Norwegen bietet viel Potenzial für den Aufbau einer Bioökonomie Norwegen bietet viel Potenzial für den Aufbau einer Bioökonomie Technologie-Lieferchancen vor allem in der Forst- und Fischereiwirtschaft / Von Heiko Steinacher Oslo (GTAI) - Norwegen unterstützt Maßnahmen zum Aufbau einer nachhaltigen und biobasierten Wirtschaft. Politische Schwerpunkte zum Ausbau der Bioökonomie bilden in dem Königreich Aquakultur und Biomasse. Auf legislativer Ebene wird darüber diskutiert, Steuererleichterungen für Produkte einzuführen, die mit biobasierten Verfahren hergestellt wurden. Außerdem ist die Bioökonomie-Forschung gestärkt worden. Das Interesse an Investitionen und Technologien aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, ist groß. Dank großer maritimer Areale und weitflächiger Waldgebiete verfügt Norwegen über gute natürliche Voraussetzungen zum Aufbau einer Bioökonomie. Bedeutende Wirtschaftszweige dafür sind in dem nordischen Land die Aquakultur sowie die Holz-, Papier- und Lebensmittelindustrie. Bioraffinerien zur Verwertung von Holz- und Fischabfällen Einige norwegische Firmen stellen bereits Produkte aus erneuerbarem, biologischem Material her. Borregaard zum Beispiel hat seine ursprüngliche Produktpalette (Papier, Faserstoffe, Zellulose) in den letzten beiden Jahrzehnten erheblich ausgeweitet und erforscht nun Biochemikalien, um erdölbasierte Rohstoffe zu ersetzen. Mittels einer patentierten Technologie gewinnt das Unternehmen aus Holz und agrarischen Rohstoffen Biochemikalien, Lignin und Cellulose-Ethanol, das der Öl- und Gaskonzern Statoil seinem Kraftstoff beimischt. Die Firma Biokraft stellt verflüssigtes Biogas (liquefied biogas; LBG) aus Abfällen von Lachsfarmen her. Hauptabnehmer sind die Verkehrsbetriebe in Trondheim (siehe GTAI-Bericht "Norwegische Nahverkehrsbetriebe könnten bald auf Biogas umstellen", http://www.gtai.de/norwegen). Laut der Informationsplattform biooekonomie.de befassen sich außerdem immer mehr Unternehmen mit der Ressource Meer, unter anderem zur Gewinnung medizinisch wirksamer Stoffe (zum Beispiel Navamedic, Biotec Pharmacon) oder von Enzymen oder Biomaterialien für industrielle Zwecke (Aqua Biotech Technology, FMC Biopolymer). Ferner wird die Aquakultur mithilfe biotechnologischer Verfahren weiterentwickelt, zum Beispiel für Nahrungs-/Futtermittelinhaltsstoffe (Pronova BioPharma, BioMar) oder Tiergesundheit (Alpharma, ScanVacc, AquaGen). Gute Chancen, um frühzeitig Fuß auf dem norwegischen Markt zu fassen Trotz vielversprechender Bemühungen befindet sich Norwegens Bioökonomiesektor noch in einer vergleichsweise frühen Phase. Daher ist das Interesse an Investitionen und Technologien aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, groß. "Wir haben darüber mit der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gesprochen", sagt Rita Hareid, Leiterin der Abteilung Marktberatung bei der Deutsch-Norwegischen Handelskammer. "Es gibt bereits Akteure in verschiedenen Bereichen der Bioökonomie, die kommerziell agieren und sowohl Know-how als auch Technologie exportieren könnten. Das trifft besonders auf die Forst- und Fischereiwirtschaft zu." Landwirtschaftliche Unternehmen suchen in dem Zusammenhang vor allem nach rentablen Möglichkeiten zur Umwandlung von Biomasse für energetische Zwecke. Das staatseigene Unternehmen Innovasjon Norge 1 www.gtai.de Norwegen bietet viel Potenzial für den Aufbau einer Bioökonomie (Innovation Norway; http://www.innovasjonnorge.no) bietet ein Bioenergieprogramm an, das sich speziell an Landwirte und Waldbesitzer richtet und die Produktion, den Verbrauch und die Distribution von Bioenergie in Form von Brennstoffen oder Heizwärme fördert. Dabei werden Projekte gefördert, die nachweislich Treibhausgasemissionen senken. Die Anschaffung einer Hofbiogasanlage kann zum Beispiel mit bis zu 45% der förderfähigen Investitionskosten bezuschusst werden. Aquakultur und Biomasse bilden politische Schwerpunkte Die Regierung in Oslo hat beschlossen, eine Bioökonomie-Strategie zu entwerfen, die auf der nationalen Biotechnologie-Strategie für die Jahre 2011 bis 2020 aufbauen wird. Darin wurden mehrere Themenbereiche festgelegt, in denen Norwegen biotechnologische Entwicklungen besonders forcieren will. Dazu zählen unter anderem agrarbasierte Lebensmittel und Biomasseerzeugung, umweltfreundliche industrielle Verfahren/ Produkte, Gesundheit, Gesundheitsdienstleistungen und gesundheitsbezogene Branchen. Flankiert werden könnten solche Bestrebungen durch Steuererleichterungen für Produkte, die mit biobasierten Verfahren hergestellt wurden. Neben solchen Vorschlägen wird darüber diskutiert, Biogas auch in Zukunft weiter von der Verbrauchssteuer auf Kraftstoffe zu befreien. Darüber hinaus stellt der norwegische Forschungsrat Fördergelder für neue Forschungsprojekte bereit (siehe GTAI-Bericht "Norwegen will Life-Science-Sektor ausbauen", http:// www.gtai.de/norwegen). Zur Unterstützung der Wissenschaft hat im Sommer 2015 das dem Landwirtschaftsministerium unterstehende Institut für Bioökonomische Forschung (NIBIO) seine Arbeit aufgenommen. Es entstand durch die Fusion des Institute for Agricultural and Environmental Research (Bioforsk), des Norwegischen Wald- und Landwirtschaftlichen Instituts und des Norwegischen Agricultural Economics Research Institute (NILF). Bereits im Jahr 2012 hat Norwegen einen Zehnjahresplan für die Bioökonomie mit dem Titel BIONAER verabschiedet. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Forschungsprogramm mit Fokus auf Land- und Forstwirtschaft sowie naturbasierte Wertschöpfungsketten; ein weiterer Schwerpunkt ist Nahrung aus dem Meer. Forscher der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität NTNU sowie der Forschungsinstitute NIBIO, SINTEF und Norut sollen bis zum Jahr 2018 ausloten, wie der Übergang zu einer intelligenten und nachhaltigen Bioökonomie in Norwegen aussehen kann. Das Projekt (BioSmart) wird von der Stiftung Bygdeforskning geleitet. Neben einer Reihe wissenschaftlicher Studien zu möglichen Verlaufsszenarien bilden erforderliche Rechtsbedingungen dabei einen wesentlichen Untersuchungsgegenstand. (S.H.) Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. 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