlich sollen sich Hunde austoben können,
26
auch in kleinen Teilbereichen der Heide,
so wie es im ursprünglichen Kompromiss
vorgesehen war. Aber eben nicht überall.
Leider hat Rot-Schwarz für echten Naturschutz mal wieder nichts übrig.
Christian Hierneis
OV Ramersdorf/Perlach
Radtour mit Blick in die
Zukunft von Ramersdorf
Zu einer Radtour auf den Spuren dessen,
was noch im Entstehen ist, laden die
Grünen in Ramersdorf/Perlach Parteifreund*innen und interessierte Bürger*innen ein. Die Tour führt unter anderem
zu alten Kiesgruben und Baugruben, die
schon ewig ausgehoben sind sowie Baustellen. Wir versuchen uns vorzustellen,
wie der Hanns-Seidel-Platz einmal aussehen wird oder wie Ramersdorf wieder
zum Dorf in der Großstadt werden könnte. Gleichzeitig können wir auch prüfen,
wie fahrradfreundlich unser Stadtteil ist.
Die Tour schließen wir mit einem gemeinsamen Besuche im Biergarten ab.
Die Radtour findet am Sonntag, 31. Juli,
statt (Ersatztermin bei schlechtem Wetter
ist der 7. August). Wir treffen uns um 14
Uhr am Busbahnhof Neuperlach-Süd,
Ausgang Schindlerplatz.
Uschi Krusche
OV Neuhausen/Nymphenburg
Wie weiter nach den
TTIP-Leaks?
Angekündigt war die Veranstaltung unter
dem Titel „Nächster Stopp: Nachhaltigkeit“ – angesichts der topaktuellen
TTIP-Enthüllungen, die am Tag der
OV-Sitzung die Schlagzeilen dominierten, berichteten unsere MdBs Beate
Walter-Rosenheimer und Dieter Janecek
vorrangig zu diesem Abkommen, dem
inzwischen berühmt-berüchtigten Leseraum und wie es mit dem Freihandelsabkommen jetzt weitergehen muss: nämlich
Verhandlungen neustarten oder komplett
stoppen. Keinesfalls dürfen Lebensmittel-Standards gegen Export-Vorteile für
die deutsche Automobilwirtschaft verde-
GRETA 06.2016
alt werden. Ein Abend mit guten Diskussionen, zu TTIP, aber auch zum Rechtsruck
in Europa, zum Kohleausstieg und zum
Münchner Wohnungsbau.
Alexander König
OV Sendling
Claudia Roth diskutiert
über Fluchtursachen
geplanten Verschleiß, vegane Ernährung
oder die queere Szene, wir machten einen
Stadtteil- und einen Isarspaziergang
(siehe Foto) und zeigten am Kinotag drei
thematisch passende Filme. Der Vorstadtfrühling wurde im gesamten OV-Gebiet
und darüber hinaus plakatiert und erfuhr
so, trotz unterschiedlicher Teilnahmezahlen, insgesamt eine hohe Aufmerksamkeit.
Gudrun Lux
den Tagesordnungspunktes abgegeben
werden. Gerne hätten wir natürlich Eure
Bewerbung schon vorab, damit wir sie auf
gruene-muenchnen-sendling.de und auf
Facebook veröffentlichen können.
Dagmar Irlinger
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth
ist am 21. Juli Gast des OV Sendling. Sie
wird ab 19 Uhr im Tannengarten, Pfeuferstraße 32, mit uns über Fluchtursachen,
Fluchtwege sowie über eine auf Teilhabe
ausgelegte Integrationspolitik für geflüchtete Menschen und die daraus resultierenden Chancen für unsere Gesellschaft
diskutieren.
Jan Erdmann
OV Westend/Laim
Janecek berichtet aus
Israel und Griechenland
OV Zentral
Erfolgreiche Grüne Woche
Vorstadtfrühling
Erstmals lud der OV Zentral heuer zum
Vorstadtfrühling, einer Grünen Woche
mit zahlreichen Veranstaltungen. Mehr
als 60 Gäste kamen am Montag, 18.
April, zu einer federführend von Stadtrat
Paul Bickelbacher organisierten Diskussionsveranstaltung über einen möglichen
Südbahnhof für München. Gesprächspartner*innen waren unter anderem
Gutachter Martin Vieregg, MdL Markus
Ganserer, BA-Vorsitzende Sybille Stöhr
und zwei ihrer Kollegen sowie Vertreter
dieverser Verkehrs- und Umweltverbände. Die Diskussion war detailreich und
tiefschürfend. Viele weitere Veranstaltungen begrünten die Woche. Da ging es um
DIGITALE GESELLSCHAFT
Von seinen Reisen nach Israel und Griechenland (mit Schwerpunkt Flüchtlingspolitik) berichtet unser Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek beim OV-Treffen
am 16. Juni.
