benedictum 1/2016 - Erzbistum München und Freising

benedictum
st. benedikt gauting
1 I 16
I leitartikel
barmherzigkeit und
noch einmal barmherzigkeit
I aus dem ort
caritas-altenheim kommt
I lexikon
heiliges jahr geschichte und gegenwart
I nachgehakt
grenzen von barmherzigkeit
barmherzig
wie der vater
Den Glauben verstehen
und vertiefen
- Glaubenskurs St. Benedikt
Fr, 03.06.2016
20 Uhr
Worte der Barmherzigkeit
im Alten Testament
Fr, 10.06.2016
20 Uhr
Werke der Barmherzigkeit
aus dem Neuen Testament
Fr, 17.06.2016
20 Uhr
Menschen der Barmherzigkeit –
die Kirchenväter
Fr, 24.06.2016
20 Uhr
Sakrament der Barmherzigkeit –
die Beichte
Herzliche Einladung ins Michaelszimmer des Pfarrheims
Münchener Str. 7, 82131 Gauting
Geborgen beim
Herrn!
Eucharistische
Meditation
Mit dem Herrn in unserer Mitte betrachten
wir unser Leben und vertrauen es im Gebet
ihm an.
In der Regel jeden dritten Donnerstag des
Monats, um 19:30 Uhr in der Frauenkirche,
Bahnhofstraße.
Mit



meditativen Gesängen,
Textmeditationen und
stilles Fürbittgebet
editorial
Liebe Leserinnen,
lieber Leser !
Im Dezember letzten Jahres
hat das Heilige Jahr unter
dem Motto der Barmherzigkeit
begonnen. Das Thema der
Barmherzigkeit selbst liegt
Papst Franziskus seit Beginn
seines Pontifikats besonders
am Herzen. Auch das von ihm
ausgerufene außerordentliche
Heilige Jahr zeigt, wie wichtig
ihm dieses Thema ist. Sein
Ziel ist es, die Barmherzigkeit
neu in das Bewusstsein der
Gläubigen zu rücken, auf dass
die Kirche, als Gemeinschaft
der Gläubigen, eine barmherzige Kirche werde in einer
verwundeten Welt.
Wir wollen mit unserer neuen
Ausgabe des benedictum dem
Begriff der Barmherzigkeit unter verschiedenen Aspekten
nachgehen, die rein menschlich gesehen stets eine Herausforderung bleibt und allzu
schnell als unmöglich angesehen wird. Aber vielleicht
doch das Einzige, was stärker
ist als das Chaos unserer Zeit,
in dem die Menschlichkeit unterzugehen scheint.
So darf ich Ihnen allen ein frohes Osterfest wünschen. Möge uns gerade in der Feier der
Kar- und Ostertage die Barmherzigkeit Gottes neu bewusst
werden.
Ihr/Euer
Otto Gäng
Pfarrer
Inhalt
editorial
3
leitartikel
4
aus dem ort
7
kasualien
7
pfarrei in bildern
8
kinderkirche
10
jugend
11
aus der pfarrei
12
buchtipp
13
lexikon
14
nachgedacht
17
nachgehakt
20
regelmäßige
gottesdienste
22
termine
23
auf einen blick
24
3
leitartikel
Barmherzigkeit und noch einmal Barmherzigkeit
Barmherzigkeit ist eine Tugend. Noch mehr: Barmherzigkeit ist der
Kern der christlichen Botschaft, so Papst Franziskus in seiner ersten öffentlichen Predigt. Im alltäglichen Sprachgebrauch klingt das
Wörtchen „barmherzig“ altmodisch. In einem Sozialstaat scheint es
fast überflüssig. Der Papst bleibt dabei: Barmherzigkeit und nochmals Barmherzigkeit, wenn Ihr die Welt ändern wollt!
Nach dem Wahrnehmen dieser Botschaft gibt es eigentlich
kein Ausweichen mehr, kein
Sichentschuldigen, auch kein
Weglaufen. Das Augenabwenden, Ohrenzuhalten, Händeheraushalten ist nicht mehr
möglich. Die einzige plausible
Reaktion muss sein: „Leute,
es gibt zu tun!“
Das Elendsszenario
Wir wünschen uns ein problemfreies Leben; erhoffen uns
ein Dasein in der Idylle. Freilich: Die Wirklichkeit spielt anders. Viele sind von diesem
Schwelgenkönnen
ausgeschlossen, ja sogar von derartigen Träumen. Ihre Not und
Verzweiflung und ihre Hoffnungslosigkeit, ihre Klagen
und Hilfeschreie malen ein
anderes Bild.
Wahrnehmen und Ernstmachen
Täglich werden uns durch die
Bildmedien Katastrophen und
Elendsberichte vor Augen gestellt. Aber bekommen wir davon noch etwas mit? Oder
tropft das an uns ab, weil wir
uns schon so daran gewöhnt
haben? Was kann uns noch
4
erschüttern und bewegen?
Nur noch sinnlosere Opfer,
traurigere Katastrophen ..?
Wer sich in die Schule Jesu
begibt, muss damit rechnen,
dass er uns ein neues Begreifen und Verstehen beibringt.
Er hat es darauf abgesehen,
die Augen zu öffnen, die Herzen zu mobilisieren. Er will
vom bloßen Betroffensein hinführen zu einer Entscheidung:
Anfangs ist seine Predigt ein
Zuspruch, eine Einladung.
Dann folgt aber bald eine
Schocktherapie. Es folgen die
demaskierenden Gleichnisse.
Und schlussendlich malt er
vor unsere Augen ein Panoramabild mit aller Schärfe und
mit allen erschreckenden Kontrasten: In der sogenannten
Gerichtsrede bei Matthäus im
25. Kapitel.
Zweimal lässt Jesus die Notleidenden vor unsern Augen
aufmarschieren: Die Elendsgestalten, die gequält sind von
Hunger und Durst, die ohne
Kleider und ohne Heimat, die
Kranken und die Gefangenen
blicken uns an, und auch die
einsamst Verstorbenen...
Und unsere Reaktion wird
wieder sein: Augen schließen,
Ohren zuhalten und nicht drüber reden.... Schon beginnt
wieder der Mechanismus des
Erklärens und Entschuldigens:
Das sind ja nur Einzelfälle;
und in unserem Sozialstaat ist
doch vorgesorgt. Niemand fällt
durch den Rost; alle bekommen zu essen; es braucht professionelle Hilfe für die Kranken; die Fremden und Asylanten sind doch nur Wirtschaftsflüchtlinge. Und die Gefangenen sitzen zu Recht im Knast;
sie haben Kriminelles auf dem
Kerbholz und müssen ihre
verdiente Strafe abbüßen.
leitartikel
Wir haben uns angewöhnt,
das Notfallszenario als einen
Sachverhalt zu behandeln und
zu verrechnen. Und irgendwie
werden alle „Fälle“ einer Hilfsinstanz zugewiesen; und dann
wird sich das Problem schon
irgendwie lösen. Wo kämen
wir denn hin, wenn wir die
Notfälle als Individuen, die
Augen der Notleidenden immer konkret vor uns haben
müssten.
Solche Reaktions- und Verhaltensweise ist nicht nur eine
Kehrseite
unserer
Wohlstandsgesellschaft. Auch die
Jünger Jesu wollten die am
Straßenrand um Hilfe Schreienden abschieben und mundtot machen. Jesus aber erteilt
solchem Reagieren eine deutliche Absage: Er fordert den
blinden Bartimäus auf zu
kommen; er richtet die in sich
gekrümmte und verbitterte
Frau auf: Er wendet sich ihnen
zu, öffnet sein Herz für sie,
zeigt Mit-Leid. Aber dabei
lässt er es nicht bewenden. Er
ermöglicht und gibt eine
Chance zur Rückkehr in die
Menschengemeinschaft.
Er
durchbricht die Mechanismen
des Ausschließens und setzt
Schritte des Miteinanders.
Das Markenzeichen
Sein Beispiel an Solidarverhalten hat in der frühen Kirche
gezündet; Beistand, Solidarität
wurden zu einem Marken- und
Gütesiegel der ersten Christen: „Seht, wie sie einander
lieben!“ Und die Fürsorge und
Caritas reichte nicht nur bis zu
den Glaubensbrüdern und
-schwestern: Alle verkauften,
was sie hatten und brachten
den Erlös für die Gemeinschaftskasse; das war die Basis zu einer gerechter strukturierten Kommunität, in der „es
keinen gab, der Not leiden
musste“, so lesen wir es in der
Apostelgeschichte.
Die Herausforderung, die Jesus zumutet, geht nicht zuerst
aufs Äußere, also auf ein „kaltes Teilen“. Es geht um Erziehung zur Warmherzigkeit, und
damit zu barmherzigem Denken und Handeln: Den Geringsten unter allen, d.h. auch:
den Elendsten, Unsympathischsten,
möglicherweise
auch durch Selbstverschulden
Gestrandeten gilt es zu beachten, und in ihm Jesus selber zu entdecken! Das mag
ein Prozess im Innern sein,
der einem Magen und Herz
umdrehen kann. Aber wirkliche Nachfolge Jesu ist billiger
nicht zu haben.
