t s b r He Feuer Besuch bei der Ausstellung „Anstiftung zum Leben“ 54. AUSGABE MAI 2016 Geborgen in guten Händen HERBST FEUER Inhaltsverzeichnis NEUES AUS DER STIFTUNG Die Fülle des Lebens sichtbar machen...................................................................................4 Kostengünstig in der Nähe bleiben können..........................................................................6 20 JAHRE SENIORENSTIFTUNG PRENZLAUER BERG Nicht nur reine Geschmackssache.........................................................................................7 Koch- und Backangebote rund ums Kalenderjahr | Spargel in Aspik.............................10 Eine Anregung für die heiße Jahreszeit...............................................................................11 Die Pellkartoffelsaison ist eröffnet!......................................................................................12 In der Weihnachtsbäckerei...................................................................................................13 EHRENAMT IN DER STIFTUNG Mein Ehrenamt in der Seniorenstiftung..............................................................................14 AUS DER REDAKTION Der preußische Kaffeeriecher...............................................................................................15 Angekommen und angenommen (Teil 2)...........................................................................16 Auf der Flucht........................................................................................................................18 Von der Kapitulation bis zum Sommer 1946......................................................................24 Frühlingslieder (Rätsel).........................................................................................................27 VORGESTELLT 10 Fragen an... Peter Kluth....................................................................................................28 Ein Berufsleben, das sich gewaschen hat............................................................................30 10 Fragen an... Antje Stöpper...............................................................................................32 „Wenn‘s nicht mehr geht, muss man aufhören“................................................................34 AUS DEM LEBEN DER STIFTUNG (Ehe-)Partnertreff...................................................................................................................35 Veranstaltungshinweise........................................................................................................36 Lach mal wieder.....................................................................................................................38 Frühjahrsmüdigkeit oder Frühlingsgefühle?.......................................................................39 Experten informierten zu Elternunterhalt und Erbrecht....................................................40 Das kam uns aber spanisch vor | Eine Reise nach Spanien.......................................41/42 Brasilianische Rhythmen......................................................................................................43 Kalinka und Matroschkas......................................................................................................44 Gut gekleidet in die warme Jahreszeit.................................................................................45 DANKSAGUNGEN UND NACHRUFE Danksagung Lieselotte Haubenschild..................................................................................47 In Memoriam Gerhard Kiesling...........................................................................................48 Danksagung Elfriede Kemnitz | Danksagung Ilse Behr...................................................49 Danksagung Melitta Behrend | Danksagung Rolf Manfred Hasse............................50/51 Impressum.............................................................................................................................51 HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 3 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, genießen Sie schon die ersten Sonnenstrahlen? Die Natur erwacht aus dem Winterschlaf, die Bäume schlagen aus und die Blumen blühen. Wir lassen die langen Wochen mit wenig Licht und viel Kälte hinter uns und freuen uns auf einen hoffentlich unbeschwerten Frühling. Frühling bedeutet für viele Menschen aber auch Pollenzeit und Heuschnupfen. Mir setzen die ersten Pollen bereits zu, dennoch genieße ich unverdrossen die wärmende Sonne. Für juckende Augen und laufende Nasen gibt’s zu Glück ja genügend Hilfsmittel. Für diese Herbstfeuerausgabe haben Mitarbeiter, Bewohner, Angehörige und Ehrenamtliche wieder viele Berichte geschrieben und für Sie zu einer abwechslungsreichen Zeitschrift zusammengestellt, die Ihnen hoffentlich beim Lesen großes Vergnügen bereitet. Wir versuchen Ihnen Einblicke in unser Stiftungsleben zu geben. Hier ist immer etwas los! Wichtig für den Erfolg der vielen Veranstaltungen und natürlich ebenso für das tägliche Leben ist auch ein gutes Küchenteam. Zwanzig Jahre Seniorenstiftung beinhalten auch die Geschichte von zwanzig Jahren gastronomischer Angebote, die den Geschmack der Kunden treffen. Lernen Sie in dieser Ausgabe unsere Küchenleitung kennen und begleiten Sie sie bei ihrer Arbeit. Anschaulich werden die täglichen Herausforderungen, wenn man weiß, dass Tag für Tag etwa 700 Mittagessen zubereitet und in unseren Häusern verspeist werden. Neben dem Mittagessen, bei dem stets zwei Menüs zur Auswahl stehen, gilt es für Frühstück, Zwischenmahlzeit, Nachmittagskaffee, Abendbrot, Spätmahlzeit und Nachtmahlzeit sowie die jederzeitige Bereitstellung von Getränken zu sorgen. Dabei arbeiten die Küchenteams mit den Pflegeteams Hand in Hand. Mit Elan und Freude sind unsere Bewohnerinnen und Bewohner auch in Koch- und Backgruppen aktiv. Dort werden nicht nur altvertraute Speisen gemeinschaftlich zubereitet, sondern es wird auch Neues ausprobiert. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, einen sonnigen und warmen Frühling und natürlich stets etwas Leckeres zu essen und zu trinken. Ihr Wilfried Brexel Vorstandsvorsitzender HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 4 Neues aus der Stiftung Herr Brexel und Frau Kudraß betrachten ein Kalenderbild Die Fülle des Lebens sichtbar machen ine Frau mit einem Blumenkranz im Haar sitzt in einem Garten und spielt Gitarre. Hinter einer Leiter steht lächelnd ein Maurer, der ganz unverhohlen seine Freude am Beruf zeigt. An einem festlich gedeckten Tisch sitzt ein Paar und hält die Hände fest umschlungen. Ein anderer Mann lächelt die Betrachter an – umringt von E Frau Zürn-Kasztantowicz (Mitte) und Herr Brexel bedanken sich bei der Leiterin des Stadtteilzentrums Gertraude Wagner mit einem Blumenstrauß Mitgliedern seiner Familie. Und auf einer Bodenmatte sitzt eine sportlich gekleidete Frau gemeinsam mit zwei Kindern und stemmt ohne Mühe zwei Hanteln. Situationen aus dem täglichen, und doch nicht ganz alltäglichen Leben. Denn was die Szenen miteinander verbindet, sind die Protagonisten: die Models sind Menschen in hohem Alter. Sie leben oder lebten in Pflegeeinrichtungen der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg und haben sich für Aufnahmen der Fotografin Nadine Stanke zur Verfügung gestellt. Menschen, die z.T. schon langjährig aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, stellen Momente ihres Arbeitslebens dar, zeigen sich in Situationen, die sie gern erlebt haben oder hätten, oder geben Einblicke in den Alltag und das Leben der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 5 Neues aus der Stiftung „Anstiftung zum Leben“ Im Jahr 2013 entstand die Idee, einen Foto-Wandkalender für die Seniorenstiftung Prenzlauer Berg zu erstellen. Fotografin Nadine Stanke, die sich in der Stiftung ehrenamtlich engagiert, erklärte sich sofort bereit, bei dem Projekt mitzuwirken. Eine Projektgruppe beriet über Inhalte und übernahm die nötigen Vorbereitungen. Dann begannen die fotografischen Sitzungen. Ergebnis war der beeindruckende Fotokalender „Anstiftung zum Leben – 2014“, der im Dezember 2013 fertiggestellt werden konnte. Inzwischen liegt bereits die dritte Ausgabe vor. Zugleich ist damit eine Sammlung faszinierender Aufnahmen entstanden, die nun in einer Ausstellung im Stadtteilzentrum Pankow, Schönholzer Str. 10, zu sehen ist. Neben der bestechenden Qualität der Fotos lässt sich in den Motiven auch etwas von Freiheit und Lebensfreude im Alter wie auch von der zugewandten Begleitung der Seniorenstiftung erahnen. Bei der Eröffnung am 4. April 2016 waren einige der Porträtierten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung dabei. Für das Stadtteilzentrum berichtete Gertraude Wagner über die Arbeit des Hauses. Der Vorstandsvorsitzende der Seniorenstiftung, Wilfried Brexel, erzählte von der Entstehung der Fotos und Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz gab ihrer Freude Ausdruck, dass die Aufnahmen der Stiftungs-Wandkalender nun auch der Öffentlichkeit gezeigt werden. Mit dem anschließenden Sektempfang war der Weg freigegeben, die Exponate zu besichtigen. Auf drei Etagen können die Fotos – für jedermann mit einem Aufzug gut erreichbar – besichtigt werden. jl „Anstiftung zum Leben“ Eine Ausstellung mit Fotografien von Nadine Stanke im Stadtteilzentrum Pankow Schönholzer Str. 10, 13187 Berlin Die Ausstellung kann vom 4. April bis zum 31. Mai 2016 montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Verkehrsverbindung: C M1 bis Rathaus Pankow E 107, 155, 250, 255 D U2 bis Pankow B S85, S25, S1 bis Wollankstr., S2, S8 bis Pankow HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 6 Neues aus der Stiftung Informationen + Reservierungen Daniela Paulus (Gürtelstraße 3 2a) Tel. 428447 - 41 15, Fax 428447 - 41 11 daniela.paulu s@seniorenstiftu ng.org Sandra Warnke (Stavangerstraß e 26) Tel. 428447 - 81 15, Fax 428447 - 8111 sandra.warn ke@seniorenstif tung.org Kostengünstig in der Nähe bleiben können Gästezimmer für Angehörige und Besucher in der Seniorenstiftung iele unserer Bewohner und Mieter haben Angehörige, Freunde oder Bekannte, die mehr oder weniger weit von Berlin entfernt wohnen. Wenn diese nun ihre Lieben in der Seniorenstiftung besuchen wollen, dann müssen sie eine Anreise in Kauf nehmen und brauchen oftmals eine Übernachtungsmöglichkeit, da sie nicht immer am selben Tag zurückreisen können oder sowieso einen längeren Aufenthalt in Berlin eingeplant hatten. Sollten Sie zu dieser Personengruppe gehören, dann interessiert Sie bestimmt, dass in der V Seniorenstiftung insgesamt drei Gästezimmer zur Verfügung stehen, zwei in der Gürtelstraße 32a und eines in der Stavangerstraße 26. Die Zimmer sind mit Nasszelle und Fernseher ausgestattet und kosten nur 20 Euro pro Person/ Nacht. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie – ebenfalls gegen geringes Entgelt – alle Mahlzeiten in der Seniorenstiftung einnehmen können. Eine frühzeitige Reservierung ist empfehlenswert, damit Sie sich bei Ihrem Besuch mit Ihren Angehörigen beschäftigen können – und nicht mit Fahrerei und Hotels. jl 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 Die Leiterin Gastronomie Yvonne Gast mit ihrem Stellvetreter Carsten Kämmerer Zum Neujahrsempfang und zu festlichen Anlässen lockt ein opulentes Buffet Nicht nur reine Geschmackssache Die Küche in der Seniorenstiftung versorgt täglich bis zu 700 Menschen und muss dabei Geschmäcker, Gesundheit und Kosten unter einen Hut bringen Außer über‘s Wetter wird über nichts mehr geredet als über das Essen. Niemand weiß das besser als Yvonne Gast, die als Leiterin Gastronomie (Nomen est omen!) seit zehn Jahren die Hauptverantwortung dafür trägt, dass Bewohner, Mieter, Mitarbeiter und Gäste der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg jeden Tag schmackhafte, gute und abwechslungsreiche Mahlzeiten serviert bekommen. „Man kann es nicht allen recht machen, aber die Zufriedenheit unserer Kunden ist insgesamt hoch“, sagt die gelernte Köchin für Gemeinschaftsgastronomie und verweist auf die guten Ergebnisse der regelmäßigen Befragungen, bei denen Bewohner, Angehörige und Mieter die Speisenversorgung bewerten können. Das „Geheimnis“ der Zufriedenheit steckt natürlich im Speisenplan, der vier Hauptmahlzeiten am Tag vor- HERBST FEUER sieht, täglich zum Mittag zwei Menüs zur Auswahl stellt und insgesamt auf einen Neun-Wochen-Rhythmus ausgelegt ist. Rein rechnerisch kommt man damit auf 9 (Wochen) mal 7 (Tage) mal 2 (Menüs) gleich 126 verschiedene Menüangebote. So ganz geht diese Rechnung aber nicht auf, denn sehr beliebte Menüs (Favoriten) wiederholen sich in kürzeren Abständen. Senioren essen gern Hausmannskost, und so gehören Eintöpfe, Schnitzel, Gulasch, Rouladen, Blutwurst, Fisch, Kartoffeln und Spinat mit zu den Favoriten, die öfter auf den Teller kommen. Auch Frühstück, Nachmittagskaffee und Abendessen sind klassisch: Brot und Butter mit verschiedensten Belägen, Kuchen, Obst, Gemüse, Milchspeisen, Suppen und Salate werden variiert und angeboten. Und für den kleinen Hunger 7 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 Das frisch eröffnete Seniorenrestaurant im Jahr 2009 Frau Bessel und Frau Lehmann übernahmen die freundliche Bedienung zwischendurch steht all das auch „außer der Reihe“ zur Verfügung. Diese ganze Vielfalt und sehr viel Erfahrung stecken in der Sammlung von über hundert Rezepten, auf die Yvonne Gast und ihre Mitarbeiter/-innen mittlerweile zurückgreifen können. „Wenn einer von uns eine neue Rezeptidee hat, bespricht er sie mit den Köchen und dann wird ausprobiert“, erzählt sie. Doch auch wenn sie letztlich dem Kunden munden müssen, sind Rezepte keine reine Geschmackssache. Viele Regeln und Rahmenbedingungen sind zu beachten: Zusatzstoffe, Kilokalorien, Einkaufs- möglichkeiten, Lagerkapazitäten, Ver arbeitung, Temperatur, Transport und nicht zuletzt die Kosten! Erst wenn alles unter einem Hut – oder besser in einem Topf – ist und zusammen passt, wird was Genießbares daraus, das auch noch der Gesundheit dient. Denn mit schonenden Zubereitungsmethoden, zum Beispiel mit dem Dämpfen von Gemüse, werden Vitamine und Nährstoffe erhalten, die der Mensch täglich braucht. Auch wenn Senioren eher traditionelle Genießer sind, sorgt die Küche mit sogenannten Aktionstagen oder -wochen für kulinarische Abwechs- Einblicke in die Arbeit der Küchenmannschaft vor einigen Jahren 8 HERBST FEUER 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 lung. Jahreszeiten, Ereignisse oder thematische Schwerpunkte bilden hier den Anlass, hin und wieder vom gewohnten Speisenplan abzuweichen und Spezialitäten anzubieten. Was hat es da schon alles gegeben: Spargelwochen, Deutschlandreisen, regionale Küche, vegetarische Menüs, Fußballweltmeisterschaftsrezepte, italienische Speisen, Candle-Light-Dinners und karibische Nachmittage. So kommt auch ein bisschen große, weite Welt auf den Teller und ins Glas. All dies denken sich die Experten aber nicht allein aus. In der „Küchenkommission“, einem regelmäßigen Planungs- und Auswertungsgremium, dem neben der Gastronomieleitung auch Vertreter der Bewohnerbeiräte angehören, wird eifrig über‘s Essen und Trinken diskutiert, verhandelt und beschlossen. Hier wird immer wieder ein Ausgleich zwischen den verschiedenen Ansprüchen der Konsumenten, der Produzenten und der Ökonomen hergestellt. Das Essen soll schließlich allen schmecken! csb Spiegelei auf Brot Mike Krüger sang in seinem bekannten Lied u.a.: Liebt die Frau ihren Manne, dann haut sie in die Pfanne: Spiegelei auf Brot. Und der Außenminister, ja, was glaubt ihr, was isst er: Spiegelei auf Brot. Auch der Kaiser von China sagt: Als Hauptgericht plima: Spiegelei auf Brot. Und der Papst auf den Reisen, was wird er wohl verspeisen: Spiegelei auf Brot. Hier einige neue Verse von einer Bewohnerin zum Thema: Wohnst du im Seniorenheime, kochst nicht mehr für dich alleine, hätt‘st du zum Frühstück gern dabei: auch mal ein Brot mit Spiegelei. Die Bewohner fanden das schade, schließlich wäre das Frühstück dann nicht mehr so fade. Sie baten herzlich die Betreuer: Macht uns doch trotzdem mal Brot mit Spiegeleiern! Doch die Angst vor Salmonellen tat die Verwaltung und den Koch verprellen. Sie untersagte Pflegekräften und Betreuern die Zubereitung von Brot mit Spiegeleiern. Das hat zunächst viel Staub aufgewirbelt. Die Verwaltung hat Betreuer dafür gezwirbelt. Doch der Wunsch der Bewohner hat die Untersagung gefeuert, das Menü mit Spiegeleiern wurde erneuert. PS: Bei der Zubereitung von Spiegeleiern für Bewohner wird berücksichtigt, dass diese bei 70 °C durchgebraten werden. Dabei werden eventuell vorhandene Keime ausreichend vernichtet. HERBST FEUER Recht so, danke! Zusammengestellt von Simone Merkel, Betreuungsfachkraft Stavangerstr. 26 9 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 Koch- und Backangebote rund ums Kalenderjahr Frühling Für die Frühjahrszeit kommt hier ein weiteres Rezept aus dem Kochbuch von Elise Hannemann. Regelmäßig bieten die Betreuungsbereiche der Häuser der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg Koch- und Backgruppen in den Wohn- und Therapieküchen an, um den Bewohnern die Möglichkeit zu geben, in der Gemeinschaft einfache Speisen und Gerichte zum anschließenden gemeinsamen Verzehr zuzubereiten. Hier werden altbewährte und neue, noch unbekannte Rezepte unter Anleitung der Betreuungsmitarbeiter der ausprobiert. Dabei geht es neben dem sinnlichen Erlebnis – das Riechen und Schmecken der frischen, jahreszeitlich abgestimmten Zutaten – auch um den Austausch in der Gemeinschaft: Wie war das früher, als wir aus wenigen, meist ganz einfachen Zutaten ein leckeres und vor allem sättigendes Mittagessen zaubern mussten? Welche Lieblingsspeisen haben wir immer wieder gern zubereitet? Was wurde zu besonderen Anlässe, wie Festen und Familienfeiern gebacken und gekocht? Manche Bewohner, vor allem männliche, probieren sich überhaupt das erste Mal in einer Koch- und Backgruppe aus, da die Küche in dieser Generation oft eine Domäne der Frauen war. Insgesamt sind die teilnehmenden Bewohner/innen immer sehr stolz und glücklich, wenn sie ein frisches Mittagessen, einen noch war- Spargel in Aspik für 6 Personen Zubereitungszeit: 2 Stunden Zutaten: 1 kg frischen Spargel · ½ l Spargelbrühe 1/8 l feinsten Kräuteressig · 2 Prisen Senfmehl 2 Fleischbrühwürfel · 10 Gramm Salz 1 Esslöffel Zucker · 14 g weiße Gelatine 2 Esslöffel gehackte Petersilie Der geschälte, in 6 cm. lange Stücke, geschnittene Spargel wird in ¾ Liter Wasser mit Salz und Zucker weich gekocht, abgegossen und kalt gestellt. In ½ Liter Spargelbrühe wird die Gelatine gelöst. Brühwürfel, Essig und Senfmehl werden darunter gerührt und diese Flüssigkeit wird auf Eis gestellt. Wenn das Aspik anfängt steif zu werden, wird die gehackte grüne Petersilie darunter gerührt und das Aspik nicht wieder auf Eis gestellt. Eine mit feinem Speiseöl ausgestrichene Form wird nun auf Eis gestellt, etwas von dem halberstarrten Aspik hinein gegossen und, wenn dies erstarrt ist, eine Lage Spargel darauf gelegt; auf diesen wird wieder Aspik gegossen und so fährt man fort, bis alles eingeschichtet ist. Den Abschluss muss Aspik bilden. Das erstarrte Aspik wird auf eine Glasschüssel gestürzt und mit Remouladensauce zu kalter Zunge oder Kalbsbraten usw. gereicht. Sehr verfeinert kann das Aspik werden, wenn man Hummer, Krebsschwänze, Fischfleisch, Kalbsmilch oder Kalbsbrägen dazwischen schichtet. Gut ist es, das Aspik zu klären. 10 HERBST FEUER 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 men Kuchen zum Kaffeetrinken oder einen selbst zubereiteten Salat zum Abendbrot gemeinsam mit ihren Mitbewohnern verspeisen können. Und dann gibt es anschließend mindestens immer ein Lob aus den genießenden Mündern in der sehr zufriedenen Küchenrunde. Also liebe Bewohner, falls es in Zukunft auf ihrem Wohnbereich bereits schon an der Fahrstuhltür nach Essen duftet, schauen sie doch einfach mal in die Küche, ob dort gerade eine Koch- und Backgruppe der Betreuung stattfindet und sie ein klein wenig mithelfen können. Das gemeinsame Zubereiten und anschließende Verkosten dieses frischen Essens, kann einem zu jeder Jahreszeit ein glückliches und zufriedenes Lächeln ins Gesicht und in den Magen zaubern. Alle trauten sich an die neuen Zutaten heran und beteiligten sich an der Zubereitung Frau Kirsch zeigt den Bewohnern den Umgang mit Stäbchen Sommer Marita Stechowsky, Mitarbeiterin Betreuung Stavangerstr. 26 Eine Anregung für die heiße Jahreszeit Anfang des Jahres haben wir Senioren in einer gemütlichen Runde beschlossen, etwas Neues auszuprobieren – wir wollten mal Sushi essen. Die Idee wurde weitergetragen und es kam zu einem Aufruf in der BZ. Unter dem Titel „Wer bringt uns Sushi bei?“ suchten wir nach einem Profi, der bereit wäre in unser Haus zu kommen und uns mit den fremden Köstlichkeiten zu verwöhnen. Relativ schnell HERBST FEUER meldete sich eine Sushi-Expertin und am 23. Februar war es dann endlich so weit. Viele neugierige Bewohner versammelten sich am Nachmittag in der Wohnküche des Wohnbereichs 1, Haus 33, um gemeinsam dieses „Sushi“ zuzubereiten und zu verkosten. Es wurde Gemüse geschnitten, Ei gebraten und Reis gekocht. Mit Hilfe einer kleinen Bambus-Matte formten wir die einzelnen Zutaten zu einer Rolle 11 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 Frau Kono zeigt die traditionelle Art der Zubereitung eines japanischen Omeletts Frau Hontert und Herr Sachse präsentieren die Ergebnisse und nach dem Zuschneiden kleiner Häppchen durfte sich jeder zur Verkostung an den einzelnen Leckereien bedienen – natürlich mit Stäbchen! Wir waren alle sehr positiv überrascht, wie gut uns das Sushi geschmeckt hat. Wir freuen uns sehr, dass uns ermöglicht wurde, etwas Neues aus einem fernen Land kennenzulernen und hoffen für die Zukunft, dass wir unsere Ideen umsetzen und unser Wissen, trotz des Alters, erweitern können. Lieselotte Hontert, Gürtelstr. 33 Wenn es die frisch geernteten Kartoffeln gibt, heisst es: Herbst Die Pellkartoffelsaison ist eröffnet! Nach alt bekannten Rezepten und bewährten Zutaten backen und kochen die Bewohner der Stavangerstraße 26, Wohnbereich 5 noch gern selber. Getreu nach dem Motto: „Nichts schmeckt so gut wie selbstgemacht!“, besuchen die Bewohnerinnen und Bewohner jeden Donnerstag die Wohnküche und tauschen gemeinsam Rezepte aus. Doch damit nicht genug: begeistert helfen alle beim Kuchenbacken oder Kochen eines kleinen Gerichtes mit. Und was soll man sagen, dieses ganz frisch zubereitete Essen schmeckt einfach allen. Zudem ist es noch ein ganz besonderes Ereignis für alle engagierten Helferinnen und Helfer. Zur „Eröffnung der Pellkartoffelsaison“ trafen sich die Bewohner und Bewohnerinnen in der Wohnküche, um mit Frau Younes die frisch gekochten Kartoffeln mit Schale zu pellen, frische Kräuter zu hacken und in Quark einzurühren sowie für den Nachtisch einen Obstsalat zuzubereiten. Nachdem die gemeinsamen Arbeiten 12 HERBST FEUER 20 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg 1996-2016 Alle helfen beim Kartoffelpellen Alles fertig zum Verzehr abgeschlossen waren, ließen sich alle die frischen Pellkartoffeln mit Kräuterquark und den Obstsalat gemeinsam gut schmecken. Durch die Düfte des regelmäßigen Kochen und Backens werden alle Sinne angeregt und locken so manchen Gast in die Küche unserer Etage. Winter Liane Lemm, Wohnbereichsleiterin Wohnbereich 5, Stavangerstr. 