Bärbel Bergerhoff-Wodopia Vorstand Personal RAG

Bärbel Bergerhoff-Wodopia
Vorstand Personal
RAG-Stiftung
Rede anlässlich des Presse-Jahresgesprächs
am 23. Mai 2016
in Essen
Sendesperrfrist: 23. Mai 2016, 10:00 Uhr
– Es gilt das gesprochene Wort –
Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch von mir einen guten Morgen und ein herzliches Glückauf.
Ich möchte Ihnen wesentliche Entwicklungen bei der Förderung von Bildung, Wissenschaft und
Kultur vorstellen, einmal kurz auf das Projekt „Glückauf Zukunft!“ eingehen und Ihnen das
Engagement der RAG-Stiftung für Flüchtlinge mit unserem „Schulterschluss des Bergbaus“
erläutern.
„Glückauf Zukunft!“ haben wir Ende April in einer eigens hierfür durchgeführten
Pressekonferenz präsentiert. Viele von Ihnen waren dabei. Gerne bedanke ich mich an dieser
Stelle für Ihre Berichterstattung.
Doch zunächst wenige Worte zur Belegschaftsentwicklung im RAG-Stiftung-Konzern. Das
jeweilige Personalmanagement liegt natürlich in der Verantwortung der einzelnen
Unternehmen. Strategien und die hieraus resultierende operative Personalarbeit werden von
den jeweiligen Arbeitsdirektoren in Abstimmung mit den Trägern der betrieblichen
Mitbestimmung bearbeitet und umgesetzt.
Personal
Herr Dr. Müller hat schon ausgeführt, dass die Belegschaft der RAG weiter sozialverträglich
reduziert wird. Von den aktuell beschäftigten 7.500 Mitarbeitern werden Ende 2016 noch knapp
6.500 im Bergbau im Ruhrgebiet und in Ibbenbüren sowie in der Wasserhaltung und für den
Nachbergbau im Saarland aktiv sein.
Bei Evonik sind weiterhin mehr als 33.500 Mitarbeiter beschäftigt, davon ca. 65% in
Deutschland. Mit der angekündigten Akquisition in den USA wächst die Belegschaft um ca. 1.000
Mitarbeiter.
Im Vivawest-Konzern arbeiten jeweils mehr als 1.000 Mitarbeiter in der Immobiliengesellschaft
und im Dienstleistungsbereich, also insgesamt rund 2.000 Arbeitsplätze insbesondere im
Ruhrgebiet.
Bei der RAG-Stiftung sind derzeit 17 Mitarbeiter angestellt. Damit ist die Personalstruktur
weiterhin schlank.
Die 2014 gegründete RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft mbH beschäftigt 5 Mitarbeiter.
Annähernd 2.000 Mitarbeiter arbeiten für die Gesellschaften, an denen die
Beteiligungsgesellschaft Mehrheitsgesellschafter ist. Ein Drittel der Beschäftigten ist in
Deutschland tätig.
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Bildung, Wissenschaft, Kultur
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Werte des Bergbaus wahren und den Wandel in den Bergbauregionen gestalten. Das sind
Prinzipien, die uns im Rahmen der Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur leiten.
Die RAG-Stiftung wird auch weiterhin ihren Beitrag dazu leisten, dass der Rückzug des Bergbaus
nicht mit Perspektivlosigkeit in den Revieren einhergeht. Vielmehr geht es um die Stärkung und
die Weiterentwicklung der attraktiven und lebenswerten Regionen des ehemaligen
Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet, in Ibbenbüren und im Saarland. Zu diesem Thema lege ich
Ihnen auch unseren aktuellen Geschäftsbericht ans Herz, in dem wir wesentliche aktuelle
Förderprojekte ausführlich darstellen.
Da mit dem fortschreitenden Rückzug des Bergbaus unsere Förderprojekte an Bedeutung
gewinnen und damit der Bedarf an qualifizierten Fördermaßnahmen gestiegen ist, haben wir
unser Förderbudget weiter angehoben: Betrug das Fördervolumen im Jahr 2015 noch 7,5 Mio. €,
so wurde das Budget 2016 um 3 Mio. € auf 10,5 Mio. € erhöht.