Um 18.30 Uhr treffen wir uns im
Bergmannshof, Landsbergerstraße 73,
um das OV-Votum für eine*n Delegierte*n zur Landesversammlung im Oktober
in Schweinfurt zu wählen. Im Anschluss
an die OV-Sitzung sind alle, die mögen,
herzlich zum gemeinsamen Fußballgucken eingeladen.
Roland Petrik
OV Sendling
Votum des OV Sendling
für LDK-Delegierte
Der OV Sendling vergibt das OV-Votum
für eine Delegierte zur Landesversammlung in Schweinfurt beim OV-Treffen am
23. Juni um 19 Uhr im Stadtbüro, Sendlinger Straße 47.
Bewerbungen für die Wahl können bis
spätestens zum Aufruf des entsprechen-
OV Westend/Laim
Vorbereitung und Aktion:
Plastik-Fasten
Die Laimer Grünen planen für Samstag
25. Juni die Aktion „Plastik-Fasten“ am
Laimer Platz geplant. Dazu findet ein
Vorbereitungstreffen bei Renate und
Jörg, Hönlestraße 33, statt am 8. Juni um
19.30 Uhr. Wer Interesse hat, bei der Aktion mitzuplanen und daran teilzunehmen,
ist ganz herzlich eingeladen.
Roland Petrik
OV Berg am Laim
Votum des OV Berg am
Laim für LDK-Delegierte
Auf der Stadtversammlung am 29. Juni
werden die Delegierten für die Landesversammlung am 15./16. Oktober in
Schweinfurt gewählt. Dafür vergibt der
OV Berg am Laim sein Votum für eine
Delegierte beim OV-Treffen am Donnerstag, 2. Juni., 19.30 Uhr in der Gaststätte
Riemini, Heinrich-Böll-Straße 75.
Eva Döring
27
Fotos: Andreas Gregor
5
FRAGEN
AN
…
CARMEN DULLINGEROSSWALD
MARK LAFOGLER
Wie bist Du zu den Grünen gekommen?
Zu den Grünen bin ich durch eine liebe Freundin gekommen. Da
sie wusste, dass ich schon lange eine Affinität zur Partei hatte,
nahm sie mich zu einer OV-Sitzung mit. Wir waren damals etwa
15 Personen in unterschiedlichem Alter und aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Das hat mich sofort begeistert, denn
alle durften einfach nur sie selbst sein. Das war Anfang der
1990er Jahre. Seitdem hat mich die “Grüne Ideologie” nicht mehr
losgelassen. In die Partei eingetreten bin ich aber erst viel später.
Wie bist Du zu den Grünen gekommen?
Während des Bundestagswahlkampfes 2013 reifte in mir die
Erkenntnis, dass es scheinheilig ist, sich über Wahlprogramme der Parteien und Aussagen von Politikern zu echauffieren,
ohne selbst die Initiative zu ergreifen und sich einzubringen. Als
Mitglied der Partei, mit der ich seit Jahren die größten Übereinstimmungen hatte, wollte ich ein Mindestmaß an Verantwortung
für die Zukunft übernehmen. So landete ich Anfang 2014 bei den
Grünen.
Was ist Dir ein politisches Herzensanliegen?
Mir liegt vor allem am Herzen, dass wir alle gut miteinander leben können und achtsam mit unserem Umfeld umgehen. Gerade
in diesen schwierigen Zeiten ist es mir wichtig, dass die Politik
Menschlichkeit zeigt. Mein politisches Herzensanliegen ist seit
einiger Zeit der Mittlere Ring sowie die Öffnung des Luise-Kieselbach-Tunnels und die dadurch entstandenen Auswirkungen
auf unser Stadtviertel. Wir haben ein Jahr lang gearbeitet, um
einen BA-übergreifenden Antrag an die Stadt zu stellen. Wir
wurden leider mit zwei lapidaren Sätzen abgespeist.
Was ist Dir ein politisches Herzensanliegen?
Aufgrund von Forschung und Arbeit im Bereich erneuerbarer
Energien und im Detail der Geothermie liegt mir vor allem eine
nachhaltige, moderne und kluge Energiepolitik am Herzen. Als
passionierter Radfahrer kommt man in München aber auch
schwer am Thema Verkehr und Mobilität vorbei.
Sprecher OV Hadern
Vorsitzende BA 17: Obergiesing/Fasangarten
Wer ist für Dich ein Vorbild?
Ein Vorbild für mich sind Menschen, die Mut und Zivilcourage
zeigen, die nicht unbedingt den einfachen Weg gehen und sich
nicht beirren lassen von den Verlockungen des Mainstreams. Als
politischer Mensch sind das die beiden Claudias aus unserer Partei – Roth und Stamm. Sie vereinen all das mit viel Leidenschaft.
Was gefällt Dir an München, was nicht?
München ist meine Heimatstadt – ich freue mich immer wieder,
wenn ich von Reisen zurückkomme. Ich genieße es, mit dem
Fahrrad in die Stadt zu fahren und mir spontan eine Stehkarte
fürs Ballett kaufen zu können. Das Kulturangebot ist enorm und
manchmal ärgere ich mich, es nicht häufiger nutzen zu können.