Die Werke
Im Gang der Kirchengeschichte haben uns das die großen
Heiligen immer wieder gelehrt.
Sie waren groß nicht nur im
Wort, sondern auch in ihrem
Lebensbeispiel. Sie haben mit
ganzem Herzen und ohne
Rücksicht auf Verluste „zugelangt“. Sie haben im Dienst
der „Notfallshilfe“ Bewegungen und Gemeinschaften organisiert und „Werke“ auf die
Beine gestellt, noch lange ehe
es öffentliche oder staatliche
Fürsorge gegeben hat. „Werke der Barmherzigkeit“ hat
man das im Lauf der Zeit genannt. Und man wusste, dass
es nicht nur die „leiblichen
Werke der Barmherzigkeit“
braucht, sondern es entwickelte sich dazu ein Katalog der
„geistigen Werke der Barmherzigkeit“.
In früheren Jahrhunderten waren auf vielen kirchlichen Gebäuden, auf Krankenhäusern
und Siechenheimen usw. diese „Werke“ auch bildlich dargestellt, den vorbeikommenden Wohlsituierten zur Mahnung, den Geschlagenen und
Verzweifelten
zum
Trost.
5
leitartikel
Sinnsprüche und Imperative
haben zur Besinnung animiert
und zum Tun motiviert.
Der Dienst der Kirche
Bischof J. Gaillot formulierte
dies für uns als Kirche: „Eine
Kirche, die nicht dem Leben
dient, verdient nicht zu leben“.
Die klassischen Werke sind
immer noch aktuell. Neue sind
gefordert und fordern uns heraus. Christen müssen sich
aber dadurch bekennen und
bewähren, dass sie an einer
Atmosphäre mitarbeiten, in
der Not nicht einfach Schicksal ist, sondern ein „menschliches Problem“, d.h. eine zu
lösende Aufgabe. Als Kirche,
als Christen stehen wir nicht
allein da im Kampf gegen die
„Plagen der Menschheit“. Und
wir müssen auch Leistungen
und Erfolge nicht mit geschwellter Brust vor uns hertragen nach dem Motto: „Tu
Gutes und rede davon“; dieser
Slogan ist nicht gerade im
Sinn Jesu.
Anderseits: Verstecken brauchen wir uns mit dem Engagement der Caritas und Diakonie - im Großen wie im
Kleinen - nicht. Aber wir müssen wissen: Jede Minute lassen tausende Hungernde ihr
Leben,
sterben
Kranke
ungetröstet,
verzweifeln
Schuldige und Unschuldige in
den Gefängnissen, müssen
Leibliche Werke der Barmherzigkeit
Den Hungernden zu essen geben,
den Durstigen zu trinken geben,
die Fremden und Obdachlosen beherbergen,
die Nackten bekleiden,
die Kranken besuchen,
die Gefangenen befreien,
die Toten bestatten.
Geistige Werke der Barmherzigkeit
Die Unwissenden lehren,
die Zweifelnden beraten,
die Trauernden trösten,
die Sünder zurechtweisen,
den Beleidigern gern verzeihen,
die Lästigen geduldig ertragen,
für die Lebenden und Verstorbenen beten.
6
redliche Asylbewerber den
Fremdenhass
verspüren....
Wir haben Mitverantwortung
für das Klima in unserer Gesellschaft, für das Solidarbewusstsein. Es kann und darf
uns nicht gleichgültig sein,
wenn die Egomanie zunimmt
und die nächste Generation
die „Sieben Werke der Barmherzigkeit“ nicht mehr kennt.
Die Konsequenz müsste heißen: Leute, es gibt zu tun.
Und zwar jetzt und gleich.
Otto Gäng
Pfarrer
aus dem ort / kasualien
Caritas-Altenheim
Marienstift in Gauting
kommt wie geplant
Nach einigen Verzögerungen
soll
jetzt
das
CaritasAltenheim Marienstift in Gauting wie geplant erstellt werden, teilte Doris Schneider,
Geschäftsführerin Altenheim
im Diözesan-Caritasverband
im Februar mit. Zurzeit werde
das alte Gebäude abgerissen,
das heißt, es werden nach
Vorgaben des Umweltschutzes alle recycelbaren Stoffe
einer Wiederverwendung zugeführt und alle nicht wieder
verwendbaren Stoffe entsorgt.
„An den Planungen hat sich
nichts Wesentliches geändert“, so Schneider. Es werde
ein Haupthaus mit 51 stationären Pflegeplätzen, einer teilstationären Tagespflege und
17 Ein- bis ZweizimmerAppartements entstehen. In
zwei weiteren freistehenden
Gebäuden werden 30 Zweizimmer-Wohnungen zur Verfügung stehen. Nachdem die
Gemeinde Gauting ihre Stellplatzverordnung geändert habe, errechneten sich jetzt 20
Parkplätze für die Einrichtung.
„Im April stellen wir den Bauantrag und werden dann Ende
des Jahres mit dem Bau beginnen“, versicherte die Geschäftsführerin. „Wenn nichts
Unvorhergesehenes passiert,
ist die Einrichtung im Sommer
2018 bezugsfertig.“ Die Caritas sei in guten Gesprächen
mit der Gemeinde und dem
Landratsamt. „Wir freuen uns
sehr, dass mit dem neuen Marienstift innovative Wohnmöglichkeiten für ein Leben im Al-
ter entstehen.“ Die Konzepte
der Pflege, Betreuung und
Begleitung orientieren sich an
den individuellen Wünschen
der Bewohnerinnen und Bewohner.
Adelheid Utters-Adam
Leiterin der Pressestelle
Caritasverband
der Erzdiözese
München und Freising e.V.
Aus unserer Gemeinde…
empfingen die Taufe:
sind zum Vater heimgekehrt:
Alexander Bräuer
Benjamin Blank
Maximilian Blank
Monika Páli
Felix Rauch
Herr Nikolaus Schmidt
Herr Gerhard Reindl
Frau Maria Berr
Frau Marianne Wagner
Frau Rosa Nebl
Herr Alfred Ottmann
Herr Clark Tober
Herr Guido Löbel
Herr Günter Trieb
Herr Karl Erb
Herr Massimo Fecondo
Herr Hubert Urban
Herr Johann Baptist Leitgeb
Herr Rudolf Fischer
Frau Rosemarie Möhwald
Herr Zeljko Simenic
Herr Hermann Fleischmann
Frau Ursula Hofstetter
Herr Günter Woda
Herr Siegfried Niedermeier
Herr Hermann Soyer
Frau Ottilie Mittermeier
Herr Franz Leutenstorfer
Herr Wilfried Auer
Frau Anneliese Füssl
Herr Heinz Prösler
Herr Andreas Eder
Herr Thomas Maier
Frau Rosemarie Pongratz
Frau Maria Theresia Marzini
Frau Elvira Mayer
Frau Elisabeth Ederer
Herr Ludwig Finsterlin
Frau Cornelia Platzer
7
pfarrei in bildern
Gottesdienst mit den Sternsingern
am 6. Januar 2016
Sternsinger-Aktion
vom 4.-6. Januar 2016
Ökumenisches Seminar
am 28. Januar 2016,
von links:
Dr. Johannes Schmoeckel
Prof. Dr. Martin Thurner
Erdogan Karakaya
8
pfarrei in bildern
Einführung der neuen
Ministranten
Advent 2015
Faschingstreiben 2016
in St. Benedikt
2015
9
kinderkirche
Ostern –
und die Geschichte mit den Hasen und Eiern
Seit wann gibt es Ostereier?
Schon vor 5000 Jahren wurden bei den Chinesen bemalte
Eier zum Frühlingsanfang verschenkt. Wie für die Ägypter
und Germanen galten die Eier
hier nämlich als ein Zeichen
der Fruchtbarkeit. Auch in der
Antike galt das Ei als heilig
und Leben spendend. Die
Perser schenkten sich ebenfalls zum Beginn des Frühlings Eier als Symbol der Wiedergeburt.
Dieser
Brauch
setzte sich in verschiedenen
Kulturen bis heute fort. Dabei
begann man schon früh damit,
die Eier bunt und dekorativ zu
gestalten. Auch für uns ist es
ein vertrauter Brauch, gekochte Eier zu färben und an Ostern als Zeichen für das neue
Leben Jesu Christi zu verschenken.
Die wohl berühmtesten Ostereier wurden 1881 bis 1894
hergestellt. Zar Alexander III.
von Russland beauftragte den
Hofjuwelier Carl Fabergé mit
der Erstellung von reich verzierten und mit Juwelen bestückten Eiern. Von diesen
10
rund 50 Fabergé-Eiern sind
heute wahrscheinlich noch 42
erhalten. Das bislang teuerste
wurde vor einigen Jahren für
2,5 Millionen Euro versteigert.
Wo kommt der Hase her?
Auf eine genauso lange Tradition kann der Osterhase zurückblicken. Der germanischen Frühlingsgöttin Ostara
wurde der Hase als Symbol
zugeordnet und die griechische Göttin Aphrodite wurde
ebenfalls mit dem Fruchtbarkeit bedeutenden Hasen in
Verbindung gebracht. Dazu
passt, dass der Hase ein Tier
ist, welches sehr früh nach
dem Winter seine Jungen bekommt – etwa zur Osterzeit.
