Umwelterklärung 2015 Daimler AG Standort Sindelfingen 2 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Inhalt 3 Vorwort 4 Der Standort Sindelfingen 8 Unsere USE-Politik 10 Unser Umweltmanagementsystem 12 Unsere Umweltauswirkungen 14 Unser Umwelt-/Energieprogramm 24 Zahlen, Daten, Fakten 44 Anlagen 50 Gültigkeitserklärung Impressum: Verantwortlicher Redakteur: Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans-Ulrich Hahn, Karolina Schuhl Verantwortlicher Umweltmanagementbeauftragter Werk Sindelfingen: Dr. Michael Schwarz, SEC/SUM-S Abteilung Arbeits- und Umweltschutzmanagement Telefon: +49 163 - 863 72 09 Telefax: +49 711 - 305 21 05 873 E-Mail: [email protected] Standortverantwortlicher: Michael Bauer Layout und Umsetzung: Daimler AG, CBS/M Abdruck erlaubt bei genauer Quellenangabe. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Vorwort 100 Jahre Werk Sindelfingen sind eine fast einzigartige Erfolgsgeschichte und in einer schnelllebigen Zeit eine beachtliche Leistung. Und die Geschichte geht weiter! Um die Zukunftsfähigkeit des Werks bis 2020 und darüber hinaus zu sichern, hat Mercedes-Benz im vergangenen Jahr ein Investitionspaket von über 1,5 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Das sichert die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig und erhöht gleichzeitig die Flexibilität des Werks Sindelfingen deutlich. Zu den Kernprojekten der Investitionen gehört die Errichtung eines neuen Rohbaus, einer neuen Lackiererei, der Bau einer Montagehalle für die neue Generation der E-Klasse sowie deren Nachfolger. Damit stellen wir die Produktion in Sindelfingen auf ein neues und wettbewerbsfähiges Fundament. Dabei spielen natürlich auch die Berücksichtigung sozialer Belange und ökologische Aspekte eine bedeutende Rolle. Ohne tragfähige ökologische Konzepte und durchgreifenden Umweltschutz ist eine solche Entwicklung heute nicht mehr vorstellbar. Zu begrüßen ist dabei, dass diese Aspekte längst in die betriebliche Routine eingegangen sind und nichts Außergewöhnliches mehr darstellen. Mit der Veröffentlichung unserer Umwelterklärung ermöglichen wir seit rund 20 Jahren interessante Einblicke in den Umweltschutz eines der größten Automobilstandorte der Welt. Michael Bauer Standortverantwortlicher MBC Werk Sindelfingen Dr. Udo Hartmann Umweltmanagementbeauftragter MBC Entwicklung Dr. Michael Schwarz Umweltmanagementbeauftragter MBC Werk Sindelfingen 3 4 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Der Standort Sindelfingen UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 5 ... mehr als die Heimat der S- und E-Klasse Das Werk Sindelfingen ist die Heimat der Baureihen S- und der E-Klasse und nicht zu vergessen des Sportwagens GT. Wo Innovation und Praxis aufeinandertreffen Doch diese Fahrzeuge werden in Sindelfingen nicht nur gebaut, sondern auch entwickelt und bis zum serienreifen Einsatz getestet. Das gilt auch für die PKW-Baureihen, die in anderen Werken hergestellt werden und für die LKW-Entwicklung. Darüber hinaus planen und errichten die Sindelfinger Fabrik- und Produktionsplaner, weltweit neue Anlagen und Fabriken. Sindelfingen ist nicht nur das größte Werk der Daimler AG weltweit, sondern hat durch die räumliche Zusammenführung ein einzigartiges Konzept zur Verzahnung von Forschung und Entwicklung mit der Fahrzeugproduktion. An keinem anderen Standort kann man schneller sehen, was vielleicht in 10 Jahren Realität wird. Von Tüftlern und Schaffern Über 35.000 Mitarbeiter setzen dieses Konzept auf einer Fläche von nahezu 3 km2 um. Schwäbisches Tüftlertum und Fleiß sind Voraussetzungen, den hohen Erwartungen an unsere Produkte zu entsprechen. Großes Werk und kurze Wege Wo kann ein Fahrzeugentwickler schon mal zu Fuß schnell an die Produktionsanlagen gehen, um einen Eindruck davon zu bekommen, ob sich seine Idee auch in der Praxis umsetzen lässt? Oder schnell nebenan noch mit Tests im Windkanal überprüfen? Im Fahrsimulator kann er bereits heute die Fahrerassistenzsysteme und Fahrwerke von morgen testen. Und vor der Powerwall kann er virtuell in neue Karosserien einsteigen und prüfen, ob das Bauteil am Band ergonomisch montiert werden kann. Auch im Design, wo Neues gedacht werden muss, hat man bei dieser Praxisnähe ständig vor Augen, was nötig ist, damit aus einer Idee ein Auto entsteht, das nicht nur gut aussieht, technisch und ökologisch innovativ ist, sondern sich auch noch kosteneffizient bauen lässt. Spätestens wenn beim Schichtwechsel die Kollegen ins Werk strömen, wird klar, dass viele Schritte zwischen der Idee und einem fertigen Mercedes liegen. Alle diese Vorteile bietet der Standort Sindelfingen mit seinem einzigartigen Funktionskonzept der „kurzen Wege“. Vorbereitung eines Windkanaltests mit der S-Klasse (links), die E-Klasse im Fahrsimulator (rechts) 6 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Das Werk Sindelfingen – Höchste Effizienz auf engem Raum Obwohl das Werk Sindelfingen die Ausdehnungen einer Kleinstadt hat, ist sein Aufbau übersichtlich und klar strukturiert. Im nordwestlichen Bereich liegt das Mercedes Technologie Center, wo Forschung und Fahrzeugentwicklung angesiedelt sind. Es ist aber keineswegs so, dass hier nur Designer und Konstrukteure an Computern oder Modellen sitzen. Hier wird fast jeder spätere Pro- Holzrelief im Rathaus von Sindelfingen – Stadt und Werk auf engstem Raum. duktionsschritt im Kleinen nachgebaut, um testen zu können, was später reibungslos funktionieren soll. Auf dem Gelände befinden sich Werkstätten, in denen ständig umgebaut und optimiert wird, aber auch große Hallen für Fahrsimulatoren, Klimakammern und Prüfeinrichtungen für die Fahrzeugsicherheit. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Mitten im Geschehen liegen eher unauffällig die Gebäude der Fabrikund Produktionsplanung. Hier sind Planer damit befasst, neue Anlagen und Fabriken weltweit zu planen. Qualität und Effizienz stehen auch auf dem weiteren Areal im Vordergrund. Hier wurden im Produktionswerk im letzten Jahr 367.313 Fahrzeuge der Oberklasse gebaut. 7 Im Presswerk werden Stahlbleche geschnitten und in Form gebracht und im Rohbau zur Karosserie zusammengefügt. Farbgebung und Korrosionsschutz erhalten sie in der Lackierung. In den großen Montagehallen wird nach dem Einbau von Getriebe und Motor die Innenausstattung montiert. In diesem Bereich lassen Kollegen aus einem Torso den fertigen Mercedes entstehen. Im Nordwesten des Werkes (links) liegt die Entwicklung, im Süden und Osten (rechts oben) schließen sich Produktionseinrichtungen und Logistikflächen an. 8 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Unsere USE-Politik UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 9 Umwelt-, Energie-, Arbeits- und Gesundheitsschutzpolitik der Daimler AG am Standort Sindelfingen Ein nachhaltiger Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie nachhaltiges Energiemanagement sind wesentliche Elemente der Unternehmenspolitik der Daimler AG. Sie sind integrale Bestandteile der auf langfristige Wertsteigerung ausgerichteten Unternehmensstrategie. Die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und anderer verpflichtender Anforderungen ist für uns selbstverständlich. Wir sehen uns darüber hinaus dazu verpflichtet, den Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz und die Energieeffizienz am Standort stetig weiter zu entwickeln sowie Belastungen und Gefährdungen für Umwelt und Menschen zu verringern, die sich durch Auswirkungen des Werks auf die Umgebung ergeben können. Mit der Richtlinie für „integres Verhalten“ der Daimler AG, den „Umwelt- und Energieleitlinien“ sowie den „Leitsätzen zum Arbeitsund Gesundheitsschutz“ hat das Unternehmen die Grundlage hierfür geschaffen. Mit dem Anspruch „Leadership in Green Technology“ hat das Unternehmen sein Selbstverständnis weiter verdeutlicht: Ziel unserer ProduktEntwicklungsstrategie ist die konsequente Weiterentwicklung von immer umweltverträglicheren und energieeffizienteren Automobilen – ohne Verzicht auf Sicherheit und Komfort. Diese Festlegung gilt neben dem Produktentwicklungsprozess auch für die Produktion und unsere Lieferanten. Für den Standort mit Fahrzeugentwicklung, Produktionsplanung und Produktion bedeutet dies: Wir entwickeln umweltgerechte Fahrzeuge und stellen diese umweltfreundlich, ressourcenschonend und unter Einhaltung vorbildlicher Arbeitsschutzstandards her. Konkret heißt das: » Wir berücksichtigen den Schutz der Umwelt sowie den effizienten Einsatz von Energie bereits in Forschung, Entwicklung, Konstruktion und Planung unserer Produkte und Fertigungseinrichtungen. » Wir produzieren unsere Produkte umweltverträglich und ressourcenschonend und nutzen dabei bestverfügbare Technik. » Wir ermitteln die Einwirkungen unseres Standortes auf die Umwelt mit fortschrittlichen Monitoring-Verfahren. » Wir gehen mit Rohstoffen und Energie sparsam um. Verwendbare Produktionsrückstände setzen wir erneut ein. Wir verwerten oder entsorgen unsere Abfälle nach ökologischen Gesichtspunkten. »W ir stellen eine ausreichende Energiemedienqualität und Versorgungssicherheit für alle unsere Produktionsprozesse sicher und streben eine kontinuierliche Verbesserung der energetischen Leistung an. » Wir optimieren unser USE-Managementsystem durch regelmäßige Betriebsprüfungen (USE-Audits). » Wir übertragen Verantwortung an unsere Mitarbeiter, beteiligen sie an Entscheidungen und belohnen gute Ideen sowie besondere Leistungen. » Wir informieren, unterweisen und schulen unsere Mitarbeiter und binden sie aktiv in die Gestaltung, Ausübung und Zielerreichung des USE-Managementsystems ein. » Wir beziehen Lieferanten und Fremdfirmen in unsere Umweltschutzund Energiekonzepte ein und wenden einheitliche Standards an. » Wir informieren unsere Kunden und die Öffentlichkeit über die umweltrelevanten Eigenschaften unserer Fahrzeuge, deren umweltgerechte Handhabung und Entsorgung. » Wir pflegen den offenen Dialog mit Behörden, Öffentlichkeit und Medien. » Wir beugen Störfällen vor, begrenzen Unfallschäden und stimmen unsere Notfallkonzepte mit den Behörden ab. » Wir stellen am Standort Sindelfingen alle notwendigen Ressourcen und Informationen bereit, die für die Realisierung unserer Ziele erforderlich sind. » Wir fördern mit betrieblichen Maßnahmen die Erhaltung der Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit unserer Mitarbeiter. » Wir leben einen qualitativ hochwertigen, ganzheitlichen und integrierten Arbeits- und Gesundheitsschutz und entwickeln diesen stetig weiter. » Wir berücksichtigen bei der Gestaltung von Arbeitssystemen und der Arbeitsumgebung den neuesten Stand der Arbeitswissenschaften. » Wir verpflichten und unterstützen unsere Führungskräfte, im Sinne des Arbeits- und Gesundheitsschutzes verantwortlich und vorbildlich zu handeln. » Wir beteiligen unsere Mitarbeiter an der Gestaltung ihrer Arbeitsplätze, der Arbeitsumgebung und Arbeitsabläufe mit