Geilenkirchen Seite 13 · Nummer 120 · Mittwoch, 25. Mai 2016 Der nach wie vor beliebte Trend, Menschen durch Maschinen zu ersetzen, hat Kiebitz am Wochenende einen dicken Hals beschert. Er wählt seinen Getränkehändler nämlich danach aus, ob dieser das Leergut noch per Hand zurücknimmt. Das geht schneller, es gibt keinen Automaten, der bei jeder zweiten Flasche meckert und Zeit und Nerven raubt. Nun aber hat der Getränkemann seinen Laden umgebaut, einen Rücknahmeautomaten auf- und die bisherige Arbeitsstelle wohl abgebaut. Das führte angesichts des samstäglichen Andrangs zu einer langen Warteschlange, damit einhergehenden langen Wartezeiten sowie zu langen Gesichtern der ausharrenden Kunden. Mensch statt Maschine!, fordert deshalb kurz notiert Glühende Zigarette war Brandursache Übach-Palenberg. Das Feuer in einer Wohngruppe für Menschen mit Behinderung am Sonntagmorgen ist offenbar durch eine brennende Zigarette ausgelöst worden. Dieses vorläufige Ergebnis ihrer Ermittlungen teilte die Kreispolizei am Dienstag auf Anfrage mit. Unklar sei, ob der Brand mit Absicht ausgelöst worden sei oder nicht, so Polizeisprecher Karl-Heinz Frenken. Das Feuer in einer durch die Gangelter Einrichtungen betriebenen Wohngruppe an der Wurmtalbrücke hatte am Sonntag einen größeren Einsatz der Feuerwehr nach sich gezogen, die mit rund 60 Mann vor Ort war. Auch ein Notarzt war mit dem Rettungshubschrauber eingeflogen worden. Das Feuer wurde rasch gelöscht. Dennoch mussten zwei Bewohner anschließend mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Rund zehn weitere kamen mit dem Schrecken davon, mussten aber bis auf Weiteres umquartiert werden, da das Gebäude zunächst nicht mehr nutzbar ist. (jpm) rechtSextremiSmuS Professor hält Vortrag in Gangelts Realschule ▶ Seite 16 ▶ Seite 17 Der Innenminister zu Gast bei Freunden Auf Einladung der SPD: Ralf Jäger diskutierte im Postwagen in Übach-Palenberg über Flüchtlingspolitik und Kommunalfinanzen Von Jan mönch Übach-Palenberg. Als die Veranstaltung im Postwagen schon ihrem Ende entgegen ging, erzählte Ralf Jäger (SPD) dann noch die Sache mit der Albanerin, die er in einer Flüchtlingsunterkunft in Moers kennengelernt hatte. Warum sie denn überhaupt hergekommen sei, ihr müsse doch klar gewesen sein, dass sie nicht bleiben darf, hatte der nordrheinwestfälische Innenminister die Frau damals gefragt. Nein, das sei ihr nicht klar gewesen, habe die Frau erwidert, sie sei hergekommen, weil sie unbedingt arbeiten wolle – sie sei übrigens examinierte Krankenschwester. „Und 500 Meter Luftlinie weiter befand sich ein Krankenhaus, das händeringend Personal sucht“, berichtete Jäger. Das zeige doch, wie viel es für Deutschland durch die Zuwanderung theoretisch zu gewinnen gäbe. Andererseits plädierte Jäger für schnellere Asylverfahren. Diese seien auch der wirksamste Weg, Flüchtlinge ohne Bleibeperspektive von der Einreise abzuhalten. „Zentrale Rolle“ Der Innenminister hatte auf eine gemeinsame Einladung der SPDVerbände aus Stadt und Kreis sowie des Bundestagsabgeordneten Norbert Spinrath hin seinen Weg nach Übach-Palenberg gefunden. Im Postwagen wollte er mit den Gästen zu den Themen Kommunalfinanzierung und Flüchtlingspolitik diskutieren. Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Gespräche auf der roten Couch“ und ausgesprochen gut besucht. Für die Begriffe des SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Alf-Ingo Pickartz handelt es sich bei Jäger schließlich um „den wohl gefragtesten und engagiertesten Minister des Landes“. Zumindest steht fest, dass der gebürtige Duisburger in seiner nunmehr rund sechsjährigen Amtszeit immer wieder eine zentrale Rolle in den Schlagzeilen gespielt hat – zumindest nach den massenweisen Übergriffen auf Sozialdemokraten im Gespräch: NRW-Innenminister Ralf Jäger (Mitte) mit dem Stadtverbandsvorsitzenden Alf-Ingo Pickartz (links) sowie dem Bundestagsabgeordneten Norbert Spinrath. Fotos: Jan Mönch Frauen in der Kölner Silvesternacht allerdings nicht nur im positiven Sinne. Schließlich ist Jäger auch oberster Dienstherr der Polizei, die die Vorfälle nicht hatte verhindern können. Das Thema wurde dann im Postwagen aber nicht vertieft. Man war ja unter (Partei-)Freunden. Umso ausführlicher wurde sich der schlechten finanziellen Situation vieler Kommunen gewidmet. Mit dem Thema ist man in ÜbachPalenberg gut vertraut, schließlich ist die Stadt Stärkungspaktkommune, der Stärkungspakt wiederum ein Kind der Landesregierung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Jägers Chefin. „Man