Dr. Helmut Linssen Vorstand Finanzen RAG

Dr. Helmut Linssen
Vorstand Finanzen
RAG-Stiftung
Rede anlässlich des Presse-Jahresgesprächs
am 23. Mai 2016
in Essen
Sendesperrfrist: 23.5.2016, 10:00 Uhr
– Es gilt das gesprochene Wort –
Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie halten in Händen den Jahresbericht 2015 der RAG-Stiftung.
Das diesjährige Motto lautet: HERKUNFT SCHAFFT ZUKUNFT
Das trifft auf viele Aspekte unseres Arbeitens in der Stiftung zu. Nicht zuletzt weist es auch darauf hin, wie wichtig die Evonik Industries AG für die Erfüllung unserer Aufgaben ist. Letztlich ist
Evonik entstanden aus dem Beteiligungsbereich der RAG vor der Trennung in einen schwarzen
und einen weißen Bereich.
HERKUNFT SCHAFFT ZUKUNFT ist aber kein Automatismus! Es erfordert höchstes Engagement
des gesamten Stiftungsteams.
In diesem Sinne war 2015 ein erfolgreiches Jahr und auch 2016 hat sich gut angelassen.
Lassen Sie mich aber kurz auf das abgelaufene Geschäftsjahr eingehen.
Gewinn- und Verlustrechnung
Wir haben in 2015 einen Überschuss von 334 Mio. € erwirtschaftet und diesen dann vollständig
der Rückstellung für Ewigkeitslasten zugeführt. Das Ergebnis der Stiftung ist nach Rückstellungszuführung ausgeglichen.
Ich möchte Sie auf die wesentlichen Komponenten des Erfolgs im Schaubild 1 aufmerksam machen:
Erfolgsrechnung 2015: Ergebnisquellen
• Dividende Evonik
+ 316,4 Mio. €
• Dividende Vivawest
+ 36,4 Mio. €
• Ergebnis aus Kapitalanlagen
+ 22,0 Mio. €
• Umsätze / Sonst. betr. Erträge
+ 0,6 Mio. €
• Steuern
- 14,5 Mio. €
• Verwaltungsaufwand
- 10,7 Mio. €
• Sonderbudgets (Anleihe, Flüchtlinge, „Glückauf Zukunft“)
- 8,4 Mio. €
• Aufwand Bildung, Wissenschaft und Kultur
- 7,5 Mio. €
Zuführung zur Rückstellung für Ewigkeitslasten
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334,3 Mio. €
Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Auf der Ertragsseite entfielen auf die Dividende der Evonik 316,4 Mio. € und auf die Dividende
der Vivawest 36,4 Mio. €. Das in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesene Ergebnis aus
Kapitalanlagen belief sich auf 22,0 Mio. €. Darüber hinaus erzielten wir 55,5 Mio. € an Dividenden und Zinserträge in unserem Sondervermögen, die dort thesauriert wurden und deshalb nicht
in der Erfolgsrechnung auftauchen.
Die Aufwandspositionen inklusive Steuern beliefen sich zusammen auf minus 41,1 Mio. €, so
dass sich ein Saldo von 334,3 Mio. € ergibt, letztlich die „Erfolgsgröße“ der Stiftung.
Bilanz
Schaubild 2 zeigt die Aktivseite der Bilanz der RAG-Stiftung zum 31.12.2015. Sie weist gegenüber
dem Vorjahr eine um 872 Mio. € höhere Bilanzsumme aus.
Bilanz 2015: Aktiva
Bilanz
Mio. €
31.12.2014
Anlagevermögen
Ist
Sachanlagen und imm. Verm.
0,2
3.571,2
3.571,4
Finanzanlagen
Umlaufvermögen
Forderungen und sonst. Verm.
Wertpapiere: Evonik-Aktien (Verkaufsabsicht)
Flüssige Mittel / Geldanlage
Summe Aktiva
250,0
521,0
472,1
1.243,1
4.814,5
31.12.2015
∆
Ist
0,0
951,2
951,2
0,2
4.522,4
4.522,6
-79,0
365,1
521,0
278,0
1.164,1
872,2
5.686,7
115,1
0,0
-194,1
Im Anlagevermögen werden Finanzanlagen mit gut 4,5 Mrd. € ausgewiesen. Aufgrund des geplanten langfristigen Verbleibs werden 25,1% der Anteile an Evonik (dies entspricht 305,5 Mio. €)
im Anlagevermögen ausgewiesen. Die verbleibenden 42,8% (dies entspricht 521,0 Mio. €) sind
langfristig zum Verkauf bestimmt und werden unter den Wertpapieren des Umlaufvermögens
bilanziert.
