Amerikanisches und chinesisches Flugzeug erneut fast - K

Amerikanisches und chinesisches
Flugzeug erneut fast zusammengestoßen
Von Peter Symonds
Am Dienstag kam es laut Angaben der USA über dem Ostchinesischen Meer
zu einer „bedenklich“ nahen Begegnung zwischen einem amerikanischen
Aufklärungsflugzeug und einem chinesischen Kampfflugzeug. Der bisher
noch unbestätigte Zwischenfall ereignete sich vor dem Hintergrund der
aggressiven Haltung Washingtons in den Seegebietstreitigkeiten im Ostund Südchinesischen Meer.
Wie das US Pacific Command erklärte, haben zwei chinesische Kampfjets
vom Typ J-10 ein amerikanisches Flugzeug vom Typ RC-135 abgefangen,
das sich angeblich auf einer „Routinepatrouille“ in einem nicht näher
beschriebenen Gebiet des Ostchinesischen Meeres befand. Einer der
chinesischen Jets sei „bedenklich nahe“ an das amerikanische Flugzeug
herangeflogen. „Nach ersten Einschätzungen war es scheinbar ein Fall
von unangemessenem Flugverhalten. Es kam zu keinen anderen provokanten
oder bedenklichen Manövern.“ Ein amerikanischer Regierungsvertreter
erklärte gegenüber CNN, das chinesische Flugzeug habe sich nicht
weiter als 30 Meter genähert.
Die amerikanischen und internationalen Medien gaben diese Schilderung
unkritisch wieder und schmückten sie zu Schlagzeilen aus wie:
„Bedenkliches
Abfangmanöver
chinesischer
Flugzeuge
gegen
amerikanisches Spionageflugzeug“ (Washington Post), „Chinesisches
Flugzeug bedroht amerikanischen Aufklärer“ (Washington Times) und
„Warum fängt China amerikanische Flugzeuge auf Routinepatrouillen ab?“
(Christian Science Monitor)
Der Vorfall wird wieder einmal ausgenutzt, um China als „provokant“
und „expansionistisch“ darzustellen. So soll die massive Aufrüstung
des US-Militärs in der ganzen Region im Rahmen von Präsident Obamas
„Pivot to Asia“ gerechtfertigt werden. Der jüngste Vorfall ist jedoch
kein Anzeichen für Chinas Aggression, sondern dafür, dass Washington
eine Eskalation seiner Provokationen vorbereitet. Als Vorwand dient
ihm dabei ein diesen Monat erwartetes Urteil des Ständigen Schiedshofs
der
Vereinten
Nationen
in
einer
Klage
der
Philippinen
gegen
chinesische Gebietsansprüche. Die Philippinen werden dabei von den USA
unterstützt.
Letzten Monat ereignete sich bereits ein ähnlicher Vorfall. Laut
Angaben des Pentagon hatten zwei chinesische Jagdflugzeuge ein
amerikanisches
Aufklärungsflugzeug
im
Südchinesischen
Meer
auf
bedenkliche Weise abgefangen.
Die
eigentliche
amerikanische
Frage
ist
nicht,
Spionageflugzeuge
amerikanischen
warum
abfangen,
Aufklärungsflugzeuge
chinesische
sondern
Flugzeuge
warum
„Routinemissionen“
diese
vor
dem
chinesischen Festland fliegen. Wenn China auch nur gelegentlich
Aufklärungsflüge vor der amerikanischen Westküste durchführen würde,
vor allem in der Nähe von wichtigen Marinestützpunkten, wären die
Medien sofort voll mit Forderungen nach präventiven Militäraktionen
oder Schlimmerem.
Das Pacific Command veröffentlichte keine Informationen darüber, wie
diese jüngste „Routinemission“ ablief oder was ihr Ziel war. Die
großen Marinestützpunkte auf der südchinesischen Insel Hainan, vor
allem die U-Boot-Bunker, werden schon seit langem von den USA
überwacht. Die RC-135-Flugzeuge können für eine ganze Reihe von
elektronischen Überwachungs- und Störoperationen konfiguriert werden.
