Antrag

BÜRGERSCHAFT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG
Drucksache
21/4585
21. Wahlperiode
24.05.16
Antrag
der Abgeordneten Dr. Stefanie von Berg, Farid Müller, Martin Bill, Murat Gözay,
Dr. Anjes Tjarks (GRÜNE) und Fraktion
und
der Abgeordneten Barbara Duden, Hansjörg Schmidt, Kazim Abaci,
Matthias Czech, Uwe Giffei, Astrid Hennies, Danial Ilkhanipour,
Hildegard Jürgens, Jens-Peter Schwieger (SPD) und Fraktion
zu Drs. 21/4366
Betr.:
Informatische Grundbildung an Hamburgs Schulen
Unsere Gesellschaft ist mittlerweile nahezu vollständig digitalisiert. Das Zeitalter des
Computers als moderne Schreibmaschine und Spielautomat für das Kinderzimmer ist
längst vorbei. Mikroprozessoren befinden sich inzwischen in so vielen Geräten, dass
eine Differenzierung zwischen der analogen und der digitalen Welt wenig Sinn hat. Die
Digitalisierung hat damit auch in der Wirtschaft eine große Bedeutung. So haben Studien mehrfach bewiesen, dass die zunehmende Nutzung von Informations- und
Kommunikationstechnologien zu zusätzlichem Wirtschaftswachstum, steigenden
Exporten und mehr Beschäftigung führt. Pro Jahr liegt der Wachstumsbeitrag durch
die Digitalisierung für die bundesdeutsche Wertschöpfung bei rund 0,5 Prozentpunkten. Im Jahr 2012 sorgte die Digitalisierung in Deutschland für 1,46 Millionen Arbeitsplätze.
Die Bedeutung dieser Entwicklung spiegelt sich an vielen Stellen im Koalitionsvertrag
wider. Hierzu gehört auch der verstärkte Einsatz digitaler Medien im Schulalltag. Mit
dem im Frühjahr 2014 durch die Schulbehörde angestoßenen Pilotprojekt „Start in die
nächste Generation“ soll die Nutzung persönlicher mobiler Endgeräte im Unterricht auf
ihre Tauglichkeit in der Praxis überprüft werden. Die ersten Erfahrungswerte dieses
auch wissenschaftlich begleiteten Projektes zeigen positive Effekte. Mit Blick auf eine
mögliche Ausweitung dieses Projektes auf weitere Schulen sollte neben den ersten
Rückmeldungen jedoch auch die mit diesem Projekt einhergehende Evaluation
Berücksichtigung finden.
Schule muss zur aktiven Teilhabe in der Gesellschaft befähigen. Im Licht unserer digitalisierten Gesellschaft ist dabei die Förderung der Medienkompetenz, also hier der
richtige sowie ein reflektierender Umgang mit digitalen Medien, ein wichtiger Schritt.
Das hierzu seit dem Jahr 2013 bestehende und auch den Schulbereich betreffende
Rahmenkonzept zur Medienkompetenzförderung gilt es daher stetig fortzuentwickeln.
Darüber hinaus muss es aber auch darum gehen, das Verstehen der Architektur der
digitalen Welt zu ermöglichen. Denn: „Wer nicht versteht, wie die Welt um ihn herum
funktioniert, der kann die Welt auch nicht beeinflussen und gestalten. Und gerade die
digitale Welt ist sehr relevant für unser Leben, also sollte jeder sie auch verstehen.“1
1
„c’t – Magazin für Computertechnik“, Heise Zeitschriftenverlag. 2014, Heft 14, „Schulfach
„Computing“ ab Klasse 1 – Interview mit Simon Peyton Jones“, Seite 110-111.
Drucksache 21/4585
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 21. Wahlperiode
Zum Verstehen braucht es eine informatische Grundbildung. Ziel dieser Grundbildung
muss es sein, den Schülerinnen und Schülern auf altersgemäße Weise Erkenntnisse
über die grundlegende Funktionsweise von Informatiksystemen zu vermitteln, die
ihnen eine effiziente Nutzung, einen verantwortungsvollen Umgang sowie eine
Abschätzung der prinzipiellen Chancen und Risiken moderner Informatiksysteme
ermöglichen. Darüber hinaus sollen sie mit den Grundzügen von Algorithmen vertraut
gemacht werden sowie Basiskompetenzen zum Umgang mit Automaten sowie beim
Modellieren erwerben. Diese Fähigkeiten werden in unserer Informationsgesellschaft
nicht mehr nur von ausgebildeten IT-Spezialistinnen beziehungsweise IT-Spezialisten
verlangt, sondern zunehmend von jeder und jedem Einzelnen. Junge Menschen müssen nicht nur in der Anwendung und Bedienung von digitalen Technologien geschult
werden. Vielmehr sollen sie verstehen, wie sie funktionieren und welche Prinzipien
dahinter liegen. Wichtig ist es daher, die Lehrkräfte während ihrer Ausbildung auf diese Aufgabe hinreichend vorzubereiten.
Zur Stärkung des Informatikunterrichts gibt es seit Beginn 2014 ein weiteres Schulprojekt zur beispielhaften Entwicklung und Erprobung von Informatikcurricula für die
Jahrgangsstufen 5 bis 13 an insgesamt vier Schulen. Über die Erfahrungen und
Ergebnisse dieses Projektes soll die Bürgerschaft unterrichtet werden.
Die Bürgerschaft möge daher beschließen:
Der Senat wird ersucht,
1.
zu prüfen, wie in der universitären Phase der Lehrerausbildung eine informatische
Grundbildung der angehenden Lehrkräfte verbindlich erworben werden kann,
2.
zu prüfen, wie in der zweiten Phase der Lehrerausbildung eine informatische
Grundbildung der angehenden Lehrkräfte durch eine freiwillige Zusatzqualifikation
erworben werden kann,
3.
zu prüfen, wie in der zweiten Phase der Lehrerausbildung in Mathematik sowie
den naturwissenschaftlichen Fächern eine informatische Grundbildung als Querschnittsaufgabe verankert werden kann,
4.
das Rahmenkonzept Medienkompetenzförderung ständig weiterzuentwickeln,
5.
der Bürgerschaft zu den Punkten 1. bis 4. sowie über die Erkenntnisse und
Ergebnisse der Schulprojekte „Start in die nächste Generation“ sowie zur Stärkung des Informatikunterrichts bis zum 31.07.2017 zu berichten.
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