Worüber hast du zuletzt gelacht?
Diese Frage ist für mich sehr schwierig zu beantworten. Nicht
weil ich nichts zu lachen hätte, im Gegenteil. Erst gestern habe
ich mich mit meiner Freundin vor Lachen über eine Redewendung gekringelt, die wohl nur wir verstehen.
28
Wer ist für Dich ein Vorbild?
Als gebürtiger Südafrikaner kommt mir als erstes Nelson Mandela in den Sinn. In dunklen Zeiten stand er gegen ein Unrechtssystem auf. Über seine Rolle im bewaffneten Widerstand kann
man sich sicherlich streiten. Ohne seinen Mut und die Entschlossenheit, die er seinen Mitbürgern auch zu Haftzeiten vermittelte,
wäre die Politik der Apartheid aber vielleicht sogar heute noch
nicht überwunden. Dass die ersten demokratischen Wahlen und
sein Amtsantritt als Präsident im Zeichen der nationalen und
internationalen Versöhnung und nicht der Rache standen, und
dass er sich nach einer Legislaturperiode nicht an das Amt des
Präsidenten klammerte, bewundere ich zutiefst.
Was gefällt Dir an München, was nicht?
Toll finde ich die Nähe zu Bergen und Seen, das viele Grün (ich
weiß, das sieht nicht jeder so!) in und außerhalb der Stadt und
die hohe Internationalität. Weniger gefallen mir so manches
Statusdenken und sehr hohe Lebenshaltungskosten.
Worüber hast du zuletzt gelacht?
Meine Frau und ich finden so viele Gelegenheiten zum ausgiebigen Lachen, dass sich das schwer konkretisieren lässt.
GRETA 06.2016
PERSONALIA
Theresa
Schopper
OV Pasing/Aubing
setzt ihr WIrken in
Baden-Württemberg
fort als verbeamteten Staatssekretärin
im Staatsministerium (entspricht der
Staatskanzlei in Bayern). Sie war bis 2013
bayerische Landesvorsitzende und gehörte dem bayerischen Landtag an. Bislang
leitete sie das Grundsatzreferat in Winfried Kretschmanns Staatsministerium.
Henrike Hahn
OV Neuhausen/Nymphenburg
wurde als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Wirtschaft und
Finanzen und als Delegierte der Bundesarbeitsgemeinschaft Wirtschaft und
Finanzen wiedergewählt. Wiedergewählt
wurde zudem Katrin Habenschaden als
Schatzmeisterin der LAG.
Sandra
Henoch
gehört seit Mai zum
Stadtbüro-Team. Die
gelernte Journalistin
wird sich vor allem
um die Mitgliederbetreuung und die Öffentlichkeitsarbeit
kümmern.
Thomas Rose
OV Berg am Laim
rückt in den Bezirksausschuss Berg am
Laim nach. Er folgt auf Jennifer Brichzin,
die acht Jahre lang im Bezirksausschuss
tätig war und nun beruflich an die Universität Würzburg wechselte. Thomas wurde
zum Integrationsbeauftragten gewählt
und ist Mitglied in den Unterausschüssen Soziales & Integration sowie Familie,
Bildung, Betreuung & Sport.
DIGITALE GESELLSCHAFT
Gülseren Demirel und
Florian Roth
Arne Brach und
Gudrun Lux
OV Sendling und OV Zentral
wurden als Vorsitzende der Stadtratsfraktion wiedergewählt. Sie hatten sich
den Wahlen zwei Jahre nach Beginn der
Amtszeit turnusgemäß gestellt.
OV Zentral
wurden als Vorsitzende des OV Zentral
gewählt. Gudrun Lux bleibt somit im
Amt, Arne Brach übernimmt den Sitz von
Christoph Schröder, der nun die Funktion
als Kassierer übernimmt. Lena Leimenstoll ist neue Beisitzerin.
Katrin Habenschaden und
Dominik Krause
OV Pasing/Aubing und OV Giesing
wurden als stellvertretenden Fraktionsvorsitzende der Stadtratsfraktion Die
Grünen – rosa liste gewählt. Die Fraktion
beschloss, die Zahl der stellvertretenden
Fraktionsvorsitzenden auf zwei zu erhöhen. Sabine Krieger bewarb sich nicht
erneut um dieses Amt.
Judith Schützendorf und
Peter Fetzerl
OV Giesing
wurden erneut zu
Vorsitzenden des OV
Giesing-Harlaching gewählt. Auch Kassiererin Marlis Friedl bleibt im Amt.
Anja Berger
OV Sendling
ist neues Mitglied des Bezirksauschusses
Sendling. Sie war bereits von 2008 bis
201 5 im BA aktiv und übernimmt nun
den Sitz von Erwin Winter, der seit März
2015 im Bezirksauschuss war.
