23. Mai 2016 Anlegen in Obligationen – Welche Risiken lauern? Obligationen gelten gemeinhin als sichere Anlageklasse. Doch auch das Anlegen in Obligationen birgt Risiken. Wir möchten deshalb in diesem Papier näher auf die wichtigsten Gefahren im Umgang mit Obligationen eingehen. Die beiden wichtigsten Risiken, auf die bei der Auswahl der Obligationen zu Recht das grösste Augenmerk gerichtet wird, sind das Zinsänderungsrisiko und das Kreditrisiko. Aber auch andere Risiken wie das Liquiditätsrisiko oder das Fremdwährungsrisiko dürfen nicht vernachlässigt werden. Doch was ist darunter zu verstehen? Zinsänderungsrisiko Bei der Ausgabe der Anleihe wird die Höhe des Coupons meist so festgelegt, dass der Anfangskurs der Obligation ungefähr 100% entspricht. Folglich entspricht der festgelegte Coupon zu Beginn in etwa der Rendite auf Verfall. Ein Rückgang des Zinsniveaus erhöht somit die Attraktivität einer Anleihe, da ihr Coupon im Vergleich mit dem aktuellen Zinsniveau vorteilhaft erscheint. Umgekehrt verliert die erwähnte Obligation beim Ansteigen des Zinsniveaus an Attraktivität. Kurz gesagt: Steigende Zinsen führen zu Kursverlusten bei Obligationen und sinkende Zinsen zu Kursgewinnen. Das Zinsänderungsrisiko bei Obligationen wird mit dem Mass der Duration ausgedrückt. Die Duration ist umso höher, je länger die Restlaufzeit und je tiefer der Coupon einer Obligation sind. Obligationen mit einer kurzen Laufzeit und einem hohen Coupon beinhalten somit ein kleineres Zinsänderungsrisiko als Obligationen mit einer langen Laufzeit und einem tiefen Coupon. Kreditrisiko Das Kreditrisiko (auch Ausfallrisiko oder Bonitätsrisiko genannt) bezeichnet das Risiko, dass der Emittent der Anleihe nicht in der Lage oder nicht willens ist, die Coupon- und Nennwertzahlungen rechtzeitig zu leisten. Die Kreditwürdigkeit (Bonität) des Schuldners wird unter anderem von internationalen Ratingagenturen wie „Standard & Poor‘s“ oder „Moody’s“ beurteilt. Je höher das Kreditrisiko eingeschätzt wird, desto höher ist die Risikoprämie, die dem Anleger geboten werden muss. Das übliche Mass für die Risikoprämie von Obligationen ist der Kreditspread. Eine Verschlechterung der Kreditqualität während der Laufzeit der Anleihe führt zu Kursverlusten, eine Verbesserung zu Kursgewinnen. Eine Änderung der Kreditqualität ist im Laufe der Zeit umso wahrscheinlicher, je schlechter die Bonität des Schuldners ist. Ereignisrisiko Mit dem Ereignisrisiko wird das Eintreffen unvorhergesehener Ereignisse wie beispielsweise Naturkatastrophen oder Industriekatastrophen bezeichnet. Ebenfalls gehören wichti- ge Unternehmensaktionen, wie zum Beispiel Übernahmen oder Fusionen in diese Kategorie. Diese Ereignisse können in der Regel weder vom Emittenten noch vom Markt kontrolliert werden, haben aber je nachdem grosse Auswirkungen auf die Finanzkraft des Emittenten und somit auf den Kurs der Obligation. Fremdwährungsrisiko Ein Fremdwährungsrisiko besteht immer dann, wenn die Anleihe in einer anderen Währung notiert als der Referenzwährung des Anlegers. Investoren sind dabei nicht nur dem Risiko ausgesetzt, dass die Obligation an sich an Wert gewinnt oder verliert, sondern auch die Anlagewährung im Vergleich zur eigenen Referenzwährung an Wert gewinnt oder verliert. Oft verlocken höhere Coupons zur Investition in Fremdwährungen. Die Wechselkursschwankungen sind jedoch meist höher als die Kursschwankungen des Obligationenkurses an sich. Dadurch kann der Mehrertrag durch den höheren Coupon schnell wieder weggefressen werden. Liquiditätsrisiko Das Liquiditätsrisiko bezeichnet das Risiko, dass bei einer Anleihe plötzlich überhaupt kein oder kaum mehr ein Handel stattfindet. Die Obligation kann deshalb entweder gar nicht oder nur mit grossen Preisabschlägen wieder verkauft werden. Vom Liquiditätsrisiko sind Anleihen mit kleiner Auflage (Emissionsgrösse) stärker betroffen als Anleihen mit grosser Auflage. Je weniger eine Anleihe nach der Emission gehandelt wird, desto grösser ist in der Regel die Differenz zwischen Kaufs- und Verkaufskurs, die sogenannte GeldBrief-Spanne (auch Bid-Ask-Spread genannt). Prospektrisiko Obligationen sind nicht-standardisierte Wertpapiere. Ihre individuelle Ausgestaltung wird im jeweiligen Prospekt beschrieben. Neben den Angaben zum Emittenten enthält der Prospekt beispielsweise Informationen zum Rang der Anleihe, zu allfälligen Call- und Put-Modalitäten sowie weitere Details zu Rechten und Pflichten des Emittenten. Die Missachtung von solch relevanten Informationen im Prospekt kann zu Fehleinschätzungen und Kursverlusten führen. Disclaimer: Die Angaben in diesem Dokument und insbesondere die Beschreibung zu einzelnen Wertpapieren stellen weder eine Offerte zum Kauf der Produkte noch eine Aufforderung zu einer andern Transaktion dar. Sämtliche in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind sorgfältig ausgewählt und stammen aus Quellen, die vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz, www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt. Kontakt: Patrick Häfeli, CFA, Senior Strategieanalyst, Tel.: 044 214 33 23, E-Mail: [email protected]
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