ES GIBT KEINEN GOLDENEN MITTELWEG Durch den Nebel der Ungewissheit: Akzeptiere gegebenen Fakten, schätze Unbekanntes ein, treffe schnelle Entscheidungen. (nach von Moltke) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Editorial „ Mittelweg, oder Mittelmaß haben das Wort „Mitte“ gemeinsam, wenn jemand weder nach oben noch nach unten hervorragt, dann handelt sich um einen „Mitläufer“, wenn man so will. Bleibt aber jemand in der Mitte, dann kann er eigentlich nichts bewerkstelligen mit dem er heraus- und hervorragt. Auch sonst wird er übersehen und unter „ferner liefen“ eingestuft. Das Unbekannte ist letztlich kein Weg für Unentschlossene- denn hier gibt es keinen bekannten Weg. Hier legen aber auch die Chancen. 19 Es gibt wohl einen Weg in der Mitte, der aber führt am Wenigsten in die Karriere. 20 Jürgen Steiner 18 21 Es gibt keinen goldenen Mittelweg Die Informations- und Verhaltensrezepte In „Es gibt keinen goldenen Mittelweg“, geht es darum, Mental- und Verhaltensmuster aufzudecken, die in die richtige bzw. falsche Richtung weisen. Dabei fängt es schon bei der beruflichen Orientierung an: die Gretchenfrage ist, ob man über durchschnittliche Fähigkeiten verfügt? Leicht gefragt, aber schwer beantwortet. Bevor man aber Opfer der ersten Karriereleimrute wird und sich für einen Großbetrieb entscheidet, sollte man über eigene, überdurchschnittliche Fähigkeiten nachdenken oder sich gegebenenfalls hierzu beraten lassen. Erst wenn dann offensichtlich nur Mittelmaß vorliegt, sollte man nach v. Moltke: die gegebenen Fakten akzeptieren. Man wird dann auf viele Unentschlossene treffen: die entweder ihre besonderen Fähigkeiten nicht kennen oder keine haben oder auf Straightliner mit dem gradlinigen Karriereweg. Denen auch nichts besseres eingefallen ist als ein Massenstudium zu absolvieren ohne > rechts oder links< zu schauen; so als ob sie schon als > xy-Karrierist < geboren worden wären. Ist er dann erst einmal in Amt und Würden- aber ohne überdurchschnittliche Fähigkeiten, dann verspürt er den Zug zur Bürokratisierung. Jetzt wird erst einmal gesichert, was vermeindlich vorhanden ist. Er arbeitet dann in einer erfolgreichen Wachstumssparten AG, wo alles groß, großartig ist und weiß dann nur noch vage, ob er selbst auch erfolgreich ist. Hat man erst die Klippe der Berufsorientierung umschifft oder ist im Großbetrieb gestrandet, erfolgt die zweite Prüfung nämlich wie mit Informationen, mit Mitarbeitern und last but not least mit sich selbst umzugehen ist. Der Umgang mit Information Dabei unterscheiden wir erst einmal die Information als solche und deren Flut. Information ist der Rohstoff der Kommunikation, also im Unternehmen lebensnotwendig. Der qualitative Umgang mit Information. Hier ist zuerst die Frage zu stellen: wer informiert wen und warum; wobei es Informationsabschottungen gibt; es werden nur positive Nachrichten weitergegeben; solange bis die negativen Nachrichten nicht mehr verheimlichet werden können- wobei es dann oft zu spät ist noch etwas unternehmen zu können. Alle stellen sich nur von der besten Seite dar. Fehler werden nicht kommuniziert. Deshalb gilt die Regel: negative Informationen muss man, schon allein wegen ihrer Seltenheit, mit Gold aufwiegen. Führen ist der Umgang mit Menschen Hier sind Freiräume einzuspielen, damit keine Befehlempfänger entstehen und nur solche herangezogen werden- sondern Mitarbeiter. Nach Kant gilt hier: „ denken tut weh, und wer unterzieht sich schon freiwillig Schmerzen“. Im Fokus dabei steht: der Umgang mit sich selbst. Was man von sich selbst abverlangt, verlangt man dann auch von seinen Mitarbeitern. Die Frage ist deshalb zunächst: verlangt man von sich zu viel, zu Unqualifiziertes, zu Sporadisches, zu Impulsives- dann fängt die Arbeit hier an, um den Umgang mit anderen Menschen überhaupt erst einmal sinnvoll zu ermöglichen. Zur herkömmlichen Mentalitätslage Dass 70% gleichgültig sind und immer dann mitziehen, wenn mit der Entscheidung starke Überzeugungskraft einhergeht, heißt dann eigentlich, dass es auf die Überzeugungskraft ankommt und nicht auf den jeweiligen Inhalt. 