Und wir sehen die Notwendigkeit weiterer Budgetsteigerungen in den nächsten Jahren. Allein
schon deshalb, weil sich die RAG ab 2019 aus der Förderung wichtiger bergbaunaher
Einrichtungen zurückziehen muss, denen wir jedoch auch weiterhin eine Zukunftsperspektive
bieten wollen, weil sie wichtige Aufgaben nicht nur für die Region wahrnehmen.
Schon heute besticht unsere Projektlandschaft durch große Vielfalt: Darunter sind
Ausbildungsprogramme an ehemaligen Kohlestandorten in Nordrhein-Westfalen und im
Saarland zur Integration von Schulabgängern in den Arbeitsmarkt. Wir unterstützen weiter
Forschungsprojekte des Deutschen Bergbau-Museums und den Aufbau des Forschungszentrums
Nachbergbau an der Technischen Hochschule Georg Agricola.
Die Bildungsgeschichte des Bergbaus wird durch die Stiftung Geschichte des Ruhrgebietes
wissenschaftlich für uns aufgearbeitet. Weiter fördern wir Initiativen zur Förderung von
Denkmalpflege, Kunst und Kultur, soweit diese im Zusammenhang mit dem Steinkohlenbergbau
stehen, wie z.B. die weitere Gestaltung und Pflege des digitalen Kunstführers
„kunstgebiet.ruhr“.
Der Kunstführer ist die erste Online-Plattform, die die bildende Kunst des Ruhrgebiets
präsentiert: Kunstwerke – vorwiegend im öffentlichen Raum –, Künstler, Institutionen wie
Museen, Galerien und Kunstvereine, Ausstellungstermine und vieles mehr haben hier ihren
Platz. Da es eine wechselseitige Geschichte und Beziehung zwischen „Kunst und Kohle“ gibt, wird
dies im Kunstführer neben einer umfassenden Kunstchronik der Region in einer eigenständigen
Rubrik aufgegriffen. Diese umfassende und mit aktuellen Terminen versehene digitale Plattform
ist einmalig, nicht nur für das Ruhrgebiet. Keine andere Region kann eine so umfassende
Darstellung vorweisen.
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Deshalb weise ich gerne an dieser Stelle noch einmal auf die Webseite www.kunstgebiet.ruhr
hin, die Ende 2014 online gestellt wurde. Ich würde mich freuen, wenn ich Ihr Interesse erneut
geweckt habe, und Sie diesem von uns geförderten Projekt eine besondere Aufmerksamkeit
zukommen lassen.
Den größten Raum bei der Projektförderung nimmt aber weiterhin die Bildung ein, da wir hier
den strategischen Schwerpunkt unserer Förderaktivitäten sehen. Gerade hier hat der
Steinkohlenbergbau einen wichtigen Beitrag für junge Menschen in den Regionen geleistet. Dem
Bergbau eilt zu Recht der Ruf voraus, vielen von ihnen den Weg in den Arbeitsmarkt geebnet zu
haben.
In ihrer Geschichte hat die RAG über 100.000 Jugendliche erfolgreich ausgebildet und trotz des
Anpassungsprozesses nach der Ausbildung übernommen. Aktuell bestehen bei der RAG nur noch
240 Ausbildungsverträge auf den noch aktiven Bergwerken in Bottrop und Ibbenbüren. Die
letzten Auszubildenden werden Anfang 2018 ihre Facharbeiterprüfung absolvieren und als
qualifizierte und gefragte Fachkräfte sicherlich eine Beschäftigung in der Region finden.
Wir wollen diesen kompletten Wegfall der Bildungschancen im Bergbau zumindest teilweise mit
Bildungsprojekten kompensieren, die insbesondere chancenbenachteiligten Jugendlichen zu
Gute kommen. Dies erfolgt unmittelbar über Ausbildungsprogramme und berufsvorbereitende
Projekte an ehemaligen Kohlestandorten. Darüber hinaus begleiten wir den Übergang von der
Schule in den Beruf und fördern Stipendien für Schüler und Studierende an Ruhr und Saar.
