Läuse, Krätze und Flöhe - Wissenswertes für die Praxis

Reiseassoziierte Ektoparasitosen –
Bettwanzen, Flöhe, Läuse und
Grabmilben – Prophylaxe /
Behandlung
Wissenswertes für die Praxis
Dr. rer.nat. Karolina Bauer-Dubau
Medizinische Parasitologie
Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin
Friedrichstraße 134, 10117 Berlin
Konsultation der Reisepraxis wegen Hauterscheinungen infolge
Kontakts mit parasitär lebenden Gliedertieren
Das Vorkommen von Ektoparasiten wie Grab- oder Krätzemilben, Kopf-, Filz-,
Kleiderläusen, Flöhen und Wanzen ist ubiquitär.
Dermatologische Beschwerden infolge Parasitenkontakts sind nach Durchfall und Fieber
die häufigsten Gesundheitsprobleme auf Reisen.
Psychische und kosmetische Belastung von meist unangenehm brennenden und/oder
juckenden Pusteln und Exanthemen.
Präsentation von „Urlaubsmitbringseln“
Häufige reiseassoziierte Dermatosen
 Cimikose (Cimex lectularius – Gemeine Bettwanze)
 Skabies (Sarcoptes scabiei – Krätzemilbe)
 Pedikulose (Pediculus humanus capitis , P. humanus corporis -Kopf- und Kleiderläuse)
 Flohstiche
 Larva migrans cutanea = „Hautmaulwurf“ (Larven von Hakenwurmarten im Kot von
Hunde- bzw. Katzen an warmen Stränden in Mittelamerika, der Karibik, auf Malaysia)
Verteilungsmuster von Hautläsionen
Verteilungsmuster der Stiche
Verursacher
Eng begrenzt
Larva migrans cutanea, Scabies
Gesicht, oberer Rumpfbereich
Läuse, Bettwanzen
Extremitäten
Floh-, Bettwanzenstiche, Pyodermien (eitrige
bakterieninduzierte Hautinfektionen)
Generalisiert (inklusive bedeckte Körperregionen)
Scabies, Floh-, Bettwanzenstiche
Zeitliches Auftreten von Hautsymptomen in Bezug auf die Reise
Hautsymptome
Mögliche Erkrankungen
Während der Reise
Floh-, Bettwanzenstiche, Tungiasis (Sandfloh),
Larva migrans, Lichtdermatosen, Myiasis, Läuse,
Scabies
Nach der Reise > 4 Wochen
Bettwanzenstiche, Läuse, Scabies
Steckbrief Bettwanzen
Identifikation:
flügelloses, abgeplattetes, mahagonibraunes Insekt, Länge:
4,5 – 8,5 mm; Stechrüssel ventralwärts einklappbar
Lebensweise:
 temporäre hämatophage, meist nachaktive Ektoparasiten
 ornithophil, mammophil
 reagieren auf Körperwärme, flüchtige Substanzen, C02
 verstecktreu
 bis 9 Monate hungerfähig
 Dauer des Saugaktes: 5-10 min
2007
2013
2014
2015
210
839
1580
1358
Abb. li: Bettwanzenerstbekämpfungen im Land Berlin
Quelle DSV Landesverband Berlin:
Bettwanzen kommen selten alleine, sie profitieren
von einem engem Kontakt mit den Artgenossen!
1. Larvenentwicklung wird beschleunigt. (Art der Empfangssignale bei der
Gruppenbildung u. deren Verarbeitung unbekannt)
2. Größere Bettwanzengruppen erzeugen ein Mikroklima  Schutz vor
Austrocknung
3. Frühere Geschlechtsreife und die Nähe von Sexualpartnern sorgt für eine
schnelle Vermehrung = Erhöhung der biologischen Fitness.
4. u.a. im Gepäck mitgebrachte Eier reichen für einen Befall aus!!!
