Visite am 17.05.2016

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Unsere Themen:
Mitralklappe undicht – Welches Verfahren ist für wen geeignet?
Fehldiagnose Bandscheibenvorfall: Wenn ein Muskel die Schmerzen auslöst
Bettwanzen – lästiges Urlaubsmitbringsel
Medikamenten-Analyse in der Apotheke
Dr. Wimmer: Tabletten richtig einnehmen
Smoothies - köstliche Kalorienfallen
Operation Leben: Zwillingstransfusionssyndrom
Mitralklappe undicht – Welches Verfahren ist für wen geeignet?
Eine undichte Mitralklappe (Mitralinsuffizienz) ist der zweithäufigste Klappenfehler am
Herzen. Die Mitralklappe befindet sich zwischen linkem Vorhof und linker
Herzkammer und sorgt dafür, dass das in der Lunge mit Sauerstoff angereicherte
Blut aus dem linken Vorhof in die linke Herzkammer und von dort in den Körper
gepumpt wird. Schließt die Mitralklappe nicht mehr richtig, fließt das Blut zurück in
den Vorhof und in die Lunge. Oft bekommen Betroffene schlecht Luft und können
manchmal die einfachsten Alltagsdinge kaum noch bewältigen. Um irreparable
Schäden des Herzens zu vermeiden, muss die undichte Klappe repariert werden. Es
stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung:
1. Über eine herzchirurgische Operation, entweder am offenen Brustkorb oder über
einen kleinen Schnitt seitlich zwischen den Rippen:
a. Die klassische Operation am offenen Herzen, bei der das Brustbein geöffnet wird:
Sie eignet sich nur für stabile, junge Patienten – ist aber selbst für diese sehr
belastend und nicht immer nötig. Der Patient bekommt eine Vollnarkose und wird an
die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, damit das Herz vorübergehend stillgelegt
werden kann.
b. Die OP am offenen Herzen mit einem Zugang seitlich zwischen den Rippen: Sie
erfolgt entweder mit Spreizung der Rippen oder per Schlüssellochtechnik mit dem
Endoskop. Das modernste Verfahren dabei ist die endoskopische 3D-Technik: Durch
einen vier Zentimeter großen Schnitt am Brustkorb dringen die Herzchirurgen zur
Klappe vor und reparieren sie unter Einsatz der Herz-Lungenmaschine. Der Patient
bekommt eine Vollnarkose und wird an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen,
damit das Herz vorübergehend stillgelegt werden kann. Diese Schlüssellochtechnik
wird zum Beispiel bei einem sogenannten Mitralklappenprolaps angewendet: Dabei
ist eines der beiden Klappensegel ausgebuchtet und die Klappe schließt nicht mehr
richtig. Die Ursache können abgerissene Sehnenfäden sein, die die Klappensegel
eigentlich halten sollten. Die Herzchirurgen nähen dann künstliche Fäden an und
kürzen das zu lange Mitralklappensegel, damit es wieder richtig schließt. Die
Chirurgen tragen 3D-Brillen, mit denen sie die Klappe besonders gut sehen und
nahezu perfekt reparieren können. Diese OP eignet sich für stabile, junge Patienten.
