Krise: Baden-Württembergs Gesundheitssystem wankt

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20. Mai 2016
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Gesundheitssystem
Krise: Baden-Württembergs Gesundheitssystem wankt
Vorübergehende Schließungen von Einrichtungen bzw. Abteilungen nehmen zu
D
en
Gesundheitseinrichtunweise im Dezember beim Klinikum
Mittelbaden in Bühl. „Eine Aufnahme
gen fehlt Geld für zusätzliches
zur Entbindung ist nicht mehr möglich.
Personal und notwendige InvestiDer Kreißsaalbetrieb wird ab Samstag,
tionen“, warnte der Vorstandsvor12. Dezember 2015, 6.15 Uhr, eingestellt
sitzende der Baden-Württemberund am Montag, 11. Januar 2016, 6.00
gischen Krankenhausgesellschaft
Uhr, wieder regulär aufgenommen.“
(BWKG), Detlef Piepenburg. Wie der
„2015 hatten beispielsweise zwei
aktuelle BWKG-Indikator (1/2016)
Drittel der Krankenhäuser im Land
zeigt, hatten im vergangenen Jahr
keinen Jahresüberschuss. Und die
noch immer 42,8 Prozent der Kranjüngste Krankenhausreform mit dem
kenhäuser, 43,6 Prozent der RehaKrankenhausstrukturgesetz wird an
Einrichtungen und 32,2 Prozent der
dieser finanziellen Misere nichts änPflegeeinrichtungen ein Defizit.
Erwartete Entwicklung der Beschäftigtenzahl.
Grafik: BWKG
„Diese finanzielle Situation bereitet
dern. Nicht in diesem und auch nicht
weiterhin ernsthafte Sorgen, zumal
im kommenden Jahr“, so Piepenburg,
ein Großteil der Einrichtungen nicht mit einer Kosten der Kliniken im Südwesten vor allem der auch Landrat des Kreises Heilbronn ist.
Verbesserung ihrer Situation in den kommen- beim Personal nicht finanziert werden.
Zwei Drittel der Krankenhäuser in Baden WürtDie
finanzielle
Krisensituation
vieler
Einden zwölf Monaten rechnet“, so Piepenburg.
temberg hatten angegeben, kein zusätzliches
„Die Krankenhäuser im Land leiden dar- richtungen und der sich dadurch noch verschär- Pflegepersonal einstellen zu können.
43 Prozent der Krankenhäuser rechnen
unter, dass strukturelle Unterschiede zwischen fende Personalmangel führten zuletzt sogar
den Bundesländern im deutschen Kranken- vermehrt zu zeitlich begrenzten Schließungen. in den kommenden 12 Monaten damit, dass
hausfinanzierungssystem weitgehend unbe- „Aufgrund der aktuellen Personalsituation wird sich die wirtschaftliche Situation noch verrücksichtigt bleiben“, betont Piepenburg. Das der Kreißsaalbetrieb in unserer Bühler Klinik schlechtert. Nur 11,9 Prozent rechnen mit einer
führe dazu, dass die überdurchschnittlichen vorübergehend geschlossen“, hieß es beispiels- Verbesserung.
Analyse
Gesetz zur Korruption in der Gesundheitsbranche unzureichend
Nach jahrelangen politischen Diskussionen billigte der Bundesrat am Freitag
ein Gesetz, mit dem Bestechung und Bestechlichkeit von Ärzten und in anderen
Heilberufen künftig mit Freiheitsstrafen
von mehreren Jahren bestraft werden können. Grundsätzlich sollen diese mit bis zu
drei Jahren Haft bestraft werden.
Wenn ein Arzt eine Gegenleistung dafür
fordert, dass er bei der Verordnung von
Medikamenten einen bestimmten Anbieter
bevorzugt, kann ihn dies drei Jahre ins Gefängnis bringen oder eine hohe Geldstrafe
kosten. In besonders schweren Fällen kann
die Strafe sogar fünf Jahre Haft sein. Die
gleichen Strafen drohen Pharmavertretern, die Ärzten eine Gegenleistung dafür
versprechen, dass sie ihre Arzneimittel
bevorzugen.