Bettwanzenbefall erkennen
Stiche am Körper
• Wanzenstichgrüppchen (teilweise mit Quaddelbildung; gruppiert
oder linear)
• teils urtikarielle Papeln mit hämorrhagischem Zentrum
• (meist) an unbedeckten Stellen
• starker Juckreiz (Sofortreaktion und verzögerte Reaktionen)
Bettwäsche, Matratze, Bettrahmen • Stecknadelkopfgroße Kotspuren
• Bluttröpfchen auf der Haut oder Nachtwäsche
• Tierhäute oder lebende Tiere
• bei starker Wärme süßlicher Geruch (´Koriander`) in Nähe von
Wanzenschlupfwinkeln (Sezernierung von Aldehyden u. Alkalonen
über Stinkdrüsen)
Hautsymptomatik nach Bettwanzenstichen
In Abhängigkeit von der Intensität der Stiche, der Dauer
der Stichbelästigung und der Sensibilität des Wirtes
treten Sofortreaktionen oder zeitlich verzögerte
Reaktionen auf.
 gruppierte, teils urtikarielle Papeln mit
hämorrhagischem Zentrum
Protein Nitrophorin im Speichelsekret der Wanzen
forciert allergic hypersensitivity reaction beim Mensch
Foto: Friedrich-Jähnicke
Medizinische Signifikanz von Bettwanzenstichen
• Bis dato kein Nachweis einer biologischen (i.w. via Stich) oder mechanischen
(Kontamination über Körpersekrete wie Speichel, Kot oder Lymphe) Transmission
von pathogenen Erregern.
• Vermutung der Beteiligung an der Verbreitung von Methicillin-resistenten
Staphylococcus aureus (MRSA).
• Hepatitis B-Viren bis zu 6 Wochen im Kot von Bettwanzen nachweisbar.
mechanische Infektion infolge Einkratzen von infiziertem Wanzenkot via
Hautverletzung ist nicht auszuschließen.
• Psychologische Auswirkungen wie u.a. Schlafstörungen, Stress
Beliebte Aufenthaltsorte von Bettwanzen
Teilweise ungewöhnliche Verbergeorte von
Bettwanzen:
u.a. Gepäckverschlüsse, Zippverschlüsse, Schuhe,
Smartphones, Buchrücken, CD-Hüllen, Aktendeckel,
Gürtelschnallen, Laptops, Zahnbürstenhalter,
Puderdose, Haarbürste, Meerschweinchenkasten,
Schildkrötenpanzer, Holzfiguren, Holzmöbel
Bettwanzenprophylaxe
• In Räumen ohne Air Condition  Einsatz von mit Permethrin getränktem
Moskitonetz (unter die Matratze gesteckt) (z.B. Care Plus®)
• Eventuell Einsprühen des Matratzenrandes bzw. des inneren Bettrahmens mit z.B.
Nobite-Kleidung® (Permethrin)
• Diethylmethylbenzamid (- toluamid)-haltige (DEET) Repellentien auf nicht
bedeckte Körperstellen (z.B. Care Plus®, Nobite Haut®, Anti Brumm Forte® ;
DEET- Konzentrationen von 30-50%)
 Achtung: DEET-haltige Produkte können Kunststoffe (z.B. Plastikuhren,
Sonnenbrillen) auflösen!
Kurios aber wahr:
Einsatz von Bohnenblättern rund um das Bett gegen nächtliche Blutsauger im Balkan
als traditionelles Hausmittel  winzige Blatthäarchen halten die Bettwanzen fest
Therapie der Cimikose erfolgt symptomatisch
 Effloressenzen: lokale Antipruriginosa (u.a. Polidocanol, z.B. Optiderm®Creme , Lotio
alba) zur Dämpfung oder Ausschaltung des Pruritus; eventuell Mentolspiritus;
lokale Behandlung mir Antihistaminika umstritten
 bei ausgeprägter Hautsymptomatik: zusätzlich topische Glycocorticoide (z.B.
Betamethason)
 bei sehr starkem Juckreiz: orale Gabe von Antihistaminika (z.B. Hydroxyzin (Atarax),
Dexchlorpheniramin ( Polanoril), (abends))
 bei Superinfektionen (nässende, eitrige oder gelb-krustige Auflagerungen meist
infolge Staphylococcus aureus): lokal antiseptische (z.B. Chlorhexidin) Antibiose (z.B.