2. Katheter-Eingriff am schlagenden Herzen:
Dabei führen die Kardiologen von der Leiste aus durch die Beckenvene einen
Katheter bis ins Herz in den linken Vorhof. Dort reparieren sie die undichte Klappe,
indem sie die Klappensegel mit einer winzigen Klammer, dem sogenannten MitraClip, zusammenklemmen. Diese Methode eignet sich besonders gut für ältere
Menschen, die oft mit weiteren Erkrankungen belastetet sind und denen eine
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Vollnarkose sowie der Einsatz der Herz-Lungenmaschine nicht mehr zugemutet
werden kann. Mit dem Clip-Verfahren per Katheter lässt sich dieses Loch zumindest
verkleinern. Bei dem Eingriff schieben die Ärzte eine Ultraschall-Sonde durch die
Speiseröhre in Herznähe. Sie liefert ihnen die hochauflösenden Bilder, die sie
benötigen, um den Clip richtig zu setzen. Am schlagenden Herzen prüfen die
Kardiologen genau, wie der Clip sitzen muss, um die Segel der defekten Klappe
bestmöglich zusammen zu raffen und die Undichtigkeit zu beseitigen. Im richtigen
Moment setzen sie den Clip. Der greift die Segel, rafft sie zusammen und verengt
das eine große Loch, sodass zwei kleine Löcher entstehen. So kann nicht mehr so
viel Blut zurückfließen und die Klappe schließt wieder besser. Manchmal sind auch
mehrere Clips notwendig. Der Rückstrom des Blutes wird durch diesen Eingriff so
stark verringert, dass sich die Beschwerden des Patienten deutlich bessern. Der Clip
bleibt ein Leben lang im Körper.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Karl-Heinz Kuck, Kardiologe und Spezialist für Herzkatheterverfahren
Chefarzt Abteilung Kardiologie
Herz-, Gefäß- und Diabeteszentrum
Asklepios Klinik St. Georg
Lohmühlenstraße 5, 20099 Hamburg
Tel. (040) 18 18 85 23 25, Fax (040) 18 18 85 44 44
Internet: www.asklepios.de/hamburg/sankt-georg/experten/kardiologie/
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Britta Goldmann
Chefärztin Abteilung Kardiologie
Asklepios Klinikum Harburg
Eißendorfer Pferdeweg 52, 21075 Hamburg
Tel. (040) 18 18 86 28 30 Fax (040) 18 18 86 34 27
Internet: www.asklepios.de/hamburg/harburg/experten/kardiologie
Prof. Dr. Dr. Hermann Reichenspurner
Direktor Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie
Universitäres Herzzentrum Hamburg GmbH (UHZ)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 741 05 24 40
Internet: www.uke.de/kliniken/kardiochirurgie
Weitere Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Bockenheimer Landstraße 94-96, 60323 Frankfurt am Main
Tel. (069) 95 51 28-0, Fax (069) 95 51 28-313
Internet: www.herzstiftung.de
Ratgeber:
Kerstin Bauer, Jürgen Ennker: Herzklappenchirurgie. Ein Patientenratgeber.
142 S.; Steinkopff (3. aktualis. Aufl.; 2008); € 12,95
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Fehldiagnose Bandscheibenvorfall: Wenn ein Muskel die Schmerzen auslöst
Etwa jeder Dritte in Deutschland leidet unter Rückenschmerzen. Oft gehen die
Schmerzen vom Ischiasnerven (Nervus ischiadicus) aus. Er ist der längste Nerv im
menschlichen Körper. Er wird aus mehreren Wurzeln im untersten Teil der
Wirbelsäule gebildet und verläuft durch die Beckenmuskulatur zur Rückseite des
Oberschenkels und weiter bis zur Kniekehle. Dort teilt er sich in zwei Äste auf und
zieht an der Außen- und Rückseite der Wade bis zum Fuß. Typische
Ischiasschmerzen treten plötzlich auf und strahlen über das Gesäß und die
Oberschenkelrückseite bis in die Fußsohle aus. Wenn es von der Hüfte hinunter bis
in die Beine zieht, können diese Schmerzen auch auf einen Bandscheibenvorfall
hinweisen. Doch Studien zeigen: Bandscheibenvorfälle sind dann zwar häufig
eindeutig auf Röntgen- und MRT-Bildern zu sehen, aber oft nicht die Ursache der
Beschwerden. Spätestens, wenn sich die Schmerzen nach einer BandscheibenOperation nicht bessern, muss man eine andere Ursache in Erwägung ziehen:
Schuld an den ins Bein ausstrahlenden Schmerzen kann der Piriformis-Muskel sein.