Doch schon während des Beschlusses
des neuen Gesetzes wies der Bundesrat
darauf hin, dass „bereits jetzt Strafbarkeitslücken im Gesetz“ absehbar seien. Diese
könnten insbesondere dort auftreten, wo
kein Wettbewerb zwischen mehreren Anbietern besteht:
bei der Verordnung patentgeschützter
(und damit in Monopolstellung) angebotener Arznei-, Heil- oder Hilfsmittel oder
Medizinprodukte
bei der allgemeinen – und gegebenenfalls medizinisch gar nicht indizierten –
Steigerung von Bezugs-, Verordnungs- oder
Zuweisungsmengen
bei Arzneimittelverordnungen, die sich
allein auf den Wirkstoff beziehen
Eine wirksame Bekämpfung von
Korruption im Gesundheitswesen müsse
deswegen nicht nur auf den Wettbewerbsschutz, sondern auch auf den Patientenschutz abzielen. Zusätzlich dazu ist das
Gesetz so eng gefasst, dass Apotheker „aus
dem tatsächlichen Anwendungsbereich der
Regelungen“ herausfallen:
„Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung zu beobachten, ob zukünftig
in der Praxis die vorbeschriebenen Strafverfolgungslücken in einem Umfang auftreten, der geeignet ist, das Vertrauen der
Patienten in das Gesundheitssystem zu
beeinträchtigen. Sollte dies der Fall sein,
müssten die notwendigen gesetzlichen
Änderungen im Sinne dieser Entschließung
vorgenommen werden.“
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Pharma
Bayer hat Interesse an Monsanto
Eine Woche nach den Spekulationen über eine mögliche Übernahme von Monsanto hat Bayer entsprechende Gespräche bestätigt
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as sind alles wilde Spekulationen, sich auch gegen eine Offerte entscheiden aus. Der Nettogewinn brach in den drei
an denen nichts dran ist“, sagte oder andere Möglichkeiten wie Gemein- Monaten bis Ende Februar auf 1,06 MilMonsanto-Manager Brett Begemann schaftsunternehmen oder einen Tausch liarden Dollar ein, wie der für Genmais
kürzlich auf einer Investorenkonferenz von Anteilen mit den Amerikanern verfol- und Gensoja bekannte US-Agrarchemiein New York. Monsanto wolle sich weiter gen, meldete die Agentur unter Berufung konzern mitteilte. Der Umsatz ging um
auf seine eigene Strategie konzentrie- auf mit der Sache vertraute Personen.
knapp 13 Prozent auf 4,53 Milliarden Dollar
Monsanto selbst war im Sommer zurück. Analysten hatten bessere Zahlen
ren. Kaum einen Tag später geben sowohl Monsanto als auch Bayer bekannt, mit seinen Übernahmeavancen beim erwartet. Die Aktie des Unternehmens
dass es erste Übernahmegespräche ge- Pflanzenschutzspezialisten Syngenta gab zeitweise 1,5 Prozent nach.
geben habe.
Monsanto sprach
von einer unverbindlichen, unerbetenen Offerte, die an bestimmte
Bedingungen geknüpft
sei. Sie werde nun vom
Verwaltungsrat geprüft.
Details wurden nicht
genannt. Vor Abschluss
der Prüfung werde sich
Monsanto nicht näher
dazu äußern.
Der deutsche Konzern erklärte: „Vertreter
von Bayer haben vor
kurzem Mitglieder der
Geschäftsführung von
Monsanto Company getroffen, um vertraulich
über eine einvernehmliche Übernahme von
Monsanto zu sprechen.“
Er fügte hinzu: „Ein solNeben sinkenden Gewinnen kämpft Monsanto weiterhin mit starker Kritik von Seiten der Bevölkerung.