Florian Kraus und
Ulrich Gensch
OV Westend/Laim und OV Schwabing
wurden Ende März erneut zu Sprechern
der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG)
Demokratie und Recht gewählt.
Helena Geißler und
Thomas Penn
OV STOFF
sind das neue Sprecher*innen-Team
im OV STOFF. Thomas Dörtgöz bleibt
Beisitzer. Alexander Aichwalder folgt als
Schatzmeister auf Ernst Ziegler.
SPENDENAUFRUF
ZUM CSD 2016
Das Motto der diesjährigen Parade des
Münchner Christopher Street Day (CSD)
und der Veranstaltungen der Pride Week
positioniert sich für eine weltoffene
Gesellschaft:
Vielfalt verdient Respekt. Grenzenlos.
Reaktionäre Bewegungen erstarken,
verbale, psychische, gar körperliche Gewalt
gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und
Transidente werden wieder salonfähig.
Da ist der CSD nicht nur das gefeierte
Selbstbewusstsein der Szene, sondern auch
ein wichtiges politisches Signal.
Mit Deiner Unterstützung können wir beim
Münchner CSD ein noch eindrucksvolleres
Zeichen für unsere Vision von einer
respektvollen Gesellschaft setzen.
Dafür bitten wir um Spenden an Bündnis
90/Die Grünen München unter dem
Stichwort „CSD“ an
IBAN: DE87 4306 0967 8090 6901 00.
VIELFALT VERDIENT RESPEKT.
GRENZENLOS!
29
MELDUNGEN
Rückblick
Lesetipp
PanamaPapers – die Spur
des schmutzigen Geldes
Neustart für FreihandelVerhandlungen
So gut besucht war eine grüne Veranstaltung schon lange nicht mehr. Kein
Wunder, die Panama Papers sind brandaktuell und das größte Daten-Leak, mit
dem Journalisten je gearbeitet haben. Mit
dem investigativen Journalisten Frederik
Obermaier (Süddeutsche Zeitung) hatten
wir einen echten Stargast, der hautnah
aus der Arbeit des internationalen Recherchenetzwerks zu Steuervermeidung,
Steuerhinterziehung und Geldwäsche
berichtete. Obermaier erklärte, wie man
sich als Journalist überhaupt durch derart
gewaltige Datenmengen (2,6 Terabyte)
wühlt und stellte klar, dass hier noch viel
Aufklärungsarbeit bevorsteht. Was jetzt
politisch zu tun ist, darüber sprachen
unsere Landtagsabgeordnete Katharina
Schulze und unser Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek. Dringend verbesserungsbedürftig ist der Schutz von
sogenannten Whistleblowern, erläuterte
Katharina. Nahezu gebetsmühlenartig
fordere die Landtagsfraktion auch mehr
Steuerprüfer*innen. Hier blockiert die
CSU-Rregierung seit Jahren, mehr als
Lippenbekenntnisse waren von Finanzminister Söder nie zu hören. Dass
politischer Druck auf Dauer erfolgreich
sein kann, machte Dieter am Beispiel
von Cum-Ex-Geschäften (Leerverkäufen)
deutlich. Nach jahrelangem Druck der
bündnisgrünen Bundestagsfraktion hat
die Große Koalition Anfang 2016 endlich
gehandelt und diese Steuerschlupflöcher
geschlossen.
Alexander König
Nachdem Greenpeace Abschriften von
248 Seiten des aktuellen Verhandlungsstandes zum Freihandelsabkommen TTIP
zwischen den USA und der EU öffentlich
gemacht hat, fordert unser Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek erneut
einen Neustart für die Verhandlung eines
Freihandelsabkommens. Dieter hat einen
Artikel zu den Herausforderungen, die
aus grüner Sicht im Freihandel liegen
mit einer Einschätzung, wie es nach den
TTIP-Leaks weitergeht, verfasst - nachzulesen unter gruenlink.de/160e.
Gudrun Lux
30
Programmparteitag. Die trotz Regen und
gleichzeitigem Bayernspiel große Runde
diskutierte engagiert über die richtige
Strategie im Umgang mit der AfD. Einig
war man sich über die Notwendigkeit, die
AfD auf der sachlichen Ebene zu stellen
und die umfänglichen Widersprüche ihrer
Aussagen herauszustellen. Die Runde
wünschte sich auch, die grünen Alternativen deutlicher nach vorne zu stellen und
zu kommunizieren, um so mehr Menschen zu erreichen.
