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Arbeitsmaterialien für
Erzieherinnen und Erzieher
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Kreative Ideen und Materialien für Krippe, Kindergarten, Kita und Hort
Thema: Kinder unter drei - Grundlagenwissen, Ausgabe: 16
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Titel: Das Kleinkind im Trotzalter (16 S.)
Von: Lysann Beck
VO
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des OLZOG Verlags. Den Verweis auf die Originalquelle finden Sie in der
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Arbeitsmaterialien Kita
1 Entwicklungspsychologie
1.6
Das Kleinkind im Trotzalter
Das Kleinkind im Trotzalter
Lysann Beck
SC
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Inhalt:
1.Einleitung
2.Definition
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2.1 Was wird unter frühkindlichem Trotz verstanden?
2.2 Wie äußert sich frühkindlicher Trotz?
2.3 Verlauf eines Trotzanfalls
3. Ursachen für die frühkindliche Trotzphase
3.1 Motorische und kognitive Reifung
3.2 Situationen, die beim Kind Trotz auslösen
3.3 Die Trotzphase aus der entwicklungstheoretischen Sicht Sigmund Freuds
4. Die Aufgaben der Erwachsenen während der Trotzphase
4.1 Sichere Bindung zum Kind ermöglichen und aufrechterhalten
4.2 Gesunde Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen
4.2.1 Autoritärer Erziehungsstil
4.2.2 Permissiver (nachgiebiger) Erziehungsstil
4.2.3 Vernachlässigender Erziehungsstil
4.2.4 Autoritativer bzw. demokratischer Erziehungsstil
5. Kindgerechte, wertschätzende und verständnisvolle Begleitung unter Berück­
sichtigung von Lerntheorien
5.1
5.2
5.3
5.4
Lernen am Modell
Operantes Konditionieren
Lernen durch Einsicht
Trotzanfälle reduzieren
6. Mögliche Gefahren bei inkonsequentem Handeln
7. Zusammenfassung und Fazit
8.Literatur
Praxishandbuch Kinder unter 3, Ausgabe 16, 07/2015
1
Kindergarten: Spielideen, Sprachförderung, Bastelideen, Konzepte, Kopiervorlagen
(c) OLZOG Verlag GmbH
Seite 1
Arbeitsmaterialien Kita
1.6
Entwicklungspsychologie 1
Das Kleinkind im Trotzalter
1.Einleitung
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Seit über elf Jahren arbeite ich mit Kindern
im Alter von ein bis drei Jahren. Dies ist
genau die Altersstufe, die uns Erwachsene,
meist das erste Mal im Leben mit Kindern,
zur Verzweiflung bringen kann – egal ob
Eltern oder pädagogische Fachkraft. Das
Kind beginnt zu trotzen. Der Erwachsene
meint es gut mit ihm, hat vielleicht etwas
Tolles geplant und das Kind reagiert, aus
der Perspektive des Erwachsenen betrach­
tet, völlig unangepasst und unverständlich mit Abwehr, Geschrei oder auch mit Ag­
gressivität. Schnell entwickelt sich solch eine Situation zum Machtkampf zwischen dem
Erwachsenen und dem Kind. Man begegnet diesen Situationen überall im Alltag: beim
Einkaufen an der Kasse, im Eisladen usw., vom schmollenden Kind bis hin zum Wüterich,
der schreiend um sich schlägt. Aber auch im pädagogischen Alltag gibt es einige Situa­
tionen, in denen Kinder bockig und trotzig reagieren und wir manchmal tief durchatmen
müssen, um der Situation angepasst und nicht überfordert zu reagieren. In meiner Praxis
erlebe ich in solchen Situationen immer wieder Eltern, die total verunsichert und überfor­
dert wirken. Entsetzt über das Verhalten ihres Kindes und voller Verzweiflung, Ratlosigkeit
und Wut greifen sie manchmal zu unangebrachten Maßnahmen: Kinder werden als böse
bezeichnet, ihnen wird gedroht, manches Elternteil wird gar handgreiflich. Wie können
Eltern, aber auch pädagogische Fachkräfte diese schwierige Zeit entspannter erleben und
ihren Kindern besonders in diesen Situationen eine Hilfe und Unterstützung sein? In erster
Linie brauchen Erwachsene hierzu das Bewusstsein, dass der Trotz ein völlig normaler, für
die Entwicklung bedeutender Schritt für ihr Kind ist, der sich nicht gegen sie persönlich
richtet. Denn gerade in dieser schwierigen Zeit ist es von enormer Wichtigkeit, dem Kind
das Gefühl zu geben, geliebt und angenommen zu sein:
„Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe,
denn dann brauche ich es am meisten.“
(unbekannter Verfasser)
In den nachfolgenden Abschnitten werden zunächst Gründe und Ursachen für den
kindlichen Trotz erläutert. In einem zweiten Schritt wird anschließend aufgezeigt, wie
sich Erwachsene in diesen schwierigen Situationen verhalten können, um ihren Kindern
einfühlsamer und verständnisvoller zu begegnen, ihnen eine spürbare Hilfe zu sein und
Schäden in ihrer seelischen Entwicklung zu vermeiden.