Alle Ostereier und Osterhasen, die heutzutage in den
Geschäften feilgeboten werden, sind also Überreste einer
heidnischen Glaubenswelt, die
in den vergangenen Jahrtausenden durch Umdeutung
oder Brauchtumspflege bis
heute lebendig geblieben sind.
Der Hase allerdings hat in
seiner Bedeutung für unser
Osterfest in seiner Geschichte
eine längere Pause eingelegt.
Erst im 17. Jahrhundert kam
es vereinzelt vor, dass der
Hase für die Kinder Ostereier
versteckt. Davor waren es andere Tiere; in der Schweiz lieferte zum Beispiel der Kuckuck die Eier, in Westfalen
war es der Fuchs, in Sachsen
und Bayern brachte sie der
Storch, ebenso in Österreich.
In manchen Regionen sprach
man von einem unbekannten
Ostervogel. In den Vogesen
hieß es, dass die Glocken am
Gründonnerstag nach Rom
fliegen, um die Ostereier dort
zu holen. Wenn sie dann am
Karsamstag zurückkommen,
lassen sie die Ostereier über
den Gärten und Feldern fallen,
wo die Kinder sie finden können. Etwa seit 1900 – verstärkt durch die Möglichkeit,
Spielzeughasen,
Schokoladenhasen und Hasenbilderbücher in breiter Auswahl zu
kaufen - setzte sich dann der
Hase allmählich als niedlicher
und lustiger Ostereierbringer
allgemein durch.
Hier findest du nun noch einige Bastelideen.Viel Vergnügen damit und – frohe Ostern!
Friederike Dyszak
Ostereier färben
Mit Wachsstiften malst du
zunächst ein Muster, Punkte
oder Streifen auf die Eier.
Anschließend rührt man Naturfarben
nach
Packungsanleitung an und
kocht die Eier darin. Anschließend entfernst du das
Wachs mit einem Lappen
von den noch heißen Eiern,
so dass nun das weiße Muster zu sehen ist.
kinderkirche / jugend
Klebeeier
Hasennest
Diese Eier können schon
von kleinen Kindern gestaltet werden, denn es ist eine
einfache Bastelarbeit. Wir
reißen oder schneiden verschiedenfarbige Papierreste
klein aus. Danach bestreichen wir das Ei mit Klebstoff
und rollen es durch die bunten Papierschnitzel. Diese
werden danach vorsichtig
angedrückt, so dass das Ei
eine glatte Oberfläche behält.
Ein etwa 50cm x 20cm großes braunes Tonpapier wird auf die Hälfte
gefaltet. Anschließend zeichnet und schneidet man die Umrisse eines sitzenden Hasen so, dass die Bodenlinie genau den Falz des
Tonpapiers bildet und nicht geschnitten werden muss. Der auf diese
Weise entstandene „doppelte“ Hase wird aufgestellt, in seinem
Bauch befestigt man einen leeren, ausgewaschenen Quark- oder
Joghurtbecher. Man klebt oder tackert die überstehenden Papierflächen vorne und hinten aneinander und verziert den Hasen z.B. mit
etwas Watte als Schwanz, mit weißem und schwarzem Papier als
Augen und als Inneres der Ohren, mit Filzstift für die Barthaare und
für das Näschen. Mit etwas Ostergras lässt sich der Becher gut verdecken und der Hase kann mit Ostereiern gefüllt werden.
Katholische Jugend Gauting wählt neue Pfarrjugendleitung
„Danke für ein erfolgreiches Jahr 2015“, mit diesen Worten verabschieden sich Veronika Fuchsberger
und Florian Anthofer als Pfarrjugendleitung der Katholischen Jugend Gauting. Für die beiden geht ein
Jahr voller Verantwortung zu Ende. Im Sommer 2015 galt es, zusammen mit 50 Gruppenleitern den
Durchblick im KJG Zeltlager zu behalten. So groß wie im letzten Jahr war die Teilnehmerzahl dabei noch
nie. Mit über 120 Kindern wurden im Allgäu Ausflüge unternommen und in der freien Natur übernachtet.
Neben dem Zeltlager sollte auch bei Aktionen wie z.B. dem Frühlingsfest oder den beiden Aktionstagen
gelungene Tage präsentiert werden. Nun ist die Amtszeit für Veronika und Florian beendet. Bei der Jahreshauptversammlung Anfang Januar wurden die Nachfolger für die beiden gewählt. Matthias Gänßle
und Niklas Hirsch übernehmen in diesem Jahr die Aufgabe der Pfarrjugendleitung und freuen sich auf ein
ebenso tolles neues KJG-Jahr.
11
aus der pfarrei / buchtipp
Kinder- und Jugendgipfel 2016
Begonnen hat alles mit einer
vagen Idee im Sachausschuss
Kinder-Jugend-Familie unseres Pfarrgemeinderats, als wir
knapp zwei Jahren eine Bestandaufnahme der aktuellen
Angebote für Kinder und Jugendliche in der Pfarrei durchgeführt haben. „Gegipfelt“ hat
nun diese Idee in einem
Nachmittag, an dem Verantwortliche für besagte Angebote eingeladen wurden, um sich
kennenzulernen, zu vernetzen
und nicht zuletzt, um von Seiten der Pfarrei für ihr großartiges und vielfältiges Engagement einen Dank zu erhalten.
Ungefähr 40 Verantwortliche
aus den verschiedenen Bereichen – darunter die Katholische Jugend Gauting, das Ministranten-Orga-Team,
die
Kirchenmusik, das FirmhelferTeam, der Eltern-Kind-Kreis,
die Vertreter der Kindertagesstätten, und des Kindergottesdienst-Teams, - sind der Einladung an einem Samstag im
Januar gefolgt. Nach einer
kurzen
Begrüßung
durch
Herrn Dekan Otto Gäng und
die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Friederike Dyszak wurden das Kennenlernen der
Teilnehmer mit kleinen Kommunikationsspielen gefördert
und die gemeinsamen Anknüpfungspunkte für die Kinder- und Jugendarbeit herausgearbeitet, was bei Kaffee und
Kuchen noch vertieft wurde.
Anschließend begaben sich
die Teilnehmer in die Projektphase, um die Arbeit und Zielsetzung ihrer Gruppen mit einem kurzen, bebilderten Text
vorzustellen. Diese Artikel sollen nun als Grundlage für die
12
Erstellung eines Faltblattes
dienen, das die Angebote der
Pfarrei in diesem Bereich zusammenfasst und eine schnelle Orientierungsmöglichkeit für
die Adressaten der Angebote
bietet. Am Ende der Veranstaltung wurde noch zu einem
gemeinsamen
Abendessen
geladen, das den Dank des
PGRs an die Ehrenamtlichen
ausdrücken sollte.
Geblieben ist ein Tag mit neuen Bekanntschaften, erkannten
Anknüpfungspunkten,
spannenden
„SymbioseMöglichkeiten“
und
einer
schriftlich fixierten Aufstellung
aller Angebote für Kinder und
Jugendliche in der Pfarrei –
und die kann sich sehen lassen!
Also rundum eine gelungene
Veranstaltung.
Stefan Kunzelmann
Pfarrgemeinderat
Der Name Gottes
ist Barmherzigkeit
Gebundene Ausgabe
Kösel-Verlag, 2016
ISBN-10: 3466371732
ISBN-13: 978-3466371730
€ 16,99
buchtipp
Der Name Gottes ist Barmherzigkeit
40 Fragen - 40 Antworten.
Was ist Barmherzigkeit, will
der Vatikanexperte Andrea
Tornielli von Franziskus wissen. Der antwortet: „Etymologisch
gesehen
bedeutet
Barmherzigkeit, das Herz für
die Not zu öffnen. Und damit
sind wir auch schon beim
Herrn: Die Barmherzigkeit ist
jene göttliche Haltung, die
umarmt, das Sich-Schenken
Gottes, der empfängt, der sich
hinabbeugt zur Vergebung.
Jesus hat gesagt, er sei nicht
um der Gerechten willen gekommen, sondern um der
Sünder willen. Er ist nicht wegen der Heiligen gekommen,
denn die brauchen keinen
Arzt, sondern wegen der
Kranken" (S. 29).
Die Antwort zeigt: Wer zitable
politische Botschaften vom
gemeinhin politischen Papst
erwartet,
wird
enttäuscht.
Franziskus schweigt in diesem
Gespräch über Wirtschaft, Sozialsysteme und Klima. Das
Buch ist vor allem eine Art
geistliche Übung für hart gesottene
Barmherzigkeitsverweigerer. Aber stellenweise
interveniert der Papst dann
doch politisch, kirchenpolitisch
genauer gesagt. Franziskus
scheint unzufrieden. Schon in
seiner ersten Predigt am Morgen nach seiner Wahl hatte er
Barmherzigkeit
angemahnt,
schon in seinem ersten großen Interview im Herbst 2013
hatte er von einer Kirche geträumt, die Wunden heilt. Von
einem Feldlazarett sprach er
damals. Vergeblich offenbar,
denn den Appell wiederholt er
nun.