cher Zusammenschluss
Foto: Flickr/ Die Grünen Kärnten/Cc by 2.0
würde Bayer als globales,
innovationsgetriebenes
Wie andere Produzenten von PflanLife-Science-Unternehmen mit Spitzen- abgeblitzt. Die Schweizer werden nun
positionen in seinen Kerngeschäften für 43 Milliarden Dollar vom chinesischen zenschutzmitteln und Saatgut schadet
stärken und ein führendes, integriertes Staatskonzern ChemChina geschluckt. Monsanto, dass die Landwirte ihre AusgaNach Ankündigung der Fusion der US- ben massiv eingeschränkt haben. Grund
Agrargeschäft schaffen.“
Vergangenen Donnerstag hatte die Chemiekonzerne DuPont und Dow Che- sind die gefallenen Getreidepreise. Sie
Finanzagentur Bloomberg berichtet, Bayer mical, die das Agrarchemiegeschäft als sind in den USA so niedrig sind wie seit
prüfe wohl ein Angebot für den über 40 eigenständiges Unternehmen planen, fünf Jahren nicht mehr, die Einkünfte der
Milliarden Dollar schweren US-Konzern. steht Monsanto unter Druck, sich einen Bauern sind auf den niedrigsten Stand
BASF wurde von einem Internet-Informa- Partner zu suchen.
seit 2002 gefallen. Monsanto und die
Die Monsanto-Aktie stieg nach der Konkurrenz haben in der Folge die größtionsdienst ebenfalls Interesse an Monsanto zugeschrieben. Die Leverkusener Meldung einer möglichen Übernahme im ten Preisnachlässe seit mindestens sechs
hätten sowohl intern als auch mit Beratern vorbörslichen US-Handel um 16 Prozent. Jahren gewährt. Zusätzlich belastet der
vorläufige Gespräche über einen Kauf Bei Bayer wurde an der Börse in Frankfurt starke Dollar, denn dieser schmälert im
von Monsanto geführt. Ein Beschluss sei kurzzeitig der Handel unterbrochen, da- Ausland erzielte Gewinne, wenn sie in die
aber noch nicht gefallen, Bayer könnte nach bauten die Aktien ihre Kursverluste Heimat übertragen werden.
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Wissenschaft
Forscher wollen künstliches, menschliches Genom schaffen
Es geht um 2,3 Milliarden Basenpaare. Zehn Jahre setzen die Wissenschaftler dafür an
A
uf einer geschlossenen Veranstaltung der Harvard Medical School in
Boston wurde ein neues Genprojekt den
150 Teilnehmern vorgestellt: „HGP-Write.
Testing Large Synthetic Genomes in Cells“.
Aufbauend auf dem Humangenprojekt
(HGP), das sich mit der Entschlüsselung
der gesamten genetischen Information
der menschlichen DNA beschäftigt, soll
nun ein komplett synthetisches, menschliches Genom geschaffen werden. Chemikalien sollen genutzt werden, um die
komplette DNA, die in den menschlichen
Chromosomen ist, in zehn Jahren herzustellen, berichtet die New York Times. Die
Veranstaltung war nicht öffentlich und
die Teilnehmer wurden dazu angehalten,
während der Konferenz nicht mit Medien
in Kontakt zu treten oder auf Twitter zu
posten.
Noch ist das Projekt nur eine Idee. Doch
schon jetzt wird es nicht ganz ohne Kritik in
der Wissenschaftswelt diskutiert. Gelänge die
Schaffung eines solchen Genoms, wäre es
theoretisch möglich, einen Menschen ohne
biologische Eltern zu schaffen. Die Initiatoren des Projektes berufen sich indes darauf,
dass es einen großen wissenschaftlichen
Wert hätte. Statt das menschliche Genom
zu lesen, wie es beim HGP der Fall war, soll
das menschliche Genom nun quasi geschrieben werden: durch die Herstellung aller 3,2
Milliarden Basenpaare mit Chemikalien.
„Wäre es ok, Einsteins Genom zu entschlüsseln und dann zu synthetisieren“, fragt
sich Drew Endy von der Stanford University angesichts des neuen Projektes. Er war
eingeladen worden, an der geschlossenen
Veranstaltung teilzunehmen, entschied sich
Das Interesse an der Gentechnologie hat wieder
zugenommen. Foto: Flickr/Andy Leppard/ CC by 2.0
jedoch dagegen, weil diese seiner Meinung
nach nicht ausreichend Menschen zugänglich gemacht worden war, um eine wirklich
ethische Diskussion zu ermöglichen.
