DEVISENFOKUS Norwegische Krone

Helaba Volkswirtschaft/Research
DEVISENFOKUS
19. Mai 2016
Norwegische Krone
AUTOR
Christian Apelt, CFA
Telefon: 0 69/91 32-47 26
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REDAKTION
Claudia Windt
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
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/Leitung
Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
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Der Euro-Dollar-Kurs notiert in den letzten Wochen per saldo wenig verändert. Das britische Pfund erholte sich. Größte Verlierer waren neben dem Australischen Dollar einzelne
Schwellenländerwährungen.
Die Norwegische Krone zählt in diesem Jahr zu den stärkeren Währungen. Dabei profitierte
sie nicht zuletzt von der Erholung der Rohölpreise. Zwar hat sich das Wirtschaftswachstum
in Norwegen spürbar verlangsamt und zudem lockert die Notenbank noch ihre Geldpolitik.
Jedoch sprechen die Zinsdifferenzen am Kapitalmarkt sowie längerfristige Bewertungsindikatoren für die Krone. Sollte der Rohölpreis nicht erneut deutlich zur Schwäche neigen,
dürfte der Euro-Krone-Kurs mittelfristig weiter zurückgehen.
Helaba Währungsprognosen
Performance im Monatsvergleich
% gg. Euro im Vergleich zum Vormonat (vom 19.04. bis zum 18.05.2016)
US-Dollar
1,3
Japanischer Yen
0,4
2,7
Schweizer Franken
-1,4
Kanadischer Dollar
-1,6
Australischer Dollar
-6,3
Neuseeland-Dollar
-3,1
Schwedische Krone
-2,0
Norwegische Krone
-1,1
Tschechische Krone
0,0
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Britisches Pfund
Polnischer Zloty
-2,3
Ungarischer Forint
-2,2
0,8
Russischer Rubel
Türkische Lira
-4,1
Koreanischer Won
-3,6
Chinesischer Yuan
-0,4
Indische Rupie
-0,6
Südafrikanischer Rand
-8,8
0,3
-5,0
Brasilianischer Real
Mexikanischer Peso
■ Kernwährungen ■ Restliche G10 ■ Schwellenländerwährungen
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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D E V I S E N F O K U S N O RW E G I S C H E K R O N E
NOK: Mit weiterem Potenzial
Die Norwegische Krone hat einige schwierige Jahre hinter sich. Nachdem Norwegens Währung im
Zuge der europäischen Schuldenkrise bis 2012 deutlich aufwerten konnte, setzte im Anschluss
eine nun mehrjährige Talfahrt ein. Beigetragen hierzu hat nicht zuletzt der Verfall der Rohölpreise,
dem wichtigsten Exportgut des Landes. Im laufenden Jahr jedoch konnte die Krone gegenüber
dem Euro und vielen anderen Währungen zulegen. Ist dies die Trendwende?
Ölpreisrutsch belastet
norwegische Konjunktur
Der Rohölpreis erweist sich einmal mehr als der dominierende Faktor für die Norwegische Krone.
Auf den Preissturz bei Brent bis in den Januar 2016 folgte eine Erholung um mehr als 75 % auf
knapp 50 US-Dollar. Niedrigere Notierungen reduzieren Norwegens Haushalts- und Leistungsbilanzüberschüsse, die im internationalen Vergleich aber immer noch sehr üppig ausfallen. Die gesunkenen Energiepreise belasten jedoch auch die Konjunktur. Die Investitionen im Ölsektor werden verringert. Darunter leiden die Ausrüster aus dem Verarbeitenden Gewerbe. In den von der
Ölindustrie dominierten Regionen ist die Arbeitslosigkeit signifikant gestiegen. Landesweit kletterte
die Quote um gut einen Prozentpunkt, so dass der private Konsum an Dynamik verliert. Nach
1,6 % im vergangenen Jahr dürfte sich das norwegische Wachstum 2016 weiter verlangsamen.
Immerhin fiel der Jahresauftakt mit 0,3 % zum Vorquartal auf dem Festland bzw. sogar 1,0 % inkl.
der volatilen Offshore-Aktivitäten positiv aus. Für das Gesamtjahr wird das Bruttoinlandsprodukt
vermutlich um gut 1 % wachsen.