„Die Kirche ist nicht in der
Welt, um zu verurteilen, sondern um die Begegnung mit
dieser ursprünglichen Liebe zu
ermöglichen, die die Barmher-
zigkeit Gottes ist. Und ich sage immer wieder: Damit dies
geschehen kann, ist es nötig,
hinauszugehen."
An anderer Stelle wünscht
sich der Papst, weniger martialisch, eine Kirche, die der
verletzten Menschheit ihr mütterliches Antlitz zeige. Hier
spricht Papst Franziskus die
Beichtväter an: „Redet, hört
geduldig und vor allem: Sagt
den Menschen, dass Gott sie
liebt. Wenn dann ein Beichtvater tatsächlich keine Absolution erteilen kann, dann möge
er den Menschen erklären warum, und ihnen zumindest seinen Segen erteilen, auch
wenn die sakramentale Absolution nicht möglich ist. Die
Liebe Gottes ist auch für jene
da, die nicht in der Lage sind,
das Sakrament zu empfangen"
(S. 38).
Ausführlich spricht Franziskus
über Sünde, Reue und Vergebung. Gütig lächelt er von der
Buchrückseite, aber Barmherzigkeit heißt für ihn nun einmal
nicht: Mach, was du willst, die
Sünde ist abgeschafft. Abschaffen will Franziskus die
Verachtung der Sünder, den
kirchlichen Hochmut gegenüber den Gestrauchelten, die
Lust an der Strafe. Barmherzigkeit ist für ihn eine grundsätzliche Haltung, nicht nur
eine Handlung.
Kritiker werfen dem Argentinier vor, er sei zu wenig theologisch. Er sei eher ein Weltenseelsorger als ein Gelehrter.
Akademische
Fachsimpelei
wischt Franziskus im Interview
prompt beiseite. Auf Torniellis
Frage, ob die Lehre und die
Barmherzigkeit
im
Widerspruch zueinander stehen
können, antwortet er: „Des
Weiteren kann man theologische Überlegungen anstellen
über die Lehre und die Barmherzigkeit, doch dürfen wir dabei nicht vergessen, dass die
Barmherzigkeit die Lehre ist ...
Die Barmherzigkeit ist wahr"
(S. 85).
Das klingt lehramtlich, ist es
aber nicht. Denn in diesem Interview spricht Papst Franziskus mehr als Privatperson,
wenn er dies auch nicht sein
kann. So erfährt der Leser,
dass das Leben ihn mehr gelehrt hat als die Moraltheologie.
Jeder Mensch hat es verdient,
mit Takt behandelt zu werden.
Eigentlich selbstverständlich.
Aber wenn ein Papst so eindringlich für Barmherzigkeit
werben muss, verweigert ihm
ein Teil der Kirche offenbar
hartnäckig den Gehorsam.
Franziskus
vollbringt
das
Wunder, mit watteweichen
Gedanken anzuecken und die
kirchliche Sprache dennoch zu
verändern.
Otto Gäng
Pfarrer
13
lexikon
Heiliges Jahr – Geschichte und Gegenwart
„Jobel“ ist das hebräische
Wort für Widder und auch für
das Widderhorn. Letzteres findet als Instrument (Signalhorn)
Verwendung. Es wird zur Eröffnung dieses besonderen
Jahres geblasen.
Biblischer Befund: Das jüd.
„Schenat hajobel“ (Jubeljahr)
Im alttestamentlichen Buch
Levitikus, das vor allem aus
Vorschriften für den Kult und
für die Priester aus dem
Stamm Levi besteht, findet
sich im Kapitel 25 die Anordnung eines Jubeljahres (Lev
25, 8-55):
„Du sollst sieben Jahreswochen, sieben mal sieben Jahre
zählen; die Zeit von sieben
Jahreswochen ergibt für dich
neunundvierzig Jahre. Im siebten Monat, am zehnten Tag
des Monats, sollst du das Signalhorn ertönen lassen; am
Versöhnungstag sollt ihr das
Horn im ganzen Land ertönen
lassen. Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des
Landes aus! Es gelte euch als
Jubeljahr. Jeder von euch soll
zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren. Dieses
fünfzigste Jahr gelte euch als
Jubeljahr.“
So der Beginn dieser Regel,
die ein Erlassjahr alle fünfzig
Jahre anordnet mit Schuldenerlass und Besitzausgleich,
Freilassung von Sklaven und
einer Erholung für Menschen,
Vieh und Ackerboden. Wir gebrauchen noch heute die Redewendung, etwas käme nur
„alle Jubeljahre“ vor.
14
Die lateinische Bibelübersetzung verwendet für „Jobel“
das Wort „iubilaeus“, abgeleitet von „iubilare“, was „jauchzen“, „jodeln“, „frohlocken“ und
auch „ein wildes Geschrei erheben“ bedeuten kann.
Im späteren, nachbiblischen
Judentum (Buch der Jubiläen,
Talmud) entwickelt sich die
Bedeutung des Jubeljahres
hin zu einer Zeit der Buße, der
Lösung von Schuld, also von
einem materiellen Schuldenerlass hin zu einem moralischen,
geistigen Schuldenerlass, verbunden mit Sündenvergebung
und Pilgerfahrt.
Gib uns deinen Segen, bevor
wir sterben. Es war eine richtige Volksbewegung. Niemand
hatte die Pilger gerufen, keiner
hatte ihnen etwas versprochen.
Nach zwei Monaten des Zögerns und Beratens entschloss sich Bonifaz diese
Bewegung in kirchliche Bahnen zu lenken und rief mit der
Bulle „Antiquorum habet fida
relatio“, datiert auf das Fest
Cathedra Petri, am 22. Februar 1300 ein Jubeljahr als „Jahr
des großen Verzeihens“ aus.
Als besonderes Jubiläum der
Geburt Christi sollte es alle
hundert Jahre begangen werden und war verbunden mit
der Gewährung eines vollkommenen Ablasses. Voraussetzung dafür waren die Wallfahrt zu den Apostelgräbern in
Das erste „Heilige Jahr“ der
Christenheit
Die Geschichte der christlichen Jubeljahre, der dann sogenannten „Heiligen Jahre“,
beginnt mit dem Jahr 1300.
Jahrhundertwechsel
hatten
immer schon die Aura einer
ganz besonderen Zeit und Gelegenheit. Der erste Jahrtausendwechsel der christlichen
Zeitrechnung zum Jahre 1000
war von der Erwartung des
Weltenendes geprägt. Ein
ähnliches Phänomen scheint
vor dem Jahr 1300 wieder
aufgetreten zu sein.
In zeitgenössischen Chroniken
heißt es, es seien so viele
Männer und Frauen aus allen
christlichen Ständen vom Osten und Westen in unzählbaren Mengen eiligst nach Rom
gekommen und hätten den
Papst (Bonifaz VIII.) gebeten:
Rom, der Empfang des Bußsakramentes und der Eucharistie, das Gebet (insbesondere des Glaubensbekenntnisses) und gute Werke mit Fasten und Almosengeben.
lexikon
Almosengeben, Beten und
Fasten sind in der jüdischen
Frömmigkeit tief verwurzelt.
Christus verlangt nicht nur ihren äußerlichen Vollzug, sondern fordert rechte Gesinnung
und Innerlichkeit (Mt 6,1-6).
Wir haben diesen Abschnitt
des Matthäusevangeliums am
Aschermittwoch als Auftakt zur
österlichen Bußzeit gehört.
Hier sei auch der Hinweis auf
die fünf Säulen des Islam erlaubt:
Glaubensbekenntnis,
Gebet fünfmal am Tag, Fasten
im Ramadan, Almosengeben
und die Wallfahrt nach Mekka.
Weitere Entwicklung
Der Abstand zwischen den
Heiligen Jahren wurde zunächst auf 50 Jahre, dann auf
33 und schließlich auf 25 Jahre (seit 1475) verringert mit
der Begründung der Kürze des
menschlichen Lebens. Jede
Generation sollte die Möglichkeit haben, ein Heiliges Jahr
zu erleben. Seither werden ordentliche Heilige Jahre alle 25
Jahre ausgerufen.
Neben den Apostelgräbern in
St. Peter im Vatikan und in St.
Paul vor den Mauern wurde es
Pflicht, auch die Basiliken im
Lateran, Santa Maria Maggiore und Santa Croce, sowie
San Lorenzo und San Sebastiano zu besuchen.
Im Jahr 1500 wurde erstmals
die feierliche Eröffnung mit der
Hammerzeremonie und dem
Aufbrechen einer eigenen Heiligen Pforte (im Petersdom
und dann auch in den anderen
Patriarchalbasiliken) durchgeführt.
Über den Ablass
„Der Ablass ist besser als sein
Ruf“, so der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer,
in seiner Predigt zur Eröffnung
der Heiligen Pforte in Regensburg am dritten Advent 2015.
Denn natürlich hat Papst
Franziskus zum außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit einen Jubiläumsablass gewährt. Alles andere wäre ja auch unbarmherzig. Leider fehlt heute vielfach das
Wissen um die theologischen
Voraussetzungen für den Ablass und dann wird jede Diskussion schief.