Fusidinsäure); bei ausgedehntem Befund (bei multiplen Herden bzw. fieberhaften
Begleitsymptomen) mittels systemischer Antibiose (z.B. beta-Lactamase-stabile
Penicilline)
Steckbrief Flöhe
Identifikation:
1-6 mm große, flügellose, lateral abgeflachte Tiere
3. Beinpaar als Sprungbein ausgebildet (20 cm hoch, 40 cm weit)
Lebensweise:
temporärer Ektoparasit (Adulti)
Einschleppung:
u.a. Urlaub, Tiertransporte aus Süd- u. Osteuropa, Tierpensionen
Medizinische Signifikanz durch Flohstiche /
Prophylaxe / Therapie
Hautsymptomatik
• Stiche (insbesondere Katzen-, Hunde-, Vogelfloh)
überwiegend an Unterschenkeln, auch unter der
Kleidung in kleinen Grüppchen, selten „Flohleitern“
Prophylaxe / Therapie
• Prophylaxe: insektizide Behandlung der
Kleidung z.B. mit Nobite Kleidung®
• Um den Stich bildet sich ein roter Vorhof mit starkem
• Prophylaxe: Einsatz von DEET-haltigen
Juckreiz (Ausschluss von Herpes simplex u.
Repellentien im Beinbereich meist
Gürtelrose), klinisch Mückenstichen ähnlich
ausreichend
• Potenziell übertragbare Krankheiten (endemisches
• Therapie: Kühlung, lokale Antipruriginosa,
Behandlung von Superinfektionen ähnlich der
Fleckfieber, Pest, Dipylidium caninum )
Cimicose
Steckbrief Kopf- und Kleiderläuse
Identifikation:
Körper dorsoventral abgeflacht, flügellos; Tarsen der
Abb. oben: Nissen der Kleiderlaus
Beine zu Klauen ausgebildet;
Lebensweise:
 permanente Ektoparasiten des Menschen
 Larven und Adulti leben parasitär
 saugen ca. alle 2-3h (0,1-0,15 mg pro Saugakt)
Abb. oben: Kleiderlaus mit Larve
Befallsursachen – Läuse
Pediculus humanus var capitis – Kopflaus
Pediculus humanus var corporis – Kleiderlaus
 Phthirus pubis - Filzlaus
• Infektionswellen vor allem in und über Gemeinschaftsunterkünfte/n wie
Flüchtlingslager (bei Kleiderläusen besteht erhöhte Vektorkompetenz), Schulen,
Gefängnisse, Pensionen, Hotels, Ferienlager, Militärkasernen
• Einfache Reise- und Transportbedingungen in überfüllten Waggons
• Übertragung durch Körperkontakt, u.a. gemeinsam benutzte Haarutensilien,
Bettwäsche, Handtücher, Plüschtiere, Kuschelkissen, Sauna (Filzlaus).
Medizinische Signifikanz von Läusen
• Stich führt zum kleinen, roten, nichtentzündlichen
petechialen Punkt
• Sensibilisierung des Patienten führt zu
Papelbildung nach meist mehr als einer Woche
• Superinfektionen (durch Kratzeffekte) führen zur
nässenden Hauterkrankungen; bei massiver
Exsudation (Absonderung von Wundflüssigkeit)
Verklebung der Haare
• Schwellung der Lymphknoten
Erkrankung Erreger
Vorkommen
Infektionsweg
Symptome
Klassisches
Fleckfieber /
Läusefieber
schlechte hygienische
Bedingungen /
Flüchtlingsbewegungen;
in Zentral- u. Ostafrika,
Asien, Zentral-u.
Südamerika lokale
Epidemien
Hauptreservoir: Mensch
Vektor: Kleiderlaus
Erregerabgabe über
Fäzes; Infektion durch
Einkratzen über
Hautläsionen oder
Inhalation von Läusekot
starke Kopf- u.