Peter Heilrath
Rückblick
Wehrhafte Demokratie:
Der AfD entgegentreten
Anfang Mai und kurz nach dem AfD-Parteitag in Stuttgart wurde auf Einladung
des Stadtverbands im Stadtbüro über die
Programmatik der sogenannten „Alternative für Deutschland“ (AfD) und sinnvolle
Maßnahmen im Ringen mit dieser rückständigen und rassistischen Partei diskutiert. Katharina Schulze, stellvertretende
Vorsitzende und innenpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, stellte
Strategien gegen die Stammtischparolen
von Anhänger*innen und Unentschlossenen vor. Peter Heilrath, Sprecher der
Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Europa,
Frieden & Internationales präsentierte
seine Analysen des beschlossenen Parteiprogramms und der Vorgänge auf dem
Grüne aktiv
T-Shirts an Sozialprojekt
zum Upcycling übergeben
Wir haben sie nicht gezählt, würden
spontan aber mal sagen: viele! Viele
viele T-Shirts haben wir auf Initiative
von Katrin Habenschaden (Beisitzerin
im Stadtvorstand und stellvertretende
Fraktionsvorsitzende im Stadtrat) im
Stadtbüro und in der Stadtratsfraktion
gesammelt und sie zum Upcycling dem
NähWerk in der Schwanthalers Straße
übergeben. Das NähWerk ist ein WeißerRabe-Sozialbetrieb, in dem es nicht nur
aufgehübschte Second-Hand-Mode und
nette Kleinigkeiten wie Türstopper und
GRETA 06.2016
WIDERSPRUCH
Kuscheltiere gibt, sondern das auch noch
mit einem netten Café zum Verweilgen
einlädt. Es ist also immer einen Besuch
wert. Alles rund ums Nähwerk steht auf
naehwerk.de. Wir freuen uns, diesen
tollen Betrieb zu unterstützen.
Gudrun Lux
AK Tierschutz | Rückblick
Erfolgreich bei der ersten
Münchner „Veggie-World“
Am Wochenende vom 30. April und 1.
Mai fand die erste „Veggie-World“ in
München statt. Natürlich waren wir vom
AK Tierschutz auch mit einem Stand
vertreten. An beiden Tagen haben wir
viele interessante und teilweise auch
sehr ausführliche Gespräche geführt, die
Menschen von Grünen Ideen überzeugt
und versucht, unser Standmaterial an
den Mann und die Frau zu bringen. Und
unser Standmaterial war zahlreich: Vom
Fleischatlas in verschiedenen Ausführungen über zwei GRETA-Ausgaben bis
hin zu vielen unterschiedlichen Themen- und Veranstaltungsflyern. Gerade
der Fleischatlas ging weg wie warme
Semmeln, aber auch die GRETA und alles
zum Thema Tierschutz und TTIP war bis
Sonntagnachmittag weg. Am meisten
freut uns aber, dass uns am Sonntag
sogar unsere mehr als zehn mitgebrachten Mitgliedsanträge ausgingen und wir
noch weitere hätten brauchen können!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen,
die uns am Stand unterstützt haben und
hoffen, dass wir demnächst vielleicht
sogar das eine oder andere neue Mitglied
im Stadtverband begrüßen dürfen.
Tatjana Siegel und Lena Fiedler
DIGITALE GESELLSCHAFT
Rückblick
Gut gerüstet für grüne
Infostände im Sommer
Anmelden, Menschen ansprechen und
richtig diskutieren: Rund um das Thema
Infostand gibt es einiges zu beachten. Katharina Schulze, MdL, hat ihre Erfahrung
bei einem Infostand-Seminars am 29. April im Stadtbüro weitergegeben. Von der
Anmeldung beim Kreisverwaltungsreferat
über die Ausrüstung bis zum richtigen
Umgang mit Interessent*innen auf der
Straße standen alle wichtigen Punkte auf
dem Programm, und diese wurden dann
auch gleich in die Tat umgesetzt. Nach
dem Theorieunterricht rund um Formalia,
rechtliche Anforderungen und Gesprächsführung bauten sechs engagierte Teilnehmer den Infotisch am Sendlinger Tor
auf, verteilten Flyer zu unterschiedlichen
grünen Themen und diskutierten mit
Interessierten. Das Resümee der Teilnehmer*innen nach zwei Stunden Seminar
war eindeutig: Infotische machen Spaß,
besonders mit netten Mitstreiter*innen.
Sandra Henoch
Grüne aktiv
Schnellere Einbürgerung:
demokratische Teilhabe
Durch eine parlamentarische Anfrage von Doris Wagner, MdB, kam raus:
Rund zehn Prozent der in Deutschland
lebenden volljährigen Menschen dürfen
nicht wählen, weil sie nicht deutsche
Staatsbürger*innen sind. Doris, demographiepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, nimmt dies zum Anlass,
sich noch intensiver für eine schnellere
und leichtere Einbürgerung einzusetzen.
Der Spiegel (18/2016) zitierte sie mit der
Forderung, die Staatsbürgerschaft allen
in Deutschland Geborenen zuzugestehen,
sowie die Einbürgerung für alle anderen
Ausländer*innen bereits nach fünf Jahren
recht- und gewohnheitsmäßigem Aufenthalt in Deutschland zu ermöglichen.
