Self-Publishing Guide

S
E
L
F
PUBLISHING
GUIDE
FUR
Ü AUTOREN
Planung Ihres Buches
Der Schreibprozess
Gestaltung Ihres Buch
Social Media Marketing
uvm.
Impressum
Self-Publishing Guide
Stand Mai 2016
ISBN 978-3-7375-0553-6
Nepoubli GmbH
published by: Neopubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2016 Neopubli GmbH
Self-Publishing Guide
S
E
L
F
PUBLISHING
GUIDE
FUR AUTOREN
Inhalt
Die Vielfalt der Buchbranche .............................................................11
Der Self-Publishing Guide von epubli .............................................14
Phase 1: Planung.....................................................................16
Ideengenerierung .................................................................................17
Am Anfang steht eine Idee ..................................................................17
Recherche ...............................................................................................20
Strukturierung .......................................................................................24
Schreibtage einfach organisieren .....................................................24
Storytelling - Aufbau einer Geschichte ............................................27
Kanban für Autoren – Mehr Struktur im Schreibprozess ..............32
Clevere Schreibprogramme ................................................................35
Phase 2: Formulierung ............................................................42
Inhalt formulieren.................................................................................43
Wie schreibe ich ein Buch? Aller Anfang ist schwer! .....................43
Machen Sie mehr aus Ihrem Text .......................................................44
Wie erzeuge ich Spannung? - ein Gastbeitrag von Titus Müller.46
Der Klappentext – Mehr als nur eine Inhaltsangabe ....................52
Journalistisches Schreiben - So geht’s .............................................54
Tipps zum Schreiben in einer anderen Sprache .............................55
Schreibhelfer ..........................................................................................56
Schreibprozesse und Prokrastination ein Gastbeitrag von Tanja Steinlechner ...........................................58
Phase 3: Überarbeitung ..........................................................65
Korrekturlesen .......................................................................................66
10 Tipps zum Korrekturlesen .............................................................66
Wie nötig sind Korrektorat und Lektorat? ein Gastbeitrag von Bärbel Mäkeler .................................................68
Phase 4: Gestaltung ................................................................71
Covergestaltung ....................................................................................72
Kleider machen Leute - Cover machen Bücher ...............................72
Gestaltungsgesetze für das ideale Cover .........................................75
Covergestaltung: Praxis .......................................................................78
Der epubli Cover Designer ..................................................................79
8 Tipps zu Ihrem perfekten Cover ......................................................81
10 Tipps für die Zusammenarbeit mit Graikern ...........................82
Buchsatz & -layout ...............................................................................84
Angenehmes Lesen durch gute Formatierung ................................84
4 Tipps für einen schönen Buchsatz .................................................89
Seitenzahlen, Kopf- und Fußzeilen....................................................91
Ein Buch mit Format und Stil ..............................................................93
Checkliste für ein optimales Printbuch ...........................................96
1) Buchdruck ..........................................................................................96
2) Buch veröfentlichen .......................................................................98
eBook-Gestaltung .................................................................................99
Printbuch oder eBook? .........................................................................99
Was kann das digitale Buch und was nicht? ................................ 101
Barrierefreie eBooks - ein Gastbeitrag von Domingos de Oliveira . 104
Das eBook gestalten mittels CSS .................................................... 107
Checkliste für ein optimales eBook .............................................. 110
1) eBook-Konvertierung ................................................................... 110
2) eBook veröfentlichen .................................................................. 112
Phase 5: Vertrieb ..................................................................113
Publizieren .......................................................................................... 114
Arbeiten mit Metadaten und Keywords ........................................ 114
Die optimalen Buchangaben bei epubli ....................................... 115
1x1 der BWL für Self-Publisher ....................................................... 119
Wie teuer soll mein Buch sein? ....................................................... 123
10 Fakten zur Buchpreisbindung.................................................... 124
ISBN - eine ganz große Nummer ..................................................... 126
Phase 6: Marketing ...............................................................128
Self-Branding - vom Autor zur Marke ............................................ 131
Was ist Self-Branding? ...................................................................... 131
Vorteile beim Self-Branding ............................................................ 131
Self-Branding Schritt-für-Schritt .................................................... 132
Das perfekte Autoren-Foto .............................................................. 134
Das Finden der eigenen Zielgruppe .............................................. 136
Das Oline Marketing ....................................................................... 141
Verlagsvorschau und Freiexemplare ............................................. 141
Der Buchhandel und ich ................................................................... 142
Pressearbeit und Pressemitteilung ................................................ 154
Interviews ............................................................................................ 159
Lesungen .............................................................................................. 160
Messeauftritte ..................................................................................... 161
Leseproben richtig drucken ............................................................. 162
Flyer und Visitenkarten..................................................................... 164
Das Online Marketing ....................................................................... 168
Social Reading .................................................................................... 168
Social Reading mit Goodreads .................................................... 168
Efektive Werbung auf Goodreads – ein Überblick ein Gastbeitrag von Patrick Brown ............................................ 171
Wattpad für Autoren...................................................................... 174
Foren als Austauschplattform..................................................... 176
Wie man als Autor Buch-Rezensionen erhält .......................... 178
Blog & Webseite ................................................................................. 182
Die eigene Internetpräsenz - Webseiten und Blogs ............... 182
Schritt-für-Schritt: WordPress Blog erstellen........................... 184
Hilfreiche Plug-ins für WordPress .............................................. 189
Starten Sie jetzt mit Blogger Relations! .................................... 191
Virtuelle Buchtour - Ihr Buch auf Reise von Blog zu Blog ..... 193
Social Media ........................................................................................ 197
Social Media-Landschaft in Deutschland ................................. 197
Der richtige Umgang mit den sozialen Medien ....................... 199
Bei Online Beschwerden richtig handeln.................................. 201
Social Media-Knigge: Benimmregeln für die eigene Fanpage .. 203
Facebook - Die größte soziale Plattform der Welt .................. 204
Anatomie eines perfekten Facebook Posts............................... 214
Facebook Marketing – Wie nutze ich Facebook Ads? ............. 216
Twitter - Marketing mit dem Kurznachrichtendienst ............. 220
Werbung auf Twitter - so geht‘s! ................................................. 223
Pinterest - Ihre visuelle Visitenkarte .......................................... 226
6 Tipps zur visuellen Vermarktung für Autoren auf Instagram .. 228
8 Tipps für klickstarke Bilder auf Facebook, Instagram & Co. .. 234
Professionell das eigene Xing Proil nutzen ............................ 237
LinkedIn - das Netzwerk fürs Ausland ....................................... 239
SoundCloud als eiziente Vermarktung von Hörproben ...... 240
YouTube für Autoren ...................................................................... 242
Video-Marketing - Die verschiedenen Video-Typen ............... 244
Der Social Media-Redaktionsplan .............................................. 248
Erkennung passender Netzwerke & Multiplikatoren ............. 250
Netzwerke & Multiplikatoren zur Buchvermarktung ............. 253
Impressumsplicht ......................................................................... 257
Buchmarketing für Fortgeschrittene ............................................. 259
Buchmarketing auf den letzten Seiten ...................................... 259
Cross-Selling bei Büchern............................................................. 260
Musikalische Unterstützung fürs Buch...................................... 261
Außergewöhnliche Marketingideen........................................... 263
Transmedia Storytelling für Autoren ein Gastbeitrag von Dorothea Martin ....................................... 264
E-Mail-Marketing für Autoren ..................................................... 268
Wie erreicht mein Buch die ersten Plätze bei Google? .......... 271
Monitoring - Die eigene Überwachung im Netz ...................... 279
Die Grundlagen von Google Analytics ...................................... 281
Werben mit Google Adwords ...................................................... 288
Qindie - ein Gütesiegel für Autoren ........................................... 291
… und jetzt sind Sie dran.......................................................292
Ihr Partner für Druck und Veröfentlichung ................................. 292
epubli lab ............................................................................................. 293
Buchprois - Dienstleistungen rund ums Buch ............................ 293
Quellen .................................................................................294
Literatur ................................................................................298
Die Vielfalt der Buchbranche
Sie möchten oder haben bereits Ihr erstes Buch veröfentlicht?
Sicherlich haben Sie als Erstes auch daran gedacht, Ihr fertiges
Manuskript bei einem für Sie passenden Verlag einzureichen.
Jahrelang war dies der einzige Weg, wenn man sein Buch veröffentlichen wollte.
Durch den Wandel der Zeit haben sich weitere Möglichkeiten für
Autoren ergeben. Beim sog. Self-Publishing bringen die Autoren
ihre Bücher nicht über einen klassischen Buchverlag auf den
Markt, sondern steuern den gesamten Veröfentlichungsprozess
in Eigenregie. Dazu gehört neben dem Verfassen des eigentlichen
Buchinhalts u. a. auch dessen Vermarktung.
Die Entwicklung zum Self-Publishing ist nicht nur aufgrund
vieler Manuskript-Ablehnungen von Verlagen zu erklären. Vielmehr spielt auch die technische Entwicklung eine Rolle. Die
Digitalisierung der Buchbranche machte eBook-Veröfentlichungen für die breite Masse möglich und konnte das inanzielle
Risiko der Autoren mit Hilfe des Print-on-Demand-Verfahrens
deutlich senken. Die Vermarktung der eigenen Bücher kann auch
erst durch das Web 2.0 wirklich ernsthaft in Betracht gezogen
werden.
Damit auch Sie Ihr eigenes Buch erstellen und vermarkten
können, wird Sie dieser Guide mit hilfreichen Informationen,
Tipps und praktischen Beispielen unterstützen. Zunächst macht
es jedoch Sinn, sich die Vielfalt der Buchbranche etwas genauer
anzusehen.
Was macht ein Verlag?
Wer einen Vertrag bei einem Verlag unterschreibt, gibt damit
dem Verlag das Recht und die Plicht, das Buch von der Erstellung bis zum Verkauf zu begleiten. Wer von einem renommierten
Verlag als potentieller Bestseller-Kandidat gehandelt wird,
bekommt nach Unterschreiben des Autorenvertrags in der Regel
Die Vielfalt der Buchbranche | 11
ein All-Inklusive-Paket, bei dem der Verlag alles für den Autor
übernimmt. Der Autor darf im Gegenzug sein Buch nicht zeitgleich bei einem anderen Verlag veröfentlichen.
Nur wenige Autoren ergattern heutzutage Verträge, die sich
auch inanziell für sie lohnen. Klassische Verlage ermöglichen
damit nur einer kleinen Menge an Autoren den Zugang zum
Buchmarkt. Um dem entgegenzuwirken, haben sich im Laufe
der Zeit Verlagsformen mit anderen Geschäftsmodellen entwickelt. Jeder Verlag und jede Verlagsart hat seine Berechtigung, da
sie auf die unterschiedlichen Ansprüche und Ziele der Autoren
passend reagieren.
Neben dem klassischen Verlag, der das Autorenmanuskript kauft,
Geld investiert und somit das inanzielle Risiko übernimmt, haben
sich in den letzten Jahren auch sog. „Zuschussverlage” etabliert.
Was ist ein Zuschussverlag?
Zuschussverlage sind darauf spezialisiert, Autoren Zugang zum
Markt zu verschaffen, sofern diese ihre Bücher selbst vorfinanzieren. Der Zuschussverlag sorgt für die Produktion der Bücher,
für zusätzliche Unterstützung wie Vermarktung, Coverdesign
oder Lektorat muss der Autor extra zahlen. Er ist damit an
einem Großteil der Herstellungskosten selbst beteiligt. Dabei
gibt es innerhalb der Zuschussverlage verschiedene Modelle,
die unterschiedliche Zahlungsmodalitäten für die Autoren
vorsehen. Im Gegensatz zum Zuschussverlag tritt der Autor
beim Self-Publishing selbst als Verleger auf und muss nicht in
Vorkasse gehen.
Wie funktioniert Self-Publishing?
Self-Publishing bedeutet, dass der Autor unabhängig vom Verlag
handelt: Er schreibt sein Buch ohne Vorgaben, entwirft eigene
Marketing- und Vertriebsstrategien und bestimmt so seinen
eigenen Erfolg. Die Self-Publishing Plattformen unterscheiden
12 | Die Vielfalt der Buchbranche
sich von den Zuschussverlagen, indem sie dem Autor nur das
bieten, was er selbst nicht leisten kann: die Produktion und den
Vertrieb. Durch Print-on-Demand wird sichergestellt, dass das
Buch überall verfügbar ist, da die Bücher ab Aulage 1 gedruckt
werden können. Deshalb muss der Autor seine Bücher nicht vorinanzieren, hat aber bei vielen Plattformen die Möglichkeit, auf
eigene Kosten eine Lagermenge zu bestellen.
Der aktuelle Boom der eBooks spielt diesem Trend ebenfalls
in die Hände. Hohe Produktions- und Vertriebskosten sind nicht
mehr nötig, um Inhalte erfolgreich zu verkaufen. Das wachsende
Onlinegeschäft macht es Autoren leicht, ihre Bücher selbst zu
vermarkten. Die Grenzen zwischen Autoren und Lesern sind
ließender geworden. Der Autor hat nun jederzeit die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit seinen Lesern zu treten. Mit eBooks
und digitalen Druckmöglichkeiten hat nun jeder die Chance, ein
erfolgreicher Autor zu werden. Dafür ist - wie bei jedem Produkt erfolgreiches Marketing eine wichtige Voraussetzung.
Die Vielfalt der Buchbranche | 13
Der Self-Publishing Guide von epubli
Wir freuen uns, dass Sie unseren neuen Self-Publishing Guide
in den Händen halten. Dieser vereint von nun an nicht nur die
zahlreichen Tipps und Tricks aus den bisherigen Guides Von der
Idee zum eigenen Buch und dem Online Marketing Guide, sondern
versorgt Sie auch mit vielen neuen Hintergrundinformationen
und Gastbeiträgen von Branchenexperten. In neuer Struktur
soll Ihnen dieser Ratgeber bei jedem Schritt der Buchveröfentlichung zur Seite stehen: vom Sammeln und Strukturieren Ihrer
Ideen über die Erstellung und Korrektur des ersten Manuskripts
bis hin zu Gestaltung, Veröfentlichung sowie Vermarktung Ihres
Buches. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den vielfältigen
und wachsenden Möglichkeiten des Online Marketings.
Jedes neue Buch ist ein eigenes Projekt, welches Sie nur durch
ausreichende Planung und Strukturierung erfolgreich umsetzen
können. Um Ihnen einen Anhaltspunkt zu bieten, haben wir für
den Self-Publishing Guide einen beispielhaften Zeitplan für ein
Buchprojekt erstellt. Dieser deiniert Phasen, Teilschritte und
-ziele, sodass Sie jederzeit wissen, wann welcher Teilschritt
beginnen und enden sollte.
