S E L F PUBLISHING GUIDE FUR Ü AUTOREN Planung Ihres Buches Der Schreibprozess Gestaltung Ihres Buch Social Media Marketing uvm. Impressum Self-Publishing Guide Stand Mai 2016 ISBN 978-3-7375-0553-6 Nepoubli GmbH published by: Neopubli GmbH, Berlin, www.epubli.de Copyright: © 2016 Neopubli GmbH Self-Publishing Guide S E L F PUBLISHING GUIDE FUR AUTOREN Inhalt Die Vielfalt der Buchbranche .............................................................11 Der Self-Publishing Guide von epubli .............................................14 Phase 1: Planung.....................................................................16 Ideengenerierung .................................................................................17 Am Anfang steht eine Idee ..................................................................17 Recherche ...............................................................................................20 Strukturierung .......................................................................................24 Schreibtage einfach organisieren .....................................................24 Storytelling - Aufbau einer Geschichte ............................................27 Kanban für Autoren – Mehr Struktur im Schreibprozess ..............32 Clevere Schreibprogramme ................................................................35 Phase 2: Formulierung ............................................................42 Inhalt formulieren.................................................................................43 Wie schreibe ich ein Buch? Aller Anfang ist schwer! .....................43 Machen Sie mehr aus Ihrem Text .......................................................44 Wie erzeuge ich Spannung? - ein Gastbeitrag von Titus Müller.46 Der Klappentext – Mehr als nur eine Inhaltsangabe ....................52 Journalistisches Schreiben - So geht’s .............................................54 Tipps zum Schreiben in einer anderen Sprache .............................55 Schreibhelfer ..........................................................................................56 Schreibprozesse und Prokrastination ein Gastbeitrag von Tanja Steinlechner ...........................................58 Phase 3: Überarbeitung ..........................................................65 Korrekturlesen .......................................................................................66 10 Tipps zum Korrekturlesen .............................................................66 Wie nötig sind Korrektorat und Lektorat? ein Gastbeitrag von Bärbel Mäkeler .................................................68 Phase 4: Gestaltung ................................................................71 Covergestaltung ....................................................................................72 Kleider machen Leute - Cover machen Bücher ...............................72 Gestaltungsgesetze für das ideale Cover .........................................75 Covergestaltung: Praxis .......................................................................78 Der epubli Cover Designer ..................................................................79 8 Tipps zu Ihrem perfekten Cover ......................................................81 10 Tipps für die Zusammenarbeit mit Graikern ...........................82 Buchsatz & -layout ...............................................................................84 Angenehmes Lesen durch gute Formatierung ................................84 4 Tipps für einen schönen Buchsatz .................................................89 Seitenzahlen, Kopf- und Fußzeilen....................................................91 Ein Buch mit Format und Stil ..............................................................93 Checkliste für ein optimales Printbuch ...........................................96 1) Buchdruck ..........................................................................................96 2) Buch veröfentlichen .......................................................................98 eBook-Gestaltung .................................................................................99 Printbuch oder eBook? .........................................................................99 Was kann das digitale Buch und was nicht? ................................ 101 Barrierefreie eBooks - ein Gastbeitrag von Domingos de Oliveira . 104 Das eBook gestalten mittels CSS .................................................... 107 Checkliste für ein optimales eBook .............................................. 110 1) eBook-Konvertierung ................................................................... 110 2) eBook veröfentlichen .................................................................. 112 Phase 5: Vertrieb ..................................................................113 Publizieren .......................................................................................... 114 Arbeiten mit Metadaten und Keywords ........................................ 114 Die optimalen Buchangaben bei epubli ....................................... 115 1x1 der BWL für Self-Publisher ....................................................... 119 Wie teuer soll mein Buch sein? ....................................................... 123 10 Fakten zur Buchpreisbindung.................................................... 124 ISBN - eine ganz große Nummer ..................................................... 126 Phase 6: Marketing ...............................................................128 Self-Branding - vom Autor zur Marke ............................................ 131 Was ist Self-Branding? ...................................................................... 131 Vorteile beim Self-Branding ............................................................ 131 Self-Branding Schritt-für-Schritt .................................................... 132 Das perfekte Autoren-Foto .............................................................. 134 Das Finden der eigenen Zielgruppe .............................................. 136 Das Oline Marketing ....................................................................... 141 Verlagsvorschau und Freiexemplare ............................................. 141 Der Buchhandel und ich ................................................................... 142 Pressearbeit und Pressemitteilung ................................................ 154 Interviews ............................................................................................ 159 Lesungen .............................................................................................. 160 Messeauftritte ..................................................................................... 161 Leseproben richtig drucken ............................................................. 162 Flyer und Visitenkarten..................................................................... 164 Das Online Marketing ....................................................................... 168 Social Reading .................................................................................... 168 Social Reading mit Goodreads .................................................... 168 Efektive Werbung auf Goodreads – ein Überblick ein Gastbeitrag von Patrick Brown ............................................ 171 Wattpad für Autoren...................................................................... 174 Foren als Austauschplattform..................................................... 176 Wie man als Autor Buch-Rezensionen erhält .......................... 178 Blog & Webseite ................................................................................. 182 Die eigene Internetpräsenz - Webseiten und Blogs ............... 182 Schritt-für-Schritt: WordPress Blog erstellen........................... 184 Hilfreiche Plug-ins für WordPress .............................................. 189 Starten Sie jetzt mit Blogger Relations! .................................... 191 Virtuelle Buchtour - Ihr Buch auf Reise von Blog zu Blog ..... 193 Social Media ........................................................................................ 197 Social Media-Landschaft in Deutschland ................................. 197 Der richtige Umgang mit den sozialen Medien ....................... 199 Bei Online Beschwerden richtig handeln.................................. 201 Social Media-Knigge: Benimmregeln für die eigene Fanpage .. 203 Facebook - Die größte soziale Plattform der Welt .................. 204 Anatomie eines perfekten Facebook Posts............................... 214 Facebook Marketing – Wie nutze ich Facebook Ads? ............. 216 Twitter - Marketing mit dem Kurznachrichtendienst ............. 220 Werbung auf Twitter - so geht‘s! ................................................. 223 Pinterest - Ihre visuelle Visitenkarte .......................................... 226 6 Tipps zur visuellen Vermarktung für Autoren auf Instagram .. 228 8 Tipps für klickstarke Bilder auf Facebook, Instagram & Co. .. 234 Professionell das eigene Xing Proil nutzen ............................ 237 LinkedIn - das Netzwerk fürs Ausland ....................................... 239 SoundCloud als eiziente Vermarktung von Hörproben ...... 240 YouTube für Autoren ...................................................................... 242 Video-Marketing - Die verschiedenen Video-Typen ............... 244 Der Social Media-Redaktionsplan .............................................. 248 Erkennung passender Netzwerke & Multiplikatoren ............. 250 Netzwerke & Multiplikatoren zur Buchvermarktung ............. 253 Impressumsplicht ......................................................................... 257 Buchmarketing für Fortgeschrittene ............................................. 259 Buchmarketing auf den letzten Seiten ...................................... 259 Cross-Selling bei Büchern............................................................. 260 Musikalische Unterstützung fürs Buch...................................... 261 Außergewöhnliche Marketingideen........................................... 263 Transmedia Storytelling für Autoren ein Gastbeitrag von Dorothea Martin ....................................... 264 E-Mail-Marketing für Autoren ..................................................... 268 Wie erreicht mein Buch die ersten Plätze bei Google? .......... 271 Monitoring - Die eigene Überwachung im Netz ...................... 279 Die Grundlagen von Google Analytics ...................................... 281 Werben mit Google Adwords ...................................................... 288 Qindie - ein Gütesiegel für Autoren ........................................... 291 … und jetzt sind Sie dran.......................................................292 Ihr Partner für Druck und Veröfentlichung ................................. 292 epubli lab ............................................................................................. 293 Buchprois - Dienstleistungen rund ums Buch ............................ 293 Quellen .................................................................................294 Literatur ................................................................................298 Die Vielfalt der Buchbranche Sie möchten oder haben bereits Ihr erstes Buch veröfentlicht? Sicherlich haben Sie als Erstes auch daran gedacht, Ihr fertiges Manuskript bei einem für Sie passenden Verlag einzureichen. Jahrelang war dies der einzige Weg, wenn man sein Buch veröffentlichen wollte. Durch den Wandel der Zeit haben sich weitere Möglichkeiten für Autoren ergeben. Beim sog. Self-Publishing bringen die Autoren ihre Bücher nicht über einen klassischen Buchverlag auf den Markt, sondern steuern den gesamten Veröfentlichungsprozess in Eigenregie. Dazu gehört neben dem Verfassen des eigentlichen Buchinhalts u. a. auch dessen Vermarktung. Die Entwicklung zum Self-Publishing ist nicht nur aufgrund vieler Manuskript-Ablehnungen von Verlagen zu erklären. Vielmehr spielt auch die technische Entwicklung eine Rolle. Die Digitalisierung der Buchbranche machte eBook-Veröfentlichungen für die breite Masse möglich und konnte das inanzielle Risiko der Autoren mit Hilfe des Print-on-Demand-Verfahrens deutlich senken. Die Vermarktung der eigenen Bücher kann auch erst durch das Web 2.0 wirklich ernsthaft in Betracht gezogen werden. Damit auch Sie Ihr eigenes Buch erstellen und vermarkten können, wird Sie dieser Guide mit hilfreichen Informationen, Tipps und praktischen Beispielen unterstützen. Zunächst macht es jedoch Sinn, sich die Vielfalt der Buchbranche etwas genauer anzusehen. Was macht ein Verlag? Wer einen Vertrag bei einem Verlag unterschreibt, gibt damit dem Verlag das Recht und die Plicht, das Buch von der Erstellung bis zum Verkauf zu begleiten. Wer von einem renommierten Verlag als potentieller Bestseller-Kandidat gehandelt wird, bekommt nach Unterschreiben des Autorenvertrags in der Regel Die Vielfalt der Buchbranche | 11 ein All-Inklusive-Paket, bei dem der Verlag alles für den Autor