Vortragsfolien

Medizinische Versorgung
von Flüchtlingen aus Sicht des
Gesundheitsamtes Köln
119. Deutscher Ärztetag
24.05.16 – 27.05.16
Auftrag des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes
„Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst“ (ÖGDG NRW):
„… der ÖGD kümmert sich weniger um die Gesundheit des einzelnen Menschen,
sondern hat eher die Förderung und den Schutz der Gesundheit und die
Bevölkerung insgesamt im Blick …“

die gesundheitlichen Verhältnisse und die gesundheitliche Versorgung
der Bevölkerung beobachten

an der Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten mitwirken

Hygienevorschriften überwachen

unter bestimmten Voraussetzungen die gesundheitliche Versorgung
von Menschen übernehmen
In Köln untergebrachte Flüchtlinge
13.049 (19.05.2016)
14.000
12.822
12.000
10.153
10.000
8.000
5.141
4.053
3.072
6.000
3.079
2.341
4.000
1.960
1.949
1.626
1.548
1.638
2008
2009
2010
2.196
2.000
0
2004
2005
2006
2007
2011
2012
2013
2014
2015
* Stand: April 2016
2016
Flüchtlinge in Köln
monatliche Zugänge Januar 2014 – Mai 2016
1600
1400
1425
1389
1359
1298
1200
1000
979
975
892
2016
800
2015
2014
673
600
602
513
400
368
326
403
471
435
428
317
241
205
200
414
155
149
206
150
196
141
123
76
0
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Flüchtlingsunterkünfte in Köln

35 Notaufnahmen
(Gemeinschaftsunterkünfte /
Turn- und Leichtbauhallen)
> 6250 Menschen

64 Wohnheime
> 4600 Menschen

34 Hotels
> 2000 Menschen

14 Appartements
> 200 Menschen
Gesundheitliche Situation der Flüchtlinge
Die gesundheitliche Situation wird geprägt durch die Bedingungen
vorher – im Heimatland
während der Flucht
JETZT – in Deutschland
in die Versorgung der Flüchtlinge
eingebundene Fachabteilungen des
Gesundheitsamtes
 Infektions- und Umwelthygiene
 Fachdienst sexuell übertragbare Infektionen (STI) und sexuelle
Gesundheit
 Frühe Hilfen
 Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
 Kinder- und Jugendpsychiatrische Beratungsstelle
 Kinder- und Jugendzahnärztlicher Dienst
 Sozialpsychiatrischer Dienst
 Tuberkulose-Beratungsstelle
Infektionsmeldungen in Köln 2012-15
Quelle:
»Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 20.05.2016«
Fazit des RKI (Zitat)
 Weiterhin stehen derzeit bei Asylsuchenden vor allem
impfpräventable Krankheiten und Magen-Darm-Infektionen im
Vordergrund.
 Außerdem werden durch Screening-Untersuchungen
erwartungsgemäß Fälle mit Tuberkulose, Hepatitis B und C
gefunden.
 Es wurden nur vereinzelte Fälle von schwerwiegenden importierten
Krankheiten wie Typhus und Läuserückfallfieber übermittelt.
Die Zahlen zeigen, dass Asylsuchende durch impfpräventable
Krankheiten und Magen-Darm-Infektionen gefährdet sind,
gegen die Impfungen und Basishygienemaßnahmen schützen
würden.
Wie auch in der Allgemeinbevölkerung findet sich die höchste Anzahl
von Fällen bei den 0- bis 4- Jährigen.
Impfsprechstunden in den Notunterkünften in
Köln (Oktober 2015 bis Mai 2016)
Zahl der
Sprechstunden
Gesamt
Anzahl der
gemeldeten
Kinder
Anzahl der
geimpften
Kinder
4352
2188
Kinderärzte des
Gesundheitsamtes
29
2338
1084
niedergelassene
Kinderärzte
27
2014
1104
Kinder- und Jugendzahngesundheit
 Aufsuchende Sprechstunde in den
Flüchtlingsunterkünften mit
 zahnärztlichen Untersuchungen
 Prophylaxe
 Kariöse Milchgebisse können ohne
Kostenzusage saniert werden.
Ein naturgesundes Gebiss hatten 2015
83% der untersuchten Kinder in Kindertageseinrichtungen
54% der untersuchten Grundschulkinder
21% der untersuchten Kinder in Notunterkünften
Zusammenfassung
Flüchtlinge
 benötigen individuelle bedarfsgerechte medizinische
Versorgung
 bedeuten keine erhöhte Infektionsgefährdung für die
Allgemeinbevölkerung
Folgerungen
 Zugang zur Regelversorgung als erster Schritt der
Integration
 niedrigschwellige Angebote in den Einrichtungen bei Bedarf
 keine parallelen Versorgungsstrukturen
 Kommunikation als Herausforderung
http://www.stadtkoeln.de/mediaasset/content/pdf53/kölner_statement_zur_medizinischen_versorgung_von_flüchtlingen.pdf
Herausforderungen für die Versorgung
 Dokumentation und intersektorale
Informationsweitergabe
 Koordination und Standardisierung bei
Datenerhebung und –weitergabe (Beispiele:
Impfungen und elektronische Gesundheitskarte)
 angemessene psychiatrische-/
psychotherapeutische Versorgung
 Kommunikation, z. B. Sprach- und Kulturmittlung
Die Versorgung von Flüchtlingen
gelingt nur durch Kooperation!
Lösungen müssen gemeinsam
erarbeitet werden!
Gesundheitsamt der Stadt Köln
Dr. Anne Bunte