In Anlehnung an diese Schritte zur Buchveröfentlichung ist
dieser Ratgeber in die Kapitel Planung, Formulierung, Überarbeitung, Gestaltung, Vertrieb und Marketing gegliedert.
epubli Tipps:
Erstellen Sie für Ihr Buchprojekt selbst einen individuellen Zeitplan untergliedert in
Phasen, Teilschritte sowie Teilziele bzw. Meilensteine. Legen Sie außerdem ein übergeordnetes Oberziel (z. B. die fristgemäße Fertigstellung Ihres Werkes) und ein Projektziel
fest (z. B. die Erschließung (neuer) Lesergruppen, die Bekanntheitssteigerung oder
schlichtweg der Umsatz). Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie bei Ihren Zielsetzungen
realistisch bleiben. Betrachten Sie das Schreiben und Vermarkten nicht als zwei
getrennte Prozesse, sondern als eine Einheit, die den Lesern Ihr Buch näher bringt.
14 | Der Self-Publishing Guide von epubli
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
1. Planung
1.1. Ideengenerierung
1.2. Recherche
1.3. Strukturierung
2. Formulierung
3. Überarbeitung
3.1. Korrekturlesen
3.2. Lektorat
3.3. Korrektorat
4. Gestaltung
4.1. Covergestaltung
4.2. Buchsatz und Layout
4.3. eBook-Gestaltung
5. Vertrieb
5.1. Probedruck
5.2 Publizieren
6. Marketing
6.1. Marketingmaßnahmen
6.2 Sonderaktion
Der Self-Publishing Guide von epubli | 15
Phase 1: Planung
Planung ist die halbe Arbeit! Dazu gehört nicht nur das Erstellen
eines individuellen Zeitplans für den ganzen Buchveröfentlichungsprozess und das Organisieren von Schreibtagen. Sie planen
ebenso Ihren Plot, indem Sie Ihre Ideen festhalten, strukturieren
und durch Kreativitätstechniken sowie ausführliche Recherche
ausbauen.
Ideengenerierung
» Am Anfang steht eine Idee
Recherche
» Tipps & Tricks für eine erfolgreiche Recherche
Strukturierung
» Schreibtage einfach organisieren
» Storytelling - Aufbau einer Geschichte
» Kanban für Autoren - Mehr Struktur im Schreibprozess
» Clevere Schreibprogramme
16 | Phase 1: Planung | Der Self-Publishing Guide von epubli
Ideengenerierung
Am Anfang steht eine Idee
Jedes Buch beginnt mit einem Gedanken, der zu einer Idee heranwächst und sich langsam zu einer ganzen Geschichte spinnt. Doch
wie indet man die richtige Idee? Wo indet man Inspiration für
die eigenen Geschichten?
Und wie organisiert man sich, damit die Idee nicht doch nur
eine Idee bleibt, sondern sich in einem geschriebenen Text
wiederindet?
3 Techniken, um die Kreativität zu steigern
Was ist zu tun, wenn die Idee auf sich warten lässt? Verschiedene
Techniken können dabei helfen, Ideen zu entwickeln oder auch
dem bereits vorhandenen Text mehr Tiefe zu verleihen.
1. Kreatives Schreiben
Unter diesem Begrif werden verschiedene Techniken zusammengefasst, welche die Ideenindung erleichtern, die Kreativität
steigern und gleichzeitig das Sprachgefühl verbessern. Diese
Techniken werden häuig in Schreibschulungen für angehende
Autoren benutzt. Die wichtigste Grundlage ist, sich darauf einzulassen, auf den ersten Blick nichts Sinnvolles zu produzieren.
Brainstorming
Die wohl bekannteste Übung ist das Brainstorming. Hierbei
notiert man sich alle Worte, welche einem zu einem vorher
ausgewählten Thema in den Sinn kommen. Im weiteren Verlauf
kategorisiert man, schreibt die übergeordneten Worte auf und
verbindet sie mit Linien, um die Beziehungen der Kategorien zu
versinnbildlichen.
So entsteht nach und nach eine komplexe Mindmap, die als
Grundlage für Texte dienen kann.
Phase 1: Planung | Ideengenerierung | 17
Freewriting
Freewriting wirkt zunächst ein wenig seltsam. Man setzt sich vor
ein leeres Blatt Papier und beginnt zu schreiben. Was geschrieben
wird, ist zunächst egal. Als Grundlage wählt man spontan ein
Thema oder einzelnes Wort und notiert sich alles, was einem
dazu einfällt. Der Schreibluss darf dabei nicht abbrechen. Egal,
ob einem nur einzelne Wörter einfallen oder überhaupt nichts,
der Stift sollte das Papier nicht verlassen.
Detailtexte
Es muss nicht immer sofort ein ganzer Text sein. Bei der Detailtext-Methode nimmt man ein einzelnes Wort, meist ein Objekt
oder eine Eigenschaft, und beschreibt es in fünf Sätzen. Die dabei
angefertigten Textabschnitte können später in ein größeres Werk
eingefügt werden.
Reizwortanalyse
Die Reizwortanalyse funktioniert am besten in Gruppen. Ähnlich
wie beim Brainstorming werden alle Assoziationen zu einem
bestimmten Thema notiert. Im Unterschied zum normalen Brainstorming wechselt man nach einem festgelegten Zeitraum (10
bis 20 Minuten) das Thema. Ziel ist es, von einem Thema zum
nächsten einen ließenden Übergang zu schafen und dabei neue
Verbindungen zu entdecken.
2. Perspektivwechsel
Häuige Bremsen der Kreativität sind eine eingeschränkte Sichtweise und das Heranziehen bekannter Fakten und Erfahrungen.
In vielen Geschichten muss der Autor in die Perspektive seiner
Figur schlüpfen. Mit einfachen Gedankenspielen kann das gut
trainiert werden. Was wäre, wenn ich nicht wüsste, was ein Fernseher ist und vor allem, wie man ihn bedient? Das Abschütteln
bekannter Muster und das unvoreingenommene Betrachten
alltäglicher Dinge kann zu einer ganzen Flut neuer Ideen führen.
18 | Phase 1: Planung | Ideengenerierung
3. Kaskadenfragen
Mit Hilfe von Kaskadenfragen können ganze Seiten mit Banalitäten
gefüllt werden. Besonders Kinder beherrschen sie in Perfektion
und gehen Erwachsenen damit häuig auf die Nerven, welche sich
schneller mit einer Antwort zufrieden geben. Manchmal ist es
sinnvoll, wieder in dieses Muster zu verfallen und einfach immer
weiter zu bohren. Wie? Warum? Wieso? Wo? Wann? Weshalb?
Jede Frage kann anders beantwortet werden und zieht neue
Fragen mit anderen Antworten nach sich. Diese Methode eignet
sich besonders gut, um mögliche Fehler im Aufbau des eigenen
Textes zu inden und von vornherein auszuschließen.
Phase 1: Planung | Ideengenerierung | 19
Recherche
Tipps & Tricks für eine erfolgreiche Recherche
Eine gute Recherche ist nicht nur für Journalisten essentiell. Auch
jeder Autor sollte dieses Werkzeug beherrschen. Je weniger Sie
aus Ihren eigenen Erfahrungen schöpfen können, desto wichtiger werden fundierte Quellen. Was Sie alles bei der Recherche
beachten sollten und welche Tools Ihnen dabei helfen können,
erfahren Sie in diesem Beitrag.
Von Anfang an
Bevor Sie mit der Recherche für Ihren Plot oder gar das Schreiben
beginnen, sollten Sie herausinden, für wen und in welchem
Genre Sie schreiben wollen. Werfen Sie einen Blick in andere
Bücher, um festzustellen, ob Ihr Schreibstil der Kategorie und der
Zielgruppe gerecht wird.
Haben Sie diesen Schritt erfolgreich abgearbeitet, können Sie
mit der eigentlichen Recherche beginnen! Um nicht den Überblick
zu verlieren, empiehlt es sich, einen extra Ordner anzulegen,
in dem Sie all die gewonnenen Informationen sammeln und
sortieren können. Machen Sie sich dazu eine Liste von Themen,
Orten, Personen etc., die einer Nachforschung bedürfen. Diese
können Sie nach und nach abarbeiten. Schreiben Sie auch Fragen
auf, die Sie ggf. einem Experten stellen können. Notieren Sie zur
entsprechenden Frage die Kapitelnummer, sofern Sie bereits mit
Ihrem Schreibprozess vorangeschritten sind. So können Sie später
die neuen Informationen schnell einarbeiten.
So spannend das Recherchieren auch sein kann – vergessen
Sie das Schreiben nicht! Um dem entgegenzuwirken, können Sie
sich einen Zeitplan aufstellen, in dem Sie notieren, an welchen
Tagen und bestenfalls auch wie viel Zeit Sie zum Schreiben und
zum Recherchieren investieren wollen. Damit Sie bei einzelnen
Aufgaben nicht die Zeit überschreiten, wäre es auch eine Möglichkeit sich einen Wecker zu stellen.
20 | Phase 1: Planung | Recherche
Quellen und Tools, die Ihnen die Recherche erleichtern
1. Bibliotheken
Nutzen Sie die Bibliothekskataloge, um Buchtitel zu Ihrem Thema
in einer bestimmten Bibliothek zu inden. Aufsätze werden
jedoch nicht im Bestandsverzeichnis abgebildet. Einige Bibliotheken bieten Seminare zur eizienten Suche. Nutzen Sie diese
oder wenden Sie sich an die Bibliothekare!
»
»
»
»
Deutsche National Bibliothek1
Katalog des „Gemeinsamen Bibliotheksverbundes” Anlaufstation für Fernleihen2
Katalog der deutschen Bibliotheksverbünde und vieler
großer ausländischer Bibliotheken3
Worldcat mit weltweiter Suche4
2. Zeitschriften
In Zeitschriften inden Sie Aufsätze, Tagungsberichte und Artikel.
Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) bietet Zugang zu
über 80.000 Titeln aus verschiedenen Themen und Fachgebieten.
Viele der Zeitschriften sind online frei zugänglich. Ein Großteil
von Artikeln können Sie auch über die Suche der oben genannten
Bibliotheken ausmachen. Im Gegensatz zu Büchern inden Sie
hier neuere Informationen und Studien, aufgrund des kleineren
Erscheinungsintervalls.
»
Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB)5
3. Internet
Bei jeder Online Suche sollten Sie die „Erweiterte Suche” nutzen, um
Ihre Suchergebnisse einzugrenzen. Eine hohe Treferbezahl bedeutet
nicht, dass Sie auch die beste Antwort auf Ihre Frage bekommen.
Google indiziert nur 10% des Internets. Führen Sie sich die Vor- und
Nachteile der unterschiedlichen Suchmaschinen vor Auge. Welches
Ranking ist für die Beantwortung Ihrer Frage sinnvoll?
Phase 1: Planung | Recherche | 21
»
»
»
Google6
Google Scholar mit akademischem Ranking7
Google Books enthält viele Bücher im Volltext8
Alternative Suchmaschinen:
» Exalead mit Ergebnisvorschau durch Screenshots9
» Yippy sortiert die Ergebnisse nach Themenblocken10
» Metager als Meta-Suchmaschine11
4. Interviews
Sammeln Sie während Ihrer Recherche Kontaktdaten zu Experten
wie Historikern, Polizisten und Ärzte s.o., die Sie zu späterem
Zeitpunkt befragen können. Um das Lebensgefühl von Personen
in einer Region allgemein zu erfassen, können Sie aber auch
Bewohner und Nachbarn befragen. Nutzen Sie dazu den von Ihnen
zuvor erstellten Fragenkatalog. Bevor Sie jedoch ein Interview
durchführen, sollten Sie erst einmal durch eigenes Nachforschen
so viele dieser Fragen wie möglich beantworten. Der Experte
kann Ihnen dann weitere und detailliertere Auskünfte erteilen.
Auch wenn Sie sich natürlich bei der Befragung Notizen machen,
ist es ratsam, das Interview aufzunehmen. Im Anschluss kann
dieses transkribiert werden, sodass Ihnen das Gesagte schriftlich
vorliegt.
5. weitere Möglichkeiten
Packen Sie Ihre Digitalkamera ein und machen Sie sich auf die
Reise! Damit Sie das Gefühl von Orten, Regionen usw. besser
erfassen können, ist es am besten sich ein eigenes Bild zu
machen. Wie sieht es dort aus? Wie fühlt sich die Atmosphäre
an? Wie riecht es? Dadurch können Sie Schauplätze ausführlicher
beschreiben und auch dem Leser das richtige Gefühl vermitteln.
Sollte eine Reise Ihr Budget sprengen, kann eventuell Google
Streetview12 Abhilfe schafen. Liegt Ihr Schauplatz in der Vergangenheit, lesen Sie andere Werke und sehen Sie sich verschiedene
Gemälde aus dieser Zeit an.
22 | Phase 1: Planung | Recherche
Egal, welche Art von Quellen Sie nutzen, vertrauen Sie vor allem
im Internet nicht blindlings jeder Seite. Je mehr Quellen, das
gleiche berichten, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass
die Angaben wahrheitsgemäß sind. Fachliteratur ist dabei natürlich vertrauenswürdiger als persönliche Meinungen aus Chats,
Blogs und Foren. Für Ihre nächsten Recherchen empiehlt es sich,
die „besten” Quellen zu notieren oder als Lesezeichen zu speichern. Social Bookmarking-Tools wie keeeb helfen beim Sortieren
und Überblick behalten.
Im Internet inden Sie auch weitere zahlreiche Praxistipps zum
Umgang mit Suchmaschinen. Zum Beispiel:
»
»
„Google - Suchen wie ein Proi”13
„Die Google Suche im Grif”14
Quellen: Wiesner (2012), Moore (2011), Gardiner (2011)
Phase 1: Planung | Recherche | 23
Strukturierung
Schreibtage einfach organisieren
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”, wusste schon Hermann
Hesse. Doch manchmal ist es schwierig, eine Idee auch umzusetzen.
Wenn man schreiben muss, sind plötzlich viele Dinge wichtiger
(putzen, aufräumen, Nägel lackieren, Rasen mähen usw.). Was kann
man tun, um den eigenen Schreibprozess zu optimieren? Die beste
Voraussetzung für efektives Schreiben ist eine gute Vorbereitung.
Mit einer durchdachten Planung haben Sie Ihr nächstes Buch im
Handumdrehen geschrieben und können es veröfentlichen.