übernimmt. Der Autor darf im Gegenzug sein Buch nicht zeitgleich bei einem anderen Verlag veröfentlichen. Nur wenige Autoren ergattern heutzutage Verträge, die sich auch inanziell für sie lohnen. Klassische Verlage ermöglichen damit nur einer kleinen Menge an Autoren den Zugang zum Buchmarkt. Um dem entgegenzuwirken, haben sich im Laufe der Zeit Verlagsformen mit anderen Geschäftsmodellen entwickelt. Jeder Verlag und jede Verlagsart hat seine Berechtigung, da sie auf die unterschiedlichen Ansprüche und Ziele der Autoren passend reagieren. Neben dem klassischen Verlag, der das Autorenmanuskript kauft, Geld investiert und somit das inanzielle Risiko übernimmt, haben sich in den letzten Jahren auch sog. „Zuschussverlage” etabliert. Was ist ein Zuschussverlag? Zuschussverlage sind darauf spezialisiert, Autoren Zugang zum Markt zu verschaffen, sofern diese ihre Bücher selbst vorfinanzieren. Der Zuschussverlag sorgt für die Produktion der Bücher, für zusätzliche Unterstützung wie Vermarktung, Coverdesign oder Lektorat muss der Autor extra zahlen. Er ist damit an einem Großteil der Herstellungskosten selbst beteiligt. Dabei gibt es innerhalb der Zuschussverlage verschiedene Modelle, die unterschiedliche Zahlungsmodalitäten für die Autoren vorsehen. Im Gegensatz zum Zuschussverlag tritt der Autor beim Self-Publishing selbst als Verleger auf und muss nicht in Vorkasse gehen. Wie funktioniert Self-Publishing? Self-Publishing bedeutet, dass der Autor unabhängig vom Verlag handelt: Er schreibt sein Buch ohne Vorgaben, entwirft eigene Marketing- und Vertriebsstrategien und bestimmt so seinen eigenen Erfolg. Die Self-Publishing Plattformen unterscheiden 12 | Die Vielfalt der Buchbranche sich von den Zuschussverlagen, indem sie dem Autor nur das bieten, was er selbst nicht leisten kann: die Produktion und den Vertrieb. Durch Print-on-Demand wird sichergestellt, dass das Buch überall verfügbar ist, da die Bücher ab Aulage 1 gedruckt werden können. Deshalb muss der Autor seine Bücher nicht vorinanzieren, hat aber bei vielen Plattformen die Möglichkeit, auf eigene Kosten eine Lagermenge zu bestellen. Der aktuelle Boom der eBooks spielt diesem Trend ebenfalls in die Hände. Hohe Produktions- und Vertriebskosten sind nicht mehr nötig, um Inhalte erfolgreich zu verkaufen. Das wachsende Onlinegeschäft macht es Autoren leicht, ihre Bücher selbst zu vermarkten. Die Grenzen zwischen Autoren und Lesern sind ließender geworden. Der Autor hat nun jederzeit die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit seinen Lesern zu treten. Mit eBooks und digitalen Druckmöglichkeiten hat nun jeder die Chance, ein erfolgreicher Autor zu werden. Dafür ist - wie bei jedem Produkt erfolgreiches Marketing eine wichtige Voraussetzung. Die Vielfalt der Buchbranche | 13 Der Self-Publishing Guide von epubli Wir freuen uns, dass Sie unseren neuen Self-Publishing Guide in den Händen halten. Dieser vereint von nun an nicht nur die zahlreichen Tipps und Tricks aus den bisherigen Guides Von der Idee zum eigenen Buch und dem Online Marketing Guide, sondern versorgt Sie auch mit vielen neuen Hintergrundinformationen und Gastbeiträgen von Branchenexperten. In neuer Struktur soll Ihnen dieser Ratgeber bei jedem Schritt der Buchveröfentlichung zur Seite stehen: vom Sammeln und Strukturieren Ihrer Ideen über die Erstellung und Korrektur des ersten Manuskripts bis hin zu Gestaltung, Veröfentlichung sowie Vermarktung Ihres Buches. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den vielfältigen und wachsenden Möglichkeiten des Online Marketings. Jedes neue Buch ist ein eigenes Projekt, welches Sie nur durch ausreichende Planung und Strukturierung erfolgreich umsetzen können. Um Ihnen einen Anhaltspunkt zu bieten, haben wir für den Self-Publishing Guide einen beispielhaften Zeitplan für ein Buchprojekt erstellt. Dieser deiniert Phasen, Teilschritte und -ziele, sodass Sie jederzeit wissen, wann welcher Teilschritt beginnen und enden sollte. In Anlehnung an diese Schritte zur Buchveröfentlichung ist dieser Ratgeber in die Kapitel Planung, Formulierung, Überarbeitung, Gestaltung, Vertrieb und Marketing gegliedert. epubli Tipps: Erstellen Sie für Ihr Buchprojekt selbst einen individuellen Zeitplan untergliedert in Phasen, Teilschritte sowie Teilziele bzw. Meilensteine. Legen Sie außerdem ein übergeordnetes Oberziel (z. B. die fristgemäße Fertigstellung Ihres Werkes) und ein Projektziel fest (z. B. die Erschließung (neuer) Lesergruppen, die Bekanntheitssteigerung oder schlichtweg der Umsatz). Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie bei Ihren Zielsetzungen realistisch bleiben. Betrachten Sie das Schreiben und Vermarkten nicht als zwei getrennte Prozesse, sondern als eine Einheit, die den Lesern Ihr Buch näher bringt. 14 | Der Self-Publishing Guide von epubli Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug 1. Planung 1.1. Ideengenerierung 1.2. Recherche 1.3. Strukturierung 2. Formulierung 3. Überarbeitung 3.1. Korrekturlesen 3.2. Lektorat 3.3. Korrektorat 4. Gestaltung 4.1. Covergestaltung 4.2. Buchsatz und Layout 4.3. eBook-Gestaltung 5. Vertrieb 5.1. Probedruck 5.2 Publizieren 6. Marketing 6.1. Marketingmaßnahmen 6.2 Sonderaktion Der Self-Publishing Guide von epubli | 15 Phase 1: Planung Planung ist die halbe Arbeit! Dazu gehört nicht nur das Erstellen eines individuellen Zeitplans für den ganzen Buchveröfentlichungsprozess und das Organisieren von Schreibtagen. Sie planen ebenso Ihren Plot, indem Sie Ihre Ideen festhalten, strukturieren und durch Kreativitätstechniken sowie ausführliche Recherche ausbauen. Ideengenerierung » Am Anfang steht eine Idee Recherche » Tipps & Tricks für eine erfolgreiche Recherche Strukturierung » Schreibtage einfach organisieren » Storytelling - Aufbau einer Geschichte » Kanban für Autoren - Mehr Struktur im Schreibprozess » Clevere Schreibprogramme 16 | Phase 1: Planung | Der Self-Publishing Guide von epubli Ideengenerierung Am Anfang steht eine Idee Jedes Buch beginnt mit einem Gedanken, der zu einer Idee heranwächst und sich langsam zu einer ganzen Geschichte spinnt. Doch wie indet man die richtige Idee? Wo indet man Inspiration für die eigenen Geschichten? Und wie organisiert man sich, damit die Idee nicht doch nur eine Idee bleibt, sondern sich in einem geschriebenen Text wiederindet? 3 Techniken, um die Kreativität zu steigern Was ist zu tun, wenn die Idee auf sich warten lässt? Verschiedene Techniken können dabei helfen, Ideen zu entwickeln oder auch dem bereits vorhandenen Text mehr Tiefe zu verleihen. 1. Kreatives Schreiben Unter diesem Begrif werden verschiedene Techniken zusammengefasst, welche die Ideenindung erleichtern, die Kreativität steigern und gleichzeitig das Sprachgefühl verbessern. Diese Techniken werden häuig in Schreibschulungen für angehende Autoren benutzt. Die wichtigste Grundlage ist, sich darauf einzulassen, auf den ersten Blick nichts Sinnvolles zu produzieren. Brainstorming Die wohl bekannteste Übung ist das Brainstorming. Hierbei notiert man sich alle Worte, welche einem zu einem vorher ausgewählten Thema in den Sinn kommen. Im weiteren Verlauf kategorisiert man, schreibt die übergeordneten Worte auf und verbindet sie mit Linien, um die Beziehungen der Kategorien zu versinnbildlichen. So entsteht nach und nach eine komplexe Mindmap, die als Grundlage für Texte dienen kann. Phase 1: Planung | Ideengenerierung | 17 Freewriting Freewriting wirkt zunächst ein wenig seltsam. Man setzt sich vor ein leeres Blatt Papier und beginnt zu schreiben. Was geschrieben wird, ist zunächst egal. Als Grundlage wählt man spontan ein Thema oder einzelnes Wort und notiert sich alles, was einem dazu einfällt. Der Schreibluss darf dabei nicht abbrechen. Egal, ob einem nur einzelne Wörter einfallen oder überhaupt nichts, der Stift sollte das Papier nicht verlassen. Detailtexte Es muss nicht immer sofort ein ganzer Text sein. Bei der Detailtext-Methode nimmt man ein einzelnes Wort, meist ein Objekt oder eine Eigenschaft, und beschreibt es in fünf Sätzen. Die dabei angefertigten Textabschnitte können später in ein größeres Werk eingefügt werden. Reizwortanalyse Die Reizwortanalyse funktioniert am besten in Gruppen. Ähnlich wie beim Brainstorming werden alle Assoziationen zu einem bestimmten Thema notiert. Im Unterschied zum normalen Brainstorming wechselt man nach einem festgelegten Zeitraum (10 bis 20 Minuten) das Thema. Ziel ist es, von einem Thema zum nächsten einen ließenden Übergang zu schafen und dabei neue Verbindungen zu entdecken. 2. Perspektivwechsel Häuige Bremsen der Kreativität sind eine eingeschränkte Sichtweise und das Heranziehen bekannter Fakten und Erfahrungen. In vielen Geschichten muss der Autor in die Perspektive seiner Figur schlüpfen. Mit einfachen Gedankenspielen kann das gut trainiert werden. Was wäre, wenn ich nicht wüsste, was ein Fernseher ist und vor allem, wie man ihn bedient? Das Abschütteln bekannter Muster und das unvoreingenommene Betrachten alltäglicher Dinge kann zu einer ganzen Flut neuer Ideen führen. 18 | Phase 1: Planung | Ideengenerierung 3. Kaskadenfragen Mit Hilfe von Kaskadenfragen können ganze Seiten mit Banalitäten gefüllt werden. Besonders Kinder beherrschen sie in Perfektion und gehen Erwachsenen damit häuig auf die Nerven, welche sich schneller mit einer Antwort zufrieden geben. Manchmal ist es sinnvoll, wieder in dieses Muster zu verfallen und einfach immer weiter zu bohren. Wie? Warum? Wieso? Wo? Wann? Weshalb? Jede Frage kann anders beantwortet werden und zieht neue Fragen mit anderen Antworten nach sich. Diese Methode eignet sich besonders gut, um mögliche Fehler im Aufbau des eigenen Textes zu inden und von vornherein auszuschließen. Phase 1: Planung | Ideengenerierung | 19 Recherche Tipps & Tricks für eine erfolgreiche Recherche Eine gute Recherche ist nicht nur für Journalisten essentiell. Auch jeder Autor sollte dieses Werkzeug beherrschen. Je weniger Sie aus Ihren eigenen Erfahrungen schöpfen können, desto wichtiger werden fundierte Quellen. Was Sie alles bei der Recherche beachten sollten und welche Tools Ihnen dabei helfen können, erfahren Sie in diesem Beitrag. Von Anfang an Bevor Sie mit der Recherche für Ihren Plot oder gar das Schreiben beginnen, sollten Sie herausinden, für wen und in welchem Genre Sie schreiben wollen. Werfen Sie einen Blick in andere Bücher, um festzustellen, ob Ihr Schreibstil der Kategorie und der Zielgruppe gerecht wird. Haben Sie diesen Schritt erfolgreich abgearbeitet, können Sie mit der eigentlichen Recherche beginnen! Um nicht den Überblick zu verlieren, empiehlt es sich, einen extra Ordner anzulegen, in dem Sie all die gewonnenen Informationen sammeln und sortieren können. Machen Sie sich dazu eine Liste von Themen, Orten, Personen etc., die einer Nachforschung bedürfen. Diese können Sie nach und nach abarbeiten. Schreiben Sie auch Fragen auf, die Sie ggf. einem Experten stellen können. Notieren Sie zur entsprechenden Frage die Kapitelnummer, sofern Sie bereits mit Ihrem Schreibprozess vorangeschritten sind. So können Sie später die neuen Informationen schnell einarbeiten. So spannend das Recherchieren auch sein kann – vergessen Sie das Schreiben nicht! Um dem entgegenzuwirken, können Sie sich einen Zeitplan aufstellen, in dem Sie notieren, an welchen Tagen und bestenfalls auch wie viel Zeit Sie zum Schreiben und zum Recherchieren investieren wollen. Damit Sie bei einzelnen Aufgaben nicht die Zeit überschreiten, wäre es auch eine Möglichkeit sich einen Wecker zu stellen. 20 | Phase 1: Planung | Recherche Quellen und Tools, die Ihnen die Recherche erleichtern 1. Bibliotheken Nutzen Sie die Bibliothekskataloge, um Buchtitel zu Ihrem Thema in einer bestimmten Bibliothek zu inden. Aufsätze werden jedoch nicht im Bestandsverzeichnis abgebildet. Einige Bibliotheken bieten Seminare zur eizienten Suche. Nutzen Sie diese oder wenden Sie sich an die Bibliothekare! » » » » Deutsche National Bibliothek1 Katalog des „Gemeinsamen Bibliotheksverbundes” Anlaufstation für Fernleihen2 Katalog der deutschen Bibliotheksverbünde und vieler großer ausländischer Bibliotheken3 Worldcat mit weltweiter Suche4 2. Zeitschriften In Zeitschriften inden Sie Aufsätze, Tagungsberichte und Artikel. Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) bietet Zugang zu über 80.000 Titeln aus verschiedenen Themen und Fachgebieten. Viele der Zeitschriften sind online frei zugänglich. Ein Großteil von Artikeln können Sie auch über die Suche der oben genannten Bibliotheken ausmachen. Im Gegensatz zu Büchern inden Sie hier neuere Informationen und Studien, aufgrund des kleineren Erscheinungsintervalls. » Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB)5 3. Internet Bei jeder Online Suche sollten Sie die „Erweiterte Suche” nutzen, um Ihre Suchergebnisse einzugrenzen. Eine hohe Treferbezahl bedeutet nicht, dass Sie auch die beste Antwort auf Ihre Frage bekommen. Google indiziert nur 10% des Internets. Führen Sie sich die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Suchmaschinen vor Auge. Welches Ranking ist für die Beantwortung Ihrer Frage sinnvoll? Phase 1: Planung | Recherche | 21 » » » Google6 Google Scholar mit akademischem Ranking7 Google Books enthält viele Bücher im Volltext8 Alternative Suchmaschinen: » Exalead mit Ergebnisvorschau durch Screenshots9 » Yippy sortiert die Ergebnisse nach Themenblocken10 » Metager als Meta-Suchmaschine11 4. Interviews Sammeln Sie während Ihrer Recherche Kontaktdaten zu Experten wie Historikern, Polizisten und Ärzte s.o., die Sie zu späterem Zeitpunkt befragen können. Um das Lebensgefühl von Personen in einer Region allgemein zu erfassen, können Sie aber auch Bewohner und Nachbarn befragen. Nutzen Sie dazu den von Ihnen zuvor erstellten Fragenkatalog. Bevor Sie jedoch ein Interview durchführen, sollten Sie erst einmal durch eigenes Nachforschen so viele dieser Fragen wie möglich beantworten. Der Experte kann Ihnen dann weitere und detailliertere Auskünfte erteilen. Auch wenn Sie sich natürlich bei der Befragung Notizen machen, ist es ratsam, das Interview aufzunehmen. Im Anschluss kann dieses transkribiert werden, sodass Ihnen das Gesagte schriftlich vorliegt. 