Gerade diese Förderung ermöglicht den sozial benachteiligten Jugendlichen häufig erst den
Zugang zu weiterführenden Bildungseinrichtungen.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Förderung liegt im Bereich der Wissenschaft auf den
Themenfeldern rund um den Nachbergbau. Das Forschungszentrum Nachbergbau an der
Technischen Hochschule Georg Agricola haben wir in den letzten Jahren mit unserer Förderung
aus der Taufe gehoben. Wir finanzieren den Ausbau des Zentrums und die entsprechende
Professorenstelle. Hierzu gehört auch die Förderung eines berufsbegleitenden
Masterstudienganges „Geoingenieurwesen und Nachbergbau“. Wir werden auch in Zukunft
Bergbauingenieure zur Sicherung der weitergehenden Aufgaben benötigen.
Die Aktivitäten der RAG rund um die Umsetzung der Grubenwasserkonzepte in NordrheinWestfalen und im Saarland flankieren wir in einem neuen Projekt, das sich mit der Evaluierung
des Grubenwasseranstiegs in ehemaligen Bergbaugebieten befasst. Wissenschaftler werden sich
im Rahmen des Projektes mit dem Grubenwasseranstieg in unterschiedlichen Bergbaurevieren
beschäftigen, um Erkenntnisse zur langfristigen Grubenwasserhaltung zu gewinnen. Hiermit
leisten wir einen konkreten wissenschaftlichen Beitrag, um den Hauptzweck der Stiftung – die
Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben – zu unterstützen und den Schutz der Umwelt nachhaltig zu
sichern. Von den Projektergebnissen versprechen wir uns aber auch mehr Transparenz und
Sachlichkeit in den öffentlichen Diskussionen.
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Meine Damen und Herren,
dort, wo sich der Bergbau zurückgezogen hat, fand die Kreativwirtschaft häufig eine neue
Heimat. Angetrieben und inspiriert durch Kohle und Stahl verfügen das Ruhrgebiet und auch das
Saarland heute über sehr vitale Kulturlandschaften. Im Ruhrgebiet wird die RAG-Stiftung zum
Beispiel in diesem Jahr erneut die Ruhrfestspiele und die Ruhrtriennale ebenso unterstützen wie
die ExtraSchicht oder die Emscherkunst 2016.
Soweit zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Glückauf Zukunft!
Neben den laufenden Förderaktivitäten hat die RAG-Stiftung für die Zeit bis 2018 das bereits
angesprochene Projekt „Glückauf Zukunft!“ initiiert.
Wie gesagt: Da das Gesamtprojekt bereits im April der Öffentlichkeit mit der geplanten Vielzahl
von Projekten, Aktivitäten und Vorhaben, die bis Ende 2018 umgesetzt werden, vorgestellt
wurde, möchte ich mich hier nur auf aktuelle Projekte konzentrieren.
Abschied und Aufbruch – das sind die beiden Zielfelder, die wir mit den Projekten unter dem
Dach von „Glückauf Zukunft!“ bedienen wollen:
Das umfangreichste und vom Fördervolumen größte Einzelprojekt ist die bereits begonnene
Neuausrichtung und Modernisierung des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum. Das
Bergbau-Museum ist eines der von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten acht
Forschungsmuseen in Deutschland. Mit seinen knapp 400.000 Besuchern pro Jahr ist es weltweit
das größte Museum seiner Art. Allerdings ist das Deutsche Bergbau-Museum in die Jahre
gekommen, in wesentlichen Teilen stammt es aus dem Jahr 1937. Sowohl das Gebäude als auch
die Infrastruktur sind zu sanieren und zu modernisieren. Die Ausstellungen bedürfen einer
grundsätzlichen didaktischen Neuausrichtung. Das Forschungsmuseum ist und bleibt die zentrale
Einrichtung, die das Erbe des deutschen Steinkohlenbergbaus – auch nach dessen Stilllegung
Ende 2018 – bewahren soll. Anspruch und Ziel ist es, die weitere Anerkennung als globales
Wissenszentrum für Georessourcen und Bergbau – insbesondere für den Steinkohlenbergbau –
zu sichern.
Die junge Generation liegt uns sehr am Herzen, wie Sie auch meinen bisherigen Ausführungen
entnehmen können: Ein weiteres Beispiel hierfür ist der Schülerwettbewerb „Förderturm der
Ideen“. Wir wollen eine gewisse Aufbruchsstimmung erzeugen und dazu auch junge Menschen
animieren, sich für ihre Region einzusetzen. Der Schülerwettbewerb startet noch in diesem Jahr
und richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen im Ruhrgebiet und im
Saarland.