Vor dem Schreiben: Ideen sammeln
Um an Ihrem Schreibtag auch wirklich produktiv zu sein, sollten
Sie bereits einige Ideen gesammelt haben. Da Ideen zu jeder Zeit
an jedem Ort kommen können, sollten Sie immer ein Notizbuch
dabei haben. Beim Notizen machen, sollten Sie bereits strukturiert
vorgehen. Um später nicht verzweifelt nach der einen bestimmten
Anmerkung suchen zu müssen, können Sie die Seiten Ihres Notizbuches nummerieren und am Anfang in Stichwörtern eine Art
Inhaltsverzeichnis erstellen. Ist ihr Buch voll, dann beschriften
Sie dieses sowie das neue Exemplar, um die Reihenfolge später
zu erkennen. Online Tools zum Brainstormen und festhalten Ihrer
Ideen gibt es z. B. von Mindmeister15 (auch zur Kollaboration mit
anderen Autoren geeignet), XMind16, Wridea und Tinderbox17. Wer
bei herkömmlichen Lesezeichen schnell den Überblick verliert,
dem sei Keeeb18 empfohlen. Ähnlich wie bei Pinterest lassen sich
dort Bilder und sogar bestimmte Textausschnitte auf diversen
angelegten Seiten speichern und gruppieren.
Der Arbeitsplatz
Schreiben ist für die meisten eine Berufung. Der Schreibprozess
selbst sollte aber eher als Beruf betrachtet werden. Schauen Sie
im Büro fernsehen? Checken Sie alle fünf Minuten Ihren Facebook
24 | Phase 1: Planung | Strukturierung
Account? Nein? Dann sollten Sie das auch nicht tun, wenn Sie
gerade im Schreibprozess sind. Kreative Arbeit braucht Zeit, Ruhe
und Konzentration. Jeder hat seinen eigenen Ort des Friedens: der
Schreibtisch zu Hause, die Bibliothek oder das Lieblingscafé um
die Ecke. Suchen Sie die Nähe der Natur, dann ist vielleicht eine
idyllische Parkbank für Sie am besten geeignet. Auf die gleiche
Weise sollten Sie sich Orte der Inspiration suchen. Besuchen Sie
Ausstellungen oder Theaterstücke, beobachten Sie Leute im Café
oder am Bahnhof. Suchen Sie sich regelmäßig Aktivitäten, die Sie
noch nie gemacht haben. Auf diese Weise erweitern Sie nicht nur
Ihren Erfahrungsschatz, sondern bereichern auch Ihre Fantasie.
Vergessen Sie dabei Ihr Notizbuch nicht – vielleicht kommt Ihnen
genau in solchen Situationen der passende Gedanke für Ihre
Geschichte. Wenn Sie über genügend Platz verfügen, können
Sie auch Pinnwände oder Magnettafeln an Ihrem Arbeitsplatz
anbringen und dort die wichtigsten Merkmale, Strukturen, Abläufe
sowie Steckbriefe Ihrer Charaktere anbringen, um die Kontinuität
zu wahren. Sprich keine logischen Anschlussfehler zu machen, z. B.
dass der Hauptcharakter auf einmal blonde statt braune Haare hat.
Zeit nehmen
Mancher schreibt am liebsten früh. Ein Anderer schreibt bis spät in
die Nacht hinein. Ein Dritter schreibt von 15 bis 17 Uhr. Finden Sie
Ihre eigene produktive Hochphase und nutzen Sie diese konsequent. Beobachten Sie sich über einen Zeitraum von 10 Tagen
selbst und notieren Sie für jede Stunde Motivation und Leistungsfähigkeit. So können Sie leicht die Zeiten inden, an denen Sie am
produktivsten und kreativsten sind.
Haben Sie ihre optimale Zeit gefunden, dann legen Sie sich
einen Tag bzw. mehrere Tage in der Woche fest, an denen Sie
regelmäßig schreiben möchten. Nehmen Sie sich an diesen
Tagen nichts anderes zu dieser Zeit vor und informieren Sie auch
Freunde und Familie über Ihre temporäre Abwesenheit, um wirklich nicht gestört zu werden. Wohnen Sie nicht allein, können Sie
zusätzlich auch ein Schild an Ihre Tür hängen.
Phase 1: Planung | Strukturierung | 25
Ziele setzen
Beim Schreiben fehlt vielen Autoren die unmittelbare Dringlichkeit, die morgige Deadline, der Redaktionsschluss. Das sind
Fristen, die von außen festgesetzt werden und an die man sich
halten muss. Um diese Dringlichkeit zu schafen, muss jeder Autor
einen Weg inden, seine Zeit einzuteilen und Termine einzuhalten. Möglich sind Vereinbarungen mit Freunden oder Familie,
aber auch Absprachen in Autoren-Communities oder ein Zeitplan
im eigenen Buch-Blog. Sinnvoll ist es, sich Zwischenziele wie eine
Mindestanzahl an Wörtern zu setzen, die man im Idealfall täglich
erreichen kann. James Joyce schrieb an einem guten Tag drei
Sätze, Stephen King dagegen zehn Seiten.
Nehmen Sie sich für jeden Schreibtag ein Ziel vor. Somit können
Sie am Ende des Tages resümieren wie efektiv Ihre Arbeit war. Da
es manchmal nicht so leicht ist, sich zu motivieren, kann man sich
praktische Hilfsmittel suchen. Mit der Software Write or Die 219 kann
man entweder die Anzahl an Wörtern oder an Minuten bestimmen,
die man ohne Unterbrechung schreiben möchte. Sollte man doch
eine Pause machen, schaltet sich die Software ein und motiviert
den Autor auf ganz individuelle Weise zum Weiterschreiben.
Dies können beispielsweise störende, laute Geräusche sein
oder aber Ermunterungen seitens der Software. Das Erreichen
des Tagesziels schaltet Belohnungen frei. Erhalten Sie sich
Ihre Motivation, indem Sie geschafte Ziele feiern und Sie sich
entsprechend belohnen. Vielleicht mit einem leckeren Stück
Kuchen oder einem entspannenden Spaziergang?
Pausen gönnen
Wer schon einmal stundenlang ohne Unterbrechung gearbeitet
hat, weiß, dass die Konzentration ab einem bestimmten Punkt
schlagartig nachlässt. Richten Sie sich deshalb Pausen ein, z. B.
das Essen mit der Familie, ein Kafee, ein kleiner Spaziergang oder
ein paar Yoga-Übungen zum Entspannen. So werden Sie wieder
it.
26 | Phase 1: Planung | Strukturierung
Mit anderen austauschen
Auch wenn jeder Autor beim Schreiben auf sich gestellt ist, muss
er sich nicht ins stille Kämmerlein zurückziehen. Feedback, Lob
und Kritik aus der Familie oder dem Freundeskreis bringen neue
Ideen. Besonders der Austausch mit Autorenkollegen, die selbst
schon Schreibblockaden erlebt und überwunden haben, kann
sehr bereichernd sein. Ofen zu bleiben und Hilfe anzunehmen,
ist auch beim Schreiben immens wichtig. So entdeckt man Inspirationsquellen, die man sonst möglicherweise übersehen hätte.
Keine Angst vor dem Ende haben
Jeder Autor ist sich der Tatsache bewusst, dass das Ende die letzte
Gelegenheit ist, beim Leser einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Gerade deshalb wird diesem besonders viel Beachtung
und Zeit geschenkt. Irgendwann muss aber jedes Buch ein Ende
inden. Halten Sie Ihren Perfektionismus im Zaum und vertrauen
Sie Ihren Test-Lesern, wenn diese sagen, dass Ihr Buch fertig ist.
Storytelling - Aufbau einer Geschichte
Storytelling, zu Deutsch „Geschichten erzählen”, begleitet uns
unser ganzes Leben. Als Kinder bekommen wir Geschichten
erzählt, später lassen wir unserer Kreativität freien Lauf und
denken uns selbst Geschichten aus, welche mit den Liebsten oder
als Autor auch mit der ganzen Welt geteilt werden. Beim Storytelling folgen wir meist unbewusst einer Struktur, um die Geschichte
spannender für Leser bzw. Zuhörer zu gestalten.
Verschiedene Strukturen beim Storytelling
Jede Story sollte einer Handlungsstruktur folgen. Dieses Gerüst
hilft dem Leser, der Geschichte besser zu folgen und sie somit
besser zu verstehen. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene
Strukturen des Storytellings etabliert. Hier eine Übersicht der
wichtigsten Plotmuster:
Phase 1: Planung | Strukturierung | 27
Drei-Akte-Struktur
Ihnen ist die Untergliederung der Story in drei Akte sicherlich
noch aus der Schulzeit bekannt. Diese Art des Storytellings bietet
Ihnen viel Raum für Handlungsmöglichkeiten.
1. Einleitung: Der Anfang der Geschichte dient dazu, Ihre
Hauptcharaktere, den Ort sowie den zentralen Konlikt
einzuführen.
2. Hauptteil: Im weiteren Verlauf der Handlung spitzt sich der
Konlikt immer weiter zu, bis er schließlich am Höhepunkt
die Überhand ergreift und Ihr Protagonist seinen Tiefpunkt
erleidet.
3. Schluss: Zu guter Letzt wird der Konlikt von Ihrer Hauptigur
aufgelöst und der Tiefpunkt somit überwunden.
Als Überleitung zum nächsten Akt dient ein Wendepunkt, also
ein besonders wichtiges, ggf. auch überraschendes Ereignis des
vorherigen Aktes. Während Einleitung und Schluss ca. 25% der
Story einnehmen, macht der Hauptteil etwa 50% des Werkes aus.
Fünf Akte nach Freytag
Noch genauer gibt die Fünf-Akte-Struktur vor, was, wann und wie
etwas in der Handlung geschieht. Der deutsche Dramatiker und
Romanautor Gustav Freytag analysierte dieses Handlungsmuster
in Dramen von Shakespeare und aus dem antiken Griechenland.
1. Exposition: Hier werden wieder alle Hauptiguren, Spieler
und Gegenspieler, Örtlichkeiten sowie der Auslöser für den
Konlikt dargelegt. Dieser muss jedoch nicht ofensichtlich
sein.
2. Handlungssteigerung: Weitere Komplikationen verhindern
die Lösung des Konlikts.
3. Klimax: Der Höhepunkt ist der spannendste Teil der
Geschichte. Wie beim Drei-Akter wird die Handlung und der
Konlikt auf die Spitze getrieben.
28 | Phase 1: Planung | Strukturierung
4. Handlungsabfall: Die Spannung wird allmählich abgebaut
und Nachwirkungen des Höhepunktes werden ofenbart.
5. Denouement/Aulösung: Nach dem Abfall der Handlung
wird der Konlikt endlich aufgelöst.
Der Sieben-Akter
Eine weitere Struktur für das Storytelling ist der Sieben-Akter, der
im Grunde genommen auch eine erweiterte und ausführlichere
Version der Drei- und Fünf-Akte-Struktur ist.
1.
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4.
5.
6.
7.
Aufhänger: Der Aufhänger ist das Gegenteil der Aulösung (7.), sprich die Aufbereitung des Konlikts.
Erste Wendung: In diesem Abschnitt wird der Konlikt
ofenbart. Neue Aspekte verändern das Geschehen, die
Hauptigur und ihre Umwelt.
Erster Knif: Aufgrund einer negativen Situation werden
die Protagonisten zur Reaktion animiert. Der Konlikt
kann jedoch noch nicht gelöst werden. Die Gesamtsituation wird schwierig.
Mittelpunkt: Die Lage spitzt sich weiter zu, sodass die
Figuren nun aktiv handeln (müssen).
Zweiter Knif: Die Situation wird zunehmend schlimmer.
Der erste Versuch den Konlikt zu lösen geht schief,
weshalb kaum mehr Hofnung bleibt.
Zweite Wendung: Die Hauptigur erlebt einen wichtigen Entwicklungsschritt, z. B. in Form einer Idee bzw.
einer Erkenntnis. Eine andere Möglichkeit ist es, einen
helfenden Gegenstand oder eine helfende Person in die
Handlung einzubringen.
Aulösung: Der Hauptkonlikt wird aufgelöst.
Die Heldenreise
Das Schema der Heldenreise ist auch die Basis sämtlicher
erfolgreicher Hollywood-Filme, wie z. B. Star Wars oder Harry
Potter. Die Zuschauer bzw. Leser sind also mit dem Ablauf
Phase 1: Planung | Strukturierung | 29
vertraut und besonders offen gegenüber dieser Storytelling-Weise. Im Mittelpunkt steht – na klar, wer sonst – der Held
bzw. die Heldin.
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4.
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6.
7.
8.
Die gewohnte Welt: Der Held lebt in seiner Alltagswelt
und ist damit mehr oder minder zufrieden. Meist ist er
ein Außenseiter, vielleicht ein Waisenkind, und merkt,
dass es „da draußen” noch mehr geben muss.
Der Ruf zum Abenteuer: Dieser Missstand und ein erster
Einblick in eine fremde Welt regen ihn an über den
Aufbruch in ein Abenteuer nachzudenken.
Die Verweigerung des Rufs: Da der Held gelernt hat
Risiken zu vermeiden, will er den Ruf nach dem Abenteuer ignorieren. Gleichzeitig ist er sich aber bewusst,
dass er dem Ruf folgen muss, wenn er seine Träume
verwirklichen möchte.
Begegnung mit dem Mentor: Neben „MöchtegernMentoren” trift der Held auf seinen wahren Mentor, der
ihm ohne Hintergedanken und Ansprüche mit Rat und
Tat zur Seite steht und beide Welten kennt.
Überschreiten der ersten Schwelle: Das Überschreiten
der ersten Schwelle erfordert Mut und Willenskraft.
Danach gibt es für den Helden kein Zurück mehr. Die
neue Welt unterscheidet sich sehr von der alten.
Bewährungsproben, Verbündete, Feinde: Der Held muss
die Regeln der neuen Welt lernen sowie wer Freund und
wer Feind ist. Er muss sich erst noch orientieren und
experimentiert mit seiner Rolle, wodurch er zum Risiko
anderer wird.
Vordringen in die tiefste Höhle: Der Held entwickelt
ein Verständnis für das „große Ganze”. Er steht nicht nur
seinem Erzfeind und Gegenspieler gegenüber, sondern
erkennt auch seinen größten inneren Feind.
Entscheidungskampf: Dies ist der Wendepunkt der
Geschichte, der die größte Veränderung mit sich bringt,
30 | Phase 1: Planung | Strukturierung
welche nicht rückgängig gemacht werden kann. Beim
Spiel auf Leben und Tod tritt der Held auch seiner
„dunklen Seite” gegenüber und verliert.
9. Belohnung und Ergreifen des Schwerts: Nach der
„Wiedergeburt” blickt der Held zufrieden und selbstgestärkt auf das Geschehene zurück.
10. Rückweg: Mit seinen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen kehrt der Held zurück in die alte Welt. Dieser
Rückweg wird in Hollywood-Filmen oftmals durch
ein Wettrennen gegen die Zeit oder eine spannenden
Verfolgungsjagd inszeniert. Randiguren werden unter
Umständen geopfert.
11. Erneuerung/Verwandlung: Alle positiven Eigenschaften
des Helden verbinden sich mit dem Gelernten. Im letzten
Kampf geht es nicht wieder nur um sein Wohlergehen,
sondern um das der ganzen Welt.
12. Rückkehr mit dem Elixier: Das Elixier besteht aus der
Integration des Gelernten in den Alltag des Helden.