George Church von der Harvard Medical School ist Mitinitiator des Projektes
und sagte, das Projekt ziele nicht darauf ab,
Menschen zu kreieren, sondern vielmehr
darauf, Zellen zu schaffen. Außerdem solle
es nicht nur um das menschliche Genom
gehen. Vielmehr gehe es darum, DNA im
Allgemeinen besser synthetisieren zu können. Noch gibt es Church zufolge keine
finanziellen Mittel für das Projekt, obwohl
bereits einige Stiftungen und Unternehmen
kontaktiert wurden. Einige hätten aber bereits ihr Interesse bekundet. Church zufolge
war die strenge Handhabe bezüglich der
„Geheimhaltung“ während der Konferenz
darauf zurückzuführen, dass die Initiatoren
einem wissenschaftlichen Journal etwas zur
Veröffentlichung gegeben haben. Diese sollten das Projekt als erste publizieren können.
Wie wichtig die Genomforschung sein
kann, zeigen die jüngsten Forschungen zur
Heilung und Therapie von Krankheiten wie
HIV. Wichtig in diesem Zusammenhang ist
die entwickelte Genschere Crispr-Cas9. Ein
Team chinesischer Forscher der Guangzhou
Medical University hat vor kurzem mit der
Genschere nun erstmals einen Embryo mit
einer HIV-Immunität ausgestattet. Dafür
griffen die Forscher auf eine Mutation
namens CCR5 zurück, die bei einigen Menschen zu finden ist – bekannt als CCR5Δ32.
Diese können sich nicht mit dem HIV-Virus
infizieren.
Der Arzneimittelhersteller AstraZeneca
hatte kürzlich angekündigt, die Genome von
zwei Millionen Menschen zu sequenzieren.
Zusammen mit dem Wissenschaftler Craig
Venter, dem finnischen Institut für Molekulare Medizin und dem Welcome Trust
Sanger Institute in Cambridge soll dieses
Ziel in den kommenden Jahren umgesetzt
werden.
Wissenschaft
Virus-Infektionen: IBM entwickelt Super-Molekül
Virusinfektionen wie Ebola, Influenza und das Denguefieber könnten vielleicht besser geheilt werden
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ie Heilung von Infektionen mit dem
Dengue-Fieber, Influenza, Zika, Grippe und Ebola ist schwierig. Nicht nur, dass
sich alle Viren voneinander unterscheiden, auch der Stamm eines Virus kann
sich ändern oder mutieren. Aus diesem
Grund haben sich Wissenschaftler von
IBM in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Bioengeneering und Nanotechnologie
in Singapur angesehen, was die Virusinfektionen verursacht.
Im Zuge dessen haben sie ein sogenanntes Makromolekül entwickelt. Dieses ist in
der Lage, mehrere Viren zu behandeln und
somit zu verhindern, dass sie den Menschen
infizieren, wie die Wissenschaftler in der
Zeitschrift Macromolecules schreiben. Selbst
als die Viren bei Tests mutierten, blieb das
Makromolekül wirksam. Nun sollen auch
Tests mit dem Zika-Virus durchgeführt werden. Da dieser mit dem Denguefieber-Virus
etliche Gemeinsamkeiten aufweist, rechnen
Das Makromolekül kann für Ebola-Viren und auch
zur Behandlung vom Dengue-Fieber eingesetzt
werden.
Foto: Flickr/NIAID/Cc by 2.0
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die Wissenschaftler mit einem Erfolg des
Zika-Virus auch hier.
Bei dem Molekül konzentrierten sich
die Wissenschaftler auf die Glykoproteine
an der Außenseite der Viren. Diese nutzen
die Viren, um an andere Zellen anzudocken.
Mittels einer elektrostatischen Ladung lockt
das Makromolekül die Viren zu sich und
dockt an. Das verhindert, dass gesunde Zellen geschädigt werden. Einmal angedockt
neutralisiert das Molekül das Säurelevel des
Virus, um eine Vermehrung zu verhindern.