Gliederschmerzen;
Schüttelfrost, Fieber über 1014 Tage; am 4.-6. Tag meist
Bildung eines generalisierten
Exanthems, Komplikationen:
u.a. Lungen-, Herzmuskelentzündung; Behandlung z.B.
mit Tetrazyclinen,
Chloramphenicol
Mangelhafte Hygiene /
Flüchtlingsunterkünfte,
Massenquartiere; Kriegsu. Katastrophengebiete;
Endemieherde z.B.in
Nord-, Zentral-,
Ostafrika (Äthiopien,
Eritrea, Somalia), Asien,
Südamerika
Hauptreservoir: Mensch
Vektor: Kleiderlaus
Erregervermehrung in
der Kleiderlaus;
Infektion durch
Zerdrücken der Läuse u.
Einkratzen des Sekretes
über Hautläsionen bzw.
auch intakte Haut u.
Schleimhaut
Schüttelfrost, Kopf-, Muskel-,
Gelenkschmerzen, hohes
Fieber; 1. Fieberschub 3-6
Tage 1 Woche fieberfrei 
erneuter 2-3 Tage dauernder
Fieberschub; mehrere
Fieberattacken folgend;
Komplikationen möglich;
Behandlung z.B. mit
Penicillin, Tetracycline,
Erythromycin
Rickettsia prowazeki
(intrazellulär lebende
Bakterien)
bei
Verdachtsdiagnose
Antikörpernachweis
Läuserückfallfieber
Borrelia recurrentis
(spiralige
Stäbchenbakterien)
Verdachtsdiagnose
bei klinischen u.
anamnetischen
Hinweisen (u.a.
Blutausstrich nach
Giemsa)
Behandlungsmöglichkeiten bei Läusebefall
Topische Behandlung mit pediculoziden Substanzen
(Eine Behandlung mit einem Pediculozid ist bei Kleiderläusen meist nur in
Ausbruchssituationen von z.B. Läuserückfallfieber zu überlegen.)
In der amtlichen Bekanntmachung über geprüfte und anerkannte Mittel und Verfahren zur Bekämpfung von tierischen
Schädlingen (Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 2008; 51: 1220–1238) enthaltene
Präparate, die bei behördlich angeordneten Entwesungen anzuwenden sind.
Arzneimittel
Medizinprodukte
Jacutin Pedicul Spray (Allethrin mit PBO)
Kopf-, Kleider-, Filzläuse
Infektopedicul® (Permethrin)
Kopflaus
Goldgeist® forte (Pyrethrum mit PBO)
Kopf-, Filz-, Kleiderläuse
Mosquito® Läuse-Shampoo (Dimeticon)
Kopflaus
Jacutin Pedicul Fluid (Dimeticon)
Kopflaus
Nyda® (Triglyceride, Dimeticon,
Jojobawachs)
Kopflaus
Empfohlenes Behandlungsschema gemäß RKI
• Tag 1: Insektizidbehandlung des Haars und anschließend nass auskämmen,
• Tag 5: Haare nass auszukämmen, um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen,
bevor sie mobil sind,
• Tag 8, 9 oder 10: erneut mit dem Insektizid behandeln, um spät geschlüpfte
Larven abzutöten,
• Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Auskämmen,
• Tag 17: evtl. letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen.
Mögliche Ursachen für das Fehlschlagen einer Antiläuse-Kur
• zu kurze Einwirkzeiten,
• zu wenig Mittel aufgetragen (bei langen Haaren werden meist 2 Packungen benötigt),
• zu sparsames Ausbringen des Mittels (mehrere Kinder mit einer Verpackung
behandelt),
• nicht alle Kontaktpersonen sind untersucht und mitbehandelt worden,
• eine ungleichmäßige Verteilung des Mittels,
• eine zu starke Verdünnung des Mittels in triefend nassem Haar,
• das Unterlassen der Wiederholungsbehandlung,
• resistente Läusestämme!
Case Report: Befall mit
Grabmilben
Weibliche Sarcoptes scabiei (0,2-0,4 mm) mit Larve
Ein 28-jähriger Mann war im Sommer 10 Wochen durch Indien
gereist.
 Ca. 5 Wochen nach Reiseantritt traten einzelne juckende Papeln
am rechten Armes auf, die wie Insektenstiche aussahen.