Es bereichert und vereinfacht das Leben. Die Aufgabe
wurde vom Helden bewältigt.
Die hier genannten Strukturen und Schemata zum Storytelling
sind nur eine kleine Auswahl der Existierenden. Es gibt nicht die
eine richtige Struktur! Vielmehr können Sie beim Storytelling
auch mehrere Muster anwenden, z. B. erst den Drei-Akter, den Sie
später mithilfe des Sieben-Punkte-Systems verfeinern oder auch
kombinieren.
Quellen: Schreibwahnsinn (2013a), Schreibwahnsinn (2013b), learnhub (2013),
Green & Kremer (2014), Walter & Walter (2012)
Phase 1: Planung | Strukturierung | 31
Kanban für Autoren –
Mehr Struktur im Schreibprozess
Als Self-Publisher haben Sie immer viel zu tun – Bücher schreiben,
Lesungen organisieren, Ihre Social Media-Kanäle bespielen,
Blogbeiträge verfassen und dazu müssen Sie auch noch Arbeit,
Haushalt, Familie und Freunde unter einen Hut bringen. Damit das
alles reibungslos klappt, sollten Sie Ihren Alltag, Ihre Aufgaben
und Projekte strukturieren. Eine Möglichkeit dazu bietet „Kanban”.
Was ist Kanban?
Kanban ist eine Projektmanagementmethode, die vom Autohersteller Toyota erfunden wurde und zur Optimierung des
Produktionsprozesses eingesetzt wird. Das Wort „Kanban”
bedeutet dabei so viel wie „Signalkarte”, welche essentiell für
diese Methode ist. Nach und nach fand Kanban auch in anderen
Unternehmen Anwendung und wird vor allem gern in Softwareentwickler-Teams genutzt. Jim Benson entwickelte aus
dieser Idee das „Personal Kanban”, mit dem jeder seine Arbeit
organisieren kann.
Wie funktioniert Kanban?
Ein Projekt wird in all seine Teilaufgaben gegliedert und jede
dieser Aufgaben auf eine Karte oder Post-it geschrieben. Diese
Karten werden anschließend auf einer Pinnwand, einer Tafel,
einem Plakat, einem Whiteboard oder Ähnlichem den drei
Spalten „zu erledigen”, „in Arbeit” und „erledigt” zu geordnet.
Wird eine Teilaufgabe aus „in Arbeit” fertig gestellt, wandert die
entsprechende Karte eine Spalte weiter zu „erledigt” und eine
Aufgabe aus der „zu erledigen”-Spalte kann in die zweite Spalte
übernommen werden. Aufgaben, die „in Arbeit” sind, sollten
allerdings von Ihnen auf eine geringe Zahl von Teilaufgaben (z. B.
vier) beschränkt werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Die
Spalten können nach den eigenen Anforderungen um mehrere
Schritte erweitert werden. Zusätzliche Zeilen können entweder
32 | Phase 1: Planung | Strukturierung
für weitere Projekte oder unterschiedliche Personen stehen.
Das kann zum Beispiel auch durch verschieden farbige Karten
gestaltet werden.
Neben der analogen Variante mit Board und Karten gibt es
natürlich auch zahlreiche Kanban-Programme, die es Ihnen ermöglichen von jedem Ort aus, teils sogar per App, die Entwicklung
Ihres Projekts nachzuverfolgen. Beispiele für (in der Basis-Version) kostenlose Kanban-Tools sind Trello, KanbanFlow und
Kanboard. Egal, ob Sie allein oder im Team Projekte bearbeiten
wollen, mit der Kanban-Methode wissen Sie immer wer gerade
an welchen Aufgaben arbeitet und behalten somit den Überblick
– ein Grund, warum auch wir bei epubli gern Kanban verwenden.
Buchprojekte mit Kanban strukturieren
Ein Buchprojekt umfasst viele Teilprozesse. Um diese auf einem
Kanban-Board darzustellen, müssen Sie die Spaltenanzahl erweitern und anpassen. Die Spalten könnten beispielsweise lauten:
Planung
» Formulierung & Überarbeitung
» Gestaltung
» Vertrieb
» Da diese Benennung noch sehr grob ist, könnten die Spalten
in folgende Unterspalten weiter diferenziert werden:
» Planung
» Ideen
» Strukturierung
» Recherche
» Formulierung & Überarbeitung
» erster Entwurf
» in Überarbeitung
» fertiger Text
» Korrekturlesen
» im Lektorat / Korrektorat
» inale Änderungen
Phase 1: Planung | Strukturierung | 33
»
»
»
»
»
»
»
»
Gestaltung
Layout
Buchsatz
Cover
eBook-Konvertierung
Vertrieb
Probedruck
Veröfentlichung
Je nachdem, wie viele Arbeitsschritte Sie haben, können Sie
einzelne Schritte weglassen oder erweitern. Zum Beispiel braucht
es wahrscheinlich mehrere Textentwürfe und Überarbeitungen bis
ein Text fertig ist oder auch mehrere Durchgänge beim Korrekturlesen. Sie entscheiden wie detailliert Ihr Kanban-Board sein soll.
Dabei müssen Sie für sich selbst deinieren, welche Aktionen Sie
durchführen müssen, um eine Teilaufgabe in die nächste Spalte
verschieben zu können. Durch eine Gliederung in mehrere Zeilen
oder die Verwendung verschieden farbiger Karten, können Sie
einzelne Kapitel oder Szenen darstellen. Sollten Sie während der
Projektbearbeitung Unstimmigkeiten in Ihrer Einteilung des Boards
feststellen, können Sie diese jederzeit ändern und anpassen.
Mit Kanban die eigenen Blogbeiträge organisieren
Analog zum Buchprojekt, lassen sich mit Kanban auch Blogbeiträge organisieren. Denkbar wäre hier beispielsweise folgende
Aufteilung der Spalten:
» Ideen
» Recherche
» in Arbeit
» fertiger Text
» Gegenlesen / Überarbeiten
» bereit zur Veröfentlichung
» Veröfentlichung
» Teilen
» erledigt
34 | Phase 1: Planung | Strukturierung
Sammeln Sie in der ersten Spalte sämtliche Ideen für Blogbeiträge, die Ihnen aufkommen. Vielleicht wünschen sich Ihre Fans
auch Beiträge zu bestimmten Themen? Je nachdem, ob Sie Ihre
Blogposts selbst oder auch von anderen gegenlesen lassen,
können Sie Ihre Spaltenanzahl bestimmen. Legen Sie außerdem
fest, wie viele Beiträge mindestens und maximal „in Arbeit”
sein sollten, um Sie optimal auszulasten. Es empiehlt sich
zudem immer ein paar Blogposts „bereit zur Veröfentlichung”
zu haben, falls Sie einmal aus diversen Gründen keine Zeit zum
Verfassen eines Beitrags inden. Nachdem Sie Ihren Blogbeitrag
veröfentlicht haben, sollten Sie diesen die folgenden Tage auf
Ihren verschiedenen Online-Kanälen streuen und bestenfalls den
Erfolg überwachen.
Quellen: Haller, D. (2013), Ronen, S. (2012)
Clevere Schreibprogramme
Ein Buch zu schreiben bedeutet nicht nur das bloße „Runtertippen” am PC. Damit einher gehen auch zahlreiche Recherchen,
die Konzeption sowie die Strukturierung der eigenen Ideen.
Damit Sie als Autor nicht den Überblick über all Ihre Notizen aus
Dokumenten, Notizheften und Post-its verlieren, gibt es hilfreiche
Tools, welche alle Arbeitsschritte des Schreibprozesses darstellen
und somit unerlässlich für Sie werden.
Scrivener - das Schreibprogramm für Autoren
Scrivener hilft Autoren bei der Strukturierung, Gliederung und
Bearbeitung ihrer Werke. Texte lassen sich kinderleicht gliedern
und übersichtlich darstellen. Die Sortierung erfolgt nach eigenem
Belieben und der Autor kann sämtliche Dateiformate in Scrivener
ablegen und eingliedern. Beim Schreiben wird so ein grundsätzlicher Überblick gewährt und der Autor weiß stets, wo er sich
beindet.
Phase 1: Planung | Strukturierung | 35
Funktionen von Scrivener
Scrivener bietet Ihnen zahlreiche Funktionen, um Ihre Ideen und
Texte zu strukturieren und den Überblick zu behalten. Damit
ist es vor allem für längere Texte, Romane sowie wissenschaftliche Arbeiten gut geeignet. Mithilfe von virtuellen Karteikarten
können Sie die Struktur Ihres Werkes anlegen und den Inhalt
des jeweiligen Kapitels zusammenfassen. Die Karten lassen
sich beliebig verschieben, wodurch Sie die Struktur Ihres Buches
jeder Zeit ändern können. Der Clou: Die mit der Karte verbundenen Dokumente, z. B. Kapitelabschnitte, werden automatisch
mit verschoben. Auch der Outliner von Scrivener bietet eine gute
Übersicht über die angelegte Struktur. Zusätzlich zum Namen
und der Synopsis werden unter anderem auch der Schreib-Status,
die Anzahl an Wörtern und das Datum der letzten Bearbeitung
eines jeden Dokuments angezeigt. So sehen Sie genau, welche
Buchabschnitte bereits fertig sind und an welchen Sie noch
weiter arbeiten müssen. Einzelne Szenen und Notizen, die zu
einem Kapitel gehören, werden hier eingerückt dargestellt.
Ob Sie für jede Szene ein neues Dokument anlegen oder das
ganze Kapitel in einem verfassen, bleibt Ihnen überlassen. Im
„Scrivenings”-Modus werden Ihnen jedoch alle Teile als Ganzes
angezeigt und zum Bearbeiten bereit gestellt.
Beim Bearbeiten bzw. Schreiben selbst stehen Ihnen gängige
Funktionen wie das Nutzen von Aufzählungszeichen und Nummerierungen, das Hinzufügen von Tabellen und Bildern sowie von
Fußnoten und Kommentaren zur Verfügung. Sie können Ihre
Texte formatieren und zwischen Schriftarten wählen. Scrivener
ist jedoch kein Layout-Programm und stellt nur wenige Vorlagen
bereit. Für Buchsatz und -layout empiehlt sich ein Programm wie
InDesign, welches Ihr fertiges Buch in unterschiedliche Formate
exportieren kann. Wenn Sie Ihren Text ändern, haben Sie zuvor
die Möglichkeit einen „Schnappschuss” des bisherigen Textes
zu machen, sodass dieser nicht verloren geht. Wenn Ihnen also
Ihre Änderungen beim Vergleich der neuen und alten Version
doch nicht gefallen, können Sie diese mit einem zuvor erstellten
36 | Phase 1: Planung | Strukturierung
Schnappschuss jederzeit rückgängig machen. Vor allem bei
Non-Fiktion Büchern muss ständig auf Quellen zugegrifen
werden. PDFs und Webseiten können beispielsweise mit Scrivener abgespeichert und in der geteilten Ansicht direkt neben
den Text gelegt werden. So vermeiden Sie häuiges Wechseln
zwischen verschiedenen Programmen oder Dokumenten.
Zusammengehörige Dokumente, z. B. zu einem Charakter,
können Sie gruppieren, um so schnell auf wichtige Informationen zugreifen zu können. Die Struktur Ihres Buches bleibt dabei
erhalten. Ein kleines Highlight von Scrivener ist wohl auch der
Namensgenerator, der nicht nur für Romanautoren, sondern auch
zum Erstellen von Pseudonymen nützlich ist. Wer möchte, kann
sogar gleich die Bedeutung der Namen nachschlagen. Wenn Sie
sich einmal gänzlich auf das Schreiben konzentrieren möchten,
schalten Sie den Vollbildschirm-Modus ein, bei dem Sie außerdem
zwischen unterschiedlichen Designs wählen können. Zwischen
all den verschiedenen Modi (Karteikarten, Outliner, …), die Scrivener Autoren bietet, lässt sich mit nur wenigen Klicks wechseln.
Im unteren Bereich inden Sie Statistiken über die aktuelle
Wort- und Zeichenanzahl. Geben Sie hier Ihr Ziel für die aktuelle
Schreibsession sowie das ganze Buch an, um immer zu sehen, wie
viel Sie bereits geschaft haben. Und damit davon nichts verloren
geht, lassen sich automatische Backups einrichten, welche Sie am
besten auf einem externen Datenträger oder online speichern.
Scrivener-Lizenzen
Sie können Scrivener unverbindlich 30 Tage mit der Testversion
ausprobieren. Anschließend müssen Sie eine Lizenz erwerben,
um das Programm weiter nutzen zu können. Für Windows liegt
der Preis für die reguläre Scrivener-Lizenz8 bei 40,23 €, für MAC
45,26 € oder zusammen für 70,35 €. Schüler, Studenten und Lehrer
können mit der „Education Licence” ein paar Euro sparen.20, 21
Die kostenlose Testversion können Sie sich hier downloaden.
https://www.literatureandlatte.com/trial.php
Phase 1: Planung | Strukturierung | 37
Was ist der yWriter?
Das kostenlose Schreibprogramm yWriter wurde von einem
Schriftsteller und Programmierer für das Betriebssystem Windows
entwickelt. Die Verwendung des Programms erfolgt oline. Alle
Daten werden lokal auf dem eigenen Rechner gespeichert. Es
ist ideal zum Entwerfen von Drehbüchern oder Romanen. Mit
yWriter lassen sich Projekte bestehend aus mehreren Kapiteln
erstellen. Die Kapitel wiederum bestehen aus einzelnen Szenen
in denen die eigentliche Geschichte geschrieben wird. Es verfügt
über Bewertungscharts und Zeitleisten, Szenenübersichten und
einer Datenbank für alle mitwirkenden Personen. Alle Einträge
werden übersichtlich von yWriter gespeichert, sodass kein Chaos
entsteht.
Wie funktioniert yWriter?
Mit yWriter lassen sich Geschichten sowohl komplett neu
erstellen, als auch bereits angefangene Projekte importieren.
Vor dem Importieren kann mit der Angabe „Chapter 1, Chapter 2,
…” das bestehende Dokument in Kapitel gegliedert werden und
diese mittels drei Sternchen (***) in einzelne Szenen unterteilt
werden. Anschließend wird das als .rtf abgespeicherte Dokument
importiert. Durch die im Voraus getätigte Strukturierung gliedert
sich das Projekt selbst in die gewünschten Kapitel und Szenen.
Umgekehrt lässt sich ein yWriter-Projekt durch den Export in ein
rtf-Dokument wieder in eine einzelne Datei umwandeln.
Der Ablaufplan stellt die chronologische Aulistung der
einzelnen Szenen oder Ereignisse dar. Er ist quasi die Zeitleiste,
was wann in der Geschichte passiert.