kann den Stärkungspakt auch kritisieren“, räumte Jäger ein, fühlte kontakt GEILENKIRCHENER ZEITUNG Lokalredaktion Tel. 0 24 51 / 4 09 56-30 Fax 0 24 51 / 4 09 56-49 E-Mail: [email protected] Thorsten Pracht (verantwortlich), Jan Mönch, Udo Stüßer Leserservice: Tel. 0241 / 5101-701 Fax 0241 / 5101-790 Kundenservice Medienhaus vor Ort: Buchhandlung Lyne von de Berg (mit Ticketverkauf) Gerbergasse 1, 52511 Geilenkirchen Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 9.00 bis 18.00 Uhr, Sa. 9.00 bis 13.00 Uhr Jugend und kirche Sich hineindenken in die Welt junger Menschen Großer Andrang: Der Postwagen war über die volle Veranstaltungsdauer von zwei Stunden gut gefüllt. sich dann, was nicht zu überraschen vermochte, aber doch eher fürs Loben zuständig und stellte fest: „168 Kommunen in NRW hatten 2010 einen Nothaushalt, jetzt sind es nur noch neun Pflegefälle, die es einfach nicht hinbekommen.“ Seine Heimatstadt Duisburg hingegen habe dieses Jahr zum ersten Mal einen ausgeglichenen Haushalt beschlossen. „Keines der Ratsmitglieder dort hat das jemals erlebt, das ist wirklich eine Zäsur“, freute sich Jäger, dessen politische Karriere in ebendiesem Stadtrat seine Anfänge genommen hat. Auch aus jener Zeit, betonte Jäger, wisse er noch gut, wie frustrierend das Gefühl sein könne, eher Mangelverwalter als Gestalter zu sein. Selbstverständlich war Jäger sich im Klaren darüber, dass im Publikum zahlreiche Vertreter aus Kommunalpolitik und -verwaltung saßen. Das wurde auch deutlich, als er bei seinen Ausführungen zum Stärkungspakt mit der Aussage überraschte, dass die Kommunalaufsichten sich seiner Meinung nach so weit wie möglich aus Haushaltsfragen der Kommunen heraushalten sollten. Dabei steht hinter dem Stärkungspakt nichts anderes als die Leistung von Finanzhilfe, die die Kommune sich mit eisernem Sparen verdienen muss – und das wird selbstverständlich streng kontrolliert. Zugleich sprach Jäger die nordrheinwestfälischen Kommunalverwaltungen und -politiker in weiten Teilen von eigenem Versagen frei: Die Kommunen trügen zu viele Aufgaben und bekämen andererseits zu wenig vom Kuchen ab, „die Decke ist einfach zu kurz“. Fehler der Vergangenheit Hier war dann auch schnell wieder die Überleitung zum Thema Flüchtlinge getan. Es sei richtig gewesen, so Jäger, dass Kanzlerin Angela Merkel Deutschland als offen für Flüchtlinge erklärt hatte. Aber eine Einladung auszusprechen und die Kosten dann anderen – den Kommunen nämlich – zu überlassen, das sei nicht in Ordnung gewesen. Lob, nein Bewunderung geradezu äußerte Jäger für das Krisenmanagement der Verwaltungen. „Wenn mich Anfang 2015 jemand gefragt hätte, ob wir es innerhalb eines Jahres schaffen, eine Million Flüchtlinge aufzunehmen, hätte ich ihn gefragt, ob er Fieber hat“, so der Innenminister. „Aber wir haben es geschafft!“ Nun komme es darauf an, nicht die Fehler vergangener Jahrzehnte zu wiederholen und die Zuwanderer sich selbst zu überlassen. Einige weitere Themen des Abends im Postwagen Gewerbesteuer: Innenminister Jäger zeigte sich als Befürworter der Gewerbesteuer. Und zwar nicht nur, weil diese den Kommunen zugute kommt, sondern auch, weil diese der einzige Anreiz für die Kommunen ist, Gewerbegebiete auszuweisen. Befürworter einer Abschaffung der Gewerbesteuer übersähen diesen Punkt völlig, so Jäger. Sicherheit: Sicherheit habe oft weniger mit reinen Fakten zu tun, stellte Jäger fest, es handele sich vielmehr um ein Empfinden. Gerade deshalb sei die steigende Zahl an Einbrüchen ein solches Problem. Dieses trete vor allem in dicht bebauten Gebieten auf und dort, wo es eine gute Verkehrsinfrastruktur – sprich: gute Fluchtwege – gibt. „Haben wir in NRW beides zu Genüge“, so Jäger, und benannte damit den Grund für die gerade hierzulande ausgesprochen hohen Fallzahlen. Er plädierte dafür, dass Nachbarn aufeinander achten und „lieber einmal zu oft die 110 wählen als einmal zu selten“. Außerdem solle man auch technische Sicherheitsmaßnahmen treffen. Einbrechern werde es oft zu einfach gemacht, stellte Jäger fest, und sorgte dann für den Schmunzler des Abends: „In drei Sekunden hebele ich dir mit einem Schraubenzieher ein normales Fenster auf. Ich kann das!“ Verteilungsgerechtigkeit: Welche Kommune bekommt wie viel? Jäger warb hier um Verständnis dafür, dass niemals alle 396 Kommunen in NRW zufriedenzustellen sein würden. Bei Klagen von kommunaler Seite habe das Münsteraner Oberverwaltungsgericht der Landesregierung aber bislang immer recht gegeben. (jpm)
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