Der Ablass ist der „Erlass zeitlicher Sündenstrafen“. Das
setzt voraus, dass Sünden
Strafen nach sich ziehen. So
steht es jedenfalls bei Matthäus im Kapitel 25, wo das Weltgericht
beschrieben
wird:
„Wenn der Menschensohn in
seiner Herrlichkeit kommt, (…)
Und sie werden weggehen
und die ewige Strafe erhalten,
die Gerechten aber das ewige
Leben.“ (Mt 25, 31;46) Voraussetzung für das Verständnis „zeitlicher“ Strafen ist das
Wissen um die oben zitierte
„ewige Strafe“. Für den Erlass
zeitlicher Sündenstrafen kennen wir die Möglichkeit des
Nachbesserns nach dem Tode
im Reinigungsort, dem Purgatorium. Ohne diese Chance
bleibt nur Himmel oder Hölle,
so wie es der Reformator Calvin vertreten hat. Um die Zeit
der Reinigung abzukürzen,
können wir in diesem Leben
etwas tun: Almosen geben,
beten, fasten. Und als Gemeinschaft der Glaubenden,
die auch die Grenze des Todes überschreitet, können die
Lebenden etwas für die Verstorbenen tun. Daher kommt
vor allem der AllerseelenAblass, der jedes Jahr vom 1.
bis 8. November erlangt werden kann.
Die Vergebung der Schuld
wird durch Gottes Gnade und
Barmherzigkeit gewährt und in
der Beichte zugesprochen.
Deshalb ist der Ablass immer
mit den Sakramenten der Buße und der Eucharistie verbunden. Wichtig ist auch, dass
die Gnade des Erlasses von
zeitlichen Sündenstrafen nicht
auf unsere menschliche Leistung sondern auf jenen Überfluss an Gutem, den uns
Christus und die Heiligen erworben haben, zurückzuführen ist, und über den die Kirche als Gemeinschaft der
Christgläubigen verfügt.
Dass
der
Ablass
einen
schlechten Ruf hat, hängt mit
seinem Missbrauch zusammen. Aus dem Almosengeben
im Zusammenhang mit dem
Ablass wurde im späten Mittelalter der Verkauf von Ablassbriefen, also bloße Geschäftemacherei. Und der
Missbrauch einer an sich guten Sache bringt eben die Sache selbst in Verruf.
15
lexikon
Das hat wohl auch Martin Luther so gesehen, der sich vehement gegen den Ablasshandel wandte, aber den Ablass an sich (zumindest noch
1517) verteidigte. Die These
71 seiner 1517 verfassten 95
Thesen
lautet:
„Contra
veniarum
apostolicarum
veritatem qui loquitur, sit ille
anathema et maledictus“ (Wer
gegen die Wahrheit der apostolischen Ablässe redet, der
soll gebannt und verflucht
sein).
1525 wurden käufliche Ablässe durch päpstliches Dekret
verboten, 1570 wurde der
Handel mit Ablässen von der
katholischen Kirche unter die
Strafe der Exkommunikation
gestellt.
Wozu ein außerordentliches
Heiliges Jahr der Barmherzigkeit 2016?
Ein Heiliges Jahr soll immer
der Heiligung der Gläubigen
dienen. Das Durchschreiten
der Heiligen Pforte (solche gibt
es dieses Jahr auf Wunsch
von Papst Franziskus nicht nur
in Rom sondern in allen Diözesen der Welt) soll die Bereitschaft ausdrücken zu Umkehr und geistlicher Erneuerung, besiegelt in der Feier der
Sakramente
(insbesondere
des Buß- und des Altarsakramentes) und dem damit verbundenen Ablass.
In der Ankündigungsbulle vom
April 2015 schreibt Papst
Franziskus: „Viele Menschen
suchen erneut das Sakrament
„Der Tragebalken,
der das Leben der Kirche stützt,
ist die Barmherzigkeit.
Ihr gesamtes pastorales Handeln
sollte umgeben sein von der Zärtlichkeit,
mit der sie sich an die Gläubigen wendet;
ihre Verkündigung und
ihr Zeugnis gegenüber der Welt
können nicht ohne Barmherzigkeit geschehen.“
Aus der Verkündigungsbulle Misericordiae vultu
16
der Versöhnung, darunter viele Jugendliche, und finden in
dieser besonderen Erfahrung
oft den Weg, um zum Herrn
zurückzukehren, um einen
Moment des intensiven Gebetes zu erleben und so den
Sinn für das eigene Leben
wieder zu entdecken. Mit
Überzeugung stellen wir das
Sakrament der Versöhnung
erneut ins Zentrum, denn darin
können wir mit Händen die
Größe der Barmherzigkeit
greifen. Das Sakrament wird
für jeden Bußfertigen eine
Quelle wahren inneren Friedens sein.“
Dr. F.-X. Großmann
Kaplan
nachgedacht
Die Barmherzigkeit Gottes
suchen – entdecken – leben
Vor vielen Jahren reiste ich
nach Würzburg, um dort meine
Abschlussprüfung
des
Theologiestudiums abzulegen.
Während der Prüfungszeit
wohnte ich in einem Bildungshaus und machte eine Erfahrung, die mir unvergessen
blieb.
Es war spät am Abend, als ich
ankam und ich wollte unbedingt noch einige Unterlagen
für die Prüfung durchlesen.
Um nach diesem langen Tag
nicht einzuschlafen, wollte ich
noch einen Kaffee trinken. Am
Kaffeeautomat stand „außer
Betrieb“, der Getränkeschrank
war verschlossen. Da stand
ich nun, fertig, allein und mit
meiner Angst vor dem kommenden Tag. Plötzlich hörte
ich eine ruhige, freundliche
Stimme hinter mir, die fragte:
„Was brauchen Sie denn?
Kann ich Ihnen helfen?“ Ich
drehte mich um und sah in die
freundlichen, fragenden Augen
des Hausmeisters. Ich schilderte ihm meine Situation und
er sagte leise: „Kommen Sie
mit“. Dann nahm er mich mit
und bereitete mir in der Küche
den ersehnten Kaffee. Ich war
ihm unglaublich dankbar. Nicht
nur wegen des Kaffees, sondern weil er meine Angst und
Aufregung
wahrgenommen
hatte. Für mich war er ein Engel, der sich meiner erbarmte.
Er wich meiner Not nicht aus
und entschuldigte sich nicht
mit den Worten: „Da kann ich
Ihnen nicht helfen, das geht
mich nichts an“. Ich wurde
auch nicht auf das Morgen
vertröstet, sondern in diesem
Moment durfte ich sein echtes
Mitgefühl in seinem Handeln
erleben.
Gottes Barmherzigkeit
Alten Testament –
…suchen
im
Eine solche oder ähnliche Situationen, in welcher der
Mensch auf die Hilfe und Unterstützung seiner Mitmenschen angewiesen ist, haben
Menschen zu allen Zeiten erlebt.
In der Gefangenschaft schrien
die Israeliten in ihrer Verzweiflung zu Gott und baten ihn um
Hilfe. Und der Herr, der ihnen
zugesagt hatte, Ich bin der
Ich-bin-da (Ex 2,14), hörte ihr
Rufen und ließ sie durch Moses aus der Gefangenschaft
herausführen. Gott hielt sein
Wort und erbarmte sich seines
Volkes. Und obgleich das Volk
schon nach kurzer Zeit wieder
murrte und sich gegen den
Herrn auflehnte, blieb er ein
gnädiger und treuer Gott, der
sein Volk begleitete.
Erst im Rückblick wurde den
Israeliten Gottes Heilshandeln
bewusst und sie bekannten:
„Der Herr offenbare sich als
der barmherzige und gnädige
Gott, langmütig, reich an Huld
und Treue“.
Und Jesaja schrieb: „Denn er
leitet sie voll Erbarmen und
führt sie zu sprudelnden Quel-
len. Auch wenn die Berge von
ihrem Platz weichen und die
Hügel zu wanken beginnen
meine Huld (Gunst, Gnade,
gegenseitige Treue) wird nie
von dir weichen und der Bund
meines Friedens nicht wanken, spricht der Herr, der Erbarmen hat mit dir“ (Jes 4954,10).
Seinerseits fordert Gott aber
die Menschen auf es ihm
gleich zu tun. So verlangt er
beim Propheten Jesaja: „Das
ist ein Fasten, wie ich es liebe:
die Fesseln des Unrechts zu
lösen, die Stricke des Jochs
zu entfernen, die Versklavten
freizulassen, jedes Joch zu
zerbrechen, an die Hungrigen
dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus
aufzunehmen, wenn du einen
Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.“
Diese Grundforderung Gottes
spiegelt sein eigenes Wesen,
sein Innerstes wieder. Das Erbarmen und die Zuwendung,
aus der wir schöpfen dürfen,
sollen uns Grund und Antrieb
sein, es ihm gleich zu tun. Es
ist, als ob Gott selbst uns den
Auftrag ins Herz gelegt hätte,
barmherzig gegenüber unseren Mitmenschen zu sein.
