Die Zürcher Autorin SILVIA AESCHBACH trifft den

Die unsichtbare
Frau über 50
Die Zürcher Autorin SILVIA AESCHBACH trifft den Nerv
einer ganzen Frauengeneration. Ihr Buch «Älterwerden
für Anfängerinnen» avanciert zum Bestseller. Selber hat die
55-Jährige ihren Frieden mit dem Zahn der Zeit gemacht.
TEXT SILVAN GRÜTTER
FOTOS FABIENNE BÜHLER
B
Treue Seele Bestseller-Autorin
Silvia Aeschbach
mit Hund Louis
auf ihrer Terrasse
in Zürich. Der
Mischling wich ihr
beim Schreiben
nicht von der Seite.
ei den Männern
zählt die Reife, bei
den Frauen die Jugend. Das ist das
Unglück», hatte die
legendäre Modeschöpferin Coco
Chanel einmal gesagt.
Eine Erkenntnis, die Silvia
­Aeschbach teilt – aber nicht einfach hinnimmt. «Abstellgleis war
gestern, heute heisst es: Volle Fahrt
voraus!», schreibt sie in ihrem
Buch «Älterwerden für Anfängerinnen», Untertitel: «Willkommen im Klub!». Damit landet die
55-jährige Zürcherin den Überraschungserfolg des Jahres: Seit elf
Wochen steht das Buch auf Platz
eins in der Schweizer Bestsellerliste für Sachbücher, 15 000 Exemplare wur­­den alleine in den
ersten zwei Monaten verkauft.
«Der Erfolg hat mich überwältigt» sagt Aeschbach, die in
Zürich mit Partner Hanspeter
Eggenberger, 61, und den Hunden Millie und Louis in einer
charmant renovierten Altbauwohnung lebt. Hier, auf dem Sofa
Gute Stube
Auf diesem
Sofa schrieb
Aeschbach
den Bestseller.
Zehn Monate,
meistens
am Abend.
im Wohnzimmer, ist ihr Bestseller entstanden. In einem Meer aus
farbigen Kissen, frischen Blumen
auf dem Tisch und mit Blick auf
die grosse Bücherwand.
«Frauen ab 45 werden allmählich unsichtbar, bis sie in der
Wahrnehmung schliesslich ganz
verschwinden», sagt Silvia Aeschbach. Warum dem so ist, wollte
sie ergründen. Zehn Monate hat
die Journalistin und Autorin re-
cherchiert, Interviews geführt –
und Antworten gefunden. «Es
fehlt an guten Vorbildern. Meistens erfüllen ältere Frauen nur
noch Alibi-Funktionen, machen
Werbung fürs SBB-Generalabo
oder für Produkte gegen Blasenschwäche.»
Im Buch erzählen 13 Frauen,
wie sie das Älterwerden erleben –
und erfolgreich meistern. «Es soll
ein Mut- und kein Opfer-Buch u
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 63
brandinghouse
Frisch, natürlich
aus der Schweizdirekt vor
der Haustüre.
«Frische Produkte aus Dorf und Region mag ich besonders,
darum ist Volg die beste Wahl.»
Wildnistrainer Markus Vogler, Kunde im Volg Trin-Mulin (GR)
Wenn Markus Vogler nicht im Volg einkauft, ist
er auf Entdeckungsreise in der Natur – oft
zusammen mit ganz verschiedenen Leuten, die
in seinen Kursen der Natur wieder näher kommen möchten. Sei es um Stress abzubauen,
oder einfach aus Freude am ganzen Leben um
uns herum. «Da gab es in der Vergangenheit
schon den einen oder anderen Manager oder
CEO, der vor lauter Freude gar nicht mehr aufhörte, die Bäume zu umarmen.»
In seinen Kursen lernt man auch wie man in der
Wildnis leben kann und was sie an Essbarem
bereithält.
Hoch über Trin thront die
Burgruine Canaschal. Unklar
ist ihr Erbauer: Einer Quelle
nach soll es der Vater von Karl
dem Grossen gewesen sein.