70% warten auf den, der sie von was auch immer überzeugt, um ihm dann zuzujubeln. Erfolg ist hier abhängig von der Überzeugung – was allerdings die Frage für eine Demokratie aufwirft: nach was entscheidet die Mehrheit (70%) bei einer Wahl? In der Regel trifft man damit ersteinmal auf desinteressierte Zeitgenossen, die, wenn man sie mitreißt- auch mitgehen. Hat man aber Glück und trifft einmal nicht auf die Mitläufer, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man einem Bremser gegenübersteht. Wobei davon ausgegangen werden kann, dass vorher bei den 70% auch keine Entscheider waren. Also die Bremser. Schlimmste Variante dabei sind diejenigen, die mit Killerargumenten operieren, nach dem Motto: „das hätte ich Ihnen gleich sagen können, so etwas geht nicht, kann gar nicht gehen, was haben Sie sich denn dabei gedacht“; also der ganze Vorschlag wird auf Null gedreht. Das sind die direkten Bremser, dann die vornehmere Variante. „das kann ich nicht entscheiden, dazu muss ich erst Herrn xy befragen, der dann aber – oh Wunder – gerade nicht im Büro, im Haus ist oder auf Geschäftsreise. Die dritte Variante bilden diejenigen, die gerade nicht zuständig sind; es gegebenenfalls waren, aber die Zuständigkeit abgegeben haben und das Unternehmen sich sowieso in einem organisatorischen Umbruch befindet und deshalb die wirkliche Zuständigkeiten z.Zt. noch nicht auszumachen sind. Bringt man die Geduld auf und wartet- weil man von seinem Anliegen überzeugt ist, dann wird Variante 1 oder 2 abgespielt. Per Saldo gebremst. Die Progressiven. Der einzige Lichtblick, um jemanden zu finden, der gegebenenfalls auf den Vorschlag oder die vorgetragene Idee eingeht. Heißt allerdings noch lange nicht, ob er auch die Entscheidungskompetenz hat. Das Rezept, um mit einem schwierigen Adressatenumfeld umgehen zu können: der lockere, distanzierte Umgang. Man weiß ja nicht gleich zu Anfang, wen man vor sich hat; also ist erst einmal Distanz angesagt. Trifft man auf einen Bremser, der möglicherweise die Entscheidungsgewalt im Unternehmen hat, darf man sich nicht von seinen Killerargumenten betroffen fühlen, sondern gibt Entsprechendes spielerisch zurück und bleibt einfach bei seinem Gedanken oder Vorschlag- um den Bremser last but not least zu ermüden, mürbe zu machen und dann doch noch sein Ziel zu erreichen. Dazu gibt es eine nette Anekdote: Ein Prüfer bei allen Prüflingen genau so verhasst wie gefürchtet, hatte folgendes System: weiß der Prüfling die Antwort, dann sagt er, das haben Sie nicht gewusst, sondern erraten. Weiß er die Antwort nicht, dann sagt er: das hätte ich Ihnen gleich sagen können. Eines Tages wird der Bann gebrochen. Der Prüfling erklärt ihm: was Sie mich jetzt fragen werden, das weiß ich nicht, aber ich werde es erraten. Trifft man gleich auf einen Begeisterten, dann bleibt man distanziert und prüft, ob hier Entscheidungskompetenz vorhanden ist- in der Regel nicht. Vielleicht sei hier noch dazu bemerkt, ein erfolgreiches Unternehmen wird in der Regel an der an der Spitze entweder von einem Progressiven oder von einem Bremser geführt. Die zweite Position im Haus ist dann vis versa. Abwartende Haltung als Zeitgeist Aktionen oder freche Goethe spricht im Faust I noch vom Geist der Zeit. Es handelt sich danach um den Geist des Abwartens. Jetzt ja keinen falschen Schritt- lieber abwarten und Tee trinken; vielleicht bis sich die Zeiten wieder bessern, ja nicht gegen den Strom schwimmen. Hannemann geh´ du voran. Dagegen : an der Spitze ist immer Platz. Kostet natürlich auch Energie und Ausdauer, sich an der Spitze zu positionieren- und zu halten. Wenn alle abwarten, dann fällt man durch freche Aktionen besonders. Hier ist die Chance zu sehen. Frech gilt im mittelhochdeutschen noch „als: mutig, kühn, tapfer“ Aktionen also, die positiv auffallen und gesellschaftliche Anerkennung finden. Alles das, als Rezept gegen den abwartenden Zeitgeist, der nichts bringt- außer Kosten. Optimismus en générale contra Optimismus en détail.. Die„Friede-Freude-Eierkuchenhaltung“ als Optimismus en général ist einfach ein Übertünchen der Wirklichkeit, die niemand etwas bringt und lediglich zu Fehlschlüssen und Fehlverhalten führt. Dagegen der ausgesuchte Optimismus en détail. Hier kann dann gezielt investiert werden, ohne die Ressourcen zu vergeuden; also sehr differenziert hinsehen und auswählen; kein einheitliches Stimmungsbreitband, sondern mehr eine aufgefächerte Stimmungslage, die der Wirklichkeit mehr gerecht wird und sie akzeptiert. Hier wird dann mehr an der Wirklichkeit gearbeitet als dass man Illusionen vor sich herträgt und die Wirklichkeit zukleistert; wobei auf das v. moltkesche Moto verwiesen werden kann, dass man der Wirklichkeit ins Auge sehen soll- indem man die gegebenen Fakten akzeptiert. Dass man immer wieder einmal in eine Sackgasse gerät wird als glücklich bezeichnet. Die Frage ist dann lediglich wie man wieder herauskommt. Dazu passt die Trilogie von den drei Ameisen in der trichterförmigen Sandfalle und ihre Versuche wieder herauszukommen. Ende der Leseprobe von: Es gibt keinen goldenen Mittelweg Jürgen Steiner Hat Ihnen die Leseprobe gefallen? Das komplette Buch können Sie bestellen unter: http://epub.li/1XlBIjU
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