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
− Wie kann meine Region lebenswerter werden?
− Wie wird das Wohnquartier schöner?
− Wie bringen wir verschiedene Kulturen an einen Tisch?
Das sind die Fragestellungen, die es in dem Wettbewerb zu beantworten gilt. Wichtig ist, die
eingereichten Vorschläge müssen auch umsetzbar sein, denn – und das ist uns besonders
wichtig: Die Siegerideen sollen bis Ende 2018 auch realisiert werden. Dafür stellt die RAGStiftung 500.000 € bereit. Für uns ist dies ein wesentlicher Beitrag zur unmittelbaren Beteiligung
der Jugend und ihrer Ideen im Rahmen der Zukunftsprojekte von „Glückauf Zukunft!“.
Ich bin sicher, dass es uns in dem von Herrn Dr. Müller angesprochenen Zukunftsforum am
9. Juni bereits gelingen wird, Impulse für einen ambitionierten Aufbruch der Bergbauregionen zu
setzen und weitere Akteure hierfür zu gewinnen.
Programm „Schulterschluss des Bergbaus“
Meine Damen und Herren,
eine wichtige gesellschaftliche Herausforderung nicht nur für unsere Region ist die Aufnahme
und die Eingliederung von Flüchtlingen. Dem Integrationsgedanken des Bergbaus folgend
engagiert sich deshalb hier auch die RAG-Stiftung.
Ende 2015 hat das Kuratorium der RAG-Stiftung dem Vorschlag des Vorstandes zur Bereitstellung
eines Sonderbudgets entsprochen und hierfür 1,5 Mio. € bewilligt. In Abstimmung mit der
Agentur für Arbeit und zusammen mit TÜV Nord Bildung haben wir ein Integrationsprojekt für
insgesamt rund 150 junge Flüchtlinge ins Leben gerufen. Junge Männer und Frauen zwischen 18
und 25 Jahren mit einer guten Bleibeperspektive erhalten Sprachkurse sowie Unterstützung für
die berufliche Qualifizierung. Abhängig vom Bildungs- und Sprachniveau der Flüchtlinge erfolgen
Beschulung und Betreuung an den Standorten in 2 Gruppen:
Bei Flüchtlingen mit geringer Schulbildung und fehlenden Kenntnissen der lateinischen Schrift
liegt der Schwerpunkt auf der Sprachförderung. Jugendliche, die über eine mittlere Schulbildung
und über Fremdsprachenkenntnisse verfügen, werden mit dem Ziel gefördert, dass sie nach
Abschluss der 10 Monate dauernden Förderung ausbildungsfähig sind.
Neben der Sprachförderung und der ersten beruflichen Qualifizierung werden Kultur und Werte
unserer offenen Gesellschaft und unsere Rechtsordnung thematisiert und vermittelt. Erfahrene
Ausbilder, Sprachlehrer und Sozialpädagogen betreuen die jungen Flüchtlinge. Das
Förderprogramm hat am 1. März begonnen und läuft bis Ende Dezember.
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Presse-Jahresgespräch RAG-Stiftung am 23. Mai 2016
Aktuell werden die Flüchtlinge an Bergbaustandorten in Bergkamen, Herne und Kamp-Lintfort, in
der Ausbildungsabteilung des Bergwerkes Ibbenbüren und im Saarland am ehemaligen
Ausbildungsstandort der RAG in Völklingen-Fenne unterrichtet und betreut. Mehr als die Hälfte
der jungen Flüchtlinge kommt aus Syrien. Iraker stellen die zweitgrößte Gruppe. Aufgrund der
ersten Erfahrungen und aufgrund der Motivation der Teilnehmer sind wir zuversichtlich, dass das
Projekt erfolgreich einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Integration dieser jungen Menschen
leisten wird.
Meine Damen und Herren,
ich übergebe nun das Wort an meinen Kollegen, Herrn Dr. Linssen. Er wird in seinen Ausführungen zu den Finanzen der RAG-Stiftung belegen, dass wir in der Lage sind, die für die Regionen so
wichtigen Fördermaßnahmen nachhaltig zu finanzieren, ohne die Finanzierung der
Ewigkeitsaufgaben zu gefährden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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