5. weitere Möglichkeiten Packen Sie Ihre Digitalkamera ein und machen Sie sich auf die Reise! Damit Sie das Gefühl von Orten, Regionen usw. besser erfassen können, ist es am besten sich ein eigenes Bild zu machen. Wie sieht es dort aus? Wie fühlt sich die Atmosphäre an? Wie riecht es? Dadurch können Sie Schauplätze ausführlicher beschreiben und auch dem Leser das richtige Gefühl vermitteln. Sollte eine Reise Ihr Budget sprengen, kann eventuell Google Streetview12 Abhilfe schafen. Liegt Ihr Schauplatz in der Vergangenheit, lesen Sie andere Werke und sehen Sie sich verschiedene Gemälde aus dieser Zeit an. 22 | Phase 1: Planung | Recherche Egal, welche Art von Quellen Sie nutzen, vertrauen Sie vor allem im Internet nicht blindlings jeder Seite. Je mehr Quellen, das gleiche berichten, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Angaben wahrheitsgemäß sind. Fachliteratur ist dabei natürlich vertrauenswürdiger als persönliche Meinungen aus Chats, Blogs und Foren. Für Ihre nächsten Recherchen empiehlt es sich, die „besten” Quellen zu notieren oder als Lesezeichen zu speichern. Social Bookmarking-Tools wie keeeb helfen beim Sortieren und Überblick behalten. Im Internet inden Sie auch weitere zahlreiche Praxistipps zum Umgang mit Suchmaschinen. Zum Beispiel: » » „Google - Suchen wie ein Proi”13 „Die Google Suche im Grif”14 Quellen: Wiesner (2012), Moore (2011), Gardiner (2011) Phase 1: Planung | Recherche | 23 Strukturierung Schreibtage einfach organisieren „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”, wusste schon Hermann Hesse. Doch manchmal ist es schwierig, eine Idee auch umzusetzen. Wenn man schreiben muss, sind plötzlich viele Dinge wichtiger (putzen, aufräumen, Nägel lackieren, Rasen mähen usw.). Was kann man tun, um den eigenen Schreibprozess zu optimieren? Die beste Voraussetzung für efektives Schreiben ist eine gute Vorbereitung. Mit einer durchdachten Planung haben Sie Ihr nächstes Buch im Handumdrehen geschrieben und können es veröfentlichen. Vor dem Schreiben: Ideen sammeln Um an Ihrem Schreibtag auch wirklich produktiv zu sein, sollten Sie bereits einige Ideen gesammelt haben. Da Ideen zu jeder Zeit an jedem Ort kommen können, sollten Sie immer ein Notizbuch dabei haben. Beim Notizen machen, sollten Sie bereits strukturiert vorgehen. Um später nicht verzweifelt nach der einen bestimmten Anmerkung suchen zu müssen, können Sie die Seiten Ihres Notizbuches nummerieren und am Anfang in Stichwörtern eine Art Inhaltsverzeichnis erstellen. Ist ihr Buch voll, dann beschriften Sie dieses sowie das neue Exemplar, um die Reihenfolge später zu erkennen. Online Tools zum Brainstormen und festhalten Ihrer Ideen gibt es z. B. von Mindmeister15 (auch zur Kollaboration mit anderen Autoren geeignet), XMind16, Wridea und Tinderbox17. Wer bei herkömmlichen Lesezeichen schnell den Überblick verliert, dem sei Keeeb18 empfohlen. Ähnlich wie bei Pinterest lassen sich dort Bilder und sogar bestimmte Textausschnitte auf diversen angelegten Seiten speichern und gruppieren. Der Arbeitsplatz Schreiben ist für die meisten eine Berufung. Der Schreibprozess selbst sollte aber eher als Beruf betrachtet werden. Schauen Sie im Büro fernsehen? Checken Sie alle fünf Minuten Ihren Facebook 24 | Phase 1: Planung | Strukturierung Account? Nein? Dann sollten Sie das auch nicht tun, wenn Sie gerade im Schreibprozess sind. Kreative Arbeit braucht Zeit, Ruhe und Konzentration. Jeder hat seinen eigenen Ort des Friedens: der Schreibtisch zu Hause, die Bibliothek oder das Lieblingscafé um die Ecke. Suchen Sie die Nähe der Natur, dann ist vielleicht eine idyllische Parkbank für Sie am besten geeignet. Auf die gleiche Weise sollten Sie sich Orte der Inspiration suchen. Besuchen Sie Ausstellungen oder Theaterstücke, beobachten Sie Leute im Café oder am Bahnhof. Suchen Sie sich regelmäßig Aktivitäten, die Sie noch nie gemacht haben. Auf diese Weise erweitern Sie nicht nur Ihren Erfahrungsschatz, sondern bereichern auch Ihre Fantasie. Vergessen Sie dabei Ihr Notizbuch nicht – vielleicht kommt Ihnen genau in solchen Situationen der passende Gedanke für Ihre Geschichte. Wenn Sie über genügend Platz verfügen, können Sie auch Pinnwände oder Magnettafeln an Ihrem Arbeitsplatz anbringen und dort die wichtigsten Merkmale, Strukturen, Abläufe sowie Steckbriefe Ihrer Charaktere anbringen, um die Kontinuität zu wahren. Sprich keine logischen Anschlussfehler zu machen, z. B. dass der Hauptcharakter auf einmal blonde statt braune Haare hat. Zeit nehmen Mancher schreibt am liebsten früh. Ein Anderer schreibt bis spät in die Nacht hinein. Ein Dritter schreibt von 15 bis 17 Uhr. Finden Sie Ihre eigene produktive Hochphase und nutzen Sie diese konsequent. Beobachten Sie sich über einen Zeitraum von 10 Tagen selbst und notieren Sie für jede Stunde Motivation und Leistungsfähigkeit. So können Sie leicht die Zeiten inden, an denen Sie am produktivsten und kreativsten sind. Haben Sie ihre optimale Zeit gefunden, dann legen Sie sich einen Tag bzw. mehrere Tage in der Woche fest, an denen Sie regelmäßig schreiben möchten. Nehmen Sie sich an diesen Tagen nichts anderes zu dieser Zeit vor und informieren Sie auch Freunde und Familie über Ihre temporäre Abwesenheit, um wirklich nicht gestört zu werden. Wohnen Sie nicht allein, können Sie zusätzlich auch ein Schild an Ihre Tür hängen. Phase 1: Planung | Strukturierung | 25 Ziele setzen Beim Schreiben fehlt vielen Autoren die unmittelbare Dringlichkeit, die morgige Deadline, der Redaktionsschluss. Das sind Fristen, die von außen festgesetzt werden und an die man sich halten muss. Um diese Dringlichkeit zu schafen, muss jeder Autor einen Weg inden, seine Zeit einzuteilen und Termine einzuhalten. Möglich sind Vereinbarungen mit Freunden oder Familie, aber auch Absprachen in Autoren-Communities oder ein Zeitplan im eigenen Buch-Blog. Sinnvoll ist es, sich Zwischenziele wie eine Mindestanzahl an Wörtern zu setzen, die man im Idealfall täglich erreichen kann. James Joyce schrieb an einem guten Tag drei Sätze, Stephen King dagegen zehn Seiten. Nehmen Sie sich für jeden Schreibtag ein Ziel vor. Somit können Sie am Ende des Tages resümieren wie efektiv Ihre Arbeit war. Da es manchmal nicht so leicht ist, sich zu motivieren, kann man sich praktische Hilfsmittel suchen. Mit der Software Write or Die 219 kann man entweder die Anzahl an Wörtern oder an Minuten bestimmen, die man ohne Unterbrechung schreiben möchte. Sollte man doch eine Pause machen, schaltet sich die Software ein und motiviert den Autor auf ganz individuelle Weise zum Weiterschreiben. Dies können beispielsweise störende, laute Geräusche sein oder aber Ermunterungen seitens der Software. Das Erreichen des Tagesziels schaltet Belohnungen frei. Erhalten Sie sich Ihre Motivation, indem Sie geschafte Ziele feiern und Sie sich entsprechend belohnen. Vielleicht mit einem leckeren Stück Kuchen oder einem entspannenden Spaziergang? Pausen gönnen Wer schon einmal stundenlang ohne Unterbrechung gearbeitet hat, weiß, dass die Konzentration ab einem bestimmten Punkt schlagartig nachlässt. Richten Sie sich deshalb Pausen ein, z. B. das Essen mit der Familie, ein Kafee, ein kleiner Spaziergang oder ein paar Yoga-Übungen zum Entspannen. So werden Sie wieder it. 26 | Phase 1: Planung | Strukturierung Mit anderen austauschen Auch wenn jeder Autor beim Schreiben auf sich gestellt ist, muss er sich nicht ins stille Kämmerlein zurückziehen. Feedback, Lob und Kritik aus der Familie oder dem Freundeskreis bringen neue Ideen. Besonders der Austausch mit Autorenkollegen, die selbst schon Schreibblockaden erlebt und überwunden haben, kann sehr bereichernd sein. Ofen zu bleiben und Hilfe anzunehmen, ist auch beim Schreiben immens wichtig. So entdeckt man Inspirationsquellen, die man sonst möglicherweise übersehen hätte. Keine Angst vor dem Ende haben Jeder Autor ist sich der Tatsache bewusst, dass das Ende die letzte Gelegenheit ist, beim Leser einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Gerade deshalb wird diesem besonders viel Beachtung und Zeit geschenkt. Irgendwann muss aber jedes Buch ein Ende inden. Halten Sie Ihren Perfektionismus im Zaum und vertrauen Sie Ihren Test-Lesern, wenn diese sagen, dass Ihr Buch fertig ist. Storytelling - Aufbau einer Geschichte Storytelling, zu Deutsch „Geschichten erzählen”, begleitet uns unser ganzes Leben. Als Kinder bekommen wir Geschichten erzählt, später lassen wir unserer Kreativität freien Lauf und denken uns selbst Geschichten aus, welche mit den Liebsten oder als Autor auch mit der ganzen Welt geteilt werden. Beim Storytelling folgen wir meist unbewusst einer Struktur, um die Geschichte spannender für Leser bzw. Zuhörer zu gestalten. Verschiedene Strukturen beim Storytelling Jede Story sollte einer Handlungsstruktur folgen. Dieses Gerüst hilft dem Leser, der Geschichte besser zu folgen und sie somit besser zu verstehen. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Strukturen des Storytellings etabliert. Hier eine Übersicht der wichtigsten Plotmuster: Phase 1: Planung | Strukturierung | 27 Drei-Akte-Struktur Ihnen ist die Untergliederung der Story in drei Akte sicherlich noch aus der Schulzeit bekannt. Diese Art des Storytellings bietet Ihnen viel Raum für Handlungsmöglichkeiten. 1. Einleitung: Der Anfang der Geschichte dient dazu, Ihre Hauptcharaktere, den Ort sowie den zentralen Konlikt einzuführen. 2. Hauptteil: Im weiteren Verlauf der Handlung spitzt sich der Konlikt immer weiter zu, bis er schließlich am Höhepunkt die Überhand ergreift und Ihr Protagonist seinen Tiefpunkt erleidet. 3. Schluss: Zu guter Letzt wird der Konlikt von Ihrer Hauptigur aufgelöst und der Tiefpunkt somit überwunden. Als Überleitung zum nächsten Akt dient ein Wendepunkt, also ein besonders wichtiges, ggf. auch überraschendes Ereignis des vorherigen Aktes. Während Einleitung und Schluss ca. 25% der Story einnehmen, macht der Hauptteil etwa 50% des Werkes aus. Fünf Akte nach Freytag Noch genauer gibt die Fünf-Akte-Struktur vor, was, wann und wie etwas in der Handlung geschieht. Der deutsche Dramatiker und Romanautor Gustav Freytag analysierte dieses Handlungsmuster in Dramen von Shakespeare und aus dem antiken Griechenland. 1. Exposition: Hier werden wieder alle Hauptiguren, Spieler und Gegenspieler, Örtlichkeiten sowie der Auslöser für den Konlikt dargelegt. Dieser muss jedoch nicht ofensichtlich sein. 2. Handlungssteigerung: Weitere Komplikationen verhindern die Lösung des Konlikts. 3. Klimax: Der Höhepunkt ist der spannendste Teil der Geschichte. Wie beim Drei-Akter wird die Handlung und der Konlikt auf die Spitze getrieben. 28 | Phase 1: Planung | Strukturierung 4. Handlungsabfall: Die Spannung wird allmählich abgebaut und Nachwirkungen des Höhepunktes werden ofenbart. 5. Denouement/Aulösung: Nach dem Abfall der Handlung wird der Konlikt endlich aufgelöst. Der Sieben-Akter Eine weitere Struktur für das Storytelling ist der Sieben-Akter, der im Grunde genommen auch eine erweiterte und ausführlichere Version der Drei- und Fünf-Akte-Struktur ist. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Aufhänger: Der Aufhänger ist das Gegenteil der Aulösung (7.), sprich die Aufbereitung des Konlikts. Erste Wendung: In diesem Abschnitt wird der Konlikt ofenbart. Neue Aspekte verändern das Geschehen, die Hauptigur und ihre Umwelt. Erster Knif: Aufgrund einer negativen Situation werden die Protagonisten zur Reaktion animiert. Der Konlikt kann jedoch noch nicht gelöst werden. Die Gesamtsituation wird schwierig. Mittelpunkt: Die Lage spitzt sich weiter zu, sodass die Figuren nun aktiv handeln (müssen). Zweiter Knif: Die Situation wird zunehmend schlimmer. Der erste Versuch den Konlikt zu lösen geht schief, weshalb kaum mehr Hofnung bleibt. Zweite Wendung: Die Hauptigur erlebt einen wichtigen Entwicklungsschritt, z. B. in Form einer Idee bzw. einer Erkenntnis. Eine andere Möglichkeit ist es, einen helfenden Gegenstand oder eine helfende Person in die Handlung einzubringen. Aulösung: Der Hauptkonlikt wird aufgelöst. Die Heldenreise Das Schema der Heldenreise ist auch die Basis sämtlicher erfolgreicher Hollywood-Filme, wie z. B. Star Wars oder Harry Potter. Die Zuschauer bzw. Leser sind also mit dem Ablauf Phase 1: Planung | Strukturierung | 29 vertraut und besonders offen gegenüber dieser Storytelling-Weise. Im Mittelpunkt steht – na klar, wer sonst – der Held bzw. die Heldin. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Die gewohnte Welt: Der Held lebt in seiner Alltagswelt und ist damit mehr oder minder zufrieden. Meist ist er ein Außenseiter, vielleicht ein Waisenkind, und merkt, dass es „da draußen” noch mehr geben muss. Der Ruf zum Abenteuer: Dieser Missstand und ein erster Einblick in eine fremde Welt regen ihn an über den Aufbruch in ein Abenteuer nachzudenken. Die Verweigerung des Rufs: Da der Held gelernt hat Risiken zu vermeiden, will er den Ruf nach dem Abenteuer ignorieren. Gleichzeitig ist er sich aber bewusst, dass er dem Ruf folgen muss, wenn er seine Träume verwirklichen möchte. Begegnung mit dem Mentor: Neben „MöchtegernMentoren” trift der Held auf seinen wahren Mentor, der ihm ohne Hintergedanken und Ansprüche mit Rat und Tat zur Seite steht und beide Welten kennt. Überschreiten der ersten Schwelle: Das Überschreiten der ersten Schwelle erfordert Mut und Willenskraft. Danach gibt es für den Helden kein Zurück mehr. Die neue Welt unterscheidet sich sehr von der alten. Bewährungsproben, Verbündete, Feinde: Der Held muss die Regeln der neuen Welt lernen sowie wer Freund und wer Feind ist. Er muss sich erst noch orientieren und experimentiert mit seiner Rolle, wodurch er zum Risiko anderer wird. Vordringen in die tiefste Höhle: Der Held entwickelt ein Verständnis für das „große Ganze”. Er steht nicht nur seinem Erzfeind und Gegenspieler gegenüber, sondern erkennt auch seinen größten inneren Feind. Entscheidungskampf: Dies ist der Wendepunkt der Geschichte, der die größte Veränderung mit sich bringt, 30 | Phase 1: Planung | Strukturierung welche nicht rückgängig gemacht werden kann. Beim Spiel auf Leben und Tod tritt der Held auch seiner „dunklen Seite” gegenüber und verliert. 9. Belohnung und Ergreifen des Schwerts: Nach der „Wiedergeburt” blickt der Held zufrieden und selbstgestärkt auf das Geschehene zurück. 10. Rückweg: Mit seinen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen kehrt der Held zurück in die alte Welt. Dieser Rückweg wird in Hollywood-Filmen oftmals durch ein Wettrennen gegen die Zeit oder eine spannenden Verfolgungsjagd inszeniert. Randiguren werden unter Umständen geopfert. 11. Erneuerung/Verwandlung: Alle positiven Eigenschaften des Helden verbinden sich mit dem Gelernten. Im letzten Kampf geht es nicht wieder nur um sein Wohlergehen, sondern um das der ganzen Welt. 12. Rückkehr mit dem Elixier: Das Elixier besteht aus der Integration des Gelernten in den Alltag des Helden. Es bereichert und vereinfacht das Leben. Die Aufgabe wurde vom Helden bewältigt. Die hier genannten Strukturen und Schemata zum Storytelling sind nur eine kleine Auswahl der Existierenden. Es gibt nicht die eine richtige Struktur! Vielmehr können Sie beim Storytelling auch mehrere Muster anwenden, z. B. erst den Drei-Akter, den Sie später mithilfe des Sieben-Punkte-Systems verfeinern oder auch kombinieren. Quellen: Schreibwahnsinn (2013a), Schreibwahnsinn (2013b), learnhub (2013), Green & Kremer (2014), Walter & Walter (2012) Phase 1: Planung | Strukturierung | 31 Kanban für Autoren – Mehr Struktur im Schreibprozess Als Self-Publisher haben Sie immer viel zu tun – Bücher schreiben, Lesungen organisieren, Ihre Social Media-Kanäle bespielen, Blogbeiträge verfassen und dazu müssen Sie auch noch Arbeit, Haushalt, Familie und Freunde unter einen Hut bringen. Damit das alles reibungslos klappt, sollten Sie Ihren Alltag, Ihre Aufgaben und Projekte strukturieren. Eine Möglichkeit dazu bietet „Kanban”. Was ist Kanban? Kanban ist eine Projektmanagementmethode, die vom Autohersteller Toyota erfunden wurde und zur Optimierung des Produktionsprozesses eingesetzt wird. Das Wort „Kanban” bedeutet dabei so viel wie „Signalkarte”, welche essentiell für diese Methode ist. Nach und nach fand Kanban auch in anderen Unternehmen Anwendung und wird vor allem gern in Softwareentwickler-Teams genutzt. Jim Benson entwickelte aus dieser Idee das „Personal Kanban”, mit dem jeder seine Arbeit organisieren kann. Wie funktioniert Kanban? Ein Projekt wird in all seine Teilaufgaben gegliedert und jede dieser Aufgaben auf eine Karte oder Post-it geschrieben. Diese Karten werden anschließend auf einer Pinnwand, einer Tafel, einem Plakat, einem Whiteboard oder Ähnlichem den drei Spalten „zu erledigen”, „in Arbeit” und „erledigt” zu geordnet. Wird eine Teilaufgabe aus „in Arbeit” fertig gestellt, wandert die entsprechende Karte eine Spalte weiter zu „erledigt” und eine Aufgabe aus der „zu erledigen”-Spalte kann in die zweite Spalte übernommen werden. Aufgaben, die „in Arbeit” sind, sollten allerdings von Ihnen auf eine geringe Zahl von Teilaufgaben (z. B. vier) beschränkt werden, um eine Überlastung zu vermeiden. Die Spalten können nach den eigenen Anforderungen um mehrere Schritte erweitert werden. Zusätzliche Zeilen können entweder 32 | Phase 1: Planung | Strukturierung für weitere Projekte oder unterschiedliche Personen stehen. Das kann zum Beispiel auch durch verschieden farbige Karten gestaltet werden. Neben der analogen Variante mit Board und Karten gibt es natürlich auch zahlreiche Kanban-Programme, die es Ihnen ermöglichen von jedem Ort aus, teils sogar per App, die Entwicklung Ihres Projekts nachzuverfolgen. Beispiele für (in der Basis-Version) kostenlose Kanban-Tools sind Trello, KanbanFlow und Kanboard. Egal, ob Sie allein oder im Team Projekte bearbeiten wollen, mit der Kanban-Methode wissen Sie immer wer gerade an welchen Aufgaben arbeitet und behalten somit den Überblick – ein Grund, warum auch wir bei epubli gern Kanban verwenden. Buchprojekte mit Kanban strukturieren Ein Buchprojekt umfasst viele Teilprozesse. Um diese auf einem Kanban-Board darzustellen, müssen Sie die Spaltenanzahl erweitern und anpassen. Die Spalten könnten beispielsweise lauten: Planung » Formulierung & Überarbeitung » Gestaltung » Vertrieb » Da diese Benennung noch sehr grob ist, könnten die Spalten in folgende Unterspalten weiter diferenziert werden: » Planung » Ideen » Strukturierung » Recherche » Formulierung & Überarbeitung » erster Entwurf » in Überarbeitung » fertiger Text » Korrekturlesen » im Lektorat / Korrektorat » inale Änderungen Phase 1: Planung | Strukturierung | 33 » » » » » » » » Gestaltung Layout Buchsatz Cover eBook-Konvertierung Vertrieb Probedruck Veröfentlichung Je nachdem, wie viele Arbeitsschritte Sie haben, können Sie einzelne Schritte weglassen oder erweitern. Zum Beispiel braucht es wahrscheinlich mehrere Textentwürfe und Überarbeitungen bis ein Text fertig ist oder auch mehrere Durchgänge beim Korrekturlesen. Sie entscheiden wie detailliert Ihr Kanban-Board sein soll. Dabei müssen Sie für sich selbst deinieren, welche Aktionen Sie durchführen müssen, um eine Teilaufgabe in die nächste Spalte verschieben zu können. Durch eine Gliederung in mehrere Zeilen oder die Verwendung verschieden farbiger Karten, können Sie einzelne Kapitel oder Szenen darstellen. Sollten Sie während der Projektbearbeitung Unstimmigkeiten in Ihrer Einteilung des Boards feststellen, können Sie diese jederzeit ändern und anpassen. Mit Kanban die eigenen Blogbeiträge organisieren Analog zum Buchprojekt, lassen sich mit Kanban auch Blogbeiträge organisieren. Denkbar wäre hier beispielsweise folgende Aufteilung der Spalten: » Ideen » Recherche » in Arbeit » fertiger Text » Gegenlesen / Überarbeiten » bereit zur Veröfentlichung » Veröfentlichung » Teilen » erledigt 34 | Phase 1: Planung | Strukturierung Sammeln Sie in der ersten Spalte sämtliche Ideen für Blogbeiträge, die Ihnen aufkommen. Vielleicht wünschen sich Ihre Fans auch Beiträge zu bestimmten Themen? Je nachdem, ob Sie Ihre Blogposts selbst oder auch von anderen gegenlesen lassen, können Sie Ihre Spaltenanzahl bestimmen. Legen Sie außerdem fest, wie viele Beiträge mindestens und maximal „in Arbeit” sein sollten, um Sie optimal auszulasten. Es empiehlt sich zudem immer ein paar Blogposts „bereit zur Veröfentlichung” zu haben, falls Sie einmal aus diversen Gründen keine Zeit zum Verfassen eines Beitrags inden. Nachdem Sie Ihren Blogbeitrag veröfentlicht haben, sollten Sie diesen die folgenden Tage auf Ihren verschiedenen Online-Kanälen streuen und bestenfalls den Erfolg überwachen. Quellen: Haller, D. (2013), Ronen, S. (2012) Clevere Schreibprogramme Ein Buch zu schreiben bedeutet nicht nur das bloße „Runtertippen” am PC. Damit einher gehen auch zahlreiche Recherchen, die Konzeption sowie die Strukturierung der eigenen Ideen. Damit Sie als Autor nicht den Überblick über all Ihre Notizen aus Dokumenten, Notizheften und Post-its verlieren, gibt es hilfreiche Tools, welche alle Arbeitsschritte des Schreibprozesses darstellen und somit unerlässlich für Sie werden. Scrivener - das Schreibprogramm für Autoren Scrivener hilft Autoren bei der Strukturierung, Gliederung und Bearbeitung ihrer Werke. Texte lassen sich kinderleicht gliedern und übersichtlich darstellen. Die Sortierung erfolgt nach eigenem Belieben und der Autor kann sämtliche Dateiformate in Scrivener ablegen und eingliedern. Beim Schreiben wird so ein grundsätzlicher Überblick gewährt und der Autor weiß stets, wo er sich beindet. Phase 1: Planung | Strukturierung | 35 Funktionen von Scrivener Scrivener bietet Ihnen zahlreiche Funktionen, um Ihre Ideen und Texte zu strukturieren und den Überblick zu behalten. Damit ist es vor allem für längere Texte, Romane sowie wissenschaftliche Arbeiten gut geeignet. Mithilfe von virtuellen Karteikarten können Sie die Struktur Ihres Werkes anlegen und den Inhalt des jeweiligen Kapitels zusammenfassen. Die Karten lassen sich beliebig verschieben, wodurch Sie die Struktur Ihres Buches jeder Zeit ändern können. Der Clou: Die mit der Karte verbundenen Dokumente, z. B. Kapitelabschnitte, werden automatisch mit verschoben. Auch der Outliner von Scrivener bietet eine gute Übersicht über die angelegte Struktur. Zusätzlich zum Namen und der Synopsis werden unter anderem auch der Schreib-Status, die Anzahl an Wörtern und das Datum der letzten Bearbeitung eines jeden Dokuments angezeigt. So sehen Sie genau, welche Buchabschnitte bereits fertig sind und an welchen Sie noch weiter arbeiten müssen. Einzelne Szenen und Notizen, die zu einem Kapitel gehören, werden hier eingerückt dargestellt. Ob Sie für jede Szene ein neues Dokument anlegen oder das ganze Kapitel in einem verfassen, bleibt Ihnen überlassen. Im „Scrivenings”-Modus werden Ihnen jedoch alle Teile als Ganzes angezeigt und zum Bearbeiten bereit gestellt. Beim Bearbeiten bzw. Schreiben selbst stehen Ihnen gängige Funktionen wie das Nutzen von Aufzählungszeichen und Nummerierungen, das Hinzufügen von Tabellen und Bildern sowie von Fußnoten und Kommentaren zur Verfügung. Sie können Ihre Texte formatieren und zwischen Schriftarten wählen. Scrivener ist jedoch kein Layout-Programm und stellt nur wenige Vorlagen bereit. Für Buchsatz und -layout empiehlt sich ein Programm wie InDesign, welches Ihr fertiges Buch in unterschiedliche Formate exportieren kann. Wenn Sie Ihren Text ändern, haben Sie zuvor die Möglichkeit einen „Schnappschuss” des bisherigen Textes zu machen, sodass dieser nicht verloren geht. Wenn Ihnen also Ihre Änderungen beim Vergleich der neuen und alten Version doch nicht gefallen, können Sie diese mit einem zuvor erstellten 36 | Phase 1: Planung | Strukturierung Schnappschuss jederzeit rückgängig machen. Vor allem bei Non-Fiktion Büchern muss ständig auf Quellen zugegrifen werden. PDFs und Webseiten können beispielsweise mit Scrivener abgespeichert und in der geteilten Ansicht direkt neben den Text gelegt werden. So vermeiden Sie häuiges Wechseln zwischen verschiedenen Programmen oder Dokumenten. Zusammengehörige Dokumente, z. B. zu einem Charakter, können Sie gruppieren, um so schnell auf wichtige Informationen zugreifen zu können. Die Struktur Ihres Buches bleibt dabei erhalten. Ein kleines Highlight von Scrivener ist wohl auch der Namensgenerator, der nicht nur für Romanautoren, sondern auch zum Erstellen von Pseudonymen nützlich ist. Wer möchte, kann sogar gleich die Bedeutung der Namen nachschlagen. Wenn Sie sich einmal gänzlich auf das Schreiben konzentrieren möchten, schalten Sie den Vollbildschirm-Modus ein, bei dem Sie außerdem zwischen unterschiedlichen Designs wählen können. Zwischen all den verschiedenen Modi (Karteikarten, Outliner, …), die Scrivener Autoren bietet, lässt sich mit nur wenigen Klicks wechseln. Im unteren Bereich inden Sie Statistiken über die aktuelle Wort- und Zeichenanzahl. Geben Sie hier Ihr Ziel für die aktuelle Schreibsession sowie das ganze Buch an, um immer zu sehen, wie viel Sie bereits geschaft haben. Und damit davon nichts verloren geht, lassen sich automatische Backups einrichten, welche Sie am besten auf einem externen Datenträger oder online speichern. Scrivener-Lizenzen Sie können Scrivener unverbindlich 30 Tage mit der Testversion ausprobieren. Anschließend müssen Sie eine Lizenz erwerben, um das Programm weiter nutzen zu können. Für Windows liegt der Preis für die reguläre Scrivener-Lizenz8 bei 40,23 €, für MAC 45,26 € oder zusammen für 70,35 €. Schüler, Studenten und Lehrer können mit der „Education Licence” ein paar Euro sparen.20, 21 Die kostenlose Testversion können Sie sich hier downloaden. https://www.literatureandlatte.com/trial.php Phase 1: Planung | Strukturierung | 37 Was ist der yWriter? Das kostenlose Schreibprogramm yWriter wurde von einem Schriftsteller und Programmierer für das Betriebssystem Windows entwickelt. Die Verwendung des Programms erfolgt oline. Alle Daten werden lokal auf dem eigenen Rechner gespeichert. Es ist ideal zum Entwerfen von Drehbüchern oder Romanen. Mit yWriter lassen sich Projekte bestehend aus mehreren Kapiteln erstellen. Die Kapitel wiederum bestehen aus einzelnen Szenen in denen die eigentliche Geschichte geschrieben wird. Es verfügt über Bewertungscharts und Zeitleisten, Szenenübersichten und einer Datenbank für alle mitwirkenden Personen. Alle Einträge werden übersichtlich von yWriter gespeichert, sodass kein Chaos entsteht. Wie funktioniert yWriter? Mit yWriter lassen sich Geschichten sowohl komplett neu erstellen, als auch bereits angefangene Projekte importieren. Vor dem Importieren kann mit der Angabe „Chapter 1, Chapter 2, …” das bestehende Dokument in Kapitel gegliedert werden und diese mittels drei Sternchen (***) in einzelne Szenen unterteilt werden. Anschließend wird das als .rtf abgespeicherte Dokument importiert. Durch die im Voraus getätigte Strukturierung gliedert sich das Projekt selbst in die gewünschten Kapitel und Szenen. Umgekehrt lässt sich ein yWriter-Projekt durch den Export in ein rtf-Dokument wieder in eine einzelne Datei umwandeln. Der Ablaufplan stellt die chronologische Aulistung der einzelnen Szenen oder Ereignisse dar. Er ist quasi die Zeitleiste, was wann in der Geschichte passiert. Charaktere lassen sich mit dem yWriter ebenfalls erstellen oder bearbeiten. Die einzelnen Charaktere können nach der Erstellung mit Details zur Person bestückt werden. Auch Orte oder Objekte der Geschichte lassen sich katalogisieren und bestimmten Szenen zuordnen. Dadurch wird der Überblick über das Geschehen in den einzelnen Szenen mit allen Beteiligten und dem Spielort behalten. 