Ölpreis als Taktgeber
Schwächeres Wachstum, aber Hoffnungsschimmer
USD je Barrel, invertiert, logarithmiert
NOK
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Expansive Geldpolitik trotz
erhöhter Teuerung
% gg. Vorquartal
% gg. Vorjahr
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Norwegens Zentralbank reagierte mit einer expansiven Geldpolitik und senkte seit Ende 2014 ihren Leitzins von 1,5 % auf mittlerweile 0,5 %. Die sehr lockere Geldpolitik der EZB sowie der
schwedischen Notenbank lieferten auch einen Beitrag zu diesen Entscheidungen, denn eine deutliche Aufwertung der Krone erscheint unerwünscht. Die Norges Bank stellt sogar noch eine weitere
Zinssenkung in Aussicht. Die Inflation hingegen befindet sich mit mehr als 3 % entgegen dem internationalen Trend auf hohem Niveau und rechtfertigt diese Geldpolitik kaum.
Selbst wenn die norwegische Notenbank noch einmal reagiert, bewegen sich am Kapitalmarkt die
Zinsdifferenzen gegenüber dem Euro bereits zu Gunsten der Krone. So könnte die Norges Bank
womöglich schon 2017 eine Kehrtwende einlegen. Wirtschaftlich deuten steigende Investitionen
jenseits des Öl- und Gassektors auf freundlichere Wachstumsperspektiven. Hierbei hilft wohl die –
langfristig betrachtet – unterbewertete Währung. Zwar mag Norwegen für einen Urlauber immer
noch recht teuer erscheinen. Im historischen Vergleich war das Land aber auf Basis von Kaufkraftparitäten und vor allem realer Wechselkursindizes selten günstiger.
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D E V I S E N F O K U S N O RW E G I S C H E K R O N E
Norwegen-Krone historisch günstig
Zinsdifferenzen drehen zu Gunsten der Krone
Index
NOK
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Krone mittelfristig mit Aufwertungspotenzial
%-Punkte
In der langen Frist wird sich Norwegen zwar zunehmend vom Öl- und Gassektor lösen müssen,
allein schon weil die Förderung zurückgeht. Allerdings weist das politisch stabile Land im Gegensatz zu vielen anderen Ölexporteuren einige Vorzüge auf – nicht zuletzt einen mit den Öleinnahmen gespickten Pensionsfonds im Wert von rund 750 Milliarden Euro –, so dass der Wandel gelingen sollte. In der kurzen Frist bleibt der Rohölpreis der Taktgeber für die Krone. Wenn hier neuerliche Rückschläge ausbleiben, wird die norwegische Währung vermutlich weiter zulegen, zumal die
Erholung im Vergleich zum Ölpreis und den Zinsdifferenzen bislang relativ verhalten ausfiel. Der
Euro-Krone-Kurs dürfte von aktuell 9,25 bis Jahresende auf spürbar unter 9,0 fallen.
Helaba Währungsprognosen
Veränderung seit
31.12.15
1 Monat
gg. Euro
aktueller
Stand*
Prognose Ende
Q2/2016
Q3/2016
Q4/2016
Q1/2017
(jew eils gg. Euro, %)
US-Dollar
-3,2
1,3
1,12
1,15
1,10
1,05
1,05
Japanischer Yen
5,7
0,4
124
129
130
131
131
Britisches Pfund
-4,1
2,7
0,77
0,75
0,73
0,70
0,70
Schweizer Franken
-1,8
-1,4
1,11
1,10
1,10
1,10
1,10
Kanadischer Dollar
2,8
-1,6
1,46
1,53
1,45
1,41
1,41
Australischer Dollar
-3,9
-6,3
1,55
1,64
1,55
1,50
1,50
Schwedische Krone
-2,1
-2,0
9,37
9,10
9,00
8,80
8,80
Norwegische Krone
3,0
-1,1
9,33
9,30
9,00
8,70
8,70
Chinesischer Yuan
-3,9
-0,4
7,38
7,71
7,48
7,14
7,14
gg. US-Dollar
(jew eils gg. USD, %)
Japanischer Yen
9,1
-0,9
110
112
118
125
125
Schweizer Franken
1,5
-2,6
0,99
0,96
1,00
1,05
1,05
Kanadischer Dollar
6,2
-2,8
1,30
1,33
1,32
1,34
1,34
Schwedische Krone
1,1
-3,2
8,35
7,91
8,18
8,38
8,38
Norwegische Krone
6,3
-2,4
8,32
8,09
8,18
8,29
8,29
Chinesischer Yuan
-0,7
-1,2
6,54 1,57
6,70
6,80
6,80
6,80
US-Dollar gg. …
(jew eils gg. USD, %)
Britisches Pfund
-0,9
1,4
1,46
1,53
1,51
1,50
1,50
Australischer Dollar
-0,8
-7,5
0,72
0,70
0,71
0,70
0,70
*18.05.2016
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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