Von den Forderungen von 365 Mio. € entfallen mit 243 Mio. € 2�3 auf Forderungen aus Kapitalertrag- bzw. Zinsabschlagsteuer.
Schaubild 3 zeigt die Passivseite der Bilanz. Das Stiftungskapital beträgt unverändert 2 Mio. €.
Von den Rückstellungen entfallen 4.449 Mio. € auf Ewigkeitslasten, 41 Mio. € auf Steuern und
5 Mio. € auf Pensionen. Die Verbindlichkeiten enthalten mit 1.100 Mio. € die beiden UmtauschSeite 3 von 12
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anleihen. Die erste Umtauschanleihe mit einer Laufzeit bis zum 31.12.2018 hat ein Volumen von
600 Mio. €, die zweite im Januar 2015 begebene mit einer Laufzeit bis zum 18.02.2021 ein Volumen von 500 Mio. €.
Bilanz 2015: Passiva
Bilanz
Mio. €
Eigenkapital
31.12.2014
∆
Ist
2,0
0,0
2,0
Stiftungskapital
Jahresüberschuss / - fehlbetrag (-)
Rückstellungen
Rückstellungen für Pensionen
Steuerrückstellungen
Rückstellung für Ewigkeitslasten
Sonstige Rückstellungen
Verbindlichkeiten
Ist
2,0
0,0
2,0
0,0
0,0
0,0
4,3
25,5
4.114,7
4,0
4.148,4
334,3
3,6
353,9
5,0
40,7
4.449,0
7,6
4.502,3
664,1
518,3
1.182,4
4.814,5
872,2
5.686,7
Sonstige Verbindlichkeiten
Summe Passiva
31.12.2015
0,8
15,2
Ewigkeitslasten
Ich möchte nun auf die Ewigkeitslasten vertieft eingehen. Schaubild 4 zeigt den Stand des KPMGGutachtens aus 2006 und die Entwicklung unserer Verpflichtung in den letzten drei Jahren:
Ewigkeitslasten 2018
Gesamtverpflichtung
Ewigkeitslasten
Ende 2018
Rückstellung bei RAG
Ende 2018
von RAG-Stiftung
Ende 2018 zu
finanzierende
Deckungslücke
KPM G 2006
…
JA 2013
8,4 M rd. €
…
17,3 M rd. €
24,4 M rd. €
37,4 M rd. €
1,5 Mrd. €
…
1,6 Mrd. €
1,6 Mrd. €
1,6 Mrd. €
6,9 M rd. €
…
15,7 M rd. €
22,8 M rd. €
35,9 M rd. €
JA 2014
JA 2015
Zinssatz
4,25%
…
3,51%
3,14%
2,70%
Preisanstieg p.a.
1,75%
…
2,21%
2,15%
2,08%
Realzins
2,50%
…
1,30%
0,99%
0,62%
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Die entscheidenden Parameter für den Barwert der Gesamtverpflichtung für Ewigkeitslasten
bleiben Zinssatz und erwartete Preissteigerungsrate. Zum 31.12.2015 wurde der über die vergangenen 7 Jahre gemittelte risikofreie Durchschnittszinssatz bei einer Laufzeit von 30 Jahren
von der Deutschen Bundesbank mit 2,70% errechnet. Damit liegt er um 44 Basispunkte unter
dem Vorjahreswert von 3,14%. Als langfristige erwartete Preissteigerungsrate wurde 2015 ein
Wert von 2,08% p.a. ermittelt. Der Realzins als Differenz von Nominalzins und jährlicher Preissteigerungsrate betrug damit zum Jahresende 2015 nur noch 0,62%, während der Vorjahreswert
noch 0,99% betrug.