dem Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung. Der Betriebsrat unterstützt aktiv alle Maßnahmen des betrieblichen Umweltschutzes, des verantwortungsvollen Umgangs mit Energie sowie einen vorbildlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz. 10 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Unser Umweltmanagementsystem UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 11 Einmal Brüssel und zurück Mit der Öko-Audit-Verordnung der Europäischen Union EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) fing es an Die Daimler AG hat bereits 1994 beschlossen, an allen Produktionsstandorten ein Umweltmanagementsystem einzuführen. Damals wurde in der Europäischen Union gerade die erste Richtlinie für Umweltmanagementsysteme (EMAS) diskutiert. Das Werk Sindelfingen war bereits 1995 als zweiter deutscher Automobilstandort gemäß EMAS validiert. Später kamen internationale Zertifizierungen nach ISO 14001, ISO 14006, ISO 14062 und 2012 das Energiemanagement nach ISO 50001 dazu. Die wesentlichen Elemente des Umweltmanagementsystems sind » Die Umwelt-, Energie- Arbeits- und Gesundheitsschutzpolitik (USE-Politik) mit Handlungsgrundsätze, Zielen und Verpflichtungen. » Das jährlich erstellte Umwelt-/Energieprogramm mit den wesentlichen Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung der betrieblichen Energie- und Umweltleistung. » Das USE-Managementhandbuch mit den verbindlich geregelten Verantwortlichkeiten und Prozessen. » Interne und externe Kommunikation durch Regelkommunikation, Schulungen, themenspezifische Informationen, Informationsveranstaltungen sowie Veröffentlichungen und Schulungsangebote. » Weiterentwicklung und Überprüfung der Managementsysteme durch die Umweltmanagementbeauftragten von Produktion sowie von Forschung und Entwicklung. » USE-Koordinatoren in den Fachbereichen zur Unterstützung/Verfolgung der Umsetzung und Pflege der Managementsysteme in den jeweiligen Organisationsbereichen. » Interne und externe Audits zur Überprüfung der Wirksamkeit des Umweltmanagementsystems. Aufbauorganisation – ohne Verantwortlichkeit gehtʼs nicht Verantwortlich für die Umsetzung der Managementsysteme in den betrieblichen Prozessen sind die jeweils zuständigen Linienführungskräfte. Sie gewährleisten eine effektive Organisation und implementieren die nötigen Prozesse zur Absicherung von Rechtskonformität und ständiger Verbesserung der Umweltleistung. Dazu stellen sie die notwendigen Ressourcen wie Zeit, Budget und Arbeitsmittel zur Verfügung. Ablauforganisation – ohne passende Prozesse läuft’s nicht rund Durch die unterschiedlichen Aufgaben von Forschung/Entwicklung, Planung und Produktion haben sich unterschiedliche Prozesssysteme herausgebildet. Um effiziente Energie- und Umweltmanagementsysteme zu implementieren docken diese an die bestehenden Entwicklungs-, Planungs- und Produktionssysteme an. Kernprozess der Entwicklung ist das Mercedes-Benz Development System (MDS). Mit dem Design for Environmental (DfE) wird die Umweltverträglichkeit unserer Fahrzeuge objektiv messbar gemacht und ständig weiterentwickelt (S. 16–17). Die am Standort angesiedelte Fabrik- und Produktionsplanung sichert Umwelt- und Energiebelange über den Prozess „umwelt- und energiegerechte Planung in der PP“ ab (S. 18–19). Hier werden die Weichen für die Energie- und Umweltfreundlichkeit der nächsten Fabrik- und Anlagengenerationen gestellt. In der Produktion regeln zahlreiche Verfahrensanweisungen den Umgang mit Energie- und Umweltaufgaben im betrieblichen Alltag. Beim Anlagenbetrieb liegen die Schwerpunkte auf der Einhaltung gesetzlicher Auflagen und der Reduzierung der Umweltauswirkungen. 12 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Unsere Umweltauswirkungen UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 13 Wo das Werk auf die Umwelt trifft Ob Lärm, Abluft oder Abfall entstehen, Ressourcen verbraucht, Artenvielfalt oder Freizeitwert beeinflusst werden, die Anlagen und Tätigkeiten des Werkes wirken sich auf die Umwelt aus. Manche unserer Emissionen wirken über die Stadtgrenze hinaus und auch unsere Produkte fahren weltweit. Emissionen und Lärm (S. 35–36) entstehen in erster Linie durch lösemittelhaltige Abluft aus den Lackieranlagen, Feinstaub in der Karosseriefertigung sowie durch Berufs- und Lieferverkehr. Schall aus den Produktionsanlagen und dem Werksverkehr addieren sich zum Schall aus den öffentlichen Verkehrsaufkommen. Er betrifft in erster Linie unsere Anwohner in Sindelfingen. Stadt und Werk sind in 100 Jahren guter Nachbarschaft zusammengewachsen und liegen heute räumlich unmittelbar nebeneinander. Man kennt und schätzt sich. Ressourceneffizienz und Klimaschutz sind in aller Munde. Das Werk trägt als weltweit größter Konzernstandort des Unternehmens einen beachtlichen Teil der CO₂-Emissionen (S. 33) von Daimler bei. Versuchsund Prüfanlagen und die zunehmende Digitalisierung führen dazu, dass Forschung, Entwicklung und Rechenzentren zu bekannten Energieverbrauchern wie die Lackierung aufschließen. Energieverbrauch (S. 32) ist aber nicht nur ein Umwelt- sondern auch ein wesentlicher Kostenfaktor und so ergänzen sich unsere ökologischen und ökonomischen Anstrengungen Energie zu sparen. Die Schwippe und das Werk Sindelfingen am Rande des Heckengäus Das Werk Sindelfingen benötigt aber nicht nur Energie, sondern auch Rohstoffe und Wasser. Das anfallende Abwasser wird über die kommunale Kläranlage in die Schwippe abgeleitet. Diese ist ein wichtiges Ökotop und beliebter Naherholungsraum. Als kleines Gewässer ist sie besonders anfällig für Verunreinigungen. Sensibel ist auch das Heilquellenschutzgebiet in dem das Werksgelände liegt. Hier sammelt sich das Wasser für das zweitgrößte Mineralwasservorkommen Europas, den Heilquellen von Stuttgart-Bad Cannstatt. Keine Frage also: Auch beim Gewässerschutz darf im Werk Sindelfingen nichts schiefgehen. Das Werk liegt auch am Rand des Heckengäus, einer ökologisch wertvollen Kulturlandschaft aus Streuobstwiesen und alten landwirtschaftlichen Nutzflächen, die einen großen Artenreichtum (S. 22) an Pflanzen und Tieren beheimaten. Mit jedem neubebauten Quadratmeter, ändern sich die ökologischen Rahmenbedingungen. Ob weniger Grundwasser gebildet wird, ob Anlagen das Landschaftsbild beeinflussen oder die Tier- und Pflanzenvielfalt beeinträchtigt werden, die Standortentwicklung muss auf ökologischen Ausgleich (S. 21) bedacht sein. „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“. Dieses geflügelte Wort trifft auch auf das Werk Sindelfingen zu. Nicht nur, dass es auf die Qualität der Produkte ankommt, auch bei Abfällen (S. 39) und beim Abwasser (S. 37) muss „made in Germany“ für optimierte Prozesse und hohe Verantwortung im Umweltschutz stehen. 14 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Unser Umwelt-/Energieprogramm UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 15 Von Zielen und Ideen Woher weiß man, welche Maßnahmen für den Umweltschutz besonders wichtig sind und bei welchen man zuerst ansetzen sollte? Klar ist, wer alles gleichzeitig machen möchte, verzettelt sich. Am Standort Sindelfingen haben wir die Umweltrelevanz aller Stufen in unserem Fahrzeugentwicklungsprozess bewertet. Zuerst Forschung und Entwicklung, dann Planung, Einkauf und Zulieferprozesse. Erst danach beginnt im Presswerk mit dem Zuschnitt und Umformen von Blechteilen die eigentliche Produktion. Es passiert also eine ganze Menge in Sachen Umweltauswirkung, bevor die erste Schweißnaht gesetzt ist und eine Karosserie entsteht, in die nach der Lackierung noch Motor, Getriebe, Achsen und jede Menge Interieurteile und Elektronik eingebaut werden. Aber damit ist noch nicht Schluss. Auch der Transport der Fahrzeuge zum Kunden und ihr weltweiter Einsatz wirken sich auf die Umwelt aus. Jeder dieser Schritte verursacht eigene ökologische Belastungen und Risiken, die bewertet werden müssen. Am Ende steht eine Rangliste von Umweltaspekten, anhand derer die betriebliche Umweltleistung effizient verbessert werden kann. Umweltziele in der Fahrzeugentwicklung » Reduktion der CO₂-Emissionen der EU-Neuwagenflotte bis 2016 auf 125 g CO₂/km » Erhöhung des Einsatzes von Rezyklaten und nachwachsenden Rohstoffen freigegebener Bauteile und -komponenten der MB Pkw Baureihen bis zum Jahre 2015 um 25 Gew.-% im Vergleich zu 2010. Im Planquadrat: Hier entstehen die Fabriken von Morgen Umweltziele für Planung und Produktion 2015 » Reduzierung der CO₂-Emissionen » Reduzierung des Flächenverbrauchs » Verbesserung der biologischen Vielfalt » Reduzierung des Ressourcenverbrauchs » Reduzierung der Schallemissionen Das Umwelt-/Energieprogramm 2015 Wie werden aus Zielen wirksame Maßnahmen? Was jetzt noch fehlt, sind Ideen und Initiativen, die ein der Umweltrelevanz des Standortes und der einzelnen Umweltaspekte angemessenes Umwelt-/Energieprogramm entstehen lassen. Dazu werden alle Bereiche jährlich aufgefordert, Ideen und Maßnahmen einzubringen. Zwar ist nicht jeder Bereich in gleicher Weise betroffen, trotzdem soll sich jeder Gedanken machen, wie im eigenen Zuständigkeitsbereich die größten Verbesserungen erzielt werden können. Auf diese Weise wird eine Vielzahl von zielgerichteten Vorhaben angestoßen, die alle Prozesse am Standort durchdringen. Das Ergebnis, die Maßnahmen u. a. zu Immissions-, Lärm-, Gewässer- und Naturschutz kann sich sehen lassen (S. 46). 16 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Produktverantwortung – Umweltschutz von Beginn an „Wir entwickeln Produkte, die in ihrem Marktsegment besonders umweltverträglich und energieeffizient sind“ – so lautet die zweite Umwelt-Leitlinie des Daimler-Konzerns. Sie zu verwirklichen verlangt, den Umweltschutz gewissermaßen von Anfang an in unsere Fahrzeuge einzubauen. Je früher die umweltgerechte Produktentwicklung in den Entwicklungsprozess integriert ist, desto besser kann eine Reduzierung der Umweltlasten und –kosten erreicht werden. Die stetige Verbesserung der Umweltverträglichkeit ist daher eine Kernanforderung bei der Festlegung der Fahrzeug-Lastenhefte. Der Prozess zur Integration von Umweltaspekten in die Produktentwicklung ist in der ISO-Norm TR14062 und ISO 14006 geregelt. Für die Mercedes-Benz S-Klasse wurde im Jahr 2005 die Erfüllung der ISO Norm TR 14062 mit einem TÜV-Umweltzertifikat bescheinigt. In 2015 wurde die neue GLC-Klasse ausgezeichnet. Die Maßnahmen zur umweltgerechten Produktgestaltung umfassen dabei den vollständigen Lebenszyklus – von der Materialherstellung über die Fahrzeug-Produktion und Nutzung bis hin zur Verwertung. Antriebsstrang Mercedes-Benz GLC 350 e Plug-In Hybrid Der Weg zum emissionsfreien Fahren Die Reduktion des Kraftstoffverbrauchs und der CO₂-Emissionen unserer Fahrzeuge ist ein zentrales Ziel der Entwicklung. Die Schwerpunkte für neue, besonders effiziente und umweltschonende Antriebe haben wir in unserer Initiative „Der Weg zum emissionsfreien Fahren“ festgelegt: » Weiterentwicklung unserer Fahrzeuge mit modernsten Verbrennungsmotoren » Weitere Effizienzsteigerung durch Hybridisierung, » Elektrofahrzeuge mit Batterie- und Brennstoffzellenantrieb Im Berichtsjahr 2014 lagen die durchschnittlichen CO₂-Emissionen der EU-Neuwagenflotte von Mercedes-Benz Cars in Europa bei 129 Gramm pro Kilometer. Damit haben wir in den letzten fünf Jahren eine Verringerung um über 19 Prozent erreicht. Im Jahr 2014 verbesserte sich der Wert um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unser Ziel ist es, die CO₂-Emissionen unserer Neuwagenflotte in Europa bis 2016 auf 125 Gramm pro Kilometer zu senken. