Bericht 2 - Georg-August

Erfahrungsbericht über den Erasmusaustausch
Georg-August-Universität Göttingen – Yeditepe Üniversitesi Istanbul
1) Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der
Gasthochschule)
Mein Erasmusaustausch lief über die Juristische Fakultät. Nachdem Frau Mann eine
Infoveranstaltung zu Erasmus+ organisiert hat, wurde mein Interesse geweckt und ich
habe mich gleich im Dezember mit den erforderlichen Unterlagen beworben. Einen
Monat darauf habe ich schon die Zusage für meinen Erstwunsch, also einen
Erasmusaustausch nach Istanbul an die Partneruniversität Yeditepe bekommen. Nach
der Zusage musste viel Administratives abgewickelt werden. Man musste ein
Learning agreement ausfüllen und von dem zuständigen Koordinator an der
Partneruni unterschreiben lassen. Abgesehen davon musste viel Formales geklärt
werden. Nicht nur an der Gasthochschule, sondern auch bei dem Amt an dem
Auslandsbafög beantragt wurde. Man hat eine 2-3 seitige Liste mit erforderlichen
Formalia bekommen, die an sie zu senden waren. Unter anderem gehörte eine
Immatrikulationsbescheinigung, eine Krankenkassenbescheinigung,
Schulbescheinigung der Geschwister, Flugticket, Einkommensnachweise etc. dazu.
Die ganze Prozedur erwies sich als komplizierter als gedacht, da ständig Listen mit
neuen Anforderungen an uns gesandt wurden. Aber nach langer Mühe war auch dies
geschafft.
Ich persönlich musste glücklicherweise kein Visum beantragen, da ich die türkische
Staatsangehörigkeit habe. Von anderen Kommilitoninnen und Komilitonen habe ich
mitbekommen, dass es in der Türkei zu diversen Schwierigkeiten kommt, wenn man
ausländischer Staatsangehörigkeit ist, da sich die Ausstellung der sogenannten
Residence Permit sehr in die Länge zieht.
2) Unterkunft
Die Yeditepe Universität bietet ihren Studenten die Möglichkeit, auf dem Kampus in
den Dormitories zu wohnen. Alternativ dazu kann man sich auch selber um eine
Unterkunft kümmern. Viele haben sich beispielsweise in dem nächsten größeren
Stadtteil Kadiköy eine Wohnung gemietet, die sie im Normalfall mit anderen
Erasmusstudenten geteilt haben. Ich selbst habe mich für die erstere Variante
entschieden. In den Dorms zu wohnen bietet viele Vorteile. Zunächst ist zu erwähnen,
dass sich alle Erasmusstudenten einen Flur geteilt haben.Dies war optimal, da man
sehr schnell Kontakt zu „Gleichgesinnten“ knüpfen konnte. Die Dorms sind sehr gut
gepflegt. In der Regel gibt es Zweierzimmer mit Betten, Schränken, Regalen,
Schreibtischen, Stühlen, Kühlschrank und einem eigenen Bad. Zwei mal die Woche
kommen Reinigungskräfte und putzen das Zimmer. Schön war auch, dass einmal pro
Woche die Bettwäsche und Handtücher von Seiten der Dorm-Mitarbeiterinnen
gewechselt wurde. Natürlich gab es auch einen Waschraum, in dem man für wenig
Geld seine Wäsche waschen konnte. Es gibt auch eine kleine Kantine in den Dorms,
die bis 23 Uhr geöffnet ist. Das Leben auf dem Kampus hat unzählige Vorteile.Einer
davon ist die Nähe zur juristischen Fakultät. Diese ist innerhalb von 2 Minuten zu
erreichen. Dass die Yeditepe eine private Universität ist, macht sich vor allem bei
Betrachtung des wunderschönen, in Grün gekleideten, Kampusgeländes erkennbar.
Der Kampus hat vieles zu bieten: 2 Schwimmbäder, einen Supermarkt, einen Friseur,
eine Bank, ein Reisebüro, ein Fitnesstudio, viele Sportplätze und mehrere
Kantinen.Der Kampus ist riesengroß, sodass sogenannte „Ring-Busse“ ständig um
den Kampus rotieren und die Studenten von A nach B bringen. Eine weitere
besondere Eigenschaft der Universität ist, dass sich sehr viele Wachhunde auf dem
Kampus befinden. Das liegt daran, dass die Universität direkt an einen Wald grenzt,
von dem eventuell wilde Tiere auf den Kampus könnten. Der Kampus ist durch das
Grün des Waldes ringsherum auch ein ruhiger Ort, an dem man sich von dem
Großstadtlärm erholen kann.