Danach ergibt sich zum 31.12.2018 rein rechnerisch voraussichtlich eine Gesamtverpflichtung
von 37,4 Mrd. €, wie Herr Dr. Müller bereits eingangs erwähnte. Abzüglich der dann bei RAG
vorhandenen Rückstellungen von 1,6 Mrd. €, deren Deckungsmittel uns Ende 2018 übertragen
werden, verbleibt für die Stiftung ein zu finanzierender Betrag von 35,9 Mrd. €, also 13,1 Mrd. €
mehr als im Vorjahr.
Dieser Anstieg sieht dramatisch aus, ergibt sich aber aus der Veränderung des Zinssatzes in der
Nähe des Nullpunktes, wo geringe absolute Veränderungen große relative Änderungen bewirken: Eine Halbierung des Zinses bedeutet finanzmathematisch eine Verdoppelung des Barwerts.
Schon heute ist aufgrund der Verwendung eines 7-Jahres-Durchschnittszinses absehbar, dass der
Realzins zum Jahresende 2016 weiter sinken wird. Der Barwert der Ewigkeitslasten wird also
weiter steigen! Das folgende Schaubild 5 verdeutlicht dies.
Ewigkeitslasten 2018: Abhängigkeit vom Realzins
Schon in Kürze könnte der Realzins negativ werden mit seltsamen Konsequenzen für den Barwert. Wir sind hier in intensiven Gesprächen mit den Wirtschaftsprüfern zur Lösung des Problems.
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Dennoch bleibt es dabei und auch das wurde bereits vom Kollegen Dr. Müller angesprochen:
Letztlich ist der Liquiditätsaspekt relevant: Ab 2019 sind im Durchschnitt um die 220 Mio. € pro
Jahr zu finanzieren. Das sollten wir schaffen!
Wie wurde der Barwert unserer Verpflichtungen im Jahresabschluss 2015 bilanziert?
Ewigkeitslasten: Jahresabschluss 2015
Ewige Rente
diskontiert mit
Realzins von
0,62%
Abzinsung über
drei Jahre
30,4 Mrd. € „Sonst.
finanzielle Verpflichtung“
36,4
37,4
34,8
35,9
4,4 Mrd. € Rückstellung
für Ewigkeitslasten
1,5
1,6
2015
2018
Rckst. RAG
Deckungslücke
Schaubild 6: Die berechnete Deckungslücke 2018 von 35,9 Mrd. € wurde zum Jahresende 2015
auf 34,8 Mrd. € abgezinst. In der Bilanz konnten wir davon als Rückstellung für Ewigkeitslasten
einen Wert von 4,4 Mrd. € ausweisen. Die Differenz von 30,4 Mrd. € ist im Anhang als „Sonstige
finanzielle Verpflichtung“ ausgewiesen.
Soweit meine Ausführungen zum Einzelabschluss der RAG-Stiftung, der von PwC geprüft und mit
einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen wurde.
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Vermögensübersicht und insbesondere Kapitalanlagen
Sehr geehrte Damen und Herren,
zum Jahresende 2015 lag der Marktwert unseres Vermögens bei knapp 16 Mrd. € und setzte sich
zusammen aus
• dem Wert unserer Evonik-Beteiligung mit ca. 10 Mrd. €,
• dem Wert unseres Vivawest-Anteils von – wenn man die Börsenkurs-Entwicklung vergleichbarer Unternehmen zugrunde legt – rund 1,5 Mrd. € und
• dem Wert unserer Kapitalanlagen von gut 4 Mrd. €.
Wir sind als Stiftungsvorstand sehr zuversichtlich, dass wir dieses Vermögen in den kommenden
Jahren weiter ausbauen werden. Bedenken Sie, dass wir erst ab 2019 für die Ewigkeitslasten aufkommen müssen und daher bis zu diesem Zeitpunkt unser Vermögen ungeschmälert weiter aufbauen können. Pro Jahr erwarten wir bis 2019 einen Einnahmenüberschuss von jährlich ca.
350 Mio. €. Und auch nach 2019 sind die aktuell prognostizierten Erträge größer als die Ausgaben.
Wir müssen aber sowohl bei unseren Beteiligungen als auch bei unseren weiteren Kapitalanlagen erfolgreich sein. Zur Entwicklung unserer Beteiligungen RAG, Evonik und Vivawest hat bereits Herr Dr. Müller berichtet.
