Tierheimen droht die Insolvenz - tierschutz

Tierheimen droht die Insolvenz
Saarländischer Tierschutzbeauftragter legt Jahresbericht vor – Kritik am
Sportangeln
Von Ute Klockner,
07. Juni 2016, 02:00 Uhr
Zwar habe „der Zug ‚Tierschutz' an Fahrt aufgenommen“, sagt der saarländische
Tierschutzbeauftragte Hans-Friedrich Willimzik. Doch es gebe noch viel zu tun. Auch
die Parteien müssten sich mehr um das Thema kümmern.
Der Kampf gegen Tierversuche und Wildtiere im Zirkus, der Einsatz für die artgerechte
Haltung von Nutztieren, für eine Kennzeichnungspflicht für Hunde undKatzen sowie für die
Kastration freilaufender Katzen: „Tierschutz ist ein Fass ohne Boden. Es gibt sehr viel zu
tun“, sagte der Tierarzt Hans-Friedrich Willimzik, als er im Februar 2014 das Ehrenamt als
erster saarländischer Tierschutzbeauftragter antrat. Seitdem ist der 65-Jährige
Ansprechpartner Nummer eins für Verbände und Politik, für die Medien und die
Bevölkerung. Gerade hat er seinen zweiten Tätigkeitsbericht für den Zeitraum Mai 2015 bis
April 2016 vorgelegt. 15 500 Kilometer hat er in diesem Zeitraum im Dienst der Tiere
zurückgelegt, Fortbildungen und Diskussionsveranstaltungen besucht, als Mediator gewirkt
oder bei Politikern für die Ziele der Tierschützer geworben. Noch immer gebe es „dicke
Bretter zu bohren“. So lässt die vom Landtag im August 2014 beschlossene
Bundesratsinitiative für die Kennzeichnungspflicht von Hunden und Katzen noch auf sich
warten. Dennoch habe in den vergangenen zwölf Monaten „der Zug ‚Tierschutz' an Fahrt
aufgenommen“, resümiert Willimzik in seinem Bericht. So sei erstmalig der saarländische
Jugend-Tierschutzpreis verliehen worden und die neue Wildvogel-Auffangstation in
Püttlingen habe ihren Betrieb aufgenommen. Auch medial stoße das Thema „Tierschutz“ auf
breiteres Interesse.
„Dramatisch verschlechtert“ habe sich hingegen die finanzielle Lage der Tierheime in
Homburg und Niederlinxweiler. „Wenn nicht im Laufe dieses Sommers eine konkrete und
langfristige Finanzierung für beide Tierheime beschlossen wird, droht die Gefahr einer
Insolvenz“, warnt der Tierschutzbeauftragte. Die Kommunen hätten den Auftrag, Fundtiere
unterzubringen – müsse die öffentliche Hand die Tierheime selber betreiben, würden sich die
Kosten verdoppeln. Willimzik verweist auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der
eine finanzielle Entlastung der Tierheime vorsieht. „Heute, 16 Monate vor den
Bundestagswahlen, ist davon leider noch überhaupt nichts umgesetzt“, kritisiert er.
Im Bereich Fischerei und Angeln müsse dem Tierschutz ein höherer Stellenwert zukommen.
„Auch Fische empfinden Schmerzen“, schreibt Willimzik und geht kritisch mit dem Sport
angeln ins Gericht. „Solche Veranstaltungen sind in keiner Form durch unser Grundgesetz
oder durch das Tierschutzgesetz zu rechtfertigen.“ Ein vernünftiger Grund für Fischerei sei
nach heutiger Rechtsauffassung die Nahrungsgewinnung, beim Sport angeln stehe jedoch der
Wettkampfgedanke im Vordergrund. Er appelliert an die saarländischen Tierschützer, sich
aktiv bei der bevorstehenden Änderung des Fischereigesetzes mit einzubringen.
Mit Blick auf den Landtagswahlkampf wünscht sich der Tiermediziner, dass
derTierschutz sich stärker in den Wahlprogrammen der Parteien widerspiegelt. Er empfiehlt
der Landesregierung, für die nächste Legislaturperiode ein nachhaltiges Tierschutzkonzept zu
entwickeln, das die Aufgaben und Ziele für die Wahlperiode auflistet. Auch sei eine
einheitliche Verordnung zum Umgang mit Fundtieren und verletzten Wildtieren notwendig.
Ebenfalls benötigt werde eine Auffangstation für exotische Tiere.
Hans-Friedrich Willimzik appelliert an die Verbände der Nutztierhalter in der Landwirtschaft,
sich konstruktiv mit den Problemen unter anderem bei der Milchviehwirtschaft
auseinanderzusetzen. „Aus dem Saarland hat es zwei Fälle im letzten Jahr gegeben, wo hoch
tragende Rinder der Schlachtung zugeführt wurden“, schreibt der Tierarzt. Einzelheiten,
warum dies geschehen ist, seien nicht bekannt.
Quelle:
http://www.saarbrueckerzeitung.de/saarland/saarbruecken/saarbruecken/saarbruecken/Saarbruecken-JahresberichteKatzen-Konkurse-Tierschutz-Tierschuetzer-Tieraerzte-Wirtschaftbranche-FischereiZuege;art446398,6165121