Zürichsee Zürichsee-Zeitung Bezirk Meilen Montag, 23. Mai 2016 3 | Hom’Care prüft neue Varianten HOMBRECHTIKON Die Planung für ein neues Alterszentrum in Hombrechtikon geht in die nächste Runde. Unter anderem werden die Kosten eines Projekts ohne Alterswohnungen berechnet. Das am Freitag tot aufgefundene Ehepaar hatte vom Balkon aus beinahe freie Sicht auf den Zürichsee. Bilder Moritz Hager Getötete Ehefrau war eine szenenbekannte Tantramasseurin WÄDENSWIL Mit ihrem Tantrastudio hat die am Freitag von ihrem Ehemann getötete 62-Jährige ihren persönlichen Traum gelebt. Sie sah darin eine Form der rituellen Berührungskunst – für einige Bekannte war ihre Tätigkeit aber bloss eine andere Form der Prostitution. Ihre Kundschaft für eine Tantramassage bestellte die am Freitag getötete Ehefrau jeweils in ihre Loftwohnung an der Schmidgass in Wädenswil. Die 200 Quadratmeter grosse Wohnung für fast 4000 Franken im Monat – in der die Ehefrau am Freitag von ihrem 64-jährigen Mann erschossen wurde, bevor sich dieser selbst richtete – eignete sich optimal dafür. Die zweistöckige Wohnung in einem Familienquartier besteht im oberen Teil aus einer Galerie mit einem separaten Eingang. Hier empfing die 62-Jährige ihre Kundschaft – sieben Tage die Woche. Ab 200 Franken bot sie Ganzkörperöl- oder Prostatamassagen an. Die Getötete empfand ihre Arbeit als «eine sinnlich-erotische, spirituelle Reise zu Dir selbst», wie sie auf ihrer Website schrieb. Durch die Begegnung mit der tantrischen Tradition habe sie ihre Lebensaufgabe gefunden. Sie war gezwungen, Brücken abzubrechen Für ihren Traumberuf musste die 62-Jährige aber anscheinend einen hohen Preis bezahlen. Auch darüber berichtete sie auf ihrer Website: «Ich war gezwungen, Brücken abzubrechen, mein sogenannter Freundeskreis hat sich distanziert, und für die meisten Mitmenschen ist meine Dienstleistung nach wie vor anrüchig, unaussprechlich und gehört in das entsprechende Rotlichtmilieu.» Dies alles sei nicht einfach zu ertragen, aber sie glaube an das, was sie machen und stehe nach wie vor mit ihrer ganzen Philosophie und ihrem Wesen dahinter. Bevor die Getötete ein Tantrastudio eröffnete, führte sie ein unaufgeregt-bürgerliches Leben. Nach einigen Jahren als Angestellte in verschiedenen Branchen habe sie eine Werbeagentur gegründet, «eine intensive, lehrreiche und auch aufregende Erfahrung», wie die 62-Jährige schreibt. Die Schule des Lebens habe aber auch sie geprägt. Im Laufe der Zeit habe sie immer mehr das Bedürfnis nach einer beruflichen Veränderung gespürt. Die tägliche Hektik bis in die frühen Morgenstunden, der allgegenwärtige Leistungsdruck der Werbebranche habe nach fast 20 Jahren psychische und physische Spuren hinterlassen. Als Tantramasseurin habe sie ihre neue Berufung gefunden. Liest man sich durch die vielen Berichte auf der Website der getöteten Wädenswilerin, schien sie mit ihrem jetzigen Leben glücklich. Am Freitag endete dieses abrupt durch die Hand ihres eigenen Mannes. Pascal Münger Die Kantonspolizei hat die Wohnung versiegelt. Manager als Sextäter verurteilt URTEIL Ein über 30-jähriger Produktmanager aus dem Bezirk Meilen hat mindestens acht minderjährigen Mädchen mit seinem Auto abgepasst und sich vor ihnen sexuell befriedigt. Jetzt wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt. Es war am 1. Oktober 2014, als eine 14-jährige Schülerin in Oetwil am See am späten Nachmittag ANZEIGE Küchen hot & cool Ihr Schreiner am Zürichsee SEIT 1948 Ihr Spezialist für Küchenbau. Besuchen Sie unsere Ausstellung. 8703 Erlenbach, Tel. 044 915 31 68 E-Mail: [email protected], www.gemi.ch über die Willikonerstrasse ging. Plötzlich tauchte ein schwarzer Personenwagen auf und schnitt dem Mädchen auf dem Gehsteig den Weg ab. Dann öffnete der unbekannte Mann das Fenster und begann vor dem minderjährigen Opfer an seinem entblössten Penis zu hantieren. Laut Anklage so lange, bis die erschrockene Schülerin die Masturbation wahrnahm. Dann startete der Täter den Motor und fuhr davon. Schülerinnen als Opfer Dies war der Auftakt zu einer unheimlichen Serie, die bis zum Juni 2015 andauerte. Am 16. Januar 2015 schlug der Unhold erneut zu. Diesmal vor einer Alterssiedlung an der Wührstrasse in Uster. Wobei der Täter am Morgen kurz nach sieben Uhr gleich zwei Mädchen im Alter von elf und zwölf Jahren ausbremste und vor ihnen in seinem Auto Hand an sich legte. Danach suchte er das Weite. Die beiden Kinder hatten sich auf dem Schulweg befunden. Nur vier Tage später trieb