Der Kampf um unsere Gefühle

Der Kampf um unsere Gefühle
Neh 4,6-8; 1,4 (Predigtserie) / Pastor Walter Bösch / Wien, 2016-06-05
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Der Wiederaufbau der Stadtmauer von Jerusalem (ca. 440 B.C.) fand unter der Leitung von Nehemia statt und
alle Juden arbeiten mit, Schulter an Schulter. Dieses Geschehen mobilisierte auch ihre Feinde zum nächsten
Angriff. Diesmal konzentrierten sie sich auf die „offenen Stellen“ durch die sie eindringen und das ganze
Projekt verhindern wollten.
„Offene Stellen“ können auch in unserem Fühlen und Denken gefährliche Lücken aufweisen, deshalb lautete
das letzte Predigtthema der „Kampf im Kopf“ und das heutige der „Kampf um Gefühle“. Dabei geht‘s um einen
sensiblen Bereich der Seele, und, wie wir mit „offenen“ Stellen in unseren Gefühlen umgehen können.
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Gefühle sind ein wichtiger Teil von uns
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Im NT wird der Mensch auch als Wesen mit Geist, Seele und Körper beschrieben. Alle drei Bereiche sollen
durch die wiederherstellende Arbeit Gottes aufgebaut werden:
„Mein größter Wunsch ist, dass Gott euch mit seinem Frieden erfüllt und ihr ohne jede Einschränkung ganz ihm
gehört. Nur so könnt ihr, wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt, rein und fehlerlos an Geist, Seele und
Leib vor ihm erscheinen.“ (1Thess 5,23)
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Was können „offene Stellen“ sein in unserer Gefühlswelt?
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Jeder Mensch kennt Momente in denen er über den Weg der Gefühle ‚feindliche‘ Impulse in sein Herz hinein
ließ, die dann eine negative Auswirkung auf den ganzen Menschen hatten. Der ‚Feind‘ liebt es, die verletzte
oder offene Gefühlswelt der Christen zu nutzen um sein Unwesen zu treiben. Solche Einfallstore können z.B.
sein:
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Angst: Die Mauerbauer wurden „zehnmal“ (4,6) auf die bösen Absichten der Feinde aufmerksam gemacht, ein
‚Nervenkrieg‘, der ohne weiteres Angst auslösen konnte.
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Minderwertigkeitsgefühle: Eine häufige „offene Stelle“ ist das Gefühl der Minderwertigkeit. Die Feinde wollten
diese „ohnmächtigen Juden“ genau an diesem Punkt treffen (3,34-35).
Auch manche kennen dieses Gefühl der Minderwertigkeit und manche merken gar nicht, dass der Feind
dahintersteckt:
„Das Volk der Judäer sang ein Klagelied: "Die Kraft der Träger reicht nicht mehr, der Schutt ist viel zu viel.
Alleine ist es uns zu schwer, wir kommen nie ans Ziel." Unsere Feinde dachten: "Noch bevor die Juden uns
bemerken, sind wir schon mitten unter ihnen, bringen sie um und zerstören ihr Bauwerk!"“ (4,4-5)
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Hochmut: Manche fallen auf der anderen Seite vom Pferd und tappen in die Falle des Stolzes, wie die
Vornehmen, die „ihren Nacken nicht für den Mauerbau beugten“ (3,5). Solche Leute finden immer einen Grund
(Aussehen, Wissen, Besitz, Schläue...), um sich über andere zu erheben und sich selbst dadurch besser zu fühlen.
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Reaktionsmuster verletzter Gefühle: Wie oft reagieren erwachsene Christen unverhältnismäßig stark auf
Situationen des Lebens, weil sie aus Gefühlsverletzungen der Vergangenheit Verhaltensmuster agieren. Der
Teufel hat z.B. schon in ihre Kinderseele eine offene Stelle geschlagen, und benutzt diese immer noch (trotz
Bekehrung). Z.B.:
- Sexuell Belästigte/Missbrauchte (Ablehnung des anderen Geschlechts / Selbstverdammende Gedanken /
Sich gehen lassen, weil ja sowieso alles im Eimer ist / …)
- Rückzug: ‚Druck‘ in Schule/Ausbildung haben zum Rückzugsverhalten geführt.