38 | Phase 1: Planung | Strukturierung Wie auch bei Scrivener lässt sich mit yWriter ganz einfach eine aufeinanderfolgende Datensicherung via Schnappschuss realisieren. Szenen lassen sich wiederherstellen und auf einen Stand bringen, der bereits über eine halbe Stunde her ist. Auch ist es möglich Szenen einer alten Version zu lesen, die Wochen alt ist. Der Fokus von yWriter liegt auf dem Erstellen einzelner Szenen, nicht auf ganzen Kapiteln. Szenen lassen sich in eine Geschichte einreihen oder von einem zum anderen Kapitel verschieben. Falls der Autor sich in eine Sackgasse geschrieben hat, können Szenen als „unbenutzt” gekennzeichnet werden. Dadurch verschwindet diese Szenen aus der Wortanzahl-Rechnung und der Export-Datei, ohne sie endgültig zu löschen. Auch leere Szenen können in die Geschichte eingefügt werden. Das ist für noch nicht fertig gedachte Handlungen oder Schreibblockaden ein sehr wertvolles Feature. Dadurch können die unfertigen Abschnitte einfach übersprungen und im Nachhinein erst geschrieben werden. Quellen: spacejock (2011), Computerbild (2014) Papyrus Autor - der Ferrari unter den Schreibprogrammen Papyrus Autor ist ein kostenplichtiges Textverarbeitungsprogramm für Autoren. Es bietet eine Vielfalt von Funktionen, die dem Autor das Schreiben und Bearbeiten seiner Texte erleichtert und sogar den eigenen Schreibstil verbessert. Besonders für Neueinsteiger der Schriftstellerwelt ist dieses Programm eine große Hilfe, geordnet und organisiert das Schreiben anzufangen. Dazu gehören die Stilanalyse, Lesbarkeitseinschätzung oder auch der integrierte Duden-Korrektor. Eine Zeitstrahlübersicht eignet sich perfekt für die Strukturierung des Manuskripts und um den Überblick über die Geschichte zu behalten. Die Figurendatenbank biete die Gelegenheit, alle vorkommenden Personen zu charakterisieren und einzelne Kurzbiographien zu erstellen. Phase 1: Planung | Strukturierung | 39 Hilfreiche Features von Papyrus Autor Durch eine Stilanalyse wird dem Verfasser aufgezeigt, wo im Text stilistische Mängel zu inden sind. Diese Analyse übernimmt im weiteren Sinne die Arbeit eines Lektors. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Rechtschreibkorrektur weißt die Stilanalyse nicht auf Fehler hin, sondern liefert Vorschläge für einen besseren Textluss. Die Analyse zeigt dem Verfasser die Schwächen des Textes. Darunter fallen zu lange Sätze, Verwendung von Phrasen und Wortwiederholungen oder auch ein erhöhtes Vorkommen von Adjektiven oder Füllwörter. Durch diese Stilmittel wird die Qualität eines Textes häuig gemindert. Solche kritischen Textpassagen werden von dem Schreibprogramm markiert und somit der Autor auf verschenktes Potenzial hingewiesen. Die Intensität der Überarbeitungsstufe lässt sich individuell anpassen, sodass der Autor selbst entscheiden kann, in welcher Phase seines Schreibprozesses ihm wie viel geholfen werden soll. Die unterschiedlichen Kriterien der Stilanalyse lassen sich ebenfalls nach Belieben einstellen. Um für eine abwechslungsreiche Formulierung zu sorgen, hat das Schreibprogramm Zugrif auf zwei Datenbanken, welche Synonyme für jedes mit rechts angeklickte Wort bereitstellt. Das Programm garantiert eine schnelle und stabile Nutzung auch für Projekte mit über 1000 Seiten, großen Bildern und zahlreichen Fußnoten. Papyrus Autor verfügt über eine intelligente Autokorrektur von Rechtschreibfehlern, überlüssigen Satzzeichen und doppelten Leerzeichen. Somit ist dem Autor ein komfortables Schreiben gesichert. Eine Bearbeitung von Texten aus anderen Schreibprogrammen ist mit Papyrus Autor ebenfalls möglich. Der einwandfreie Zusammenarbeit mit Lektoren und mitwirkenden Autoren steht dadurch nichts im Wege. 40 | Phase 1: Planung | Strukturierung Nützliche Werkzeuge Ein im Papyrus Autor integriertes Werkzeug ist das Klemmbrett. Hier lassen sich Absätze, die im Text irrtümlicherweise zu früh kamen, ablegen und für eine spätere Verwendung aufbewahren. Auch ganze Kapitel lassen sich so zwischenspeichern. Notizzettel mit Listen können ebenfalls auf das Klemmbrett gepinnt oder auch direkt neben dem Text platziert werden. Für eine Gliederungsübersicht eignet sich die Markierungsmöglichkeit wie „Szene fertig” oder „hier noch überarbeiten”. Auch wird angezeigt, ob sich das Projekt noch im Zeitplan beindet oder einzelne Szenen bereits hätten bearbeitet werden müssen. Somit ist der Autor immer über seine Fortschritte im Bilde. Lizenzen für Papyrus Autor Mit diesem Programm lassen sich Dateien in PDF, Word-Doc, HTML und weitere Formate exportieren und importieren. Papyrus Autor ist für Windows und Mac erhältlich. Eine kostenfreie Demoversion steht online zum Download bereit. Die Komplettversion als Download kostet einmalig 179 € und für Schüler oder Studenten 149 €. Quelle: Papyrus (2016) , Eschbach, A (2016) Weitere Schreibprogramme Das Netzt ist voll von hilfreichen kostenlosen und kostenplichtigen Schreibprogrammen. Weitere interessante Programme für Autoren sind für Windows MyNovel22, Writeway23, WritingOutliner24, WriteMonkey25, StoryBook26 und für MAC Storyist27, StoryMill28, Ulysses29. Phase 1: Planung | Strukturierung | 41 Phase 2: Formulierung Nachdem Sie Ideen gesammelt, Informationen ausführlich recherchiert und Ihre Geschichte strukturiert haben, können Sie nun mit dem Formulieren der Kapitel beginnen. Weil auch das einfacher klingt als es manchmal ist, sollen die folgenden Beiträge in diesem Kapitel Sie bei der Ausgestaltung Ihres Textes unterstützen. Inhalt formulieren » Wie schreibe ich ein Buch? Aller Anfang ist schwer! » Machen Sie mehr aus Ihrem Text » Wie erzeuge ich Spannung? (ein Gastbeitrag von Titus Müller) » Der Klappentext - Mehr als nur eine Inhaltsangabe » Journalistisches Schreiben – So geht’s » Tipps zum Schreiben in einer anderen Sprache » Schreibhelfer » Schreibprozesse und Prokrastination (ein Gastbeitrag von Tanja Steinlechner) 42 | Phase 2: Formulierung | Strukturierung Inhalt formulieren Wie schreibe ich ein Buch? Aller Anfang ist schwer! Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ist der Anfang eines Buches nicht überzeugend, spannend oder fesselnd, besteht die Gefahr, dass der Leser das Buch schnell zur Seite legt. Damit Ihnen das nicht geschieht, hier ein paar Tipps und Tricks zum Thema: Wie schreibe ich einen Buchanfang? Die Idee Bevor Sie sich die Frage „Wie schreibe ich einen Buchanfang?” stellen können, müssen Sie bereits wissen, worüber Sie schreiben wollen. Der Plot für Ihren Roman sollte strukturiert vorliegen. Sie müssen wissen, wer was wann wo macht und wie die Geschichte enden soll. Bücher lesen Holen Sie sich Inspiration, indem Sie Bücher von anderen Autoren lesen. Achten Sie darauf, wie diese ihre Geschichte einleiten. Welche Struktur wird genutzt? Welche Informationen werden bereitgestellt? Erfahren Sie bereits im ersten Kapitel, wo sich das Geschehen abspielt? Was könnte davon auch für Ihren Plot funktionieren? Auch negative Beispiele können Sie voranbringen. Mit dem Schreiben beginnen Entgegen vieler Erwartungen müssen Sie gar nicht zwingend mit dem ersten Kapitel beim Schreiben beginnen. Vor allem bei einem Sachbuch können Sie durchaus in der Mitte beginnen. Bei einem Roman sollten Sie darauf achten, den Erzählluss nicht zu unterbrechen, wenn Sie ein paar Kapitel weiter starten. Trotzdem empiehlt es sich hier eine erste Version vom Anfang zu verfassen. Ändern können und werden Sie es später ohnehin. Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 43 Klischees vermeiden Wer kennt sie nicht – Geschichten, die mit Sätzen wie „Es war einmal…” oder „In einer dunklen, stürmischen Nacht…” beginnen. Um sich aus der Masse an Büchern herauszuheben, sollten Sie auf solche klischeehaften Sätze verzichten. Ihr erster Satz sollte so einzigartig sein, dass er für keine andere Geschichten funktionieren würde. Fesseln Sie Ihre Leser von Beginn an. Wenn diese das Gefühl haben, Teil der Geschichte zu sein, haben Sie es geschaft! Quellen: Berkun (2008), Goldmann (2014), Tydell (2013) Machen Sie mehr aus Ihrem Text Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermarktung ist ein gutes Produkt. Deshalb sollten Sie bei der Bucherstellung nicht ungeduldig sein. Die folgenden Ratschläge helfen Ihnen beim Entstehungsprozess und einigen besonders wichtigen Entscheidungen. 5 Tipps für den Textfeinschlif Die deutsche Sprache ist eine schwere Sprache, aber nicht unbezwingbar. Mit ein paar Tricks lässt sich ein roher Text in ein Glanzstück verwandeln. Dabei gibt es einige grundlegende Regeln zu beachten: 1. Verben und Adjektive – ohne geht’s nicht? Sätze leben von Wörtern. Geschichten leben von Handlungen und deren Beschreibungen. Aber vor allem bei der Wahl der Adjektive und Verben gilt es, mit Bedacht zu arbeiten. Lückenfüller und Doppelungen sind ungebetene Gäste in einer guten Geschichte. Verben drücken Bewegungen und Handlungen aus, die einem Text Dynamik verleihen. Ein lautes Verb, wie zum Beispiel „schlagen” hat einen ganz anderen Efekt als ein leises Verb wie „rascheln”. Überlegen Sie sich also, ob das Verb wirklich zur gerade stattindenden Handlung oder zur beschriebenen Situation passt. 44 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Für Adjektive gilt die Grundregel: Gewusst wann und wie. Die Eigenschaftswörter dienen der Unterscheidung und näheren Beschreibung. In Maßen verwendet, schmücken sie den Text. Sie sollten aber darauf achten, die Sätze nicht wahllos zu überfrachten und tatsächlich ergänzende und relevante Informationen zu vermitteln. 2. Klarheit und Verständlichkeit Je weniger Silben ein Wort hat, desto verständlicher ist es. Daher gilt es, Umschreibungen wie „starke, gefährliche Rauchentwicklung” für „Qualm” zu vermeiden. Mit Klarheit und Verständlichkeit punktet der Autor beim Leser. 3. Wortbilder zeichnen Wörter sollen uns eine Vorstellung von einer Situation oder Handlung vermitteln. Je konkreter die Beschreibung ist, desto leichter fällt es unserem Vorstellungsvermögen ein Bild zu schafen. Nennen Sie Dinge beim Namen, verwenden Sie Sinneseindrücke und Farben, um Ihren Text zu untermalen. Ein „Wolkenbruch” ist greifbarer als „widrige Witterungsumstände”. Eine „triefende Nase” kennt jeder, aber was versteht der Einzelne unter einem „grippalen Efekt”? 4. Kontra den Klischees Benutzt man Sprichwörter wie „ins Fettnäpfchen treten”, so ist das Sprache in ihrer bequemsten Form. Allgemein bekannte Floskeln garantieren sofortiges Verständnis beim Leser. Doch will man das als Autor immer? Eine Alternative wäre es, gar keine Redensarten zu verwenden. Oder Sie drehen einfach den Spieß um und erinden etwas Neues? Zum Beispiel: „Der Tunnel am Ende des Lichts” oder „Routine ist gut. Fantasie ist besser”. 