Zwischendurch Ganz schön smart, die Logistik »Wenn Adjektive uncool werden, ist für Ersatz zu sorgen. Dann wird aus ›intelligent‹ schnell mal ›smart‹. Das ist zwar hip, aber kaum intelligent.« Alle paar Jahre – manchmal sogar Tage, Wochen oder Monate – wird eine neue Sau (verzeihen Sie die Derbheit der Sprache, meine Damen) durchs Dorf getrieben. Das ist auch in der Logistik so. Vierpunktnull fängt schon an zu muffeln, und Konnektivität hat den Neuheiten- Bonus inzwischen auch schon eingebüßt. Da muss der findige Marketingmann natürlich flugs ein neues Schlagwort finden. Differenzieren macht schließlich Arbeit, davon zu viel sogar Überdruss. Dann doch lieber Phrasen dreschen. Und sei es auch nur mit Hilfe eines auch nicht mehr taufrischen Adjektivs. »Intelligent« heißt es, was aber alles andere als flott klingt. Der Flottness-Faktor eines Wieworts allerdings ist heute von größerer Bedeutung denn je. Man möchte ja nicht altbacken klingen, das wäre total uncool. Also wird aus »intelligent« kurzerhand »smart«. Klingt ja auch viel besser. Weil kürzer, englisch und so. Und daher trifft man jetzt, auch und nicht zuletzt in der Welt der Logistik, auf smart Solutions (früher: intelligente Lösungen) auf smarte Produkte und smarte Konzepte. Alles smart, äh, klar soweit? Gut, dann machen wir weiter. Wie, frage ich mich, wäre es zum Beispiel mit einem »smarten Seehafen hinterlandverkehr«? Oder, um im Spektrum jener Produkte zu bleiben, über die »logistik journal« immer wieder Informationen erhält, mit einer »smarten Aufsitzscheuersaugmaschine«? Klasse klänge auch ein »smartes Gabelstapleranbaugerät« oder der »smarte Materialflussoptimierungsrechner«. Beispiele gibt’s genug. Zum Beispiel das smarte Betanken. Dieses allerdings in der Variante zweipunktnull. Tanken 2.0, ehrlich, hab’ ich mal auf den Tisch bekommen. So gibt es einiges im nicht so smarten Redaktionsalltag, was erheitert. Eine unser Favoritinnen: die hocheffektive Sackzerreißmaschine. Nicht smart das Teil, aber dafür enorm robust. Muss ja auch. Damit Sie, geehrter Leser, und Sie, verehrte Leserin, aber nicht auf die Idee kommen, die Redaktion von »logistk journal« ergehe sich den ganzen Tag in gemeinschaftlicher Fröhlichkeit, sei an dieser Stelle gesagt: Wir arbeiten auch. Allerdings folgen wir dabei streng der Erkenntnis, dass Arbeit auch Spaß bereiten kann. Ernsthaftes gibt’s ja fürwahr reichlich und genug. Etwa das ernsthafte Bemühen der Logistiker, ihren Kunden immer bessere weil wirtschaftlichere Lösungen anbieten zu können. Darüber berichten wir ganz ausführlich. Farbig auf weiß und stets seriös. Nicht in Denglisch zwar, sondern eher gut deutsch und ohne Worthülsen. Was natürlich nicht sonderlich hip ist, dafür aber unglaublich smart. Finden Sie nicht? Michael Weilacher [email protected]
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