20160528 ZOL Seite 3 Ungeniessbares

ZO/AvU
Samstag, 28. Mai 2016
Bezirk Hinwil l 3
Ungeniessbares Fischenthaler Trinkwasser
meinde das Problem. «Es muss
klar offengelegt werden, was
passiert ist. Nur so kann man
lernen», sagt der Gibswiler.
Meyer fragt sich zudem: «Ist
­
es Zufall, dass das Kantonale
Labor Proben durchgeführt
­
hat? Oder gibt es eine Vorgeschichte?»
FISCHENTHAL Das Kantonale Labor bemängelte am
Donnerstag die Qualität des Fischenthaler Trinkwassers.
Der Gemeinderat empfahl deshalb unter anderem der
«Gibswilerstube», das Wasser abzukochen. Dass nicht die
ganze Bevölkerung informiert wurde, sorgt jetzt für Kritik.
Vorgestern blieben die Wasserhähnen in Fischenthal vorsorglich zugedreht. Die Qualität des
Trinkwassers liess zu wünschen
übrig. Am Donnerstagmorgen hat
das Kantonale Labor Zürich beim
Reservoir Würz Wasserproben
entnommen. Die Untersuchung
ergab Unregelmässigkeiten bei
der Trinkwasserqualität. «Wir
haben bei einer Routinekontrolle
Fäkalkeime im Fischenthaler
Wasser festgestellt», sagt Hans
Peter Füchslin, Bereichsleiter
Wasser des Kantonalen Labors
Zürich. Auf Anraten des Labors
wurden Fischenthaler Geschäfte,
die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, wie beispielsweise
Restaurants, von der Gemeinde
über die Befunde informiert. Den
Betrieben sei empfohlen worden,
das Wasser vor dem Konsum
«Es handelt sich um
eine reine Vorsichtsmassnahme.»
Martin Weilenmann,
Gemeindeschreiber
v­ orsichtshalber abzukochen, vermeldete der Gemeinderat am
Donnerstagabend auf der Gemeinde-Website. Zusätzlich seien
auch das Altersheim sowie die
Schulverwaltung von der schlechten Qualität des Trinkwassers in
Kenntnis gesetzt und gebeten
worden, das Wasser abzukochen.
Spülung des Reservoirs
«Als Sofortmassnahme haben
wir am Donnerstag das Reservoir
vom Netz genommen und es mit
sauberem Wasser gespült», sagt
Füchslin. Das Wasser solle ak­
tuell vollständig oder nahezu
Trinkwasserqualität erreicht haben, teilte der Gemeinderat
am späteren Donnerstagabend
in einem Nachtrag auf der Gemeinde-Website mit.
«Verunreinigtes Trinkwasser
ist selten. Letztes Jahr traten
sechs Trinkwasserverunreinigungen im Kanton Zürich auf»,
sagt Füchslin. Als möglichen
Grund für die Verschmutzung
nennt er die Fäkalien von Weidetieren.
Wasser aus der Flasche
Betroffen von der Verunreinigung war etwa Priska Schmucki,
die in Gibswil das Restaurant
Gibswilerstube leitet. «Wir servieren zum Espresso oder Kaffee
immer ein Glas Hahnenwasser.
Fäkalkeime im Wasser: Andreas Meyer ärgert sich bei einem Glas Fischenthaler Wasser über die
verwirrende Kommunikation des Gemeinderats.
Wir haben nun auf stilles Wasser
aus der Flasche umgestellt», sagt
Schmucki. In der «Gibswilerstube» wird Hahnenwasser normalerweise mithilfe einer Gastro­
sodamaschine mit Kohlensäure
versetzt.
Die neusten Befunde haben
Schmucki nun dazu veranlasst,
auf kohlensäurehaltiges Mineralwasser aus der Flasche auszuweichen. «Ich habe fünf bis sechs Harassen Wasser mehr bestellt, da-
mit wir für das Wochenende auf
der sicheren Seite sind.» Die Geschäftsleiterin ärgert sich nicht
über die Trinkwasserpanne.
«Das ist noch nie vorgekommen.
Wir hatten immer wunderbares
Trinkwasser. Solange es nur vorübergehend ist, stellt es kein Problem dar», sagt Schmucki.
Verwirrende Kommunikation
Andreas Meyer stört sich daran, dass nur Betriebe und Gast-
Seraina Boner
stätten und nicht alle Fischen­
thaler Haushalte von der Wasserverunreinigung in Kenntnis
gesetzt worden sind. «Ich frage
mich, wieso die Information nur
auf der Website der Gemeinde
Fischenthal veröffentlicht wurde – die sowieso kaum jemand
liest ­– und nicht ein Newsletter
oder gar Flugblätter verschickt
wurden.»
Einmal mehr sei die verwirrende Kommunikation der Ge-
Keine Krankheitsfälle
Gemeindeschreiber Martin Weilenmann entgegnet: «Es handelt
sich um eine reine Vorsichtsmassnahme. Uns wurde vom
­Labor empfohlen, die Betriebe,
die Schule und das Altersheim
zu benachrichtigen und ihnen zu
raten, das Wasser abzukochen.