Barmherzigkeit
Testament …entdecken
im
Neuen
Die Tatsache, dass der
Mensch, aus welchem Grund
auch immer, Gott aus seinem
Leben ausschließt oder zumindest in die zweite Reihe
verweist, führte dazu, dass
Gott uns seinen Sohn als Mittler sandte. Durch die Geburt
Jesu Christi zeigt Gott zum
wiederholten Male sein großes
17
nachgedacht
Erbarmen, sein Wohlwollen
uns Menschen gegenüber und
seine Liebe. Uns wurde die
Gnade zuteil, dass in Christus
die göttliche Barmherzigkeit
Gestalt annahm, um den Willen des Vaters den Menschen
konkret vorzuleben und dessen heilsames Handeln zu
vollbringen. Der Evangelist
Lukas berichtet, Jesus Christus sei die Barmherzigkeit, die
Vollkommenheit des göttlichen
Wesens (Lk 6,36).
Kardinal Kasper erklärt, Gott
verurteilt nicht, sondern er
verzeiht, er gibt und schenkt in
einem guten, überlaufenden
Maß. Gottes Barmherzigkeit
ist sozusagen überproportional; sie übertrifft jedes Maß.
Das spiegelt sich besonders in
dem Gleichnis vom barmherzigen Vater wieder. Der Vater
verurteilt seinen Sohn nicht,
sondern er verzeiht und beschenkt ihn im Übermaß. (Lk
15,11-32)
Dies als Betroffener zu erleben verändert auf radikale
Weise das eigene Verhalten
und den weiteren Lebensweg.
Beispiele finden wir hierzu genügend in der Bibel.
Welche Veränderung das heilsame Handeln durch Jesus
Christus hat (Mt 8,14-17; 9,18; 9,27-34) und wie diese
letztendlich zur inneren Umkehr und Vergebung führen,
18
finden wir auch in der Erzählung, in der Jesus dem Zöllner
Zachäus, der oben im Baum
sitzt und ihn wenigstens von
der Ferne erleben möchte, zuruft: „Zachäus, komm schnell
herunter! Denn ich muss heute
in deinem Haus zu Gast sein“
(Lk 19,1-10). Mit diesen Worten eröffnet Jesus gleich zwei
Dimensionen des Erbarmens.
Jesus schenkt Menschen, die
am Rande der Gesellschaft
stehen und aus den verschiedensten Gründen ausgegrenzt
werden, Ansehen. Und obgleich Jesus wusste, dass dieser Mann Unrecht begangen
hatte, verurteilte er ihn nicht,
sondern nahm sich seiner an.
Er ging mit ihm nach Hause
und aß mit ihm, was zu der
damaligen Zeit undenkbar
war, weil er aus jüdischer
Sicht ein unreines Haus betrat.
Diese Begegnung ließ Zachäus das Herz aufgehen,
was ihn wiederum zum Handeln führte. Zachäus mochte
das Unrecht, das er begangen
hatte, wieder gut machen.
Durch die wertschätzende
Grundhaltung von Jesus wurde er wieder lebendig.
Das Erbarmen und die liebende Zuwendung führen zu einer
Veränderung im Innersten,
durch sie wird neuer Lebensraum geschaffen. Die daraus
resultierende Einsicht führt zur
Reue und zum aufrichtigen
Wunsch, das Unrecht wieder
gut zu machen. Aus heutiger
Sicht würden wir sagen, aufgrund seiner Lebensbeichte
empfing Zachäus die Absolution. Er erlebte die Zuwendung
des göttlichen Heils. An diese
Erzählung sehen wir aber
auch ganz deutlich, wie Jesus
sich vom menschlichen Elend
berühren lässt, von unserer
Bedürftigkeit und unserem
Leid. Das griechische Wort,
mit dem dieses Mitleid bezeichnet
wird,
lautet
splanchnizomei und wurde
aus einem Begriff gebildet, der
für Mutterleib steht, für Eingeweide. Es ist wie die Liebe eines Vaters und einer Mutter,
die sich zutiefst um ihr Kind
sorgen, eine Liebe aus dem
Bauch heraus, ohne Wenn
und Aber. Und genau so wendet sich Gott uns allen zu. Jedes einzelne Leben berührt
ihn im Innersten. Wir dürfen
uns in seinem Schoß angenommen und geborgen fühlen.
Aus dieser Gewissheit heraus
lernen wir barmherzig zu sein,
wie Jesus es uns vorgelebt
hat.
Barmherzigkeit ist mehr als
ein Gefühl –
...leben
Die Barmherzigkeit zählt deshalb zu den elementaren biblischen Grundbegriffen und bezieht sich sowohl auf das Wesen Gottes wie auch auf konkrete Handlungen des Menschen: Barmherzigkeit ist somit zugleich grundsätzliche
Haltung und konkrete Tat. Sie
ist mehr als ein Gefühl. Barmherzigkeit muss sich in der Tat
erweisen, sonst bleibt sie von
Seiten des Menschen reine
Theorie. Sie meint die leidenschaftliche, liebende und helfende Zuwendung zu einem in
Not oder Schuld geratenen
Gegenüber, die für eine heilsame Nähe (Gott-Mensch
oder
zwischenmenschlich)
sorgt, meint Dr. Schramm vom
nachgedacht
Bistum Hildesheim.
Betrachte ich dieses Wort
Barmherzigkeit, so fällt mir
auf, dass sich zwei Wörter darin verbergen, nämlich Erbarmen und Herz. Und zugleich
wird mir bewusst, dass sich
viele tausende Menschen äußerst barmherzig verhalten,
ohne dass sie dieses Wort jemals in ihren Mund nehmen
würden.
Zum Beispiel der anfangs erwähnte Hausmeister, der mir
durch seine Hilfe einen barmherzigen Dienst erwiesen hatte. Oder denken wir an all die
Flüchtlingshelfer, an die ehrenamtlichen Helfer in den sozialen Einrichtungen, bei der
freiwilligen Feuerwehr usw.;
an all diejenigen, die zuhause
ihre Angehörigen pflegen. Zu
allen Zeiten gab es Menschen,
die bereit waren, die Not ihrer
Mitmenschen zu lindern. Auch
heute. Sie setzen mit Herz und
Mitgefühl in die Tat um, was
Jesus uns vorgelebt hat, Er,
der das göttliche Gesicht der
Barmherzigkeit ist.
Um die Kultur der Gleichgültigkeit aufzubrechen, befragte
Bischof Wanke die Menschen
in seinem Bistum, was sie
heute unter Barmherzigkeit
verstehen. Nach anfänglichem
Zögern gaben die Befragten
zur Antwort:
1. Ich besuche dich. 2. Ich teile mit dir. 3. Ich höre dir zu.
4. Du gehörst dazu. 5. Ich bete
für dich. 6. Ich rede gut über
dich. 7. Ich gehe ein Stück mit
dir.
Lassen Sie uns besonders in
diesem Jahr diese sieben
Punkte Stück für Stück mit
Herz und Hand einüben und in
die Tat umzusetzen. Wenn
uns das in diesem Jahr gelingt, tragen wir dazu bei, das
barmherzige Antlitz des Herrn
sichtbar zu machen.
Ruth Schaefer
Gemeinderferentin
Gebet zum Heiligen Jahr
Herr Jesus Christus,
du hast uns gelehrt, barmherzig zu sein wie der himmlische Vater,
und uns gesagt, wer dich sieht, sieht ihn.
Zeig uns dein Angesicht, und wir werden Heil finden.
Dein liebender Blick befreite Zachäus und Matthäus aus der Sklaverei des Geldes;
erlöste die Ehebrecherin und Maria Magdalena davon, das Glück nur in einem Geschöpf zu suchen;
ließ Petrus nach seinem Verrat weinen und sicherte dem reumütigen Schächer das Paradies zu.
Lass uns dein Wort an die Samariterin so hören, als sei es an uns persönlich gerichtet:
„Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht!“
Du bist das sichtbare Antlitz des unsichtbaren Vaters und offenbarst uns den Gott,
der seine Allmacht vor allem in der Vergebung und in der Barmherzigkeit zeigt.
Mache die Kirche in der Welt zu deinem sichtbaren Antlitz,
dem Angesicht ihres auferstandenen und verherrlichten Herrn.
Du wolltest, dass deine Diener selbst der Schwachheit unterworfen sind,
damit sie Mitleid verspüren mit denen, die in Unwissenheit und Irrtum leben.
Schenke allen, die sich an sie wenden,
die Erfahrung, von Gott erwartet und geliebt zu sein und bei ihm Vergebung zu finden.
Sende aus deinen Geist und schenke uns allen seine Salbung,
damit das Jubiläum der Barmherzigkeit ein Gnadenjahr des Herrn werde
und deine Kirche mit neuer Begeisterung den Armen die Frohe Botschaft bringe,
den Gefangenen und Unterdrückten die Freiheit verkünde und den Blinden die Augen öffne.
So bitten wir dich, auf die Fürsprache Marias, der Mutter der Barmherzigkeit,
der du mit dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes
lebst und herrschst in alle Ewigkeit. Amen.
Papst Franziskus
19
nachgehakt
Grenzen von Barmherzigkeit
Für Christen ist sie die vornehmste Eigenschaft Gottes und gleichzeitig ein Dilemma mit Pro und Contra
Contra: Würden wir die
Barmherzigkeit
wirklich
grenzenlos praktizieren, gäbe es keine Freiheit mehr.
Jeder kennt das. Die Fußgängerzone, früher Abend, Vorweihnachtsgedränge,
Bratwurstduft und Hosianna vom
Band. Und an jeder Ecke ein
Obdachloser mit einem Pappbecher. Versehrte. RomaMütter mit frierenden Kindern.