 Ausweitung der juckenden Papeln an anderen Körperteile
 2 Wochen nach Reiserückkehr Konsultation seines Hausarztes
und Überweisung zur Dermatologie wegen anhaltender
insbesondere nachts stark juckender papulöser
Hautveränderungen
 Konsultation der reisemedizinischen Ambulanz im BCRT
Hautinspektion/Diagnostik:
 flächig-papulovesikulöse Hautirritationen an Armen, Beinen
und Abdomen neben deutlichen Kratzeffekten
 Milbengänge nicht erkennbar
 Entomologische Analyse von Hautgeschabsel sicherte
Verdachtsdiagnose auf humanpathogene Variante von
Sarcoptes scabiei, Krätze- oder Grabmilbe
Therapie: 5% Permethrin (z.B. Infektoscab® Creme),
erneute Behandlung 2 Wochen nach Erstapplikation
Die Symptome eines Krätzemilbenbefalls
 bei Erstbefall je nach der Anzahl der Milben nach zwei bis sechs, im Durchschnitt
nach vier Wochen, bei Reinfestation nach 1-2 Wochen.
 leichtes Brennen bis heftiger Juckreiz hervorgerufen durch eine immunologische
Reaktion auf Milbenbestandteile (in der Phase starker Milbenvermehrung und bohrtätigkeit vor allem nachts unter Bettwärme heftig).
 Auf den Juckreiz folgt eine stecknadelkopfgroße Vesikel-bzw. eine oft
erythematöse Papel- bis Pustelbildung  Achtung: nicht immer an Finger-Zehen-
Zwischenräumen, Axillar-, Mamillen-, Kniekehlen- und Genitalbereich
 Sekundäre Infektionen häufig (Gabe von z.B. Penicillin, Amoxycillin oder
Cephalosporinen über 5 Tage)
Problem Scabiosis
Übertragung durch direkten körperlichen Kontakt, „Reisesouvenir“, in Ausnahmen
über indirektem Wege über u.a. Bettwäsche, Handtücher, Decken, Plüschtieren,
Matratzen; bei ländlicher Bevölkerung in vielen Reiseländern endemisch
kleinepidemische Vorkommen u.a. Altenheime, Kindergärten, Schulen,
Krankenhäusern, Militärkasernen, Flüchtlingslagern (schlechte Hygiene)
Bei Reiserückkehrern mit Juckreiz wird primär eine exotische Wurminfektion oder
eine Allergie, ggf. Neurodermitis vermutet
Sensitivität der Analyse von Hautgeschabsel nicht immer positiv;
differentialdiagnostisch sind Ekzeme und Pyodermien (meist Infektion mit
Staphylococcus aureus) auszuschließen
Einige Wirkstoffe u. Präparate zur
Behandlung von Skabies
Wirkstoff
Handelsname (Beispiele)
Permethrin
Infectoscab®, Dermal Cream™,
Elimite™
Allethrin
Spregal®
Benzylbenzoat
Antiscabiosum®
Crotamiton
Crotamitex®
Sulfur praecipitatum
Mitigal®
Ivermectin (oral)
Scabioral® seit Mai 2016 (Stromectol®,
Ivermec®)
In Deutschland häufig verwendet: Permethrin 5%-Creme, AllethrinSpray.
Permethrin (wird
durch die Haut
resorbiert)
abends Verteilung der Creme mit Ausnahme des Kopfes auf den gesamten
Körper (Schleimhäute u. Körperöffnungen aussparen) am nächsten
Morgen mit Seife abspülen: Meist ist 1 Applikation ausreichend (8-12 h
Einwirkzeit!, Finger- u. Fußnägel!, kein Händewaschen nach dem
Eincremen!).