5. Nicht auf die Länge, sondern auf die Technik kommt es an Lebendige Texte ohne Wortwiederholungen gewinnen die Aufmerksamkeit der Leser. Klar strukturierte, überschaubare Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 45 Sätze helfen dem Verständnis. Eine Faustregel besagt, dass Sätze höchstens 15 bis 20 Wörter umfassen sollen. Es bieten sich schlichte Hauptsätze mit einem begrenzten Maß an Nebensätzen an. Ein Nebensatz sollte eine ergänzende und beschreibende Rolle haben, also keine Haupthandlung oder ein wichtiges Detail der Rede ausdrücken. Am aller wichtigsten ist aber, dass Sie Ihre Sprache inden und mit Blick auf Ihre Zielgruppe schreiben. Wer die eigene Zielgruppe ist und wie man das am besten herausindet, erklären wir ausführlich im Kapitel Das Finden der eigenen Zielgruppe, Phase 6: Marketing. Grundsätzlich ist dies ein Prozess, welchen Sie immer und immer wieder überdenken und niemals aus den Augen verlieren sollten. Wie erzeuge ich Spannung? ein Gastbeitrag von Titus Müller Jedesmal, wenn mir die Geschichte abstirbt, weiß ich, dass ich etwas falsch gemacht habe – meistens habe ich meine Karten zu schnell ausgespielt. Ich habe eine dramatische Frage in einer Szene beantwortet, ohne eine neue zu stellen. - Elizabeth George Wie erzählt man als Autor eine Geschichte so, dass die Leser bis spät in der Nacht daran kleben, obwohl sie am nächsten Morgen zeitig aufstehen müssen, wie erzählt man sie so, dass die Leser bereitwillig ihre Lieblingssendung im Fernsehen verpassen? Spannung ist das Herbeisehnen von Antworten. Die Kunst des Autors besteht darin, die Antworten so lange wie möglich hinauszuzögern, und nie zuzulassen, dass an einem Punkt der Geschichte alle Fragen gelöst sind. Ist eine Frage beantwortet, muss sich eine neue, noch entscheidendere ergeben. Idealerweise hält der Autor zwei, drei oder vier Fragen auf verschiedenen Ebenen ofen (ein persönliches Geheimnis, eine drohende äußere Gefahr etc.). Erst am Schluss des Romans dürfen die letzten Fragen zu 46 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren einer Aulösung gebracht werden, wobei die eine oder andere Frage auch über den Text hinausweisen darf, ja sollte. Im Roman „Die Priestertochter” schildere ich die Flucht einiger Gefangener. Eine frühe Fassung des Manuskripts sah so aus: Zuerst planten die Gefangenen, wie sie entkommen könnten, und anschließend führten sie ihre Pläne aus. Es war eine langweilige Passage. Das „Wie” war durch die geschmiedeten Fluchtpläne schon geklärt, nur noch das „Ob” war ofen. Ja-Nein-Fragen sind immer langweiliger als Wie-Fragen. Die Lösung bestand darin, den Fluchtplan nicht ofenzulegen. Manchmal muss man die Gedankenwelt der Protagonisten vor den Lesern verschließen. Ich beschrieb allein die Flucht. So klärte sich für den Leser zugleich mit dem „Ob” auch das »Wie« auf, und er war intensiver an die Szene gefesselt. Eine weitere Möglichkeit, eine Geschichte spannend zu machen, ist es, die Fragen nach dem „Warum” in den Vordergrund zu stellen. Im „Mysterium” besitzt der Protagonist einen Schatz von Silbermünzen, und doch arbeitet er als Tagelöhner und hungert und stellt sich dumm. Warum tut er das? Wenn ich merke, dass mir ein Kapitel schon beim Schreiben langweilig erscheint, prüfe ich, welche spannende Frage im Augenblick für den Leser unbeantwortet ist. Natürlich ist Spannung ohne Protagonisten überhaupt nicht möglich. Sie kann nur aufgebaut werden, wenn es jemanden gibt, um den die Leser sich Sorgen machen. Dazu genügt es nicht, dass er selbst in Gefahr schwebt. Besonders stark ist unser Empinden für Gefahr, wenn die bedrohte Hauptigur Freunde oder Familienangehörige hat, denen der Verlust ihres Freundes, Vaters oder Ehemanns große Schmerzen bereiten würde. Mitgefühl und Sorge binden die Leser emotional an die Handlung der Geschichte. Niemand empindet bloßes Würfelwerfen als spannend, auch wenn er nicht weiß, welche Zahl der Würfel zeigen wird. Liegt ein geladener Revolver auf dem Tisch und eine Sechs bedeutet, dass jemand erschossen wird, den der Leser im Lauf eines Romans zu lieben gelernt hat – dann ist der Sachverhalt ein anderer. Die Reaktion der Figuren auf Konlikte und Krisen macht sie für den Leser greifbar. Er lernt das Wesen der Protagonisten durch Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 47 ihre ganz persönliche Art des „Krisenmanagements” kennen. Manchmal, wenn es mir nicht gelingen will, meinen Romanstof spannend zu erzählen, liegt das auch daran, dass ich über zu große Zeiträume schreiben will. Fünf Tage sind spannender als fünf Jahre. Ich habe nichts gegen generationenübergreifende Romane, aber es ist viel leichter, Spannung auf dicht gedrängtem Raum zu erzeugen. Ein Tag ist etwas Konkretes, ein Jahrzehnt etwas Abstraktes. Zeitdruck ist eines der einfachsten Mittel, Spannung zu erzeugen. In den Westerngeschichten früherer Jahre wurde der Held auf die Schienen gebunden. Ein heranrasender Zug blies das Horn, die Lok stampfte näher, und der Held versuchte verzweifelt, die Fesseln zu lösen. Heute ist das Mittel oft eine Bombe, die Minuten und Sekunden herunterzählt bis zur Detonation. Eine andere Form der Umsetzung wäre beispielsweise eine in drei Tagen stattindende Hinrichtung und eine Journalistin, die entdeckt, dass der Verurteilte unschuldig ist. Selbst romantische Geschichten arbeiten mit begrenzten Zeiträumen. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele romantische Komödien so enden: Der Protagonist hat endlich herausgefunden, wen er liebt, und rast zum Flughafen in dem Versuch, seine Geliebte zu erreichen, bevor sie in ein Flugzeug steigt und für immer aus seinem Leben verschwindet. Wenn der Held die Verlobung seiner Freundin aufzulösen versucht, damit er selbst sie heiraten kann, ist es viel interessanter, wenn er sich erst 24 Stunden vor der Hochzeitszeremonie dazu entschließt. Dann heißt es „jetzt oder nie”. Der Roman kann gleich mit Köder und Haken einsteigen. Die erste Szene sollte etwas Ungewöhnliches enthalten. Charlotte Thomas lässt „Die Lagune des Löwen” mit einem seltsamen venezianischen Ritual beginnen. Lebendige Schweine werden von einem Turm in die Tiefe gestürzt. Vor diesem Hintergrund lieht eine schwangere Frau vor Verfolgern, die sie töten wollen. Das blutige Zerschmettern der Schweine ist der Köder, die verfolgte Frau der Haken, den wir mitschlucken, und wir fragen uns: Warum wird die Frau verfolgt? 48 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Ein Meister darin, Sorge um die Protagonisten zu wecken, war Alfred Hitchcock. Gleichzeitig war er ein Gegner der Überraschung. Wie konnte er jahrzehntelang das Kinopublikum fesseln? Er arbeitete mit Suspense und deinierte sie als das genaue Gegenteil der Überraschung. Bei einer Überraschung passiert etwas, womit der Zuschauer nicht gerechnet hat. Suspense sorgt dafür, dass der Zuschauer damit rechnet, dass etwas passiert, und genau deshalb gespannt ist. Dieses Mittel erzeugt hauptsächlich aus einem Grund innere Qualen im Zuschauer oder Leser: Er weiß mehr als die Protagonisten. Hitchcocks klassisches Beispiel sind Leute, die um einen Tisch sitzen und sich unterhalten. Unter dem Tisch tickt eine Bombe. Niemand weiß davon. Plötzlich explodiert sie. Das Publikum ist überrascht. Suspense aber wird erzeugt, wenn das Publikum von der Bombe weiß. Dieselbe Unterhaltung am Tisch ist auf einmal interessant, weil das Publikum mitiebert. Man möchte die Leute am Tisch warnen, möchte schreien: Redet nicht so viel, unter dem Tisch ist eine Bombe, und gleich wird sie explodieren! Nicht durch fehlende Informationen wird die Spannung erzeugt, sondern durch Informationen, die der Leser hat und der Protagonist dringend benötigen würde. Da der Leser den Protagonisten nicht warnen kann, leidet er besonders intensiv. Um das Geisterbahnsyndrom zu vermeiden, das den Leser rasch ermüdet – Schwierigkeiten tauchen aus dem Nichts auf, werden gemeistert, dann taucht die nächste Schwierigkeit auf –, ist es klug, Wendungen der Handlung für den Leser vorzubereiten. Auch hier ist die Vorbereitung kein Gegensatz zum Spannungsaufbau. Der Trick ist, mehrere mögliche Wendungen anzukündigen. Der Leser weiß nicht, welche von ihnen zutrefen wird, und ist entsprechend neugierig. Falsche Fährten zu legen, lässt die Leser rätseln: Was ist denn nun richtig? Und unbeantwortete Fragen erzeugen Spannung. Man nennt das Vorbereiten von überraschenden Wendungen auch „foreshadowing”. Erfolgt die Aulösung, denkt der Leser: „Ich hätte es wissen müssen!” Das verschaft ihm eine besondere Genugtuung. Um Jagdhunde von einer Geruchsspur abzubringen, zog man in früheren Zeiten Fische über den Weg. Vermutlich hat Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 49 hier der Begrif der „Roten Heringe” seinen Ursprung. Er steht für Hinweise in einer Geschichte, die den Protagonisten und den Leser vom tatsächlichen Weg der Handlung ablenken sollen. Falsche Hinweise also, die in die Irre führen. Diese „Roten Heringe” können vom Antagonisten platziert sein, um seine Verfolger abzuschütteln. Ebensogut kann es sich um Fakten handeln, die zu falschen Schlüssen verleiten. Typisch sind sie vor allem in Detektivgeschichten. In einer Detektivgeschichte hat beinahe jeder ein Geheimnis. Die Figuren sind vielleicht keine Mörder, aber auch sie wollen nicht, daß jeder von ihrem geheimen Leben als Zocker, Drogenabhängige oder Liebhaber erfährt. Alle diese Geheimnisse platzieren Hinweise, die zu Verdächtigungen führen. Dabei können die Figuren sich gegenseitig unglaubwürdig machen. Der Bruder sagt, er habe seit zwei Wochen mit dem Verdächtigten kein Wort gewechselt; die Nachbarin behauptet, sie habe die Brüder noch vor zwei Tagen miteinander sprechen gesehen. Dinge, die man erwartet hätte, fehlen: Ein Hund hat nicht gebellt, es ist keine Post im Briefkasten, obwohl der Mord früh am Morgen geschah, oder das Geschirr ist abgewaschen. „Rote Heringe” funktionieren wie die Tricks eines Magiers: Der Magier lenkt die Zuschauer durch Handbewegungen oder glitzernde Accessoires von der Arbeitsweise seines Zaubertricks ab, so dass sie seinen Ablauf nicht bemerken. Ist das Fläschchen Nagellack in der Handtasche des Opfers der entscheidende Hinweis, sollte sich der Detektiv am Adressbuch, an der Restaurantquittung oder am Terminplaner festbeißen, die sich ebenfalls in der Handtasche beinden. Auch wenn die falschen Fährten eher für Krimis typisch sind, können sie Romanen jeden Genres zu mehr Vielfältigkeit verhelfen. Spannung heißt nicht Action! Zuviel Action ermüdet den Leser. Die dritte Verfolgungsjagd ist nicht mehr spannend. Ich überlege mir, bevor ich die Niederschrift des Romans beginne: Wo sind die Höhepunkte? Kann ich die Anzahl der Höhepunkte reduzieren, um die übrigbleibenden zu stärken? In „Nachtauge” bombardieren die Briten die Möhnetalsperre. Das ist 1943 wirklich passiert. Die Bomber grifen anschließend die 50 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Edertalsperre, die Sorpetalsperre und die Ennepetalsperre an. Ein dramatischer Höhepunkt ist aber stärker als vier hintereinander. Deshalb beschloss ich, mich im Roman auf die Bombardierung der Möhnetalsperre zu beschränken, und beschreibe diesen Angrif en détail sowie die Folgen für die Ortschaften entlang des Möhnelusstals. Die Bomber liegen anschließend weiter. Für die Romaniguren hat das aber keine Bedeutung mehr. An einen neuen Roman gehe ich voller Begeisterung heran. Ich bin überzeugt, dass es der große Wurf werden wird, das beste Thema, das ich je am Wickel hatte. Ich kann kaum erwarten, die ersten Kapitel zu schreiben, und reibe mir beim Gedanken an die Leser schon die Hände: Wartet nur! Damit rechnet ihr nicht, ihr werdet verblüft sein! Nie wird ein Roman so perfekt, wie ich ihn mir erträumt habe. Trotzdem brauche ich den Mut und die Unverfrorenheit der ersten Wochen. Ich nehme mir schließlich Unmögliches vor: Wenn ich einen Roman verfasse, erwarte ich, dass Tausende Menschen zwanzig Euro hergeben und – viel unglaublicher noch – Stunde um Stunde nichts anderes tun, als dazusitzen und in meiner Geschichte zu versinken. Ich erwarte, dass sie das Buch mit ins Bett nehmen, in den Zug, ins Flugzeug, an den Strand. Wenn ich mir diese Forderungen ernsthaft überlege, ist es Wahnsinn, mit solchen Träumen ein Jahr lang zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit, zu scheitern, ist hoch. Warum schreibe ich trotzdem? Es ist die Unverfrorenheit eines Weltumseglers. Es ist der fröhliche Mut eines Straßenmusikanten. Der Gastbeitrag ist ein Auszug des Kapitels „Wie erzeuge ich Spannung?” aus dem Buch „Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben”. Titus Müller studierte in Berlin Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. Mit 24 Jahren veröfentlichte er seinen ersten Roman „Der Kalligraph des Bischofs”. 2005 wurde er mit dem C.S. Lewis-Preis ausgezeichnet. 2008 erhielt sein Roman „Das Mysterium” den Sir Walter Scott-Preis in Bronze als einer der drei besten historischen Romane der letzten zwei Jahre. Für den Roman „Nachtauge” wurde er 2014 im Rahmen einer Leserumfrage zum Histo-König des Jahres gewählt. Im selben Jahr nahm ihn die Schriftstellervereinigung P.E.N. (PEN-Club) auf. Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 51 Der Klappentext – Mehr als nur eine Inhaltsangabe Kaum jemand kauft ein Buch ohne eine grobe Idee von dessen Inhalt zu haben. Daher suchen viele Leser beim Kauf nach kurzen Inhaltsangaben, Empfehlungen oder Pressestimmen. Deshalb wird, nachdem Cover und Titel als ansprechend empfunden wurden, in den meisten Fällen auch ein Blick auf die Buchrückseite geworfen, wo man hoft, eine gute Beschreibung dessen, was einem beim Lesen erwartet, vorzuinden. Der Klappentext ist also nicht nur eine reine Inhaltszusammenfassung, sondern in den meisten Fällen auch ein, wenn nicht sogar das Kaufkriterium. Nur wenn der Text ansprechend ist und Lust aufs Lesen macht, wird sich der potentielle Leser entschließen das Buch zu kaufen. Aufbau und Inhalt Streng genommen bezieht sich die Bezeichnung Klappentext auf die inneren Seiten des Schutzumschlages bei Hardcovertiteln. Umgangssprachlich wird aber auch die Coverrückseite bei Soft- und Hardcoverbüchern ohne Umschlag als Klappentext bezeichnet. Die Form und der Inhalt des Rückseitenklappentextes sind dabei nicht fest vorgegeben. Das eröfnet Ihnen die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie Sie Ihr Buch präsentieren möchten. Für den Fall, dass der Titel als Soft- oder Hardcover ohne Umschlag erschienen ist, ist der Rückseitenklappentext die einzige Werbeläche, die Sie zur Verfügung haben. Daher indet sich auf den meisten Büchern ein kurzer, Spannung erzeugender Informationstext zum Inhalt. Des Weiteren kann auch ein aussagekräftiges Zitat aus dem Buch genommen werden, wenn dies ebenfalls den Inhalt oder die Stimmung widerspiegelt. Häuig indet man auch Pressezitate, die, falls vorhanden, zusätzlich für den Titel werben. Obwohl kein fester Aufbau vorgeben ist, bevorzugen Autoren oftmals eine Kombination aus einem Zitat als Eyecatcher mit darunter stehendem kurzen Text zur Handlung. 52 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Nicht zu viel verraten Ein guter Klappentext gibt in wenigen Worten den Inhalt so wieder, dass sich der Leser ein Bild vom groben Handlungsgeschehen machen kann, ohne gleich alles vorab zu wissen. Der Klappentext lässt sich dabei mit einem Filmtrailer vergleichen. So knapp wie möglich werden der Handlungsort, die Hauptcharaktere und die Hauptkonlikte des Buches beschrieben. Achten Sie bei der Beschreibung darauf, Ihren Text nicht unnötig auszuschmücken, sondern legen Sie eher den Fokus auf Informationsübertragung und die Erzeugung von Spannung. Achten Sie auch darauf, das Genre Ihres Buches in den Text einließen zu lassen. Mit dem Klappentext sollte der Leser auf jeden Fall eine grobe Ahnung bekommen, ob er einen Kriminal-, Fantasy- oder Erotikroman in den Händen hält, um eine unangenehme Überraschung auszuschließen. Der Klappentext als Aushängeschild Unterschätzen Sie nicht die Wichtigkeit eines Klappentextes für den Erfolg Ihres Buches. Im Zweifelsfall ist er das Einzige, das sich ein potentieller Leser anschaut und wovon er seine Kaufentscheidung abhängig machen wird. Im schlechtesten Fall kann das bedeuten, dass der Leser Ihr gut geschriebenes, spannendes Buch zwar in die Hand nimmt, aber nicht kauft, weil ihn der Klappentext nicht genügend Anreize geschafen hat, das Buch auch tatsächlich lesen zu wollen. Daher sollten Sie sich genügend Zeit für das Verfassen Ihres Textes nehmen. Starten Sie mit einer Zusammenfassung des Inhaltes und einer kurzen Darstellung der Protagonisten. Kürzen Sie dann alle unnötigen Füllwörter und Schnörkeleien und brechen Sie Ihren Text auf das Wesentliche herunter. Das ist nicht nur wichtig, da Sie begrenzten Platz zur Verfügung haben, sondern auch, weil Sie mit möglichst wenigen Wörtern Ihren zukünftigen Leser überzeugen möchten. Wenn Sie zusätzlich noch ein Zitat aus Ihrem Werk mit einbringen wollen, sollten Sie auch da darauf achten, dass das Zitat mit Ihrer Inhaltszusammenfassung harmoniert und somit ein gutes Gesamtbild ergibt. Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 53 Recherche und Feedback Für Anregungen und Inspirationen sollten Sie sich Bücher in Erinnerung rufen, die Sie selbst aufgrund des Klappentextes gekauft und gelesen haben. Gehen Sie in sich und überlegen Sie, warum genau diese Texte Sie zum Kauf animiert haben. Aber Achtung – lassen Sie sich nicht dazu verleiten die Texte zu kopieren. Nutzen Sie sie lediglich als Inspiration und Richtungsweiser. Lassen Sie zudem Ihren Klappentext von Freunden und Bekannten lesen, die Ihr Buch nicht kennen, und sich ehrliches Feedback geben. Erzeugt der Klappentext Spannung und regt zum Kauf an? Wird die Lust geweckt, das Buch direkt lesen zu wollen? Falls nein, sollten Sie Ihren Text noch einmal überarbeiten. Falls ja, haben Sie alles richtig gemacht und einen tollen Klappentext geschrieben. Journalistisches Schreiben - So geht’s Das journalistische Schreiben zielt darauf, die Leser über ein Ereignis zu informieren. Das bringt verschiedenste Anforderungen an den Autor und den Text mit sich, die wir Ihnen in diesem Artikel vorstellen. 1. Für die Zielgruppe schreiben Journalistische Texte sollten immer für die Leser verständlich sein. Deshalb sollte man auf unnötige Fremdwörter und „Fachchinesisch” verzichten bzw. diese erklären. Vor allem in Publikumsmedien, sollte man sich seiner Zielgruppe und deren Sprache bewusst sein. 2. Kurze, verständliche Sätze Schachtelsätze erschweren das Lesen und damit die Verständlichkeit. Deshalb sollte man bei journalistischen Texten immer darauf achten, dass die Satzstruktur so einfach wie möglich gehalten wird. 54 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren 3. Verben Fachliche Texte enthalten häuig viele Substantivierungen, welche das Leseverständnis beeinträchtigen können. Lieber sollte man auf ausdrucksstarke Verben zurückgreifen, die die Situation unterstreichen, zum Beispiel bei negativen Äußerungen „beklagen” statt „sagen”. 4. Achtung bei Füllwörtern Füllwörter wie „ganz”, „irgendwie” oder „eigentlich” ziehen Texte künstlich in die Länge und der Inhalt verliert sich. Verzichtet man auf sie, wird der Leseluss beschleunigt. 5. Vergleiche und Zitate als Referenzen Um Texte lebendiger zu gestalten, bietet es sich an, komplizierte Sachverhalte durch Beispiele und Vergleiche zu erklären. Durch das Verwenden von Zitaten, bekommen Personen ein Gesicht und der Bericht wird glaubhafter. Tipps zum Schreiben in einer anderen Sprache Der Erfolg und Umsatz Ihres Buches ist eng mit der Reichweite verknüpft. Sie erreichen nur Menschen, mit denen Sie in der gleichen Sprache kommunizieren. Um andere Märkte zu erschließen, bietet es sich an, Ihr Buch auch in anderen Sprachen und Ländern zu veröfentlichen. Was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie im Folgenden. Der Markt Bevor Sie Ihr Buch übersetzen oder in einer anderen Sprache verfassen, sollten Sie im jeweiligen Land die Marktsituation überprüfen. Ist Ihr Thema dort gefragt? Lohnt sich eine Übersetzung? Hat die dortige Zielgruppe das gleiche Grundwissen wie im eigenen Land? Zum Beispiel ist es weniger sinnvoll, in einem Ratgeber über Social Media zu erklären wie Twitter funktioniert, wenn bereits Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 55 80% der Einwohner diesen Kanal nutzen. Gibt es bestimmte Gesetzeslinien, die Sie in Ihrem Ratgeber beachten sollten? Bei Titeln aus dem Fiktion-Bereich könnten Sie darüber nachdenken, Personen- und Ortsnamen dem Land anzupassen. Das Schreiben Jede Sprache ist einzigartig in ihrem Klang und ihrem Wortschatz. „Gut geschrieben” meint im Spanischen etwas anderes als im Englischen. In einer Sprache sind lange Sätze üblich, in einer anderen kurze. Wenn Sie Ihr Buch nicht in Ihrer Muttersprache schreiben, sollten Sie es unbedingt von einem Muttersprachler lektorieren und Korrektur lesen lassen. Das Lesen von Büchern in der entsprechenden Sprache kann Ihnen helfen, Ihren Schreibstil zu verbessern und sich in den richtigen Modus zu versetzen. Übersetzen Sie auf keinen Fall Wort für Wort in die Fremdsprache und vermeiden Sie die Anhäufung von Fremdwörtern, die Sie auch nicht in Ihrer Muttersprache verwenden würden. Beachten Sie auch den Sitz Ihres Publikums bzw. regionale Unterschiede. Entscheiden Sie sich beispielsweise im Vorherein für Amerikanisches oder Britisches Englisch, um eine Mischung zu vermeiden. Wie immer macht Übung den Meister! Schreiben Sie so lang in einer Fremdsprache, bis es sich natürlich für Sie anfühlt. Wenn Sie Ihr Buch nicht selbst in einer anderen Sprache verfassen wollen, können Sie auch einen professionelle/n Übersetzer/in engagieren. Diese inden Sie zum Beispiel bei unseren Buchprois30 für Korrektat, Lektorat, Übersetzungen etc. oder mithilfe der International Federation of Translators31. Schreibhelfer Eine gute Alternative zu Microsoft Oice bietet das kostenfreie LibreOice32 (früher OpenOice), welches mit ebenso umfangreichen Funktionen punkten kann. Das Programm merkt sich 56 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren beispielsweise häuig verwendete Wörter und schlägt diese schon bei Beginn des Tippens vor, wovon Autoren v. a. bei Namen und langen Fachwörtern proitieren können. So merken Sie auch, wenn Sie ein und dasselbe Wort recht häuig verwenden. Um dem Abhilfe zu schafen, können Sie z. B. mit dem Tool Wortschatz33 der Universität Leipzig oder auf Woxikon34 nach Synonymen suchen. Rechtschreibfehler indet nicht nur das integrierte Prüfsystem Ihrer Oice-Suite, sondern auch die online Rechtschreibprüfung von Duden.de für Textabschnitte bis 800 Zeichen. Ähnlich der Microsoft oder Open Oice Software ist Google Docs. Das Programm funktioniert im Prinzip wie die beiden anderen Programme, nur dass das Schreiben im Browser stattindet und kein Programm lokal installiert werden muss. Alle gängigen Textverarbeitungswerkzeuge sind vorhanden und online speichert das Programm sogar alle Aktionen im Hintergrund sofort. Somit geht nichts verloren und kann von jedem beliebigen Rechner aus wieder geöfnet und weiter bearbeitet werden. AbiWord ist ein weiterer kostenloser Schreibhelfer, der alle gängigen Funktionen bietet. Sie können mit dieser SoftwareTextdokumente aller Art erstellen wie beispielsweise doc, rtf, txt html. Auch eine kostenlose Rechtschreibprüfung ist für AbiWord verfügbar. Diese Software ist für alle Betriebssysteme geeignet und bietet viele Funktionen, mit denen das Dokument gestaltet und aufbereitet werden kann. Auch für Fremdsprachen ist diese Tool durchaus geeignet, da es 30 verschiedene Sprachen unterstützt und sogar den Leseluss recht-nach-links berücksichtigt. Quelle: AbiWord (2015) WriteMonkey zählt ebenfalls zu den einfachen kostenlosen Textverarbeitungsprogrammen ohne viel Schnickschnack. Das besondere an diesem Programm ist die Darstellung bei der Texteingabe. Diese indet im Vollbildmodus auf einem komplett schwarzen Hintergrund statt. Der Autor kann sich somit voll und ganz auf das Wesentliche, das Schreiben, konzentrieren und wird Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 57 nicht abgelenkt. Beim Schreiben bleibt die aktuelle Zeile durchgehend in der Mitte des Bildschirms und bleibt somit immer im Fokus des Verfassers. Formatierungen sind möglich, allerdings sind diese sehr einfach und schlicht gehalten. Für Autoren, die sich schnell ablenken lassen oder mit zu vielen Funktionen überfordert sind, eignet sich dieses Programm hervorragend. Quelle: Chip (2016) Schreibprozesse und Prokrastination (ein Gastbeitrag von Tanja Steinlechner) Ich bin nicht untätig gewesen. Die ganze Wohnung blitzt und glänzt. Den Vormittag habe ich damit zugebracht, sie auf Vordermann zu bringen und das mit vollem Erfolg. Als es Mittag ist, sind die Böden sauber, sämtliches Geschirr verstaut, das Spinngewebe in den Ecken entfernt; ich habe sogar die Fugen der Badezimmerkacheln unter Zuhilfenahme von irgendeinem chlorhaltigen Giftzeug und der eigens zu diesem Zweck angeschaften Fugenbürste von dem sich darin langsam ansiedelnden Schwarzschimmel befreit. Normalerweise wäre ich an dieser Stelle stolz auf mich, denn ich hasse Hausarbeit. Stattdessen nagt das schlechte Gewissen an mir. Denn bei allem, was ich heute schon so leißig erledigt habe, eines habe ich gelissentlich versäumt: den Laptop aufzuklappen, um diesen Artikel zu schreiben. Als ich es schließlich doch tue – den Laptop aufklappen – bringt mich das aber auch nicht weiter. Ich sitze da, starre auf das virtuelle weiße Blatt von Microsoft Oice – das Blatt starrt zurück. Es wird nicht als erstes zwinkern. Es zwinkert nie. Aber Rettung naht, und zwar in Form eines Gedankens, der kavalleriegleich in die öde Prärie meines Geistes eingaloppiert: Ron der Bartagame. Ein Bartagame ist so etwas wie eine große australische Eidechse, deren Gesicht von einem Bart aus Hornstacheln gesäumt ist. Daher auch der Name: Bartagame - Agame mit einem Bart. 58 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Ron ist der Bartagame meines dreizehnjährigen Sohnes, der gerade in der Schule ist. Und als ich – aufgeschreckt von dem Kavalleriegedanken – nach ihm sehe, bestätigt sich mein Verdacht: mal wieder völlig verwahrlost. Bewegungslos wie immer und mit erhobenem Kopf liegt Ron, der Bartagame, im mit kleinen Drecktrümmern versetzten Wüstensand vor seiner Futterschale, in der ausgedörrter Eisbergsalat von gestern im Licht der Infrarotbirne vor sich hin brutzelt. Sein Kinn ist grau und grau heißt: unglücklich. Seine Reptilienaugen starren mich an; auch sie werden nicht als erste zwinkern. Also siebe ich Wüstensand und schneide Lollo-Rosso und frische Gurke in reptilienmundgerechte Häppchen. Aber: Ron zwinkert nicht und sein Kinn bleibt grau. Es geht nicht anders. Ich schlüpfe in die Stiefel, streife den Wintermantel über und fahre in die Zoohandlung, um Kakerlaken zu kaufen. Kakerlaken machen Bartagamen glücklich, und siehe da: anderthalb Stunden später