3) Studium an der Gasthochschule
Im Rahmen meines Erasmusaufenthaltes habe ich drei Fächer belegt: Corporative
Criminal Law, Legal Advocacy and Drafting und Basic Concepts of Turkish Law.
Jedes dieser Fächer wird in einem verständlichen Englisch unterrichtet. Die Themen
sind relativ übersichtlich und es ist nicht schwierig, dem Unterricht trotz des
juristischen Englischs zu folgen. Im Rahmen des Semesters werden in jedem Fach
zwei Klausuren geschrieben: die Midterms im November und die Finals von
Dezember bis Januar. Dies gestaltet sich entweder so, dass man eine übliche in-classexam schreibt, oder der Professor sich für eine take-home-exam entscheidet, bei der
man innerhalb einer gewissen Zeit eine Hausarbeit verfassen muss.
Ich persönlich musste beides machen. Ferner unterscheidet sich das Notensystem
deutlich von unserem Notensystem. Anders als in Göttingen, geht die Notenskala von
0-100, während 0 die schlechteste und 100 die beste Bewertung darstellt. Zum
Bestehen muss man die 50 Punkte Grenze überschreiten. Am Ende werden beide
Klausurnoten miteinander verrechnet und aus der Durchschnittsnote folgt die
Benotung von AA-FF, während AA die bestmögliche und FF die schlechtestmögliche
Bewertung darstellt. Es ist noch zu ergänzen, dass es für diejenigen, die eine Klausur
nicht bestanden haben die Möglichkeit gibt, eine Nachholklausur zu schreiben.
4) Alltag und Freizeit
In der riesigen Metropole Istanbul gibt es immer etwas Neues zu entdecken.
Aufgrund dessen, dass wir allgemein nicht so viel Unterricht hatten, bat sich
uns viel Zeit, die Stadt zu erkunden. Mit dem Bus 19 kann man ohne
umzusteigen nach Kadiköy fahren und von dort aus hat man Verbindung in alle
Richtungen Istanbuls. Einerseits kann man von Glück reden, dass Kadiköy als
Zentrale der öffentlichen Verkehrsmittel der nächstgelegene große Stadtteil ist,
andererseits ist auch zu bedenken, dass die Fahrt nach Kadiköy mit dem Bus
eine knappe Stunde dauert. Daran hat man sich aber schnell gewöhnt.
Allgemein muss man in Istanbul immer mit etwas längeren Fahrtzeiten
rechnen, da auch der Istanbuler Verkehr sehr berühmt ist. Istanbul hat als
Metropole unendlich viele Freizeitaktivitäten zu bieten. Allein schon in die Stadt
zu gehen, kann sich als ein Abenteuer eweisen. Die Menschen sind sehr
herzlich und immer fröhlich. Das Besondere und Unverzichtbare an Istanbul ist
der Bosphorus.
Er verbindet Asien und Europa, Kultur und Moderne. Man kann entweder über
eine der Brücken, mit der Fähre oder auch mit der Unterwasserbahn
„Marmaray“ den Bosporus ganz einfach überqueren.
Jeder einzelne Stadtteil hat seinen eigenen Charakter und seine eigenen
Sehenswürdigkeiten.
Zu den unter Touristen beliebtesten Stadtteilen gehört dabei der
Sultanahmetplatz, der unter anderem die weltberühmte Blaue Moschee
(Sultanahmet Moschee), die Hagia Sophia und den Topkapi-Palast umfasst.
Andere berühmte Sehenswürdigkeiten sind beispielsweise der Galata Tower,
der prunkvolle Dolmabahce Palast, der Maidens Tower und die Zisterne
Basilika.
5) Fazit
Schlussfolgernd kann ich sagen, dass der gesamte Erasmusaustausch eine
große Bereicherung für mich gewesen ist. Mein Englisch hat sich aufgrund des
Unterrichts und der Kommunikation mit den anderen Erasmusstudenten
deutlich verbessert. Des Weiteren waren die Themen, die im Unterricht
behandelt wurden, sehr nützlich.
Es war auch spannend herauszufinden, wie man sich in einer solch riesigen
Stadt zurechtfinden kann. Insbesondere wenn man eine kleine Stadt wie
Göttingen gewohnt ist. Ich habe mich durch den Erasmusaustausch auch selbst
besser kennengelernt und meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten erweitert.
Man hat nicht nur fürs Studium, sondern auch fürs Leben gelernt.
Ich würde jedem einen Erasmusaustausch empfehlen.