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Praxishandbuch Kinder unter 3, Ausgabe 16, 07/2015
Kindergarten: Spielideen, Sprachförderung, Bastelideen, Konzepte, Kopiervorlagen
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Arbeitsmaterialien Kita
1 Entwicklungspsychologie
1.6
Das Kleinkind im Trotzalter
2.Definition
2.1 Was wird unter frühkindlichem Trotz verstanden?
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Cierpka & Cierpka (2012, S. 264) beschreiben, dass Trotz immer eine Reaktion des Kindes
auf Frustrationen (Ärgernisse) ist. Da das Kleinkind noch nicht in der Lage ist, Frustra­
tionen emotional zu regulieren, äußert es sich in Form von Trotz oder Trotzanfällen, die
meist mit heftigen Emotionen verbunden sind. Die Frustrationen werden dabei entwe­
der durch andere ausgelöst oder vom Kind selbst initiiert. Auch Kemmler (1956, S. 318)
bestätigt die Aussage, dass dem Kleinkind Selbstbeherrschung und Steuerung noch fast
völlig fehlen. Das Kleinkind trotzt also nicht mit Absicht, um uns zu ärgern, sondern weil
es noch nicht anders reagieren kann.
2.2 Wie äußert sich frühkindlicher Trotz?
Der frühkindliche Trotz kann sich sehr unterschiedlich äußern. Da gibt es die Kinder,
die leise vor sich hin schmollen, eine Schnute ziehen oder vielleicht ein verkniffenes
Gesicht machen. Aber es gibt auch die laut Wütenden, die trampeln, schlagen, schreien
und sich auf den Boden werfen. Laut Largo (2013, S. 106) bekommen manche Kinder
auch sogenannte Affekt- oder Weinkrämpfe. Sie schreien, laufen blau an oder machen
merkwürdige Zuckungen mit Armen und Beinen, sind sogar für einige Minuten schlaff
und atmen nur oberflächlich. Dem Erwachsenen jagt dieser Zustand oft einen enormen
Schrecken ein, er ist aber völlig harmlos und damit zu begründen, dass die Kinder zu
Beginn des Anfalls einfach übermäßig geatmet haben.
Lilly Kemmler führte um 1956 eine Studie über den frühkindlichen Trotz durch und kam
zu dem Ergebnis, dass 86,2 % der von ihr beobachteten Kinder aktiv, laut und auffällig
trotzen (vgl. Kemmler 1956, S. 296). Demnach verhielt sich nur ein kleiner Teil der Kinder
im Trotz passiv und still. Diese Ergebnisse spiegeln auch die Erfahrungen aus der heutigen
pädagogischen Praxis wider. Sehr interessant ist außerdem, dass zum normalen Trotz
auch körperliche und verbale Aggressionen gehören. Dies ist laut Cierpka & Cierpka
(2012, S. 269) das Ergebnis einer Untersuchung von Richard E. Tremblay aus dem Jahre
1999 (vgl. Tremblay 1999). Bei dieser Untersuchung stellte sich heraus, dass 80 % aller
Kinder im Alter von 12 bis 17 Monaten aggressive Verhaltensweisen zeigten; 70 % aller
Kinder nahmen einem anderen ein Spielzeug weg, 46 % schubsten bzw. stießen andere
und 21 bis 27 % bissen, kratzten, schlugen und zogen andere an den Haaren. Verhal­
tensweisen, mit denen jede pädagogische Fachkraft in der Praxis vermutlich schon zu tun
hatte, die unangenehm sind und Erwachsene nicht selten hilflos und ratlos machen, die
aber erwiesenermaßen zum natürlichen Entwicklungsverlauf vieler Kinder dazugehören.
Praxishandbuch Kinder unter 3, Ausgabe 16, 07/2015
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Kindergarten: Spielideen, Sprachförderung, Bastelideen, Konzepte, Kopiervorlagen
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