Das chinesische Verteidigungsministerium warf den USA am Mittwoch vor,
sie würden den Vorfall
„erneut vorsätzlich ausschlachten.“ Es
erklärte: „Chinesische Militärpiloten halten sich bei ihren Einsätzen
immer an die Gesetze und Verordnungen. Sie sind professionell und
verantwortungsbewusst.“
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Hong Lei erklärte, der
„Kern des Problems“ sei die Präsenz amerikanischer Militärflugzeuge in
der Nähe des chinesischen Festlandes. „Die USA fliegen weiterhin
aufdringliche Aufklärungsflüge gegen China und schädigen damit die
maritime Sicherheit Chinas in erheblichem Maße.“
Zeitgleich mit dem Vorfall am Dienstag trafen sich amerikanische
Regierungsvertreter mit ihren chinesischen Amtskollegen in Peking zu
einem jährlichen Wirtschafts- und Strategiedialog. Das zweitägige
Treffen endete, ohne dass bei einer einzigen wichtigen Frage eine
Einigung erzielt worden wäre. Diskutiert wurde u.a. über die Forderung
der USA, China solle seine „Überkapazitäten“ reduzieren, vor allem bei
Stahl und Aluminium, und seine Wirtschaft noch mehr für amerikanische
Investoren öffnen.
Während des Shangri-La-Dialogs in Singapur am letzten Wochenende kam
es
zum
Streit
zwischen
Regierungsvertretern
über
chinesischen
und
sicherheitspolitische
amerikanischen
und
militärische
Fragen. US-Verteidigungsminister Ashton Carter warf Peking vor, es sei
durch seine Aktivitäten „auf den Meeren, im Cyberspace und im Luftraum
der Region“ für die angespannte Lage verantwortlich. Als kaum
verhohlene Drohung an China erklärte er, die USA hätten im asiatischen
Pazifik hochmoderne Waffen stationiert, denen alle anderen Länder auf
Jahrzehnte nichts entgegenzusetzen hätten.
Washington beruft sich bei seinen Einmischungen im Streit um das
Südchinesische Meer immer wieder auf die „Freiheit der Seefahrt und
des Überflugs“. Mit diesem Vorwand war die US Navy dreimal in
provokanter Weise in die Zwölf-Meilen-Zone um von China beanspruchte
Inseln eingedrungen. Angeblich ging es den USA dabei um den Schutz der
für den Handel wichtigen Schifffahrtsrouten. Ihr eigentliches Ziel ist
es jedoch, die „Freiheit“ ihrer Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge zu
schützen, in der Nähe der chinesischen Küsten zu operieren.
Die als AirSea Battle bezeichnete Strategie des Pentagon für einen
Krieg gegen China sieht massive Luft- und Raketenangriffe auf das
chinesische Festland vor, unterstützt von einer Seeblockade, die
Chinas Energie- und Rohstoffimporte aus dem Nahen Osten und Afrika
unterbinden soll. Alle dafür benötigten Handelsrouten verlaufen durch
das Ost- und Südchinesische Meer.
Die jüngste Begegnung von Flugzeugen verdeutlicht einmal mehr, dass
eine
Fehlkalkulation
chinesischen
Flugzeugs
oder
oder
ein
Missverständnis
Kriegsschiffs
seitens
eines
möglicherweise
einen
Konflikt auslösen könnte. Im Jahr 2001 war ein chinesischer Kampfjet
mit
einem
amerikanischen
Spionageflugzeug
zusammengestoßen
und
abgestürzt. Das amerikanische Flugzeug musste auf Hainan landen. Der
Vorfall löste damals einen schweren diplomatischen Streit aus. In der
heutigen, von Spannung und Misstrauen geprägten Atmosphäre, hätte ein
solcher Vorfall noch schlimmere Folgen.