Papierlose Fertigung – Traum oder Albtraum? Ein Blick in die Produktion vieler Unternehmen zeigt, dass die Papierindustrie hier noch treue Kunden hat. Die vorhandenen Papierberge haben natürlich einen Zweck. Sie dienen u.a. dazu, dass die Mitarbeitenden auf Zeichnungen erkennen, was produziert werden soll. Weiterhin können durch Begleitzettel die Werkstücke in der Produktion eindeutig identifiziert werden (falls der Zettel nicht abgeht). Die Montage entnimmt der Stückliste, was zusammengebaut werden muss und die Materialbereitstellung erkennt, welche Teile hierzu aus dem Lager geholt werden müssen. Die Fertigmeldung erfolgt ebenfalls auf einem Zettel, wird eingesammelt und in das ERPSystem eingetippt. Bildnachweis: © fotolia - FrankU Die Betrachtung der Nutzungsmöglichkeiten von Papier in der Produktion kann nun beliebig fortgesetzt werden. Ein Gedanke liegt jedoch nun nahe: Die Welt ist digital – weg mit dem Papier! Doch Stopp! Es gibt kein IT-Produkt namens „Papierlose Fertigung“, welches gekauft und eingesetzt werden kann. Das Papier ist nämlich nicht das Optimierungspotenzial, sondern die damit verbundenen Prozesse. Um dieses Potenzial zu heben, bedarf es zunächst keiner neuen IT-Lösung, sondern einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Informationsfluss. So hat z.B. ein Unternehmen der Stahlindustrie im Rahmen eines KVP-Themas herausgefunden, dass pro Jahr 85.000 Zeichnungen ausgedruckt und verteilt werden. Bei genauer Betrachtung des Prozesses wurde festgestellt, dass die Zeich- Autor Harald Höth nungen noch einem veralteten Verteiler verteilt werden und ca. 25 % der aufwändig gedruckten Zeichnungen eigentlich nicht benötigt werden. Es ist sicherlich jedermann einleuchtend, dass sich der Aufwand zur Aktualisierung des Verteilers durch das eingesparte Material in kürzester Zeit amortisiert. Geht man jedoch im Sinne von PDCA (Plan – Do – Check – Act) in der Phase A (Act) der Suche etwas weiter auf den Grund, stellt man fest, dass bei den zu produzierenden Produkten ein relativ hoher Standardisierungsgrad herrscht. Das bedeutet, viele Produkte werden mehrfach gefertigt, warum also trotzdem immer wieder die Zeichnung neu verteilen? Dies führte erneut zu einer Einsparung von Aufwand und Papier. Eine neue Frage: „Wie können Zeichnungsänderungen sicher verteilt werden?“ führte dann zu einem neuen PDCA Zyklus. Dieser beschäftigt sich nun damit, ganz auf Papier zu verzichten und die Zeichnungen nur noch digital zu verteilen. Einerseits benötigt man hierzu Investitionen für Lesegeräte (z.B. Industrie-Tablets), andererseits ist der Nutzen hierbei viel größer. Es können nämlich gezielt die detaillierte Informationen der Zeichnung (oder besser des 3D-Modells) angesehen werden, die man wirklich benötigt. Die Tablets können aber mehr als nur Zeichnungen anzuzeigen, Man kann z.B. mit der eingebauten Kamera über Barcodes die Werkstücke in der Produktion identifizieren und benötigt keine Warenbegleitzettel mehr oder man kann durch einen Soll-Ist-Vergleich des 3D-Modells mit den echten Bauteilen Abweichungen erkennen. Somit rechnen sich auch diese Investitionen sehr schnell. Selbstverständlich kann man den Weg zur papierlosen Fertigung auch durch entsprechende komplexere Projekte angehen (z.B. Experten-KVP). Aber auch hierbei immer daran denken: Erst die Prozesse betrachten (Ist und Soll), dann die Hilfsmittel auswählen! _________________________________________________________________ GEPRO mbH – Schloss-Rahe-Str. 15 – 52072 Aachen – T +49 241 9367-2900 [email protected] – www.gepro.com
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