Gudrun Lux
Widerspruch zum Contra
„Brauchen wir eine strikte
Frauenquote?“
in GRETA April 2016
50 Prozent der Bevölkerung sind keine
Randgruppe. Die Diskrimierung von
Behinderten oder LGBTI*-Personen ist
falsch. Diese aber gegen die Diskriminierung von Frauen auszuspielen ist
inakzeptabel. Ein Missstand rechtfertigt
nicht einen anderen. In weiten Teilen der
Welt sind Frauen täglich wegen ihres
Geschlechts bedroht. In Deutschland
zum Glück seltener. Dennoch bekommen
Frauen hier weniger Lohn bei gleicher
Arbeit und erledigen den Löwenanteil der
unbezahlten Arbeit in Haushalt, Familie,
Pflege. Viele haben sexuelle Belästigung
oder Schlimmeres erlebt, leiden unter
Sexismus, haben schlechtere Ausbildungs- und Aufstiegschancen, sind von
Altersarmut bedroht. Unsere Partei will
dem Misstand bei der Besetzung von
Ämtern, Gremien und Listen abhelfen.
Post-Gender? Gerne, im Post-Patriarchat. Es gibt ein „männliches Privileg“
(male privilege): Wer weiß, männlich,
mittleren Alters ist, ist gesellschaftlich
besser dran, verfügt über den Großteil
der Macht und des Geldes, hat aber
häufig einen „blinden Fleck“, wenn es
um die Diskriminierung von Frauen geht.
Arne meint, dass „Gleichstellung eingehalten wird, ohne dass man das zuvor
in Stein meißeln muss“; „dass man sich
zu Selbstverständlichkeiten nicht mehr
zwingen muss“. Das zeigt seinen blinden
Fleck. Eine Diskriminierung, von der man
nicht selbst betroffen ist, ist deshalb nicht
einfach weg. Von der Gesellschaft, in der
niemand wegen des Geschlechts diskriminiert wird, sind wir leider weit entfernt.
Die Frauenquote braucht‘s also noch.
Judith Greif
GRETA ist ein Debattenmagazin – deshalb findet Widerspruch hier seinen Platz.
Wer einem Text widersprechen will, melde sich bei [email protected].
31
GRÜNER TERMINKALENDER
Juni
02 | Donnerstag | 18 Uhr
LAG Demokratie und Recht
Gefahr Rechtsextremismus
Wir sprechen über das neue Konzept der
Landtagsfraktion zur Bekämpfung des
Rechtsextremismus in Bayern sowie den
Bericht des Bayerischen Verfassungsschutzes über die aktuellen Gefahren
durch rechtsextremistischen Terrorismus.
09 | Donnerstag | 19 Uhr
OVs Sendling, STOFF und Hadern
Integration oder Inklusion?
Erfolgreiche Integration gestalten
Vortrag und Diskussion mit Mücahit Tunca, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Integration
Gasthaus Tannengarten, Pfeuferstraße 32
09 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Schwabing
Treffen des OV Berg am Laim
Natur in der Stadt
Café Loony, Augustenstraße 112
Wahl OV-Delegierte*r für die LDK
Stadtbüro, Sendlinger Straße 47
03 | Freitag | 16 Uhr
Stadtteilpolitisches Forum
Verkehrskonzeptionsworkshop
Jahreshauptversammlung
mit Vorstands- und LDK-Delegiertenwahl
Zunfthaus, Thalkirchner Straße 76
14 | Dienstag | 19 Uhr
OV Zentral
Gehört der Islam zu Deutschland?
Grünes Büro am Nordbad, Winzererstr. 27
02 | Donnerstag | 19.30 Uhr
OV Berg am Laim
13 | Montag | 19.30 Uhr
OV Neuhausen/Nymphenburg
Die beiden Bundestagsabgeordneten Ekin
Deligöz und Dieter Janecek stellen sich,
moderiert von Gudrun Lux, die Frage, was
der Islam politisch und gesellschaftlich für
Deutschland bedeutet.
Café am Beethovenplatz, Goethestraße 51
11 | Samstag | 10 Uhr
LAG Ökologie-Tiere, Umwelt, Natur
Toni Hofreiter berichtet
von seiner Brasilien-Reise
weiteres Thema: industrielle Tierhaltung
Stadtbüro, Sendlinger Straße 47
Edeka-Gebäude am Hart
16 | Donnerstag | 18.30 Uhr
OV Westend/Laim
Dieter Janecek berichtet von Reisen
nach Israel und Griechenland
Wahl LDK-Delegierte*r
Bergmannshof, Landsbergerstraße 73
04 | Samstag | 11 Uhr
Grüne Landtagsfraktion
1. Grüner Polizeikongress
Infos und Anmeldung: gruenlink.de/15ht
11 | Samstag | 15 Uhr
Stadtverband
Grüner Infostand am Corso Leopold
Leopoldstraße:
Giselastraße/Franz-Joseph-Straße
16 | Donnerstag | 19.30 Uhr
OV Giesing/Harlaching
Treffen des OV Giesing
Stadtteilladen, Tegernseer Landstraße 113
Bayerischer Landtag, Maximilianeum
12 | Sonntag | 10 Uhr
Stadtverband
Grüner Infostand am Corso Leopold
20 | Montag | 19 Uhr
OV Nord
Szenerie, Rosenheimerstrasse 123
Leopoldstraße:
Giselastraße/Franz-Joseph-Straße
Der Ort wird noch bekannt gegeben.