Punker mit Hunden. Dem Ersten, der uns die Hand entgegenstreckt, geben wir gern etwas. Dem Zweiten auch noch.
Beim Dritten zögern wir, bei
allen, die danach kommen,
härten wir uns innerlich ab und
schauen starr geradeaus. Und
schon befinden wir uns an den
Grenzen der Barmherzigkeit.
Es gibt sie im Alltag, jeder
weiß das. Und jeder, der sich
Mitgefühl bewahrt hat, empfindet dann natürlich auch so etwas wie ein schlechtes Gewissen, spürt das Dilemma.
Warum habe ich dem ersten
Armen geholfen, dem dritten
aber nicht? Wie kann ich das
rechtfertigen - vor mir? Vor
meinem Gewissen? Meinem
20
Glauben? Für den tiefgläubigen Menschen mag es tatsächlich keine Grenze der
Barmherzigkeit geben. Aber
was für das Gebot des Glaubens gilt, ist nicht notwendig
auch Richtschnur einer alltagstauglichen Ethik. Denn
würden wir die Barmherzigkeit
wirklich grenzenlos praktizieren, würden wir sie also absolut setzen, gäbe es keine Freiheit mehr. Alles, jedes Tun,
jede Entscheidung, hätte dann
der Pflicht zu gehorchen, unsere Herzen zu öffnen und
den Armen zu helfen, allen
Armen, überall, bis knapp an
die Selbstaufgabe oder in
Wahrheit sogar darüber hinaus. Heiligen würden wir solch
ein Leben zutrauen, uns selbst
nicht.
Aber wir müssen das auch
nicht. Eine alltagstaugliche
Ethik weiß, dass wir zwischen
konkurrierenden Werten, Interessen und Pflichten abwägen
müssen. Sie weiß auch, dass
wir nicht allen Menschen in
Not helfen können. Deshalb
gibt es Sphären der Verantwortung, Abstufungen der
Barmherzigkeit – und Grenzen. Wir schulden unseren
Nächsten, also: den Kindern,
dem Partner, unseren Eltern
und Verwandten, mehr und
anderes als denen, die uns
ferner stehen. Mitunter, wenn
die Not existenziell ist, mag sie
sich zur Pflicht verdichten, sofort zu helfen, jedem, auch
demjenigen, den wir nie zuvor
gesehen haben: dem Schwerverletzten, für den wir einen
Rettungswagen rufen müssen.
Dem Sterbenden, dessen
Hand wir nicht loslassen dür-
fen. Aber das ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Das Recht verfestigt diese
Sphären der Verantwortung.
Es definiert Unterhaltspflichten, es stellt unterlassene Hilfeleistung unter Strafe – aber
nur in bestimmten Fällen. Und
analog zum Alltagsleben des
Individuums gibt es abgestufte
Verantwortung auch in der Politik. Unsere Politiker haben
nicht allein Verantwortung für
die Flüchtlinge, die derzeit in
großer Zahl zu uns kommen,
teils aus entsetzlichen Verhältnissen. Die Politiker tragen
auch Verantwortung für die
Menschen, die ihnen ihre
Macht übertragen haben: die
Wähler, die Staatsbürger. Sie
schulden nicht nur den ankommenden Flüchtlingen etwas, sondern auch den Menschen, die hier sind, inklusive
der bereits angekommenen
Flüchtlinge. Auch dies stellt
eine moralische Verpflichtung
dar und keine geringe. In Wirklichkeit geht es nicht um Moral
versus Interesse, sondern immer wieder um einen Ausgleich zwischen widerstreitenden Werten.
nachgehakt
Ein Dilemma? Absolut. Es gibt
keinen Ausweg daraus. Und
niemand kann genau sagen,
wo die Grenze der Barmherzigkeit verläuft. Jeder muss
das mit sich ausmachen. Und
jeder tut das, jeden Tag, in jedem Moment, wenn sich ihm
wieder eine Hand entgegenstreckt.
Pro: Der Maßstab der Barmherzigkeit sind nicht wir
selbst, sondern ist die Not
des anderen
Ja, die eingangs skizzierte
Szene ist uns sehr wohl bekannt. Stoßen wir damit aber
wirklich schon an die Grenzen
unserer Barmherzigkeit? Viele
von uns, die im Westen im
Wohlstand leben, kennen die
Scham, einem Obdachlosen
ein Almosen zu geben, aber
kein Obdach. Dabei wäre dies
das Naheliegende, einfach die
Tür zu öffnen ins Warme. Ja,
die Folgen könnten uns überfordern. Aber was ist dieses
Risiko eigentlich gegen das
Risiko, dass ein hilfsbedürftiger Mensch stirbt? Natürlich
wäre es richtig, ihn hereinzubitten. Wir tun es nicht und
schämen uns.
Denn wir wissen ganz genau,
auch wenn wir die biblische
Definition nicht herbeten können, was Barmherzigkeit ist.
Ein Gebot der Menschlichkeit.
Es lässt sich nicht halbieren
und nicht begrenzen durch
Vernunftgründe, die doch nur
der Verteidigung unseres eigenen Wohlergehens dienen.
Es geht hier nämlich nicht um
uns. Das Gebot der Barmherzigkeit ergibt sich zwar aus
unserer Fähigkeit zu helfen.
Doch der Maßstab der Barmherzigkeit sind nicht wir selbst,
sind nicht unsere sonst so legitimen Interessen, sondern ist
die Not des anderen: seine
Erbarmungswürdigkeit.
Was ist Erbarmen? Keine
christliche Erfindung, aber ein
zentrales Thema der Bibel,
das unser abendländisches
Denken zutiefst geprägt hat.
Es leitet sich aus dem Liebesgebot ab, das nach dem
Wunsch Jesu das Erkennungszeichen der Christen
sein soll: "Ein neues Gebot
gebe ich euch: Liebt einander!
Wie ich euch geliebt habe, so
sollt auch ihr einander lieben."
Diese Liebe aber ist kein sentimentales Gefühl, sondern eine ethische Maxime. Sie gilt
absolut. Warum? Weil sie ihrem Ursprung nach identisch
mit Gott ist.
Thomas von Aquin hat die
Konsequenzen in den schönen Satz gefasst: „Die Barmherzigkeit ist die nach außen
gewandte Seite des Wesens
Gottes.“ Nach außen gewandt,
das heißt, liebende Barmherzigkeit soll in der Welt wirksam
sein, wenn aber Gott gemäß,
dann also unbegrenzt.
Das ist das christliche Ideal. In
der Wirklichkeit betreiben wir
Politik, und Nächstenliebe ist
keine politische Kategorie. Wir
sagen: Unsere Mittel sind begrenzt. Das ist wahr und doch
eine fürchterliche Ausrede.
Denn wir sind ja noch längst
nicht an den Grenzen unserer
Mittel angelangt. Die meisten
von uns haben einfach Angst,
die Haustür zu öffnen, die
Kriegsflüchtlinge aufzunehmen
– weil das zur Folge haben
könnte, dass wir unser bequemes Leben ändern müssen.
Papst Franziskus sagt dauernd, dass das nötig sei. Zur
Bekräftigung hat er ein Heiliges Jahr als "Jubiläum der
Barmherzigkeit" ausgerufen.
Dafür lieben ihn viele Leute,
weil er das Richtige predigt,
aber werden wir es selbst
auch tun? Werden wir zu mehr
als Almosen bereit sein? Oder
uns lieber weiter schämen?
Wir wissen, dass es keine
Rechtfertigung dafür gibt, anderen Menschen existentielle
Hilfe zu verweigern, solange
wir selbst dazu in der Lage
sind. Wir wissen, wir sollten
barmherzig sein. Wir wagen
es nur nicht, weil wir, nun ja,
nicht unbarmherzig, aber engherzig sind und vielleicht letztlich nicht als naiv eingestuft
werden wollen.
Deshalb bleiben wir stets
Grenzgänger in dem Dilemma
„Barmherzigkeit“ zwischen Pro
und Contra.
Otto Gäng
Pfarrer
21
regelmaessige gottesdienste
und angebote
Gottesdienste
Sa
11:00 Pfarrkirche
So
Maiandachten
Beichte
18:20 Frauenkirche
Rosenkranz
19:00 Frauenkirche
VAM
08:30 St. Michael, Bdf.
(nicht i. d. Schulferien)
09:30 St. Alto,Leutstetten
(nicht i. d. Schulferien)
10:00 Pfarrkirche
Fr
19:00 Uhr
Dankandacht
Erstkommunion 2016,
Pfarrkirche
08.05.
So
19:00 Uhr
Maiandacht, Kinderchor St.
Benedikt, Frauenkirche.
10.05.
Di
14:30 Uhr
Maiandacht, Frauenbund,
Buchendorf
15.05.
So
19:00 Uhr
Maiandacht, Frauenkirche
22.05.
So
19:00 Uhr
Maiandacht, Frauenkirche.
29.05.
So
19:00 Uhr
Maiandacht, Frauenkirche
31.05.
Di
19:00 Uhr
Maiandacht, Gilchinger
Dreigesang, Frauenkirche.