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Das richtige Material am richtigen Ort Unser Ziel ist es, unsere Fahrzeuge leichter zu machen und die Umweltauswirkungen der eingesetzten Materialien weiter zu verringern. Dazu setzen wir zum einen auf neue, leichte Werkstoffe und Bauteile. Zum anderen verwenden wir nachwachsende Rohstoffe und Recyclingmaterialien. Die innovative Aluminium-Hybridkarosserie der neuen GLC-Klasse ist etwa 50 Kilogramm leichter als das Vorgängermodell aus Stahl. Das zahlt sich aus: Beim GLC 220 d 4MATIC sinkt der Verbrauch im Vergleich zum Vorgänger um bis zu 25 Prozent. Der Aluminiumanteil am Gesamtfahrzeug ist gegenüber dem Vorläufer um knapp 6 Prozent angestiegen. Gleichzeitig sind bei der GLC-Klasse 34 Bauteile mit einem Gesamtgewicht von rund 41 Kilogramm für den Einsatz rezyklierter Kunststoffe freigegeben und 70 Bauteile mit einem Gesamtgewicht von 24,9 Kilogramm werden unter der Verwendung von nachwachsender Rohstoffe hergestellt. (Luft-) Widerstand zwecklos – Bestwerte in Aerodynamik Eine gute Aerodynamik trägt entscheidend zu niedrigen Verbrauchswerten bei. Mit einem cW-Wert von 0,31 und einem Gesamtluftwiderstand von 0,794 konnte die neue GLC-Klasse eine deutliche Verbesserung zum Vorgängermodell erreichen. Neben der wesentlich strömungsgünstigeren Grundform ermöglichen zahlreiche Detaillösungen diese aerodynamische Bestleistung. Mercedes-Benz GLC Aerodynamik Test im Windkanal 17 Allergikerfreundliche Fahrzeuge mit Auszeichnung Seit Jahren nimmt die Zahl der Allergiker zu. Aus diesem Grund wurde die Allergieprävention bei Mercedes-Benz als fester Bestandteil in den Entwicklungsprozess aufgenommen. Von Beginn der Fahrzeugentwicklung bis zum Produktionsstart werden Werkstoffkonzepte, Bauteile und das Gesamtfahrzeug geprüft und optimiert. Dafür erhielt Mercedes-Benz ab 2013 für alle neuen Mercedes Modelle Qualitätssiegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF – European Centre for Allergy Research Foundation). Mit diesem Qualitätssiegel zeichnet die ECARF Produkte aus, deren Allergikerfreundlichkeit sie wissenschaftlich überprüft hat. Die Anforderungen der ECARF sind umfangreich: So werden zahlreiche Bauteile pro Ausstattungsvariante eines Fahrzeugs auf Inhalationsallergene getestet. Ferner wird der Pollenfilter in neuem und gebrauchtem Zustand auf seine Funktion überprüft. Hinzu kommen Probandenversuche. So finden Fahrversuche mit an starkem Asthma leidenden Personen statt, bei denen Lungenfunktionstests Aufschluss über die Belastung des bronchialen Systems geben. Zusätzlich werden alle Materialien mit potentiellem Hautkontakt dermatologisch überprüft. Auch die Filter der Klimaanlage müssen in neuem und gebrauchtem Zustand die strengen Kriterien des ECARF-Siegels erfüllen: Geprüft wird unter anderem der Abscheidegrad von Feinstaub und Pollen. Allergie-optimierter Fahrzeuginnenraum des Mercedes-Benz GLC 18 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Wie man nachhaltig plant – umweltgerechte Fabrik- und Produktionsplanung Starke 100 Jahre wirken nach 2015 feierte das Werk Sindelfingen sein 100 jähriges Jubiläum. Was einmal als Standort für die Herstellung von Flugmotoren und Flugzeugen begann, ist heute das größte Werk der Daimler AG weltweit. Um technologisch und logistisch auf der Höhe der Zeit zu bleiben, wurde der Standort ständig weiter entwickelt. Über die Jahrzehnte hinweg sind die heutigen Verkehrs- und Gebäudestrukturen gewachsen. Der jahrzehntelange Betrieb von Produktionsanlagen, der Ablagerungen von Produktionsrückständen aber auch Kriegseinwirkungen haben zur Boden- und Grundwasserverunreinigungen geführt, die gemäß Abstimmung mit der Behörde systematisch erkundet und saniert werden. Eine moderne Fabrik- und Anlagenentwicklung muss heute immer schneller und flexibler reagieren können. Wirtschaftlichkeit, eine moderne Arbeitsplatzgestaltung z. B. nach ergonomischen Gesichtspunkten und ökologischen Aspekten sprechen bei der Planung und Entwicklung von Gebäuden und anlagen eine zunehmende bedeutsame Rolle. Umweltgerechte Anlagenplanung: CO₂-Einsparung durch Gasturbine Tradition ist gut, Innovation besser Von den Fabrik- und Anlagenplanern am Standort werden die internen Standards ständig weiterentwickelt. Regelmäßige Schulungen zu umweltgerechter Planung und speziell entwickelte DV-Systeme (z. B. IMS-Check, S. 19), Wissensdatenbanken, Checklisten und Anlagenkataster sichern die Vorhaben in ökologischer Hinsicht zusätzlich ab. Die Liste der umwelttechnischen Innovationen reicht weit zurück und reicht vom Einsatz lösemittelarmer Wasserlacksysteme, über optimierte Lackauftragsverfahren bis hin zum Einsatz einer Gasturbine, die im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren wesentlich energieeffizienter arbeitet. Den Fortschritt machen aber nicht nur solche aufwendigen technischen Innovationen aus. Es sind vor allem die vielen kleinen Schritte, mit denen eine ständige Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung erreicht wird. Heute fällt ein gefährlicher Abfall durch Ersatz problematischer Einsatzstoffe weg und morgen wird eine Grünanlage nicht mehr mit Tennisrasen und Buchsbäumen bepflanzt, sondern mit ökologisch funktionalen Hecken und bunten Wieseneinsaaten. Schritt für Schritt entsteht somit ein ökologisch nachhaltiger Industriestandort, der zukünftigen Entwicklungen die Spielräume erhält. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Wie macht man Rechtskonformität? – Der IMS-Check Wer Freude an bunten Punkten hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Wer aber gern mal noch schnell über eine gelbe oder rote Ampel fährt, wird hier nicht glücklich: Der IMS-Check soll genau das verhindern! Beim Planen von Gebäuden und Anlagen müssen unzählige Regelungen zu Umwelt-, Arbeitsschutz und anderen Themen berücksichtigt werden. Diese können je nach Bundesland und sogar Kommune verschieden sein. Kein Wunder, dass es sehr anspruchsvoll ist, neben den zentralen technischen, qualitäts- und kostenseitigen Aspekten große Projekte regelkonform zu konzipieren. Entstehen hier Lücken, besteht die Gefahr, Anlagen oder Prozesse zu betreiben, die rechtlich beanstandet werden und mit Bußgeldern belegt werden könnten. Um solche Lücken zu schließen und Risiken für die Umwelt möglichst auszuschließen, wurden in der Fabrik- und Produktionsplanung verbindliche Planungsprozesse definiert, mit denen auch die Nutzung von Hilfsinstrumenten zur Absicherung des Umweltschutzes vorgeschrieben ist. Überwachung Rechtskonformität mit dem IMS-Check Das zentrale Instrument hierfür ist der „IMS-Check“. IMS steht für „Integriertes Managementsystem“ und der „IMS-Check“ ist ein Bewertungsverfahren, mit dem die Anforderungen der Umwelt-, Arbeitssicherheits- und Energiemanagementsysteme erhoben und deren Einhaltung sichergestellt werden. Diese Prüfungen nehmen nicht die Planer selbst vor, sondern die Fachexperten bei Arbeitssicherheit, Umweltschutz und Energiemanagement. Jeder Meilenstein wird bewertet und in einer Ampeldarstellung angezeigt. So können Planer und der spätere Betreiber jederzeit den aktuellen Stand ihres Projektes abfragen. Nur bei Grün wechselt ein Vorhaben in die nächste Stufe. Und das ist nicht nur gut für die Umwelt. Erst wenn alle Stufen mit der Bewertung Grün absolviert sind, geht eine Anlage in Produktion. 19 20 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Umweltschutz im laufenden Betrieb Hinhören hilft – Schallschutz im Werk Die Abteilung Umweltschutz ist zuständig, die Einhaltung von Schallschutzanforderungen am Standort Sindelfingen zu überwachen (S. 36). Es muss darauf geachtet werden, dass alle Lärmquellen die gesetzlichen Grenzwerte einhalten und die internen Vorgaben bei Neuplanungen gewährleistet sind. Schallrelevant sind dabei nicht nur stationäre Anlagen wie Produktionseinrichtungen und Kühltürme, sondern auch mobile Quellen wie der Werksverkehr. Im Bild unten inspiziert Martin Schäckeler, der im Werk für das Thema Schall zuständig ist, eine Baustelle und überprüft die Einhaltung von Lärmschutzmaßnahmen. Laut Genehmigung des Regierungspräsidiums Stuttgart müssen dort bestimmte Arbeitszeiten eingehalten und die lärmintensiven maschinellen Arbeiten auf ein Minimum beschränkt werden. Trotzdem ist die Wohnnachbarschaft vom Baustellenlärm betroffen. Die Verärgerung über die Belästigung durch Baumaschinen und Transportfahrzeuge wird jedoch gemildert durch den Umstand, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn in Sindelfingen investiert und gebaut wird. Ortstermin auf der Baustelle. Sind die Lärmschutzmaßgaben eingehalten? Die Sprache der Buschbohnen – Biomonitoring von Lösemitteln Es geht nicht nur darum, was Buschbohnen mitzuteilen haben, auch Tomaten und Kapuzinerkresse finden Gehör, wenn wir sie fragen, wie belastend die Abluft aus den Lackieranlagen ist. Das Ganze nennt man „Biomonitoring“. Spezielle Indikatorpflanzen zeigen mit Wuchsverhalten und Blattveränderungen, ob die Abluft aus der Karosserielackieranlage eine schädigende Wirkung hat. Erste Erfahrungen wurden damit Anfang der 90er Jahre im Zuge der Umstellung von lösemittelhaltigen Lacken auf wasserbasierte Systeme gesammelt. Seitdem überwachen wir mit Bioindikatoren die Abluftströme aus den Lackieranlagen. Und die Pflanzen haben deutlich mehr zu erzählen als ein technischer Messwert: Sie zeigen genau an den Stellen, wo wir es wissen wollen, wie empfindliche Organismen auf Umwelteinflüsse in ihrer komplexen Zusammensetzung reagieren. Das Ergebnis ist beruhigend: Die Lösemittelemissionen des Werkes verursachen keine Schädigungen an Pflanzen. Selbst im unmittelbaren Nahbereich des Werkes liegen die Konzentrationen rund 30-fach unter dem Wert, der in Untersuchungen unter kontrollierter Belastung/in kontrollierten Versuchen erste Blattschädigungen auslöste. Überwachung der Luftqualität mit Pflanzenindikatoren UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Wir machen aus Mücken Elefanten Ganz gleich, ob klein oder groß, nicht nur das was groß und auffällig ist, ist ökologisch wichtig und muss gefördert werden. Insofern wird schon mal aus einer scheinbaren Mücke ein Elefant gemacht. Wenn seltene Bewohner auf Flächen leben, die vom Werk genutzt werden sollen, muss reagiert werden. Wer einen Eingriff in den Naturhaushalt vornimmt muss daher einen ökologischen Ausgleich