Charaktere lassen sich mit dem yWriter ebenfalls erstellen oder
bearbeiten. Die einzelnen Charaktere können nach der Erstellung
mit Details zur Person bestückt werden. Auch Orte oder Objekte
der Geschichte lassen sich katalogisieren und bestimmten Szenen
zuordnen. Dadurch wird der Überblick über das Geschehen in
den einzelnen Szenen mit allen Beteiligten und dem Spielort
behalten.
38 | Phase 1: Planung | Strukturierung
Wie auch bei Scrivener lässt sich mit yWriter ganz einfach eine
aufeinanderfolgende Datensicherung via Schnappschuss realisieren. Szenen lassen sich wiederherstellen und auf einen Stand
bringen, der bereits über eine halbe Stunde her ist. Auch ist es
möglich Szenen einer alten Version zu lesen, die Wochen alt ist.
Der Fokus von yWriter liegt auf dem Erstellen einzelner Szenen,
nicht auf ganzen Kapiteln. Szenen lassen sich in eine Geschichte
einreihen oder von einem zum anderen Kapitel verschieben. Falls
der Autor sich in eine Sackgasse geschrieben hat, können Szenen
als „unbenutzt” gekennzeichnet werden. Dadurch verschwindet
diese Szenen aus der Wortanzahl-Rechnung und der Export-Datei,
ohne sie endgültig zu löschen.
Auch leere Szenen können in die Geschichte eingefügt werden.
Das ist für noch nicht fertig gedachte Handlungen oder Schreibblockaden ein sehr wertvolles Feature. Dadurch können die
unfertigen Abschnitte einfach übersprungen und im Nachhinein
erst geschrieben werden.
Quellen: spacejock (2011), Computerbild (2014)
Papyrus Autor - der Ferrari unter den Schreibprogrammen
Papyrus Autor ist ein kostenplichtiges Textverarbeitungsprogramm für Autoren. Es bietet eine Vielfalt von Funktionen, die
dem Autor das Schreiben und Bearbeiten seiner Texte erleichtert und sogar den eigenen Schreibstil verbessert. Besonders für
Neueinsteiger der Schriftstellerwelt ist dieses Programm eine
große Hilfe, geordnet und organisiert das Schreiben anzufangen.
Dazu gehören die Stilanalyse, Lesbarkeitseinschätzung oder auch
der integrierte Duden-Korrektor. Eine Zeitstrahlübersicht eignet
sich perfekt für die Strukturierung des Manuskripts und um den
Überblick über die Geschichte zu behalten. Die Figurendatenbank
biete die Gelegenheit, alle vorkommenden Personen zu charakterisieren und einzelne Kurzbiographien zu erstellen.
Phase 1: Planung | Strukturierung | 39
Hilfreiche Features von Papyrus Autor
Durch eine Stilanalyse wird dem Verfasser aufgezeigt, wo im Text
stilistische Mängel zu inden sind. Diese Analyse übernimmt im
weiteren Sinne die Arbeit eines Lektors. Im Gegensatz zu einer
herkömmlichen Rechtschreibkorrektur weißt die Stilanalyse nicht
auf Fehler hin, sondern liefert Vorschläge für einen besseren
Textluss. Die Analyse zeigt dem Verfasser die Schwächen des
Textes. Darunter fallen zu lange Sätze, Verwendung von Phrasen
und Wortwiederholungen oder auch ein erhöhtes Vorkommen
von Adjektiven oder Füllwörter. Durch diese Stilmittel wird die
Qualität eines Textes häuig gemindert. Solche kritischen Textpassagen werden von dem Schreibprogramm markiert und somit der
Autor auf verschenktes Potenzial hingewiesen.
Die Intensität der Überarbeitungsstufe lässt sich individuell
anpassen, sodass der Autor selbst entscheiden kann, in welcher
Phase seines Schreibprozesses ihm wie viel geholfen werden soll.
Die unterschiedlichen Kriterien der Stilanalyse lassen sich ebenfalls nach Belieben einstellen.
Um für eine abwechslungsreiche Formulierung zu sorgen, hat
das Schreibprogramm Zugrif auf zwei Datenbanken, welche
Synonyme für jedes mit rechts angeklickte Wort bereitstellt.
Das Programm garantiert eine schnelle und stabile Nutzung
auch für Projekte mit über 1000 Seiten, großen Bildern und
zahlreichen Fußnoten. Papyrus Autor verfügt über eine intelligente Autokorrektur von Rechtschreibfehlern, überlüssigen
Satzzeichen und doppelten Leerzeichen. Somit ist dem Autor ein
komfortables Schreiben gesichert.
Eine Bearbeitung von Texten aus anderen Schreibprogrammen
ist mit Papyrus Autor ebenfalls möglich. Der einwandfreie Zusammenarbeit mit Lektoren und mitwirkenden Autoren steht dadurch
nichts im Wege.
40 | Phase 1: Planung | Strukturierung
Nützliche Werkzeuge
Ein im Papyrus Autor integriertes Werkzeug ist das Klemmbrett.
Hier lassen sich Absätze, die im Text irrtümlicherweise zu früh
kamen, ablegen und für eine spätere Verwendung aufbewahren.
Auch ganze Kapitel lassen sich so zwischenspeichern. Notizzettel
mit Listen können ebenfalls auf das Klemmbrett gepinnt oder
auch direkt neben dem Text platziert werden.
Für eine Gliederungsübersicht eignet sich die Markierungsmöglichkeit wie „Szene fertig” oder „hier noch überarbeiten”. Auch
wird angezeigt, ob sich das Projekt noch im Zeitplan beindet oder
einzelne Szenen bereits hätten bearbeitet werden müssen. Somit
ist der Autor immer über seine Fortschritte im Bilde.
Lizenzen für Papyrus Autor
Mit diesem Programm lassen sich Dateien in PDF, Word-Doc, HTML
und weitere Formate exportieren und importieren.
Papyrus Autor ist für Windows und Mac erhältlich. Eine kostenfreie Demoversion steht online zum Download bereit. Die
Komplettversion als Download kostet einmalig 179 € und für
Schüler oder Studenten 149 €.
Quelle: Papyrus (2016) , Eschbach, A (2016)
Weitere Schreibprogramme
Das Netzt ist voll von hilfreichen kostenlosen und kostenplichtigen Schreibprogrammen. Weitere interessante Programme
für Autoren sind für Windows MyNovel22, Writeway23, WritingOutliner24, WriteMonkey25, StoryBook26 und für MAC Storyist27,
StoryMill28, Ulysses29.
Phase 1: Planung | Strukturierung | 41
Phase 2: Formulierung
Nachdem Sie Ideen gesammelt, Informationen ausführlich recherchiert und Ihre Geschichte strukturiert haben, können Sie nun mit
dem Formulieren der Kapitel beginnen. Weil auch das einfacher
klingt als es manchmal ist, sollen die folgenden Beiträge in diesem
Kapitel Sie bei der Ausgestaltung Ihres Textes unterstützen.
Inhalt formulieren
» Wie schreibe ich ein Buch? Aller Anfang ist schwer!
» Machen Sie mehr aus Ihrem Text
» Wie erzeuge ich Spannung? (ein Gastbeitrag von Titus Müller)
» Der Klappentext - Mehr als nur eine Inhaltsangabe
» Journalistisches Schreiben – So geht’s
» Tipps zum Schreiben in einer anderen Sprache
» Schreibhelfer
» Schreibprozesse und Prokrastination (ein Gastbeitrag von
Tanja Steinlechner)
42 | Phase 2: Formulierung | Strukturierung
Inhalt formulieren
Wie schreibe ich ein Buch? Aller Anfang ist schwer!
Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ist der Anfang eines
Buches nicht überzeugend, spannend oder fesselnd, besteht die
Gefahr, dass der Leser das Buch schnell zur Seite legt. Damit Ihnen
das nicht geschieht, hier ein paar Tipps und Tricks zum Thema:
Wie schreibe ich einen Buchanfang?
Die Idee
Bevor Sie sich die Frage „Wie schreibe ich einen Buchanfang?”
stellen können, müssen Sie bereits wissen, worüber Sie schreiben
wollen. Der Plot für Ihren Roman sollte strukturiert vorliegen. Sie
müssen wissen, wer was wann wo macht und wie die Geschichte
enden soll.
Bücher lesen
Holen Sie sich Inspiration, indem Sie Bücher von anderen Autoren
lesen. Achten Sie darauf, wie diese ihre Geschichte einleiten.
Welche Struktur wird genutzt? Welche Informationen werden
bereitgestellt? Erfahren Sie bereits im ersten Kapitel, wo sich das
Geschehen abspielt? Was könnte davon auch für Ihren Plot funktionieren? Auch negative Beispiele können Sie voranbringen.
Mit dem Schreiben beginnen
Entgegen vieler Erwartungen müssen Sie gar nicht zwingend
mit dem ersten Kapitel beim Schreiben beginnen. Vor allem bei
einem Sachbuch können Sie durchaus in der Mitte beginnen. Bei
einem Roman sollten Sie darauf achten, den Erzählluss nicht zu
unterbrechen, wenn Sie ein paar Kapitel weiter starten. Trotzdem
empiehlt es sich hier eine erste Version vom Anfang zu verfassen.
Ändern können und werden Sie es später ohnehin.
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 43
Klischees vermeiden
Wer kennt sie nicht – Geschichten, die mit Sätzen wie „Es war
einmal…” oder „In einer dunklen, stürmischen Nacht…” beginnen.
Um sich aus der Masse an Büchern herauszuheben, sollten Sie
auf solche klischeehaften Sätze verzichten. Ihr erster Satz sollte
so einzigartig sein, dass er für keine andere Geschichten funktionieren würde. Fesseln Sie Ihre Leser von Beginn an. Wenn
diese das Gefühl haben, Teil der Geschichte zu sein, haben Sie es
geschaft!
Quellen: Berkun (2008), Goldmann (2014), Tydell (2013)
Machen Sie mehr aus Ihrem Text
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermarktung ist ein
gutes Produkt. Deshalb sollten Sie bei der Bucherstellung nicht
ungeduldig sein. Die folgenden Ratschläge helfen Ihnen beim
Entstehungsprozess und einigen besonders wichtigen Entscheidungen.
5 Tipps für den Textfeinschlif
Die deutsche Sprache ist eine schwere Sprache, aber nicht
unbezwingbar. Mit ein paar Tricks lässt sich ein roher Text in
ein Glanzstück verwandeln. Dabei gibt es einige grundlegende
Regeln zu beachten:
1. Verben und Adjektive – ohne geht’s nicht?
Sätze leben von Wörtern. Geschichten leben von Handlungen und
deren Beschreibungen. Aber vor allem bei der Wahl der Adjektive und Verben gilt es, mit Bedacht zu arbeiten. Lückenfüller und
Doppelungen sind ungebetene Gäste in einer guten Geschichte.
Verben drücken Bewegungen und Handlungen aus, die einem Text
Dynamik verleihen. Ein lautes Verb, wie zum Beispiel „schlagen”
hat einen ganz anderen Efekt als ein leises Verb wie „rascheln”.
Überlegen Sie sich also, ob das Verb wirklich zur gerade stattindenden Handlung oder zur beschriebenen Situation passt.
44 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Für Adjektive gilt die Grundregel: Gewusst wann und wie. Die
Eigenschaftswörter dienen der Unterscheidung und näheren
Beschreibung. In Maßen verwendet, schmücken sie den Text. Sie
sollten aber darauf achten, die Sätze nicht wahllos zu überfrachten
und tatsächlich ergänzende und relevante Informationen zu
vermitteln.
2. Klarheit und Verständlichkeit
Je weniger Silben ein Wort hat, desto verständlicher ist es. Daher
gilt es, Umschreibungen wie „starke, gefährliche Rauchentwicklung” für „Qualm” zu vermeiden. Mit Klarheit und Verständlichkeit
punktet der Autor beim Leser.
3. Wortbilder zeichnen
Wörter sollen uns eine Vorstellung von einer Situation oder Handlung vermitteln. Je konkreter die Beschreibung ist, desto leichter
fällt es unserem Vorstellungsvermögen ein Bild zu schafen.
Nennen Sie Dinge beim Namen, verwenden Sie Sinneseindrücke
und Farben, um Ihren Text zu untermalen. Ein „Wolkenbruch” ist
greifbarer als „widrige Witterungsumstände”. Eine „triefende
Nase” kennt jeder, aber was versteht der Einzelne unter einem
„grippalen Efekt”?
4. Kontra den Klischees
Benutzt man Sprichwörter wie „ins Fettnäpfchen treten”, so ist
das Sprache in ihrer bequemsten Form. Allgemein bekannte Floskeln garantieren sofortiges Verständnis beim Leser. Doch will man
das als Autor immer? Eine Alternative wäre es, gar keine Redensarten zu verwenden. Oder Sie drehen einfach den Spieß um und
erinden etwas Neues? Zum Beispiel: „Der Tunnel am Ende des
Lichts” oder „Routine ist gut. Fantasie ist besser”.
5. Nicht auf die Länge, sondern auf die Technik kommt es an
Lebendige Texte ohne Wortwiederholungen gewinnen die
Aufmerksamkeit der Leser. Klar strukturierte, überschaubare
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 45
Sätze helfen dem Verständnis. Eine Faustregel besagt, dass Sätze
höchstens 15 bis 20 Wörter umfassen sollen. Es bieten sich
schlichte Hauptsätze mit einem begrenzten Maß an Nebensätzen
an. Ein Nebensatz sollte eine ergänzende und beschreibende
Rolle haben, also keine Haupthandlung oder ein wichtiges Detail
der Rede ausdrücken. Am aller wichtigsten ist aber, dass Sie Ihre
Sprache inden und mit Blick auf Ihre Zielgruppe schreiben. Wer
die eigene Zielgruppe ist und wie man das am besten herausindet, erklären wir ausführlich im Kapitel Das Finden der eigenen
Zielgruppe, Phase 6: Marketing. Grundsätzlich ist dies ein Prozess,
welchen Sie immer und immer wieder überdenken und niemals
aus den Augen verlieren sollten.
Wie erzeuge ich Spannung?
ein Gastbeitrag von Titus Müller
Jedesmal, wenn mir die Geschichte abstirbt, weiß ich, dass ich
etwas falsch gemacht habe – meistens habe ich meine Karten zu
schnell ausgespielt. Ich habe eine dramatische Frage in einer Szene
beantwortet, ohne eine neue zu stellen.
- Elizabeth George
Wie erzählt man als Autor eine Geschichte so, dass die Leser bis
spät in der Nacht daran kleben, obwohl sie am nächsten Morgen
zeitig aufstehen müssen, wie erzählt man sie so, dass die Leser
bereitwillig ihre Lieblingssendung im Fernsehen verpassen?