der Mann erneut in Uster sein Unwesen, wo er sich an der Haberweidstrasse einer elfjährigen Schülerin onanierend präsentierte. Am 23. Januar 2015 war der Unhold erneut in Oetwil am See unterwegs. So passte er an der Vogelsangstrasse seinem ersten Opfer zum zweiten Mal ab und bezog es erneut bei seinen sexuellen Handlungen ein. In den nächsten Monaten kam es einmal in Esslingen und dreimal in Uster zu weiteren sexuellen Handlungen. Unter anderem überraschte der Täter am 4. Februar in Uster zwei zehnjährige Mädchen. Am 11. Juni 2015 kam es zum letzten Vorfall, als er seinen nackten Penis an der Apothekerstrasse in Uster einer 15-jährigen Geschädigten präsentierte. Danach konnte die Polizei den Serien-Sextäter endlich stoppen und festnehmen. Wie die zuständige Staatsanwältin bestätigte, legte der Schweizer Staatsangehörige in der Folge ein umfassendes Geständnis ab. Bisher unauffällig Erstaunlich war, dass der heute 31-jährige Produktmanager bis zum Herbst 2014 ein unauffälliges Leben geführt hatte und keine Vorstrafen aufwies. In seiner Wohngemeinde des Bezirks Meilen ist er auch in einem Sportverein als Hockeyspieler aktiv. Die Ermittlungen ergaben, dass er jedes Mal auf die gleiche Weise vorgegangen war. Wobei er sich jeweils mit seinem Personenwagen auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz im Zürcher Unterland oder auf dem Heimweg befunden hatte. Die Untersuchungsbehörden konnten acht Schülerinnen im Alter zwischen 10 und 15 Jahren als Opfer ausfindig machen. In den meisten Fällen schlug er am Morgen zu, als sich die Mädchen auf dem Weg in die Schule befanden. Dabei soll der ledige Absolvent einer Kaderschule die Geschädigten jeweils beim Vorbeifahren wahrgenommen und sich spontan zu den Taten entschlossen haben. Zusätzlich eine Busse Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat nun die Staatsanwaltschaft IV den Ersttäter wegen mehrfacher sexueller Handlungen mit Kindern zu einer hohen, aber bedingten Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 110 Franken verurteilt, womit er die 19 800 Franken nicht bezahlen muss. Im Gegensatz zu einer zusätzlichen happigen Busse von 3960 Franken. Nicht zuletzt muss der Serientäter die Verfahrenskosten von 4150 Franken tragen. Ob er seinen Opfern finanzielle Abfindungen bezahlen soll, geht aus dem jetzt eröffneten Strafbefehl nicht hervor. Das Urteil ist jedenfalls rechtskräftig. Attila Szenogrady Nach dem Nein der Hombrechtiker zum neuen Alterszentrum Breitlen im Oktober stand die gemeindeeigene Gesundheitsorganisation Hom’Care vor einem Scherbenhaufen. Mit Kosten von 35 Millionen Franken für einen neuen Pflegetrakt und 16 Millionen für zusätzliche Alterswohnungen schien das Projekt vielen Bürgern überdimensioniert. In der Folge traten der Präsident des Verwaltungsrats (VR), Walter Paukner, sowie Reto Odermatt als Mitglied zurück. Seit April ist das Gremium mit der Wahl von Karl Hauser – einem Gegner der ursprünglichen Vorlage – und Marlon Signer wieder komplett. An der ersten gemeinsamen Sitzung von Anfang Mai seien die eingeleiteten Schritte für ein neues Breitlen-Projekt bestätigt worden, teilt der Verwaltungsrat nun mit. Investoren gesucht Konkret heisst das: Das Architekturbüro Zach + Zünd hat den Auftrag erhalten, die Baukosten für ein Alters- und Pflegeheim ohne Alterswohnungen zu errechnen. Die Zürcher hatten seinerzeit den Wettbewerb für den BreitlenNeubau gewonnen. Laut der Mitteilung von Hom’Care wird erneut geprüft, was die Sanierung des bestehenden Alterszentrums kosten würde und ob diese betrieblich sinnvoll wäre. Es seien Gespräche mit Investoren aufgenommen worden. «Dabei wird ausgelotet», sagtVR-PräsidentundGemeinderat Daniel Wenger (parteilos), «unter welchen Bedingungen Externe bereit sind, entweder das gesamte Projekt oder nur die Alterswohnungen zu finanzieren.» Hom’Care ist heute eine sogenannte kommunale selbstständige Anstalt, also ein Unternehmen im Besitz der Gemeinde. Bereits Ende Jahr hatte sich abgezeichnet, dass diese Rechtsform nicht mehr in Stein gemeisselt ist. Der neue Verwaltungsrat prüft nun andere mögliche Rechtsformen. Ausserdem soll eine Umfrage bei der Hombrechtiker Bevölkerung Klarheit schaffen, warum das letzte Projekt an der Urne gescheitert ist. Die entsprechenden Fragebögen werden laut Wenger bis Ende Mai in alle Haushalte verteilt. Anna Six ETWAS GEHÖRT? Etwas Neues oder Aussergewöhnliches in der Region gehört oder gesehen? 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