26 In der Weihnachtsbäckerei... …gibt es viele schöne Momente. Einer davon war, als uns die Kindergartenkinder besuchten und wir gemeinsam Plätzchen gebacken haben. Wir, das sind die Bewohner aus der Stavanger Straße des Wohnbereichs 2+3. Gemeinsam mit den Erziehern der Kindergartenkinder und dem Pflege- und Betreuungspersonal wurde der Teig geknetet, die Plätzchen ausgestochen und gemeinsam gelacht. Der Höhepunkt war natürlich das Probieren der Plätzchen – eine Köstlichkeit für Groß und Klein. Ach, und waren die Kinder mit ihren mehlbestaubten Wangen niedlich anzuschauen, wie sie stolz ihre fertigen Plätzchen zeigten. Viel zu schnell verging die Weihnachtsbackstunde und wir verabschiedeten uns schweren Herzens von den kleinen Zuckerbäckern mit dem Versprechen bald wieder gemeinsam etwas Schönes zu unternehmen. Mit dem altvertrauten Nudelholz in Aktion Betreuungsfachkräfte Stavangerstr. 26 HERBST FEUER 13 HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 14 Ehrenamt in der Stiftung Mein Ehrenamt in der Seniorenstiftung er Trauerprozess um meine geliebte Omi hat Spuren hinterlassen, die Einstellung zum Leben hat sich verändert. Nach einem langen Weg möchte ich ungern die Nähe zu älteren Menschen verlieren, ich möchte Freude spenden und jemanden glücklich machen. Deshalb habe ich mich für eine ehrenamtliche Aufgabe in der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg entschieden und eine wundervolle BewohBrigitte Zeise freut sich sehr über kennengedie Besuche von „ihrer Freundin“ nerin Nadine Stanke lernt! Brigitte Zeise wohnt schon seit zwanzig Jahren in der Gürtelstraße, ist ein fröhlicher Mensch und freut sich wahnsinnig über meinen Besuch! Wir reden, tauschen uns aus, spielen „Mensch ärgere D Es findet sich immer Zeit für eine kleine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ Dich nicht“, ich begleite sie zu Veranstaltungen, wir gehen gemeinsam Eis essen, lachen, … Wir beide genießen unsere Zeit sehr und haben uns liebgewonnen. Ihr Nähe zu geben, ein offenes Ohr zu haben, mit ihr zu lachen ist einfach wunderbar. Sie aus ihrem Alltag etwas zu entführen und sie glücklich zu sehen, dass ist für mich das Größte! Nach jedem Besuch gehe ich beschwingt nach Hause. Frau Zeise winkt, bis ich nicht mehr zu sehen bin und ich freue mich auf das nächste Mal. Einfach eine wundervolle Aufgabe! Nadine Stanke, Ehrenamtliche +++ DES RÄTSELS LÖSUNG +++ Das Lösungswort aus der letzten Herbstfeuer-Ausgabe lautet „Fünfte Jahreszeit“. Unter allen Einsendern wurden dieses Mal als Gewinner gezogen: Frau Gerda Dietrich, Frau Elvira Lorenz und Herr Joachim Mann. Herzlichen Glückwunsch! Alle Gewinner werden schriftlich benachrichtigt und erhalten einen Café-/ Restaurantgutschein. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß mit unserem Frühlingsliederrätsel in dieser Ausgabe! HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 15 Aus der Redaktion Wissenswertes über alte Berufe Der preußische Kaffeeriecher m den Beruf des Kaffeeriechers zu verstehen, hilft ein Blick in die Geschichtsbücher. Im Jahre 1764 – der Siebenjährige Krieg ist gerade beendet – herrscht in der preußischen Staatskasse gähnende Leere. Um die Kasse wieder zu füllen, erhebt Friedrich der Große auf die verschiedensten Güter hohe Steuern. Kaffee trank man anfänglich nur in besserer Gesellschaft. Jedoch wurde er auch beim einfachen Volk immer beliebter. Bald schon wurde er Alltagsgetränk in allen sozialen Schichten. Jedoch widersprach der hohe Kaffeegenuss der preußischen Wirtschaftspolitik, denn Kaffee war teure Importware. Es sollten möglichst wenige Konsumgüter importiert werden, das Geld sollte im Lande bleiben. Deshalb verbot der Preußenkönig den freien Handel mit Kaffee und erhob eine wahnwitzige Steuer, so dass der Kaffee in Preußen in gestempelten Blechbüchsen für einen Taler verkauft wurde. In Hamburg jedoch kostete die Büchse gerade mal vier bis fünf Groschen. Das Volk umging folglich das Verbot und der Schmuggel mit grünem (ungeröstetem) Kaffee blühte. Um dem Schmuggel Einhalt zu gebieten, verbot Friedrich der Große die private Röstung der Kaffeebohnen bei hoher Strafe und stellte zum Kontrollieren ca. 400 Kaffeeriecher ein. Das waren V ehemalige französische Soldaten. Sie streiften durch die Straßen von Berlin und Preußen und erschnüffelten die Steuersünder. Dabei durchsuchten sie das Gepäck von Reisenden und drangen in die Häuser ein, um Hausfrauen beim Brennen und Rösten des aus Hamburg eingeschmuggelten Rohkaffees zu erwischen. Die auf frischer Tat ertappten Bürger wurden willkürlich und hart bestraft. In kürzester Zeit wurden die Kaffeeriecher zu den meist gehassten Franzosen in Berlin und Preußen. Das Volk rächte sich durch Witze. So gab es zum Beispiel Karikaturen, auf denen man den Preußenkönig als jämmerliche Gestalt auf einer Kaffeemühle sitzen sah. Trotz großer Beschwerden und der Tatsache, dass sie zu wenig Taler in die Staatskasse brachten, blieben die Kaffeeriecher bis 1787 im Dienst und wurden erst nach dem Tod Friedrichs des Großen abgesetzt. Silke Wenzel, Betreuungsfachkraft Stavangerstr. 26 HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 16 Aus der Redaktion Angekommen und angenommen Fortsetzung aus HERBSTFEUER 53 er das Gestern recht bedenkt, versteht sicher auch das Heute“, so lautet das Motto von Gottfried Borrmann. Im ersten Teil seiner Nachkriegserinnerungen berichtete er vom Weg der Familie aus dem Heimatdorf in Schlesien in das Bördedorf Schlanstedt. In der Fortsetzung führt er den Bericht weiter bis zum Beginn seiner Oberschulzeit. W „ Im September erlebten wir als kleine Familie den wohl größten Glückstag unseres Lebens. Plötzlich stand der Mann und Vater wieder vor uns. Er war als für schwere Arbeit Untauglicher aus der Gefangenschaft entlassen worden. Wer mag unsere Gefühle, unsere Erregung nachempfinden? Durch glückliche Fügung klappte es auch gleich mit einer kleinen möblierten Wohnung (Evakuierte waren wieder ins Rheinland zurückgekehrt). Arbeit gab es in der Landwirtschaft reichlich, da die bisherigen Zwangsarbeiter (Polen, Russen, Ukrainer u. a.) sich wieder ihrer Heimat zuwandten. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchten wir, den Heimkehrer zu neuen Kräften zu bringen. Das Jahr 1946 führte zu erhebliche Änderungen im Dorf. Das große Saatzuchtgut wurde zum Volkseigentum erklärt und hieß nunmehr Volksgut. Die staatliche Domäne wurde im Zuge der Bodenreform aufgeteilt und zu je sieben Hektar an Neubauern (zumeist Flüchtlinge bzw. Umsiedler, die aus den bisherigen ostdeutschen Gebieten ausgewiesen worden waren) vergeben. Da auch kleine Flächen zugeteilt werden konnten, erhielten meine Eltern 0,5 ha Ackerland als Eigentum zugesprochen. Grundsätzlich konnte sich jedermann um Acker bewerben. Damit war für uns eine neue „Wirtschaftsgrundlage“ gegeben. Freilich konnte man solche Ackerfläche nicht mit Hacke und Spaten bearbeiten, doch als Mitarbeiter im Volksgut konnte sich mein Vater Gespann und Gerät ausleihen. So war er vor Sonntagnachmittag nie zu Hause, denn auch andere Kollegen baten: „Ach, Robert, kannst Du nicht mal...?“ Vor dem Erfolg tropfte dann sehr viel Schweiß. Wer nicht untergehen wollte, durfte nicht resignieren. Millionen Menschen teilten unser Schicksal. Die Ackerbewirtschaftung gab uns die Möglichkeit zur Kleintierhaltung und damit zur Verbesserung der Lebenslage. Mit der „Sekundärwährung“, Kartoffeln und Getreide, konnten wir nicht nur unsere eigenen Defizite an Bekleidung und Einrichtungsgegenständen aller Art mildern, gleichzeitig halfen wir damit den Familien in den Groß- HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 17 Aus der Redaktion Der Autor (r.) beim Wiedersehen mit seinem Schulfreund Leo, dem ehemaligen Dorfbäcker städten und vor allem in Sachsen und Thüringen, die sich aus der Not heraus von manchem Gegenstand trennen mussten. Für mich als Kind verlief die Zeit doch relativ sorglos, da man ja keine Verantwortung trug. Selbstverständlich blieb ich von den Problemen und Tagessorgen nicht unberührt. Im Frühjahr 1947 ging es auf das Ende der achtjährigen Schulzeit zu. Was war zu tun? Nach neuesten Bestimmungen war es Schülern bei Eignung möglich, nach Abschluss der 8. Klasse in die neunte Klasse der Oberschule zu gehen. Kurzum, ich wurde delegiert, schaffte die Aufnahmeprüfung und war ab dem 1. September 1947 Schüler der Oberschule Oschersleben. Der Schulweg bestand aus 6 km Landstraße und 10 km Bahnfahrt. Wie sollte man die Strecke ohne Fahrrad bewältigen? Meine Eltern mobilisierten alle Kräfte mit Hilfe der „Sekundärwährung“. Im ersten Winter fuhr früh nur ein Zug, und zwar um dreiviertel sechs. Es war hart, aber keiner beklagte sich. In der Kreisstadt war nun noch eine Stunde Zeit zu überbrücken, die Schule öffnete erst um sieben. Die Zeit bis Unterrichtsbeginn um acht Uhr wurde mit Bunkerkerzen, Lernen, Schularbeiten oder Kartenspiel vertrieben. Um halb zwei brachte uns die Bahn wieder auf den Heimweg. So suchte die Elterngeneration wieder Fuß und Halt zu fassen und die Jugend den Weg ins Leben zu finden. Ich werde nie vergessen, wie mein Vater etwa 1950 im Zusammenhang mit der neuen Ostgrenze sagte: „Natürlich möchte ich wieder nach Schlesien – aber nicht für den Preis eines Krieges.“ Gottfried Borrmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 18 Aus der Redaktion Auf der Flucht Zwei Lebenswege – eine Erfahrung ie ist erst 17, da ändert sich ihr Leben schlagartig. Er ist Anfang 30, hat gerade sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und wird dringend im nahegelegenen Kinderkrankenhaus benötigt. Doch beide gehen, lassen jeweils Heimat, Hab und Gut, lassen Freunde, Verwandte und sogar die hoch schwangere Frau zurück. Was beide treibt ist Angst, Hoffnungslosigkeit und die Gewissheit, dass es nur einen Ausweg gibt: die Flucht vor dem Krieg. Viel verbindet sie und doch ist ihre Ausgangslage sehr unterschiedlich. Sie heißt Elli Meltzer, ist heute 88 Jahre und blickt auf ihre Flucht im Jahr 1945 zurück. Er ist Syrer, seit Herbst 2015 in Deutschland und lebt derzeit in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin-Friedrichshain. Wir nennen ihn Hayam. S Das Mädchen und der 2. Weltkrieg Elli Meltzer musste nicht nur einmal fliehen, sondern zweimal. Sie kommt aus Crossen, damals eine deutsche Kreisstadt an der Oder, heute zählt sie zu Polen. Warm wird ihr ums Herz, wenn sie an ihre Heimat denkt, den Duft der Apfelbäume im Garten ihres Elternhauses, bei den vielen Erinnerungen an ihre Kindheit, ihre Eltern und ihren Bruder. Elli Meltzer mit 17 Jahren, kurz vor der Flucht Die Erwachsenen haben den Krieg lange kommen sehen. Bei den Alten in der Dorfgemeinschaft war Hitler mit seinem Kriegswahn schon lange in Ungnade gefallen. Sie sehnen sich nach Frieden, doch der Krieg – und mit ihm die russische Armee – nähert sich aus dem Osten. Ende Januar 1945 entschließt sich die Familie zur Flucht, denn die Lage wird immer unsicherer. Wochen zuvor hatten sie selbst Flüchtlingen auf der Durch- HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 19 Aus der Redaktion reise in der Küche ihres Bauernhauses gig Unterkunft. Sogar die Pferde werUnterkunft gewährt. Gemeinsam mit den in der angrenzenden Scheune unweiteren Familien aus der Nachbartergebracht und mit Stroh versorgt. In schaft fliehen sie auf vier Kutschwagen, Seeburg am Süßen See im heutigen die ihnen das Sägewerk geschenkt hat. Sachsen-Anhalt treffen Elli Meltzer Es ist bitterkalt, der Schnee liegt hoch und ihr Vater im Gasthaus auf Ortsbeauf den Straßen. „Zu allem Unglück wohner, die sie mit Säcken voll Hafer habe ich auch noch eine Blasenentunterstützen, die sie dankend am Folzündung bekommen. Das tat furchtgetag abholen. In dieser Nacht träumt bar weh!