Spannung ist das Herbeisehnen von Antworten. Die Kunst des
Autors besteht darin, die Antworten so lange wie möglich hinauszuzögern, und nie zuzulassen, dass an einem Punkt der Geschichte
alle Fragen gelöst sind. Ist eine Frage beantwortet, muss sich
eine neue, noch entscheidendere ergeben. Idealerweise hält
der Autor zwei, drei oder vier Fragen auf verschiedenen Ebenen
ofen (ein persönliches Geheimnis, eine drohende äußere Gefahr
etc.). Erst am Schluss des Romans dürfen die letzten Fragen zu
46 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
einer Aulösung gebracht werden, wobei die eine oder andere
Frage auch über den Text hinausweisen darf, ja sollte. Im Roman
„Die Priestertochter” schildere ich die Flucht einiger Gefangener.
Eine frühe Fassung des Manuskripts sah so aus: Zuerst planten
die Gefangenen, wie sie entkommen könnten, und anschließend
führten sie ihre Pläne aus. Es war eine langweilige Passage. Das
„Wie” war durch die geschmiedeten Fluchtpläne schon geklärt,
nur noch das „Ob” war ofen. Ja-Nein-Fragen sind immer langweiliger als Wie-Fragen. Die Lösung bestand darin, den Fluchtplan
nicht ofenzulegen. Manchmal muss man die Gedankenwelt der
Protagonisten vor den Lesern verschließen. Ich beschrieb allein
die Flucht. So klärte sich für den Leser zugleich mit dem „Ob”
auch das »Wie« auf, und er war intensiver an die Szene gefesselt.
Eine weitere Möglichkeit, eine Geschichte spannend zu machen,
ist es, die Fragen nach dem „Warum” in den Vordergrund zu stellen.
Im „Mysterium” besitzt der Protagonist einen Schatz von Silbermünzen, und doch arbeitet er als Tagelöhner und hungert und stellt
sich dumm. Warum tut er das? Wenn ich merke, dass mir ein Kapitel
schon beim Schreiben langweilig erscheint, prüfe ich, welche
spannende Frage im Augenblick für den Leser unbeantwortet
ist. Natürlich ist Spannung ohne Protagonisten überhaupt nicht
möglich. Sie kann nur aufgebaut werden, wenn es jemanden gibt,
um den die Leser sich Sorgen machen. Dazu genügt es nicht, dass
er selbst in Gefahr schwebt. Besonders stark ist unser Empinden
für Gefahr, wenn die bedrohte Hauptigur Freunde oder Familienangehörige hat, denen der Verlust ihres Freundes, Vaters oder
Ehemanns große Schmerzen bereiten würde. Mitgefühl und Sorge
binden die Leser emotional an die Handlung der Geschichte.
Niemand empindet bloßes Würfelwerfen als spannend, auch
wenn er nicht weiß, welche Zahl der Würfel zeigen wird. Liegt ein
geladener Revolver auf dem Tisch und eine Sechs bedeutet, dass
jemand erschossen wird, den der Leser im Lauf eines Romans zu
lieben gelernt hat – dann ist der Sachverhalt ein anderer.
Die Reaktion der Figuren auf Konlikte und Krisen macht sie für
den Leser greifbar. Er lernt das Wesen der Protagonisten durch
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 47
ihre ganz persönliche Art des „Krisenmanagements” kennen.
Manchmal, wenn es mir nicht gelingen will, meinen Romanstof
spannend zu erzählen, liegt das auch daran, dass ich über zu große
Zeiträume schreiben will. Fünf Tage sind spannender als fünf Jahre.
Ich habe nichts gegen generationenübergreifende Romane, aber es
ist viel leichter, Spannung auf dicht gedrängtem Raum zu erzeugen.
Ein Tag ist etwas Konkretes, ein Jahrzehnt etwas Abstraktes.
Zeitdruck ist eines der einfachsten Mittel, Spannung zu
erzeugen. In den Westerngeschichten früherer Jahre wurde der
Held auf die Schienen gebunden. Ein heranrasender Zug blies das
Horn, die Lok stampfte näher, und der Held versuchte verzweifelt, die Fesseln zu lösen. Heute ist das Mittel oft eine Bombe,
die Minuten und Sekunden herunterzählt bis zur Detonation.
Eine andere Form der Umsetzung wäre beispielsweise eine in
drei Tagen stattindende Hinrichtung und eine Journalistin, die
entdeckt, dass der Verurteilte unschuldig ist.
Selbst romantische Geschichten arbeiten mit begrenzten Zeiträumen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele romantische
Komödien so enden: Der Protagonist hat endlich herausgefunden, wen er liebt, und rast zum Flughafen in dem Versuch,
seine Geliebte zu erreichen, bevor sie in ein Flugzeug steigt und
für immer aus seinem Leben verschwindet. Wenn der Held die
Verlobung seiner Freundin aufzulösen versucht, damit er selbst
sie heiraten kann, ist es viel interessanter, wenn er sich erst 24
Stunden vor der Hochzeitszeremonie dazu entschließt. Dann
heißt es „jetzt oder nie”.
Der Roman kann gleich mit Köder und Haken einsteigen. Die
erste Szene sollte etwas Ungewöhnliches enthalten. Charlotte
Thomas lässt „Die Lagune des Löwen” mit einem seltsamen venezianischen Ritual beginnen. Lebendige Schweine werden von
einem Turm in die Tiefe gestürzt. Vor diesem Hintergrund lieht
eine schwangere Frau vor Verfolgern, die sie töten wollen. Das
blutige Zerschmettern der Schweine ist der Köder, die verfolgte
Frau der Haken, den wir mitschlucken, und wir fragen uns: Warum
wird die Frau verfolgt?
48 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Ein Meister darin, Sorge um die Protagonisten zu wecken, war
Alfred Hitchcock. Gleichzeitig war er ein Gegner der Überraschung. Wie konnte er jahrzehntelang das Kinopublikum fesseln?
Er arbeitete mit Suspense und deinierte sie als das genaue
Gegenteil der Überraschung. Bei einer Überraschung passiert
etwas, womit der Zuschauer nicht gerechnet hat. Suspense sorgt
dafür, dass der Zuschauer damit rechnet, dass etwas passiert, und
genau deshalb gespannt ist. Dieses Mittel erzeugt hauptsächlich
aus einem Grund innere Qualen im Zuschauer oder Leser: Er weiß
mehr als die Protagonisten. Hitchcocks klassisches Beispiel sind
Leute, die um einen Tisch sitzen und sich unterhalten. Unter dem
Tisch tickt eine Bombe. Niemand weiß davon. Plötzlich explodiert
sie. Das Publikum ist überrascht. Suspense aber wird erzeugt,
wenn das Publikum von der Bombe weiß. Dieselbe Unterhaltung
am Tisch ist auf einmal interessant, weil das Publikum mitiebert.
Man möchte die Leute am Tisch warnen, möchte schreien: Redet
nicht so viel, unter dem Tisch ist eine Bombe, und gleich wird sie
explodieren! Nicht durch fehlende Informationen wird die Spannung erzeugt, sondern durch Informationen, die der Leser hat
und der Protagonist dringend benötigen würde. Da der Leser den
Protagonisten nicht warnen kann, leidet er besonders intensiv.
Um das Geisterbahnsyndrom zu vermeiden, das den Leser rasch
ermüdet – Schwierigkeiten tauchen aus dem Nichts auf, werden
gemeistert, dann taucht die nächste Schwierigkeit auf –, ist es klug,
Wendungen der Handlung für den Leser vorzubereiten. Auch hier
ist die Vorbereitung kein Gegensatz zum Spannungsaufbau. Der
Trick ist, mehrere mögliche Wendungen anzukündigen. Der Leser
weiß nicht, welche von ihnen zutrefen wird, und ist entsprechend
neugierig. Falsche Fährten zu legen, lässt die Leser rätseln: Was
ist denn nun richtig? Und unbeantwortete Fragen erzeugen Spannung. Man nennt das Vorbereiten von überraschenden Wendungen
auch „foreshadowing”. Erfolgt die Aulösung, denkt der Leser:
„Ich hätte es wissen müssen!” Das verschaft ihm eine besondere
Genugtuung. Um Jagdhunde von einer Geruchsspur abzubringen,
zog man in früheren Zeiten Fische über den Weg. Vermutlich hat
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 49
hier der Begrif der „Roten Heringe” seinen Ursprung. Er steht
für Hinweise in einer Geschichte, die den Protagonisten und den
Leser vom tatsächlichen Weg der Handlung ablenken sollen.
Falsche Hinweise also, die in die Irre führen. Diese „Roten Heringe”
können vom Antagonisten platziert sein, um seine Verfolger abzuschütteln. Ebensogut kann es sich um Fakten handeln, die zu
falschen Schlüssen verleiten. Typisch sind sie vor allem in Detektivgeschichten. In einer Detektivgeschichte hat beinahe jeder ein
Geheimnis. Die Figuren sind vielleicht keine Mörder, aber auch
sie wollen nicht, daß jeder von ihrem geheimen Leben als Zocker,
Drogenabhängige oder Liebhaber erfährt. Alle diese Geheimnisse
platzieren Hinweise, die zu Verdächtigungen führen. Dabei können
die Figuren sich gegenseitig unglaubwürdig machen. Der Bruder
sagt, er habe seit zwei Wochen mit dem Verdächtigten kein Wort
gewechselt; die Nachbarin behauptet, sie habe die Brüder noch
vor zwei Tagen miteinander sprechen gesehen. Dinge, die man
erwartet hätte, fehlen: Ein Hund hat nicht gebellt, es ist keine Post
im Briefkasten, obwohl der Mord früh am Morgen geschah, oder
das Geschirr ist abgewaschen.
„Rote Heringe” funktionieren wie die Tricks eines Magiers:
Der Magier lenkt die Zuschauer durch Handbewegungen oder
glitzernde Accessoires von der Arbeitsweise seines Zaubertricks
ab, so dass sie seinen Ablauf nicht bemerken. Ist das Fläschchen Nagellack in der Handtasche des Opfers der entscheidende
Hinweis, sollte sich der Detektiv am Adressbuch, an der Restaurantquittung oder am Terminplaner festbeißen, die sich ebenfalls
in der Handtasche beinden. Auch wenn die falschen Fährten eher
für Krimis typisch sind, können sie Romanen jeden Genres zu
mehr Vielfältigkeit verhelfen. Spannung heißt nicht Action! Zuviel
Action ermüdet den Leser. Die dritte Verfolgungsjagd ist nicht
mehr spannend. Ich überlege mir, bevor ich die Niederschrift des
Romans beginne: Wo sind die Höhepunkte? Kann ich die Anzahl
der Höhepunkte reduzieren, um die übrigbleibenden zu stärken?
In „Nachtauge” bombardieren die Briten die Möhnetalsperre.
Das ist 1943 wirklich passiert. Die Bomber grifen anschließend die
50 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Edertalsperre, die Sorpetalsperre und die Ennepetalsperre an. Ein
dramatischer Höhepunkt ist aber stärker als vier hintereinander.
Deshalb beschloss ich, mich im Roman auf die Bombardierung
der Möhnetalsperre zu beschränken, und beschreibe diesen
Angrif en détail sowie die Folgen für die Ortschaften entlang des
Möhnelusstals. Die Bomber liegen anschließend weiter. Für die
Romaniguren hat das aber keine Bedeutung mehr.
An einen neuen Roman gehe ich voller Begeisterung heran. Ich
bin überzeugt, dass es der große Wurf werden wird, das beste
Thema, das ich je am Wickel hatte. Ich kann kaum erwarten, die
ersten Kapitel zu schreiben, und reibe mir beim Gedanken an die
Leser schon die Hände: Wartet nur! Damit rechnet ihr nicht, ihr
werdet verblüft sein! Nie wird ein Roman so perfekt, wie ich ihn
mir erträumt habe. Trotzdem brauche ich den Mut und die Unverfrorenheit der ersten Wochen. Ich nehme mir schließlich Unmögliches
vor: Wenn ich einen Roman verfasse, erwarte ich, dass Tausende
Menschen zwanzig Euro hergeben und – viel unglaublicher noch –
Stunde um Stunde nichts anderes tun, als dazusitzen und in meiner
Geschichte zu versinken. Ich erwarte, dass sie das Buch mit ins Bett
nehmen, in den Zug, ins Flugzeug, an den Strand.
Wenn ich mir diese Forderungen ernsthaft überlege, ist es
Wahnsinn, mit solchen Träumen ein Jahr lang zu arbeiten. Die
Wahrscheinlichkeit, zu scheitern, ist hoch. Warum schreibe ich
trotzdem? Es ist die Unverfrorenheit eines Weltumseglers. Es ist
der fröhliche Mut eines Straßenmusikanten.
Der Gastbeitrag ist ein Auszug des Kapitels „Wie erzeuge ich Spannung?” aus dem Buch „Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben”.
Titus Müller studierte in Berlin Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. Mit 24 Jahren veröfentlichte er seinen
ersten Roman „Der Kalligraph des Bischofs”. 2005 wurde er mit
dem C.S. Lewis-Preis ausgezeichnet. 2008 erhielt sein Roman
„Das Mysterium” den Sir Walter Scott-Preis in Bronze als einer der
drei besten historischen Romane der letzten zwei Jahre. Für den
Roman „Nachtauge” wurde er 2014 im Rahmen einer Leserumfrage zum Histo-König des Jahres gewählt. Im selben Jahr nahm
ihn die Schriftstellervereinigung P.E.N. (PEN-Club) auf.
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 51
Der Klappentext – Mehr als nur eine Inhaltsangabe
Kaum jemand kauft ein Buch ohne eine grobe Idee von dessen
Inhalt zu haben. Daher suchen viele Leser beim Kauf nach kurzen
Inhaltsangaben, Empfehlungen oder Pressestimmen. Deshalb
wird, nachdem Cover und Titel als ansprechend empfunden
wurden, in den meisten Fällen auch ein Blick auf die Buchrückseite geworfen, wo man hoft, eine gute Beschreibung dessen,
was einem beim Lesen erwartet, vorzuinden.
Der Klappentext ist also nicht nur eine reine Inhaltszusammenfassung, sondern in den meisten Fällen auch ein, wenn nicht sogar
das Kaufkriterium. Nur wenn der Text ansprechend ist und Lust
aufs Lesen macht, wird sich der potentielle Leser entschließen
das Buch zu kaufen.
Aufbau und Inhalt
Streng genommen bezieht sich die Bezeichnung Klappentext
auf die inneren Seiten des Schutzumschlages bei Hardcovertiteln. Umgangssprachlich wird aber auch die Coverrückseite bei
Soft- und Hardcoverbüchern ohne Umschlag als Klappentext
bezeichnet. Die Form und der Inhalt des Rückseitenklappentextes sind dabei nicht fest vorgegeben. Das eröfnet Ihnen die
Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie Sie Ihr Buch präsentieren
möchten. Für den Fall, dass der Titel als Soft- oder Hardcover
ohne Umschlag erschienen ist, ist der Rückseitenklappentext die
einzige Werbeläche, die Sie zur Verfügung haben.