Im Folgenden will ich näher auf die Kapitalanlagen eingehen:
Der vorrangige Stiftungszweck ist die Finanzierung der Ewigkeitslasten des Bergbaus. Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Kapitalanlage. Sie hat sicher und zugleich ausreichend ertragreich zu erfolgen.
Um dem gerecht zu werden, haben wir unterschiedliche Teil-Portfolien unserer Kapitalanlage
gebildet. Das folgende Schaubild 7 zeigt die Struktur unserer Kapitalanlagen:
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Strukturüberblick Vermögen
Gültigkeitsbereich „Allgemeine Kapitalanlagerichtlinie“
Direktbestand
(selbstverwaltet)
Kongruentes
Portfolio
(verhält sich bei Zinsänderungen wie Verpfl.
für Ewigkeitslasten)
Tages- und
Termingelder
(D)
Anleihen
(Euro)
sehr guter
Qualität;
zum Teil
inflationsgesichert
682 Mio. €
RAGS FundMaster
(überwiegend verwaltet durch
externe Manager)
RAGS Private
Equity GmbH &
Co. KG;
Immo IVG
Liquides
Renditeportfolio
Illiquides
Renditeportfolio
(nicht
börsennotiert)
(nicht
börsennotiert)
Staatsanleihen
(global)
Immobilien
(EU)
Private EquityFonds
(global)
(börsennotierte
Wertpapiere)
Immobilien- und
InfrastrukturFonds
(global)
Aktien
(global)
Immobilien
(EU)
2.154 Mio. €
Maxburg KG
Mittelstandsbeteiligungen
465 Mio. €
Evonik
Industries AG
vorwiegend
D, AU, CH
Vivawest
GmbH
Marktwerte am
31.12.2015
230 Mio. €
Strategische
Beteiligungen
Illiquide
Investments
Unternehmens
-anleihen
(global)
weitere
Assetklassen
RAG-Stiftung
Beteiligungsges.
mbH;
539 Mio. €
11,5 Mrd. €
Der Direktbestand von etwa 700 Mio. € ist sicherheitsorientiert und mit seinen Investments als
Abbild der Ewigkeitslasten zu verstehen. Die Ewigkeitslasten sind dominiert durch die lange Laufzeit und die Tatsache, dass die Pumpkosten in Euro bezahlt werden müssen und Jahr für Jahr mit
der Inflation ansteigen. Entsprechend investieren wir hier hauptsächlich in sichere Staatsanleihen höchster Bonität und langlaufende Inflationsanleihen. Auch unsere Liquidität fällt unter diese Kategorie. Auf unsere Wertpapiere im Direktbestand erzielten wir 2015 eine Rendite von
2,9%, im Wesentlichen bestimmt durch die hohe Verzinsung unserer vor Jahren eingekauften
Papiere.
Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld gilt aber: Durch den Kauf von Bundesanleihen auf dem jetzigen
Zinsniveau können die Ewigkeitslasten nicht bedient werden.
Mit einem Renditeportfolio von rund 2,4 Mrd. €, das wir in einem Sondervermögen gemäß Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) halten, versuchen wir daher, risikokontrolliert eine Zusatzrendite zu
schaffen. Entsprechend unserer Anlagestrategie investieren wir hier zum einen in liquide Anlageklassen wie Aktien, Unternehmensanleihen, Staatsanleihen und Pfandbriefe. Die Investments
sind global auf die verschiedenen Wirtschaftsräume Amerika, Europa, Asien, auch auf die
Emerging Markets verteilt, um von der unterschiedlichen Wirtschaftsentwicklung der verschiedenen Regionen zu profitieren. Die einzelnen Mandate werden in der Regel an externe Spezialisten vergeben, die die jeweiligen Fonds nach Vorgaben der Stiftung managen. Insgesamt haben
wir in diesem Sondervermögen in 2015 eine Rendite von 2,03% erzielt, ein deutlicher Rückgang
gegenüber hervorragenden 6,1% im Vorjahr.
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Die Rendite wird zwar zu einem kleinen Teil durch die Leistung der beauftragten Manager bestimmt, ist aber im wesentlichen Resultante der Asset-Allokation, d.h. der Zusammensetzung des
Portfolios im Hinblick auf die verschiedenen Assetklassen.