08 | Mittwoch | 19 Uhr
OVs des Müchner Ostens
12 | Sonntag | 10 Uhr
OVs Giesing, Unterhaching, Taufkirchen
Vortrag und Diskussion mit Katharina
Schulze, MdL, und Stadtrat Dominik
Krause
Fahrt auf der offiziellen Radroute entlang
der S-Bahn von Unterhaching Richtung
München, Besichtigung von Problemstellen.
Echardinger Einkehr, Bad-Kreuther-Str. 8
Start: S-Bahnhof Unterhaching
07 | Dienstag | 19.30 Uhr
OV Au/Haidhausen
Treffen des OV Haidhausen
Rechtsradikalismus
in München und Bayern
32
Wohin mit dem Radlschnellweg?
Geländeerkundung auf dem Rad
Treffen des OV Nord
20 | Montag | 19 Uhr
OV STOFF
Treffen des OV STOFF
Wahl LDK-Delegierte*r
Alter Wirt Thalkirchen, Fraunbergstraße 8
GRETA 06.2016
GRÜNE KONTAKTE
23 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Sendling
Treffen des OV Sendling
Wahl LDK-Delegierte*r
27 | Montag | 20 Uhr
OV Allach/Untermenzing
Treffen des OV Allach
bei Fam. Aurnhammer, Manzostraße 92a
Stadtbüro, Sendlinger Straße 47
24 | Freitag | 18.30 Uhr
Landtagsfraktion
Sommerempfang Grüne Wirtschaft
mit Cem Özdemir:
Nachhaltiger Wohlstand für alle
Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende
der Grünen im Bayerischen Landtag, lädt
ein zum 4. Sommerempfang „Grüne Wirtschaft“ mit Cem Özdemir: „Nachhaltiger
Wohlstand für alle“.
Anmeldung unter margarete-bause.de
oder [email protected]
GLS Bank, Bruderstraße 5a,
Eingang Unsöldstraße
25 | Samstag
OV Westend/Laim
Plastik-Fasten-Aktion
Die genaue Uhrzeit wird noch bekannt
gegeben.
Laimer Platz
25 | Samstag | 10.30 Uhr
Stadtverband
Frühschoppen mit Cem Özdemir
Schlachthof - Biergarten (bei schlechtem
Wetter in der Gaststätte), Zenettistraße 9
26 | Sonntag | 8 Uhr
Stadtverband
29 | Mittwoch | 19 Uhr
Stadtverband
Stadtversammlung
siehe Seite 6
Kolpinghaus St. Theresia
(Neuhausen/Gern), Hanebergstraße 8
Unser Stadtbüroteam Sandra Henoch,
Petra Tuttas und Claude Unterleitner
erreichst Du unter
[email protected]
sowie persönlich im Stadtbüro, Sendlinger Straße 47, oder telefonisch unter
089/201 44 88 zu den Bürozeiten
montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr,
mittwochs (außer in den Ferien) von
10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr.
Alle Kontaktdaten der Ortsverbände und
Arbeitskreise der Münchner Grünen, der
Stadtrats- und Bezirkstagsfraktion, unserer Abgeordneten sowie der Grünen auf
anderen Ebenen kannst Du im Stadtbüro
erfragen und findest Du unter
www.gruene-muenchen.de/kontakt.
30 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Ramersdorf/Perlach
Verkehr in Ramersdorf/Perlach
Hufnagel, Ottobrunner Straße 135
30 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Nord
TTIP, CETA, TiSA:
Fluch oder Segen?
Über die Inhalte und Hintergründe dieser
Freihandelsabkommen und wie es weitergeht informiert Christian Hierneis, Vorsitzender BUND Naturschutz München.
Pelkovenschlössl & Hacklhaus,
Moosacher-St.-Martins-Platz 2
IMPRESSUM
GRETA
– grün, engagiert, tatkräftig, alternativ –
ist die Mitgliederzeitung der Münchner
Grünen und erscheint sechs Mal im Jahr.
Herausgeber:
Bündnis 90/Die Grünen, KV München
Der Vorstand
Sendlinger Straße 47, 80331 München
Tel.: 089/2014488, Fax: 089/2021814
[email protected]
www.gruene-muenchen.de
V.i.S.d.P.: Gudrun Lux
Redaktion: Gudrun Lux (Chefredaktion),
Andreas Gregor (Bild), Sandra Henoch,
Thorsten Siefarth, Claude Unterleitner
[email protected]
Anzeigen: Wolfgang Leitner
[email protected]
Gestaltung: Andreas Gregor
Druck:
Uhl-Media
Kemptener Straße 36
87730 Bad Grönenbach
Klimaneutral gedruckt.