Daher indet sich auf den meisten Büchern ein kurzer, Spannung erzeugender Informationstext zum Inhalt. Des Weiteren
kann auch ein aussagekräftiges Zitat aus dem Buch genommen
werden, wenn dies ebenfalls den Inhalt oder die Stimmung
widerspiegelt.
Häuig indet man auch Pressezitate, die, falls vorhanden,
zusätzlich für den Titel werben. Obwohl kein fester Aufbau
vorgeben ist, bevorzugen Autoren oftmals eine Kombination aus
einem Zitat als Eyecatcher mit darunter stehendem kurzen Text
zur Handlung.
52 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Nicht zu viel verraten
Ein guter Klappentext gibt in wenigen Worten den Inhalt so wieder,
dass sich der Leser ein Bild vom groben Handlungsgeschehen
machen kann, ohne gleich alles vorab zu wissen. Der Klappentext lässt sich dabei mit einem Filmtrailer vergleichen. So knapp
wie möglich werden der Handlungsort, die Hauptcharaktere und
die Hauptkonlikte des Buches beschrieben. Achten Sie bei der
Beschreibung darauf, Ihren Text nicht unnötig auszuschmücken,
sondern legen Sie eher den Fokus auf Informationsübertragung und
die Erzeugung von Spannung. Achten Sie auch darauf, das Genre
Ihres Buches in den Text einließen zu lassen. Mit dem Klappentext
sollte der Leser auf jeden Fall eine grobe Ahnung bekommen, ob er
einen Kriminal-, Fantasy- oder Erotikroman in den Händen hält, um
eine unangenehme Überraschung auszuschließen.
Der Klappentext als Aushängeschild
Unterschätzen Sie nicht die Wichtigkeit eines Klappentextes für
den Erfolg Ihres Buches. Im Zweifelsfall ist er das Einzige, das
sich ein potentieller Leser anschaut und wovon er seine Kaufentscheidung abhängig machen wird. Im schlechtesten Fall kann
das bedeuten, dass der Leser Ihr gut geschriebenes, spannendes
Buch zwar in die Hand nimmt, aber nicht kauft, weil ihn der Klappentext nicht genügend Anreize geschafen hat, das Buch auch
tatsächlich lesen zu wollen. Daher sollten Sie sich genügend
Zeit für das Verfassen Ihres Textes nehmen. Starten Sie mit einer
Zusammenfassung des Inhaltes und einer kurzen Darstellung der
Protagonisten. Kürzen Sie dann alle unnötigen Füllwörter und
Schnörkeleien und brechen Sie Ihren Text auf das Wesentliche
herunter. Das ist nicht nur wichtig, da Sie begrenzten Platz zur
Verfügung haben, sondern auch, weil Sie mit möglichst wenigen
Wörtern Ihren zukünftigen Leser überzeugen möchten. Wenn Sie
zusätzlich noch ein Zitat aus Ihrem Werk mit einbringen wollen,
sollten Sie auch da darauf achten, dass das Zitat mit Ihrer Inhaltszusammenfassung harmoniert und somit ein gutes Gesamtbild
ergibt.
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 53
Recherche und Feedback
Für Anregungen und Inspirationen sollten Sie sich Bücher in Erinnerung rufen, die Sie selbst aufgrund des Klappentextes gekauft
und gelesen haben. Gehen Sie in sich und überlegen Sie, warum
genau diese Texte Sie zum Kauf animiert haben. Aber Achtung –
lassen Sie sich nicht dazu verleiten die Texte zu kopieren. Nutzen
Sie sie lediglich als Inspiration und Richtungsweiser.
Lassen Sie zudem Ihren Klappentext von Freunden und
Bekannten lesen, die Ihr Buch nicht kennen, und sich ehrliches
Feedback geben. Erzeugt der Klappentext Spannung und regt
zum Kauf an? Wird die Lust geweckt, das Buch direkt lesen zu
wollen? Falls nein, sollten Sie Ihren Text noch einmal überarbeiten. Falls ja, haben Sie alles richtig gemacht und einen tollen
Klappentext geschrieben.
Journalistisches Schreiben - So geht’s
Das journalistische Schreiben zielt darauf, die Leser über ein
Ereignis zu informieren. Das bringt verschiedenste Anforderungen
an den Autor und den Text mit sich, die wir Ihnen in diesem Artikel
vorstellen.
1. Für die Zielgruppe schreiben
Journalistische Texte sollten immer für die Leser verständlich sein. Deshalb sollte man auf unnötige Fremdwörter und
„Fachchinesisch” verzichten bzw. diese erklären. Vor allem in
Publikumsmedien, sollte man sich seiner Zielgruppe und deren
Sprache bewusst sein.
2. Kurze, verständliche Sätze
Schachtelsätze erschweren das Lesen und damit die Verständlichkeit. Deshalb sollte man bei journalistischen Texten immer darauf
achten, dass die Satzstruktur so einfach wie möglich gehalten
wird.
54 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
3. Verben
Fachliche Texte enthalten häuig viele Substantivierungen,
welche das Leseverständnis beeinträchtigen können. Lieber
sollte man auf ausdrucksstarke Verben zurückgreifen, die die
Situation unterstreichen, zum Beispiel bei negativen Äußerungen
„beklagen” statt „sagen”.
4. Achtung bei Füllwörtern
Füllwörter wie „ganz”, „irgendwie” oder „eigentlich” ziehen Texte
künstlich in die Länge und der Inhalt verliert sich. Verzichtet man
auf sie, wird der Leseluss beschleunigt.
5. Vergleiche und Zitate als Referenzen
Um Texte lebendiger zu gestalten, bietet es sich an, komplizierte
Sachverhalte durch Beispiele und Vergleiche zu erklären. Durch
das Verwenden von Zitaten, bekommen Personen ein Gesicht und
der Bericht wird glaubhafter.
Tipps zum Schreiben in einer anderen Sprache
Der Erfolg und Umsatz Ihres Buches ist eng mit der Reichweite
verknüpft. Sie erreichen nur Menschen, mit denen Sie in der gleichen Sprache kommunizieren. Um andere Märkte zu erschließen,
bietet es sich an, Ihr Buch auch in anderen Sprachen und Ländern
zu veröfentlichen. Was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie
im Folgenden.
Der Markt
Bevor Sie Ihr Buch übersetzen oder in einer anderen Sprache
verfassen, sollten Sie im jeweiligen Land die Marktsituation
überprüfen. Ist Ihr Thema dort gefragt? Lohnt sich eine Übersetzung? Hat die dortige Zielgruppe das gleiche Grundwissen wie im
eigenen Land?
Zum Beispiel ist es weniger sinnvoll, in einem Ratgeber über
Social Media zu erklären wie Twitter funktioniert, wenn bereits
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 55
80% der Einwohner diesen Kanal nutzen. Gibt es bestimmte
Gesetzeslinien, die Sie in Ihrem Ratgeber beachten sollten? Bei
Titeln aus dem Fiktion-Bereich könnten Sie darüber nachdenken,
Personen- und Ortsnamen dem Land anzupassen.
Das Schreiben
Jede Sprache ist einzigartig in ihrem Klang und ihrem Wortschatz.
„Gut geschrieben” meint im Spanischen etwas anderes als im Englischen. In einer Sprache sind lange Sätze üblich, in einer anderen
kurze. Wenn Sie Ihr Buch nicht in Ihrer Muttersprache schreiben,
sollten Sie es unbedingt von einem Muttersprachler lektorieren
und Korrektur lesen lassen.
Das Lesen von Büchern in der entsprechenden Sprache kann
Ihnen helfen, Ihren Schreibstil zu verbessern und sich in den richtigen Modus zu versetzen. Übersetzen Sie auf keinen Fall Wort
für Wort in die Fremdsprache und vermeiden Sie die Anhäufung
von Fremdwörtern, die Sie auch nicht in Ihrer Muttersprache
verwenden würden. Beachten Sie auch den Sitz Ihres Publikums
bzw. regionale Unterschiede. Entscheiden Sie sich beispielsweise
im Vorherein für Amerikanisches oder Britisches Englisch, um
eine Mischung zu vermeiden.
Wie immer macht Übung den Meister! Schreiben Sie so lang in
einer Fremdsprache, bis es sich natürlich für Sie anfühlt. Wenn Sie
Ihr Buch nicht selbst in einer anderen Sprache verfassen wollen,
können Sie auch einen professionelle/n Übersetzer/in engagieren.
Diese inden Sie zum Beispiel bei unseren Buchprois30 für
Korrektat, Lektorat, Übersetzungen etc. oder mithilfe der International Federation of Translators31.
Schreibhelfer
Eine gute Alternative zu Microsoft Oice bietet das kostenfreie
LibreOice32 (früher OpenOice), welches mit ebenso umfangreichen Funktionen punkten kann. Das Programm merkt sich
56 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
beispielsweise häuig verwendete Wörter und schlägt diese
schon bei Beginn des Tippens vor, wovon Autoren v. a. bei Namen
und langen Fachwörtern proitieren können. So merken Sie auch,
wenn Sie ein und dasselbe Wort recht häuig verwenden. Um dem
Abhilfe zu schafen, können Sie z. B. mit dem Tool Wortschatz33
der Universität Leipzig oder auf Woxikon34 nach Synonymen
suchen. Rechtschreibfehler indet nicht nur das integrierte
Prüfsystem Ihrer Oice-Suite, sondern auch die online Rechtschreibprüfung von Duden.de für Textabschnitte bis 800 Zeichen.
Ähnlich der Microsoft oder Open Oice Software ist Google Docs.
Das Programm funktioniert im Prinzip wie die beiden anderen
Programme, nur dass das Schreiben im Browser stattindet und
kein Programm lokal installiert werden muss. Alle gängigen Textverarbeitungswerkzeuge sind vorhanden und online speichert
das Programm sogar alle Aktionen im Hintergrund sofort. Somit
geht nichts verloren und kann von jedem beliebigen Rechner aus
wieder geöfnet und weiter bearbeitet werden.
AbiWord ist ein weiterer kostenloser Schreibhelfer, der alle
gängigen Funktionen bietet. Sie können mit dieser SoftwareTextdokumente aller Art erstellen wie beispielsweise doc, rtf, txt
html. Auch eine kostenlose Rechtschreibprüfung ist für AbiWord
verfügbar. Diese Software ist für alle Betriebssysteme geeignet
und bietet viele Funktionen, mit denen das Dokument gestaltet
und aufbereitet werden kann. Auch für Fremdsprachen ist diese
Tool durchaus geeignet, da es 30 verschiedene Sprachen unterstützt und sogar den Leseluss recht-nach-links berücksichtigt.
Quelle: AbiWord (2015)
WriteMonkey zählt ebenfalls zu den einfachen kostenlosen
Textverarbeitungsprogrammen ohne viel Schnickschnack. Das
besondere an diesem Programm ist die Darstellung bei der
Texteingabe. Diese indet im Vollbildmodus auf einem komplett
schwarzen Hintergrund statt. Der Autor kann sich somit voll und
ganz auf das Wesentliche, das Schreiben, konzentrieren und wird
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 57
nicht abgelenkt. Beim Schreiben bleibt die aktuelle Zeile durchgehend in der Mitte des Bildschirms und bleibt somit immer im
Fokus des Verfassers. Formatierungen sind möglich, allerdings
sind diese sehr einfach und schlicht gehalten. Für Autoren, die
sich schnell ablenken lassen oder mit zu vielen Funktionen überfordert sind, eignet sich dieses Programm hervorragend.
Quelle: Chip (2016)
Schreibprozesse und Prokrastination
(ein Gastbeitrag von Tanja Steinlechner)
Ich bin nicht untätig gewesen. Die ganze Wohnung blitzt und
glänzt. Den Vormittag habe ich damit zugebracht, sie auf Vordermann zu bringen und das mit vollem Erfolg. Als es Mittag ist,
sind die Böden sauber, sämtliches Geschirr verstaut, das Spinngewebe in den Ecken entfernt; ich habe sogar die Fugen der
Badezimmerkacheln unter Zuhilfenahme von irgendeinem chlorhaltigen Giftzeug und der eigens zu diesem Zweck angeschaften
Fugenbürste von dem sich darin langsam ansiedelnden Schwarzschimmel befreit. Normalerweise wäre ich an dieser Stelle
stolz auf mich, denn ich hasse Hausarbeit. Stattdessen nagt das
schlechte Gewissen an mir. Denn bei allem, was ich heute schon
so leißig erledigt habe, eines habe ich gelissentlich versäumt:
den Laptop aufzuklappen, um diesen Artikel zu schreiben.
Als ich es schließlich doch tue – den Laptop aufklappen – bringt
mich das aber auch nicht weiter. Ich sitze da, starre auf das virtuelle weiße Blatt von Microsoft Oice – das Blatt starrt zurück. Es
wird nicht als erstes zwinkern. Es zwinkert nie.
Aber Rettung naht, und zwar in Form eines Gedankens, der
kavalleriegleich in die öde Prärie meines Geistes eingaloppiert:
Ron der Bartagame.
Ein Bartagame ist so etwas wie eine große australische Eidechse,
deren Gesicht von einem Bart aus Hornstacheln gesäumt ist.
Daher auch der Name: Bartagame - Agame mit einem Bart.
58 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Ron ist der Bartagame meines dreizehnjährigen Sohnes, der
gerade in der Schule ist. Und als ich – aufgeschreckt von dem
Kavalleriegedanken – nach ihm sehe, bestätigt sich mein Verdacht:
mal wieder völlig verwahrlost.
Bewegungslos wie immer und mit erhobenem Kopf liegt
Ron, der Bartagame, im mit kleinen Drecktrümmern versetzten
Wüstensand vor seiner Futterschale, in der ausgedörrter Eisbergsalat von gestern im Licht der Infrarotbirne vor sich hin brutzelt.
Sein Kinn ist grau und grau heißt: unglücklich. Seine Reptilienaugen starren mich an; auch sie werden nicht als erste zwinkern.
Also siebe ich Wüstensand und schneide Lollo-Rosso und
frische Gurke in reptilienmundgerechte Häppchen. Aber: Ron
zwinkert nicht und sein Kinn bleibt grau.
Es geht nicht anders. Ich schlüpfe in die Stiefel, streife den
Wintermantel über und fahre in die Zoohandlung, um Kakerlaken zu kaufen. Kakerlaken machen Bartagamen glücklich, und
siehe da: anderthalb Stunden später mampft das Haustier meines
Sohnes den mahagoniefarbenen Körper einer Küchenschabe.
Seine Augen schauen teilnahmslos wie immer, aber sein Kinn ist
gelb und gelb heißt: glücklich.
Nur der Artikel hat sich immer noch nicht selber geschrieben.
Das schlechte Gewissen nagt stärker an mir. Aber ein weiterer
rettender Kavalleriegedanke will mir nicht kommen, auch wenn
ich ihn dringlich herbeisehne. Jetzt melden sich die Selbstzweifel.
Es ist gleich vierzehn Uhr und wegen eines läppischen Artikels
liege ich wie Kafka auf dem Kanapee und stecke fest.