Wir halten uns an die Weisungen
der Experten.» Da weder der Gemeinde noch dem Labor Krankheitsfälle wie etwa Durchfall
gemeldet worden seien, habe
­
man es nicht für nötig gehalten,
alle Fischenthaler zu informieren. «Es werden regelmässig
Proben durchgeführt und nicht
weil ­Verdacht auf eine Verunreinigung bestanden hat», so Weilenmann.
Derzeit ist das Fischenthaler
Wasser wieder trinkbar. «Wir
werden weitere Kontrollmessungen machen, um die Qualität
des Wassers sicherzustellen und
zu sehen, ob die getroffenen
Massnahmen greifen», sagt
Füchslin. Es gehe jetzt darum,
mit der Gemeinde zusammenzuarbeiten und zu schauen,
dass sich dieses Problem nicht
wiederhole.
Sibylle Egloff
So wollen die Kandidaten Rüti vorwärtsbringen
«Wegweisende
Operation»
RÜTI Am 5. Juni entscheiden
die Rütner, wer den freien
Sitz im Gemeinderat besetzt.
Simon Preisig (CVP) und
Rudolf Meier (FDP) nehmen
Stellung zu den wichtigsten
Themen Rütis.
WETZIKON Dr. Bernhard Magdeburg, Magen-Darm-Spezialist
am GZO-Spital Wetzikon, hat
«durch einen weltweit erstmals
durchgeführten endoskopischen
Eingriff Geschichte geschrieben». Und ein Video dazu rangierte am grössten internationalen Kongress für Magen-DarmKrankheiten unter den Top Ten,
wie das Spital gestern mitteilte.
Nur gerade zwölf Gastroenterologen waren für eine Videopräsentation eingeladen. Vor rund
3000 Spezialisten aus der ganzen Welt konnte Magdeburg in
San Diego (USA) den endoskopischen Eingriff an der Bauchspeicheldrüse erläutern.
Nach schweren Bauchspeicheldrüsenentzündungen hatten sich im Oberbauch einer Patientin drei Pankreaspseudozysten gebildet, die mit aggressiven
Verdauungssäften gefüllt waren.
Gross war die Gefahr, dass eine
der Zysten platzen und die
­austretende Flüssigkeit das um­
liegende Gewebe zerstören und
eventuell eine tödliche Entzündung auslösen würde.
Ende Oktober wurde bekannt,
dass der Rütner Finanzvorstand
Christoph Baggenstos (CVP)
sein Amt per Ende Jahr frühzeitig niederlegt. Baggenstos nahm
eine neue Stelle bei seiner
Arbeitgeberin Credit Suisse in
der Innerschweiz an und entschied sich deshalb für einen
Wohnsitzwechsel mit der Familie. Er sass seit 2014 als Finanzvorstand im Gemeinderat. Zwar
ist noch nichts definitiv entschieden, jedoch wird allgemein
davon ausgegangen, dass der neu
gewählte Gemeinderat das Finanzressort übernehmen wird.
Enge Ausgangslage
Zum zweiten Wahlgang kommt
es, weil Preisig im ersten Wahlgang zwar am meisten Stimmen
machte, das absolute Mehr aber
um 123 Stimmen verpasste. Der
Wahlgang zeigte, dass die beiden
Kandidaten nahe beisammenliegen. Preisig holte 775 Stimmen,
Meier folgte mit 705 Stimmen
knapp dahinter. Abgeschlagen
auf dem dritten Platz folgte der
Parteilose Reto Dönni mit 286
Stimmen. Dönni entschied sich
wenige Tage später, seine Kandidatur zurückzuziehen.
Ausgeglichen ist die Ausgangslage auch, was die Unterstützung
der Rütner Parteien anbelangt.
Meier wird von der SVP sowie
neu von der EDU zur Wahl empfohlen. Letztere sprach sich im
ersten Wahlgang noch für Dönni
aus. Preisig hingegen kann auf
die Unterstützung der GLP und
der EVP zählen. Die SP hat
Stimmfreigabe beschlossen.
Andreas Kurz
Simon Preisig
(CVP)
Jahrgang 1981
Leiter IT & Technik,
Medizinisch-Radiologisches Institut Zürich
Rudolf Meier
(FDP)
Jahrgang 1951
pensionierter Chef
der kantonalen
Finanzdirektion
Was würde sich mit Ihnen
im Gemeinderat ändern?
Ich werde mich im Gemeinderat dafür einsetzen, dass
die hohe Wohn- und Lebensqualität weiterentwickelt
wird und die Finanzen trotzdem unter Kontrolle bleiben. Der Gemeinderat wird von meinem breiten Wissen, meiner Teamfähigkeit und meinem innovativen,
aber dennoch kritischen Geist profitieren. Es werden
neuen Ideen zum Wohle der Einwohnerinnen und
Einwohner in den Gemeinderat einfliessen.