Messe oder
Wortgottesdienst
Messe oder
Wortgottesdienst
Pfarrgottesdienst
Pfarrheim
Kinderwortgottesdienst
11:00 St. Benedikt, Prd.
Messe oder
Wortgottesdienst
(nicht i. d. Schulferien)
01.05.
Kirchenmusik
Pfarrheim
Di
09:00 Pfarrkirche
Messe
Mi
19:00 Frauenkirche
Amt
Do
18:20 Frauenkirche
Rosenkranz
Kinderchor
Donnerstag
17:30 – 18:15 Uhr
19:00 Frauenkirche
Messe
Jugendchor
Donnerstag
19:00 – 20:00 Uhr
19:30 Frauenkirche
Eucharistische
Anbetung
(3. Donnerstag im
Monat)
Kirchenchor
Donnerstag
20:00 Uhr
Fr
09:00 Pfarrkirche
Messe
09:30 Pfarrkirche
Anbetung
(1. + 3. + 5.
Freitag)
Bitte beachten Sie daneben die aktuelle
Gottesdienstordnung, welche in den Kirchen
ausliegt und unter www.st-benedikt-gauting.de
zum download zur Verfügung steht.
Wöchentliche Angebote
Pfarrheim
(außer Ferien und Feiertage):
Yoga & Meditation
Montag
19:30 Yoga
20:00 Meditation
Altenclub
Dienstag
14:00 Uhr
Eltern-Kind-Kreis
Freitag
09:15– 10:30 Uhr
Monatliche Angebote
Pfarrheim
Firmung 2016
Feier der Firmung
Samstag, den
08.10.2016
10:00 Uhr
Die Firmung wird in diesem Jahr durch Abt Petrus
Höhensteiger gespendet werden.
22
Frauenkreis
14-tägig
Mittwochs mit
Ankündigung
09.00 Uhr
Frauenbund
Ankündigungen in den Schaukästen
Termine März bis Juli 2016
Wenn nicht anders angegeben, in der Pfarrkirche
März 2016
Mai 2016
19.03.
Sa
18:00 Uhr
Versöhnungsgottesdienst zum
Abschluss der österlichen Bußzeit,
Frauenkirche
20.03.
So
10:00 Uhr
11:00 Uhr
Palmprozession von der Frauenkirche zur Pfarrkirche, anschl.
Festgottesdienst,
Bläserquartett St. Benedikt
Festgottesdienst, Pentenried
22.03.
Di
19:00 Uhr
Kreuzweg
24.03.
Do
20:00 Uhr
Messfeier vom Letzten Abendmahl, Deutscher Liturgiegesang,
Schola St. Benedikt
Ölbergandacht, Pfarrheim
22:00 Uhr
25.03.
Fr
10:00 Uhr
15:00 Uhr
15:00 Uhr
20:00 Uhr
26.03.
27.03.
Sa
So
09:00 Uhr
9:30 Uhr 12:00 Uhr
21:30 Uhr
Trauermette
Anbetung am Hl. Grab,
Pfarrheim
Feier der Hl. Osternacht, Beginn
auf dem Kirchhof, mit Speisenweihe, Schola u. Bläserquartett
06:00 Uhr
Feier der Hl. Osternacht,
Pentenried
Osterfestgottesdienst,
Ch. Gounod, Caecilienmesse,
Solisten, Chor und Orchester St.
Benedikt
10:00 Uhr
28.03.
Mo
Kreuzwegandacht für Kinder,
Pfarrkirche
Karfreitagsliturgie, Chorsätze aus
dem Florilegium, Chor St. Benedikt
anschl. Anbetung am Hl. Grab,
Pfarrheim
Karfreitagsliturgie, Pentenried
Jugendkreuzweg, Kirchhof
10:00 Uhr
05.05.
Do
10:00 Uhr
Festgottesdienst zu Christi
Himmelfahrt, Band St. Benedikt
10.05.
Di
14:30 Uhr
Maiandacht Frauenbund,
Buchendorf
11.05.
Do
20:00 Uhr
Ökumenisches Pfingstgebet,
evang. Christuskirche
15.05.
So
10:00 Uhr
Festgottesdienst zu Pfingsten,
W.A. Mozart Kirchensonaten,
Orchester St. Benedikt
Maiandacht, Frauenkirche
19:00 Uhr
16.05.
Mo
10:00 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst,
evang. Christuskirche
26.05.
Do
09:00 Uhr
Fronleichnamsgottesdienst
anschl. Prozession,
Bläserquartett
31.05.
Di
19:00 Uhr
Maiandacht, Gilchinger Dreigesang, Frauenkirche
Juni 2016
03.06.
Fr
20:00 Uhr
Glaubenskurs CREDOplus,
Pfarrheim
10.06.
Fr
15:00 Uhr
firm.com 2
Firmvorbereitung 2016, Pfarrheim
20:00 Uhr
Glaubenskurs CREDOplus,
Pfarrheim
12.06.
So
10:00 Uhr
Pfarrgottesdienst mit den Firmlingen, Pfarrkirche
17.06.
Fr
20:00 Uhr
Glaubenskurs CREDOplus,
Pfarrheim
18.06.
Sa
18:00 Uhr
Abendmesse mit „Unser Club“,
Stubenmusik Soffel-Schönauer,
Pfarrkirche
24.06.
Fr
15:00 Uhr
firm.com 3
Firmvorbereitung 2016, Pfarrheim
20:00 Uhr
Glaubenskurs CREDOplus,
Pfarrheim
10:00 Uhr
Pfarrgottesdienst mit Kinderchor.
18:00 Uhr
Messe zum Patrozinium,
Feierliches Amt
April 2016
12.04.
Di
20:00 Uhr
3. Elternabend zur Erstkomm.,
Pfarrheim
17.04.
So
10:00 Uhr
Pfarrgottesdienst mit den Erstkommunionkindern
20.04.
Mi
20:00 Uhr
1. Elternabend zur Firmung,
Pfarrheim
22.04.
Fr
15:00 Uhr
firm.com 1
Firmvorbereitung 2016, Pfarrheim
27.04.
Mi
20:00 Uhr
geist.reich, Andacht zur
Firmvorbereitung 2016, Frauenkirche
Mai 2016
01.05.
So
09:30 Uhr
11:00 Uhr
18:30 Uhr
Erstkommunionfeier,
Jugendchor
Erstkommunionfeier,
Jugendchor
Dankandacht für alle Erstkommunionkinder
26.06.
So
Juli 2016
05.07.
Di
Ulrichskirche
07.07.
Do
09.07.
Sa
10.07.
So
14:30 Uhr
Kranken- und Seniorengottesdienst, Pfarrheim
Benediktsfeuer der KJG
11:00 Uhr
Festgottesdienst zum Patrozinium, F. Schubert, Messe in G,
Solisten, Chor und Orchester St.
Benedikt
Kath. Pfarramt St. Benedikt
Pfarrweg 3
82131 Gauting
 089/ 893 11 96
Fax 089/ 893 11 989
e-mail: [email protected]
Internet: www.st-benedikt-gauting.de
Öffnungszeiten:
Di. – Fr.
09:30 – 12:00 Uhr
Di., Do.
15:00 – 18:00 Uhr
In den Schulferien nur vormittags.
Bankverbindung:
Kath. Kirchenstiftung St. Benedikt – Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg
IBAN: DE07 7025 0150 0620 0041 35 – BIC: BYLADEM1KMS
Wir sind für Sie da:
Die Seelsorger:
Pfarrer Otto Gäng
Kaplan Dr. Franz Xaver Großmann
Gemeindereferentin Ruth Schaefer
MitarbeiterInnen:
Pfarrbüro: Frau Anne-Françoise Vater
Verwaltung, Personal: Herr Benedikt Westenrieder
Verwaltung Kindertagesstätten: Frau Katrin Mooser
Kindertagesstätten der Kirchenstiftung St. Benedikt
Kath. Kinderhaus St. Josef
Reismühlerstr. 17
82131 Gauting
 089 - 850 59 64
e-mail:
Kath. Kindergarten St. Benedikt
Kirchenweg 11
82349 Pentenried
 089 - 850 59 32
e-mail:
[email protected]
[email protected]
Leitung: Frau Nicol Plundke
Leitung: Frau Lydia Schweiger
Caritas Zentrum München Süd-West und Würmtal
Paul-Gerhardt-Allee 24
81245 München
 089 - 829920-0
e-mail: [email protected]
Internet: www.caritas-muenchen-west-wuermtal.de
Impressum:
Benedictum – Pfarrbrief der Pfarrei St. Benedikt
Ausgabe 2015/02
Herausgeber und verantwortlich:
Katholische Kirchenstiftung St. Benedikt – Gauting
Pfarrweg 3, 82131 Gauting, Tel.: 089/8931196, e-mail: [email protected]
vertreten durch Pfarrer Otto Gäng
Redaktion:
Friederike Dyszak, Otto Gäng, Dr. Franz Xaver Großmann, Dr. Stephanie Hoh, Ruth Schaefer,
Claudia Sendlbeck-Schickor, Josefa v. Stauffenberg
Layout: Friederike Dyszak, Otto Gäng
Auflage: 6900, Druck: Witwe Marie Link-Druck, Kronach