Im Jahr 2015 war mit globalen Staats- und auch mit Unternehmensanleihen kaum Geld zu verdienen, Emerging Markets Anleihen verloren stark. Aktien hingegen performten sehr gut und
auch unsere Immobilieninvestments im Sondervermögen schnitten mit einer Rendite von 7,8%
sehr gut ab.
Gerade aufgrund unserer Verpflichtungsstruktur können wir in illiquide Anlageklassen investieren und die inhärente Illiquiditätsprämie vereinnahmen. Dazu gehören einerseits Investitionen in
Immobilien und Infrastruktur und andererseits Investitionen in Private Equity und Beteiligungen;
diese Assetklassen haben wir im letzten Jahr erheblich ausgebaut.
Im Geschäftsbericht sehen Sie auf den Seiten 24 und 25 einige Beispiele unserer Immobilieninvestitionen. Immobilien bieten zwar in der Regel nicht die höchsten Renditen, dafür liefern sie
zumeist verlässliche Erträge, also einen stabilen Cash flow. Im Anlagemix eines langfristig orientierten Investors wie der RAG-Stiftung nehmen Immobilien deshalb eine wichtige Position ein,
wenn es um Inflationsschutz und Stabilität geht.
Mit dem 30-Prozent-Anteil an Vivawest ist die RAG-Stiftung schon lange am Immobilienmarkt
involviert.
Dynamischer als der Markt für Wohnimmobilien ist der für gewerbliche Objekte. Die Stiftung hält
über Immobilien-Sondervermögen Beteiligungen an derzeit zehn ganz unterschiedlichen institutionellen Immobilienfonds. Damit wird das Risiko breit gestreut. Denn die verschiedenen Fondstypen investieren in Bürohäuser, Sozialimmobilien wie Ärztehäuser und Pflegeheime, große Logistikzentren, Läden in bester Citylage oder Shopping-Center. All dies weltweit, so dass auch regionale Entwicklungsschwankungen ausgeglichen werden.
Die starke Nachfrage nach Immobilien drückt natürlich – von Jahr zu Jahr mehr – die Renditen.
Wir rechnen hier derzeit je nach Qualität mit einem Ertrag von 4 – 6% pro Jahr. Auch unsere Infrastrukturinvestments entwickeln sich sehr schön und lassen eine gute Rendite erwarten.
Investitionen in die Asset-Klasse „Private Equity“ erfolgen zum einen breit diversifiziert in der
RAG-S Private Equity GmbH & Co. KG. Die RAG-Stiftung trifft die Entscheidungen über die Investition in bestimmte, durch externe Manager verwaltete Fonds. Erfolgskritisch sind hier die Auswahl der „richtigen“ Manager und eine hinreichende Diversifikation über verschiedene Manager,
verschiedene Investitionsstile, verschiedene Regionen und vor allem über verschiedene Auflagejahre der Fonds. Die Entscheidung über Investitionen in Unternehmen oder andere Fonds trifft
ausschließlich der Manager. Zum Jahresende 2015 haben wir in 32 Fonds rund 200 Mio. € investiert, wobei wir auch schon 50 Mio. € an Rückflüssen verzeichnen konnten. Unsere Commitments, d.h. die Kapitalzusagen, liegen bei 760 Mio. €. Die Performance ist sehr überzeugend:
Gerade die nun mehr als drei Jahre laufenden älteren Fonds sind aus dem Tal der J-Curve heraus
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
und weisen zweistellige Renditen aus. Die Marktwerte der Fonds lagen in Summe um 30 Mio. €
über den Buchwerten.
Zum anderen investieren wir in Private Equity über die Maxburg KG. Dabei handelt es sich um
einen „Private Equity“-Fond, der exklusiv für die RAG-Stiftung aufgelegt wurde. Zum Jahresende
2015 waren wir über Maxburg in drei Unternehmen mit 195 Mio. € investiert, der Marktwert lag
erfreulicherweise um mehr als 80 Mio. € darüber.
Bei der RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft mbH handelt es sich um eine klassische Beteiligungsgesellschaft. Die RAG-Stiftung hält 74,99% der Geschäftsanteile, Jürgen Wild, ein erfahrener Industrie-Manager, 25,01%. Die Gesellschaft wurde mit dem Ziel gegründet, qualifizierte
Minder- oder Mehrheitsbeteiligungen an spezialisierten, mittelständischen Maschinenbau-, Automatisierungs- sowie Ingenieur- und Industriedienstleistungsunternehmen zu erwerben. Das
Anlageziel der Gesellschaft besteht neben der Erwirtschaftung nachhaltiger Beteiligungserträge
in der Erreichung eines mittel- und langfristigen Wertzuwachses.