mampft das Haustier meines Sohnes den mahagoniefarbenen Körper einer Küchenschabe. Seine Augen schauen teilnahmslos wie immer, aber sein Kinn ist gelb und gelb heißt: glücklich. Nur der Artikel hat sich immer noch nicht selber geschrieben. Das schlechte Gewissen nagt stärker an mir. Aber ein weiterer rettender Kavalleriegedanke will mir nicht kommen, auch wenn ich ihn dringlich herbeisehne. Jetzt melden sich die Selbstzweifel. Es ist gleich vierzehn Uhr und wegen eines läppischen Artikels liege ich wie Kafka auf dem Kanapee und stecke fest. Was ist hier los? Das merkwürdige Verhalten, von dem ich heute heimgesucht worden bin, dürfte vielen Autoren nur allzu bekannt vorkommen. Es ist so weit verbreitet, dass es dafür sogar einen lateinischen Namen gibt, einen recht lustigen noch dazu: Prokrastination. Das dazugehörige Verb lautet prokrastinieren. Wenn sie also beim Kaufen von Kakerlaken, Schöner-Wohnen-Wandfarbe der Tönung Mauve oder beim Entfernen irgendwelchen Knastes aus unein- Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 59 sichtigen Fugen ihrer Küche, die sich zum Beispiel hinter dem Kühlschrank verstecken, von jemandem angerufen werden und jener Anrufer sie fragt: „Was machst du gerade?” Dann antworten sie: „Ich prokrastiniere.” Übersetzt heißt Prokrastination nichts anderes als Vertagung. Wer prokrastiniert, versucht mit allen Mitteln einer als unangenehm, oft mit Angst verbundenen Betätigung aus dem Weg zu gehen. Je mehr der Betrofene seine eigentliche Aufgabe vermeidet, desto mehr nagen ein schlechtes Gewissen und ganz realer Zeitdruck an ihm. Diese Empindungen wiederum verstärken sein unangenehmes Gefühl und damit den Anreiz zu prokrastinieren: ein Teufelskreislauf. Wie bin ich vorhin da herausgekommen? Nun ja, was liegt näher, als einleitend die eigene Prokrastination zu beschreiben, wenn dies das Thema des Artikels ist? Ich habe mich also von meinem Kanapee erhoben und, ohne viel nachzudenken, aufgeschrieben, was ich bis dato gemacht hatte. Damit hatte ich den Einstieg und der tote Punkt war überwunden. Normalerweise handeln die Texte, denen wir aus dem Weg gehen, jedoch von etwas anderem. Es dürfte wenig bringen, die Badezimmergrundreinigung, die man soeben aufs Parkett gelegt hat, niederzuschreiben, wenn man an einem Roman über die napoleonischen Kriege sitzt. Was ist aber mit der Angst, die uns Autoren im Angesicht des Weißen Blattes erfasst, das niemals zurückzwinkern wird? Mit dem klebrigen Kloß, der uns im Hals sitzt, während wir alles, wirklich alles tun, um nicht in das Gravitationsfeld unseres Arbeitsplatzes zu geraten, weil dies den Beginn unseres Scheiterns einleiten könnte? Was wir mit dem lustigen lateinischen Wort bezeichnen, ist nichts anderes als eine normalerweise nicht zielführende Bewältigungsstrategie. Was wir damit bewältigen und umgehen wollen, ist genau diese Angst, die doch unsere Busenfreundin sein sollte, denn ausgerechnet sie wird uns weiterhelfen. 60 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Nehmen wir an, der Protagonist unseres Romans steht in der Szene, um die wir uns gerade drücken, ganz vorne in der Gefechtslinie einer Schlacht. Wir wissen, es wird blutig werden, wir haben uns ausführlich mit der Militärtaktik des frühen 19. Jahrhunderts befasst, wir kennen jedes Detail der Schlacht, die wir beschreiben, und wissen genau wie der Federbusch eines österreichischen Dragoners jener Zeit ausgesehen hat. Wir haben sogar in einem Schießverein für Liebhaber historischer Wafen hospitiert und wissen nun wie Pulverdampf riecht und wie der Knall einer Pulvermuskete klingt. Wovor haben wir also Angst? Weswegen kratzen wir Knast hinter unserem Kühlschrank hervor? Eine mögliche Antwort ist, dass wir zwar alles über den historischen Vorgang wissen, aber nichts darüber, wie sich unser Protagonist in dieser Szenerie, die seine Welt ist, verhalten wird, wie er sich fühlt. Aller Vorrausicht nach hat er Angst, höllische Angst. Damit hat er etwas mit uns gemein. Alan Watt, dem meine Arbeit ungemein viel verdankt, hat geschrieben, dass es unsere Ängste sind, die uns auf einzigartige Weise qualiizieren, unsere Geschichte zu schreiben. Laut Watt sind sie es, die uns einen direkten Zugang zu ihr verschafen. Indem wir uns unsere Ängste, die wir vor dem Aufschreiben unseres Textes haben, vergegenwärtigen, sind wir in der Lage, sie auf unseren Protagonisten zu übertragen. Auf diese Weise gelingt es uns, ein unsichtbares Band zwischen Autor und Hauptigur zu knüpfen. Denn Ängste plagen nicht nur Schriftsteller, sondern auch Helden. Wo sie Erstere lähmen, da treiben sie Letztere an. Unsere Angst kann sich aber auch auf ganz andere Aspekte unseres Manuskripts beziehen. Was wenn wir nicht den blassesten Schimmer davon haben, wie der Federbusch eines österreichischen Dragoners ausgesehen hat, wir nicht einmal eine näherungsweise Vorstellung davon haben, was ein Dragoner überhaupt ist oder was er auf einem Schlachtfeld zu Zeiten Napoleon Bonapartes zu suchen hat? Was wenn wir nicht wissen wie Pulverdampf riecht, wie ein Musketenschuss klingt und was eine Gefechtslinie ist? Vielleicht haben wir eine Vorstellung von der Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 61 Angst unseres Protagonisten und somit einen Zugang zu ihm, aber keinen zu seiner Welt. In diesem Fall hilft es, uns Klarheit über das Sujet des Textes zu verschafen. Wir müssen schlicht Nachrecherchieren. Da wir nicht für einen Zeitungsartikel oder einen Uni-Aufsatz forschen, sollten wir den Bildern, die dabei entstehen, die notwendige Zeit geben, in uns zu arbeiten. Vielleicht sagt uns der ganze Kram mit dem Pulverdampf, den bunten Uniformen und Federbüschen und dem kleinwüchsigen Feldherrn mit dem großen Dreispitz, der auf einem Pferd sitzt, das auf einem Hügel steht, auch überhaupt nichts. Ray Bradbury hat einmal gesagt: „Wenn ihr unter einer Schreibblockade leidet, könnt ihr sie gleich heute heilen, indem ihr das, woran auch immer ihr gerade schreibt, sein lasst und etwas anderes macht. Ihr habt das falsche Thema gewählt!” Laut Bradbury ist eine Schreibblockade – und Prokrastinieren ist ein ziemlich sicherer Hinweis auf das Vorliegen einer solchen – eine Warnung unseres Unterbewusstseins, dem wir den Spaß verderben. Eine andere Ursache für den Kloß im Hals, der immer mehr anschwillt, je mehr wir in Reichweite des weißen Blattes kommen, könnte aber auch darin begründet liegen, dass wir unseren bisherigen Arbeitsprozess falsch gestaltet haben. Schreiben – zumindest, wenn man es ernst nimmt – ist eine Mammutaufgabe. Ein Roman ist ein gewaltiges Projekt. Wenn Sie einen Roman schreiben, dann machen Sie sich darauf gefasst, dass er einen Großteil Ihrer Ressourcen in Anspruch nehmen wird. Die Arbeit an Ihrem Manuskript gleicht dem Umwerben eines Liebhabers - oder je nach Geschmackslage einer Liebhaberin - sie will unbedingte Aufmerksamkeit und Priorität in Ihrem Leben. Kommen Sie Ihrer Forderung nach, wird sie Sie mit den ersehnten Glückshormonen luten. Geben Sie Ihrem Schreiben also den Raum, den es verdient, eher lässt es Sie doch nicht zur Ruhe kommen. Seien Sie umsichtig mit sich selbst! Umgeben Sie sich mit Gleichgesinnten, die verstehen wovon Sie reden. Die nicht schreibende Bevölkerung wird Sie vermutlich nur belächeln, vielleicht sogar beschimpfen. Sie wird 62 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren nicht verstehen, weshalb Sie Ihrem Roman so viel Zeit und so viel Liebe widmen. Sie könnten schließlich sinnvolleren Beschäftigungen nachgehen. Solcherlei Litanei wird Ihnen die Kraft rauben, die Sie zum Schreiben Ihrer Geschichte unbedingt benötigen. Es nützt nichts, soviel kann ich Ihnen sagen, Ihre Leidenschaft auf kleiner Flamme zu halten. Sie stellen sich damit nur selbst ein Bein. Ihr Gehirn wird sich ausgebrannt fühlen und Ihr Unterbewusstsein in einen Generalstreik treten. Denn ein Großteil der Arbeit wird - gewissermaßen im Autopilotmodus - genau von diesem Unterbewusstsein erledigt, das heißt: wenn es läuft, wie es soll. Hemingway, der selbst ein großes Problem mit Schreibblockaden hatte, hat dem Organisieren und Einbetten des Schreibprozesses in sein Leben sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet. Er war nicht nur ein Anhänger des täglichen Schreibens. Von ihm stammt auch der Ratschlag, immer dann mit dem Schreiben aufzuhören, wenn es gerade gut läuft, und sich solange keine bewussten Sorgen zu machen, bis man am nächsten Tag wieder damit anfängt. Auf diese Weise lässt man das Unterbewusste seinen Teil der Arbeit tun. Wann immer der Rauch der Prokrastination aufsteigt, können Sie sich sicher sein, dass an seinem Ausgangspunkt die Angst lauert. Und die Angst verweist Sie auf das Problem, das es zu lösen gilt, um in den Schreibluss zu inden. Die Angst ist Ihr Freund und in meinem Fall war sie heute auch der Freund von Ron, dem Bartagamen, der immer noch ein tiefgelbes Kinn hat. TIPPS: » Schreibübung: Setzen Sie sich mit Stift und einem Blatt Papier an Ihren Arbeitsplatz und beginnen Sie damit, aufzuschreiben, was Ihnen Angst bereitet, angesichts des Gedankens an Ihrem Text zu arbeiten. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen diesbezüglich in den Sinn kommt, sei es auch trivial. Und vor allem denken Sie nicht zu viel darüber nach. Sie sind fertig mit Punkt eins. Gut! Gehen Sie Ihre Ängste durch. Welche davon hat einen Bezug zu Ihrem Protagonisten? Er hat vor etwas Angst. Welche Ihrer Ängste kommt seiner oder ihrer am nächsten? Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren | 63 Um auf das Beispiel von vorhin zurückzukommen: Ihr Protagonist schreitet zusammen mit den anderen in seiner Gefechtslinie voran. Es knallt, um ihn her fällt gelegentlich einer aus seiner Linie um. Dragoner mit lustigen Federbüschen galoppieren heran. Er hat Angst. Er fühlt sich ausgeliefert. Steht diese Angst zu irgendeiner Ihrer Ängste in Bezug? Denkbar wäre zum Beispiel, dass Sie sich Ihrem Text ausgeliefert fühlen, so wie unser Protagonist den zufälligen Trefern und Hieben der Dragoner. » Schreiben Sie rasch, in kurzen Sätzen oder Stichpunkten auf, was passiert, was Ihr Protagonist tun könnte. » Strukturieren Sie Ihre Arbeit: Teilen Sie große Aufgaben in kleine überschaubare Teilaufgaben auf. Damit verhindern Sie Überforderung. » Regelmäßigkeit hilft: Schafen Sie sich einen festen Arbeitsrahmen, reservieren Sie sich eine bestimmte Zeit des Tages und einen festen Raum zum Schreiben. Ihr Körper und Ihr Geist werden sich darauf einstellen. Ihr Unterbewusstsein nimmt Ihnen einen großen Teil der Arbeit ab. Allerdings müssen Sie es darauf trainieren. » Lernen Sie Ihre Schreibbedürfnisse kennen: Was inspiriert Sie? Wie kommen Sie in den Schreibluss? Rituale helfen ungemein. Auch das Erzeugen von Motivation. Nehmen Sie sich ein festes, zu bewältigendes Arbeitspensum vor und belohnen Sie sich am Ende dafür. » Beharrlichkeit: Schreiben lernt man nur durch Schreiben. Geben Sie Ihrer Leidenschaft die nötige Priorität. Nur wenn Sie sich in hinreichendem Umfang (am besten täglich) mit Ihrem Plot, Ihren Figuren und Ihrer Erzählstimme beschäftigen, liefert Ihnen Ihr Gehirn im entscheidenden Moment die Einfälle und die Struktur, die Sie brauchen, um eine Szene niederzuschreiben. » Halten Sie durch! Schreibkrisen sind nicht nur normal und unvermeidlich, sie sind sogar notwendig. Fragen Sie sich, warum sie da sind und stellen Sie sich Ihren Ängsten. Tanja Steinlechner hat den Schreibhain im März 2013 gegründet, um ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzugeben und um Nachwuchsautoren zu unterstützen und zu begleiten. Sie arbeitet als Autorin, Lektorin und Dozentin für Kreatives Schreiben. Als Mitglied der Gesellschaft für Kreatives Schreiben e.V. engagiert sie sich im Segeberger Kreis und gehört dem Verband deutscher Schriftsteller an. 64 | Phase 2: Formulierung | Inhalt formulieren Phase 3: Überarbeitung Sie haben Ihr Buch fast fertig geschrieben und fangen langsam an, sich über den Veröfentlichungsprozess Gedanken zu machen? Dann fallen Ihnen bestimmt einige Punkte ein, die Sie selbst vor eine große Herausforderung stellen. Ob Lektorat, Korrektorat, Covergestaltung, eBook-Konvertierung oder Marketing: es gibt viel zu tun bis ein Buch fertig im Regal oder im Online Shop stehen kann. Lassen Sie sich davon auf keinen Fall abschrecken, sondern stellen Sie sich den verschiedenen Aufgaben und wachsen daran. Falls Sie bei einem bestimmten Thema an Ihre Grenzen stoßen und lieber professionelle Hilfe in Anspruch nehmen wollen, vermittelt epubli Ihnen passende Buchprois. Die Buchprois arbeiten selbstständig und werden Sie im gewünschten Feld tatkräftig unterstützen. Sie sehen: ob im Alleingang oder mit professioneller Hilfe, eine Buchveröfentlichung ist für jeden möglich. Nehmen Sie die Herausforderung an und werden Sie so zu einem erfolgreichen Self-Publisher! Korrekturlesen » 10 Tipps zum Korrekturlesen » Wie nötig sind Korrektorat und Lektorat? (ein Gastbeitrag Bärbel Mäkeler) Phase 3: Überarbeitung | Inhalt formulieren | 65 Ende der Leseprobe von: Self-Publishing Guide - für Autoren epubli GmbH Hat Ihnen die Leseprobe gefallen? Das komplette Buch können Sie bestellen unter: http://bit.ly/1RsS9SG
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