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Stopf die Löcher mit der Liebe Gottes
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Gott hält uns all diese falschen Verhaltensweisen nicht vor – sondern er will uns helfen, die ‚offenen Stellen‘ zu
schließen, um nicht ständig vom Feind fertiggemacht werden zu können. ‚Nehemia‘, ein Bild für den Hl.Geist,
ist gekommen im Auftrag Gottes um diese Löcher zu stopfen und Frieden (Shalom) nach Jerusalem (mein
Herz) zu bringen. Dazu einige Bibelzitate:
„Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten. Ich aber bringe allen, die zu mir gehören,
das Leben - und dies im Überfluss“ (Joh 10,10)
„Denn durch den Heiligen Geist, der uns geschenkt wurde, ist Gottes Liebe (ausgegossen) in uns.“ (Rö 5,5)
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Geheilte Gefühle (1,4) sind ein wunderbares Geschenk, denn gesunde Gefühle bewirken Wunderbares, wie wir
bei Nehemia sehen. Seine eigene Gefühlswelt war gesund, als er vor dem König und später vor den
Verantwortlichen wichtige Reden hielt:
„Kommt und lasst uns die Mauer Jerusalems <wieder> aufbauen, damit wir nicht länger geschmäht werden
können. Und ich berichtete von der Hand meines Gottes, die gütig über mir <gewaltet hatte>, und auch von
den Worten des Königs, die er zu mir geredet hatte. Da sagten sie: Wir wollen uns aufmachen und bauen! Und
sie stärkten ihre Hände zum Guten“ (2,17-18)
Auch Paulus schrieb: „Diesen kostbaren Schatz tragen wir allerdings in einem zerbrechlichen Gefäß. Denn so
wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns
selbst. Denn obwohl uns die Schwierigkeiten von allen Seiten bedrängen (auch emotional), lassen wir uns nicht
von ihnen überwältigen…“ (2Kor 4,7-8)
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Leg alte Muster ab und zieh neue an
Lege ganz bewusst alte Muster und Verletzungen in Gottes Gegenwart ab und zieh neue an:
„Lasst euch nicht mehr von Zorn und Hass beherrschen. Schluss mit aller Bosheit! Schluss mit dem
gotteslästerlichen Reden und Fluchen! Hört auf, euch gegenseitig zu belügen. Ihr habt doch euer früheres
Leben mit allem, was dazugehörte, wie alte Kleider abgelegt. Zieht jetzt neue Kleider an, denn ihr seid neue
Menschen geworden! Lasst euch von Gott erneuern. So entsprecht ihr immer mehr dem Bild, nach dem Gott
euch geschaffen hat“ (Kol 3,8-10)
„Mit Bitterkeit, Jähzorn, Wut, gehässigem Gerede oder anderen Gemeinheiten sollt ihr nichts mehr zu tun
haben. Seid vielmehr freundlich und barmherzig, immer bereit, einander zu vergeben, so wie Gott euch durch
Jesus Christus vergeben hat“ (Eph 5,31-32)
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Nehemias Gefühlswelt zeigt wiederholt, dass er (meistens) richtig mit schwierigen Situationen umgegangen ist.
Er ließ sich nicht zu sehr von seinen Gefühlen lenken, sondern ging zuerst zu Gott, und dann reflektierte er
auch selbst im Gebet:
„Als ich das hörte, setzte ich mich hin und weinte. Ich trauerte tagelang, fastete und betete: "Ach Herr, du Gott
des Himmels… „ (1,4-5)
„Als ich ihre Klagen hörte und von dem Unrecht erfuhr, wurde ich sehr zornig. Ich dachte über alles gründlich
nach…“ (5,6-7)
Auch Salomo sagte: „Wer seine Gefühle beherrscht, hat Verstand“ (Spr 14,29)
„Habt keine Angst vor ihnen! Vertraut dem Herrn, denn er ist groß und mächtig“ (4,8)
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Wenn dir durch diese Predigt eine oder mehrere „offene Stellen“ in deiner Schutzmauer vor dem Feind
aufgefallen sind, durch die dieser ständig sein Unwesen treibt, dann schließe diese Löcher jetzt, indem du die
richtigen Entscheidungen triffst, eine längere Zeit des Reflektierens und Betens planst, ev. auch unter Mithilfe
einer Vertrauensperson einen Prozess der Heilung angehst, denn …
„Achte auf deine Gedanken und Gefühle, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben!“
„Mehr als alles, was man <sonst> bewahrt, behüte dein Herz!
Denn in ihm <entspringt> die Quelle des Lebens“
(Spr 4,23 Hfa/EÜ)
Vorschläge für Fragen in der Kleingruppe
? Gibt es in deiner Mauer „offene Stellen“ der Angst, Minderwertigkeit, Hochmut oder ungute Verhaltensweisen
? Wie kannst du diese Löcher effektiv und bleibend schließen
? Was hat Gott durch diese Predigt bei dir ausgelöst
Freie Christengemeinde, Halbgasse 17, A-1070 Wien. +43 1 523 63 78, www.fcg-wien.at
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