Doch das Makromolekül hindert die
Viren auch auf eine andere Weise an einer
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Ausbreitung. Mittels eines speziellen Zuckers
(Mannose) verbindet sich das Makromolekül
mit Immunzellen und führt diese zu den Infektionsherden. In den kommenden Jahren
sollen klinische Studien mit dem Molekül
durchgeführt werden. Bis zur Marktreife
könnten noch 3 bis 5 Jahre vergehen.
Wirtschaft
UN-Studie hält Glyphosat doch nicht für krebserregend
Der Inhaltsstoff Glyphosat des US-Konzerns Monsanto ist nach einer neuen UN-Studie vermutlich nicht krebserregend
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ie WHO präsentiert sich als Chaos- Der Monsanto-Funktionär will ein Treffen Bewertungsberichts zu Glyphosat die IARC
Truppe – oder aber die Organisa- mit Vertretern der WHO und der IARC und Monographie kommentiert. Hieran sollten
vielmehr alle EU-Mitgliedsstaaten beteiligt
tion steht unter gewaltigem Druck: Das fordert die Rücknahme der Studie.
Zuvor sagte der Cheflobbyist Miller, werden“.
umstrittene Unkrautvernichtungsmittel
In Deutschland streitet die Regierung
Glyphosat des US-Konzerns Monsanto ist man könne sich nicht erklären, wie die
nach einer neuen UN-Studie vermutlich WHO zu einer „derart dramatischen” Ab- derzeit darüber, ob die Zulassung von Glynicht krebserregend.
weichung von allen bisherigen „regulatori- phosat in der EU verlängert werden soll.
Es sei unwahrscheinUmweltministerin Barbara
Hendricks (SPD) hatte anlich, dass Glyphosat bei der
Nahrungsaufnahme für
gekündigt, die SPD-Ressorts
Menschen ein Krebsrisiko
würden eine Wiederzulasdarstelle, stellten Experten
sung des Herbizids in der
der WelternährungsorgaEU ablehnen. Agrarminisnisation (FAO) und der
ter Christian Schmidt (CSU)
Weltgesundheitsorgaerklärte daraufhin, er habe
„überhaupt kein Verständnisation (WHO) fest. Die
Chemikalie löse vermutlich
nis für die Rolle rückwärts“
auch keine Veränderungen
von Hendricks. Inzwischen
des menschlichen Erbguts
hat sich das Kanzleramt in
aus. Die Angaben widerden Streit eingeschaltet.
Nach einem Reuters
sprechen den Ergebnissen
vorliegenden EU-Entwurf
einer Untersuchung der Insoll Glyphosat für weiteternationalen Behörde für
142.773 Unterschriften gegen Glyphosat wurden in dieser Woche an das Landwirtdie Krebsforschung (IARC),
re neun Jahre zugelassen
schaftsministerium übergeben.
Foto: Flickr/BUND Bundesverband/CC by 2.0
die in Lyon ansässig ist und
werden. Damit kam die
zur WHO gehört.
EU-Kommission bereits
Wieso die WHO ihre
Bedenken entgegen, denn
eigenen Forscher plötzlich korrigiert, ist schen Schlussfolgerungen“ habe kommen ursprünglich sollte die Nutzung von Glyunklar: Die Angaben sind nämlich das glatte können. Er bezieht sich offenbar auf eine phosat für weitere 15 Jahre genehmigt
Gegenteil dessen, was aus den Ergebnissen deutsche Studie für die EU, die erst im Vor- werden. Das EU-Parlament hatte sich daeiner Untersuchung der Internationalen jahr Roundup die volle Unbedenklichkeit gegen für eine auf sieben Jahre befristete
Behörde für die Krebsforschung (IARC) bescheinigt hatte. Das Bundesinstitut für Wiederzulassung ausgesprochen.
hervorgeht. Die IARC ist in Lyon ansässig Risikobewertung (BfR) sah 2014 zunächst
Glyphosat wird seit den 70er Jahren
und Teil der WHO. Die IARC hatte Glyphosat „keine Hinweise auf krebserzeugende, re- in der Landwirtschaft eingesetzt. Monsanim März 2015 als wahrscheinlichen Krebs- produktionsschädigende oder fruchtschä- to vertreibt es unter dem Markennamen
erreger eingestuft.