“ sagt Elli Meltzer. In einem Elli, dass sie von einem jungen blonDorf gibt ihr eine Frau eine Steingutden Mann Abschied nimmt. Sie hat geflasche mit heißem Wasser, die sie über hört, dass Träume, die man in einem ihre Beine legt – eine freundliche Geste Hotelbett hat, in Erfüllung gehen. Der fremder Menschen, die die schmerzKrieg ist nun allgegenwärtig. Bei Nordliche Flucht erträglicher macht. Es folhausen kommen sie nicht weiter, da ein gen Wochen der Angst, die erschreZug von alliierten Tieffliegern beschosckende Realität des Krieges, aber auch sen wurde. Sie stellen sich an die StraMomente, die das Herz erwärmen. Die ße und werden von einem Laster mitgeRoute führt den Flüchtlingstreck über nommen. Auf dem sitzen bereits einige die heutige Grenzstadt Guben und junge Männer, die zur Einberufung ins Halle an der Saale ins südbrandennahegelegene Cottbus fahren. Sie sind burgische Kostebrau. Einmal stößt der aufgeschlossen, freundlich – und mit Treck auf eine Kolonne von KZ-Häftlindabei ist der blonde junge Mann aus gen, die zum Internierungslager nach Elli Meltzers Traum. Wie die anderen Jamlitz gehen. Die unmenschliche Beist auch er Abiturient, heißt Ferdinand, handlung der ausgemergelten Männer kommt aus Dortmund, denkt kommuin ihren weiß-blauen Anzügen bleibt nistisch und ist gegen Hitler. Das überElli Meltzer im Gedächtnis: „Als einer rascht sie, denn einen so jungen, polizusammenbrach, schlug ein SS-Mann tisch denkenden Mann hatte sie bisher mit einem Kolben nicht kennengeso hart auf ihn ein, lernt. Sie schenkt Es sind freundliche Gesten, Menschen, dass sein Leichnam ihm ein Bild von die man vorher nicht kannte, die die auf die Sackkarre schmerzliche Flucht erträglicher machen. sich und verspricht, gelegt wurde, auf nach dem Krieg der er bis eben selbst zwei weitere Leinach Dortmund zu schreiben. Doch chen transportiert hatte.“ In Kostebrau schon am nächsten Bahnhof müssen gewährt ihnen eine alte Witwe großzüsie Abschied nehmen, ganz wie in ih- Geborgen in guten Händen 20 HERBST FEUER Aus der Redaktion rem Traum. Die russische Front rückt immer näher, Gerüchte über Vergewaltigungen machen die Runde. Die Eltern verstecken Elli in einer Scheune in Kostebrau, bringen ihr regelmäßig Essen, während sie selbst im Haus bleiben. Da alles ruhig scheint, geht Elli ins Haus, um sich zu waschen. Plötzlich steht ein russischer Soldat in der Küche. Dann geht alles ganz schnell: Der Soldat schubst sie aufs Sofa, die Mutter kommt in die Küche, schreit laut auf. Daraufhin sperrt der Russe sie und den Vater in den Keller. Diesen Moment nutzt Elli zur Flucht ins Nebenhaus und schließt sich ein. Wie durch ein Wunder folgt ihr der Soldat nicht, doch der Schrecken bleibt. Elli Meltzer heute, im Alter von 88 Jahren Kurz vor Kriegsende im Mai 1945 wagt milie alles und muss erneut flüchten. die Familie die Rückreise in die HeiAls „Vertriebene“ treten sie die zweite matstadt Crossen. Sie ist stark beschäFlucht an. Wie ihnen ergeht es rund 15 digt, das Elternhaus ist abgebrannt, Millionen Menschen, die durch die vier aber das Waschhaus steht noch und bieBesatzungszonen ziehen. Nach Kriegstet ihnen Unterkunft. Sie suchen Nützende begegnen viele den Flüchtlingen liches aus den Trümmern ihres Hauses mit Ablehnung. und erhalten Unterstützung von den Elli Meltzers Familie geht ins südbranNachbarn. Sie beginnen das Feld neu denburgische Ressen am Schwielochzu bestellen und wieder Ordnung auf see, wo sie auf einem Bauernhof die das Grundstück zu bringen. Doch die Arbeiten ehemaliger Zwangsarbeiter Harmonie währt nicht lang. übernehmen. Es ist harte Feldarbeit, Im Zuge der Gebietsabtretungen müsaber sie sind froh, sen auch sie ihren Nach Kriegsende 1945 begegnen viele den dass sie Essen und Hof an die BesatFlüchtlingen gegenüber mit Ablehnung. ein Dach über dem zungsmacht abtreKopf haben. Späten. Crossen wird ter zieht Elli Meltzer nach Berlin und zukünftig in Polen liegen. Von einem betreut ein älteres Ehepaar. auf den anderen Tag verliert die Fa- HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 21 Aus der Redaktion fangs noch friedliche Revolution in Syrien, eine „Revolution von unten“, bei Berlin im Frühjahr 2016 in einem eheder die Bevölkerung das politische Sysmaligen Bürogebäude in der Storkower tem kritisierte. Syrien ist ein reiches Straße. Kinder spielen in den kahlen Land – und dennoch sind die meisten Treppenaufgängen, der Putz bröckelt Menschen arm. 2012, ein Jahr später, von den Wänden. Der Umbau ist noch gibt es die ersten Kämpfe, bei denen nicht abgeschlossen. um die zehn radikal-islamische GrupAus einem der ehemaligen Büroräume pierungen wie der „Islamische Staat“ kommt ein Mann, den alle nur „den (IS) oder die Freie Syrische Armee ihKinderarzt“ nennen. Hayam ist ein ren alleinigen Machtanspruch verkünsanfter Mensch. Er wirkt introvertiert, den. Hayams Studienende bedeutete ist dabei sehr offenherzig und kümden Einzug in die Armee von Machthamert sich um seine Mitmenschen. Er ber Assad, in der alle Männer im Alter grüßt mit einem kleinen Lächeln und von 18 bis 45 Jahren dienen müssen, bietet Kaffee an. Gemeinsam mit zwei wenn sie sich nicht in Ausbildung beweiteren jungen Männern teilt er sich finden. Wer sich weigert, wird inhafdas Zimmer. Drei Matratzen liegen auf tiert und in Gefängnisse gesperrt, die dem Boden, einer der Mitbewohner für unmenschliche Haftbedingungen setzt sich mit an einen Tisch. berüchtigt sind. „Ich will nicht Assads Hayam kommt aus einer Stadt mit gut Armee unterstützen, denn als Kinder300.000 Einwohnern im Osten Syriens. arzt kämpfe ich für Leben und nicht im Er ist hervorragend ausgebildet, hat in Krieg. Als Arzt möchte ich helfen und Weißrussland Medizin studiert, spricht nicht töten“, sagt Hayam und erhebt neben Arabisch auch Russisch und die Stimme dabei. Englisch. Aktuell lernt er Deutsch in Im Juni 2015 begineinem Volkshochnen die Vorbereischulkurs. Nach Ich will nicht Assads Armee unterstützen, tungen. Das Geld denn als Kinderarzt kämpfe ich für Leben dem Medizinstudifür die Flucht, rund und nicht in einem Krieg. um kehrte er nach 3.000 €, leiht er sich Syrien zurück, um von seinem Cousin. Damit zahlt er bei in einem Krankenhaus in Damaskus den Grenzkontrollen, später die Schlepseine Ausbildung als Kinderarzt zu per und natürlich für die Verpflegung. beenden. Dabei wusste er: Sobald das Besonders schwer fällt es ihm, seine Studium beendet wäre, müsste er aus schwangere Frau zurücklassen zu müsSyrien fliehen. sen. Sie würde die Strapazen der Flucht „Alles fing 2011 an“, beginnt Hayam nicht überstehen. seine Geschichte. Er beschreibt die an- Über die Balkan-Route nach Berlin Geborgen in guten Händen 22 HERBST FEUER Aus der Redaktion Der aus Syrien stammende Flüchtling Hayam im Frühling in Berlin Mit zwei Freunden geht es von Damasaus und sie haben kein Trinkwasser kus aus nach Beirut im Libanon, dann mehr. Eine junge Frau, eine Ingenieuweiter per Flugzeug nach Dalaman in rin, ist so schwach, dass sie sich kaum der Türkei und am gleichen Tag mit noch auf den Beinen halten kann. Wähdem Boot nach Izmir. Dort wird die rend Hayam mit den Augen die Küste Gruppe zunächst von der türkischen absucht, beobachtet er zwei überfüllte Armee verhaftet, doch beim zweiten Boote, die in den Wellen kentern. Die Versuch fünf Tage später sollte es klapKüstenwache konnte einige Flüchtpen. Nahe der türkischen Küste warten linge retten, andere ertranken. Er hat sie im Wald auf die Boote der SchlepAngst, denn er war zuvor weder auf per, die sie nach Griechenland bringen einem Boot, noch kann er schwimmen. sollen. Auf seinem Dann ist es so weit: Die Die eine Stunde im Boot war die Smartphone zeigt er Sonne steht tief über schlimmste Erfahrung auf der Flucht. Fotos: In der traumdem Horizont, als die Wir ahnten nicht, dass es so haften Kulisse wirkt drei Schlauchboote schwer werden würde. alles wie ein Campinkommen, auf denen gurlaub – doch es ist genau das Gegenunglaubliche 120 Personen Platz finden teil. Das Warten ist eine Tortur: Zwei werden. Es muss schnell gehen. Die Tage lang harren sie in dem Waldstück Flüchtlinge springen in die Boote. „Die aus, leiden unter Hitze und TrockenStunde im Boot war die schlimmste Erheit. Nach einem Tag geht der Proviant fahrung auf der Flucht“, sagt Hayam. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 23 Aus der Redaktion „Während der Überfahrt brach der MoFlüchtlingsheim halfen. Ich habe heutor zusammen! Zum Glück sprang er te noch Kontakt mit einigen.“ Es gab nach wenigen Minuten wieder an.“ Geaber auch andere Erfahrungen auf der schwächt und müde treffen sie im NorFlucht. In Budapest half ihm niemand. den der griechischen Insel Lesbos ein, „Ich denke, sie hatten Angst vor mir, gehen in der Hitze zu Fuß weiter zur weil ich ein Flüchtling bin“, sagt er. Und 60 Kilometer entfernten Hafenstadt heute? Er ist permanent in Sorge um Mytilini. „Wir ahnten nicht, dass es so die Familie, ist täglich mit ihr Kontakt. schwer werden würde“, sagt er. Die Bal„In Damaskus ist es nun sehr gefährkanroute führt sie zwei Tage mit dem lich, alles kann sich von einer auf die Schiff nach Athen, von dort weiter mit andere Minute ändern.“ Für Syrien hat dem Zug nach Thessaloniki, den Rest er wenig Hoffnung: „Wenn es sicher ist, zu Fuß zur griechisch-mazedonischen werde ich wieder heimgehen. Ich sehe Grenze, mit dem aber keine Lösung Beide Fluchterfahrungen verbindet der Zug nach Serbien des Konflikts in nagroße Wert kleiner Gesten der Anteilnahme. und weiter in einer her Zukunft“. Im Flüchtlingsgruppe von etwa 1.000 PerFlüchtlingsheim hilft er als Kinderarzt. sonen über die Grenze nach Budapest Gerne würde er auch deutschen Kinin Ungarn. Sie bewältigen die Strecke dern helfen, wenn er dürfte. nun fast ausschließlich zu Fuß, auch Elli Meltzer musste zweimal fliehen, nachts, haben große Angst davor, von erlebte die Schrecken des Krieges und der Polizei verhaftet zu werden. Hinter erlebte Deutschland als weitgehend dem österreichischen Grenzübergang zerstörtes Land. Hayam floh vor dem nehmen sie ein Taxi nach Wien, wo sich Krieg nach Deutschland in ein stawieder ein „Gefühl der Sicherheit“ einbiles politisches und wirtschaftliches stellt. Am Bahnhof löst Hayam ein TiSystem. Seine Flucht war professiocket nach Köln. Die beiden Freunde, mit nell organisiert, ein ganzes System denen er seit Damaskus unterwegs ist, von Organisationen und Institutionen und er kommen in der Domstadt, später begleitete ihn. So unterschiedlich die in einem Flüchtlingsheim in Dortmund persönlichen Schicksale, verbinden unter. Dort werden sie getrennt. Hayam beide Fluchterfahrungen die kleinen wird nach Lüdenscheid gebracht und Gesten der Freundlichkeit und Anteilkommt im September 2015 nach Bernahme. Sie haben großen Wert, denn lin. Er ist dankbar für die freundlichen sie erleichtern die schwere Situation Gesten und die Hilfe der Menschen ungemein. in Deutschland. „In Lüdenscheid gab Richard Mächtel, Ehrenamtlicher es viele, die uns nach der Ankunft im Mitarbeiter, Stavangerstr. 26 HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 24 Aus der Redaktion Joachim Mann, der seit Januar 2015 mit seiner Frau in der Gürtelstraße 32 lebt, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. 1923 in Berlin geboren, meldete er sich nach Grundschule und Lehre im Jahr 1940 „als jüngster und einziger Freiwilliger der Infanterie“ zum Militärdienst. Er wurde zu einer Panzereinheit versetzt und 1941 an die Front geschickt. Im Dezember 1942 schwer verwundet, kam er als Unteroffizier nach Deutschland zurück und wurde nach seiner Genesung zur Panzerlehrdivision nach Frankreich versetzt. Dort erlebte er im Juni 1944 die Invasion der Alliierten in der Normandie: von den 200 Panzern seiner Einheit kehrten nur zwei zurück – in einem davon Joachim Mann. Nach erneutem Lazarettaufenthalt wurde er zur Offiziersschule in Krampnitz geschickt und dann – zum Leutnant befördert – als Lehroffizier an die Oberfähnrichschule I, die bald nach Dänemark verlegt wurde. Hier geriet er nach der Kapitulation in englische Gefangenschaft und kam nach Eiderstedt. Als er nach der Entlassung aus der britischen in die sowjetische Besatzungszone zu seiner Familie nach Berlin gelangen wollte, begann seine zweite Gefangenschaft. Die 70. Wiederkehr seiner Internierung hat ihn veranlasst, seine Erlebnisse noch einmal niederzuschreiben. Von der Kapitulation bis zum Sommer 1946 m 7. Mai 1945, dem Tag vor der bedingungslosen Kapitulation, wurde noch Geländedienst laut Dienstplan gemacht. Die Engländer zeigten sich nur mit wenigen PKW. Ich war als Leutnant, Zugführer und Lehroffizier an der Oberfähnrichschule I der Panzer-Truppe in Dänemark, als die Schule den Dänen übergeben werden musste. Lehrkörper, Mannschaften und etwa 150 neue Offiziersanwärter marschierten dann zur Halbinsel Eiderstedt, die zum großen Kriegsgefangenenlager ohne Stacheldraht wurde. Ich hatte die Feldküche und 15 Versorgungsfahrzeuge zu leiten und bekam großen Ärger. Die Dänen beschlagnahmten an der Grenze acht Fahrzeuge. Beim Umladen fanden sich im Offiziersgepäck zudem Dolche, Säbel und Pistolen mit Munition, was zur Beschlagnahme des Offiziersgepäcks führte. Wenigstens konnte ich erreichen, dass – unter Kon- A „ trolle der Dänen – persönliche Dinge entnommen werden konnten. Die 11. Inspektion kam nach St.