Er liegt verborgen unter dem großen Gesäßmuskel und verbindet Kreuzbein und
Oberschenkel. Normalerweise ist der birnenförmige Muskel weich und dehnbar. Aber
durch einen Sturz, Fehlhaltung oder Überbelastung kann er verspannen und sich so
verkürzen. Der Muskel wird dick und hart und drückt direkt auf den Ischiasnerv
(Piriformis-Syndrom). Anhand bestimmter Druckpunkte kann der Arzt feststellen, ob
der Piriformis-Muskel die Beschwerden verursacht. Mit Stoßwellen und manueller
Therapie lässt sich der oft schon chronisch verspannte Muskel lösen. Experten
schätzen, dass viele Bandscheiben-Operationen vermieden werden könnten, wenn
das Piriformis-Syndrom richtig diagnostiziert und behandelt würde. Mit dem
sogenannten Lasègue-Test lässt sich herausfinden, ob der verhärtete PiriformisMuskel die Ursache der Rückenschmerzen sein könnte. Dabei wird das im Knie
gestreckte Bein beim auf dem Rücken liegenden Patienten langsam in Richtung
Zimmerdecke bewegt. Tritt dabei ab einem bestimmten Winkel ein heftiger
Dehnungsschmerz auf, könnte ein Piriformis-Syndrom vorliegen. Das Ausheilen des
Piriformis-Syndroms kann mehrere Wochen dauern - halten die Schmerzen schon
seit drei bis sechs Monaten an, spricht man von einer Chronifizierung. Zusätzlich zu
Schmerzmedikamenten werden in der Behandlung Krankengymnastik und manuelle
Therapie angewandt.
Interviewpartner im Studio:
Dr. Christian Sturm, Orthopädie und Unfallchirurg
Oberarzt Klinik für Rehabilitationsmedizin
Medizinische Hochschule Hannover
Internet: www.mh-hannover.de/rehabilitation.html
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Frank Wacker, Radiologe und Neuroradiologe
Direktor Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Internet: www.mh-hannover.de/radiologie.html
Steffen Wegner, Physiotherapeut
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Praxis Wegner
Konrad Adenauer Straße 29,
31174 Schellerten (OT Dingelbe)
Tel. (051) 23 40 66 88 Fax: (051) 23 40 66 80
E-Mail: [email protected] Internet: www.praxiswegner.de
Weitere Informationen:
Klinik für Rehabilitationsmedizin
Medizinische Hochschule Hannover
Patientenflyer mit Dehnübungen zum Herunterladen im Internet:
www.mhhannover.de/fileadmin/kliniken/rehabilitation/Downloads/Patienten/Flyer_Kreuz_Darmbein.
pdf
Ratgeber:
Prof. Dr. Ingo Froböse: Rücken-Akut-Training (mit DVD): Mit Bewegung zu einem
schmerzfreien Alltag.
80 S.; Gräfe und Unzer (2015); € 19,99
British Medical Association: Die neue Rückenschule: Die effektivsten Übungen.
128. S.; Dorling Kindersley (2014); € 9,95
Bettwanzen – lästige Urlaubsmitbringsel
Nach Reisen sind sie immer häufiger ein ungewolltes Mitbringsel: Bettwanzen. Sie
verstecken sich in Koffern und Kleidung – und nisten sich dann in unseren
Schlafzimmern ein. Es genügt, wenn ein einziges weibliches Tier mit in die Wohnung
gelangt, denn ein einzelnes Weibchen kann bis zu 300 Nachkommen in sich tragen.