Das Flimser
Blutzcher-Bier
ist eine «Feins
vom Dorf»Spezialität im
Volg Trin-Mulin.
Untergärig gebraut, mit einer
einzigartigen Malznote.
Volg. Im Dorf daheim.
In Trin-Mulin zuhause.
Happy Erst der
Bestseller, jetzt
das Ja-Wort:
Autorin Silvia
Aeschbach mit
Ehemann in
spe, Hanspeter
Eggenberger.
u sein», sagt die Autorin, die aus
eigener Erfahrung spricht und
schreibt: «Plötzlich nannte mich
der Kioskverkäufer Madame, und
die Männer auf der Strasse schauten lieber meinen jüngeren Kolleginnen nach.»
Noch vor fünf Jahren hatten
Aeschbach die Diskussionen um
Menopause, Nachtschweiss und
abnehmende Libido kaltgelassen.
Sie arbeitete erfolgreich als Lifestyle-Journalistin, fühlte sich im
Leben und im Job gut aufgehoben.
Vor zwei Jahren dann die berufliche Ernüchterung: Sie ist 53, die
Karriere stockt, plötzlich scheint
sie nicht mehr gefragt zu sein.
Kurz vor der Erschöpfung beginnt sie, Bilanz zu ziehen und
sich intensiv mit dem eigenen
­Alterungsprozess auseinanderzusetzen. «Dabei merkte ich schnell:
Ich bin nicht alleine. Das Thema
berührt fast jede Frau früher oder
später» – die Idee zum Buch war
geboren.
Der Erfolg hat das Leben
der Autorin nicht grundsätzlich
verändert – aber doch positiv beeinflusst. «Er hat meinem Selbstbewusstsein sicher nicht geschadet», sagt sie augenzwinkernd.
Beruflich hat sie sich nach der
Krise längst wieder etabliert, und
auch privat werden jetzt Nägel
mit Köpfen gemacht: Nach 20 Jahren Beziehung heiraten Aeschbach und Hanspeter Eggenberger diesen Sommer in Südfrankreich. «Keine Torschlusspanik,
sondern eine Herzensangelegenheit», sagt sie.
Im Niemandsland zwischen
nicht mehr jung, aber auch noch
nicht alt fühlt sich Aeschbach
inzwischen durchaus heimisch.
«Ich bin dem Leben und seinen
Herausforderungen gegenüber
viel gelassener geworden», sagt
sie. «Die Lebenslust ist grösser
geworden, ich lebe den Alltag viel
bewusster, als ich das als junge
Frau getan habe.»
«Frauen ab 45 werden
allmählich unsichtbar»
SILVIA AESCHBACH
Den Kampf gegen das Alter
ficht Aeschbach heute nicht mehr
auf Biegen und Brechen aus. «Ich
mache immer wieder mal einen
Effort, ernähre mich dann zwei
Wochen absolut gesund. Schlussendlich siegt aber meist die Bequemlichkeit», sagt sie locker.
Ganz uneitel ist die Erfolgsautorin trotzdem nicht geworden. «Auch ich bin mit mir nicht
immer im Reinen. Manchmal erschrecke ich, wenn ich auf dem
Papier sehe, wie alt ich bin. Und
trotzdem würde ich das Rad der
Zeit nicht zurückdrehen wollen.»
Oder wie es Coco Chanel
schon so schön gesagt hatte: «Die
Natur gibt uns das Gesicht, das
wir mit 20 haben. Das Leben
formt das Gesicht, das wir mit 30
haben. Aber das Gesicht, das wir
mit 50 haben, müssen wir uns
selbst verdienen.» 
Bestseller
«Älterwerden
für Anfängerinnen» erscheint
im Wörterseh
Verlag und kostet CHF 26.90.
HEIMVORTEIL NR. 119
«Eine gemütliche Wanderung zu dem schönsten
Gletscher im Engadin - dem Morteratsch Gletscher.»
Dr. Felix Keller, Co-Leiter Europäisches Tourismus Institut,
Academia Engiadina, Samedan
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