Was ist hier los?
Das merkwürdige Verhalten, von dem ich heute heimgesucht
worden bin, dürfte vielen Autoren nur allzu bekannt vorkommen.
Es ist so weit verbreitet, dass es dafür sogar einen lateinischen
Namen gibt, einen recht lustigen noch dazu: Prokrastination. Das
dazugehörige Verb lautet prokrastinieren. Wenn sie also beim
Kaufen von Kakerlaken, Schöner-Wohnen-Wandfarbe der Tönung
Mauve oder beim Entfernen irgendwelchen Knastes aus unein-
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 59
sichtigen Fugen ihrer Küche, die sich zum Beispiel hinter dem
Kühlschrank verstecken, von jemandem angerufen werden und
jener Anrufer sie fragt: „Was machst du gerade?” Dann antworten
sie: „Ich prokrastiniere.”
Übersetzt heißt Prokrastination nichts anderes als Vertagung.
Wer prokrastiniert, versucht mit allen Mitteln einer als unangenehm, oft mit Angst verbundenen Betätigung aus dem Weg
zu gehen. Je mehr der Betrofene seine eigentliche Aufgabe
vermeidet, desto mehr nagen ein schlechtes Gewissen und
ganz realer Zeitdruck an ihm. Diese Empindungen wiederum
verstärken sein unangenehmes Gefühl und damit den Anreiz zu
prokrastinieren: ein Teufelskreislauf.
Wie bin ich vorhin da herausgekommen?
Nun ja, was liegt näher, als einleitend die eigene Prokrastination
zu beschreiben, wenn dies das Thema des Artikels ist?
Ich habe mich also von meinem Kanapee erhoben und, ohne
viel nachzudenken, aufgeschrieben, was ich bis dato gemacht
hatte. Damit hatte ich den Einstieg und der tote Punkt war überwunden. Normalerweise handeln die Texte, denen wir aus dem
Weg gehen, jedoch von etwas anderem. Es dürfte wenig bringen,
die Badezimmergrundreinigung, die man soeben aufs Parkett
gelegt hat, niederzuschreiben, wenn man an einem Roman über
die napoleonischen Kriege sitzt.
Was ist aber mit der Angst, die uns Autoren im Angesicht des
Weißen Blattes erfasst, das niemals zurückzwinkern wird? Mit dem
klebrigen Kloß, der uns im Hals sitzt, während wir alles, wirklich
alles tun, um nicht in das Gravitationsfeld unseres Arbeitsplatzes
zu geraten, weil dies den Beginn unseres Scheiterns einleiten
könnte?
Was wir mit dem lustigen lateinischen Wort bezeichnen, ist
nichts anderes als eine normalerweise nicht zielführende Bewältigungsstrategie. Was wir damit bewältigen und umgehen wollen,
ist genau diese Angst, die doch unsere Busenfreundin sein sollte,
denn ausgerechnet sie wird uns weiterhelfen.
60 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Nehmen wir an, der Protagonist unseres Romans steht in
der Szene, um die wir uns gerade drücken, ganz vorne in der
Gefechtslinie einer Schlacht. Wir wissen, es wird blutig werden,
wir haben uns ausführlich mit der Militärtaktik des frühen 19.
Jahrhunderts befasst, wir kennen jedes Detail der Schlacht, die
wir beschreiben, und wissen genau wie der Federbusch eines
österreichischen Dragoners jener Zeit ausgesehen hat. Wir haben
sogar in einem Schießverein für Liebhaber historischer Wafen
hospitiert und wissen nun wie Pulverdampf riecht und wie der
Knall einer Pulvermuskete klingt. Wovor haben wir also Angst?
Weswegen kratzen wir Knast hinter unserem Kühlschrank hervor?
Eine mögliche Antwort ist, dass wir zwar alles über den historischen Vorgang wissen, aber nichts darüber, wie sich unser
Protagonist in dieser Szenerie, die seine Welt ist, verhalten wird,
wie er sich fühlt. Aller Vorrausicht nach hat er Angst, höllische
Angst. Damit hat er etwas mit uns gemein.
Alan Watt, dem meine Arbeit ungemein viel verdankt, hat
geschrieben, dass es unsere Ängste sind, die uns auf einzigartige
Weise qualiizieren, unsere Geschichte zu schreiben. Laut Watt
sind sie es, die uns einen direkten Zugang zu ihr verschafen.
Indem wir uns unsere Ängste, die wir vor dem Aufschreiben
unseres Textes haben, vergegenwärtigen, sind wir in der Lage, sie
auf unseren Protagonisten zu übertragen. Auf diese Weise gelingt
es uns, ein unsichtbares Band zwischen Autor und Hauptigur zu
knüpfen. Denn Ängste plagen nicht nur Schriftsteller, sondern
auch Helden. Wo sie Erstere lähmen, da treiben sie Letztere an.
Unsere Angst kann sich aber auch auf ganz andere Aspekte
unseres Manuskripts beziehen. Was wenn wir nicht den blassesten Schimmer davon haben, wie der Federbusch eines
österreichischen Dragoners ausgesehen hat, wir nicht einmal
eine näherungsweise Vorstellung davon haben, was ein Dragoner
überhaupt ist oder was er auf einem Schlachtfeld zu Zeiten Napoleon Bonapartes zu suchen hat? Was wenn wir nicht wissen wie
Pulverdampf riecht, wie ein Musketenschuss klingt und was eine
Gefechtslinie ist? Vielleicht haben wir eine Vorstellung von der
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 61
Angst unseres Protagonisten und somit einen Zugang zu ihm,
aber keinen zu seiner Welt. In diesem Fall hilft es, uns Klarheit
über das Sujet des Textes zu verschafen. Wir müssen schlicht
Nachrecherchieren. Da wir nicht für einen Zeitungsartikel oder
einen Uni-Aufsatz forschen, sollten wir den Bildern, die dabei
entstehen, die notwendige Zeit geben, in uns zu arbeiten.
Vielleicht sagt uns der ganze Kram mit dem Pulverdampf, den
bunten Uniformen und Federbüschen und dem kleinwüchsigen
Feldherrn mit dem großen Dreispitz, der auf einem Pferd sitzt,
das auf einem Hügel steht, auch überhaupt nichts. Ray Bradbury
hat einmal gesagt: „Wenn ihr unter einer Schreibblockade leidet,
könnt ihr sie gleich heute heilen, indem ihr das, woran auch immer
ihr gerade schreibt, sein lasst und etwas anderes macht. Ihr habt
das falsche Thema gewählt!”
Laut Bradbury ist eine Schreibblockade – und Prokrastinieren
ist ein ziemlich sicherer Hinweis auf das Vorliegen einer solchen
– eine Warnung unseres Unterbewusstseins, dem wir den Spaß
verderben. Eine andere Ursache für den Kloß im Hals, der immer
mehr anschwillt, je mehr wir in Reichweite des weißen Blattes
kommen, könnte aber auch darin begründet liegen, dass wir
unseren bisherigen Arbeitsprozess falsch gestaltet haben.
Schreiben – zumindest, wenn man es ernst nimmt – ist eine
Mammutaufgabe. Ein Roman ist ein gewaltiges Projekt. Wenn
Sie einen Roman schreiben, dann machen Sie sich darauf gefasst,
dass er einen Großteil Ihrer Ressourcen in Anspruch nehmen wird.
Die Arbeit an Ihrem Manuskript gleicht dem Umwerben eines
Liebhabers - oder je nach Geschmackslage einer Liebhaberin - sie
will unbedingte Aufmerksamkeit und Priorität in Ihrem Leben.
Kommen Sie Ihrer Forderung nach, wird sie Sie mit den ersehnten
Glückshormonen luten.
Geben Sie Ihrem Schreiben also den Raum, den es verdient, eher
lässt es Sie doch nicht zur Ruhe kommen. Seien Sie umsichtig mit
sich selbst! Umgeben Sie sich mit Gleichgesinnten, die verstehen
wovon Sie reden. Die nicht schreibende Bevölkerung wird Sie
vermutlich nur belächeln, vielleicht sogar beschimpfen. Sie wird
62 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
nicht verstehen, weshalb Sie Ihrem Roman so viel Zeit und so viel
Liebe widmen. Sie könnten schließlich sinnvolleren Beschäftigungen nachgehen. Solcherlei Litanei wird Ihnen die Kraft rauben,
die Sie zum Schreiben Ihrer Geschichte unbedingt benötigen. Es
nützt nichts, soviel kann ich Ihnen sagen, Ihre Leidenschaft auf
kleiner Flamme zu halten. Sie stellen sich damit nur selbst ein Bein.
Ihr Gehirn wird sich ausgebrannt fühlen und Ihr Unterbewusstsein
in einen Generalstreik treten. Denn ein Großteil der Arbeit wird
- gewissermaßen im Autopilotmodus - genau von diesem Unterbewusstsein erledigt, das heißt: wenn es läuft, wie es soll.
Hemingway, der selbst ein großes Problem mit Schreibblockaden
hatte, hat dem Organisieren und Einbetten des Schreibprozesses
in sein Leben sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Er war nicht
nur ein Anhänger des täglichen Schreibens. Von ihm stammt auch
der Ratschlag, immer dann mit dem Schreiben aufzuhören, wenn
es gerade gut läuft, und sich solange keine bewussten Sorgen zu
machen, bis man am nächsten Tag wieder damit anfängt. Auf diese
Weise lässt man das Unterbewusste seinen Teil der Arbeit tun.
Wann immer der Rauch der Prokrastination aufsteigt, können Sie
sich sicher sein, dass an seinem Ausgangspunkt die Angst lauert.
Und die Angst verweist Sie auf das Problem, das es zu lösen gilt,
um in den Schreibluss zu inden. Die Angst ist Ihr Freund und in
meinem Fall war sie heute auch der Freund von Ron, dem Bartagamen, der immer noch ein tiefgelbes Kinn hat.
TIPPS:
» Schreibübung:
Setzen Sie sich mit Stift und einem Blatt Papier an Ihren Arbeitsplatz und beginnen
Sie damit, aufzuschreiben, was Ihnen Angst bereitet, angesichts des Gedankens an
Ihrem Text zu arbeiten. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen diesbezüglich in den Sinn
kommt, sei es auch trivial. Und vor allem denken Sie nicht zu viel darüber nach.
Sie sind fertig mit Punkt eins. Gut! Gehen Sie Ihre Ängste durch. Welche davon hat
einen Bezug zu Ihrem Protagonisten? Er hat vor etwas Angst. Welche Ihrer Ängste
kommt seiner oder ihrer am nächsten?
Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 63
Um auf das Beispiel von vorhin zurückzukommen: Ihr Protagonist schreitet
zusammen mit den anderen in seiner Gefechtslinie voran. Es knallt, um ihn her fällt
gelegentlich einer aus seiner Linie um. Dragoner mit lustigen Federbüschen galoppieren heran. Er hat Angst. Er fühlt sich ausgeliefert. Steht diese Angst zu irgendeiner
Ihrer Ängste in Bezug? Denkbar wäre zum Beispiel, dass Sie sich Ihrem Text ausgeliefert fühlen, so wie unser Protagonist den zufälligen Trefern und Hieben der Dragoner.
» Schreiben Sie rasch, in kurzen Sätzen oder Stichpunkten auf, was passiert, was Ihr
Protagonist tun könnte.
» Strukturieren Sie Ihre Arbeit: Teilen Sie große Aufgaben in kleine überschaubare Teilaufgaben auf. Damit verhindern Sie Überforderung.
» Regelmäßigkeit hilft: Schafen Sie sich einen festen Arbeitsrahmen, reservieren Sie
sich eine bestimmte Zeit des Tages und einen festen Raum zum Schreiben. Ihr Körper
und Ihr Geist werden sich darauf einstellen. Ihr Unterbewusstsein nimmt Ihnen einen
großen Teil der Arbeit ab. Allerdings müssen Sie es darauf trainieren.
» Lernen Sie Ihre Schreibbedürfnisse kennen: Was inspiriert Sie? Wie kommen Sie in
den Schreibluss? Rituale helfen ungemein. Auch das Erzeugen von Motivation.
Nehmen Sie sich ein festes, zu bewältigendes Arbeitspensum vor und belohnen Sie
sich am Ende dafür.
» Beharrlichkeit: Schreiben lernt man nur durch Schreiben. Geben Sie Ihrer Leidenschaft die nötige Priorität. Nur wenn Sie sich in hinreichendem Umfang (am besten
täglich) mit Ihrem Plot, Ihren Figuren und Ihrer Erzählstimme beschäftigen, liefert
Ihnen Ihr Gehirn im entscheidenden Moment die Einfälle und die Struktur, die Sie
brauchen, um eine Szene niederzuschreiben.
» Halten Sie durch! Schreibkrisen sind nicht nur normal und unvermeidlich, sie sind
sogar notwendig. Fragen Sie sich, warum sie da sind und stellen Sie sich Ihren
Ängsten.
Tanja Steinlechner hat den Schreibhain im März 2013 gegründet,
um ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzugeben
und um Nachwuchsautoren zu unterstützen und zu begleiten.
Sie arbeitet als Autorin, Lektorin und Dozentin für Kreatives
Schreiben. Als Mitglied der Gesellschaft für Kreatives Schreiben
e.V. engagiert sie sich im Segeberger Kreis und gehört dem
Verband deutscher Schriftsteller an.
64 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren
Phase 3: Überarbeitung
Sie haben Ihr Buch fast fertig geschrieben und fangen langsam an,
sich über den Veröfentlichungsprozess Gedanken zu machen?
Dann fallen Ihnen bestimmt einige Punkte ein, die Sie selbst vor
eine große Herausforderung stellen. Ob Lektorat, Korrektorat,
Covergestaltung, eBook-Konvertierung oder Marketing: es gibt
viel zu tun bis ein Buch fertig im Regal oder im Online Shop stehen
kann. Lassen Sie sich davon auf keinen Fall abschrecken, sondern
stellen Sie sich den verschiedenen Aufgaben und wachsen daran.
Falls Sie bei einem bestimmten Thema an Ihre Grenzen stoßen
und lieber professionelle Hilfe in Anspruch nehmen wollen,
vermittelt epubli Ihnen passende Buchprois. Die Buchprois
arbeiten selbstständig und werden Sie im gewünschten Feld
tatkräftig unterstützen.
Sie sehen: ob im Alleingang oder mit professioneller Hilfe,
eine Buchveröfentlichung ist für jeden möglich. Nehmen Sie die
Herausforderung an und werden Sie so zu einem erfolgreichen
Self-Publisher!
Korrekturlesen
» 10 Tipps zum Korrekturlesen
» Wie nötig sind Korrektorat und Lektorat?
(ein Gastbeitrag Bärbel Mäkeler)
Phase 3: Überarbeitung | Inhalt formulieren | 65
Ende der Leseprobe von:
Self-Publishing Guide - für Autoren
epubli GmbH
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