Oft werden die Parasiten erst bemerkt, wenn sie sich schon vermehrt haben und die
vielen Tiere dann jede Nacht zustechen. Tagsüber sind sie mit bloßem Auge kaum
zu entdecken, sie verstecken sich zum Beispiel hinter Tapeten und Heizungsrohren,
in den Kanten der Matratzen oder hinter Lichtschaltern. Die nachtaktiven Bettwanzen
kommen im Dunkeln aus ihren Verstecken. Im Unterschied zu einem Mückenstich
spüren Menschen den einzelnen Stich einer Bettwanze nicht, Rötung und Juckreiz
treten erst Tage später auf. Manche Menschen reagieren kaum, andere bekommen
starke allergische Reaktionen. Typisch sind mehrere Stiche nebeneinander, weil ein
Tier mehrfach zusticht. Die Stiche können quälend jucken. Meist klingen sie von
alleine wieder ab. Bei einer heftigen Reaktion hilft Kortisonsalbe. Zwar übertragen
Bettwanzen selbst keine Krankheiten, doch nicht selten kratzen Betroffene die
juckenden Einstichstellen auf und riskieren damit eine Infektion. Ist eine Wohnung mit
Bettwanzen befallen, müssen Schädlingsbekämpfungsprofis ran. Sie erkennen einen
Bettwanzenbefall an Kotspuren. Die Wanzen auf eigene Faust mit doppelseitigem
Klebeband zu fangen oder mit Insektiziden aus dem Baumarkt zu bekämpfen, bringt
nichts. Je eher die Tiere professionell bekämpft werden, desto besser. Denn wird der
Befall zu stark, müssen eventuell sogar Sofas oder Betten entsorgt werden. Gegen
Bettwanzen helfen spezielle Chemikalien, Hitze über 55 Grad und Kälte unter 18
Grad. Alle Nester müssen besprüht werden und das Gift muss mehrere Stunden
einwirken. Oft ist auch eine zweite und dritte Anwendung notwendig. Am
Bundesumweltamt in Berlin beobachten Forscher die dramatische Ausbreitung der
Bettwanzen in ganz Europa mit Sorge. Sie haben festgestellt, dass immer mehr
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Bettwanzen Resistenzen gegen gängige Insektizide entwickelt haben. Das heißt, sie
überleben auch den Besuch des Kammerjägers oder es muss sehr viel mehr und
häufiger Gift eingesetzt werden als üblich. Die Forscher arbeiten an einem
Schnelltest, damit Kammerjäger vor Ort sofort bestimmen können, mit welchen
Chemikalien sie die Tiere gezielt vernichten können. Bis der Test zur Verfügung
steht, muss eine Kombinationsbehandlung gegen die Plagegeister helfen: Chemie
plus Wärme. Alles, was man in die Waschmaschine stecken kann, sollte direkt nach
dem Urlaub bei 60 Grad gewaschen werden. Sind sperrige Dinge wie Koffer oder
Sofakissen und Bettdecken befallen, muss der Kammerjäger ran: In einem
Wärmezelt werden große Gegenstände nach ein paar Stunden garantiert wieder
wanzenfrei. Wer eine Tiekühltruhe hat, kann Koffer und Kissen auch einfach für zwei
Tage dort deponieren. Kälte tötet die Wanzen nämlich genauso verlässlich. Doch
egal wie: Alle Wanzen müssen vernichtet werden. Überlebt auch nur ein einzelnes
Weibchen, geht das ganze Spiel von vorne los.
Interviewpartner im Beitrag:
Arlette Vander Pan, Biologin
Fachgebiet IV 1.4 Gesundheitsschädlinge und ihre Bekämpfung
Umweltbundesamt, Standort Berlin-Dahlem
Corrensplatz 1, 14195 Berlin
Internet: www.umweltbundesamt.de
Dennis Kalff
Nico Jentzsch
Schädlingsbekämpfung Kalff GmbH
Barsbütteler Landstraße 58, 22885 Hamburg-Barsbüttel
Tel. (040) 71 09 57 60, Fax (040) 71 09 57 61
Internet: www.kalff.de
Weitere Informationen:
Informationen des Berufsverbandes der Hygieneinspektoren e.V.