Bestehen 2 Wochen nach Erstapplikation noch klinische Symptome (neue
Pusteln ect.), erfolgt Wiederholungsbehandlung. Anwendbar für Stillende,
Schwangere, Neugeborene, Säuglinge (Konzentration von 2,5%); Stillpause
von 2-3 Tagen empfohlen
Allethrin (z.B.
wenn Permethrin
erfolglos war)
In Deutschland als Spray mit dem Wirkstoffverstärker Piperonylbutoxid
verfügbar. Aufgrund von Kontraindikationen (Befall des Gesichts,
generalisierter Befall, 1. Trimenon der Schwangerschaft, Stillzeit,
vorgeschädigte Haut, Nebenwirkungen wie Bronchospasmen)  Medikament
2. Wahl
Benzylbenzoat
Behandlung sehr zeitintensiv: 2mal täglich eine Ganzkörperapplikation an 3
aufeinander folgenden Tagen; Wiederholung nach 10 Tagen; Erwachsene:
Konzentration von 25%, bei Kindern von 10%. Wirkstoff ist hautreizend, kann
Brennen hervorrufen. Wegen geringer Kosten häufig in Entwicklungsländern
eingesetzt; Medikament 2. Wahl
Ivermectin, seit Mai 2016 Präparat Scabiosa
zugelassen (Ivermectin =
Breitspektrumantihelminthikum, was auf
humanpathogene Insekten u. Milben wirkt)
Orale Behandlung bei klinischer und/oder
parasitologischer Diagnose; Dosierung
beträgt 200 µg pro kg Körpergewicht, in
schweren Fällen nochmalige Gabe nach 8
Tagen; bei Patienten mit Scabies crustosa
werden 5-7 Behandlungen im Abstand von 8
Tagen. Hohe Wirksamkeit bei allen Formen
der Skabies!
Nutzen-Risiko-Abwägung bei Kinder < 15
Jahren, bei Erwachsenen über 65 Jahre;
Crotamiton u. Schwefelrezepturen
Wegen geringer Wirksamkeit Mittel der 3. Wahl
Zur Behandlung der Hautaffektionen werden unter anderem
entzündungshemmende topische Glucocorticoide und bei
Sekundärinfekten auch Antibiotika eingesetzt.
Zusammenfassung
1. Dermatologische Beschwerden infolge Kontakts mit Parasiten verursachen
neben Durchfall und Fieber die häufigsten Gesundheitsprobleme auf bzw. nach
(Fern)reisen.
2. (Fern)reisen können bei engem Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung z.B.
infolge einfacher Reise- und Transportbedingungen oder mangelnder Hygiene in
den Unterkünften ein erhöhtes Infektionsrisiko für auf diesem Wege übertragene
Ektoparasiten wie Grabmilben, Kopf-, Kleider-, Filzläuse und Flöhe sein.
3. Der Reiseverkehr, der Internethandel und mangelnde Information zu
Übertragungsmöglichkeiten haben zu einem deutlichen Anstieg an Bettwanzen
als unfreiwilliges „Urlaubssouvenir“ wesentlich beigetragen. Entscheidend für
den Therapieerfolg ist eine Entwesung des Wohnumfelds.
Zusammenfassung
4.
Die Hautsymptomatik infolge Parasitenkontakts mit Läusen, Flöhen und
Bettwanzen stellt in erster Linie ein psychisches und kosmetisches Problem dar.
Behandlungsbedürftige Sekundärinfektionen werden jedoch vermehrt beobachtet.
5.
Ektoparasiten wie Läuse, Flöhe, Bettwanzen nehmen außerhalb von
Flüchtlingslagern eher eine untergeordnete vektorielle Bedeutung ein, ihre Potenz
als Vektoren haben sie jedoch nicht verloren.
6.
Das klinische Bild eines Krätzemilbenbefalls kann infolge der Kratzeffekte sehr
vielgestaltet sein, so dass ein Krätzemilbenverdacht vielfach erst spät vermutet
bzw. erhärtet wird. Wiederholungsbehandlungen bei Befall mit den Grabmilben
häufen sich. Ein orales Scabies-Präparat steht seit Mai 2016 zur Verfügung.
Zusammenfassung
7. Eine reisemedizinsche Beratung und ein konsequenter Insektenschutz
(Insektenabwehrende Mittel für Kleidung und Körper; Moskitonetz)
insbesondere bei Fernreisen sind unter dem Gesichtspunkt des
Gesundheitsschutzes unbedingt empfehlenswert.
8. Zur Behandlung von Insektenstichverletzungen und zur Reduzierung von
Sekundärinfektionen gehören u.a. juckreizstillende, entzündungshemmende und
abschwellende Präparate in eine Reiseapotheke.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!