-PeterBöhl (heute ein Ortsteil von St. PeterOrding), Offiziere hatten Privatquartiere. Die Engländer hatten alles unter deutsche Leitung gestellt und ich wurde als Kulturoffizier eingesetzt – damit auch als Leiter der im Marinelager im Aufbau befindlichen Kulturgruppe, später Pik-As-Großvarietee.“ Unter der künstlerischen Leitung von Zirkusdirektor Illeneb fanden Jongleur, Messerwerfer, der Star-Illusionisten Cawelli, zwei Conférenciers, Kabarettisten, ein Sänger und Clowns zusammen. Glanzstück der Kulturgruppe war das von der Lagerwerkstatt einheitlich eingekleidete 18-Mann-Schauorchester, das in großen Unterkünften aber auch in Gaststätten zivile Zuhörer begeisterte, wo 1,- RM Eintritt genommen werden konnte. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 25 Aus der Redaktion „Die Truppe ließ sich gesamt in die englische Zone entlassen; in die Ostzone wurde nicht entlassen. Der Kommandant des Marinelagers wohnte bei Friedrichsstadt und übernahm privat finanziert die komplette Kulturgruppe, nur mich nicht, da sein Sohn meine Arbeit übernehmen sollte. Ich fand eine Bleibe in einem Gefangenen-Quartier und auch gleich Arbeit als Versicherungsvertreter. Ab 1. November 1945 arbeitete ich als Reiseleiter und später auch als Betriebsleiter bei der Gastspieltruppe ‚Palussis Bunte Bühne‘ in Hamburg, nach ersten Schwierigkeiten ein gutes Ensemble, das für immerhin 5,- RM angeboten werden konnte. Da meine Frau nicht nach Hamburg kommen wollte – unser Sohn Wolfgang war im August 1945 geboren worden –, suchte ich Verbindungen nach Berlin. Ich fand sie in den Herz Gastspielen und versuchte, allen Warnungen zum Trotz, den empfohlenen offiziellen Übergang in die Ostzone in Teistungen (Thüringen). Ich hatte viel Gepäck bei mir und brauchte immer eine Tragehilfe. In Teistungen wurden alle Papiere einbehalten und gesagt, man müsse noch nach Erfurt, dort würden die benötigten Unterlagen für die Ostzone ausgestellt. In Erfurt wurden mit einem Mal die ehemaligen Offiziere ausgesondert und in das Lager Topf und Söhne gebracht, wo sich bereits etwa 60 ehemalige Offiziere befanden. Ich schickte sofort ein Joachim Mann als Kulturoffizier in englischer Gefangenschaft, 1945 Blitz-Telegramm nach Berlin. Als meine Frau eingetroffen war, konnte ich aber nur durch den Zaun mit ihr sprechen. Auch in Berlin war es ihr nicht möglich, Hilfe zu erreichen. Der Tenor war überall: gegen die Russen kannst Du nichts machen! So ging dann alles seinen verhängnisvollen Lauf. Unter strengster Bewachung mit Hunden und Maschinenpistolen ging es in einem angehängten Waggon nach Berlin und mit der S-Bahn weiter nach Oranienburg ins ehemalige KZ Sachsenhausen, jetzt ein sowjetisches Speziallager. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 26 Aus der Redaktion Auf einem der Panzer am 22. Juni 1941, dem ersten Tag des Einmarsches in die Sowjetunion (oben, 2. v. r.) Ein sowjetischer Offizier sagte zur Begrüßung: „Ich staune, meine Herren, dass sie hier sind!“ Das taten wir auch. Dann ging es ans Ausziehen. Alles wurde mir mit der Bemerkung abgenommen: ‚Sie bekommen alles bei der Entlassung wieder!‘ Wir gingen durch Lager 1. Dort saßen politische Häftlinge, u.a. Heinrich George, der dort gestorben ist. Hinter einer Mauer befand sich Lager 2. Dort waren bereits etwa 6.000 Offiziere in Stein- und Holzbaracken untergebracht. Ich kam in einen Raum für etwa 300 Personen in einer Holzbaracke: sehr dunkel, mit dreistöckige Betten und errechnet 37 cm Platz. Ich bemühte mich fast täglich um ein Gespräch, kam jedoch nur einmal bis zum Wachhabenden, aber ohne Erfolg. Über das Essen, 300 Gramm Brot und Suppe oder Brei, gab es keine Diskussion. Es hatte den Anschein, als wüsste niemand, was mit den Offizieren geschehen soll. Es gab keine Aufgaben, wir saßen nur herum oder spielten Schach. So entstanden spontane Vorträge über das Kriegsgeschehen, Raketen oder Bauwerke. Am 20. Juni wurde dann ein Transport mit jungen Leuten zusammengestellt. Es ging in eine Kaserne nach Frankfurt/ Oder, die völlig verwanzt war. Ich versuchte ständig, Verbindung nach draußen zu bekommen, aber ohne Erfolg. Obwohl wir protestierten, wurden allen die Haare geschoren. ‚Das muss sein, es geht zum Ernteeinsatz‘, hieß es.“ (Fortsetzung folgt) HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 27 Aus der Redaktion Frühlingslieder Liebe Rätselfreunde, in diesem Rätsel sind Liedzeilen von Frühlingsliedern die Fragen. Ihre Aufgabe ist es, die fehlenden Worte zu erraten. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Nun sind die ... wieder grün Leise zieht durch mein ... Hört die ... sie singt Der Mai ist auf dem ... Grüner wird die Au und der ... blau Ja, zu ... will ich freien Die Linden ... sind erwacht Es tönen die ... Komm mein Mädchen, komm ins ... Frühling sprach zur ... Es strahlt die ... belebend durch den Hag Aus ihrem Schlaf erwachet von neuem die... Ei ... liebes ... Wenn des Frühlings ... pochet an der Erde Pforte Wenn der Frühling auf die ... steigt ... läutet in dem Tal Jetzt fängt das schöne ... an Ich trinke dich heilige … Da kommt von den blauen … der Frühling wieder an Winter ade, … tut weh Hell ins Fenster scheint die …. Das Lösungswort schicken Sie bitte an: Seniorenstiftung Prenzlauer Berg, Herbstfeuer Gürtelstr. 32a, 10409 Berlin per Fax an: 428447-4111 oder per Mail an: elke.krebs@ seniorenstiftung.org. Aus den Einsendern werden drei Gewinner gezogen, die je einen Café-/Restaurantgutschein im Wert von 10,- EUR erhalten. Viel Glück! HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 28 Vorgestellt In unserer Rubrik „10 Fragen an...“ stellen wir Ihnen in jeder Ausgabe eine/n Bewohner/in der Seniorenstiftung vor. 10 Fragen an... th u l K r e t e P Wo sind Sie aufgewachsen? „Icke, dette, kiecke mal...“ – im Prenzlauer Berg von Berlin. ■ Möchten Sie uns eine Jugendsünde erzählen? Da ich bereits mit einer Gehbehinderung geboren wurde, waren für mich die klassischen Kinderspiele, wie Fangund Versteckspielen oder Fußball nicht möglich. Aber ich bin gern mit meinen Kumpels von damals ins Kino gegangen. Wir haben uns für 25 Pfennige eine Karte für die Kindervorstellung gekauft, den Film angesehen und uns danach im Klo versteckt und sind beim nächsten Filmbeginn im Dunkeln in die Erwachsenenvorstellungen geschlichen und haben uns dort alles angeschaut, was zu der Zeit so gang und gäbe war. Und das war für uns richtig toll, weil es den Fernseher damals zu Hause noch nicht gab. ■ Was war der schönste Tag in Ihrem Leben? Ich war gern mit meinen Kumpels draußen an der frischen Luft auf dem „Exer“, das war der große Platz an der Cantianstraße, wo heute der Friedrich■ Ludwig-Jahn-Sportpark ist, der ganz früher zu Kaiserzeiten ein Exerzierplatz war. Dort habe ich Murmeln und Kreisel gespielt und im Herbst besonders gern den Drachen zugeschaut, die die anderen Kinder in den Himmel steigen ließen. Das hat mir sehr gefallen, auch wenn ich selber nie einen eigenen Drachen besaß. Welchen Beruf haben Sie ausgeübt? Ich habe im größten Krankenhaus Berlins, in der Charité, gearbeitet und dort in der hauseigenen Wasch- und Reinigungsanlage dafür gesorgt, dass die Arbeitsmittel der Ärzte und Krankenschwestern wieder sauber und ordentlich waren. ■ HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 29 Vorgestellt Wofür interessieren Sie sich heute am meisten? Heute besuche ich am liebsten die öffentlichen Tanzteeveranstaltungen von Sänger und Musiker Kiri, die bei uns einmal monatlich im Haus stattfinden. Auch wenn ich nicht mehr tanzen kann, bereitet mir Kiri mit seiner fröhlichen Musik immer viel Freude. Außerdem lese ich sehr gern die Bücher, die bei uns im Aufenthaltsraum des Wohnbereichs in den Bücherregalen zur Ausleihe stehen. Ich löse gern Kreuzworträtsel aller Art und gehe außerdem zweimal in der Woche zur Spielerunde, zum Mensch-ärgere-Dich-nicht. ■ Wie würden Sie sich mit drei Worten beschreiben? Trotz all meiner gesundheitlichen Probleme lache ich gern, mache mal einen Spaß, kann Witze erzählen und fühle mich in netter Gesellschaft sehr wohl. Was war der Grund für Ihren Umzug in die Seniorenstiftung? In meiner letzten Wohnung in der Czarnikauer Straße kam mich bereits regelmäßig ein Pflegedienst besuchen. Aber meine Geh- und Bewegungsbeeinträchtigungen wurden immer stärker und so habe ich mich dann doch für den Umzug in diese Senioreneinrichtung entschieden, die hier sehr günstig in meinem altvertrauten Kiez liegt. ■ Welches Ereignis in der Senioren stiftung ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Es ist nicht nur ein Ereignis. Es ist immer der monatliche Tanztee mit Kiri, wie ich vorhin schon erzählt habe. ■ ■ Was würden Sie hier ändern, wenn Sie es könnten? Da fällt mir gar nichts ein. Ich bin sehr zufrieden hier. ■ Wem würden Sie Ihr letztes Hemd geben? Da meine Familienangehörigen und meine alten Kumpel bereits verstorben sind, meiner Bekannten, die sich früher über die Volkssolidarität um meine Mutter gekümmert hat. Ich sehe sie nur noch selten, da sie selber auch gesundheitlich schon sehr eingeschränkt ist. Trotzdem freue ich mich jedes Mal sehr, wenn sie mich hier in der Stavangerstraße 26 besuchen kommt. ■ S T E C K B R IE F Peter Kluth Geburtsort: Berlin in der Stiftung seit: Februar 2013 Haus: Stavangerstr. 26 Vielen Dank für das Gespräch. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 30 Vorgestellt Anna Helm bekam viele Geschenke zum Abschied Ein Berufsleben, das sich gewaschen hat Anna Helm geht nach 18 Jahren Mitarbeit in der Wäscherei Gürtelstrasse 32a in den Ruhestand chmutzige Wäsche zu waschen“ war nie ihre Sache. Denn obwohl Anna Helm in den vergangenen 18 Jahren einen unüberschaubar riesigen Berg Wäsche gewaschen hat, verlor sie niemals ein schlechtes Wort über andere. Ganz im Gegenteil: jedes Mal, wenn sie in ein Bewohnerzimmer kam, z.B. um neue Wäsche einzu„ S sortieren, brachte sie soviel gute Laune und ansteckende Fröhlichkeit mit, dass man sie gar nicht wieder weg lassen wollte: „Dabei habe ich eigentlich nur von unserer Wäscherei und vom Nähdienst erzählt“, sagt sie rückblickend. Angefangen hat Anna Helm ihren Dienst in der Wäscherei der „alten 33“, dem Vorgängerbau des heutigen HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 31 Vorgestellt Service- und PflegeWohnens Gürtelstraße 33. Mit den Bewohnern und Mietern zog sie 2002 in die benachbarte Gürtelstraße 32a um. Dass die Arbeit in der Wäscherei oft körperlich anstrengend und nicht selten auch unangenehm ist, konnte Anna Helm nie erschüttern. Sie erfüllte ihren Dienst mit Herzblut und strahlte dies auch aus. Wer immer mit ihr zu tun hatte, spürte ihre Sympathie und Wärme. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass es jemand geben könne, der Anna Helm nicht mag. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass viele Bewohner und Mitarbeiter sich am 18. März 2016, dem letzten Arbeitstag von Anna Helm, persönlich von ihr verabschieden wollten. Mit musikalischer Unterstützung durch Andreas Kapa, leitende Betreuungsfachkraft und Gitarrist, intonierten die Anwesenden ein fröhlichwehmütiges Abschiedsständchen und wünschten „ihrer“ Anna alles Gute für den Ruhestand. Die gewonnene Zeit will Frau Helm nun ihrer Familie schenken, ihrem Ehemann, den drei Kindern und sieben Enkelkindern: „Ich wünsche mir, dass die Familie zusammenkommt und zusammenhält, und dafür will ich was tun“, sagt sie. „Ich werde keine Langweile haben!