Internet: www.hygieneinspektoren.de/publikationen/broschueren/bettwanzen.pdf
Medikamenten-Analyse in der Apotheke
Je älter wir werden, desto mehr Medikamente benötigen die meisten von uns. Doch
je mehr Medikamente ein Mensch einnimmt, desto wahrscheinlicher sind
Nebenwirkungen. Nach Schätzungen landen bis zu 500.000 Patienten pro Jahr
wegen Nebenwirkungen im Krankenhaus - weil sie zum Beispiel aufgrund von
Schwindel gestürzt sind. Viele Apotheken in Niedersachsen bieten ihren Kunden
deshalb jetzt eine Medikationsanalyse und ein ausführliches Beratungsgespräch an.
Die Apotheker werden dafür in Seminaren geschult und erhalten ein Zertifikat
(Athina: Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken). Die zertifizierten Apotheker
helfen ihren Kunden zu verstehen, was sie wann und warum einnehmen müssen und sie weisen auf Wechselwirkungen hin. Viele Menschen wissen nämlich gar nicht,
was sie alles einnehmen oder lassen auf eigene Faust ein Medikament weg. Die
Folge ist, dass die Therapie nicht anschlägt und sich die Krankheit verschlimmert.
Der Apotheker dokumentiert die Einkäufe der Kunden. Bei Personen, bei denen ein
Antibiotikum nicht gut wirkt, kann der Apotheker zum Beispiel darauf hinweisen, dass
die bei ihm gekauften Nahrungsergänzungsmittel Magnesium und Kalium die
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Wirksamkeit von Antibiotika herabsetzen. Der Hausärzte-Verband sieht das kritisch.
Die Allgemeinmediziner befürchten, in ihrer Behandlungshoheit eingeschränkt zu
werden. Die Kosten von 69 Euro für eine Medikationsanalyse müssen die Kunden
selbst bezahlen.
Interviewpartner im Beitrag:
Magdalene Linz
Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen
Leibniz Apotheke
Georgstraße 46, 30159 Hannover
Internet: www.leibnizapotheke.de
Dr. Alexander Zörner
Sonnen-Apotheke Munster
Breloher Straße 49, 29633 Munster
Tel. (05192) 25 21, Fax (05192) 34 45
Internet: www.sonnenapotheke-munster.de
Dr. Alexander Blau
Oberarzt Abteilung Pneumologie
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe gGmbH
Klinik für Anthroposophische Medizin
Kladower Damm 221, 14089 Berlin
Tel. (030) 36 50 10, Fax (030) 36 50 13 66
Internet: www.havelhoehe.de
Dr. Matthias Berndt, Facharzt für Allgemeinmedizin
Vorsitzender Deutscher Hausärzteverband Landesverband Niedersachsen e. V.
Berliner Allee 20, 30175 Hannover
Internet: www.hausaerzteverband-niedersachsen.de
Weitere Informationen:
Apothekerkammer Niedersachsen
An der Markuskirche 4, 30163 Hannover
Internet: www.apothekerkammer-niedersachsen.de/athina1.php
Dr. Wimmer: Tabletten richtig einnehmen
Ein Medikament am Morgen mit einem Becher Kaffee einnehmen oder die Tablette
ins Müsli rühren, damit das Schlucken leichter fällt. Das klingt nicht schlimm, kann
aber böse Folgen haben. Denn es gibt Medikamente, die in Verbindung mit Milch,
Kaffee oder anderen Getränken, wie zum Beispiel Grapefruitsaft, ihre Wirkung
verlieren oder unerwünschte Wirkungen haben. Mediziner sprechen von
sogenannten Wechselwirkungen. Diese können schädlich sein. Deshalb empfiehlt es
sich, Medikamente immer mit stillem Leitungswasser einzunehmen. Das ist neutral,
Wechselwirkungen sind ausgeschlossen. Auch der Zeitpunkt der Einnahme spielt
eine wichtige Rolle, damit die Tabletten ihre volle Wirkung entfalten können. Die
Angaben auf der Packungsbeilage sind allerdings nicht leicht zu verstehen. Vor dem