Das folgende Schaubild 8 zeigt Ihnen das Portfolio der Beteiligungsgesellschaft:
Beteiligungsportfolio RSBG 31.12.2015
*wird erst 2016 konsolidiert
Zum Jahresende 2015 hat die Beteiligungsgesellschaft rund 330 Mio. € in vier Mehrheitsbeteiligungen und drei Finanzbeteiligungen investiert. Trotz des erheblichen Wachstums gelang es der
Gesellschaft, im Jahr 2015 einen Jahresüberschuss von mehr als 6 Mio. € zu erzielen, wobei sich
das durchschnittlich gebundene Kapital mit über 3% rentierte.
Auch 2016 lässt sich für die Beteiligungsgesellschaft gut an: Im ersten Quartal hat sie mit dem
Kauf von 70% des deutschen Ingenieurdienstleisters Dorsch Holding GmbH ihr bislang größtes
Einzelinvestment getätigt.
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Ausblick Kapitalanlagen
Lassen Sie uns zum Schluss einen Blick auf die ersten Monate des Jahres 2016 werfen:
Das Jahr begann für die Kapitalanlagen sehr turbulent: Im Januar verlor der DAX von seinem Jahresendstand 10.743 rund 1.000 Punkte. Per Ende März betrug der Rückgang immer noch 7%. Erst
im April sahen wir einen deutlichen Anstieg, der für den weiteren Jahresverlauf hoffen lässt.
Deutschland steht dabei exemplarisch für die Euro-Zone, die im Schnitt ebenfalls 7% verlor, einzelne Länder traf es wie z.B. Italien mit minus 15% noch ärger. Japan verlor 13%, die USA legten
1% zu.
Dass die von uns praktizierte Diversifikation funktioniert, zeigt Ihnen das folgende Schaubild 9, in
dem die jeweilige Rendite einer 10-jährigen Bundesanleihe abgebildet ist: So wie die Aktien fielen, sanken auch die Renditen der Anleihe und stiegen damit reziprok die Marktwerte.
Renditen Bund 10 Jahre (1. Quartal 2016)
Wie haben sich in diesem Umfeld die Kapitalanlagen entwickelt?
Im liquiden Portfolio haben wir in den ersten beiden Monaten deutlich verloren, d.h. die positive
Entwicklung bei den Renten konnte die Verluste bei den Aktien nicht kompensieren. Der März
performte gut. Die illiquiden Investments im Fonds haben aber auch im ersten Quartal die Performance stabilisiert. Laufende Mieteinnahmen der Immobilien führen hier zu einem stetigen
Wertzuwachs.
Insgesamt hat unser Sondervermögen RAGS-FundMaster in einem sehr volatilen Umfeld Stand
Ende März 1,2% verdient. Im Direktbestand (ohne Liquidität) haben wir 2,9% verdient, sodass
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
wir gewichtet auf 1,5% ytd für das erste Quartal kommen. Ließe sich dieser Wert auf das ganze
Jahr hochrechnen, wären wir am Jahresende 2016 hoch zufrieden.
Es ist aber zu erwarten, dass 2016 weiterhin von stark volatilen Kapitalmärkten geprägt sein
wird. Ursachen für diese Volatilität können sowohl volkswirtschaftlicher (Wirtschaftswachstum)
als auch politischer Natur (Brexit, Griechenland, US-Wahlen) sein, was einen Ausblick auf das
Gesamtjahr 2016 erschwert.
Vor diesem Hintergrund tun wir gut daran, weiterhin auch in die weniger volatilen illiquiden Anlageklassen wie Immobilien, Infrastruktur, Private Equity und Direktbeteiligungen zu investieren!
Anders als vielfach vermutet, erhöht sich das Risiko dabei nicht! Zwar nimmt der Grad der Liquidität ab, aber auch die Volatilität, die letztlich das Risiko bestimmt. Und seien Sie versichert: Wir
werden die jeweilige Auslastung des Risikobudgets dabei genau im Auge behalten.
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