schaffen. Ohne diesen kann auf naturnahen Flächen kein Bauprojekt mehr genehmigt und realisiert werden. Ökokonto: Gutes Tun und damit sparen! Gutes tun und dafür belohnt werden! Darum geht es beim Ökokonto, das die Stadt Sindelfingen für das Werk Sindelfingen führt. Das Prinzip ist einfach: Für freiwillige Maßnahmen, die Flächen im Werk ökologisch aufwerten, werden auf dem Ökokonto Punkte gutgeschrieben. Die Maßnahmen dazu sind vielfältig. Wenn Obstbäume und Hecken gepflanzt oder Dächer begrünt werden, fördert dies die Artenvielfalt und wertet damit die ökologische Qualität einer Fläche auf. Ökokontofläche im Werk Sindelfingen 21 Warum aber Naturschutzmaßnahmen in ein Ökokonto einzahlen? Baumaßnahmen oder andere Aktivitäten, die auf Grünflächen zur Reduzierung der Artenvielfalt und damit zur Verschlechterung der ökologischen Situation führen, müssen durch Aufwertungsmaßnahmen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Genau hier kommt das Ökokonto ins Spiel. Wenn man freiwillige Aufwertungsmaßnahmen durchführt, kann man sich diese auf dem Ökokonto gutschreiben lassen. Der Eingriff in die Landschaft kommt erst später und kann dann mit dem Guthaben auf dem Ökokonto ausgeglichen werden. Der Umweltschutz hat also stets die Nase ein bisschen vorne. Michael Bratenberg – zuständig für Naturschutz im Werk – passt auf, dass den „Ökokontoflächen“ im Werk nichts passiert. Als er eine zur Wiese aufgewerteten Rasenfläche einer Besuchergruppe zeigen wollte, musste er feststellen, dass diese frisch gemäht war. Ein Kollege hatte sich beschwert, dass die Fläche ungepflegt aussähe. Das ließ das Gärtnerteam nicht auf sich sitzen und rückte mit dem Rasenmäher an. Schade nun heißt es wieder warten. Vor allem aber muss die Kommunikation über die Umweltschutzmaßnahmen verstärkt werden. Gutes tun und darüber reden … damit man weiß, was man auf der Guthabenseite verbucht hat! 22 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Naturschutz und Förderung der Artenvielfalt Unsere Überflieger Wer hätte gedacht, dass eine Landschaft aus Stahlträgern und Betonwänden ein bevorzugter Lebensraum ist? Ist er aber! Wanderfalken und andere Vogelarten lieben zerklüftete Dachlandschaften und hohe Schornsteine. Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf Mäuse und sonstiges leckeres Kleingetier, das auf den umliegenden Grünflächen herumflitzt. Inzwischen nisten 6 Falkenpaare auf dem Werksgelände. Insgesamt sind dieses Jahr 21 Jungtiere geschlüpft. Die 4 Wanderfalkenkücken im Horst am Schornstein des Heizkraftwerkes wurden von Dr. Daniel Schmidt, dem Leiter des Vogelschutzzentrums Mössingen gewogen und beringt. … mal was ganz anderes Naturschutz statt Werkstoffkunde, Programmieren oder Buchhaltung für die Auszubildenden im Werk kein Problem. In den jährlich durchgeführten Sozialprojekten engagieren sie sich im Rahmen ihrer Ausbildung auch bei Naturschutzmaßnahmen. Dabei sind schon sehr schöne Projekte entstanden. Ob ein Bienenhotel in der KITA Sternchen oder ein Schwalbenhaus gebaut und aufgestellt wurden, das Thema Naturschutz steht in der Projektwoche auf Platz 1 und Spaß macht es allemal. Und irgendwie ist man auch stolz auf den Daimler. Denn wer hätte in der Schule schon gedacht, dass dort Umweltschutz so eine große Rolle spielt! Vogel- statt Verkehrszählung Richard Schneider vom Vogelschutzzentrum Mössingen liegt auf der Lauer. Er macht Brut- und Greifvogelmonitoring. Statt Autos zählt er Vogelpaare und kartiert Nistplätze. Auf diese Weise ist bekannt, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt im Werk eingerichtet hat. Wandern bestimmte Tiere aus und kommen nicht wieder, ist das unter Umständen ein Zeichen dafür, dass sich Rahmenbedingungen verändert haben, die man sich näher anschauen sollte. Es ist gut zu wissen, dass hier Spezialisten am Werk sind, die Ihr Handwerk verstehen. Beringung Wanderfalkenkücken Azubis bauen ein Wildbienenhotel UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 23 Das muss bekannt sein – Umweltkommunikation Gutes tun und darüber reden – Die SUM-News Wer denkt, dass es bei den SUM-News um Bienen geht, liegt gar nicht so falsch und wer die Schirme mit dem Schutz vor Gefahr in Verbindung bringt, trifft ins Schwarze. „SUM“ ist das Kürzel für die Abteilung „Sicherheit und Umweltmanagement“, die sich am Standort hauptamtlich um diese Themen kümmert. „SUM-News“ ist der Name der Veröffentlichungsreihe, mit der SUM die Belegschaft über wichtige Umweltschutz- und Arbeitssicherheitsthemen informiert. Die SUM-News sind jedem Mitarbeiter im Intranet zugänglich und werden in den Besprechungsecken ausgehängt, so dass sich alle Mitarbeiter gut über die wichtigen Fragen zum Thema informieren können. So erfährt man z. B., dass es in der KITA Sternchen tatsächlich ein Bienenhotel gibt, wie die städtische Kläranlage funktioniert, was sich hinter den Begriffen „Due Diligence“ und „IED-Inspektionen“ verbirgt oder wie Gefahrstoffe korrekt zu kennzeichnen sind. SUM-News – Ohne Infos läuft’s nicht 4 gewichtige Stunden – Das Forum für Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Energie (USE-Forum) Wer freut sich schon auf eine 4-stündige Sitzung? Nur wenige. Und trotzdem treffen sich die Umwelt-, Arbeitssicherheits- und Energiekoordinatoren 4 mal im Jahr zum sogenannten USE-Forum. Dort gibt es gut zusammengefasste und aufbereitete Informationen über wesentliche Neuerungen und wichtige Projekte zu Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Energiemanagement. Die Teilnehmer geben anschließend in Ihren eigenen Organisationen weiter was getan werden muss, um alle rechtlichen und innerbetrieblichen Vorgaben sicherzustellen. Das USE-Forum ist eine wichtige Plattform im Umweltmanagementsystem (S. 11) des Standortes um Umweltthemen an alle Organisationseinheiten zu kommunizieren. Diskussion im Forum für Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Energie 24 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Zahlen, Daten, Fakten UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Kennzahlen und Trends zeigen die betriebliche Umweltleistung Im Kennzahlenteil (S. 24–43) der Umwelterklärung finden Sie Zahlen, Daten und Fakten zur Entwicklung und langfristigen Ausrichtung der für den Standort wesentlichen Umweltschutzthemen. Seit 2010 werden zusätzlich die Kernindikatoren nach EMAS III ermittelt (S. 42–43). Fahrzeugentwicklung (S. 26–27) In der frühen Phase der Fahrzeugentwicklung werden durch grundsätzliche Entscheidungen die Rahmenbedingungen für die Umweltauswirkungen der folgenden Phasen im Lebenszyklus einer Baureihe getroffen; die Festlegung der zu verbauenden Materialien, des Designs oder der Antriebstechnologie haben Auswirkungen auf die Produktionstechnologien und die späteren Phasen der Produktnutzung und -entsorgung. Fahrzeugherstellung (S. 28–43) Obwohl Serienmaterialien und Produktionstechnologien vorgegeben sind, hat ein Produktionsstandort Einfluss auf den Ressourcenverbrauch; z. B. indem Verschwendungen vermieden, Ausschuss reduziert und Produktionshilfsstoffe verantwortlich ausgewählt und eingesetzt werden. Außerdem können z. B. der Energieverbrauch beeinflusst und Grünflächen naturnah gestaltet werden. Die klassischen produktionsbezogenen Umweltschutzthemen wie Abfall, Abluft, Lärm, Abwasser sowie der Umgang mit Gefahrstoffen sind in der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion etwas in den Hintergrund getreten. Trotzdem zeigen diese Kennzahlen den Kern der produktionsbezogenen Umweltleistung. Die Angaben der Umwelterkärung beziehen sich auf den Standort Sindelfingen mit seinen Außenstellen: Niederer Wasen, Hulb, AEG, Tübinger Allee und Smart. Seit 2014 wird das Smart-Areal und die o. g. Außenstellen in die Flächen- und Wasserbilanz integriert. Die Werte für 2012 und 2013 wurden für die Umwelterklärung rückwirkend angeglichen. Themenübersicht: 1. Umweltgerechte Produktentwicklung (S. 26) 2. Ressourcenschonung (S. 28) 3. Lieferantenmanagement (S. 31) 4. Energieverbrauch und Klimaschutz (S. 32) 5. Schadstoffemissionen Produktion (S. 34) 6. Lärmschutz (S. 36) 7. Abwässer (S. 37) 8. Gefahrstoffe - Gefährdungsbeurteilung und -Reduzierung (S. 38) 9. Abfälle (S. 39) 10. Boden- und Grundwasserschutz (S. 40) 11. Kernindikatoren nach EMAS III (S. 42) 25 26 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Der Mercedes-Benz GLC 350 e Plug-In Hybrid im 360 Grad Umweltcheck Die Ressourcen: Was in die Herstellung eines Autos fließt Lohnt der hohe Aufwand der Plug-In Hybridtechnik? Bei der Materialauswahl des GLC 350 e 4MATIC wurde auf einen geringen Ressourcen- und Energieverbrauch und gute Recyclingeigenschaften geachtet. Ein Vergleich mit dem Vorgänger GLK 350 4MATIC: Durch die Hybrid-spezifischen Komponenten benötigt der GLC 350 e 4MATIC mehr stoffliche Ressourcen im Vergleich zum GLK 350 4MATIC. Durch die hohe Verwertungsquote von 95 Prozent sind die eingesetzten Stoffe aber nicht verloren. Betrachtet man die einzelnen Lebensphasen im Detail, dann ist beim Plug-In Hybrid die benötigte Energie zur Herstellung des Fahrzeugs zunächst höher. In der Nutzungsphase kann sie jedoch durch seine hohe Effizienz deutlich reduziert werden. Bei der Analyse der eingesetzten energetischen und stofflichen Ressourcen im Vergleich von Mercedes-Benz GLK 350 4MATIC und GLC 350 e 4MATIC zeigt sich: Erst die Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus (Materialherstellung, Produktion, Fahrbetrieb über 200.000 Kilometer und Recycling) ergibt ein realistisches Bild. Materialbilanz GLC 350 e 4MATIC (Gesamtgewicht: 1.950 kg) 4,5% Unter dem Strich zeigt der GLC 350 e 4MATIC bei den eingesetzten energetischen Ressourcen einen deutlich geringeren Verbrauch. Am besten ist das Ergebnis, wenn regenerativ erzeugter Strom zum Laden der Batterien verwendet wird. Über den gesamten Lebenszyklus können dabei 48 Prozent Primärenergie eingespart werden. Das entspricht dem Energieinhalt von ca. 15.000 Litern Otto-Kraftstoff. Die eingesetzten hochwertigen Rohstoffe gehen zudem nicht verloren. Das gilt auch für die Lithium-Ionen-Batterie und andere spezielle Komponenten des GLC 350 e 4MATIC. Zusammen mit den Lieferanten und den Entsorgungspartnern wurden innovative Recyclingkonzepte und -technologien entwickelt, die eine Wiedergewinnung der wertvollen Inhaltsstoffe ermöglichen. Dabei standen auch die Optimierung der Recyclingprozesse zur sicheren und effizienten Demontage sowie die Gewinnung von vermarktbaren Produkten aus dem Recycling der Hybrid-Komponenten im Fokus. Materialbilanz GLK 350 4MATIC (Gesamtgewicht: 1.755 kg) 3,4% 4,7% 2,9% 2,9% 5,4% 19,0% 19,3% 49,1% 58,9% 11,6% 18,3% Stahl/Eisenwerkstoffe Sonstige Metalle Leichtmetalle Betriebsstoffe Polymerwerkstoffe Sonstige Werkstoffe Stahl/Eisenwerkstoffe Sonstige Metalle Leichtmetalle Betriebsstoffe Polymerwerkstoffe Sonstige Werkstoffe UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Die CO₂-Bilanz im Lebenszyklus: Auf den Strommix kommt es an. 