Essen bedeutet zum Beispiel nicht am Mittagstisch kurz bevor man den ersten
Bissen zu sich nimmt, sondern circa eine Stunde vorher. Nach dem Essen heißt circa
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zwei Stunden nach der Mahlzeit. Vielen Menschen fällt es schwer, eine Tablette in
den Mund zu nehmen und herunterzuschlucken. Macht man es richtig, ist es aber
ganz einfach. Legen Sie die Tablette auf die Zunge und umschließen Sie mit den
Lippen den Hals einer Wasserflasche. Nun den Kopf in den Nacken kippen und
einen Schluck Wasser trinken, dabei die Lippen fest geschlossen um den Hals
belassen. Bei Kapseln funktioniert es etwas anders. Nehmen Sie die Kapsel
zusammen mit einem großen Schluck Wasser in den Mund. Danach den Kopf auf die
Brust legen. Die Kapsel wandert dadurch automatisch Richtung Rachen, weil sie auf
dem Wasser schwimmt. Anschließend schlucken und dabei den Kopf nach hinten
kippen. Nach der Einnahme noch etwas Wasser trinken und ein paar Schritte auf und
ab gehen, dann rutscht die Tablette auf jeden Fall herunter. Entscheidend beim
Tablettenschlucken ist auch die Haltung. Pillen niemals im Liegen schlucken, sonst
können sie in der Speiseröhre stecken bleiben. Richten Sie sich auf oder besser
noch: Stehen Sie auf. Spülen Sie die Tablette oder Kapsel mit viel Wasser herunter.
Manchmal verordnen Ärzte nur eine halbe oder viertel Tablette. Beim Teilen kommt
es auf Genauigkeit an. Nutzen Sie dafür am besten einen Tablettenteiler aus der
Apotheke und teilen Sie die Tablette an den vorgestanzten Bruchkerben. Wichtig zu
wissen: Nicht alle Tabletten dürfen geteilt oder gar pulverisiert werden. Wenn eine
Tablette keine Bruchkerben hat, ist Vorsicht geboten. Meist handelt es sich dann um
sogenannte Filmtabletten. Sie haben eine spezielle Schicht, die sie vor Licht,
Feuchtigkeit oder Säure schützen soll. Wird diese Schicht beschädigt, kann die
Wirkung des Arzneimittels beeinträchtigt werden. Ein weiterer Tipp: Behalten Sie den
Überblick, wenn Sie mehrere Medikamente einnehmen müssen. Dazu empfiehlt sich
ein Tablettensortierer aus der Apotheke. Hier können Sie Ihre Pillen einsortieren und
wissen genau, welche wann dran ist. Sollten Sie trotzdem mal vergessen haben, Ihre
Pillen zu schlucken, ist das meistens kein Drama. Denn in ihrem Blut befindet sich
ein gewisser Spiegel der Substanz. Auf keinen Fall sollten Sie beim nächsten Mal
ohne Absprache einfach die doppelte Dosis schlucken. Das kann zu
Überdosierungen und erheblichen Problemen führen. Sind Sie unsicher, welche
Folgen ein vergessenes Medikament hat, und ob Sie bei speziellen Pillen etwas
beachten müssen: Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker - das sind die Spezialisten.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Johannes Wimmer, Arzt
Dr. Johannes GmbH & Co. KG
Winsbergsring 38, 22525 Hamburg
Internet: www.dokor-johannes.de
Smoothies – köstliche Kalorienfalle
Banane, Pfirsich, Mango, Ananas und Orangensaft – Zutaten für einen leckeren
Smoothie. Doch der ist leider weniger gesund als vermutet, denn Obst enthält jede
Menge Fruchtzucker, der als Smoothie konzentriert im Glas landet. So enthält ein
Glas selbstgemachter Ananas-Mango-Smoothie acht Würfel Zucker – mehr als ein
Glas Cola, das im Vergleich nur sechs Würfel Zucker enthält. Fruchtzucker
(Fructose) gehört zur Gruppe der Kohlenhydrate und zählt ebenso wie Glucose
(Traubenzucker) zu den sogenannten Einfachzuckern (Monosaccharide).