“ Dass ihr das gelingen möge, und sie für ihre Lieben noch lange da sein kann, wünschen wir ihr von ganzem Herzen. csb Anna Helm freut sich über die herzlichen Abschiedswünsche Betreuungsfachkraft Swetlana Litau (l.) übergibt einen Kasten voll Frühlingsblüher als Abschiedsgeschenk an Anna Helm Bewohner und Mitarbeiter sangen Anna Helm ein Abschiedsständchen HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 32 Vorgestellt In unserer Rubrik „10 Fragen an...“ stellen wir Ihnen in jeder Ausgabe eine/n Mitarbeiter/in der Seniorenstiftung vor. 10 Fragen an... r e p p ö t S Antje Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? Eigentlich gar keinen. Als Jugendliche wäre ich gerne Tierpflegerin geworden. Ich hatte eine Jahreskarte für den Tierpark, das hätte ich mir gut vorstellen können. Dann war ich beim Berufsberatungszentrum, dort wurde mir der Beruf des Nachrichtentechnikers angeboten. Über „Vitamin B“ habe ich dann eine Ausbildung zum Facharbeiter für Polstertechnik bekommen. ■ Möchten Sie uns eine Jugendsünde erzählen? Habe ich nicht! Nur als Kind habe ich einmal im Tante-Emma-Laden zwei Bonbons geklaut – daran erinnere ich mich. Das war mir dann auch schrecklich unangenehm. Das war es, mehr gibt es da nicht. ■ Wie sind Sie zur Seniorenstiftung Prenzlauer Berg gekommen? Ein Freund von mir ist Tontechniker und hat in der Seniorenstiftung gedreht, als das Haus 33 gebaut wurde. Er erzählte mir damals von dem Neubau. Also holte ich mir Infomaterialien und habe mich beworben. ■ Antje Stöpper (r.) betreute die Tombola in der Gürtelstraße 33 beim Sommerfest 2015 Welches Ereignis während Ihrer Tätigkeit in der Seniorenstiftung ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Die turbulente Anfangszeit – als die Büros noch Baustellen waren und wir die Einzüge der Mieter begleitet haben. ■ Was schätzen Sie am meisten an Ihrer Arbeit? Die unterschiedlichen Tätigkeitsfelder. Ich habe hier nicht nur einen Bürojob, sondern habe auch viele Kontakte zu Bewohnern, Angehörigen und Kollegen. ■ Was würden Sie an oder durch Ihre Arbeit ändern, wenn Sie es könnten? Entscheidungsprozesse deutlich verkürzen! ■ HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 33 Vorgestellt Haben Sie ein Hobby? Die Fotografie. Früher habe ich auch Handball gespielt, heute ist es nur noch die Fotografie, was sich auch gut mit meiner jetzigen Tätigkeit verbinden lässt. Ich fotografiere oft bei Veranstaltungen, pflege die dazugehörige Datenbank und erstelle die Fotobüchlein für das Erinnerungscafé. ■ S T E C K B R IE F Antje Stöpper eiterin Beruf: Verwaltungsmitarb Funktion: Heimverwaltung In der Stiftung seit: 2008 Was ist Ihr Lieblingsbuch oder Ihr Lieblingsfilm? „Grüne Tomaten“ und „Tootsie“. ■ Wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Ich sehe mich nicht in zehn Jahren. Ich lebe hier und jetzt. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe, alles andere möchte ich nicht wissen. Ansonsten habe ich in zehn Jahren noch sieben Jahre bis zur Rente. ■ Können Sie sich vorstellen in der Seniorenstiftung zu leben, wenn Sie selbst pflegebedürftig sind? Nein. Ich würde eher ein „MehrGenerationen-Haus“ bevorzugen, mit Freunden und Familie. ■ Vielen Dank für das Gespräch. Der Mai Im Galarock des heiteren Verschwenders, ein Blumenzepter in der schmalen Hand, fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land. Es überblüht sich, er braucht nur zu winken. Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain. Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken. Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein. Die Apfelbäume hinterm Zaun erröten. Die Birken machen einen grünen Knicks. Die Drosseln spielen, auf ganz kleinen Flöten, das Scherzo aus der Symphonie des Glücks. Melancholie und Freude sind wohl Schwestern. Und aus den Zweigen fällt verblühter Schnee. Mit jedem Pulsschlag wird aus Heute Gestern. Auch Glück kann weh tun. Auch der Mai tut weh. Die Kutsche rollt durch atmende Pastelle. Wir ziehn den Hut. Die Kutsche rollt vorbei. Die Zeit versinkt in einer Fliederwelle. O, gäb es doch ein Jahr aus lauter Mai! Er nickt uns zu und ruft: „Ich komm ja wieder!“ Aus Himmelblau wird langsam Abendgold. Er grüßt die Hügel, und er winkt dem Flieder. Er lächelt. Lächelt. Und die Kutsche rollt. Erich Kästner HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 34 Vorgestellt Ingrid Krebs an ihrem bisherigen Arbeitsplatz im Café Gürtelstraße 32a „Wenn‘s nicht mehr geht, muss man aufhören“ Ingrid Krebs beendet ihren Dienst als „Kaffeetante“ in der Gürtelstrasse 32a und verabschiedet sich von ihren Gästen iebe Café-Besucher, liebe Kollegen in der Senioreneinrichtung Gürtelstraße 32a, der Spruch: „Wenn‘s am schönsten ist, sollte man gehen“ trifft leider bei mir nicht zu, sondern wenn´s aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr geht, sollte man aufhören! 2009 fing ich mit Freude und Elan im Café Gürtelstraße 32a als Servicekraft (manche sagten dazu: „Kaffeetante“) an. Von Anfang an gefiel mir meine Tätigkeit, nämlich das Bedienen „ L der Gäste, das Zusammensein mit allen Beschäftigten der Stiftung, die Vorbereitungen auf‘s Sommerfest und so weiter. Das Klima zwischen den Gästen und dem Café-Personal war ganz besonders gut. Kleine Sorgen und Freuden wurden zwischen uns ausgetauscht. Ich glaube, so gern wie ich ins Café zum Dienst kam, so gern kamen auch die vielen Gäste runter zum Café-Plausch und verzehrten mit Lust die angebotenen Torten und den Kaffee, HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 35 Vorgestellt Ingrid Krebs hatte immer frischen Kuchen im Angebot Ingrid Krebs (2. v. l.) im Kreis ihrer Kolleginnen im Jahr 2012 manchmal auch ein Bierchen oder Eis. So entstand mit Unterstützung von Herrn Heinrich (Mieter und Cafégast, d. Red.) und mir nach und nach der Stammtisch, zu dem sich viele Gäste dazugesellten. Wir hatten viel Spaß! Besonders möchte ich mich bei Frau Paulus (Hauswirtschaftsleiterin, d. Red.) bedanken, die mich immer mit guten Ratschlägen und Verbesserungen unterstützte. Wenn ich mal ein Tief hatte, half sie mir immer wieder auf. Auch meiner Kollegin Evelyn Jost sowie dem Rezeptionsteam und dem Küchenpersonal möchte ich danke sagen. Jeder half jedem! Da es mir in der Einrichtung so gut gefiel, habe ich auch Werbung für‘s Heim gemacht und manche neue Bewohner vermittelt. Ich wünsche allen Heimbewohnern und allen Mitarbeitern weiterhin alles, alles Gute und bin oft in Gedanken bei Ihnen und vermisse die schöne Zeit mit Ihnen allen! Nochmals Danke.“ (Ehe-)Partnertreff Zum (Ehe-)Partnertreff trafen sich am 25. Februar 2016 zahlreiche Teilnehmer, deren Partner im Heim leben, im Konferenzraum des Hauses Gürtelstr. 32. Das Treffen dient dem Austausch zwischen den Betroffenen. Denn es ist eine oftmals besonders belastende Situation, wenn der Partner, mit dem man seit Jahrzehnten eng verbunden war, plötzlich in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden muss. Die Teilnehmer genossen den Nachmittag bei Kaffee und Kuchen und hatten sich viel zu erzählen. Ingrid Krebs, ehemalige Mitarbeiterin im Café Gürtelstr. 32a Geborgen in guten Händen 36 HERBST FEUER Aus dem Leben der Stiftung +++ VERANSTALTUNGSHINWEISE +++ Die nächsten Termine: Freitag, 6. Mai 2016 + Freitag, 3. Juni 2016 zwischen 10 und 12 Uhr, Gürtelstr. 32a, Besprechungsraum E.05 Ergebnisse der Angehörigenbefragung 2015 Tanztee mit Live-Musik vorgestellt und erläutert von: Frank Wernecke, Qualitätsbeauftragter Seniorenstiftung in der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg Mittwoch, 18. Mai 2016 Pfingstsonntag, 15. Mai 2016 um 17.00 Uhr im Konferenzraum Gürtelstraße 32 Beginn: 15.00 bis 17.30 Uhr im Saal der Stavangerstr. 26 Kostenbeitrag: 2,50 EUR Jeden 3. Sonntag im Monat laden wir Sie von 15.00-17.30 Uhr zum Tanztee in die Stavangerstr. 26 ein. Darüber hinaus haben Sie auch die Möglichkeit, unser Haus zu besichtigen. Wir freuen uns auf Sie und bitten um telef. Anmeldung: 428447-8000. Die nächsten Tanztee-Termine bei Live-Musik mit Kiry: Sonntag, 19. Juni 2016 · Sonntag, 17. Juli 2016 · Sonntag, 21. August 2016 Ehrenamtliche Beratung zu Vorsorgevollmacht, Patientenund Betreuungsverfügung Jeden 1. Freitag im Monat in der Gürtelstraße 32a nimmt sich Herr Ziesche Zeit für Sie. Donnerstag, 19. Mai 2016 um 17.00 Uhr im großen Saal Gürtelstraße 32a Stammtisch für Angehörige von Menschen mit Demenz Angehörige von Menschen mit Demenz können sich an jedem ersten Donnerstag eines geraden Monats beim Stammtisch austauschen. Donnerstag, 2. Juni 2016 Beginn: 15.00 Uhr im Konferenzraum Gürtelstraße 32 Ü80-Party Donnerstag, 2. Juni 2016 Beginn: 15.30 Uhr, Saal Gürtelstr. 32a Alle Leserinnen und Leser sind ganz herzlich zu unseren Veranstaltungen eingeladen. Es wäre schön, wenn Sie sich bei den Empfangsmitarbeitern der jeweiligen Häuser anmelden. Die Rufnummern finden Sie auch auf der letzten Seite unserer Zeitung. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 37 Aus dem Leben der Stiftung Einladung zum Den Sommer feiern, 20. Sommerfest die Sonne genießen. Bald werden die gepflegten Grünanlagen der Seniorenstiftung wieder zum Veranstaltungsort, wenn die Häuser der Seniorenstiftung einladen zu ihren sommerlichen Festen mit viel Musik, Spaß, Spiel und Unterhaltung. Den Reigen eröffnen die beiden Kinderfeste: Kinderfest in der Stavangerstraße 26 am Samstag, 11. Juni 2016 von 14 bis 18 Uhr Kinderfest in der Gürtelstraße 32-33 am Samstag, 18. Juni 2016 von 10 bis 14 Uhr Dann folgen die beliebten Sommerfeste: Bei kulinarischen Spezialitäten können Sie sich mit Gästen aus der Politik unterhalten, an Führungen durch die Häuser teilnehmen oder sich durch das attraktive Bühnenprogramm unterhalten lassen. Sommerfest in der Gürtelstraße 32-33 am Samstag, 2. Juli 2016 von 10 bis 18 Uhr Sommerfest in der Stavangerstraße 26 am Samstag, 9. Juli 2016 von 10 bis 18 Uhr Unterhaltungskünstler führen durch ein buntes Programm. Bekannte Melodien, Artistik und viele Überraschungen werden auch in diesem Jahr die Besucher erfreuen. Geborgen in guten Händen 38 HERBST FEUER Aus dem Leben der Stiftung +++ LACH MAL WIEDER +++ Der wahre Grund Giftig Jeden Abend bestellt sich Assel vor dem Essen einen großen Kognak, schließt die Augen und leert das Glas gemächlich in einem Zug. „Sagen Sie mal, Assel“, fragt ihn eines Abends einer von der Tischgesellschaft, „warum schließen Sie eigentlich die Augen wenn Sie den Kognak in Empfang nehmen? Ist das eine Geheimzeremonie?“ „Quatsch! Aber wenn ich den Kognak sehe, läuft mir das Wasser im Mund zusammen und ich möchte ihn unverdünnt trinken.“ Die Schwiegermama ruft ihren Schwiegersohn an: „Hör mal! Ich habe mit dir dringend zu sprechen, deine Frau ist seit gestern bei mir“. „Das glaube ich, sie nimmt aber auch alles so wörtlich. Ich habe ihr gesagt, sie solle sich zum Teufel scheren.“ Der Grenzbeamte: „Wo sind Ihre Beweise, dass das Ihre Frau ist?“ „Die habe ich nicht bei mir; aber wenn Sie mir beweisen können, dass sie‘s nicht ist, sind Sie ein gemachter Mann.“ Endlich entdeckt! „Aha! Hier hast Du Dich seit drei Jahren verborgen und ich habe Dich überall gesucht!“ Die Dame erklärte dem neu angestellten Chauffeur: „Erich, ich bin nicht gewöhnt, meine Chauffeure mit dem Vornamen anzureden, wie heißen Sie mit Nachnamen?“ „Liebling, gnädige Frau.“ „Fahren Sie los, Erich!