Ich würde wie in meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit die Geschäfte im Rütner Gemeinderat kritisch hinterfragen, weil dies zu besseren Entscheiden führt und
in der Realisierung zu besseren Ergebnissen. Verantwortung muss klar zugeordnet sein, damit es
vorwärts­geht. Zudem lege ich grossen Wert auf eine
offene Kommunikation zur erfolgreichen Realisierung
neuer Ideen, Projekte und Geschäfte.
Weshalb ist Ihr Alter ein Vorteil?
Ich möchte mich langfristig für die Gemeinde Rüti einsetzen und strebe ein Engagement über mehrere
Amtsdauern hinweg an. Mit Kontinuität kann ich mehr
bewirken. Ich bin leistungsfähig, unverbraucht, motiviert und ein Macher. Für dieses herausfordernde Amt
bringe ich einiges an politischer Erfahrung und Lebenserfahrung mit. Wie viele in meinem Alter bin ich
sehr gut vernetzt.
Ich bin unabhängig und frei, weil ich keine Rücksicht
auf eine zukünftige Karriere nehmen muss. Meine Lebens- und Berufserfahrung lassen mich Probleme
schnell erkennen und gut kommunizieren. Ich habe
aus der langjährigen Arbeit mit politischen Gremien
und Geschäften einen breiten Erfahrungsschatz, der
mich zu neuen Problemlösungen führt. Und ich habe
Zeit und bin fit für eine neue Aufgabe.
Wo sehen Sie in Rüti den
grössten Handlungsbedarf?
Die Gemeinde Rüti ist auf einem sehr guten Weg. Wir
können stolz sein auf das funktionierende Dorfleben.
Die anstehenden Aufgaben sind aber nicht zu unterschätzen. Dabei denke ich an die Alterspolitik oder daran, die Sozialhilfequote zu verringern. Diese Herausforderungen müssen mit langfristigem Denken angepackt werden. Zudem sollen weitere attraktive
Arbeitsplätze geschaffen werden.
Die grösste Herausforderung sind die Finanzen. Rüti ist
auch unter Druck wegen der Abhängigkeit von Bund
und Kanton und wegen des geringen Handlungsspielraums bei den Einnahmen. Die Arbeitslosigkeit steht
seit über zehn Jahren an der Spitze der Schweizer Sorgenrangliste. Wir müssen uns darum mehr um die
Arbeitsplätze und um gute Rahmenbedingungen für
das Gewerbe und die Unternehmen kümmern.
Wie würden Sie die finanzielle
Lage der Gemeinde konkret
verbessern?
Gewisse Angebote und Dienstleistungen sind zu hinterfragen, wobei sorgfältig abgewogen werden muss,
ob die Kosten nicht an einem anderen Ort dafür steigen. Mit struktureller Optimierung und neuen Ideen
können sicherlich Kosten eingespart werden. Eine dieser Ideen könnte die Einführung von Nachbarschaftshilfe mit Zeitgutschriften sein, wie dies der Verein Kiss
Schweiz vorschlägt.
Der finanzpolitische Blindflug muss ein Ende haben.
Rüti braucht eine längerfristige wirkungsorientierte
Finanzplanung, in der Chancen und Risiken aufgezeigt
werden und die öffentlich diskutiert werden kann. Die
einzelnen Vorhaben müssen hart darauf beurteilt
werden, ob die ausgegebenen Franken die erwartete
Wirkung rechtfertigen und ob wir uns die Ausgaben
leisten können.
Unterstützen Sie die bisherige
Energiepolitik des Rütner
Gemeinderats?
Ja. Die Rütner Energiepolitik macht nicht nur aus ökologischen Gründen Sinn, sondern zahlt sich auch finanziell aus. Es ist wichtig, dass die bisherigen Bemühungen der Gemeinde weiterverfolgt werden.
Jede Sachpolitik und jeder Sachentscheid muss sich
auf Zahlen und Fakten abstützen. Diese fehlen mir zur
Beurteilung der Wirkung und Wirtschaftlichkeit der
bisherigen Energiepolitik. Ich kann zurzeit auch nicht
beurteilen, ob die Energiemassnahmen der Gemeinde
zweckmässig sind zur Ergänzung der Massnahmen
von Bund und Kanton und hinsichtlich der kommenden Mustervorschriften des Kantons.
Mit extrem dünnem Endoskop
Nachdem Operationen keine
nachhaltige Besserung gebracht
hatten und sich immer wieder
neue Zysten bildeten, suchte
Bernhard Magdeburg nach einer
anderen Lösung. Er wollte den
natürlichen Abfluss des Verdauungssafts wiederherstellen, damit sich die Zysten nicht immer wieder füllen konnten. «Seine langjährige Erfahrung, sein
Innovationsdrang und ein neu
­
entwickeltes, extrem dünnes
Endoskop ermöglichten diesen
Eingriff», heisst es in der Mit­
teilung. Ein laut Spital «weg­
weisender Eingriff», der erfolgreich durchgeführt wurde und
der für Magdeburg bedeutet,
«wir haben einen Durchbruch in
der Endoskopie geschafft». zo