Einfachzucker bestehen aus vielen einzelnen Zuckermolekülen. Fructose ist auch
Bestandteil des herkömmlichen Haushaltszuckers (Saccharose). Dieser wird aus
Zuckerrüben und Zuckerrohr hergestellt und besteht zu jeweils der Hälfte aus den
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beiden Einfachzuckern Fructose und Glucose. Hinsichtlich der Kalorienmenge
unterscheiden sich die Zucker nicht voneinander: Sie liefern beide vier Kilokalorien
pro Gramm. Reine Fructose ist allerdings doppelt so süß wie reine Glucose. Daher
wird sie von der Lebensmittelindustrie besonders gerne zum Süßen eingesetzt. Zum
Wellnessdrinks enthalten zum Beipsiel mit bis zu 40 Gramm zum Teil sehr große
Mengen an Fruchtzucker. Auch Früchte wie Äpfel, Birnen, Beeren oder Trauben
enthalten Fructose. Außerdem kommt sie in fast allen Gemüsesorten - allerdings im
Vergleich zum Obst in wesentlich geringeren Mengen - vor. Im Vergleich: 100
Gramm Äpfel enthalten etwa sechs Gramm Fructose, pro 100 Gramm Trauben etwa
acht Gramm und Rosinen sogar circa 33 Gramm. 100 Gramm Brokkoli dagegen
enthalten nur etwa ein Gramm Fructose. Verzichten können wir auf Zucker nicht,
denn er ist der wichtigste Energielieferant des Körpers. Doch Zucker ist nicht gleich
Zucker: Gerade Fruchtzucker macht uns dick, denn er löst beim Menschen kein
Sättigungsgefühl aus. Der Hunger bleibt also zurück. Essen wir normalen Zucker,
wird in der Bauchspeicheldrüse Insulin ausgeschüttet und danach setzt das
Sättigungsgefühl ein. Bei Fruchtzucker gibt es keine Insulinausschüttung, darum
empfinden wir keine Sättigung. Alle Körperzellen bevorzugen aber Glucose zur
Energiegewinnung. Glucose gelangt mithilfe des Hormons Insulin schneller aus dem
Blut in die Zellen als Fructose, die erst über Umwege zur Energieproduktion genutzt
werden kann. Schon im Darm wird Fructose von Menschen unterschiedlich gut und
vor allem langsamer als Glucose resorbiert. Das liegt daran, dass Fructose passiv
und ohne Energieverbrauch aus dem Darm in die Zellen der Darmschleimhaut
entlang eines Konzentrationsgefälles einströmt, um von dort aus ins Blut zu
gelangen. Glucose wird aktiv, also unter Energieverbrauch, in die Zelle gepumpt.
Fructose dagegen wird in der Leber zu Fett abgebaut. Ein Großteil des auf die Weise
entstandenen Fettes gelangt zurück in den Blutkreislauf. Es erhöht so die Blutfettund Cholesterinwerte und wird in den Fettdepots eingelagert. Studien haben
bestätigt, dass sich eine erhöhte Fructoseaufnahme ungünstig auf den Stoffwechsel
auswirkt und die Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit sowie
Fettstoffwechselstörungen und Diabetes begünstigt. Außerdem steigert die erhöhte
Zufuhr von Fructose das Risiko für Bluthochdruck. Trotzdem müssen wir auf das
trinkbare Obst nicht verzichten. Mit zum Beispiel Beeren, Haferflocken, Joghurt und
Milch lässt sich ein gesunder, zuckerreduzierter Smoothie herstellen.
Interviewpartner im Beitrag:
Dennis Heider, examinierter Diätassistent
21717 Fredenbeck (bei Stade)
E-Mail: [email protected]
Ratgeber:
Susanne Grüneklee: Smoothies, Shakes & Co.