“ © v. Bergström / „Das lachende Gesicht“ Die Passkontrolle Das geht nun doch nicht HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 39 Aus dem Leben der Stiftung Frühjahrsmüdigkeit oder Frühlingsgefühle? Neues aus dem Tierhaus der Seniorenstiftung ach dem sonnigen Osterwochenende schien der Frühling langsam einziehen zu wollen. Bislang hat er aber mit höheren Temperaturen gegeizt. Doch da die Tage länger und die Sonneneinstrahlung intensiver wird, sprießen in den Gärten der Stiftung die Blumen und an den Bäumen und Sträuchern öffnen sich die Knospen. Die Seniorinnen und Senioren zieht es bei wärmerem Wetter und wenn sich die Sonne sehen lässt zu einem Spaziergang mit ihren Angehörigen und Freunden durch die gepflegten Gärten. Auch im Seniorenrestaurant sind die Plätze gut besetzt – wenn keine Wolke vor der Sonne steht, lässt sich bereits N Bei schönem Wetter zieht es die Seniorinnen und Senioren ins Freie angenehm im Freien speisen. Am Tierhaus schauen die Besucher den Zweiund Vierbeinern zu. Während sich die Kamerunschafe verwöhnen lassen, Kaninchen und Hühner die Gegend erkunden, scheinen die Schweine unter Frühjahrsmüdigkeit zu leiden. Heinz und Albert strecken alle Viere von sich und warten darauf, dass ihnen einige Sonnenstrahlen die Schwarte wärmen. Auch die jährlich eintreffenden Stockenten haben wieder vorbeigeschaut. Der Erpel sitzt mit geschlossenen Augen am Brunnenrand – und keiner weiß, ob er nur müde ist oder von seiner Ente träumt. Wahrscheinlich beides... JL Die Blumen zeigen ihre schönsten Farben Heinz verschläft den ganzen Tag und auch Albert (o. l.) ruht sich aus Geborgen in guten Händen 40 HERBST FEUER Aus dem Leben der Stiftung Frau Adolph bei ihrem Vortrag zum Elternunterhalt Herr Gruve informiert über rechtliche Hintergründe zur Erbschaft Experten informierten zu Elternunterhalt und Erbrecht ehrmals jährlich finden in den Häusern der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg öffentliche Informationsveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen statt. Dieses Jahr durften wir in den Häusern der Gürtelstraße 32 und 32a bereits zwei Rechtsexperten begrüßen: Rechtsanwältin Dana Adolph klärte über mögliche Forderungen der Sozialämter auf Elternunterhalt bei Pflegebedürftigkeit eines Elternteils auf und veranschaulichte an alltagsnahen Beispielen, in welchem Umfang die persönlichen Einkommens- und Vermögensverhältnisse der Kinder berücksichtigt werden. M Einen weiteren informativen Beitrag leisteten Herr André Gruve und Herr Mohs von Münzel Bestattungen zum Thema Erbrecht und Testament. Im Anschluss wurde den Zuhörenden Raum gegeben, ihre persönliche Anliegen und Fragen zu äußern, sodass jeweils statt trockener Rechtsmaterie ein lebendiger Austausch im Vordergrund stand. In der zweiten Jahreshälfte dürfen wir uns erneut auf spannende Beiträge von Herrn Mohs zum Thema Bestattungsvorsorge und Frau Adolph zum Pflegestärkungsgesetz freuen. Über die einzelnen Termine werden wir Sie im Vorfeld informieren. cm Interessierte Zuhörerschaft beim Vortrag zu Elternunterhalt im Haus Gürtelstraße 32a HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 41 Aus dem Leben der Stiftung Das kam uns aber spanisch vor m 3. März erlebte ich in der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg im Haus 32 eine wunderbare Reise nach Spanien, welche ich gerne unternahm. Für mich ist Spanien ein sehr interessantes Land: die vielen Landschaften, die Politik und natürlich auch die zahlreichen Urlaubsziele. Leider konnte ich nie eine Reise dorthin unternehmen, jedoch durch die Medien, Bücher und Erzählungen hatte ich großes Interesse entwickelt. Durch die Mitarbeiter der Betreuung wurde ich zu einem Vormittag mit Bildern, Musik, Wissenswertem und natürlich auch typischen spanischen Köstlichkeiten eingeladen. Frau Eva Romacho (Ergotherapiepraktikantin) hatte sich sehr gut vorbereitet mit vielen herrlichen Aufnahmen der bekannten Städte wie z. B. Madrid, Barcelona, Málaga, welche eine Geschichte haben und bekannte Bauwerke. Ich hatte die ganze Zeit ein Gefühl, dass A Spanische Tapas aus Oliven und Schinken zum Probieren ich dort vor Ort wäre. Sie erzählte so detailgenau und interessant über Landesspezifisches, wie es nur eine Spanierin tun konnte. Wir erhielten von ihr auch eine kleine Einführung in die typische Begrüßung/Verabschiedung der Besucher. Frau Romacho tanzte uns zu spanischen Klängen den „Sevillanas“ mit einer Akkuratesse und einem Rhythmusgefühl, so dass es hinterher viel Beifall gab. Wir Senioren bekamen natürlich einige Probeminuten gratis im Flamenco tanzen! Hungrig und durstig wie die Spanier probierten wir gern eine kleine landestypische Stärkung, nämlich Tapas aus frisch zubereiteten Tomaten und Olivenöl, Oliven und Schinken sowie spanischen Rotwein,. So verlebten wir die Zeit bei uns im Haus in einer wunderbaren Atmosphäre, danke an die Organisatoren des Bereiches Betreuung! Gerda Dietrich, Gürtelstr. 32 Geborgen in guten Händen 42 HERBST FEUER Aus dem Leben der Stiftung Ehepaar Tietsch erfreut sich an den Tapas. Frau Rumacho Muñoz animiert die Zuschauer zum Mitmachen. Eine Reise nach Spanien ch heiße Eva Maria Romacho Muñoz und absolviere mein drittes Praktikum als Ergotherapeutin in der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg. Ich komme aus Spanien und lebe seit zwölf Jahren in Deutschland. Als ich im Januar dieses Jahres im Haus 32 der Seniorenstiftung angefangen habe, war das Interesse der Bewohner an meinem Land sehr groß. Frau Lindstedt hatte die Idee, einen „Spanischen Vormittag“ für die Bewohner anzubieten. Ich fand auch, dass es eine attraktive Idee ist und hatte gleich zugesagt. Es war eine nicht ganz leichte Aufgabe, mein Land den Bewohnern in nur einer Stunde vorzustellen. Zur Vorbereitung der Präsentation habe ich zunächst eine Stichwortsammlung auf Spanisch gemacht und diese mit den Bewohnern durchgesprochen. Wenn man ein anderes Land besucht, ist es gut, sich in der Landessprache begrüßen und verabschieden zu können. So haben wir die Reise durch Spanien begonnen. Dann habe ich mei- I ne Reise in geografische Stationen aufgeteilt und die dort typische Architektur, die kulinarischen Besonderheiten und die Menschen und ihre Traditionen vorgestellt. Spanien ist ein sehr großes Land, größer als Deutschland, aber hat nur halb so viele Einwohner. Als typisch spanisch sind mir besonders los toros (Stierkampf), Flamenco, las tapas, arte ecuestre (Dressurreiten) und el fútbol (Fußball), las playas (Strände) eingefallen. Gemeinsam haben wir einige Takte und Bewegungen des Flamenco bzw. Sevillanas geübt, Tapas gegessen und Rotwein aus Rioja getrunken. Übrigens: „tapa“ bedeutet Deckel. Früher wurde z.B. bei der Feldarbeit auf ein Glas Wein ein kleiner Teller gelegt, damit keine Fliegen in das Glas gelangen. Damit es nicht so traurig aussah, wurde noch eine Scheibe Brot darauf gelegt. Daraus entwickelten sich die typischen spanischen Tapas. Eva Maria Romacho Muñoz, Praktikantin Ergotherapie Gürtelstr. 32 HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 43 Aus dem Leben der Stiftung Brasilianische Rhythmen Zur großen Freude des weiblichen Publikums besuchten am 8. März anlässlich des Internationalen Frauentags brasilianische Musiker und Tänzer die Gürtelstraße 33. Zu ansteckenden Trommelrhythmen zeigten die beiden Herren in der ersten Runde einen brasilianischen Stocktanz. Auch die Mieterinnen erfreuten sich am bunten Treiben und genossen die Zeit. Capoeira ist eine brasilianische Kampfkunst, bzw. ein Kampftanz, ausgeführt wird dieser meist von zwei Capoeira-Tänzern die sich in einem Kreis begegnen. Begleitet wird der Tanz von rhythmischen Trommelschlägen und traditionellen Gesängen. Mit dem Sklavenhandel kam diese Tradition aus Afrika nach Brasilien, hat sich dort weiterentwickelt und etabliert. Im zweiten Durchgang wurde die klassische Capoeira gezeigt. Der brasilianische Stocktanz Maculelê hat einen ähnlichen Ursprung wie die klassische Capoeira und wird mit einer Handtrommel begleitet. Die Kämpfer zeigen in zahlreichen Figuren Begegnungen mit Kampfstöcken oder großen Messern – wie sie zur Zuckerrübenernte verwendet werden. Zwischendurch gab es erfrischende Fruchtcocktails. Mit viel Temperament gab er den Rhythmus vor und animierte zum Mitklatschen. Es gab reichlich Applaus für die Künstler. Geborgen in guten Händen 44 HERBST FEUER Aus dem Leben der Stiftung Die Moderatorin, Frau Galperina Das Künstler-Trio sorgt für ausgelassene Stimmung unter den Zuhörern und Zuschauern Kalinka und Matroschkas Russischer Musiknachmittag in der Stavangerstrasse 26 ereits im Juli 2015 besuchte uns das Ehepaar Galperin mit einer Gastmusikerin zu einem Nachmittag mit französischen Chansons, über den wir im „Herbstfeuer“ (Nr. 50, S. 37) berichteten. Da diese Veranstaltung sehr guten Anklang bei unseren Bewohnern fand, wie Frau Schulze und Frau Abschlag in ihrem Artikel schrieben, erfüllten wir nun ihren Wunsch und luden die Künstler wieder in unser Haus ein. Diesmal beteiligten sich sogar zahlreiche Bewohner mit an den Vorbereitungen für diesen Nachmittag mit russischen Liedern und gestalteten mit viel Elan und Ausdauer farbenfrohe Matroschkas im Rahmen des Betreuungsangebotes „Kreatives Gestalten“ für die Tischdekoration. Am 10. März 2016 empfing auf unserer Bühne im großen Speisesaal – neben einem frischen Frühlingsblumenstrauß B – ein echter Samowar unsere russischen Gäste, die seit fast 25 Jahren in Deutschland leben, arbeiten und musizieren. Die Veranstaltung wurde mit einem Gläschen rubinrotem Sekt für unsere Bewohner und Gäste und mit einer kleinen Eröffnungsansprache von Frau Galperina eröffnet. Sie führte uns auch durch das musikalische Programm ihres Mannes (am Akkordeon) und der ukrainischen Gastsängerin, Frau Irina Skripnik. Mit gefühl- und stimmungsvollen Liedern brachten sie uns die russische Musikkultur sehr nahe. Die ergänzende Moderation von Frau Galperina vermittelte uns Wissenswertes zur Geschichte und Kultur Russlands und vor allem zur russischen Seele, die sich sehr gastfreundlich gibt. In Russland darf man z.B. auch ungeladen zu Besuch erscheinen, denn die Tische der Gastgeber sind immer reich gedeckt. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 45 Aus dem Leben der Stiftung Die Tischdekoration von den Bewohnern aus dem Kreativen Gestalten (1) Frau Cimpa, früher selbst Chorleiterin, erfreut sich am Gesang von Frau Skripnik Für unsere Bewohner gab es an diesem Tag im Saal echtes russisches Konfekt zum Naschen und zum Kaffeetrinken auf den Wohnbereichen frischen, russischen Zupfkuchen. Höhepunkt des russischen Musiknachmittags bildete das Lied „Kalinka“, das sogar eine Zugabe erhielt und auch den Letzten im Saal zum heftigen Mitklatschen anregte. Wir bedanken uns mit diesem Artikel bei unseren russischen Gästen und freuen uns, wenn sie uns – vielleicht schon im Herbst – mit einem weiteren Musikprogramm aus ihrem Repertoire, z.B. jiddische Musik, besuchen. bg Gut gekleidet in die warme Jahreszeit Sommerliche Modenschauen in der Seniorenstiftung o wie sich die Natur im Frühjahr ein neues und buntes Kleid anzieht, so wollen auch die Menschen ihre Freude über die längeren und wärmeren Tage mit leichter und farbenfroher Kleidung ausdrücken. Wem hierfür aber noch eine Sommerbluse oder eine neue Hose fehlt, der war auf den Modenschauen in der Seniorenstiftung genau richtig, denn hier wurde die diesjährige Frühlings- und Sommerkollektion von „hauseigenen“ Models präsentiert und dabei bestens in Szene gesetzt. S Am 21. März war es Frau Ruge vom „Senior Shop“, die in der Stavangerstraße 26 drei Bewohnerinnen immer neu einkleidete und über den Laufsteg schickte. Unter der freundlichen Moderation von Herrn Ruge Junior erfreuten sich Frau Schulze (Mieterin), Frau Herbst und Frau Schulz (beide vom Wohnbereich 6) sichtlich sowohl an der farbenfrohen Mode als auch an ihrer neuen Rolle als Models, in der sie sich fast wie Profis bewegten. Die Zuschauer dankten es mit einem kräftigen Applaus! Geborgen in guten Händen 46 HERBST FEUER Aus dem Leben der Stiftung V.l.n.r.: Frau Zeise, Frau Thoms und Frau Hohn präsentieren farbenfrohe Frühlingsmode Die zweite Modenschau gab es im Haus Gürtelstraße 32a, wo sich nun schon ein fester Stamm an