27 Bei den Emissionen setzt der GLC 350 e 4MATIC Bestwerte. Für die CO₂-Bilanz ist es aber auch entscheidend, ob der Strom regenerativ aus Wasser- oder Windkraft gewonnen wird oder ob der EU Strom-Mix die Basis bildet. Mit der zunehmenden Elektrifizierung der Fahrzeuge rückt ein weiterer Faktor immer deutlicher ins Blickfeld: Die Herstellung des Stroms, insbesondere zum Laden der Batterien. Erfolgt diese regenerativ über Wind- oder Wasserkraft, steigt der Vorsprung bei der CO₂-Bilanz des Plug-In Hybrids gegenüber dem vergleichbaren Fahrzeug mit Verbrennungsmotor noch deutlich an. Ein Vergleich mit dem Vorgänger GLK 350 4MATIC: Wird die CO₂-Bilanz beim GLC 350 e 4MATIC mit dem GLK 350 4MATIC verglichen, ist klar zu erkennen, dass die um 37 Prozent höheren Emissionen bei der Herstellung des Plug-In Hybrids unter dem Strich mehr als kompensiert werden. Erfolgt die externe elektrische Aufladung mit dem europäischen Strom-Mix, so können die CO₂-Emissionen gegenüber dem GLK 350 4MATIC Benziner um rund 44 Prozent (ca. 29 Tonnen) reduziert werden. Durch den Einsatz von regenerativ erzeugtem Strom ist sogar eine Verminderung um 62 Prozent (ca. 41 Tonnen) möglich. Die Analyse der Emissionen in den einzelnen Phasen des Lebenszyklus macht es deutlich: Im Fahrbetrieb steckt noch immer das höchste Einsparpotenzial für die Reduzierung gerade des CO₂-Ausstoßes. Ein Ansporn übrigens auch für die Fahrer, möglichst effizient unterwegs zu sein. Auch bei anderen Umweltwirkungen wie dem Sommersmog, dem Versauerungs- und dem Überdüngungspotenzial zeigt der GLC 350 e 4MATIC mit Strom aus Wasserkraft deutliche Vorteile über den gesamten Lebenszyklus. Insgesamt wurde mit dem GLC 350 e4MATIC eine deutliche Verbesserung der Umweltverträglichkeit erreicht. CO₂ Emissionen GLC 350 e 4MATIC (Gesamt: 25,7 t) CO₂ Emissionen GLK 350 4MATIC (Gesamt: 67,2 t) 0,6% 1,9% 12,1% 13,2% 43,2% 45,9% 74,1% 8,2% Pkw−Herstellung Kraftstoffherstellung End of Life 0,8% Stromerzeugung Wasserkraft Fahrbetrieb Pkw−Herstellung Kraftstoffherstellung Fahrbetrieb End of Life 28 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Ressourcenschonung Bei vielen Rohstoffen ist bereits heute eine physische Knappheit absehbar. Diese Rohstoffknappheit kann zu einer Versorgungsunsicherheit führen, welche mit stark fluktuierenden bzw. steigenden Rohstoffpreisen verbunden ist. Für die Automobilindustrie haben sowohl die mineralischen Ressourcen als auch die Energieressourcen eine herausragende Bedeutung, erstere als unverzichtbar für die Produktion der Fahrzeuge und letztere darüber hinaus noch viel mehr für die Fahrzeugnutzung. Eine ineffiziente Ressourcennutzung zieht Wettbewerbsnachteile aufgrund höherer Stückkosten als auch höhere Umweltemissionen nach sich. Bei der Fahrzeugproduktion verbraucht das Werk Sindelfingen Rohstoffe wie Energie, Wasser sowie eine Vielzahl verschiedener Hilfsund Produktionsmaterialien. Dabei entstehen Abfälle, Abwässer und Emissionen. Die Anwendung von material- sowie energiesparenden Technologien bzw. Produktionsverfahren gehört zu einer der wesentlichen Herausforderungen bei der Fahrzeugproduktion. Neben dem Kraftstoffverbrauch und den Emissionen beim Fahren, sind die Umweltbelastung und der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der Fahrzeuge entscheidend für deren Umweltverträglichkeit. Die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bzw. die Erhöhung der Ressourceneffizienz ist deshalb ein wesentliches strategisches Umweltziel des Unternehmens. Verbrauch von Ressourcen Fläche 2014 2012 2013 2014 Gesamtfläche innerhalb Werkzaun (Mio. m²) 2,476 2,507 2,507 Bebaute Fläche (Mio. m²) 1,352 1,340 1,334 Befestigte Fläche (Mio. m²) 0,683 0,724 0,731 Grünanlagen (Mio. m²) 0,441 0,443 0,442 Fläche inkl. Außenstellen 29,2% Wasserverbrauch inkl. Außenstellen 53,2% Gesamtverbrauch (Mio. m³) 1,130 1,061 1,140 Eigenförderung (Mio. m³) 0,473 0,422 0,467 Fremdbezug (Mio. m³) 0,657 0,639 0,673 17,6% Bebaute Fläche Befestigte Fläche Grünanlagen UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Reduzierung Verbrauch lösemittelhaltiger Kleber Der Bereich designo Manufaktur im Werk Sindelfingen fertigt exklusive Interieur Bauteile für die Baureihen E-Klasse, S-Klasse, S-Klasse Maybach, S-Klasse Coupé, SL-Klasse sowie G-Klasse. Für das Kaschieren z. B. von Himmeln, Säulen, Türbelägen und Sonnenblenden werden unterschiedliche Klebersysteme eingesetzt, die z. T. lösemittelhaltig sind. Durch innovative Maßnahmen, wie z. B. die Umstellung auf wässrige Dispersionsklebstoffe oder die Optimierung der Prozess-Steuerung bezüglich des Nutzungsgrades der Klebstoffe konnten die Emissionen in 2015 von organischen Lösemitteln bereits merklich reduziert werden. Darüber hinaus trägt der gemeinsam mit Lieferanten entwickelte Einsatz von selbstklebender Dekorware zur weiteren Umweltentlastung bei. Verbrauch von Ressourcen Bleche 2014 2012 2013 2014 Materialverbrauch Stahlblech (t) 321.806 335.784 295.096 Beschichtete Stahlbleche (t) 318.746 327.957 292.173 Unbeschichtete Stahlbleche (t) 3.060 7.827 2.923 Aluminiumbleche (t) 25.562 24.483 31.335 Beschichtungsmaterialien, i. W. Lacke (t) 10.229 13.105 12.704 Kleber, Dichtmassen (t) 1.752 1.559 2.993 Fette, Öle, Schmierstoffe (t) inkl. Erstbefüllung von Neufahrzeugen 697 626 *1) Bremsflüssigkeiten (t) 300 314 *1) Kühlerfrostschutz (t) 2.550 2.443 *1) Kraftstoffe (t) 6.185 6.621 *1) *1) w egen Systemumstellung können für das Jahr 2014 keine Daten ausgewertet werden. 9,6% 0,9% 89,5% Beschichtete Stahlbleche Unbeschichtete Stahlbleche Aluminiumbleche 29 30 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Hocheffizienzmotoren in der Oberfläche Ständig auf der Suche nach Energieeinsparungen, Emissionsreduzierungen und robusteren Techniken, hat die Lackierung am Standort Sindelfingen ihre Anlagen mit innovativen und hocheffizienten Motoren erneuert. Mit dem Einsatz dieser Hocheffizienzmotoren konnte die Lackierung ihren Energieverbrauch um etwa 2.600 MWh pro Jahr reduzieren, was einer Emissionsreduzierung von ca. 1.500 t CO₂ pro Jahr entspricht. Für die Fahrzeuglackierung ist es notwendig, die Luft in den Lackierkabinen von den ständig anfallenden überschüssigen Lackpartikeln (Overspray) zu reinigen. Dies geschieht mit Hilfe des Venturi-Effekts und Wasser, welches kontinuierlich in einem Kreislauf bewegt wird. Bisher wurden dafür ungeregelte Motoren eingesetzt und die benötigte Leistung über eine Drosselung angepasst. Dies führte zu einer permanenten Verschwendung von Energie. Die neuen hocheffizienten IE4-Synchronmotoren sind frequenzgeregelt und können daher flexibel auf die benötigte Leistung angepasst werden. Verbrauch von Ressourcen Spezifischer Energieeinsatz 2012 2013 2014 Produzierte Pkw und CKD der am Standort Sindelfingen gefertigten Baureihen 445.861 420.177 381.317 Spezifischer Energieeinsatz mit CKD (MWh/Pkw). Angaben basieren auf dem GesamtEnergieeinsatz inkl. Außenstellen (Heizöl-, Erdgas- und Fremdstrombezug) 3,17 Spezifischer Wasserverbrauch ohne CKD (m³/Pkw) 2,67 2,63 3,10 Spezifische GesamtLösemittelemission ohne CKD (kg/lack. Kar.) 1,04 1,37 1,24 4 Produktionszahlen 3 3,44 3,48 2 1 0 2012 2013 MWh/Pkw 2014 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 31 Umweltrelevante Zwischenfälle / Lieferantenmanagement Umweltrelevante Zwischenfälle Im Falle von Betriebsstörungen bzw. Zwischenfällen, bei denen umweltgefährdende Stoffe austreten und Menschen und Umwelt gefährden können, erfolgt werksintern eine Alarmierung der Werkfeuerwehr. In 2014 kam es zu insgesamt 199 Einsätzen. Lieferantenmanagement Einen erheblichen Einfluss auf die ökologische Gesamtbilanz des Standorts hat der Lieferverkehr. Bis uns Bauteile erreichen, haben diese einen langen Weg mit material- und energieverbrauchenden Prozessen hinter sich. Der Gefahrgutzug des Standortes Sindelfingen kam 5-mal zum Einsatz. Die Verpflichtung unserer Lieferanten zur Nachhaltigkeit ist daher ein wesentlicher Bestandteil unseres Umweltmanagementsystems. Diese ist in der Richtlinie zur „Nachhaltigkeit für Lieferanten der Daimler AG“ und in speziellen Beschaffungsrichtlinien beschrieben. In Lieferantenaudits werden unsere Lieferanten auf ihre diesbezügliche Tauglichkeit geprüft und überwacht. Ein Zwischenfall, der eine Meldung an die Behörden erfordert hätte, gab es in 2014 nicht. Die Nachhaltigkeitsrichtlinie fordert im Speziellen 1 Umweltverantwortung Förderung von Umweltverantwortung, Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien. 2 Umweltfreundliche Produktion mit energie- und wassersparender Technologien, Emissionsreduzierung, Wiederverwendung und Wiederaufbereitung. 3 Umweltfreundliche Produkte die die Umweltschutzstandards ihres jeweiligen Marktsegments erfüllen. Die Kriterien zur Materialauswahl und zu Recyclinganforderungen sind in den Mercedes-Benz Special Terms verankert. Umweltrelevante Einsätze der Werkfeuerwehr 2012 2013 2014 Einsatz Werkfeuerwehr 202 193 199 Einsatz Gefahrgutzug 8 6 5 Meldung an Behörden 0 1 0 32 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Energieverbrauch und Klimaschutz Zur Reduktion des Einsatzes von fossilen Brennstoffen zur Energieerzeugung setzt das Unternehmen kontinuierlich auf den Ausbau effizienter Energieerzeugungsanlagen und die Steigerung der Energieeffizienz in der Produktion zur Erreichung der CO₂-Ziele 2020. Durch die Erzeugung von Strom und Dampf im Daimler-eigenen Heizkraftwerk wurden 2014 100 % der benötigten Wärmeenergie und 65 % des Strombedarfs gedeckt. Die installierte elektrische Leistung liegt bei derzeit 101 MW. Durch die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme werden 25 % weniger Brennstoff gegenüber einer getrennten Erzeugung benötigt. Das Heizkraftwerk wurde durch die in 2013 installierte Gasturbine mit Abhitzekessel zu einem kombinierten Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerk ausgebaut. Dabei wird in der Gasturbine mechanische Energie erzeugt, die im angeschlossenen Generator zu elektrischer Energie umgewandelt wird. Den heißen Abgasen der Gasturbine wird im Abhitzekessel die Wärme entzogen, welche als Dampf der Bestandsanlage zugeführt wird. Diese Wärme wird dann wiederum zur Stromerzeugung und Heizzwecken verwendet. Witterungsbedingt wurde 2014 weniger Wärmeenergie zum Heizen benötigt. Energie-Einsatz Standort 2012 2013 2014 Heizöl extra leicht (MWh) 13.968 10.682 8.865 Erdgas (MWh) 1.003.438 1.111.835 1.132.593 Fremdstrom (MWh) 394.157 183.660 Energie-Einsatz (inkl. Wärmelieferung Stadt Sindelfingen) 323.706 Weitere 29 % des Strombedarfes bezog der Standort Sindelfingen 2014 von dem Daimler betriebenen, hoch effizienten Gas-und Dampf-Kraftwerk in Plattling. Der restliche Anteil ist Fremdbezug. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 33 Schadstoffemissionen Heizkraftwerk und Produktion Kohlendioxid (CO₂) Bereits 1986 wurde das Heizkraftwerk von Heizöl auf Gasbetrieb umgestellt. Seitdem werden so laufend CO₂-Einsparungen erzielt. Durch den reinen Heizkraftwerksbetrieb wurden 2014 225.785 t CO₂-Emissionen erzeugt. Aufgrund der im November 2013 in Betrieb genommenen Gasturbine stieg der Brennstoffeinsatz gegenüber dem Vorjahr um 3 % an. Kohlenmonoxid (CO) Die CO-Emissionen des Heizkraftwerkes sind durch die Inbetriebnahme der Gasturbine gestiegen. Bauartbedingt entstehen bei der Verbrennung von Erdgas in Gasturbinenbrennkammern höhere CO-Emissionen als bei Dampfkesselfeuerungen. Die gesamten CO₂-Emissionen am Standort inklusive Fremdstrombezug und Strombezug aus dem Daimler eigenen Kraftwerk in Plattling belaufen sich auf 297.471 t/a CO₂. CO₂-Emissionen CO-Emissionen HKW 6,0% 40 0,7% 1,3% 16,2% 30 20 75,8% Heizkraftwerk Sindelfingen Bezug Fremdstrom Heizöl Außenstellen und Prozess 10 Kraftwerk Plattling Heizöl Außenstellen 0 1986 2011 2012 CO (t/a) 2013 2014 34 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Stickoxide (NOx), Schwefeldioxid (SO₂) Stickoxide, insbesondere Stickstoffdioxid, können Atemwegserkrankungen verursachen. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurde daher europaweit ein Jahresgrenzwert von 40 µg/m³ festgelegt. Zu den wichtigsten Emissionsquellen gehören Straßenverkehr, Kraftwerke und Kleinfeuerungsanlagen. Mit der Umstellung des Heizkraftwerkes von Öl- auf Gasfeuerung konnte der Anteil an Stickoxiden im Abgas von rund 642 t/a (1986) auf ca. 99 t/a (2014) und die SO₂-Emissionen von ca. 152 t/a (1986) auf nur noch rund 2 t/a (2014) nachhaltig gesenkt werden. Seit 2009 wird Gas laut dem Online-Erfassungssystem mit 0,001 % Schwefelanteil gerechnet. NOx- und SO₂-Emissionen HKW Feinstaub Feinstäube können unter einem Durchmesser von 10 Mikrometer (PM10) gesundheitsschädigend sein. In Sindelfingen entstehen Feinstäube durch ca. 2.000 Gewerbebetriebe, durch Hausfeuerungsanlagen und Straßenverkehr. Das Werk trägt vor allem mit seinen Lackieranlagen, dem Heizkraftwerk und Metallverarbeitungsprozessen dazu bei. Zur Überwachung der Lufthygiene betreiben wir in der windabgewandten Seite des Werkes eine Messstation, in der neben meteorologischen Bezugsgrößen wie Windrichtung, Niederschlag, Temperatur und Globalstrahlung auch Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Feinstaub gemessen wird. 2014 wurde ein Jahresmittelwert für PM10 von 8 µg/m³ ermittelt (Grenzwert 40 µg/m³). Jahresmittelwert PM10 40 800 40 35 30 30 25 20 400 20 15 10 200 10 5 0 1986 2011 NOx (t/a) 2012 2013 SO2 (t/a) 2014 0 2011 2012 2013 Feinstaub (PM 10) μg/m3 2014 Grenzwert 0 Grenzwert (PM 10) μg/m3 600 35 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Emissionen aus der Serienlackierung 2014 wurde über das Wareneingangs- und das Abfallmanagementsystem eine Gesamtlösemittelemission von 455 t/a für den Standort ermittelt. Der Anteil der Lackierung lag bei 424 t/a. Die übrigen Lösemittelemissionen verteilen sich auf kleinere Quellen z. B. wie Reinigungsmittel und Klebstoffe. In 2014 wurden 366.950 Karossen mit einer durchschnittlichen Rohbaukarosserieoberfläche von ca. 108 m² lackiert. Die damit ermittelte spezifische Emission betrug 10,7 g/m² pro Karosserie. Der Grenzwert gemäß öffentlich-rechtlichem Vertrag vom 18. Oktober 1999 für den Standort Sindelfingen von 20 g/m² ist damit sicher eingehalten. Produktionsbedingt wurden gegenüber dem Vorjahr in 2014 ca. 400 t weniger Lacke und Reiniger eingekauft. Emissionen aus der Serienlackierung Lösemittelemissionen aus Lackierung 2013 2014 2014 kg/h t/a kg/h t/a Lösemittel 551 20 20 18 455 16 Lackierung Lösemittel inkl. Lacke und Reiniger 525 424 Staub 1,5 6,6 1,5 5,4 CO 2,5 15,0 2,6 15,8 NOx 2,4 14,2 1,4 8,6 15 14 12 10 10 8 6 5 4 2 0 2011 2012 spez. Emission g/m2 2013 2014 Grenzwert 0 Grenzwert g/m2 Standort gesamt 2013 Gleichzeitig vergrößerte sich die durchschnittliche Rohbaukarosseriefläche durch die komplette Verlagerung der Produktion der C-Klasse an andere Standorte des Unternehmens um ca. 4 m². 36 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Lärmschutz Die krankmachende Wirkung von Lärm ist durch zahlreiche Studien belegt und die Sensibilität von Betroffenen in den letzten Jahren merklich gestiegen. Parallel hierzu hat sich die Bedeutung des Themas Schallschutz im betrieblichen Umweltschutz erhöht. An einem Standort, an dem über 35.000 Menschen in drei Schichten arbeiten und jährlich rund 350.000 Fahrzeuge im Jahr 2014 produziert werden, ist das Entstehen von Lärm unvermeidlich. Die in die Jahre gekommene Dauermessanlage wurde 2015 durch eine deutlich modernere und weniger störanfällige Anlage auf der Basis einer 3G-Modemübertragung mit automatischer Kalibrierung ersetzt. Hierdurch ist es zukünftig möglich, bei Bedarf auch Pegelzeitverläufe sowie Tonaufzeichnungen vorzunehmen, um besondere Geräuschsituationen besser und schneller analysieren und Verursacher von Störungen besser ermitteln zu können. Zu dem Lärm aus den Produktionsanlagen kommt noch der Lärm auf Straße und Schiene: der Pendler-, Zuliefer- und innerbetriebliche Werksverkehr. Dies ist umso kritischer, da das Werk im Norden und Osten direkt an Wohnbebauungen angrenzt. Die Einhaltung der Immissionsrichtwerte aus der TA-Lärm wird deshalb für sechs Aufpunkte in der direkten Nachbarschaft des Werkes überwacht. Hierzu sind an zentralen Punkten auf dem Werksgelände Mikrofone installiert, die kontinuierlich den Schallpegel aufzeichnen. Im Jahr 2014 gab es keine Beschwerden aus der Nachbarschaft über Lärmimmissionen des Standortes. Diverse technische Defekte an der Dauermessanlage waren dafür verantwortlich, dass eine Auswertung im Berichtsjahr nicht möglich war. Zur Eigenüberwachung der Schallimmissionen an den Aufpunkten wurde deshalb das Berechnungs-/Simulationsmodell des Standortes soweit ergänzt, dass alle immissionsrelevanten Schallquellen komplett erfasst sind und die Immissionsbelastung für einen Volllastbetrieb zuverlässig berechnet werden kann. Das Modell erlaubt es, Verursacher von hohen Schallimmissionen genau einzugrenzen und daher gezielte Lärmminderungsmaßnahmen für diese Verursacher zu entwickeln. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 37 Abwasser Wo Autos gebaut werden, entsteht auch Abwasser. Die Gesamtabwassermenge des Werkes Sindelfingen (ohne Außenstellen) in 2014 beträgt 771.878 m³. Die Konzentration der relevanten Überwachungsparameter (siehe Tabelle unten) wird an den Abwasser-Übergabestellen des Werkes zur Kläranlage Sindelfingen erfasst und daraus die Frachten ermittelt. Der Anteil des gesamten technischen Abwassers beläuft sich mit 166.931 m³ auf ca. 22 %. In 2014 hat sich die spezifische technische Abwassermenge der ZABA von 0,25 m³/Pkw auf 0,29 m³/Pkw aufgrund der Verringerung der Produktionszahlen erhöht. Die Ableitung der behandelten Abwässer erfolgt über die Werkskanalisation in die kommunale Kläranlage. Die Ressource Wasser zu schonen ist uns ein wichtiges Anliegen. Unser Ziel ist es, durch geschlossene Kreisläufe, die Nutzung von Sanierungswasser für die Toilettenspülung und Verbesserung von Prozesstechniken den Wasserverbrauch zu reduzieren. In 2014 hat sich der spezifische Gesamtabwassermenge pro Pkw (inkl. CKD) produktionsbedingt von 1,60 m³/Pkw auf 2,02 m³/Pkw erhöht. Die Grenzwerte und die zulässigen Frachten konnten auch in 2014 alle zuverlässig eingehalten werden. Zur Überprüfung der Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte werden die Abwässer an den Übergabestellen im Rahmen der Eigenüberwachung des Standortes systematisch analysiert und überwacht. Die ermittelten Werte liegen durchweg im produktionsbedingten Schwankungsbereich. In 2014 liegen die ermittelten Werte für die Überwachungsparameter (siehe Tabelle unten) im Vergleich zum Vorjahr tendenziell niedriger. Ein Teil des anfallenden Abwassers aus den Produktionsprozessen wird in der Zentralen Abwasserbehandlungsanlage (ZABA) durch chemisch-physikalische Verfahren wie z. B. Fällung und Flockung speziell behandelt. Überwachungsparameter ohne Außenstellen zulässig Fracht 2013 zulässig Fracht 2014 Chrom ges. 674 103 772 97 Eisen ges. 6739 963 7719 958 Zink 3370 462 3859 334 Blei 674 103 772 97 Chrom VI 135 12 154 10 Nickel 674 103 772 97 Cadmium 674 10 772 10 Kupfer 674 104 772 98 Kohlenwasserstoffe 6739 289 7719 298 AOX 122 772 119 674 2,5 2,0 1,5 (m3/Pkw) Parameter (kg/a) 1,0 0,5 0,0 2012 spez. Gesamtabwasser 2013 spez. techn. Abwasser 2014 spez. techn. Abwasser ZABA 38 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Gefahrstoffe – Gefährdungsbeurteilung und -Reduzierung In den verschiedenen Stufen der Fahrzeugentstehung, beginnend mit der Forschung, Entwicklung und Produktionsplanung bis hin zur Produktion, kommen immer mehr Gefahrstoffe zum Einsatz. So kommen zum Beispiel in der Karosseriefertigung zunehmend Klebstoffe anstelle herkömmlicher Fügeverfahren wie Schweißen zur Anwendung. Die Gründe hierfür sind vielseitig. Durch den vermehrten Einsatz von Klebstoffen erhöhen sich die Festigkeit und Steifigkeit der Karosse, man erzielt eine bessere Crashperformance und verbessert die Korrosionsbeständigkeit. Darüber hinaus reduziert sich das Gewicht der Karosse, verschiedene Werkstoffe können miteinander kombiniert werden und die Dichtigkeit sowie die Vibrationsdämpfung nehmen zu. Zum Schutz der Mitarbeiter fordert die Gefahrstoffverordnung, dass bei allen Tätigkeiten, bei denen mit Gefahrstoffen umgegangen wird, eine Gefährdungsbeurteilung erstellt wird. Dabei wird vor der Verwendung des Gefahrstoffs ermittelt, ob bzw. welche Gefährdungen am Arbeitsplatz bei der Tätigkeit mit dem Gefahrstoff bestehen und welche spezifischen Schutzmaßnahmen festgelegt und umgesetzt werden müssen. Die Gefährdungsbeurteilung beinhaltet auch Maßnahmen zum Schutz der Umwelt wie zum Beispiel die Errichtung von Auffangwannen oder anderer technischer Schutzmaßnahmen. Um das Gefährdungspotenzial, das insgesamt aus dem Umgang mit Gefahrstoffen resultiert, zu reduzieren, ist es unser Ziel, einen Gefahrstoff soweit wie möglich, durch einen weniger gefährlichen Gefahrstoff mit möglichst gleichen technischen Eigenschaften zu ersetzen. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, ein Bewusstsein für das Gefährdungspotenzial von Gefahrstoffen im Betrieb zu schaffen, eine klare Zielvorgabe zu definieren und die Zielerreichung nachvollziehbar zu visualisieren. Seit 2005 wird daher die sogenannte „Gefahrstoffkennzahl“ ermittelt. Diese Kennzahl errechnet sich aus der Jahreseinsatzmenge und dem Gefährdungspotenzial, welches durch die Risiko-Sätze (R-Sätzen) eines Gefahrstoffs angegeben wird. Je weniger gefährlich ein Gefahrstoff ist, und/oder umso weniger man davon einsetzt, umso geringer ist die Gefahrstoffkennzahl und damit das Gefährdungspotenzial, das aus dem Umgang mit diesem Stoff am Standort Sindelfingen resultiert. Unser Ziel ist es, mit dieser Methode die Mitarbeiter für den Umgang mit Gefahrstoffen zu sensibilisieren und das Gefährdungspotenzial damit kontinuierlich zu senken. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 39 Abfälle In unserem abfallrechtlich genehmigten Ver- und Entsorgungszentrum werden die Abfälle sortiert, untersucht, gekennzeichnet, gewogen und zum Abtransport bereitgestellt. Dadurch ist sichergestellt, dass alle Abfälle lückenlos erfasst werden und die gesamten Entsorgungsvorgänge rechtssicher mit Hilfe der TRIAS-Software dokumentiert werden können. Einschließlich Schrotten fielen im Jahr 2014 am Standort Sindelfingen insgesamt 196.426 t Abfälle aus der Fahrzeugproduktion an (2013: 215.851 t). Nicht enthalten sind darin einmalig anfallende Abfälle wie Erdaushub aus Altlastensanierungen sowie Bau- und Abbruchmaßnahmen. Dabei fielen ca. 4.500 t gefährliche Bauabfälle an, die Menge an nichtgefährlichen Bauabfällen einschließlich Erdaushub lag bei rund 190.000 t. Der auf die Gesamtausbringungsmenge bezogene Kernindikator fiel gegenüber dem Vorjahreswert von 0,3004 t/t auf 0,2833 t/t. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die Verminderung der Fraktion Metallschrotte zurückzuführen. Gesamtabfallaufkommen Entwicklung der Verwertungsquote Seit Juni 2008 kooperieren das Werk Sindelfingen und der Landkreis Böblingen auf dem Gebiet der energetischen Abfallverwertung. Mit den im Jahr 2014 angelieferten 4.298 t Gewerbeabfällen zur energetischen Verwertung wurden dort rund 1.346 MWh Strom und rund 4.722 MWh Fernwärme erzeugt. Dies bedeutet eine CO₂- Einsparung von in Summe 1.034 t*. Durch den kurzen Weg ins nahegelegene Restmüllheizkraftwerk Böblingen (RBB) und damit entfallende Transportkilometer werden zusätzlich C0₂-Emissionen eingespart. Die Verwertungsquote der produktionsrelevanten Abfälle ohne Schrotte steigt seit Jahren kontinuierlich an und liegt in diesem Jahr bei 98,1 %. Sie ist Ausdruck unserer langjährigen Praxis, der Verwertung den Vorrang vor der Beseitigung einzuräumen. *Daten beruhen auf Angaben des RBB Böblingen Verwertungsquote ohne Schrotte 2013 2014 Gesamtabfallaufkommen 215.851 t 196.426 t Schrotte 198.202 t 178.044 Produktionsabfälle 17.649 t 18.382 t Nicht gefährliche Abfälle 12.371 t 12.412 t davon Verwertung 11.248 t 12.089 t davon Beseitigung 1.123 323 Gefährliche Abfälle 5.278 t 5.970 t davon Verwertung 5.247 t 5.951 t davon Beseitigung 31 t 19 t 100 80 60 40 20 0 2011 2012 2013 Verwertungsquote ohne Schrotte in % 2014 40 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Boden- und Grundwasserschutz Altlasten und Grundwasserverunreinigungen am Standort 100 Jahre industrieller Nutzung haben am Standort Sindelfingen ihre Spuren durch Ablagerungen und Verunreinigungen in Boden und Grundwasser hinterlassen In den letzten 15 Jahren wurde der Standort deshalb umfassend auf Untergrundverunreinigungen untersucht. Dabei wurden Verdachtsflächen erfasst und folgendermaßen kategorisiert: A-Flächen:Flächen mit einschlägiger Vornutzung, aber geringem Risiko. Diese Vorgänge werden archiviert. B-Flächen:Flächen von denen keine unmittelbare Gefahr ausgeht, die aber z. B. bei Entsiegelung oder bei Aushubmaßnahmen ökologische Auswirkungen haben. Diese können, solange sich die Flächennutzung nicht ändert, belassen werden. K-Flächen: B -Flächen, für die aufgrund gewisser Unsicherheit Kontrollmaßnahmen festgelegt wurden. U-Flächen: Flächen mit hohem oder unmittelbarem Risiko, die untersucht werden müssen, um ggf. geeignete Sicherungsund/oder Sanierungsmaßnahmen ergreifen zu können. S-Flächen: Flächen unter Sanierung Das beschriebene Vorgehen ist in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag mit dem Land Baden-Württemberg verbindlich geregelt. Altlastenverdachtsflächen im Werk Sindelfingen Kategorie Anzahl 2004 Anzahl 2014 A-Flächen 38 55 B-Flächen 60 104 K-Flächen 0 18 U-Flächen 60 6 S-Flächen 1 7 Gesamt 159 190 Maßnahmen zur Vermeidung und Überwachung von Altlasten Obwohl zwischen 2004 und 2014 durch Neuerwerb von Grundstücken ca. 30 Altlastenverdachtsflächen neu hinzugekommen sind, konnte durch die systematische Erkundung in den letzten 10 Jahren und den daraus abgeleiteten Schutz- und Sanierungsmaßnahmen das Risiko weiterer Boden- und Grundwasserverunreinigungen durch die Verschleppung von Schadstoffen aus diesen Flächen deutlich reduziert werden. Derzeit sind 190 Flächen mit vermuteten, bekannten oder bereits sanierten Verunreinigungen erfasst. Diese werden durch Grundwasseranalysen an über 200 Grundwassermessstellen regelmäßig überwacht. Zur Vermeidung von neuen Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers durch Produktionsprozesse, werden bauliche, technische und organisatorische Maßnahmen ergriffen. Aufteilung Verdachtsflächen 2014 3,2% 3,7% 9,5% 28,9% 54,7% A−Flächen B−Flächen K−Flächen U−Flächen S−Flächen UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN 41 Investitionen und Betriebskosten Die Umweltschutzinvestitionen im Produktionswerk Sindelfingen betrugen im Berichtsjahr 2014 0,40 Mio. EUR (Vorjahr: 20,90 Mio. EUR). Davon entfielen auf: Gewässerschutz 0,14 Mio. EUR Luftreinhaltung 0,18 Mio. EUR Abfall 0,06 Mio. EUR Klimaschutz 0,02 Mio. EUR Die größten Einzelinvestitionen in 2014 sind der Einbau von Befüllanlagen und der Einbau einer neuen Lüftungsanlage im Gebäude 516 in Höhe von 0,135 Mio. EUR. Ein Hochdruck Rohrbündlerwärmetauscher wurde im Wert von 0,015 Mio. EUR nachgerüstet. Laufende Umweltschutzaufwendungen 2014 Umweltbereiche (Kosten in Mio. EUR) anlagenbezogen anlagenunabhängig Abfallwirtschaft 4,42 7,05 Gewässerschutz 53,02 2,83 Lärm/Energie 2,10 0,35 Luftreinhaltung 22,60 0,85 Naturschutz 0,00 1,98 Bodensanierung 0,00 0,52 Klimaschutz 20,36 0,26 Summen 102,50 13,84 Gesamtsumme 116,34 Verkaufserlöse (i.w. Schrotte) 28,65 effektive UWS-Kosten 87,69 Das Vermögen in Umweltschutzanlagen für das Produktionswerk Sindelfingen beläuft sich auf rund 227,38 Mio. EUR (Vorjahr: 233,54 Mio. EUR). Dies entspricht ca. 2,52 % des Gesamtanlagevermögens. Dieser Wert geht in die Ermittlung der laufenden Aufwendungen für Umweltschutzmaßnahmen ein, die gemäß Umweltstatistikgesetz (UStatG) vom 21. September 1994 zu erheben sind. Zu unterscheiden ist dabei zwischen anlagen- und nicht anlagenbezogenen Umweltschutzaufwendungen. 42 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Kernindikatoren Für das Werk Sindelfingen werden die Kernindikatoren seit 2010 ausgewiesen: » Energieeffizienz » Materialeffizienz » biologische Vielfalt » Wasser » Abfall und » Emissionen Berechnung Kernindikatoren 2014 Gesamtausbringungsmenge (GAB): Als Bezugsgröße für die Kernindikatoren dient die jährliche Gesamtausbringungsmenge von Fahrzeugen in Tonnen. 2014 betrug diese 693.375 t. Sie setzt sich zusammen aus den Gewichten der ausgelieferten Fahrzeuge (684.518 t) und den Gewichten der versendeten CKD-Fahrzeuge (8.857 t). Energieeffizienz: Bei der Energieeffizienz betrachten wir seit 2014 den Gesamtenergiebezug und den Anteil an erneuerbaren Energien. Energie wird in Form von fremderzeugtem Strom, Erdgas und Heizöl bezogen. Die Wärmelieferung an die Stadtwerke Sindelfingen abgezogen, ergibt sich ein Gesamtenergiebezug von 1.282.135 MWh/a. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung wird anhand des von unserem Stromlieferanten in der Stromrechnung ausgewiesenen Anteils berechnet und betrug für das Berichtsjahr 7.389 MWh/a. Am Standort selbst wird keine regenerative Energie erzeugt. Materialeffizienz: Berechnet wird der Materialeinsatz aus der Gesamtausbringungsmenge der ausgelieferten Fahrzeuge und CKD-Teile zuzüglich der produktionsbedingten Abfallmengen, wie Metallschrotte, gefährliche und nicht gefährliche Abfälle (ohne Bauabfälle und Altlasten). Biologische Vielfalt: Als Wert wird die versiegelte (überbaute und befestigte Fläche) und damit die ihren ökologischen Funktionen beraubte Fläche verwendet. Sie umfasste im Jahr 2014 eine Fläche von 2.065.057 m². Seit 2014 werden die Flächen auf die umzäunte Werksfläche bezogen. Damit entfallen z. B. Parkierungsflächen, die außerhalb der umzäunten Werksfläche liegen. Emissionen: Hier werden die relevanten Treibhausgase und die Emissionen von Lösemitteln (VOC), SO₂, NOx, angegeben. Basis für die Ermittlung des Global Warming Potential (GWP) sind die CO₂Emissionen aus Verbrennungsprozessen von Erdgas, Heizöl und Lösemitteln sowie die Emission von Kältemitteln. 2014 betrug der GWP 236.967 t CO₂- Äquivalente (ohne indirekte CO₂ aus Plattling und CO₂ aus Strombezug). Abfall: Unsere Abfälle setzen sich zusammen aus Schrotten, nicht gefährlichen und gefährlichen Abfällen jeweils zur Beseitigung oder zur Verwertung ohne Bauabfälle und Altlasten. Wasser: Der Frischwasserverbrauch ist ein wesentlicher Umweltaspekt am Standort. Der Wasserbedarf wird gedeckt durch die ortsnahe Grundwasserförderung aus eigenen Brunnen und fremdbezogenes Wasser. Ohne intensive Kreislaufführung und Mehrfachnutzung wäre der Wasserbedarf des Standorts um ein vielfaches höher. Der Gesamtverbrauch an Wasser im Jahr 2014 beträgt 1.139.816 m³. Hinweis: Die Kernindikatoren Materialeffizienz, Biologische Vielfalt, Abfall und Wasser wurden für die Jahre 2012 und 2013 rückwirkend angeglichen. Gründe hierfür sind: » Bei der biologischen Vielfalt und Wasser wurden als Bezugsraum die Außenstellen Niederer Wasen, Hulb, AEG, Tübinger Allee und Smart miteinbezogen. » Beim Abfall und der Materialeffizienz wurden nur die direkt produktionsabhängigen Abfälle, d. h. ohne Baustellenabfälle und Altlasten ausgewiesen. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Kernindikatoren 2012–2014 Energieeffizienz 2012 2013 2014 Einheit Gesamtverbrauch Energie (nach Abzug Wärmelieferung Stadt Sindelfingen) 1,4505 1,6025 1,8491 MWh/t Gesamtverbrauch erneuerbarer Energie 0,0156 0,0287 0,0107 MWh/t 1,2484 1,3004 1,2833 t/t 2,6070 2,8729 2,9783 m²/t Gesamtemissionen von Treibhausgasen (CO₂) 0,2627 0,3147 0,3418 t CO₂-Äqui./t Gesamtemissionen von Lösemittel (VOC) 0,5621 0,7673 0,6566 kg/t Gesamtemissionen (SO₂) 0,0051 0,0030 0,0031 kg/t Gesamtemissionen (NOx) 0,1205 0,1591 0,1551 kg/t Gesamtemissionen (PM) 0,0289 0,0329 0,0333 kg/t 1,4474 1,4767 1,6439 m³/t Metallschrott 0,2265 0,2759 0,2568 t/t nicht gefährliche Abfälle zur Verwertung 0,0133 0,0157 0,0174 t/t nicht gefährliche Abfälle zur Beseitigung 0,0018 0,0016 0,0005 t/t gefährliche Abfälle zur Verwertung 0,0069 0,0073 0,0086 t/t gefährliche Abfälle zur Beseitigung 0,00002 0,00004 0,00003 t/t gesamtes Aufkommen an Abfällen 0,2484 0,3004 0,2833 t/t Materialeffizienz Input = Output + Ausschuss Biologische Vielfalt Flächenverbrauch: bebaute und befestigte Fläche Emissionen Wasser Frischwasserverbrauch Abfall 43 44 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Anlagen UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Strategische Ausrichtung und operative Umweltziele Zur der strategischen Ausrichtung des Umweltschutzes, werden die Prozesse und Tätigkeiten am Standort in einem 3-Jahresturnus bewertet. Die Einstufung der insgesamt 49 Umweltaspekte aus Forschung/ Entwicklung, Planung und Produktion erfolgt nach 17 Kriterien zu Umwelteinwirkungen, Umweltauswirkungen und betrieblichen Handlungsspielräumen. Aus der strategischen Beurteilung leiten wir operative Ziele für den aktuellen 3-Jahreszeitraum ab. Diese können durch weitere jährliche Ziele ergänzt werden, z. B. durch übergeordnete Vorgaben des Konzerns (wie das Energieziel des Werkes von -1,5 % jährlich). Strategische Schwerpunkte 2015–2017 2015 – 2017 2012 – 2014 Umweltaspekt Auswirkung Aspekteschlüssel 1 3 Nutzung Energietraeger indirekt (über Strombezug) Verbrauch knapper Ressourcen 53 2 18 Lärmemissionen Berufsverkehr Belästigung Gesundheitsschäden 107 3 1 Luftemissionen indirekt (über Strombezug) Gesundheitliche Risiken 28 4 8 Nutzung produktive und unproduktive Materialien Verbrauch knapper Ressourcen 54 5 12 Luftemissionen Berufsverkehr Gesundheitliche Risiken 106 6 15 Kraftstoffverbrauch Berufsverkehr Verbrauch knapper Ressourcen 105 7 5 Biodiversität/Beeintraechtigung Artenvielfalt Reduzierung Artenvielfalt 57 8 17 Lärmemissionen Lieferverkehr Belästigung, Gesundheitsschäden 103 9 14 Wirkung auf Lokalklima, Lufthygiene Lufthygiene, Durchlüftung 61 10 23 Altlasten Verunreinigung Grund- und Trinkwasser 91 11 9 Kraftstoffverbrauch Fahrzeug Verbrauch knapper Ressourcen 7 12 10 CO₂-Emissionen Fahrzeug Klimaerwärmung 1 13 4 Flächeneffizienz und optische Einwirkung Landschafts- und Bodenverbrauch, visuelle Belästigung 56 14 11 Rohstoffverbrauch Fahrzeugkarosserie Verbrauch knapper Ressourcen 8 15 22 Produktion Zulieferer Umweltbelastung durch vorgelagerte Prozesse 11 16 6 Lärmemissionen Produktion Belästigung, Gesundheitsschäden 31 17 19 Flächenverbrauch und optische Einwirkung Lieferverkehr Landschafts- und Bodenverbrauch, visuelle Belästigung 104 18 21 Nutzung Wasser Verbrauch knapper Ressourcen 19 26 Abfallentsorgung Umweltbelastungen durch Betriebsstörungen/Störfällen 71 in den Müllverwertungsanlagen 20 2 CO₂-Emissionen aus Produktionsanlagen Klimaerwärmung 55 26 45 46 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Umwelt-/Energieprogramm Zur Verbesserung der betrieblichen Umweltleistung und der Energieeffizienz werden die Direktionen bzw. Center jährlich aufgefordert, an die Umweltschutzabteilung quantifizierbare Maßnahmen/Projekte in Form eines Direktions- bzw. Centerprogrammes zu melden. Der Umsetzungsstand der in den jährlichen Umwelt-/Energieprogrammen des Standortes aufgeführten Ziele und Maßnahmen wird regelmäßig von den einzelnen Centern an die Abteilung Umweltschutz berichtet. Die operativen Zielvorgaben sind dabei besonders zu berücksichtigen. Die seit der letzten Auditierung abgeschlossenen Projekte/Maßnahmen finden sie in der nachfolgenden Tabelle (S. 47). Fortlaufende und noch nicht abgeschlossene Projekte/Maßnahmen werden im Umwelt-/ Energieprogramm 2015 weitergeführt (S. 48–49). Für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen sind die jeweiligen Direktionen und Center verantwortlich. Aus den Direktions-/Centerprogrammen werden für den Standort typische Maßnahmen ausgewählt und zu dem Umwelt-/Energieprogramm des Standortes zusammengeführt, das in den jährlichen Umwelterklärungen veröffentlicht wird. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Projekte / Maßnahmen 2013–2014 (Erfüllungsgrad in %; Stand: 10/2015) Nr. Umweltaspekt Zieltermin Erf.-grad in % Status / Neuer Zieltermin Reduzierung der Verbrauchswerte von 2.600 kg/a auf 2.000 kg/a je 100 Werkzeuge (WZG) beim Einsatz von Kühlschmierstoffen in der Zerspanung. * Maßnahme ist abgeschlossen; jedoch konnte nur eine Einsparung von 550 kg/a erreicht werden. 13-08 54 Dez 2014 95* abgeschlossen Energieeinsparung von 1.060 t CO₂/a durch Einsatz von LED-Beleuchtung in den Gebäuden 15, 17 und 7 anstelle von HQI Quecksilberdampflampen. * Maßnahme ist abgeschlossen. Die Gebäude 15 und 17 wurden mit LED-Beleuchtung ausgestattet, dies entspricht eine Einsparung von ca. 800 t CO₂/a. Das Gebäude 7 ist bis zur Entscheidung einer evtl. Dachsanierung zurückgestellt. 14-1.6 53 Dez 2014 75* abgeschlossen Klimarelevante Entlastung durch Einsatz Gewerbemüll als Ersatzbrennstoff im Restmüll-Heizraftwerk Böblingen, dadurch Einsparung von ca. 1.000 t CO₂/a. 14-1.7 26 Dez 2014 100 abgeschlossen 14-4.1 54 Dez 2014 100 abgeschlossen Z1: Reduzierung CO₂-Emissionen Z4: Ressourcenverbrauch Verwendung nachschleifbarer Vollhartmetallfräser statt Neubeschaffung von Hartmetallfräsern nach Verschleiß, dadurch Einsparung von 120 Stück/a. 47 48 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Projekte / Maßnahmen 2015 (Erfüllungsgrad in %; Stand 10/2015) Nr. Umweltaspekt Zieltermin Erf.-grad in % Status / Neuer Zieltermin 15-1.1 26, 55 Dez 2015 100 Verkürzung der Prüfdauer von 720 auf 480 sec. bei Fahrzeugen 15-1.2 der Baureihe E-Klasse in der Fahrtechnik Gebäude 36 mit laufendem Motor, dadurch Einsparung von 38,4 t CO₂/a. 26 Dez 2015 100 Auf- und Ausbau der Ladeinfrastruktur für emobility mit 110 Ladesäulen. 15-1.3 28 Dez 2016 100 Reduzierung Energieverbrauch um 540 MWh/a und 310 t CO₂/a durch Einsatz neuer energieeffizienterer Maschinen im Rahmen der Betriebsmittel-Erweiterung auf dem Werksteil Tübinger Allee 14-1.5 53 Dez 2016 10 Aufrüstung der Zuluft-Trockner der Konditionierräume in 15-1.5 Geb. 64/1 mit bedarfsgerechter Regelung und Wärmerückgewinnungseinheit der Regenerationsluft, dadurch Einsparung von ca. 240 MWh/a und ca. 140 t CO₂/a. 28, 53 Juni 2016 50 Optimierung Beleuchtungstechnik durch LED-Einsatz auf dem Werksgelände Sindelfingen mit Parkplätzen (ohne MTC und Benzstraße). Durch Einsatz von LED-Leuchtmittel und Betrieb (50% Dimmung 2-3 h/Nacht) erzielte Energieeinsparung von 1.400 MWh/a und 783 t CO₂/a. LED-Leuchten haben eine deutlich geringere Lockwirkung auf Insekten und sind somit auch ein Beitrag zum Erhalt/Förderung der Biodiversität. 26, 57 Dez 2015 20 weitergeführt, Dez 2016 56 Dez 2015 30 Juni 2016 Z1: Reduzierung CO₂-Emissionen im Werk Sindelfingen (W50) um ca. 7.500 MWh/a (ca. 2.700 t CO2/a) in 2015 Optimierung der zentralen Fahrzeuglogistik für Neuanläufe in QM/SEAS, dadurch Reduzierung der Fahrbewegungen um 4.812 km/a (entspricht 1,8 t CO₂/a) und Fahrzeugwäsche von 1.350 Fahrzeugen/a (entspricht 27 m3/a). 13-12 weitergeführt Z2: Reduzierung Flächenverbrauch Reduzierung Flächenverbrauch von 1.200 m² durch Umzug 14-2.1 der Katalysator-Kommissionierung von Gebäude 510 nach Gebäude 515. * Terminverschiebung aufgrund der Umstellung in der Logistik auf das System Automotive Supply. Erneute Verschiebung aufgrund neuer Planungsprämissen. UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Projekte / Maßnahmen 2015 Nr. Umweltaspekt Zieltermin Erf.-grad in % 11-09 57 Dez 2017 15 57 Dez 2015 100 Z3: Verbesserung der Biodiversität Ökologische Aufwertung von Potenzialflächen gemäß NABUGutachten vom Dez. 2010 zu 100% umsetzen. * Aus betrieblichen Gründen können nur 50% der Potenzialflächen (ca. 17.000 m²) aufgewertet werden. Herstellung von zwei Insektenhotels für den Standort Sindel- 15-3.2 fingen durch die Ausbildungsgruppe technischer Modellbauer. Z4: Ressourcenverbrauch Materialeinsparung durch Mehrfachverwendung von ITEM-Profilen (Alu-Profile) für den Aufbau von InterieurKonzeptionsmodellen in der frühen Phase der Forschung und Vorentwicklung. Dadurch Einsparung von 320 kg Alu/a (entspricht 2.614 kg CO₂/a). 15-4.1 54, 28 Dez 2015 100 Reduzierung Lösemittelemissionen durch Umstellung von lösemittelhaltigen Klebern auf lösemittelfreie selbstklebende Materialien, dadurch Materialeinsparung von 1.918 kg/a. 15-4.2 54 Dez 2015 100 Reduzierung Abfallaufkommen um 8,5 t/a durch Entfall von Maskierungsbändern in der Fahrzeugmontage E-Klasse. 15-4.3 91, 70 Dez 2015 20 15-5.1 31 Dez 2015 70 31, 28 Juni 2015 100 15-6.1 1, 7 Dez 2015 100 Einsatz von 41 kg Rezyklaten in den neuen GLC-Baureihen. 15-7.1 8 Dez 2015 100 Einsatz von 20 kg nachwachsenden Rohstoffen in den neuen GLC-Baureihen. 15-7.2 8 Dez 2015 100 Z5: Reduzierung Lärmemissionen Reduzierung der Lärmemissionen an 50 Abluftanlagen durch Kapselung der Aggregate, dadurch Reduzierung der Schallleistung auf jeweils < 80 dB(A). Austausch der Rückkühlanlage auf dem Dach von Gebäude 15-5.2 12/2, dadurch Reduzierung der Schallleistung von > 100 dB(A) auf < 80 dB(A) und Reduzierung der Anschlussleistung von 471 kW auf 257 kW (entspricht eine Einsparung von ca. 168 t CO₂/a). Z6: Reduzierung CO₂-Emissionen im gesamten Lebenszyklus um 10–20% gegenüber Vorgängermodell GLC-Klasse: Reduktion der CO₂-Emissionen (< 44 t CO₂) zum Vorgängermodell (Referenzfahrzeug Diesel). Z7: Steigerung der Gesamtmasse aller für den Einsatz von Rezyklaten und nachwachsender Rohstoffe freigegebener Bauteile und -komponenten der MB PkW Baureihen um 25% im Vergleich zu Referenzflotte in 2010 Status / Neuer Zieltermin 49 50 UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Gültigkeitserklärung UMWELTERKLÄRUNG 2015 – DAIMLER AG STANDORT SINDELFINGEN Die Umweltgutachterorganisation TÜV SÜD Umweltgutachter GmbH hat gemäß § 33 Umweltauditgesetz für die unten dargestellten Begutachtungs- und Validierungstätigkeiten mit dem EMAS-Umweltgutachter Michael Brunk eine Fallkooperation vereinbart. Die Unterzeichner, Bernhard Schön, EMAS-Umweltgutachter der TÜV SÜD Umweltgutachter GmbH mit der Registrierungsnummer DE-V-0209, zugelassen für den Bereich 29 (NACE-Code) und Michael Brunk, EMAS-Umweltgutachter mit der Registrierungsnummer DE-V-0010, zugelassen für den Bereich 29 bestätigen, begutachtet zu haben, ob der Standort, wie in der Umwelterklärung der Organisation Standort Sindelfingen Béla-Barényi-Straße 1, 71063 Sindelfingen, der Daimler AG, mit der Registrierungsnummer DE-175-00005 angegeben, alle Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über die freiwillige Teilnahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung (EMAS) erfüllt. Mit der Unterzeichnung dieser Erklärung wird bestätigt, dass » die Begutachtung und Validierung in voller Übereinstimmung mit den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 durchgeführt wurde, » das Ergebnis der Begutachtung und Validierung bestätigt, dass keine Belege für die Nichteinhaltung der geltenden Umweltvorschriften vorliegen, » die Daten und Angaben der Umwelterklärung des Standorts ein verlässliches, glaubhaftes und wahrheitsgetreues Bild sämtlicher Tätigkeiten des Standorts innerhalb des in der Umwelterklärung angegebenen Bereichs geben. Diese Erklärung kann nicht mit einer EMAS-Registrierung gleichgesetzt werden. Die EMASRegistrierung kann nur durch eine zuständige Stelle gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 erfolgen. Diese Erklärung darf nicht als eigenständige Grundlage für die Unterrichtung der Öffentlichkeit verwendet werden. München, den 20.11.2015 Bernhard Schön Umweltgutachter der TÜV SÜD Umweltgutachter GmbH (DE-V-0321) Michael Brunk Umweltgutachter (DE-V-0010) 51 Daimler AG Mercedesstraße 137 70327 Stuttgart Germany www.daimler.com
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