240 S.; Naumann & Göbel (7. Aufl.; 2014); € 3,99
Operation Leben: Zwillingstransfusionssyndrom
Susan P. ist mit ihren Zwillingen in der 22. Woche schwanger und es gibt eine
seltene Komplikation: Das sogenannte Fetofetale Transfusionssyndrom kann
unbehandelt zum Tod eines oder sogar beider Kinder führen. Ein Kind bekommt zu
wenig Blut, es ist gefährlich unterversorgt. Das Herz des anderen Kindes wird durch
zu viel Blut belastet. Prof. Hecher aus Hamburg rät zu einem Lasereingriff, um die
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gefährlichen Verbindungen zu trennen. Nach einem erfolgreichen Eingriff liegen die
Chancen, dass beide Kinder überleben bei 60 bis 70 Prozent. In 90 Prozent der Fälle
überlebt zumindest eines der Babys. Prof. Hecher ist einer der wenigen Ärzte in
Europa, die das Transfusionssyndrom behandeln. Der Eingriff findet nur unter
örtlicher Betäubung statt. Hecher führt das sogenannte Fetoskop ein - durch die
Bauchdecke und die Fruchthülle bis zu den Kindern. Mit der Kamera kann er in den
Bauch gucken. Er schiebt das Fetoskop bis auf den Mutterkuchen vor. Hier sucht er
nach den Blutgefäßen, die miteinander verbunden sind. Das ist nicht einfach, denn
die Gefäßverbindungen liegen unter dem kleinen Zwilling und sind nicht zu sehen.
Hecher trennt mit dem Laser die ersten Blutgefäße, dort wo er sie entdeckt oder
vermutet. Nach fast einer Stunde ist der Eingriff vorbei. Der große Zwilling hat über
Wochen viel zu viel Fruchtwasser produziert. Die überschüssige Menge muss
abgelassen werden, damit es nicht zur Fehlgeburt kommt. Es war in diesem Fall
nicht möglich, den Mutterkuchen zwischen beiden Zwillingen gleichmäßig
aufzuteilen. Die Sorge bleibt, ob der kleinere Zwilling trotzdem ausreichend versorgt
wird. Eine Ultraschalluntersuchung zwei Tage nach der Operation zeigt, wie die
Kinder das Lasern überstanden haben. Dabei werden auch Blutfluss, Herzschlag und
Fruchtwassermenge gemessen. Der größere Zwilling hat einen ganz normalen
Herzschlag. Und auch das kleinere Kind hat eine normale Herzfrequenz. Die erste
Hürde ist geschafft. In den nächsten drei Wochen holt der kleinere der beiden
Jungen auf. Die Herzen schlagen normal und beide Kinder haben jetzt genug
Fruchtwasser. Obwohl es den Kindern gut geht, rechnen die Ärzte damit, dass sie
zwei bis drei Monate früher zur Welt kommen. Dann sind sie zwar Frühgeborene,
aber lebensfähig. Regelmäßig geht die werdende Mutter zur
Ultraschalluntersuchung. Ihre Ärzte in Bremen verschieben den Termin für den
Kaiserschnitt immer weiter nach hinten. Sie ist bereits im achten Monat, als die
Fruchtblase platzt. Die Ärzte machen einen Notkaiserschnitt, um die Zwillinge auf die
Welt zu holen. Der kleinere Zwilling hat zwar aufgeholt, wiegt aber nur 1.900 Gramm
- fast ein Kilo weniger als sein großer Bruder. Doch zum Glück sind beide Jungen
gesund und benötigen nur noch eine kleine Atemunterstützung.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Kurt Hecher, Gynäkologe und Pränatalmediziner
Ärztl. Direktor der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin
Leiter Zentrum für Geburtshilfe, Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20251 Hamburg
Internet: www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/geburtshilfe-undpränatalmedizin/index.html
Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der
angegebenen Adressen und Buchhinweise.
Impressum:
NDR Fernsehen
Redaktion Medizin
Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg
Tel. (040) 415 60
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