Djihad Paradise

NDR 2 Sonntags Moment mal
Montag – Freitag 18:15, Samstag & Sonntag 9:15 Uhr
Claudia Aue, Radiopastorin in Kiel
Sonntag, 22. Mai 2016
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Wie können wir uns ein Bild von jugendlichen Salafisten machen? Manchmal helfen da einzelne
Geschichten – so wie die, die man in „Djihad Paradise“ von Anna Kuschnarowa lesen kann. Eine
Empfehlung des Islambeauftragten der Nordkirche Axel Matyba: Julian, ein junger Mann in Berlin,
hat eigentlich mit keiner Religion etwas zu tun…
Matyba: „Jemand, der total auf die schiefe Bahn kommt, dann auch keine Chance mehr hat, seine
Schulden, die sich angehäuft haben, zu begleichen. Er liebt Rapmusik und Hip Hop. Dann ist da
die erste große Liebe, Romea, gut bürgerlich, behütet. Was sie verbindet, ist eine Suche, eine tiefe
Einsamkeit und die beiden halten, begleiten, stützen sich.“
Anna Kuschnarowa erzählt, wie die beiden ins salafistische Milieu abstürzen: nach einem Bruch
landet Julian im Gefängnis und lernt dort einen Deutsch-Ägypter kennen. Und da, durch den Islam
und durch das Gebet, findet er plötzlich Orientierung und Halt. Genau das, was er sich so
gewünscht hat. Axel Matyba hat diese Geschichte sehr berührt, wie jemand instrumentalisiert wird
von den Rattenfängern:
Matyba: „Es geht weiter über die Mitarbeit in einer Gemeinde und er rutscht dann mehr und mehr
ins salafistische Milieu ab, so weit, dass er am Ende bereit ist, den Weg eines
Selbstmordattentäters zu gehen.“
Nach den terroristischen Anschlägen müssen wir uns ALLE mit dieser Ideologie
auseinandersetzen und gemeinsam darüber nachdenken, wie man etwas ändern kann. Es gibt
hier keine einfachen Antworten, sagt Matyba, aber es ist nötig, junge Menschen zu begleiten und
deshalb gibt es glücklicherweise immer mehr Beratungsstellen, um diesen jungen Menschen eine
neue Perspektive zu eröffnen. Und wir können uns selbst auf den Weg machen und den Islam
kennenlernen, denn viele muslimische Gemeinden sind sehr offen und suchen den Dialog:
Matyba: „Kommt zu den Freitagsgebeten, kommt in die Moscheen, besucht sie, ihr seid
willkommen, euch ein eigenes Bild zu machen über vielfältiges muslimisches Leben in den
Gemeinden. Dazu sind auch Nichtmuslime immer wieder herzlich eingeladen.“
Axel Matyba war das über das Buch „Djihad Paradise“ von Anna Kuschnarowa.
(Erschienen im Verlag BELTZ & Gelberg)
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