Grün läuft! Stadtlauf mit einem
grünen Team
Marienplatz
DIGITALE GESELLSCHAFT
33
GRÜNER TERMINKALENDER
Juli
04 | Montag | 19.30 Uhr
OV Neuhausen/Nymphenburg
11 | Montag | 19 Uhr
OV Bogenhausen
Der Ort wird noch bekannt gegeben.
in Andis Schrebergarten (Wegbeschreibung unter Tel. 0162/6688232),
bei Regen: Rothof, Denningerstraße 120
Treffen des OV Neuhausen
Treffen des OV Bogenhausen
19 | Dienstag | 19 Uhr
OV Zentral
Quo vadis Europa? Brexit und das
Revival der Nationalstaatlichkeit
mit Peter Heilrath, LAG Internationales
Stadtbüro, Sendlinger Straße 47
05 | Dienstag | 19.30 Uhr
OV Au/Haidhausen
Treffen des OV Au/Haidhausen
Szenerie, Rosenheimerstrasse 123
12 | Dienstag | 19 Uhr
Bundespolitischer Gesprächskreis
Strategische Aufstellung der
Grünen für die Bundestagswahl
05 | Dienstag | 19.30 Uhr
OV Berg am Laim
Grünes Büro am Nordbad, Winzererstr. 27
u.a. Bericht aus den BAs 14 und 15
14 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Schwabing
Treffen des OV Berg am Laim
Obermaier, Truderinger Straße 304
08 | Freitag | 17 Uhr
Stadtverband
Klimawandel –
Katastrophe mit Ansage
16 | Samstag | 10 Uhr
Bezirksverband Oberbayern
Grüne Frauenkonferenz
08 | Freitag | 18 Uhr
Rathausfraktion
Die digitale Stadtverwaltung –
Daten sollen laufen, nicht Menschen
Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstraße 71
11 | Montag | 19 Uhr
Bundestagsfraktion
Damit Arbeit ins Leben passt —
Grüne (Arbeits)Zeitpolitik
Wie bekommen wir Beruf und Familie
besser unter einen Hut, wie schaffen wir
flexiblere Arbeitszeitmodelle?
Katrin Göring-Eckardt, Brigitte Pothmer
und Dieter Janecek sprechen mit Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen.
Der Ort wird noch bekannt gegeben.
Treffen des OV Ramersdorf
Alter Wirt Ramersdorf, Aribonenstraße 6
21 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Sendling
Diskussion mit Claudia Roth:
Fluchtursachen und Integration
Tannengarten, Pfeuferstraße 32
Café Loony, Augustenstraße 112
TeaTime zum Thema Inklusion
Stadtbüro, Sendlinger Straße 47
21 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Ramersdorf/Perlach
Informationen, Programm und Anmeldung: gruenlink.de/15rq
Giesinger Bahnhof, Stadtteilkulturzentrum
21 | Donnerstag | 19 Uhr
OV Giesing/Harlaching
Treffen des OV Giesing
Stadtteilladen, Tegernseer Landstraße 113
25 | Montag | 18.30 Uhr
Stadtratsfraktion
Bildung für Geflüchtete
16 | Samstag | 14 Uhr
Stadtverband und Bündnispartner
Eine Welt Haus, Schwanthaler Straße 80
Demonstration gegen CETA
Mehr Informationen unter:
gruenlink.de/1622
Münchner Freiheit
18 | Montag | 19 Uhr
OV Nord
Treffen des OV Nord
Der Ort wird noch bekannt gegeben.
26 | Dienstag | 19 Uhr
Stadtverband
Infogespräch für Interessierte an
einer Bundestagskandidatur
Stadtbüro, Sendlinger Straße 47
27 | Montag | 20 Uhr
OV Allach/Untermenzing
Treffen des OV Allach
bei Rafael Nunez Kraft, Allacher Straße 281
34
GRETA 06.2016
DIGITALE GESELLSCHAFT
35
Podiumsdiskussion
DIGITALE
STADTVERWALTUNG
DIE DATEN SOLLEN LAUFEN,
NICHT DIE MENSCHEN
Digitalisierung:
Möglichkeiten und Chancen für Bürgerbeteiligung,
Transparenz und bürgerfreundliche Online-Dienste
Freitag,
8. Juli
18 Uhr
Münchner Aids-Hilfe
Lindwurmstraße 71
U3/U6 Goetheplatz
Dr. Jennifer Kickert
Abgeordnete,
Die Grünen Wien
Claus Arndt
Leiter E-Government
Stadt Moers
Lea Thiel
McKinsey München
Dieter Janecek
MdB, Die Grünen
Einführung und Moderation:
Dr. Florian Roth, Stadtrat München,
Fraktionsvorsitzender Grüne – rosa liste
GRUENE-FRAKTION-MUENCHEN.DE