Models gebildet hat. Wieder einmal unter der fachkundigen Leitung und Moderation von Frau Strupp von der Firma „ModeService“ präsentierten Frau Hohn, Frau Hoffmann, Frau Thoms, Frau Zaake, Frau Zeise und Herr Otto unter anderem farbenfrohe Blusen, leichte 7/8-Hosen, T-Shirts, Blousons und bunte Halstücher. Mode und Models kamen gut beim Publikum an, sodass der Verkaufsstand sich nach der Modenschau mit Käufern füllte. Organisatorin Elke Krebs überreichte als Dankeschön Cafégutscheine und lud schon zur nächsten Modenschau im Herbst ein. Bis dahin erfreuen wir uns an gut gekleideten Senior/innen im Sommerlook. bg/csb Applaus für die drei Frühlingsmodels Herr Otto im roten T-Schirt Als Dank an die Models verteilte Frau Krebs Blumen HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 47 Danksagungen und Nachrufe Danksagung Lieselotte Haubenschild m 21. März 2016 haben wir uns am Grab von unserer lieben Mutti, Frau Lieselotte Haubenschild, verabschiedet. Aus Ihrem Haus (Gürtelstraße 32a, d. Red.) hat Herr Kapa daran teilgenommen. Auch wenn die letzten 2 ½ Jahren ihres Lebens gekennzeichnet waren von Krankheit und vom Alter, so hatte sie nach dem plötzlichen Tod unseres Vaters und dem einige Jahre späteren Umzug in die Seniorenstiftung doch noch einmal neuen Lebensmut gefasst und sich an allem Schöne erfreut. Dank der freundlichen Unterstützung durch das Pflege- und Betreuungspersonal, sowie ihrer Kontaktfreudigkeit, hat sie sich schnell in ihrer neuen Umgebung eingelebt. Sie war wieder fröhlich und hat viel gelacht. Viel Freude hatte sie an den wunderschönen Festen im Haus und in den Gärten der Seniorenstiftung. Ebenso an den Ausflügen in den Tierpark, in die Gärten der Welt oder in den Britzer Garten. Es waren stets erlebnisreiche Stunden für die Bewohner und deren Angehörige. Mein besonderer Dank gilt den Betreuern und den vielen fleißigen Helfern, die die Feste und Ausflüge stets liebevoll vorbereitet und wunderschön ausgestaltet und so zum Gelingen beigetragen haben. Ebenso danke ich dem Pflegepersonal vom Wohnbereich 6, wo sie seit September 2009 lebte. Auch hier gibt es schöne Erinnerungen, wie die gemeinsamen A Grillfeste auf dem Balkon des Wohnbereiches oder wenn am 24. Dezember der Weihnachtsmann persönlich den Bewohnern einen Besuch abgestattet hat. In all den Jahren entstanden viele Kontakte zu den Mitarbeitern, den Bewohnern und teilweise deren Angehörige, die mir in angenehmer Erinnerung bleiben werden. Wir bedanken uns hiermit nochmals ganz herzlich beim gesamten Team der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg, allen Mitarbeitern des Hauses Gürtelstraße 32a sowie beim Pflegepersonal vom Wohnbereich 6. Im Namen aller Angehörigen, Barbara Kempe Ihrem Dankbrief hat Frau Kempe das folgende Gedicht von Horst Nimtz beigelegt, das wir hier gern abdrucken: Der Herrgott hat in uns‘re Welt den Menschen einst hineingestellt und gab ihm mit für alle Zeit das Lachen als Besonderheit. Von allem, was da lebt und rennt, allein der Mensch das Lachen kennt. Zu Zeiten laut, dann wieder leise, hilft es auf ganz besond´re Weise die Last des Lebens zu ertragen, gibt Mut, den Lebensweg zu wagen. Gar manche Krankheit flieht dahin, denn Lachen ist auch Medizin. Hilft uns aus Dunkelheit zum Licht, vergesst darum das Lachen nicht! Auch wer nur lächelt, still und fein, trägt Sonne in den Tag hinein. Horst Nimtz Geborgen in guten Händen 48 HERBST FEUER Danksagungen und Nachrufe In Memoriam Gerhard Kiesling Der geduldige Mann hinter der Kamera or gut fünf Jahren zog Herr Gerhard Kiesling in unser Haus Stavangerstraße 26 ein, um hier seinen Lebensabend zu verbringen. Er hatte diese Entscheidung sehr bewusst getroffen und ich kann mich noch erinnern, wie er kurze Zeit nach seinem Einzug unzählige Briefe an Freunde, Bekannte und ehemalige Berufskollegen schrieb, um sie über diesen wichtigen Schritt in seinem Leben zu informieren. Herr Kiesling hatte sich während seiner Tätigkeit als Pressefotograf der ehemaligen „Neuen Berliner Illustrierten“ (NBI) ein großes soziales Netzwerk – noch fern von Facebook & Co. – über viele Jahre aufgebaut. Für die Arbeitsaufträge der NBI war er nicht nur in der ehemaligen DDR, sondern auch weltweit unterwegs und fotografierte, wie er es immer wieder in unseren gemeinsamen Gesprächen betonte, besonders gern Menschen. Viele prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Politik der DDR hat Herr Kiesling abgelichtet, aber auch zahlreiche namenlose Menschen, die er in ihren Alltagssituationen fotografierte und ihnen damit liebevoll ein kleines Denkmal setzte. Dass seine Bilder nicht gestellt wirkten, war ihm immer ein wichtiges Anliegen. Wenn man Herrn Kiesling in der Anfangs- V zeit seines Aufenthaltes bei uns noch unterwegs mit seinen letzten Kameras erlebte, so fiel auf, dass er sehr diskret und nie vordergründig auf den passenden Moment für den Schnappschuss warten konnte. Um solche Momente aus dem Leben einzufangen, bedarf es einer wichtigen Charaktereigenschaft: Geduld. Diese Fähigkeit half ihm auch, die letzten Lebensmonate, in denen er kaum noch sein Pflegebett verlassen konnte, anzunehmen. Er war immer sehr dankbar, wenn ihm die unterschiedlichsten Menschen Gesellschaft in seinem Zimmer leisteten. Bei solchen Besuchen konnte man ihm dann vor allem eine besondere Freude bereiten, indem man zusammen mit ihm in einem seiner HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 49 Danksagungen und Nachrufe Fotobände, die im Laufe seines Berufslebens entstanden waren, blätterte und alte Erinnerungen bei ihm wachrief. Daraus entstanden Gespräche, die manchmal bis weit in seine Kindheit und Jugend nach Greiz im Vogtland zurückreichten. Er erwähnte gern seine liebevolle Mutter und den Vater, der mit Fotoapparat, Stativ und Fotoplatten samt Familie im Schlepptau für Naturaufnahmen loszog und den Sohn erfolgreich mit dem Fotografen-Virus infizierte. Bald kam die Rollfilmtechnik auf, die Herr Kiesling sein Leben lang nutzte und ein großes fotografisches Werk entstehen ließ, das er Mitte der 90er Jahre der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ übereignete. Eine seiner außergewöhnlichsten Fotoaktionen waren die Aufnahmen vom Stadtzentrum und vom Alexanderplatz, die er, angegurtet an der Antenne des Berli- ner Fernsehturms, aus schwindelerregender Höhe Mitte der 80er Jahre schoss. Eine waghalsige Aktion – auch aus heutiger Sicht, die man diesem sehr bedachten und auch bescheidenen Mann nicht zugetraut hätte. Ich werde ihn und die Erlebnisse und Geschichten, die er mir aus seinem langen erfüllten Leben erzählte, sowie unser Gespräche über das Besondere und Beachtenswerte an jedem Menschen gern in Erinnerung behalten, denn ich habe hier viel von ihm dazugelernt. Am 22. März 2016 verabschiedete sich Herr Gerhard Kiesling für immer von dieser Welt, die er so gern mit seiner Kamera in zahllosen Bildern mit Ausdauer und Geduld für einen kurzen Augenblick eingefangen hat. bg Danksagung Elfriede Kemnitz 05.02.2016 Danksagung Ilse Behr 18.02.2016 Sehr geehrte Damen und Herren, ich danke Ihnen sehr für Ihr Beileidschreiben zum Tod meiner Mutter Elfriede Kemnitz. Am 10. März 2016 ist sie nun hier in Weißensee neben den Eltern meines Partners beigesetzt worden. Ich danke besonders nochmal den Pflegern der Station 2 im Haus Gürtelstr. 32a für ihre fürsorgliche Arbeit und ihren Beistand. „Liebe Schwester Ilona, Ihnen und dem ganzen Pflegeteam des Wohnbereichs 3 (Gürtelstraße 32, d. Red.) möchten wir für die liebevolle Pflege und Betreuung unserer Mutter Ilse Behr recht herzlich danken. Wir wünschen dem ganzen Team für die Zukunft alles Gute und stets die Kraft, die schwierige Arbeit erfolgreich zu meistern. Danke, Danke, Danke! Mit herzlichen Grüßen, Marlis Kemnitz Ute und Peter Zimmer & Christine Behr Geborgen in guten Händen 50 HERBST FEUER Danksagungen und Nachrufe Danksagung Melitta Behrend Liebe Pflegeleitung, liebes Pflegeteam der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg, Haus 33, Gürtelstraße, von ganzem Herzen möchten wir uns bei Ihnen bedanken für die liebevolle Fürsorge, Pflege und Zuwendung, die Sie unserer Mutter, Frau Melitta Behrend, während der 3 ½ Jahre ihres Aufenthalts im Pflegewohnbereich 1 entgegenbrachten. Besonders möchten wir uns bedanken für die vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angebote, die in Ihrem Hause stattfinden. So ermöglichen Sie den Bewohnern, am Alltagsleben, das die Bewohner verloren haben, teilzuhaben.Gemütliche Stunden konnten wir immer wieder mit unserer Mutter in der Gaststätte und im Park des Hauses verbringen. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft weiterhin gutes Gelingen Ihrer Arbeit für und mit den Bewohnern! Herzliche Grüsse übermitteln die Töchter von Frau Melitta Behrend. HERBST FEUER Geborgen in guten Händen 51 Danksagungen und Nachrufe Nachruf Rolf Manfred Hasse m 25. Februar 2016 verstarb unser Redaktionsmitglied Rolf Manfred Hasse im Alter von 73 Jahren. Wir verlieren mit Herrn Hasse einen überaus engagierten und beliebten „Kollegen“, der sich ehrenamtlich dafür eingesetzt hat, dass unsere Bewohnerzeitschrift Herbstfeuer ihrem Anspruch „von Senioren für Senioren“ immer wieder neu gerecht werden konnte. Von Herrn Hasse stammten zahlreiche Artikel, für die er jedes Mal intensiv Recherche betrieb und viele Gespräche führte. Seine ruhige und freundliche Art half ihm, einen Zugang zu den Menschen zu finden, über die er berichten wollte. Ihn interessierten vor allem die Lebensläufe und Geschichten der Bewohner, die er in einfühlsamer Sprache, mit hohem Informationswert und gut lesbar darstellen konnte. Auf die Qualität seiner Artikel müssen wir in Zukunft A Impressum ebenso verzichten wie auf die sehr angenehme Zusammenarbeit mit ihm. Wir danken Rolf Manfred Hasse hier noch einmal ganz ausdrücklich für das Herzblut, mit dem er sich einsetzte, mit dem er uns und allen Menschen begegnete und mit dem er das Herbstfeuer voranbrachte. Wir werden RMH ein ehrendes Andenken bewahren. Das Redaktionsteam Herbstfeuer Seniorenstiftung Prenzlauer Berg – Vorstand Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes: Wilfried Brexel, Vorstandsvorsitzender, Gürtelstr. 33, 10409 Berlin Redaktion: Cathrin Densky (CD), Bettina Gromm (BG), Johannes Lehmann (JL), Elke Krebs (EK), Christina Motz (CM), Clemens Schulze Beiering (CSB) Ausgabe: 54/2016 (Mai 2016) Auflage: 30.000 An dieser Ausgabe haben mitgewirkt: Gottfried Borrmann, Gerda Dietrich, Liselotte Hontert, Ingrid Krebs, Liane Lemm, Richard Mächtel, Joachim Mann, Elvira Meisterfeld, Eva Maria Romacho Muñoz, Nadine Stanke, Marita Stechowsky, Silke Wenzel Titel, Umschlaggestaltung sowie Art und Anordnung des Inhalts sind zugunsten des jeweiligen Inhabers dieser Rechte urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Übersetzungen sind – auch auszugsweise – nicht gestattet. Nachdruck oder Reproduktion, gleich welcher Art, ob Fotokopie, Mikrofilm, Datenerfassung, Datenträger oder Online nur mit schriftlicher Genehmigung der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg. Geborgen in guten Händen Seniorenstiftung Prenzlauer Berg Geschäftsstelle: Gürtelstraße 33, 10409 Berlin Tel. (030) 42 84 47-11 10 Fax (030) 42 84 47-11 11 www.seniorenstiftung.org [email protected] ZENTRUM KO M P E T E N Z , MIT DEMENZ N E H C S N E M FÜR CHÄDIGTE FÜR HÖRGES TIVE PFLEGE IA L L A P R Ü F UND Informationen zu freien Zimmern: Tel. (030) 42 84 47-12 34 Seniorenheim Gürtelstraße 32 Gürtelstraße 32, 10409 Berlin Tel. (030) 42 84 47-60 00 Fax (030) 42 84 47-61 11 Seniorenheim Stavangerstraße 26 Stavangerstraße 26, 10439 Berlin Tel. (030) 42 84 47-80 00 Fax (030) 42 84 47-81 11 Seniorenheim Gürtelstraße 32a Gürtelstraße 32a, 10409 Berlin Tel. (030) 42 84 47-40 00 Fax (030) 42 84 47-41 11 Seniorenheim Gürtelstraße 33 Gürtelstraße 33, 10409 Berlin Tel. (030) 42 84 47-20 00 Fax (030) 42 84 47-21 11
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