digende Wirkung durch Glyphosat“. Doch Roundup und erzielte damit im vergangeMonsanto hatte damals die Rücknahme in einer Mitteilung vom 2. April meldet das nen Jahr einen Umsatz von 4,8 Milliarden
der IARC-Studie gefordert. „Wir hinterfragen BfR, dass der „Bericht der Internationalen Dollar. Auch andere Konzerne produzieren
die Qualität der Bewertung (…). Die WHO Agentur für Krebsforschung (IARC) im das Mittel – unter anderem aus der EU
hat etwas zu erklären“, zitierte Reuters den Verfahren zu berücksichtigen“ sei. Das und aus China. Es ist anzunehmen, dass
Vize-Präsidenten der Monsanto-Abteilung BfR wörtlich: „Das BfR sieht es als nicht die Konzerne erheblichen Druck auf die
Global Regulatory Affairs, Philip Miller. zielführend an, wenn es als Verfasser des EU ausgeübt haben.
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Medizin
Studie – Zauberpilze könnten starke Depressionen lindern
Zauberpilze könnten nach Einschätzung von britischen Wissenschaftlern wieder Licht ins Leben schwer depressiver Patienten bringen
I
n der Untersuchung sei der
Wirkstoff sicher und verträglich gewesen, erklärten die
Wissenschaftler. Bei allen Patienten habe sich die Depression
über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen etwas verbessert, heißt es in der Studie,
die im The Lancet Psychiatry
veröffentlicht wurde. Sieben
der Patienten hätten noch nach
drei Monaten eine positive Reaktion gezeigt, bei fünf habe
die Depression auch über diesen Zeitraum hinaus nachgelassen.
Der Wissenschaftler Robin
Carhart-Harris, der die Studie am
Londoner Imperial College leitet,
bezeichnete die Ergebnisse als
eindrucksvoll, warnte aber auch:
„Ich möchte nicht, dass die Leute
jetzt denken, dass ihre Depressionen behandeln können, indem
sie ihre eigenen Zauberpilze
sammeln. Dieser Ansatz könnte
riskant sein.“ Man befinde sich
mit diesen Ergebnissen, die auch
in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift Lancet Psychiatrie veröffentlicht wurden, Bisher wurden Magic Mushrooms in Europa vor allem erst einmal als Droge gesehen.
noch ganz am Anfang. Viele der
Foto: Flickr/ Stefan Böhm Fotografie/CC by sa 2.0
Studienteilnehmer hätten von
einem tiefgreifenden Erlebnis
berichtet und schienen eine Veränderung Einnahme von Psilocybin beobachtet nen. Viele von ihnen sprechen auf die
durchgemacht zu haben, wie sie die Welt worden. Dabei seien unter anderem der Behandlungen mit Antidepressiva und
Blutdruck und die Herzfrequenz genau kognitiven Verhaltenstherapien an, bei
wahrnehmen.
Die Patienten erhielten Psilocybin- überwacht worden sowie die Intensität der etwa 20 Prozent von ihnen zeigt sich aber
Kapseln in zwei Sitzungen mit einem Ab- Wirkung, von der die Studienteilnehmer keine Verbesserung der Krankheit. Psilostand von sieben Tagen. Die sechs Frauen berichtet hätten. Darüber hinaus seien die cybinhaltige Pilze sind weltweit verbreitet
und sechs Männer zwischen 30 und 64, Patienten von einem Psychiater während und wurden in der Geschichte vor allem
bei denen eine behandlungsresistente und nach der Einnahme regelmäßig un- für religiöse Rituale eingesetzt. Zu den
Depression diagnostiziert worden sei, seien tersucht worden.
Nebenwirkungen gehören Angststörungen
umfassend untersucht worden, bevor sie
Nach Angaben der Weltgesundheits- und Panikattacken. In Deutschland ist der
an der Studie hätten teilnehmen dürfen. organisation WHO leiden weltweit rund Besitz und Handel von psilocybinhaltigen
Zudem seien sie während und nach der 350 Millionen Menschen an Depressio- Pilzen strafbar.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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